Brauerei Roth

Die Geschiche der Brauerei Roth
Die Erfolgsgeschichte beginnt bereits um 1818 über die Ära der Familie Roth,
die die Entwicklung von Rothbier stark geprägt hat bis hin in die Gegenwart der etablierten Schweinfurter Privatbrauerei.

Kurzübersicht (ausführlicher ganz unten !)

 

1818

Gründung der Brauerei durch den Bierbrauer Nikolaus Baumann

 

1864

Verkauf der Brauerei an Georg Christoph Glaser

 

1870

Georg Christoph Glaser übergibt die Brauerei seinem Schwiegersohn Robert Roth

 

1890

 Der Sohn von Robert Roth, Ludwig Theodor Roth übernimmt die Brauerei

 

1925

Überschreibung der Brauerei an Wilhelm und Dr. Ernst Roth

 

1943

Wilhelm Roth kommt bei einem Bombenabwurf bei Nürnberg ums Leben

 

1955

Der Neffe von Wilhelm Roth, Ludwig Roth rutscht in der Erbfolge an die Stelle seines Vaters

 

1972

Dr. Ernst Roth scheidet aus Altersgründen aus. Sein Sohn Robert Roth wird Mitinhaber.

 

1988

Verkauf der Brauerei Roth an die Löwenbräu AG

 

1993

Der gelernte Bilanzbuchhalter Edgar Borst kauft von der Löwenbräu AG die Brauerei zurück. Er gehört seit 1960 dem Betrieb an, durchlief seit der Lehre alle Abteilungen der Brauerei. Ihm zur Seite stehen seine beiden Söhne, Alexander und Mario Borst

 

 


   

Die heutige Brauerei Roth entstand auf einer Fläche, auf der früher die Hauptwache stand und ein Stadtturm, der unter "Turm An der Figur" oder auch "Schmierhäuschen" bezeichnet wurde.

Ausschnitt aus dem Plan von Tauber 1771 - Man sieht hier die Hauptwache, die in etwa so ausgesehen haben könnte mit drei Kanonen auf dem Dach - auch die Johanniskirche ist relativ realistisch dargestellt
Ausschnitt aus dem Plan von Tauber 1771 - Man sieht hier die Hauptwache, die in etwa so ausgesehen haben könnte mit drei Kanonen auf dem Dach - auch die Johanniskirche ist relativ realistisch dargestellt


Historische Aufnahmen:

 

Aschenbecher:

 

Bierdeckel:

ca. 1910
ca. 1910

 

Bierkrüge:

 

Blechschilder:

 

Biermarken:

 

Etikette:


Gläser:


Gutscheine:


Der Gutschein wurde zunächst für andere Feste genutzt, mit Stempel dann für das Jahr 2001 beim Volksfest
Der Gutschein wurde zunächst für andere Feste genutzt, mit Stempel dann für das Jahr 2001 beim Volksfest

 

Kronkorken:

 


Modellfahrzeuge:

Pins:


Sonstiges:

 

Ausführliche Darstellung der Geschichte der Brauerei:

Gegründet wurde die Brauerei Roth in der Oberen Straße 24 vom Büttner und Bierbrauer Nikolaus Baumann, geb. 08.06.1794. Dieser erlangte am 22.04.1818 die Konzession zum Bierbrauen im Städtischen Brauhaus, das an der Ecke Johannisgasse/Roßmarkt situiert war.

37 Jahre alt, erwarb Baumann die Konzession zur Errichtung einer eigenen Brauerei in der Oberen Straße (früher Obere Gasse). Dies wurde durch eine neue Verordnung ermöglicht, die privaten Brauereien ab 1830 das Bierbrauen in Schweinfurt erlaubte. Dies geschah im heute so genannten Roth'schen Haus, von dem heute leider nur noch das Erdgeschoss steht. Bis 1839 wurde noch eine Weinwirtschaft dort betrieben. Schwiegermutter Rosine Michal verkaufte jedoch das Anwesen zum 01.08.1839 an Nikolaus Baumann. Das wunderschöne Haus aus dem Jahr 1598 war bis 1812 im Besitz bekannter Schweinfurter Reichskonsulenten.

Baumann errichtete hinter dem schönen Renaissancehaus ein Sudhaus und richtete eine private Brauerei ein. Baumann verstarb jedoch bereits im Alter von 58 Jahren im Jahre 1852.

1854 verkaufte die Witwe Baumann, geb. Michal, das Anwesen an Georg Christoph Glaser, einem Gastwirt, der sein Bier bisher in städtischen Brauhaus gebraut hatte und in der Judengasse/Ecke Metzgergasse eine Gastwirtschaft betrieb. Doch dieser verstarb bereits im Dezember 1865 und hatte die Brauerei bereits 3 Jahre zuvor an seinen Schwiegersohn Robert Roth aus Heilbronn verkauft, einem Kaufmann, geb. am 25. Oktober 1828. Robert Roth heiratete 1857 Magdalena Glaser. Damit war die Roth'sche Brauerei-Dynastie gegründet. Aus dieser Verbindung gingen die Kinder Ludwig Theodor Roth (geb. 30.08.1863 in Schweinfurt) und Georg Roth (geb. 1859 in Pilsen) hervor. Nachdem Georg im April 1887 verstarb, übernahm Ludwig die Brauerei und heiratete 1890 die Tochter des angesehenen Kaufmanns und Seilermeisters Georg Rosa in Schweinfurt. Aus dieser Ehe stammten schließlich die weiteren Nachfolger (ab dem Jahr 1925) Wilhelm und Dr. Ernst Roth ab. Wilhelm war gelernter Brauer, Ernst promovierter Kaufmann. Gemeinsam führten sie unter der Firmierung Fa. Ludwig Roth OHG die Brauerei weiter. 1943 wurde Wilhelm durch eine Fliegerbombe in Nürnberg getötet, sodass Ernst die Brauerei allein weiter betreiben musste. Auch die Brauerei erlitt erhebliche Kriegsschäden. Am 1. Januar 1955 übernahm schließlich sein Neffe Ludwig, geb. 5.9.1930, den Platz seines Vaters Wilhelm in der Gesellschaft. Dr. Ernst Roth schied ruhestandsbedingt am 1.1.1972 aus und machte für seinen Sohn Robert Roth, geb. 8.4.1934 Platz.

 

ca. 1905
ca. 1905

Bauliche Maßnahmen und Kriegsschäden:

Seit der Gründung der Brauerei wurden immer wieder bauliche Maßnahmen mit technischen Erneuerungen vorgenommen.

Nikolaus Baumann baute das Sudhaus im Anschluss an das alte und ehrwürdige Patrizierhaus und ließ schließlich dort einen Felsenkeller ausgraben, der längs dem Nachbargebäude 12 m unter dem Erdgeschoss verlief. Sein Nachfolger Georg Glaser richtete im haus als auch im Keller Gasbeleuchtung ein und grub einen Schacht in den Felsenkeller; er ließ auch einen weiteren Keller ausheben.

Robert Roth ließ 1863 die bestehenden 2 Wirtszimmer in ein großes verbinden, die Küche wurde in ein Wirtschaftsnebenzimmer umgewandelt, woran sich dann durch Hinausrücken der Wand die Speise und die neue Küche anschlossen. Das Brauhaus selbst wurde komplett neu eingerichtet. Es wurden 2 weitere Keller gegraben und zwar an der Oberen Straße in der Verlängerung des Felsenkellers ein kleiner Eiskeller mit Eiswurfschacht unter der Eingangshalle und ein Keller gegen die hintere Grenze zu.

1877 wurde das Haus komplett neu verputzt und die angefertigten Malereien durch den Architekten Lieblein aus Frankfurt ausgeführt; diese verblieben bis 1933.

 

Zeichnung des Architekten Lieblein
Zeichnung des Architekten Lieblein

Auf Wunsch Schweinfurter Stadt-Historiker wurde die 1933 der bereits schadhafte Putz abgetragen und die Fassade wieder in der ursprünglichen Farbe neu verputzt.

Auch Ludwig Roth ließ weitere Veränderungen vornehmen:

An Stelle eines früheren offenen Gangs wurde 1891 der im Hof gelegene Seitenbau mit neuer Abortgrube errichtet. Der alte Brunnen wurde wieder hergestellt. In den Jahren 1897 und 1898 wurde ein massives Gartenhaus am Wall nebst einer alten Altane abgerissen und eine Gartenwirtschaft jenseits der Straße "Am Oberen Wall 4/8" an der Stelle eines Gemüse- und Obstgartens mit einigem Abstand von den Wallmauern errichtet. Hingegen wurde an der Stelle der früheren Gartenwirtschaft am Wall (Hausnummer 23, Rückfront der Oberen Straße 24) ein ca. 14 m tiefer Eiskeller mit daneben liegendem Gärkeller gebaut. Der Eiskeller fasste fast 1000 Fuhren Eis.

Im 1. Stock (der heutige Kontor) wurden verschiedene Zimmer, u.a. die Wirtswohnung und darüber eine Mansardenwohnung (einstige Wohnung des Oberbrauers) gebaut.

1915 wurde(n) jenseits der Straße das Eismaschinenhaus, 1925 die Autogaragen, 1928 der Stall für die Brauereipferde errichtet. Der frühere Stall im Rückgebäude wurde durch eine vergrößerte Flaschenfüllerei mit einem Kühlraum ersetzt.

1925/28 richtete die Firma Huppmann aus Kitzingen das Sudhaus neu ein. 1929/31 wurde das Schieferdach des Patrizierhauses neu eingedeckt, 1933 die Fassade zur Oberen Straße mit Steinarbeiten neu gestaltet. Hierzu wurde auch der Giebel bis über den 1. Stock völlig abgetragen, die Balken erneuert und exakt wie im ursprünglichen Originalzustand mit neuen von Steinmetzen gefertigten Steinen wieder aufgebaut. Dabei wurden auch neue Fenster eingesetzt. Der Aufwand betrug 6.000 Reichsmark.

Am 23. 9. 1939 wurde das Anwesen "Am Oberen Wall 12 -14" von Rudolf Stierlen für die Erweiterung der Brauerei erworben, der es im Jahr zuvor von der Maschinenfrabrik "Walter und Kuffer OHG" erworben hatte.  Doch aufgrund des Kriegsausbruches konnte dieser Plan zunächst nicht realisiert werden. In diesem Gebäude, in dem früher die Vereinsbrauerei am Graben ihr Kellergebäude hatte, bestand seit 1920 die landwirtschaftliche Maschinenfabrik "Walter und Kuffer", seit 1936 "Rotenburger Maschinenfabrik" genannt, welche 1938 nach Oberndorf verlegt wurde.

Der Krieg war - wie für alle - auch für die Brauerei Roth schrecklich. Viele Anwesen der Brauerei wurden beschädigt oder zerstört, so auch in der Theresienstraße 7, der Petersgasse 6, der Damaschkestraße 2, dem Oberen Wall 12, der Schrammstraße 20. Ebenso Krumme Gasse 26/21 (Totalschaden), Obere Straße 24 (Teilschaden), Albrecht-Dürer-Platz 4 (Totalschaden) und Zehntstraße 7 sowie Schelmsrasen 66.

Im Einzelnen:

Theresienstraße 7, Teilschaden 24.2.1944, 31.3.1944 u. 21.7.1944

Petersgasse 6, Totalschaden 19.7.1944

Damaschkestraße 2, Totalschaden 17.8.1943 und 10.4.1945

Oberer Wall 12, Teilschäden 19.7.1944 und 10.4.1945

Schrammstraße 20, Totalschaden 24.10.1943

Krumme Gasse 26 / Oberer Wall 21, Totalschaden 19.7.1944

Obere Straße 24, Teilschaden 19.7.1944

Albrecht-Dürer-Platz 4, Totalschaden 17.8.1943

Zehnstraße 7, 17.8. 1943

Schelmsrasen 66, Totalschaden 24.2.1944 und 10.4.1945

 

Am 24.2.1944 wurde - bauhistorisch gesehen für Schweinfurt ein besonderer Verlust - das Vordergebäude der Oberen Straße von Spreng- und Brandbomben getroffen. Am 19.7.1944 fielen 2 Bomben in das Eismaschinenhaus. Die Anlage nebst Brunnen und Pichhalle waren stark beschädigt, am 10.4.1945 fiel auch eine Sprengbombe auf den Dampfkessel, wobei die Sudanlage schwer beschädigt wurde. Durch Vernichtung der Kraftanlage kam der Betrieb zum Erliegen.

 

In den Nachkriegsjahren 1945 bis 1954 unternahm Dr. Ernst Roth größte Anstrengungen, den Betrieb wieder zum Laufen zu bringen. Das Sudhaus mit Kühlschiff, das Eismaschinenhaus und die Kraftanlagen wurden wieder funktionstüchtig gemacht, wobei sich die Beschffung der Materialen in dieser Notzeit als äußerst schwierig gestalteten. Doch dem großen Willen des Herrn Dr. Ernst Roth ist es zu verdanken, dass auch in der Nachkriegszeit dieses Unternehmen weitergeführt werden konnte. Anzumerken ist auch, dass nach der Besetzung durch die US-Truppen r. Roth den Betrieb 1 Jahr lang nicht mehr betreten durfte, was er bei jeder günstigen Gelegenheit zu umgehen wusste.

Ein große Erleichterung war der Eintritt seines Neffen Wilhelm Roth, geb. 5.9.1930 zum Beginn des Jahres 1955, der besonders im technischen Ablauf sein Können entfalten durfte. Zug um Zug wurde der Betreb in das Anwesen "Oberer Wall 4 - 14" verlegt und ausgebaut.

1955/1957 wurden ein Labor eingerichtet, der Gärkeller umgebaut und der große Eiskeller durch Zwischendecken aufgeteilt. Es folgten 1958 die Verlegung der Flaschenfüllerei und der Pichhalle, die Planierung des großen Hofes. 1960/1961 erfolgte die Vergrößerung der Gär- und Lagerkeller, 1963/1964 die Modernisierung der Flaschen- und Faßfüllerei am Oberen Wall, 1965 der Neubau eines Sudhauses am Oberen Wall; nach Abriss der Garagen und des Stalles wurde im Anwesen Oberer Wall eine große Sammelgarage eingerichtet.

1970 erneuerte man den Aufgang zum Büro und 1975 eine Verlegung des Gärkellers und dessen Ausstattung mit zylindrokonischen Gärtanks und einem Heferaum. 1977/1978 folgte die Verlegung der Lagerkeller. 1978 war schließlich der gesamte Betrieb in das Grundstück "Oberer Wall 4-14" verlegt und die Neueinrichtung damit abgeschlossen.

Nachdem 1972 sein Sohn Robert Roth in die Firma eintrat, zog sich Dr. Ernst Roth aus der Geschäftsführung zurück.

Die Firmenpolitik hatte sich zwischenzeitlich erheblich gewandelt, denn der Bierabsatz wurde immer weniger über die Gaststätten sondern vielmehr in Märkten, beim Heimdienst oder durch überregionale Geschäftserbindungen generiert. Die Heimzustellung ist bereits Ende der 1970er merklich zurückgegangen und endete in den 1980ern gänzlich.

 

Heute wird die Brauerei durch die Roth Bier GmbH mit den Geschäftsführern Edgar Borst, Alexander Borst und Mario Borst betrieben. Das Unternehmen hat einen hervorragenden Ruf und erfreut sich in Schweinfurt großer Beliebtheit.

Infos aus "Materialien zur Geschichte der Brauerei Roth"

Bibliothek Städt. Sammlung Schweinfurt