Das Rathaus zu Schweinfurt

 

Sicherlich ist das Rathaus zu Schweinfurt das schönste und bedeutendste Gebäude, das Schweinfurt vorzuweisen hat.

Das an der Südseite der „guten Stube“, dem Marktplatz Schweinfurts, gelegene Rathaus wurde von Nikolaus Hofmann in den Jahren 1570 bis 1572 nach dem großen Stadtverderben im sogenannten Markgräfler Krieg des Jahres 1554 erbaut. Es darf mit gutem Recht als eines der wichtigsten Renaissance-Bauwerke Süddeutschlands bezeichnet werden.

Das Rathaus hat im Gegensatz zu anderen bedeutenden Gebäuden Schweinfurts die Kriegszerstörungen sowohl des 30-jährigen Krieges, insbes. im Jahre 1647 als auch die heftigen Bombardements im Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschädigt überstanden.

Beschädigungen eines Brandes im Dachgeschoss im Jahre 1959 wurden fachgerecht restauriert. So bietet das Rathaus dem Besucher einen fantastischen Eindruck der Renaissancearchitektur Schweinfurts, die anderenorts in der Stadt leider meist nicht mehr in voller Pracht zu erleben ist.

Die Grundsteinlegung erfolgte am 17. März 1570. Die Inschrift des Grundsteins in lateinischer Sprache lässt sich wie folgt übersetzen: Zum Lobe der Heiligen Dreieinigkeit und zum Nutzen der Bürger dieser Stadt ließ im Jahre des Heils 1570 unter dem Kaiser und König Maximilian II., ein steter Mehrer des Reiches, am 17. März der Rat diesen Grundstein legen.

Am 19. Mai 1572 schließlich wurde das Rathaus feierlich eingeweiht. An diesem Tage wurde früh um fünf Uhr die Rathausglocke geläutet. Der Rat der Stadt zog daraufhin vom Zwinger, wo er seit Zerstörung des vorherigen Rathauses tagte, zum neuen Rathaus, wo er im 2. Stock des Südflügels seine erste Sitzung abhielt.

Eine der ehemaligen Eingangspforten
Eine der ehemaligen Eingangspforten

Zwischen den beiden ursprünglichen Eingangspforten liegt nun der große Eingang in das Erdgeschoss, das sich als gotische Halle präsentiert. Hier ist ein Vorraum mit Garderobe zur dahinter liegenden Ausstellungshalle aber auch mit Aufgang zu den oberen Rathausdielen vorhanden.

Die Tür zum Verlies
Die Tür zum Verlies

Läuft man durch den Torbogen des alten Rathauses, so befindet sich links an der Außenseite des Durchgangs eine kleine Tür. Diese war der Zugang zum Verlies des Rathauses. Schweinfurt hatte eine eigene Gerichtsbarkeit.

Zum Verlies Verurteilte mussten den Weg durch diese Türe antreten.

Über dem Durchgang ist eine lateinische Inschrift zu lesen (siehe Foto), die sinngemäß bedeutet:

Die Guten hassen wegen ihrer Tugend die Sünde

Die Bösen hassen die Sünde wegen der Strafe

Direkt links neben dem Rathaus befindet sich die Stadt-Apotheke, die sich dort in diesen Räumen bereits zeitgleich mit der Fertigstellung des Rathauses befand und die neben der Kronen-Apotheke in der Spitalstraße eine der ganz alten Schweinfurter Apotheken ist. Dort wurden im 16. und 17. Jhdt. ausschließlich vom Stadtphysikus Arzneimittel ausgegeben. Werfen Sie auch einen Blick auf diese alte Apotheke, deren Innenräume ebenfalls sehenswert sind.

Übrigens stammt die erste urkundliche Erwähnung einer Apotheke in Schweinfurt aus dem Jahre 1412. Der Bezug der heutigen Stadtapotheke fand im Jahre 1572 statt.

Rathaus mit Stadtapotheke
Rathaus mit Stadtapotheke
Der Westgiebel
Der Westgiebel

Am Erkerturm des Rathauses finden Sie den kaiserlichen Doppeladler mit Wappen des Kaisers Maximilians II. (1564 - 1574), dem Regenten zur Zeit der Fertigstellung des Rathauses. Der Doppeladler hält in seinen Krallen das Stadtwappen Schweinfurts. 

An der Balkonfront sind auch die Wappen der sieben Kurfürsten des damaligen Reiches zu sehen.

Der West- und der Ostgiebel sowie der Erker der Marktseite ist mit einer Vielzahl von Figuren bestückt, gut auch zu sehen aus dem Fenster zum Innenhof im 2. Stock des Rathausanbaues.

Beachten Sie auch die Uhr am Rathausturm. Sie hat ein Doppelgesicht: das große Zifferblatt unter der Turmhaube steht für die Stunden, das kleinere für die Viertelstunden.

Werfen Sie auch einen Blick in den Innenhof. Der große Treppenaufgang entlang dem alten Rathaus ist ein "Muss" für Fotoaufnahmen nach einer jeden Trauung.

Sandsteinwappen - Doppeladler (seit Anf. d. 15. Jhdts Wappen des Kaiserreichs) als Herzschild das Wappen Kaisers Maximilians; in d. Fängen das Schweinfurter Stadtwappen  A° CHR 1564 FERID N DO I ET MAXIMILIA NO RO IMP REGNAN TIBUS HOC OPUS COEPT
Sandsteinwappen - Doppeladler (seit Anf. d. 15. Jhdts Wappen des Kaiserreichs) als Herzschild das Wappen Kaisers Maximilians; in d. Fängen das Schweinfurter Stadtwappen A° CHR 1564 FERID N DO I ET MAXIMILIA NO RO IMP REGNAN TIBUS HOC OPUS COEPT

Über diese große Rathaustreppe gelangen Sie in die Rathausdiele im ersten Stock des alten Rathauses. Dort sehen Sie sogleich auf der linken Seite das Wappen, das einst die Innenseite des alten Mühltors am Ende der Rückertstraße zierte. Es zeigt den Doppeladler, der ab dem Beginn des 15. Jhdts. das Wappen des Kaisers und des Reiches war. Auch hier hält der Adler das Schweinfurter Wappen in den Fängen.

Hergestellt wurde es vom Bonner Steinmetzmeister Hans Lambrecht, der in Schweinfurt großes Ansehen genoss.

Die lateinische Inschrift lautet: Im Jahre Christi 1564, als Ferdinand I. und Maximilian das Römische Reich regierten, wurde dieses Werk begonnen.

Beachten Sie die geschnitzten Säulen und die verzierten Deckenbalken sowie auf der linken Seite die über-

dimensionalen Fische. Diese sind zwei lebensgroße Darstellungen von im Main im 16. Jhdt. gefangenen Stören.

 

Die Inschrift zum nach links blickenden Stör lautet:

"Anno Christi 1575 ahm 2. Tag des Herbstmonats ist von den Fischern Bürgern allhie zu Schweinfurt oberhalb der Statt bei under Euerheim im Main ein Stoer gefangen und lebendig hiehero gebracht worden welcher gewigt 197 1/2 Pfund

sein lang gewesen 9 statt merkschich die Rundung der mittels dicken 7/4 des Ellen"

Naja - verstehn kann man das kaum - aber die Originalgröße wurde ja abgebildet!

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Schon besser verständlich die Ausführungen zu dem nach rechts blickenden Riesenfangs:

"Im äußeren Main ist von den Schweinfurter Fischern Bürgern ein Stoer gefangen worden welcher gewigt 170 Pfund Anno 1593 ahm 1.Juni "

Die Großmut Alexanders gegenüber Darius III.
Die Großmut Alexanders gegenüber Darius III.

An der Südwand des Saales befindet sich noch ein großer flämischer Gobelin aus dem 17. Jahrhundert. Es handelt sich um ein Geschenk des Schweinfurter Ehrenbürgers und Konsuls Willy Sachs, auf dem die Geschichte vom Großmut Alexanders d. Großen gegenüber Darius III. im Jahr 333 v. Chr. dargestellt ist.

Sie haben noch die Möglichkeit einen Blick von dort in den Sitzungssaal des heutigen Stadtrates zu werfen, vorausgesetzt die Türe ist geöffnet.  Einen Zugang gibt es auch (Zuschauerempore) von der Diele im 2. Stock. Beeindruckend auch der Empfangsbereich unterhalb der Rathausdiele, hinter der sich ein Ausstellungsraum mit wechselnden Kunstausstellungen befindet.

Im heutigen Trausaal trafen sich in alten Zeiten die vornehmen Räte der Stadt, um über die Angelegenheiten Schweinfurts zu befinden. An der Decke des Trausaals das Wappen der Stadt aus dem Jahre 1680.

Hochinteressant auch die beiden Treppenhäuser, die sich in der Rathausfront nach oben winden und die viele Steinmetzzeichen enthalten, wie sie im übrigen auch in den Rathausdielen vorzufinden sind. Das in der Rathausdiele rechts befindliche, über alte Holztüren zugängliche Treppenhaus ist noch voll begehbar.

Treppenhaus rechts:

 

Treppenhaus links:

Die Decke des Trausaals dominiert das Schweinfurter Wappen aus dem Jahre 1690
Die Decke des Trausaals dominiert das Schweinfurter Wappen aus dem Jahre 1690
Foto: Dieter Bauer
Foto: Dieter Bauer
Schrank im 1 Stock des Hinterhauses vor dem großen Sitzungssaal
Schrank im 1 Stock des Hinterhauses vor dem großen Sitzungssaal