Die Fronveste in der Brückenstraße

einst Brückenstraße 34, in früheren Zeiten Haus Nr. 103 "Haus an der Brücke"

 

Herzlichen Dank für die Infos und Fotos an Heinz Schraut, dessen Familie einst in diesem Haus gewohnt hatte!

Es war das Haus auf dem Eisenbahntunnel mit der Adresse Brückenstraße Nr.34.

Erbaut wurde dieses Haus im Rahmen der Verlängerung der Eisenbahnlinie vom Stadt- zum Hauptbahnhof in Zeitraum 1852/54. Anfang 1971 wurde das Haus im Rahmen der Elektrifizierung der Eisenbahnlinie abgerissen.

Dr, Friedrich Stein schrieb zu diesem Haus: "Der Mühlfluß ging zum Graben unter dem Mühlberg und durch den Hof des Hauses Nr. 103, zuletzt und bis 1853 als Fronveste (Kerker) benutzt."  Dort wohnte in dem dann vor dem Schienenbau der Eisenbahn an gleicher Stelle abgerissenen Haus nach dem Adressbuch 1846 Sebastian Ebert, Stadtgerichtsdiener.

Blick vom Fischerrain auf die "Fronveste"
Blick vom Fischerrain auf die "Fronveste"

1853 soll das Haus im Zusammenhang mit dem Schienenbau für die neue Eisenbahn schon einmal abgerissen und wieder aufgebaut worden sein. Einer Urkunde aus dem Jahre 1942 zufolge hatte das Haus einst einen gewölbten Keller. Das abgebildete Haus jedoch bildete mit dem Tunnel eine Einheit und soll "in einem Zug" errichtet worden sein.

Unterlagen zufolge wohnte hier 1856 der Fabrikant und Gasthofbesitzer Friedrich von Berg, der bis 1868 auch Pächter der Städtischen Kunstmühle war. Im Haus war auch das städtische Mehlmagazin anzutreffen, "welches entfernt vom Mühlgebäude über den Eisenbahntunnel erbaut, 21.48 m lang, 11,80 m breit ist, aus Erdgeschoß, ersten, zweiten Stock und Dachraum besteht und mit Schiefer abgedeckt ist."

links das Haus Brückenstraße 34
links das Haus Brückenstraße 34

Im Jahre 1874 wurde die Städtische Kunstmühle als Aktiengesellschaft in das Handelsregister eingetragen. In der von Carl Sattler (für den Aufsichtsrat) unterzeichneten Urkunde ist eine genaue Beschreibung der damals genutzten Räume vorhanden: Im Erdgeschoss befanden sich "Verkaufsläden, Comptoir, Nebenzimmer, 3 Kleie-Lagerräume mit Gebrück und 2 weitere Räumlichkeiten sowie Vorplatz, Hauseingang an der Nußgasse und Abtritt mit Plattenbelag". Im 1. Stock waren die "jetzt aber zumeist zur Mehllagerung benutzten Piecen". Es ist dem Dokument weiter zu entnehmen, dass "die einzelnen Stockwerke und bzw. der Bodenraum unter sich durch solide gestemmte eichene Treppen mit Fensterbrettern und Geländern verbunden sind".

Ab 1908 wurde das Haus dann von Mietparteien bewohnt. So blieb das bis zum Abriss des Hauses.

Januar 1971 - das Haus zeigt bereits Abbruchmerkmale Foto: Schweinfurter Tagblatt
Januar 1971 - das Haus zeigt bereits Abbruchmerkmale Foto: Schweinfurter Tagblatt
Januar 1971 - im Abbruch begriffen - Foto: Schweinfurter Tagblatt
Januar 1971 - im Abbruch begriffen - Foto: Schweinfurter Tagblatt