Gaststätte Vier Quellen
Deutschhöfer Straße 51 (7)
Die Gaststätte "Vier Quellen", heute Deutschhöfer Straße 51, früher mit der Nr. 7 adressiert, ist im Adressbuch als Gastwirtschaft (allerdings ohne den Namen "Vier Quellen") 1904 erstmals aufzufinden. Zu diesem Zeitpunkt bestand sie schon längere Zeit. Gebaut wurde das Haus bereits vor 1875 vom in der Burggasse in Schweinfurt lebenden Maurermeister Georg Blendinger.
Am 24. April 1888 erwarb der Landwirt Georg Wittmann das Anwesen und erhielt die Konzession zum Betrieb einer Schankwirtschaft, die hier wohl bereits zuvor zugunsten des Voreigentümers bestand. Begründet wurde der Antrag mit dem Wunsch benachbarter Anwesen, insbesonders der hier in der Deutschöfer Straße angesiedelten Ziegeleien.
Ab 1908 ist hierfür der Name "Vier Quellen" nachgewiesen.
Dr. E. Saffert, Schweinfurter Historiker führt hierzu folgendes aus:
"Der Name "Vier Quellen" dürfte um das Jahr 1908 entstanden sein. Er wurde nach dem Flurnamen "Quellplatz" an der Gemarkung zum nahen Dittelbrunn (sh. Straßenname "Quellenweg") gebildet. 1908
war Paul Fiedler aus Zeyern bei Kronach Wirt der Gastwirtschaft, Besitzer war jedoch sein Bruder, der Metallwarenfabrikant Philipp Fiedler aus Berlin. Nach dessen Tod pachtete der Lohnkutscher
Johann Fleischhauer die Gaststätte, ab 1912 Johann Fiedler, ein anderer Bruder Philipp Fiedlers. Von 1916 bis 1919 ruhte der Wirtschaftsbetrieb. Anschließend pachtete der Brauer Julius Bronnsack
die Gastwirtschaft, die dann einige Jahre später von der Brauerei Gebr. Wagner übernommen wurde. Diese Brauerei setzte den Kaufmann Willi Stangler aus Köln als Pächter ein und im Jahre 1929 den
Schlosser Adolf Grimmer - im Volksmund "Stöß" genannt - , der die Wirtschaft bis in die Nachkriegszeit führte. Die Gastwirtschaft besteht noch heute, wenn auch der gemütliche Wirtschaftsgarten
Garagen und einer Tankstelle weichen musste." (leider!)
Adolf Grimmer, der letzte "große Wirt" der Gaststätte Vier Quellen, wurde auch der "Grimmers-Stöß" genannt. Er war Bauchredner, Humorist und Schrammelmusiker und
begeisterte viele Gäste aus Schweinfurt und Umgebung.
Von Beruf war er eigentlich Schlosser, doch bewirtschaftete er mehrere Jahrzehnte lang mit großem Erfolg diese Gaststätte an der Deutschhöfer Straße.
Gerne trat er mit seinem "Schörschle" auf (siehe Bild unten), eine etwas mehr als 1 Meter große, aus hölernen Gliedern bestehende Puppe mit drahtigen Borstenhaaren und einer kräftig nach oben
gebogenen Nase. Als überzeugender Bauchredner gab Adolf Grimmer diesem seinen häufigen Begleiter eine Stimme. Humoristische Zwiegespräche zwischen ihm und seinem Schörschle brachten sein Publikum
stets zum Lachen. Da blieb kein Auge trocken!
Die Darbietungen fanden stets im geräumigen Nebenzimmer der Gaststätte statt oder - bei schönem Wetter in den Sommermonaten unter den Bäumen im Garten vor entsprechend großem
Publikum.
Doch auch bei den "Deutschhöfer" Kirchweihen trat Grimmer mit seinem hölzernen Begleiter auf und nahm natürlich auch Besucher und Prominente satirisch aufs Korn.
Attraktionen ließ sich Grimmer immer wieder gerne neu einfallen. So setzte er auch die Idee um, eine "Luftnummer" in Szene zu setzen mit "Schörschle" als Flieger. Schörschle saß dabei in
einem Korb, über dem ein Luftballon schaukelte. Das ganze Ballon-Gefährt lief auf einem Drahtzug durch den Garten der Wirtschaft. Vom Hof aus stellte der Grimmer-Stöß die Fragen, der äußerst
schlagfertig antwortete. Grimmer ließ dabei auch Ermahnungen an die anwesenden Kinder aussprechen, die er natürlich mit deren Eltern zuvor abgesprochen hatte. Im Korb soll den Erzählungen nach
ein Lautsprecher befindlich gewesen sein und ein Helfer habe vom Dachboden aus ins Mikrofon gesprochen.
Grimmer trat in den 20er und 30er-Jahren auch im Duo "Grimmer & Schmitt" auf. Der "Stöß von der Quelln", wie er auch genannt wurde, soll ein bescheidener und sozial denkender Mensch
gewesen sein. Er starb 1956.
Die Familie Grimmer
Die Puppe "Schörchle" gibt es heute noch:
Großvater und Großmutter von Adolf,Wilhelm,Eduard,Heinrich,Georg,Babette,Renate
Erhard Grimmer
1841 - 1907
Geburt: 13. Jul. 1841 in Dippach
Taufe: 23. Jul. 1841
Godparents: Erhard Bibra; Brünnhausen
Beruf: Ziegler, Landwirt
Ehe: Hochzeit 14. Jul. 1872 in Birkenfeld
Tod: 27. Jul. 1907in Schweinfurt
Marie Elisabetha Grimmer (geb. Dümmler)
1850 - 1925
Geburt: 18. Feb. 1850 in Käßlitz, Deutschland
Taufe: 24. Feb. 1850
Ehe: Hochzeit 14. Jul. 1872 in Birkenfeld,
Tod: 5. Feb. 1925 Schweinfurt,
Eltern:
Paulus Johann Dümmler
Dorothea Anna Dümmler (geb. Mathäus)
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Babette Schirmer (geb. Grimmer)
1888 - 1968
Geburt: 4. Mrz. 1888 in Schweinfurt,
Beruf: Blumenbinderin
Tod: 23. Jul. 1968 in Schweinfurt
Ehemann: Stefan Ernst Schirmer
1890 - 1962
Kinder:
Mariechen Lindner (geb. Schirmer)
Else Schirmer
Friedrich Schirmer
Heinrich Christian Grimmer
Geburt 07.03.1882 in Dippach, Bayern, Deutschland
Tod 15.08.1948 in Schweinfurt, Bayern, Deutschland
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Ehe mit Frau Anna Margaretha Löhr
Emma Grimmer verh.Zeidler
Franz Grimmer
Fritz Grimmer
Marie Grimmer verh. Alt
Hulda Grimmer Verh.Jobst geb.
Söhne u.Töchter v.Erhard und Marie Grimmer geb.Dümmler
Babette Grimmer
Heinrich Grimmer
Wilhelm Grimmer
Georg Grimmer
Adolf Grimmer
Eduard Grimmer
Renate Grimmer