Das alte Gaswerk am Marienbach
Heute befindet sich dort das Kino "Filmwelt"
In der östlichen Innenstadt in Schweinfurt am Marienbach wurde von 1857 bis 1965 Stadtgas auf Steinkohlebasis produziert. Der kleinere der beiden Gasometer wurde bereits 1889 errichtet und galt als der älteste erhaltene Teleskop-Gasbehälter in Deutschland.
Am 27. November 1857 wurde das Gaswerk am Oberen Marienbach nach siebenmonatiger Bauzeit eröffnet, das die Stadt und der Augsburger Unternehmer Riedinger gemeinsam mittels einer Aktiengesellschaft finanziert hatten. Später erwarb die Stadt alle Anteile – auch weil sie erkannte, dass Energie reichlich Entwicklungspotential besaß.
Mit dem aus Steinkohle hergestellten „Stadtgas“ wurden anfangs lediglich 148 öffentliche Laternen in der damals 8421 Einwohner zählenden Stadt betrieben. Die Betriebe und Gewerbe erkannten
jedoch den Vorteil der Gasbeleuchtung für das Arbeiten bei Dunkelheit, und auch in Schulen und etwas später auch in Privathaushalten setzte sich das Leuchtgas zunehmend durch.
Bereits nach 18 Jahren überschritt die Gasabgabe die Leistungsfähigkeit der Anlage von 200 000 Kubikmeter pro Jahr, weshalb ein neuer Ofen und ein dritter Gasbehälter errichtet werden
mussten.
Im Jahre 1905 erreichte die Fabrik bereits eine Leistung von einer Million Kubikmeter, trotz der Konkurrenz durch das örtliche Elektrizitätswerk.
Hatten die Gasbehälter zunächst noch ein Fassungsvermögen bis zu 2000 Kubikmeter, entstand 1936 ein neuer Großbehälter, dessen Ausmaße bis vor enorm waren: Der Kessel war 33 Meter hoch und hatte das sechsfache Volumen des bisherigen.
Bis ins Jahr 2004 war er im Einsatz, zuletzt nur noch, um die Leistungsspitzen im Winter abzufangen. Danach wurde dieser zusammen mit einem zweiten, kleineren Behälter, der bereits Mitte der siebziger Jahre stillgelegt worden war, abgebaut. Mehrere Millionen Euro kostete die Stadtwerke die darauf folgende Sanierung der dortigen Altlast.
Bereits Ende der 50er Jahre verlor die klassische Gaserzeugung aus Steinkohle langsam an Bedeutung, in einer Zeit, in der Gas verstärkt auch zum Heizen verwendet wurde. Der Trend ging zur Flüssiggas-Spaltanlage und zum Ferngas, an dessen Leitungen die Stadt ab 1963 angeschlossen wurde.
Der Niedergang der Stadtgas-Netze in Deutschland war auch eine Folge der in Russland und in der Nordsee entdeckten Erdgasvorkommen. Ab 1971 wurde die Versorgung der Stadt komplett von Kokereigas auf Erdgas umgestellt. Geräte mussten umgestellt werden, der Komfort nahm damit aber zu.
Weitere Fotos:
Herzlichen Dank an Elfriede und Heinz Krämer !!!!
weitere Fotos Apparateanlage (spätere Zeit ohne Jahresangabe):
Ausstellung 1934 u.a.
Festzug 1934 Gaswerkwagen
Schaufensterreklame 1937
Ofenhaus
Ausgeführte Gewerke des Unternehmens "Gaswerk" in anderen Unternehmen: