Die erste Kaffeschenke in Schweinfurt und wie der Kaffee nach Schweinfurt kam - Gumbert und die erste Kaffeeschenke
Der Kaffee, zum ersten Mal durch Beute nach der Belagerung von Wien durch die Türken 1683 nach Wien gebracht, und von da über ganz Deutschland trotz aller herrschaftlichen, fiskalischen
Erschwernisse und Verbote verbreitet, war zunächst ein absolutes Luxusgetränk. Viele Jahre später wurde er fortwährend von der Insel Martinique importiert. Kaffee war sehr teuer; noch im letzten
Viertel des 18. Jahrhunderts kostete das Pfund 1 Gulden 24 Kreuzer.
Die Regierungen versuchten vergeblich, die Einfuhr zu verhindern. Die Herrschenden versuchten deshalb, ihren Untergebenen den Genuss von Bohnenkaffe dadurch zu verleiden, dass sie ihn als sehr gesundheitsschädlich darstellten und einen Absud von Eicheln und Zichorie (Gemeine Wegwarte) als einheimisches, gesundes Getränk empfahlen. Als dies ohne Erfolg blieb, verordnete man, dass das Trinken von Bohnenkaffe als Luxus nur den reichen und "vornehmen" Leuten erlaubt sei.
In Schweinfurt, wo seit alten Zeiten der Wein bzw. Branntwein das Volksgetränk Nr.1 war, kam der Kaffee recht spät in Mode. Nach Chronik-Berichten brachten um 1760 sächsische Truppen das Getränk mit, als sie im Siebenjährigen Krieg in der Stadt lagerten. Noch im Jahre 1789 wurde eine Weberstochter vom hohen Rat verwarnt, weil sie eine Tasse Bohnenkaffee getrunken hatte. Ein öffentlicher Ausschank fand erst um diesen Zeitraum herum statt und als Betreiber der ersten Kaffeeschenke wird der Kaufmann und Senator Johann Carl Gumpert genannt.
Als Nachkomme eines angesehenen, mehrfach mit der berühmten Familie Fehr versippten Kaufmannshauses, am 26. Juni 1728 in Schweinfurt geboren, war er ursprünglich von den Eltern, Johann Michael Gumpert und Susanne Eleonore Gebhard, zum geistlichen Beruf bestimmt und besuchte die lateinische Schule in Schweinfurt. Er wollte jedoch Ingenieur werden und war im Begriff, bei einem Verwalter in Obbach die Feldmesserei zu erlernen, als sein Vater ihn zurückholte und ihn zwang, sich dem Handel zu widmen. Bei einem Geschäftsfreund des Vaters, Kaufmann Jacob Freidrich Schulz in Bremen, musste er in den nächsten sechs Jahren als Handelsgehilfe tätig sein.
Dort verstand man ihn allerdings zunächst wegen seines fränkischen Dialektes kaum und er ebenso das dort vorherrschende Plattdeutsch. Bei seiner Ankunft dort wurde er ausgelacht und für einen Bettler gehalten. Dennoch wurde er langsam von seinem Patron in die Geheimnisse der "niederdeutschen Sprache" eingeweiht. Da er sich sehr geschickt zeigte, wurde er sehr gerne von seinem Chef auf dessen Reisen mitgenommen. Oft zog er auch alleine iauf Reisen und lernte so mit der Zeit ganz Deutschland kennen. Auf einer solchen Fahrt, bei der er 4000 eingenommene Reichstaler für seinen Herrn mit sich führen musste, wäre er beinahe zu Tode gekommen. Am 20. Februar 1750 war er mit 8 Reisegefährten, einem Leutnant, 3 Kaufleuten und 1 Studenten unterwegs nach Bremen, als plötzlich nachts im Wald ein Pferd im Eis stecken blieb und den Fuß brach, wodurch ein unfreiwilliger Aufenthalt an diesem unsicheren Ort verursacht wurde. Neun desertierte Soldaten machten sich dies zur Gelegenheit und überfielen die Transportgruppe, um diese auszurauben. In diesem Gefecht wurde der Leutnant, der Student und ein Kaufmann getötet, Gampert am Kopf verletzt. 6 der angreifenden Soldaten wurden getötet. Es fehlte nicht an Anerkennung für den tapferen Schweinfurter Handlungsgehilfen Gumpert, sodass er im darauf folgenden Jahr die Erlaubnis erhielt, nach England zu reisen, als ihn jedoch ein Brief der Mutter erreichte und ihn nach Schweinfurt zurückrief, da der Vater gestorben war. Gampert musste deshalb seine aussichtsreiche Stellung in Bremen aufgeben.
In Schweinfurt musste er zunächst 2 1/2 Jahre als Erzieher der beiden Töchter seiner Tante tätig werden, einer Frau Hofrat Wolff, bis es ihm schließlich gelang, eine Stellung bei einem mit italienischen Waren handelnden Kaufmann Philipp Drach in Nürnberg zu erhalten. Für diesen bereiste er mehrfach Südtirol. Als nach 3 1/2 Jahren Kaufmann Drach verstarb, ging Gampert zunächst zu seinem Bruder, der als Verwalter bei Herrn v. Öhlhafen in Rupprechtstein tätig war, um diesen zu unterstützen. 1757 heiratete er die Witwe Sybilla Margareta Mildenberger, einer geborenen Grasmück und zog nach Schweinfurt. Dort eröffnete er ein Geschäft und das erste Kaffeehaus. Die Kaffeebohnen bezog er von seinem ehemaligen Herrn in Bremen. Gumpert kam 1762 in den Achterstand, 1770 in den äußeren Rat.
Gumpert bekleidete etliche städtische Ämter und starb nach 37-jähriger Ehe am 20. April 1794. Er hinterließ sechs Kinder.
Es ist unbekannt, in welchem Haus in Schweinfurt die erste Kaffeeschenke betrieben wurde.