1926 - 1945
Am 05. September 1926 erfolgte die Grundsteinlegung für das Kolpinghaus in Schweinfurt. Sie wurde durch Bischof Matthias Ehrenfried zusammen mit Oberbürgermeister Dr. Benno Merkle vollzogen. Letzterer zelebrierte die drei erforderlichen Hammerschläge.
Am 05. Dezember 1926 wurde der Grundstein zum Bau der Kilianskirche (Vorgängerkirche der heutigen Kilianskirche) durch Bischof Matthias Ehrenfried gelegt.
Der heute noch bestehende Hockey Club Schweinfurt 1926 e.V. wurde gegründet und die Diakonie Schweinfurt eröffnete die Bahnhofsmission.
Vom 13. - 15. Juli 1926 fand das vierte Studiengenossenschaftsfest in Schweinfurt statt.
Am 11. Februar 1925 trat an die Stelle der Straßenbahn ein privater Omnibusbetrieb, der nun am 1. Juli 1927 in städtische Regie (heute Verkehrs- betriebe der Stadtwerke Schweinfurt) überging.
Damit wurde der öffentliche Nahverkehr in Schweinfurt begründet.
Im Jahre 1927 stellte Chefarzt Dr. Weinzierl den Antrag an die Stadt, ein neues Krankenhaus zu bauen. Damit war der Anfang zum Bau des Städt. Krankenhauses in der Robert-Koch-Straße gemacht.
Vom 24.06. bis 26.06.1927 wurde der Republikanische Tag des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold begangen. Angeblich wegen Verkehrs- behinderung musste die Veranstaltung vom Roßmarkt auf den Bleichrasen verlegt werden. Zum Ehrenausschuß des Reichsbanners gehörten neben Dr. Benno Merkle auch Stadtrat Säckler und Stadtrat Bergdolt.
In den Jahren 1927 bis 1930 werden vom Deutschen Roten Kreuz in Schweinfurt die ersten motorisierten Krankenwagen in Betrieb genommen
Im Breitensport der Stadt Schweinfurt spielte das Fahrradfahren eine große Rolle. Gerade Fichtel & Sachs und hier speziell Ernst Sachs förderten den Radsport aus nicht ganz uneigennützigen Gründen. Von großer Bedeutung war der Arbeiter-Radfahrerverein "Solidarität", der im Jahre 1929 bereits sein 25-jähriges Jubiläum feiern konnte. Im gleichen Jahr gewann erstmals ein Schweinfurter für den Verein "Solidarität" eine Deutsche Meisterschaft. Willi Rummert gewann diese beim 100 Meter - Langsamfahren, bei dem er erst nach 35 Minuten im Ziel eintraf.
Grundsteinlegung für das Ernst-Sachs-Bad: Oberbürgermeister Benno Merkle (rechts) verliest die Urkunde, die eingemauert wird. Von links: Elinor und Willy Sachs, Betti und Ernst Sachs, Architekt Lehrmann, dahinter die Bauunternehmer Adam Tasch und Michael Siebensohn, Stadtrat Leonhard Riedel, Architekt Kiesel, Oberbaurat Zierl und Architekt Roderich Fick.
1931 wurde mit dem Bau des Ernst-Sachs-Bades begonnen, welches im jahre 1933 vollendet wurde. Hier im Bild die Rohbauarbeiten im Untergeschoss des Bades.
Oberbürgermeister, Stadtrat und Stadtverwaltung 1932:
Bürgermeister: Dr. Benno Merkle (OB), Konrad Raithel, Josef Saeckler.
Berufsmaessige Stadtraete: Dr. Ignaz Schoen, Dr. Karl Koeppele, Dr. Kurt Roemer. Dr. Ludwig Pfeiffer, Otto Schermbacher, Dr. Ludwig Schuessler.
Ehrenamtliche Stadtraete:
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- Bürgerliche Einheitsliste: Wilhelm Bechert, Hermann Barthel, Ernst Herrman, Hans Lingl, Adam Tasch, Otto Drescher, Heinrich Schad, Nikolaus Rumpel.
- Bayerische Volkspartei: Edmund Habermann, Bernhard Schineller, Hans Zehender, Vitus Beiergroesslein, Martin Weger, Vinzenz Seufert.
- NSDAP: Ludwig Poesl (Angestellter), Ernst Przesdzienk (Schlosser).
- SPD: Friedrich Pfister, Fritz Soldman, Roman Muenzbuehl, Georg Groha, Christian Neuschwanger, Johann Wetz, Martin Weber, Johann Bergdolt, Anna Weichsel, Essl Bistor, Heinrich Wener, August Poetsch, Kaspar Merz.
In Schweinfurt war Anfang der 1930er-Jahre Hitler nicht besonders beliebt, wenngleich er auch eine nicht unbeachtliche Zahl von Anhängern hatte.
Als er am 16. Oktober 1932 zum zweiten Mal Schweinfurt besuchte, war auf dem Schützenplatz eine riesiges Zelt mit einer Kapazität von 15.000 Personen aufgebaut worden. Es kamen ohne die 500
SA- und SS-Personen jedoch nur ca. 8.500 Besucher bei einem großen Einzugsbereich. Hitler kam gerade aus Coburg, wo ihn 70.000 bis 80.000 Menschen gehört hatten. Hitler soll in Bezug auf den
schlechten Besuch äußerst ungehalten gewesen sein, insbesondere auch, da ihn bei der Einfahrt nach Schweinfurt viele "Pfui"-Rufe begleitet hatten.
Die Arbeitslosigkeit war in Schweinfurt - wie im gesamten Gebiet Deutschlands - enorm hoch. Viele mussten sich immer wieder als arbeitssuchend melden; die Nachfrage nach Arbeit und der Bezug von Unterstützung musste durch eine Meldekarte stets nachgewiesen werden. Soziale Not macht viele Menschen blind. Soziales Elend und das Gefühl, nichts wert zu sein, bietet Nährboden für Extremismus. Die große Mehrheit lief deshalb einem "starken Führer" nach, der Deutschland letztendlich in ein noch größeres Elend führte.
Am 10. März 1933 wurde die Machtergreifung durch die NSDAP auch in Schweinfurt offenkundig. Das tragische Schicksal, das eine Gruppe verbrecherischer Nationalisten in Gang gesetzt hatte, nahm seinen Lauf.
An diesem Tag wurde früh um 6:30 Uhr der sozialdemokratische Schweinfurter Oberbürgermeister und einige Stadträte Schweinfurts verhaftet und in so genannte "Schutzhaft" genommen. Dr. Benno Merkle ließ sich auf eigenen Wunsch nach Würzburg verbringen, da er fürchtete, dass seine Anhänger versuchen würden, ihn zu befreien und es so zu gewaltsamen Auseinandersetzungen kommen könnte. An diesem Tag wurde auch in Schweinfurt die Demokratie begraben.
Nach der Reichtagswahl von 1933 wurden alle Landes- und Kommunalparlamente einfach "gleichgeschaltet", so die Ausdrucksweise der Nazis zu ihrem Vorgehen. In Schweinfurt erhöhten sie die Zahl der nationalsozialistischen Stadträte eigenmächtig per "Gesetz" von zwei auf neun. Fünf der damals dreizehn SPD-Stadträte wurden aus dem Rat ausgeschlossen und von den verbliebenen war die Hälfte bereits in "Schutzhaft" genommen worden, -auch - als der SPD-Stadtrat Valentin Kupfer in der Sitzung vom 27. April 1933 erklärte, man sei bereit auch unter dem neuen Regime weiter zu arbeiten.
Bereits zwei Monate später erklärte der neu gewählte Oberbürgermeister und Nationalsozialist Pösl, sieben der SPD-Stadträte hätten ihren Austritt aus dem Stadtrat erklärt (gewiss nicht freiwillig). Der achte war Georg Groha, der auf der Fahndungsliste der Nazis stand und der bereits nach Frankreich geflohen war, wo er im Jahre 1941 verstarb.
Am 10. März 1933 wurden auch die Gewerkschaftsräume in der Luitpoldstraße 20 besetzt und durchsucht, Material u. Akten beschlagnahmt u. abtransportiert.
Zwei Bilder oben:
Auch in Schweinfurt wurde Propaganda betrieben für ein "JA" bei der Volksabstimmung für den Austritt aus dem Völkerbund am 12. 11. 1933, als auch die Reichstagswahl stattfand. Die Räume des
ADGB befanden sich im ersten Stock. Im Haus um die Ecke hatte der DMV seine Geschäftstelle. (ADGB = Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund
DMV = Deutscher Metallarbeiter-Verband (1891–1933) )
Am 10. März 1933 wurden die Gewerkschaftsräume besetzt und durchsucht, Material u. Akten beschlagnahmt u. abtransportiert. Fritz Soldmann und Georg Groha und sämtliche Stadträte wurden verhaftet.
Im Jahre 1933 ging die Verhaftungswelle gegen Oppositionelle weiter. der Sozialdemokrat Fritz Soldmann wurde zusammen mit Gleichgesinnten erneut verhaftet und ins KZ Dachau verbracht. Bild oben: Haftbefehl vom 23.06.1938
Am 12. August 1933 fand in der Firma Kugelfischer eine "Gedenkstunde" zum 50. Jubiläum der Firma statt. (siehe die 4 nachfolgenden Fotos - bitte vergrößern!):
Schweinfurt während des "Dritten Reichs"
Herzlichen Dank auch an das Stadtarchiv Schweinfurt, das einen Teil der Fotos zur Verfügung gestellt hat
Vom 14. - 31. Juli 1934 fand in Schweinfurt die "Heimatschau" statt, eine Unternehmensmesse, die mit der heutigen UFRA vergleichbar ist. Diese wurde ganz im Geiste der nationalsozialistischen Bewegung durchgeführt.
Anlässlich dieser Heimatschau ist in Schweinfurt eine Broschüre veröffentlicht worden, die den Zeitgeist der nationalsozialistischen Gesellschaft wiedergibt und darüber hinaus viele geschichtlich wertvolle Informationen Schweinfurts aus dieser Zeit wiedergibt.
Ich habe mir lange überlegt, ob ich diese an dieser Stelle einstellen soll und meine, die Gründe, dies zu tun, überwiegen.
Der Leser sollte keinesfalls den Eindruck haben, dass viele Namen, die hier in Funktionen aufgeführt sind, für eine nationalsozialistische Gesinnung stehen und somit der Stab über jene Personen zu brechen sei. Man würde sicherlich vielen Schweinfurtern Unrecht tun. Der Leser sollte vielmehr bedenken, dass viele Schweinfurter, insbesondere die in "Amt und Würden" und Geschäftsleute vor der Alternative standen, gute Miene zum bösen Spiel zu machen oder mit der Belegschaft unterzugehen. Hätten wir es mit der damaligen Erziehung und den damaligen Verhältnissen tatsächlich anders gemacht? Es ist heute leicht, dies zu behaupten aber es war damals sehr schwer, dies zu tun.
Lernen wir jedoch daraus und sorgen wir mit rechtzeitiger Aufklärung und rechtzeitigem Widerstand dafür, dass es nie mehr so weit kommen wird!
Es wird darauf hingewiesen, dass sich der Verfasser von nationalsozialistischen Inhalten und Symbolen distanziert. Im Sinne einer umfassenden geschichtlichen Bearbeitung ist jedoch - auch im Sinne des § 86 Abs. 3 StGB - eine vollständige Darstellung teilweise ohne Abdeckung von Symbolen und Texten angezeigt. Soweit es möglich war, wurde das Hakenkreuz jedoch eliminiert.
Hier die komplette Ausgabe der Zeitschrift "Heimatschau":
Schweinfurt-Flyer aus dem Jahre 1934:
Reichssporttreffen im September 1936 im Willy-Sachs-Stadion
Im Jahre 1936 wird Schweinfurt Garnisonstadt. Am 12. Oktober 1936 zieht in Schweinfurt die 2. Panzerdivision aus Würzburg ein und hält auf dem Marktplatz eine Parade ab (siehe Foto).
- Oberbürgermeister, Stadtrat und Stadtverwaltung 1936:
- Buergermeister: Ludwig Poesl (OB), Konrad Raithel, Karl Endres. Otto Schermbacher.
- Ratsherren (keine Parteien mehr): Walter Erhard, Michael Firsching, Heinrich Fischer, Philipp Guenkel, Georg Kaffer, Heinz Raiser, Ludwig Kehl, Hans Ruhr, Hermann Matz, Karl Mueller, Johann Riedel, Willy Rischler, Georg Schaefer (II), Georg Schenk, Gregor Schneider, Hanns Schoedel, Georg Schumann (Kreiswalter), Fritz Spiess (Adjudant). Wilhelm Ezhozla, Adam Tasch, Martin Wegner, Georg Weidling (Kreisleiter), Fritz Weiss, Karl Wolff.
bitte vergrößern!
Am 12. Mai 1937 bildeten die drei Schweinfurter Andreas Kupfer, Robert Bernard und Albin Kitzinger die Läuferreihe beim Testspiel der Fußball - Nationalmannschaft gegen Manchester City.
In Schweinfurt wird 1938 ein Wasserstraßenamt eingerichtet:
Im November 1938 ereignete sich auch in Schweinfurt höchst Verwerfliches!
Beim Novemberpogrom 1938 wurden jüdische Einwohner - unter ihnen auch Kranke und Alte - aus ihren Häusern geholt und unter Beschimpfungen und Steinwürfen durch die Straßen der Stadt geschleppt. In den jüdischen Wohnungen und Gebäuden wurde erheblicher Schaden angerichtet.
Am Abend des 9. November 1938 zogen ca. 2800 aufgehetzte NSDAP-Mitglieder mit antijüdischen Parolen vom
Marienbach zum Marktplatz. An diesem Abend war eine nationale Gedenkfeier für den ermordeten Botschaftssekretär Ernst von Rath vor dem Brauhaus vorgesehen, zu dem alle NSDAP-Mitglieder zur
Anwesenheit verpflichtet waren. Dabei bleib es noch relativ ruhig. Am nächsten Morgen jedoch brach der Wahnsinn aus.
In der Synagoge wurden sämtliche Einrichtungsgegenstände und die Ritualien zertrümmert, Torarollen in
den Schmutz geworfen und zertrampelt. Die Polizei beschlagnahmte eine Anzahl von Ritualien und Torarollen, darunter wertvolle Gegenstände, die aus den Gemeinden Arnstein, Gochsheim und Ebelsbach
nach Schweinfurt überführt worden waren. Nur einige Gebetbücher und Toramäntel konnten gerettet werden. Schaufenster jüdischer Geschäftslokale wurden zertrümmert, Möbel aus den Häusern jüdischer
Mitbürger geworfen. In der Theresienstraße wurde die Backstube des jüdischen Bäckers Max Schlorch zerstört. Jüdische Mitbürger wurden mit Steinen beworfen, etliche wurden festgenommen und ca. 30
Männer in das Konzentrationslager in Dachau verschleppt.
Robert Sachs aus der Oberen Straße in Schweinfurt beschrieb den 9. November so: " Es war für uns die Ruhe vor dem Sturm, und dieser brach am nächsten Morgen los." Die Schweinfurter Juden, mit denen es bis 1933 ein gutes Miteinander gegeben hatte, erlebten am 10. November 1938 unfassbares Leid. Schaufenster jüdischer Geschäfte wurden eingeschlagen, Bettdecken aufgeschlitzt, Möbel aus den Häusern jüdischer Mitbürger geworfen.
Zu Beginn der NS-Zeit (1932/33) bestand der Gemeindevorstand der jüdischen Gemeinde aus sechs
Personen, insbesondere Dr. Moses Hommel (1. Vors.), Nathan Stern (wohnt Gymnasiumstraße, 2. Vors.) und Salomon Mars (wohnt Steinweg 7, 3. Vors. und Schatzmeister). Das Bezirksrabbinat
hatte (von 1890 bis 1934) Dr. Salomon Stein inne, 1934 folgte ihm im Amt Dr. Max Köhler (geb. 1899 in Kassel; emigrierte 1939 nach England; starb 1987 in Jerusalem). Als Lehrer
und Kantor wirkte weiterhin Arthur Berlinger. Von ihm wurden im Schuljahr 1932/33 noch 31 Kinder unterrichtet.
1933 wurden 363 jüdische Einwohner gezählt (0,9 % von insgesamt 40.176). Auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien ist in den
folgenden Jahren ein Teil von ihnen aus Schweinfurt verzogen oder ausgewandert. Andere jüdische Personen (von Landgemeinden) sind teilweise noch in Schweinfurt zugezogen. Am 1. April 1935 wurden
318 jüdische Einwohner gezählt, im Januar 1936 319, im Januar 1937 308, im Januar 1938 260.
1942 wurde die Gemeinde aufgelöst. Bis dahin hatten ca. 225 (Hinweis des Webmasters: diese Zahl ist eine grobe Schätzung und muss noch genauer überprüft werden) der 1933 hier wohnenden oder
seitdem zugezogenen Juden auswandern können. 1942 wurden 30 Juden über Würzburg in die Durchgangslager Krasniczyn bzw. Izbica bei Lublin deportiert. Im September 1942 kamen 60 Juden nach
Theresienstadt. Drei jüdische Personen konnten in Schweinfurt auf Grund ihrer "privilegierten Mischehe" überleben.
Das Buch zu diesem Fest mit Teilnehmern und Plänen finden Sie hier
Die 4. Panzerdivision marschiert Ende Oktober 1939 in der Spitalstraße (damals Adolf-Hitler-Str.) zum Beginn des Polenfeldzuges in Schweinfurt auf
Der Krieg in Schweinfurt
"Im Jahr des Unheils 1943 begann jene Passion Schweinfurts, die man in späterer Zeit als das "dritte Stadtverderben" im Geschichtsbuch der Stadt registrieren wird. Drei Jahreszahlen haben sich mit feurigen Lettern in diese Chronik eingegraben: 1250, 1554 und 1944. In den letzten drei Jahren des Zweiten Weltkriegs wurde die Stadt, die sich mitten in ihrer Entwicklung von der ehemaligen Freien Reichsstadt zur modernen Industriestadt befand, so schwer getroffen, dass auch der größte Optimist ihr keine Zukunft mehr hätte prophezeien mögen. Die konzentriertesten ihrer 15 Angriffe gegen das Nervenzentrum der deutschen Kugellagerindustrie starteten die anglo-amerikanischen Bomben-Geschwader am 24. und 25. Februar 1944. Innerhalb von 12 Stunden heulten die Sirenen drei Mal, jeweils kurze Zeit später öffneten sich die Bombenschächte vieler Hunderte von viermotorigen Flugzeugen, um ihre tödliche Last abzuwerfen." (Ludwig Wiener in "Schweinfurt sollte sterben")
Am 14. Oktober 1943 flog die amerikanische Air-Force einen verheerenden Luftangriff auf unsere Stadt Schweinfurt. Wo heute amerikanische Soldaten freundschaftlich mit Schweinfurtern leben, erlitten die US-Bomber den verlustreichsten Angriff des Zweiten Weltkriegs und für Schweinfurt begann die zweite Welle der Zerstörung als Folge nationalsozialistischen Größenwahns, nachdem bereits im August dieses Jahres die ersten Bomben auf Schweinfurt gefallen waren. Die 8. US-Luftflotte hatte Schweinfurt bereits im August angegriffen und sie kehrte jetzt zurück, um das Werk der Verheerung zu vollenden. Zunächst erwartete die Bomberstaffel eine große Zahl von Jagdflügzeugen, die die Flotte bereits dezimierte. Ein Teil der großen Bomberstaffel wurde vernichtet und als sich die Bomberstaffel der Stadt näherte erwartete sie ein massives Sperrfeuer der Luftabwehr.
An keinem Tag des Zweiten Weltkrieges verloren die Amerikaner so viele Bomber wie am 14. Oktober 1943, der in die US-Luftkriegsgeschichte als "schwarzer Donnerstag" einging. 60 Fliegende Festungen wurden abgeschossen, 20 weitere kamen als Wracks zurück, 600 Besatzungsmitglieder waren am Ende tot oder gefangen. Doch lag in diesem momentanen traurigen Triumph der Verteidiger schon der Keim der unabwendbaren Niederlage. Nicht einmal jetzt gelang es ihnen tatsächlich, das Bombardement zu stoppen. Bis Würzburg sah man die Rauchsäulen über dem brennenden Schweinfurt. 276 Menschen starben, die Kugellagerwerke wurden schwer getroffen, die Stadt war danach verwüstet.
Eddie Deerfield, 303d bomb group, US Army Air Force, schildert den Vorgang wie folgt:
"In der Einsatzbesprechung sagte man uns, das Ziel seien Kugellagerfabriken, der Krieg könne dann 6 Monate früher zu Ende sei, wenn die in Schutt und Asche lägen. Bis zur deutschen Grenze begleiteten uns F-47 Thunderbirds, dann winkten sie mit ihren Flügeln und drehten ab. Minuten später wurden wir von feindlichen Jagdflugzeugen attackiert.
Mit der tödlichen Bf 109 und der FW 190 kamen die Me 110 und Ju 88 und schossen auf uns ohne Ende. Eine 20mm-Granate durchschlug unseren rechten Flügel und verfehlte die Tanks nur um Zentimeter. Der Bombenschütze rief etwas von 30mm-Löchern in der Haube des Motors zwei.
Besonders auf die links und rechts außen fliegenden Formationen richteten sich die Angriffe und reihenweise fielen die Fortresses. Als sie ohne den Schutz der Formationen waren, konnten die feindlichen Jäger zuschlagen. Der Himel war übersät von amerikanischen Fallschirmen und mir wurde richtig übel, als ich die Fortresses (fliegende Festungen) in der Luft explodieren sah, denn ihre Besatzungen hatte keine Chance, lebend herauszukommen.
Um 15:11 warfen wir unsere Bomben auf die Kugellagerwerke und kehrten um. Nach Feuer und Rauch zu beurteilen, hatten unsere Bomben das Ziel erreicht. Und wieder stießen die Bf 109 und FW 190 zu. Unsere Maschine wurde auf dem Rückweg nicht getroffen, aber die B-17 in den anderen Formationen wurden gnadenlos attackiert. Erneut war der Himmel voller amerikanischer Fallschirme und weitere B-17 stürzten ab oder explodierten.
Die nicht getroffenen Maschinen - viele mit Verwundeten an Bord - landeten ca. 18 Uhr auf ihren Stützpunkten. 194 B-17 hatten die feindliche Küste überquert, 36 mit 360 Mann waren abgeschossen worden. Als "akzeptabel" galt bei der 8th Air Force eine Verlustquote von 5 %. In Schweinfurt waren es 20 %."
Die Stadt Schweinfurt führte 1943 ein besonderes Amt für Folgen von Bombenangriffen ein:
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Lokal-Anzeiger Berlin vom 16. Oktober 1943
Fotos vom Angriff am 14. Oktober 1943 (Danke auch an das Stadtarchiv Schweinfurt):
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Der Bombenangriff vom 14. Oktober 1943 war der vorerst letzte US-Tagesangriff auf Schweinfurt. Er erfolgte am Nachmittag. Es war ein vernichtender Angriff sowohl für Schweinfurt als auch für die amerikanische Luftflotte, der in den USA als "schwarzer Donnerstag" in die Geschichte einging. Wegen der hohen Verluste wurden die weiteren Angriffe zunächst nur noch in der Nacht geflogen.
Am 14. Oktober 1943 griffen 291 Bomber Schweinfurt an. Diese wurden von ca. 300 Jagdflugzeugen attackiert, die sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückflug die amerikanischen Verbände ohne Unterbrechung angriffen. 77 amerikanische Bomber wurden von Flak und Jagdflugzeugen abgeschossen und 121 schwer beschädigt. Der Schock in den USA saß tief; doch stellte man dort auch mit Zufriedenheit fest, dass die Hälfte der für die deutsche Rüstung so wichtige Kugellagerindustrie zerstört wurde. Für Schweinfurt war der Angriff fürchterlich: Viele Wohnhäuser wurden zerstört, 198 deutsche Zivilpersonen, 9 Wehrmachtsangehörige, 43 Ausländer und 45 Unbekannte, die nicht mehr idendifiziert werden konnten, wurden getötet.
Angriff 24. Februar 1944
Todesurteil wegen Speiseerbsen
Nach den Bombenangriffen kam es in zerstörten oder beschädigten Häusern auch zu Plünderungen oder Diebstählen, die sehr streng, sogar mit dem Tode, bestraft wurden:
Werk II der Schweinfurter Kugellagerwerke (SKF) nach den Bombenangriffen 1943 und 1944
Angriffe im Februar 1944
Der Februar 1944 brachte mit der "Großen Woche" (Big Week) die bisher größten Angriffe auf Deutschland. Obwohl die deutsche Jagdabwehr in dieser Woche 226 Bomber und 28 Jäger abgeschossen
hatten, bei denen 2600 US-Flieger ihr Leben lassen mussten, gingen die Angriffe unvermindert weiter,
Schweinfurt erlebte am 24. Februar 1944, dem "schwarzen Freitag", heftige Angriffe am Tag und in der Nacht, da die Alliierten der Schweinfurter Kugellagerindustrie den völligen Garaus machen wollten. 1100 viermotorige Bomber wurden zu drei massiven Angriffen eingesetzt und brachten der Stadt das dritte Stadtverderben. Es traf nicht nur die Stadt. Auch die umliegenden Gemeinden in Industrienähe wurden fast völlig (wie Grafenrheinfeld) zerstört. 3600 Sprengbomben und 32500 Brand- und Phosphorbomben fielen auf die Stadt und umliegende Gemeinden.
In dieser schlimmen Zeit entstand ein schwermütiges Heimatlied, das viele Schweinfurter sangen. Das Lied finden Sie hier
Zerstörungen nach Luftangriff vom 19. September 1943, aufgenommen vom Fenster des Hauses Neutorstr. 32
Danke an Frau Elisabeth Leubner, Lehrerin i.R.
Weitere Fotos des zerstörten Schweinfurt finden Sie hier
Ein Sterbebild von Vielen.........
Videos zum Angriff der alliierten Verbände auf Schweinfurt:
Einen interessanten Artikel aus dem Jahr 2003 der Süddt. Zeitung lesen Sie hier.
Die Schweinfurter Zeitung, amtliches Organ der NSDAP und sämtlicher Staats- und Gemeindebehörden, berichtet in Nr. 79 Jahrgang 1944, Montag, 03. April 1944 , von einer Gefallenenehrung der NSDAP:
durch Anklicken vergrößern!
Der tragische Tod vieler Soldaten wurde von einer gewissenlosen Naziorganisation sogar noch zu Propagandazwecken mißbraucht!
Brief einer Schweinfurterin an ihren Sohn vom Tag des Bombenangriffs vom 13. April 1944:
Lieber ... !
Weil ich weiß, dass Du auf Nachricht wartest, so will ich Dir obwohl ich sehr müde bin, doch heute noch den versprochenen Brief schreiben. Du hast sicher wieder Angst um uns gehabt,
oder hast Du nichts von einem Angriff gewusst? Als ich vom Heim bei Dir wegging war es schon 1/4
11 h. u. ich dachte, dass ich doch nicht so schnell nach Wzbg. zu Fuß käme. Da entschloß ich mich, zumal ich den
Koffer auch hatte, vom Zeller Bahnhof aus zu fahren. Dieser Zug sollte um 10.52 h abgehen, hatte aber Verspätung u. kam dann um 1/2 12 erst in Wzbg. an. Da war dann der Schweinfurter Zug
längst weg. Ich ging dann in die Stadt, aß zu Mittag u. setzte mich in die Anlage, die sich in der Nähe des Bahnhofs befindet. Der Zug sollte um 2 h gehen. Als ich dann die
Bahnhofstreppe hinaufging, gab es Alarm. Eine Frau nahm mich mit in einen öffentlichen Luftschutzraum, nicht weit weg vom Bahnhof (der Keller war gut aber es war mir doch nicht wohl
dabei). Nach Beendigung des Alarms war auch dieser Zug weg. Nun benützte ich den 4.18 h Zug, fast hätte es auch dazu nicht gereicht, denn es gab wieder Alarm bis 4.15 h, es gab
einen richtigen Ansturm auf den Zug. Unterwegs hielt der Zug öfter an, das kam mir schon komisch vor. In Waigolshausen sah man dann auf einmal, dass Schweinfurt brennt, nun wussten wir erst, dass der Angriff auf Schweinfurt gerichtet war. Der Zug fuhr
dann bis zum „Bergl“ hier mußten wir aussteigen und heim laufen. Ich tat mir recht schwer mit 2 Koffer und schwitzte tüchtig, dazu schickte ich mich recht, weil ich Sorge um daheim
hatten. Der Bahnhof sah wieder sehr schlimm aus, ein ganzer Güterwagen brannte, es ist da draußen jetzt kein Haus mehr zu bewoh- nen. Am Th. Fischerplatz gab es nichts, bei Bauriedl
fiel eine Brandbombe in das Haus, wurde aber bald gelöscht u. richtete keinen großen Schaden an. Kasernen sind ganz schön getroffen, dies sah ich heute als ich nach Obbach und
Kützberg fuhr. Eine Reihe Baracken brannte ab u. bei der Berufsschule im Mittelbau der Dachstuhl. Das Josefs Krankenhaus ist hin, es bekam 4 Voll- treffer. Die Hadergasse,
Luitpoldstraße, Wolfsgasse sind schwer betroffen, die Maja in der Apostelgasse ist auch obdachlos. In der nächsten Nähe von der Heiliggeistkirche ist alles kaputt. Von der Kirche
sind alle Türen weggerissen etc., aber innen scheint alles gut zu sein, soviel ich sehen konnte, als ich mal spitzte. Das Pfarrhaus ist momentan auch unbewohnbar. Jetzt sieht
Schweinfurt arg schlimm aus. Das Haus von Katechet Schultes ist auch kaputt. Tote muß es wenig gegeben haben, weil die Leute ja alle in Bunker gehen, da haben wir ja wieder mal Glück
gehabt. Das Haus von Kuhns am Bahnhof ist jetzt auch kaputt. Der Kugelfischer sei jetzt ganz erledigt. Da wollen wir den lieben Gott recht innig bitten und danken, dass wir auch
weiterhin so beschützt werden. .......
Reinhold u. Richard u. Edgar laufen noch immer da herum, diese waren im Gartenstadtbunker beim Angriff. Also habe
künftig keine Angst mehr um uns bei einem Angriff, denn im Bunker passiert nichts u. das Haus müssen wir halt verschmerzen wenn es so sein sollte. Jetzt werden sie nicht gleich
wieder kommen, denn so arg viel gibt es in Schweinfurt nicht mehr zum Kaputtmachen.
Daheim gefällt es mir halt am besten u. ich möchte so gerne dableiben. Sonst weiß ich jetzt nichts mehr.
Bete schön andächtig zu Deinem Heiland u. sei recht herzlich gegrüßt von Deiner Mama
Nach erfolgten Bombenangriffen schickte man sich Nachrichten, sogenannte "Lebenszeichen", um den Verwandten mitzuteilen, dass man die noch bei guter Gesundheit
ist....
Hier einige Beispiele einer damaligen Schweinfurter Schülerin
Übersicht über die Luftangriffe auf die Stadt Schweinfurt:
17.08.1943 15.56 bis 16.20 - 300 Flugzeuge
1 Mine, 1.200 Sprengbomben, 1.800 flüssige Brandbomben
Schäden vor allem in der Altstadt, auf dem Industrie- und Bahnhofsgelände, in Oberndorf und im nordwestlichen Stadtbezirk
14.10.1943 14.40 bis 15.15 - 300 Flugzeuge
1.200 Sprengbomben, 1.500 flüssige Brandbomben und 304 Phosphorbomben
Schäden in der Kugellagerindustrie. Malzfabrik, Oberndorf und Gebiet westlich der Altstadt
24.02.1944 13.26 bis 13.45 - 300 Flugzeuge
24.02.1944 22.59 bis 23.35 - 400 Flugzeuge
25.02.1944 01.00 bis 01.40 - 400 Flugzeuge
10 Minen, 3.500 Sprengbomben, 800 flüssige Brandbomben, 30.000 Stabbrandbomben und 2.000 Phosphorbomben
getroffen wurden Industrie- und Wohngebiete in der ganzen Stadt, auch benachbarte Dörfer wie Grafenrheinfeld, Schwebheim, Heidenfeld, Röthlein, Hergolshausen, Hirschfeld, Sennfeld, Gochsheim,
Garstadt, Bergrheinfeld, Waigolshausen, Schonungen, Dittelbrunn, Wipfeld, Theilheim und Scheinfeld.
24.03.1944 0.00 bis 2.00
120 Sprengbomben und 100 Brandbomben
getroffen wurde das nördliche Stadtgebiet, die Nachbardörfer Dittelbrunn, Zell und Üchtelhausen
31.03.1944 01.05 bis 01.35 - 150 Flugzeuge
10 Minen, 300 Sprengbomben, 15.000 Stabbrandbomben u. 1.500 Phosphorbomben
getroffen wurde das gesamte Stadtgebiet, besonders schwer der Fischerrain und westliche Stadtteile, wieder auch die Nachbardörfer Sennfeld, Schonungen, Mainberg, Marktsteinach, Hausen, Geldersheim und Garstadt.
13.04.1944 14.09 bis 14.25 - 200 Flugzeuge
700 Sprengbomben, 2.800 flüssige Brandbomben, 60 Phosphorbomben
Gebiet westlich der Altstadt, Hauptbahnhofgelände, Brandbomben schwerpunktmäßig südlich und westlich außerhalb des bebauten Gebiets
27.04.1944 2.24 bis 3.00 Uhr - 300 Flugzeuge
12 Minen, 200 Sprengbomben, 30.000 Stabbrandbomben
getroffen Stadtteil Oberndorf und westliche Altstadt, viele Bombentreffer außerhalb des bebauten Stadtgebietes, Nachbardörfer Sennfeld, Bergrheinfeld und Grafenrheinfeld; zahlreiche Waldbrände
19.07.1944 9.38 bis 10.00 Uhr - 250 Flugzeuge
1.000 Sprengbomben, 1.500 flüssige Brandbomben, 5.000 Stabbrandbomben, 16 Phosphorbomben
Wohn- und Industriegebiete der Stadt, insbes. der Altstadt, Ecke Georg Schäferstr. und Hauptbahnhofstr., Gebiet zwischen Sachskolonie und Bergl
21.07.1944 10.54 bis 11.10 Uhr - 150 Flugzeuge
700 Sprengbomben, 200 flüssige Brandbomben
vorwiegend südwestl. Stadtteile
09.10.1944 14.32 bis 15.15 Uhr - 400 Flugzeuge
3 Minen, 2.600 Sprengbomben, 500 flüssige Brandbomben, 6 Phosphorbomben
Stadtteile westlich der Altstadt, Hauptbahnhof- und Industriegelände, Erst-Sachs-Str und Oberndorf,Oberndorfer Wiesen, unbebautes Gebiet südlich, westlich und nördlich der Stadt, Nachbargemeinden Oberwerrn, Niederwerrn und Dittelbrunn.
31.10. 1944 19.44 bis 21.00 Uhr
Minenangriff
Neutorstraße und Schopperstraße
23.02.1945 11.04 bis 14.00
120 Sprengbomben
vorwiegend alte Schadstellen, Industriegelände Fichtel & Sachs und Vereinigte Kugellagerfabriken
10.04.1945 12.00 bis 17.00 Uhr
nordöstliches Stadtgebiet, Kasernenviertel
Im Jahr 1944 wurde eine B 52 G der amerikanischen Bomberflotte abgeschossen. Der hintere Teil des Flugzeuges fiel auf das heutige Grundstück an der Eselshöhe Drosselstraße 17, der andere Teil soll Richtung Seelenvater abgestürzt sein. Danke an Herrn Christian Lerchner Schweinfurt für die folgenden Fotos:
Der Wahn einer Gruppe von Verbrechern, die die Weltwirtschaftskrise und den verletzten Nationalstolz der Deutschen nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg geschickt für ihre Interessen zu nutzen wussten, war für Schweinfurt schicksalhaft und man kann ohne weiteres von einem "Dritten Stadtverderben" sprechen.
Die Statistik zeigt das ganze Ausmaß der Zerstörung: Vor dem Zweiten Weltkrieg im Jahre 1939 hatte die Stadt Schweinfurt 12.989 Wohnungen. Am Ende des Krieges im Jahre 1945 waren es nur noch 6.587 !
Filmsequenz aus dem zerstörten Schweinfurt hier
Am 11. April 1945 wird die Stadt Schweinfurt durch amerikanische Truppen besetzt. Eine letzte noch über den Ruinen hängende Hakenkreuzfahne wurde der 8. US-Luftflotte, die die schweren Bombenangriffe auf die Stadt geflogen hatte, übergeben. Die Widmung dazu lautete: Die Rainbow-Division hat eure Verluste über Schweinfurt gerächt."
Am 8. April hatte noch ein schwerer Bombenangriff Bergrheinfeld getroffen und den ganzen folgenden Tag beschoss die US-Artillerie den Ort, doch Bergrheinfeld sollte unbedingt von den deutschen Truppen gehalten werden. Doch am frühen Morgen des 11. April zogen sich die letzten deutschen Soldaten aus dem ort zurück. 30 tote "Landser" (deutsche Soldaten) werden danach gefunden, darunter einen fanatischen Hauptmann, der bis zum letzten Schuss Bergrheinfeld halten wollte. Es ging das Gerücht umher, er sei von eigenen Soldaten getötet worden, die seinen Wahnvorstellungen nicht folgen wollten.
Zuvor hatte am 8. April die Flakgroßbatterie auf der nördlich liegenden Anhöhe zwischen Werneck und Ettleben, die ständig gefeuert hatte, keine Munition mehr, sodass man diese schließlich aufgab und sprengte. Ihre Besatzung zog sich nach Schweinfurt in die Panzerkaserne zurück. Gerade an diesem Tag hatte das 82. Armeekorps vom Oberkommando der Wehrmacht Berlin ein Fernschreiben erhalten, das lautete: "Schweinfurt ist unter allen Umständen zu halten!"
Das Armeekorps Aidhausen missachtete den Befehl und versuchte, eine neue Verteidigungslinie am Nordwestrand des Steigerwaldes aufzubauen. Zeitgleich wird Werneck ohne großen Widerstand eingenommen, woraufhin die deutsche Flak Werneck beschoss.
Das arg gebeutelte Schweinfurt erlitt am 10. April noch mehrere Wellen eines schweren Bombenangriffs, bei dem vor allem Wohnviertel der Innenstadt stark betroffen waren. Dabei wurden auch historisch wertvolle Häuser zerstört, die bisher verschont geblieben waren. Es folgte unmittelbar der Artilleriebeschuss auch Röthlein, Sulzheim, Grettstadt und Gochsheim.
In Schweinfurt wurde daraufhin die Maxbrücke gesprengt, um den Einmarsch von Süden zu verhindern. Doch kommt es am Morgen des 11. April zu ersten Kämpfen in der Stadt und am Mittag war die Stadt von der "Rainbow-Division" besetzt.
Am Tag darauf wurde Grettstadt eingenommen, wobei sich fast alle deutsche Soldaten ergaben. Was als Hoffnungszeichen gewertet wurde, war die Tatsache, das der hier jährlich situierte Storch
aus seinem Winterquartier nach Grettstadt zurückkehrte und sein Nest aufsuchte. Das Leben ging weiter, wenngleich unter äußerst harten Bedingungen.
Nachdem die Stadt an den Tagen vor dem 11.April 1945 von Artillerie sturmreif geschossen war, rückten die Soldaten der 42. US-Infanterie-Diovision "Rainbow" vor und kämpften den letzten, teils heftigen Widerstand in der Stadt nieder. Bereits am Nachmittag dieses sonnig-frühlingshaften Tages wehte das US-Sternenbanner an der Westwand des Rathaus-Vorbaus, ebenso das Emblem der Rainbow-Division. Seit Beginn des Bombardements und des Beschusses am 7.April hatten die Schweinfurter Bürger die meiste Zeit in Kellern und Bunkern verbracht, während "draußen" das letzte Aufgebot der 16 bis 60-jährigen zum Volkssturm aufgerufen wurde. Noch am 9. April erschien das NSDAP-Blatt "Schweinfurter Zeitung" mit der Überschrift:"Kapitulation? Nein! Wir ersticken im Haß!" Am 10. April bombten zwei Angriffe amerikanische "Marauders-Flugzeuge" die bereits weitgehend zerstörte Stadt erneut. Um 12 Uhr und um 17 Uhr gingen große Bombenhagel auf die Stadt nieder. Es starben 72 Männer, 40 Frauen und 17 Kinder, 6 Unbekannte und 2 belgische Kriegsgefangene. Am Ortseingang wurden in letzter Verzweiflung noch 15-jährige und alte Männer in Stellung gebracht, wissend, dass keine Chance für diese "Volkskampfgruppe" bestand mehr bestand. Am 11. April wurde am Morgen auch die Maxbrücke noch gesprengt als die US-Division bereits am Obertor stand. Straße um Straße drangen die Amerikaner vor. Die Schweinfurter hatten weiße Bettlaken als Zeichen der Kapitulation an ihre Fenster gehängt. Der Naziwahn endete in einem neuen Stadtverderben für Schweinfurt. Symbolisch hierfür war die unsinnige Sprengung der Maxbrücke durch fanatische Besserwisser der NSDAP, die in einer Mammutleistung wieder aufgebaut werden musste.
Beim Einmarsch der US-Streitkräfte am 11. April 1945 verhielt sich der Schweinfurter Oberbürgermeister Pösl anders als die meisten Nazi-Funktionäre in vergleichbarer Position, die entweder untertauchten oder erbitterten Widerstand organisierten. Er lehnte eine Einbeziehung des schon stark gebeutelten Schweinfurts in erneute Kampfhandlungen (nur mit teilweisem Erfolg) ab und übergab die Stadtverwaltung persönlich an die US-Armee. Am gleichen Tag nahm sich Pösl durch einen Sprung aus einem Fenster der Goetheschule das Leben. Man vermutet, der Grund war die ihm überbrachte falsche Nachricht, dass seine Frau sich und ihre beiden Kinder getötet hätte. Ohne Kampfhandlungen wurde der Gefechtsstand des Oberstleutnant Lechner eingenommen, der sich zu Artillerieeinheiten am Deutschhöfer Berg zurückgezogen hatte.
Bereits acht Tage vor dem Einmarsch hatte eine Pioniereinheit, deren Gefechtseinheit sich im Schlachthof befand, die Mainbrücken zur Sprengung vorbereitet. Am 10. April, 13 Uhr, wurde als erste die Gerolzhöfer Eisenbahnbrücke gesprengt, kurz daruf die Max- und die Marienbrücke.. In den Abendstunden wurde die westliche Eisenbahnunterführung und eine kleine Unterführung an der SAtrecke nach Oberwerrn gesprengt.
Am 12. April versuchte amerikanische Artillerie von der Maibacher Höhe aus die Mainberger Straße zu beschießen, um den deutschen Soldaten den Rückzug abzuschneiden. Der Beschuss war jedoch zu kurz und die Granaten schlugen größtenteils im Gebiet Höllental-Deutschhof in die Äcker ein, einige aber auch in die Nähe des Schlosses Mainberg, das damals als Lazarett diente und am gleichen Tag übergeben wurde.
NS-Kreisleiter Weidling hatte sich zu diesem Zeitpunkt Richtung Ebern abgesetzt. Dort hatte Dr. Otto Hellmuth sein Hauptquartier eingerichtet. Weidling wurde schließlich am 12. April gefasst
und nach Schweinfurt verbracht. Er wurde auf den Kühler eines US-Jeeps gefesselt mit dem Schild um den Hals "Herzlich Willkommen" und nach Schweinfurt zum Rathaus gefahren. Die aufgebrachten
Schweinfurter schmähten ihn und erinnerten ihn an seinen letzten Aufruf: "Unser Aushalten bis zum letzten ist der deutsche Sieg!"
In den letzten Tagen vor dem Einmarsch der US-Soldaten richteten fanatische Nazis noch elf Landsleute als Verräter durch Aufhängen hin, denen sie vorwarfen, dem "Feind" Informationen geliefert zu haben. (Siehe nebenstehendes Foto und Zeitungsartikel)
Passierschein für Soldaten, die sich freiwillig in Kriegsgefangenschaft begaben
Schweinfurt - ein Trümmerfeld
Unsere Stadt Schweinfurt wurde ganz erheblich zerstört und es gab viele Opfer zu beklagen.
Die Intensität der Vernichtung lässt sich auch an der Entwicklung der Einwohnerzahl Schweinfurts während des Zweiten Weltkrieges ablesen:
1939 49.321 Einwohner
1940 48.060 Einwohner
1941 47.571 Einwohner
1942 46.445 Einwohner
1943 41.320 Einwohner
1944 23.548 Einwohner
1945 (April) 23.579 Einwohner
Mehr als die Hälfte der Schweinfurter Einwohner hatte die Stadt verlassen müssen und lebte in weitem Umkreis evakuiert auf dem Lande.
1079 Einwohner wurden bei 21 Luftangriffen getötet. 1556 Personen wurden als Wehrmachtsangehörige getötet oder vermisst. Der große des Teil der Wohnungsangebots war zerstört oder schwer beschädigt. es gab kaum noch unversehrtes Wohnungsangebot.
Wohnungsbestand:
1939 12.989
Kriegsende 6.587
1948
9.308
1949 10.621
1950 11.478
1952 12.220
1953 13.195
Die Infrastruktur wie das Elektrizitätswerk, das Gaswerk, das Wasserwerk, der Schlachthof und große Teile der Kanalisation waren überwiegend lahmgelegt und zerstört. Die Mainbrücke war gesprengt, Bahn- und Postanlagen ebenfalls zerstört. Von der Schweinfurter Industrie war nicht mehr viel übrig; bereits Ende 1943 konnte nur noch eine 70%ige Leistung erbracht werden. Die teilweise Verlagerung in unterirdische Produktionsstätten oder ins Umland konnte den fast völligen Untergang der Schweinfurter Industrie nicht verhindern. 80 % der städtischen Fabrikanlagen waren zu Kriegsende zerstört, die Reste wurden demontiert.
Sofort nach Kriegsende wurde in Schweinfurt mit der Beseitigung des Kriegsschuttes begonnen. Dazu dienten Feldbahngleise und Loren. Oben wurde die Beseitigung des 100.000sten Kubikmeters Schutt gefeiert.
Die Amerikaner in Schweinfurt