Die letzten Kriegstage und die letzten Bombenangriffe auf Schweinfurt
Ein Beitrag der "Initiative gegen das vergessen" Schweinfurt
Danke an Klaus Hofmann
Details zu den letzten Bombenangriffen auf Schweinfurt vor dem Kriegsende 1945
In den Tagen vor der Eroberung Schweinfurts gab es am 10. April 1945 noch Angriffe der amerikanischen Armee durch Geschütz-Beschuss und Luftangriffe. Im Verlauf dieser Angriffe kamen in Schweinfurt noch 137 Menschen (72 Männer, 40 Frauen, 17 Kinder, 2 Ausländer, 6 Unbekannte) um.
Bei Zeitzeugenbefragungen von verschiedenen Schweinfurtern in den 1980er Jahren, durch den „Arbeitskreises Faschismus“ der DGB-Jugend Schweinfurt, ging es auch um das Ende der Nazi-Diktatur in Schweinfurt. Hierbei wurden von ihnen Aussagen gemacht, dass die provokative Hakenkreuzfahne auf dem Werksgelände von Kugelischer dafür verantwortlich war, dass noch Menschen sterben mussten. Die amerikanischen Truppen, die von Westen anrückten, stoppten vor der Stadt. Sie wollten, da das Kriegsende nahe war, nicht noch unnötigerweise viele eigene Soldaten opfern.
Wir zitieren Alfred Feser aus seinen schriftlichen Aufzeichnungen:
„Die … verliehene „Goldene Fahne“ wehte auf dem Hochbau an der Schäfer-Straße, die im April 45 noch einige Fliegerangriffe zusätzlich
einbrachte“.
Auch der amerikanische Luftwaffenoffizier Erikc Friedheim berichtet:
„Vom Beobachtungsstand einer L 5 hatte man in der Morgenluft eine klare Übersicht über die vor uns liegende Stadt und über den Ring deutscher Artillerie, der in den brach liegenden
bayerischen Feldern ringsum verteilt war. Deutsche Truppen und gepanzerte Kolonnen bewegten sich durch die Straßen zwischen Trümmer-haufen und geschwärzten Gebäuden. Eine riesige Fahne wehte
trotzig über den Fabrikschornsteinen in der Nähe des Bahnhofs.“.
Die Amerikaner deuteten dies als hohes Widerstands-Potential und forderten deshalb die Luftwaffe an um diesen Widerstand zu brechen.
Die amerikanische Armee hatte auf dem Weg von Aschaffenburg nach Schweinfurt vielfach mit Orten zu tun, die die weisse Fahne zeigten und sich ergaben. Ebenso stellten sich fanatisierte Nazis und Wehrmachtsoffiziere in selbstmörderischer Absicht den Truppen entgegen und brachten durch ihren sinnlosen Widerstand die Dörfer und die Bevölkerung in große Gefahr. So geschehen unter anderen in den Orten: Zeuzleben, Hergolshausen, Opferbaum, Waigolshausen, Essleben, Euerbach, Hambach, Rannungen und Ettleben. Vor allem in den Flak-Standorten Euerbach, Ettleben, Hambach fanden erbitterte Gefechte statt, die große Zerstörungen in den Dörfern anrichteten. Die dortigen Batterien waren auf Erdkampf eingestellt und schossen mit ihren 8.8er-Geschützen auf Panzer und Infantrie der Amerikaner. Sie schossen aber auch in die Dörfer die von der US-Armee schon besetzt waren und brachten die Bevölkerung in starke Gefahr und Bedrängnis.
Welches Ziel hatte die deutschen Armee?
Wilhelm Böhm schreibt dazu, unter dem Datum 8. April: „Der Kampfkommandant von Schweinfurt, Oberstleutnand Lechner, hatte den OKW-Befehl überbracht, die Stadt bis zum letzten Mann zu
verteidigen. Am 8. April traf noch einmal ein Fernschreiben des OKW ein, das auf den Führerbefehl hinwies, Schweinfurt unter allen Umständen zu halten.
Am 9. April erschienen in der „Schweinfurter Zeitung“ entsprechende Aufrufe des Kampfkommandanten und des Kreisleiters der NSDAP.“
Abdruck der letzten Ausgabe der Schweinfurter Zeitung:
„Kapitulation? Nein! Wir ersticken in Haß!
Mit der Unterschrift: „Jedes Haus wird eine Festung, die gehalten wird, oder ihre Verteidiger unter ihren Mauern begräbt.“
Nur drei Wochen früher, nämlich am 19. März 1945, gab Hitler den berüchtigten Nero-Befehl. Dadurch sollte beim Rückzug vor den alliieren Truppen die gesamte Infrastruktur Deutschlands zerstört werden. Wasser- und Elektrizitätswerke, Häfen und Schleusen, Kanäle und Schiffe, Bahnhöfe und Lokomotiven, Wasserversorgungsanlagen, Telefonzentralen, Flugplätze, Bahn- und Industrieanlagen. Die Politik der „verbrannten Erde“, die auf dem Rückzug in der Sowjetunion und Polen angewandt wurde, sollte nun die eigene Bevölkerung treffen.
Die amerikanischen Truppen, die die Gefahr für ihre eigenen Soldaten minimieren wollten, setzten deshalb bei erkennbarem Widerstand erst ihre Luftwaffe ein und konnten dann die umkämpften Orte ohne grosse Verluste einnehmen.
Am 11. April 1945 zog die Armee in Schweinfurt ein. Der Krieg war hier glücklicherweise zuende.
Literaturangaben:
Stadt Schweinfurt, Gedenkjahr der Stadt Schweinfurt 1954
Böhm / Klement, Zwischen Schulbank und Kanonen 1989
Dülk / Fickentscher, Feuerglocke 1993 Handfest Müller, „Es kommen auch mal wieder andere Zeiten …“ 1994
Schamberger, Wie lange müssen wir noch in diesen Ängsten leben? 1995
Hennig, Als der Krieg nach Hambach kam 1996
Böhm, Schweinfurt soll solange wie möglich gehalten werden 1996
Böhm, Meine Jugend in Schweinfurt während des Dritten Reichesq 1999
Adolf, Caricus, Scholz, Wünsche, „Wir waren ja eigentlich noch Kinder…“ 2010
Müller, Schweinfurt im Luftkrieg
2013