Flakhelfer in Schweinfurt und Umgebung
Vorwort:
Schon im Jahre 1943 waren 22 schwere Flak-Batterien um Schweinfurt herum aufgestellt worden, die vom Deutschhof über Kaltenhof, Sennfeld, Grafenrheinfeld, Bergrheinfeld, Oberndorf bis
Euerbach kreisförmig um die Stadt angelegt waren. Unsere Stadt Schweinfurt war den amerikanischen Bomberstäben als bestverteidigte Stadt des Deutschen Reiches bekannt.
Ab 17. August 1943 wurden jedoch immer wieder Bombenangriffe gegen Schweinfurt als eines der industriellen Zentren der Rüstungsindustrie geflogen. es half nichts, dass der Flak-Gürtel um
Schweinfurt immer mehr aufgerüstet wurde. Schweinfurt war am Ende nicht nur die bestverteidigste Stadt sondern auch eine der am schwersten zerstörten Stadte.
Achim Schürer, einstiger Flakhelfer in Schweinfurt, wohnt heute in Würzburg. Zusammen mit Klassenkameraden war er als 15-/16-jähriger Junge als Flakhelfer, insbesondere in Schweinfurt und Umgebung und zuletzt gar als Flakführer eingeteilt. Es waren schlimme Erlebnisse, die jene Schüler während der Angriffe der alliierten Bombengeschwader erdulden mussten. Achim Schürer hat die Fakten zusammengestellt und dankenswerterweise dem Schweinfurtfuehrer zur Verfügung gestellt.
Die damaligen Luftwaffenhelfer (von links oben): Dieter Wilhelm, Kurt Bauer, Weiß, Manfred Schamberger, Holzknecht, Küffner, Wischert, Erich Schramm, Korn, (unten) Leander Rüfer, Achim Schürer, Beil.
Im Jahre 2014 bei der 70-Jahres-Feier im Bürgerspital Würzburg: (von links) Franz Klein, Walter Raeth, Kurt Bauer, Ernst Dellert, Achim Schürer, Manfred Schamberger, Dieter Wilhelm, Erich Schramm und Leander Rüfer.
Die Erlebnisse der ehemaligen Schüler als Flakhelfer in Schweinfurt und Umgebung haben diese zusammengeschweißt. Immer wieder trafen sich die Überlebenden. Zum 70-jährigen Jubiläum waren 9 der damals 33 Schüler zusammengekommen, um ihre Gedanken an die damalige schwere Zeit erneut auszutauschen.
Schweinfurt war ein besonderes Ziel der allierte Bomberverbände. Viele Flaks mussten zur Abwehr der Angriffe bedient werden. Schweinfurt war mit einer besonders großen Zahl von
Fliegerabwehrkanonen ausgestattet, denn es galt, die Rüstungsmaschinerie zu schützen, so gut das möglich war.
Zum Bild oben: Über die Zahl der mobilen Eisenbahnflak-Batterien gehen die Meinungen auseinander. Vier Batterien sind nachgewiesen: Eine auf dem alten Fabrikgleis von Kugelfischer, eine auf dem Abstellgleis von Niederwerrn, eine auf einem Nebengleis im Wäldchen beim Bahnhof Bergrheinfeld, eine auf einem Abstellgleis in Gochsheim. Sie hatten die schweren 10,5cm-Geschütze. Luftwaffenhelfer kamen auf diesen Eisenbahnflaks nicht zum Einsatz.
So kamen auch die 33 Schüler der 5. Klasse des damaligen Realgymnasiums in Schweinfurt zum Einsatz, damals überwiegend im Alter von 15 oder 16 Jahren. Bei vielen Angriffen mussten sie, so Schürer, ein "Höllenszenario" durchleiden. Schwer trafen sie die Verluste der Kameraden, die sie hinnehmen mussten. Genau schilderten sie den Tod ihres Kameraden und Mitschülers Anton Steffan. Einige Mitschüler waren von einer Mine im Westen Schweinfurts getroffen und getötet worden. Anton Steffan fanden sie noch lebend vor. Achim Schürer und Karl-Heinz Korn brachten ihn so schnell wie möglich zum Sanitätsbunker, wo dieser eine schmerzstillende Spritze erhielt. Mehr konnte für ihren todgeweihten Freund nicht getan werden. "Mir ist so kalt", sagte dieser dort noch. Achim Schürer harrte an seinem Sterbebett aus, sprach ihn immer wieder an, erhielt jedoch keine Antwort mehr. Plötzlich erschlaffte Anton Steffans Hand und die Atmung blieb aus. Achim Schürer verspürte nur noch Verzweiflung.
Anfang Januar 1944 waren sie noch alle vereint in ihrem Klassenzimmer gesessen. Am 6. Januar fuhren sie, noch guten Mutes, in einem Personenzug nach Schweinfurt, wo sie in der Friedenschule einquartiert wurden. Sie sollten nun zum Ausbildungszug der 4. Batterie der leichten Flak gehören. Vier Wochen dauerte die schnell absolvierte Grundausbildung und anschließend mussten sie ihre Stellungen auf den Mainwiesen gegenüber dem Werk II der heutigen SKF, damals Vereinigte Kugellagerwerke, beziehen.
Am 24. Februar 1944, 13 Uhr, wurde es schließlich ernst. Der erste von drei Angriffen der amerikanischen Luftflotte an diesem Tag brach über Schweinfurt herein. Die Gruppe wurde in Oberndorf zu Löscharbeiten herangezogen und halfen, wichtige Gegenstände aus den Flammen zu bergen. Um 21:30 wurde erneut Alarm gegeben. Nun waren britische Flugzeuge im Anflug. Schürer weiß noch genau, dass um ihre Stellung ein Regen von Stabbrand- und Sprengbomben einschlug. Eine Stunde später erfolgte der dritte Angriff, sieben Luftwaffenhelfer starben dabei, etliche wurden verletzt.
Schürer wurde in den letzten Tagen des Krieges zum "Flakführer" befördert. Eine völlig überflüssige Maßnahme, weiß er zu berichten, denn Munition war so gut wie keine mehr vorhanden. Weiterer Widerstand war ohnehin sinnlos. der Zusammenbruch des Deutschen Reiches war klar erkennbar. Alle wurden nur noch von Angst beherrscht, die sich von Angriff zu Angriff steigerte.
Die Flak am Deutschhof in Schweinfurt:
Die Stellung in Grafenrheinfeld:
Georg Jöhle, Jahrgang 1928, Schüler der kaufmännischen Handelsschule in der Maxschule in Würzburg; er wurde im Juli 1944 als Luftwaffenhelfer nach Schweinfurt zu der 4. schweren 482 eingezogen - Standort der Batterie war Grafenrheinfeld/Fährhaus, die Batterie kam aus Karelien/Finnland.
In Grafenrheinfeld lag noch eine RAD-Batterie, die aus Paris nach Grafenrheinfeld verlegt worden war.
Im November wurden die Lehrlinge von Grafenrheinfeld zur Batterie 7. schwere 639 verlegt - Standort Kaltenhof, der zu diesem Zeitpunkt 3 Batterien umfasste.
Im Januar wurde die Lehrlingsklasse zuerst nach Görlitz und bereits 4 Wochen später nach Brüx in der Tschoslowakei zum Schutz der Hydrierwerke verlegt.
Batterie Spitalholz:
Stellung Panzerkaserne/Schweinfurter Flugplatz
Luftwaffenhelfer der Aufbauschule Coburg wurden beim II.Zug der ersten leichten Batterie Untergruppe 953 eingesetzt; die Stzellung lag bei der Panzerkaserne. Der Zug hatte 3 3,7cm-Geschütze. Im April 1944 wurde der Zug an den Schweinfurter Flugplatz verlegt. Das Bild oben zeigt den Umzug mit Traktor und Anhänger.
Im Dezember 1944 / Januar 1945 hoben die Mannschaften der schweren Batterien rund um ihre Stellungen mit Spaten und Schaufel Deckungslöcher aus. darin wurde ein dicker Holzpfahl eingeschlagen, auf dem zur Nahverteidigung ein ZwillingsMG montiert wurde. Dabei kamen MG15, MG17, MG131 sowie BeuteMGs zum Einsatz.
Beim Angriff vom 13.04.1944 kamen 5 Luftwaffenhelfer ums Leben.
Batterie Euerbach
Flak in Oberndorf
Weitere Fotos:
Die 3 nachfolgenden Fotos zeigen Fotos (aufgenommen von Hilde Tidemann) mit russischen "Hilfswilligen"
Die Angriffe auf Schweinfurt:
Weitere Schweinfurter Flak-Fotos (Besitz Peter Hofmann):
Flak Geldersheim
Danke an Gerhard Ahles