Das markgräfliche Haus von Schweinfurt

von Dr. Friedrich Stein, 1900

Illustration von schweinfurtfuehrer.de

 

Die Geschichte der Markgrafen von Schweinfurt hat bereits früher durch Dr. Karl Friedrich Schöpff eine eigene Darstellung gefunden in dessen in drei Teilen 1755 - 1764 erschienenen Buche mit dem Titel: "Nordgau-ostfränkische Staatsgeschichte der gewesenen Markgrafen auf dem Nordgau und Grafen zu Franken, gemeinlich von Babenberg und Schwinvord" (Schweinfurt) "genannt". Seitdem hat jedoch die Geschichtsforschung viele Streitpunkte durch zum Teil neu aufgefundene Geschichtsquellen gelöst und die Lücken ausgefüllt. Dies ist in vielen, oft sehr ausführlichen Untersuchungen geschehen, welche sich in verschiedenen Zeitschriften zerstreut finden, wie von Moritz und Giesebrecht in den Verhandlungen der Akademie der Wissenschaften in München, ferner von mir selbst in den Forschungen zur deutschen Geschichte und in den Mitteilungen des thüringisch-sächsischen Geschichtsvereins zu Halle, auch in mehreren größeren Anmerkungen zu meiner Geschichte Frankens. Unter diesen Umständen wird eine neue Gesamtdarstellung der Geschichte der Markgrafen zu Schweinfurt gerechtfertigt sein.

Das markgräfliche Haus von Schweinfurt bildet eine der beiden Linien eines von einem Grafen zu Bamberg abgeleiteten hochfreien Geschlechts, das sich durch die seit 940 vorkommenden Brüder Berthold und Liutpold in zwei Linien scheidet. Berthold besaß eine eigentümliche Burg zu Schweinfurt, nach welcher seine Nachkommen benannt werden. Er bekleidete die Grafschaft in der königlichen Stadt Bamberg, so lange sie Königsgut war, ferner mehrere Gaugrafschaften in Franken und die Gaugrafschaft im bayerischen Nordgau, mit welcher die Markgrafschaft gegen Böhmen verbunden war. Von der bezeichneten Markgrafschaft erhielt er und sein Haus den markgräfischen Titel. Sein jüngerer Bruder Liutpold erhielt die Markgrafschaft Österreich und wurde dadurch der Stifter der österreichischen Linie desselben Geschlechts.

Der Vater der beiden genannten Brüder wird nirgends als solcher ausdrücklich bezeichnet und seine Auffindung ist erschwert durch den nahe liegenden Versuch, als einen Ahnherrn dieser Brüder den 906 hingerichteten Grafen Adalbert zu Babenberg aufzustellen, wie es schon von Otto von Freising (Gest. 1158) geschehen ist. Es muss daher der Geschichte dieser beiden Linien die Untersuchung und mögliche Lösung der Streitfrage vorausgehen, ob das von jenem Grafen Adalbert benannte Bebenberger Haus oder nicht vielleicht ein anderes, jüngeres Babenberger Grafenhaus das Geschlecht Bertholds und Liutpolds war.

Die Nachkommen Bertholds erloschen im Mannsstamme schon mit seinem Enkel Herzog Otto III. von Schwaben 1057. Aber Ottos Tochter Beatrix blieb im Besitz der eigentümlichen Burg Schweinfurt, von welcher auch der Beatrix Gemahl Heinrich bei Schriftstellern Markgraf von Schweinfurt heißt. Der Beatrix Sohn Eberhard, welcher Bischof von Eichstätt war, wandte 1112 dies Stammgut mit Zustimmung seiner Familie seinem Bistum zu. Außer der Geschichte der Beatrix und ihrer Söhne sind auch noch die übrigen Töchter des Herzogs Otto und ihre Nachkommen im Folgenden zu berücksichtigen, so weit sie Schweinfurtische Erbgüter im Besitz hatten. Dagegen kann die österreichische Linie hier nur für jene kurze Zeit Berücksichtigung finden, während deren sie noch nicht auf ihre fränkischen Güter Verzicht geleistet hatte, was schon 1018 geschah. Von da ab ist ihre Geschichte von der Geschichte des markgräflichen Hauses von Schweinfurt völlig abgesondert.

 

I. Abstammung

1. Fränkische Herkunft

Die fränkische Herkunft der Brüder Berthold und Liutpold ist durch viele Urkunden und Schriftsteller bezeugt. Solche Zeugnisse besitzen wir sowohl mit Bezug auf Berthold, seinen Sohn Heinrich, der gewöhnlich mit dem Diminutiv- oder Kosenamen Hezilo genannt wird, und dessen Sohn Otto, Herzog von Schwaben, als auch mit Bezug auf Bertholds Bruder Liutpold und dessen Sohn Ernst, der auch Herzog von Schwaben war. Ich will diese Zeugnisse hier einzeln aufführen.

Berthold hat von zwei ihm eigentümlichen nordgauischen Gütern zu Ammertal bei Amberg in der Oberpfalz und zu Isning in der Regensburger Gegend Leibeigene an das Stift St. Emmeran zu Regensburg gemeinsam mit seiner Gemahlin Heilieswinda und seinem Sohn Heinrich geschenkt, und in dem Kodex der Schenkungen an jenes Stift in "Pez Thesaur, aneed. nov." wird Berthold als ein Graf vom östlichen Franken  (comes de orientali Francia) bezeichnet. Es ist dies sein Abkunfts- oder Geschlechtstitel, während er in Arnolds tractatus S. Emmeramni den Amtstitel marchicomes hat. Seinen Sohn Hezilo nennt Thietmar von Merseburg, dessen Vatersschwester Hezilos Mutter war, in seiner Chronik bei der Nachricht von Hezilos Tod in einem Nachruf die Zierde der östlichen Franken - decus Francorum orientalium.

Bertholds Enkel Otto war bei einer nach Sachsen- und Frankenrecht vollzogenen Gutsübergabe an das Michaelskloster zu Bamberg als Zeige zugezogen, wobei die Zeugen nach Nationalität geschieden angegeben sind und nach den Worten isti sunt Franci orientales als erster ostfränkischer Zeuge Otto steht (Schannat vind. litter I. 41) Ferner wird Otto in Pez Script. rer. Austr. I. p. 739 als Besitzer von Pfünz bei Eichstätt ums Jahr 1025 ebenso, wie sein Großvater Berthold als ein Graf vom östlichen Franken (comes de orientali Francia) bezeichnet.

Bertholds Bruder Liutpold war der erste Graf der bayerischen Ostmark oder Österreichs und führt in der Reihe der österreichischen Markgrafen Namen und Ziffer als Leopold I. Von ihm dagt die Chronik des Stiftes Melk: Leopold I. stammt nach der Überlieferung von einem gewissen hochedlen Grafen von Babenberg aus einem fränkischen Geschlechte (ex genere Francorum). Sein Sohn Ernst, der in Franken zu Aura an der Saale seinen vornehmsten Sitz hatte und Herzog von Schwaben war, wird in dem Stiftungsbrief des nach Schenkung seines Burgsitzes Aura an das Hochstift Bamberg daselbst gegründeten Klosters nach seinem Range Herzog, aber nicht von seinem Herzogtum Schwaben, sondern nach seiner Herkunft vom östlichen Franken - dux orientalis Franciae - genannt.

Angesichts so vieler und bündiger Zeugnisse der fränkischen Abkunft Bertholds und Liutpolds kann es nur auf deren Missachtung oder Unkenntnis beruhen, wenn bayerische Spezialhistoriker früherer oder neuerer Zeit diese Brüder in den Stammbaum des hauses Wittelsbach einsetzen, oder, wie es neuerdings Riezler getan hat, einem unbestimmten nordgauischen Geschlechte zuweisen wollen. Über der älteren Versuche, welche den Berthold zu einem Enkel des Herzogs Arnulfs des Bösen von Bayern machen wollten, gänzlichen Ungrund hat sich schon Schöpff in seiner Nordgau-Ostfränkischen Staatsgeschichte Th. III S. 86 ausgesprochen, und die Grundlosigkeit eines ähnlichen neueren Versuches von Schmitz in einer Jubiläumsschrift zur siebenhundertjährigen Herrschaftsfeier des Hauses Wittelsbach in Bayern habe ich in meiner Geschichte Franken Bd. II. S. 301 dargelegt. Ebendaselbst S. 301 habe ich auch schon die Unrichtigkeit des Schlusses gezeigt, den Riezler in seiner Geschichte Bayerns I. S. 360 not. 3 auf eine bayerische und zwar nordgauische Abkunft Bertholds und Liutpolds aus dem Umstande ziehen will, dass bei Veräußerung eines Grundstückes im Jahre 1132 die Söhne des Markgrafen Leopold III. von Österreich nach bayerischer Art als bei den Ohren zugezogene Zeugen dienten. Jenes Grundstück lag auf bayerischem Boden, es war also gar nicht die Wahl, ob der Veräußerungsakt auch nach einer anderen Rechtsform, als der bayerischen vorzunehmen sei. Überdies hatte 1132 die österreichische Linie des Hauses schon längst ihren Stammsitz in Franken in die Hand des Kaisers Heinrichs des Heiligen aufgegeben, war dort besitzlos und nur noch in Österreich eingesessen.

 

2. Stammvater

 

Es fragt sich nun, welchem der in der ersten Hälfte des zehnten Jahrhunderts, wo Berthold und Liutpold geboren waren, in Franken bestehenden Geschlechter dieselben entstammten. Den nächsten Anhaltspunkt zur Beantwortung dieser Frage bietet uns die mehrerwähnte Überlieferung der Melker Chronik "Leopoldus primus originem duxisse fertur a quodam nobilissimo Babenbergensi comite e genere Francorum". Ein völlige Klarheit bringt diese Notiz uns um deswillen nicht, weil es im zehnten Jahrhundert noch nicht Sitte war, dass sich die edlen Geschlechter nach ihren Burgsitzen benannten, was erst mit dem zwölften Jahrhundert allgemeine Sitte wurde. Auch der Grafentitel war damals noch mehr Amtstitel, deer erst allmählich auch den übrigen Familienmitgliedern beigelegt wurde. Im Grunde besagt daher diese Notiz nur, dass ein Ahnherr Leopolds I. von hochedlem fränkischen Geschlechte und Träger des Grafenamtes zu Bamberg war.

Zu Bamberg befand sich im Jahre 902 eine Burg im Besitz des Grafen Adalbert aus dem Geschlechte der Popponen, eines Sohnes des Markgrafen Heinrich, der 886 auf der Grenzhut gegen die Normannen bei Paris gefallen war. Adalbert hatte zwei Brüder Adalhard und Heinrich, die in eine zunächst bei Prosselsheim spielende Fehde mit Bischof Rudolf von Würzburg aus dem rheinfränkischen Geschlecht der Konradiner geraten waren, worin den Rudolf sein im Spessart begüterter Bruder Eberhard unterstützte. In einem dieser Fehde vorfallenden Treffen unweit Bamberg fielen Adalhard und Eberhard, Heinrich wurde gefangen und auf Anordnung des damals in der Reichsregierung mächtigen Konradiners Gebhard hingerichtet. Darauf trat Adalbert in die Fehde ein, brach vom Grabfeld aus, wo er Gaugraf war, in die Wetterau ein und schlug und tötete Gebhards Bruder Konrad, worauf er sich mit seiner Beute wieder nach Bamberg zurückzog. Er wurde nun geächtet, in Theres gefangen und 906 hingerichtet.

Bischof Otto v. Freising auf einem Gemälde
Bischof Otto v. Freising auf einem Gemälde

Bischof Otto von Freising, ein Sohn des Markgrafen Leopold III. von Österreich, hat in seiner gegen Mitte des zwölften Jahrhunderts verfassten Chronik, wo er von diesem Adalbert oder, wie er ihn nennt, Albert spricht, bemerkt:"von dieses Alberts Blut soll nach Überlieferung jener Albert, der nachmals die den Ungarn entrissene Ostmark dem Römischen Reiche hinzufügte, seinen Ursprung herleiten". Es ist mit letzterem Albert Markgraf Adalbert, ein Sohn Liutpolds oder Leopolds I. von der Ostmark oder Österreich gemeint. Die Überlieferung der Melker Chronik über die Abkunft Leopolds von einem Bamberger Grafen ist demnach hier auf den Popponen Adalbert zu Bamberg bezogen, jedoch auch nur mit dem Ausdruck der Ungewissheit "soll" (traditur). Man hat oft die Ansicht ausgesprochen, Otto müsse, da er selbst dem Geschlecht der österreichischen Markgrafen angehört habe, dies doch wohl am besten gewusst haben, allein er gibt ja selbst zu erkennen, dass er keine bestimmte Wissenschaft hat.  Es scheint nur aus seiner Geschichtskenntnis die Supplierung des Namens Adalbert, des Popponen zu Bamberg, in der namenlosen Überlieferung, wie sie die Melker Chronik gibt, von ihm geschehen zu sein, wobei er die Namensähnlichkeit mit dem Markgrafen Adalbert von Österreich hervortreten ließ als Unterstützung seiner Annahme, was um so mehr auffällt, als schon Leopold I. (983 - 994) den Ungarn die Ostmark entrissen hat und seinen Sitz zu Melk nahm, auch unter Leopolds älterem Sohn und unmittelbaren Nachfolger Markgraf Heinrich I. (994 - 1018) bereits der Name Österreich gebraucht wird, und dann erst als dritter Markgraf in Österreich Leopolds jüngerer Sohn Adalbert 1018 folgte, es also gar nicht richtig ist, dass er die Ostmark dem Reich hinzugefügt habe.

Gleichwohl muss die Geschichtsforschung zunächst an dieser Angabe Ottos von Freising haften bleiben und sie auf ihre Haltbarkeit prüfen. Dies ist auch geschehen, hat aber ein durchaus negatives Resultat ergeben. Ich habe in der von der historischen Kommission an der Akademie in München unter dem Titel Forschungen zur deutschen Geschichte herausgegebenen Zeitschrift Band XII, S. 115 - 136 dies umständlich dargelegt, und es haben auch später andere Historiker die Annahme eines Zusammenhanges zwischen dem 906 enthaupteten Grafen Adalbert zu Babenberg und den Markgrafen Berthold und Liutpold aufgegeben, wie Giesebrecht, Gesch. d. dtsch. Kaiserzeit und Huber, Mitt. f. österr. Gesch. II. 374 - 382.

Eine genealogische Verbindung zwischen dem 906 enthaupteten Grafen Adalbert zu Babenberg und den Markgrafen Berthold und Liutpold ist unauffindbar und durch die Verschiedenheit des patrimonialen Besitzstandes des Popponischen Hauses einerseits und des Berthold-Liutpoldischen Hauses andererseits ausgeschlossen. Der von Hanthaler aufgestellte Sohn Adalberts als jüngerer, angeblich 933 in der Schlacht bei Merseburg gegen die Ungarn gefallener Adalbert von babenberg ist, wie Waitz, Jahrb. d. deutsch. Reiches unter Heinrich I. (neue Bearb.) S. 237 - 238 nachgewiesen hat, eine Fälschung. Eckhart hat in seinen Kommentarien der ostfränkischen Geschichte einen Grafen Adalbert von Marchthal in einen Grafen von Ammerthal, einem Eigengute Bertholds im Nordgau, umgeändert, und ihn als einen Sohn von Adalberts Bruder Heinrich ausgegeben. Allein Adalbert von Marchthal ist ein alemannischer Graf, dessen Burgsitz Marchthal ein schwäbischer Ort, und sein Vater hieß weder Adalbert, noch Heinrich, sondern Berthold (Stälin, Württemb. Gesch. I. 546 Note 2, vgl. auch S. 243 Note 4). Schon Schöpff in seiner nordgau-ostfränkischen Geschichte Teil III S. 35 - 93 hat die Eckhart'sche Aufstellung bekämpft. Wenn aber Schöpff meint, es sei der genealogische Zusammenhang des Markgrafen Berthold mit Adalbert von Babenberg zwar nicht ein direkter, aber vielleicht ein seitlicher, dabei aber nicht auf Adalberts Bruder Heinrich, sondern auf einen vermeintlich 919 und 920, in der Tat aber um 1025 lebenden Grafen Otto, welcher Bertholds Enkel ist, verfällt, so ist mit dem Ausdruck originem ex comite Babenbergensi oder ex sanguine Alberti duxisse in der Melker Chronik und bei Otto von Freising doch auf eine Abstammung von der Person dieses Grafen hingewiesen, nicht auf eine Seitenverwandtschaft mit ihm. Auch Döberl in seiner Schrift über die Markgrafschaft und Markgrafen auf dem Nordgau S. 10 denkt an die Möglichkeit einer Seitenverwandtschaft des von mir und auch von ihm angenommenen Vaters Bertholds, des mit König Heinrich I. verwandten Grafen Heinrich, mit Adalbert von Babenberg und meint, Graf Heinrich könnte gerade durch seine Verwandtschaft mit dem König Heinrich einen Rest aus dem Besitztum des Popponischen Hauses gerettet haben, allein das Berthold-Liutpold'sche Haus hat gar kein Popponisches Besitztum zu eigen, nicht einmal die dem Reich gehörige Burg in Bamberg, sondern sein ganzer Besitzstand fällt in den Besitzstand eines von den Popponen verschiedenen Hauses.

Ich bin deshalb auch in meiner Abhandlung über die Herkunft des Markgrafen Liutpold I. von Österreich in den Forschungen zur deutschen Geschichte S. 115 von dem Besitzstand Adalberts und seines Hauses ausgegangen und habe ihm S. 120 - 122 den Besitzstand eines anderen Hauses, der von mir so benannten Geisenheimer Geschlechter (meine Geschichte Frankens Band II S. 434) entgegengestellt, dann habe ich weiter S. 132 u. 133 nachgewiesen, dass der ganze Berthold-Liutpold'sche Hausbesitz in Franken in den Eigenbesitzstand des Geisenheimer Geschlechts, nicht aber in jenen des Popponischen Hauses fällt.

Der Berthold-Liutpold'sche Eigenbesitz liegt mit seinem Haupbestand nur im südlichen und nördlichen Radenzgau und in demjenigen Teil des Volkfelds, der sich am Main oberhalb Theres und an der vom Steigerwald her bei Bamberg in die Regnitz gehenden Aurach zwischen den südlichen und nördlichen Radenzgau verschiebt, während das Popponische Haus zu keiner Zeit im Radenzgau Güter oder Ämter gehabt hat. Der Radenzgau ist von der Radenz, jetzt Regnitz, benannt. Sein südlicher Teil liegt an der Regnitz von Erlangen bis zur Aurachmündung oberhalb Bamberg, sein nördlicher Teil am Obermain von Hallstadt bis zum Frankenwald, zwischen der Aurachmündung und Hallstadt liegt Bamberg in dem vorbezeichneten Nordostwinkel des vom Flüsschen Volkach benannten Volkfeldes. In jeder dieser drei Gegenden besitzt das Berthold-Liutpold'sche Haus eine Gütergruppe, in welcher auch ein 905 bei König Ludwig dem Kinde zu Forchheim im Radenzgau erscheinender, als dessen Getreuer und Vertrauter und als höchst edler Graf (nobilissimus comes) bezeichneter Adalhard begütert ist. Es ist dies im südlichen Radenzgau die Gütergruppe Höchstadt an der Aisch, Etzelsdorf, Gremsdorf und Adelsdorf, im nördlichen Radenzgau die Gütergruppe zu Zapfendorf in den zusammenhängenden Marken von Ebing und Ebensfeld, endlich in dem vorbezeichneten Teil des Volkfeldes die Gütergruppe Knetzgau und Wonfurt, weshalb Adalhard als ein Ahnherr des Berthold-Liutpold'schen Geschlechts angesehen werden kann, der nach des Popponen Adalbert Ächtung und Einziehung aller seiner Besitzungen und Eigengüter zum Reiche die Grafschaft in dem nun als Reichsgut erscheinenden, von drei Seiten vom Radenzgau umschlossenen Bamberg erhielt, das auch von der vierten Seite, von Theres her, dem Hausbesitz Adfalhards benachbart war. Zwischen diesem Ahnherrn und den Brüdern Berthold und Liutpold steht als Graf vom Radenzgau und mutmaßlicher Vater Bertholds und Liutpolds Graf Heinrich, der von 913 - 934 handelnd auftritt und 927 als mit König Heinrich verwandt urkundlich bezeugt wird.

 

König Heinrich I.
König Heinrich I.

 

3. Graf Heinrich, Verwandter König Heinrichs I.

 

Alles, was über Graf Heinrichs persönliche Verhältnisse und seine Beziehungen zum Radenzgau und zur Stadtgrafschaft in Bamberg aus Urkunden und sonstigen Zeugnissen zu entnehmen ist, habe ich in meiner Geschichte Frankens Bd. II S. 293 - 298 ausführlich zusammengestellt. Am 8. August 912 trat Graf Heinrich an Seite des Abtes Dracholf von Schwarzach im Volkfelde bei König Konrad I. zu Frankfurt auf und unterstützte die Bitte dieses Abtes wegen einer Schenkung von Gütern in dem an das Volkfelde und den Radenzgau anstoßenden Iffgau. Bei dem Heerzuge des Königs Konrads I. wegen des Elasses gegen Karl den Einfältigen von Frankreich waren zu Straßburg, 12. März 913 im Gefolge Konrads I. als fränkische Große des Königs Brüder Eberhard und Otto, Graf Heinrich und Graf Poppo vom Grabfelde, wo in einer Urkunde von diesem Tage Graf Heinrich unmittelbar nach des Königs Bruder Otto und vor dem Grafen Poppo eingereiht ist. Am 5. Juli 918 war er am bischöflichen Hofe zu Würzburg, wo auch der Konig Konrad  anwesend war, und erbat mit dem Bischof Thiodo vom König eine neue Ausfertigung eines durch zu Verlust gegangenen Zollprivilegs für das Hochstift zu Würzburg. Auf dem letzten vom König Konrad zu Forchheim abgehaltenen Reichstag im September 918, wo er seinen Bruder Eberhard und die fränkischen Großen bestimmte, die Krone nach seinem Tod dem Herzog Heinrich von Sachsen zu übertragen, erscheinen in einer Urkunde des Königs Bruder Eberhard und Graf Heinrich nebeneinander  genannt. Bekanntlich geschah diese Übertragung nach Konrads 23. Dezember 918 erfolgten Tod wirklich, und als der neu gewählte König Heinrich I. 920 nach Seelheim in Hessen kam, fanden sich bei ihm die fränkischen Großen ein, welche in einer Urkunde aufgezählt werden, als des Konigs Konrad Bruder Eberhard, seines Vatersbruders Eberhard Sohn Konrad, seines Vatersbruders Sohn Udo und Graf Heinrich. Später besuchte König Heinrich I. auch Ostfranken selbst und kam dabei zweimal nach dem Königspalaste zu Salz bei Neustadt an der Saale, das erste Mal !8. Oktober 927, zum anderen Mal 3. Juni 931. Beide Male fand sich Graf Heinrich bei ihm zu Salz ein. Er bat 927 beim König für einen Vasallen des Herzogs Arnulf von Bayern, der ihm wohl von dem benachbarten Nordgau her bekannt sein mochte, und 931 erbat er vom König die Schenkung einiger Leibeigenen fü den Abt Burkhard von Hersfeld, der noch in demselben Jahr Bischof zu Würzburg wurde. In der Urkunde vom 18. Oktober 97 wird Graf Heinrich nicht nur des Königs Heinrich I. fidelis et dilectus comes, sondern auch des Königs Verwandter propinquus genannt. Zum letzten Mal kommt Graf Heinrich 25. Juni 934 vor am Hoflager des Königs Heinrich I. zu Noedhausen in Thüringen als Fürbitter des selbst mächtigen thüringischen Grafen Siegfried. Aus allen diesen Urkunden geht hervor, dass er ein fränkischer Graf und zwar in Ostfranken - comes de orientali Francia - und zugleich der vornehmste ostfränkische Graf in der Zeit der Könige Konrad I. und Heinrich I. war. Die Verwandten König Konrads I., die neben ihm genannt werden, hatten nur Grafschaften imrheinischen Franken und in Hessen, von ostfränkischen Grafen wird neben ihm nur Graf Poppo einmal am Hoflager Konrad nach ihm aufgeführt, der aus dem popponischen Geschlecht stammt. Die Grafschaft Heinrichs ist im Radenzgau, da die übrigen bedeutenderen ostfränkischen Gaue andere Grafen hatten. Auf seine Innehabung der Stadtgrafschaft zu Bamberg deutet eine in dem Kloster Michaelsberg bei Bamberg bestandene Kunde, dass ein Graf Heinrich zu Bamberg mit einer Schwester des Königs Heinrich des I., welche Baba geheißen haben soll, vermählt gewesen sei. Die Michaelsberger Mönche Frutolf und Ekkehard, welche die unter dem Namen Ekkehards von Aura uns vorliegende Chronik am Anfang des zwölften Jahrhunderts verfassten, bezogen dies, da sie von unserem Grafen Heinrich nichts wussten, auf den 886 vor Paris gefallenen Popponischen Grafen Heinrich, den Vater des 906 hingerichteten Adalbert zu Babenberg, obgleich die chronologisch gar nicht zulässig ist. Wenn Bamberg vorher ganz oder teilweise Eigentum Adalberts gewesen, so musste es, nachdem dessen Eigengüter zum Reich eingezogen waren, einen königlichen Stadtgrafen erhalten und, wenn ein solcher Stadtgraf Heinrich Gemahl einer Schwester König Heinrichs I. war, so kann doch nur der urkundlich als propinquus regis Henrici bezeichnete Graf Heinrich darunter verstanden werden und es kann nur dieser von 913 - 934 vorkommende Graf zu Bamberg derjenige comes Babenbergensis gewesen sein, welchen die seit 940 bekannten und auch zu Bamberg auftretenden Brüder Bertholds und Liutpolds zum Vater hatten.

 

II. Die Markgarfen Berthold, Heinrich und Otto von Schweinfurt

 

1. Markgraf Berthold

Berthold erscheint schon in jungen Jahren in besonders vertraueter Stellung zu dem ebenfalls noch jugendlichen König Otto I. , der seinem Vater Heinrich I. 936 gefolgt war. Dies in besonders hervorstechendem Maße bemerkbare vertraute Verhältnis zwischen den beiden jungen Männern ist bei einer bestehenden Vetterschaft leicht, außerdem schwer erklärlich und war für den jungen König höchst wertvoll bei den Verwicklungen, in welche er in Franken und Bayern alsbald geriet.

Die Geschichte Frankens zu dieser Zeit ist vielfach auf ungenügenden, außerfränkischen Grundlagen aufgebaut und das gewonnene Erfebnis überdies durch freie Erweiterungen und Ausmalungen verunstaltet worden, so einfach in der Wirklichkeit die Sachlage war. Zur Hauptquelle nahm man früher eine Stelle in der St. Galler Klosterchronik (Casus St. Galli) des Abtes Ekkehard IV. von St. Gallen, (gest. um 1060). Dieser erzählt den unter König Konrad I. vorgefallenen Streit zwischen dem schwäbischen Grafen Erchanger  nebst seinem Bruder Berthold über einen Besitz zu Stammheim mit dem Bischof Salomo II. zu Konstanz, in welchem König Konrad zu Gunsten des Bischofs entschied und woraus sich eine blutige Fehde entspann, die mit Erchangers Hinrichtung endete. Der in dieser Fehde auch auftretende Burkard, Sohn des Markgrafen Burkhard von Rätien, wurde nachher Herzog, während bis dahin kein Herzog in Schwaben war, sondern die königlichen Güter, wozu Stammheim gehörte, von damit betrauten Gaugrafen und namentlich Stammheim von Erchanger verwaltet wurden. Diese königlichen Verwalter nennt Ekkehard Kammerboten - nuntii camerae - und stellt sie als Verwalter des ganzen Landes hin, allein das Kammerbotenamt war nur ein fiskalisches Nebenamt über fiskalische Güter neben dem Gaugrafenamt. Dabei zieht Ekkehard eine Parallele der Stellung und des Schicksals Erchangers in Schwaben mit der Stellung und dem Ende Adalberts von Babenberg in Franken, von dem wir wissen, das er neben mehreren Gaugrafschaften auch die Verwaltung königlicher Güter führte, was besonders von Milz bei Rönhild beurkundet ist, aber wahrscheinlich auch bei Theres und Bamberg der Fall war. Ekkehard macht daher auch den Adakbert zu einem nuntius caerae und sagt, wie der Kanzler Konrads I. Erchanger, so habe er auch den Adalbert hinrichten lassen, was aber unrichtig ist, da der Kanzler Hatto, welchen Ekkehard hiermit meint, schon gestorben war, als der Streit mit Erchanger begann. Weiter nennt Ekkehard noch einen nuntius camerae in Franken namens Werner, der sich vor Hatto, der beide verfolgte, gerettet habe. Diesen Werner hält man für einen rheinischen Franken, was nur auf einen Ahnherrn des salischen Hauses gehen kann, dann aber auf einen Vorfahren Konrads I. bezogen wurde, obwohl Konrad I. und die älteren Konradiner nicht in das salische Haus gehörten. Noch willkürlicher ist man mit dieser Stelle Ekkehardsa umgesprungen in deren Anwendung, wie sie sich in Eckharts Commentarien zur ostfränkischen Geschichte und bei Anderen findet. Obgleich Ekkehard von St. Gallen ausdrücklich sagt, dass Adalbert und Werner neben einander in Gegnerschaft zu dem Reichskanzler Hatto gestanden seien, dem ersterer erlag, letzterer entging, lässt Ekkehard den Adalbert  als Haupt der Popponen und den Werner als Haupt der Konradiner in gegenseitiger Feindschaft zueinander stehen und stellte die Sache so hin, als ob diese beiden Häuser in Ostfranken die mächtigsten Geschlechter gewesen seien und um die Vormacht gestritten hätten in der Babenberger Fehde, die uns von ohren Anfängen im Jahre 897 an bekannt ist und in ihrem ganzen Verlauf, der in meiner Geschichte  König Konrads I. (S. 146 - 170) erzählt ist, einer solchen  Auffassung  widerspricht.

In Wirklichkeit war Franken sowohl im rheinischen, als auch im östlichen Landesteil seit der Eroberung durch den Frankenkönig Chlodwig Kronland, ohne je einen Herzog zu haben außer in der Zeit des gegen die Wenden errichteten thüringischen Grenzherzogtums von 630-717. Bald nach dieser Zeit beginnen die auf das 744 gegründete Kloster Fulda bezüglichen, in sehr reichlichem Maße das östliche Franken betreffenden Urkunden, welche uns die Gaugrafschaften und die hochedlen Geschlechter in Franken in authentischer Weise erkennbar machen und die Annahme widerlegen, dass die Konradiner Güter und Ämter in Ostfranken hatten. Solche hatten hier nur diejenigen Geschlechter, deren Gliefer ich in meiner Geschichte Frankens Bd. II S. 434, 437, 440 und 442 zusammengestellt habe. Bei den Verwicklungen, in welche König Otto I. mit des Königs Konrads I. Bruder Eberhard 937 geriet, blieben diese fränkischen Geschlechter und das östliche Franken völlig unbeteiligt. Der Kampf Ottos und Eberhards spielte nur in sächsischen und rheinischen Gegenden, wo selbst die übrigen Konradiner auf Ottos Seite standen und Eberhard durch seine eigenen Vettern Udo und Konrad fiel. Berthold war an dieser Sache völlig unbeteiligt.

Dagegen waren es die gleichzeitigen Vorgänge in Bayern, welche Anlass wurden, dass der junge Berthold dem König Otto als eine wesentliche Stütze erschien und er ihn in eine Stellung berief, auf welcher Bertholds geschichtliche Bedeutung beruht.

Ludwig das Kind
Ludwig das Kind

In Bayern starb 937 Herzog Arnulf, welcher 907 von der Reichsregierung unter dem ihm kognatisch verwandten König Ludwig dem Kinde sich unabhängig gestellt hatte und sich als "von Gottes Gnaden Herzog von Bayern und den anliegenden Gegenden" bezeichnet. Zu diesen anliegenden Gegenden gehörte insebesondere der im Norden der bayerischen Donau liegende Nordgau, in welchem nachmals unser Berthold Markgraf geworden ist. Zum Verständnis der Stellung, welche Herzog Arnulf von Bayern gegenüber der Reichsregierung einnahm, müssen wir bei der Bedeutung, welche sie auch für die Geschichte unseres Markgrafen Berthold hat, auf Arnulfs Verhältnis zur Reichsregierung unter Ludwig dem Kinde umständlicher eingehen.

Ludwig das Kind war der einzige, bei seines Vaters Tod noch unmündige Sohn des Kaisers Arnulf und seiner Gemahlin Uta, die aus dem Konradinischen Hause war. Kaiser Arnulfwar bekanntlich kein echter Karolinger, sondern ein außerehelicher Sohn von Karlmann, dem ältesten Sohn Ludwigs des Deutschen. Vom Mannesstamm Ludwigs des Deutschen, den deutschen Karolingern, lebte 888 nur noch Kaiser Karl III., der auch nur einen außerehelichen Sohn Bernhard hatte. Vom Mannesstamm Karls des Kahlen in Frankreich lebte nur noch Karl der Einfältige. Der Mannesstamm des Kaisers Lothar endlich war ausgestorben. Also wäre nach Karls III. Tod der legitime Erbe der Karolingischen Reiche Karl der Einfältige gewesen. Karl III. selbst wollte einen von des Kaisers Lothar Enkelin Irmingarde geborenen Abkömmling adoptieren. Allein die Abneigung gegen einen Fremdling zeitigte eine Verschwörung zu Gunsten Arnulfs, welcher mit starker Mannschaft von Bayern nach Franken kam, den Karl III. entthronte und an Weihnachten 888 als König von den Deutschen zu Regensburg anerkannt wurde.

Karl III.
Karl III.

Ludwig das Kind hatte als nächste Verwandte , nämlich die Verwandten seiner Mutter Uta und die Verwandten der Mutter des Kaisers Arnulf Lintswinda. Erstere waren die Konradiner, ein Verwandter der Lintswinda war Herzog Liutpold von Bayern, der Vater des späteren Herzogs Arnulf von Bayern.So lange Herzog Liutpold lebte, herrschte die Übung, dass der Hof des Königs Ludwig des Kindes einen Teil des Jahres in Franken, den anderen in Bayern zubrachte unter dem Beirat der Konradiner Konrad und Gebhard in Franken und Liutpolds in Bayern. Als aber Liutpold im Kampf gegen die Ungarn gefallen war, verschmähte es sein Sohn Arnulf, die Reichsregierung ferner in dieser Weise zu unterstützen, sondern er stellte sich als unabhängiger Herzog von Bayern und Umlanden auf unter Widerspruch der Bischöfe seines Landes, welche noch immer Ludwigs Reichstage besuchten und denen er auch den Beinamen Arnulfs des Bösen (Arnulfi mali) verdankte. Er huldigte Ludwig dem Kinde nicht, empfing das Herzogtum nicht von ihm, sondern nahm es aus eigener Macht - von Gottes Gnaden - an sich.

Konrad I.
Konrad I.

Ludwigs Nachfolger Konrad I., der Arnulfs Mutter Kunigunde, die Witwe Liutpolds, geheiratet hatte und somit Arnulfs Stiefvater geworden war, zog 916 gegen ihn und Arnulf flüchtete von ihm zu den Ungarn, von denen er erst nach Konrads Tode zurückkehrte, um selbst die Königskrone zu erstreben. Er wurde zwar von den Bayern und Franken ehrerbietig aufgenommen, aber die Franken brachten die Krone nach Konrads I. Wunsch dem Herzog Heinrich von Sachsen, der durch seine Vatersschwester Lintgarde dem Haus Ludwigs des Deutschen verschwägert war und der sie auch annahm. Heinrich I. zog dann gegen Arnulf und räumte ihm in einem Vergleich mehrere Vorrechte ein. Als nun Arnulf 937 gestroben war, verweigerte sein Sohn Eberhard dem König Otto die Huldigung. In einem wiederholten Kriegszug nach Bayern besiegte Otto den Eberhard und vertrieb ihn und seine Brüder aus Bayern. Das Herzogtum verlieh er dem Bruder des früheren Herzogs Arnulf namens Berthold unter Zurücknahme der von Heinrich I. dem Arnulf gewährten Vorrechte in Besetzung der Bistümer. Auch sonstige Schmälerungen der herzoglichen Macht traten ein. Was uns insbesondere angeht, das ist die Besetzung der Grafschaft im Nordgau und in der Mark gegen Böhmen durch unseren fränkischen Grafen Berthold.

Es ist klar, dass bei Ottos Zug gegen Bayern der diesem Herzogtum vorliegende Radenzgau Frankens passiert werden und einen wichtigen Angriffs- und Stützpunkt bilden musste, da er sich seiner ganzen Länge nach am bayerischen Nordgau hin erstreckt. Hier aber vorher Graf Heinrich, des Königs Heinrich Verwandter, und jetzt der junge Berthold Gaugraf, und die Teilnahme dieses jungen Vetters und Freundes Ottos an dessen Krieg gegen Bayern war unvermeidlich. Sie muss aber auch zu voller Zufriedenheit Ottos stattgefunden haben und von Otto mit der Verleihung der von Herzog Arnulf seither an sich genommenen Gaugrafschaft im bayerischen Nordgau und in der böhmischen Mark, was der Herzog sich von Otto gefallen lassen musste, belohnt worden sein, weil der fränkische Graf Berthold hier alsbald in dieser Eigenschaft auftritt. Der König erreichte damit auch, dass er einen treuen Wächter an der Seite des Herzogs von Bayern hatte. Von un an erscheint Graf Berthold nicht nur in Bamberg mit dem Volkfelde und im Radenzgau, sondern auch im bayerischen Nordgau und in der böhmischen Mark belehnt, wie wir im Einzelnen sehen werden.

Schon 941 war Berthold Machthaber im bayerischen Nordgau und erhielt dort einen großen Vertrauensbeweis Ottos. Es war der sächsische Graf Lothar aus dem später von Walbeck benannten Grafengeschlecht, welchem Geschlecht auch der Geschichtsschreiber Thietmar, Bischof von Merseburg, angehörte, nach der von Thietmar in seiner Chronik gegebenen Erzählung in einer Verschwörung gegen König Otto verwickelt und gefangen worden, worauf ihn Otto in Gewahrsam des Grafen Berthold nach Bayern gab. Hier lernte Berthold seines ihm in Obhut gegebenen Gefangenen Tochter Eilica (Eila) kennen und, als Lothar vom König begnadigt und frei geworden war, gab Lothar ihm seine Tochter Eilica zur Gemahlin, die nach Bertholds Tod die Burg zu Schweinfurt als Witwensitz inne hatte und dort erst 1015 gestorben ist. Der Teil Bayerns aber, in welchem der Graf Berthold Gewalt hatte, war der bayerische Nordgau. Es ist ganz unzulässig, dem Graf Berthold hier den Herzog Berthold zu substituieren, denn Thiethmar kannte die Eilica, welche er selbst seine Verwandte nennt, sehr wohl, und ihr Gemahl war ja eben nicht der bayerischeHerzog Berthold, sondern der ostfränkische Graf Berthold. Daraus folgt nun, dass Graf Berthold schon 941 königlicher Machthaber im Nordgau war (Thietmari chronic II. 14).

945 wurde über Güter zu Schambach und Gungolding bei Arnsberg im Nordgau, welche königliche oder Grafschaftsgüter waren, ein Tausch vom König mit dem Hochstift Eichstätt abgeschlossen und von dem Grafen Berthold mit dem Bischof Starchand von Eichstätt zum Vollzuge (Döberl, Markgrafschaft und Markgrafen auf dem Nordgau S. 8 not. 6) gebracht.

960 und 961 wird bei der Schenkung von Gütern eines Adeligen Diotmar, die teils im bayerischen Nordgau, teils im fränkischen Radenzgau lagen, deren Lage in diesen beiden Gauen und die Innehabung der Gaugrafschaft in jedem dieser beiden Gaue durch Berthold angegeben mit den Worten: 960 in pago Nortgowe in comitatu Bertoldi comitis (Mon. Boic. 28 p. 198) und 961 in pago Ratinzgowe in comitatu Berchtoldi (Stumpf, Reichskanzler num. 212).

Otto I. siegt über Berengar (Illustration einer Handschrift, um 1200)
Otto I. siegt über Berengar (Illustration einer Handschrift, um 1200)

964 tritt bei der Verbannung des Königs Berengar II. von Italien und seiner Gamahlin Willa nach Bayern und Berengars Tod zu Bamberg im Volkfelde eine gleiche Verbindung des bayerischen Nordgaus und des fränkischen Bamberg hervor unter der Gewalt des Grafen Berthold. Berengar und seine Gemahlin wurden wurden in die Obhut des Grafen Berthold gegeben in dessen bayerischen Nordgau und starben in dem zum Gau Volkfelde gehörigen Bamberg. Dies Bamberg blieb bis 973 königliche Stadt, worin der Gaugraf Berthold auch die Stadtgrafschaft inne hatte.

973 wird in der Schenkungsurkunde der Königsstadt Bamberg durch Kaiser Otto II. an Herzog Heinrich von Bayern, Graf Berthold ausdrücklich als Gaugraf im Volkfelde bezeichnet, indem es dort heißt: Papinbere in comitatu Pertholdi comitis Voleveld nuncupato (M. B. p. 201)

975 wird von der von jeher mit dem bayerischen Nordgau verbundenen Mark gegen Böhmen, die zwischen der Naab und dem Böhmerwald lag, Berthold auch als Markgraf bezeichnet und zugleich als Graf aus dem östlichen Franken bei einer Schenkung von Leibeigenen aus seinen Gütern Ammerthal und Isening im Nordgau an das Kloster St. Emmeram zu Regensburg in der Urkunde bei Pez Thesaur. aneed. I. P. 2. c. 20 Berchtold marchio, comes de orientali Francia, cum manu Heileswindae suae coniugis et filii Heinrici.

Demnach steht urkundlich fest Bertholds Besitz der Grafschaft des Radenzgaus und des Volkfeldes mit der Königsstadt Bamberg in Franken, dann des Nordgaus mit der böhmischen Mark in Bayern.

Nur aus Unkenntnis der fränkischen Geschichtszeugnisse konnte es geschehen, dass die Verbindung fränkischer Gaugrafschaften und des bayerischen Nordgaues in einer Hand als ein Beleg angesehen wurde für eine aufgestellte Behauptung, wonach im zehnten Jahrhundert Franken ganz oder teilweise zu Bayern geschlagen worden sein soll. Zuerst hat der bayerische Akademiker Pfeffel 1770 in einer Abhandlung über die Grenzen des bayerischen Nordgaus den Satz aufgestellt: "Ganz Ostfranken gehörte zu Nordbayern" (Abh. d. bayr. Akademie der Wissenschaft Th. II, S. 169). Zur Charakteristik der Art seiner Beweisführung will ich hier nur zwei Pinkte herausheben. Zum Verweis, dass "die Gegend um Langenzenn (im heutigen Mittelfranken) herum in den Böhmerwald gesetzt worden" übersetzt Pfeffel die jedem fränkischen Geschichtskundigen schaon aus Pstorius und Schannat bekannte Stelle (Dronke cod. dipl. Fuld. num. 9), wo von der Lage des Ortes Hemminghausen (bei Rieneck) gesagt wird "iuxta alveum fluvii Sinna in silva Boehonia" d. i. an dem Sinnflusse im Buchonischen Wald in folgender Weise:"an der Zenn im Böhmerwalde". Ferner entscheidet er sich bei der Verschiedenheit der Lesarten Spehteshart bei Thietmar und Speicheshart bei Adelhold nicht nur für erstere, sondern er betrachtet die von Adelhold zur Kennzeichnung, dass er einen amderen Wald, als den Spehteshart oder Spessart bezeichnen will, beigesetzten Worte: "silva, quaeBaioariam a Francia dividit" so, als ob sie bei Spehteshart stünden. Die Lesart Spehteshart bei Thietmar ist aber eines der bei ihm gar nicht seltenen Flüchtigkeitsversehen. Der Spassart heißt stets Spehteshart , niemals Speicheshart, der Speichershard ist dagegen ein Wald an der Grenze Bayerns und Frankens zwischen Kreußen und Kemmnath, wo sein Name noch heute in dem Ort Speichersdorf mit dem Speichersdorfer Holzund dem Waldbezirk Hard fortlebt. Adelhold zeigt sich in der Benutzung der ihm und Thietmar gemeinsamen Quelle nicht allein hier, sondern auch in anderen Punkten genauer und richtiger als Thietmar. Hierüber habe ich mich in meiner Geschichte Frankens Bd. II S. 315-317 ausgesprochen und hiermit stimmt auch überein Döberl die Markgrafschaft und die Markgrafen auf dem bayerischen Nordgau S. 7 Anm. 35.

Da der Satz Pfeffels "Ganz Ostfranken gehörte zu Nordbayern" gar zu mönströs war, suchte ihn Dahl dahin zu mildern, dass er meinte, nur das Volkfeld und der Radenzgau, die alten fränkischen Gaue des Grafen Berthold, seien zu Bayern geschlagen worden, während in Wirklichkeit umgekehrt Berthold zu diesen seinen alten GRafschaften eben die Grafschaft im Nordgau hinzu empfing. Die Dahl'sche Modifikation hat Giesebrecht in seinen Jahrbüchern unter Kaiser Otto II., welche 1840 erschienen, im Exkurs V. akzeptiert und sie später noch beibehalten.Allein auch diese Modifikation, wonach der Spessart im zehnten Jahrhundert bis an das Volkfeld und bis Schweinfurt gereicht haben soll, steht in geradem Widerspruch mit fränkischen Urkunden. In einer solchen Urkunde vom Jahr 901 im Echternacher so genannten goldenen Kodex wird von dem zwischen Schweinfurt samt dem Volkfeld einerseits und dem Spassart andererseits liegenden Saal- und Werngau, worin Güter sich befanden, die nach Echternach gehörten und an Fulda übergingen, ausdrücklich gesagt, dass diese Güter im Osten des Spessarts (orientem versus Spehteshart) liegen.

Zu Schweinfurt besaß Berthold eine eigentümliche Burg auf dem südwestlichen Abhang des im Übrigen in königlichem oder Reichsbesitzbefindlichen Hainbergs mit dem Hainwald. In Schweinfurt und dam nahen Geldersheimhatte ein gräfliches Brüderpaar Gerhard und Ippin schon unter König Pippin und Karl dem Großen Besitzungen neben den heutigen Reichsgütern  (meine Monum. Swinfurt. S. 2), und der dortige Besitz des markgräflichen Hauses Schweinfurt beruht wohl auf genealogischer oder anderer Nachfolge in Besitzungen seines alten gräflichen Hauses. Es wird sich auf dem Westabhang des Hainbergs, der später Peterstirn genannt wurde, schon länger ein Herrenhof befunden haben, aber als Burgbau tritt er erst unter Graf Berthold hervor. Ehe Kaiser Otto II. 973 das Königsgut Mamberg an Herzog Heinrich von Bayern verschenkte, war Bamberg, wo Berthold bis dahin die königliche Stadtgrafschaft inne hatte, wohl um so mehr sein regelmäßiger Wohnsitz, als Bamberg im Mittelpunkt der Besitzungen seines Hauses im südlichen und nördlichen Radenzgau und im Volkfelde lag. Aber seit dem Wegfall der dortigen königlichen Stadtgrafschaft war mehr Veranlassung, sich einen solchen Mittelpunkt in einem Eigengut zu errichten. Urkundlich gewiss ist, dass die Burg zu Schweinfurt von Berthold und seiner Gemahlin Eila als Witwensitz angewiesen wurde, auch deren Sohn Heinrich und ihr Enkel Otto hier ihre Grabstätte gefunden haben. Otto trägt auch in Urkunden die Benennung "de Swinvurt" , wie die Schweinfurter Linie des Hauses überhaupt hiernach benannt ist.

Von Zügen aus Bertholds Leben wird uns berichtet, dass er eine Stellung gegenüber dem Kaiser Otto II. und dem Herzog Heinrich von Bayern einnahm, welche in dem befestigten Vertrauen und Ansehen Bertholds bei Otto I. und wohl auch in den verwandtschaftlichen Beziehungen Bertholds zum sächsischen Kaiserhaus ihre volle und beste Erklärung findet.Thietmar erzählt, dass Berthold dem Kaiser Otto II. Vorhalt darüber gemacht habe, dass er einer verhältnismäßig geringen Ursache wegen einen so mächtigen und angesehenen Reichsfürsten, wie den Grafen Gero, habe hinrichten lassen, ferner, dass er als Markgraf im Nordgau im kaiserlichen Interesse beim Herzog von Bayern gegenüber nicht wie ein Vasall, sondern wie ein Gegner aufgetreten sei.

Er starb nach einem Nekrologium (Anm.: Totenverzeichnis oder Nachrufdokument) des Klosters St. Emmeram am 14. Januar, das Todesjahr 980 gibt ein Fuldaer Totenverzeichnis. Dass er nicht in der Schlacht Ottos II. bei Colonne 13. Juli 982, wie man früher annahm, fiel, ergibt sich eben durch diese Einträge. Seine Witwe Eilica, gewöhnlich Eila genannt, überlebte ihn. Von seinen Kindern kennen wir die beiden Söhne Heinrich, genannt Hezilo, und Burkhard oder Bucco.

 

2. Heinrich

Die Geschichte des Markgrafen Heinrich oder Hezilo von Schweinfurt ist in den meisten Einzelheiten durch Thietmar von Merseburg bekannt, der in seiner Chronik besondere Anteilnahme an den Schicksalen der Witwe des Markgrafen Berthold Eila, welche Thietmars Muhme war, und ihres Sohne Hezilo zeigt. Ältere Schriftsteller haben ebenso, wie sie den Markgrafen Berthold von Schweinfurt mit dem gleichzeitigen Herzog Berthold von Bayern zusammenfassen, nun auch des Markgrafen Bertholds Sohn Hezilo verwechselt mit des Herzogs Berthold von Bayern Sohn Heinrich, der gewöhnlich Henricus minor heißt. Es ist jedoch letzterer eine andere Persönlichkeit als unser Markgraf Hezilo, der seinem Vater Markgraf Berthold in seinen fränkischen Gauen und im Nordgau mit der böhmischen Mark unmittelbar nachfolgte.

Als Sohn des Markgrafen Berthold und der Eilica wird er ausdrücklich bezeichnet in der schon oben in der Geschichte des Markgrafen Berthold angeführten Urkunde von 975 mit den Worten: Berchthold marchio, comes de orientalis Francia, cum manu Heilieswerdae, coniugis suae et filii Heinrici. Nach seines Vaters 980 erfolgten Tod erscheint er sofort mit Urkunde vom 2. April 1981 (Stumpf 792) als Graf im Nordgau. Im Volkfelde erscheint er zu Lindach, wie wir bald sehen werden, ferner im Radenzgau, in der terra Slavorum bei Dronke trad. Fuld. pag. 22, num. 129-132.

Sein Leben war zeitweise sehr bewegt und greift auch in die Reichsgeschichte ein. Zunächst wird von ihm erzählt, dass er zur Zeit der Regierung des Bischofs Bernward von Würzburg (990 bis 995) einen Vasallen des Bischofs namens Ewecker, der ihn beschädigt und beleidigt hatte, gefangen nahm und ihn zu Lindach im Volkfelde, wohin er ihn hatte bringen lassen, blenden ließ. Darüber klagte der Bischof bei Kaiser Otto III., der den widerspenstigen Markgrafen Heinrich zuerst ächtete, dann aber dessen Aussöhnung mit Bernward erzielte. Als Heinrich dann auf des Bischofs Einladung zum Kilianweihefest 994 den Bischof in Würzburg nebst seines Vaters Bruder Markgraf Liutpold von Österreich besuchte, schoss ein Verwandter Eweckers einen Pfeil auf Heinrich ab, der aber ihn fehlte und statt seiner den Markgrafen Liutpold zum Tode traf.

Bischof Berward zu Würzburg - auch Graf von Rotenburg genannt
Bischof Berward zu Würzburg - auch Graf von Rotenburg genannt

Sein Leben war zeitweise sehr bewegt und greift auch in die Reichsgeschichte ein. Zunächst wird von ihm erzählt, dass er zur Zeit der Regierung des Bischofs Bernward von Würzburg (990 bis 995) einen Vasallen des Bischofs namens Ewecker, der ihn beschädigt und beleidigt hatte, gefangen nahm und ihn zu Lindach im Volkfelde, wohin er ihn hatte bringen lassen, blenden ließ. Darüber klagte der Bischof bei Kaiser Otto III., der den widerspenstigen Markgrafen Heinrich zuerst ächtete, dann aber dessen Aussöhnung mit Bernward erzielte. Als Heinrich dann auf des Bischofs Einladung zum Kilianweihefest 994 den Bischof in Würzburg nebst seines Vaters Bruder Markgraf Liutpold von Österreich besuchte, schoss ein Verwandter Eweckers einen Pfeil auf Heinrich ab, der aber ihn fehlte und statt seiner den Markgrafen Liutpold zum Tode traf.

Mit des Kaisers Otto III. kinderlosem Tode 1002 erlosch die ältere Linie des sächsischen Kaiserhauses. Die jüngere oder bayerische Linie leitet sich von des Kaisers Otto I. jüngerem Bruder Heinrich ab, dem sehr unverdienter und unkluger Weise Otto I. das Herzogtum Bayern unter Vermählung desselben mit Judith, Tochter des Herzogs Arnulf von Bayern, verlieh. Herzog Heinrich I. von Bayern und sein Sohn und Nachfolger Heinrich II. der Zänker waren von herrsch- und streitsüchtigem Charakter, stets bereit zu Unruhen und Feindseligkeiten gegen die ältere Linie und zur Verwirrung des Reiches. An eine dieser Unruhen Heinrich des Zänkers im Jahr 976 hat Giesebrecht in den von ihm verfassten Jahrbüchern des deutschen Reiches, herausgegeben von Ranke, Bd. II. Abt. I, welcher die Geschichte Ottos II. behandelt, und danch auch in seiner Geschichte der deutschen Kaiserzeit I. 576 - 577 die vermeintliche, von ihm aufgestellte Tatsache angeknüpft, dass die gegen Böhmen gerichtete Markgrafschaft am Böhmerwalde jetzt erst neu errichtet und dem Markgrafen Berthold übertragen worden sei. Die Unrichtigkeit dieser Meinung, welche nachher Riezler in seine Geschichte Bayerns aufgenommen hat, ergibt die Geschichte der Böhmischen Mark selbst. Diese Mark gegen Böhmen bestand schon von alter Zeit her längs des Böhmerwaldes bis zur Grenze der sorbischen Mark am Fichtelgebirge (meine Geschichte Frankens Band II. S. 272 bis 273) ohne Unterbrechung fort, wie auch Döberl in seiner Schrift über die Markgrafschaft und die Markgrafen auf dem bayerischen Nordgau S. 10 dagegen bemerkt: "Davon kann nicht die Rede sein, dass in einer Zwischenzeit die markgräfliche Verfassung des Nordgaus einmal eingegangen gewesen, der Nordgau erst beim Übergang an das Babenberger Haus Bertholds oder gar erst im Jahr 976 im Zusammenhang mit der Maßregelung Heinrichs des Zänkers zur Mark reorganisiert worden sei."

Heinrichs des Zänkers Sohn war als Heinrich III. seit 995 seinem Vater im Herzogtum Bayern gefolgt und nach Ottos III. Tod trat er als Bewerber um die Krone im Reich auf. Heinrich oder Hezilo von Schweinfurt, der auch als Graf vom bayerischen Nordgau und der böhmischen Mark schon in längerer Verbindung mit Herzog Heinrich III. von Bayern gestanden war, unterstützte diese Thronbewerbung und zog auch, nach dem Herzog Hermann II. von Alemannien nach Heinrichs zu Mainz geschehener Königswahl sich rebellisch zeigte, mit dem König und seinem Heer gegen Hermann, der sich schließlich unterwarf. Hezilo erwartete, da der König das Herzogtum Bayern nun voraussichtlich einem neuen Herzog übergeben würde, dass er es ihm übergeben werde, und war, wie es scheint, durch bestimmte oder doch allgemeine Zusicherungen des Königs darin bestärkt worden. Ehe nun das Heer aus Alemannien wieder heimkehrte, ließ Hezilo durch einige von ihm darum angegangene Heerführer beim König bitten, dass er ihm das Herzogtum Bayern verleihen möge. Der König antwortete jedoch ausweichend, er berief sich darauf, dass die bayerischen Großen darüber gehört werden müssten, wonach er sich erst entscheiden könne, Hezilo möge dies also abwarten. Dadurch trat eine Entfremdung zwischen dem König und Hezilo ein, der aber bei dem König noch in Franken und Thüringen im Hoflager blieb. Inzwischen spann sich eine Verschwörung gegen König Heinrich an, deren Ursachen, Zweck und weite Verzweigung nach den Äußerungen Thietmars nicht völlig klar sind. Es war aber daran des Königs eigener Bruder mit beteiligt, ferner der Herzog Boleslaus von Polen und Böhmen, und auch der Markgraf Hezilo gehörte zu den Verschworenen. Da Hezilo zuerst losschlug traf ihn der Zorn des Königs am schwersten. Der König drang in den bayerischen Nordgau ein und belagerte und eroberte zunächst Hezilos eigentümliche Burg Ammertal bei Amberg. Ammertal haben wir schon als ein Eigengut des Markgrafen Berthold kennengelernt, welcher daraus eine Schenkung von Leibeigenen an das Stift St. Emmmeram zu Regensburg machte. Nach dem Fall Ammertals suchte sich Hezilo noch vergeblich in Kreussen und Kronach zu halten und floh letztendlich zu Boleslau an die Lausitz. Als völliger Sieger in Franken wollte der König nun auch des flüchtigen Hezilo Burgsitz Schweinfurt zerstört wissen und übertrug den Vollzug der Zerstörung und Einäscherung dem Bischof Heinrich von Würzburg und dem Abt Erkanbald zu Fulda, indes er selbst zu Bamberg bis nach Mariä Geburt 1003 sich aufhielt. Die Burg Schweinfurt bewohnte Bertholds Witwe Eila und sie brachte es, wie Thietmar umständlich erzählt, durch ihr entschlossenes Auftreten dahin, dass der Bischof und Abt sich der völligen Zerstörung enthielten und sich mit der bloßen Entfestigung begnügten, ja sich selbst erboten, den König, sobald sein jetziger Zorn verraucht wäre, zu Gnade zu stimmen.

Hezilo hatte sich, wie gesagt, zu Boleslaus geflüchtet, worauf der König ihn aller seiner Eigengüter, Lehen und Ämter verlustig erklärte. Indessen erkannte Hezilo das Unvermögen des Boleslaus, dem König erfolgreich Widerstand zu leisten, und schickte Fürbitter an den König, von denen insbesondere Erzbischof Tagino von Magdeburg und Herzog Bernhard von Sachsen es dahin brachten, dass der König dem Hezilo seine Eigengüter wieder freigab, Hezilo sich selbst jedoch dem König als Gefangener zur Haft auf unbestimmte Zeit stellte. Dieser Bedingung unterwarf sich Hezilo und wurde dem Bischof Tagino zur Gefangenhaltung auf den Giebichenstein bei Halle a.d. Saale übergeben. Im September 1005 wurde er auf Fürbitte des Bischofs Gottschalk von Freising aus der Haft entlassen und vom König wieder zu Gnaden angenommen.

In den fränkischen Grafschaften des Volkfeldes und des Radenzgaues treffen wir ihn nicht mehr an; in ersterem erscheint nun ein Gaugraf Thietmar, in letzterem finden wir nicht mehr Hezilo, sondern seines Oheims Liutpold jüngsten Sohn Adalbert als Gaugrafen angeführt. Dagegen muss ich Meinung, dass auch der Nordgau und die böhmische Mark ihm und seinem Hause ganz verloren blieb, in der unbedingten Weise wie ich sie in meiner Geschichte Frankens Bd. I. S. 140-141 ausgesprochen habe, insoweit einschränken, als ein späteres Auftreten Hezilos, seines Sohnes Otto und dessen Schwiegersohnes Heinrich in der eigentlichen Mark am Böhmerwalde nachweisbar ist. Darüber hat Döberl in seiner Schrift über die Marktgrafschaft und die Markgrafen auf dem Nordgau S. 15-22 gründliche, meist auf bayerische Urkunden gestützte Untersuchungen vorgenommen. Er kommt in deren Folge zu dem Schluss, dass der Nordgau und die böhmische Mark als ungeteiltes Ganzes an einen einzigen Gewalthaber nach dem Sturz Hezilos nicht mehr verliehen wurde, sondern in mehreren Teilbezirken an verschiedene Gwalthaber kam, namentlich erscheint darunter Hezilo nach seiner Begnadigung wieder in der eigentlichen böhmischen Mark, welche die späteren Marken Nabburg und Cham begriff. In diesen Marken erscheint auch Hezilos Sohn Otto, Herzog von Schwaben, als Markgraf und nach letzterem noch Ottos Schwiegersohn Heinrich. Die hierfür als Beweismittel dienenden Urkunden werde ich unten in der Geschichte Ottos und der Markgräfin Beatrix, der Gemahlin des letzterwähnten Heinrich noch besonders anführen.

Eine kriegerische Tätigkeit Hezilos nach seiner Begnadigung bekundet die Nachricht, dass er bei einem Einfall der Mähren in Böhmen tätig war. Als Markgraf Heinrich diesen Einfall der Mähren erfuhr, brach er eiligst gegen sie auf und vertrieb sie, wobei sie mehr als 1000 Tote zurückließen. Bald danach verfiel Hezilo in eine Krankheit, die ihn lange Jahre hindurch plagte, bis er ihr am 18. September 1017 in seiner Burg zu Schweinfurt erlag. In einem höchst feierlichen Leichenbegängnisse wurde unter persönlicher Teilnahme des Bischofs von Würzburg und der Äbte von Fulda und von St. Emmeram zu Regensburg sein Leichnam im nördlichen Teil des Klosters bei der Burg zu Schweinfurt nach seiner Anordnung neben der Kirchentür beigesetzt. König Heinrich bezeichnete bei der Todesnachricht lebhaften Schmerz, wie Thietmar dies alles meldet.

Das Kloster, von welchem eben die Rede war, hatte Hezilos Mutter Eilica errichtet, wohl als Frauenkloster, das aber schon im nächsten Jahrhundert als Männerkloster des Benediktinerordens erscheint (Dronke in tradit. Fuld. pag. 1180). Eilica war erst am 18. August 1015 gestorben und ist in diesem von ihr gestifteten Kloster begraben worden (meine Mon. Swinfurt, num. 7)

Vermählt war Hezilo mit Gerberga, Tochter des zum Konradischen Hause gehörigen, die Gaugrafschaft des Kinziggaus bekleidenden Grafen Heribert (meine Gesch. Frankens Bd. II S. 436). Während des Kriegs des Königs Heinrich gegen Hezilo war sie in Kreussen während dessen Belagerung mit ihren Kindern eingeschlossen, erhielt aber auf Verwendung ihres Bruders Otto, genannt von Hammerstein und Graf in der Wetterau, freien Abzug bewilligt. In der derselben Belagerung tritt auch ein Bruder Hezilos Bucco oder Burkhard auf, von dem sonst nichts bekannt ist, als dass ein Sohn Hezilos von ihm den Namen Bucco empfing, der nachher Bischof zu Halberstadt wurde (Döberl, a.o. O. S. 21 not. 59)

Außer diesem Sohn Bucco hatte Hezilo von Gerberga noch einen Sohn Otto, welcher ihm in seinen Eigengütern und als Markgraf in der böhmischen Mark folgte und später auch das Herzogtum Schwaben erhielt. Ferner hatte Hezilo von Gerberga zwei Töchter Eilika und Judith oder Jutta. Eilika wurde die Gemahlin des Herzogs Bernhard des Jüngeren von Sachsen. Die jüngere Tochter Jutta wurde aus dem Kloster zu Schweinfurt, wo sie erzogen wurde, einige Jahre nach dem Tod ihres Vaters 1021 auf eine in der böhmischen Chronik des Cosmas von Prag sehr ausführlich erzählte Weise durch des böhmischen Herzogs Odalrich Sohn Bretislav entführt und ist dessen Gemahlin geworden. Bretislav regierte von 1037-1055 als Herzog von Böhmen und Mähren und förderte das Christentum im Lande, worin zu gleicher Zeit in Ungarn König Peter sich auch hervortat. Peter war aber 1046 der Reaktion des Heidentums erlegen und vertrieben worden; nach Bretislavs Tod trat in Böhmen eine gleiche Reaktion ein, und sein und der Jutta eigener Sohn Spitignev, der seinem Vater in der Regierung folgte, vertrieb sie und alle Deutschen aus dem Lande. Sie vermählte sich nun mit dem vertriebenen Ungarnkönig Peter und starb als dessen Gemahlin 1058.

 

3. Otto

Otto führt, da jetzt die Sitte begann, die edeln Geschlechter nach ihrer Stammburg zu bezeichnen, bei gleichzeitigen Schriftstellern die Zubenennung von Schweinfurt "Otto de Swinvurt". Er führt den Amtstitel "marchio" und seit 1048 "dux" als Herzog von Schwaben, wobei er von den Annalisten als Sohn des Markgrafen Heinrich und der Gerberga bezeichnet wird: "Otto de Suinvurdi" oder "Otto comes de Swinvurt" oder "Otto marchio de Suinvurte, marchionis Neinrici et Gerbergae marchionissae filius" (Zitate bei Stälin, Württemberg, Gesch I. S. 490 not. 5). In der deutschen Chronik des Klosters Kastl im Nordgau wird er von seinem nordgauischen Erbgut Ammertal, das von Ottos Enkel Friedrich jenem Kloster geschnekt wurde, Herzog Otto von Ammertal genannt.

Zunächst erscheint Otto beteiligt an Errichtung einer Urkunde vom 5. September 1023, in welcher Kaiser Heinrich II. dem Bischof reginhard von Würzburg den Wildbann im Steiegerwald schenkte mit Bewilligungderjenigen Fürsten und Großen, welche innerhalb dieses Bezirkes Besitzungen hatten. Diese Bewilligung erteilte auch für sich und seine Leute Graf Otto.

Zwischen 1025 und 1040 entsagte ein sächsischer Graf Dieterich einem in der Wetterau auf fränkischen Boden gelegenen Grundstück und zwar in doppelter Form mit gekrümmten Fingern vor sächsischen Zeugen, dann mit Hand und Halm vor fränkischen Zeugen, unter welchen letzteren Graf Otto voransteht.

Im Oktober 1033 befindet sich bei einer Schenkungsurkunde der Kaiserin Gisela über den Ort Regenbach unter den Zeugen "Otto de Swinvorde".

Als Mitbesitzer der Gemeinde Hellingen mit Ermershausen in Franken erscheint Otto 1040 (Dronke Cod. dipl. Fuld. num. 751), und auf seinen Besitz von Pfünz im bayerischen Nordgau, wobei er "Otto de Francia orientali" heißt, bezieht sich eine wohl ums Jahr 1025 fallende Notiz, wonach dies jetzt von Otto besessene Gut einst durch Herzog Arnulf von Bayern der Kirche entzogen worden sein soll (Pez. Script. rer. Austr. I. p. 739).

Nach Dronke, trad. Fuld. pag. 22 num. 136 verschenkte er Güter im Nordgau zu Beilengries an das Kloster Fulda. Was Ottos Lebensumstände betrifft, so verlobte er sich an Pfingsten 1035 zu Bamberg, wo Kaiser Konrad II. eben Hof hielt, mit des Herzogs Boleslaus von Polen Tochter Mathilde; da jedoch eine Synode zu Ingelheim ein kirchengesetzliches Ehehindernis erkannte, kam die Ehe nicht zum Abschluss. Otto vermählte sich sodann 1036 mit Irmengard, Tochter des Markgrafen Maginfred von Susa, die ihm mehrere Kinder gebar und ihn überlebte.

Von Reichsämtern bekleidete Otto die von seinem Vater innegehabte Markgrafschaft in der eigentlichen böhmischen Mark und unternahm in dieser Eigenschaft 1040 einen Feldzug nach Böhmen unter der Regierung des Kaisers Heinrich III. Der Kaiser führte selbst den Zug, erlitt aber im Pass bei Furth eine Schlappe, wie auch Markgraf Otto, der den Pass umgehen wollte. Erst im folgenden Jahr geschah ein wiederholter Feldzug mit mehr Glück, worauf ein dauernder Frieden mit dem Böhmenherzog Bretislav, dem Schwager Ottos, geschlossen wurde. Dass Otto im Besitz der Markgrafschaft am Böhmerwald war, geht unzweifelhaft hervor aus einer gelegentlich einer Schenkung in "marcha Campa versus Bohemiam" erwähnten Zustimmung von "Ottone marchione, qui obiit 4 Kal. Octobr., welches eben der Todestag des Otto, des Sohnes Hezilos, war (Döberl a.a.O. S. 20 not. 53).

Im Jahr 1047 war das Herzogtum Schwaben durch den Tod des erst 1045 als Herzog berufenen Otto II. erledigt worden. Dies Herzogtum war, seit König Heinrich I. es dem Konradiner Hermann I. übergeben hatte, meist mit Herzogen besetzt worden, die mit dem Konradinischen Hause verwandt waren. Auch bei Otto von Schweinfurt der jetzt im Januar 1048 auf einem Reichstag zu Ulm vom Kaiser mit dem Herzogtum Schwaben belehnt wurde, war dies der Fall. Er war durch seine Mutter Gerberga dem Konradinischen Hause angehörig, und überdies war seine Gemahlin Irmingarde eine Schwester der Witwe des Herzogs Hermann II. von Schwaben. Seine Zubenennung von Schweinfurt tritt auch ferner noch in Urkunden und bei Schriftstellern hervor: Das "Sueviae de Suinvurt" und "Dux Alemannorum Otto de Swinvorth" (Zitate bei Stälin, Württemb. Gesch. S. 491 not. 2 und 492 not.1), was auch zur leichteren Unterscheidung von seinem unmittelbaren Vorfahren Herzog Otto II. diente.

Obwohl nun Otto, als Herzog von Schwaben Otto III., an Reichsämtern und Eigengütern eine mächtige Stellung unter den Reichsfürsten einnahm, so erhielt sich die Schweinfurter Linie seines Hauses doch nicht auf solcher Höhe, als er 28. Sept. 1057 starb und seine Grabstätte zu Schweinfurt neben seinen Eltern erhielt (meine Mon. Swinfurt pag. 35).

Der Grund der Zersplitterung und des Verlustes der reichen Besitzungen des Schweinfurter Hauses lag darin, dass Otto keinen Sohn hinterließ, sondern 5 Töchter, durch deren Heiraten, Schicksale und Verfügungen alle Hausgüter mit einer einzigen Ausnahme der Erbgüter der Tochter Gisela zuletzt in geistliche Hand

gekommen sind. Seine Töchter hießen Eilika, Judith, Beatrix, Alberada und Gisela. Eilika wurde Nonne und starb als Äbtissin zu Niedermünster in regensburg, Judith war an den Herzog Konrad von Bayern, dann an den Grafen Botho von Kärnten vermählt, Beatrix erhielt die Stammbesitzung Schweinfurt und ihr Gemahl Heinrich von Hildrizhausen die Markgrafschaft gegen Böhmen, Alberada war mit einem nordgauischen Grafen Hermann von Habsburg vermählt, Gisela wurde die zweite Gemahlin des Grafen Arnold von Andechs in Bayern. Diese Verhältnisse habe ich größtenteils in einer Abhandlung "Das Ende des markgräfischen Hauses von Schweinfurt" in den Forschungen zur deutschen Geschichte Bd. XIV. S. 482ff. nachgewiesen und wir betrachten hier nun im Einzelnen zunächst die Geschichte der Beatrix und ihrer Familie, dann jene ihrer Schwestern Judith und Alberada und ihrer Nachkommenschaft, zuletzt jene der jüngsten Schwester Gisea und ihrer Nachkommen zu Plassenburg.

 

III. Markgräfin Beatrix zu Schweinfurt und ihre Familie bis zur Veräußerung ihrer Erbgüter

Beatrix wird in einer Urkunde vom 5. Februar 1100 (meine Min. Swinf. pag. 36) nicht nur als eine Tochter des Herzogs Otto von Schweinfurt, sondern auch als diejenige Tochter desselben bezeichnet, welche als Erbteil Burg, Kloster und Kirche zu Schweinfurt mit allen Zugehörigen und mit allen dahin verpflichteten Ministerialen, außerdem auch Erbgut zu Rheinfeld, Königshofen und Gleichen erhalten hatte. Sie handelte dort in Verbeistandung ihres (erblindeten) Sohnes Otto bei einer übrigens nach zwei Jahren wieder rückgängig gemachten Veräußerung ihrer Erbgüter an das Erzstift Magdeburg.

Ferner ist sie in der bekannten Namenreihe der Töchter Herzog Ottos, die sich bei dem sächsischen Annalisten findet: Peperit Irmengardis Ottoni quinque filias, quorum ista sant nomina Eylica, Juditha, Beatrix, Bertha, Gisla, an dritter Stelle aufgeführt. In einer aus einem Salbuche des Klosters Kastl bei Amberg entnommenen Stelle in der Kastler deutsch und in Reimen geschriebenen Chronik des Abtes Hermann ist ihr Name willkürlich in die Form Peters oder Petrissa geändert (Moritz, Gesch. d. Grafen von Sulzbach Th. II. S. 131).

Den Namen ihres Gemahles nennt der sächsische Annalist nicht, auch nicht die Namen ihrer Söhne, sondern spricht lediglich von einer Tochter derselben und deren Söhnen. Die auf Beatrix bezügliche Stelle beim sächsischen Annalisten lautet nur: "Beatrix nupsit marchioni - pepertique ei filiam, quam Godefridus de Kappenberg accepit habuitque duos filios Godefridum et Ottonem" (scil. de Kappenberg). Die Kastler Reimchronik nennt den Gemahl des Beatrix lediglich den "Markgrafen von Schweinfurt" von hoher Geburt und als der Beatrix und ihres Gemahls Sohn den Bischof Eberhard von Eichstätt.

Nur aus dem Kodex des Klosters Hirschau, der in dem ersten Heft der Publikationen des literarischen Vereins zu Stuttgart sich abgedruckt findet, ist S. 58 ersichtlich, dass ihr Gemahl Graf Heinrich von Hiltershausen, jetzt Hildrizhausen im Schwarzwald, war, dem sie außer dem Bischof Eberhard noch einen Sohn Otto und einen jüngsten Sohn Konrad gebar, wie dies schon Giesebrecht in den Sitzungsberichten bei der Münchner Akademie 1870 I. gezeigt hat. In der angezogenen Stelle des Hirschauer Kodex heißt der Gemahl der Beatrix "Heinricus marchio de Hiltershusen". Die zu marchio gebrauchten Beisätze de Hiltershusen in dem Hirschauer Kodex und von Schweinfurt in der Kastler Reimchronik sind von dessen und seiner Genahlin Burgsitzen hergenommen, im Grunde aber beruht seine markgräfliche Stellung auf der von seinem Schwiegervater überkommenen Verwaltung und nachfolgenden Verleihung der böhmischen Mark.

Heinrich IV.
Heinrich IV.

In seiner Tätigkeit in dieser Markgrafschaft ist er nach Döberls Schrift über die Markgrafschaft auf dem Nordgau S. 24 bis zum Jahre 1069 beglaubigt. Während der nachfolgenden Wirren unter Kaiser Heinrich IV. trat er auf Seite von dessen Gegenköthold-nig Rudolf und fiel 1078 in der Schlacht bei Mellrichstadt gegen den Kaiser. Die Markgrafschaft gegen Böhmen kam nun nicht an ein anderes Glied des Schweinfurter Hauses, sondern an den schwäbischen Grafen Diepold von Giengen, nachher von Vohburg genannt, und dessen Geschlecht. Dasselbe war in keiner Weise mit dem Berthold-Liutpoldischen Hause verwandt, vielmehr hat es Döberl a. a. O. S. 25 - 27 wahrscheinlich gemacht, dass Diepold schon 1077 von Kaiser Heinrich als Markgraf gegen Heinrich von Hildrizhausen aufgestellt und belehnt war. Diepold fiel auf Seite des Kaisers in der nämlichen Schlacht von Mellrichstadt, wie Markgraf Heinrich auf Seite des gegenkönigs, und es folgte ihm als Markgraf sofort Diepold II. und die späteres Vohburger.

Als Söhne der Beatrix und des Markgrafen Heinrich kennen wir Otto, Eberhard und Konrad, von denen der erstgenannte zunächst im Laienstande verblieb, die beiden anderen sich dem geistlichen Stande widmeten. Otto erscheint noch bei seines Vaters Lebzeiten als Zeuge in einer Urkunde des Bischofs Adalbero von Würzburg vom Jahre 1075, worin Adalbero die schon seit 1061 oder 1062 bestehenden, ursprünglich von Erzbischof Sigfried von Mainz und dem kurze Zeit von ihm anerkannten Papst Honorius II. bestätigten Rechte der Pfarrei Coburg zur Ausübung von Parochialhandlungen in einigen umliegenden Orten auch seinerseits als Diözesanbischof anerkannte. Der Einwand, den man gegen diese Urkunde davon hat hernehmen wollen, dass Adalbero bei seiner feindselig Stellung gegen den Kaiser dies nicht getan haben werde, ist schon aus anderen Gründen hinfällig, insbesondere aber auch deshalb, weil das feinselige Verhalten Adalberos gegen Heinrich erst vom Jahre 1076 datiert. Zeugen bei dieser Urkundenausfertigung waren Erzbischof Anno, dann Herzog Konrad von Mähren, der ein Sohn von Hezilos Tochter Jutta (Judith) war, und Otto von Schweinfurt, welchem der Urkundenfertiger den Herzogstitel seines Großvaters gab: "Otto dux de Swinwirthi"; die Urkunde ist abgedruckt bei Hönn, Koburgische Chronik Th. II. S.9.

Otto hatte das Unglück zu erblinden. Seine Mutter Beatrix, die ihm das Erbgut Schweinfurt nach dem Tode seines Vaters übergeben hatte, verwaltete es für ihn, da aber Ottos Erblindung sich als unheilbar herausstellte, dachte sie, da ihre beiden anderen Söhne dem geistlichen Stand zugewandt waren, daran, daselbe unter einem auf ihre Lebensdauer vorbehaltenen Lehenrechte an eine kIrche zu veräußern. Sie muss sich schon länger mit diesem Gedanken getragen haben, denn schon aus dem Jahre 1090 findet sich in einem Magdeburger Kapitelbuch ein Entwurf zu einem solchen Abkommen mit dem Erzbischof von Magdeburg, das aber erst 1100 mit dem Erzbischof Hartwig zur Verwirklichung kam. Die Übergabe erfolgte in der Weise, das neben dem übergebenden hochfreien Besitzer Otto und seinem Vogte Sigeboto auch seine Mutter Beatrix am Altare der Magdeburger Domkirche stand, welche vor diesem hochfreien Besitzer Eigentümerin desselben Erbgutes gewesen war - astabat Beatrix, euius antequam ipsius hominis lieberi eadem hereditas fuerat.  Es wurde übergeben das Erbgut zu Schweinfurt, Rheinfeld, Königshofen und Gleichen, namentlich die Burg, das Kloster und die Kirche mit allen Zubehörungen, wie auch allen Ministerialen, von denen die meisten bei der Übergabe zugegen waren, insbesondere Männer ritterlicher Art von Schauenburg und Walbur im Koburgischen, Reckertshausen und Sennfeld, dann im Werngrunde Thüngen, Büchold, Wilprechtshausen, Eußenheim, Retzbach nebst anderen fränkischen Orten. Dass Beatrix die Schenkung gerade an die Magdeburger Kirche vornahm, scheint auf persönlichen Beziehungen des Schweinfurter Hauses zu Hartwig zu beruhen. Über dieses Veräußerungsgeschäft der Beatrix habe ich auch eine besondere Abhandlung in den neuen Mitteilungen des thüringisch-sächsischen Geschichtsvereins zu Halle Bd. 13, Heft 4 niedergelegt.

Otto trat in seiner Hilflosigkeit in das Kloster Hirschau als Mönch ein. In der oben angeführten Stelle des Hirschauer Kodex wird gesagt, dass sein Bruder Eberhard, Bischof von Eichstätt, dem Kloster Hirschau den schwäbischen Ort Bieberbach, wahrscheinlich aus dem väterlichen Erbe, geschent habe, weil sein blinder Bruder daselbst Mönch sei.

Der Verkauf der Schweinfurter Erbgüter der Beatrix an das Erzstift Magdeburg blieb aber nicht lange in Kraft. Der jüngste Sohn der Beatrix Konrad trat aus dem geistlichen  Stand wohl nur, um die Erbgüter zurückzufordern. Erzbischof Hartwig starb schon 1102, und das Erzstift hielt die Güter nicht zurück, sondern sie kamen wieder an die Familie. Allein Konrad fiel in jungen Jahren in den Kämpfen zwischen Heinrich IV. und seinem Sohne Heinrich V. im Jahr 1104 ohne Leibeserben. Seine Mutter Beatrix starb kurz danach und ihre Leiche wurde neben ihrem Vater zu Schweinfurt beigesetzt.

Das Erbgut Schweinfurt, wie es an das Erzstift Magdeburg verkauft gewesen war, kam nun an den noch übrigen Sohn der Beatrix Eberhard, welcher seit 1099 Bischof zu Eichstätt war. War das ihm angefallene Erbgut schon von seiner Mutter einmal an die Kirche Magdeburg weggegeben worden, so lag es ihm nahe, daselbe nun seinem Stift zuzuwenden. Dies geschah mit Zustimmung seiner Familie, wie das Eichstätter Pontifikalbuch berichtet (Mon. Germ. VII. 250), und es kam auf diese Weise spätestens am 6. Januar 1112, dem Todestage des Bischofs Eberhard, der gesamte väterliche Erbteil der Markgräfin Beatrix an das Hochstift Eichstätt. Die von Eberhards Vater Heinrich von Hiltershausen herrührenden Güter Hiltershausen und Kreineck erhielt Eberhards Schwester Beatrix.

Was Eichstätt hiermit zu Schweinfurt empfing, waren lediglich Familiengüter des Schweinfurter Hauses. Es ist schon oben bemerkt worden, dass in der Markung Schweinfurt und benachbarten Orten auch viele Königs- oder Reichsgüter waren, die davon nicht berührt wurden. Der königliche Haupthof, zu dem sie gehörten, befand sich anfänglich in dem nahen Geldersheim, wo Kaiser Otto II. 27. Februar 976 und Kaiser Heinrich III. 16. Dezember 1049 Hoflager hielten, aber dann nahm der königliche Vogt seinen Sitz in Schweinfurt, wo die Reichsburg zuerst auf dem Hainberg oberhalb der auf der Peterstirn befindlichen markgräflichen Burg, dann in der Reichsstadt selbst stand. Der Eichstättische Besitz in Schweinfurt, der in der Kanzleisprache des Hochstifts Eichstätt als "bona Suinfurt" des Stiftes bezeichnet wird, bestand, hauptsächlich aus dem Kloster, das der Benediktinerorden nach päpstlicher Anordnung 1263 dem deutschen Ritterorden überließ, der dann auch den Grund und Boden des Klosters und der Klostergüter von Eichstätt erwarb. Endlich kaufte 1437 die inzwischen stark und wohlhabend gewordene Reichsstadt den gesamten Besitz der Ordenskomturei Schweinfurt an sich, und hiermit verschwand die letzte Spur einer einstigen markgräflichen, dann eichstättischen und deutschherrischen Terretorialherrschaft auf der Schweinfurter Markung.

 

IV. Der Markgräfin Beatrix Schwestern Judith und Alberada mit ihren Familien

Von den Schwestern der Markgräfin Beatrix sind zunächst Judith und Alberada in Betracht zu ziehen, deren sämtliche fränkischen Besitzungen an Klöster gegeben oder zu solchen umgewandelt worden sind.

A. Judith wird in der Namenreihe der Töchter Ottos beim sächsischen Annalisten zunächst nach der an erster Stelle stehenden Nonne Eilika genannt und es wird von ihren Familienverhältnissen gesagt, dass sie mit Herzog Konrad von Bayern vermählt wurde und nach dessen Tod mit einem hochadeligen Botho, dem sie eine Tochter Adelheid, nachmalige Gemahlin des Herzogs Heinrich von Limburg, gebar.Graf Botho von Kärnten war ein Anhänger des 1053 auf einem Reichstag zu Merseburg des Herzogtums entsetzten Herzogs Konrad von Bayern und ehelichte nach dessen Tode seine Witwe Judith. Dieselbe besaß in Franken als vornehmstes Erbgut von ihrem Vater Herzog Otto von Schweinfurt das große Herrschaftsgut zu Rheinfeld mit allen seinen zahlreichen Zugehörungen. Rheinfeld war ein im Süden der Markung Schweinfurt gelegener ausgedehnter, sich zu beiden Seiten des Mains  bis zu der Markung von Heidenfeld erstreckender Komplex von mehreren Dörfern, die man als Unterrheinfeld, geteilt in das links des Mains gelegene jetzige Grafenrheinfeld und das höher liegende rechtsseitige Bergrheinfeld, und das Oberrheinfeld, jetzt Oberndorf, unterschied. Zu dem Haupthof (dominicale magnum in der Urkunde Mon. Boica Vol. 31 num. 197) gehörten in Rheinfeld selbst 31 Mansen (Flächenmaß), und es hingen davon als ihrem Haupthof die Güter der Judith ab, namentlich zu Sennfeld, Gochsheim, Schwebheim, Grettstadt, Garstadt, Hirschfeld, Waigolshausen, Aura a.d. Saale, Euerdorf, Sulzthal. Auch hatte sie mehrere Kolonen in Schweinfurter, wie auch ihre Schwester Beatrix einzelne Güter und Hörige in Rheinfelder Markung. Mit einer von Kaiser Heinrich IV. bestätigten Urkunde vom Jahre 1094 schenkten nun Graf Botho und seine Gemahlin Judith dies ganze Erbgut im Kloster zu Theres, welches 1043 von Bischof Suidgar von Bamberg geründet worden war, im Beisein der Bischöfe Rupert von Bamberg und Gerhard von Würzburg, dann des Abtes Alberich von Theres und vieler Laien an das Kloster Theres mit der Bestimmung, dass davon nichts an einen Bischof oder Abt verliehen, sondern alles nur zu der Schenker Gedächtnis und zum Nutzen und Unterhalt der daselbst zu Gottes und der Heiligen, auch St. Stephans Dienst lebender Brüder  vermacht sein solle. Judith starb vor ihrem Gemahl Botho und wurde im Kloster Theres bestattet, auch des letzteren, welcher 1104 bei Regensburg verstarb, Leichnam wurde dahin geführt und neben seiner Gemahlin beigesetzt. Beider Tochter Adelheid, Herzogin von Limburg, trat dann auch noch einige Ministerialen aus der Klientel ihres Großvaters Otto von Schweinfurt an das St. Stephanskloster zu Würzburg ab, welches dieselben wie Zinsleute behandeln wollte, wogegen sie aber durch eine Entscheidung des Bischofs Embrico 1144 geschützt wurden. In Franken besaß die Tochter der Judith nun nichts mehr.

Kloster Theres kurz nach 1700
Kloster Theres kurz nach 1700

B. Alberada wird bei Schriftstellern Bertha genannt, was jedoch nur eine willkürliche Kürzung der urkundlichen Namensform Alberada ist. Die Identität der urkundlichen Alberada mit der Bertha in der Namenreihe des sächsischen Annalisten und der Kastler Reimchronik habe ich bereits in den Forschungen zur deutschen Geschichte Band 14, S. 384 - 386 dargetan, indem der Todestag der Alberada in einem Michaelsberger Rekrologium und der Bertha in der Kastler deutschen Reimchronik zusammenstimmt und die scheinbare Abweichung in einer lateinischen Kastler Chronik auf einer Verschiebung der Daten "Kal. und IV. Non." beruht. Ihr Gemahl war Graf Hermann von Habsberg nächst Kastl im Nordgau. Sein Geschlecht gibt der sächsische Annalist in der Weise an, dass er ihn bezeichnet als "quidam de principibus Bavariorum, qui cognominatus fuit de munitione sua Havekesberg". Seinen Vornamen übergeht der sächsische Annalist, die Kastler Reinchronik setzt dafür irrig den Namen seines Vaters Friedrich, des Gründers des Kosters Kastl, indem dieselbe den Hermann von Hapsberg um eine Generation zu tief setzt (Forschungen z. dtsch. Gesch. Bd. 14 S. 386). Der Name Hermann steht aber für den Gemahl der Alberada urkundlich fest. Hermann führt in Urkunden den markgräflichen Rangtitel, ohne dass Hermann ein Markgrafenamt bekleidet hätte, wahrscheinlich wegen seiner Einheiratung in eine markgräfliche Familie, da man schon anfing, die Bezeichnungen Graf, Markgraf, Herzog nicht nur als Amtstitel einer Person, sondern als Rangtitel für Familien zu gebrauchen.

Die der Alberada zugefallenen väterlichen Erbgüter bestanden im östlichen Franken in zwei Adels- oder Burgsitzen mit den davon abhängigen Zugehörungen oder herrschaftlichen Gebieten (dominatus) und zwar waren es zunächst unterhalb des der Judith zugefallenen Domaniums Rheinfeld der Adelssitz und die Herrschaft Heidenfeld am Main im Volkfelde, dann im Grabfeld gegen den Radenzgau zwischen Obermain und Itz der Adelssitz und die Herrschaft Banz. Außerdem hatte Alberada auch noch Güter in der Kinziggegend, die wohl von ihrer Großmutter Gerberga herrührten.Alle diese Besitzungen wurden von Alberada und Hermann zu Klosterstiftungen verwendet, nachdem sie mit ihrer einzigen Tochter Judith Mißgeschick erfahren hatten. Dieselbe teilte mit ihnen den gewöhnlichen Aufenthalt zu Banz, ließ sich aber mit einem Ministerialen, welcher von Ratzenburg genannt und als mit dem Schenkenamt betraut bezeichnet wird, in ein Liebesverhältnis ein und wurde von ihm, da die Eltern dies nicht dulden wollten, entführt. Söhne waren nicht vorhanden, sondern die Eltern konnten frei über ihr Grundvermögen verfügen und taten dies auch in den Jahren 1069 und 1071 in folgender Weise.

Zuerst wurde 1069 der Adelshof mit der Herrschaft Heidenfeld am Main in ein Kloster umgewandelt und dem Diözesanbischof Adalbero von Würzburg übergeben. Zugleich war schon damals in der Burg zu Banz die dortige Kirche mit mehreren Bestimmungen und Vorrechten demselben Bischof in besondere Fürsorge übergeben worden, und 1071 erfolgte die Umwandlung des Schlosses Banz mit dessen Herrschaftseingehörungen in ein Kloster unter Mitwirkung des Diözesanbischofs Adalbero, wobei das Kloster aber der besonderen Fürsorge des Abtes Hermann von Bamberg unterstellt wurde. Nur wenige Bezüge behielten sich die Stifter auf ihre Lebensdauer vor.

Eine Urkunde der Alberada vom Jahre 1058 bezüglich einer Klosterstiftung des Klosters Banz, die man früher annahm, existiert nicht, sondern es ist ein missverstandene Notiz des Fuldaer Mönchs Eberhard, wie ich in den Forschungen zur deutschen Geschichte Bd. 14 S. 286 ausgeführt habe, für eine solche Urkunde gehalten worden.

Markgraf Hermann fand seinen Tod in einem Turnier am 4. Oktober eines ungenannten Jahres, Alberada zog sich dann in das Michaelskloster zu Bamberg zurück und starb am Neujahrstag eines ebenfalls unbenannten Jahres, nachdem sie auch ihre Güter in der Kinziggegend zur Klosterstiftung in Langenselbold verwendet hatte.

 

V. Der Markgräfin Beatrix jüngste Schwester Gisela und ihre Nachkommen zu Plassenburg

Die Aufzählung der Töchter des Herzogs Otto von Schweinfurt schließt in deren Namenreihe beim sächsischen Annalisten mit Gisela. Wenn aber dieser Annalist weiter sagt, Gisela sei als Gemahlin des Grafen Wichmann von Seeburg die Mutter des Grafen Gero geworden, des Vaters des nach seinem Großvater benannten Erzbischofes Wichmann von Magdeburg, so ist dies entschieden unrichtig, wie Cohn in den Neuen Mitteilungen des thüringisch-sächsischen Vereins zu Halle Bd. II. S. 137 ff. nachgewiesen hat. Denn es ist urkundlich festgestellt und sicher, dass Geros Mutter Bertha hieß und nicht dem Schweinfurter Hause angehörte. Wie der Annalist zu seinem Irrtum kam, darüber habe ich wohl in den Forschungen zur deutschen Geschichte Bd. 14 S. 387 eine mögliche Erklärung gegeben, aber auch ohne dieselbe ist der Irrtum außer Zweifel. Auch findet sich nirgends in Franken eine noch so geringe Spur Seeburgischen Besitzes.

In der Kastler Reinchronik findet sich dagegen die nötige Aufklärung über die Familienverhältnisse der Gisela, was wier dem Umstand verdanken, dass das nordgauische Familieneigentum zu Ammerthal, aus welchem schon Markgraf Berthold Leibeigene an das St. Emmeramsstift zu Regensburg verschenkt hat, und welches unter Hezilo als eine seiner Hauptbesitzungen im Nordgau erscheint, durch den Herzog Otto an seine jüngste Tochter kam und von ihrem Sohne Friedrich, dem Enkel des Herzogs Otto, an das St. Peterskloster auf dem Kastelberg geschenkt wurde, und dass dann aus den Einträgen im Salbuche des Klosters die entsprechenden Notizen in die Kastler Reimchronik gekommen sind. Wie Herzog Otto von seiner Hauptburg in Franken Otto von Schweinfurt heißt, so benennt ihn diese nordgauische Chronik von seiner Hauptburg im Nordgau Otto von Ammerthal. So heißt es von ihm Vers 193 - 202:

"An den Salbuchen man liest - daz an der der Zeit gewesen ist - ein Hertzog, der hat hie das Lant, - Hertzog Otto was er genannt- - An Wird so was er auserkoren - für einen Fürsten hochgeboren, - er was gewaltik überall, - mit Haus saß er zu Amertal, - Got gab im Kind, als im wol zam - er hat vier Töchter lobesam."

Auf die Zahl von vier Töchtern kommt der Reinchronist, Abt Hermann von Kastl, der die Chronik in den Jahren 1322-1324 schrieb, dadurch, dass er die Eilika und Judith übergeht, statt deren eine von des Herzogs Otto Gemahlin Irmengard in ihrer zweiten Ehe mit Markgraf Ekbert von Meißen geborene Tochter Gertraud setzt, und dann die drei von Herzog Otto herrührenden Töchter Petres (Beatrix), Bertha (Alberada) und Sophia, vielmehr Gisela nennt, welche letzte Namensverwechslung durch ein darauf bezügliches Rekrologium richtig gestellt wird, dann verfolgt er die Familienverhältnisse der Gertraud, der Petrissa, der Bertha und kommt zuletzt auf jene der vierten Tochter, worüber er Vers 289-326 Folgendes sagt:

"Nu sul wir von der vierden lesen, - die des Herren Tochter ist gewesen von Amertal des Hertzogen. - Er hiez Ott, als ich las oben, - Fraw Sophia hiez die vird. - Do die gewuhs mit grozzer Zird, - von Andahs sie ainen Graven nam, - von dem sie zwen Sun gewan. - Der ain hiez Her Bertholt. - Ez kom, als es Got selber wolt, - do derselb wart ain Man - grozzin Gnade wart im geben, Got wolt im veterlichen thun, - er gab ihm ainen werden Sun, - domit worth Got heilige Werk, - er wart Bischof zu Babenberk, - es war Sant Ott, der heilige Man, - er hat die heilig Wieh getan, - er hat gewiehet hie den Kor - und da Sant Ulg rast darvor; - von Sant Otten man wol liest, - daz er heili gewesen ist."

"Der ander Suon hiez Fridrich, - den gebar Sophie die Gravin rich. - Der hat alhie gar grozze Guot - und dienet Got in stetem Muot. - Zu Amertal saz er hiepei - und lie uns diesem Kloster frei - erlich Gut durch Gottes Er, - die man nach seinem Tod gab her. - In diesem Kloster ist er begraben. - Got muezz sein Sel in Freuden haben - und tail auch uns mit sein Gnad, - wenn uns begriset hie der Tod."

"Die Red ist alles herbeiagt, - reht als das Salbuch davon dagt, - davon man hie niht anders liest, - dann als ez dort geschrieben ist."

So lautet in der Reimchronik der einschlägige Text. Die letzte Tochter des Herzogs Otto von Schweinfurt und Ammerthal, die Sophia genannt wird, hat hienach zum Gemahle einen Grafen von Andechs, Vater des Grafen Berthold von Andechs gehabt. Nun hat es wohl eine Gräfin Sophia von Andechs gegeben, allein diese war die Gemahlin des Grafen Berthold von Andechs, nicht Gemahlin seines Vaters, des Grafen Arnold von Andechs. Aus dem Diessener oder Andechser Nekrologium ersehen wir indessen, dass des Grafen Arnold von Andechs Gemahlin Gisela hieß, und es bestätigt sich also nach dieser Richtigstellung, dass des Herzogs Otto jüngste Tochter Gisela die Gemahlin des Vaters des Grafen Berthold von Andechs war. Von dem Grafen Berthold ist dem Abt Hermann das Wichtigste, was er in seiner Chronik zu sagen hat, dass ihn Gott dadurch gesegnet habe, dass er ihm den heilig gesprochenen Bischof von Bamberg zum Sohn gab, welcher Heilige den Chor der Klosterkirche zu Kastl geweiht hat, nicht als Diözesanbischof, welcher der Bischof von Eichstätt war, sondern aus besonderer Gunst.

Der zweite Sohn Friedrich steht dem Kloster noch näher. Er hat ja sein mütterliches Erbgut Ammerthal dem Kloster überlassen, und das Kloster ist nach seinem Tode völlig in Besitz und Eigentum dieses Klosters gekommen. Auch ist Friedrich selbst im Kloster begraben. Durch diese Schenkung ist es uns klar, wie Abt Hermann seine Notizen über die beiden Töchtersöhne des Herzogs Otto, den Grafen Berthold von Andechs und Friedrich von Ammerthal, aus dem Salbuche des Klosters entnehmen konnte. Das Salbuch, welches die dem Kloster übergebenen Güter verzeichnete, konnte den Eintrag über die Übergabe - die Sala oder Tradition - des Gutes Ammerthal nur auf Grund der Traditionsurkunde gemacht haben, und eine solche Urkunde musste mindestens den Namen des übergebenden bisherigen Eigentümers und, wenn er Agnaten hatte, deren Zustimmung enthalten. In unserem Fall war die mögliche kürzeste Fassung etwa: Ego Fridericus de Amertal trado et dono monasterio S. Petri  apud Castellum praedium quondam Ottonis ducis in Amertal quod mihi ex materna hereditate contigit, mit näheren Bestimmungen und als konsentierend oder wenigstens unter den Zeugen mussten stehen Bertoldus de Andehese, frater eius. Alle diese Angaben waren dem Salbuche zu entnehmen, und sind, da sich Abt Hermann dabei wiederholt auf den Inhalt des Salbuches beruft, als zuverlässig und autentisch anzusehen. Wenn Abt Hermann bei einer allgemeinen Bezeichnung des Besitztitels durch "materna hereditas" den Vornamen der Mutter des Schenkers nicht ersah und sich durch die Wahl des Namens einer anderen Gräfin von Andechs vergriff, so ist das bei der möglichen Richtigstellung aus dem Diessener Nekrologium unschädlich.

Kloster Kastl
Kloster Kastl

Übrigens bestätigt der in der Geschichte hervortretende Besitz der Grafen Berthold von Andechs und Friedrich von Ammerthal diese Abstammung. Bei Friedrich von Ammerthal, der unter der nämlichen Bezeichnung auch sonst vorkommt, namentlich in einer Urkunde von 1112 (Mon. Boic. 29 pag. 231), ist dies augenfällig durch sein Eigentum an dem durch alle Generationen der Schweinfurter Linie Berthold, Hezilo, Otto festgehaltenen vornehmsten nordgauischen Hausgute zu Ammerthal, das auf ihn nur durch eine Erbin Ottos gekommen sein konnte. Auch dieses Schweinfurter Stammgut sehen wir durch Schenkung Friedrichs an das St. Peterskloster zu Kastl schließlich in geistliche Hand übergehen, wie die Erbgüter der Judith, Beatrix und Alberada, die einzige Ausnahme machen nur diejenigen Erbstücke, welche an den anderen Sohn der Gisela Berthold gelangten.

Schon 1113 erscheint Berthold in Franken in Lehensbeziehungen zum Bischof von Würzburg wegen Gänheim (Mon. Boic. 27 pag. 36), welcher Ort westlich von Schweinfurt an der Wern in dem ganz von Schweinfurter Hausgütern erfüllten Werngau liegt. Der Hauptanteil Bertholds und beziehungsweise seiner Mutter Gisela an Gütern des Schweinfurter Hauses war aber der schon oben im Abschnitt I. 2., welcher von dem Stammvater des Hauses handelt, bei Darlegung des ältesten Berthold-Liutpoldischen Eigenbesitzstandes erwähnte Güterkomplex des Hauses im nördlichen Teil des Radenzgaues links vom Obermain, an welchem Berthold und seine Nachkommen Zapfendorf, Ebing, Lichtenfels, ferner in einem Seitentälchen des Obermains Weismain besaßen und östlich von Weismain auf dem vom weißen Main umflossenen Plassenberg nahm Berthold seinen Burgsitz, wovon er schon 1137 urkundlich Graf von Plassenberg benannt wird. Auch das alte Grafen- jetzt Landgericht im Radenzgau, das vormals das Berthold-Liutpoldische Haus inne hatte, wurde Berthold und seinem Haus afterlehensweise verliehen und von ihm schon 1146 ausgeübt (meine Gesch. Frankens Bd. II 333).

Berthold I. hatte zur Gemahlin Sophia von Istrien, mit der er außer dem vom Kastler Reimchronisten hervorgehobenen jüngsten Sohn Otto dem Heiligen, Bischof von Bamberg, einen Sohn Berthold II. zeugte, welcher 1173 den Titel eines Markgrafen von Istrien, und dessen Sohn Berthold noch bei Lebzeiten seines Vaters 1180 den Titel eines Herzogs von Meran empfing, von einer zwischen Istrien und Dalmatien liegenden Landschaft. Die männlichen Glieder dieses schon 1248 im Mannesstamm erloschenen Hauses habe ich in meiner Gesch. Franken Bd. II S. 443 zusammengestellt, die Geschichte derselben, soweit sie Franken angeht, ist in meiner Gesch. Frankens Bd. I, S. 227-229, 244, 245, 263-270 behandelt.

Der Mannesstamm Bertholds I. erlosch bereits im fünften Glied mit dem ohne Leibeserben auf seiner Burg bei Weismain am 19. Juni 1248 verstorbenen Herzog Otto dem Jüngeren von Meran, welcher von den Ehemännern seiner drei Schwestern, dem Dynasten, nachherigen Grafen Friedrich von Hohentrüdingen, dem Grafen Hermann von Orlamünde und dem Grafen Friedrich  (als Burggraf von Nürnberg Friedrich III.) von Hohenzollern beerbt wurde. Die Erben teilten so, dass Orlamünde den mittleren Teil mit der Pfaffenburg und dem darunter liegenden Kulmbach, Hohentrüdingen den westlichen Teil mit dem Stuffenberg bei Baunach, Hohenzollern den östlichen Teil mit Bayreuth erhielt. Der Besitz der Hohentrüdinger ging an das Hochstift Bamberg verloren, Pfaffenburg und Kulmbach erkauften die Hohenzollern von den Grafen  von Orlamünde, und es bildete sich daraus das hohenzollerische Oberland in Franken, der Kern des späteren Markgrafentums Brandenburg zu Kulmbach und Bayreuth, welchem weltlichen Fürstentum allein Reste des alten Berthold-Liutpoldschen Hausbesitzes noch zu Grunde lagen.

 

VI. Markgraf Liutpold von Oesterreich und seine Söhne bis zum Verzicht auf fränkische Hausgüter

Die Geschichte des markgräflichen Hauses von Schweinfurt, die eigentliche Aufgabe der gegenwärtigen Abhandlung, ist mit dem bisher Gesagten erschöpft. Doch soll anhangsweise noch auf die Geschichte von des Markgrafen Berthold zu Schweinfurt jüngeren Bruder Liutpold und seiner Söhne eingegangen werden, so weit sie sich auf den Besitz ihrer Erbgüter in Franken bezieht, wie dies auch bereits in meiner Geschichte Frankens Band I, S. 117, 118, 141-143 geschehen ist. Dass Liutpold der Bruder des Markgrafen Berthold zu Schweinfurt war, sagt der mit den einschlägigen Familienverhältnissen als Verwandter von Bertholds Gemahlin Eila vertraute Bischof Thietmar von Merseburg in seiner Chronik, wo er des Berthold Sohn Hezilo einen Bruderssohn des Liutpold nennt. Liutpold selbst tritt in der Geschichte erst unter Kaiser Otto II. hervor, von dem er nach einem im Jahre 972 die bayerische Ostmark gegen die Ungarn innehabenden Markgraf Otto dieselbe Markgrafschaft verliehen erhielt. Als Markgraf in der Ostmark erscheint Liutpold urkundlich zuerst am 21. Juli 976 (Mon. Boic. 11, pag. 439). dass sein Sohn Berthold damals schon längst Graf im Nordgau mit der böhmischen Mark war, haben wir oben gesehen, wo die Meinung Giesebrechts, als ob zugleich mit Liutpolds Belehnung mit der Ostmark auch erst eine neue böhmische Mark für Berthold errichtet worden sei, als unhaltbar gezeigt worden ist, da die böhmische Mark von früher her ohne Unterbrechung bestanden hat. In der Ostmark entriss Liutpold den Ungran Melk an der Donau und richtete dort seinen Hauptsitz in der Mark ein. Er aber sowohl, als auch seine Söhne behielten anfänglich noch ihren Ansitz in Franken bei. Thietmar erzählt, dass Liutpold ein tragisches Ende fand, als er auf Einladung des Bischofs Bernward von Würzburg sich zu den Feierlichkeiten begeben hatte, die am St. Kiliansfeste 994 in Würzburg stattfanden. Er begab sich dahin in Begleitung seines Bruderssohnes Hezilo und wurde, wie schon in Hezilos Geschichte erzählt worden ist, von einem durch einen Feind Hezilos auf letzteren abgeschossenen Pfeil, der fehl ging, getroffen, so dass er drei Tage danach starb und in der Domkirche zu Würzburg beigesetzt wurde. Seine Gemahlin wird Richenza aus einem fränkischen Geschlecht in den "Gestis Trevirensibus" (Mon. Germ. VIII) genannt.  Seine Söhne waren Heinrich, Ernst, Poppo und Adalbert. Von diesen widmete sich Poppo dem geistlichen Stand und wurde 1015 Domprobst zu Bamberg, sodann 1017 Erzbischof von Trier. Der älteste Sohn Heinrichs wurde nach seines Vaters Tod Markgraf in der bayerischen Ostmark, für welche schon 996 in einer Urkunde des Kaisers Otto III. der Name Oesterreich genannt wird. Er tritt in Franken nicht hervor und starb 1018 ohne einen Sohn zu hinterlassen.

Der zweite Sohn Liutpolds, Ernst, der vor Heinrich gestorben war, tritt zuerst 1002 im Dienste des Königs Heinrich auf, wo er für ihn mit dem Herzog Otto von Kärnten gegen den in Italien als Gegenkönig aufgestandenen Markgrafen Arduin von Ivrea zog, welcher Feldzug jedoch nicht glücklich ablief. Darauf erscheint er 1003 in Verbindung mit seinem Vetter Hezilo von Schweinfurt bei dessen Empörung wider den König und wurde in der Belagerung von Kreussen gefangen, von einem Kriegsgericht zum Tode verurteilt, aber auf Bitte des Erzbischofs Willigis von Mainz vom König begnadigt.

Ernst war vermählt mit Gisela, Tochter des Herzogs Hermann II. von Schwaben. Als nun deren Bruder, der unmündige Herzog Hermann III. im Jahr 1012 verstorben war, verlieh der König Heinrich das Herzogtum Schwaben dem Ernst, dem Gemahl der Gisela, die ihm zwei Söhne Ernst und Hermann gebar, welche ihm auch im Herzogtum Schwaben nach einander folgten, aber keine männliche Nachkommen hatten. Ernst I. selbst wurde dem Herzogtum bald durch den Tod entrissen, der mit dem Ende seines Vaters große Ähnlichkeit hat, indem ihn 1015 auf der jagd ein Pfeil eines Jägers zum Tode traf, der einem im Dickicht verfolgten Hirsch galt. Sterbend bat er um Schonung des unvorsichtigen Jägers und bat, ihn zu Würzburg an der Seite seines Vaters begraben zu lassen, was auch geschah.

Aus seinen Gütern in Franken hatte Ernst dem Würzburger Domkapitel zwei Huben zu Giebelstadt geschenkt, seinen vornehmsten Sitz in Franken aber hatte er zu Aura an der Saale, wo auch die Schweinfurter Linie Güter hatte, welche nachher des Herzogs Otto von Schweinfurt Tochter Judith an Theres schenkte. Das Hauptgut zu Aura hatte aber Ernst, der es dem Hochstift Bamberg schenkte. Später bildete den dortigen Burgsitz Bischof Otto der Heilige von Bamberg zu einem Kloster um, dessen erster Abt der Geschichtsschreiber Ekkehard, der darum von Aura zubenannt wird, geworden ist. In der Stiftungsurkunde dieses Klosters vom Jahr 1122 wird gesagt, dass dieser große Hof ein Kastell gewesen sei, in welchem einst Ernst, ein Herzog des östlichen Frankens, mit einem großen Hofgesinde (familia) Haus gehalten habe, wovon noch jetzt Nachkommen vorhanden seien. Dieses Hofgesinde (familia) wurde von dem Schenker dem Hochstift mit übergeben, und der Bischof will im Stiftungsbrief sagen, dass von der damaligen übergebenen familia noch jetzt zur Zeit der Gründung des Klosters Abkömmlinge vorhanden sind. Moritz in seiner Geschichte der Grafen von Sulzbach übersetzt "familia" mit "genus", Geschlecht, Familie, und will damit beweisen, dass des Herzogs Ernst I. Sohn Ernst II. nicht, wie es geschichtlich feststeht, ebenso, wie sein Bruder Hermann IV., ohne männliche Nachkommen gestorben sei, um von Ernst II. in direkter männlicher Nachkommenschaft die Grafen von Sulzbach abzuleiten, was durchaus irrig ist.

Der Mannesstamm Liutpolds oder der österreichischen Linie des Berthold-Liutpoldischen Hauses wurde lediglich durch den jüngsten Sohn Liutpolds Adalbert fortgepflanzt bis zum Jahr 1246 (meine Geschichte Frankens Bd. II, S.442). Adalbert erhielt nach der Empörung seines Vetters Hezilo von Schweinfurt, woran er sich nicht beteiligte, nach dem Hezilo seiner Reichsämter verlustig erklärt war, die von demselben bisher inne gehabte Gaugrafschaft im Radenzgau, in deren Besitz er urkundlich 1007 und 1009 und selbst noch, nachdem er 1018 Markgraf von Österreich genannt worden war, 1024 und 1035 vorkommt. Nach ihm erscheint darin ein Graf Kraft zwischen Adalbert und den Grafen von Plassenberg.

Als sein älterer Bruder Heinrich als Markgraf von Oesterreich am 23. Juni 1018 ohne Leibeserben gestorben war, bat Adalbert den Kaiser Heinrich II., ihm diese erledigte Markgrafschaft zu verleihen. Heinrich II., der seiner inzwischen vollendeten Lieblingsstiftung, dem Bistum Bamberg, auf alle mögliche Weise Güterbesitz zuzuwenden suchte, erklärte sich dazu willig gegen die von Adalbert zu gewährende Hingabe seiner fränkischen Güter, was insbesondere von Markt-Zeuln am Obermain bezeugt ist (de proprio dominio pro ipsa marchia; meine Gesch. Frankens Bd. II, S. 318). An Zeuln hatte auch die Schweinfurter Linie Teilbesitz, den sie später ebenfalls an das Hochstift Bamberg schenkte (Forschungen zur deutschen Geschichte XII, 133).

Markgraf Adalbert (gest. 1056) und die ihm nachfolgenden österreichischen Markgrafen seines Hauses waren fortan außer Heimatverband mit Franken und gehörten ausschließlich Oesterreich an.