Der Brand des Rathauses im Jahre 1959
Am Abend des 20. April ging es wie ein Lauffeuer durch die Stadt. Jeder sprach nur noch über eines: Räuchsäulen steigen vom Dach des Rathauses zum Himmel. Alles rannte zum Marktplatz, auch der Verfasser dieser Website eilte als achtjähriges Kind von der Schrammstraße im Laufschritt zum Marktplatz. Entsetzen auf den Gesichtern der Schweinfurter! Das geliebte Rathaus der Stadt, in den Jahren 1570/1572 erbaut, das viele kriegerische Auseinandersetzungen und selbst den Bombenhagel des Zweiten Weltkrieges überstanden hatte, stand in Flammen. Der Dachstuhl glühte rot und Funken sprangen gen Himmel. Ein gespenstisches Bild in der Nacht des 20. April 1959.
Beinahe wäre diesem Brand das gesamte Gebäude zum Opfer gefallen.
Gegen 20 Uhr sahen Passanten bereits Rauch aus dem Dachstuhl aufsteigen, doch niemand verständigte die Feuerwehr. Erst ein Taxifahrer, der durch die 13-jährige Marga Wenzel auf die deutliche Rauschentwicklung aufmerksam gemacht wurde und dies fast eine halbe Stunde später sah, rief die Feuerwehr. Um ca. 21 Uhr, also erst eine Stunde nach Ausbruch des Brandes konnten die mit der damaligen Technik schwierigen Löscharbeiten beginnen. Spät, aber doch noch rechtzeitig genug, um den Westgiebel des Fassade vor dem Einsturz zu bewahren. So konnte die Rathausdiele auch im oberen Bereich noch gerettet werden. Neben der Stadtfeuerwehr waren auch die Feuerwehren der Großindustrie und der Amerikaner im vollen Einsatz.
Was war passiert? Ein Geselle einer Schweinfurter Installationsfirma hatte im Dachstuhl Schweißarbeiten durchgeführt und auch bemerkt, dass sich ein Balken entzündete. Er löschte sogar diese
Flamme mit einem Eimer Wasser, doch offensichtlich hatte sich Glut in den Ritzen des Dachbalkens festgesetzt. Und so kam es zu einem sich langsam entwickelnden Brand, der erst spät bemerkt und
insbesondere noch später gemeldet wurde, obwohl sich bereits kurz nach Bildung der Rauchschwaden ca. 1000 Menschen auf dem Marktplatz eingefunden hatten.
Bereits in seiner nächsten Sitzung am 15. Mai 1959 beschloss der Stadtrat die umgehende Restauration und den Wiederaufbau des Dachstuhls, was schnellstens fachgerecht dem historischen Zustand entsprechend erfolgte.
Übrigens erklärten sich viele Schweinfurter Betriebe sofort bereit, unentgeltlich Handwerkshilfe zu leisten. Ein tolles Beispiel für wahren Bürgersinn in unserer Stadt! Auch der Figurenschmuck auf den Giebeln wurde wieder hergestellt. Unter der Leitung des Schweinfurter Bildhauers Hans Söllner wurden von unterfränkischen Bildhauern 22 Steinfiguren gefertigt. Seit 1860 waren keine Figuren mehr auf den Rathausgiebeln vorhanden. Bis zum Jahr 1860 zierten Kriegerfiguren die Giebel aus der Renaissancezeit. Auch für die neuen Figuren traten die Bürger Schweinfurts ein. Sie spendeten 72.000 Mark!
Heute erstrahlt "unser" geliebtes Rathaus im alten Glanz!
Der Volkswille berichtete in einem Sonderdruck (Danke an Sebastian Müller)
Weitere Fotodokumente vom Rathausbrand:
Erfreulicherweise hat sich nun der Leser dieser Homepage Franz Schwalb aus Müllheim in Südbaden, ein gebürtiger Schweinfurter, den es beruflich nach Niedersachsen verschlug und der nun in Südbaden lebt, gemeldet, und aus seinem privaten Fotoarchiv weitere hochinteressante Fotos vom Rathausbrand in Schweinfurt und dem Wiederaufbau des Rathausdachstuhles zur Verfügung gestellt. Ihm sei an dieser Stelle herzlich gedankt!
Alle Fotos lassen sich durch Anklicken vergrößern!