Molkerei und Feinkost KRESS - Milchbar
Die Molkerei im Hause Judengasse 11 im Jahre 1929
Zur Firmengeschichte:
Die Fa. Molkerei Kress wurde im Jahre 1893 oder 1894 von Franz Louis (Ludwig) Kress (Gutsbesitzer), geb. am 5.3.1856 in Mühlfeld, gest. am 20.12.1914 in Schweinfurt, gegründet. Seine Ehefrau
Emilie lebte vom 8.3.1868 bis 11.3.1934.
Die Gründung erfolgte zunächst an einem Ort, nicht jedoch in der Judengasse 11, wo erst 1920 eine Molkerei eingerichtet wurde.
Sohn Ludwig Kress ( (23.8.1898 - 19.4.1975) blieb im Rahmen der Mobilmachung 1914 zunächst vom Wehrdienst verschont, da er als einziger männlicher Nachfahre von 4 Geschwistern im Betrieb unentbehrlich war.1916 wurde er schließlich doch zum Wehrdienst einberufen und 1917 mit einem Kopf, Fersen- und Oberschenkelschuss verwundet. Im April 1918 musste er erneut einrücken und geriet am 18. Juli 1918 in französische Gefangenschaft. Im März 1920 wurde er in die Heimat entlassen und kehrte nach Schweinfurt zurück.
Während des Ersten Weltkriegs wurde 1917 mit der Ehe zwischen seiner Schwester Anna Kress und Herrn Trinklein der Grundstein für die spätere Teilung der Firma gelegt. Die Mutter Emilie Kress nahm diesen als Gesellschafter in die Firma auf. Der zurückgekehrte Ludwig Kress arbeitete lediglich in der Firma. 1920 wurde die Molkerei in der Judengasse 11 eingerichtet (siehe Fotos oben)
Mit der Zeit kam es zu Streitigkeiten. 1928 nahm deshalb Emilie Kress eine Erbteilung vor. Sie trat von der Geschäftstätigkeit zurück und die Erbteilung wurde wie folgt vorgenommen: Trinklein hatte bereits zuvor erreicht, dass ihm die Hälfte des Geschäfts überschrieben worden war. Von der verbliebenen Hälfte bekam jedes der Geschwister Kress 1/8, sodass bei Trinklein 5/8 und bei Ludwig Kress 3/8 verblieben, nachdem seine beiden anderen Schwestern ihm ihren Anteil überlassen hatten. Das Haus in der Judengasse wurde zur Hälfte Anna Trinklein und Ludwig Kress überschrieben.
1930 heiratete Ludwig Kress Barbara Hofmann (1909 - 2006).
Im Juni 1938 kündigte Trinklein den Gesellschaftsvertrag, da er die Genehmigung zum Bau einer neuen Molkerei erhalten hatte. Nach harten Verhandlungen einigte man sich, dass Ludwig Kress die Molkereiläden in Schweinfurt weiterführt, während die Molkerei selbst durch Trinklein betrieben wird. Die Molkerei Trinklein wurde am Marienbach errichtet.
1944 wurde Barbara Bettina Kress, genannt Betty, von der Gestapo verhaftet und entging nur knapp dem KZ. der Grund: Sie hatte folgenden Witz erzählt: "Es gibt nun eine neu Vorschrift, wonach in alle Matratzenbezüge das Gesicht des Führers eingestickt werden muss! Auf die Frage warum die Antwort: Damit alle Arschlöcher sehen können, wen sie einst gewählt haben!" Ein eifriger NSDAP_Anhänger zeigte sie an. Sie wurde verhaftet und das Geschäft geschlossen.
Fortgeführt wurden die Geschäfte von den Söhnen Erich und Ludwig Kress, zwei Schweinfurter Originalen.
Folgende Geschäfte wurden von der Familie Kress betrieben:
- Judengasse 11 von 1920 bis 1991 (Feinkost Kress)
- Spitalstraße 22 von den 1920ern bis Ende der 1960er
- Oberndorf Ernst-Sachs-Straße 91 von 1920ern bis 1960er (siehe Foto oben)
- Luitpoldstraße 14 1920er bis 1960er - zuletzt Umzug Sattlerstr Ecke Ludwigstr.
- Wilhelmstraße 33 1920er bis 1950er
- Hütte am Kiliansberg/Frankenstraße ca. 1945 bis 1950
- Rückertstraße 1950er bis 1960er
- Bauerngasse 36 1950 bis ca. 1955
- Manggasse/Ecke Zeughaus 1930er bis 1945
- nicht zu vergessen die MILCHBAR am Rossmarkt 10 - 1.12.1954 - ca. 1967/68
Auszüge aus den Adressbüchern:
Verschiedenes:
Wehrpass des Ludwig Kress
Gesellschaftsvertrag Kress/Trinklein 1928
Anerkennung von Betty Kress als politisch Verfolgte
Zum "Entnazifierungsverfahren" der Familie Kress verschiedene Dokumente