Geschichte des Roten Kreuzes in Schweinfurt

Herzlichen Dank für die Zurverfügungstellung all dieser Daten an den Kreisverband des Roten Kreuzes in Schweinfurt, vertr. d. Herrn Thomas Lindörfer

Website: http://www.kvschweinfurt.brk.de/wir-ueber-uns

"Der freiwilligen Sanitäts-Colonne zu Bad Kissingen gewidmet zum Andenken an die Jubiläums Hauptübung der freiwilligen Sanitäts-Colonne Schweinfurt. Abgehalten aus Anlaß 10jährigen Bestehens der Colonne am 10.September 1899."
"Der freiwilligen Sanitäts-Colonne zu Bad Kissingen gewidmet zum Andenken an die Jubiläums Hauptübung der freiwilligen Sanitäts-Colonne Schweinfurt. Abgehalten aus Anlaß 10jährigen Bestehens der Colonne am 10.September 1899."

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In Schweinfurt ging die Anregung zur Gründung einer Sanitätskolonne von der Vorstandschaft des Zweigvereins des Bayerischen Landeshilfsvereins, insbesondere von Dr. Bruglocher und Wilhelm Fischer aus. Die Turner der "Turngemeinde Schweinfurt von 1848" kamen den Bitten nach und 58 Mann erklärten sich in der Gründungsversammlung am 18. Juli 1889 zum aktiven Dienst bereit. Die neu gebildete Kolonne nannte sich "Schweinfurter Turner-Sanitätszug". Mitglieder konnten zu Beginn nur Angehörige der Turngemeinde werden. Erst als man 1896 die eigene Satzung aufgab und die Dienstvorschriften der bayerischen Sanitätskolonnen annahm, die jedem deutschen Mann die Mitgliedschaft ermöglichte, erlebte die Kolonnenarbeit einen Aufschwung. Obwohl sich die Kolonne "Turner-Sanitätszug" nannte, gehörte sie doch von Anfang an zum Roten Kreuz, denn in der Satzung war ausdrücklich bestimmt, dass sich der Sanitätszug der Oberleitung des bayerischen Landeshilfsvereins unterordne.

Die Freiwillige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz in Schweinfurt, wie sie sich nach Übernahme der neuen Satzung nannte, konnte bald das Vertrauen der Bevölkerung und der städtischen Behörden für ihre Arbeit gewinnen. 1891 stellte die Kolonne mit der Genehmigung des Magistrats einen Alarmplan auf, um rasch bei Unglücksfällen eingreifen zu können. In einer Liste, die auf der Polizeihauptwache im Rathaus auflag, waren alle Sanitäter eingetragen. Der diensttuende Polizeisoldat hatte bei einem Unglücksfall sofort den Kolonnenführer zu verständigen, der die nötigen Einsatzkräfte durch die Polizei herbeiholen ließ. Im Jahre 1900 wurde der Kolonne der Gebrauch eines zweitönigen Gruppensignals für die Alarmierung genehmigt. Der Magistrat der Stadt Schweinfurt ersuchte am 5 März 1901 die Kolonne, den Krankentransport in das neu errichtete Krankenhaus dauernd zu übernehmen, nachdem die Sanitäter die Kranken aus dem früheren Städtischen Krankenhaus in das neue Krankenhaus schon verbracht hatten.

Für die Kolonne standen keine eigenen Unterrichts- und Unterstellräume zur Verfügung. In der Realschule könnte Unterricht erteilt werden und in der Turnhalle wurden einige Geräte untergestellt. Die Stadt stellte 1900 einen Raum im ehemaligen Bürgerhof (heute Städt. Sparkasse) zur Verfügung, in dem die Geräte für Einzelunglücksfälle verwahrt wurden, Als die Feuerwehr 1907 ein eigenes Gerätehaus erhielt, konnte die Kolonne einen Teil ihrer Tragen ein den bisher von der Feuerwehr benutzten Räumen im Rathaus unterbringen.

Der 1. Kolonnenführer war der Magistratsoffiziant Heinrich Herbert, der der Kolonne von ihrer Gründung bis zum Jahre 1898 vorstand. Die Dienstkleidung der Kolonne bestand zuerst aus der weißen Mütze mit blauem Band und aus der weißen Turnerjacke mit Rotkreuz-Armbinde. Aus Spenden konnte bald die einheitliche vorgeschriebene Ausrüstung und Bekleidung angeschafft werden.

Rotes Kreuz 1914
Rotes Kreuz 1914
Postkarte des Bayer. Frauenvereins des Roten Kreuzes Schweinfurt ca. 1915/16
Postkarte des Bayer. Frauenvereins des Roten Kreuzes Schweinfurt ca. 1915/16

Zum Krankentransport von Zivilpersonen kamen mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges Transporte verwundeter und erkrankter Soldaten in die Lazarette Schweinfurts oder der Umgebung hinzu. An Transportmitteln verfügte die Kolonne über zwei fahrbare Tragen. 1916 kam mit Unterstützung der Stadt eine weitere hinzu, da der alte Bestand für die vielen Transporte nicht mehr ausreichte. Von Geheimrat Ernst Sachs wurde der Kolonne ein bespannbarer Krankenwagen zur Verfügung gestellt. Jedoch konnte sich die Kolonne nicht lange dieses nützlichen Fahrzeugs erfreuen, da es die Militärverwaltung für den Fronteinsatz beschlagnahmte. Einen Möbel- und einen Brückenwagen verwendete man daher für den behelfsmäßigen Krankentransport.

Während des ganzen Krieges wurde von der Kolonne eine ständige Wache im Hauptbahnhof unterhalten, die laufend mit vier Mann besetzt war. Diese hatte die Aufgabe, jeden ankommenden Personenzug durchzugehen und die mitreisenden Verwundeten zu betreuen, Ankommende Lazarettzüge erforderten den Einsatz größerer Kräfte, die neue Verbände anzulegen oder Verwundeten, soweit sie nicht in Schweinfurter Lazarette eingeliefert wurden, für die Weiterfahrt vorzubereiten hatten.

Die Lage des Roten Kreuzes nach Beendigung des Krieges war nahezu hoffnungslos. Der alte Staat und die Wehrmacht, mit denen das Rote Kreuz eng verbunden war, bestanden nicht mehr. Die Fürstenhäuser, die eifrige Förderer der Idee Jean Henry Dunants waren, wurden in der Regierungsgewalt abgelöst. Diese einstige Verbundenheit mit der Monarchie hielt viele davon ab, weiterhin im Rotenkreuz mitzuarbeiten, weil sich die Stimmung gegen alles wandte, das als Überbleibsel der alten Zeit gewertet wurde. Es galt für alle Organisationen des Roten Kreuzes eine Neuorientierung zu suchen und zu finden. Die Not nach dem Ersten Weltkrieg war das geeignete Tätigkeitsfeld. Soziale Hilfsarbeit wurde die Hauptaufgabe des Roten Kreuzes. IM Jahre 1920 ging man ernsthaft daran, zu einem motorisiertren Krankenwagen zu kommen. Für 58.000 Mark damaliger Währung wurde mit dem Ergebnis einer Haussammlung und den vorhandenen 28.000 Mark Eigenkapital ein gebrauchter Presto-Wagen angeschafft und auf die erforderlichen Zwecke umgebaut. 1927 hatte das Fahrzeug ausgedient und ein neues Fahrzeug wurde beschafft, das anlässlich einer Übung bei Fichtel & Sachs vorgeführt und anschließend übergeben wurde.

Sofort nach der Machtübernahme durch den Nationalsozialismus wurde die Satzung des seit 1921 bestehenden Deutschen Roten Kreuzes außer Kraft gesetzt. Alle Führungsstellen wurden umbesetzt und das demokratische Wahlverfahren durch das Führerprinzip abgelöst. Das Rote Kreuz erhielt die Aufgabe, in erster Linie im amtlichen Sanitätsdienst der Wehrmacht und im Sanitätsdienst des Luftschutzes mitzuwirken.

Nach langen Bemühungen konnte die Sanitätskolonne ein eigenes Heim mit ständiger Wache beziehen. Am 28. September 1935 wurde das neue Sanitätskolonnenheim eingeweiht. Zum Bau des Hauses hatte die Stadt Schweinfurt kostenlos das Gelände an der Ecke Luitpoldstraße/Landwehrstraße überlassen.

Am 1. September 1939 brach der unselige Zweite Weltkrieg aus. Mit dem 1. Luftangriff am 17.08.43 setzten die Schwierigkeiten ein, die sich vergrößerten, als am 14. Okt. 1943 das Rotkreuz-Haus in der Landwehrstr. 12 mit allen 5 Fahrzeugen zerstört wurde. 15 schwere und 7 leichtere Luftangriffe lassen die Hilfe, die unter fast unmöglichen Bedingungen geleistet wurden, erahnen. In den letzten Monaten des Krieges erfolgten täglich Angriffe, und von 9. bis 11. April 1945 lag die Stadt unter dem Artilleriefeuer der anrückenden US-Truppen, die am 11. April in die Stadt einmarschierten. An diesem Tag stand auch das Rote Kreuz vor dem Nichts.

Die Fahrzeuge der Jahre 1935 - 1940
Die Fahrzeuge der Jahre 1935 - 1940
Einweihung des Rotkreuz-Heimes Landwehrstraße am 28. September 1935.
Einweihung des Rotkreuz-Heimes Landwehrstraße am 28. September 1935.
Einweihung des Rotkreuz-Heimes Landwehrstraße am 28. September 1935.
Einweihung des Rotkreuz-Heimes Landwehrstraße am 28. September 1935.
BRK-Parade im heutigen Theaterpark , im Hintergrund "Höpperles-Turm" und Lebküchnerhaus - 1938
BRK-Parade im heutigen Theaterpark , im Hintergrund "Höpperles-Turm" und Lebküchnerhaus - 1938
Planspielübung des BRK 1939
Planspielübung des BRK 1939
Sammlung Winterhilfswerk 1941 in SW, Marktplatz
Sammlung Winterhilfswerk 1941 in SW, Marktplatz
Verwundetentransport aus Rußland am Schweinfurter Hauptbahnhof (1942)
Verwundetentransport aus Rußland am Schweinfurter Hauptbahnhof (1942)
Der Luftschutz-Sanitätszug des Roten Kreuzes  1943
Der Luftschutz-Sanitätszug des Roten Kreuzes 1943
Der Luftschutz-Sanitätszug des Roten Kreuzes  1943
Der Luftschutz-Sanitätszug des Roten Kreuzes 1943

Als Mitglieder einer militärischen Hilfsorganisation fielen die aktiven und passiven Mitglieder des Roten Kreuzes unter die Bestimmungen der Entnazifizierung und wurden zu Bußen herangezogen. Es ist verständlich, dass durch solche Maßnahmen der Idealismus einer harten Probe unterzogen wurde und teilweise auch verloren ging. Die ersten Krankentransporte wurden unter Regie des städtischen Bauhofs durchgeführt. Mitglieder des Roten Kreuzes halfen dabei mit. Als Fahrzeug stand ihnen ein pferdebespanntes Gefährt zur Verfügung. Unter sehr schwierigen Verhältnissen konnte im Mariental wieder eine eigene Rettungswache aufgebaut werden.

Aus alten Wehrmachts- und Parteifahrzeugen mussten brauchbare Fahrzeuge für den Krankentransport zusammengebaut werden. Ende 1947 konnte die Rettungswache in die Schiller-Schule verlegt werden. Den Sanitätern stand ein Wachraum, der mit drei Betten ausgestattet war, zur Verfügung. In den Jahren 1946 bis 1948 unterhielt das Rote Kreuz eine Schuhumtauschstelle, um insbesondere den heranwachsenden Kindern durch Tausch zu brauchbarem Schuhwerk zu verhelfen.

Markstein in der Entwicklung des Schweinfurter Roten Kreuzes war die Übergabe des Rotkreuz-Hauses an den Kreisverband durch den damaligen Präsidenten des BRK, Herrn Dr. Otto Geßler, im Dezember 1953. Das einstige Grundstück in der Landwehrstraße konnte für den Neubau nicht verwendet werden, weil die Baulinienfestsetzung ein mindestens dreistöckiges Gebäude vorsah. Zu dieser Bauleistung sah sich der Kreisverband außerstande und so entschloss sich die Vorstandschaft, das Baugelände zu verkaufen. Mit dem Erlös erwarb man ein Gebäude in der Gorch-Fock-Str. 15, das teilweise zerstört war. Das Haus wurde für die Bedürfnisse des Kreisverbandes umgebaut und beherbergt die Geschäftsstelle und die "Krankentransportwache".

Für den Krankentransport standen ab dem Jahre 1959 Krankenwagen mit UKW-Sprechfunk zur Verfügung. Aus dem einst gelegentlichen Einsatz hat sich ein Tag- und Nachtdienst herausgebildet, der über viele Jahre hinweg von 6 hauptamtlichen und etwa 30 ehrenamtlichen Sanitätern versehen wurde. Bis zum Jahre 1975, bevor der Rettungsdienst in Bayern durch Gesetz geregelt wurde, mussten die erforderlichen Fahrzeuge für den Krankentransport selbst angeschafft werden. Hierbei haben die beiden Schweinfurter Sparkassen das örtliche Rote Kreuz maßgeblich unterstützt.

einige Jahre später auf einer Postkarte...
einige Jahre später auf einer Postkarte...
Übergabe des neuen Rot-Kreuz-Hauses durch den BRK-Präsidenten Dr. Otto Geßler (1953).
Übergabe des neuen Rot-Kreuz-Hauses durch den BRK-Präsidenten Dr. Otto Geßler (1953).
Tag der offenen Tür 1953
Tag der offenen Tür 1953
 Gruppenfoto zum 70jährigen Bestehen der Rotkreuz-Gemeinschaft in Schweinfurt (1959)
Gruppenfoto zum 70jährigen Bestehen der Rotkreuz-Gemeinschaft in Schweinfurt (1959)
Der Sanitätsdienst bei den Deutschen Turnspielmeisterschaften in Schweinfurt (1961)
Der Sanitätsdienst bei den Deutschen Turnspielmeisterschaften in Schweinfurt (1961)

 

75 Jahre Sanitätskolonne Schweinfurt (1889 - 1964)