Ritterturniere in Schweinfurt

Wer an Ritter denkt, denkt sicherlich nicht zuerst an Schweinfurt sondern eher an die Nibelungensage, Prinz Eisenherz, Sigurd oder den Film "Der 1. Ritter" u.ä.

Dennoch: Auch in Schweinfurt tummelten sich im Mittelalter und zum Teil bis ins 17. Jahrhundert Ritter und deren Knechte. Kein Wunder, denn Schweinfurt erhielt im 13. Jahrhundert die "Unabhängigkeit" einer freien Reichsstadt, auch wenn sie so sehr frei tatsächlich nicht war. Rechtlich war sie dennoch nur dem Kaiser unterstellt, bis Anfang des 19. Jahrhunderts Bayern sich Schweinfurt einverleiben konnte.

Im Bereich der heutigen Burggasse stand eine nicht unbedeutende Burg und aus deren Burgkapelle ging die St. Salvatorkirche hervor. Ihr Chorraum stammt noch aus jener Zeit. Nicht zu vergessen auch die einstige Markgrafen-Burg im Bereich der Peterstirn. ( siehe auch: Judith von der Peterstirn und die Markgrafen von Schweinfurt )

Und natürlich fanden in Schweinfurt auch Ritterturniere statt, die von nicht unerheblicher Bedeutung waren. Eine schöne Übersicht findet sich in der Zeitschrift Mainleite des Historischen Vereins Schweinfurt aus dem Jahre 2004 (im Rahmen einer Abhandlung von Dr. Christa Kolokytha zu diesem Thema). Sie stützt sich auf die Schweinfurter Chroniken von Heinrich Christian Beck und Friedrich Stein:


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Über Ritterturniere und die Teilnehmer derselben berichtete Georg Rüxner in seinem Werk "Turnierbuch" aus dem Jahre 1530. Im Folgenden vier Seiten aus diesem Werk ......

Das vollständige Buch gibt's im Otto-Schäfer-Museum in Schweinfurt zu sehen...

Hieraus wird deutlich, dass Schweinfurt kein unbedeutender Platz zur Austragung von Ritterturnieren gewesen sein kann.

Ritterspiele hatten sich im 8. Jahrhundert in Franken entwickelt und in Schweinfurt ist, wie in obiger Tabelle zu sehen ist, das erste im Jahre 952 als Ritterturnier dokumentiert. Ritterturniere gab es als Massenturnier, dem so genannten Buhurt, aber auch als Zweikampf, der so genannte Tjost, bei dem sich zwei Ritter mit Lanze auf dem Pferd bekämpften; konnte dabei kein Sieger ermittelt werden wurde zu Fuß mit dem Schwert weiter gekämpft.

Die Turniere waren dabei äußerst gefährlich und Todesopfer (bis zu 60 bei einem Massenkampf sind bekannt) waren nicht selten. So wurden derartige Turniere auch immer wieder, insbesondere von kirchlicher Seite, untersagt.

Der Höhepunkt der Ritterturniere wurde wohl im 15. Jahrhundert erreicht. Das vielleicht bedeutendste Schweinfurter Ritterturnier fand im Jahre 1502 statt, zu dem der Kaiser Maximilian im Jahre 1501 eingeladen haben soll. Der Rat der Stadt soll hierüber nicht begeistert gewesen sein.

Zuvor wurden üblicherweise die Schweinfurter Turniere von der Ritterschaft oder aber auch von der Reichsstadt Schweinfurt selbst veranstaltet. Nach dem "Neubau" des heutigen Rathauses im Jahre 1572 tagten die Ritter übrigens im "Rittersaal", dem Saal über dem heutigen Trausaal.

Im Laufe des 16. Jahrhunderts wurden schließlich die offiziellen Ritterturniere endgültig eingestellt, zunächst in Frankreich im Jahre 1559, nachdem am 30.06.1559 der französische König Heinrich II: bei einem Turnier zu Todes gekommen war.

In Deutschland wurden diese Turniere noch einige Jahre weiter geführt, bis sie schließlich von ritterlichen Kostümfesten abgelöst wurden.....

Kolorierte Holzschnittseite aus einem Thurnierbuch  "Ritterschaft in Franken"   aus dem 16. Jahrhundert
Kolorierte Holzschnittseite aus einem Thurnierbuch "Ritterschaft in Franken" aus dem 16. Jahrhundert

wird fortgesetzt