Woher kommt der Name Schweinfurt?

Nach überwiegender Meinung kommt der Name von einer seichten Furt über den Main im Bereich Altstadt/Höllental, wo die erste Siedlung Schweinfurts angelegt war.

Die Meinungen hierzu gehen jedoch auseinander.

Eine interessante und nachvollziehbare Abhandlung hierzu hat Michael Unrath schweinfurtfuehrer.de zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

Nicht das "Schwein" sondern der "Swin" hat Schweinfurt den Namen gegeben

Zur Namensgebung der Stadt Schweinfurt von Michael Unrath

 

Dr. Wolf-Armin Freiherr von Reitzenstein, Lehrbeauftragter für bayerische Namenkunde an der Ludwig-Maximilians-Universität München erklärt zur Herkunft des Namens Schweinfurt: Der Siedlungname Schweinfurt ist wie folgt belegt: Ca. 720 "Suinuurde ", 791 "in Suuinfurtero marcu ", 804 "Suuinfurte ". Als Bestimmungswort kommt althochdeutsch "swin " in Frage. Also „eine für Schweine gangbare Furt bzw. Furt an der sich (Wild-)Schweine aufhalten“.1

Folgendes gilt hierbei aber zu bedenken:

Schweine die durch das Wasser marschieren haben ab einer Wasserhöhe von ca. 60 cm je nach Größe keinen Bodenkontakt mehr und fangen an zu schwimmen. In einem stehenden Gewässer ist das nicht weiter schlimm, da Schweine recht gute Schwimmer sind. In einem Fluss jedoch werden die armen Tiere von der Strömung mitgerissen und abgetrieben und gehen dem Besitzer dadurch meist verloren. Ein Risiko das bei den hohen Schweinepreisen im Mittelalter kaum ein Schweinehirt oder Schweinbesitzer einzugehen gewagt hätte.

Dass der Main bei Schweinfurt abgesehen in Perioden größter Trockenheit und Dürre in der Regel einen Wasserstand von unter 60 cm hatte ist nicht wirklich anzunehmen. Deshalb wurden die Tiere auch gewöhnlich mit dem Schelch, auf Fuhrwerken oder in tragbaren Käfigen über die Flüsse gebracht. Bei dieser geringen Wassertiefe wäre auch der Main für die Schifffahrt in diesem Bereich unpassierbar gewesen!

Zu 2.: Warum sollten sich Schweine gerade an einer Furt, die ja laufend von Menschen und Fahrzeugen passiert wird aufhalten, was gibt’s da zu sehen oder was war an der Furt bei Schweinfurt für die Schweine so interessant?

 

Das Wort „Schwein/Swin“ im Ortsnamen Schweinfurt kommt meinen Erkenntnissen nach nicht aus dem Althochdeutschen sondern wurde bereits von den Franken aus ihren ursprünglichen Wohngebieten am Niederrhein um Maas und Schelde aus Flandern mitgebracht, als sie sich hier am Main nach den Sieg über die Thüringer von 531 niedergelassen haben. Dort hat dieser Begriff heute noch folgende Bedeutung:

 

"Zwin" [Aussprache "Swin"] bezeichnet im Holländischen einen Priel, einen Wasserlauf im Watt und in der Marsch.2 Daneben tragen auch verschiedene andere Gewässer-alt- bzw. –nebenarme und sumpfige Wasserrinnen diesen Namen.

Von der Etymologie bedeutet das Wort "zwin/swin" eigentlich: "abnehmen", "verschwinden", "machtlos werden" (siehe Etymologiedatenbank Niederlande3) und es beschreibt damit die Verlandung und das allmähliche Verschwinden/Eintrocknen von Gewässern, sobald diese keinen Zufluss mehr haben oder vom Hauptgewässerarm abgeschnitten wurden.

Das Wort in dieser Bedeutung lässt sich etymologisch über das Mittelniederländische auf das Altniederfränkische zurückführen und war auch im Altsächsischen gebräuchlich worauf die diversen „Swin(e)ford“-Orte in England hinweisen, die ähnlich wie unser Schweinfurt an Neben- oder Altarmen von Gewässern lagen bzw. noch liegen und von Angelsachsen gegründet wurden.

 

Zur Veranschaulichung einiger Gewässer- und Ortsnamen dieses Typs hierzu folgende Beispiele:

 

Das Zwin (im Deutschen "der Swin" genannt) ist ein versandeter Meeresaltarm in Flandern der ehemals eine Flussmündung in die Nordsee darstellte.

 

Zwijnaarde ein Stadtteil von Gent in Belgien, 1088 als „Suinarda“ erstmalig erwähnt, liegt in einem Gebiet, daß von mehreren Altarmen und Nebengewässern der Schelde durchzogen wird. Der Ortsname bedeutet zu Deutsch: "Zwin" = Wasserrinne/Altarm und "arda" = Erde, Land, Gebiet, Ort. Also „Ort am Gewässeralt-bzw. nebenarm“.

Der Ort wurde in einer Angelsächsischen Urkunde von 954 als "Suineforde" erwähnt.    Als die Furt durch den Fluss durch eine Brücke ersetzt wurde, bildete in diesem Bereich der Ort Stourbridge heraus. Früher war Stourbridge Teil der Gemeinde Oldswinford.

Bei dem Bestimmungswort "Swin" im Namen Schweinfurt kann es sich nur um den Mainaltarm südlich des Hauptstromes handeln, der heute –teilweise verlandet- den sogenannten Sennfelder Seenkranz bildet.

Auf der Karte 2 oben rechts noch als "Alter Main" bezeichnet.

 

Wie auf den beiliegenden Karten ersichtlich, erstreckte sich dieser alte Flusslauf bis weit über die ehemalige alte Reichsburg auf der Petersstirn hinaus zur Mainleite hin und könnte zur damaligen Zeit vor über 1300 Jahren oberstromseitig noch Verbindung zum Hauptfluss gehabt haben. Unterstromseitig besteht die Verbindung zum Main heute noch als Graben (Auf Karte 2: südlich des Markers (A) zu erkennen).

Das heute als "Saumain" bezeichnete Flussstück könnte früher die unterstromseitige Verbindung dieses Mainnebenarmes zum Hauptfluss gewesen sein.

 

Im Begriff „Saumain “ ist indirekt der Name des Nebenarmes erhalten geblieben. Das Dialektwort „Sau“ bedeutet ja nichts anderes als „Schwein“ und da haben wir dann auch gleich die Verbindung von "Sau" über "Schwein" nach "Swin" hin zum "Suuin" im "Suuinfurte " aus dem Jahr 804.

 

Der "Saumain"-Bogen ist auf dem Kupferstich von Merian von 1707

sehr schön in seinem damaligen Verlauf zu erkennen:

Furten wurden früher bevorzugt an Flüssen mit Nebenarmen angelegt denn sie boten folgende Vorteile:

Die Flussbreite, die Wassertiefe und die Fließgeschwindigkeit im Hauptarm wurden durch den "Bypass" im Nebenarm geringer. Der Weg zum nächsten Ufer war überschaubarer und weniger gefahrvoll.

Quellen:

1) Wolf-Armin Frhr. v. Reitzenstein-Lexikon bayerischer Ortsnamen

     Herkunft und Bedeutung - Verlag C.H. Beck - 2. Auflage 1991- ISBN 3 406 35330 4

2) Langenscheidt Taschenwörterbuch Niederländisch - Verlag Langenscheidt Auflage 9/2005

3) Etymologiedatenbank Niederlande: http://www.etymologiebank.nl/trefwoord/zwin

4) http://www.schweinfurtfuehrer.de

5) http://www.vermessungsamt-schweinfurt.de/artikel,,83.html

6) http://maps.google.de

 

Text © Michael Unrath-Nassach 31.03.2012 / m.unrath@gmx.de