Unternehmerfamilien

Geschäftsführende Gesellschafter etc.         geboren        gestorben


1. Generation

Geheimrat (Johann) Georg Schäfer            12.08.1861        13.05.1925

Am 12.08.1861 wurde Georg Schäfer als Sohn Schweinfurter Eltern in Schweinfurt geboren.

Nach der Volksschule erlernte er das Schlosserhandwerk. Nach den damals üblichen Wanderjahren und der Militärzeit eröffnete er 1885 eine Bau- und Kunstschlosserei in der Judengasse 18.

Seine Bau- und Kunstschlosserei wird in kurzer zeitlicher Abfolge um nachfolgende  Geschäftszwecke und Betriebe erweitert:

    ⁃    Eisenkonstruktionen und Baubeschläge (1888)
    ⁃    Herstellung und Vertrieb von Kassenschränken und Tresoreinrichtungen (1888)
    ⁃    Herstellung von Isolierrohren und Fittings (noch vor 1900)
    ⁃    Aufnahme der Fabrikation von Kugellagern (1904).

Einzelheiten zur Entwicklung der Firmen siehe unter Punkt Unternehmen (ersten drei Firmen unter Ära Schäfer).

Sein Betrieb wächst aus der rein handwerklichen Struktur heraus. Es vollzieht sich kontinuierlich der Schritt vom Handwerk zur Fabrikation und zum industriellen Unternehmen.
Auf der Grundlage seines soliden Erfolges entschloss er sich schließlich das zukunftsträchtige Produkt Kugellager zu fertigen.
Dieser Schritt war nicht risikofrei, denn vor der Jahrhundertwende erfolgten außerhalb und in Schweinfurt zahlreiche Gründungen von Kugel- bzw. Kugellagerfabriken (in Schweinfurt: Fries & Höpflinger, Fichtel & Sachs).   
Mit dem Erwerb der ehemaligen Firma Friedrich Fischers, der Firma „Erste Automatische Gußstahlkugel-Fabrik, vorm. Friedrich Fischer AG“ im Jahre 1909 und der Fusion mit dem eigenen Kugellagerwerk war dieser Schritt endgültig besiegelt.

Sein Wirken als Gründer- und Pionierunternehmer hat seinen Betrieb zur Firma mit Weltruf gemacht. 

Dies ist insbesondere auf seine technische Kompetenz, seinen geschäftlichen Weitblick und seine schöpferische und unternehmerische Befähigung zurückzu-führen. Er vermittelte stets seine Überzeugung den Mitarbeitern.

Das Wohl des Werkes und seiner Beschäftigten stand dabei immer im Mittelpunkt.

Unternehmerische Verantwortung wurde für seine Erben und Nachfolger verpflichtende Maxime. Sein  testamentarisches Vermächtnis verdeutlicht sein unternehmerisches Ethos der unternehmerischen Verantwortung für die Mitarbeiter.  

(©AKI/2014/Fiedler-FAG007)

2. Generation

Dr. Georg Schäfer                        07.09.1896        27.01.1975
(ältester Sohn von Georg Schäfer)           

Dr. Otto Schäfer                           29.06.1912        05.01.2000
(2. Sohn von Georg Schäfer)

Dr. Georg Schäfer
Dr. Georg Schäfer

Dr. Georg Schäfer (1896 - 1975)

Am 07.09.1896 wurde Dr. Georg Schäfer geboren.

Nach dem Besuch von Schweinfurter und Würzburger Schulen absolvierte Georg Schäfer eine auswärtige kaufmännische Lehre.

1919 nahm er im Alter von 23 Jahren die Tätigkeit im Unternehmen als Junior auf und wurde 1922 Geschäftsführender Gesellschafter. Er nahm die kaufmännische Leitung des Werkes tatkräftig und energisch in die Hand. Der Vater stirbt 1925. 

Das Erbe von Geheimrat Georg Schäfer geht je zur Hälfte auf seine Witwe Alwine Schäfer und seinem ältesten Sohn Georg über. Mit Hermann Barthel sind sie jetzt zu je einem Drittel am Unternehmen beteiligt.

Die Jahre nach dem Tod des Vaters waren gekennzeichnet von wachsenden Schwierigkeiten und tiefgreifenden Veränderungen auf dem Wälzlagermarkt und für die deutsche Wälzlagerindustrie.

Der junge Georg Schäfer hielt trotz existenzbedrohendem Wettbewerb und sehr verlockender Übernahmeangeboten beharrlich an einem „nein“ zum Verkauf an die Vereinigten Kugellagerfabriken (VKF) fest.
Das beharrliche behaupten der Selbständigkeit war der unbequemere und gefahrvollere Weg.

Überschattet von den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise waren die ersten fünf Jahre unter seiner Leitung eine große Bewährung für Georg Schäfer und das Unternehmen geworden. Diese Zeit hat eine Notgemeinschaft zusammen geschmiedet die die Grundlage für alle späteren Leistungen legte.

Georg Schäfer gelingt die Krisenbewältigung durch große Exportanstrengungen und Verbesserungen der Produktivität. Er holte persönlich große Aufträge in Moskau ein. Diese Rußlandexporte, die zeitweilig über 40% der Produktion umfassten und auch Großserien-fertigung wichtiger Lagertypen beinhalteten hatten eine Reichweite von 1930 bis 1934.

Die erheblich steigende Binnennachfrage nach Abklingen der Wirtschaftskrise führte zu weiterer Expansion im Stammwerk Schweinfurt. 1933 stand das Unternehmen auf stabiler und gesunder Grundlage. Im August 1933 wurde das 50jährige Jubiläum mit der gesamten Belegschaft begangen.

Die Anzahl der Mitarbeiter hatte sich mit 3000 Beschäftigten in sechs Jahren verdoppelt. Der Trend hielt – wenn auch unter sich wandelnden Voraussetzungen – an. Das Wälzlager spielte militärstrategisch eine führende Rolle in der Rüstungs-industrie. Nach den 15 alliierten Luftangriffen beginnend August und Oktober 1943 war das Werk Kugelfischer – zuletzt waren fast 12000 Menschen beschäftigt -  mit Einmarsch der Alliierten zu 83% zerstört.

Der Zeit der absoluten Ungewissheit (Verbot der Produktion von Wälzlagern, Demontage, Entlassung aus der Geschäftsführung etc.) folgt der erlösende Wiederaufbaufehl der Militärregierung am 30.09.1947 und die Wiederaufnahme der Geschäftsführung mit dem Stichtag der Währungsreform am 20.06.1948.

Die engere Phase des Wiederaufbaus des Werks Schweinfurt war im Jahre 1955 abgeschlossen.  Ab 1953 erfolgte mit dem Aufbau der Firmengruppe eine Internationalisierung und Diversifikation. 
Das Prinzip und Ziel in den wichtigsten ausländischen Absatzmärkten möglichst mit eigener Produktion und einer Vertriebsgesellschaft präsent zu sein ist 1975 bereits weitestgehend erreicht.   

Dr. Georg Schäfer, der Senior der persönlich haftenden Gesellschafter stirbt am 27. Januar 1975.

50 Jahre Firmengeschichte waren mit der Tätigkeit Dr. Georg Schäfers untrennbar verknüpft. Es waren die dramatischten Jahre der Firmengeschichte, eine politisch und wirtschaftlich sehr bewegte Zeit. 

Sein Verdienst und seine Stärke war die schöpferische Fortsetzung dessen, was der Gründer begonnen hatte. Georg Schäfer zeichnete der Wille aus das verpflichtende und schwere Erbe anzutreten und zu behaupten. Er gewann dabei sehr früh die uneingeschränkte Zuneigung seiner Mitarbeiter.
Die Behauptung der Selbständigkeit des Unternehmens und das Wohlergehen der Belegschaft war für Georg Schäfer dem Persönlichen Wohlergehen übergeordnet.
Der Begriff „Werksfamilie“ ist durchaus die zutreffenste Charakterisierung. Nicht zuletzt bestätigt dies der Volksmund mit der Bezeichnung „Papa Schäfer“ für die Unternehmerpersönlichkeit Georg Schäfer.

Bestand und Kontinuität der Firma zu erhalten ist in Zusammenarbeit mit
    ⁃    seinem Bruder Otto Schäfer (40 Jahre Zusammenarbeit)
    ⁃    später mit seinem Sohn Georg und
    ⁃    seinem Neffen Otto G. Schäfer
in hervorragender Weise gelungen.

(©AKI/2014/Fiedler-FAG039)

Dr. Otto Schäfer
Dr. Otto Schäfer

Dr. Otto Schäfer (1912 - 2000)

Am 29.06.1912 wurde Dr. Otto Schäfer geboren.

Eine Kaufmännische Lehre in Köln begann er am 01.07.1931. Nach der Lehrzeit arbeitete er in der Finanzbuchhaltung der Firma Eisen- und Hüttenwerke Bochum und  war anschließend bei der Rheinisch-Westfälischen Treuhandgesellschaft in Köln mit Prüfungstätigkeiten befasst. 

Seine erste Tätigkeit im Werk Schweinfurt war die Einführung einer Registratur, die er bei der Fa. Schütte in Köln (Lehrbetrieb) kennengelernt hatte. Es folgte die Aufstellung der ersten Buchungsmaschine der Firma National aus Berlin bei FAG und eine Studienreise zum Kennenlernen der ersten EDV-Systeme (Lochkartensysteme von Hollerith und Powers). 

Noch im Jahre 1936 startet FAG mit dem Aufbau eines Auslandswerkes in Wolverhampton / Großbritannien. Otto Schäfer leitete das Projekt.
Otto Schäfer heiratete und zog im August 1936 mit seiner Frau und einer großen Zahl Schweinfurter Mitarbeiter und deren Familien nach Wolverhampton. Nach über zwei Jahren Tätigkeit zog er 1938 nach Schweinfurt zurück. Mit Kriegsbeginn 1939 wurde das Werk enteignet.

1937 wurde Otto Schäfer geschäftsführender Gesellschafter der Firma Kugelfischer Georg Schäfer & Co. in Schweinfurt.

Die Bewirtschaftung für viele Produkte war eingeführt worden, besonders bei Stahl, Maschinen und Werkzeuge war die Fertigung betroffen. Zurück aus Großbritannien übernahm Otto Schäfer 1938 die Bearbeitung der vielen Behörden und befasste sich eingehend mit der Produktionstechnik für die Begründung der Maschinenbestellungen.

Ab 1942 beschäftigte er sich intensiv mit Produktionsverlagerungen innerhalb der damaligen Reichsgrenzen. Nach den schweren Luftangriffen im August und Oktober 1943 war ein mit sehr vielen Vollmachten ausgestatteter Kommissar für die deutsche Wälzlagerindustrie zuständig. Otto Schäfer hat alle 15 Luftangriffe im Werk miterlebt und berichtet von einer unvorstellbaren Kameradschaft in diesen schweren Zeiten.

1945 wird Otto Schäfer als Treuhänder der Amerikaner eingesetzt und Ostern 1946 mit fast allen leitenden Angestellten entlassen. Er durfte erst wieder im März 1948 die Firma betreten.

Der Wiederaufbaufehl der Alliierten am 30.09.1947 löste die Zeit der absoluten Ungewissheit (Verbot der Produktion von Wälzlagern, Demontage etc.) ab. Die Wiederaufnahme der Geschäftsführung durch Georg und Otto Schäfer am 20.06.1948 (Stichtag der Währungsreform) war Basis für den Wiederaufbau, der 1955 als abgeschlossen betrachtet werden konnte.

Ab 1953 erfolgte mit dem Aufbau der Firmengruppe eine Internationalisierung (Einrichtung von Verkaufs- und Produktionsgesellschaften im Ausland)  und Diversifikation (Andere Produkte neben dem Kerngeschäft Wälzlager). In diesem Zusammenhang übernahm Otto Schäfer die wesentliche Aufgabe der  Kundenbetreuung und Wiederakquirierung. Schon vor der Währungsreform begann Otto Schäfer systematisch zu den Kunden in ganz Deutschland mit den jeweiligen Verkaufschefs zu reisen. 1955 bereiste er vier Erdteile um auch im Ausland die alten Beziehungen wieder anzuknüpfen.  

Als weitere Tätigkeitsschwerpunkt bis zum Eintritt in den Ruhestand im August 1989 sind zu nennen:
    ⁃    Verbesserung der Gesamtorganisation mittels EDV-Systemen
    ⁃    strikte und vorbildliche Anwendung des Publizitätsgesetzes
    ⁃    Umgestaltung der Unternehmensführung zu einem Vorstandsgremium
    ⁃    Vorbereitung und Realisierung Umwandlung in eine KGaA
    ⁃    Börsengang
    ⁃    uam

Dr. Otto Schäfer stirbt am 05.01.2000.

Er stand 58 Jahre im kaufmännischen Beruf, davon 53 Jahre im Dienste der Firmengruppe FAG. Höhen und Tiefen lösten sich in dieser Zeit ab.

Otto Schäfer hat, wie schon seine Vorgänger, einen großartigen und bedingungslosen Einsatz für das Unternehmen geleistet. Die Firmengruppe hat die wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht nur unbeschadet überstanden, sondern ist innerlich und äußerlich gekräftigt daraus hervorgegangen.

Sachkenntnis, Sachlichkeit, Menschlichkeit und Vertrauen sind die prägenden Fähigkeiten und Eigenschaften von Dr. Otto Schäfer. 
Er setzte das Vermächtnis des Vaters und Firmengründers im besten Sinne fort.

Der Aufsichtsrat fasste im August 1989 folgenden einhelligen Beschluss:
„Herr Dr. phil. h.c. Otto Schäfer wird aufgrund seiner außerordentlichen Verdienste während seiner über fünfzigjährigen Tätigkeit für die Gesellschaft, insbesondere als erster Vorsitzender des Aufsichtsrats nach der Umwandlung von einer Personen-gesellschaft in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien und die Öffnung dieser Gesellschaft für einen breiten Aktionärskreis, vom Zeitpunkt seiner Amtszeit an, zum Ehrenvorsitzenden ernannt.“

(©AKI/2014/Fiedler-FAG040)


3. Generation

Dipl.-Ing. Georg Schäfer                          31.03.1928       
(ältester Sohn von Dr. Georg Schäfer)

Dipl.-Kfm. Otto G. Schäfer                       18.05.1937       
(Sohn von Dr. Otto Schäfer)

Dipl.-Kfm. Fritz Schäfer
(jüngster Sohn von Dr. Georg Schäfer)    26.06.1945

Dipl.-Ing. Georg Schäfer
Dipl.-Ing. Georg Schäfer
Dipl.-Kfm. Otto G. Schäfer
Dipl.-Kfm. Otto G. Schäfer