Geschichte der bei F&S gebauten Eingang-Rücktrittbremsnaben
Der nachfolgende Beitrag wurde von Herrn Berndt Leiter, Mitglied beim AKI, erstellt.
Herr Leiter war ehemals Konstrukteur Fahrradnaben bei F&S. Für die Niederschrift seines lückenlosen Wissens zum Produktbereich Eingang-Rücktrittsnaben
und die Freigabe zur Veröffentlichung vielen Dank!
1895 Gründung der Fa. Fichtel & Sachs
1898 Freilaufnabe mit anschraubbarer Tellerbremse, die so genannte „Münchner
Brems" dann bis
1903 8 Vorläufer der Torpedo-Nabe mit Rücktrittbremse. Das waren so genannte Konusbremsnaben mit einem Vulkanfiber-Bremsbelag, welcher bei Wasser aufquoll und sehr staub- und schmutzempfindlich war. Bei einigen Konstruktionen konnte man den Bremshebel abkoppeln, um die Möglichkeit zu haben, diese als starre Nabe einzusetzen. Die letzte Konstruktion hatte eine Art Messingbremsmantel.
Diese Konstruktionen waren zu schwer, zu teuer und unzuverlässig.
Deshalb kam die:
Torpedo-Nabe
1903 Erstentwicklung Mod. 03 Ende des Jahres
1905 Weiterentwicklung Mod. 05 nach ausgiebigen Tests
· 5 Antriebswalzen
1907 Weiterentwicklung in robustere Ausführung
Mod. 07 (keine Erweiterung der
Modellpalette
bedingt durch Einbau in schwerere Fahrräder, Transporträder usw.
· 7 Antriebswalzen
· gebaut als verstärkte Ausführung für Sonderfahrrräder bis ca. 1920
1909 Entstehung von Mod. 09 und Mod. 10 durch Verbesserung des Mod. 05
· Herstellung von Mod. 07 war auf Dauer zu teuer und für normale Fahrräder zu schwer
1910 Anlauf der Serie
· bis auf technisch geringe Änderungen gebaut bis 1991
· bis zum Ende der Produktion wurde bei Rationalisierungen und Änderungen darauf geachtet, dass die Austauschbarkeit erhalten blieb, wenn auch manchmal nur in Baugruppen (z.B. Zsb. Bremsmantel: jetzt ein Stahlmantel, der Bremszylinder der Hülse muss deshalb mit einer groben Schmirgelleinwand aufgerauht und ein spezielles Fett eingebracht werden).
· das heißt: Ersatzteillieferung bis zur 1991´ger Serie war für Mod. 1910 immer möglich
· keine Lizenzvergabe
· Patentschutz entfiel nach 1920 - weltweiter Nachbau der Torpedo-Nabe mit Austauschbarkeit, jedoch nicht in der bekannten guten Qualität
· jährliche Langstreckenfahrten usw. nach Ausreifen der Konstruktion der Torpedo-Nabe als Beweis der Haltbarkeit. Nach diesen Ereignissen wurde eine Sonderstempelung für eine gewisse Nabenserienstückzahl durchgeführt.
1. Wien - Berlin
Sonderstempel der Langstreckenfahrten in den Jahren 1910 bis 1916
2. Zürich - Berlin
Sonderstempel der Langstreckenfahrten in den Jahren 1920 bis 1928
3. Straßenweltmeister 1927, 1928 und 1929
Sonderstempel zu Ehren der Straßenweltmeisterschaft
1929 Herstellung von 25 Millionen Stück (Jubiläumsstempelung)
· Ende der Zwanziger Jahre Änderung der teueren Vernickelung in Verchromung. Keine Änderung bezüglich der Qualität des Oberflächenschutzes, da bis 1991 bei jedem Chrombad die Aufbringung einer Nickelschicht voraus ging.
· Dadurch ist das Design optisch dem blanken Stahl ähnlicher, zudem ist durch die härtere Oberfläche eine größere Unempfindlichkeit gegen Kratzer gegeben
1940 Stückzahl 50 Millionen (Jubiläumsstempelung)
1942 Während des 2. Weltkrieges wurde die Nabe mit speziellem schwarzen Lack
gegespritzt, da Chrom und Nickel für die Rüstungsindustrie benötigt wurden.
1953 Stückzahl 70 Millionen
1967 Einführung der Rillung auf der Nabenhülse
1973 Einführung des Stahlbremsmantels Ende des Jahres mit Erhöhung der
Bremskraft statt Messingausführung
1991 Einstellung der Produktion
· Gesamtstückzahl 1904 bis 1991: ca. 85 Millionen
Nach Abkauf und Übernahme der Vertriebsrechte von den Frankfurter Stempelwerken in Frankfurt
(einschließlich der Kupplungs- und Stoßdämpferfertigung)
kam zusätzlich als billigere Alternative die:
Komet-Nabe
1929 Fertigung mit Teilen aus Frankfurt
1930 Produktionsbeginn der Komet- Nabe mit folgenden Modellen:
1. mit Konusantrieb und Lamellenbremse
2. Nabe „Rotax" mit Konusantrieb und gedrehtem Stahlmantel
· geringe Stückzahlen
1935 Komet-Super-Nabe Mod. 35 mit Konusantrieb und gedrehtem Stahlmantel
(verbesserte Version)
bis
1945
· Fertigungsstückzahl 7 Millionen
· Resteverkauf bis ca. 1950
1952 Neukonstruktion Mod.52 ebenfalls mit Konusantrieb und gedrehtem Stahmantel
bis
1962
· Fertigungsstückzahl 9,2 Millione
1958 Paralleleinführung der Komet-Super-161 zu Mod. 52, anfangs mit gedrehtem
Stahlmantel
bis
1971
· 1960 Änderung des Stahlmantels in einen aus Stahlblech gepressten Bremsmantel
· ab 1966 Rillung der Nabenhülse
· Fertigungsstückzahl 10 Millionen
1975 Da die Jet- Nabe manchen Ansprüchen nicht genügte, wurde auf Kundenwunsch eine verbesserte Komet-Super-161 unter der Bezeichnung Torpedo - T 1112 parallel zur Torpedo- Jet- Nabe eingeführt.
bis Ende
1988
· Fertigungsstückzahl ca. 2 Millionen
1989 Einstellung der Produktion
Um auch Kinderfahrrädern Genüge zu tun, kam als Paralleleinführung zur Komet-Nabe die:
Torpedo-Boy-Nabe
1958 Vereinfachte und im Durchmesser verkleinerte Nabe nach dem Komet-Prinzip
bis
1971
· belastungsmäßige Auslegung für Kinder bis 12 Jahre
· wegen des günstigen Preises missbräuchlicher Einbau in Erwachsenenräder
· 1971 aus diesem Grund Einstellung der Fertigung
Nachfolger für die Boy- und Komet-Nabe wurde die:
SACHS- oder Torpedo-Jet-Nabe
1971 Entwicklung der Jet-Nabe
bis Ende
1990
· Herstellung der letzten Naben bei Fa. Renak in Reichenbach
· Fertigungsstückzahl ca.20 Millionen
1989 Produktionseinstellung
Seit 1991 erfolgte bei Fa. Fichtel & Sachs keine Herstellung von Eingangnaben mehr.
Zusatzinformation:
Produktionseinstellung der starren Naben im Konto 01 Ende 1958
Kettenschaltung Mod. 56 letzte Lieferung Anfang 1958