ANGLO-BAVARIAN STEEL BALL CO.

ANGLO-BAVARIAN STEEL BALL CO.    
Kugeln und Kugellager

gegr.:         1890 bis 1899 

Gründer:     Investoren aus dem Ausland
       
Rechtsform: unbekannt 

Standort:      Gebiet der Ufra / damals noch Oberndorf    
        (späteres Gebäude der Unterfränkischen Malzfabrik S. M. Seligstein Ernst-Sachs-Straße 47 / heute: Firmenparkplatz von ZF)

 

Firmengeschichte

Im Rahmen des allgemeinen „Gründungsfiebers bei Kugelherstellern“ sind auch in Schweinfurt - neben den beiden bestehenden Firmen – Firmengründungen  festzustellen.  Darunter war auch die 1890 gegründete „Anglo-Bavarian-Steel-Ball Co.“

Die Produktionsstätte der „Anglo-Bavarian-Steel-Ball Co. lag direkt neben dem Produktionsgelände von Friedrich Fischers „Erste Automatischer Gußkugelfabrik vorm. Friedrich Fischer AG“ (später FAG Kugelfischer / heute: Schaeffler)

Nach Schließung im Jahr 1898 zog dort die Malzfabrik Seligstein ein (heute Gelände der Firma „Kaufland“). 


Exkurs:

Zum besseren „Einordnung“ soll nachfolgend die Situation der Kugelfertigung um die Jahrhundertwende des 19./20. Jahrhunderts kurz skizziert werden.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war England die Hochburg der Fahrradproduktion und somit der Hauptabnehmer von Stahlkugeln. Die wirtschaftliche Stärke englischer Firmen lässt sich beispielsweise anhand eines Angebots zum Kauf der Firma Fries & Höpflinger im April 1897 aufzeigen.


Das Bekanntwerden der wirtschaftlichen Erfolge der Kugelhersteller führten zu einem „Gründungsfieber“. In Frankreich zählte man 1897 19 Kugelfabriken. In Deutschland entstanden 25 Kugelfabriken, u.a. in Würzburg, Bamberg, Nürnberg, Berlin und Schweinfurt.

In Schweinfurt sind fünf Firmen (Kugelfabriken) festzustellen:
    ⁃    „Erste automatische Gussstahlkugelfabrik Schweinfurt A.G., vorm Fr. Fischer“
    ⁃    „Deutsche Gussstahlkugelfabrik A.G., vorm Fries & Höpflinger“
    ⁃    „Max Jähnichen, vorm C. Picket, Gussstahlkugelfabrik“
    ⁃    „Georg Kressmann, Gussstahlkugelfabrik“
    ⁃    „Anglo Bavarian Steel-Ball Company“

In Europa herrschte in der Zeit von 1898 bis 1902 eine allgemeine Absatzkrise für Stahlkugeln. Große Überkapazitäten und durch Einfuhrzölle verhinderte Exporte führten zu Firmenschließungen. 

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass Höpflinger und die „Deutsche Gussstahlkugelfabrik A.G., vorm Fries & Höpflinger“ an der Gründung einer amerikanischen Gesellschaft sehr interessiert waren, um die zu jener Zeit vorhandenen maschinellen Überkapazitäten an diese Gesellschaft verkaufen zu können.

Quelle:
Die Aktiengesellschaft „German American Steel Ball Company“
Herausgeber: Numismatische Gesellschaft Schweinfurt e.V. / Verfasser: Klaus Merkle / Schweinfurt, im September 2010, überarbeitet Januar 2012 (Archiv AKI)

→ Einzelheiten siehe „German American Steel Ball Company“


(©AKI/2015/Merkle/Fiedler-Firma005)