GELATINEFABRIK

gegründet:          1872   

Gründer:        1872:      Amalius Schmitt (1867-1878) 
                 ab 1878: F. Drescher und Caspar Pickert 
                      1889: Fusion und Gründung einer Aktiengesellschaft durch
                      Zusammenschluss der Offenen Handelsgesellschaften
                      P. Drescher & Co. in Schweinfurt und Ch. W. Heinrichs in Höchst
                      am Main            

Rechtsform:    1872: Amalius Schmitt / Einzelunternehmen
                       1878: Drescher & Comp. / Personengesellschaft (OHG) 
                       1889: Deutsche Gelantinefabrik AG. (Aktiengesellschaft)
                       1911: Übernahme der Gelatinefabrik Paul Koepff in Göppingen
           
Standort:    Ludwig-/Cramerstr./Neutorstr. 8
                  ab 1938: Steinstr. 19/25

Firmengeschichte

Vor 1866 beherrschten französische Gelatine-Fabriken den deutschen Markt. Dies änderte sich nach dem Krieg 1870/71.

Ch. W. Heinrichs in Höchst gründete im Jahre 1866 eine Gelatine-Fabrik die nach dem Kriege im Wesentlichen das gesamte Reichsgebiet mit deutschen Produkten versorgte.

Anfangs der 1870er Jahre begann  Amalius Schmitt in einigen Holzbaracken in der sogenannten Einöde bei Schweinfurt ebenfalls mit der Herstellung von Gelatine. Das Unternehmen musste jedoch schließen. 

1887 übernahmen der Maschinenfabrikant Pickert und der Ingenieur F. Drescher  die Firma, vergrößerten den Betrieb und stellten ca. 200 Kilo Gelatine pro Tag her.
Der einzige Konkurrent in Deutschland war die Gelatine-Fabrik Heinrichs in Höchst am Main.

1889 vereinigten sich beide Werke zur „Deutsche Gelatinefabriken-AG.“ Der Mitunternehmer Pickert schied aus. Die  beiden Firmen (offene  Handelsgesell-schaften) wurden zu einer Aktiengesellschaft vereinigt und die Betriebe wesentlich ausgebaut.

Die „Deutsche Gelatinefabriken-AG“ (Aktiengesellschaft) ist somit aus den Betrieben der Firmen P. Drescher & Co. Schweinfurt und Ch. W. Heinrichs in Höchst a. M. hervorgegangen.

Der Schweinfurter Betrieb konnte vergrößert werden und wurde vergrößert, was in Höchst nicht möglich war.  Eine Ausweitung des Absatzgebietes nach Amerika, Japan, England, Italien und Spanien und eine stetige Aufwärtsentwicklung waren die Folge.

Die Erfindung der photographischen Trockenplatte und die Herstellung photographischer Papiere und Filme schufen neue Absatzmöglichkeiten.

1911 fand eine Fusion (Übernahme) der bedeutenden Gelatine-Fabrik Paul Koepff in Göppingen statt. Die Fabrik wurde völlig umgebaut und modernisiert. 

In Schweinfurt errichtete die Firma 1913 einen großzügigen Neubau. Täglich wurden ca. 3000 kg Gelatine für Nahrungsmittel und technische Zwecke hergestellt. 

Zu Beginn des ersten Weltkrieges stockte zunächst der Betrieb, bald aber konnten alle aufgestapelten Vorräte abgesetzt werden, weil die Gelatine erhöhte Bedeutung für die Ernährung gewann.

Ursprünglich wurde ausschließlich Blattgelatine zu Speisezwecken hergestellt.
Später wurde die Herstellung von Emulsions-Gelatine für photochemische Zwecke als Spezialität aufgenommen.
Die Deutsche Gelatinefabriken A.G. war die größte Spezialfabrik auf diesem Gebiete in den 1920er Jahren. Auf ihrem Spezialgebiet der Emulsions-Gelatine galt sie als die größte Fabrik der Welt.

Im Ersten Weltkrieg kam als neuer Artikel die Herstellung von Klarscheiben für Gasmasken hinzu.

Beschäftigt wurden in den Betrieben über 800 Arbeiter.

Im zweiten Weltkrieg zerstörten Fliegerbomben das Werk. Das Werk wurde nicht wieder aufgebaut.

Quellen:
Fischer, Karl, Kurzer Abriß über die Entstehung und Entwicklung der Industrie in Schweinfurt am Main bis Ende 1921,
Schweinfurt 1921, Seiten 9/10
Saffert, Erich, Aus der Wirtschaftsgeschichte Schweinfurts, 1954, Seite 10, letzter Absatz
Repertorium zur mittelständischen Wirtschaftsgeschichte von Schweinfurt im 19. Jahrhundert, Seite 63
__________________________________________________________________Autor:    Verfasser:                         Datum:              Fotos:
©AKI     Gerhard Fiedler                28.07.2015        Peter Hofmann

 

 

Der nachfolgende link gibt folgende Zusatz-Informationen:

 

- Unternehmensgeschichte zur Rechtsform und Kapitalentwicklung

- Einblick in die Verhältnisse des Jahres 1893 (Produktpalette / erhebt Anspruch weltweit erster Produzent photographischer Trockenplatten zu sein / Personalstand und Zusammensetzung).

- Einblick in die Verhältnisse des Jahres 1943 (Organe und Kapital der Gesellschaft, Zweck und Gegenstand des Unternehmens, Besitzverhältnisse).

- Die letzte Hauptversammlung fand am 24.06.1943 statt.

- Die Sitzverlegung von Höchst nach Schweinfurt erfolgte 1918, da der Standort Höchst nicht vergrößert werden konnte.

- Die Anzahl der betriebenen, im Zeitraum 1891 bis 1917 hergestellten Dampfmaschinen, überrascht. Von der in Schweinfurt ansässigen Firma Joachim wurde keine Dampfmaschine oder Dampfpumpe bezogen.

 

http://www.albert-gieseler.de/dampf_de/firmen3/firmadet35405.shtml

 

 

US-Panzer auf dem Gelatine-Gelände - April 1945
US-Panzer auf dem Gelatine-Gelände - April 1945