Meister / Husquarna Nähmaschinen
gegr.: 1928 Fachhandelsgeschäft Nähmaschinen
1949 Verkauf der ersten MEISTER-Nähmaschinen
1983 Werksschließung
Gründer: Friedrich Meister aus Schweinfurt
Übernahme durch Husqvarna-Konzern 1973
Rechtsform: Einzelunternehmen (1928 – 1948)
Familien-GmbH (1948 – 1973)
Zweigniederlassung von Husqvarna (1973 – 1983)
Standorte: Brückenstraße (Nähmaschinen-Fachgeschäft / 1928-1937)
Obere Straße 13 (ab 1937)
Obere Straße 11 / Reichsvogtei (ab 10/1948)
Niederwerrner Straße etc. / Werk Schweinfurt (ab
4/1948)
Werk Hammelburg (08/1953 bis 1957)
Firmengeschichte (Kurzfassung)
Seit 1928 bis Kriegsende betreibt das Ehepaar Meister ein Nähmaschinen-Fachgeschäft, das in den Jahren 1937 bis 1939 mit einem Jahresabsatz von rund 1000 Nähmaschinen besonders erfolgreich
ist.
In den Nachkriegsjahren baut Friedrich Meister neben der Nähmöbel-Fabrikation eine Haushaltnähmaschinen-Fabrikation auf. In weniger als vier Jahren beginnt Meister im Frühjahr 1949 mit der
Serienfertigung der Meister-Zickzack-Nähmaschinen.
1974 erfolgt die Übernahme der Meister-Werke durch die Firma Husqvarna und 1983 die Werksschließung.
(©AKI/2016/Fiedler-Firma014K)
Firmengeschichte (ausführlich)
Unternehmen
Die Großindustrie in Schweinfurt entwickelte sich vom Handwerksbetrieb zum Industriebetrieb. Die Firma „Meister-Werke“, als mittelständischer Industriebetrieb, entwickelte sich vom
Handelsunternehmen zum Industrieunternehmen, da das Handelsunternehmen nach dem 2. Weltkrieg vom Warenbezug abgeschnitten war.
Gesellschaftsrechtliche Entwicklung
⁃ Friedrich Meister / Fachgeschäft für Nähmaschinen / Einzelfirma (1928 – 1947)
⁃ Umwandlung in „Meister-Werke GmbH Schweinfurt“ / Nähmaschinenfabrikation / Familien-GmbH (1948 – 1974)
⁃ Übernahme durch Husqvarna-Unternehmensverbund und Eingliederung in den Husqvarna-Konzern (15.04.1974 – 1983)
⁃ Werksschließung 1983
Friedrich Meister / Fachgeschäft für Nähmaschinen / Einzelfirma (1928 – 1947)
In nahezu zwanzigjähriger Arbeit hat das Ehepaar Meister ein Nähmaschinen-Fachgeschäft in Schweinfurt aufgebaut, das in den Jahren 1937 bis 1939 den beachtlichen Jahresumsatz von rund 1000
Nähmaschinen erzielte.
Die Kriegsfolgen, der Eiserne Vorhang, schnitt das Fachgeschäft von den Erzeugnissen der Ostzonen-Fabriken ab und die Nähmaschinenhersteller der Westzonen belieferten nur ihre
Vorkriegs-Fachhändler. Was tun?
Friedrich Meister schritt zur Selbsthilfe. Unter Mitwirkung eines Konstrukteurs, der aus der Nähmaschinen-Fabrikation kommt, wird Zug um Zug eine neue Nähmaschine konstruiert und gefertigt.
Nach dem Umzug eines Großteils der Fabrikation in die Niederwerrner Straße im April 1948 beginnt im März 1949 die Serienfertigung.
Erwähnenswert ist, dass zunächst alle Mittel in die Einrichtung einer Nähmaschinen-möbel-Fabrikation fließen. Monatlich wurden mit modernen Holzbearbeitungs-maschinen bis zu 500 Versenk- und
Schrankmöbel ausgeliefert damit die Hausfrauen wieder über betriebsfertige Nähmaschinen verfügten.
Die Nähmaschinen-Konstruktion und -Produktion erfolgte also parallel zur boomenden Nähmachinen-Möbel-Fabrikation aus deren Erträgen. Im Frühjahr 1949 stockte der Absatz an Möbeln und eine
Flaute war spürbar.
Umwandlung in „Meister-Werke GmbH Schweinfurt“ / Nähmaschinenfabrikation / Familien-GmbH (1948 – 1974)
Nach der Währungsreform 1948 erfolgt die Umwandlung der Einzelfirma in eine Familien-GmbH. Als Firmenname ist „Meister-Werke“ schnell gefunden.
Die Flaute der Nachfrage nach Nähmaschinenmöbel im Frühjahr 1949 – in der Fabrikation stehen 80 Arbeitskräfte auf dem Spiel - wird als Chance begriffen. Die umfassenden Vorarbeiten in die
Konstruktion der „Meister Universal Zick-Zack-Nähmaschine“ werden genutzt und mit der Montage der Präzisionsmaschinen begonnen.
Im Oktober 1949 feiert die Firma bereits ein kleines Jubiläum. Die 1.000 Zick-Zack-Nähmaschine ist hergestellt. Damit hat sich die Firma vom „Ein-Mann-Betrieb“ zu einer leistungsfähigen
Fabrik mit 130 Beschäftigten in nicht einmal vier Jahren entwickelt.
Die Überwindung von Zwangslagen (Ausschluss von Warenlieferungen / bedrohte Arbeitsplätze) und der ungebrochene Wille zum Erfolg, führten zu dieser positiven Entwicklung.
Übernahme durch Husqvarna-Unternehmensverbund und Eingliederung in den Husqvarna-Konzern (15.04.1974 – 1983)
Am 15.04.1974 erfolgte die Übernahme der Meister-Werke durch die Firma Husqvarna. Sämtliche Gesellschaftsanteile der Meister-Werke GmbH, Schweinfurt, gehen in den Besitz des schwedischen
Husqvarna-Konzerns über.
Die Pressemitteilung von Husqvarna vom 27.05.1974 spricht von einer Transaktion, die neue Akzente am europäischen Nähmaschinenmarkt setzt. Husqvarna gehört zu den bedeutenden Herstellern von
Freiarm-Nähmaschinen in der Welt. Die neue Nähmaschinen-Konstellation Husqvarna-Meister sei „in jedem Falle dazu angetan, den Umfang der Meister-Werke zu erweitern und die Sicherheit der
Arbeitsplätze zu gewährleisten.“
Weitere interessante Aussagen und Aspekte der Pressemitteilung im Überblick:
- „Das Fabrikationsprogramm der Meister-Werke GmbH umfasst Nähmaschinen für Haushalt und Gewerbe sowie Nähaggregate für industrielle Stickautomaten.“
- „Das Unternehmen wird 1974 die Mitarbeiterzahl auf ca. 350 Personen erhöhen.“
- „Die Nähmaschinenserien, die in Schweden von Husqvarna und in Deutschland von Meister hergestellt werden, ergänzen einander und ergeben zusammen ein vollständiges Sortiment von Freiarm- und
Flachbettnähmaschinen in verschiedenen Preisklassen.“
Organisation der Leitungsebene:
- Herr Direktor Ove Erikssen (Chef der Nähmaschinen-Division des Stammhauses in Schweden) ist zuständig für alle die Meister-Werke GmbH betreffenden Konzern-Belange und die
Organisation.
- Herr Direktor Georg Lohausen ist zuständig für die innerbetrieblichen Belange und den innerdeutschen Vertrieb.
Beide Herren zeichnen für die Geschäftsleitung der Meister-Werke GmbH verantwortlich.
- „Die technische Leitung verbleibt in den Händen der bisherigen Mitarbeiter.“
Werksschließung (1983)
Am 07.09.1983 schreibt das Schweinfurter Tagblatt: Husqvarna will sein Werk schließen – Betriebsrat: „Die Katze ist aus dem Sack“ - 160 Arbeitsplätze bei „Meister“ stehen auf dem
Spiel.“
Der Aufsichtsrat der Firma Husqvarna in Schweden hat empfohlen, das Werk Schweinfurt zu schließen. Die Hälfte der einst über 300 Beschäftigten ist bereits der Rationalisierung zum Opfer
gefallen.
Firmendaten (Meilensteine)
Die Zeit von 1945 bis 1960 galt in erster Linie dem Auf- und Ausbau der Nähmaschinenproduktion.
Meilensteine:
15.04.1928 Eröffnung des Nähmaschinen-Fachgeschäfts (Einzelfirma) in der
Brückenstraße
1937 Erwerb eines Geschäftshauses mit großen Lagerräumen in der
Oberen Straße 13
1937-1939 Verkauf von über 1.000 Nähmaschinen pro Jahr
1944 Friedrich Meister im Einsatz bei der Luftabwehr verwundet /
Geschäftshaus durch Bombentreffer zerstört
1945-1946 Trümmer- und Schuttentfernung. Verkauf der im Keller des zerstörten
Geschäftshauses eingelagerten noch brauchbaren Nähmaschinen und
Teile. Bau einer großen Halle aus den vorhandenen Mauersteinen.
Ab 1946 Herstellung und Verkauf von Nähmaschinenmöbeln. Tausende durch
Kriegseinwirkung zerstörte Untergestelle müssen ersetzt werden.
Ende 1946 steigt die Möbelproduktion auf monatlich 115 Stück.
03/1946 Beginn der Vorarbeiten zur Konstruktion und Fabrikation von
Nähmaschinen.
Einstellung von Herrn Stärk (ehemaliger Betriebsleiter der
Nähmaschinenfabrik Vesta-Altenburg / ehemaliger
Hauptlieferant).
02/1947 - Aufbau der Einrichtungen für die Fabrikation von Nähmaschinenteilen.
03/1949
04/1948 Verlegung der gesamten Holzbearbeitung in das ehemalige
Wehrmachtsgebäude an der Niederwerrner Straße.
Umzug der Abteilung Werkzeug und Maschinenbau in die nunmehr f
freie Fertigungshalle in der Oberen Straße.
06/1948 Gründung der „Meister-Werke GmbH“, Schweinfurt (Umwandlung der
bestehenden Einzelfirma in eine Familien-GmbH).
07/1948 Währungsreform / Hoher Bedarf und Auftragsbestand
an
Nähmaschinenmöbeln / Ausstoß monatlich 550 Stück.
10/1948 Nach Einrichtung der Nähmaschinenmontage in der Oberen Straße im
Nebengebäude (alte Reichsvogtei) und weiteren Fertigungsbereichen Beginn der
Bearbeitung von Nähmaschinenteilen für die Nullserie.
01/1949 Montage der ersten Nähmaschine. Die erste „Meister-Universal Zick-
Zack-Nähmaschine“ beweist ihre guten Näheigenschaften auf Anhieb.
Die Neukonstruktion funktionierte ohne Mängel (!).
03/1949 Serienfertigung der Präzisionsnähmaschine „Meister Kl. 101“.
10/1949 Fertigung der 1.000 Zick-Zack-Nähmaschine / Hohe Inlandsnachfrage.
Ende 1949 Erster Exportauftrag nach Niederlande.
1950 Verlegung der gesamten Nähmaschinenteile-Produktion und der
Montage ins Werk Niederwerrner Straße.
Ab 1950 Laufende Ergänzung des Maschinenparks durch Raumangebot in der
Niederwerrner Straße möglich. Laufende Verbesserung und
Vergrößerung der Modellpalette an Möbeln und Nähmaschinen.
Ausbau eines neuen Ladens im Segnitz-Haus und Nutzung des
Nebenbaus des Segnitz-Hauses für Verwaltung und Verkauf.
1952 Raumprobleme durch Produktionssteigerung. Verhandlungen zur
Übernahme des Gebäudes und der Werkhalle in der Niederwerrner
Straße mit der Bundesvermögensverwaltung scheitern.
08/1953 Die Schreinerei, die Großteilefertigung, die Lackiererei und die Montage
werden in das neu errichtete Werk Hammelburg verlagert. Obwohl
ausreichend Platz in Hammelburg für die gesamte Fertigung vorhanden
ist, bleibt die Teilefertigung in Schweinfurt.
1956/1957 Errichtung einer Fertigungshalle für die Möbelfabrikation und
Versandabteilung auf ehemals städtischem Grund. Umbau des
Mittelbaus (Versand) für das technische Büro, den Einkauf und
den Werkzeugbau.
1957 Aus wirtschaftlichen und auch aus Rationalisierungsgründen wird das
Werk Hammelburg verkauft und die gesamte Produktion wieder nach
Schweinfurt verlegt.
1957/1958 Konkurrenzkampf im Nähmaschinensektor insbesondere durch
fernöstliche Anbieter. Fachhändler ergänzen teilweise ihr Sortiment um
japanische Billigmaschinen.
1959 Entwicklung der Meister Zick-Zack-Maschine Kl. 110 als preiswertes
Modell. Die Klasse 110 bleibt fast vier Jahre unverändert ein Renner im
Verkauf.
1959ff Entscheidung auch in das Kaufhausgeschäft einzusteigen. So werden
1959 der Kaufhauskonzern Kaufhof, später Hertie, Karstadt und auch
Horten beliefert.
07/1961 Präsentation der ersten Haushaltsnähmaschinen der Welt mit einer
elektromagnetischen gesteuerten Knopflochautomatik.
29.09.1962 Offizielle Eröffnung des neuen Wohn- und Geschäftshauses in der Oberen
Straße.
1965-1967 Deutsche Haushaltsnähmaschinen-Produktion sinkt von 560.000 auf 440.000.
Marktanteil der deutschen Hersteller sinkt in der
Bundesrepublik Deutschland auf 32%. (Meister-Werke zum Vergleich:
1965: 18.973 / 1966: 18.133 / 1967: 19.537 Haushaltsnähmaschinen).
1966/1967 Präsentation der Freiarm-Nähmaschine als Modelle Klasse 360
und 361 im Jahr 1966. Bereits 1967 werden diese Modelle von der
Frauenzeitschrift „FÜR SIE“ mit dem Qualitätsprüfsiegel ausgezeichnet.
1967/1968 Entwicklung einer neuen preiswerten Maschine mit der Programatik
Klasse 50, 60 und 250.
Die einfache Bedienung dieser Modellreihe und der günstige Preis
bringen von Monat zu Monat steigende Verkaufszahlen.
11.06.1968 65. Geburtstag von Herrn Friedrich Meister.
30.08.1968 Einweihung der Automatenhalle
(Die notwendige Produktionssteigerung war in den vorhandenen
Räumlichkeiten nicht mehr zu realisieren. Die Automatenhalle wurde
geplant und kurzfristig erstellt).
1968 Verleihung der Schweinfurter Stadt-Medaille an Friedrich Meister.
1969 Aufnahme der Produktion von Industriemaschinen. Insbesondere
Stickmaschinen-Oberteile für die Firma Zangs und Marcus bringen eine
zusätzliche Auslastung der Fertigungskapazität.
1969 Baumaßnahmen zum Ausbau und zur Vergösserung der Montage, der
Sozialräume und Einbau einer neuen Trafostation.
10/1971 Präsentation der Multimatik-Modellreihe Klasse 81, 181 und 281.
03/1973 Präsentation der 84er Modellreihe (81er Baureihe mit Transport-
steuerung).
1973 Rückzug von Friedrich Meister aus dem aktiven Geschäftsleben aus
gesundheitlichen und persönlichen Gründen.
15.04.1974 Offizielle Übergabe an den schwedischen Husqvarna-Konzern.
Die positive Auswirkung dieser Fusion kann man am Besten in der
Produktionssteigerung von 1973 bis 1976 erkennen, nämlich
von 22.207 auf 41.513 Haushaltsnähmaschinen im Jahr.
06.09.1974 Beisetzung von Friedrich Meister im engsten Kreise seiner
Familie und seiner Mitarbeiter.
1975-1977 Verbesserung und Ergänzung der vorhandenen Typenreihe durch die
Konstruktions- und Entwicklungsabteilung.
Die Eingliederung von Meister in den Husqvarna-Konzern beeinflusst
die Weiterentwicklung der Meister-Modelle positiv.
1978 Baumaßnahmen / Neubau West und Umbau / Ausbau der Montage.
1978 Neue Produktpalette.
1978 Betriebsjubiläum / 50 Jahre Meister Werke Schweinfurt /
Firmenchronik
1983 Werksschließung
Standorte
(1) Brückenstraße (Nähmaschinen-Fachgeschäfts 1928-1937)
(2) Obere Straße 13 (ab 1937)
- Geschäftshaus mit Lagerräumen ab 1937
- Geschäftshaus durch Bombentreffer 1944 zerstört
- Schuttentfernung / Bau einer Halle aus den vorhandenen Mauersteinen (1945-1946)
- Aufnahme der Holzbearbeitung bis zur Verlegung (1946-04/1948)
- Umzug der Abteilung Werkzeug und Maschinenbau in die freie Halle (04/1948)
- Einrichtung Verwaltung und Verkauf (1950)
- Neubau Wohn- und Geschäftshaus (1961/1962 – Einweihung 29.09.1962)
(3) Obere Straße 11 (Reichsvogtei / Segnizsches Anwesen) – ab 10/1948
- Einrichtung der Nähmaschinenmontage und weiterer Fertigungsbereiche (10/1948)
- Ausbau eines neuen Ladens (1950)
(4) Niederwerrner Str. etc. / Werk Schweinfurt (ehemaliges Wehrmachtsgebäude / ab 04/1948)
- Einzug der gesamten Holzbearbeitung (04/1948)
- Verlegung der gesamten Nähmaschinenteile-Produktion und der Montage (1950)
- Kaufverhandlungen mit der Bundesvermögensverwaltung scheitern (1952)
- Erwerb städtisches Grundstück / Errichtung einer Fertigungshalle (1956/1957)
- Umzug Möbelfabrikation und Versandabteilung (1957)
- Umbau Mittelbau (Versand) für technisches Büro, Einkauf, Werkzeugbau (1957)
- Gesamte Produktion wieder in Schweinfurt (1957)
- Neubau der Automatenhalle (1968)
- Umbau zur Vergrößerung Montage, Sozialräume, neue Trafostation (1969)
- Neubau West und Umbau / Ausbau der Montage (1978)
(5) Werk Hammelburg (ab 08/1953 bis 1957)
- Verlagerung Schreinerei, Großteilefertigung, Lackiererei und Montage in das neu errichtete Werk Hammelburg (08/1953)
- Verkauf Werk Hammelburg (1957)
- Verlegung der gesamten Produktion wieder nach Schweinfurt (1957)
XXX Bild des Modells der neuen Fabrikationsstätte XXX
Bild des Modells der neuen Fabrikationsstätte (1958) / AKI-Archiv (28)
Bedeutung der Firma
Bereits die erste MEISTER-UNIVERSAL Zick-Zack-Nähmaschine zeugte von deutscher Werkmanns-Arbeit und von Schweinfurter Qualität.
Die Meister – Werke Schweinfurt, die seither sozusagen unter Ausschluss der Öffentlichkeit arbeiteten, hatten bei der Herstellung der 1000. Nähmaschine bereits 130 Beschäftigte
(einschließlich der Nähmöbelfertigung). Sie hatte sich in nicht einmal 4 Jahren vom „Ein-Mann-Betrieb“ zur leistungsfähigen Fabrik entwickelt.
In den Spitzenjahren verfügte die Firma über mehr als 300 Beschäftigte.
Zu den in der Pressemitteilung von Husqvarna angekündigten Erhöhung auf 350 Beschäftigte ist es allerdings nie gekommen.
Zum 50. Betriebsjubiläum schrieb das Schweinfurter Tagblatt 1978 treffend als „Schlagzeile“:
Ein Phönix aus den Bombentrümmern – Firma Meister feierte ihr 50 jähriges Bestehen – Als Nähmaschinenhersteller weltweit ein Begriff.
Das es 1983 zur Werksschließung kommen sollte hatte sicherlich niemand erwartet.
Unternehmer
Friedrich Meister (11.06.1903 – 1974)
In der Chronik zu 50 Jahre Meister-Nähmaschinen 1928 – 1979 schreibt Otto Landgraf:
„Dieser historische Rückblick ist geprägt von nur einem Namen:
von F r i e d r i c h M e i s t e r.
Es war nicht Sinn und Zweck des Verfassers, die Verdienste Einzelner abzuwägen, welche Anteil beim Aufbau und der Erhaltung der Firma Meister-Werke hatten.
Was heute (1978) aus der Firma Meister geworden ist, ist die Leistung eines einzelnen Mannes, aber auch der Verdienst vieler, die daran mitgewirkt haben, diesen Betrieb zu erhalten und zu
gestalten.“
Nachfolgend Ausschnitte seiner Aussagen zur Person von Friedrich Meister als Unternehmer.
„Nur wer die schwierige Zeit nach dem zweiten Weltkrieg miterlebt hat, kann ermessen, wie viel unternehmerischer Wagemut, Organisationstalent und Selbstvertrauen dazugehörten, in dieser Zeit
daran zu denken, neben der Fabrikation von Nähmaschinenmöbel eine Nähmaschinen-Fabrikation aufzubauen.
Es war ja nichts vorhanden, weder Räumlichkeiten, Maschinen, Werkzeuge, Einrichtungen und Geräte, noch Zeichnungen und Konstruktionsunterlagen. Auch keine Fachleute, welche Friedrich Meister
unterstützen konnten, gab es im Schweinfurter Raum.“
„Wer aber Friedrich Meister kannte, wusste auch, dass sein Steh- und Beharrungsvermögen nicht zu erschüttern war.
Diese Eigenschaften waren für ihn das wichtigste Startkapital. Das Ziel, selbst Nähmaschinenmöbel und auch Nähmaschinen herzustellen, wurde erfasst und unermüdlich blieb man dabei, den Plan
zu verwirklichen.“
„Gesundheitliche und persönliche Gründe veranlassten Friedrich Meister, sich im Jahre 1973 aus dem aktiven Geschäftsleben zurückzuziehen.
Die Familie Meister musste auch erkennen, dass es immer schwieriger wurde, neue
Produkte zu entwickeln und zu vertreiben.
Der Kostenaufwand für Neuentwicklungen stand in keiner vernünftigen Relation zur derzeitigen Produktion. Um den Betrieb und die Arbeitsplätze zu erhalten, suchte und fand man den richtigen
Partner in der Firma Husqvarna Schweden.“
Am 06.09.1974 wurde Friedrich Meister zu Grabe getragen.
Andere Quellen belegen:
Herr Frierich Meister, stand selbst Tag für Tag im Betrieb, um die Qualität zu überwachen und um zusammen mit den Ingenieuren und Technikern Verbesserungen oder neue Modelle zu
erarbeiten.“
Mitarbeiter
Belegschaftsstärke
Im AKI-Archiv liegt eine systematische Aufzeichnungen zum Mitarbeiterstand aus dem Jahre 1980 vor. Diese beginnt jedoch erst 1962 und endet 1979.
Aus der Aufbauphase des Unternehmens gehen aus verschiedensten Quellen folgende Daten hervor:
01/1946 Einstellung von zwei Schreinern, einem Mechaniker und einem
Hilfsarbeiter (4 Beschäftigte).
06/1946 Bereits im Juni 1946 wurden 21 Mann mit der Herstellung von
Nähmaschinenmöbeln beschäftigt.
07/1948 Belegschaft in der Nähmaschinenmöbel-Fabrikation auf 80
Beschäftigte angewachsen (Ausstoß 550 Möbel pro Monat).
Frühjahr 1949 80 Beschäftigte (Flaute in der Möbelproduktion) weiterbeschäftigt
10/1949 130 Beschäftigte
hoher Auftragsbestand sichert volle Beschäftigung / Vergrößerung
der Belegschaft auf 130 Angestellte und Arbeiter
(10/1949).
07/1950 Belegschaft steigt bis Juli 1950 auf 153 Personen
1974 erfolgte die Übernahme durch Husqvarna.
Gründe für die Werksschließung 1983
Bei Bekanntwerden der beabsichtigten Werksschließung durch Husqvarna im September 1983 waren noch 160 Arbeitsplätze vorhanden.
Was den Aufsichtsrat der Firma Husqvarna in Schweden dazu bewogen hat die Schließung des Werkes Schweinfurt zu empfehlen, ist nicht bekannt.
Möglicherweise können hier die geplanten Gespräche mit ehemaligen Mitarbeitern Aufklärung bringen.
Fotogalerie zur Fertigung:
Produkte
Aus der Chronik zum 50. Betriebsjubiläum der Fa. Meister-Werke
„Entwicklung und Konstruktion der Meister-Nähmaschinen von 1948 bis 1978“
Nach dem zweiten Weltkrieg war für Nähmaschinen ein erheblicher Nachholbedarf vorhanden.
Neben bekannten Firmen, wie Anker, Adler, Dürkopp, Pfaff, Heid & Neu, Gritzner und Phoenix, hatten verschiedene, meist kleinere Unternehmen, wie Meister, Angela, Weba, Torpedo, Viktoria
u.a., die Nähmaschinenproduktion aufgenommen.
Insgesamt produzierten 1951 siebzehn deutsche Firmen Haushaltsnähmaschinen. Zwei davon sind heute noch auf dem Sektor Haushaltsnähmaschinen tätig.
Sogar alte und renommierte Firmen, wie Anker-Phoenix, Adler, Dürkopp u.a., stellten ihre Produktion ganz ein oder verlagerten ihre Fertigung auf Industrienähmaschinen.
Die wichtigsten Faktoren für die Erhaltung und Existenzfähigkeit der Firma Meister sind und waren die preiswerte Konstruktion, die Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Materialien und der Mut,
neue Wege zu beschreiten.
Im Gegensatz zu den anderen „Neulingen“ in der Nähmaschinenbranche, hatte man im Hause Meister 1948 die Neuentwicklung einer Zick-Zack-Nähmaschine gewagt, aus der erst zwei Jahre später eine
Geradestichnähmaschine konzipiert wurde.
(1) Zick-Zack-Maschinen mit CB-Greifer
Die Meister Zick-Zack-Maschine Klasse 101 war in der Konstruktion, Leistung und im Design ein gelungener Auftakt für einen Neuling in der Nähmaschinenbranche. An dieser Zick-Zack-Maschine mit
CB-Greifer wurde mehr als 25 Jahre weiterent-wickelt und verbessert. Leistung, Form und Farbe wurden jeweils den Anforderungen des Marktes angepaßt.
Die Nachfolgerin der Klasse 101 (1949) wurde die Klasse 110 (1958). Aus diesen beiden Erfolgsmodellen entstanden die Klassen 120 (1963), 140 (1966) 160 (1968), 180 (1972) und 179
(1973).
Auf die Darstellung der Entwicklungsgeschichte der weiteren Produkte wird bewusst verzichtet. Es handelt sich dabei um die Produktgattungen
(2) Zick-Zack-Maschinen mit S 95er Greifer
(3) Geradestich-Maschinen mit CB-Greifer
(4) Automatik-Maschinen mit CB-Greifer
(5) Knopflochautomatikmaschine
(6) Freiarmmaschinen
Von 1948 bis 1978 wurden im Hause Meister mehr als 100 verschiedene Modelle entwickelt. Unter anderem auch die Kompaktmodelle, die Programatik-Baureihe, welche auch heute (Ergänzung des
Verfassers: 1978) noch mit einem Modell der Klasse 4100 in der Generation III vertreten ist.
Es würde den Rahmen dieser Broschüre überfordern, jedes einzelne Modell aufzuzeigen.
Durch das Baukastensystem mit der gemeinsamen Grundkonstruktion für Flachbett-, Sockel- oder Freiarm-Maschinen war Meister stets in der Lage, dem Fachhandel im In- und Ausland eine
Modellpalette zu bieten, welche den Anforderungen des Marktes gerecht wurde.
Mit der Modellreihe 4000 hat auch die Zusammenarbeit mit Husqvarna Früchte getragen. Die Form- und Farbgestaltung, ja das gesamte Aussehen, kann den Einfluss des schwedischen Designers nicht
verleugnen. Mit dieser Modellreihe 4000 wurde im Jubiläumsjahr 1978 die Leistungsfähigkeit des Hauses Meister und die gute Zusammenarbeit mit der Muttergesellschaft, der Firma Husqvarna, unter
Beweis gestellt.
Fotogalerie zur Produktpalette
Umsatzerlöse / davon: Exporte
Es ist davon auszugehen (Jahresabschlüsse oder Geschäftsberichte liegen nicht vor), dass die Meister-Werke von der Gründung zumindest bis zum Jahre 1966 jedes Jahr einen gestiegenen
Nähmaschinenumsatz verzeichneten.
Archiv (40, 59)
Erwähnenswert sind sicherlich auch die Exporte. Bereits die erste Meister-Universal-Zick-Zack-Nähmaschine wurde auch im Ausland nachgefragt.
Archiv (9)
Überhaupt hat der Export bei den Meister-Werken eine bedeutende Rolle gespielt. Er beträgt zeitweilig mehr als 50% des Gesamtumsatzes.
Archiv (53)
Zu großen Auslandslieferungen (vor allem der Schweiz, Frankreich und USA) kommt es auch im Rahmen der Fachausstellung in München 1956.
Archiv (24)
Der DNZ Nr. 8 und 12/1964 / AKI-Archiv (54, 55) ist beispielsweise zu entnehmen:
Die Auslandsumsätze steigen stetig. Der belgische Markt ist dabei, für die Meister-Werke GmbH in Schweinfurt eine der Hauptstützen ihres Exportgeschäftes zu werden.
Produkttechnik
Zur Integration in den Firmenverbund von Husqvarna gilt:
Die Nähmaschinenserien, die in Schweden von Husqvarna und in Deutschland von
Meister hergestellt werden, ergänzen einander und ergeben zusammen ein vollständiges Sortiment von Freiarm- und Flachbettnähmaschinen in verschiedenen Preisklassen.
Der technisch Interessierte sei auf die monatlich erschienene Fachzeitschrift des Verbandes der Nähmaschinenindustrie verwiesen.
Die Fachzeitung „Deutsche Nähmaschinen Zeitung“ berichtet häufig über die technischen Neuerungen der Firma Meister-Werke. Eine Vielzahl dieser Zeitungsartikel befinden sich im
AKI-Archiv.
Anwendungstechnik
Das Nähmaschinen-Fabrikationsprogramm der Meister-Werke GmbH umfasst Nähmaschinen für Haushalt und Gewerbe sowie Nähaggregate für industrielle Stickautomaten.
Die Produktion von Industriemaschinen wird im Jahr 1969 aufgenommen.
Insbesondere Stickmaschinen-Oberteile für die Firma Zangs und Marcus bringen eine zusätzliche Auslastung der Fertigungskapazität.
Neben den Nähmaschinen für den Haushalt bauen die MEISTER-WERKE, auch Spezialnähmaschinen für Wäschereien, Reinigungsanstalten usw.“
Patente
Den MEISTER-WERKEN ist unter Nr. 1 048 128 für die Knopfloch-Automatic das Patent erteilt worden.
Die Serienfertigung der konstruktiv ausgereiften Knopfloch-Automatic ist zu Beginn 1960 in größerem Umfang angelaufen.
AKI-Archiv (46)
Im AKI-Archiv (68) liegt auch eine Patentschrift Nr. 3834332 der Vereinigten Staaten von Amerika von 10. September 1974 vor.
Kriegszeiten
Der Krieg und die Kriegsfolgen haben der Familie Meister – wie vielen anderen Bürgern in Schweinfurt – die Existenzgrundlage geraubt.
Das Geschäftshaus war zerstört und es gab keine Möglichkeit Nähmaschinen ab Fabrik aus den Alliierten Zonen zu beziehen.
Neben dem Aufbau der Schreinerei zur Fertigung von Nähmöbeln verlor der Unternehmer Friedrich Meister seinen Traum der Entwicklung einer Nähmaschine nie aus den Augen. Er arbeitete in den
Nachkriegsjahren unermütlich an diesem in den Kriegsjahren entstandenen Entschluss.
Sein Traum ging mit der Serienfertigung der ersten Meister-Universal-Nähmaschine im April 1949 in Erfüllung.
Soziales
Aus kleinen Anfängen heraus hatte sich die MEISTER-WERKE GMBH zur größten deutschen Nähmaschinenfabrik in Familienbesitz entwickelt.
Es ist schon für sich genommen ein bemerkenswerter sozialer Beitrag in einer zerstörten Stadt mit wenig Hoffnung (vergleiche auch das Fertigungsverbot für die Fa. Kugelfischer) ein
mittelständisches Unternehmen zu begründen.
Größte Anerkennung verdient aber die Entwicklungsgeschichte der ersten Meister-Nähmaschine. Dies hat dem Unternehmer Friedrich Meister und seinen Mitarbeitern alles abverlangt.
Friedrich Meister hatte sicherlich beim Verkauf der Meister-Werke an Husqvarna auch das Wohl seiner Mitarbeiter in seine Entscheidung mit einbezogen. Husqvarna bestärkte sein soziales
Anliegen.
Die Pressemitteilung von Husqvarna vom 27.05.1974 spricht von einer Transaktion, die neue Akzente am europäischen Nähmaschinenmarkt setzt. Husqvarna gehört zu den
bedeutensten Herstellern von Freiarm-Nähmaschinen in der Welt. Die neue Nähmaschinen-Konstellation Husqvarna-Meister sei „in jedem Falle dazu angetan, den Umfang der
Meister-Werke zu erweitern und die Sicherheit der Arbeitsplätze zu gewährleisten.“
Mit der Werksschließung 1983 war leider das Gegenteil der Fall. 160 Mitarbeiter verloren ihren Arbeitsplatz.
Es ist geplant das soziale Umfeld im Rahmen von Befragungen ehemaliger Arbeiter und Angestellten zu beleuchten und die Erkenntnisse unter dieser Rubrik einfließen zu lassen. Im AKI-Archiv
sind keine Angaben zum sozialen Umfeld vorhanden.
Sonstiges
Marktanteil
Aus den Produktionszahlen in Deutschland (1967: 440.000 Haushaltsnähmaschinen) und der Produktion der Meister-Werke im Jahr 1967 (19.538 Haushaltsnähmaschinen) leitet sich ein Marktanteil von
knapp 5 % ab.
Produkt- und Werbemappen
Nähfibel
Bedienungsanleitung / Betriebsanweisung
Garantie
Ersatzteile
Technischer Kundendienst (auszugsweise) insges. 37 Seiten
Quellen
1) Dokumente aus dem AKI-Archiv (Auswahl aus Nr. 1 bis 112) – verwendete Quellen siehe im Anhang
2) Chronik 50 Jahre Meister Nähmaschinen 1928 – 1978, Verfasser: Otto Landgraf
(©AKI/2016/Fiedler-Firma014L)
Jubilarfeier der Fa. Meister/Husquarna am 31. Oktober 1981:
Zeitzeugenberichte
Ehemalige der Meisterwerke / Husqvarna erinnern sich
hier: Herr Franz Egerer (Betriebsrats-Vorsitzender)
Einmal im Jahre treffen sich die Ehemaligen der Meisterwerke, die 1973 von Husqvarna übernommen wurden (Werksschließung 1983). Am 15. Oktober 2016 findet das Treffen in diesem Jahr statt.
Die jährliche Zusammenkunft – 33 Jahre nach Werksschließung – war Anlass, Kontakt mit Herrn Egerer, den ehemaligen Betriebsrats-Vorsitzenden, aufzunehmen und eine Befragung durchzuführen.
Verhältnis Unternehmer / Betriebsrat
Die Unternehmerpersönlichkeit Friedrich Meister war ein sehr geschäftstüchtiger, ehrgeiziger, sparsamer, die Öffentlichkeit meidender Mensch. Gewerkschaften waren für ihn – und da stand er sicherlich nach dem 2. Weltkrieg nicht alleine – wie ein rotes Tuch für den Stier in der Arena.
Der erste Gewerkschafter im Betrieb wurde gekündigt und 1951 sperrte der Chef höchst persönlich seine Mitarbeiter aus. Herr Niklaus, der damalige Betriebsrat hat den Gewerkschaftssekretär Georg Wichtermann (später OB Wichtermann) persönlich mit seinem Motorrad zur erfolgreichen Schlichtung abgeholt, erzählt Herr Egerer.
Mit der Übernahme durch die „Schweden“ 1974 war eine deutliche Aufwertung des Betriebsrats verbunden. Eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit war – mit Ausnahme des zur Abwicklung von Husqvarna eingesetzten Geschäftsführers – immer gegeben.
Klaus Meister (Sohn von Friedrich Meister)
In der Chronik zum 50jährigen Jubiläum der Meisterwerke (Verfasser: Herr Landgraf) ist zu lesen, dass gesundheitliche und altersbedingte Gründe maßgeblich für den Ausstieg von Friedrich Meister aus dem Betrieb waren.
Herr Klaus Meister (Sohn) musste jedenfalls kurzfristig die Geschäftsführung übernehmen. Die Ära Klaus Meister ist jedoch in der Chronik leider mit keinem Wort erwähnt. Sein Einsatz, der auch für ihn völlig überraschend war, verdient eine angemessene Würdigung, meint Herr Egerer. Es ging damals darum, die Zukunft der Firma und seiner Belegschaft zu sichern. Klaus Meister führte die Verhandlungen zur Übernahme neben Husqvarna auch mit einer chinesischen Firma.
Die Übergabe an die Firma Husqvarna und die Eingliederung in den Husqvarna-Konzern erfolgte am 15.04.1974. Zurecht wurde der Verkauf in der damaligen Pressemitteilung als „in jedem Falle dazu angetan, den Umfang der Meister-Werke zu erweitern und die Sicherheit der Arbeitsplätze zu gewährleisten“, bezeichnet.
Erwähnt werden muss im Sinne des Familienbetriebs, dass auch Frau Meister die im Büro „mitwirkte“ eine „entscheidende“ Rolle bei den Meisterwerken hatte, erläutert Herr Egerer.
Sechs Geschäftsführer bis zur Schließung
Herr Lohausen
Herr Karlmark
Herr Bennet
Herr Axelson
Herr Thielking
Herr Östergreen
Mit Herrn Lohausen und Herrn Karlmark (junger Schwede) war eine sehr positive Entwicklung der Firma verbunden, macht Herr Egerer deutlich.
Herr Axelson forderte Neueinstellungen aufgrund eines Großauftrages aus Frankreich. Diesen Großauftrag hatte er allerdings im Rahmen seiner Tätigkeit bei Husqvarna in Frankreich mitgebracht. Er handelte sich damit eine Rüge ein, denn diesen Großauftrag hätten die „Schweden“ zur Vermeidung eines Sozialplans selbst dringend benötigt.
Vor dem Liquidator, Herrn Ostergreen, kam noch für kurze Zeit Herr Thielking. Ein Geschäftsführer mit den besten Absichten. „Er hatte sich vorgenommen aus dem Betrieb etwas zu machen“, sagt Herr Egerer. Vermutlich erfuhr er die Schließungsabsichten und war damit nicht einverstanden. Er wurde kurzfristig abberufen.
Kam die Schließung 1983 überraschend?
Herr Egerer betont, man hatte mit der Übernahme durch Husqvarna zunächst den Eindruck, alles würde sich positiv entwickeln. „Bis 1977 war alles gut“, sagt Egerer. Aus heutiger Sicht sieht er den Wendepunkt bereits mit der Übernahme des Husqvarna-Konzerns durch den niederländischen Electro-Lux-Konzern. Damals wurde die „Fertigung herausgelöst und die Administration abgekoppelt. Eine angeblich fehlende Rentabilität künstlich herbeigeführt.“
Vermutlich hat man schon 1980 auf die Schließung hingearbeitet, meint Egerer. Mit der Entscheidung in 1980, keine neuen Ausbildungsverhältnisse mehr zu begründen, hätte man die Absichten der „Schweden“ erkennen müssen. Erst im Jahr der Schließung 1983 kamen Befürchtungen auf, da es erstmals kein Budget gab. Die fehlende Planung wurde zunächst mit Verzögerungen kaschiert, erzählt Herr Egerer.
Aus Sicht der Schweinfurter Belegschaft lässt sich – nach Aussage von Herrn Egerer – berichten: „1979 war noch keine Schließung absehbar. Die Zeichen der Zeit wurden damals nicht erkannt.“
(©AKI/2016/Fiedler-Firma014-Egerer)
Die Schließung von Husqvarna in Schweinfurt
Bildergalerie - Danke an Herrn Franz Egerer
Demonstration gegen die bevorstehende Schließung 10. November 1983
Husqvarna-Meister wird Geschichte