Firma Vogel

Fensterwerk, Bau- und Kunstschlosserei, Spezialeisenkonstruktionen

 

Firmendaten / Firmengeschichte

 

 

 

gegründet:       1867

 

Gründer:          Johann Theodor Vogel (1838-1910 / Schlossermeister aus Seligenstadt)

 

 

 

Nachfolger:      Hermann Vogel

 

                        Dr. Ing. Theodor Vogel

 

                        Integration Firmengruppe in Hösch-Konzern (1974)

 

                        Ingenieurbüro I.B.F GmbH (seit 1981)

 

 

 

Standorte:        Johannisgasse 14 (bei Gründung)

 

                        ab 1868:           Hadergasse 19

 

                        ab 1910:           Landwehrstraße 30

 

                        ab 1930:           Ludwigstraße 33/35

 

                        ab 1946:           am Sennfelder Bahnhof

 

                        ab 1981:           Wilhelmstraße 17

 

 

 

Rechtsform:     Stahlbaugesellschaft Vogel GmbH (1955)

 

                        Vogel Dr.-Ing. GmbH & Co. Metallverarbeitung OGH 

                        (Adressbuch 1979)

 

                        Metallbaufirma Dr. Ing. Vogel GmbH (bei Auflösung 1981)

 

                        Ingenieurbüro I.B.F GmbH (seit 1981)

 

Das im Jahre 1867 von Johann Theodor Vogel gegründete „Fensterwerk Vogel“ ging aus einem Handwerksbetrieb, einer Schlosserei hervor.

 

Die Firma bezog 1910 neue Fabrikgebäude an der Landwehrstraße und stellte Fenster, Wendeltreppen und Spezialkonstruktionen her.

 

Nach Kriegsende übernahm Dr. Ing. Theodor Vogel die Metallbaufirma seines Vaters Hermann Vogel und vergrößerte die Firma zu einem international tätigen Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern.

 

Herr Dr. Leimbach (AKI-Kollege) wies darauf hin, dass die Firma Vogel von der US-Militärregierung den Auftrag zur Reparatur von Eisenbahnwaggons (Güter- und Personenwagen) erhielt. Die Waggons wurden auf dem neuen Betriebsgelände der Firma Vogel, am Sennfelder Bahnhof repariert. Die gesprengte Eisenbahnbrücke über den Main der Bahnlinie Schweinfurt – Kitzingen wurde für diesen Zweck zeitnah nach dem Einmarsch der Amerikaner instandgesetzt.

 

In den 1950er Jahren gründete er eine Zweigfirma in Sontra in Hessen mit ca. 200 Arbeitnehmern. 1962 folgte die Gründung einer „Auslandstochter“, nämlich einer Zweigstelle in Beirut im Libanon (AG STAL) an der er zu 50 % beteiligt war.

 

1974 integrierte Dr. Theodor Vogel seine Firmen in den Hösch-Konzern, wobei seine Söhne in vorderster Stellung tätig waren.

 

1981 wurde die Metallbaufirma Dr. Ing. Vogel GmbH von den dort ehemals Beschäftigten aufgelöst und das Ingenieurbüro I.B.F GmbH im gleichen Jahr 1981 gegründet.

 

 

 

Theodor Vogel ist auch eine Straße im Gewerbegebiet (Hafen) gewidmet, die Theodor-Vogel-Straße, 97424 Schweinfurt. Die Firma war in dieser Straße allerdings nie angesiedelt.

 

Tor der Firma Fries & Höpflinger, gefertigt von Fa. Vogel
Tor der Firma Fries & Höpflinger, gefertigt von Fa. Vogel

Der Unternehmer Dr. Ing. Theodor Vogel (1901-1977)

 

 

 

Vita einer Schweinfurter Unternehmer-Persönlichkeit

 

 

 

Theodor Vogel im Gespräch mit Mitarbeitern
Theodor Vogel im Gespräch mit Mitarbeitern

Theodor Vogel, der Älteste von sieben Geschwistern, wurde am 11. Juli 1901 geboren. Er studierte Bauwesen nach dem Abitur in Nürnberg an den Technischen Hochschulen in München und Darmstadt. Das Diplom als Tiefbauingenieur erhielt er 1924 und promovierte im Jahre 1932 zum Dr. Ing.

 

Sein Großvater hatte ihn stark geprägt. Der Großvater war Schmiedemeister und Innungs-Präsident. Der Vater hatte keine Neigung zum Schmiedehandwerk. Er entwickelte die Schmiede zu einem Fabrikationsbetrieb fort. Die Herstellung umfasste Fabrikfenster, Tore, Wendeltreppen, Glasdächer und Träger.

 

Aus der Ehe mit Else Anna, geb. Raasch gingen zwischen 1926 und 1944 neun Kinder hervor, sechs Töchter und drei Söhne. Zunächst lebte die junge Familie in Schweinfurt.

 

Nach der Promotion im Jahre 1932 schloss sich ein Studium der Volkswirtschaftslehre in Frankfurt am Main und in München an.

 

Schon als junger beratender Ingenieur für Statik und allgemeines Ingenieurwesen in den verschiedensten Betrieben und Städten wurde ihm nichts geschenkt. In der Familie Vogel hat man Kinder zwar gut gefördert, aber nie gehätschelt. Er selbst ist bei der Erziehung seiner drei Söhne und sechs Töchter ebenso verfahren.

 

Mehrere Jahre arbeitete er als beratender Ingenieur. In den wirtschaftlich schweren Zeiten mit Arbeitslosigkeit ernährte er seine Familie durch Honorare, die er für Zeitschriftenartikel erhielt und stellte seine vielseitigen Fähigkeiten und Begabungen sogar in einem Schauspiel, das in Leipzig aufgeführt wurde, unter Beweis.

 

In den Jahren 1934 und 1935 lebte die nunmehr sechsköpfige Familie vorübergehend in Nürnberg. Anfang der 1930er Jahre unterhielt er dort sein erstes Ingenieurbüro, ab 1935 in Schweinfurt. Nach Zerstörung des Bürohauses in Schweinfurt übersiedelte er mit seiner Familie nach Schonungen bei Schweinfurt. Dort blieben sie bis 1953 wohnen. Ab 1953 lebte die Familie wieder in Schweinfurt.

 

Das Ingenieurbüro entwickelte Pläne zur unterirdischen Verlagerung von Kunstschätzen. Ferner Pläne zu bayrischen und thüringischen Industrieanlagen unter Tage. Nationalsozialistischen Organisationen gehörte er nicht an.

 

Nach dem Krieg übernahm er im Jahr 1945 die Metallbaufirma seines Vaters in Schweinfurt. Er baute die Firma zu einem international tätigen Unternehmen – einer Firmengruppe - mit 500 Mitarbeitern aus.

 

Er engagierte sich in berufsständischen Organisationen wie dem Deutschen Stahlbau Verband, dessen Präsident er zeitweilig war, und im Landesverband der Bayerischen Industrie. Von 1963 bis 1967 war er Präsident der Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt.

 

Als er 1974 sein Lebenswerk mit der Integration seiner Firmengruppe in den Hoesch-Konzern gesichert wusste, gab er nach und nach große Teile seiner unzähligen Ämter und Ehrenämter ab.

 

Im 76. Lebensjahr verstarb Dr.-Ing. Theodor Vogel am 09. Februar 1977 überraschend.

 

Theodor Vogel (links)
Theodor Vogel (links)

Der Freimaurer, Ehrenmann und „Ehrenamtler“ Theodor Vogel

 

 

 

Dr.-Ing. Theodor Vogel war schon zu Lebzeiten ein Stück Schweinfurter Geschichte:

 

- als langjähriger Chef der Firma Dr.-Ing. Vogel GmbH,

 

- als Großmeister der Vereinigten Groß-Loge von Deutschland,

 

- als Schriftsteller und Kunstsammler

 

- als leitendes Mitglied oder Ehrenmitglied zahlloser Institutionen 

  und Vereine

 

 

 

Der Unternehmer Theodor Vogel

 

(siehe vorangegangenes Kapitel)

 

 

 

Betriebsgelände
Betriebsgelände

Der Freimaurer Theodor Vogel

 

Der Namensgeber Freimaurerloge „Theodor Vogel“, Hamburg, war der bedeutendste Großmeister der Freimaurer in Deutschland während des 20. Jahrhunderts.

 

Theodor Vogel war der „Einiger der deutschen Freimaurer“. Wie hat er dies erreicht? Hier ein Auszug von Hintergrund-Informationen zum besseren Verständnis:

 

Beeinflusst durch die politischen Wirren in der Weimarer Republik entstanden bei den Freimaurern zwei Flügeln, der patriotisch-christliche und der liberal-demokratische, was die Freimaurer in Deutschland fast ganz von ihrer internationalen Grundlinie abbrachte.

 

Zunächst galt es für Theodor Vogel die Stuhlmeister zusammenzuführen, die in den verschiedenen Logen Bayerns gewählt worden waren. Es gelang, vgl. Schweinfurter Beschlüsse vom 29. Juni 1947.

 

Der beschlossene Antrag bei der US-Militärregierung zur Zulassung einer Großloge misslang allerdings.

 

Theodor Vogel besuchte den amerikanischen Militärgouverneur und trug ihm die Notwendigkeit der Großlogenzulassung vor. Er überzeugte. Die Großloge in Bayern wurde lizenziert.

 

Danach sorgte er für die bundesweite Einigung der deutschen Freimaurer.

 

Der Ehrenmann Theodor Vogel

 

Beständigkeit war symptomatisch für ihn. Er hielt nie viel von Moden. Dennoch war er ein für Zeitströmungen und ihre Ausstrahlungen hochgradig empfindsamer Mensch.

 

Er trug u.a. das Große Bundesverdienstkreuz, den Bayerischen Verdienstorden, die Goldene Bürgermedaille Schweinfurts und das goldene Stadtsiegel Würzburg und er war Ehrenbürger der Technischen Hochschule München.

 

Der engagierte „Ehrenamtler“ Theodor Vogel

 

Sage und schreibe in 150 Organisationen, meist mit kulturpolitischer Basis, war Theodor Vogel Mitglied oder Ehrenmitglied.

 

Er war u.a. Präsident der Landesgewerbeanstalt Bayern, Vorsitzender der Nürnberger Akademie für Absatzwirtschaft, Präsident der Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt (von 1963 bis 1967), Gründungs- und Vorstandsmitglied des Stahlbauvereins Bayern und Einiger der ursprünglich zehn Großlogen der Deutschen Freimaurer, deren Großmeister er 1949 wurde.

 

Exkurs: Theodor Vogel und die Kulturvereine in Franken und in Schweinfurt

 

Theodor Vogel fand bald den Weg zum Frankenbund, den er mehr als fünfzig Jahre angehörte.

 

1923 wurde er zum Vorsitzenden der ersten Frankenbundgruppe in Schweinfurt gewählt.

 

Bereits 1925 regte er den Zusammenschluss mit dem 1909 gegründeten Historischen Verein Schweinfurt an. Diese Anregung wurde 1935 verwirklicht.

 

1947 veranlasste er die Wiederbegründung des Historischen Vereins Schweinfurt als Gruppe des Kulturvereins – seit 1948 von neuem: Historischer Verein Schweinfurt, Gruppe des Frankenbundes e.V., Gruppe des Kulturvereins e.V.

 

1975 verlieh der Frankenbund Dr. Theodor Vogel das Große Goldene Bundesabzeichen während des Bundestages in Schweinfurt, der aus Anlass des vierzig Jahre vorher erfolgten Zusammenschlusses des Historischen Vereins Schweinfurt mit der Frankenbundgruppe Schweinfurt in die ehemalige Reichsstadt einberufen worden war.

 

Der Schriftsteller und Kunstsammler Theodor Vogel

 

Er hat seine Zeit / sein Leben, in Romanen, Dramen und Novellen mit expressionistischem Furor sowie in zahllosen Artikeln gespiegelt.

 

Das Schreiben war für ihn, wie das Sammeln von Graphik (er besaß über 20 000 Blätter) und Mineralien, nur ein Hobby.

 

Die Familie Theodor Vogel bis Ende 2. Weltkrieg

 

Die Tochter von Theodor Vogel, Johanna Vogel, veröffentlichte 2017 ein Buch mit dem Titel „Johanna Vogel, Familie Theodor Vogel 1920 – 1947 / Beruf, Familie, Politik / Eine zeitgeschichtliche Recherche“.

 

Sie schreibt zum Inhalt und zur Zielsetzung (Zitat): „Im Mittelpunkt dieser zeitgeschichtlichen Recherche steht die Geschichte meines Vaters, genauer die Geschichte seiner ersten Lebenshälfte, die mit dem Ende des Dritten Reiches und der Naziherrschaft ihrerseits zu Ende ging. Was danach kam“ … ist hinlänglich bekannt. … „Dem will und kann ich nichts hinzufügen.“

 

„Mir geht es vielmehr um den Lebensweg des weitgehend noch unbekannten Mannes, um das Werden und Durchhalten meines Vaters als Ehemann und Familienmensch, als Mitarbeiter im väterlichen Betrieb, als Schriftsteller und Arbeitsloser und schließlich als freiberuflicher Ingenieur in wirtschaftlich und politisch turbulentester Zeit.“

 

Kommentar des Verfassers:

 

Zum Lesen und zur Analyse hat meine Zeit bisher nicht gereicht. Das werde ich gelegentlich nachholen.

 

Die Tochter hat vermutlich „keine braunen Flecken“ im Lebenslauf ihres Vaters gefunden, wie einzelne Leseproben vermuten lassen. Wie ihr Vater dies als Beratender Ingenieur im Nazi-Auftrag erreicht hat ist sicherlich bemerkenswert und lesenswert. Der Punkt des Inhaltsverzeichnisses „Im Fadenkreuz der Gestapo“ verspricht spannende Lektüre.

 

 

 

Im Rahmen der Recherche stieß ich ferner auf folgendes Buch:

 

Henry Hatt, Deckname Kaulquappe / Geheime Verlagerung der Rüstungsproduktion des „Jenaer Glaswerk Schott & Gen.“ in den Thüringer Staatsschieferbruch Lehesten / Buchreihe Schiefergruben Band A-1

 

Die unvollständige Leseprobe auf Seite 103, zeigt folgenden Zusammenhang auf (Zitat):

 

„Das Ing.-Büro Dr. Theodor Vogel war für verschiedene U-Verlagerungen (U steht für „Untertage“) des III. Reichs verantwortlich.

 

Ich fand heraus, dass Herr Ing. Dr. Theodor Vogel nicht nur für die Planung und Ausführung der Produktionsverlagerung Kaulquappe zuständig war, sondern auch mit der Planung und Ausführung von Anlagen zur „sicheren Verbergung von Kunstschätzen“ in den Bergwerken bei Heiligenroda, Kaiseroda und anderen Orten beauftrag war, was für den weiteren Verlauf der Geschehnisse im Staatsbruch Bedeutung haben könnte.

 

Es gelang mir dann schließlich, Kontakt zu der einzigen noch lebenden Tochter aufzunehmen“.

 

Quellen:

 

Johanna Vogel, Familie Theodor Vogel 1920 – 1947 / Beruf, Familie, Politik / Eine zeitgeschichtliche Recherche / ISBN 9783743116382 / Januar 2017 / 184 Seiten

 

www.Schweinfurtfuehrer.de / Rubrik: Persönlichkeiten / Persönlichkeiten der Stadt Schweinfurt ab 1802 / Theodor Vogel (31.07.1901 – 09.02.1977)

 

Theodor Vogel aus Würzburg Wiki

 

Über Theodor Vogel / Verfasser: Rolf Appel

 

Theodor Vogel aus Freimaurer- Wiki

 

Buch von Henry Hatt, Deckname Kaulquappe / Geheime Verlagerung der Rüstungsproduktion des „Jenaer Glaswerk Schott & Gen.“ in den Thüringer Staatsschieferbruch Lehesten / Buchreihe Schiefergruben Band A-1

 

Buch / „Schweinfurt“ von Uwe Müller

 

Google Maps / Theodor-Vogel-Straße, 97424 Schweinfurt

 

Quelle unbekannt (wahrscheinlich Zeitschrift Frankenbund) / Nachruf zu Dr.-Ing. Theodor Vogel

 

 

 

 

 

©2019/Gerhard Fiedler – Vogel001

Fotos u. Dokumente: Peter Hofmann

 

 

Präsentationsbroschüre der Fa Vogel: