Margarita Calvary

Obwohl 1922 in Schweinfurt geboren, war Margarita Calvary im Grunde genommen noch eine „junge Künstlerin“. Seine musischen Anlagen konnte das jüdische Mädchen unter dem menschenverachtenden nationalsozialistischen Regime ab 1933 nicht entfalten. Nach geglückter Emigration nach London setzte ihr das Leben danach in Buenos Aires zunächst andere Prioritäten. Mit Talent und Energie konnte sie sich erst spät der bildenden Kunst zuwenden. Allen Selbstzweifeln am Ende mit ihrem Fleiß trotzend, zeigte sie ihre Werke binnen kurzer Zeit in ersten Einzelausstellungen. Präsentationen in Madrid oder Barcelona belegen, welchen Anteil die Kunstwelt bereits früh an ihrem Schaffen nahm; eine Reihe von Publikationen dokumentiert seitdem ihr Oeuvre.

 

Mit über achtzig Jahren kehrte sie bangen Herzens nach Schweinfurt zurück. Obwohl sie nach dem Umzug ihr bis dahin geschaffenes Werk bereits den Museen und Galerien der Stadt übereignet hatte und sich als Künstlerin zurückziehen wollte, startete sie erneut durch und richtete sich mit Unterstützung von Gisela und Kurt Petzold ein Atelier in der Friedenschule ein. Bereits ab 2003 zeigte sie ihre Werke in mehreren Ausstellungen in Stadt und Region. Mit wachen Augen nimmt sie seitdem Anteil am Kunstgeschehen, versäumt fast keine Vernissage und keine Ausstellung und wird Ehrenmitglied der Gruppe Schweinfurter Künstler. Oberbürgermeister Sebastian Remelé gibt ihr zu Ehren anlässlich ihres 90. Geburtstages einen Empfang der Stadt Schweinfurt. Margarita Calvary gehört seit ihrer Rückkehr wieder, wie man sich ausdrückt, dazu, obwohl die Erfahrungen Ihres Lebens sie eigenem Bekunden zufolge gelehrt haben, dass sie „nirgendwo hin“ gehört.

 

Vor diesem Hintergrund richteten ihr die Museen und Galerien der Stadt in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Schweinfurt e.V. im Kunstsalong in der Kunsthalle eine Einzelausstellung aus. Darin sollte durchaus auch der Respekt vor der Lebensleistung von Margarita Calvary und ihrer Entscheidung, wieder nach Schweinfurt zurückzukehren, zum Ausdruck kommen. In erster Linie jedoch galt die Ausstellung einer Künstlerin, deren Werk uns noch immer neugierig macht und die uns immer wieder neue Beweise ihrer Kreativität lieferte. Die Ausstellung zeigte aus diesem Bestand eine Auswahl von rund 70 Werken von den Anfängen bis in die Gegenwart. Sie präsentierte Ölgemälde genauso wie Mischtechniken, Collagen oder Druckgrafiken und zeichnete damit das Bild eines wunderbaren künstlerischen Werks. 

Frau Calvary verstarb am 6. Juli 2016 in Schweinfurt.

Ohne Titel 2010
Ohne Titel 2010
Ohne Titel- 2006 - Acryl auf Leinwand
Ohne Titel- 2006 - Acryl auf Leinwand
Ohne Titel, 90er Jahre, Acryl auf Karton,
Ohne Titel, 90er Jahre, Acryl auf Karton,

Die interessante Lebensgeschichte der Schweinfurter Künstlerin Margarita Calvary finden Sie hier.

Der aktuelle Ausstellungskatalog - erschienen September 2012
Der aktuelle Ausstellungskatalog - erschienen September 2012

Lebenslauf

30. April 1922

Margarita Calvary wird als Gretl Silberstein in Schweinfurt geboren.

 

1933

Als Gymnasiastin muss Gretl Silberstein, aus einer bürgerlich-jüdischen Familie stammend, den Beginn des nationalsozialsitischen Terrors erleben. Immer mehr erfährt sie gesellschaftliche Isolation.

 

1937

Der Vater Gretl Silbersteins stirbt am 22.09.1937, nachdem ihm die Nazis seine Firma geraubt hatten. Gretl Silberstein muss die Schule ohne Abschluss verlassen.

 

1938

Mitte Mai emegriert sie, ohne die englische Sprache zu kennen, nach London, wo sie eine Arbeit als Dienstmädchen aufnimmt. Sechs Monate später kann sie mit ihrer Mutter, die nachgereist war, nach Buenos Aires zu dem dort ansässigen Bruder. Dort beginnt sie als Kindermädchen und Sekretärin zu arbeiten.

 

1942

Gretl Silberstein heiratet den in Berlin geborenen Ernesto Calvary.

 

1944

Ausbildung zur Krankenschwester beim Roten Kreuz bis 1947.

 

1947

Geburt der ersten Tochter Daniela.

 

1950

Geburt eines Sohnes, der kurz nach Entbindung stirbt. Die Gesundheit Frau Calvarys ist von da an angeschlagen.

 

1953

Geburt der zweiten Tochter Ana. Das Leben wird in den kommenden Jahren von der Familie und von gesellschaftlichen Pflichten bestimmt. Trotz allem besucht sie Kurse über Philosophie und Psychologie oder macht Ausdrucksgymnastik. Sie leidet persönlich wegen des fehlenden Schulabschlusses.

 

1963

Margarita Calvary erfüllt sich einen lang gehegten Traum. Sie erlernt das Violinspielen. Durch stetes Üben und große Begabung erlangt sie Ensemblereife.

 

1969

Kurse über Dekoration und Innenarchitektur verstärken ihren Wunsch, das Zeichnen und Malen zu erlernen.

 

1973

Zu Beginn des Jahres beginnt sie mit dem Unterricht bei dem auf experimenteller Basis lehrenden Alfredo Garzón und Prof. Hector Cartier. Letzterer vermittelt ihr Kenntnisse über visuelle Wahrnehmung.

Ende dieses Jahres verlässt die Familie Calvary aus beruflichen Gründen Buenos Aires und zieht nach Madrid um. Sie arbeitet an ihrer Kunstausbildung weiter, wobei ihr insbesondere Alfredo Garzón hilft bei Besuchen in Buenos Aires, Madrid und Paris. Garzón lehrt ihr insbesondere nich "wissen wollen", sondern "fühlen" und "mit Liebe" arbeiten.

 

1977

Erfolg hat ihre erste Einzelausstellung in der Galerie Zodiaco in Madrid. Zahlreiche werden folgen.

Sie lernt bei dem spanischen Künstler José Mendez Stilleben zu machen und mit Kohle zu zeichnen.

 

1980

Zweite Einzelausstellung in der Galerie Zodiaco in Madrid.

Zeichenunterricht bei Emma Gans, einer ehemaligen Kunstlehrerin an der Uni in La Plata, Argentinien. Weitere Ölbilder entstehen.

 

1982

Dritte Einzelausstellung in der Galerie Zodiaco in Madrid.

Der Kunstkritiker Raúl Chávarri möchte ein Buch über Margarita Calvary's Malerei verfassen.

 

1983

Einzelausstellung in der Galerie Joan de Seralonga in Barcelona.

 

1984

Gruppenausstellung "I Muestra de Plástica Latinoamerica" in der Galerie Kreisler in Madrid.

Einzelausstellung in de Stadtbücherei in regensburg, der Heimatstadt der Mutter von Frau Calvary.

Zwischen 1984 und 1986 nimmt Margarita Calvary Unterricht über visuelle Wahrnehmung bei César López Osornio. Er vermittelt er weiteres Selbstvertrauen.

 

1985

Einzelausstellung in der Städtischen Sparkasse in Schweinfurt. Dies war ein tief bewegendes Erlebnis für Frau Calvary, die in die Stadt zurückkehrte, in der ihrer Familie in der Zeit des Nationalsozialismus großes Leid zugefügt worden war.

"Ich wurde sehr gut aufgenommen..... (siehe hierzu insbesondere hier)

Einzelausstellung in der Galerie Torres-Begué in Madrid.

 

1986

Erste Museumausstellung in der Städtischen Galerie in Würzburg, die zwei Werke Frau Calvary's erwirbt.

 

1987

Einzelausstellung in Berlin, der Geburtsstadt ihres Mannes in der Galerie Brigitte Wölffer.

Einzelausstellung in der Galerie Arte Vivo in Barcelona.

Grafik-Kurs in der Werkstatt von Manuel Ayllón zur Erlernung verschiedener Techniken des Stahldruckes wie Kaltnadeltechnik, Radierung und Aquatinta.

 

1990

Einzelausstellung in der Galerie Dacal in Madrid.

 


Ohne Titel, 1990er Jahre Acryl auf Leinwand
Ohne Titel, 1990er Jahre Acryl auf Leinwand

1991

 Einzelausstellung in der Galerie Magenta in Barcelona.

 

1992

Grafik-Kurs in der Galerie Brita Prinz bei José Rincón. Margarita Calvary beginnt Stahldruck und Holzschnitt zu kombinieren.

Auf Einladung von Kurt Petzold nimmt sie an der 1200-Jahrfeier der Stadt Schweinfurt teil. Mit dem Ehepaar Petzold verbindet seither die Künstlerin eine enge Freundschaft.

 

1994

Grafik-Kurs in der Galerie Brita Prinz bei Eloisa Gil. Sie erlernt Kombination von Holzdruck und Mischtechnik.

Einzelausstellung in der Galerie La Petite in Paris

 

1996

Einzelausstellung in der Galerie Orfilia in Madrid

 

1997

Einzelausstellung in der Galerie Can Marc in Girona

 

1999

Einzelausstellung in der Galerie Orfila in Madrid

 

2001

Margarita Calvary besuchte einen Intensivkurs zur Serigraphie bei Erik Kirksaether.

Einzelausstellung in der Galerie Dukessa in Vitoria-Gasteiz

 

2003

Einzelausstellung in der Galerie Orfila in Madrid.

Danach kehrt Margarita Calvary in ihre Geburtsstadt Schweinfurt zurück.

Einzelausstellung "Druckgrafik 1992-2002" im Galerie-Studio Alte Reichsvogtei Schweinfurt

 

2004

Frau Calvary bezieht ihr neues Atelier in der Freidenschule in Schweinfurt, wo sie auch mit Schülern zu arbeiten beginnt.

 

2005

Einzelausstellung im Schloss Zeilitzheim

 

2006

Ausstellung in der Galerie Maria Kreuzer in Amorbach

 

2007

Einzelausstellung in der Hypovereinsbank in Schweinfurt in Kooperation mit den Museen und Galerien der Stadt Schweinfurt, dem Platz an der das Haus stand, in dem sie aufgewachsen war.

Teilnahme an der Ausstellung "Soll? Und Haben (Wunschbilder)", Museen und Galerie der Stadt Schweinfurt, Halle Altes Rathaus.

Teilnahme an der Jahresausstellung der Gruppe Schweinfurter Künstler, Halle Altes Rathaus; Ernennung zum Ehrenmitglied der Gruppe Schweinfurter Künstler.

 

2008

"... geschenkt". Von Stiftern, Spendern und Sponsoren. Museen und Galerien der Stadt Schweinfurt, Halle Altes Rathaus (Frau Calvary hat einen Großteil ihrer Werke der Stadt Schweinfurt vermacht)

 

2012

Einzelausstellung im Kunstsalong des Kunstvereins Schweinfurt in Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Schweinfurt. Selbst im großen Saal der Kunsthalle reicht der Platz kaum zur Eröffnungsfeier....... Das Interesse ist außerordentlich!