Die Burg von Oberndorf entstand im 14. Jahrhundert
Viele Oberndorfer wissen es nicht! Aber Oberndorf hatte in alten Zeiten tatsächlich eine Burganlage!
Viel deutet hierauf heute nicht mehr darauf hin, doch um die Kreuzkirche und um das Pfarrhaus sind noch Spuren der Burganlage nachweisbar. Ein dort noch vorhandener Graben, ein kleiner Rundbrunnen am Innenrand des Grabens und der untere Teil des Kirchtums mit der Taufkapelle darin sind Überreste dieser Burg.
Die nebenstehende Zeichnung zeigt die wahrscheinliche, teilweise vermutete Anordnung der Burganlage. Den Umrissen wurde die älteste Katasterzeichnung aus dem Jahre 1753 zugrundegelegt. Die Innenanlage wurde nach alten Beschreibungen und noch vorhandenen Spuren rekonstruiert.
Christian Schürmann meint in seinem Buch " Geschichte von Schweinfurt-Oberndorf" dass die Burg wie folgt aufgebaut gewesen sein könnte:
" Der Wassergraben, der aus dem hochliegenden Grundwasser gespeist wurde, umschloss ein etwas unregelmäßiges Viereck, am Rande zum Überschwemmungsgebiet des Mains gelegen, mit den
Seitenlängen von etwa 35, 55, 45 und 55 Metern (West, Süd, Ost und Nord), das ergibt einen Flächeninhalt von 2200 Quadratmetern. Über den 5 bis 8 Meter breiten und wohl etwa 4 Meter tiefen Graben
führte, vermutlich schon an der Stelle, wo sich heute die Steinbrücke befindet, also an der Westseite, eine hölzerne Zugbrücke. Dementsprechend war, wo heute das Pfarrhaus steht, eine Art Torhaus
vorhanden. An der Innenseite des Grabenrandes umzog eine massive Steinmauer das Gelände, die, der alten Beschreibung von 1651 gemäß, an den Ecken mit Rundtürmen (Rondellen) versehen war. Der
Innenraum enthielt ziemlich in der Mitte den wohl nicht sehr hohen wuchtigen Burgturm, auf dem das umliegende Land eingesehen und Zuflucht gesucht werden konnte. Im Burgturm ebenerdig in sicherer
Lage befand sich die besagte Burgkapelle - der Umstand, dem sie ihre Existenz bis heute verdankt. In den oberen Teil des Burgturmes mit den heute noch vorhandenen Schießscharten gelangte man über
eine äußere Leiter durch die etwa 7 Meter über dem erdboden gelegene Tür, die sich über dem jetzigen Sakristeidach befindet. Unmittelbar an den Burgturm wird sich das Wohnhaus angeschlossen
haben, dazu einige Wirtschaftsgebäude, Schuppen, die erwähnten Kellergewölbe und der kleine Brunnen unmittelbar an der Südmauer."
Ein Bewohner dieser Burg dürfte auch der erste namentlich bekannte "Oberndorfer" namens "Hartmud von Oberreinfeld" gewesen sein, der mutmaßlich von den Nürnberger Burggrafen als Vogt eingesetzt worden ist und der in einer Urkunde von 1296 als Zeuge Erwähnung findet.
Der genaue Entstehungszeitpunkt der Burg ist nicht bekannt und darüber kann nur gemutmaßt werden. Die Burg dürfte nach dem 12. Jahrhundert aus dem damaligen Gutshof entstanden sein. Rückschlüsse bieten sich nur aus der Taufkapelle der Kreuzkirche, die im gotischen Stil erbaut wurde. Mutmaßlich um1300 herum dürfte deshalb die Burg ihrer geschilderten Form ihren Anfang genommen haben.
Es wird vermutet, dass das Ende der Burganlage mit dem Verkauf Oberndorfs an das Kloster Theres im Jahr 1371 seinen Anfang nahm und im Jahre 1436, als Oberndorf erstmals an Schweinfurt fiel, nur noch Teile derselben voll erhalten waren.