Oberndorf im 30-jährigen Krieg
Ab dem Jahre 1623 kamen immer mehr fremde Soldaten in den Schweinfurter Raum und damit auch nach Oberndorf. Die Zeiten wurden wurden unsicherer und Angst machte sich in der Bevölkerung breit. Landesweit wurde deshalb vom Domkapitel Würzburg die Order erteilt, auf den Kirchtürmen Wache zu halten, um die Bewohner der Gemeinden vor nahenden Truppen zu warnen. Durch die Zahl der Glockenschläge wurde die Anzahl der nahenden Soldaten angekündigt, bei der Annäherung von Plünderern Sturm geläutet, um die Bürgerwehr zur Zusammenkunft zu rufen. In Oberndorf berief man Claus Lang zum Turmwächter, der im obersten Stockwerk, fertiggestellt im Jahre 1620, Stellung beziehen musste.
Am 20. Oktober 1623 fand der erste 310 Mann starke Truppendurchzug statt. Am 11. August 1625 traf Oberst Wallenstein mit drei Regimenten vor Schweinfurt ein und schlug sein Lager auf den Oberndorfer Wiesen auf und lagerte dort bis zum 01. September. Finanziell traf dies jedoch vorrangig die Reichsstadt Schweinfurt, die die Truppen zu versorgen hatte.
Erstmals in Bedrängnis gerieten die Oberndorfer im Jahre 1626. Am 13. Februar mussten sie mit Vieh und transportierbarem Hab und Gut hinter die Mauern der Stadt Schweinfurt flüchten. Dies war zunächst für 2 Wochen erforderlich, doch kurze Zeit später bereits für 4 Wochen. Immer wieder mussten die Oberndorfer sich in der Stadt von einfallenden Truppen in Sicherheit bringen. Ihre Häuser wurden in dieser Zeit ausgeraubt, teilweise von frustrierten Plünderen mutwillig beschädigt. Nahrungsmittel wurden knapp, da die Landwirtschaft aufgrund ständiger Überfälle nur noch eingeschränkt betrieben werden konnte, was sich auch auf die Versorgung der Stadt Schweinfurt negativ auswirkte. Die Not und der Hunger nahmen stetig zu. In diesem Jahre 1626 schrieb der Dorflehrer in das Dorfbuch unter anderem:
"Als am 13. Dezember mit einem Obristen von Schöneberg eine Korent Kriegsvolk hier Quartier nahmen, hatten sich die hier noch wohnenden Weiber und Kinder in die Kirche geflüchtet, den Tag und
Nacht darin bis gegen Tag aufgehalten, weil aber kein Bescheid oder Hilfe von Schweinfurt kam, haben sie sich, da das Kriegsvolk die Wachfeuer, welche um den Kirchhof und um das Dorf gewesen
sind, ausgelöscht und die wache abgeführt hatte, mit zwei Leitern hinter dem Turm über die Mauer hinaus und sich miteinander unterm Haag hinauf nach Schweinfurt begeben. Sie hatten alles, was sie
bei ihrer Flucht in die Kirche mitgenommen hatten, zurückgelassen. Bald darauf hat das Kriegsvolk den Kirchhof und die Kirche aufgebrochen, die Türe zerhauen und das Gotteshaus so verwüstet ud
zugerichtet, dass es einem Viehstall ähnlicher sah als einer Kirche. Alles, was darin in Verwahrung genommen war, wurde zerhauen, zerschlagen, geplündert und mitgenommen; etliche 80 Truhen mit
Hausrat zerstört. Auch drei Pferde und drei Kühe wurden mitgenommen, letztere beim Quartiermeister zu Berg um 8 Reichstaler wieder ausgelöst." (aus Christian Schümann - Geschichte von Schweinfurt
- Oberndorf)
Am schlimmsten jedoch traf es Oberndorf im Jahre 1631. Erneut fielen Truppen ein, zwei Infanterieregimenter lagerten in und um Oberndorf. Am 25. August brach ein riesiges Feuer aus und binnen Kürze brannten 250 Gebäude nieder, lediglich zehn Häuser und die Kirche blieben verschont. Es handelte sich eindeutig um Brandstiftung, denn das Feuer war an mehreren Stellen gleichzeitig gelegt worden. Damit war den ca. 100 Familien Oberndorfs die Existenzgrundlage weitgehend entzogen und sie waren gezwungen, in Notunterkünften der Reichsstadt Schweinfurt innerhalb der Stadtmauern ein äußerst dürftiges Dasein zu fristen. Für nunmehr um die zwanzig Jahre wurde Oberndorf de facto zu einer Wüstung, denn weitere Plünderungen und Brandschatzungen gaben den verbliebenen Wohnräumen den Rest. Zwanzig Jahre lang wurden die Oberndorfer Teil des städtischen Lebens Schweinfurts, wenn auch sicherlich des armen Teils der Stadt.
Auch als Gustav Adolf, König der Schweden, dem evangelischen Schweinfurt im Oktober des Jahres 1631 zu Hilfe kam, änderte sich für die Oberndrfer zunächst nicht viel, denn mit dem Tod des Königs im Jahre 1632 wurden die Vorteile für die Schweinfurter schnell wieder weitgehend hinfällig (siehe Geschichte 1600 - 1700)
Zu dem Kriegselend kam schließlich im Jahre 1634 noch die Pest, die allein in diesem Jahr 64 Oberndorfern das leben kostete. Erst nach Ende des 30-jährigen Krieges konnten die Oberndorfer Familien, bzw. was von übrig war, mit dem Wiederaufbau ihres Dorfes beginnen. Ein ganz schlimme Zeit der Oberndorfer Gemeinschaft fand ihr Ende.