Oberndorfer Reime von Karl Schemmerich
Danke an Marianne Prowald, die diese dem Schweinfurtfuehrer überlassen hat!
Der Wasserturm
Ja was een manchmal dümmes passiert,
wie man sein besten Freund verliert,
I möchte, i muß wahrhafti sog,
Und wißt`r, wer die ganze Gschicht
Hat mir, mein Spezl agricht?
Die Politik und dar neu Most
Könne mei Beste Freundschaft kost
Bei eener Kompanie Soldaten
Warn seit der Zeit mir Kameraden.
Von Oberndorf is ja nit weit
Nach Schweifert. Drüm von Zeit zu Zeit
Sen da un dort mir zamakumma.
Letzt hat er mi mal mitgenumma
Nei so a Gäßla, aus´n Haus
Da hengt a Fichtawedel raus.
Wo so a büschel außihengt,
Erklärt er,da wird Most verschenkt
Erst hob i nur a wenig geleckt
Kannst sünst nit so recht fort mits Maul
Bin als a wenig gedankenfaul,
Örscht hob i weiter gor nix gspürt,
När s Maul is ganga grod wie gschmiert.
Beim zwättn Glos ho i mein Michl
Aweng mit Politik wöll stichl,
Mir Oberndorfer, Blitz un Storm
Mir ham halt jetzt an Wassertorm,
Mei Lieber, äß dö net so gschwindst
Im ganzn Land an sottn findst
Denn wäßta 45 Meter
So hoch is fei no lang net jeder
Ihr Schweiferter dörft euch daneben
Mit eure Drackstörmli wos scham.
Auch im Verhältnis zu dann – is
Racht klee un lumpet der Johannis
Un des Salvaterle, o mei
Dos geht in unnern zwämol nei,
Un deß der Turm a net verbrönnt,
Is ganzagor ar vo Zement.
Un nacha, wart amol, von – von
Jawohl von Eisen un Beton.
Dar wird wohl nit so glei eifalln
Wie euer Ludwigschul-Turnhalln.
Bis naufs Basseng do konnste schnauf,
Gehen 120 Stufen nauf.
Un nacher geht’s auf era Leiter
Bis naufn Helm a schös Stück weiter.
Un eine Aussicht hosta da,
Wäß Gott, bis nach Amerika.
Un weiter wist, da siehst bereits
Wenn´s racht schö hall is, gor die Schweiz.
An Kreuzberg und die ganza Rhö,
Dia liegn da sou wunderschö.
Un Oberndorf, des harzig Nastla,
Liegt drin a grod, wia in a Kastla
He, jetz dia Hend voull Häuser da,
Die wu da untn liegn ganz nah,
Wahrhafti ja, es bleibt dabei,
dos Drackheft, des muß Schweifert sei.
Künnt wieder amol dar Zeppelin
Har mit sein Luftschiff vo Berlin,
Na braucht ar si auf gor keen Fall
Sou zu verirrn wie salbiges Mal.
Denn wie im Meer durch Klipp un Riff
Der Leuchtturm zeigt en Weg vom Schiff.
So führt jetz durch die Luft dahin
Der Wasserturm an Zeppelin
Herrjesses, wos der Mensch oricht,
jetz ho i gor a no gadicht.
Ja un zun Dank na für dan Gfalln
Spendiert ar uns a Luftschiffhalln.
Na höm die Dittelbrünner Knochn
Mir Oberndorfer dou ro gstochn.
Un wennst da siehst, sog schöna Grüß,
Mit ihra Luftschiffhalln is nies.
Ihr sogt un meent, es söllt uns wurm
Der Oberndorfer Schuldetorm.
Un stackert ar bis obn nauf voll,
Wöllt ihr sche uns vielleicht bezohl?
Söllt ihr vielleicht amol nit wiß,
Wohi mit eure Überschüß,
Mir ham a winzigs Eckla frei,
Da genga se grod zwämal nei.
Mei Michela, dar hat geguckt,
Hat si gaärgert, geschpetzt un geschluckt,
Jetzt Platzt ar raus ganz wiederwärti:
Du Karla, bista denn jetz ferti?
Du plauderst ner in een Trum fort,
Dakümmt mr ja gornet zu Wort.
Steht auf un schmeißt sei Zehrgeld no,
Langt vo der Wend sei Kappen ro,
Ar nimmt en Drücker nei die Hend
Un schreit mi aa: Kreuzsapperament,
du hast ganz racht, dar Torm, dar trotzi,
Dar steht grod da wie ihr so protzi,
hat scharfa Kantn, un dicke Mauern,
Grod wie ihr Oberndorfer Bauern.
Halt, öppes möchte i nit vergaß,
In noch was tut er zu euch paß.
Der Torm is sou a hohler Troupf wie du
Un Wasser hat ar in sein Koupf a grod a sou.
Bums – krach, die Tür war zu.
Zur Eingemeindung Oberndorfs schrieb Karl Schemmerich folgenden Mundart-Reim:
Dia Eiverleibing
Ein Oberndorfer Wirtshausgespräch
Der Jörg, der Hannes und der Schorsch
Dia ham im Wirtshaus an Dischkursch,
Zeärscht vo Politik a wäll,
Und na vo dos, vo dan, vo säll.
„A schües Stück Gald“ säigt hetzt voull Fräd
Der Jörg „ brengt heuer äs Gaträd.“
„Na überhaupt, dos muß mer sog,
Mir könne heuer nit geklog.
Dia Garschten hält sou schüa im Preis sich,
Sia kust nuch ümmer enadreißig.“
„Dos därf´s a kust, äs Lam is teuer,
Gemeindeümlag,sapperment,
Is widder nauf um fünf Prozent.“
„ Ja“ säigt der Hannes, „ meine Herrn.
Ja, wenn mer halt bei Schweifert wärn.“
„An Dreek“ schreit drauf der Jörg und geifert
Vor wuet, „Du konnst ja nauf nach Schweifert,
Du konnst dich ja läß einverleib
Und konnst die Säu naufs Schlachthaus treib;
Ich will der`sch sog, wia`s is giah har:
Du möichst när Magistratsrat g´war.
Doch äß dir`sch Maul schüa sauber bleibt,
Sou gschwind wird nuch net eiverleibt.
Dia Schweiferter, dia wärn nit dumm,
Dia möichten när as öiber Trumm,
Aen liabsten war`na halt dos Stück
Bis ro die Seligstein Fabrik;
Aufs Dorf und auf die olbersch Gsicht,
Da leistet`n sa garn Verzicht.“
Der Hannes drauf:“Du bist a Fläigl,
Doch kennst an nit dia goldne räigl,
Aeß jedes ding zwä Seitn hat,
Drümm kumma mir amol zur Stadt,
Na geit`s in dan un in saln Ding,
Verläß dich drauf, bald Bessering.
Dia Trambahn mueß na, dos ist klar,
Durchs Dorf bis no die Genswäd fahr.
Von ganz besonderer Bedeuting,
In jedn Haus a Wasserleiting;
Da drähste när as Hahnla auf
Und läßt äs Wasser außiflauf.“
„Dos bleibt si knurrt der Jörg, „mir ees.
Ich sauf a sou äs ganz Jahr kees.“
„Elektrisch Licht in Stol und Scheuer,
Wenns brönnt, brönnts hall und net zu teuer,
Und wos äs Schlochtn oubelangt,
Siehst wenn dia Gschicht ou sünst nix krankt
Na gläb i, äß der Magistrat
In dara Sach an Eisahn hat.
Denn wäßta, Jörgla, sota Säuli
Wia bei dein letztn Schlachttog neuli,
Sou arma Ludern, dürr und krömpfert,
Useeli, krumm und lahm und dömpfert,
Dia freili könnetn dan Wag
Bis nauf äs Schlachthaus nit gemach;
Da, wenn da nit a bisla machst,
ist nix mehr nöti, äß d`sa schlachst;
Dia Sortn, allerhand Respekt.
Wär bis naufs Schlachthaus sou ver ...
Drum gläb i, äß der Magistrat,
In dara Sach an Eisahn hat
Und läßt dia Säu auf dreißig Jahr
Derheem uns schlacht, wias bis jetze war:“
Der Schorsch hat interessiert bis jetzt
När zug' horcht und sein Kloub ´n geplätzt.
„Wias war söll, wird´s; mir bleibt sichs gleich
Doch ees, ihr Manner sog ich Euch:
Dia Schweiferter höm uscheniert
Uns eemol übers Ohr balbiert,
Höm unnern Bahnhof ümgatäft;
Doch dosmal wird nix aus dan Gschäft,
Und warn mer wirkli eiverleibt,
Aeß oder unner Nama bleibt.
Auf ees meinsthalm läß ich mi ein:
Wird Oberndorf in Oberschwein-
furt umgetäft, na is mer´sch racht,
Doch außerdem geits nix.
Gut Nachtt