Oberreinfeld = Oberndorf
Die Geschichte Reinfelds ist mit der Geschichte der Markgrafen von Schweinfurt eng verbunden. Dies ist nachweisbar aufgrund zweier Urkunden, die eine aus dem Jahr 1094, die andere aus dem Jahr 1100.
Hier in Kürze eine Zusammenfassung der Hintergründe:
Als der Schweinfurter Markgraf Hezilo im Jahre 1057 ohne männlichen Nachkommen starb, zerfiel der Familienbesitz und wurde auf die fünf Töchter verteilt. Seine Tochter Beatrix erhielt neben Gütern in Schweinfurt, Königshofen und Gleichen auch Besitztümer in Reinfeld (Ruoahanveld).
In einer Urkunde aus dem jahre 1100 übergab sie und ihr Sohn Otto diesen Besitz an den verwandten Erzbischof Hartwig von Magdeburg, der jedoch kurz danach verstarb und so diese Güter über den zweiten Sohn von Beatrix, Konrad, diese schließlich an den Bischof von Eichstätt gelangten. Bei dem in diesem Besitz aufgeführten "Reinfeld" handelt es sich eindeutig um das spätere Bergrheinfeld und die dazugehörige Flur.
Judith, eine weitere Tochter des Herzogs Otto, besaß einen anderen Teil Reinfelds, den ihr zweiter Ehemann, Pfalzgraf Botho von Kärnten, mit Urkunde vom 02. September 1094 als Schenkung dem Kloster Theres überschrieb. Dort heißt es: "Heinrich von Gottes Gnaden III. Römischer Kaiser beurkundet: Sein Getreuer Botho hat für sein und seiner Ehefrau Seelenheil an das Kloster Theres sein Eigengut im Dorf Reinfeld (Rounveld) sowie die dortige mit zwei Hufen (Anm. Huf = alte Maßeinheit) im Werngau ausgestattete Kapelle mit allem Zubehör, allen Einkünften und Rechten geschenkt. Dafür soll Botos Leiche im Kloster bestattet und jährlich eine Totenmese für ihn, seine Frau Judith und deren ater Otto und ersten Mann Konrad gehalten werden...... Das Gut umfasst im Dorfe Reinfeld 21 Hufen, einen großen Herrenhof und bestimmte Erträge. Diesem Herrenhof in Reinfeld sind eine große Zahl von umliegenden Orten abgabepflichtig."
Bei dieser Urkunde handelte es sich, was die Erwähnung des Kaisers als Verfasser betrifft, um eine Fälschung, die der Urkunde wohl eine größere Bedeutung verleihen sollte. Der Inhalt ist jedoch als richtig nachgewiesen.
Soweit hier in diesem Schreiben ein Teil Reinfelds mit dem Herrenhof genannt wird und die Kapelle, handelt es sich um das spätere Oberndorf. Der Hinweis auf den Werngau bezeichnet die
rechtsmainische Seite, somit das Oberndorfer und das Bergrheinfelder Gebiet.
Es lässt sich somit feststellen:
Das Oberndorfer Erbe der Judith (die übrigens nicht mit der Judith mit dem verlorenen Schuh von der Peterstirn zu verwechseln ist; die war ihre Großtante!) ging also 1094 in das Eigentum des
Klosters Theres über, das 1045 gegründet worden war (Theres Richtung Haßfurt). Damit stand Oberndorf oder Ober-Reinfeld, zumindest bestehend aus einer Kapelle und einem Herrschaftshof und
sicherlich einige Bedienstetenhäuser, im Besitz des Klosters Theres.
Erster Streit Oberndorfs mit Nachbarn
Im 12. Jahrhundert kam es schließlich zu Streitereien zwischen Oberndorf und Geldersheim hinsichtlich der Nutzung der fruchtbaren Viehweiden, die an das Sumpfgebiet der Werrn angrenzten.
Dies wird deutlich durch die Rechtsprechung des Würzburger Bischofs im Jahre 1139: "Im Namen der Heiligen und einzigen Dreieinigkeit, Embricho, Würzburger Bischof. Wir machen allen Christgläubigen in Zukunft und Gegenwart bekannt, dass wir die Bürger von Geldersheim und von Reinfeld (Geltersheim und Romueld) hinsichtlich des Weidelandes am dazwischen liegenden Sumpf, worüber sie seit langem untereinander streiten durch Mord, Raub, Verwundungen und Brandstiftung, nach langer Verhandlung auf diese Weise befriedet haben auf Bitte und Vorbringen unseres sehr lieben Wignand, des Abtes von Kloster Theres, wozu Reinfeld gehört, und nach Rat der meisten Vertrauten unserer Kirche den vorgenannten Sumpf so aufgeteilt haben, dass der kleinere Teil nach Theres gehört und der dazwischen fließende Fluss die Grenze dieser Teilung bildet, damit auf ewig keine Zwietracht mehr dort vorkommt...."
Damit ist auch der erste, wohl der Beschreibung nach auch heftige Streit der Oberndorfer mit einer anderen Gemeinde dokumentiert!
Oberndorf in der Folgezeit bis 1371
Im Jahre 1165 hat der Würzburger Bischof Herold einen weiteren Stretfall zu entscheiden, welcher die Kapelle zu Reinfeld zum Gegenstand hat. Wer ist Eigentümer dieser Oberndorfer Kapelle? Der Abt von Theres Rüdiger oder die "Mutterpfarrei Ettleben", wie deren Pfarrer Wetzilo behauptet?
Nachdem der Abt vom Kloster Theres Rüdiger beeidet hatte, dass die Zugehörigkeit der vor über 70 Jahren entstandenen Zugehöriglkeit niemals in Zweifel gezogen war, verblieb diese beim
Kloster. Interessant jedoch ist, dass Oberndorf = Reinfeld damals der Pfarrei Ettleben kirchlich unterstellt war. In der Folgezeit kam Oberndorf schließlich zu einem nicht genau bekannten
Zeitpunkt, wohl aber um 1300, in den Besitz der Burggrafen von Nürnberg, die jedoch im Jahre 1371 Oberndorf wieder an das Kloster Theres verkauften. In dieser Urkunde vom 21. Januar 1371, die
heute im Schweinfurter Stadtarchiv verwahrt wird, heißt es: " mit crafte ditzs briues dem ersam geystlichen herren Endresen abbt vnd der samenung gemeinliche des klosters zu Terys vnd allen iren
Nachkumen das dorf "obernrenfelt" genant, gelegen bey Sweinfurt, vnd dy wüstung zu Smelfelt vnd alle dy recht vnd gewonheyt, dy wir da haben, mit allen Nutzen, Cinsen, gülten, Eren, diensten,
rechten, gerichten, Atzung, Weyseten vnd allen iren zu gehorungen nichts vzgenumen, klein vnd grozze, besucht vnd vnbesucht ze dorf vnd ze velde, ekkern, wisen, wazzern, holtzern, wunne vund
weyde.....vmb Tausent guldein Vngerischer vnd Behemischer, der wir gentzlichen vnd gar gewert vnd bezalt sein".