Caspar Schamroth

Text: Dietger Braun

Caspar Schamroth wurde am Montag, den 18.02.1605, in Schweinfurt getauft. Er war das Kind des 39-jährigen, zu dieser Zeit Mitglied des Inneren Rats und Gerichts, Elias Schamroth und Barbara, seiner zweiten Ehefrau, geborene Gademann (auch: Gadamer).

 

Caspar war Doktor beiderlei Rechte (J.U.D. getauft am juris utriusque doctor, Doktor beiderlei Rechte, im Gegensatz dazu J.U.C. getauft am Juris utriusque candidatus, Kandidat beider Rechte).

 

Erste Eheschließung mit 23 Jahren am Dienstag, den 20.05.1628, in Schweinfurt mit der Barbara Popp, die geboren wurde als Kind Krämers Johann Popp und seiner Ehefrau. Ihr Bruder, Johann Christoph Popp, wird in der Chronik von Caspar Schamroth als sein Kostgänger bezeichnet, er starb 1634 an der Pest.

 

Das erhalten gebliebene Testament[1] vom 22.03.1630, also zwei Jahre nach der Heirat, erwähnt Frau Barbara als eine im Bett liegende Sechswöchnerin und „dass zwar der liebe gott sie mit leibes erben begabet, dieselbe aber iedesmal balten wiederum von dieser welt abgefordert“. Im Testament setzten sich die Eheleute zu gegenseitigen Erben ein:

 

In Gottes nahmen Amen, sey kundt offenbar und zuewißen Allermeiniglich, denen diß offene Instrumenturn zue sehen, lesen oder hörenlesen fürkömpt, das im Jahr, alls man nach der gnadenreichen geburth, unsers einigen heylandts, erlösers unnd seeligmachers Jhesu Christi zehlete sechzehnhundert unnd dreisig, in der dreyzehenden indiction[2] oder rohmer Zinszahl, bey herschung unnd Regierung des Allerdurchleuchtigsten, Großmechtigsten unnd unuberwindlichsten Fürsten unnd herrn, herrn Ferdinandi[3], diß nahmens des andern erwählten Röhmischen Kaisers, zu allen zeiten mehrern des Reichs, in Germanien, zu Hungarn Böheim Dallmatien, Croatien, unnd Schlavonien, Königs, Ertzhertzogens zu Österreich, Herzogens zue Burgundi, Steyer, Kärnden, Crain unndt Würtemberg, Gravens zu Tyrol unnd Habspurgk, unsers Allergnedigsten Herrns, irer Keys: Mayt:[4] Reiche, des Röhmischen im Eilfften, des hungarischen im zwölfften und des Böheimischen im dreyzehenden Jahren, Montags nach Palmarum, den zwey unnd zweintzigsten Martii, alten calenders[5] vormittags, zwischen sechs unndt sieben uhren, in des heyligen Röhmischen Reichsstatt Schweinfurth, unnd daselbsten in frauen Barbaren, herrn Eliae Schamrotts seeligen hinderlaßener witwin[6], uffm Marck, fast oben bey der Kirchen zwischen Herrn Wilhellm Pabers Cantzley verwanthens, unnd herrn Matthaei Bonfichts seeligen hinderlassener witwin liegenter behausung, in der mittlern wohnstueben, heraußen uff den Marck zugehendt, vor mir Keyserlichem Notario, unnd denen hierzue insonderheit erforderten, beruffenen unnd erbettenen gezeugen, hernachbenambt, persönlichen erschienen seindt, der Ehrnhafft Achbar unnd wohlgelarte herr Caspar Schamrott, bürger doselbsten, unnd beneben ihme seine eheliche haußfrau Barbara, eine geboren Böppin, unnd Sechswöchnerin, in einem betth liegent, unnd brachte erstliehen er Schamrot für sich, unnd in nahmen gedachter seiner Hausehr, vorm beth stehendt, mit gesundem Verstandt, unnd wohlvernehmlichen worten in, unnd vor, Es wüsten sich die herrn I: den Notarium unnd zeugen meinendt :I sampt unnd sonders, ohne allen zweivel günst: unnd freundtlicher meinung zuerinnern, was sie beede iunge Eheleut, nunmehro zum andern mahl für angelegenheiten, in diesem außgestanden, daß zwar der liebe Gott sie mit leibes erben begabet, dieselbe aber iedesmals balten wiederumb von dieser welt abgefordert, dieweile sie dann in solchem irem Ehestand, Gott lob unnd danck darfür gesagt, inderzeit ein gantz fried: unnd schindliche ehe miteinander beßeßen, unnd nicht gerne wolten, so eines von dem anderen, nach Gottes gnedigem willen, mit todt abgehen würde, daß letztlebende, bevorab, weile zwischen ihnen beeden Eheleuten, auß bewuster verhinderuns keine richtige ehebetheidigung aufgericht unnd zu Pappier gebracht worden were, von des verstorbenen verlaßenschafft, also gäntzlichen wiederumb abtretten unnd der geleisten ehelichen lieb, treu unnd freundtschaft nicht genießen soltte, hetten demnach zuverhüetung deßen, sich miteinander gantz einmüetig, one einigen Zwanck oder trang, ein Testamentum reciprocum[7], aufzurichten und solches vor Notarien unnd zeugen confirmiren unnd becrefftigen zuelassen, verglichen, das ich nun der Notarius unnd gezeugen, uff ihrer beeder Eheleuth beschehen pitlich ersuchen, also günst: freundt: unnd guetwillig erschienen, deßen theten sie sich gantz dienst: gevatter: unnd nachbarlichen bedancken, mit dem erbieten, solches uff zuetragente gelegenheiten, wiederumb nach vermögen danckbarlich zubeschulden unnd ehrgebürlichen zuverdienene, unnd were ir letzter will, Satzung unnd ordnung diß, daß uemblichen ein iedes seine arme seel Gott dem Allmechtigen als derselben Schöpfer, zu treuen handen, den leib aber der kuelen erden, darvon er genohmmen, anbevohlen haben wolten, der angezweivelten hofnung, der getreue vatter, werde samb seines einigen geliebten Sohns Jhesu Christi bitterleiden, sterben, frölichen aufferstehung unnd hiemelfahrth willen, ihnen ire sünde verzeihen, sie zue gnaden uff: unnd anehmen, unnd der ewigwehrenden freuden neben andern Christglaubigen einpfinden lassen.

 

Soviel dann nun ire zeitliche, ihnen von Gott bescherte nahrung betreffen thete, weil die benennung unnd einsatzung, eines oder mehr erben, ein fundament, Grundtveste unnd das fürnembste wesentliche stück, eines ieden rechten Testaments unnd letzten willens, wollten sie beede eheleut, alß er Caspar Schamrott, seine liebe haußehr Barbaren, unnd dann sie Barbara ihren Ehe: unnd hauswürth herrn Caspar Schamrotten einander in der bestendigsten unnd crefftigsten form, solches immer von rechtswegen geschehen solte, köndte oder möchte, dergestalt instituirt unnd eingesetzt haben welches uemblichen, nach Gottes gnedigen unnd vätterlichen willen, unter ihnen beeden Eheleuten am ersten mit Todt abgehen würde, daß alß dann daß letztlebende in des verstorbenen haab unnd güettern, gantz unnd gar nichts außgenohmmen, geruiglich sitzen zuebleiben, dieselbe seines willens unnd gefallens, ohngehindert des verstorbenen geschwisterten unnd anderer nechstanverwanther gefreundten zuegebrauchen, zuversetzen, zuverkauffen, zuvertestiren, legiren unnd als mit andern seine eigenen haab und guettern zu thun unnd laßen, schalten unnd walten, guet fueg, mueg unnd macht haben solte, ohne gefehrdt unnd arglist, uff solch sein herrn Caspar Schamrots beschehen zu: unnd vorpringen, habe ich der Notarius sie frau Barbaren, sein Schamrots eheliche haußfrau, ob auch diß ihr freyer ungezwungener unnd ungetrungener will unnd endtliche meinung were, befragt, die antwortet, ja, es were vorbrachter maßen auch ihr endtlicher will, meinung unnd verordtnung unnd darzue nicht beredet, gezwungen oder getrungen worden, unnd wollten sie beede Eheleuth, daß solch ir gegeneinander auffgericht Testamenturn nuncupativum[8] steiff unnd vest gehalten, unndt do es einiger außengelaßener zierdte, defecten, mängel unnd gebrechen halber, nicht crafft unnd macht eines mündtlichen außgesprochenen Testaments haben, daß es doch alls ein codicill, donatio mortis causa[9], oder andere übergab, volzogen werden solte, mit welcher clausul dann, sie beede Eheleuth alle defecten, so deren hierinnen befunden werden solten, hiemit ergentzt, unnd in nahmen Gottes solch ir Testament beschloßen, doch protestando solchen ires willens unnd gefallens, nach ihrem belieben, über kurtz oder lang, zuendern, mehrern oder mindern, auch gantz unnd gar abzuthun unnd ein anders zu machen, ihnen vorbehalten haben wolten, Requirirten darauff mich den Notarium, gantz vleißig, solches alles vorbrachter maßen, wohl in acht zunehmen, zu Prothocolliren, instrumen­ tiren, unnd ihnen umb die gebuer verfolgen zue lassen, welches ich mich dann zuthun ampthshalber schuldig erkandte, habe darauf inen beeden Testirenden Eheleuten solch ir beschehen unnd gegen­ einander gethanes vorpringen, satzung unnd ordtnung letzten willens, wiederumb vorgehalten unnd wehn sie nochmaln dabey verblieben die darzuerforderte unnd erbettene gezeugen, hernachbenambt, mit sonderm vleiß ersucht unnd gebetten, deßen allen neben mir ingedenck zu sein, unnd so es die notturfft erfordern würde, mir deßwegen kundtschaft mitzutheilen, welches sie sich dann zu thun guetwillig erbotten, und seindt diese ding geschehen im jahr, indiction, Kays: Regierung, monat, tag, stund, ortt unnd ende, wie anfangs gemelt, inbeisein unnd gegenwertigkeit der Erbarn, Achbarn unnd Ersamen Hans Caspar Bademans, Johann Neundörffers, Heinrich Arnolts, würths zum Einhorn, Jobsten Werners Kandengießers, Lorentz Schellers, Püetners[10]', Wolff Ernst Burckmans, Goldtschmidts, unndt Niclaus Hummels, Schneiders, als glaubwürtiger hierzue sonderlich erforderter unndt beruffener gezeugen.

 

Vonn dann Ich Matthaus Ghering, von Romischer keyserlicher Mayestet, authoritet, geacht und ge­ macht, offenbarer Notarius, bürger und Canzley Verwanther in des heyligen Reichs Statt Schweinfurth, bey aller und ieder vorgeschriebener handlung, ordtnung und satzung letzten willens, einsazung zue erben, und allesnanderen selbst persönlich, mit sompt den gezeugen gegenwertig gewesen, solches alles und iedes gesehen und gehört, hierumb habe ich daßeibe ad notam[11] genohmmen, und uff begehren, diß gegenwertig offen libellirt[12] instrument darüber verfertigt, anderer geschäften halben durch eine vertraute Person mundiren[13] und ingroßiren laßen, hernacher gegen meinen Prothocoll fleißig colloctionirt[14] und nach richtiger befindung mit meinem Tauff und zunahmen unterzeichnet, hernachen mit diesem von blauer Farben sadinen bendlein durchzogen, und neben herbeisezung meines Notariat Signets, mein insigil in unterhangende capsul getruckt, in maiorem fidem et euidentius Testimonium omnium et singulorum praemissorum ad haec una cum testibus praenominatis specialiter requisitus et rogatus.

 

Matthaus Ghering Notarius publicus mppr

 

Publicirt in beyseyn Hern J ..... , und Hrn. Johann ... tten, beider jüngsten schöpffen, dann Hr. Martin ... , ffarer zu Mörlbach und Habolser und Hrn. Johann David Schamroth J. U. D. auch der 6 Schamrothisch(en) Kinder nächsthin des 6ten September 71 - gerichtlich constiturteen curators, wiewohl Hrn. Dr. Schamroth und sämbtl. curatorej ein contra publicatuionem protestirt des 11ter September 1671.“

 

Es müssen also mind. zwei Kinder geboren worden sein. Ein Kind war Johann Nicolaus, der von Caspar in seiner Chronik als im Herbst 1634 an der Pest gestorben erwähnt wird, und die in gleicher Chronik 1634 als unmündig erwähnte Tochter Barbara Margareta.

 

Caspar schrieb die Schweinfurter Chronik für die Jahre 1628 bis 1659.

 

Im 30-jährigen Krieg (1618-1648) hatte Schweinfurt und seine Bürger unter den katholischen kaiserlichen Truppen sehr schwer zu leiden, besonders im Pestjahr 1634. Im Jahre 1621 scheint sich der Krieg langsam auszuwirken. Der Rat verbot die Ausfuhr von Getreide ohne sein vorheriges Wissen, dies wurde 1622 auch auf Wein und Most ausgedehnt, und verbot die Annahme von fremdem Kriegsdienst ohne obrigkeitliche Erlaubnis. Der Geldwert sank immer weiter, die Münzen wurden immer stärker mit geringwertigem Metall verfälscht, wer sich alte Schulden mit neuem Geld bezahlen ließ, erlitt große Verluste.

 

Anfang August 1625 bekam Schweinfurt die ersten Einquartierungen, es kamen erste, vegleichsweise noch wenige Fälle von Pest vor, sie breitete sich entlang des Mains aus. Die Häufigkeit von Einquartierungen kaiserlicher, und damit katholischer Truppen stieg in den folgenden Jahren immer weiter, 1628 mußte dafür von den Bürgern eine Sondersteuer erhoben werden.

 

Im Jahre 1630 war die Ernte überaus reichlich. Caspar schrieb in seiner Chronik: „Ich selbst ... habe von 2 ½ Acker Weinbergen 10 Fuder Most bekommen. Viele Leute, besonders das Landvolk, die einen solchen Überfluß nicht erwartet, und sich nicht mit so viel Geschirre versehen hatten, wußten nicht, wo sie den vielen Most aufbewahren sollten. Ein Eymer Faß, wenn es gleich alt und vorher nichts geachtet war, wurde um 1 fl. verkauft. Und doch konnte man nicht so viele Fässerhaben, als man brauchte, daher verdarb viel Most in den Kuffen. Der Eymer Most wurde auf dem Lande um 1 fl., auch wohlfeiler, gekauft. .. In der Stadt kostete der Eymer 1 Thaler.“

 

Am 24.06.1630 war der schwedische König Gustav Adolf, ein Protestant, der aus Glaubengründen dem Hilferuf der deutschen protestantischen Fürsten folgte, auf der Insel Rügen gelandet, am 07.09.1631 schlug er den kaiserlichen Feldherrn Tily bei Leipzig. Nach der Schlacht bei Leipzig rückte Gustav Adolf von Schweden am Sonntag, den 02.10.1631, zwischen 12 und 1 Uhr, in Schweinfurt ein und hinterließ bei seinem Abzug nach Würzburg am übernächsten Tag eine Besatzung. Die Bürger verpflegten seine Truppen gut, „die Schweden „soffen sich toll und voll, mehrere gar zu Tode, weil sie des Weins nicht gewohnt waren.“, und brachten auch grosse Opfer bei der Befestigung der Stadt. Zur Belohnung dafür schenkte ihnen der König siebzehn bisher dem Bischof von Würzburg gehörige Dörfer mit der Bestimmung, dass die Einkünfte davon zum Theil zur Errichtung eines Gymnasiums Gott zu Ehren und der studierenden Jugend zum Besten verwendet werden sollten. Nach Gustav Adolfs Tode aber nahm der Bischof diese Dörfer wieder in Besitz. Dennoch fügte der Magistrat den bisherigen 6 Klassen seiner lateinischne Schule eine, siebente unter dem Namen Gymnasium Gustavianum hinzu. 1634 weihte man das letztere ein; der damalige Bürgermeister Dr. Bausch, ein Senator und mehrere Geistliche übernahmen unentgeltlich den Unterricht. 1833 wurde das Gymn. erneuert.

 

Infolge der Einquartierungen wurden die Sitten in der Stadt immer lockerer. Am 28.05.1631 sah sich der Rat genötigt durch einen öffentlichen Anschlag das „...Gotteslästern mit Fluchen, Schören und Mißbrauch des göttlichen Namens, ingleichen das übermäßige Vollsaufen, nächtliches Umherstreunen junger Leute, leichtfertige Tänze in Scheunen und anderen Winkeln“ zu verbieten.

 

1632 war ein Pestjahr, von unseren Schweinfurter Vorfahren starben:

 

Barbara, Ehefrau von Johann Wilhelm Bengel, siehe bei (XIII/5.120) Georg Bengel, starb am 19.08.1632

Conrad Schüßler, siehe (XIII/5.176), starb am 06.10.1632

Claus Schwind, siehe (XIII/5.178), starb am 09.10.1632

Anna Maria von Jossa, siehe (XIII/5.183), Ehefrau von David Roeder, starb am 27.11.1632

David Roeder, siehe (XIII/5.182), starb am 29.12.1632

 

Aber auch das Jahr 1633 fällt mit einer hohen Sterblichkeit unserer Schweinfurter Vorfahren auf:

 

Johann Georg Bengel, später Scipio, siehe bei (XIII/5.120 bzw. „Verwandte SCIPIO aus Nebenlinien“, dort (XIII/5.120-A), er starb am 12.01.1633 „an den jetzt regierenden Reheflecken“

Martin Rüffer, Enkel von (XIV/10.242) Justus Rüffer, starb am 13.02.1633

Elisabeth Rüffer, geborene Volckmar, Ehefrau von Martin Rüffer, starb am 16.01.1633

Wilhelm Rüffer, Enkel von (XIV/10.242) Justus Rüffer , starb am 11.06.1633

Philipp Scipio, siehe bei (XII/2.560), starb am 07.05.1633 durch Selbstmord

 

Die Pest (lateinisch pestis‚ Seuche), der „Schwarze Tod“, ist eine sehr ansteckende Infektionskrankheit, die bei Mensch und Tier durch das Bakterium Yersinia pestis ausgelöst wird und auf verschiedene Weise übertragen werden kann: Zum einen durch den Biss von mit Krankheitserregern verseuchten Insekten, vorwiegend Flöhen, zum anderen durch Tröpfcheninfektion, die zur primären Lungenpest führt.

 

Die vorbeugenden Maßnahmen waren im wesentlichen darauf gerichtet, die schlechte Luft zu verbessern und durch den einfachen Rat, die Krankheit durch Absperrung fernzuhalten oder sich ihr durch Flucht zu entziehen. Zur Reinigung der Luft benutzte man ein altes, sehr zweifelhaftes Verfahren: das Anzünden großer Feuer auf den Straßen und in den Wohnungen. Häufig verbrannte man harzige Substanzen und allerhand Rich- und Waschmittel, die noch im 17. Jahrhundert zur Vertreibung der Pest angepriesen wurden. Manche Ärzte rieten dazu, sich durch das Einatmen von Salpeter oder Schießpulver zu schützen. Die damaligen Schriftsteller beschrieben Diäten zum Schutz vor der Pest, besonders durch geeignete Auswahl von Speisen und Getränken. Die verständigsten Ärzte beschränkten sich auf den Versuch, das Fieber zu senken, die unmittelbar lebensgefährlichen Symptome, wie Blutungen, zu beseitigen und den Ausbruch und das Aufplatzen der Pestbeulen zu beschleunigen. Außerdem stand der Aderlass in großem Ansehen, genau so wie die übrigen Mittel, von denen man die „Entleerung der verdorbenen Säfte“ erwartete. Erfreulicherweise wehrten sich aber manche Ärzte gegen den Missbrauch des Aderlasses zu jedem erdenklichen Anlass, der, trotz der Warnungen immer wieder, auch während großer Epidemien, häufig angewandt wurde und oft eine tödliche Wirkung hatte.

 

Man unterscheidet vier Erscheinungsformen der Pest: Beulenpest, auch Bubonenpest genannt (lat. Bubo, „Beule“), Pestsepsis, Lungenpest sowie die abortive Pest. Bei Pandemien treten alle Formen der Erkrankung auf, am häufigsten jedoch die Beulenpest und die Lungenpest. Aus einer Beulenpest entwickelt sich ohne Behandlung oftmals eine Pestsepsis, die zu einer Lungenpest führt. Selten tritt auch die Pestmeningitis auf, wenn die hämatogene Streuung der Pesterreger (Yersinia pestis) nach Beulenpesterkrankung die Hirnhäute befällt.

 

Bei der Beulenpest erfolgt die Ansteckung gewöhnlich durch den Biss eines Rattenflohs, der den Erreger als Zwischenwirt in sich trägt. Durch den Wirtswechsel wird das Bakterium von einem infizierten auf ein bislang gesundes Nahrungsopfer übertragen, nachdem es sich im Floh vermehrt hat. Die Inkubationszeit liegt bei wenigen Stunden bis sieben Tagen. Die Symptome sind Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, starkes Krankheitsgefühl und Benommenheit. Später kommt es zu Bewusstseinsstörungen. Der Name Beulenpest stammt von den stark geschwollenen, sehr schmerzhaften Beulen am Hals, in den Achselhöhlen und in den Leisten, die durch die Infektion der Lymphknoten und -gefäße im Bereich des Flohbisses entstehen. Diese Beulen können einen Durchmesser von bis zu zehn Zentimetern erreichen und sind aufgrund innerer Blutungen in den Lymphknoten blau-schwarz gefärbt. Die Geschwüre zerfallen, nachdem sie eitrig eingeschmolzen sind. Das entscheidende Zwischenglied bei der Übertragung von der Ratte auf den Menschen ist der Floh, erst 1898 entdeckte dies Paul-Louis Simond. Wenn bei der Infektion ausreichend viele Bakterien in die Blutbahn gelangt sind, so dass die körpereigene Abwehr ihrer nicht mehr Herr wird, kommt es nach kurzer Zeit zu einer hohen Bakterienkonzentration im Blut, die dann zu einer Sepsis führt. Die blutvergiftende Wirkung wird ausgelöst, wenn die Bakterien ihren normalen Lebenszyklus vollenden und absterben. Dabei werden große Mengen toxischen Sekrets direkt in den Blutkreislauf abgegeben; Nieren und Leber können nekrotisch werden, wenn sie versuchen, das System von Toxinen zu reinigen. Am Ende erliegt das Opfer einem toxischen Schock.

 

Die Pestsepsis entsteht durch Eintritt der Bakterien von ihrem Vermehrungsort in die Blutbahn. Dies kann durch Infektion von außen, zum Beispiel über offene Wunden, geschehen, aber auch als Komplikation aus den beiden anderen schweren Verlaufsformen, zum Beispiel durch Platzen der Pestbeulen nach innen. Die Erreger im Blut verteilen sich mit dem Blutstrom im gesamten Körper. Die Infektion bewirkt hohes Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen und ein allgemeines Unwohlsein, später großflächige Haut- und Organblutungen. Pestsepsis ist unbehandelt praktisch immer tödlich, in der Regel spätestens nach 36 Stunden.

 

Die Lungenpest ist bis heute noch nicht völlig verstanden, da sie nur noch relativ selten vorkommt. Gleichwohl ist sie interessant, weil sie die einzige Pestform mit spezifischem Ansteckungsweg und Ausbreitungsmuster ist. Nur ein kleiner Teil der pestinfizierten Bevölkerung bekam Lungenpest. In den seltenen Beschreibungen der Ärzte wird auf eine ungewöhnliche Blässe auf den Gesichtern der Menschen hingewiesen, die dem Befall durch die Pest vorausging. Dazu gesellte sich ein übler „bitterer” Geruch des Atems. Wenn der Erreger der Beulenpest direkt in die Lunge eines Menschen gerät, so kann dieser an Lungenpest erkranken und zeigt somit auch die Symptome der Lungenpest. In diesem Fall bleiben die Symptome der Beulenpest, die Karbunkel, aus. Die physische Nähe zur Pestquelle ist also eine der Voraussetzungen. Der kritische Abstand zum Gesicht eines Lungenpestkranken für eine Ansteckung wird mit 30 cm angegeben. Im Gegensatz zu den Influenza-Viren sterben die Pestbakterien in der Luft rasch ab. Ein weiteres Moment, das die Ausbreitung erschwert, ist, dass die Infizierten rasch sterben und damit nur geringe Zeit haben, die Lungenpest weiterzugeben. Die Inkubationszeit wird mit 1 bis 3 Tagen angegeben, bei einer Sterblichkeitsrate von 95 %, und der ansteckungsgefährliche Bluthusten tritt erst am Ende der Krankheit auf.

 

Die abortive Pest ist die harmlose Variante der Pest. Sie äußert sich meist nur in leichtem Fieber und leichter Schwellung der Lymphdrüsen. Nach überstandener Infektion werden Antikörper gebildet, die eine langanhaltende Immunität gegen alle Formen der Krankheit gewährleisten.

 

Am 06.11.1632 fiel Gustav Adolf in der Schlacht bei Lützen nahe Weißenfels, unklar ist in der Geschichtsschreibung bis heute, ob er sich an diesem Nebeltag wegen seiner Kurzsichtigkeit oder infolge seiner waghalsigen Tollkühnheit zu weit vorwagte, oder ob ihn sein Begleiter, der wegen disziplinären Verstössen mehrmals gerügte Herzog von Lauenburg mordete. Das Kriegsglück wendete sich, am 07.09.1633 wurden die Schweden, erstmals seit sie auf deutschem Boden waren, bei Nördlingen geschlagen. Schweinfurt wurde in den ersten Oktobertagen von den kaiserlichen Truppen belagert und am 05.10.1634 nach dem Abzug der Schweden an die Truppen Picclominis übergeben.

 

Die Barbarei, mit der man den Krieg unter dem Deckmantel der Religion führte, kannte keine Grenzen. In einer anderen Chronik[15], die auch Bezug nimmt auf die Chronik Caspar Schamroths, kann man von Caspars persönlichen Beschwernissen lesen:

 

„...Am 11.10.1634 wurde von Schweinfurt eine Brandschatzung von 30.000 Talern verlangt ... Weil nun so viel baares Geld nicht zusammen gebracht werden konnte, mußten die Bürger ihr Silbergeschmeide herthun, welches man in Siedekörben auf das Rathhaus trug. „Ich für mich, sagt Caspar Schamroth in seiner geschriebenen Chronik, habe damals für 55 Thaler Silbergeschmeide, so meine lb. Eltern sel. und mir lieb gewesen, auf das Rathhaus getragen und noch 64 fl. baares Geld zur vierfachen Steuer für mich und meine Mutter sel. bezahlen müssen. Und haben noch dazu die armen Bürger die starke Garnison, die uns tückisch und tyrannisch gehandelt, mit Essen und Trinken überflüßig tractieren müßen.“ Am 13. October mußte schon die Hälfte, nämlich 15.000 Thlr., erlegt werden, die übrigen 15.000 Thlr. innerhalb 15 Wochen, also alle 5 Wochen 5.000 Thlr. Deswegen wurden 2 doppelte Steuer kurz nach einander angesezt, auch eine Anlage gemacht, wie viel jeder Bürger herzuleihen habe. Des General Piccolomini Officiere, Stabspersonen und andere mußten die Bürger, die sie im Quartier hatten, mit sehr großen Unkosten aufs herrlichste speisen und tränken, vielen mußten sie noch Geld dazu geben, und dessen ungeachtet behandelten sie die Leute sehr schlecht, so, daß hernach viele Bürger aus der Stadt ziehen mußten, weil sie die großen Ausgaben nicht mehr ausstehen konnten ...

 

Piccolomini verlangte am 17. October, daß man die an der Pest Gestorbenen nachts begraben und keine Leiche mehr über den Markt tragen solle. Die Pest wütete damals schrecklich, machen Tags wurden 4 und mehrere an der Pest gestorbene Menschen beerdigt; daher mag es gekommen seyn, daß Piccolomini verbort, die Leichen bey seinem Quartier vorbey zu tragen. Mancher ehrliche Hausvater mußte nun die Leichname, die in seinem Hause waren, durch alle Winkel und mit Durchbrechung der Wand gleichsam heimlicher Weise, oder wo solche Mittel gemangelt, bey der Nacht ohne Klang und Gesang zur Erde bringen. Man legte warmes, aus dem Backofen herausgenommenes Brod auf die Todten, auch Zwiebel wurden in dem Gemache aufgehängt, um den Pestgift an sich zu ziehen. „Dazumal, schreibt Caspar Schamroth, bin ich recht ins Elend gerathen, da mich mein lieber Gott bey graßirender Pest und über die Maßen schweren und kostbaren Einquartierung hat heimgesucht, dann mir anfänglich zwey Dienstmädge, mein Kostgänger und Schwager, Johann Christoph Popp, meine liebe Mutter, mein liebes Söhnlein, Johann Nicolaus, und auch endlich meine herzallerliebste Hausfrau Barbara durche den grimmigen Tod hingerückt worden, daß mir also nichts übrig blieben, dann ich und mein klein unmündiges Töchterlein, Barbara Margareta, mein unbarmherziger Landsknecht nebst seinem Diener, und zwey ungetreue und verrätherische Menschen, nämlich mein Knecht und meine Magd, so rechte durchtriebene ... v. Huren und Buben waren. Ach, Elends genug.“ ...

 

Es gibt eine Schilderung[16] der Zustände aus jener Zeit, Oktober 1634, in Frankfurt am Main, das nicht besetzt oder belagert war: Die Versorgung der Stadt war zusammengebrochen, das Land ringsum ausgeplündert und verwüstet. Lebensmittel waren nur für die Reichen zu erschwingen. Kein Hund, heißt es, sei auf der Straße sicher gewesen. Oft sei ein Hund, wenn er sich auf die Straße gewagt habe, an Ort und Stelle erschlagen, gebraten und gegessen worden. Überall seien abgezogene Häute von aufgegessenen Hunden herumgelegen. Aber man habe auch, wenn die Dämmerung gekommen sei, das Bettelgesindel mit Stricken und Säcken herumschleichen sehen, und es sei nur deshalb nie aufgekommen, wann, wo und wie viele Menschen geschlachtet und gebraten worden seien, weil man sich nicht die Mühe gemacht habe, verschwundenen Leuten nachzuforschen.

 

Von den nahen Verwandten starben, zumeist vermutlich an der Pest, im Jahr 1634:

 

Christoph Popp, Schwager von (XII/2.590) Caspar Schamroth, starb 1634

Johann Nicolaus, Sohn von (XII/2.590) Caspar Schamroth, starb 1634

Barbara, erste Ehefrau von (XII/2.590) Caspar Schamroth, starb im Herbst 1634

Hans Nicolaus, Sohn von (XII/2.660) Johann Oelschlegel, starb 25.10.1634

Walburga Ammon, Ehefrau von Johann Georg Bengel, siehe Kapitel „Verwandte SCIPIO aus Nebenlinien“, dort (XIII/5.120-A), Georg Bengel starb am 22.07.1634

Barbara Gademann, siehe (XIII/5.181), Ehefrau von Elias Schamroth, starb am 28.08.1634

Margaretha N., siehe (XIII/5.169), Ehefrau von Jörg Uhl, starb am 30.09.1634

Georg Kling, siehe (XII/2.662), starb am 30.09.1634 (im Bad Windsheim)

Anna Wehner, siehe (XIII/5.179), Ehefrau von Claus Schwind, starb am 09.11.1634

Wolf Spüd, siehe (XIII/5.170), starb am den 02.12.1634

 

Anfang Dezember 1634 wurden „...auf Befehl des Obercommißär (von Piccolomini) Baumgärtner die Weinkeller der Rathsherren visitieret, die besten Weine ausgesucht, auf gewaltthätiger Weise aus dem Keller getragen, in Fäßer gefüllt und so zu Wasser nach Bamberg geführt. „Dazu, schreibt Caspar Schamroth, ließen sich brauchen unterschiedliche Creaturen, als ein verdorbener Würzburger Käskrämer, der Wirth zu Untereisenheim, ein Büttner von Bamberg, Herr Dr. Han daselbsten, so Herrn Gangolff Stups sel. Tochter allhier geheyratet und Daniel Kornacher, der hier die Visirers-Stelle vertreten und vorher zu Friedenszeiten sein väterliches Gut verhauset hatte. Lauter ehrbare Gesellen! Mir allein wurden 2 Fuder meines besten Weins, 32er Gewächs, aus dem Keller geschroten, und wiewohl ich zu vorhero mich bey dem Bedienten des Herrn Obercommißär, meinen Wein zu erhalten, anmeldete, und ihm dabei 20 Thlr. verehrte, mit der Entschuldigung, das ich geringen Vermögens, auch kein Rathsherr, sondern nur im äußeren Mittel des Zusatzes wäre, gab mir obengedachter Würzburger Schmeerschneider zur Antwort: „Ich sollte nur heim gehen, ich möchte ein großer oder kleiner Rathsherr seyn, so wäre ein Schelm wie der andere. Das war mein Bescheid.“

 

Auch ein Blick auf die Statistik der Taufen, Trauungen (Paare) und Sterbefälle macht das Elend deutlich (man beachte aber, dass sich die Zahlen nicht nur auf die Bürger und Einwohner Schweinfurts beziehen, sondern auch die Zahlen der Soldaten einbezogen wurden, wenn sie gemeldet wurden). Interessant auch die Menge des hergestellten Bieres, dürfte sie doch in Abhängigkeit vom Getreidepreis und der verfügbaren Getreidemenge zu verstehen sein. Erwähnt wird in der Schweinfurter Chronik[17]: „In einem so weinreichen Lande, wie Schweinfurt, ist ehemals gewiß nicht viel Bier getrunken worden. Sehr lobenswürdig war also die Vorsorge des Rathes, daß er auf seine Kosten ein Brauhaus errichten ließ, in welchem das wenige Bier, welches gebraut wurde, doch gut verfertigt werden möchte.“ Die Aufsicht führte ein „Gerstenmäßer“, der auch die Mengen und fälligen Brauabgaben feststellte. Das Brauhaus wurde erst im Jahre 1622 gebaut, erst 1624 wurde mit dem Brauen begonnen, vorher wurde „nur sehr wenig Bier im Waisenhause gebraut“, das Brauen im eigenen Haus wurde untersagt. Notiert wurde der Zeitraum „vom Herbst des vergangenen Jahres bis zum Frühlinge dieses Jahres“.

 

Jahr

Taufen

Sterbefälle

Trauungen

Gebräue Bier

1611

169

324

46

 

1612

173

177

57

 

1613

159

170

62

 

1614

173

161

65

 

1615

171

202

58

 

1616

153

255

54

 

1617

149

199

72

 

1618

172

225

71

 

1619

190

188

61

 

1620

232

205

89

 

1621

219

231

69

 

1622

219

192

65

 

1623

228

191

74

 

1624

220

220

61

79

1625

245

315

69

48

1626

254

177

50

60

1627

221

206

41

63

1628

253

296

64

154

1629

248

442

72

335

1630

249

286

103

209

1631

253

326

61

 

1632

258

1.055

82

115

1633

249

316

163

173

1634

291

1.085

63

144

1635

242

854

128

28

1636

176

171

144

39

1637

158

191

41

 

1638

120

183

59

11

1639

170

263

74

20

1640

255

282

86

 

1641

226

234

55

28

1642

200

99

47

105

1643

224

107

28

 

1644

220

170

30

136

1645

261

244

32

134

1646

148

172

43

109

 

Caspar wurde 1632 in den Zusatz, 1635 in den 24er Rat, 1651 in den Inneren Rat und 1657 zu einem der sechs Bürgermeister der Stadt Schweinfurt gewählt. Näheres zur Bedeutung dieser Gremien siehe im Abschnitt „Heimatorte“ unter Schweinfurt.

 

Barbara starb im Herbst 1634 an der Pest.

 

Er ehelichte ein zweites Mal mit 31 Jahren am Dienstag, den 12.07.1636, in der Kirche St. Johannis in Schweinfurt. Seine Braut war die 18-jährige Margaretha Elisabeth Roeder, die am Samstag, den 04.01.1617, in Schweinfurt geboren und am gleichen Tag evangelisch getauft wurde. Sie war das Kind des 50-jährigen Syndikus und Advokaten Johann David Roeder und seiner 46-jährigen Ehefrau Anna Maria, geborene von Jossa.

 

Bekannte Kinder, geboren in Schweinfurt, aus dieser zweiten Ehe waren:

 

Johann David, geboren am 03.08.1637 gegen zwei Uhr in Schweinfurt und dort am Folgetag evangelisch getauft, sein Pate war der Diakon Johann Caspar Crämer. Er besuchte in Schweinfurt die Lateinische Schule, immatrikulierte als Jurastudent mit 20 Jahren 1657 für fünf Jahre in der Universität zu Wittenberg, dann für zwei Jahre am 31.10.1662 in Frankfurt an der Oder. 1664 kam er nach Schweinfurt zurück, ging aber auf Anraten seines Vaters nach Speyer an das „Kayserliche Cammer-Gericht“. 1665 reiste er nach Frankreich und Schweden um dann am 16.05.1670 in Basel das Lizentiat und seinen Doktorhut beider Rechte zu erhalten. 1671 verheiratete er sich in Schweinfurt mit der Witwe Margaretha Steinmetz, verwitwete Ladlius, geborene Vechtzeulin, aus dieser Ehe stammen zwei Söhne und zwei Töchter. Margaretha starb am 18.01.1677, Johann David verheiratete sich nun in zweiter Ehe am 21.08.1677 in Schweinfurt mit der Witwe Anna Maria Engelhardt, geborene Bengel / Scipio (getauft am 20.05.1650 in Schweinfurt, Tochter des Georg Nicolaus Scipio / Bengel und Anna Rosina Held, Details siehe Kapitel „Verwandte SCIPIO aus Nebenlinien“, dort (XIII/5.120-AA)). Aus dieser Ehe stammen zwei Söhne und eine Tochter. 1678 wurde er in den in den Zusatz gewählt, 1679 in den Inneren Rat und 1680 ind Gericht. Er starb 47-jährig nach fünftägigem Krankenlager, der Krankheitsverlauf wird in seiner erhalten gebliebenen Leichenpredigt ausführlich geschildert, am Sonntagabend, den 21.03.1685 in Schweinfurt gegen sechs Uhr und wurde dort am 21.03.1685 begraben. [18]

Anna Elisabeth, geboren am 18.03.1647,

Amalia Maria, geboren am 17.09.1657,

Georg Friedrich, ohne Geburtsdatum erwähnt in den Stammbaumtafeln des Schweinfurter Stadtarchivs, später Arzt in Schweinfurt.

 

Die Notiz zur Testamentseröffnung am 11.09.1671 spricht vom „beyseyn ... Herrn Johann David Schamroth J.U.D. auch der 6 Schamrothschen Kindern ...“. Da Johann Nicolaus schon 1634 an der Pest starb, fehlt also noch mind. ein Kind.

 

1664 wurde Caspar zum Reichsvogt ernannt. Nach Adelung (1793) „ein ehemaliger Beamter in den Deutschen Reichsstädten, welcher die Gerechtigkeit, und besonders die peinliche Gerechtigkeit, in denselben im Namen des Kaisers und des Reiches handhabete“.

 

Caspar war, wie er selbst in seiner Stadtchronik erwähnt, Besitzer eines Weinberges. An den Erträgen de Schweinfurter Weinberge[19] wird er deshalb sehr interessiert gewesen sein:

 

1646. Mittelmäßiges Weinjahr.

1647. Gutes Weinjahr. Weinlese den 11. October. Während der Belagerung viel verderbt.

1648. Frost den 1. Oct., daher mittelmäßig.

1649. Frost den 17 und 18. Sept., geringer Wein.

1650. Frost den 2. Mai. - Da aber der Mond in: Zunehmen, so hoffte man, und nicht vergebens, daß die Weinstöcke wieder trieben. Am 7. Juli Hagel, daher mittelmäßig und äußerst wenig.

1651. Schaden durch Nässe und Stürme im Januar, daher mittelmäßig.

1652. Frost den 6. Mai. Meteor den 2. Jan., viele Irrlichter, schwere Gewitter. „Zu Wiesentheid und Kleinlangheim that sich der Himmel auf am 19. August, und es schienen feurige Kugeln herabzufallen.“ Am 25. Aug. fiel hier ein Feuerklumpen vom Himmel. Um 2 Uhr sah man eine Stunde lang einen Stern am Himmel kreuzweise, wie an einer Schnur hangend, hin und her fahren. Am 8. Dez. zeigte sich ein Comet. Viel und ziemlich guter Wein.

1653. Schwere Gewitter vom März an. Wein sehr gut, wenig. Lese 30. Sept.

1654. Geldmangel. Wohlfeile der Victualien. Ende März zeigte sich im Schloßgraben zu Bimbach ein blutroth fließender Quell, der 8 bis 10 Stunden floß. Schädliche Gewitter. Hier schlug der Blitz, doch ohne Schaden, in die Bäckermühle. Wein viel und ziemlich gut. Lese 17. Oct.

1655. Große Ueberschwemmungen. Erdbeben in Schwaben. In den gedeckten Weinbergen ziemlich viel, in den ungedeckten sehr wenig, ziemlich gut. Lese 16. Oct.

1656. Fortdauernde Wohlfeile aller Lebensmittel. Harter Winter vom Nov. 1655 bis Febr. 1656. Den 19. Juni heftiger Wind. Wein wenig, mittelmäßig. Lese 13. Oct.

1657. Kiesel, Regen, Wein ziemlich viel, ziemlich gut.

1658. Von Luciä 1657 an große Kälte bis in den Febr. mit 20 Schneefällen, daß viele Menschen erfroren. Am 15. Jan. erfror Fr. Hillebrand, Kammmacher von hier, hinter Rannungen beim Thalhofe, als er den Markt zu Neustadt besuchen wollte; er wurde von anderen, hiesigen Bürgern gefunden, und des Abends noch nach Münnerstadt gebracht, wo er alsbald verschied. Am 16. hieher gebracht, wurde er am 17. beerdigt. An ungedeckten oder schlecht und hohl gedeckten Weinbergen that der Frost viel Schaden, obwohl er den anderen auch nicht gut war. An den Häusern erfroren alle Weinstöcke, in Kellern fror hie und da Wein und Bier. Am 14. Febr. brach das Maineis, und riß an der Brücke 2 Joche ab. Am 18. Febr. starkes Gewitter. Viele seltene Vögel, Gaukler genannt. Wein wenig und sauer, Lese 19. Oct. bei gutem Wetter.

1659. Den 2. Mai großes Wasser. Wein gut und genug. Lese 4. Oct.

1660. Meteore den 27. Mai und 24. Nov. Schwere Gewitter, mittelmäßig guter und wenig Wein. Lese 9. Oct. Es gab viele spanische Fliegen. Am 9. April erfroren die hochliegenden Weinberge, am 8. Mai die übrigen, doch gab es in den Mainleithen und der Heerdgasse ziemlich Wein.

1661. Viehseuche. Weinlese 1. Oct. ungemein viel, gut. Am 29. April schädliche Platzregen zu Dettelbach und auch anderen Orten. Vom langen Regen hatten die Trauben stark gefault. Mancher Acker trug über 2 Fuder.

1662. Weinlese 15. Oct., wenig, sauer. Der Winter war gelinde gewesen, kein Maineis schönes Frühjahr, 19. April Frost, wiederholt den 9. und 10. Mai, daß die Trauben abfielen. Frost den 25. und 29. Sept., den 4. und 5. Oct. Wegen dieser Fröste, wodurch die unzeitigen Trauben, besonders der Rießling stark gelitten, Lese den 15. Oct. Es war der Niederzug bei Kälte geschehen, und hatte zur Blüthezeit und nachher viel geregnet. Schnecken. Mäuse.

1663. Der Winter fing an den 24. Nov. 1662, und dauerte bis 3. März, die ungedeckten Weinberge litten hart. Nach Neujahr großes Wasser, welches, da es das Maineis nicht heben konnte, bei Mainberg durchbrach, und bei Sennfeld herablief. Den 21. Febr. abermals Eisgang. Im Januar war die äußere Brücke sehr beschädigt, und wurde vom 3. bis 23. März wieder hergestellt. Blüthe kühl mit Nebeln, daß die Trauben abfielen. Im Mai großes Wasser. Lese 20. Oct. Wein ziemlich gut, sehr wenig.

1664. Comet im Dec., die Weinberge waren im Nov. bei guter Witterung gedeckt, Dec. milde, Jan. 8 Tage lang sehr kalt, Febr. bis 20. lau, dann kalt, vom 20. Mär; an gut Wetter. Den 10. Oct. Weinlese, bei Regen. In den Kochmonaten war viel Regen, vor der Weinlese Reife und Fröste. Wein ziemlich gut und viel. Blüthe und Niederzug erfolgten bei schönster Witterung. Beim Herbstumgang des Umgelderamts fand sich an Wein in der Stadt 1395 Fuder, 7 Eimer.

1665. Der Main trat am 30. Jan. beim Eisbruche ungemein stark auf die Wiesen aus. Comer seit dem 8. Dec. 1664. Ein gutes Weinjahr.

1666. Guter und starker Wein, ungemein viel.

1667. Weinstock erfroren.

1668 bis 1673 mittelmäßige Weine, nur 1670 gut.

 

Margaretha Elisabeth verstarb im Alter von 49 Jahren und wurde am Dienstag, den 18.12.1666, in Schweinfurt und wurde am 20.12.1666 dort bestattet. Caspar verschied 66-jährig am Montag, den 14.08.1671, in Schweinfurt, begraben wurde er am Folgetag. Er überlebte seine zweite Ehefrau um fünf Jahre.

 

 



[1] Stadtbibliothek Schweinfurt, Testament Caspar Schamroth und Barbara Popp, 1630, Nummer III/22.03.1630

[2] Nach Adelung bezeichnet indiction „einen Zeitraum von 15 Jahren, doch nur so fern die Zahl der jedesmaligen Jahre dieses Zeitraums ehedem der Jahreszahl von der Geburt Christi an beigefügt zu werden pflegt. Im Deutschen wird sie auch der Römer Zinszahl, ingleichen die Kaiserzahl genannt, weil die Gewohnheit nach Indicationen zu rechnen von einem allgemeinen Kopfgeld herrührt, welches den römischen Kaisern ehedem alle 15 Jahre entrichtet werden mußte.“

[3] Ferdinand II., 1619-1637

[4] Kaiserlicher Majestat

[5] Julianischer Kalender

[6] Barbara Schamroth, geborene Gademann

[7] gegenseitiges Testament

[8] feierliche testamentarische Erbeinsetzung

[9] Zusatz, Schenkung von Todes wegen, ...

[10] Büttner, Faßmacher

[11] notiert

[12] Libell = Büchlein

[13] mundieren = ins Reine schreiben

[14] kollationieren = (Abschrift mit Urschrift) vergleichen

[15] Johann Georg Hahn: Chronik der Stadt Schweinfurt, aus verschiedenen Handschriften zusammengetragen, Dritter Theil, 1819, Seite 444 ff

[16] Herbert Rosendorfer, Der Prinz von Homburg oder der Landgraf mit dem silbernen Bein, Biografie, 1978, Seite 25 ff.

[17] Johann Georg Hahn: Chronik der Stadt Schweinfurt, aus verschiedenen Handschriften zusammengetragen, Zweyter Theil, 1818, Seite 364

[18] Leichenpredigt für Johann David Schamroth, Leichenpredigten-Sammlung der Stadtbibliothek Schweinfurt, Nummer 2723 (alt), D 10/6 (neu)

[19] Heinrich Christian Beck, Chronik der Stadt Schweinfurt, Band 2, Dritte Abtheilung, 1841, Splate 53 ff