Georg Balthasar Wohlfahrt

Georg Balthasar Wohlfahrt gründete zusammen mit den hier aufgeführten Medizinern Johann Lorenz Bausch, Johann Michael Frey, Georg Balthasar Metzger die "academia naturae curiosorum ", die später in die Leopoldina-Akademie (Deutsche Akademie der Naturforscher) umbenannt wurde und die noch heute eine bedeutende wissenschaftliche Vereingung darstellt.

 

Eine bildliche Darstellung von ihm ist bis heute nicht bekannt.

 

   

Dr. Ferdinand Gademann hat einen höchst informativen Aufsatz über die Gründer der Leopoldina-Akademie "Beiträge zur Vorgeschichte der Akademiegründung und der Lebensgeschichte der Gründer" veröffentlicht und führt zu Georg Balthasar Wohlfahrt folgendes aus:

"Der vierte Gründer, Georg Balthasar Wohlfahrt, ist väterlicherseits kein Franke, sondern steyermärkischer Herkunft. Der Vater, Georg Wohlfahrt, Chirurg, Wunderheiler und "balbirer", kam 1600 als "evangelischer exulant bey der damaligen steyermärkischen reformation und verfolgung anhero" nach Schweinfurt. Vorher heiratete er in Schleiz im Vogtland die damals wohl erst 15jährige "eheleibliche" Tochter des dortigen Stahl- und Einzelhändlers Benedikt Oberländer. Er hat "sowohl sein väterlich erbe zu haus als auch die in der fremde durch ein glückliche heyrath erlangte güter und angebottene hof-beförderung mit dem rucken angesehen". Warum er auf die Güter der Frau verzichtete, ist nicht ersichtlich.In Schweinfurt kam er in den Rat und stieg bis zum Sechserherrn auf.

Hier wurde am 12. Juni 1601 die erste Tochter des jungen Paares, Ursula, getauft (Die Mutter war erst 16 Jahre alt). Patin war die aus angesehener Schweinfurter Familie stammende Ursula Marold. Das zweite Kind, am 11. Juni 1607 geboren, war unser Georg Balthasar. Die Patenstelle übernahm der Mann Ursula Marolds, Balthasar Marold.

Die Mutter Ursula starb 1610 mit 25 Jahren. Der Vater heiratete nach sieben Monaten, 1611, die Witwe Dorothea von Martin Stör, eine Tochter des Schweinfurter Bürgermeisters Johann Fischer, die sich der Kinder sehr annahm. Wahrscheinlich brachte die zweite Heirat neben sehr guten Beziehungen zu den führenden Kreisen der Reichsstadt auch Vermögen, so dass dem Sohn Georg Bathasar eine sorgfältige Erziehung ermöglicht werden konnte.

Georg Balthasar Wohlfahrt wurde zuerst dem Konrektor der Schweinfurter Lateinschule, Pankraz Codomannus, dann in Coburg Dr. Meyfarth, Generalsuperintendent, zur "privat-information in der erkäntnis der wahrheit zur gottseligekeit" anvertraut. Soweit er in Schweinfurt war, hat ihn der Vater, der seine Begabung für das Studium der Medizin erkannte, selbst in Chiruge unterrichtet. Ferner wurde er eine zeitlang nach Kitzingen zu Leonhard Stöberlein, vermutlich einem Apotheker, gesandt, "damit er in chymics und pharmaceuticis einigen unterricht und vorschmack erlangen möchte. Derart wohl vorbereitet, bezo Wohlfahrt 1629 die Universität Altdorf zum Studium der Medizin, wo besonders Prof. Dr. Caspar Hofmann, den auch Johann Laurentius Bausch und Georg Balthasar Metzger hörten, sein Lehrer war. 1630 ging er für eineinhalb Jahre nach Straßburg, wo er unter Dr. Melchior Sebicius "publive" disputierte. Von Straßbrug zog er nach Basel zu Dr. Emanuel Stupanus, besichtigte darauf die vornehmsten Orte und Sehenswürdigkeiten der Schweiz, um dann - wie die anderen Akademiegründer auch - die übliche Reise nach Italien anzutreten.

Da rief ihn sein Vater "um wichtiger ursachen willen" zurück. Nachdem er noch in Altdorf am 8. April 1634 zum Dr.med. promoviert worden war, traf erwieder in der Heimatstadt ein.

Die wichtige Ursache können wir nur mutmaßen. Vielleicht war es die in Schweinfurt 1634 herrschende Pest, bei deren Bekämpfung er sich ("zumahl bey der anno 1634 und folgenden jahren grassirenden infection") besondere Verdienste um die Bürgerschaft erwarb, vielleicht aber war es auch eine in Aussicht stehende günstige Heirat; denn schon nach drei Monaten (1634) ging er mit Susanna, Tochter des Handelsmannes Daniel Gräf von Kitzingen, Witwe des Kaufs- und Handelsmannes Kaspar Pollich, die Ehe ein, die kinderlos blieb. Nach 38 Jahren, 1673, starb die Frau.

Wohlfahrt blieb einfacher, praktischer Arzt, obwohl er Johann Laurentius Bausch um 5 Jahre überlebte. Er scheint, vielleicht durch seine Abstammung von einem glaubenstreuen steyerischen Emigranten, aber auch durch seine Erziehung und durch die Zeit, stark religiös eingestellt gewesen zu sein. Seine Schwester Ursula war seit 1631 mit dem Rektor der Lateinschule und des Gymnasiums, Magister Wilhelm Barger, verheiratet; beider Sohn, Magister Johann Wilhelm Barger, wurde Professor am Gymnasium und Archidiakon der KIrche. Wohlfahrts Leichenpredigt rühmt, dass er neben Galen und Hippokrates (auch von Paracelsus wird gesprochen) Moses und die Propheten gelesen habe; vor Antritt seiner Praxis habe er stets Gott um glückliche Hilfe angerufen.

Er wird als ein kluger und erfahrener Arzt gerühmt. Auch den Armen habe er gute Dienste geleistet. Seine Zugehörigkeit zur Akademie wird besonders vor Anführung der letzten Ehren (Nachrufgedichte) in der Leichenpredigt betont: "Laudatissimae Academiae Naturae Curiosorium collegae dignissimi". Unter den Ehrengedichten nimmt ein großes lateinisches des zweiten Präsidenten Fehr den ersten Platz ein, dann folgen die anderen Kollegen: Elias Schmidt, Johann Laurentius Fehr, dann die der Geistlichen und Professoren des Gymnasiums und viele andere Namen.

Die Vorliebe des bescheiden sich im Hintergrund haltenden, ganz in seinem Beruf aufgehenden Mannes für die Botanik zeigt sich ebenfalls in dem Text, den er für sene Leichenpredigt bestimmte (Hohes Lied Salomonis 1. Kapitel Vers 13): "Mein Freund ist mir ein Büschel Myrrhen, das zwischen meinen Brüsten hänget".

Er starb am 31. Januar 1674, 66 1/2 Jahre alt."