Bruay, Albert Gaston Spinola Graf von Bruay
Der Text wurde freundlicherweise von Herrn Dr. Warlich aus Volkach, Historiker, zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank dafür!
Bruay, Albert Gaston Spinola Graf von Bruay [Broy, Bray, Bernai, Bonari, Borry, Bruye, Bruny, Bruari, Broi, Braui, Bray, Bru, Broui, Brouay, Bronj, Brivius, Bruween]
Bruay [Broy, Bray, Bernai, Bonari, Borry, Bruye, Bruny, Bruari, Broi, Braui, Bray, Bru, Broui, Brouay, Bronj, Brivius, Bruween], Albert Gaston Spinola Graf von; Obrist [1601-6.3.1645 bei Jankau gefallen]. Bruay,[i] Herr zu Emmerich,[ii] stand als Obristleutnant[iii] bzw. Obrist[iv] in kaiserlichen Diensten.
Erasmus Pontanus schreibt in seiner 1631 gedruckten Flugschrift „Truculenta Expugnatio Sanguineolentium Excidium Neobrandenburgicum“: „Hat die Königl. Mayt. zu Schweden Anno 1631 den 1. Februarij die Stadt berennen lassen, da denn Rath und Bürgerschafft nicht anders gemeint, es würde der zu der Zeit inn Brandenburg[v] Commandirender Kayserlicher Obrister Frantz Marsoun,[vi] oder wie man ihn communiter genennet, Morizan, mit seinem gantzen Regiment[vii] vnd andern Officirern, als Major Galle mit seinen beyden Compagnien[viii] vnter dem Obristen Büttler,[ix] nebenst dem Rittmeister Spor,[x] vnd Rittmeister Lorentz,[xi] jeder mit seiner Compagnie, vnd des Hispanischen Grafen von Bruween, (der aber für seine Persone zwey Tage zuvorher nach Franckfurt an der Oder[xii] abgereiset) hinterlassenen Compagnien Reutern, alle drey vnter des Monte Cuculi[xiii] Regiment, wie einem rechtschaffenen Cavallier vnd Soldaten gebühret, für sich vnd die ihm anbefohlene Stadt, ritterlich gefochten, vnd den ihm anvertrauten Paß mit dem Schwerdt verfochten, vnd die disarmirten defendiret haben. Als er aber mit der Kön. Mayt. zu Schweden accordiret, mit Sack vnd Pack[xiv] abzuziehen, vnd die wehrlosen Bürger vngedefendiret verlassen, für seinem Abzug aber von der Stadt ein documentum seines Ritterlichen Verhaltens, tapfferen Fechtens, vnd daß er der Königl. Mayt. zu Schweden große Macht nicht lenger resistiren[xv] können, sondern accordiren müssen, begehret, dem Raht vnd Bürgerschafft aber ihres vnverweißlichen Verhaltens halber, welches er Mündtlich gestanden, sie hetten sich gehalten wie redliche Leute, aber Schrifftlich nicht bekennen, weniger die deswegen geforderte Gegenrecognition[xvi] geben wollen, ist sein des Obristen Morizan postulatum[xvii] auch in Brunn gefallen, vnd er nur geeilet, dass er den Kopff auß der Pforten gezogen, welches den andern Februarij geschehen“.[xviii]
„Auf diesem Zuge [nach der Schlacht bei Breitenfeld;[xix] BW] wahrscheinlich erschien nach der Salzunger[xx] Chronik Graf Broy mit einer Abteilung vor der Stadt, Einlaß für sich und seine Truppen begehrend. Da ihm dieser gutwillig nicht gewährt wurde, suchte er die Stadt durch Abgraben der Armbach, die zum Oberthor hereinfloß und die Stadt in der Hauptsache mit Wasser versorgte, zur Nachgiebigkeit zu zwingen. Doch damit kam er nicht zum Ziele, da die Stadt Dank dem Riemelsborn, dem Brunnen auf der Burg, und anderen Brunnen ausreichend mit Wasser versorgt war. Diese Standhaftigkeit nützte aber nichts. Das Rappentor wurde von den Belagerern erbrochen und die Einlagerung mit Gewalt erzwungen, wobei mit der Bürgerschaft wahrscheinlich nicht sehr glimpflich verfahren worden ist“.[xxi]
Bruay stand 1633 als Obristleutnant im Regiment Alt-Sachsen (Julius Heinrich von Sachsen-Lauenburg)[xxii] bzw. Obrist in kaiserlichen Diensten.
„Auf Anordnung Wilhelms von Weimar[xxiii] versammelte Taupadel[xxiv] im April 1633 seine Truppen um Hof[xxv] und schloß sich mit dem kursächsischen Obristen Dietrich von Taube[xxvi] zusammen. Beide Obersten unterstützten sich nun in ihren Operationen im Fichtelgebirge. Zusammen zählten sie etwa 2000 Reiter. (Huschke, S. 114). Wie wir bereits erfahren haben, konnte das kleine Corps das Kroatenregiment[xxvii] des Marcus Corpes[xxviii] am 8. April bei dessen Rückmarsch von Weismain[xxix] abfangen und ihm eine empfindliche Niederlage zufügen (s. S. 148), nachdem bereits Anfang Februar der Taupadel'sche Oberstleutnant Reinhold von Rosen[xxx] gegen Corpes'sche Streiftruppen in der Gegend von Burgkunstadt[xxxi] und Weißenstadt[xxxii] erfolgreich war. Zu diesem Zeitpunkt hatte der kaiserliche Feldmarschall[xxxiii] Heinrich Holk[xxxiv] mit starken Truppenverbänden um Eger[xxxv] Stellung bezogen. Als Taupadel Nachricht bekam, daß sich die Kroatenregimenter Paulus Orossy (genannt ‚Horatius'),[xxxvi] Daniel Beygott[xxxvii] und Peter Graf Keglewich[xxxviii] als Teil der Holk'schen Truppenverbände in der Nähe von Arzberg[xxxix] logiert hatten, brach er am 15./25. April mit 40 Cornets Reitern von Hof auf, zog über Kirchenlamitz[xl] nach Arzberg und überfiel in den Morgenstunden des 16./26.4.1633 die Regimenter Orossy in Arzberg und Keglewich in Schlottenhof.[xli] Das Regiment Orossy wurde ‚dergestalt ruiniert, daß von vierhundert Mann, so es effective stark gewesen, über zwanzig nicht das Leben davon gebracht. Ohne was von des Obristen ‚Kegelwitzen' Regiment im Lauffe geblieben'. Der Kroatenoberst Paul Orossy wurde gefangengenommen und 8 Cornets (in diesem Fall Kompaniestandarten) erobert. Das Quartier des Regiments Beygott in Fischern[xlii] war nicht bekannt geworden, so daß dieses entwischen konnte. Drei in der Nähe lagernde Kürassierkompanien[xliii] vom Alt-Sächsischen Regiment (Regiment Julius Heinrich von Sachsen-Lauenburg unter Oberstl. Albrecht Gaston Spinola, Gr. von Bruay) ließ der Obristleutnant vom Regiment Taube entwischen. (Chemnitz II, S. 111; Braun/ Leopold, S. 31)".[xliv]
Am 16.7.1635 schrieb Ernst Christoph von Rietberg[xlv] aus Wiesbaden[xlvi] an den kaiserlichen Kommandierenden Gallas:[xlvii] Bruay befinde sich heute in der den Schweden abgenommenen Festung Gustavsburg[xlviii] vor Mainz,[xlix] wo er Gallas' Befehle erwarte.[l]
Vom 7.4.1636 datiert die Anordnung der Regierung zu Coburg,[li] gerichtet an den Amtskommissar Andreas Götz zu Heldburg,[lii] am Dienstag, den 5. des Monats, in Coburg vorstellig zu werden, um sich mit der Landschaft von Ritterschaft und Ständen wegen der anlässlich der Einquartierung der nunmehr abgezogenen Bruay’schen Truppen entstandenen Kosten zu vergleichen, da sich sämtliche sämtliche Beamte und Städte über die Ungleichheit beschwert hätten und auch der Obrist Nicola[liii] wiederholt Klage über die ungenügende Verpflegung seiner Reiter geführt habe.[liv]
Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Volkmar Happe[lv] erinnert sich in seiner „Thüringischen Chronik“: „Den 1. [11.; BW] April, als wir nerlich der Bannierischen[lvi] [Banér; BW] und keyserliche Soldaten los worden, hat ein Keyserlicher Obrister, Grafe von Bruay genant, auf ein Regiment zur Recrutirunge wieder in der armen verderbten Grafschaft Schwartzburg[lvii] Quartier begehret. Den haben uns die Eisenachischen[lviii] Räthe zugewiesen. Gott vergelte es ihnen. Meine Gnädigen Herren[lix] haben diesertwegen so balde eine Abfertigung nach diesem an den Churfürsten,[lx] sich daselbst zu beklagen“.[lxi] „Eodem die [7./17.4.; BW] ist auch eine Compagnie Reuter von des Keyserlichen Obristen, Grafen von Bruay, zu Sondershausen[lxii] ankommen, ist halb in Otterstedt[lxiii] geleget worden“. „Eodem die [9./19.4.; BW] die Bernaischen Reuter in die Dorfe ausgetheilet worden“.[lxiv] „Den 13. [23.; BW] abermahls eine halbe Compagnie Bruarische Reuter zu Abtsbessingen[lxv] ankommen, haben wir nun in dem Sondershäusischen und Ebelebischen[lxvi] Theile[lxvii] 1 ½ Compagnien. Den 14. April [24.4.; BW] gegen abends ein Regiment keyserliche Reuter zu Schlotheim,[lxviii] Mehrstedt,[lxix] Holzsußra[lxx] und Toba[lxxi] eingefallen und aldar Quartier genommen. Es ist ein sehr erbärmlicher, unaussprechlicher, jämmerlicher Zustandt gegen das liebe Osterfest und wütet der Teufel, als wollte er uns gar verschlingen. [...] Den 14. [24.; BW] April ist Hanß Jobst Helmßdorf von Erfurt[lxxii] mit etzlichen Reutern alhier gewesen und Schreiben vom Grafen von Bruay an Meinen Gnädigen Herrn gebracht contra den Oberförster Dietrich vom Ende, hat lose Hendel gegeben“.[lxxiii]
Anscheinend hatte die Bitte bei Johann Georg I. von Sachsen doch Erfolg gehabt: „Den 18. [28.; BW] April haben wir von Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht zu Sachsen wie auch vom Keyserlichen Generalfeldmarschall, Herrn Grafen vom Hatzfelt[lxxiv] Ordinanz erlanget, dass die Broischen marchiren sollen. Eodem die, den 18. [28.; BW] April, haben wir den Bruaischen Reutern 1200 rh geben sollen oder sie haben uns auszuplündern[lxxv] gedrauet. Darumb wir einen sehr gefehrlichen Tag gehabt, sonderlich, weil ich mich Amts wegen des armen Volcks angenomme. Gott aber hat mich behütet. [...] „Den 20. [30.4.; BW] sind wir von den Brauischen grausam geengstiget worden wegen Entrichtunge der 1200 rh, haben Pferde, Kühe und alles hergeben im geringern Preis, gleichwohl nicht so viel in Dorfen finden können, dass wir bezahlen können. Den 22. April [2.5.; BW] haben wir wieder sehr große Noth ausgestanden mit des Conte de Broy Reutern, haben aber entlichen an Pferden, Kühen, Geld und andern so viel mit großer Mühe und Gewalt so zusammen bracht, dass wir ihnen die 1200 rh bezahlet, darauf sie aus Ebeleben hinweg nach Abtsbessingen[lxxvi] gezogen. Eodem die ist der von Schlotheim zu dem Churfürsten von Sachsen abgefertiget worden wegen der Kriegs Beschwehrungen. Den 22. April [2.5.; BW] sind die Broischen Reuter von Abtsbessingen hinweg gezogen“.[lxxvii] „Den 28. Mai [7.6.; BW] etliche Broische Reuter eine Nacht alhier zu Ebeleben gelegen“.[lxxviii]
Der Schmalkaldener[lxxix] Chronist und Organist Johann Georg Pforr [1612 -1687] hält fest: „Den 8. Jun: hat abermahl Graff Broy mit 10 compagnia kuraßier in den waltdörffern uber nacht gelegen. Sein rauberisch volck hat viel viehe, so sie in Türingen genommen, bey sich gehabt“.[lxxx]
Vom 12.9.1636 datiert die Anordnung der Regierung zu Coburg an Amtskommissär Andreas Götz zu Heldburg, unter Beifügung eines Schreibens des kaiserlichen Kommissars Johann Reinhard Blatzemius,[lxxxi] die Verpflegung der in der Pflege Coburg und im Amt Römhild[lxxxii] im vergangenen Winter einquartierten Regimenter betr., Verzeichnisse über die anlässlich der Einquartierung der Bruay’schen, Nicola’schen und Hauptmann Otto’schen[lxxxiii] Kompanien entstandenen Unkosten in doppelter Ausfertigung einzusenden, ferner sich wegen der Beschwerden der Offiziere und Soldaten der Festungsbesatzung „beschwerlicher“ Worte zu enthalten.[lxxxiv]
Im Oktober 1636 berichtete Bruay Melchior von Hatzfeldt von der Eroberung von Schloss Mirebeau-sur-Bèze.[lxxxv]
Im Januar 1637 waren Bruay und Suys vom Frankreich-Feldzug aus nach dem Niedersächsisch-Westfälischen Kreis[lxxxvi] abkommandiert worden.[lxxxvii]
Unter dem 4.2.1637 hielt der Rothenburger[lxxxviii] Chronist Sebastian Dehner [25.8.1612 Rothenburg-13.6.1679] fest: „4. Febr. ist daß Bruay’sche Regiment zu Pferdt hereinkommen, davon 4 Comp. aufs Land losirt worden“.[lxxxix]
Doch schon am 26.2.1637 wandte sich Bruay aus Rotenburg an der Wümme[xc] an Gallas: Er bat, mit seinem Regiment nach Flandern gehen zu dürfen, da er am Ort nicht länger gebraucht werde. Er werde wohl drei bis vier Wochen unterwegs sein.[xci] Die kaiserliche Heeresleitung hatte jedoch anders disponiert.
Hofrat Happe hält in seiner „Thüringischen Chronik“ weiter fest: „Den 11. [21.; BW] April ist das Broische Regiment in der Vogtei[xcii] ankommen. [...] Eodem die, den 14. [24.; BW] April, sind die Broischen Reuter zu Schlotheim, Körner,[xciii] Kleinmehler[xciv] und Menteroda[xcv] ankommen, haben weit und breit gestreifet, Schlotheim geplündert, zu Holzsußra[xcvi] 3 Pferde, zu Schernberg[xcvii] etzliche Pferde, zu Billeben[xcviii] ein Pferdt genommen und viel flüchtige Leuthe auf der Hannleuthen,[xcix] auch das Dorf Bebra[c] geplündert“.[ci]
Am 4.5. informierte Ferdinand III.[cii] Gallas, dass die Regimenter Caretto di Grana,[ciii] Waevel,[civ] Wangler[cv] und Bruay in Franken verbleiben sollten.[cvi]
Dehner notiert unter dem 29.5.1637: „29. May sind die Preßuren vom Bruay’schen allhier liegendem Volck (vom Obrist Leutenant Baumgartner)[cvii] stark fortgangen, daß die Reuter in allen 6 Wachten angefangen zu preßen.[cviii] Zue 5. 6. 7. 8. 10. und mehr stark mit Büchsen und Unterwehren[cix] den Burgern in die Häußer gefallen; welche mit ihrer Contribution[cx] nicht aufkommen können, sind den Reutern zu pressen von den Herren übergeben worden. Wenn sie in ein Hauß gekommen, haben sie alßbald drinnen rumoret,[cxi] Stül, Benk, Tisch über ein Haufen geworfen, Kannten,[cxii] Gläser, waß sie ertapt, zerbrochen, oft zum Fenster außgeworfen; man hat ihnen Freßen und Saufen geben geben müßen und welcher sein Geld zusammenbracht und erlegt, dem ist ein Zetul vom Rathhauß geben worden, denen sind die Reuter auß den Häusern gangen, ohne Schaden und in andere kommen; daß ist durch die gantze Statt gangen.
28. May alß am Heyl: Pfingsttag sind widerumb 2 Compag: Reuter auf den Mark commandirt worden, zu preßen und 3000 Rther. Zu erlegen begehrt. Unterdeßen sind sie von den Pferden gestiegen, Stül, Bänk und Tisch zusammengetragen, unter dem Rathhaußgang 5 Tische gesetzet, denen hat man auß dem Schulkeller gantze Faß Wein hinfürgeschlaift, wie sie denn diesen Tag 9 Aimer[cxiii] Wein außgesoffen, dabei haben sie 4 Musikanten, etliche Trompeter, ein Hörpauker, Leyeren[cxiv] und anders gehabt, dabey sie allen Muthwillen getrieben, auf Mark getanzet, einander mit samt den Kleydern in den Hertrich geworfen. Einer hat sich gantz nackend außgezogen, darinnen gebadet. So hat auch ein Freyreuter[cxv] eines Pfarrers Rock bekommen, denselben auch angezogen sampt des Pfarrers Hut und Kragen, ein Buch in die Hand genommen und also in der Statt mit etlich vollen Reutern und großem Geschrey und Rumoren herumbergangen. Unterdeßen ist von dem Rath mit dem Obrist Leutenant traktirt worden, dass er eingehalten, biß das Geld aufbracht worden und die Reuter vom Mark geschafft worden.
Auf Versprechung der 3000 Rthr: ist von E. E. Rat daß Viehe geschätzt worden, von einem Pferdt u. Oxen ein Tlr: Kuhe 12 Batzen; Schwein, Schaf, Geiß 16 Kreuzer; jtem der Rauchfang oder Schlot ein Thaler ie mehr, ie weniger nach Vermögen oder Größe der Häuser. Alß man daß Geld noch nicht aufbringen können, hat E. E. R. bey 60 Centner Meßing, Kupfer, Zinn und die Gloken, so im Gattenhofer Thurn, welcher 1631 oben abgebronnen, gehangt, auch etliche meßinge Doppelhaken,[cxvi] ein groß meßing Stükh,[cxvii] ein Feldschlänglein,[cxviii] bey 30 Centner gewogen, angegriffen, solches alles nacher Nürnberg[cxix] geschickt, daselbst verkauft; und andern Tag ist den Burgern angesagt worden, sie sollen an der Contribution, Zinn, Kupfer und Meßing hergeben, welches viel gemacht, biß die Summa ist zusammenkommen und erlegt worden. 4. Juny ist dieses Graven Volck aufbrochen und marschirt“.[cxx]
Bruay wird am 17.7.1637 im Mandat des Herzogs Johann Ernst von Sachsen[cxxi] aus Eisenach[cxxii] für den Amtmann Christian Rußwurm zu Heldburg erwähnt, unter Bezugnahme auf den jüngst zu Regensburg[cxxiii] gehaltenen Konvent zwischen den kaiserlichen und kurfürstlichen Kollegien, die Liquidation der seit dem Prager Frieden (1635)[cxxiv] bei Durchzügen und Einquartierungen entstandenen Kriegskosten betreffend, mit der Auflage, noch vor Ablauf dieses Monats ein Verzeichnis darüber einzusenden, was seit dem Friedensschluss bis jetzt bei Durchzügen und Einquartierungen der Regimenter Caretto, Geleen,[cxxv] Isolano,[cxxvi] Lamouilly,[cxxvii] Schlick,[cxxviii] Bruay, Sperreuter[cxxix] und Wilhelm von Lamboy[cxxx] jeder Ort gelitten und aufgewendet habe.[cxxxi]
In dem „Reyßbüchlein“ des katholischen irischen Feldkaplans Thomas Carve [1590-1672 ?], der ab 1636 ein irisches[cxxxii] Regiment in kaiserlichen Diensten begleitete, heißt es: „Als nun die unsrigen den Feind gezwungen, befestigte Orte aufzusuchen, befahl Gallas seinen Obristen, die festen Städte und Schlösser zur kaiserlichen Devotion zu zwingen. Das geschah so, daß zugleich den Schweden jede Proviantierung abgeschnitten wurde, und besonders denen zu Stralsund,[cxxxiii] Anklam,[cxxxiv] Greifswald[cxxxv] und Demmin.[cxxxvi] So verwüsteten sie zu diesem Ende auch das ganze umliegende Land, so daß der Feind für lange Zeit keine Hoffnung auf Lebensunterhalt haben konnte“. Die Rechtfertigung für Gallas' Vorgehen lieferte Carve gleich mit: „Ich will dafür halten, dies sei mit Gottes Billigung geschehen. Dies Land hatte das schwedische Kriegsvolk aufgenommen und unterstützt und dadurch das ganze Römische Reich jämmerlich verdorben, so daß es jetzt gleiches Elend und Verderbnis erleiden muß. [...] Durch diese Mittel verringerte sich ihr Nachschub sehr, so daß der Obrist Wrangel[cxxxvii] genötigt war, nicht ohne Gefahr seine Leute auf verschiedene Orte aufzuteilen. Baner schickte ihnen zwar bisweilen einige Schifflein mit Korn zu, sie wurden aber entweder von den unsrigen abgefangen oder wirkten nicht viel bei einem so großen Haufen ... die Kürassiere des Grafen Broy trafen zwei Boten, die des jungen Wrangel Brief an den Älteren trugen, in dem er das erbärmliche Elend sehr beklagte, in dem er und Baner steckten“.[cxxxviii]
Der Hildesheimer[cxxxix] Chronist, Arzt und Ratsherr Dr. Jordan schreibt unter dem 22.5./1.6.1638 in sein Tagebuch: „Fallen die Schweden in Eistell[cxl] bey Verden[cxli] und schlagen des obrist Lambey[cxlii] Regiment ganz auf“.[cxliii] Das „Theatrum Europaeum“[cxliv] berichtet dazu: „Nicht weniger seynd auch umb den Außgang deß Mayen [1638; BW] zwei alte und sehr wolverdiente Kayserl. Regimenter / Ihr Gn. Freyherrn von Lamboy / und I. Excell. Herrn Graff von Bray / von dem Schwedischen Gen. Major Kingen an der Weser und im Stifft Fehrden hart ruinirt worden. Dann ob zwar bey denselben die Wachten wol bestellt waren / wusten doch die die auffrührerische Bawren in gemeltem Stifft (allwo diese der Käys. beste und stärckste Regim. von Cürassier- und Reutern lagen) mehr Löcher / ja Weg und Steg / daß sie bey der Käyserischen Wacht nicht passiren dorfften. Weil nun die Kays. dahero / daß sie sich wol verwahrt meynten / desto sicherer waren / kamen ihnen die Schwedischen mit hilff bey 400 Bawren / so dem Gener. Kingen zu diesem Anschlag Rath und That geben / unversehens auff den Hals / hieben und schossen sehr viel darnieder / also daß lauffen und außreissen / sich zu salviren / das beste Mittel war. Haben also gedachte beyde Regim. dero Aussag nach / innerhalb 15. Jahren keinen dergleichen Anstoß / als dieser gewesen / erlitten / in dem die Schwedische zu zweyen unterschiedlichen malẽ / als auch oben vermeldet / eine stattliche Baarschaft an Gelt / 6. Standarten / 2. Kessel-Trummeln / viel Kleyder / Pistolen / Bantelieren[cxlv] / Degen / Stieffeln / und bey 600. Pferden überkommen / ja beyden hochgedachten Ihr. Excell. Lamboy und Graffen von Bray ein ansehnlichs weggenommen“.[cxlvi]
Am 10.6.1638 informierte Gallas Kurfürst JohannGeorg I. von Sachsen über den Notstand der kaiserlichen Armee, über Misserfolge und Niederlagen der Regimenter Carrasco,[cxlvii] Bruay und Lamboy und ersuchte ihn um die Abkommandierung der kursächsischen Regimenter zur Armee.[cxlviii]
Happe notiert weiter: „Den 10. [20.6.1638; BW] haben die heßischen[cxlix] Völcker die keyserlichen, im Stift Minden[cl] liegende Völcker überfallen in den Quartiern und vier gantze Regimenter mehrentheils niedergehauen, darunter auch der Obriste Wachmeister[cli] mit todt blieben und sollen 9 Keyserliche Rittmeister gefangen worden seyn, hierunter ist das Brouische regiment, und hierüber sind auch von dem Bredawischen Regiment vier Compagnien ruiniret worden“.[clii]
Aus seinem Lager bei Friedland[cliii] schrieb Bruay am 20.8. an Gallas und schilderte kurz die Eroberung des Forts Gabel.[cliv] Gegen Abend hatte er Schanzkörbe[clv] und Leitern aufgestellt, worauf sich die Festung innerhalb einer Stunde ergeben hatte. Nun warte er auf Ablösung und wolle wissen, ob er in der Festung Dragoner lassen sollte. Auch benötige er Munition.[clvi] Aus seinem Feldlager bei Ruppin[clvii] teilte Gallas dem Kaiser am 21.10. mit, er habe Bruay mit 200 Reitern und 20 Dragonern gegen Plau[clviii] ausgeschickt, damit sie bei guter Gelegenheit Gefangene[clix] machten, was ihnen auch geglückt sei. Von einem gefangenen Kommandanten habe er gehört, dass Banér beabsichtige, nach dem Zufrieren der Elbe den Fluss zu überschreiten, um keine Brücken schlagen zu müssen.[clx]
Am 25.10. schrieb Gallas aus seinem Feldlager bei Ruppin an den sächsischen Kurfürsten und lobte ihn für seine Zustimmung zu der in Leitmeritz[clxi] getroffenen Vereinbarung und dankte ihm dafür. Das gegnerische Heer stehe bei Boizenburg[clxii] und Lauenburg.[clxiii] Die Herzöge von Mecklenburg und Sachsen-Lauenburg sorgten selbst für einen geregelten Elbe-Übergang, mehr als dreihundert Pferde seien bereits übergesetzt. Er, Gallas, habe dies Georg von Braunschweig-Lüneburg[clxiv] und Bruay bekannt gegeben und ihnen an die 600 bestens ausgerüstete Reiter und Dragoner geschickt, damit sie den Gegner am anderen Ufer verfolgen. Sollten seine Truppen kein weiteres Gebiet erobern und so keine Quartiermöglichkeiten gewinnen, werde er, wie er fürchte, sie nicht beisammen halten können.[clxv]
Im Dezember war Bruay in Verhandlungen mit schwedischen Beauftragten in Lübbecke.[clxvi] Hier entstand das so genannte „Lübbecker Kartell“, nach dem in Zukunft die Frage der Ranzionen[clxvii] geregelt werden sollte.[clxviii]
Im Januar 1639 lagen kaiserliche Truppen in Barby[clxix] und Tangermünde.[clxx] Zugleich gab Bruay in seinem Schreiben Hatzfeldt eine Übersicht über die Winterquartiere im Stift Halberstadt,[clxxi] Harz und Eichsfeld. Auch eröffnete er ihm den Plan einer Reise nach Wien und nach Italien.[clxxii] Am 23.2.1639 teilte Ferdinand III. Gallas seine neuen Dispositionen mit. Dabei wurde festgelegt, dass Bruay vorläufig die böhmischen Regimenter befehlige, bis Johann Christoph von Puchheim[clxxiii] das Kommando übernähme.[clxxiv] Nach Aussage Kapouns[clxxv] stand Bruay mit einem Reiter-Regiment noch am 1.3. im Glatzer[clxxvi] Kreis; auch sein Regiment sei in keinem guten Zustand und solle noch fünf Monate im Land bleiben.[clxxvii] Doch Ende März waren seine Reiter bereits vor Freiberg[clxxviii] im Einsatz.
Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann [11.11.1611-11.12.1688][clxxix] schreibt für 1639 anlässlich der Belagerung Freibergs durch Banér: „Den 20. Martii gingen Sie insgesambt an feindt, der kaiserliche General Broy in Vortropp und schlug eine halbe Meile[clxxx] Weges von Freyberg 4 Schwedische Regiementer in die flucht, druber Er gefangen wurde, weil sein Pferd geschoßen. General Marzin[clxxxi] ging denselben tag biß in die Nacht den feindt uff den halß, daß Baner der Stadt auf der einen Seite verließe und wiche. Die keyßerlichen bekahmen von 8 Schwedischen Regiementern die Pagagi,[clxxxii] stattliche Carethen,[clxxxiii] viel Officirer und Soltaten mit 2 stücken, und der Obrist Unger[clxxxiv] einen kutschen mit 8000 ducaten. Baner that, alß wen ers nicht achtete, do aber die Statt sich sein schießen und Dreuen nicht anfechten ließe, und (er) 3 Obristen verloren haatte, Banern,[clxxxv] Magnum[clxxxvi] und Martini,[clxxxvii] 2 Obriste Leutenandt, 600 Soltaten, muste er 21. Martii weichen“.[clxxxviii]
Bei Hans Wolf von Salis'[clxxxix] Niederlage geriet Bruay bei Chemnitz[cxc] in Gefangenschaft.[cxci]
Über diese Niederlage am 14.4.1639 berichtet Lehmann in seiner „Kriegschronik“ unter „Das gröste Unglück vor Chemnitz“: „Der Schwedische General LeonhartTorsten-Sohn[cxcii] wahr nun mit der hinderstellichen Armee und Artollerey auß dem Stift Halberstadt aufgebrochen, Nach dem Fürstenthumb Altenburg[cxciii] gerückt und zue Zeitz[cxciv] den 2. April mit Banern sich conjungiret, und weil er kundtschaft eingezogen, daß die keyßerlichen und Chur-Sächsischen[cxcv] zwischen Zwicke[cxcvi] und Chemnitz stünden und sicher legen, brach er den 3. April von Zeitz auf und eilte auf die keyßerlichen zue, eheHatzfeld, der schon ezliche Regiementer zum Succurs vor Freyberg geschickt hatte und nunmehr in March wahr, von Eichsfeld[cxcvii] durch Düringen mit den Chur-Sächsischen zuesammenzuestoßen, sich conjungiren kundte, schickte von Altenburg den General Schlangen[cxcviii] uff Zwicka und von dar mit wenig reutern mittin unter die Marzinischen[cxcix] und Chur-Sächsischen. Der recognoscirte alles, wie sie lagen, und ritte wieder zum Baner. Der General Marzin wuste nicht, daß Baner so nahe, und daß Torstensohn zu ihme gestoßen sey. Doch bekam er 3. April abendts umb 5 Uhr kundtschaft, ließ seine Regiementer zuesammenziehen und befahl, daß Sie Morgens alle solten vor Chemnitz stehen. Des abendts zuevor war das keyßerliche Haupt-Quartier zum Honstein[cc] gewesen; dohin kam Baner, der sich 4. April viel früher aufgemacht, mit aufgang der Sonne, traf doselbst in der retrogarden[cci] 300 Pferde und jagte Sie ins Corpus, das vor Chemnitz stunde. Marzin hatte den Paß an einen Morast vor Chemnitz, den er durchmuste, mit Trajonern besezt, damit der feind nicht da durchbreche, aber es halfe nichts. Baner sezte an, brachte in der eil uber 4 Regiementer zue Pferde, Sein leib Regiement,[ccii] des Torsten-Sohns, Hans Wachtmeisters[cciii] und Hans Wittenberg(s),[cciv] darzue viel Wagehälse, die theils in nachjagen ermüdeten und sich in Marrast durchwuhleten, uber den Marrast hatte (er) die andere Armee ihme nach commandirt, jagte die Trajoner weg, hiebe durch, machte das felt unsicher und nahmb dem Marzin die Höhe, welcher unter deßen, Ehe der feindt uber den Pas kommen, Zeit gehabt, sich zue stellen.
Gegen die Statt sazte er an einen Marrast den lincken Flügel, der meist von Curaßiren bestundte, hinder Chemnitz aber uber den fluß den rechten flügel, die wahren viel stärcker an Volck, den der feindt, hatten stücke und Munition bey sich, welches dem feinde noch zur Zeit fehlte. Baner thete mit seinen regiement den ersten angrif an Lincken flügel und litte schaden, die andern 3 Regiementer entsazten ihn, und kamen andere Regiementer mehr darzue und jagten den Lincken flügel in disordre an 2 marrastigen graben, drüber Sie nicht kommen kunten, zum großen Vortheil der Schwedischen; den was nicht gegen Chemnitz zum rechten flügel entkam, das wurde alles entweder gefangen oder Niedergehauen. Weil nun der Schweden volle Armee auch ankommen wahr, wurde commandirt, wer reiten kundte, sezten derowegen die Schwedischen regiementer durch den fluß Chemnitz und chargirten den rechten flügel, der schon gewichen und sich hinder 3 Morrastigte Dämme gesetzet hatte, gingen doch fort und wurden meist niedergehauen. Das Fußvolck drengte Sich an ein Wäldlein nach der Stadt und trachtete ferner an Walt 400 schrit gegen den gebirge und wolte außreißen. Baner ließ ihnen vorbeugen durch General-Major Stalhansen,[ccv] Herr Major Pfulen,[ccvi] Obrist Schlangen[ccvii] Regiement und 1 Esquadron[ccviii] von Konigsmarck[ccix] untter Obrist-Leutenant Hammerstein,[ccx] die hohleten Sie ein, machten ezliche 100 nieder, nahmen den Rest gefangen und richteten damit die keyßerliche, Chur-Sächsische und Salische armee auf einen tag hin, verfolgeten die flüchtigen Nach Leipzig,[ccxi] Freyberg, Annen[ccxii]- und Marienberg.[ccxiii] Der General Marzin kam kümmerlich darvon ohne hut und mit einen Pferd biß an die Seigerhütte[ccxiv] an die Flöhe.[ccxv] 800 blieben auf der Walstat, 2000 zue fuß wurden gefangen, 40 standtarten, 20 fahnen, alle stücke, munition und Pagage bliebe in stich. Das thaten die Schweden nur mit der Avangardia von lauter Reutern, und ist kein Canonschuß darzue kommen, welches der Churfürst dem General Marzin, den er mit den Calenbergischen[ccxvi] Regiement nach Dresden[ccxvii] confoiren ließe, heftig verwiese, von seinen Reutern 400 wiedersamlete und den rest von allen seinen Regiementern den Obristen Wachtmeister Trautischz[ccxviii] ubergabe, der reformirte Sie und nahm sie mit sich in Böhmen. Da hatte des Marzins Commando ein Ende.
Die keyßerlichen gingen nach Pirn,[ccxix] Frauenstein,[ccxx] in Böhmen nach Brüx[ccxxi] und Prag. Viel wahren nach diesen gebirgen geflohen und gingen die gantze Nacht durch Elterlein[ccxxii] auf Annenberg mit blutigen Köpfen, ferner hienunder biß nach Dresden, darüber alles rege und furchtsam wurde in Gebirge, alle Flecken und Dörfer rißen auß nach den Wäldern und in die Städte. Den 5. April sahe mann noch immer einzlich die geschlagenen reuter auf allen straßen nach Böhmen reiten, die leute untterwegens angreiffen, den Sie sehr hungrich thaten und wurden eines theils an Päßen mit Pulver und bley gespeist, daß Sie des hungers vergaßen, ehe sie in Böhmen kommen. Die Schweden haben ihnen auch nachgesezet in das gebirg undt vor Annenberg etliche Chur-Sächsische weggenommen“.[ccxxiii]
Das „Theatrum Europaeum“ berichtet sehr ausführlich über diese Ereignisse: „Nichts destoweniger aber hat Hr. General Banner / wiewol er auch von Käis. und Chur-Bäyerischem Volck um ein zimliches übermannet gewesen / bey obbesagtem Hohenstein / nahend Kemnitz / dergestalt gefochten / daß nicht allein seines Feindes (die reichsArmada genennet) meinste Infanterie, von sehr gutem Volck / und dabey so viel hohe / als untere officirer / guten theils darauff gangen / sondern auch die Cavallerie zertrennet worden / das geschütz und alle Bagage in zimlicher Anzahl im Stich geblieben / und hat sich so gar die Schwedische Reuterey auch deß an ihrer reuterey vor freyberg erlittenen Schadens von diesem Treffen wiederum erholet: von welchem allem uns für gut angesehen / das außführliche Schreiben / so Hr. General Banner hiervon an einen hohen der Cron Schweden Bedienten alsbald abgehen lassen / hierbey in Druck mitzugeben / also lautend: Meinem jüngsten Schreiben zu Folge / habe ich die Conjunction mit dem Herrn General der Artillerie Leonhard Dorstensohn / am 2. dieses zu Zeitz effectuiret / und wie ich die gewisse Kundschafft von meinen außgehabten Partheyen / die mir von unterschiedenen deß Feinds rencontrirenden und niedergehauenen Partheyen häuffig gefangenen einbracht / erhalten / daß der Feind / als die Käiserl. und ChurSächs. Armee / zwischen Kemnitz und Zwickau sich befinden thäte / habe ich darbey considerirt / wie hochnöthig es seyn wolle / ohne Säumnüß mein Heyl an diesen zu versuchen / ehe Hatzfeld / wie bißhero / sowohl von Herrn[ccxxiv] / als auch von Minden[ccxxv] / Hamburg[ccxxvi] und Erfurt[ccxxvii] / und andern vielen Orten / mehr Bericht geschehen / daß er im marchiren übers Eichsfeld und durch Thüringen begriffen / zu ihnen stossen möchte / bin derowegen am 3. dieses zu Zeitz auffgebrochen / und desselben Tags biß an Kemnitz avancirt / indem auch einen Gefangenen bekomen / der soviel außgesagt / daß der Feind noch also elargiret still ligẽ / und von meiner Ankunfft nicht wissen sollte / mich darauff resolviret / dieselbe Nacht zeittlich auffzubrechen / ihnen zwischen die Quartier einzugehen / und also von ihnen auffzureiben / soviel ich immer gekönt / und Gott der Allmächtige darzu Glück / Segen und Heil verleihen / und die Gelegenheit Anweisung gethan hätte. Es hat zwar der Feind bemeltes Abends um 6. Uhr Nachricht von mir und Alarme bekom̃en / auch die armee zusammen gezogen / und gegen Morgen zeitlich auff den Rückritt gegen Kemnitz sich begeben / als ich aber gleichwohl auch sehr frühe noch vor der Sonnen Auffgang auffgebrochen / meinen March nacher Glaucha[ccxxviii] gerichtet / gerichtet / und also zeitlich zu Hohenstein / da den Abend zuvor deß Feinds Haupt-Quartier gewesen / habe ich in seinen Retrogarden in 300. Pferd starck angetroffen und dieselbe verfolgt / biß in das Corpus, so allbreit nahe allhie bey Kemnitz gewesen / eingejagt / und weil ich einen Morastigen Ort vor mir zu filiren gehabt / den der Feind mit Dragonern besetzt / hat er Gelegenheit erlangt sich zu stellen / demnach den lincken Flügel / so mehrentheils in Cürassirern bestanden / dahinden / und auff die Seit Kemnitz / den rechten Flügel aber weiter hinter sich / über den Fluß die Kemnitz genant / hinter der Stadt / auch gesetzet / darauff ich mit meiner Guarde von Dragonern / an bemelten Morastigen Paß / dahin wegen der Tieffe deß Sumpffs nicht zu kommen war / zu Fuß übergesprungen / nach wenigem disputiren / deß Feindes Dragoner gewichen / quittiret / und mir die Occasion zum filiren geöffnet / welcher ich also wahrgenommen / dem Feind die Höhe zu nehmen / und das Feld unsicher zu machen / so auch geschehen / also daß ich Anfangs mein Regiment / wie auch des Herrn General Dorstensohns Obrist Hanß Wachtmeisters / und Obr. Wittenbergs Regiment / überbracht / wovon wegen deß grossen Eilens / viel Reuter / so ermüdet waren / zurück geblieben / hinweg gewesen / damit erwehnten lincken Flügel chargirt / mit meinem Regiment den ersten Angriff gethan / und wegen empfundenen Widerstands in Schaden gerathen / aber weil deß Herrn Generaln / wie auch Hanß Wachtmeisters und Wittenbergs Regiment / auch zeitlich genug dem Feind zu schaffen gegeben / ist dieser lincke feindliche Flügel / so in Disordre kommen / und zu seinem grossen Schaden / und unserm trefflichen Vortheil zween grosse Morastige Gräben hinter sich gehabt / biß auff weniges / so sich an den rechten Flügel zu entfliehen / hat gearbeitet / gantz nidergehauen / wir starck nachgedrungen / auch fort und fort / wegen Ankunfft und mehrer Versammlung der unsern / je mehr und mehr verstärcket worden / solches ohne Säumnüß gethan / und 3. Dämme zu filiren[ccxxix] / gehabt / hinder welche sie sich zwar hätten setzen / und Widerstand thun können / aber weil der Muth gantz entsuncken / haben die unserige alles niedergehauen / und wenig darvon kommen lassen / das Fußvolck aber / hat sich zwar an die Stadt gedrenget / gleichwol durch einen kleinen Wald / nahe bey der Stadt / so nur 400. Schritt von einem andern Wald / gegen den Gebürge werts distiret[ccxxx] / sich zur Flucht wenden wollen / denen ich aber Hn. General Major Stallhansen / Herrn Major Pfuls / und Obr. Slangens Regimenter / und von den Königsmarckischen eine Squadron / unter ihrem Obrist-Lieutenant Hammerstein / nachgeschickt / die sie umringet / und auch totaliter ruiniret und geschlagen / also daß nunmehr / was Salis bey sich gehabt / schon vernichtiget / in dieser glücklichen Expedition die gantze Käiser. und Chur-Sächsische Armee zu Grund gerichtet / Stücke / Munition / Fähnlein und Standarten / darvon mir die Anzahl / weil noch die wenigsten einbracht / nicht soeben bewust / so dann alle Bagage der Generalen / Officirer und gemeinen zu Fuß erobert / und eine treffliche Anzahl Officirer gefangen worden : von denen so man in der Eil weiß / und von hoher Importantz seyn / ist der GeneralWachtmeister der Cavallerie Graf von Puchheim[ccxxxi] / Obr. Webel[ccxxxii] / Obr. Wangeler[ccxxxiii] / der biß auff den Tod verwundet / der Obr. Lieutenant Paradiser[ccxxxiv] / von Marq. de Grana,[ccxxxv] Obr. Lieutenant Wachenheim[ccxxxvi] von Graf Schlicken[ccxxxvii] / und eine große Anzahl Majorn / Rittmeister / Hauptleute / Lieutenant[ccxxxviii] / Cornet[ccxxxix] und Fähnrich[ccxl] / die Specification wird von den Regimentern colligirt[ccxli] / /
soll ohne Säumnuß in Form gebracht / und dem Herrn mit ehistem nachgeschickt werden: an unserm Ort weiß man noch von keinem Officirer / so sonderlich Namkündig / die gequetscht oder geblieben wären / als deß Herrn Gen. Stallhanß Obr. Lieutenant / so geblessiret / und der junge Graf von Witgenstein[i] / der unter Hn. General Pfuls[ii] Regiment gewesen / etc. etc. Datum im Haupt-Quartier zu Chemnitz / den 5. April. Anno 1639“.[iii]
Am 13.4.1639 schrieb der Kaiser an Gallas: In der Beilage übersende er ihm eine Abschrift seines Briefes an den Kurfürsten von Sachsen über den Austausch der jüngst bei Leipzig gefangen genommenen schwedischen Offiziere; er möge den Austausch Bruays gegen den schwedischen Obristen von Herberstein[iv] betreiben.[v]
Im April 1640 berichtete Philipp de Carrasco[vi] Hatzfeldt von dem Ende der Belagerung Freibergs und der Gefangennahme Bruays.[vii] Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold [1603-1676][viii] aus dem von Eger[ix] abhängigen Marktredwitz[x] erinnert sich an den Oktober 1640:„Am 5. Oktober ist des Kaiser. Generalwachtmeisters Gory[xi] Quartiermeister[xii] mit etlichen Reitern hie[r]hero [ge]kommen und [hat] für seinen General und dessen Volk, welches seinem Vorgeben nach allbereit[s] heranmarschierte, Quartier begehrt. Weil wir dann gehofft, daß wir solches abwenden oder aber das meiste von uns [ab]schieben sollten, bin ich ihm [zusammen mit] Herrn Vetter Christof Hagen entgegengeschickt worden. [Wir] haben aber bei ihm [nur] ein Geringes zu erhalten verspüren können, als wir ihn, mit dem Regiment stillhaltend, oberhalb Waldershof[xiii] [an]getroffen. Doselbst [hat]er sich nit anders(t) erklärt, als daß er mit uns herabreiten und rekognoszieren wollte. Sobald er hierher[ge]kommen [war], hat er das Hauptquartier hier in den Markt [nehmen] und die Regimenter auf die Dörfer ordnen und anstellen wollen. Weil aber ein Geschrei vom Feind erschollen [ist], (also) hat er alles Vieh beisammen gehalten und [auch] solchergestalt einquartiert. Er selbst(en) hat neben dem Oberst(en) Cabo,[xiv] Oberstleutnant Clari,[xv] dem Sohn des Piccolomini,[xvi] Herrn Generalwachtmeister von Brettau[xvii] [und] seiner Gemahlin sein Quartier vor dem Badtor genommen. Die anderen Oberst[e] sind mit den Regimentern in den Stadeln vor dem Obertor und dem Untertor gelegen. Es ist also bei diesem Marsch niemand in dem Markt, auch niemand - außer den Polacken,[xviii] welche zu Oberrebitz logierten - auf den Dörfern gelegen, sondern [er ist] mit allem Volk - also mit 6 Regimentern zu Fuß und 2 Regimentern zu Roß - in den Städeln und Vorstädten über einen Haufen liegen(d) (ver)blieben.
Über diese 8 Regiment[er] [hinaus] sind auch 200 Polacken mit marschiert, welche - wie ob[en] gehört - zu Oberredwitz logierten: Einige sind auch in Dörflas[xix] einquartiert worden. Obwohl wir hier im Mark[t] kein Quartier gehabt, so haben wir doch des Generals Tafel versehen und herrlich in die Küche (ver)schaffen müssen. Auch haben wir für die Regiment[er] hinaus[ge]geben 800 Brot[e], 800 Maß Bier und 2 Rinder. Überdies hat (ein)jeder Bürger, der seinen Stadel nicht zugrund reissen oder gar verbrennen lassen wollte, hinaus[ge]geben Fleisch, Fisch, Futter, Bier, Brot und Geld. [Es] ist dadurch auch sehr wenig erhalten worden, denn fast in jedem Stadel [hat] eine Kompanie gelegen, welche (dann) alles Heu, Stroh, ungedroschenes Getreide, Holz und Bretter aus den Stadeln in das Feld getragen. Es sind daraus Hütten gemacht und hernach meistens verbrannt [worden]. Um das, was liegen geblieben war, haben sich die Nachbarn auch [noch] gezankt. Sie haben auch alle Zäun[e] um die Gärten, Planken [und] Um(b)schrote[xx] umgehauen und verbrannt. All(e) unser[e] Fischkästen,[xxi] [von denen] ein[jeder] vorher um 50 K[ronen] erkauft [worden war], haben sie in einer Geschwind[igkeit] eingehauen, zerrissen, hinweggetragen und in Grund verdorben. [Auf] dem neuen Freithof, welcher erst neu gemacht worden war, haben sie die Schindel[n] abgeschlagen und sam(b)t dem Tor verbrannt. In Summa, diese Leute haben einen großen Schaden getan in dem ungedroschenen Getreide, Futter, (Ge)stroh und Holz. [Sie haben auch] fast alle Stadel im Grunde zerschlagen und das Gezimmer verbrannt; denn die Kälte war sehr groß. Daher [haben] sie auch außer[halb] der Stadel noch über 1000 Feuer angezündet und gehalten. Was sie in den Vorstädten ertappt haben, [das haben] sie (hinweg)genommen und das Vieh geschlachtet. Die Nacht [über] hat die ganze Bürgerschaft auf Befehl des Generals um und um auf der Mauer im Gewehr stehen und wachen müssen. Ungeachtet dessen aber sind die Musketiere(r) doch an vielen Stellen über die Mauer hereingestiegen, [sind] in die Ställ[e] eingebrochen, [haben] kleines Vieh erwürgt und was sie sonst [noch] bekommen konnten, [haben sie] mitgenommen und [sind dann] wieder hinausgewischt. Dies geschah (nun) an vielen Orten, [so] daß wir also genug(samb) zu wehren und solches zu verhindern hatten. Die Tor[e] hatte er selbst(en) besetzt und mit seiner Wacht versehen.
Auch auf dem Land ist es übel hergegangen. Alles ist spoliieret worden. Des anderen Tags ist er mit allen Regimentern aufgebrochen und auf Eger marschiert. Er hat selbige [Stadt] auch sehr bedrängt, wie wir [später] hören werden. Er hinterließ uns einen Fähn(d)rich zur Salva Guardi[a].[xxii] Die Regiment[er] ließ er alle von hier [ab]rücken. Da er auch eine große Menge Bagage bei sich hatte, wurde alles Volk, zusammen mit dem Troß,[xxiii] über 6000 Mann stark geschätzt. Bei ihrem Aufbruch hatte man genug(samb) zu tun, daß man an etlichen Orten das aufgegangene Feuer mit Gottes Hilfe wieder (er)löschen konnte“.[xxiv]
Im November 1640 weilte Bruay in Würzburg,[xxv] im Dezember konnte er Hatzfeldt mitteilen, dass er während seiner Gefangenschaft zum „Sergeant de bataille“[xxvi] ernannt worden sei.[xxvii] Am 10.12.1640 informierte ErzherzogLeopold Wilhelm[xxviii] Rudolf Graf Colloredo, mit Rücksicht auf die über die Stärke des Gegners eingegangenen Berichte werde er die Regimenter Neu-Piccolomini, Bruay, Puchheim, Wolframsdorf[xxix] und die Gall'schen[xxx] Arkebusiere[xxxi] und Dragoner[xxxii] nach Böhmen senden.[xxxiii]
Der Hofer Chronist Rüthner hält fest: „Den 25. novembris schickten seiner fürstlichen gnaden wiederum dem oftgedachten obristen Duclas[xxxiv] ein schön pferdt zur verehrung[xxxv] zu. […] Den 5. december kam der duclasische major mit einigen starcken trouppen zur abhohlung der hinterstelligen und an den 3000 thalern, was noch restirete, contribution, oder nahm gleichwohl an mangel bahrer bezahlung an tuch, sättel, pistohlen und andere sachen und marchirte noch selbigen abendts wieder auf Plauen, schickte aber zuvor eine parthey gegen Culmbach,[xxxvi] weil der kayßerliche generalmajor Bronj mit 20 regiementer auf Eger,[xxxvii] den leuthmerizischen[xxxviii] paß zu verwahren, gegangen“.[xxxix]
Ferdinand III. informierte Colloredo am 30.12.1640: Es gingen Berichte darüber ein, dass der Gegner mit der Absicht, in Böhmen oder Franken einzufallen, immer mehr Regimenter in Thüringen konzentriere. Um dies zu verhindern, habe er beschlossen, die von Bruay und Borri[xl] geführten Regimenter zu verstärken, und zwar mit dem Regiment Alt-Piccolomini, das bis auf weiteres im Kreis Pachen[xli] einquartiert werden solle.[xlii]
Am 12.1.1641 informierte Erzherzog Leopold Wilhelm Rudolf Graf Colloredo, Bruay sei mit dem Oberbefehl über die gesamte Kavallerie in Böhmen betraut worden.[xliii] Ferdinand III. und Maximilian I. von Bayern[xliv] kamen am 27.2. überein, Banér bei Cham[xlv] anzugreifen. Hierzu sollte ein Korps von 11.700 Mann zu Pferd, 7.000 zu Fuß und 32 Geschützen gebildet werden, denen auf schwedischer Seite nur 5.000 Reiter, 3.000 Infanteristen und 12 Geschütze gegenüber gestanden wären. Als Sammelpunkt war Straubing,[xlvi] dann Kelheim[xlvii] und als Termin der 12.3. vorgesehen. Das Korps sammelte sich ab diesem Tag bei Pförring,[xlviii] überschritt auf drei Schiffsbrücken die Altmühl, Laber und bei Mariaort[xlix] die Naab, kam mit dem Vortrab am 16. nach Stadtamhof[l] und ging von da in zwei Heeresabteilungen gegen Cham bzw. Schwandorf[li] vor. Die rechte Kolonne sollte gleichzeitig mit einer unter Geleen[lii] von Straubing aufbrechenden Kolonne von 4.000 Mann am 18. vor Cham eintreffen. Banér hatte von diesen Absichten jedoch rechtzeitig erfahren und bereits am 16. die Versammlung seiner Regimenter bei Cham angeordnet.
Beim Rückzug Banérs aus der Oberen Pfalz waren als linke Flügelstaffel Pfuel, Heuking und Jaroslav Petr Kinský mit Teilen ihrer Regimenter zurückgeblieben. „Sie trieben aus der ganzen Umgebung Getreide, Vieh und Lebensmittel bei; aus Hirschau[liii] ist bekannt, daß sie 50 Ochsen, 20 Pferde, Kälber, Schafe und Bier holten und 2 200 fl Brandschatzung verlangten, bis zu deren Erlegung 4 Ratsherren nach Nabburg abgeführt wurden. Die Hirschauer hatten einen Schaden von 12000 fl. Über ihr Treiben in Nabburg selbst enthalten die Akten keine Aufzeichnungen".[liv] In Cham hatten die Schweden bei ihrem Eintreffen am 29. Januar 1641 große Vorräte an Getreide und Vieh vorgefunden, das die Bauern aus dem Umkreis dort in Sicherheit gebracht zu haben glaubten. „In weitem Umkreis wurden Vieh und Getreide sowie andere Lebensmittel weggenommen und nach Cham gebracht, wo sie in Kirchen und Schlössern gelagert wurden. Banér forderte von der Stadt 30 000 Taler, setzte, nachdem ihm die Unmöglichkeit, eine so hohe Summe aufzubringen, nachgewiesen worden war, den Betrag auf 10 000 Taler herab und begnügte sich schließlich, nachdem mehrere Personen in seiner Umgebung durch Bestechung gewonnen worden waren, mit 6 644 fl. Nun erleichterte er die Lasten der Stadt, legte 4 Rgt. aus der Stadt auf das Land hinaus und sorgte durch Aufstellung von Wachen und Posten für die Sicherheit von Personen und Eigentum. Als am 19. März morgens 1 Kanonenschuß das Zeichen zum Aufbruch gab, zersprang das Geschütz, die Stücke flogen an Banér und dem bei ihm stehenden Stab vorbei, ohne jemanden zu verletzen".[lv]
Aus Regensburg teilte Walter Leslie[lvi] dagegen Piccolomini am 4.2. mit, dass die Stadt Cham sich dem Gegner ergeben habe, ohne einen einzigen Musketen-, geschweige denn Kanonenschuss abzuwarten, Pfuel habe Bruays Regiment zum Rückzug nach Böhmen gezwungen.[lvii] Drei Tage später schrieb Mislík von Hyršov[lviii] an JanČernin[lix]aus Moldauthein:[lx] Der Mangel an Pferden sei schuld, dass die Kaiserlichen dem Gegner keinen rechten Abbruch tun könnten. Eine Abteilung seines Regiments habe erkundet, dass Banér mit der Armee von Cham und Furth[lxi] ausgerückt sei, sichtlich mit dem Plan, gegen Pilsen[lxii] zu ziehen; etliche seiner Regimenter hätten sich bei Klattau[lxiii] gezeigt und kaiserliche Wachtpostenrepoussiert.[lxiv] Bruay logiere mit den Truppen bei Moldauthein, um wenigstens den Fluß gegen den Gegner zu halten.[lxv] Am 19.2. schrieb der Kaiser an den recht eigenwillig agierenden, teilweise auch wohl mit der Verteidigung Böhmens überforderten Rudolf Graf Colloredo und gab seinem Unwillen darüber Ausdruck, dass Colloredo jene 2.000 Kavalleristen, die Goltz[lxvi] auf seinen kaiserlichen Befehl hin hatte nach Böhmen führen lassen, jetzt, da der Gegner an der Moldau stehe und sich der Städte Klattau, Schüttenhofen[lxvii] und Pisek[lxviii] bemächtigt habe, zurückführen ließ. Er, Ferdinand III., werde sich eine solche eigenwillige Änderung seiner Befehle nicht länger dulden. Colloredo solle nun zwecks Verhinderung eines weiteren gegnerischen Vormarsches die genannten Kavalleristen ebenso wie sämtliche in Böhmen stehenden Reiter zu Bruay kommandieren und nur die Abgesessenen und Fußsoldaten in den Quartieren belassen; die ersteren würden mittels der Remontierungen in den einzelnen Kreisen bald wieder einsatzbereit sein, das verbliebene Fußvolk jedoch solle zur Abwehr des Gegners nach Prag und in andere befestigte Orte abkommandiert werden. Die befestigten Orte seien mit ausreichendem Vorrat an Munition und Proviant zu versorgen; Colloredo solle den Stand der Fortifikationsarbeiten in Prag, Königgrätz,[lxix] Pardubitz[lxx] und anderen Orten persönlich überwachen und festgestellte Mängel auf der Stelle beheben. Eine Kopie des kaiserlichen Befehls an Goltz vom gleichen Tag lag bei, in dem Ferdinand III. mitteilte, Colloredo habe den am 7.2. erteilten Befehl zur Überführung der 2.000 Kavalleristen nach Böhmen eigenmächtig abgeändert; diese Kavalleristen seien an Bruay, der sich am 15.2. in Moldauthein befunden habe, nach Wittingau[lxxi] und Časlau[lxxii] abzukommandieren.[lxxiii] Die Verwalter der Landeshauptmannschaft Mähren teilten Colloredo am 22.2.1641 als Olmütz[lxxiv] mit: Aus der Nachricht des Iglauer[lxxv] Kreishauptmanns Heinrich von Halebich vom 18.2. gehe hervor, dass der Gegner weiter in Richtung Mähren vorrücken werde; dieser habe mit 8 Reiterregimentern, Dragonern, 1.000 Musketieren und 4 Kanonen bei Moldauthein den Fluss überschritten und Bruay habe sich nach Tabor[lxxvi] zurückgezogen. Colloredo möge daher die mährische Grenze schützen und die an die 2.000 Fußsoldaten zählende Landwehr verstärken.[lxxvii]
Am 28.2. erging aus Regensburg der kaiserliche Befehl an Colloredo, sämtliche aus Schlesien gekommenen Kavalleristen zu Bruay abzukommandieren.[lxxviii] Am 2.3. forderte Erzherog Leopold Wilhelm[lxxix] aus Linz[lxxx] Colloredo zur genauen und unaufschiebbaren Ausführung des kaiserlichen Befehls vom 28.2. auf, dessen Kopie er vorsichtshalber beilegte.[lxxxi] Die Verwalter der Landeshauptmannschaft Mähren informierten am 4.3. Colloredo: Von der anbefohlenen Anzahl von 3.000 Mann für das Landesaufgebot hätten sie bloß 100 Wallachen aufstellen können. Da aus den von Bruay an den Iglauer[lxxxii] Kreishauptmann gesandten Nachrichten hervorgehe, dass sich der Gegner nach Böhmen zurückziehe, verlangten sie die Auflösung des Landesaufgebotes.[lxxxiii] Mislík von Hyršov teilte JanČernin d. Ä.aus Tabor einen Tag später mit: Bruay sei beordert worden, mit sämtlichen Regimentern zur Donau zu ziehen, bei Vilshofen[lxxxiv] eine Brücke zu schlagen, sie zu überschreiten und hierauf zu Piccolomini zu stoßen.[lxxxv]
Am 17.3.1641 ließ Banér in einem Schreiben aus Kaden[lxxxvi] Caspar Ermes,[lxxxvii] den Kommandanten von Erfurt,[lxxxviii] über den aus seiner Sicht erfolgreich verlaufenen Rückzug aus der Oberen Pfalz informieren: „Weiln ich leichtlich gedencken kan / daß mein Herr. Obr. und Bruder viel ungleiches Spargiren[lxxxix] wegen unserer Retraite auß der Pfaltz wird vernommen haben / als habe ich mir fürgenommen / dem Herrn Obristen und Bruder die gründliche Beschaffenheit desselben ungehindert zu erzehlen / in Meynung ihme darmit einige Freundschafft zu erweisen; so wol auch alle ungleiche und ungegründete Impressionen mit warhaffter Relation umzustossen. Und ist demnach mit obgemeldtem unserm zurück Zug anderst nit beschaffen / als daß der Feind durch der Frantzösischen und Weymarischen Armee geschehene Separation Anlaß genommen / sein Tempo und Glück an uns zu tentiren und hinter der Donau alle seine Force auß Bäyern / Schwaben / Böhmen und Schlesien zusammen zuziehen / und ist damit in grosser Still und Eyl nach der Nabe avanciret: so bald aber Ihre Excellentz Herr General und Feld-Marschall Banner solches vernommen / haben sie zwar denen an der Nabe und Filß / fürnehmlich der Communication-Linie Auffenthaltung halber hinder sich gelegten Trouppen / zu Schwandorff[xc] / Nabburg[xci] / Vilßeck[xcii] / Aurbach[xciii] und Burglengenfeld[xciv] / welche allein deß Obristen Schlangen / als deß Quartier in Schwandorff gewesen Conduite gestanden / eylige Ordre ertheilet / sich unverzüglich zu uns nach Chamb[xcv] zu begeben / welchen auch der Herr Obriste Schlang so weit nachkommen / daß er am 7. dieses zu Nachts um drey Uhren zu Neuburg / drey Meilen von gemeldtem Chamb mit seinem Regiment angelangt / demnach er aber die beyde Regimenter die in Nabburg gelegen / als Obriste Heuckings / und Obristen Freyherns von Kinsky erwarten wollen / und über solcher guten Meynung sich dergestalt verweilet / daß sie alle 3. mit ihren Regimentern und dem Obristen-Leutenant deß Leib-Regiments zu Fuß Georg Nemaren[xcvi] / der nur vor seine Person zu Demolirung gedachter Stadt Neuburg geschickt gewesen / und dem Feind seine Bloquirung / welches er in bemeldtem Neuburg / Retz[xcvii] und WaldMünchen[xcviii] gegen uns vorgehabt / dardurch vernichten wollen / mit deß Feinds ganzen Cavallerie circumvalliret / und darinnen eingeschlossen worden / worauß Ihre Excellentz dann bewogen worden / die vorhin beschlossene Retraite in Eyl vor die Hand zu nehmen / darzu auch am 9. dieses den Anfang gemacht. Es ist der Feind mit 1000. Reutern unter Conduite deß Herrn von Geleen / Bornevals[xcix] und Graff Broyen uns dergestalt gefolget / daß er allezeit auff eine halbe und gantze zum weitesten anderthalb Meilen hinder uns gewesen / und Piccolomini mit Fuß-Volck und Stücken ihme nachmarchiret. Wir haben aber die Avantgarde solcher feindlichen Reuterey allemal dergestalt zurück gejagt / daß der Feind von einem Tempo zum andern stutzend gemacht / und sich zu keinem Scharmützel / viel weniger Chargiren oder grössern Action zu præsentiren unterstehen wollen / und ob wol diese Retraite der jenigen / so Anno 1637. von Troppau[c] nach der Oder genommen werden müssen / nicht ungleich / sondern mit eben so grossem Hazard und Gefahr begleitet gewesen / so hat dennoch der Allerhöchste seine Gnad und Segen so kräfftig darbey erwiesen / daß dieselbe biß hieher über die Eger dergestalt volnzogen / daß wir gestern mit allen Stücken und Bagage auch Reutern und Knechten ohne Verlust alhie zu Caden über solchen Fluß biß an den Böhmer-Wald kommen / und biß daher unsern Rückgang glücklich absolviret / und ist der gantze Verlust nicht grösser als daß der Obrist Schlang / Freyherr von Kinsky und Obrist Heucking nebenst ihren Regimentern ohnentsetzt / in Neuburg gelassen werden müssen / welche der Feind / in deme ohne das schlechten Platz / mit Canonen also beschossen / daß fast kein Stück von der Mauren mehr gantz blieben / dannoch durch ihre dapffere Gegenwehr drey Stürme abgeschlagen / und dem Feind an Fuß-Volck grossen Schaden gethan / endlich aber auf Discretion sich zu ergeben gezwungen worden / die Obristen und Officirer seynd gefangen / und den gemeinen hat man Dienste angetragen / weiln aber den Obristen allen sie zu ranzioniren versprochen / haben sie sich nicht in deß Feinds Bestallung einlassen wollen / sondern seynd gefänglich nach Regenspurg geführet / und hoffen ihre Excellentz sie allerseits / weil noch genug Gefangene von dergleichen Qualitäten in unserer Gewalt seynd / bald zu liberiren / und ihre Regimenter wider auffzurichten / welches dann die Zeit lehren / und man bald hören wird“.[ci]
Der Erzgebirgschronist Lehmann schreibt unter 1641: „Alß Baner dieses [die Aufgabe Slanges in Neunburg;[cii] BW] vernommen, ist er mit dem rest der Armee 12. Martii 14000 Mann eilendt auß der Ober-Pfalz aufgebrochen, durch Böhmen auf Plan,[ciii] Töpel,[civ] Deißig[cv] und den Pas Presniz[cvi] ubers gebirg in Meißen[cvii] 3 tag und nacht geeilet, des tages 5 und 6 meilen marchiret, daß er den 16. Martii mit seinen Volck zue Roß und Fuß, 63 stücken, 5 Mörseln, ezlich 1000 Munition- und Pagagiwägen zue Caden[cviii] Sicher und ungeschlagen darvon- und ankommen. Die keyßerlichen hatten den Commendanten in Eger zeitlich befehl gethan, daß er alle brücken an der Eger abwerffen und ruiniren solte, welches er zu Caden auch gethan, aber er (Baner) sazte das Fußvolck alda durch eine Flößbrücke uber, die Reutterey mit Carethen, stücken und wägen sazte alles durch die Eger in blinder Verwägenheit und ziemlicher Confusion, daß theils, was müde, kranck und Weibsvolck wahr, darvon schwamme und ersoffe. Dabey lerneten die Obristen-Weiber in Carethen beten, nahmen mit fleiß die felt-Prediger zue sich in Durchsezen, die mit singen, beten und zuereden Sie aufmunderten und die gefahr leichter macheten. Ungeachtet aber die keyßerlichen alle gewalt und list anlegten, ihme den Pas zue Presnitz abzueschneiden, indeme Geleen, Bonnival und Broy mit der besten reutterey ihme nachgefolget von hinden und vermeinten, ihn sonderlich mit 1000 Pferden einzuefallen und einzuehohlen, daß Sie oft 1 1/2, 1 meile auch nur eine halbe Meile von einander gewesen, und in 3 tagen kein reutter von 2 Armeen auß den Sattel kommen, Der General Piccolomini wahr auch mit den Fußvolck durch bekannte kurtze Fußsteige schon zue Schlackenwerde[cix] ankommen, haben Sie ihn doch nicht können ansichtig werden biß zur Presnitz, den er anbefohlen, daß die reutter den Droß mit aufsizen und überführen solten; die Weiber hingen Sich an der Pferde schwäntze und ließen Sich durchschleppen. Hinden nach hatte er Officirer und reuter commandiret, die alles volck fort trieben, und, was nicht kranck und todt-Unvermöglich wahr, muste nur fort und der Armee nachfolgen, darmit der feind keine gefangenen bekam. Und darmit bekam er den Vorsprung eine stunde eher an Paß denn die keyßerlichen, besezte das Schloß zue Presnitz[cx] und den Walt mit 2000 Musquetirern, Pflanzte stücke und gab feuer auf die keyßerlichen Reuter, die in ezliche 1000 starck Nach und Nach ankommen, theils sich auf den Reuschberg sezten, theils in das Städtlein Presnitz fielen und mit der besazung scharmizirten, welche Sich allgemach zur Armee retterirten. Merian Nennet den Presnitzer Fauces Presnicianas[cxi] und meldet nebenst den abriß, daß Baner am Walde sein Volck in Bataglia gestellet,[cxii] und daß auch die keyßerlichen den 17. (27.) Martii zue Mittag umb 2 Uhr die Schwedischen mit ezlichen Trajonern, Beyerischen Cavalleri und 400 Pferden von Piccolomischen Regiement, angegriffen und der gegenwehr ungeachtet sie gezwungen, daß Sie 500 wägen und 6 stücke hätten müßen laßen stehen und von wegen der furcht zwar angezündet, aber nicht verbrennen können; weiter hetten Sie an den feindt der Enge, schnee und marrasts wegen nicht zue kommen vermogt. Baner sey mit seinen Volck und stücken selbst von Mittag an biß durch die gantze Nacht stehen blieben und habe mit Musqueten[cxiii] und stücken fechten müßen. Item die keyßerliche Cavalleri habe Sich gegenüber gestellet und den abriß nach uber 12 Regiementer aufgewarttet. Darzue wehren kommen 300 Musquetirer und ezliche Compagnien Trajoner von Eger, welches aber alles mit der erfahrung und gründlichen Nachricht sich nicht vergleichen lest. Gewiß ists, daß Baner mit ezlichen 1000 Musquetirern und stücken stehen blieben, bis die grösten stücke, Munition- und Pagagiwägen und (das) meiste Fußvolck uber den Walt auf Annenberg[cxiv] marchiret und kommen ist, darbey Sich dieses begeben, daß ezliche von Schwedischen raubvögeln selbst mitten in wald der Fußvolcker Pagagiwägen uberfielen und Plunderten und darmit alarm machten, alß wenn der feind vorhanden, darüber die kutscher die Pferde abgehauen, die besten Sachen draufgepackt und darmit uff Annenberg zue geritten, weil Sie so geschwinde nicht fortkommen können, welche hernach denen gebirgern zur beute wworden, weil aber drunder die Hunde hangen und andere loßlauffende Darbey geblieben, haben Sie solche wägen nicht eher uberweltigen und wegschaffen können, biß Sie die hunde erschoßen. Die keyßerlichen hetten den Schwedischen noch einfallen und schaden thun können, wen sie entweder uber Schmiedeberg,[cxv] Weinberg[cxvi] und Cranzahl[cxvii] oder durch die Schmaltzgrube[cxviii] und Königswald[cxix] bey Annenberg vorgebeuget hetten, aber die Mütigkeit und albereit erlangte halbe Victoria, daß Sie dem feind 4000 Pferde abgefangen und darzue auß 2 ländern gejagt, hat Sie zuerückgehalten. Doch ist der General Baner am Wald nicht ohne gefahr des lebens gewesen. Den weil ihme einer an Person von ferne oder durch das perspectiv erkandt, hat er von einen berg auf ihn feuer gegeben und darmit seinen Pferd, weil die kugel schon matt, den zaum entzwey geschoßen, Darüber er gestürzt, und noch eher er von wald abmarchiret, einen trop reuter ins Städtel Presnitz commandirt, Schloß und Statt anzünden laßen, daß darvon 75 heußer weggebrandt. Zueletzt, do sich die keyßerlichen zuerückgezogen, hatt er den Walt und Paß verhauen und sein Volck nach Annenberg, wo er uber nacht bey Thomas Gensel lag, abmarchiren laßen, nach deme der Obristen Carethen und Pagagi sambt den stücken meist nach Zwicka untterwegens und dahin kommen wahren“.[cxx]
Das „Theatrum Europaeum“ fasst die Ereignisse unter Verwendung eines Berichts des Ingenieurs Cappi bis zu Banérs Eintreffen in Zwickau zusammen: „Es war aber Herr General Banner desselben Tags kaum nach Trinitz[cxxi] kommen / daß nicht der Chur-Bäyrische General / Herr von Geleen / in selbiger Nacht schon auch in Chamb / mit dem in Böhmen gelegenenem und mehrerm zugegebenen Volck ankommen / und setzte andern Tags den 10. 20. Martii demselben nach / dergleichen vom Herrn Piccolomini und Mercy[cxxii] den 11. 21. ejusdem, so bald man mit dem Schlangen und den seinigen fertig gewesen / auff der Strassen von Wald-Neuburg / Retz und Wald-München auß / gegen Tachau und Plan zu / auch geschehen. Sie konten aber seiner eher nicht / als im Paß deß erstgedachten Orts Breßnitz ansichtig werden / gestalt es auß nächst fürstehendem Bericht-Schreiben deß Käiserl. Ingenieurs Carlo Cappen, sampt dem Abriß / communiciret / zu ersehen.
Nach dem Neuburg erobert / haben Ihre Hochfürstl. Durchl. sich in Eyl mit der Armada nach Retz begeben. Von dannen Herr Feld-Marschall Piccolomini und General Mercy / mit ihrer Cavalleria gegangen / den Herrn General Banner mit seiner Armada zu verhindern / daß er nicht über den Fluß Eger sollte kommen / welcher deß Tags von 5. biß in 6. Meylen gezogen / dessen Infanteria der Cavallerie gleich marchiren müssen. Herr Feld-Marschall Graf von Geleen folgete ihm nach / mit denẽ auß Böhmen und Schlesien ankommenen Regimentern / und etlichen Sächsischen Troppen / welcher den Herrn Banner mit täglichen grossen Scharmützeln aufgehalten / und gemacht hat / daß er theils serines Geschützes / Bagage, und anders / so ihme am marchiren hinderlich seyn mögen / unterwegs lassen müssen. Herr Feld-Marschall Piccolomini und General Mercy zogen in grosser Geschwindigkeit biß nach Eger / da sie zu vorderst dem Commendanten darinnen / Herrn General Wachtmeister Borry zuwissen thäten / daß er alle Brücken über den Fluß / so viel Zeit halben möglich einreissen / abwerffen / uñ abbrennen lassen solle. Als sie sich in der Stadt Eger kaum ein paar Stunden auffgehalten / in 300. Fußknecht darauß genommen / und über das Wasser gesetzet / seynd sie Tags so Nachts der Schwedischen Armada nachgefolget / und haben / daß dieselbige bey Caden durch die Infanteria eine Floß-Brücken gemacht / darüber schon kommen seye / zeitlich erfahren. So grossen Fleiß / als Herr Piccolomini und Mercy angewendet / haben sie doch den Banner nicht eher als zu Breßnitz antreffen mögen / allda er im Castell etliche Mußquetirer gelassen / und sich in den Böhmer-Wald retiriret / daselbsten nach etwas gefasten Vortheil / die Armada in Bataglia gestellet hat. Die Berge und der tieffe Schnee hinderten die Käiserl. mercklich in Ordnung zu marchiren / in deme sie auch nur einen einzigen Berg nahend an einem Wasser voller Morast und Weyher / darzu gehabt. Als nun die käiserl. Armada beysammen gewesen / und ein Theil den andern ersehen mögen / hat Herr Feld-Marschall Piccolomini und Mercy etliche Tragoner herfür rücken lassen / welche / als sie etwas mit denen in erwehntem Castell gelegenen Schwedischen scharmütziret / dieselben bezwungen es zu verlassen / und sich zu den ihrigen im Wald ligenden zu retiriren. Indeme auch Herr Feld-Marschall durch Herrn Grafen Bruye, General-Wachtmeistern / und andere Soldaten die gantze Lands-Gelegenheit recognosciren lassen / und er selber in Person neben Herrn Grafen von Geleen / Mercy und Borri abgesehen / wie man den Banner angreiffen möchte / der sich auff seinem Posto mit 600. Fuß-Knechten / Artigleria und Cavalleria fortificiret / die Käiserl. aber neben denen auß Eger genommenen 300. Knechten / und etlichen Comp. Tragoner / nur Cavalleria bey sich hatten / haben den 27. Martii um 2. Uhr Nachmittag resolviret / an den Schwedischen auff 3. Seiten den Angriff zu thun / darum sie ihr Volck in 3. Theil oder Corpi abgetheilet / konten aber wegen grossen Schnees und deß Morats nirgends als von obgedachtem eintzigen Weg an sie kommen / daselbsten Herr Feld-Marschall Piccolomini und Gen. Mercy mit etlichen Tragonern / Bäyr. Cavalleria, und 400 Pferden vom Piccolominischen neuen Regiment / die Schwedischen auff ihrer rechten Seiten nahend dem Bagagy angegriffen / und ob sie wol sich mit Canonaten und Moschetaten[cxxiii] starck gewehret / starck gewehret / auch der Paß eben enge / dabeyneben voller Schnee / auch Wald und Morast vorhanden gewesen / haben sie doch die Schwedischen bezwungen / sich in die Flucht zu begeben / und 6. Stück Geschütz sampt 500. Bagagy-Wägen zu hinderlassen / die sie zwar in Brand gestecket / ihnen aber solches nach ihrem Wunsch nicht angangen ist. Die Käiserl. waren von der Nacht überfallen / retirirten sich / doch hatten sie im Wald zwischen den Bäumen / die Herr Banner hinder sich fällen lassen / viel Schwedische Soldaten ergriffen / die auch die gantze Nacht durch und folgenden Tag kommen seyn / sich zu deß Herrn Feld Marschalls Piccolomini Gnaden zu ergeben / die auch von ihm gnädig angesehen / tractiret und begabet seyn worden. [...]
In Summa / Gen. Banner ist auch für dißmal den Käiserl. und Bäyr. entgangen / den 20. Martii [30.3.; BW] in Zwickau mit seinem erhaltenen Volck / und der Artillerie ankommen / mit deme sich die Weymarischen / so auff dem Separations-Weg gestanden / wiederum conjungiret : und ob er wol darüber erkrancket / und gestorben / ist doch das Volck bald hernach samptlich vor Wolffenbüttel[cxxiv] / biß zur Aufhebung selbiger Belägerungs Blocquade, gebraucht worden / dannenher es diß Jahr noch keinen Frieden / wie emsig auch sich andere darum bemühet haben / auch zu keinem Stillstand / der weder einem noch anderm Theil annehmlich gewesen / sich anlassen wollen“.[cxxv]
Walter Leslie, der den Kaiser zum Regensburger Reichstag begleitet hatte und zu Piccolominis Informantennetz gehörte, schrieb ihm am 5.4.1641: Der von Piccolomoni entsandte Bruay sei hier angekommen und habe den hier herrschenden Kleinmut mit dem Bericht von seinen Erfolgen wieder aufgerichtet.[cxxvi]
Am 24.5.1641 konnte Piccolomini Ferdinand III. aus Rosenberg[cxxvii] eine Erfolgsmeldung schicken: Der Gegner sei sehr schnell und insgeheim von Bernburg[cxxviii] abgezogen, noch bevor er, Piccolomini, ihn angreifen konnte. Er habe ihm eine Brigade Bruays über die Brücke nachgeschickt, die den Gegner erst bei Quedlinburg[cxxix] erreichte. Caba habe mit 500 Reitern einen Ausfall unternommen und 800 Pferde sowie 150 Gefangene erbeutet. Der Gegner sei gegen Halberstadt geflohen und versuche, die Lüneburger und Hessen mit guten Worten oder mit Gewalt zu einer Vereinigung mit ihm zu bewegen.[cxxx]
Im Juli bzw. August schrieb Piccolomini Reuschenberg,[cxxxi] dem kaiserlichen Kommandanten in Wolfenbüttel,[cxxxii] er, Piccolomini, halte seine Truppen bei Wolfenbüttel in Reichweite, um jede Gefahr eines gegnerischen Angriffs auf die Stadt abwenden zu können. Mercy[cxxxiii] mit zwei Kroatenregimentern und Bruay bewachten die Wege zwischen Wolfenbüttel und Braunschweig.[cxxxiv]
Während die Schweden murrend und ohne Sold auf die Ankunft ihres neuen Oberbefehlshabers Torstensson[cxxxv] warteten, praktizierteTaupadel Söldnerideologie: Er „streifte" zwischen Hildesheim[cxxxvi] und Hornburg[cxxxvii] und überfiel bei dieser Gelegenheit Bruay.
Der Hildesheimer Chronist, Arzt und Ratsherr Dr. Jordan notiert in seinem Tagebuch unter dem 14./24.8.1641: „Geschah bey der Asseburg[cxxxviii] eine starke Recontre, da die Weymarschen 2000 Kayserl. auscommandirte Reuter geschlagen. Der Obrist Lowenstein,[cxxxix] Obr. Goldacker,[cxl] 2 Obristwachtmeister, 10 Rittmeister, worunter der junge Graf Broy,[cxli] 16 Leutnand, 6 Cornet und viele Gemeine gefangen eingebracht. Übrige bis in Hornburgk verfolget. Von den Weymarschen der Obr. Graf von Nassau,[cxlii] Obr. Miller,[cxliii] 2 Rittmeister, der Grãl.-Wachtmeister Broy wird unter den Todten gesucht“.[cxliv] Das „Theatrum Europaeum“ berichtet dazu: „Gen. Feld-Wachtmeister Graf von Bruay wolte seine Fortune mit 2000. Pferden auch versuchen / er wurde aber rencontrirt / und ihme 2. Rittmeister die sich im Außzug verspätet hatten / abgefangen / die beym Trunck / wie starck die Parthey / und was ihr Intent sey / sich außkundschafften liessen. Man gienge auff die Parthey noch selbige Nacht mit genugsamer Reuterey und einem Regiment zu Fuß / und wurden beyde Theil bey der Asse oder Asseburg / die auff kleiner anderthalb Meilen Hornburg liget / ansichtig. Ob nun nwol die Käiserl. sich starck übermannet gesehen / haben sie doch redlich gefochten / unangesehen sich endlich der Uberrest nach Hornburg retiriren müssen. Es blieben in dieser Rencontre zwar nicht über 100. Reuter beyderseits / aber wie oben erzehlter massen den Königsmarckischen 400. Pferden widerfahren / also musten auch die jetzige Käiserl. von ihren Pferden springen / dieselben im Stich lassen / und sich ins Gehölze salviren. Der Obriste Löwenstein und 3. Obriste Lieutenant / unter denen der kürzlich noch abgewesene Brandenburgische Obrist-Lieutenant Goldacker sich befunden / wurden neben 10. Rittmeistern / 16 Lieut. und 6. Cornetten mit vielen Unter-Officirern darüber gefangen / deßgleichen ihre meiste Dragoner niedergemacht / über 800. reisiger Pferde bekommen / und viel Dragoner gefangen genommen. Auff der Unirten Seiten blieben Herr Graf Wilhelm Otto von Nassau / Weymarischer Armee Condirector, und Herr Johann Müller Obrister / der Graf an einem Auge / Müller aber oberhalb Gemächtes hineingeschossen worden / und wurden beyde sehr betauret. Die Käiserl. holeten nächsten Tages ihre Revange, und brachten auch bey nahe 800. Fourragier-Pferd davon / Daß also der Adler in mitten deß Unfalls noch einen guten Stern / in dieser seiner Expedition gehabt: Wie dann auch die Käiserl. Alfeld[cxlv] / Gronau[cxlvi] und Gandersheim[cxlvii] besetzet / und an den ersten zweyen anfiengen gleichsam Real-Vestungen darauß zumachen : davon nächst oben auch angereget“.[cxlviii] Abgesehen von der Beute, brachte Taupadel dadurch den Plan Piccolominis zum Stocken, Hildesheim anzugreifen. Am 7.10.1641 schrieb Schlick[cxlix] an Piccolomini, er bedaure Bruays Misserfolg bei seinem Treffen mit dem Gegner, auch wenn er keine Schuld daran trage.[cl]
Der Chronist Jacob Klingsporn [1601-1665] aus Wernigerode[cli] berichtet für 1641:„Den 4. September hat sich eine starke Partei beim Redeber[clii] Holze, so die Nacht darin gehalten, sehen lassen, welche 15 Pferde weggenommen, sollen unter Graf Broy einem Kaiserlichen Obersten, gehören. Hierauf sind sie nach Wasserleben[cliii] gezogen, da ihnen die Bauern Essen und Trinken geben müssen. Als sie nun gessen, haben sie wollen anfangen zu plündern, einer ist in Henni Schraders Haus gefallen und hat ihm sein Pferd wegnehmen wollen. Als ers aber nicht wollen verlassen und sich mit dem Soldaten darum gestrecket,[cliv] kommt ein anderer Reiter dazu, seinem Kammerad zu helfen, nimmt die Pistol und schießt nach dem Bauern, der sich aber bücket, daß der Schoß über ihn hin und dem Soldaten durchm Kopf gehet, daß er alsbald mit gräulichem Brüllen und Schreiben[clv] gestorben. Unterdessen sind
die andern Bauern zusammenkommen, daß die Soldaten weichen müssen. Hernach sind 5 von denselben zurück kommen, den erschossenen Soldaten abzuholen, aber auf m. g. Herrn[i] Befehl ist er zurückgehalten und ihnen nicht gefolget worden“.[ii]
Nach den Angaben bei dem Historiographen und Habsburg-Anhänger Wassenberg[iii] in seinem 1647 neu aufgelegten „Florus“ war er an dem verlorenen Gefecht Lamboys gegen die Franzosen, Weimarer und Hessen-Kasselischen am 17.1.1642 bei Kempen[iv] beteiligt und in Gefangenschaft geraten.[v] Allerdings schrieb schon am 14.4.1642 der kursächsische Geheimrat Abraham von Sebotendorf[vi] an W. E. von Lobkowitz,[vii] dass Piccolomini Bruay gegen die Schweden abkommandiert habe.[viii] Sebotendorf berichtete am 22.4.1642 W. E. von Lobkowitz über die Kriegsoperationen in der Ober- und Niederlausitz sowie über Bruays Misserfolg gegen Torstensson.[ix]
Der Schmalkaldener[x] Chronist Pforr hält fest: „Den 10. Maii haben die Frenckische craißstende ein Keyß: comp. Reutter zu unterhalden anhero
verwießen, aber sie sint mit einem stück gelt damalß vermeintlich abgewießen. Weil aber solche comp: unter Graff Broy gehörig geweßen, hat man ihm in a[nn]0 1644, wie fol. 124, zu sehen,
wegen dießer einquartirung bezahlen müßen 1000 thlr“.[xi]
„Im Jahre 1642 mußte Geroldshofen[xii] [Hochstift Würzburg] einem fürstlichen Befehl[xiii] zufolge monathlich 300 fl. nach Haßfurt[xiv] an das Catronische[xv] Regiment liefern, wobey es zugleich noch von den bayerischen Trouppen einige im Quartier und Verpflegung hatte. Wegen letztern hatten die ausschreibenden Fürsten und Stände des fränkischen Kreises[xvi] dem Generalwachtmeister Grafen von Bruny Vorstellungen gemacht, und darauf am 2. Junius von Bamberg[xvii] aus die Resolution erhalten, daß es unter andern bey der vom Kaiser moderirten Verpflegungs Ordinanz bliebe, wornach man also der Soldatesca entweder den halben Theil in natura, oder monathlich einem Reuter 10 Rthr. abreichen könnte, und daß man im letzten Falle für einen solchen Tax der Lebensmittel sorgen möchte, damit ein Reuter täglich um 15 kr. ein Pfund Fleisch, 2 Pfund Brod, und 2 Maas Bier oder ein Maas Wein haben könnte, so wie man auch wegen Herbeyschaffung des Hafers, wovon das Pfund auf einen Kreutzer käme, besorgt seyn sollte; daß ferner die Herrn Stände nach ihrem Gutdünken die Soldaten einquartieren möchten, und daß ferner die von den Kreisständen bewilligte Monathsverpflegung bis auf weitere kaiserliche Verordnung gütig abgereicht, und nichts weiter abgefordert werden sollte".[xviii]
Aus Schweinfurt[xix] wird 1642 berichtet: „Der Rath schickte Ludwig Segnitz[xx] und Dr. Höfel[xxi] am 24. April nach Bamberg auf den Kreistag, wo die Austheilung wegen Einquartierung 6 Regimenter zu Pferde, unter Anführung des Albert Gaston Spinola, Grafen von Brouay, Herrn zu Emmerich, im Fränkischen Kreise gemacht und der Stadt Schweinfurt eine halbe Compagnie von 50 Pferden und der Stab angewiesen wurde.
Graf Brouay kam am 30. April von Bamberg hieher, der Rath verehrte ihm Wein und Fische, er ging von hier nach Würzburg und von da wieder nach Bamberg. Der Hauptmann Haas schickte am 3. Mai seinen Fähndrich dahin, dem Brouay anzumelden, daß er, vermöge erhaltenen Ordre, ohne Kaiserlichen oder Erzherzoglichen Befehl, niemand einnehmen könne und dürfe, er bäte deßwegen, ihm solches nicht übel zu nehmen; wollte er aber von dem Seinigen hier zehren, könne er es geschehen laßen“.[xxii]
„Des Grafen Brouy Generalquartiermeister[xxiii] kam am 5. Mai hier an, und wollte wegen der Einnahme des Generalstabes[xxiv] Entschließung haben, weil jetzt die hieher angewiesene halbe Compagnie mit dem Regimentsstabe nach Windsheim[xxv] verlegt worden wäre. Der Hauptmann Haas blieb bey seinem Entschlusse; der Rath aber verschob die Antwort bis auf die Zurückkunft des Generalquartiermeisters, der sich nach Würzburg begeben hatte.
Indessen kam der Fähndrich, welchen der Hauptmann Haas[xxvi] am 3. Mai zum Brouy nach Bamberg geschickt, den er aber erst in Culmbach[xxvii] angetroffen hatte, wieder zurück, und berichtete, daß der Graf Brouy den ihm überreichten Brief, welchen er spitzig[xxviii] genannt, zerrissen und gesagt hätte: Er habe vom Erzherzoge mündliche Ordre, er wolle schon sehen, wie er in die Stadt käme; aber alsdann dem Hauptmann Haas zeigen, wie er Generale behandeln sollte. Als dieses Haas gehört hatte, wollte er ihn noch weniger einlassen.
Der Rath erklärte sich bey dem von Würzburg zurück gekommenen Generalquartiermeister: Er wolle einer halben Compagnie und dem Regimentsstabe einen Monat lang die halbe Verpflegung, aber außer der Stadt, geben.
Siebenzehn Regimenter unter des Grafen Brouy Commando zogen hier vorbey, um die Quartiere im Würzburger Lande zu beziehen. Brouy begehrte nun hier für sich ein Quartier; allein Hauptmann Haas schlug es ihm ab. Nun drohte er, wenn er in die Stadt kommen würde, wollte er den Hauptmann prügeln und in den Thurm werfen lassen. Da nun Brouy sahe, daß mit Gewalt nichts auszurichten war, suchte er mit List in die Stadt zu kommen. Am 8. Mai nach der Frühpredigt kam der Oberstlieutenant des Grafen, Nikolaus Bomgart,[xxix] vor das Oberthor und bald darauf des Brouy Kutsche mit 6 Schimmeln, worin des Grafen Gemahlin mit mehrern Frauenzimmer saß, welche Bomgart einzulassen begehrte. Das wurde ihm verwilligt, da man aber nicht recht genau nachsahe, wer in der Kutsche sich befinde, hielt sie eine Weile unter dem Schlagbaume stille, und die Bedienten mußten thun, als wenn etwas an der Kutsche zerbrochen wäre. Da sich aber auch ein Trupp Reuter genähert hatte, zwang man den Kutscher fortzufahren, worauf der Schlagbaum zugemacht wurde. Die Kutsche fuhr bey dem Wirthshause zum schwarzen Bären an, worin der Generalfeldwachtmeister Brouy sich hinter den Frauenzimmern verborgen aufgehalten hatte.
Da er nun durch List in die Stadt gekommen war, ließ ihn der Hauptmann Haas, als jetziger Commandant, seine Ordre von dem Obersten Wietz,[xxx] durch seinen Lieutenant, einen Italiener, vorzeigen. Diesen fragte der General Brouy: Ob er ihn für seinen Commandanten erkennen wolle ? Der Lieutenant antwortete: Er wisse von keinem Commandanten, dessen Befehl er zu befolgen hätte, als von seinem Hauptmanne. Brouy ward durch diese Worte so entrüstet, daß er dem Degen zog, ihn dem Lieutenant auf die Brust sezte und ihn niederstossen wollte, welches auch geschehen wäre, wenn ihm der Generalauditeur[xxxi] Graaß[xxxii] nicht die Hand gehalten hätte.
Der Graf Brouy ließ eine Ordre, von beyden ausschreibenden Fürsten gesiegelt und den 2. Mai datirt, dem Hauptmann Haas und E. Rath vorzeigen: Daß, weil der Generalstab bey der Eintheilung zu Bamberg vergessen worden wäre, die Stadt Schweinfurt den General- und Obersten-Stab halten, dazu der Fränkische Kreis eine Beyhülfe thun und die halbe Compagnie anders wohin gewiesen werden sollte.
Aber der Commandant bliebe bey seinem gefaßten Entschlusse, ließ die Wachen sowohl mit Bürgern als Soldaten verstärken; die Wache aber nicht öffentlich aufziehen, auch dem Brouy keine Schildwache vor sein Quartier stellen, welches er doch am andern Tage that.
Vom Bischofe zu Würzburg kam am 9. Mai ein Schreiben an den Rath, worin er meldete, er hoffe, man werde der Vertheilung zu Bamberg nach eine halbe Compagnie und einen Obersten-Stab verpflegen, damit ihm in seinem Lande nicht wieder Ungelegenheit gemacht würde.
Bomgart unterhandelte mit dem Rathe wegen des Brouy und man wurde einig, ihm 433 fl. Rhn. und 100 fl. für das Servis einen Monat, als die halbe Verpflegung, zu geben, so lange sie nämlich liegen blieben; doch aber auch nicht über einen Monat. Als der aufgesetzte Vergleich von Brouy sollte unterschrieben werden, stieß er ihn wieder um, und begab sich Nachmittag nach Geltersheim,[xxxiii] dem der Hauptmann Haas im Hinausreiten ein Thor nach dem andern auf- und zumachen ließ, welches ihn sehr beleidigt hatte.
Bomgart bliebe hier, begehrte die Einquartierung für den Stab und halbe Verpflegung in der Stadt, oder die ganze Verpflegung in der Stadt, oder die ganze Verpflegung ausser der Stadt, wenn das nicht geschähe, würde er sich in des Bürgermeisters Haus logiren. Als er sich gegen mehrere Rathsherren ungebührlich betragen hatte, wurde ihm gesagt, man wolle sich deßwegen bey dem Kaiser beklagen, so antwortete er: Man solle es selber unterschreiben; da er doch weder lesen noch schreiben konnte. Gegen Abend ging er unverrichteter Sache aus der Stadt.
Der Brouysche Rittmeister Bruel[xxxiv] kam den 16. Mai [1642; BW] hier an, dessen halbe, der hiesigen Stadt zu Bamberg angewiesene, Compagnie, welche er auf 60 Mann stark angab, ihm folgen sollte, hier die Quartiere zu beziehen.
Nachmittags kam das ruinirte Gonzagische[xxxv] Regiment von Worms[xxxvi] nach Sennfeld,[xxxvii] brachte vom Beierlein[xxxviii] eine Ordre mit, daß es nach Schweinfurt logirt werden sollte.
Die Stadt schickte deßwegen D. Heuber und Johann Zimmermann[xxxix] zu Brouy nach Würzburg und Johann Erhard Heberer[xl] nach Heilbronn[xli] an Beierlein. Indessen wurde den Soldaten Brod nach Sennfeld geschickt.
Des Grafen Brouy Leibkutsche und Wagenpferde verließen Geltersheim und wurden nach Rheinfeld[xlii] gebracht, wo die Pferde, nach Anweisung der Rheinfelder, auf den Schweinfurter Wiesen gefüttert wurden.
Abends kamen D. Heuber und Joh. Zimmermann von Würzburg wieder hieher, Graf Brouy aber nach Rheinfeld. Zu diesem gingen am folgenden Tage, als den 19. dieses, 5 vom Rathe Abgeordnete, um mit ihm zu unterhandeln; sie wurden aber, weil er viele Geschäfte hatte, auf den andern Tag frühe wieder dahin beschieden. Als sie am 20. zu ihm kamen, wurde ihnen eine Rechnung übergeben, welche sich sehr hoch belief, mit welcher und des Grafen Secretär die Deputirten wieder herauf kamen, die Tractaten vorzunehmen, endlich kam es doch dahin, daß die Stadt 3100 fl. Rhein.[xliii] zu geben verwilligte.
Damit war der Secretär nicht zufrieden, sondern ritte wieder nach Rheinfeld. Nachts um 10 Uhr kam des Grafen Adjutant und meldete dem Bürgermeister an, er sollte Quartier auf 1 ½ Reuter und das Gonzagische Regiment machen. Darauf ließ der Amtsbürgermeister am 21. dieses frühe um 3 Uhr den ganzen Rath zusammen fordern, und D. Heuber und Martin Geißler[xliv] wurden wieder hinunter zu dem Grafen geschickt, welche ihm 4000 fl. bieten sollten. Brouy ließ sie nicht vor sich, sondern beharrte auf die angesagte Einquartierung.
Indessen kam Joh. Erhard Heberer vom Beierlein wieder zurück, und brachte eine Antwort mit, die weder kalt noch warm war; deßwegen man sich nicht darauf verlaßen konnte. Weil aber des Grafen Adjutant[xlv] bey dem Bärenwirthe in Vertrauen sich verlauten ließ: Wenn man ihm etwas zur Belohnung verspräche, getraue er sich es bey dem Grafen dahin zu bringen, daß er 4000 Thlr. nähme.
Da man auch anderswoher Nachricht eingezogen hatte, daß der Graf auf gedachte Summe bestände, so fuhren Mittags D. Heuber, D. Höfel und Martin Geißler[xlvi] nach Rheinfeld zum Grafen, mit ihm auf 5000 fl. und etwas darüber zu unterhandeln. Endlich wurde man einig, ihm 4000 Thlr. und zwar wöchentlich 1000 Thlr., zu geben.
Graf Brouy, der am 22. Mai sich nach Bamberg begeben hatte, kam am 26. d. auf dem Waßer wieder hieher. Zu seinem Quartier wurde ihm nun Prichsenstadt[xlvii] und Iphofen[xlviii] angewiesen, daher er auch am 28. d. zu Rheinfeld aufbrach und nach Iphofen fuhr.
Weil nun die Stadt zu viele Ausgaben hatte und die öffentliche Cassa ganz erschöpft war, so sahe sich der Rath genöthiget, ein gezwungenes Anlehen bey den wohlhabenden Bürgern zu machen. Etliche liehen willig her, etliche wollten nichts geben, etliche mußten dazu gezwungen werden; wie dann deßwegen den 26. Mai einige die Nacht über auf dem Rathhause in Arrest behalten wurden, bis sie etwas herzuleihen bewilligten.
Graf Brouy schrieb am 31. Mai von Iphofen an den Rath, er habe Kaiserliche Ordre erhalten, aufzubrechen und nach Böhmen zu marschiren, deßwegen sollte ihm der Rath das ihm noch schuldige Geld (3000 Thaler) sogleich baar überschicken. Weil es nun dem Rathe unmöglich war, das Geld in so kurzer Zeit aufzubringen, wurde Dr. Heuber und Johann Zimmermann nach Iphofen geschickt, ihn zu bitten, daß er von der Summe etwas nachlaßen sollte. Allein ihr Gesuch wurde ihnen von Brouy abgeschlagen und er verlangte ernstlich das ihm versprochene Geld ganz und auf einmal zu erhalten. Zugleich begehrte er als Commandant im Fränkischen Kreise, so wie auch der Bischof von Würzburg vom Rathe und Commandanten, daß man 300 Mann in die Stadt nehmen sollte. Aber der Hauptmann Haas hatte neue Ordre von Wietz aus Wien bekommen, Niemanden ohne Kaiserlichen oder erzherzoglichen Spezialbefehl hier einzunehmen.
Graf Brouy schickte am 5. Juni den Rittmeister Brüel hieher, mit welchem man unterhandelte und es dahin brachte, daß er 500 Thlr. nachließe. Diesem gab man sogleich 1000 Thlr.; 1000 Thlr. hatte der Graf kurz zuvor schon erhalten, und versprach die noch übrigen 500 Thlr. innerhalb Monatsfrist zu Nürnberg zu erlegen. Als Bouy mit seinen Leuten abmarschirt war, schickte der Bischof den 12. Jun. ein Schreiben an den Rath, worin er meldete, daß man dem Grafen Brouy nicht mehr als 2000 Thlr. geben sollte“.[xlix]
Das „Theatrum Europaeum“[l] erläutert die weiteren Truppenzusammenziehungen der Kaiserlichen: „Hierauff hat Hertzog Frantz Albrecht[li] die erst oben gemeldete 9. Regimenter Käis. Succurs[lii] bekommen / aber noch eines mehrern auß Böhmen / unter dem General Zeugmeister[liii] Comte de Suys,[liv] durch den Pilßner[lv] Cräiß / vermuthlich über Eger / Beraun[lvi] und Prag / erwartet / ohne welche nur 6. an der Saal in Thüringen / unter dem General Wachtmeister de Soye[lvii] bleiben sollen / der Erfurtischen Guarnison / wie auch deren auf dem Schloß Mansfeld[lviii] ligenden weit außlauffenden Streiffen zu verhüten / von deren Actionen bey Thüringen. Uber diese alle lagen noch 6. Regimenter in Francken / gegen Coburg / unterm Comte de Bruay, die auch alle nach Schlesien gehen solten. Um den 28. Maji brach die Käis. Artogleria unter der Condotta deß Comte de Suys, und dem Carrettischen Regiment zu Fuß / von Zeitz[lix] auff / und nahm den Weg durch Anneberg auff Prag / die Hertzog Frantz Albrecht längst gern samt dem Succurs bey sich gesehen hätte.
Die Käis. Maj. waren um diese Zeit samt dem Hn. Ertzhertzogen wieder zu Wien / allda sie den angestellten Processionen beywohnten / und um den 6. Junii kamen 8. Regimenter mit 18. Stücken vor Prag an / nemlich das Speerreuterische / Gallasische / Carettische / Gelenische / Beygottische / Spiegelische[lx] / Ramsdorffische[lxi] / und deß Nicolai,[lxii] welche der Comte de Suys, bey deme auch etliche Obriste mit waren / anbrachte“.[lxiii]
Im Juli 1642 berichtete Piccolomini aus Brünn[lxiv] Hatzfeldt von der Ankunft Bruays aus Franken.[lxv] Im September weilte er bereits in Glogau.[lxvi] Am 9. dieses Monats schrieb S. Berg, der Administrator der Güter im Bistum Olmütz,[lxvii] aus Kremsier[lxviii] an die Administratoren des Olmützer Bistums: Das Heer, das aus Böhmen angekommen sei, lagerte gestern 3.500 Mann und 1.000 Reiter stark bei Zwittau.[lxix] Nach Mitteilung eines Hauptmanns der Hauptarmee ziehe Königsmarck mit 2.000 Mann gegen Meißen. Bruay wurde mit einigen tausend Soldaten gegen ihn entsandt, um dessen Diversion zu vereiteln.[lxx] Mislík von Hyršov informierte am 12.9. Herman Černin aus Lüben:[lxxi] Die Ausfälle der schwedischen Garnison aus Glogau seien stets abgeschlagen worden. Da in der Stadt eine starke Besatzung liege, werde sie wohl nicht so bald erobert werden. – An diesem 12.9. musste Erzherzog Leopold Wilhelm die Belagerung Glogaus aufheben.[lxxii] - Die kaiserliche Armee leide unter Proviantmangel. Bruay stehe mit etwa 600 Reitern und 2 Dragonerregimentern in Freystadt[lxxiii] nahe am Gegner. Diesem sei es zwar gelungen, in die Vorstadt einzufallen und sie niederzubrennen, doch sei er mit Verlusten zurückgedrängt worden. Die Kaiserlichen hätten nur 10 oder 12 Gefangene verloren. Jetzt liege der Gegner zwischen zwei Wasserläufen unweit von Guben,[lxxiv] wo er auf Verstärkungen warte. Er, Mislík, werde versuchen, Groß-Glogau zu entsetzen.[lxxv]
Der Erzgebirgschronist Lehmannerwähnt Bruay auch wieder unter 1642: „Als nun Torsten-Sohn Leipzig und das Schloß wieder reparirt und wohl besezet, theilet er das land auß untter die Obristen und Regiementer; das Ober-Ertzgebirge kam zue den Obristen Müller,[lxxvi] der schickte den 29. October seinen Major Jochim Görtzky[lxxvii] mit 200 Pferden nach Annen-, Marien[lxxviii]- und Schwartzenberg,[lxxix] ließe ihnen eine Ranzion ansagen, darüber sie erschracken. Die erste Nacht logirte er vorn Wolckensteiner thor zum Annenberg, den 30. October die andere Nacht in der Schletta[lxxx] auf den Schloß, beschriebe die Städte und Amptleute zue sich, gab Salvaguardien[lxxxi] auß und abgesetzte reuter, die musten Sie beritten machen und außmundiren[lxxxii] und die ranzion abzuezahlen zuesagen. Auf große interceßion[lxxxiii] gab Annenberg 1 500 thl., 2 eimer Wein, 6 Pferde und mundirten 3 kerl auß, Marienberg 300 thl. zur Discretion ohne Wein, bier, proviant und Commiß,[lxxxiv] Scheibenberg[lxxxv] 80 thl. ohne das andere, Elterlein[lxxxvi] 60 thl. Recruitengelt, 224 pfund brod, 2 virtel bier, 2 fuder heu, 6 strich haber, desgleichen auch die andern geben mußten. Darbey wahr furcht und angst; aller bewerb lag darnieder, kein Mensch wahr Sicher auf dem lande; die Partheien gingen durch einander; welche was zue verzehren hatten, salvirten sich in die Städte, die armen in die Flecken, wo Salvaguarden lagen, und gar auf die Wälder. Durften die Partheien nicht in die Städte und verschlägte flecken, so legten Sie sich zue 40, 50 biß 100 darneben vor die thore in die gärtten und anger, trotzen die örtter, daß Sie futter, bier und brod musten hinauß geben, zuelezt all das futter und gedreit in die städte auß den Scheunen schaffen, weil sie dieselben aufbrachen, ausdraschen und auf den Pferden wegführeten, Auch darbey tag und Nacht vor den schlägen und thoren wachen, damit die Partheien nicht einfielen. Und weil sich der Piccolomini in Böhmen schon wieder in die 6000 Mann sterckte, fingen sie auch herauß nach den Feindt zue partheien an, und muste der Major Gortzky in der Schletta stez partheien in Böhmen in der Vorwache halten, die in Jochimsthal,[lxxxvii] Lichtenstatt,[lxxxviii] Wiesenthal[lxxxix] einfielen, theils plünderten, theils ranzionirten. Des tags lag der Major mit seinen Pferden zue 12 in einem Hause in Stadtlein Schletta, des nachts alle in schloß, weil er nun der keyßerlichen halber alda nicht sicher wahr, brach er 3. November auf und legte Sich zue seinen glück auf das hauß und Schloß Scharffenstein[xc] an der Tzschopa; Den 2 tage hernach, den 5. November wahr der Conde de Broy schon mit 2000 Commandirten keyßerlichen Pferden in aller frühe in die Schletta und fragten nach dem Major, wo sie legen, und ob ihnen beyzukommen, Sazten Johann Jung-Micheln, den burge-Meister in der Schletta, auf ein Pferd; der muste Sie durch ihren Walt auf den Flügel herauf in Scheibenberg führen, alda die Generals-Person bei den Berg-Meister speiseten. Die Reutterey zog umb das Stadtlein herumb auf Crotendorf,[xci] Wiesen- und Joachimsthal zue zuerück in böhmen, rißen in Scheibenberg sehr ein und fraßen die kuchen auf, die Sie auf ihre Kürmeß gebacken. Dieser Broy ist auch der erste gewesen, der mit 1000 Pferde biß an Leipzig recognosciret. Alß diese wegwahren, schickte der Major Götzky 50 Pferde von Scharffenstein in Joachimsthal, ließ ihnen Contribution andeuten in gantzen gebiet und Creiß, und der Rittmeister quartirte Sich ein in Newstedel[xcii] und Wiesenthal. Auf den Scharfenstein blieb dieser Major lange liegen, und muste das gebirg dohin futter und proviant liefern“.[xciii]
Das „Theatrum Europaeum“ berichtet dazu: „Deß Herrn Grafen Piccolomini Excellentz hat nicht gefeyret / die zerstreuete geschlagene Käiserische Reuterey in Böheim alsbalden zu recolligiren : Massen Ihre Ertz-Fürstliche Durchleuchtigkeit um den 17. Novembris bey Rackowitz[xciv] Rendevous gehalten / und 8000. Pferd wieder beysammen gehabt / unter denen 200. unberittene Mann gewesen / aber zur Naumburg[xcv] alleine noch 500. darnach auch zu Jehna[xcvi] / Dornberg[xcvii] / Kamberg[xcviii] / und anderer Orten über die 1500. beschädigte gelegen / welche Reuterey von Occasion der Feldflüchtigen und sonsten in 17. Regimenter zu Pilsen reformiret worden seyn.
Das abgefangene Käiserische Fuß-Volck fienge vor dem 15. Novembris schon an / wiederum außzureissen und seinen rechten Herrn wieder zu suchen / gestalt deren um den 12. Novembris schon bey 330. Verwundete und nicht Verwundete / zu Prag vorhanden waren. Da dann Ihre Ertz-Fürstliche Durchleuchtigkeit einem Beschädigten 5. und den andern 3. Dukaten geben liessen. Dannenhero man im Eingang Januarii 1643 deren quasi ex postliminio[xcix] herbey gekommenen zu Prag in 2000. zehlen konnte.
Wiewol der Verlust vor Leipzig nicht gering gewesen / so hat man es doch Käiserlichen theils für gering geachtet : Angesehen man in den Erbländern noch viel in Guarnisonen verlegten Fuß-Volcks habe / desselben in Mähren und Oesterreichischen Landen noch viel und wol zu bekommen seye / und man sich der Hatzfeldischen Armada / wenn schon die Bäyerischen ein andern Intent führen / zu prævaliren[c] wisse.
Haben demnach die Käiserischen ihren Valor auff das neue zeitlich erwiesen / und ist der Conte de Bruay der erste / so auff die Schwedische vor Leipzig mit 1000. Pferden recognosciren gewesen“.[ci]
Der Hofer[cii] Organist Jobst Christoph Rüthner [1598-1648] beschreibt die Vorgänge vor und während der 2. Schlacht bei Breitenfeld[ciii] (1642): „Den 24. oct[obris] hatten seiner kayserlichen Mayestät nach Leipzig einen conventtag[civ] ausgeschrieben, alda zu tractiren[cv], wie die schwedische als der reichsfeind von dem reichsboden zu bringen sein, und war kayserlicher legatus,[cvi] ihro gnaden aber der andere jüngere herr von Reuß[cvii] von Gerau, ingleichen auch fürsten albereit im anzuge begriffen und dahin zu reisen würcklich gefaßet. Alleine es wurde dieser tag bei zeiten zu wasser, maaßen die ganze schwedische armee aus Schlesien in anmarsch begriffen und ihren weg durch das Churfürstenthum Sachsen genommen. Die kayserlichen folgeten ihnen auf eine tagreise weit auf dem fuße nach. Torstensohn aber, der schwedische general, hat seine armee bey Torgau[cviii] über die Elbe und den 21. october nahe bei Wurzen[cix] über die Muldau[cx] gebracht. Dann es muste jedesmalen ein regiement reuther ein regiement zu fuß abholen und hinter sich zu pferde setzen. Worauf endlich den 22. october der völlige marsch recta[cxi] auf Leipzig gegangen, welche stadt sie in der grösesten furie[cxii] angefallen, aufgefordert und endlich die stücke gegen sie gepflanzt[cxiii] und in zeit von 2 stunden eine ziemliche breche[cxiv] gemachet, darauf aber den sturm angeordnet. Weilen aber ein ziemlich hoher thurn[cxv] neben solcher breche,[cxvi] so von dem canonirern beschädiget war, eingefallen und solches loch der breche wiederum verstopfet und verschüttet, unterdeßen aber die kayserlichen völcker sich immer mehr und mehr näherten, so daß die partheien einander schon zu unterschiedlichen malen getroffen, so hat der general Torstensohn die belagerung eilend aufgehoben, das lager anzünden und noch selbigen abends die völcker gegen Dölitsch[cxvii] zu marchiren laßen. Dadurch die kayßerliche in den wahn gerathen, als ob der feind zu stehen nicht getraue und sich nicht genugsam im stande befände. Als er aber den breiten plaz, Breitenfeld genandt, nahe bey dem dorfe Budelwiz[cxviii] eine meile[cxix] von Leipzig erreichet (alda anno 1631 den 7. septembris die grose hauptschlacht zwischen denen römisch-kayserlichen und königlich schwedischen, auch chursächsischen völckern vorgegangen), so hat er sich gesezet, die armee en ordre de bataillie[cxx] gestellet, auch die nacht zu schanzen und batterien[cxxi] zu machen angewendet. Und obwohl seine kriegsräte und obristen ihm solches wiederrathen und sich an einen sicheren und bequemen ort, da man [...] eine vortheilhafte retirade[cxxii] haben könnte, ermahnet, so ist er auch [auf; BW] seiner einmal doch gefasseten resolution[cxxiii] bestanden und geantwortet, er wolle da stehen, da der könig, sein herr, ehemalen gestanden und glüklich viktorisiret[cxxiv] hätte. Die kayßerlichen, so zwar den abend zuvor auch durch die Muldau[cxxv] gesezet, aber bis über den gürtel im waßer waten müssen, welches dieselbe im fechten sehr beschwerlich gewesen, haben gleichfalls nicht gefeiert,[cxxvi] sondern sich gleich in der nacht ebenfalls gestellet und die partheyen gegen die feinde avanciren[cxxvii] lassen und in aller frühe annoch in dämmerung mit aller macht den 29. november[cxxviii] an dieselbige
gesezt und in schlachtordnung angesezt, auch sich so wohl gehalten, daß der sieg anfänglich für die kayserliche favorabel,[i] für die schweden aber sehr müßlich[ii] angelaßen. Indeme aber der schwedische rechte flügel bereits zurücke getrieben und in einige disordre[iii] gebracht worden, auch dem herren general Torstensohn ein schößlein vom belz[iv] hinweggeschoßen, auch sonsten vieles volck eingebüßet worden ist. Allein als der kayserliche lincke flügel von einem haufen schwedischer musquetirs, so in einem dorfe[v] versteckt gewesen, attaquiret worden, in dem rücken ihme starcke salven gegeben, so wurden hierdurch die kayserlichen in große confusion[vi] und folgend darauf gänzlich in die flucht gebracht, darüber sodann alle munitionwägen, 48 grose und kleine [...] stücke[vii] verlohren geggangen. Ja, es ist fast die ganze infanterie auf dem plaz geblieben, welches alles die schweden neben 28 fähnlein und 71 estandarten,[viii] 7000 pferden, des Erzherzogs durchlaucht wie auch denen anderen generalspersonen gehörig kriegscanzleygeld, silber und cammergeschirr[ix], ihro durchlaucht betten und zelt, welches Torstensohn um 3000 thaler von seiner soldaten einem an sich erkaufet, in summa ein groß guth erobert, und solches treffen keine 3 stunden in allem gedauert. Das wort auf der auf der kayserlichen seiten ist gewesen: ‚Maria hilf !’, auf der schwedischen seiten aber: ‚Jesu Christi hilf !’ Diese niederlage ist für den grösesten verlust derer kayserlichen, welchen sie noch jemalen in diesem kriege gehabt, gehalten worden. Auf kayserlicher seiten wurde 3000 mann auf der wahlstadt[x] gezehlet. Ihro hochfürstliche durchlaucht Erzherzog Leopoldus hatten sich zwar tapfer gehalten und heroisch gefochten, es wurden ihm währenden treffen von 4 schweden die kette vom leibe gerissen, ist auch von einem schuß verlezt worden, ist sodann mit wenig gütern gegen Dreßden[xi] gezogen und hat sich in Bremen[xii] salviret[xiii], alwo er hernachmalen bei Rackenau[xiv] in die 1600 mann an sich gezogen und zusammengebracht. Der obrist Collredo,[xv] [...] Pompejus,[xvi] Graf Buchheim[xvii] sind alle drey verwundet nach Altenburg kommen und von seiner fürstlichen gnaden daselbst nach Zwickau convoiret worden. Der general Picolomini und Don Hannibal Gonzago[xviii] aber sind nach Leipzig gekommen.
An todten sind gewesen:
1. herr generalwachtmeister Graf Broy[xix]
2. herr generalwachtmeister Paron de Soye[xx]
An gefangenen sind gewesen:
1. generalfeldzeuchmeister Comte de Soye[xxiv]
welche alle auf Erfurth, die generals auf einer kutschen, dir[xxviii] anderen officiers aber auf rüstwägen,[xxix] sind geführet worden. haben daselbsten bei dem thor absteigen und zu fuß hineingehen mßen. Daselbst ein danckfest gehalten und die stücke gelößet[xxx] worden.
Auf derer schweden seiten sind geblieben und verlohren worden in und bei dieser schlacht:
1. generalfeldzeuchmeister Lilienhoeck[xxxi]
2. generalmajor Schlangen
3. obrist und assistenzgeheimderrath Biber[xxxii]
6. obristlieutenant Stinz[xxxiv]
7. obristlieutenant Tozky[xxxv]
10. capitain Manß Person.[xxxviii]
Der generalmajor Stollhanß[xxxix] verfolgete die victorie und gienge denen flüchtigen bis in die bergstädte nach. Der generalmajor Königsmarck[xl] aber gienge in die Schlesien, und war dazumal die französische oder weimarische armee auch im anzuge und befande sich kurz darauf in Sangerhausen“.[xli]
Das „Theatrum Europaeum“ berichtet: „Er von Königsmarck aber ist um den 20. Jan. 1643. mit 6. Regimentern noch bey Oschatz[xlii] in Meissen[xliii] im marchiren gewesen / doch seynd seine im Schönbergischen Städtlein Meran[xliv] / unterm Obristen Fintschen / oder Funcken[xlv] / hinterlassene 12. Comp. Pferd und Tragoner von deß de Brouay Volck um den 14. diß überfallen und übel tractirt worden / darüber der Obrist todt in Leitmeritz gebracht worden“.[xlvi]
Zwischen dem 15.1. und 14.2.1643 schrieb Piccolomini an Melo,[xlvii] den Statthalter der Spanischen Niederlande: Obwohl es nicht geraten sei, wie er, Melo, schreibt, ein einmal geschlagenes Heer aufs Neue gegen den Gegner zu führen, werde er mit diesem ausrücken, um Freiberg[xlviii] zu helfen; Belohnung der tapferen und Bestrafung der schlechten Soldaten werden eine Ermutigung für alle sein. Übrigens sei keine Zeit zu verlieren, sonst könnte es zu einem Treffen mit dem Gegner in Böhmen kommen. Inzwischen beunruhige Bruay den Feind mit seiner Reiterei; die Belagerten brauchten die Unterstützung von Infanterie, aber Hatzfeldt habe andere Aufgaben. Freiberg halte sich gut, er bekomme Nachrichten aus der Stadt und stärke ihren Mut durch die Aussicht auf baldigen Sukkurs. Die Stadt sei schwer bedrängt. Am Kaiserhof herrsche Unentschlossenheit, manche stimmten für eine Hilfsaktion, manche dagegen.[xlix] Am 26.2. teilte Piccolomini dem Erzherzog mit, die Armee sei über Teplitz[l] in Sachsen einmarschiert. Gegen Freiberg habe er Kroaten kommandiert, die in der vergangenen Nacht Gefangene mitgebracht hätten; diese sagten aus, dass die Stadt unter ständiger Kanonade stände (am Morgen seien die Schüsse bis ins Feldlager zu hören gewesen) und dass ein Generalangriff bevor stehe. Ihn selbst hätten die schlechten Wege und das Wetter aufgehalten. Er wollte aber noch in der Nacht oder am frühen Morgen bis Dippoldiswalde[li] vorrücken, von wo dann schon bessere Wege führen. Nun habe er erneut alle Kroaten ausgeschickt, ihnen noch 500 deutsche Reiter beigegeben und Bruay mit einer weiteren Reiterabteilung nachgeschickt. Ihre Aufgabe sei es, in der nächsten Umgebung der Stadt Scharmützel[lii] zu provozieren, um die Belagerer in ihren Vorbereitungen auf den Generalangriff zu stören und den Verteidigern zu zeigen, dass sie nicht verlassen seien. Hierauf habe er eine Ansprache an alle Offiziere und Soldaten gehalten, damit jeder wisse, was er zu tun habe, und bei allen große Entschlossenheit festgestellt.[liii]
Das „Theatrum Europaeum“ führt weiter aus: „In Schlesien hatte der Käiserliche General-Wachtmeister / und Feld-Marschall-Lieutenant Herr von Hoffkirchen[liv] ein Volck / ohne Zweiffel auß Mähren / auch sonsten in Schlesien zusammen gebracht / und darmit im Januario erstlich die Stadt Oelß[lv] / 4 Meylen von Preßlau[lvi] überstiegen / hernach sich auch deß Fürstlichen Residentz-Schlosses daselbsten bemächtiget / das Schwedische darinnen gelegene Volck / bey 400. Mann samt allen Officirern hohen und niedern gefangen / und noch darzu ihre Artollerie und Munition bekommen / und sich darauff für Oppelen[lvii] geleget.
General Torstensohn hatte hiervon zeitliche Nachrichtung / darum Se. Excellentz schon im Eingang Januarii den General Major Stallhansen / wegen entsetzens dahin abordnet / der deßwegen zu Torgau[lviii] über die Elbe gienge.
Der von Hoffkirchen hatte vor Oppelen / darvor er den 15. Januarii angelanget / grosse Arbeit thun lassen / in Hoffnung sich deß Platzes zu bemächtigen : ist derhalben Bresse geschossen / und an zwey Orten gestürmet / der Sturm aber abgeschlagen worden : Im ersten Versuch seyn 7. Mann todt geblieben / und 39. verwundet / in dem Sturm 23. erleget / und 40. gequetschet worden. Darum sich der von Hoffkirchen um Bergknappen umgethan / den Platz mit Miniren[i] zu bezwingen / hat auch 400. Wallachen auß Mähren abgefordert / und das Land-Volck so viel dessen im Fürstenthum Oppelen auffzubringen gewesen / darfür führen lassen. Im Eingang Febr. ist es ans miniren gegangen : dieweiln es aber darmit nicht gelingen / und zumal Herr General Major Stallhanß um die mitten deß Februarii schon zu Groß-Glogau gewesen / Oppelen zu entsetzen / auch der von Hoffkirchen allbereit 3. Stürm darvor vorlohren hatte : als ist er davon abgezogen / und hat sich vor seine Person etwas in Brieg[ii] auffgehalten; Dieweilln auch Herr Graff von Bruay Præparatoria gemacht gehabt / Olmitz anzugreiffen / deßwegen Geschütze von Prostnitz[iii] 3. Meylen davon / gebracht worden / so hat das Hoffkirchische Volck auch dahin gebraucht werden sollen.
Ob es nun wol solcher gestalt mit Oppelen keine Noth gehabt / so seyn doch die Schwedischen darum angefochten worden / und haben deßwegen in Gefahr Verlusts stehen müssen. Und ob sie schon Leipzig in ihrer Gewalt gehabt : so hat doch die Belägerung Freyberg verursachet / daß sie der Gefahr und der Chur-Sächsischen herum streiffen nicht ewehren können / sondern haben gestatten müssen / daß ihnen Fuhren auff zwey Meylen von Leipzig spoliret / auch die von Hamburg[iv] und Magdeburg[v] kommende angegriffen / die darbey gewesene reisende / von Studenten / Kauff- und Fuhrleuten ermordet / Saltz- und Weinfuhren von Hall[vi] hinweg genommen / und einsmals auff 100. Personen bey diesen letzten beschädiget worden“.[vii]
„Torstensson hatte gehofft, daß der Fall Leipzigs den sächsischen Kurfürsten Johann Georg veranlassen könnte, vom Kaiser abzufallen, doch das geschah nicht, und um ihn noch weiter zu drängen, in diese Richtung zu gehen, begann das schwedische Heer Mitte Dezember 1642, Freiberg zu belagern, jene wohlhabende Bergwerksstadt südöstlich von Leipzig, die einzunehmen dem Heer Banérs 1639 nicht gelungen war - und die dieser damals »das elende Rattennest« genannt hatte. Nach gut zwei Monaten, als 2 000 Soldaten und 5339 Kanonenkugeln ohne jeden Nutzen draufgegangen waren, gab auch Torstensson seinen Versuch auf".[viii]
Der Hofer Chronist Rüthner hält dazu fest: „Den 23. December[ix] [a. St.] ist der aufbruch der ganzen [schwedischen; BW] armee nach Freyburg geschehen, und haben sie alle fähnlein fliegend geführet, so weit man sie hat sehen können, und ist die stadt Leipzig von generalmajor Liliens[x] als commendanten mit 2 regiementern besezt worden. Die stadt Freyberg aber, 4 meilen von Dreßden[xi] liegend, ist von der ganzen schwedischen armee vom 27. december, als am 3. Weynachtfeyertag, an erstlich durch den obrist Diedemann[xii] anfänglich mit etlichen commendirten reutern berennet, den dritten tag hernach aber mit der infanterie und ganzem corpore beschloßen[xiii] worden, bis auf den 17. februarii des anno. 1643. jahres, folglich ganzer 7 wochen belägert und hart bedränget worden, maßen dan[n] derselben mit schießen, brennen, feuerkugeln,[xiv] handgranaten,[xv] minenspringen und steinwerfen sehr hart zugesezt, also dass sich sehr zu verwundern war, wie vor einer so großen armee und bey so scharpfem ernst eine berg- und landstadt sich so lange halten und wöhren können, welches sie aber mit ruhm und dermaßen ritterlich gethan, bis sie am gedachten 17. februarii von dem general Broy avantquarde und folgenden tages vom römisch kayserlichen generalfeldmarschall, dem durchlauchtigten hochgebohrnen fürsten und herrn, herrn Octavio Picolimini-Arragona, Herzogen zu Malfy, völlig ensezt und erlöset worden. Die mauen und thürme sind zum öftern niedergeschossen und eingeworfen, von denen belägerten aber jederzeit bald möglichst reparirt und ausgeflickt, zuletzt aber dannoch also durchlöchert worden, dass, als gedachter entsaz für die stadt kommen, so haben die officiers alles besichtiget und theils wegen des feindes verübten wuth und bezeugten grosen ernst, theils auch wegen derer entgegengesetzten wercke und wöhren sich sehr verwundert. Unter andern hat einer begehret ihm zu vergönnen, dass er mit dem pferdt über die breche in die stadt reuten dorfte, darmit er davon hernach sagen könne, welches auch, nachdem ihm solches vergönstiget und zugelassen worden, würcklich geschehen ist. Sowohl seiner kayserlichen mayestaet als auch ihro churfürstlichen durchlaucht zu Sachsen haben diese der stadt Freyberg standhaftigkeit und des herrn commendantens, herrn Georg Hermann von Schweidnitz auf Rommitz, des hochlöblichen arnimbschen[xvi] regiment zu fuß wolbestalten obristlieutenant, mannlichkeit wie auch des darinnen regierenden burgermeisters und gesamter burgerschaft guter, getreuer hülfe und fürsorge, auch sämtliches bezeugen, allergnädigst erkandt und gerühmet, auch nach erlösung der stadt ihnen allen allergnädigst zugeschrieben, mit vielen verehrungen und schenckungen begabet und begnadiget. Auch haben die leute gute einigkeit und correspondence miteinander gepflogen und ist zeit wehrender belägerung ganz nichts theur worden“.[xvii]
Der Erzgebirgschronist Lehmann hält fest: „In Freyberg lagen nur 290 Mann geworben Volck. Alß (man) der Schwedische General Torstenson Leipzig wieder befestigt und besezt hatte, brach er den 27. December [mit] der Armee vor Leipzig auf, schickte den Obristen Dietemann mit 800 Pferden vorran und ließ am dritten Feyertag in Weinachten die statt frühe umb 7 Uhr berennen, Er folgte selbst mit 20 Brigaden[xviii] zue fuß und der gantzen Armee, ginge gerade uff Born,[xix] Rochlitz[xx] vor Freyberg, belagerte die Stad ernstlich und brauchte darfür die hochste gewalt 54 tage lang, fast 8 wochen, durch Januarium und Februarium in hartten winder, bey harten Winder und ungestummen Schnee- und Stöber-Wetter. Den 30. December schneiete und stoberte es, daß mann kein auge kunte aufthun. Das hielte an durch den Januarium. 3. Januar wahr ein grausamer Wind. Den 8., 9., 10. schneiete es aneinander, und musten doch die Soldaten schantzen[xxi] und in laufgraben[xxii] liegen in großer kelde. Der Himmel warnete Sie, die Schweden. Den 21. Januar wahr ein großer Wind, drauf folgete ein regen, daß die Musquetirer mit ihren gewehr musten in Waßer stehen die halbe knie tief und löcher in die abseiten machen, das feuer zu erhalten und darbey sich zue wermen. Frühe umb 2 Uhr hörte mann ein brausen in Wolcken, alß donnerte und erdbebete es, es Plizte und gab einen grosen Donnerschlag, und fielen 2 große klumpfen feuer vom himmel. Den 23. Januar war des Nachts abermahl ein Unnatürlicher Wind und Wetter, donnern und Plitzen, und sahe man wieder fallen. Den 24. Januar wahr ein schneien und stöbern, des abendts um 7 sahe Mann uber der Stad 2 feurige kegeln stehen wie waßer Monden, die uff beyden Seiten strahlen warffen. Den 25. Januar war eitel unstet Wetter, schneestöbern und regen Wetter drin. Den 28. Januar stunde ein Schwarz Creutz am himmel, und regnete in Schwedischen lager blut und feuer, daß den Pferden die Mehnen hat verbrand. Alda hatten Sie schon 1500 Mann verlohren und eingebüst. Es wahr continuirliche kelde biß in Meyen. Die Pircken wahren noch nicht ausgeschlagen. Die Soldaten trugen Fichten ein. Ungeacht die Schweden schon das Thor und thurm, den Zwinger und Stadgraben innen und die Mauer 20 ellen lang niedergefellet hatten, daß Man uber die Breche reiten und lauffen können, Muste Torsten-Sohn doch Gott und dem Succurs der keyßerlichen, die sich bey Pilsen mit den Hatzfeldischen Corps conjungiret hatten und sich ans gebirg Nach Brix[xxiii] gezogen hatten,[xxiv] endlichen weichen, do sie uber 3000 vor der Stadt verlohren hatten, die Sie nur die Hexenstadt hießen. Merian sagt, daß binnen wehrender belagerung 5399 schöße aus Canonen, 112 feuerballen, 200 handtgranaten, unzehlig steine, auch Centnergewichte, Amboß hineingetan und geworfen, 14 Minen gesprenget, etliche mahl gestürmet, und die mauer viel lachter[xxv] lang niedergeworfen worden, wie ihre eigene Chronic bezeuget. Untter solcher belägerung haben die Ober-Ertzgebirgischen nicht allein viel 1000 pfund brod und allerhandt Victualien an fleisch, bier, haber, schmalz wöchentlich zueführen müßen, sondern auch Salvaguarden einnehmen und kostbarlich untterhalten, nicht nur einzelne partien, sondern ganze regiementer verpflegen, die alles in gebirg verderbet, die leute geprügelt, gerädelt,[xxvi] außgezogen, verwundet, zur ranzion gezwungen, mitgeschleppet, daß sich kein Mensch auf den lande durfen sehen laßen. Es ist keiner kirche noch Pfarrhauses verschonet worden, oft Sindt sie mit 30, 40 wagen kommen, das gedreit
ausgedroschen, aufgeladen, viehe, Pferde, futter, bier und mobilien und, was sie angetroffen, weggeführet. Do haben keine Salvaguarden, gelt noch vorbitte geholffen, und darmit er vor Freyberg sicher lege vor den uberfall der keyßerlichen in Böhmen, hat Torsten-Sohn gantze regiementer ins gebirg nach Marien- und Annenberg, nach Wolckenstein[i] gelegt, die Stett an Böhmischen Wald geparteiet und alle winckel unsicher gemacht; es ging alles untter einander, und wuste niemandt, wer sie wahren, ohne wen Sie sich in ämptern und Städten angeben, Commiß, contribution, discretion und verpflegung haben wolten.[ii] Nach deme nun der Schwedische General Torsten-Sohn mitten in winder und untter seinen podagrischen schmertzen alle gewalt vor Freyberg angelegt und doch nichts außgerichtet hatte, sonderlich weil der keyßerliche Succurs von 16 000 Mann unter dem Commando Herrn Octavii Piccolomini[iii] nahe herbey kommen wahr und sein Haupt-Quartir zue Dippoldswalde nur 2 meil von Freyberg hatte, und nunmmehr die regiementer schon hart uff einander traffen, ist der General mit der Armee frühe binnen fünf stunden den 18. Februar in gutter ordnung mit allen stücken aufgebrochen, seinen March auf Döbeln,[iv] Lumnitzsch[v] an die Elbe nach Streele[vi] genommen“.[vii]
Der Habsburg-Anhänger und Historiograph Wassenberg[viii] nennt in seinem „Florus“ von 1647 die Gründe, weshalb die Schweden die Belagerung Freibergs aufgehoben haben: „Als die Belägerung der Statt Freyburg / wie oben Anregung geschehen / allerdings geschlossen / die Battereyen färtig / vnd Stücke darauf gebracht worde[n], hat man vmb 2.12.[1.1643; BW] dieses Bresche zu schiessen angefangen / vnd nachmals einen gantzen Monat durch mit spielenden Minen / Approchen / Sturmlauffen[ix] / vnd Fewerwerffen[x] vnauffhörlich angehalten. Weil aber der Statthalter darinnen Georg Hermann von Schweinitz sampt seinen vnterhabenden 1200. Chur-Säxischen Soldaten zu Roß vnd Fuß / auch vielen Jägern vnd Bergleuten / sich überauß tapffer gewähret / auch der Keyserl. Entsatz in 9000. Pferd vnd vber 5000. Mann zu Fuß benebenst 26 Stücken Geschutz herbey genahet / haben die Schwedische nicht lenger warten wollen / sondern die so kostbare vnd fast zum end gebrachte anderthalb monatliche Belägerung gantzlich auffheben müssen.
Wiewol die Schwedische solchen Auffbruch nicht der Keyserischen ankunfft / oder daß sie sich vor denselben beförchten müssen / sondern deme bloß zuschreiben wollen / weil durch gegentheils beynahung ihnen die örter entzogen worden / worauß sie sonsten ihre füterung holen müssen / vnd dasselbe / vmb sich der Lebensmittel zu bedienen / Dresden / Pirna[xi] / Meissen / die sämptliche Bergstätte / vnd das Königreich auff dem rücken gehabt / hergegen sie / die Schwedischen / an Futter vnd Vnterhalt hetten mangel leiden müssen“.[xii]
Piccolomini selbst berichtete am 27.2.1643 aus Dippoldiswalde Maximilian I. von Bayern: Die Stadt habe sich trotz äußerster Gefahr wirklich gehalten. Der Gegner hatte bereits ein Stadttor und zwei Türme besetzt und große Aufregung verursacht, da er eine Mine in die Stadt legte. Heute Morgen um vier Uhr habe er angesichts der schnell vorrückenden kaiserlichen Armee den Rückzug angetreten. Diese Armee habe bewiesen, dass sie fähig sei, ihre Gegner zu besiegen. Dies sei ein guter Anfang der diesjährigen Kampagne.[xiii] Wassenberg schreibt im „Florus“ dazu: „Inmittelst war das Picolominische Hauptlager zu Dippoltzwalde / von darauß die gantze Keys. Armee in 16000. Mann folauß / biß an die beyde Stätte Dresden vnd Freyberg gelegen. Dessen vnerachtet haben die Schwedischen fast täglich starcke Partheyen gegen die Keyserischen außgehen lassen / zwischen denen es dann manchen heissen Scharmützel abgeben. Vnter dessen thaten in 3. biß 400. Schwedische reutter in die Statt Wurtzen[xiv] 3. Meilen von Torgaw[xv] vnd 3. von Leiptzig einen einfall / plünderten alles an Bier /Brod / Getreid / Viehe / Kleidern / vnd anderm rein auß / welches sie alles nach der Armee auff Strela zu mitgenommen“.[xvi] „Von einer andern Schwedischen Partie ist ingleichen Kolditz[xvii] überrumpelt / vnd / ohnangesehen ein Birckenfeldischer[xviii] Leutenant mit sieben Reuttern / wie auch ein Axel Lylischer L Hauptmann auß Leipzig mit 12. Musquetierern zur Salvaguardi darinn gelegen / gäntzlich außgeplündert worden. Ebenmässig haben den 7. dieses [März; BW] 1000. Schwedische Reutter die Statt Leißnick[xix] geplündert / vnd viel Proviant bekommen / welcher Ort ihnen am folgenden 9. dieses noch eine Summa Geldes erlegen müssen“.[xx]
Am 11.3.1643 sandte Enckevort[xxi] im Namen Piccolominis ein ausführliches Memoriale mit Berichten über militärische Maßnahmen gegen die Schweden mit der Bitte um Stellungnahme an Johann Georg I. von Sachsen: „S. E. [Graf Piccolomini; BW] gestern die Croaten[xxii] voran gegen des Feindes Lager geschickt zu versuchen, ob sie zum wenigsten des Königsmarcks à part liegendem Flügel eine Masquarada[xxiii] bringen könnte; der Obrist Tappe[xxiv] sei zur Secuntirung der Croaten in die Embuscada[xxv] gestellet worden, der Herr General Feltmarschalch aber mit 3 000 Pferden und 500 Musquetierern des Weges gegen Meissen avanzirt, umb alsdann auf einen oder den andern Fall mehrern Calor[xxvi] zu geben, worauf die Croaten an des Feindes einen Trouppen ungefehr 150 Pferden kommen, selbige chargiret,[xxvii] den Ritmeister niedergeschossen, dem Cornet und wohl in 40 Gefangene einbracht und also selbige Partei ruiniret.
Dieweil dann der Feind sich nicht weiter aussen Vorteil geben wollen, haben sich S. E. in der Nacht zurückgezogen, Herren Grafen Bruay aber mit dem meisten Teil der bei sich gehabten Cavallerie zue Meissen stehen, auch die Croaten förder gegen Strela und Leipzig battiren lassen, sowohl den Obristen Caba mit 600 Pferden auf jene Seiten der Elbe nacher Hainn[xxviii] commandiret, umb gewisse Kundschaft einzuholen, wohin sich der Feind eigentlich wendet und wie es mit seiner Brücke beschaffen, damit man sich mit der kais. Armada gleichfals darnach achten und eine Resolution fassen könte.
Indeme nun diese Nachricht wegen des Feindes hauptsächlicher Intention noch nicht gewiss und durch die ausgeschickte unterschiedliche Trouppen erwartet werden muss, so tragen S. E. Bedenken, I. Churf. Dt ohne sonderbare principal Ursach so ofters mit dero Zuesprachen molest zu sein, doferne sie aber Gewissheit erlangen, wolten I. Churf. Dt sie alsobalden aufwarten, und mit derselbigen notürftige Unterrede pflegen, was gegen dem Feinde nach Erforderung der Kriegs Raison ferner zue tun, und hierinnen I. Churf. Dt gnedigstes Commandement vernehmen.
Unterdessen suchten S. E. unterthenigst, es wolten sich I. Churf. Dt auf die drei nachgesezte Fälle mit dero gnedigstem Gutfinden zu Gewinnung der Zeit herauslassen.
1) Wenn der Feind den Königsmarck mit seinem Flügel diesseit der Elben liesse, ob alsdenn nicht ratsamb sei, in aller eil auf denselbigen loszuegehen und ihn womüglich zue ruiniren, vorher aber die Brücke zuenichtezuemachen.
2) Da aber der Feind mit seiner ganzen Macht auf jener Seiten sich fort nach der Laussiz wendete, ob nicht I. Churf. Dt nach Einziehung fleissiger Kundtschaft alsobalden S. E. Part geben wolte, damit man durch Verlegung der Pässe dem Feind beizeiten von einem Ort zum andern vorbauen und ihn necessitiren könte, seinen Weg gar hienunter nach der Marck zu nehmen, welches denn ohne merkliche Ruin seiner Armada nicht geschehen würde. Und dann
3) solte sich der Feind erkünen, die Stadt Grossenhain anzuegreiffen, so were S. E. resoluiret, selbiges, es gesche per forza oder wie es wolle, zu entsezen, und würde auf solchen Fall zue I. Churf. Dt. Nachdenken gestellet, ob der Pass durch hiesige Festung zue nehmen, oder umb der Nähe willen die Schiffe und Zuegehörung nach Meissen zue schaffen und aldort überzugehen. Ob auch zwart die vertröstete Proviant aus Böhmen etwas lange aussenbliebe und dahero bei der Armada grosser Mangel zu befahren, so verhoffe doch S. E., es würde annoch erfolgen und man dessentwegen nicht etwa das ganze Hauptwerk hindern“.[xxix] In seiner Stellungnahme schrieb Johann Georg I. am 11.3.1643 - an diesem Tag hatte Gallas das Armee-Kommando erhalten - : Wenn Königsmarck bleibt, solle er angefallen und möglichst geschwächt werden. Vor allem aber wäre es nötig, seine Brücke bei Strehla zu
zerstören. 2. Sollte der Gegner mit allen Truppen in die Lausitz einmarschieren, werde er es unverzüglich bekannt geben und alle wichtigen Orte besetzen. 3. Sollte Grossenhain angefallen werden, so wolle er seine Hilfstruppen hinkommandieren.[i]
Am 7.3. hatte die Stadt Senftenberg[ii] an Johann Georg I. von Sachsen geschrieben: Am Vortag sei Bruay mit seinen Abteilungen anmarschiert, habe in der Vorstadt sein Lager aufgeschlagen und einen Rittmeister mit 100 Pferden als Kundschafter in die Umgebung ausgesandt; diese hätten ein Gefecht mit dem Gegner gehabt. Auch beschwerte man sich über die Ausschreitungen der Soldaten Bruays.[iii] „Anno 1643 ist der kaiserliche Wachmeister Graf Brunay und der Oberst Curt Reinecke von Kahlenberg[iv] mit 800 Pferden anhero gekommen. Die Kaiserlichen haben sich in Jüttendorf[v] einquartirt, sind aber von der schwedischen Cavallerie, die damals in Elsterwerda[vi] und Mückenberg[vii] stand, überfallen und ruinirt worden. Die Schweden steckten sodann Jüttendorf und Neusorge,[viii] welche vorzeiten nach der Amtsmühle hin stand, und die Stadt-Scheunen, so wie auch die Windmühlen in Brand“.[ix]
Auch Wassenberg erwähnt Bruays Schlappe vor Senftenberg: „Dem Keyserlichen Graffen von Bruay wäre der zeit bey nahe ein grosses Vnglück zu Handen gestossen. Derselbe neben dem Chursäxischen Obristen Leutenant Kalenberg war willens mit 1500. Pferden in eines der Schwedischen Quartier heimlich einzufallen; deswegen sie mit obbesagten Trouppen über die Elbe gangen / vnnd als auf der schwarzen Elster angelanget / den Obristen Lüttlich[x] mit 300. Pferden gegen die Schwedischen außkundschafften lassen / der aber ihrer verfehlet / vnnd einen andern Weg gegangen.
In dem nun die andere Partie in 1200 Pferde vor Senfftenberg in der Vorstatt / vnd in den wüsten Häusern darvor gefütert / der Feind aber von ihnen Kundschafft bekommen / ist er den 6. 16. dieses mit etlicher Reutterey auff besagtes Senfftenberg eilends zu geritten / vnnd weil der Keyserlichen Wacht sehr wol bestellt / die commandirte Reutterschaaren geschwind auff Senfftenberg andringen lassen / wodurch dann verursacht / das die Schwedischen zugleich mit den Wachten hinein / die Keyserl. aber sämptlich so flugs nicht zu pferde kommen können.
Auf vernommenen Alarm haben Herr Graf von Bruay vnnd Obrister Leutenant Kalenberg kaum so viel Zeit gehabt / daß sie sich mit eine Partie Reutter durch den Schloßgraben schwimmende ins Schloß salviren können / hinterlassende in 400. gesattelte Pferde / nebens 4. Rittmeistern / etlichen Leutenanten / vnnd Corneten / auch andern Gefangenen / ohne was auf der stelle / vnter welchen gleichfalls 2. Rittmeister / nidergemacht worden. Dieweil nun die Musquetierer vnd Tragoner von besagtem Schlosse starck Fewer geben / haben sich die Schwedische wider wenden müssen“.[xi] Das „Theatrum Europaeum“ berichtet dazu: „Nechst diesen / wäre auch dem Käyserlichen General Herrn Graffen von Bruay / bald ein starckes Vnglück zugestossen. Derselbe / nebenst dem Chur-Sächsischen Obrist-Lieutenant Calenberg / hatte ihm fürgenommen mit 1500. Pferden / in eines der Schwedischen Quartier einzufallen. Deßwegen mit obbesagtem Trouppen über die Elbe passirt / an der Statt Grossenhan vorbey gangen / vnd als er auff der schwarzen Elster angelangt / den Obristen Lüttich / mit 300. Pferden / gegen die Schwedische recognosciren lassen / der aber ihr verfehlt / vnd ein andern Weg genommen. In dem nun die ander Parthey in 1200. für Senfftenberg in der Vorstadt / vnd in denen wüsten Häusern davor gefüttert / die Schweden aber inmittelst von ihnen Kundschafft bekommen / sind sie Montags den 16.6. [6./16.3.; BW] dieses / mit theils der Cavallerie / ohne Verzug / auff besagtes Senfftenberg avancirt. Da dann der Schwedische Marschall / weil er vernommen / daß der Käyserischen Wachten fleissig bestellt / die commendirte Eßquadronen eylends auff besagtes Senfftenberg antringen lassen / dadurch verursacht / daß die Schwedischen zugleich zu den Wachten hinein / die Käyserische aber sämptlich so geschwind nicht zu Pferd kommen mögen. Nach dem der Alarm angangen / hat Herr Graff von Bruay / und Obrist-Lieutenant Calenberg / kaum so viel Zeit gehabt / daß sie sich mit einer Parthey Reuter durch den Schloßgraben schwimmende in das Schloß salviren können / hinterlassende in 400. gesattelte Pferd / benebenst 4. Rittmeister / etlichen Lieutenanten / vnd Cornetten / auch andern Gefangenen : Ohne was auff dem Platz niedergemacht worden / Vnter welchen gleichfalls zween Rittmeister gewesen. Nach dem nun aber die Mußquetirer vnnd Tragoner / von besagtem Schloß starck Fewer geben / habẽ sich die Schwedische wieder zurück wenden / vnd ablassen müssen“.[xii]
Einen Tag später, am 17.3., hatte Bruay diese empfindliche Schlappe Johann Georg I. von Sachsen gegenüber beschönigt: er habe die Nachricht erhalten, dass der Gegner mit vier Regimentern die Schwarze Elster überschritten und dort sein Lager aufgeschlagen habe. Er habe versucht, das gegnerische Feldlager zu überfallen, was ihm teilweise [!] gelungen sei. Es folgte eine ausführliche Beschreibung sämtlicher von ihm getroffener Maßnahmen, um den Gegner am weiteren Vormarsch zu hindern, sowie eine genaue Schilderung des Kampfes um Senftenberg und des Gefechts in der Umgebung der Stadt. Er vergaß nicht im Postskriptum hinzuzufügen, dass Torstensson selbst mit seinem ganzen rechten Flügel, d. h. vier Reiterregimentern, Dragonern und Musketieren, anwesend gewesen sei.[xiii] Anscheinend hatte sein Schreiben doch recht überzeugend gewirkt, denn am 24.3. schrieb der kursächsische Geheime Rat Sebotendorff an W. E. von Lobkowitz und berichtete ihm über Torstenssons Bewegungen und die Anzahl aller schwedischen Truppen, die an der Elster lagen, wo sie ziemlich gut verproviantiert seien. Die kaiserlichen Armeen seien bis zu den Gebirgen Böhmens ausgebreitet; Bruays Unglück scheine keine Veränderungen bewirkt zu haben. Vorläufig richteten sich die feindlichen Garnisonen ihre Quartiere ein und schienen sich mehr für diese als für militärische Aktionen zu interessieren.[xiv]
Das „Theatrum Europaeum“ hält dazu fest: „General Torstensohn bestunde noch in seinen vorigen Posten zwischen Tornaw[xv] jungen-Buntzel[xvi] vnd Lockowitz.[xvii] Hatte noch zur Zeit nichts tentirt. Allein daß er alles Getreyd / vnd Proviant / naher Sitta[xviii] führen liesse. Am 8. hujus [Mai; BW], ging der General-Wachtmeister Broy mit 3000. Pferdten / vnd 2000. Tragonern über die Elbe / vnd kam an bey Brandeiß[xix] disseits. In Meynung / dem Feind / dafern er aufbrechen / vnd nach Schlesien gehen thäte / einzufallen. Er ist aber vnverrichteter Dingen wieder zurück kommen“.[xx]
Am 25.8.1643 schrieb der Generalquartiermeister[xxi] und Obrist Karl Friedrich Reich[xxii] aus Kojetin[xxiii] an Piccolomini: Während beide Armeen einander ruhig gegenüber lagen, habe Bruay bei Kremsier[xxiv] seine Dragoner sowie sämtliche Ungarn[xxv] und Kroaten zusammengezogen; sein Angriff bedeute den Beginn des schwedischen Rückzugs aus Mähren.[xxvi]
Weitere Orte konnten Ende Dezember 1643/Januar 1644 von Kaiserlichen und Kursächsischen zurückgewonnen werden, wie Wassenberg festhält: „Mit der Statt Lauben[xxvii] hat der Chur-Säxische Commendant in Görlitz[xxviii] gleiches Glück gehabt / welche er / auß Mangel deß Entsatzes / einbekommen / vnd die darin gelegene Schwedische Besatzung auff 500. Mann starck mit Sack / Pack / vnd 14. beladenen Wagen gleichfalls nach besagtem Franckfurt[xxix] abziehen lassen / welcher zeit ferner die Schlösser Sagan[xxx] vnd Gora[xxxi] übergangen.
Vnter diesem wehrenden Verlauff seynd Herr Graff Bruay / vnd Obrister Trautsch[xxxii] / den Schwedischen bey Senftenberg[xxxiii] vnversehens in ein Quartier gefallen / viel nider gemacht / vnd den Obristen Oesterling[xxxiv] sampt seiner Frawen vnd in 160. Reutter zu Wittenberg[xxxv] gefänglich eingebracht / dahingegen aber der Keyserliche General-Commissarius Andorff von der Eiß[xxxvi] / welche mit einer starcken Convoy von der Armee zu rück gewolt / von dem Schwedischen Obristen Newrath[xxxvii] Commendanten in Schweinitz[xxxviii] gefangen / vnd nach Wolaw[xxxix] abgeführet worden“.[xl]
Ein undatiertes Memoriale des Grafen Saint Amour[xli] für Ferdinand III. Anfang des Jahres 1644 lässt Bruays Absicht erkennen, in spanische Dienste zu treten. Saint Amour warnte den Kaiser vor der gefährlichen Lage in den Spanischen Niederlanden. Ohne seine schnelle und ausgiebige Hilfe und nach einem etwaigen Verlust von Gravelingen[xlii] würden die Niederlande in gegnerische Hände fallen. Ferdinand III. möge dieser Frage die größte Sorge angedeihen lassen und im Interesse Philipps IV. von Spanien seine
Teilnahme nicht versagen. Ferdinand habe Christian von Dänemark[i] für den Schwedisch-Dänischen Krieg die besten und stärksten Streitkräfte überlassen, doch die schlimmsten und schädlichsten Gegner seien die Franzosen, nicht die Schweden. Sollten sich die Franzosen der Niederlande bemächtigen, würden sie wenig Hoffnung auf einen Friedensschluss lassen, sondern sich bemühen, das Reich zu erobern und zu teilen. Die Hilfstruppen für Dänemark würden durch die Abkommandierung eines Teils von Gallas' Truppen nicht geschwächt. Ferdinand möge Sonderbeauftragte für Verhandlungen mit Gallas bestimmen, an Hilfstruppen wurden seiner Schätzung nach 6.000 bis 7.000 Mann Kavallerie und Infanterie - die Gallas freiwillig wohl nie hergegeben hätte - genügen. Als Kommandanten des Korps schlug er Bruay vor.[ii] Doch schon im Briefwechsel Formarinis,[iii] eines Vertrauten Piccolominis, vom Januar und Februar hieß es, Bruay habe beabsichtigt, nach Spanien zu gehen und in die Dienste Philipps IV. zu treten, aber Piccolominis Brief habe ihn umgestimmt und er bleibe.[iv] Am 23.2. schrieb Formarini seinem Gönner, mit Rücksicht auf den mit Schweden verbündeten Rákóczi[v] und dessen Vormarsch habe der Kaiser Bruay nicht freigegeben, sondern ihm eine Belohnung ausgezahlt und zum Feldmarschallleutnant befördert.[vi]
Der Marktredwitzer Leopold erinnert sich an Ende März 1644: „Damals ist auch der kaiserliche Generalwachtmeister Graf Broy zu Eger an[ge]kommen. Er ist an [die] 8 Tag[e[ darin(nen) verharrt. Es sind an die 2000 Pferd[e] dort zusammengekommen, mit denen er dann gegen Adorf,[vii] Plauen und [später] nach Zeitz [ge]gangen [ist].[viii] [...] Domals [um den 11. April; BW] lag um(b) die Stadt Eger [ein] Volk, an [die] 600 [Mann] zu Fuß stark. [Am] selben Tag sollten auch noch an die 800 Reiter mit ihren Stücken aus Böhmen ankommen, um dem Graf Broy nachzufolgen“.[ix]
Am 2.4.1644 schrieb Johann Georg I. von Sachsen an Bruay und wies auf die Notwendigkeit einer Vereinigung Gersdorffs[x] mit dem Kroatenobristen Peter Rajkovič[xi] sowie auf die Tatsache hin, dass Königsmarck und das hessische[xii] Kriegsvolk an der Saale vorrückten und nach genügender Verproviantierung mit Sicherheit gegen Altenburg und Pegau[xiii] vorrücken würden, was verhindert werden müsse.[xiv] Am 8.4.1644 teilte der sächsische Kurfürst Gallas mit, Bruay rücke aus Altendorf[xv] vor und solle zu den Obristen Gersdorff und Rajkovič stoßen. Königsmarck habe den Raum Leipzig-Dresden verlassen, die Elbe überschritten und stoße gegen Schlesien vor.[xvi] Bruay, der Anfang des Monats noch in Prag geweilt hatte, informierte Hatzfeldt von seinen Marschvorbereitungen gegen Königsmarck.[xvii] Aus Eger schrieb Bruay am 11.4. an Gallas: Laut Berichten von Gersdorff habe sich Königsmarck der Stadt Halle[xviii] bemächtigt. Er selbst wolle mit einigen Abteilungen gegen Plauen und weiter nach Pegau marschieren, was die wichtigste Aufgabe sei. Die Truppen müssten auch an der Elbe bis Dessau[xix] vorrücken und Bernburg besetzen; sie könnten mit Fähren oder auf Hängebrücken über den Fluss setzen. Er habe festgestellt, dass der Gegner nicht stark und durch Wetter und Hochwasser im Vormarsch behindert sei. Colloredo rücke mit der Infanterie gegen Zwickau vor.[xx] Gallas selbst weilte am 13.4. in Prag und informierte den Kaiser: Trotz der Beschwerden, die ihm das Podagra[xxi] bereite, verfolge er ständig die Lage und Bewegungen des Gegners. Douglas stehe zwischen Landsberg[xxii] und Frankfurt a. d. Oder, Königsmarck bei Halle und Anhalt,[xxiii] wohin er, Gallas, 1.000 Bruay'sche Musketiere gegen ihn abkommandiert habe. Krockows Berichten zufolge herrsche in Schweidnitz große Hungersnot. Sollte Torstensson zu Rákóczi stoßen wollen, müssten die Stellungen an der Oder gehalten werden. Gleichfalls müsse eine Vereinigung Königsmarcks mit Douglas verhindert werden, die ersterer mit Sicherheit bei Barby oder Dessau versuchen werde, um dann bei Dresden oder Pirna[xxiv] mit der Reiterei über die Elbe zu setzen. Bruay müsse die Abwehrstellungen zwischen Leipzig und Dresden halten. Über Torstensson habe er, Gallas, keine besonderen Nachrichten.[xxv]
Am 13.4. teilte Bruay aus Ölsnitz[xxvi] Gallas mit: Er logiere mit einer geringen Truppenzahl in Ölsnitz und wolle am nächsten Tag gegen Plauen vorrücken. Am Saalefluss gebe es keine feindlichen Truppenteile. Laut Colloredos Nachricht sei Douglas vor 11 oder 12 Tagen aus Schlesien abgezogen, vermutlich werde er bei Barby zu Königsmarck stoßen. Es sei daher für ihn Bruay, wichtig sich bald mit den Truppen Gersdorffs und Rajkovičs zu vereinigen.[xxvii] Allerdings sollte der Tod Rajkovičs diese Verbindung erschweren. Bruay marschierte zunächst nach Zwickau, dann nach Glauchau, um die schwedischen Truppen bei Leipzig im Auge zu behalten.[xxviii] Am 17.4. schrieb Gallas aus Prag an Bruay: Königsmarck rücke mit allen Streitkräften vor und wolle laut Berichten von Hatzfeldt Zeitz und Pegau belagern. Gersdorff habe ebenfalls Nachrichten über Bewegungen der Schweden bei Leipzig. Die Kaiserlichen müssten sich unbedingt mit dem Kurfürsten von Sachsen vereinigen. Er selbst habe die Regimenter Sporck und Kolb als Verstärkung angefordert, doch dann erfahren, dass Maximilian I. von Bayern sie bereits an Hatzfeldt abkommandiert habe.[xxix] Nach den Anweisungen Ferdinands III. an Gallas vom 21.4. sollte Bruay zwischen Leipzig und Dresden bleiben und Königsmarck an der Überschreitung der Elbe und an der Vereinigung mit Douglas hindern.[xxx]
Der Hildesheimer Chronist, Arzt und Ratsherr Dr. Jordan notiert in seinem Tagebuch unter dem 19./29.4.1644: „Gral.-Majeur H. Christoph von Königsmark unterredet sich mit dem Heßischen Obristen Guntherod[xxxi] zue Nörten,[xxxii] läßet unterdeßen etzliche regimenter hier vorbey nach der Leine gehen, so mit Rauben übel Haus hielten, da doch das Stift sich mit ihnen verglichen. Ursache, daß der Kayserl. Gral. Hatzfelt mit etzlichen Lüneburgischen Trouppen sich geschwind nach der Saal begeben mit Graf Brivius und etzlichen Bayerschen sich zue convoyren“.[xxxiii]
Am 14.5. gab Gallas, der immer noch in Prag weilte, Ferdinand III. einen erneuten Lagebericht: Nachrichten von Bruay zufolge müsse kein Vormarsch Königsmarcks befürchtet werden, sondern es bestehe sogar die Hoffnung einer Angriffsmöglichkeit gegen ihn. Er, Gallas, habe die Zusammenziehung der Regimenter bei Eger anbefohlen; die entfernter liegenden hätten eine Frist von vier Tagen. Er bat den Kaiser, im Kriegsrat zu referieren, wie wenig Volk in diesen Regimentern sei, und in Erwägung zu ziehen, ob es wirklich ratsam sei, die Regimenter wegen Proviant- und Munitionsmangel aus Böhmen, Schlesien und der Grafschaft Glatz[xxxiv] - ein Drittel der Infanterie sei unbewaffnet. Der Kriegsrat möge Bedenken und entscheiden, ob die zusammen gerufene Armee gemeinsam mit Hatzfeldts Armee oder getrennt von ihr marschieren solle. Ferner bat er um Bescheid, ob Bruay bei der Armee Hatzfeldt bleiben solle.[xxxv] Am 19.5. erging der Befehl des Kaisers an Gallas, Bruay, der wieder bei der kaiserlichen Armee unter Gallas stand, so lange bei sich zu behalten, bis entweder das aus Franken erwartete Militär erscheine oder die Armee vorrücke, um den Gegner an einer Teilung der Armee zu hindern.[xxxvi]
In diesem Mai meldete Bruay Hatzfeldt, dass Königsmarck in Eschwege[xxxvii] liege, und den schwedischen Überfall auf Borna.[xxxviii] Nach einer abgefangenen Mitteilung Steenbocks[xxxix] aus Minden[xl] an Königsmarck habe Obrist Reichwaldt[xli] bei Verden[xlii] eine Niederlage gegen die Kaiserlichen erlitten. Schwedische Truppen hielten große Teile Thüringens unter Kontrolle. Bruay war nach Crimmitschau[xliii] marschiert.[xliv] Am 24.5. informierte Sebotendorff Wilhelm von Lobokowitz: Königsmarck sei in Leipzig gewesen. Bruay stehe mit seinen Truppen in Crimmitschau, Gallas habe den Kurfürsten von seiner Absicht, gegen Eger zu ziehen, informiert. In Dresden erwäge man die etwaigen Vorteile eines Angriffs auf Chemnitz. Im Postskriptum teilte er ihm mit, dass Königsmarck nach Hinterlassung einiger Reiterei in Leipzig gegen Halberstadt aufgebrochen sei.[xlv] Im Juni konnte Bruay Hatzfeldt den Abzug Königsmarcks melden.[xlvi] „Am 7. Juni marschierten von Gallas geführte Kaiserliche über Eger nach Sachsen und vereinigten sich bei Falkenau[xlvii] mit Bruay und Colloredo. Anschließend zogen die 15.000 Mann über Zwickau und Werdau[xlviii] vor Zeitz und eroberten am 22. Juni Stadt und Schloss im Sturm. Ebenso wurden die Schlösser Rochlitz[xlix] und Leisnig[l] genommen. Danach setzten sie bei Bernburg[li] über die Saale und standen am 5. Juli vor Angern.[lii] Zu ihrer Versorgung trafen Schiffe aus Pirna, Dresden, Meißen und Torgau ein“.[liii]
Nach der Vermutung Walter Leslies vom 8.6. beabsichtigte Königsmarck, der Leipzig halte, einen Einfall in Böhmen.[i] Dagegen heißt es im Lagebericht Königsmarcks, den dieser am selben Tag an Torstensson abgehen ließ: Er habe mit einem Regiment und weniger Reiterei die von Kroaten besetzte Stadt Zeitz angegriffen, wobei Bruay verwundet und zu einem schnellen Rückzug gezwungen worden sei.[ii] Wie Formarini Piccolomini in seinem Briefwechsel Anfang Juni/Ende August mitteilte, belagere Gallas Halberstadt, während Bruay zur Unterstützung des Dänenkönigs nach Holstein gehen werde.[iii] Am 18.7. berichtete Bruay aus Neuhaus/Elbe[iv] Gallas: Er habe erfahren, dass Christian IV. unter schweren, dem Gegner zugefügten Verlusten die Insel Fehmarn[v] zurückerobert und mehrere Schiffe versenkt habe. Er selbst sei auf dem Marsch nach Boitzenburg und erwarte keine große Schwierigkeiten mit der Stadt, da der schwedische Kommandant von Boitzenburg den Befehl habe, sich beim Heranrücken der Kaiserlichen hinter die Festungstore zurückzuziehen. Doch zweifle er angesichts des herrschenden Munitionsmangels an einer baldigen Eroberung der Festung. Er habe Kundschafter nach Oldesloe[vi] und Ratzeburg[vii] ausgesandt. Die Armee komme wegen des tiefen Sandes und der vielen Pässe nur langsam voran.[viii] Am 19.7. schrieb er aus Guttman[ix] bei Boizenburg an Gallas und legte einen Plan der Festung Boizenburg bei. Den Kommandanten habe er zur Übergabe aufgefordert und hoffe, am kommenden Tag das Vorwerk zu nehmen. Sollten sich die Schweden wehren, werde er Kanonen einsetzen, da die Festungstore stark und mächtig seien. Ferner habe er Obristleutnant Donop[x] nach Lauenburg[xi] und Lüneburg[xii] gesandt, damit er dort auskundschafte, was diese Städte von den Unternehmungen der kaiserlichen Armee und den Aktionen des Gegners halten und welche Möglichkeiten einer Proviantlieferung bestehen. Auch nach den Schiffen habe er sich erkundigt und erfahren, dass in Hamburg genügend Schiffe zum Bau von Pontonbrücken für wenig Geld zu haben seien. In Lauenburg stünden zwei Schiffe und zehn Fähren zur Aufrechterhaltung der Verbindung mit Lüneburg. Auf einem dieser Schiffe könnten dreihundert Pferde auf einmal über die Elbe gesetzt werden.[xiii] Aus einem Schreiben Bruays an Gallas vom 21.7. bei Boitzenburg ging hervor, dass Königsmarck anscheinend zur Weser marschiere. Der Kommandant von Boitzenburg habe sich noch zu nichts entschließen können. In der vergangenen Nacht hätten die Dragoner die Außenschanzen der Festung erobert und würden, wie er hoffe, in der heutigen Nacht zu den Toren vorstoßen und am Morgen mit deren Unterminierung beginnen.[xiv]
Im August dieses Jahres stand Bruay in Oldesloe. Am 2.8. teilte er Gallas mit: Der Pass zur linken Seite werde derzeit von den Lübeckern[xv] verteidigt. Der Gegner werde wohl versuchen, zwischen Oldesloe und Hamburg[xvi] durchzubrechen, zu Königsmarck zu stoßen und Schlesien zu erreichen. In diesem Fall werde man die Bagage vernichten und die Entscheidung einer Schlacht anheim stellen müssen. Auch über den drei Meilen von Oldesloe entfernten nicht gedeckten Pass könne der Gegner eindringen.[xvii] In diesem August berichtete er Hatzfeldt von der Eroberung von Schloss Boizenburg - das Schloss wurde gesprengt - , den schwedischen Truppen bei Schleswig[xviii] und vom Auftauchen der schwedischen Flotte im Hafen von Kiel.[xix] In dieser Zeit schrieb er, der als begeisterter Anhänger Piccolominis galt,[xx] an Piccolomini, er trage sich mit dem Gedanken, unter seinem Kommando in spanische Dienste zu gehen. Nördlich von Kiel[xxi] sei es zu einer Seeschlacht gegen die Schweden gekommen, in der Admiral Fleming getötet wurde; Wrangel[xxii] sei an seine Stelle getreten. Königsmarck habe die Elbe überschritten und werde auf seinem Vormarsch von Montecuccoli[xxiii] verfolgt.[xxiv] Der Historiograph Wassenberg fasste die weitere Entwicklung aus seiner Sicht zusammen: „Kurtz hernach / als der General Leutenant vnnd Graff von Gallas mit den gesamten Keyserl. vnnd Dänischen Herren von Kihl biß naher Rensburg[xxv] hinan genahet / seynd die Schwedischen / so fast alles ihr Volck beritten gemacht / daselbsten in aller eil auffgebrochen / vnd auff in halbe Meil vom Keyserl. Läger vorüber gegen New Münster[xxvi] / von dannen auf Segeberg[xxvii] / welches Schloß sie verlassen vnd in Brand gestecket / ferrners biß auff Oldeslo zwischen Hamburg vnd Lübeck gangen / darauff die Keyserliche alsbald nachgezogen / vnd zu gedachtem Oldeslo ankommen; daselbst den gantzen Tag beyderseits mit Stücken auff einander gespielet werden / vnd ob wol männiglich dafür gehalten / es würde ohn Haupttreffen nicht abgehen[xxviii] / haben sich doch die Schwedische folgenden Tags weiter hinauß vnd gegen Mechlenburg gewendet / denen die Keyserliche vnnd Dänische immer gefolget“.[xxix] Am letzten Tag dieses Monats informierte Gallas den Kaiser: Der Gegner habe eine Brücke über die Elbe geschlagen. Er, Gallas, habe Traudisch mit 2.000 Reitern ausgeschickt, damit sie den Gegner anfallen, und Bruay gegen Magdeburg kommandiert, wo er Königsmarck angreifen solle.[xxx]
Allerdings gelang Bruay ein Anschlag auf Königsmarcks Truppen, wie Wassenberg festhält: „In dessen bekamen die Königsmarckische einen groben stoß / in dem 4. Regimenter derselben auff einen Anschlag außgeschicket / aber verkundschafftet / vnd vom Grafen Bruoy / so mit 3000. Pferden aufgepast / also geschlagen worden / daß Obrister Kinsky[xxxi] / Obrister Schönherr[xxxii] / Obrister Leutenant Brissewitz[xxxiii] / so das Königsmarckische Leib-Regiment fürhte / gefangen / Obr. Leut Balthasar[xxxiv] todt geblieben / vnd 800. Schwedische vertilget worden“.[xxxv] Enckevort berichtete Hatzfeldt im September 1644 diesen Sieg über Königsmarck.[xxxvi] In Bruays Briefwechsel mit Piccolomini hieß es, am 22.9. seien sowohl Torstensson als auch er, Bruay, nach Halberstadt gekommen, nachdem er, Bruay, unterwegs Königsmarcks Truppen zerstreut hatte. Der Rest von Königsmarcks Armee sei bei Halberstadt zur Armee gestoßen.[xxxvii]
Im Oktober weilte Bruay im kaiserlichen Lager bei Bernburg und teilte den Überfall auf einen Landgrafen von Hessen[xxxviii] mit.[xxxix] Aus seinem Lager bei Bernburg versuchte er im November noch Forderungen an die Stadt Schmalkalden[xl] einzutreiben.[xli]
Aus Prag und Freiberg datieren Colloredos und Hatzfeldts Berichte vom 6.12. über Gallas' Rückzug nach Magdeburg, beigefügt war ein Schreiben Steinheims[xlii] über Torstenssons Angriff auf die Reiterei Gallas', deren Vernichtung und die Gefangennahme von Trauditsch, Montecuccoli und Bruay.
„Das kaiserliche Heer schien zunächst seinen schwedischen Gegnern zu folgen, verschwand aber nach kurzer Zeit über die Elbe und zog weiter nach Süden nach Mitteldeutschland, de facto ein überstürzter Rückzug durch ein gründlich verheertes Land. Gegen Ende September war jedoch das schwedische Heer wieder einmal herangekommen, worauf Gallas getreu seinem schneckenhaften Reflexverhalten sich sogleich in sein Haus zurückzog, will sagen, wieder einmal seine Truppen sich eingraben ließ, um auf angekündigte Verstärkungen zu warten, die sich jedoch nie blicken ließen. Torstensson ließ sich diese Gelegenheit nicht entgehen und schloß das befestigte Lager, das ein Stück südlich von Magdeburg lag, mit einer Kette starker Reiterposten ein, die den Kaiserlichen jede Versorgungsmöglichkeit abschnitten.[xliii] Bald ging das Brot zur Neige, und die Soldaten mußten von ungedroschenem Getreide leben. Krankheit und Hunger begannen wie erwartet unter den Eingeschlossenen zu wüten, und Menschen und Tiere starben in großer Zahl. Gallas blieb nichts anderes übrig, als viele Kranke,[xliv] den größeren Teil seiner Artillerie und seinen Troß zurückzulassen und Hals über Kopf im Schutz der Dunkelheit in das nahegelegene Magdeburg zu fliehen. Ein Teil seines Fußvolks war zu diesem Zeitpunkt bereits so geschwächt von den Entbehrungen, daß sie mit Wagen transportiert werden mußten. (Gallas war nie so listig wie auf der Flucht. Damit der Abmarsch so leise wie möglich vor sich ging, ließ er angeblich sämtliche im Lager befindliche Hunde, Hähne und Esel töten, und sicherheitshalber opferte er eine Abteilung von 1500 Mann, die er zur Plünderung Eislebens[xlv] losschickte, um die Aufmerksamkeit der Schweden abzulenken.)
- - Dazu schreibt Wassenberg: „Nachdem in selbigen Tagen der Keyserl. Feldherr Graff Gallas auß Bernburg / vnd andern herumb liegenden Gegenden / eine Anzahl seines vnterhabenden Volckes sampt 2000 Futerholenden gegen Eißleben[xlvi] geschickt / so auch in die Statt kommen / etwas geplündert vnd 14. Häuser abgebrant mit Verlust aber in 100. Mann zu rück getrieben worden / ist auff dessen eingezogenen Bericht der Schwedische General Torstensohn diesen nachgangen / vmb zu währen / daß sie nicht wider zu rück entkommen solten.
In dem nun Graff Gallas solchen Nachzug gesehen / vnd vermerckt / daß der meiste Theil der Reutterey auß dem Schwedischen Lager gangen / hat er alle Wachten auß Bernburg abfordern lassen / folgende Nacht in höchster stille (mit Hinterlassung einer großen Anzahl Wägen / so auß Mangel der auff Futer nach Eißleben geschickten Pferde man nicht fortbringen können / vnd vieler krancken Soldaten / wie ingleichem einer halben Carthaunen[xlvii] / vnd eines großen Fewer-Mörsels[xlviii]) auf Staßfurt[xlix] / allda General Enckefort mit etlichen Regimentern gelegen / auffgebrochen / vnd nach Magdeburg gangen.
Kurtz darauf / vnd als die Schwedischen in das von Feinden verlassene Bernburg nur eingerucket / kamen die Keyserl. Fourragirer / deß Wegen sie auß gewesen / auff ihr Lager zu / unwissende / daß ihr Gallasisches Heerlager abgezogen / worauff die Schwedischen loßgangen / vnd sie alle / nebenst dem begleite / biß auff etwa 3. oder 400. Pferde / so sich nach dem Hartz vnd weiter geflüchtet / gefangen bekommen: warunter vornemblich der Obriste Leutenant so das Fußvolck commandirt / ein Obrister Wachtmeister / vnd viele andere Beampten zu rechnen / der Obrister Leutenant Donab[l] aber / so die Reutter geführt / ist entkommen.
Wie nun die Zeitung erschollen / vnd gewisse Nachricht eingelangt / daß General Gallas zu Magdeburg sich widerumb verschantzet / vmb daselbsten deß Entsatzes zu erwarten / als hat der Feld-Marschall Torstensohn sein Läger bey Bernburg gleichfalls verlassen / vnd seine Macht näher an Magdeburg / auch die Sache dahin gebracht / daß General Gallas daselbsten eben so eng / als zu Bernburg / beschlossen gehalten worden“.[li] - -
In Magdeburg wiederholte sich das Spiel, als die Stadt kurz darauf von den Schweden eingeschlossen wurde, die alle Verbindungen abschnitten. Um ein drohendes Massensterben unter den Reittieren und Mannschaften abzuwenden, versuchte die kaiserliche Reiterei in einer dunklen Nacht einen Ausbruch aus der Stadt, aber sie wurde bei Jüterbog[lii] eingeholt und niedergemacht oder gefangengenommen:[liii] Der Weg von und zur Stadt war mit Leichen übersät: Nur wenige hundert Mann seiner ursprünglichen Truppe von 4 000 sollen entkommen sein, und die Schweden erbeuteten unter anderem 3 500 Pferde. - - Wassenberg berichtet: „Inzwischen ist die meiste Keys. Reuterey / in 20. Regimenter starck / zu Magdeburg über die Elbe herauf gangen / der Meinung sich in etwas zu erfrischen / vnd folgends den General Graffen von Hatzfeld an sich zu ziehen.
Als solches General Torstensohn vernommen / ist er geschwind mit seiner gantzen Reutterey / vnd etlich ankommenen Hessischen Völckern / über seine gemachte Schiff-Brücke zu Achen[liv] die Elbe passirt / da er dann zwischen Magdeburg und Wittenberg beym Flecken Niemkhe[lv] / an einem Paß / den General Feld-Marschall Leutenant / Freyherrn von Enckefurt / mit dem Nachzuge / so in 5. Regimentern bestanden / angetroffen / mit grosser vngestümm auff dieselbe angesetzt / vnd endlich in die Flucht gebracht; der vorzug aber vnnd das Corpo ist nicht zum Treffen kommen / sondern mit dem Graffen von Bruay allbereits fort gewesen.
In diesem Treffen seynd auf Keyserl. Seiten obvermeldter General Feld-Marschall Leutenant / 2. Obristen / 6. Obriste Leu-tenanten / 3. Obriste Wachtmeister / 12. Rittmeister / 3. Capit. Leutenante / 3. Tragoner Capitaine / 14. Leutenante / 15 Corneten / 3. Fändrich / 16. Wachtmeister / 3. Quartiermeister / 10. Trompeter / 41. Corporalen / 4. Fahnen-Juncker[lvi] / 1500. Einspänniger[lvii] / Knechte / Jungen[lviii] / vnd Officirer-Diener vngerechnet / gefangen; wie auch 3500. Pferde erobert worden; ausser das an Kriegsbeampten / vnd gemeinen Soldaten / so man wegen weite deß Feldes nicht erkundigen noch zehlen können / todt geblieben“.[lix] Der schwedische Hofhistoriograph Bogislaw Philipp von Chemnitz berichtet: „Es stand auch nicht lange an, da die feindliche Reuterey, wofern sie wegen mangel lebensmittel vnd futterung nicht allerdings zu grund vnd boden gehen wollen, es zu wagen vnd durchzugehen resolviren müssen: Inmassen Graff Bruay vnd General Enckefort, den ein vnd zwantzigsten, zu Mitternacht, in grössester stille die retraicte angetreten; Graff Gallas, sambt dem fusvolcke, Stücken vnd allem plunder, so nicht in eil fortzubringen gewesen, zu Magdeburg[lx] hinterlassend. Wovon der Schwedische FeldMarschall[lxi] stracks kundschafft erlanget, den zwey vnd zwanzigsten [22.11./2.12.1644; BW], morgens zeitig, theils fusvolck zu Dragonern gemachet, vnd damit, so wol der gantzen Reuterey, Ihnen nachgesetzet: Seinen weg etwas höher gegen Wittenberg,[lxii] vmb Ihnen den pas dahin abzuschneiden, nehmend. Gestalt Er auch bey Niemke, nicht weit von Jüterbock, Sie angetroffen, vnd die halbe nacht allda nebenst Ihnen gestanden, den drey vnd zwanzigsten früh aber auf Sie los gangen: Da Er dan, ob man schon, wegen eines passes, darüber man filiren[lxiii] müssen, etwas, an Sie zu gelangen, verhindert worden, dennoch der Höchste Gott Ihm das glücke gegeben, das Er, vnd zwar ohne den geringsten verlust der seinigen, den Feind in die flucht gebracht vnd bis auf eine Meilewegs gegen Lucka[lxiv] zu verfolget. Worüber an Officirern vnd Gemeinen ein ziemblicher antheil, wiewol man, wegen der weite des feldes, derer anzahl nicht eben wissen können, todt, und General Enckefort, nebenst denen Obristen d’Awacki[lxv] vnd Schleinitz,[lxvi] verschiedene Obr. Lieutenants,[lxvii] vnter anderm namentlich Donab[lxviii] vom Nassauischen,[lxix] Torstedel[lxx] vom Hanawischen,[lxxi] Seidewitz[lxxii] vom Schleinitzschen[lxxiii] Regiment, ferner etliche Obr. Wachtmeister,[lxxiv] Rittmeister,[lxxv] Cap. Lieutenants,[lxxvi] Capitains[lxxvii] von Dragonern, vnd andere Ober- vnd Unter-Officirer, dann vier Pauker sambt den Paucken, vnd fünffzehenhundert Einspänniger, Knechte, jungens vnd Officirer-Diener vngerechnet, gefangen hinterblieben. Graff Bruay war gleichfalls schon in dero händen vnd von einem Quartiermeister[lxxviii] angepacket: Welcher aber, in deme dessen pferd sehr ermüdet, vnd der Graff von dreyen seiner Reuter secondiret worden, Ihn wieder fahren lassen müssen. Das Er also, solchem nach, noch davon vnd, jedoch mit einem schlechten Rest von etwa drey- oder vierhundert pferden, auf Sonnenwalde[lxxix] kommen. Die übrige, so hin vnd wieder zerstrewet, suchten jedweder seinen, vnd, ao mancher Mann schier, so manchen weg: Deren theils vnterhalb Torgaw[lxxx] zu Pretsch[lxxxi] durch die Elbe gesetzet vnd jenseits sich zu salviren geeilet. Von oberwehnten gefangenen wurden die vornembste, den sechsten tag ChristMonats nach Leipzig gebracht: Vnter denen General Enckefort, auf Graff Bruay ziemblich geschmälet, das Er Ihn nicht secondiret, sondern im stiche gelassen vnd durchgegangen. Hatte den nachzug, wobey meist ChurSächsische Völcker gewesen, gehabt: Weshalben auch diese vor andern eingebüsset; also, das von den beyden Regimentern, Hanaw vnd Schleinitz, nicht dreissig pferde, mit Officirern vnd andern, davon entrunnen“.[lxxxii] - -
Aus Prag und Freiberg datieren Colloredos und Hatzfeldts Berichte vom 6.12. über Gallas' Rückzug nach Magdeburg. Beigefügt war ein Schreiben Steinheims über Torstenssons Angriff auf die Reiterei Gallas', deren Vernichtung und die Gefangennahme von Traudisch, Montecuccoli[lxxxiii] und Bruay. Die Reste fanden in verschiedenen Orten Zuflucht, Gallas wandte sich nach Magdeburg.[lxxxiv]
Allerdings wurden die schlechten Nachrichten zum Teil zwei Tage später revidiert. Am 8.12. informierte Bruay den kaiserlichen Generalleutnant aus Kreba[lxxxv] über den Rückzug aus Magdeburg. Bassompierre und Traudisch führten die Vorhut an, wohin, wisse er nicht. Er selbst sei mit Montecuccoli und seiner Truppen hierher, in den Raum Bautzen-Görlitz-Zittau gekommen, wo sie einige Tage bleiben und weitere Befehle vom sächsischen Kurfürsten und von Hatzfeldt abwarten wollten.[lxxxvi] Am 9.12.1644 schrieb Ferdinand III. aus Linz an Rudolf Graf Colloredo: Von Oberst Ranfft sei über die Zerschlagung der kaiserlichen Kavallerie bei Jessen[lxxxvii] und Jüterbog benachrichtigt worden. Er habe Hatzfeldt befohlen, das bei Pegau zerstreute Volk sowie die in Böhmen und anderswo zurückgelassene Reiterei zusammenzuziehen und mit den eigenen Truppen zu vereinigen, um den Gegner an weiteren Vormärschen zu hindern, wobei ihn auch die Artillerie unterstützen sollte. Die Statthalter von Böhmen seien angewiesen worden, Hatzfeldt solche Plätze zur Verfügung zu stellen, die er selbst als geeignet für die Konzentrierung der zerschlagenen Regimenter betrachte, sowie ihn mit Proviant zu versorgen. Colloredo sollte diesen kaiserlichen Befehl unterstützen.[lxxxviii]
Am 10.12.1644 informierte Rudolf Graf Colloredo allerdings zu optimistisch Piccolomini: Gallas' Rückzug sei ohne größere Verluste gelungen. Der Hauptteil der Armee unter Bruay, Montecuccoli, Enckevort und Traudisch sei aus der Oberlausitz nach Böhmen zurückgewichen, Bruay und Monteccucoli hätten sich in kleineren Scharmützeln durchgefochten. Enckevort wie Waghi[1] und Heinrich von Schleinitz konnten einen Teil ihrer Regimenter retten; bisher seien aus dem Regiment Schleinitz 35 Soldaten mit 5 Standarten in Böhmen eingetroffen.[2] B. I. v. Martinitz[3] informierte Piccolomini am 10.12.1644: Die Niederlage der kaiserlichen Armee sei größer als man gedacht habe, mehrere Soldaten der Kavallerieregimenter seien zu Fuß nach Böhmen gekommen, Enckevort sei gefangen, Bruay habe sich angeblich gerettet, desgleichen Traudisch und Montecuccoli. Die Schweden formierten zwei Heere, eines gegen die Reste von Gallas' Armee, das zweite für den Einfall in Böhmen, wo sie Winterquartiere erzwang.[4]
Am 21.12. schrieb Ferdinand III. an Gallas, er habe die Katastrophe zur Kenntnis genommen, die seine aus Magdeburg ausgesandte Reiterei getroffen habe, von der nur 1.500 diensttaugliche Kavalleristen übrig geblieben seien. Er treffe Maßnahmen zur Remontierung der Arme und habe damit Johann von Götz[5] beauftragt. Da dies aber nicht vor Februar 1645 möglich sei, müsse es sich bis dahin behelfen.[6] Am 22.12. hieß es in einem weiteren Schreiben Leslies an Piccolomini: Die Reiterei sei von Magdeburg in Richtung Böhmen aufgebrochen und bei ihren Gefechten mit dem Gegner habe es eher große Verwirrungen als große Verluste gegeben. Montecuccoli habe bereits persönlich seinen Bericht erstattet. Gallas sei mit der Infanterie und Artillerie in Magdeburg geblieben. Der Gegner habe in der nach Böhmen geschickten Kavallerie eine große Anzahl Pferde erbeutet. Die Soldaten, die zu Pferd oder zu Fuß ankamen, versammeln sich in Böhmen. Der Kurfürst von Sachsen habe alles Menschenmögliche getan, um zu helfen, während Maximilian I. nur an den eigenen Gewinn dächte; seine Hilfstruppen, die er auf 2.000 Mann erhöhte, seien sehr teuer erkauft und zu nichts nütze gewesen. Laut Berichten eines am heutigen Tage in Linz eingetroffenen Kuriers hätten die Schweden die Belagerung gelockert, aber sämtliche Brücken zerstört. Hatzfeldt hatte versucht, die Schweden durch einen Angriff auf Wittenberg fortzulocken. Aussagen von Gefangenen nach beabsichtige Torstensson einen neuen Angriff in Böhmen.[7]
Ende Januar 1645 lag Bruay noch in Beneschau,[8] wo auch Götz und Hatzfeldt erscheinen sollten,[9] in Erwartung des Eintreffens des Kaisers bei der Armee.[10]
Im Februar 1645 hatte Bruay noch Kounice[11] erworben.
Doch am 6.3.1645 sollte es zum Desaster von Jankau[12] kommen. „Den Befehl über die neu aufgestellte Armee führte von Hatzfeld, der, obwohl er bei Wittstock[13] von Banér besiegt worden war, im Vergleich zu Gallas als eine deutliche Verbesserung gelten mußte. Kaiser Ferdinand trieb jedoch seinen neuen General aggressiv an, mischte sich wiederholt übereifrig in seine Operationen ein und drängte ihn energisch, den Schweden in offener Feldschlacht entgegenzutreten. Um den Kampfwillen seines unschlüssigen Feldherrn ein wenig zu stärken, ließ er mitteilen, daß die Jungfrau Maria ihm erschienen sei und ihm den Sieg versprochen habe. Als von Hatzfeld sich trotz dieser himmlischen Garantieerklärung besorgt und zögerlich zeigte, gab Ferdinand ihm den kurzen Befehl: »Kämpfen und siegen !«[14]
So geschah es. Am 24. Februar 1645 prallten die beiden Armeen in einer Schlacht in der hügeligen, waldbedeckten Landschaft bei Jankau, etwa 50 Kilometer südöstlich von Prag, aufeinander. Die Schlacht führte eine neue Wende des Krieges herbei. Am Vorabend der Schlacht war das kaiserliche Heer in einer starken Position entlang einer langgezogenen waldigen Höhe in Stellung gegangen. Die kalte Nachtluft trug sonderbare Geräusche von dem schwedischen Heer auf der anderen Seite des Tals herüber; die kaiserlichen Wachposten hörten Schreie und Lärm und das Polternm von Rädern, und nach Mitternacht hörten sie, wie die Schweden zweimal boute-selle[15] bliesen - das Signal, daß die Reiterei aufsatteln solle. Im feuchtkalten Morgengrauen kurz vor sechs Uhr [...] erkannten die kaiserlichen Truppen auf dem rechten Flügel schwedische Soldaten, die sich auf einigen Höhen direkt gegenüber bewegten. Hatzfeld selbst begab sich dorthin, um Ausschau zu halten. Doch alles schien ruhig zu sein, und nach einer Weile ritt er zurück.
Als er zurückkehrte, fand er den gesamten linken Flügel in Bewegung; lange Kolonnen von Pferden und hutgeschmückten Männern wogten durch das waldige und von Hohlwegen zerfurchte Terrain, dem Geräusch von Schüssen entgegen. Es zeigte sich, daß die schwedische Armee im Schutz einer Talsenke einen riskanten Marsch um die linke Flanke der kaiserlichen Armee durchgeführt hatte. Die schwedischen Truppen waren überraschend aus der Senke heraus auf einen wichtigen Hügel auf dieser Flanke, die Kapellenhöhe, gestürmt und hatten eine Abteilung dort postierter Dragoner vertrieben. Lennart Torstensson verabscheute Schlachten und vermied sie, solange es möglich war. Er sagte unter anderem: Nichts ist schwieriger, als eine Schlacht zu riskieren. Man kann sie durch tausend unvorhergesehene Zufälligkeiten verlieren, selbst wenn man gewissenhaft alle Maßnahmen ergriffen hat, die das vollendetste militärische Können an die Hand gibt. Aber nun hatte er sich entschieden, einen Überrumpelungsangriff auf Hatzfelds Armee zu riskieren.
Als die kaiserliche Reiterei aus dem Wald herausritt, der der soeben eingenommenen Höhe direkt gegenüberlag, explodierten deren Hänge förmlich von schwedischem Feuer. Die Schweden hatten bereits Artilleriegeschütze auf dem Hügel in Stellung gebracht und schossen direkt hinunter in die dicht geschlossenen Reihen der Reiterei. Diese ritt in einer engen Senke zwischen zwei bewaldeten Hügeln und konnte weder nach den Seiten ausweichen noch zurück, und das Vorankommen wurde durch einen Teich erschwert. Der Hauptteil der kaiserlichen Reiterei stand deshalb in der Senke gefangen. Der Effekt des schwedischen Kanonenfeuers unter diesen dichtgedrängten und schwer beweglichen Kolonnen war furchtbar, und er wurde noch schlimmer, denn immer mehr von Torstenssons Kanonen gingen auf der Kapellenhöhe in Stellung, und immer mehr kaiserliche Reiter drängten von hinten in die Senke nach. Ein Sturm heulender Geschosse pflügte tiefe Furchen durch die von Schrecken gelähmten Scharen und riß Tiere und Menschen zu Boden. Nur einem kleinen Teil der heranreitenden kaiserlichen Kavallerie gelang es, sich an dem Teich vorbeizu-drängen und sich zu formieren, der Rest blieb im dichten Gewühl stecken und dem dröhnenden schwedischen Feuer ausgeliefert. Dann griff schwedische Reiterei an und warf nach hartem Kampf die Gegner zurück in den Wald.
Kaiserliches Fußvolk und Artillerie wurden rasch durch die Hügel auf die bedrohte linke Flanke herangeführt. Doch bevor sie eingreifen konnten, stießen sie ohne Vorwarnung mit angreifendem schwedischem Fußvolk zusammen. Die etwas weiter entfernt Stehenden konnten sehen, wie aus den Waldhängen zuerst Pulverdampf, dann kaiserliches Fußvolk und Reiterei quollen. (Ein nach der Skizze eines Augenzeugen angefertigter Kupferstich zeigt ein Gewimmel von Menschen, die mühsam mit den Waffen auf den Schultern laufen, die Flut von Pferden, manche mit Reitern im Sattel, andere ohne.) Zwischen den Bäumen blieben nur Gefallene, Gefangene, neun Geschütze und alle Munitionswagen zurück.
Die Schweden fuhren fort, die kaiserliche Schlachtordnung von der linken Seite her aufzurollen. Die Kaiserlichen schwenkten um und machten Front gegen die Angreifer, doch es half nichts. Die ganze Zeit waren sie der zahlreichen schwedischen Artillerie ausgesetzt, die in mehreren beweglichen Gruppen operierte und sich ständig umgruppierte, von einem erhöhten Punkt zum nächsten, und der es teilweise sogar gelang, das Feuer direkt im Rücken der Kaiserlichen zu eröffnen. Das krachende Feuer der schwedischen Kanonen zwang die aufgelösten kaiserlichen Linien zurück, von Höhe zu Höhe.
Torstensson war ursprünglich Artillerist gewesen, und jetzt gewannen seine Kanonen die Schlacht. Er hatte die von Gustav Adolf einst begonnene Erneuerung dieser Waffengattung weitergeführt. Unter anderem hatte der Feldmarschall auch die schweren Geschütze beweglich gemacht; die Lafetten der Geschütze waren leichter und die Gespanne vergößert worden. Bis vor nicht allzu langer Zeit hatten die Feldherren sich damit begnügt, ihre Geschütze in einer Linie in der Mitte der Schlachtordnung aufzustellen, und dort mußten sie für den Rest der Schlacht stehenbleiben. Der große Nachteil dabei - außer daß sie leicht erobert wurden, wenn der Gegner angriff - war, daß sie häufig gezwungen waren, ihr Feuer einzustellen, weil die eigenen Truppen in ihre Schußbahn gerieten. Sowohl bei sogenannten Kernschüssen als auch bei Visierschüssen zielte man mit dem Geschützrohr in mehr oder weniger waagrechter Position. Ein in dieser Position eingestellter Neunpfünder hatte eine Reichweite von etwas über 350 Metern. Dann schlug die Kugel zum erstenmal auf dem Boden auf, wonach sie regelmäßig einen Sprung machte und noch einmal 350 bis 360 Meter flog, bevor sie kraftlos erneut aufprallte - acht von zehn Kugeln sprangen mindestens dreimal auf. (Der Abprall hing davon ab, ob der Boden eben oder buckelig und uneben war.) Die Kugel flog die ganze Zeit in Mannshöhe. Sie konnte also auf ihrer gesamten Bahn töten und verwunden, und wenn sie im rechten Winkel durch eine dünne Linie von Männern schlug, pflegte sie im Durchschnitt drei Mann zu töten und vier oder fünf zu verwunden, aber es kam auch vor, daß eine einzige Kugel 40 Menschen auf einen Schlag tötete. Menschen und Tiere wurden meistens mit einem hohen und entsetzlichen Reißgeräusch zerfetzt. Es gibt Beschreibungen von Schlachten dieses Typs - wie es aussah, wenn brummende Vollkugeln in die von Pulverdampf eingehüllten und dicht gestaffelten Reihen aufrecht stehender Männer einschlugen: In der Luft über den Verbänden sah man dann eine kleine Kaskade von Waffenteilen, Rucksäcken, Kleidern, abgerissenen Köpfen, Händen, Beinen und schwer identifizierbaren menschlichen Körperteilen. Der tatsächliche Effekt beruhte in hohem Grade auf der Größe der Kugel. Leichte wie schwere Geschütze schossen im großen und ganzen ihre Kugeln mit der gleichen Anfangsgeschwindigkeit ab, etwas unter 500 Meter in der Sekunde, doch je größer die Kugel war - das Kaliber in Pfund bezeichnet das Kugelgewicht - , desto höhere Geschwindigkeit und Durchschlagskraft hatte sie, wenn sie ihr Ziel erreichte: die Beine und Muskeln und Zähne und Augäpfel eines Menschen auf der anderen Seite des Feldes Je schwerer die Kugel, desto größer die Wirkung - einfache Arithmetik. So wird beispielsweise berichtet, daß ein 12-Pfünder mindestens doppelt so effektiv war hinsichtlich der Anzahl Getöteter wie ein 3-Pfünder. Und während die Kugel eines 3-Pfünders in der Praxis nur eine Reichweite von 250 Metern hatte, konnten die Geschosse eines 12-Pfünders bis zu einem halben Kilometer weit reichen, und ein 24-Pfünder konnte gegen Ziele eingesetzt werden, die bis zu 800 Meter entfernt waren. (Dann spielte es natürlich eine wichtige Rolle, auf welche Ziele man schoß. In einer Batterie mit 6-Pfündern, die aus weitester Distanz das Feuer auf einen heranreitenden Reiterverband eröffnete, konnte jedes Geschütz vielleicht 11 Schuß abgeben - sowohl Vollkugeln als auch Schrot -, bevor die Degen der Feinde sie erreichten, ein gesammeltes Feuer, das darin resultiert haben dürfte, daß die Angreifer Verluste von rrund 40 Toten und Verwundeten pro Geschütz hatten. Wenn es sich aber um angreifende Infanterie handelte, konnte jedes Geschütz der Batterie nicht weniger als 36 Schuß abgeben, bevor es zu spät war, was mit einem Verlust auf seiten der Angreifer von bis zu 120 Verwundeten und Toten pro Geschützrohr endete.) Da die überwiegend benutzte Munition Vollkugeln waren, wurden die Schlachtfelder dieser Zeit nicht wie in moderner Zeit von Explosionen und Detonationen erfüllt, sondern von diesen hüpfenden Geschossen, die gerade Schneisen durch Menschenreihen und Vegetation schnitten, beim Aufprall Fontänen von Grasbüscheln und Erdklumpen aufwarfen und sehr charakteristische kleine Furchen in den Boden pflügten. Der große Nachteil dieser flachen, von Aufprall zu Aufprall führenden Flugbahnen war also, daß man gezwungen war, das Feuer in dem Augenblick einzustellen, wenn eigene Truppen in die Schußbahn kamen. Man konnte die Geschützrohre aufrichten, aber so schoß man in der Praxis nicht. Es war unglaublich schwer, mit einem in hohem Bogen abgefeuerten Schuß zu treffen, und wenn die Kugeln aufschlugen, blieb das wichtige Hüpfen fast immer aus. Dies bedeutete, daß die Art, wie Geschütze aufgestellt wurden, um möglichst viel schießen zu können, fast wichtiger war als die Anzahl der Geschütze in einer Armee und deren Kaliber. Vier gut gruppierte Geschütze konnten auf diese Weise mehr wert sein als 40 falsch aufgestellte.
Bei Jankau hatten die Schweden entdeckt, daß das Terrain, das zunächst so schwierig und ungeeignet für einen offenen Kampf zu sein schien, faktisch gewisse Vorteile hatte. Torstenssons Kanoniere, alle Konstapel[16] und die Handlanger,[17] die Wachtmeister und die Fähnriche und andere trieben ihre Pferde an und schleppten und schoben ihre Geschütze und Munitionswagen die steilen Hänge hinauf. Es gelang ihnen sogar, einige der großen 24-Pfünder in Stellung zu bringen - diese Kanonen waren so unförmig, daß man die Rohre und die Lafetten einzeln hinter Gespannen von jeweils über 20 Pferden transportieren und sie dann dann an Ort und Stelle zusammensetzen mußte. (Die Schweden hatten allerdings Glück mit dem Wetter: Der Boden war offenbar hart gefroren.) an bestimmten Punkten stellten sie ihre Geschütze in doppelter Linie hintereinander an den Abhängen auf, so daß die hinteren über die Köpfe der vorderen hinwegschießen konnten, und aus ihrer erhöhten Position konnten sie das ganze Schlachtfeld gut überblicken und, was das Wichtigste war, über die eigenen Truppen hinwegschießen. Als die schwedischen Geschütze erst einmal auf die umgebenden Anhöhen geschleppt worden waren, schufen sie unter sich eine bewegliche Walze von aufprallenden, hüpfenden Geschossen, die der kaiserlichen Infanterie und Kavallerie bei ihrem Rückzug gnadenlos folgte, während ihre schwedischen Gegner zu Fuß und zu Pferde ihnen im Nacken saßen. Ein Teil des Resultats ist auf zeitgenössischen Kupferstichen zu sehen: ein Teppich von verzerrten menschlichen Körpern mit von sich gestreckten Gliedern oder ganz ohne Gliedmaßen, Pferdekadaver auf der dünnen Schneedecke, in den abenteuerlichsten Stellungen und Posen - auf der Seite, eingeknickt, auf dem Bauch liegend, und eins auf dem Rücken liegend, mit den abgeknickten Beinen in der Luft wie ein riesiges Insekt.
Am Ende, irgendwann zwischen 1 und 2 Uhr am Nachmittag, verschwanden die Kaiserlichen aus dem Blickfeld. Das Schießen ließ nach und ebbte ab. Torstensson, der sich so weit von seinem schweren Rheumatismus erholt hatte, daß er den Truppen aufs Schlachtfeld hatte folgen können, fand, daß es jetzt genug war. Der Feind war offenbar geschlagen. Die Verfolgung aufzunehmen hätte nur unnötige Opfer gekostet, und man dachte allmählich daran, ein Lager aufzuschlagen. Der schwedische Feldherr wollte jedoch den Rückzug der Kaiserlichen ausspähen, und zusammen mit einer Anteilung Musketiere ritt er auf die Höhe, hinter der die Kaiserlichen verschwunden waren. Als er die Spitze des Hügels erreichte, erlebte er eine unangenehme Überraschung.
Im Verlauf des Tages war es dem unglücklichen Hatzfeld nicht gelungen, seine Truppen und den Gang der Schlacht zu lenken.
Wie Torstensson war er nun darauf eingestellt, den Kampf abzubrechen. Sein Plan war, seine Soldaten wieder zu sammeln und sie zu der nahegelegenen Stadt Prag marschieren zu lassen. Als die kaiserlichen Krieger in die Talmulde hinter dem Hügel gekommen waren, waren sie vor dem mörderischen schwedischen Feuer in Sicherheit, und die schlimmste Unruhe hatte sich gelegt. Es gelang den kaiserlichen Offi-zieren rasch, die Ordnung in den Verbänden wiederherzustellen und diese für den Abmarsch zu ordnen. Es war also kein Heer in völliger Auflösung, das Torstensson in der Talsenke unter sich erblickte, sondern eine Armee in voller Kampfbereitschaft. Doch nun wurde Hatzfeld durch einen Zufall ein weiteres Mal der Kontrolle über das Geschehen beraubt.
Einige kaiserliche Verbände, die schwedische Musketiere auf der Höhe auftauchen sahen, gingen aus eigenem Antrieb zum Angriff über, den bewaldeten Abhang hinauf, kampflustige Reiterei folgte ihnen, und Hatzfeld sah keine andere Möglichkeit, als die übrigen Einheiten zu ihrer Unterstützung vorrücken zu lassen. Dieser spontan vorgetragene Gegenangriff war überraschend erfolgreich. Das kaiserliche Fußvolk bestätigte seinen guten Ruf, griff »in großer Furie« an, warf die schwedischen Musketiere zurück und eroberte zehn leichte Geschütze. Torstensson selbst mußte sich schnell in Sicherheit bringen. Die Schlacht begann von neuem. Die Angreifer drangen weiter durch das unwegsame Terrain vor, überraschten einige schwedische Verbände, die sich nach den vorausgegangenen Kämpfen noch nicht wieder gesammelt hatten, und warfen sich auf sie. Das kurländische Regiment des Pfalzgrafen Karl Gustav[18] gehörte zu denen, die hier überrumpelt wurden - als die Schlacht vorüber war, waren alle Offiziere des Regiments entweder tot oder verwundet. Der einzige, der noch aufrecht stand, war Karl Gustav selbst, der jedoch ein Einschußloch im Hut, eins im Mantel und eins in seinem Hemd hatte, während eine vierte Kugel eine Haarlocke an seiner Schläfe abgetrennt hatte. Eine große Abteilung der angreifenden Reiterei schwenkte hinüber auf die Flanke und in den Rücken des schwedischen Heeres, stieß aber auf ihrem Ritt durch Talsenken und Wäldchen auf den schwach gesicherten schwedischen Troß. Dieser Versuchung erlagen die kaiserlichen Reiter. Sie vergaßen plötzlich die Schlacht und warfen sich statt dessen über die zusammengedrängte Masse von Fahrzeugen. Kupferstiche zeigen Reihen von Reitern, die mit Pistolen in einen Wirrwarr von Wagen und Karretten schießen - ein Teil angespannt, andere verlassen - , und Menschen, die in Panik in das nahegelegene Dickicht fliehen. Hier veranstalteten die Angreifer sogleich ein föhliches Plünderungsfest, brachen Truhen und Kisten auf, stahlen Gestohlenes und nahmen eine Anzahl von Offiziersfrauen gefangen, unter anderem Torstenssons Gemahlin Beata De la Gardie.
Während sich die Gefahr für die Flanke und den Rücken der schwedischen Armee auf diese Weise wie durch ein Wunder in Luft auflöste, erhielten Torstenssons Verbände eine Atempause, um sich zu ordnen und zum Gegenangriff überzugehen. Der harte Kampf tobte zwischen brennenden Häusern, hügelauf und hügelab, über Felder und Zäune, an vereisten Wasserläufen entlang, durch rauhreifweiße Wäldchen und Dickichte. Die kaiserlichen Reitereiregimenter wurden zunächst zurückgeworfen, dann zum Zurückweichen gezwungen und schließlich in die Flucht geschlagen. Kurz nach 3 Uhr am Nachmittag war nur noch Hatzfelds Fußvolck auf dem Schlachtfeld, und der kaiserliche Befehlshaber war zu seiner eigenen Sicherheit gezwungen, zu ihnen zu reiten, als sie zusammengedrängt auf einer waldigen Anhöhe standen. Dort hielten sie eine Zeitlang stand, obwohl sie keine Unterstützung durch ihre Reiterei und eigene Kanonen hatten und obwohl schwedische Infanterie, Kavallerie und Artillerie sich in einer halbkreisförmigen tödlichen Umklammerung um sie schlossen. Doch dann brachen auch diese Verbände im Kreuzfeuer auseinander und strömten durch den Wald zurück, ohne sich um Rufe und Ermahnungen ihrer Offiziere zu kümmern. Torstenssons Männer stürmten in der Kälte hinterher. Hatzfeld selbst ritt mit im Strom der Fliehenden, doch sein Pferd war erschöpft, und in dem pulverrauchvernebelten Durcheinander zwischen den Bäumen wurde er von zwei schwedischen Korporalen mit gezückten Pistolen eingeholt, die ihn gefangennahmen, als er gerade auf einem schmalen Waldpfad verschwinden wollte. Sie raubten ihm hundert Dukaten und führten ihn durch die Reihen der pulverstaubgeschwärzten Männer vorbei an der erstarrenden Woge zerschossener Körper und auf einen Hügel, wo er zu Torstensson geführt wurde. Beide zogen höflich den Hut und reichten sich die Hand.
Die Schlacht war zu Ende. Torstensson war sehr zufrieden mit seinen Männern, die, wie er sagte, »wie Löwen gekämpft« hatten. Seine Löwen waren jedoch rund 16 Stunden ohne Unterbrechung auf dem Marsch und in der Schlacht gewesen und erschöpft, so daß eine weitere Verfolgung nicht stattfand. Nicht, daß es einer solchen dringend bedurft hätte. Oft erlitt eine aus der Schlacht fliehende Armee während des Rückzugs mindestens ebenso hohe Verluste wie in der Schlacht. Das war der große Augenblick der leichten Reiterei. Sie konnte ohne größere Anstrengung die angstgetrieben, ermatteten und verwirrten Menschen niederreiten, die verzweifelt versuchten, den grausigen Schreckensbildern der Schlacht zu entkommen. Daher hatte die Verliererseite in einer Schlacht stets höhere Verluste als der Sieger. Gegen 5 Uhr am Nachmittag des 24. Juni [?] gab es jedoch bei Jankau nicht mehr viel zu verfolgen. Die Feldkanzlei, die ganze Artillerie und die gesamte Munition war[en] den Schweden in die Hände gefallen. Scharen kaiserlicher Gefangener wurden zusammengetrieben - außer dem Befehlshaber Hatzfeld selbst noch 5 weitere Generale, 7 Obersten, 14 Oberstleutnants und mehr als 4 000 Soldaten und Unteroffiziere - , und überall lagen Leichen, die aber schwer zu zählen waren, weil sie, wie Torstensson später in einem Brief an Königin Christina[19] schrieb, »im Wald und in den Felsklippen verstreut« lagen, doch er schätzte ihre Zahl auf rund 4 000. Als die kaiserlichen Überlebenden eine Woche nach der Schlacht zur Musterung auf dem Weißen Berg vor Prag aufgestellt wurden, zählte man nur 2 697 Mann - die Offiziere eingeschlossen - , und sie kamen aus 36 verschiedenen Regimentern. Im Durchschnitt waren also von jedem Verband nur 75 Mann übriggeblieben. Noch eine kaiserliche Armee war untergegangen.
Die Bedeutung des Massakers bei Jankau ist kaum zu überschätzen. Der Krieg hatte zahlreiche Schlachten gesehen, die ebenso blutig wie belanglos waren, doch das gilt nicht für dieses Treffen südlich von Prag. Dies war eins der bedeutendsten - wenn nicht das bedeutendste - Treffen bis zu diesem Zeitpunkt, und es wahr zweifellos der wichtigste Sieg der Schweden seit Breitenfeld im Jahr 1631. Für die Kaiserlichen war es eine furchtbare Katastrophe, vergleichbar der Niederlage der Spanier bei Rocroi zwei Jahre zuvor. In jener Schlacht wurde der spanischen Armee das Rückgrat gebrochen. Bei Jankau erlittt die kaiserliche Streitmacht das gleiche Schicksal,[20] unter anderem, weil die berühmte bayerische Reiterei zerschlagen wurde - die Streitkräfte der Bayern waren, wie schon gesagt, der harte Kern in Kaiser Ferdinands Armee, und sie waren zudem nur über den Winter ausgeliehen und wurden am Rhein gebraucht, wenn die Franzosen zum Frühjahr hin wieder munter zu werden begannen".[21]
Eine zeitgenössische Quelle berichtet: „Indem die Schwedische Armee, wie oben gedacht, ihren Zug über Pilsen, Horarziowitz[22] und Strakonitz[23] gegen die Muldau fortsetzte, gieng der General Hatzfeld selbiger stets zur Seite, bis beyde Theile ohnweit Janckow nahe zusammen geriethen und nur durch einen Berg abgesondert wurden. Den 24. Februarii rückte der Kayserliche lincke Flügel unter dem Feld=Marschall Götz so weit hervor, daß er wegen unbequemer Gegend nicht wieder zurücke konte, daher es zu einem harten Gefecht kam, worin der Feld-Marschall selbst auf dem Platz blieb, und sein Volck mit grossem Verlust den Kürtzern zog. Der Kayserliche rechte Flügel that zwar sein äusserstes, die Sachen wieder herzustellen; weil aber Torstenson selbigem von einer Höhe mit dem Geschütz hefftig zusetzen, und zugleich die Kayserlichen von der Reuterey und dem Fuß-Volck angreiffen ließ, wandten sich diese gegen einen Paß, liessen aber, zu Bedeckung dieses Rückzugs, einen bewachsenen Hügel mit Musquetiers besetzt. Als Torstenson zu Vertreibung derselben einiges Fuß-Volck mit 10. Regiments-Stücken vorausgehen lassen, fand selbiges die Kayserliche Armee hinter dem Berge in Schlacht=Ordnung, und ward mit Verlust gedachter stücke zurück geschlagen. Nunmehr führte Torstenson alle sein Fuß-Volck herbey, worauf das Treffen erst recht angieng, und etliche Regimenter auf dem Schwedischen rechten Flügel ziemlich noth litten, und ein Theil der Kayserlichen Reuterey die Schwedische Bagage zuplündern begonte. Es wurde lang mit abwechselndem Glück gefochten, da aber der schwedische General=Major Douglas mit 3. Escadrons eine Kayserliche Brigade, so den Ihrigen lang zum Schutz gedienet, angreiffen und meistens niederhauen ließ, gerieth derKayserliche rechte Flügel in völlige Unordnung, und 5. Kayserliche Escadrons, so von der Plünderung der Schwedischen Bagage zurücke kamen, wurden so übel empfangen, daß die meisten todt blieben oder sich ergeben mußten. Solchergestalt erhielten die Schwedischen einen vollkommenen Sieg, nachdem sie 3. bis 4000. Kayserliche erleget und über 4000. gefangen bekommen. Unter den letztern befanden sich der Feld-Marschall Hatzfeld, die Feld-Marschall-Lieutenants, Mercy und Bruay, die General-Wachtmeisters, Zaradetzky,[24] Don Felix[25] und Trautitsch, 7. Obersten, 9. Oberst-Lieutenants, 163. Ober- und über 100. Unter-Officiers, nebst 21 Trompetern und Pauckern. Von den Todten waren der Feld-Marschall Götz, der Oberste Graf Waldeck[26] und einige Oberst-Lieutenants die vornehmsten. Die Beute bestund aus 45. Standarten, 32. Fähnlein, 26. Stücken und allen Munitions-Wagen; die Bagage aber war theils in Tabor geblieben, theils in Budweis gelassen worden“.[27]
Am 21.3. hatte Erzherzogin Claudia[28] Piccolomini informiert: Die Schlacht in Böhmen (bei Jankau) stelle zwar eine schwere Niederlage des kaiserlichen Kriegsvolks vor, doch müsse man andererseits zugeben, dass der Gegner, und besonders die feindliche Infanterie, schwere Verluste erlitten hat. - Im Folgenden wurde der Verlauf der Schlacht beschrieben: Götz trieb am rechten Flügel seinen Angriff mit solcher Macht voran, dass der linke Flügel des Gegners völlig versprengt wurde und die kaiserliche Reiterei bis an die schwedische Bagage heran kam; bei dieser siegreichen Attacke blieb Götz auf dem Felde. Am linken Flügel konnte auch Werth Erfolge verzeichnen, er übersah jedoch die feindliche Reiterreserve, die unvermutet vorstieß und die Infanterie vernichtete. Nach dem Tod ihres Kommandanten tat die Reiterei am rechten Flügel nicht anderes als Beutemachen. Hatzfeldt und Bruay wurden gefangen genommen, Obrist Guiseppe Piccolomini[29] fiel, die Schweden verloren Wittenberg[30] und Mortaigne,[31] was sich als unwahr herausstellen sollte - Die beiderseitigen Verluste an Gefallenen wurden auf 10000 geschätzt. Torstensson blieb Herr des Schlachtfeldes, hielt sich weitere drei oder vier Tage am Ort auf, um sein Heer zu reorganisieren und seine 3000 Toten zu begraben. Der Kaiser ließ Schlick, Gallas und Colloredo in Prag zurück und befahl die Herausgabe von Waffen an die Bürger; so entstand eine Truppe von 7000 zur Verteidigung entschlossenen Männern. Der Kaiser fuhr nach Pilsen, um die Reste der versprengten Armee zusammenzuziehen und entsandte Erzherzog Leopold Wilhelm zu dem gleichen Zweck nach Linz.[32] - Diese Informationen habe sie unter dem Datum des 15.3. aus Wien erhalten.[33]
Bruay muss an seinen in der Schlacht erhaltenen Wunden in der Gefangenschaft gestorben sein. Angeblich wurde er bei den Kapuzinern in Prag beigesetzt. In der bereits zitierten zeitgenössischen Quelle, die auch Wassenberg benutzt zu haben scheint, heißt es weiter: „Den 26. Mertz rückte Torstenson vor Corneuburg;[34] weil aber der allda liegende Oberste sich in Güte ergab, ließ man ihn mit der Besatzung abziehen. Hierauf galt es, die Schanze vor der Wiener Brücke, welche, weil die Kayserlichen solche verlassen und die Brücke hinter sich abgebrannt, ohne Mühe mit 200 Mann besetzet und mit einer starken Brustwehr versehen wurde. Den 27. Mertz zogen die Schweden vor das Schloß Ravensburg,[35] und kamen in der Nacht mit den Approschen unter die Festungs-Wercke; daher der Commandant, Oberst Vetter,[36] ob er gleich den Flecken abgebrannt, sich auf Discretion ergeben mußte.
Das Flüchten aus Mähren und Oesterreich war sehr groß, sonderlich aus Brünn[37] und Niclasburg,[38] wie sich dann die gantze Mährische Land-Tafel[39] dahin gewendet. Die Furcht nahm noch mehr überhand, weil bey 400 Reuter von den geschlagenen Kaiserlichen Regimentern einen Flecken und Dorff nach dem anderen ausplünderten und gar einige Oerter in die Asche legten. Um den 1. April brachte man die entseelte Cörper des Feld-Marschalls Götze, Generals von Bruay, Obersten von Waldeck, und des jungen Piccolomini [Guiseppe] nach Prag, allwo der erste bey St. Emaus, der zweyte aber balsamirt[40] bey den Capucinern niedergesetzt wurde“.[41]
[1] Mattias de [di] Vacchi Freiherr v. Adelsvogel(-berg) [de Vaggi v. Adelsberg, Davoggi, DeWagky, Dewagky, Waghi, Waggi, Dewaggi, Devoggi, de Wogghi, de Wagi, Awacki, Dowatzki (Donatzki, Domatzki)] [ -1655], kaiserlicher Obrist.
[3] Bernart Ignác [Bernhard Ignatz] Bořita z Martinitz [1615-1685], Rat, Kammerherr u. Oberstburggraf.
[5] Johann Graf v. Götz [Götzen, Götze] [1599 Zehlendorf-6.3.1645 bei Jankau gefallen], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. ANGERER, Aus dem Leben des Feldmarschalls Johann Graf von Götz.
[14] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 519: W. Leslie an Piccolomini, Prag, 1645 III 04: Seit 14 Tagen manövriere Hatzfeldt vor der Front des Gegners, doch sei es zu keinem Treffen gekommen. Torstensson hatte geplant, nach Oberösterreich zu ziehen, aber Hatzfeldt konnte es verhindern, hielt ihn stets zur rechten Hand, so dass dem Gegner nichts anderes übrigblieb, als nach Mähren zu marschieren. Einem abgefangenen Brief zufolge forderte Torstensson Rákóczy auf, nach Olmütz zu ziehen, während er selbst der Armee in Böhmen zu schaffen machen wollte. Olmütz sei jedoch so gut versorgt, dass es sinnlos sei, es zu belagern. Der Kommandant von Pilsen Jan van der Croon habe gemeldet, dass Torstensson die Moldau noch nicht überschritt u. sich in Mirowitz aufhielt. Der Kaiser habe Hatzfeldt befohlen, eine Schlacht zu suchen, nicht nur aus Gründen des Übergewichts der Kaiserlichen, sondern auch wegen des Kurfürsten von Bayern, der mit Rücksicht auf die Bedrohung des Reichs von den Franzosen den Abmarsch seiner Truppen nach Mähren nicht wünsche. Gallas sei nach seiner Ankunft in Prag vom Kaiser freundlich empfangen worden, werde aber die Kommandantenstelle wohl kaum wieder einnehmen, wenn Hatzfeldt sie nun erfolgreich inne habe. Nichtverbürgte Nachrichten sprächen von Erfolgen gegen den Gegner; indessen habe sich jedoch, einer verbürgten Nachricht von Hatzfeldt zufolge, der Gegner in aller Stille und schnell über die Moldau gesetzt u. ziehe gegen Neuhaus; Hatzfeldt aber wolle ihm zuvorkommen und ihn zu einer Schlacht zwingen. Abschließend der Wunsch, Gott möge einen so notwendigen Sieg bescheren.
[16] Konstabel: Geschützmeister (Schütze), Kriegshandwerker, der auch für schwere Festungs- und Belagerungsartillerie Rohre und Geschosse herstellte. Er musste Richten und Laden, Instandhaltung und Reparatur beherrschen. Stückgießer und Büchsenschmiede wie Pulvermacher arbeiteten unter seiner Anleitung. Gut bezahlte Büchsenmeister nahmen an Kriegszügen teil und genossen eine bessere Verpflegung als Soldaten. Der Büchsenmeister unterstand dem Zeugmeister, der sie auch anwarb, im Gefecht hatte der (General)Feldzeugmeister den Befehl. => Büchsenmeister.
[17] Handlanger („handlangere“): Bezeichnung für den Assistenten des Geschützmeisters („konstapel“) in der schwedischen Armee.
[18] Karl X. Gustav König (1654) v. Schweden [8.11.1622 Nyköping-13.2.1660 Göteborg], schwedischer Generalissimus.
[19] Christina Königin v. Schweden [17.12.1626 Stockholm-19.4.1689 Rom]. Vgl. FINDEISEN, Christina von Schweden; HERMANNS, Christina Königin von Schweden; BUCKLEY, Christina; HEYDEN-RYNSCH, Christina von Schweden.
[20] Vgl. den Bericht eines unbekannten Kaiserlichen, Amberg, 1645 III 09; TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 521, S. 178: „Nostre arméé est entierment ruinéé. Gotz tué et Hatzfeld pris, Jean de Werth est perdu tellement, qu'on ne scait où il est, l'Empereur s'est sauvé de Prague et est allé vers rivière d'Ems. De l'ennemi sont aussi demeurés beaucoup d'officiers, entre lesquels sont le général Mortagne et Golts [Johann Arndt v. Goldstein]. Nostre armeé avoit déjà la victoire et tout leur canon en mains mais nostre cavallerie s'ayant amusée auprès la bagaige de l'ennemi, n'a pas poursuivi les Suédois, que se sont ralliés et retournés, et ayant defaict tout nostre infanteria ont obtenu une victoire sanglante, ou sont demeurés plus de dix mille persones sur la place, tant de nostres que de l'ennemi. Ceste bataille s'est donné près de Tabor et a duré depuis les 7 heures du matin jusques à 9 heures de nuit le 6ème de mars. Vien scritto che l'Archiduca Leopoldo se sia salvato accompagnato de due companie de foraggieri”.
[24] Wenzel [Václav, Wenzelslaus] Freiherr v. Zahrádecký [Zahradetzky, Saradetzky, Zaredek, Zaro, Zaroatz, Sarratetz, Sarratezca, Sarradeschky, Zaharadesky; Sarratesci, Zaradeck, Zaroatz, Sarradatesky] z Zahrádek [ -1647], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.
[26] Philipp Theodor Graf v. Waldeck-Eisenberg [2.11.1614 Arolsen-17.12.1645], kaiserlicher Obrist. Eine der in solchen Berichten durchaus üblichen Falschmeldungen !
[28] Claudia de’ Medici, Erzherzogin v. Österreich, Landesfürstin v. Tirol [4.6.1604 Florenz-25.12.1648 Innsbruck]. Vgl. WEISS, Claudia de' Medici.
[29] Don Guiseppe Silvio Max Graf v. Piccolomini d’Aragona [1623-6.3.1645 bei Jankau], kaiserlicher Obrist.
[30] Arvid [Arwid, Ernst, Arfulch] Wittenberg [Wittenbergk, Wirtenberg, Wirtenburg, Württemberg(er), Württenberg] v. Döbern u. Nyborg [1606 Porvoo-7.9.1657 Zamość], schwedischer Generalmajor.
[31] Kaspar Kornelius Mortaigne de Potelles [Mordani, Mordoni, Mortaiger, Montagne, Mortaine, Mortague, Montani] [um 1609 Wallonien-18.7.1647 vor Rheinfels], schwedischer Generalmajor, dann hessen-kasselischer Generalleutnant.
[39] Landtafel: „1) Aufzeichnungen von Rechtsgeschäften des Adels, 1321 für Böhmen und 1348 für Mähren eingerichtet;
2) Beurkundung von landrechtlichen Urteilssprüchen, Statuten und Landtagsbeschlüssen. In den österreichischen Ländern wurden Zusammenstellungen anerkannter Privilegien eines
Landes und das Verzeichnis des adeligen Grundbesitzes Landtafel genannt“.[ http://www.austria-lexikon.at/af/AEIOU/Landtafel] 3) Hier Bezeichnung für die in die Landtafel aufgenommenen
Adligen.
[40] Balsamierung: Als Einbalsamierung oder Balsamierung bezeichnet man das Verzögern oder Verhindern der Fäulnis von Leichnamen durch künstliche Mittel, namentlich durch Tränken der Weichteile mit fäulniswidrigen Substanzen. Die Einbalsamierung stellt einen Teil der Mumifizierung dar. Eine Gleichsetzung beider Begriffe kann nicht vorgenommen werden, obwohl sie eng miteinander verwandt sind. Die Einbalsamierung wurde vorgenommen, wenn die Beisetzung in der Heimat wie bei Gustav II Adolf aus Kriegsgründen erst später möglich war.
[xx] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 373: B. di Strassoldo an Piccolomoni, Feldlager vor Kiel, 1644 08 17.
[xxii] Carl Gustav Wrangel, Graf zu Salmis u. Sölvesberg [13.12.1613 Schloss Skokloster-25.6.1676 Schloss Spyker auf Rügen], schwedischer Feldmarschall.
[xxiii] Raimondo Fürst Montecuccoli, Herzog v. Melfi [21.2.1609 Schloss Montecuccoli in Pavullo nel Frignano bei Modena-16.10.1680 Linz], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. SCHREIBER, Raimondo Montecuccoli; BARKER, The Military Intellectual.
[xxviii] Am 27.8.1644 schrieb der kaiserliche Resident in Kopenhagen Plettenberg an Gallas: Der Gegner wolle aus Holstein entweichen u. sei bereits bei Oldesloe angelangt; das habe zu der Ansicht geführt, er werde gegen Schlesien ziehen, um zu Rákóczy zu stoßen, was für die Erbländer das Verderblichste wäre. Doch bestehe die Hoffnung, dass Gallas' Armee die Gelegenheit nutzen werde, den Gegner in Holstein zu vernichten u. ihm den Übergang bei Oldesloe u. den anderen Orten bis Hamburg verwehren wird. TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf,, Nr. 384.
[xxxi] Jaroslav Petr Freiherr Kinský [Kintzky, Kinscky, Kinßky, Kynsky, Kynski] v. Vchynice[ -1669], schwedischer Obrist.
[xxxviii] Friedrich Landgraf v. Hessen-Rotenburg zu Eschwege [9.5.1617 Kassel-24.9.1655 Kostin], schwedischer Obrist, Generalmajor. ?
[xli] Bei dem Schmalkaldener Chronisten WAGNER, Pforr, S. 163, heißt es: „Im monat Martio ist uff sehr ernsten und strengen befelch vor Herr<n> Landgraff Georg[en zu hessen von den hießigen orts armen betrengten leuhten 2500 f mit großem zwangk erhoben worden. Und ob man schon unterschiedliche bewegliche und klegliche supplicationeß an Ihre F. G. abgehen lassen und darin zu gemüht geführet, wie dass dieser ortt schon albereit an drey ortte, alß dem Zaradetzki, den Caßelischen und dem Graff Broy / deme man 1000 thlr geben müssen:/ contribuirten, dass wir doch mit dießer anforderung mögten verschont pleiben, so hat es doch nichts geholffen, sondern nebent itzerzehlten posten auch bezahlen müssen“.
[xlii] Veit Dietrich v. Steinheim [Stainhain, Steinheimb, Steinhammer]auf Seeberg zu Haslau [ -5.4.1657], kaiserlicher Obrist.
[xliii] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, S. 428: Am 18.10.1644 schrieb Torstensson aus dem Feldlager bei Bernburg sehr unzufrieden an Johan Oxenstierna, er habe auf Verlangen v. Generalkommissar Gregersson [Andeflycht] Generalmajor Ste(e)nbock mit den Kontributionsangelegenheiten betraut, doch seien daraus nur Unannehmlichkeiten entstanden. Ste(e)nbock sei nach Schweden gefahren u. Gregersson komme seinen Pflichten nicht nach.
[xliv] Krankenversorgung: Kranke und verwundete Soldaten blieben zumeist in Städten und Orten zurück und fielen diesen zur Last - sofern sie keine Familie als Schutzgemeinschaft im Lager besaßen - , obgleich man dort zum Teil die Aufnahme der Kranken aus Furcht vor der Ausbreitung von Seuchen und vor den Kosten verweigerte. Johann Ernst von Sachsen-Weimar war einiger der wenigen, denen das Wohl der Soldaten am Herzen lag. LANGER, Heeresfinanzierung, S. 296: „Derselbe Fürst [Johann Ernst v. Sachsen-Weimar] und Heerführer sandte im Herbst des Jahres 1625 an seinen Kriegsherrn, König Christian IV. von Dänemark, ein Memorial, das die Unterbringung und Versorgung von 4.000 kranken Soldaten betraf. Die Finanzierung oblag der Kriegskasse. Johann Ernst schlug vor, je zehn Kranke einer Pflegerin gegen einen Wochenlohn von einem Gulden anzuvertrauen. Es mußten also vierhundert ‚Weiber' gewonnen werden, dazu noch drei bis vier Ärzte, ein Apotheker und ‚etliche Prediger', letztere für ein Monatsentgelt von 25 Gulden. Die Verpflegung sollten umherfahrende Marketender liefern gegen Barzahlung, die aus dem Pflegegeld abgezweigt wurde. Nach diesen Angaben war bei gleichbleibender Krankenzahl eine wöchentliche Ausgabe von weit über 400 Gulden nötig. Es scheint allerdings, daß ein solcher Aufwand mit untauglichen Söldnern eher selten war". Verwundete erhielten z. B. im Neumarkter (Oberpfalz) Lazarett 1647: ein gemeiner Soldat wöchentlich 1 fl. 30 kr.: ein Feldwebel oder Korporal täglich 18 kr.; RIED, Neumarkt, S. 106. Finanziert wurden die Spitalkosten über die erhobenen Kontributionen. Daher liegen die Kosten für die medizinische Notversorgung, für das Feldspital (ein studierter Arzt erhielt etwa 260 fl., der „Chirurgus“ 60 fl. monatlich), in der Hauptkostenrechnung nur bei 1 %. Allerdings sorgten die kranken Soldaten in den Städten auch für Unruhe; Aus dem Memorial der Paderborner Regierungskanzlei, 26.9.1636, für den kaiserlichen Obristen Wilhelm v. Westphalen; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 175: „Alhie verbliebene krancke soldaten und sonderlich von Rabischen [kaiserlicher Obrist Johann Raab; BW] regiment stellen sich fast mutwillig an, in deme dieselbe nicht allein ihr logament ruiniren, alles darin verbrennen, und [solchen fast groß = gestrichen] solche feur anlegen, daz auch die benachbarte [Nachbarn; BW] ja die gantze stadt daruber in gefahr kommen sollte, sondern sich auch so weit verkünnen, daz sie nicht schewen den burger die schweine abzunehmen und zu schlachten".
[xlvii]Kartaune, halbe: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 22-faches Kaliber (15 cm), schoß 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-74 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt. ENGERISSER, Von Nördlingen, S. 579. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kostete fünf Reichstaler - mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81. Sie hatte eine max. Schussweite von 720 Meter; DAMBOER, Krise, S. 211.
[xlviii] Feuermörser, Mortier: Steilfeuergeschütz, dessen Rohre aus geschmiedeten Schienen bestanden, die, wie bei einem hölzernen Fass, durch eiserne Reifen zusammen galten wurden. Bei einem Kaliber von bis zu einem Meter Durchmesser waren die Feuermörser bis zu 2, 50 m lang und wurden vor dem Abschuss in die Erde eingegraben. Ihre Stahlkugeln hatten eine sehr steile Flugbahn, man konnte mit ihnen also hinter Mauern schießen. Sie dienten auch zum Werfen von Brand- oder Sprengkugeln (Bomben) mit einem Kugelgewicht zwischen 25 Pfund (1/16 Mörser) und mehreren Zentnern (ganzer Mörser, Kaliber 5-15 Zoll). Nach Pflummerns Aufzeichnungen konnte man mit ihnen Kugeln von 100 Pfund und mehr werfen; SEMLER, Tagebücher, S. 68. Vgl. auch die Abbildung bei FREYTAG, Der Dreißigjährige Krieg Bd. 1, S. 89.
[liii] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 467: B. I. v. Martinice an Piccolomini, Prag, 1644 XII 10: Die Niederlage der kaiserlichen Armee sei größer als man gedacht habe, mehrere Soldaten der Kavallerieregimenter seien zu Fuß nach Böhmen gekommen, Enckevort sei gefangen, Bruay habe sich angeblich gerettet, desgleichen Trauditsch u. Montecuccoli. Die Schweden formierten zwei Heere, eines gegen die ResTHEATRUM EUROPAEUM Bd. 5on Gallas' Armee, das zweite für den Einfall in Böhmen, wo sie Winterquartiere erzwang. Am 21.12. schrieb F III an Gallas, er habe die Katastrophe zur Kenntnis genommen, die seine aus Magdeburg ausgesandte Reiterei getroffen habe, von der nur 1 500 diensttaugliche Pferde übrig geblieben seien. Er treffe Maßnahmen zur Remontierung der Armee u. habe damit Götz beauftragt. Da dies aber nicht vor Febr. 1645 möglich sei, müsse es sich bis dahin behelfen; TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 470.
[lvi] Fahnenjunker: Historisch waren die „Fahnenjunker“ meist junge Edelleute, die im Alter von 14 bis 16 Jahren in die militärische Ausbildung kamen. [wikipedia].
[lvii] Einspänniger: a) Kriegsknecht mit einem Pferd; fürstlicher Diener, Stadtknecht; auch Einspänner; b) Eigentümer eines kleinen bäuerlichen Besitzes, der meist nur Handdienste leistet; c) reitender Bote, Geleit- und Meldereiter.
[lviii] Soldatenjunge: (vermutlich) Trossbube. Es wurden jedoch zuweilen auch bereits zehn- bis fünfzehnjährige Jungen als Soldaten rekrutiert (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 120). Bei den Schweden galten 15 Jahre als ideales Eintrittsalter. Im kursächsischen Fuß-Regiment Eustachius von Löser fanden sich unter 1145 Mann 209 Weiber, 131 Kinder, 8 Mägde immerhin 80 Soldatenjungen; BORKOWSKY, Schweden, S. 64. Vgl. dazu die sehr positive Darstellung des französischen Gesandten d’Avaux; LORENTZEN, Die schwedische Armee, S. 84ff.: „die Schweden hatten die schönste und disziplinierteste Armee, welche man seit den Legionen des Cäsar gesehen hat. Sie waren beinahe sicher, alles, was sich ihnen entgegenstellte, entweder zu schlagen oder durch Beharrlichkeit zu vernichten. Sie waren im Felde zu allen Jahreszeiten gut, abgehärtet sowohl gegen die Hitze der Hundstage, als auch gegen die heftigste Kälte. Sie hielten drei Monate in den Quartieren aus, in welchen die kaiserliche Armee nicht acht Tage bestehen konnte, so dass mit der Zeit ihnen nichts entwischen konnte. Die Armee war ihr Hof, ihr Gut, sie war ihr wirkliches Vaterland, denn alle Kinder, welche sie seit zwanzig Jahren bekommen hatten, waren im Lager geboren, waren von der Wiege an an das Gewehrfeuer gewöhnt und trugen, erst sechs Jahre alt, ihren Vätern in den Laufgräben oder zur Schildwache das Essen hin. Trotzdem die Armee kein sehr geeigneter Platz ist, die Jugend zu erziehen, so achtete man doch sorgsam auf die Unterweisung, indem man sie in den kleinen Schulen, welche im Quartier, oder wenn man im Felde lag, im Lager waren, Lesen und Schreiben lehrte. Sobald die Armee ihr Lager aufgeschlagen hatte und die Quartiere verteilt waren, gingen die Kinder zu den besonders für die kleinen Schulen eingerichteten Plätzen. Da sind Dinge vorgekommen, welche kaum zu glauben wären, wenn sie nicht von allen Generälen bestätigt wären: es wurde erzählt, dass die Feinde manchmal so nahe gewesen wären, dass ihre Kanonen sogar die Schulen erreichen konnten. Da wären 3-4 Kinder von einer einzigen Kugel hingerafft worden, ohne dass die übrigen auch nur den Platz gewechselt hätten oder die Feder weggelegt hätten, welche sie in den Händen hatten. Solche Standfestigkeit war ganz anders, als die der jungen Lacedämonier, welche sich lieber die Eingeweide zerfleischen ließen, als ihren Diebstahl zu gestehen. Die Rekruten ihrer Infanterie wurden lediglich von diesen Lagerkindern genommen. Im Alter von 16 Jahren nahmen sie schon das Gewehr und desertierten niemals, weil sie kein anderes Leben, keine andere Beschäftigung kannten. Bei der Kavallerie wurden die Bedienten der Herren aufs Pferd gesetzt, wenn sie sieben oder acht Jahre bei der Armee gedient hatten, und waren schon vorher in den Waffen geübt und an den Krieg gewöhnt, bevor sie angeworben wurden, so dass man sagen konnte, dass unter ihnen ebenso viele Offiziere waren, als Soldaten“. Vgl. auch Trossbube; LAHRKAMP, Dreißigjähriger Krieg, S. 199.
[lxi]Feldmarschall: Stellvertreter des obersten Befehlshabers mit richterlichen Befugnissen und Zuständigkeit für Ordnung und Disziplin auf dem Marsch und im Lager. Dazu gehörte auch die Organisation der Seelsorge im Heer. Die nächsten Rangstufen waren Generalleutnant bzw. Generalissimus bei der kaiserlichen Armee. Der Feldmarschall war zudem oberster Quartier- und Proviantmeister. In der bayerischen Armee erhielt er 1.500 fl. pro Monat, in der kaiserlichen 2.000 fl., die umfangreichen Nebeneinkünfte nicht mitgerechnet, war er doch an allen Einkünften wie Ranzionsgeldern, den Abgaben seiner Offiziere bis hin zu seinem Anteil an den Einkünften der Stabsmarketender beteiligt.
[lxv]Mattias de [di]Vacchi Freiherr v. Adelsvogel(-berg) [de Vaggi von Adelsberg, DeWagky, Dewagky, Waghi, Waggi, Dewaggi, de Wogghi, de Wagi, Awacki, Dowatzki (Donatzki, Domatzki)] [ -1655], kaiserlicher Obrist.
[lxvi] Heinrich v. [der Ältere] Schleinitz [Schleunitz][ - 1654], kursächsischer, dann kaiserlicher Obrist.
[lxvii]Obristleutnant: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 und 150 fl. bezog. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39' (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: ... „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde". Der Obristleutnant war zumeist auch Hauptmann einer Kompanie, so dass er bei Einquartierungen und Garnisonsdienst zwei Quartiere und damit auch entsprechende Verpflegung und Bezahlung beanspruchte oder es zumindest versuchte. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.
[lxix] Moritz Heinrich Graf v. Nassau-Hadamar [24.6.1626 Hadamar-24.1.1679 Hadamar], kaiserlicher Obrist.
[lxxiii] Heinrich v. [der Ältere] Schleinitz [Schleunitz][ -1654], kursächsischer, dann kaiserlicher Obrist.
[lxxiv]Obristwachtmeister: Der Obristwachtmeister mit einem monatlichen Sold von 50 fl. entsprach vom Rang her dem Major in der schwedischen Armee. Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte er für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht.
[lxxv]Rittmeister (Capitaine de Cavallerie): Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte, bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.
[lxxvi]Kapitänleutnant: Der Kapitänleutnant war der Stellvertreter des Kapitäns. Der Rang entsprach dem Hauptmann der kaiserlichen Armee. Hauptmann war der vom Obristen eingesetzte Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig und die eigentlichen militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.
[lxxvii] Kapitän (schwed. Kapten): Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden so genannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.
[lxxviii]Quartiermeister: Bei Einquartierungen in Dörfern und Städten besorgte der Quartiermeister, in Abstimmung mit den lokalen Obrigkeiten, von den Bewohnern Unterkunft und Verpflegung für die Kompanie. Zunächst wurde der Stab einlogiert, dann wurden die Quartiere für die Hauptleute bestimmt. Die Kompanie des Obristen hatte die weitere Wahl, dann die des Obristleutnants, darauf die des Obristwachtmeisters. Die restlichen Kompanien spielten die übrig gebliebenen Quartiere unter sich aus. Das führte bei engen Quartieren teils zur Überbelegung bei den einzelnen „Wirten“, teils zum Kampieren unter freiem Himmel auf dem Markt, was zu Unruhen führen konnte. Dem Quartiermeister, der je nach Truppengattung zwischen 40 und 60 fl. Monatssold erhielt, war die Kriegskasse anvertraut. Dazu kamen allerdings erhebliche Nebeneinkünfte der meist korrupten Quartiermeister, die dieser mit dem Obristquartiermeister teilte. Die Quartiermeister operierten sehr oft mit gefälschten Listen der einzuquartierenden Soldaten, um die Differenzbeträge in die eigenen Taschen zu stecken. Der Regimentsquartiermeister Bartelme Vogel schrieb am 4.7.1648 aus Landshut an den Abt der Benediktinerabtei Prüfening, Matthias von Trauner ?; SOLMS-LAUBACH; MATTHAEI, Wetterfelder Chronik, S. 67, Anm. 1: „weil ihn der Abt nicht so viel gewürdigt, daß er ihm sein jüngstes Schreiben mit einem einzigen Wort beantwortet noch viel weniger einen einzigen Heller oder dergleichen zur Zehrung geschickt hatte, ‚da doch’, fährt der Schreiber fort, ‚alle meine Kammeraten von ihren Ortern zu 2 : 3 : 4 : Im die 500 Rthr. neben ihrer Zehrung Schon auf rechnung hieher bekommen haben vnd darf Sich der Herr (nämlich Abt) gar nicht einbilten, das er So sehr werde aufgehen, oder aber ich Seinetwegen alhier mein eigenes Gelt verzehren will, Stellt sich der Herr (Abt) mit diessem Botten nicht ein, So Soll er versichert Sein, daß nicht allein sein Gloster vnd Dörffer, Sondern alles da herumb ligente Getreit Am lengsten soll gestanden haben, den alhier vber 400 Pfert vorhanten, die auff Anders nichts warten, alls das Sie die vngehorsamen darunter der herr der furnehmsten einer ist mit feuer vnd Schwert Strafen Sollen, welches ich dem Herrn mit wenigen zur Nachricht vermelten vnd vor Schaden gewarnt haben will, hab Jüngstens für meinen herrn Obristen eines hantpferdes vnd f ü r m i c h e i n e s guten Glöpers (Kleppers, Gauls) gedacht, aber derowegen kein Antwort bekom, allem vermerckhen nach mus der herr nicht wissen was die Regiments Quartirmeisters Scharschy (Charge) auf Sich hat, den Sonst würt er mir mit anderer Disgrezion begegnen, hat aber nichts auf Sich Soll ihm schon in einem andern vergolten werden Sonst für dißmahl ein mehrers nicht alls Gott bevohlen“.
[lxxxv] Kreba, heute Kreba-Neudorf, sorbisch Chrjebja-Nowa Wjes, LK Görlitz.
[i] Christian IV. König v. Dänemark [12.4.1577 Schloss Frederiksborg-18.2.1648 Schloss Rosenborg/Kopenhagen]. Vgl. HEIBERG, Christian 4.
[v] Georg I. Rákóczi, Fürst v. Siebenbürgen [8.6.1593 Szerencs-11.10.1648 Sárospatak]. Vgl. SZILÁGY, Georg Rakoczy I.
[xi] Nicola [Nikol, Nicolai] Rajkovič [Radowitz, Ragowitz, Ragewitz, Rackewitz Rackenwitz, Rackonitz, Rackoniz, Radowitz, Raickowitz, Raikowitz, Rackowitz, Reckowitz, Reckewitz, Rejkowitz, Reickowitz, Rockowitz, Ritkowitz, Royckowitz, Rubenitz, Rübenitz, Renko ?][ -17.4.1644], kaiserlicher Obrist.
[xii]„Armee ohne Land“: PRESS, Hessen, S. 312, über die Armee der Landgrafschaft Hessen-Kassel. Nach den Zahlen bei BETTENHÄUSER, Die Landgrafschaft Hessen, S. 17, müsste jeder 4. Einwohner der Landgrafschaft Soldat gewesen sein. Hessen-Kassel unterhielt bei einer Einwohnerzahl v. 70.-80.000 eine Armee v. insgesamt 18.000 Mann, die nur durch Kontributionen in den besetzten Gebieten erhalten werden konnte; ein typischer Fall v. Überrüstung. Laut Dorstener Vertrag hatte Amalie von Hessen-Kassel eine Armee v. 7.000 Mann zu Fuß u. 3.000 Reitern zu unterhalten; dafür zahlte Frankreich jährlich 200.000 Rt.; Staatsarchiv Marburg 4 f Frankreich Nr. 55; Bibliothèque Nationale Paris Manuscrit français Nr. 17885. Vgl. auch SODENSTERN, Die Anfänge.
[xxi] Podraga: Gicht als Folge der oft sehr einseitigen Ernährung der Soldaten und Offiziere durch extremen Fleisch- und Alkoholgenuss, was schon zeitgenössische Militärhistoriker und Chronisten erkannten.
[xxxix] Gustav Otto Gustavsson Stenbock [Steenbock, Steinbock] [7.9.1614 Torpa (Västergötland)-24.9.1685 Stockholm], schwedischer Generalmajor.
[iv] Kurt Reinecke I. Reichsgraf v. Callenberg [Calenberg, Kahlenberg, Kalenberg] [17.9.1607 Wettesingen bei Volkmarsen-7.5.1672 Muskau], kursächsischer Obrist.
[xxi] Generalquartiermeister: Der Generalquartiermeister leitete das Quartieramt (mit zwei Oberquartiermeistern und dem Stabsquartiermeister sowie drei weiteren Offizieren), unterstützt von der Kriegskanzlei. Die Eingänge wurden dem Feldmarschall vorgetragen und die Antwortschreiben dementsprechend zur Billigung vorgelegt. Für technische Fragen wurden Ingenieure des Stabs herangezogen. Die mündliche Befehlsübermittlung oblag zwei bis vier Generaladjutanten. Das Quartieramt lieferte je nach Eingang Berichte an den Kaiser, den Hofkriegsrat, Weisungen an die Kommandeure der Feldarmeen, an die örtlichen Kommandeure und Festungskommandeure, an alle zuständigen Verwaltungsbehörden und gab Lageberichte an hohe abwesende Generäle und Nachrichten an die Gesandten des Westfälischen Friedenskongresses heraus. Der Generalquartiermeister hatte als Dienstvorgesetzter alle Quartiermeister der einzelnen Regimenter unter sich, sein Amt war eine sehr lukrative Einnahmequelle wegen der „Verehrungen“, um Einquartierungen (gerade bei den Winterquartieren) abzuwenden oder zu erleichtern. Zudem war er meist auch Inhaber eines eigenen Regiments, das die besten Quartiere zu erwarten hatte.
[xxii]Karl Friedrich v. Reich [Reiche, Reych] [vor 1618-20.12.1647 Gießen], kaiserlicher Generalfeldwachtmeister.
[xxv]Ungarn: Schriftlich erwähnt werden „hussarones“ (ursprünglich Grenzsoldaten in den ungarischen Festungen) erstmals 1481 in einem lateinischen Schreiben des Ungarnkönigs Matthias Corvinus (1443-1490). Die Husaren hatten sich bereits zu schwer gepanzerten Reitern entwickelt. Sie trugen Helme im türkischen Stil (Zischäggen), Brust- und Armpanzer, mit Eisenblech beschlagene Schilde (bezeichnet als „Tartschen“), schwere Säbel (Sarrass), Streitkolben und Lanzen, außerdem einen Panzerstecher (hegyestőr, „Pikenschwert“). Falls die Lanze beim ersten Ansturm brach, wurde dieses drei- oder vierkantige Schwert mit einer etwa 150 cm langen Klinge auf den Oberschenkel gesetzt und als Stoßwaffe benutzt. Zur zeitgenössischen Einschätzung vgl.REISNER, Aber auch wie voriges tags, S. 456f. (1619): „Es ist zwar ein außerlesen schön ungerisches Kriegsvolckh, aber auch außerlesene Freybeutter; so mit stelen und rauben niemand verschonen; lassen nichts liegen, ziehen die leutt - freund oder feind - ganz nacket auß oder hawens wol gar nieder“. Eine ganz ähnliche Klage findet sich auch in dem Wiener Bericht vom 27. Oktober [1619]: „Die Hungern haußen gar übel auch bei den Evangelischen sine omni discretione, hauen alles nieder, plündern und verbrennen alles, so erbärmlich ist; wann sie alßo procediren, möchte waß anderst drauß entstehen".
Der katholische irische Feldkaplan Thomas Carve [1590 - 1672 ?] berichtet; CARVE, Reyßbüchlein Bd. 2, S. 159f.: „Den 17. Octobris [1639; BW], ward ein Vngarischer Graff mit 500 Pferden / von Prag auff Prandis [Brandýs nad Labem]zu / allda die Schweden sich auffhielten / vmb Kundschafft einzuholen / außcommandirt. Dieser ist bald nach seinẽ Außzug von den Schwedischen Partheyen vmbgeben vnnd ertapffet / vnnd weilen in dem Außreissen / sein Pferdt vnter ihme gestrauchlet / gefangen worden; Obwohl nun er der Gefängnuß sich zu entledigen vermeyndt / gleichwohl gesehen dass solches durch kein anderes Mittel / alß mit gewehrter Handt geschehen könne / hat er sich allermassen ritterlich gewehret / auch der Schwedischen viele mit seiner eygenen Handt niedergemacht / biß endtlich er also verwundet / vnnd mit sieben tödtlichen Wunden verletzt / heroisch auff der Walstatt todt blieben. Sein todten Leichnamb haben nichts desto weniger die Vngaren dem Feindt entzogen / vñ mit sich nacher Prag gebracht vnangesehen irer etliche hundert das Leben darüber eingebusset / allda selbiger nach Standtsgebühr / mit grossen Ehren zur Erden bestattet worden“.
[iii] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1401: 1643 II 26: Piccolominis 18-Punkte-Disposition über den Entsatz Freibergs.
[ix] Sturmlauf: heftiger, schnell vorgetragener Angriff mit dem Ziel, den [völlig unvorbereiteten] Gegner zu überraschen, seine Verteidigung zu durchbrechen. Zum Teil wurden für die Erstersteigung der Mauern oder des ersten Eindringens in die Stadt, Festung etc. Geldprämien bis zu 1000 Rt., die „erste Beute“ oder Rangerhöhungen (so etwa bei der Erstürmung Frankfurts a. d. Oder 1631), von den Offizieren ausgesetzt worden. Die Sturmkolonnen sollten Wälle oder Festungen auf Sturmleitern ersteigen, sich dort festsetzen und das Tor von innen öffnen, um den nachrückenden Soldaten den Weg frei zu machen. Teilweise wurde allerdings auch Branntwein ausgeschenkt, um die Angst zu betäuben, oder es wurden Gefangene bei allen Armeen als Schutzschilder vor der ersten Sturmreihe vorangetrieben; vgl. die Aussagen eines Untergesteckten (1634) => Gottmann, Peter in den „Miniaturen“; GAIER; SCHÜRLE; PRAßER, Schwabenspiegel Bd. 3, S. 80.
[x] Feuerkugel: mit Brandsatz versehenes, aus Mörsern abgefeuertes Geschoss mit Spreng-, Brand- und Leuchtwirkung, das von Mörsern im Steilfeuer über die Stadtmauer geschossen werden konnte.
[xviii] Jobst Rudolf [Hunold] v. Berkefeld [Birkenfeld, Birkfeld, Bückenfeld, Pirckfeld, Bergkfeld] [ -nach 1653], schwedischer Obrist.
[xxi] Adrian Graf v. Enckevort [Enckfurth, Enckefurt, Enquenfort] [20.8.1603 Diest-3.6.1663 Ledeč], kurbayerischer Feldmarschall.
[xxii]Kroaten:(kroatische
Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten), des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Dieser ließ
gefangene Kroaten auch nach Schweden in die Kupferbergwerke bringen; METEREN, Newer Niederländischen Historien Vierdter Theil, S.
87. Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen
Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“
verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und
Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte
eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteien“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Vgl. GOTTFRIED, ARMA SVEVICA, S. 85 (1630): „Die Crabaten litten dieser Zeit von den Schwedischen viel schaden / weil es bey ihnen viel stattliche Beuten
gab. Dann sie hatten theils Gürtel voller Gold und Silber vmb den Leib / auch gantze Blatten von Gold vnd Silber geschlagen vor der Brust“. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre
Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2
Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser „kahlen Schelme Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie
Städte nur mit Überzahl an. Die Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000
Thaller werth schaden gethan / haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL,
Stadt Hof, S. 101. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 331f.; bzw. den
Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S.
148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra
überfallen und in Brand gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor
Eschwege gerückt, morgens von 7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in
Reichensachsen angefangen zu brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich
zu bleiben gewaget, sind etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche
gefangen weggeführet, die elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte". LEHMANN, Kriegschronik, S. 61,
anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf
die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet". LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637).
Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam
erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a.
dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng...“, S. 75: „In einer Supplik der niederhessischen Stände an Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel aus dem Jahr 1637 heißt es beispielsweise, die „unchristlichen
Croaten“ hätten ‚den Leute[n] die Zungen, Nasen und Ohren abgeschnitten, die augen außgestochen, Nägel in die Köpff und Füsse geschlagen, heis Blech, Zinn und allerhand Unflat, durch die
Ohren, Nasen und den Mund, in den Leib gegossen [und] etzliche durch allerhand Instrumenta schmertzlich gemartert’ “. http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von
allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen
und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚... Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret,
sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was
dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz
grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung
des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken - was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei
faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu)
Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus... widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und
eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in
Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf
versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit
Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und
also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr
Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des
Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ ". METEREN, Newer Niederländischen Historien Vierdter Theil, S. 41: „Diese [Kroaten; BW] nach dem sie die Thor deß Stättleins [Penkun (LK
Vorpmmern-Greifswald); BW] zerbrochen / haben sie mit grossem Grimm auff dem Schloß / in der Kirche / in der Pfarr / in den Häusern / Ja auch unerhörter Weise in den Todtengräbern
gesuchet: Das Korn theils außgetroschen vnnd hinweg geführet / theils auch zertretten / die Inwohner hefftig geschlagen vnnd biß auff den Todt gemartert / daß sie solten sagen / on sie
Gelt vergraben hetten / vnder denselben haben sie auch deß Pastorn nicht verschonet / der ihnen doch vor diesem alle Ehr vnnd Freundschafft erwiesen: Vnnd welches das allerärgste / haben
sie Weibspersonen genothzüchtiget vnd geschändet / vnnd so sich etliche im Wasser vnder dem Rohr / oder sonst verborgen / haben die Crabaten / als deß Teuffels rechte Spürhund / solche
auffgesucht / vnd wie das Vieh zur Vnzucht vor sich hergetrieben / auch ein theils Mannspersonen / so ihre Weiber vnnd Kinder wider solchen Teufflischen Muthwillen vnnd Gewalt
vertheidigen wollen / jämmerlich erschossen vnd nidergehawen. Vnd dergleichen Vnzucht haben sie auch an Mägdelein von acht vnnd zehen Jahren zu treiben vnd am hellen Tag auff den
Kirchhöfen / öfffentlichen Gassen vnd Gärten zu begehen / sich nicht geschewet“.Vgl. auch die
Beschreibung des Kroateneinfalls in Neustadt a. d. Aisch am 18.7.1632 => Kehraus [Kerauß, Kehrauß], Andreas Matthias in den
„Miniaturen“.
[i] Mine, minieren: graben, untergraben: Anlegen von Untergrabungsgängen unter dem Mauerfuß einer belagerten Festung. Diese Minengänge zielten entweder auf den Einsturz der Mauer oder auf ein Eindringen in die Festung. Über die Unterhöhlung hinaus konnten sie mit einer Pulverladung versehen und zum Sprengen der Mauer benutzt werden. Da man die Arbeitsgeräusche bald hören konnte, wurden Gegenminen gelegt und zur Explosion gebracht. Teilweise wurden die Minen auch dem Gegner gezeigt, um ihn zum Aufgeben zu bewegen. => Kontramine.
[x] Axel [Achsel] Graf Lille [Lillie, Lilie, Lielie, Axellilly, Lilli] v. Löfstad [23.7.1603-20.12.1662], schwedischer Generalmajor.
[xiv] Feuerkugel: mit Brandsatz versehenes, aus Mörsern abgefeuertes Geschoss mit Spreng-, Brand- und Leuchtwirkung, das von Mörsern im Steilfeuer über die Stadtmauer geschossen werden konnte.
[xv] Handgranaten: runde, mit Pulver gefüllte Eisenkugeln, die mit einer Lunte gezündet wurden. Granaten können, als selten erhaltene Beispiele damaliger Feuerwerkerkunst, noch heute in den Kunstsammlungen der Veste Coburg besichtigt werden. Während die Handgranaten aus runden, mit Pulver gefüllten Eisenkugeln bestanden und mit einer Lunte gezündet wurden, gab es auch schon Fallgranaten, die beim Aufschlag mittels eines Reibungszünders explodierten. Granadiere waren ursprünglich Soldaten, die Handgranaten gegen den Feind schleuderten. Bereits 1631 wurden sie bei der Eroberung Frankfurt a. d. Oder von den Iren eingesetzt; MAHR, Monro, S. 112. Als Generalmajor Lars Kagge 1634 in Regensburg belagert wurde, forderte er zu dieser gefährlichen Tätigkeit – ihre Splitter konnten bis zu 50 Schritte gefährlich werden – Freiwillige gegen höheren Sold auf und wurde so der Schöpfer der Granadiere. Chemnitz, S. 467, beschreibt bei dieser Gelegenheit erstmalig den Einsatz von Handgranaten: „Gebrauchte sich [der Gen. Maj. Kagg] hierunter zuforderst der handgranaten, den Feind in confusion zubringen, nachgehends, wann solches geschehen, der Kurtzen wehren [Helmbarten] zum niedermetzeln. Wobey er jennige, so die handgranaten zu erst geworffen, mit einer gewissen recompens [nach Heilmann 2 Reichstaler] zu einer so gefährlichen action angefrischet'. ENGERISSER, Von Kronach, S. 277.
[xvi] Hans Georg v. Arnim-Boitzenburg [1583 Boitzenburg-28.4.1641 Dresden], polnische, dann schwedische Dienste, 1627 kaiserlicher Obrist, Feldmarschall, 1630 kurbandenburgischer u. kursächsischer Feldmarschall, 1635 Ausscheiden wegen Prager Frieden, 1637 Verschleppung nach Schweden u. Flucht, ab 1641 Reorganisation der kursächsischen Armee.
[xviii] Brigade: Anfangs bestand die schwedische Brigade aus 4 Schwadronen (Squadrons) oder Halbregimentern, also 2016 Mann und 256 Offizieren, ab 1631 nur noch aus 3 Schwadronen Fußvolk zu je 504 Mann und 64 Offizieren. Die insgesamt 1512 Mann waren in 648 Pikeniere und 864 Musketiere eingeteilt, die in Rotten zu je 6 Mann aufgestellt waren.
[xxi] Schanze: geschlossenes, auf dem Feld angelegtes Erdwerk, zur Belagerung und zur Verteidigung. Schanzgräber waren für die Anlage von Belagerungs- und Verteidigungswerken zuständige Arbeiter (Schanzbauern), die im Tross des Heeres mitzogen und dem Schanzmeister unterstanden. Sie waren weitgehend verachtete Menschen, die in der sozialen Hierarchie der Heere nur wenig über den Prostituierten standen und schlecht bezahlt wurden. Auch verurteilte Straftäter wurden zu Schanzarbeiten herangezogen. Diese „Condemnatio ad opera publica", die Verurteilung zu Schanzarbeiten, war als Todesstrafe in absehbarer Zeit gedacht. Bürger und Geistliche der besetzten Städte sowie Klosteruntertanen, die zu diesen Arbeiten verpflichtet bzw. dafür ausgelost wurden, empfanden diese schwere Arbeit als ehrenrührig und entzogen sich ihr durch die Flucht. Zum Teil wurden Kinder ab 12 Jahren zu dieser schweren Arbeit eingesetzt, ganze Schulklassen dazu getrieben. Vgl. auch die Beschreibung der Drangsalierung der Bürger Iglaus 1647 bei STERLY, Drangsale. Um seine eigenen Truppen zu schonen, zwang Johann von Götz bei der Belagerung der Feste Marienberg (Würzburg) eine große Anzahl von Bauern der Umgebung, Schanzarbeiten zu verrichten, ‚vnd die Stücke, die Er mit Pferden nicht dahin bringen konnte, hinauffzuziehen: Worüber dan viele todt geblieben, vnd daher die Bauren aller orten sich häuffig absentiret vnd verlauffen' (CHEMNITZ, Königlich Schwedichen […] II, S. 581). Auch eingeflüchtete Bauern wurden zu diesen schweren Arbeiten gezwungen. Im schwedischen Heer wurden dazu bevorzugt die ohnehin sozial deklassierten Finnen eingesetzt (vgl. auch TOEPPEN, Hoppes Chronik, S. 77). Reichskanzler Oxenstierna hatte auch den Frankfurtern die Verpflichtung der Bettler zum Festungs- bzw. Schanzenbau empfohlen. Im 17. Jahrhundert wurden zunehmend auch Soldaten durch die Aufnahme der Schanzpflicht in die Artikelbriefe für Schanzarbeiten herangezogen; ein Versuch der Fürsten, ein bisher ungenutztes Reservoir an billigen Arbeitskräften zu erschließen, eine Reaktion auf die neuen militärischen Erfordernisse (Belagerungs- und Grabenkrieg, Ausbreitung der Festungen) und Ausdruck des fürstlichen Willens, die Soldaten körperlich, geistig und sittlich zu disziplinieren (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 138, 255).
[xxii] Laufgraben: Graben, der bei der Belagerung einer Festung oder Stadt im Zickzackverlauf aufgeworfen wurde, in dem man sich möglichst ungefährdet nähern konnte. Approchen ist die Bezeichnung für die Laufgräben (Annäherungswege) bei der militärischen Belagerung von Festungen. Das Wort ist eine Eindeutschung des französischen Verbes s'approcher, sich nähern. Es handelt sich um eine Anlage, die der Angreifer einer Festung anlegen musste, bevor die Festung erstürmt werden konnte. Mit Hilfe einer Erdwalze (Sappe; vgl. dazu auch PIERER, Universal-Lexikon, Bd 14, S. 886-887) konnte sich der Angreifer an die Festungsmauern heranarbeiten, um sie durch ein anschließendes Unterminieren zum Einsturz zu bringen. Mit Hilfe der Approchen konnte der Angreifer das Vorgelände gedeckt überschreiten. Sappen wurden von den zu den ingenieurtechnischen Truppen gehörenden Sappeuren angelegt, die über besondere Ausrüstung wie z. B. Schanzkörbe verfügten oder den typischen, breitkrempigen Eisenhelm zum Schutz vor Geschossen, welche die Verteidiger von oben abschossen. Bei mittelalterlichen Burgbelagerungen wurden Sappen häufig eingesetzt, um das Mauerwerk der belagerten Festung aufzubrechen und die Mauer so weit auszuhöhlen, dass sie, evtl. durch Verbrennen des Stützgebälks, zum Einsturz gebracht werden konnte. Die Approchen bestanden aus einem Graben von etwa 2,5 m Sohlenbreite und etwa 1,25 m Tiefe, der bis zur 3. Parallele im Zickzack geführt auf der der Festung zugekehrten Seite mit einer etwa 1 m hohen Erdschüttung versehen war. Die einzelnen Approchenzüge legte man vor den einspringenden Winkeln der Festungswerke an und führte die einzelnen Schläge so, dass ihre Verlängerung mindestens 50 m vor dem weitest vorspringenden Festungswerk vorbeischlug. Jeder vorwärtige Schlag wurde bogenförmig über den rückwärtig hinaus nach hinten verlängert, was man Haken oder Crochet nannte. Diese Haken dienten als Ausweichstellen und der Aufstellung kleinerer Wachposten. Die zickzackförmigen Approchen wurden als einzelne Sappen ausgeführt. In geringerer Entfernung zur Festung, etwa von der zweiten Parallele an, kam die vom Sappeur mit Wälzkorb und sonstigem Hilfsgerät auszuführende völlige Sappe, später (ab etwa 1870) die einfache Erdwalze zur Anwendung. In nächster Nähe zur Festung, etwa vom Fuß des Glacis ab, hätten die Zickzacks allzu spitzwinklig werden müssen, um gegen bestreichendes Feuer geschützt zu sein. Man ging deshalb auf dieser Strecke von der Anwendung der Zickzacks ab und führte hier die Approchen derartig in gerader Richtung auf die Saillants der Angriffsfront weiter, dass sie durch Traversierung (Traversensappe, Würfelsappe) gegen bestreichendes Feuer geschützt wurden. Die Anlage von Approchen seitens der Angreifer wurde von den Verteidigern durch die langjährige Anpflanzung von tiefwurzelnden Pflanzen auf dem Glacis der Festung erschwert. [wikipedia]
[xxiv] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1396: Piccolomini an Leopold Wilhelm, Brüx, 1643 II 15: Er versprach, die Aufgabe, mit der ihn Ferdinand III. u. Leopold Wilhelm betrauten, nämlich Freiburg Hilfe zu bringen, gewissenhaft erfüllen werde. In einem zweiten Schreiben vom selben Tag (Nr. 1397) schrieb er dem Erzherzog, dass Freiberg bereits mehreren Angriffen ausgesetzt gewesen sei, ein Stadttor sei ausgebrannt. Er habe den Kurier aufs Neue seiner baldigen Hilfe versichert, um die Wehrbereitschaft zu stärken. Die Armee habe er angewiesen, vorzurücken u. Glashütte [HHSD VIII, S. 115f.] zu besetzen; am 10.2. hätten ihm die Kroaten Gefangene nach Glashütte gebracht. Angeblich würden die Schweden täglich Angriffe unternehmen, Sappen graben u. Minen legen, um mit einem Generalangriff der ksl. Armee zuvorzukommen. Nr. 1398: Einen Tag später schrieb er Fuentes [= Bernard de la Fontaine, u. nicht wie angegeben Gaspar de Teves Telly y Guzmán, VI, 503 !], er werde Freiberg Hilfe bringen, da die Rettung der Stadt wichtig sei u. eine Wende des Krieges herbeiführen könne. Die Stadt wehre sich tapfer. Die schwache Seite der Kriegsführung der ksl. Armee sei stets ihr Zaudern gewesen, das einer rechtzeitigen Ausführung vorteilhafter Maßnahmen im Wege stand. Nr. 1400: Am 20.2. schrieb Leopold Wilhelm an R. Colloredo, er habe Piccolomini angewiesen, Freiberg so schnell wie möglich zu entsetzen.
[xxvi] raiteln, reuteln: zügeln, züchtigen, quälen, insbesondere foltern. Bei dieser Foltermethode wurde ein Strick um die Stirn oder den Unterleib gelegt und mittels eines Holzpflocks zusammengezogen. Am Unterleib traten auf diese Weise die Gedärme hervor. Am Kopf traten die Augen aus den Höhlen, die Kopfhaut wurde eingeschnitten und am Ende brach, so wird berichtet, die Schädeldecke. Eine zeitgenössische Beschreibung liefert der Abt Veit Höser (1577 - 1634) von Oberaltaich bei Straubing: „Diese ‚Tortur’ besteht darin, dass sie ihrem Opfer den Kopf bis zur Stirnhöhe (cerebrotinus) mit einem Bündel Seiden- oder Leinenfäden, die sie zu einer Schnur drehen, umwinden. Dabei pressen sie durch immer strafferes und strengeres Herumdrehen die Hirnschale immer fester und so lange zusammen, bis die Augäpfel mehr und mehr aus den Augenhöhlen hervorquellen und in abscheulicher Weise herausgetrieben werden“. SIGL, Wallensteins Rache, S. 151.
[xv]Rudolf [Rudolfo] Graf Colloredo [Coloredo, Coloreto, Coleredo, Colredo, Kolloredo]-Waldsee [Wallsee] [2.11.1585 Budweis-24.2.1657 Prag], kaiserlicher Feldmarschall.
[xvi] Tonio [Tommaso, Thomas] Pompeio [Pompei, Pompeius], Graf v. Ilassi [Ilassy] [1610-5.10.1654], kaiserlicher Feldmarschall-Leutnant.
[xvii] Johann Christoph III. Graf v. Puchheim [Buchheim] zu Göllersdorf [1605 Schloss Göllersdorf-(November ?) 1657 Wien], kaiserlicher Feldmarschall.
[xviii] Annibale de Gonzaga [Cinzago] marchese di Mantova, principe di Bozzolo [1602 Bozzolo-2.8.1668 Wien], kaiserlicher Feldmarschall.
[xxi]Christian v. Münster [ -2.11.1642 bei Breitenfeld] [ -2.11.1642 bei Breitenfeld], kaiserlicher Obrist.
[xxii] Nicola Montard de Noyrel, genannt „Nicola“[Nicolas, Nicolai, Nicoli, Nicolau, Neyrel, Nicolaus, Lorenzo di] [um 1605-2.11.1642 bei Breitenfeld], kaiserlicher Obrist.
[xxiv] Ernst Roland, Baron de Grysort [Grisart, Chrisom], Graf v. Suys [Soise, Soisse, Sois, Suis, Suise, Suisi, Soy, Suse, Suy, Suyss, Duys] u. Tourabel [ - 1645], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.
[xxvi] Johann Christoph Freiherr Ranfft [Ranft] v. Wiesenthal[1599-1660], kaiserlicher Obrist, Generalfeldwachtmeister.
[xxxi] Johan Nilsson Liliehöök [Lillie-Höck, Lilli Hökh, Lillie Höck] af Fårdala [1598-2.11.1642], schwedischer Generalmajor, Reichszeugmeister.
[xxxviii] Måns[Manß] Pierson [Persohn, Person], Måns;[ -2.11.1642 bei Breitenfeld], schwedischer Kapitän.
[xxxix] Torsten Stålhandske [Stolhanscha, Stahlhandschuh, Stahlhanndtschuch, Stalhans, Stallhans, Stalhansch, Stallhuschl, Stalhanß, Stallhaus] [1594 Porvoo/Borgå (Finnland)-21.4./1.5.1644 Haderslev/Nordschleswig], schwedischer Generalmajor.
[xl] Hans Christoffer Graf v. Königsmarck [12.12.1600 Kötzlin-20.2.1663 Stockholm], schwedischer Feldmarschall.
[xlvii] Francisco Manuel de Melo y Castro, marqués de Torrelaguna y de Vellisca, conde de Assumar, grande de España [1597 Estremoz-1651] - ], spanischer Generalstatthalter.
[lii]Scharmützel: Unter Scharmützel (ital. „scaramuccia“, Geplänkel, Plänkelei, Treffen) verstand man eines der vielen kleineren Gefechte oder Handgemenge, aus denen dieser Krieg bestand. Kleinere Armeeeinheiten oder Streifkorps, z. T. auch größere Verbände von bewaffneten Bauern (vgl. Harzschützen), traten hier in einen zeitlich wie örtlich begrenzten Kampf ein. Auch Schlachten wurden zumeist mit Scharmützeln oder Plänkeleien eröffnet. Scharmützel waren in der Regel gekennzeichnet durch äußerste Brutalität. Allerdings konnten sie auch Auslöser eines größeren Treffens, einer Schlacht oder eines Krieges werden. Oft wurden Vor- oder Nachhut von Heeren durch Kroaten angegriffen, die in diesem kleinen Krieg bevorzugt eingesetzt wurden. Zum Teil kam es auch wegen der fehlenden Uniformierung zu verlustreichen Kämpfen mit eigenen Einheiten. oder „neutralen“ Einheiten. Am 15.1.1648 traf die kursächsische Besatzung Annabergs auf eine kaiserliche Streifschar, die man für Schweden hielt: „Beym Stillstand im Lande und instehenden Frieden ist doch im Gebürge beym Städtlein Thum ein seltzamer Scharmützel vorgegangen / indem dem 15. Jan. der in Annaberg liegende Obrist-Wachtmeister / Rudolph von Neitschütz / mit seinen zwo Compagnien auff den so genannten blinden Valentin / einen Kayserl. Rittmeister / welcher eine Raub-Parthie geführet / getroffen / daß bey diesem verwegenen Unternehmen unterderschiedliche geblieben und viel blessiret worden / auch in dieser scharffen Rencontre noch mehr auffgerieben werden sollen / wo nicht angeregter blinder Valten und Rittmeister Hanß Ernst einander erkennet und darauff beyderseits Partheyen von einander abgeführet hätten [...]. Und dieser Thumische Scharmützel heisset catachrestice [seit der antiken Rhetorik unlogischer Gebrauch eines verwandten statt des nicht vorhandenen Ausdrucks] die Thumer Schlacht / wie Ihn weyland der gemeine Mann genennet hat“. MELTZER, Historia, S. 1363; ARNOLD, Annaberg, S. 283f.; GROHMANN, Obererzgebirge, S. 208. Der Erzgebirgschronist LEHMANN, Kriegschronik, S. 169f., datiert diesen Vorgang allerdings auf 1647: „Bey dem armistitio zwischen Chur-Saxen und denen Schwedischen wahr auch außbedinget worden, daß der Churfürst die streiffende rotten einfangen und sie verfolgen solte; das befahle der Churfürst allen Seinen regiementern in lande, und musten auch die 2 Compagnien, so auf den Annenberg, die Straßen bereiten und denen Mausparthien wehren. Nun wahr der keyßerliche leutenandt, insgemein der blinde Valtin [Valten Hanke; BW] genandt, mit 80 Pferden, meist Freyreutern auß Lignitz nach Erfurt und Eisenach gegangen den 12. Januarii, hatte bey Eckersberg die leipziger Fuhrleute, welche eine wagenburg gemacht und sich gewehret, theils uberwaltiget, 10 Personen todt geschoßen und 20 beschedigt, dargegen 2 tode gelaßen und ezliche beschedigte mitgenommen, darmit kam er biß nach Burckersdorf ins gebirg, griff do wieder die Leipziger fuhr an auß den gebirg. Alß solches die 2 Compagnien uff den Annenberg untter den Obrist-Wachmeister Rudolph von Neidschiz gehöret, sindt sie Churfürstlichen Befehl zue folge ihm entgegengezogen, derselben auf freyen felde bey den Städtlein Thum auf einer höhe angetroffen. Rittmeister Landtmann [Langmann] nimmt einen Cornet mit 20 Pferden zu sich, jagt voran und fragt, warumb er als freundt in Meißen so raube und streiffe, und weil der Valten kein gut word giebet, greyffen Sie beyde zum gewehr, Landtmann trift den Valten in arm, Valten aber schießt Landtmann auch wundt und den Cornet todt, seine reuter schneiden die beuten und Säcke voll sammet und seiden von Pferden und schoßen Sich mit den Churfürstlichen eine Virtelstunde herumb, daß von Churfürstlichen der Ritmeister (bekam 3 schöße), 1 leutenandt, 1 Cornet und 5 reuter tödtlich, 7 beschedigt. Der blinde Valten hatte 16 beschedigte, ließ 5 reuter und seine beute hinder sich und ging eilendt in Böhmen. Das ist geschehen den 15. Januar Freytag nach den 1. Sontag Epiphanias. Die keyßerlichen waren meist feste [durch magische Praktiken kugelfest, BW] sonst würden sie mehr eingebüst haben. Der Cornet wurde den 3. Februar zum Annenberg in die kirche begraben“.
[i] Heinrich Ernst zu Stolberg, Graf [20.7.1593-4.4.1672] Stifter des älteren Hauptlinie des gräflichen Hauses Stolberg und ältester Sohn des Grafen Christoph zu Stolberg. ZEITFUCHS, Stolberg, S. 99.
[ii] NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 214. Der Hg. dankt Herrn Peter Nüchterlein für die Erlaubnis zum Abdruck dieses Textteils.
[iv] Schlacht bei Kempen am 17.1.1642 zwischen katholischen (kaiserlichen und kurkölnischen) Truppen unter dem Befehl Wilhelms von Lamboy auf der einen und protestantischen (französischen, hessischen-kasselischen und weimarischen) Truppen auf der anderen Seite in der Heide zwischen Kempen, Hüls, Krefeld und St. Tönis am Niederrhein ausgetragen wurde. Das Gefecht endete mit einer vernichtenden Niederlage der kaiserlich-kölnischen Verteidiger; in der Folge fiel das nördliche Kurköln unter protestantische Besatzung. WASSENBERG, Florus, S. 464ff. (unter Quelle 16). SCHAUMBURG, Die Schlacht. - Kempen [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 384ff.
[vii] Wenzel [Václav] Eusebius Fürst v. Lobkowitz [z Lobkovic], Herzog v. Sagan [30.1.1609-22.4.1677 Raudnitz], kaiserlicher Obrist, Generalwachtmeister, Kriegsratsvizepräsident.
[xiii] Franz v. Hatzfeldt [13.9.1596 Schloss Crottorf-30.7.1642 Würzburg], Fürstbischof v. Würzburg u. Bamberg. Vgl. WEBER, Würzburg und Bamberg.
[xvi] Fränkischer Reichskreis: Der seit 1500 existierende Fränkische Reichskreis wurde von Bamberg und Kulmbach/Ansbach geführt und hatte folgende Mitglieder: Ansbach, Hochstift Bamberg, Bayreuth, Castell, Deutscher Orden, Eichstätt, Erbach, Henneberg, Hessen-Kassel, Hohenlohe, Kulmbach, Limpurg-Gaildorf, Nürnberg, Rieneck, Rothenburg, Schönborn, Schweinfurt, Seinsheim, Wertheim, Weißenburg, Windsheim und Hochstift Würzburg.
[xx] Georg Ludwig Segnitz [23.9.1605-9.5.1672 beerdigt]. Vgl. http://www.sw.om-mohr.de/ratsh/segnitzgl.htm.
[xxi] Dr. jur. utr. Johann Höfel [7.5.1600 getauft-8.12.1683] Vgl. http://www.sw.om-mohr.de/ratsh/hoefeldrj.htm
[xxiii] Generalquartiermeister: Der Generalquartiermeister leitete das Quartieramt (mit zwei Oberquartiermeistern und dem Stabsquartiermeister sowie drei weiteren Offizieren), unterstützt von der Kriegskanzlei. Die Eingänge wurden dem Feldmarschall vorgetragen und die Antwortschreiben dementsprechend zur Billigung vorgelegt. Für technische Fragen wurden Ingenieure des Stabs herangezogen. Die mündliche Befehlsübermittlung oblag zwei bis vier Generaladjutanten. Das Quartieramt lieferte je nach Eingang Berichte an den Kaiser, den Hofkriegsrat, Weisungen an die Kommandeure der Feldarmeen, an die örtlichen Kommandeure und Festungskommandeure, an alle zuständigen Verwaltungsbehörden und gab Lageberichte an hohe abwesende Generäle und Nachrichten an die Gesandten des Westfälischen Friedenskongresses heraus. Der Generalquartiermeister hatte als Dienstvorgesetzter alle Quartiermeister der einzelnen Regimenter unter sich, sein Amt war eine sehr lukrative Einnahmequelle wegen der „Verehrungen“, um Einquartierungen (gerade bei den Winterquartieren) abzuwenden oder zu erleichtern. Zudem war er meist auch Inhaber eines eigenen Regiments, das die besten Quartiere zu erwarten hatte.
[xxiv]Generalstab: die Summe aller ranghohen Offiziere, die der obersten militärischen Führung zuarbeiten. Der Generalstab umfasste das Quartieramt, die Kriegskanzlei, die Generaladjutantur, das Kriegskommissariat, das Kriegszahlamt, die Generalauditoren, den Generalprofos, die Feldapotheke, das Feldpostamt und die Generalwagenmeister. 1640 sollen der General- und Hofstab Piccolominis 1.200 Personen umfasst haben; SCHMIDT, Der protestantische Aischgrund, S. 38.
[xxxi] Generalauditor: Er war der vom Kriegsherrn berufene Dienstvorgesetzte aller Regimentsauditoren, der Rechtsspezialisten, die aber dem betreffenden Regiment nicht angehörten und die zunächst die Untersuchung aller auftauchenden Delikte nach den Grundsätzen des Militärstrafrechts durchführten. Er übte dementsprechend mehr Gewalt aus und war gefürchteter als ein Regimentsauditor. Vgl. „Schwedisches Kriegs-Recht“; BERG, Administering justice, S. 9, 16f. Zudem war er auch in Rechts- und Grundstücksgeschäften für die Generalität tätig; vgl. MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Teil, S. 619.
[xxxv] Annibale de Gonzaga [Cinzago], marchese di Mantova, principe di Bozzolo [1602 Bozzolo-2.8.1668 Wien], kaiserlicher Feldmarschall.
[xxxvii] Sennfeld [LK Schweinfurt]. Vgl. WEBER, Geschichte der fränkischen Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld.
[xxxviii] Johann Leonhard Peyerle [Playr, Beierlein] v. Perleberg[ - ], kaiserlicher Oberkriegskommissar.
[xxxix] Johann Zimmermann [ -11.5.1659 beerdigt] Vgl. http://www.sw.om-mohr.de/ratsh/zimmermannj.htm.
[xliii] fl. rhn. [Gulden rheinisch]:1 Fränk. Gulden = 1 rhein. Gulden 15 Kreuzer = 6 Schreckenberger = 28 Schillinge = 3 Dreier = 6 Pfennige; 9 Schillinge = 24 rhein. Kreuzer. 1 Schreckenberger = 14 Dreier; 1 Dreier = 2 Pfennige; 1 Ortstaler = 6 altpreußische Groschen; 1 Reichstaler = 1 rhein. Gulden 30 Kreuzer.[http://www.schweinfurtfuehrer.de/geschichte/1700-1800/die-reichsstadt-schweinfurt-während-des-letzten-jahrzehnts-ihrer-reichsunmittelbarkeit/].
[xlv]Adjutant: Gehilfe des Majors in dessen sämtlichen Funktionen. Der Adjutant hatte insbesondere die Aufgabe, den Hauptleuten und Sergeanten die Befehle der Generalität zu übermitteln und die Schlachtordnung des Regiments zu überwachen. Vgl. Generaladjutant.
[li] Franz Albrecht Herzog v. Sachsen-Lauenburg [10.11.1598 Lauenburg-10.6.1642 Schweidnitz], kaiserlich-kursächsischer Feldmarschall.
[liii]Generalfeldzeugmeister:Der Generalfeldzeugmeister war Befehlshaber der dritten, wenn auch teilweise gering geschätzten Truppengattung, der Artillerie; bei Beförderungen wurden die vergleichbaren Ränge bei der Kavallerie, dann der Infanterie bevorzugt: Der Rang umfasste das Kommando über Artillerie. Ihrem Befehlshaber fielen die sogenannten „Glockengelder" [Geld, womit eine eroberte Stadt, die sich vom groben Geschütze hat beschießen lassen, ihre Glocken und ihr Kupfergeschirr, welches alles herkömmlich der Artillerie des Eroberers heimfällt, wieder erkaufen oder einlösen muß. KRÜNITZ, Enzyklopädie Bd. 19, S. 192], zu, wenn man während der Belagerung etwa bei Sturmläufen hatte die Glocken läuten lassen, was nach dem „Recht“ des Siegers 12.000 fl. [zum Vergleich: 1634 wurde ein Bauernhof mit 8.-1.000 fl., ein kleines Schloss mit 4000 fl. veranschlagt; MATHÄSER, Friesenegger, S. 51] und mehr sein konnte. Vgl. auch HOCHEDLINGER, Des Kaisers Generäle. Ihm unterstanden die Schanzmeister und die Brückenmeister, zuständig für Wege-, Brücken-, Lager- und Schanzenbau sowie die Anlage von Laufgraben vor Festungen.
[liv] Ernst Roland, Baron de Grysort [Grisart, Chrisom], Graf v. Suys [Soise, Soisse, Sois, Suis, Suise, Suisi, Soy, Suse, Suy, Suyss, Duys] u. Tourabel [ - 1645], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.
[lvii] Achilles Baron Precipiano de Soye [Soy, Hoye, Soiani, Sove] [ - 2.11.1642 bei Leipzig gefallen], kaiserlicher Generalfeldwachtmeister.
[lxi] Rudolf Georg v. Wolframsdorf [Ramsdorf, Wolffersdorf] [ - ], kursächsischer u. kaiserlicher Obrist.
[lxii] Nicola Montard de Noyrel, genannt „Nicola“[Nicolas, Nicolai, Nicoli, Nicolau, Neyrel, Nicolaus, Lorenzo di] [um 1605-2.11.1642 bei Breitenfeld], kaiserlicher Obrist.
[lxxxi] Salvaguardia: Ursprünglich kaiserlicher Schutzbrief, durch den der Empfänger mit seiner Familie und seiner ganzen Habe in des Kaisers und des Reichs besonderen Schutz und Schirm genommen wurde; zur öffentlichen Bekräftigung dieses Schutzes wurde dem Empfänger das Recht verliehen, den kaiserlichen Adler und die Wappen der kaiserlichen Königreiche und Fürstentümer an seinen Besitzungen anzuschlagen. Der Schutzbrief bedrohte jeden Angreifer mit Ungnade und Strafe. Im 30jährigen Krieg militärische Schutzwache; Schutzbrief (Urkunde, die, indem sie geleistete Kontributionen und Sonderzahlungen bestätigte, gegen weitere Forderungen schützen sollte, ggf. durch militärische Gewalt des Ausstellers); auch: sicheres Geleit; eine oft recht wirkungslose Schutzwache durch abgestellte Soldaten, in schriftlicher oder gedruckter Form auch Salvaguardia-Brief genannt, die meist teuer erkauft werden musste, und ein einträgliches Geschäft für die zuständigen Kommandeure darstellten. Teilweise wurden entsprechende Tafeln an Ortseingängen aufgestellt, „Salvaguardia“ an die Türen der Kirchen (HERRMANN, Aus tiefster Not, S. 55) geschrieben oder für die ausländischen Söldner ein Galgen angemalt. Die 1626 von Tilly erlassene Schultheißen-Ordnung hatte festgelegt: „Wer salua Guardia mit wortten oder that violirt, den solle niemandt zu verthädigen understehen, sonder welcher hoch oder nider Officir ein dergleichen erfahren mag, der solle den muthwilligen verbrecher sobalden zu dem Provosen schaffen, dem Schultheysen neben einandtwortung bey sich unrecht befundenen sachen und guetter hiervon berichten ohn einred, die Restitution und was bey der sachen underlauffen möcht dass Gericht entscheiden lassen, und welcher einem andern sein gewonnen beuth abnimbt oder an seinem freyen verkauff nachtheilig verhindert, den solle Schultheyss zur Restitution anhalten und noch darzu mit straffen hart belegen". ZIEGLER, Dokumente II, S. 986. Der Abt Veit Höser (1577 - 1634) von Oberaltaich bei Straubing; SIGL, Wallensteins Rache, S. 140f.: „Da die Schweden so grausam wüteten und sich wie eine Seuche immer weiter ausbreiteten, alle Dörfer mit Taub, Mord und Jammer heimsuchten, erbaten die Bürger ab und zu von den Kapitänen der Weimaraner eine Schutzwache, die bei ihnen meist Salva Guardia heißt. Erhielten sie diesen Schutz zugesagt, so wurde jeweils ein Musketierer zu Fuß oder zu Pferd in das betreffende Dorf, die Ortschaft, den Markt abgestellt. Dieser sollte die herumstreifenden Soldatenhorden, kraft eines vom Kapitän ausgehändigten schriftlichen Mandats, im Zaume halten, ihre Willkür beim Rauben und Plündern einschränken. […] Es ist aber nicht zu bestreiten, dass eine solche Schutzwache unseren Leuten oder den Bewohnern anderer Orte, denen auf ihre Anforderung eine Salva Guardia zugestanden wurde, keinen Vorteil brachte. Im Gegenteil, sie schlugen ihnen vielmehr zum Schaden aus und waren eine Belastung. Offensichtlichen Nutzen dagegen hatten nur die Kapitäne, denn ihnen mussten die Leute gleich anfangs die ausgehandelte Geldsumme vorlegen oder wenigstens wöchentlich die entsprechende Rate (pensio) entrichten. Kurz, wie Leibeigene oder Sklaven mussten sie blechen, was die Kapitäne verlangten. Ich habe nur einen Unterschied zwischen den Orten mit und denen ohne Salva Guardia festgestellt: Die Dörfer ohne Schutzgeleit wurden früher, jene mit einer Salva Guardia erst später ausgeplündert. Da nämlich die Schweden vom Plündern nicht ablassen konnten, solange sie nicht alles geraubt hatten, so raubten und plünderten sie entweder alles auf einmal (sodaß sie nicht mehr zurückkommen mußten) oder sie ließen allmählich und langsam bei ihren Raubzügen alles mitgehen, bis nichts mehr zu holen war. Obendrein haben diese eigentlich zum Schutze abkommandierten Musketiere und Dragoner gewöhnlich die Ortschaften, ihre Bewohner und deren Habseligkeiten - als Beschützer - ausspioniert und dann verraten. Wurde nämlich der bisherige Beschützer - und Spion - unvermutet abberufen, dann brachen seine Kameraden, Raubgesellen und Gaunerbrüder ein und raubten alles, was bislang durch den Schutz der Salva guardia verschont geblieben war, was sie in Wirklichkeit aber für sich selbst hinterlistig und heimtückisch aufbewahrt hatten, und wüteten um so verwegener (pro auso suo) gegen die jämmerlich betrogenen und enttäuschten Menschen, beraubten sie nicht menschlicher und marterten sie“. Auch war das Leben als Salvaguardist nicht ungefährlich. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 49f. (1629): „Eine Eingabe des Bauern Jacob Löffler aus Langenwetzendorf [LK Greiz] wegen der bei ihm einquartierten »Schutzgarde« schildert die Heldentaten der derselben ungemein plastisch: »Was ich armer Mann wegen anhero zweijähriger hiesigen Einquartierung für groß Ungemach ausstehen müssen, gebe ich in Unterthänigkeit zu vernehmen: Denn erstlichen habe berührte Zeit über 42 ganze 42 Wochen Tag und Nacht bei den Soldaten ich aufwarten, nicht allein viel Mühe und Wege haben, sondern auch welches zum Erbarmen gewesen, Schläge gewärtig zu sein und geprügelt werden zu müssen, 2. habe ich meine geringe Haushaltung wegen jetziger Unsicherheit beiseits setzen, meine Felderlein wüst, öd und unbesamt liegen lassen, daß seither ich im geringsten nichts erbauen, davon samt den Meinigen ich mich hätte alimentieren mögen, 3. haben die Soldaten mir die Gerste, so zu einem Gebräulein Bier ich eingeschüttet, aus den Bottichen genommen, zum Teil mutwilligerweise zerstreut, zum Teil mit sich hinweggenommen, verfüttert und verkauft, 4. haben sie mir das wenige Getreidig, so noch unausgedroschen vorhanden gewesen, mit dem Geströhde aus der Scheune in andere Quartiere getragen, ausgeklopft und ihres Gefallens gebraucht, 5. weil sie an meiner geringen Person sich nicht allzeit rächen können, haben sie mir die Bienen und derselben Stöcke beraubet, umgestoßen und zu Grund und Tode gerichtet, 6. sind von ihnen mir alle Hühner, Gänse und ander Federvieh erschossen, genommen und gefressen worden, meine Wiesen, Raine und Jagen mir dermaßen verödet, daß ich nicht eine einzige Bürde Heu und Grummet von denselben genießen kann, 7. endlich ist von ihnen mir eine Kuh aus dem Stalle, so meinen Geschwistern zuständig gewesen, gezogen, in ein anderes Losament getrieben, geschlachtet und gefressen worden.« Teilweise „kauften“ sich begüterte Bürger Offiziere als Salvaguardia, um sich gegen Übergriffe zu schützen; SUTORIUS, Die Geschichte von Löwenburg. 1. Teil, S. 266.
[lxxxii] mundieren: versorgen, ausrüsten, füttern. Die Montierung („Mundierung“) war die gesamte (Neu-) Ausrüstung eines Soldaten, die auch von den Bürgern und Bauern erzwungen werden konnte. JORDAN, Mühlhausen, S. 66. Ein leichter Reiter sollte mit Helm, Rücken- und Brustschild, zwei Pistolen und einem Schwert ausgerüstet sein, aber bereits Ende 1630 wurden Rüstungen nur an die vorderen Reihen der Fußregimenter ausgegeben. 1632 sollen nur wenige Kavalleristen überhaupt eine Rüstung getragen haben. Meist trugen sie Lederjacken. Ende der 30er Jahre war das schlechte Erscheinungsbild „fast schon legendär“; das tschechische Wort „Szwed“ war gleichbedeutend mit „Mann in Lumpen“. BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 39. 1647 werden die Ausrüstungskosten für einen Reiter mit 80 Rt. veranschlagt. PETER, Eisenach, S. 52.
[lxxxiii] Intercession: Fürbitte, Vermittlung, Intervention; juristisch auch Einrede gegen eine aus einem gültigen Rechtsgeschäft erhobene Forderung.
[lxxxiv] Anm. Lehmann: „Marienberg bekam einen reuter zur Salvaguardie von Müllerschen regiement und musten nicht allein die Schwedischen aufn hause Scharfenstein helffen verpflegen, sondern auch dem Major Gortzky die versprochenen 300 thl. den 2. November in die Schletta schicken. Interim kam eine Parthey nach der andern vor die Stad: Den 4. November 20., 22., 23. December. Den 22. November wurde von ihnen begehrt 30 000 pfund brod und 40 faß bier. Den 10. December die Salvaguardie abgefordert und den 20. December andere geschickt, die nicht wenig gekostet, und wahren noch nicht recht sicher, daß auch ezliche Herrn zum Obristen Müller zogen 30. December“.
[i] Johann VIII. Graf v. Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein [Hohenstein] [14.1.1601-2.4.1657], schwedisch-weimarischer Obrist.
[ii] Adam v. Pfuel [Pfull, Pfuhls, Phuell, Pfuell, Pfuhl] [1604-5.2.1659 Helfta], schwedischer Generalleutnant.
[vi] Philipp [Philippo] de Carrasco [Corraschi, Cauraso] [ -August ? 1643], kaiserlicher Hauptmann, Obrist.
[xii]Quartiermeister: Bei Einquartierungen in Dörfern und Städten besorgte der Quartiermeister, in Abstimmung mit den lokalen Obrigkeiten, von den Bewohnern Unterkunft und Verpflegung für die Kompanie. Zunächst wurde der Stab einlogiert, dann wurden die Quartiere für die Hauptleute bestimmt. Die Kompanie des Obristen hatte die weitere Wahl, dann die des Obristleutnants, darauf die des Obristwachtmeisters. Die restlichen Kompanien spielten die übrig gebliebenen Quartiere unter sich aus. Das führte bei engen Quartieren teils zur Überbelegung bei den einzelnen „Wirten“, teils zum Kampieren unter freiem Himmel auf dem Markt, was zu Unruhen führen konnte. Dem Quartiermeister, der je nach Truppengattung zwischen 40 und 60 fl. Monatssold erhielt, war die Kriegskasse anvertraut. Dazu kamen allerdings erhebliche Nebeneinkünfte der meist korrupten Quartiermeister, die dieser mit dem Obristquartiermeister teilte. Die Quartiermeister operierten sehr oft mit gefälschten Listen der einzuquartierenden Soldaten, um die Differenzbeträge in die eigenen Taschen zu stecken. Der Regimentsquartiermeister Bartelme Vogel schrieb am 4.7.1648 aus Landshut an den Abt der Benediktinerabtei Prüfening, Matthias von Trauner ?; SOLMS-LAUBACH; MATTHAEI, Wetterfelder Chronik, S. 67, Anm. 1: „weil ihn der Abt nicht so viel gewürdigt, daß er ihm sein jüngstes Schreiben mit einem einzigen Wort beantwortet noch viel weniger einen einzigen Heller oder dergleichen zur Zehrung geschickt hatte, ‚da doch’, fährt der Schreiber fort, ‚alle meine Kammeraten von ihren Ortern zu 2 : 3 : 4 : Im die 500 Rthr. neben ihrer Zehrung Schon auf rechnung hieher bekommen haben vnd darf Sich der Herr (nämlich Abt) gar nicht einbilten, das er So sehr werde aufgehen, oder aber ich Seinetwegen alhier mein eigenes Gelt verzehren will, Stellt sich der Herr (Abt) mit diessem Botten nicht ein, So Soll er versichert Sein, daß nicht allein sein Gloster vnd Dörffer, Sondern alles da herumb ligente Getreit Am lengsten soll gestanden haben, den alhier vber 400 Pfert vorhanten, die auff Anders nichts warten, alls das Sie die vngehorsamen darunter der herr der furnehmsten einer ist mit feuer vnd Schwert Strafen Sollen, welches ich dem Herrn mit wenigen zur Nachricht vermelten vnd vor Schaden gewarnt haben will, hab Jüngstens für meinen herrn Obristen eines hantpferdes vnd f ü r m i c h e i n e s guten Glöpers (Kleppers, Gauls) gedacht, aber derowegen kein Antwort bekom, allem vermerckhen nach mus der herr nicht wissen was die Regiments Quartirmeisters Scharschy (Charge) auf Sich hat, den Sonst würt er mir mit anderer Disgrezion begegnen, hat aber nichts auf Sich Soll ihm schon in einem andern vergolten werden Sonst für dißmahl ein mehrers nicht alls Gott bevohlen“.
[xv]Hieronymus [Geronimo] Freiherr v. [de] Clary [Clari] [10.4.1610 Riva-19.11.1671], kaiserlicher Obrist.
[xvii]Hans Ludolf [Rudolf] Freiherr v. Breda [Bredaw, Bredau, Brettau, Brede, Breda, Bredon] [um 1595-14.11.1640 bei Riebelsdorf gefallen], kaiserlicher Feldmarschall.
[xviii] Polacken: Die übliche, zunächst nicht pejorative Bezeichnung für die im kaiserlichen Heer wenig geschätzten polnischen Truppen, die hauptsächlich von Spanien besoldet und in habsburgischen Diensten standen. Die Kampfkraft dieser Truppen galt als gering. Einerseits galt ihre Führung als schwierig, andererseits waren sie wegen ihrer Tapferkeit und Geschicklichkeit im Umgang mit Muskete, Pistole, Säbel, Lanze und Wurfspeer gesuchte Söldner. Von Philipp Graf von Mansfeld-Vorderort stammt die negative Beurteilung: „Sie fressen wohl weder Samstag noch Freitag Butter oder Eier; sich aber sonsten für den katholischen Glauben, das Romische Reich oder auch ihr eigenes Vaterland einige Ungelegenheiten zu machen, seind sie ganz keine Leut. Wahrheit oder Ehr hat bei ihnen nicht länger Bestand, als wan es ihnen zum Profit dient; wan der aufhört, schwören sie für fünf Groschen einen Eid, dass Gott nie zur Welt geboren!“ HALLWICH, Wallensteins Ende, S. I51f. Vgl. auch LEHMANN, Kriegschronik (Oktober 1636), S. 89: Die polnischen Reiter „soffen sehr viel bier auß, machten es mit Plündern, schenden erger denn alle feinde, ritten uff die welde, durchschändeten die Weibsbilder, dass Sie nicht gehen kundten, nötigten die Steinalten Weiber, dass Sie starben, zernichteten alles in heußern, weil ihrethalben alles uff die Welder und in die Städte gewichen wahr, haben viel vergrabene sachen aufgesucht, vermaurete keller gefunden, zien und kupfer mitgenommen, kirchen erbrochen, kelche, leichen- und Altartücher mitgenommen. Den 31. October s. n. fiel das Fest aller heiligen ein, drumb blieben Sie liegen, feyerten es mit fasten und speisen nur von öhl, Eßig und fischen, wo sies haben kundten, wahren aber nichts desto frömmer und brachen an Sontag frühe auf und marchirten auf Presnitz und Wiesenthal. Das ärgste und grausambste an ihnen wahr, dass Sie schöne kinder, gleich wehren Sie Turcken oder Tartarn, mitgenommen“. WAGNER, Pforr, S. 129.
[xxi] Fischkasten: Als Fischkasten oder Bünn werden Behälter zur Aufbewahrung von lebenden Fischen bezeichnet. Die heute aus unterschiedlichen Materialien wie Holz, Kunststoff oder Metall gefertigter Kästen sind seit dem Mittelalter bekannt. Für die unerlässliche Zufuhr von Sauerstoff beziehungsweise Frischwasser sorgen Löcher im Boden- und Wandbereich, Deckel verhindern das Entkommen der Fische. In geeigneter Weise ins Wasser platziert, können Fische so einige Zeit aufbewahrt werden. [wikipedia]
[xxii] Salvaguardia: Ursprünglich kaiserlicher Schutzbrief, durch den der Empfänger mit seiner Familie und seiner ganzen Habe in des Kaisers und des Reichs besonderen Schutz und Schirm genommen wurde; zur öffentlichen Bekräftigung dieses Schutzes wurde dem Empfänger das Recht verliehen, den kaiserlichen Adler und die Wappen der kaiserlichen Königreiche und Fürstentümer an seinen Besitzungen anzuschlagen. Der Schutzbrief bedrohte jeden Angreifer mit Ungnade und Strafe. Im 30jährigen Krieg militärische Schutzwache; Schutzbrief (Urkunde, die, indem sie geleistete Kontributionen und Sonderzahlungen bestätigte, gegen weitere Forderungen schützen sollte, ggf. durch militärische Gewalt des Ausstellers); auch: sicheres Geleit; eine oft recht wirkungslose Schutzwache durch abgestellte Soldaten, in schriftlicher oder gedruckter Form auch Salvaguardia-Brief genannt, die meist teuer erkauft werden musste, und ein einträgliches Geschäft für die zuständigen Kommandeure darstellten. Teilweise wurden entsprechende Tafeln an Ortseingängen aufgestellt, „Salvaguardia“ an die Türen der Kirchen (HERRMANN, Aus tiefster Not, S. 55) geschrieben oder für die ausländischen Söldner ein Galgen angemalt. Die 1626 von Tilly erlassene Schultheißen-Ordnung hatte festgelegt: „Wer salua Guardia mit wortten oder that violirt, den solle niemandt zu verthädigen understehen, sonder welcher hoch oder nider Officir ein dergleichen erfahren mag, der solle den muthwilligen verbrecher sobalden zu dem Provosen schaffen, dem Schultheysen neben einandtwortung bey sich unrecht befundenen sachen und guetter hiervon berichten ohn einred, die Restitution und was bey der sachen underlauffen möcht dass Gericht entscheiden lassen, und welcher einem andern sein gewonnen beuth abnimbt oder an seinem freyen verkauff nachtheilig verhindert, den solle Schultheyss zur Restitution anhalten und noch darzu mit straffen hart belegen". ZIEGLER, Dokumente II, S. 986. Der Abt Veit Höser (1577 - 1634) von Oberaltaich bei Straubing; SIGL, Wallensteins Rache, S. 140f.: „Da die Schweden so grausam wüteten und sich wie eine Seuche immer weiter ausbreiteten, alle Dörfer mit Taub, Mord und Jammer heimsuchten, erbaten die Bürger ab und zu von den Kapitänen der Weimaraner eine Schutzwache, die bei ihnen meist Salva Guardia heißt. Erhielten sie diesen Schutz zugesagt, so wurde jeweils ein Musketierer zu Fuß oder zu Pferd in das betreffende Dorf, die Ortschaft, den Markt abgestellt. Dieser sollte die herumstreifenden Soldatenhorden, kraft eines vom Kapitän ausgehändigten schriftlichen Mandats, im Zaume halten, ihre Willkür beim Rauben und Plündern einschränken. […] Es ist aber nicht zu bestreiten, dass eine solche Schutzwache unseren Leuten oder den Bewohnern anderer Orte, denen auf ihre Anforderung eine Salva Guardia zugestanden wurde, keinen Vorteil brachte. Im Gegenteil, sie schlugen ihnen vielmehr zum Schaden aus und waren eine Belastung. Offensichtlichen Nutzen dagegen hatten nur die Kapitäne, denn ihnen mussten die Leute gleich anfangs die ausgehandelte Geldsumme vorlegen oder wenigstens wöchentlich die entsprechende Rate (pensio) entrichten. Kurz, wie Leibeigene oder Sklaven mussten sie blechen, was die Kapitäne verlangten. Ich habe nur einen Unterschied zwischen den Orten mit und denen ohne Salva Guardia festgestellt: Die Dörfer ohne Schutzgeleit wurden früher, jene mit einer Salva Guardia erst später ausgeplündert. Da nämlich die Schweden vom Plündern nicht ablassen konnten, solange sie nicht alles geraubt hatten, so raubten und plünderten sie entweder alles auf einmal (sodaß sie nicht mehr zurückkommen mußten) oder sie ließen allmählich und langsam bei ihren Raubzügen alles mitgehen, bis nichts mehr zu holen war. Obendrein haben diese eigentlich zum Schutze abkommandierten Musketiere und Dragoner gewöhnlich die Ortschaften, ihre Bewohner und deren Habseligkeiten - als Beschützer - ausspioniert und dann verraten. Wurde nämlich der bisherige Beschützer - und Spion - unvermutet abberufen, dann brachen seine Kameraden, Raubgesellen und Gaunerbrüder ein und raubten alles, was bislang durch den Schutz der Salva guardia verschont geblieben war, was sie in Wirklichkeit aber für sich selbst hinterlistig und heimtückisch aufbewahrt hatten, und wüteten um so verwegener (pro auso suo) gegen die jämmerlich betrogenen und enttäuschten Menschen, beraubten sie nicht menschlicher und marterten sie“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 49f. (1629): „Eine Eingabe des Bauern Jacob Löffler aus Langenwetzendorf [LK Greiz] wegen der bei ihm einquartierten »Schutzgarde« schildert die Heldentaten der derselben ungemein plastisch: »Was ich armer Mann wegen anhero zweijähriger hiesigen Einquartierung für groß Ungemach ausstehen müssen, gebe ich in Unterthänigkeit zu vernehmen:
Denn erstlichen habe berührte Zeit über 42 ganze 42 Wochen Tag und Nacht bei den Soldaten ich aufwarten, nicht allein viel Mühe und Wege haben, sondern auch welches zum Erbarmen gewesen, Schläge gewärtig zu sein und geprügelt werden zu müssen, 2. habe ich meine geringe Haushaltung wegen jetziger Unsicherheit beiseits setzen, meine Felderlein wüst, öd und unbesamt liegen lassen, daß seither ich im geringsten nichts erbauen, davon samt den Meinigen ich mich hätte alimentieren mögen, 3. haben die Soldaten mir die Gerste, so zu einem Gebräulein Bier ich eingeschüttet, aus den Bottichen genommen, zum Teil mutwilligerweise zerstreut, zum Teil mit sich hinweggenommen, verfüttert und verkauft, 4. haben sie mir das wenige Getreidig, so noch unausgedroschen vorhanden gewesen, mit dem Geströhde aus der Scheune in andere Quartiere getragen, ausgeklopft und ihres Gefallens gebraucht, 5. weil sie an meiner geringen Person sich nicht allzeit rächen können, haben sie mir die Bienen und derselben Stöcke beraubet, umgestoßen und zu Grund und Tode gerichtet, 6. sind von ihnen mir alle Hühner, Gänse und ander Federvieh erschossen, genommen und gefressen worden, meine Wiesen, Raine und Jagen mir dermaßen verödet, daß ich nicht eine einzige Bürde Heu und Grummet von denselben genießen kann, 7. endlich ist von ihnen mir eine Kuh aus dem Stalle, so meinen Geschwistern zuständig gewesen, gezogen, in ein anderes Losament getrieben, geschlachtet und gefressen worden.«
[xxiii] Tross: Der Tross war der gesamte Begleitzug eines Heeres (ohne Anspruch auf Verpflegungsrationen) und bildete sich, neben den Offiziers- und Soldatenfamilien, aus Dienstpersonal, Feldpredigern, Feldchirurgen, Feldschern (vgl. s. v.), „Zigeunern“ als Kundschaftern und Heilkundigen, Köchen und Handwerkern, Händler/innen und Marketender/innen, Invaliden und Entwurzelten, Glaubensflüchtlingen, Soldatenwitwen und Kriegswaisen, Hunger leidenden Zivilisten und Bauern, Gefangenen, behördlicher Strafverfolgung Entflohenen und zum Dienst bei der Artillerie verurteilten Straftätern sowie Gauklern, Wahrsagern und in 4 Klassen eingeteilte Prostituierten („Mätressen“, „Concubinen“, „Metzen“ und „Huren“). Der schwer bewegliche Tross und die ambulante Lagergesellschaft waren z. T. doppelt bis viermal so groß wie das Heer, dem er folgte, und war somit zahlenmäßig größer als eine Großstadt wie etwa Köln. Während zu Anfang des Krieges der Tross etwa 30 % größer war als die kämpfende Truppe, war er am Kriegsende nach Aussage des bayerischen Feldmarschalls Gronsfeld unkontrollierbar angewachsen. Er erinnerte daran, dass man„in disen beiden armaden sicherlich über 180 000 seelen hat, welche, es sein gleich jungen, fuhrknecht, weiber und künder, doch alle sowoll alß soldaten leben müssen. Nun werden die beeden armaden ungefähr uf 40 000 mann proviantirt, und mehrer nicht, alß ein mensch in 24 stundt nöthig hat. Wie nun die übrige 140 000 menschen leben können, wan sie nicht hin und her ein stuckh brott suchen thun, solches ist über meinen verstandt“. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2961, fol. 29 (Ausfertigung): Gronsfeld an Maximilian I. von Bayern, Thierhaupten, 1648 III 31. In der Werbeinstruktion (1639 VII 04; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2624, fol. 4-5) war bestimmt worden, dass „taugliche knecht und nit solche, wie zum theil bei vorigen werbungen geschehen, geworben werden, die mit zu villen kindern beladen und sich allein wegen der quartier underhalten lassen, khonfftig aber wanns zum veldzug khombt, wider dauongehn, also werb: und lifergelt umb sonst angewendt wirdet“. Zum Teil wurden sogar Schiffsbrücken im Tross mitgeführt. Zudem unterlag der gesamte Tross der Militärjustiz, vgl. GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 35 (1633): „Haben 4 von dem Troß ins Feuer geworfen, wie man denn nach geschehenem Brand 2 Köpf, etliche Finger und einen halben gebratenen Menschen noch übrig gefunden“.Zur „Lagergesellschaft“ vgl. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“, S. 279-296; LANGER, Hortus, S. 96ff.; WAGNER, Ars Belli Gerendi. In Notsituationen wurden Trossangehörige, wenn auch erfolglos, als Kombatanten eingesetzt; BRNARDIC, Imperial Armies 1, S.19.
[xxvi] sergeant de bataille: ranghoher Offizier, der die Truppen in Schlachtordnung aufzustellen hatte.
[xxviii] Vgl. die ausgezeichnete Dissertation von SCHREIBER, Leopold Wilhelm; BRANDHUBER, Leopold Wilhelm; DEMEL, Leopold Wilhelm.
[xxix] Rudolf Georg v. Wolframsdorf [Ramsdorf, Wolffersdorf] [ - ], kursächsischer u. kaiserlicher Obrist.
[xxx]William [Wilhelm] Graf Gall [Gaill, Gill, Galles, Gallas] de Burgo [v. Burch, à Bourck, Bourg] [ -1655], kaiserlicher Obrist.
[xxxi] Arkebusier: Leichter, mit einer Arkebuse bewaffneter Reiter, eigentlich berittener Infanterist (der zum Gefecht absaß). Die Arkebuse (später Karabiner genannt) war ein kurzes Gewehr, eine Waffe für bis zu über 100 g schwere Kugeln, die in freiem Anschlag verwendbar war; bei der Infanterie als Handrohr, Büchse oder Arkebuse, bei der Kavallerie als Karabiner oder Faustrohr (Pistole mit Radschloss). Sie erhielt ihren Namen vom hakenförmigen Hahn der Luntenklemme, der das Pulver in der Zündpfanne entzündete. Gerüstet war der Arkebusier mit einem Kürass aus schussfreiem Brust- und Rückenstück (dieses wurde mit 11 Rt. veranschlagt) oder auch nur dem Bruststück. Seitenwehr war ein kurzer Haudegen, in den Sattelhalftern führte er 1 - 2 Pistolen. Er wurde zumeist in kleineren Gefechten oder für Kommandounternehmen eingesetzt. In den Schlachten sollten sie die Flanken der eigenen angreifenden Kürassiere decken und in die von ihnen geschlagenen Lücken eindringen. Er erhielt als Verpflegung die Hälfte dessen, was dem Kürassier zustand, zudem auch weniger Sold. Vgl. ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 464 ff. Des öfteren wurden Arkebusierregimenter, wenn die Mittel vorhanden waren, in Kürassierregimenter umgewandelt.
[xxxii] Dragoner (frz. dragon): leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. Der Dragoner war ein berittener Infanterist (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. „Arbeiter zu Pferd" hat man sie genannt. Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung.Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd.
[xxxiv] Robert Douglas [Duclas, der Lebhafte; Duglaß, Duclas] of Whittinghame, Freiherr [1651], Graf [1654] [17.3.1611 Standingstone/Schottland-28.5.1662 Stockholm], schwedischer Obrist, Generalleutnant. Vgl. MURDOCH,SSNE ID: 2378 (dort wie immer weiterführende Literatur); BERG; LAGERCRANTZ, Scots in Schweden; MAIDMENT, Collection, S. 331ff.
[xxxv]Verehrung: Schenkung: Derartige „Schenkungen“ oder auch „Discretionen“ waren von Anfang des Dreißigjährigen Krieges an zumeist erzwungene oder von vornherein erwartete Leistungen in Geld- oder Sachwerten an die Offiziere einer Einheit, die den Stadt- oder Gemeindehaushalt je nach Umständen erheblich belasten konnten. Diese mehr oder minder freiwilligen „Verehrungen“ waren zur Abwendung von Einquartierungen oder zur Durchführung rascher Durchzüge gedacht. Sie waren je nach Rang des zuständigen Offiziers gestaffelt und wurden von diesen als fester Bestandteil ihres Einkommens betrachtet, zumal Soldzahlungen nicht selten ausblieben. Vgl. ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet.
[xl] Alessandro Freiherr (Graf) v. [del] Borri [Borro, Borrel, Bohre, Borey, Boery, Buori, Pori, Barre, Broy, Gory] [1600-1656], kaiserlicher Obrist, Feldmarschall.
[lii] Gottfried Huyn van Geleen, Freiherr u. Graf v. Amstenrade u. Geleen [um 1598-27.8.1657 Alden Biesen],bayerischer u. kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie).
[lvi] Walter Graf Leslie [1606 Fettermaer House, Aberdeenshire-4.3.1667 Wien], kaiserlicher Feldmarschall.
[lviii] Johann Sigismund [Jan Zigmund] Freiherr Mislík [Myslík, Misslig, Mißling, Mistling, Mislich, Mißlich] v. Hyršov [Mislík z Hyršova] [1606-3.11.1666], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.
[lxvi] Martin Maximilian Freiherr v. der Goltz [v. der Kron, v. Kranz ?; Golz, Goltzke, Golonitz][1593-10.5.1653], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.
[lxxix] Leopold Wilhelm Erzherzog v. Österreich [5.1.1614 Wiener Neustadt-20.11.1662 Wien], kaiserlicher Feldherr. Vgl. die ausgezeichnete Dissertation von SCHREIBER, Leopold Wilhelm; BRANDHUBER, Leopold Wilhelm; DEMEL, Leopold Wilhelm.
[lxxxvii] Caspar Ermes [Ermisch, Eermis, Emmes, Armes, Armis, Armiss, Evermes] auf Kochenberg [1592-12.5.1648 Erfurt], schwedischer Obrist.
[xcix] Jacques (Jacob) [Barrli; Robert; Karl ?] Freiherr v. Bornival [Borneval, Bornaval, Bonnival, B(o)urnevelli, Bornuel, Bornevika] d’Arlin [Barrli, Erlin] [ - ], kaiserlicher Generalmajor.
[cvi] Preßnitzer Pass: Der Preßnitzer Pass stellt eine der ältesten Pfadanlagen dar, die aus dem Zentrum Mitteldeutschlands über den dichten Grenzwald nach Böhmen führte. Sein ursprünglicher Verlauf ging von Halle (Saale) kommend über Altenburg, Zwickau, Hartenstein, Grünhain und Zwönitz nach Schlettau. Hier wurde die obere Zschopau gequert. Anschließend führte der Weg über Kühberg am Blechhammer vorbei nach Weipert (Vejprty) und erreichte dann östlich schwenkend über Pleil (Černý Potok) mit Preßnitz (Přísečnice) die älteste Bergstadt des Erzgebirges. Von hier aus verlief der sogenannte Böhmische Steig vermutlich über Kaaden (Kadaň) und bis nach Saaz (Žatec). Die Passhöhe selbst befand sich auf böhmischer Seite nahe Pleil (Černý Potok) auf ca. 800 m ü. NN. Damit war der Preßnitzer Pass deutlich niedriger als die sich nach Westen hin anschließenden Pässe über Wiesenthal, Rittersgrün, Platten, Hirschenstand und Frühbuß. Dies war einer der Gründe für seine häufige Benutzung während des Dreißigjährigen Krieges. [wikipedia]
[cx] Pressnitz [Přisečnice; Kr. Chomutov (Komotau)]: Bergstadt im Erzgebirge, bis 1974 an der Stelle, wo sich heute die große Fläche der Preßnitztalsperre (vodní nádrž Přisečnice) erstreckt. Häuser, Kirchen und Schloss von Přisečnice sowie die benachbarten Dörfer Rusová (Reischdorf) und Dolina (Dörnsdorf) wurden abgerissen und an deren Stelle der Fluss Přísečnice (Preßnitz) gestaut.
[cxiii] Muskete: I. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I.
II. Es gab auch Jagdmusketen mit kleinem Kaliber und langem Lauf, die von Scharfschützen verwendet wurden.
[cxviii] Schmalzgrube [heute Ortsteil von Jöhstadt/Erzgebirge]. Der Name des Ortes wird von Schmelzgrube abgeleitet, einem Bestandteil eines Hammerwerkes bei der Erzverabeitung.
[cxxxi] Johannes Ernst Freiherr v. Reuschenberg [Rauschenberg, Ruischenberg] [29.3.1603 in Setterich getauft-5.3.1660 Köln], kurbayerischer, kaiserlicher Generalfeldzeugmeister, Feldmarschall. Vgl. REUSCHENBERG, „Jesus Maria und kein Quartier !“; EHRENPREIS, Feldmarschall Johann von Reuschenberg.
[cxxxv] Lennart Torstensson [Torstensohn, Torsten-Sohn], Graf zu Ortala u. Freiherr v. Virestad [17.8.1603 Forstena im Kirchspiel Västra Tunhem (Västergötland)-7.4.1651 Stockholm], schwedischer Feldmarschall.
[cxxxvi] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff. Zu den Kriegsereignissen in Hildesheim vgl. auch PLATHE, Konfessionskampf.
[cxxxix] Hans Ludwig v. Löwenstein [Löwenstain, „Liebenstein“, „Lobenstein“, „Lowenstein“] [ - ] kurbayerischer, dann kaiserlicher Obrist.
[cxl] Burkard [Buchard, Burchardt] v. Goldacker [ -25.3.1648 beim Sturm auf Geseke gefallen], kaiserlicherObristleutnant, Obrist.
[cxlii] Wilhelm Otto Graf v. Nassau-[Katzenelnbogen]Siegen [1607-24.8.1641]Obrist in staatischen, dann in weimarischen Diensten.
[iii]Obristleutnant: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 und 150 fl. bezog. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39' (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: ... „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde". Der Obristleutnant war zumeist auch Hauptmann einer Kompanie, so dass er bei Einquartierungen und Garnisonsdienst zwei Quartiere und damit auch entsprechende Verpflegung und Bezahlung beanspruchte oder es zumindest versuchte. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.
[iv] Obrist: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern - 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben - , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden". Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen", die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer', die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt - auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde - führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S.388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Cronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.
[vi] Francesco Freiherr de Marazzani [Marazani, Marrazan, Marsoun, Moritzan] [ - ], kaiserlicher Obrist.
[vii]Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.
[viii] Kompanie: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200 Mann, den Kaiserlichen 60 Mann, den Schwedischen 80 Mann. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst.
[ix]Walter Graf v. Butler [Buttler, Büttler, Puttler] [um 1600-25.12.1634 Schorndorf], kaiserlicher Obrist.
[xiii] Ernesto Graf Montecuccoli de Montecenere [1582-18.7.1633 Colmar], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.
[xiv] Sack und Pack: Sack und Pack bezieht sich nicht auf Personen, sondern auf alles, was sich in Säcken und Packen verstauen lässt.
[xix] Schlacht bei Breitenfeld (nahe Leipzig) am 17.9.1631, in der das Heer der katholischen Liga unter Tilly durch die Schweden unter Gustav II. Adolf und die mit diesen vereinigte sächsische Armee unter Kurfürst Johann Georg I. eine vernichtende Niederlage erlitt. HAPPES Zahlen (vgl. mdsz.thulb.uni-jena.de) liegen deutlich zu hoch: Auf kaiserlich-ligistischer Seite dürfte von 8.000 Toten, 6.000 Verwundeten, 3.000 Gefangenen und 3.000 auf der Flucht Umgekommenen auszugehen sein, auf der Gegenseite waren 3.000 Sachsen und 2.000 Schweden ums Leben gekommen. RUDERT, Kämpfe, S. 49ff.; WALZ, Der Tod, S. 51ff.
[xxii] Julius Heinrich Herzog v. Sachsen-Lauenburg-Ratzeburg [9.4.1586 Wolfenbüttel-20.11.1665 Prag], kaiserlicherObrist.
[xxiii]Wilhelm IV. Herzog v. Sachsen-Weimar 11.4.1598 Altenburg-17.5.1662 Weimar], schwedischer Generalleutnant. Vgl. HUSCHKE, Wilhelm IV.
[xxiv] Georg Christoph v. Taupadel [Tupadel, Tupadell, Taubadel, Toupadel, Tubal, Taubald, Thobadel, Dupadel, Dubald, Dubadell, Dubalt, „Raupartl“, Teupold][um 1600 Fichtenberg-12.3.1647 Basel], schwedischer Generalleutnant.
[xxvii] Kroaten:(kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten), des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf
genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen
Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren
zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese
Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und
Disziplinierung dieser „Streifparteyen“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Zum anderen handelte es sich bei „Freireutern“ um bewaffnete und
berittene Bauern, die über Raubzüge Verwirrung hinter den feindlichen Linien schufen. Sie taten dies entweder mit Erlaubnis ihrer Kommandierenden, als integraler Bestandteil der
kaiserlichen Kriegsführung, oder aber unerlaubter Weise - nicht ohne dabei z. T. drakonische Strafen zu riskieren. Diese „Freireuter“ stahlen und plünderten auf Bestellung der eigenen
Kameraden sowie der Marketender, die ihrerseits einen Teil ihrer Einnahmen an die Obristen und Feldmarschälle abzuführen hatten. An Schlachten nahmen sie in der Regel nicht teil oder
zogen sogar auch in der Schlacht ab. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse,
Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser
„kahlen Schelme Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie Städte nur mit Überzahl an. Die
Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan /
haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101. Zur
Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim
(Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall
auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra überfallen und in
Brand gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor Eschwege gerückt,
morgens von 7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in Reichensachsen
angefangen zu brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich zu bleiben
gewaget, sind etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche gefangen
weggeführet, die elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte". LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich
des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel
und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet". LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem
Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter
Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen
Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng...“
http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren
von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu
beschreiben.
Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚... Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret,
sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was
dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz
grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung
des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken - was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei
faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu)
Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus... widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und
eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in
Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf
versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit
Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und
also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr
Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des
Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ ".
[xxviii] Markus v. Corpes [Corpus, Corpitz, Corps, Cörber, Coepus, Korpus, Korbitz][ -9.7.1638 bei Benfeld], kaiserlicher Kroaten-Obrist.
[xxx] Reinhold v. Rosen [Rosa, Rosau, Roß], der „Gute“, Herr v. Bollweiler u. Herrenstein [nach 1595, um 1604 Ninigall, Livland - 8./18.12.1667 Schloss Dettweiler, Kr. Zabern; Elsass], schwedisch-französischer Obrist, Generalmajor.
[xxxiii]Feldmarschall: Stellvertreter des obersten Befehlshabers mit richterlichen Befugnissen und Zuständigkeit für Ordnung und Disziplin auf dem Marsch und im Lager. Dazu gehörte auch die Organisation der Seelsorge im Heer. Die nächsten Rangstufen waren Generalleutnant bzw. Generalissimus bei der kaiserlichen Armee. Der Feldmarschall war zudem oberster Quartier- und Proviantmeister. In der bayerischen Armee erhielt er 1.500 fl. pro Monat, in der kaiserlichen 2.000 fl., die umfangreichen Nebeneinkünfte nicht mitgerechnet, war er doch an allen Einkünften wie Ranzionsgeldern, den Abgaben seiner Offiziere bis hin zu seinem Anteil an den Einkünften der Stabsmarketender beteiligt.
[xxxiv] Heinrich Reichsgraf v. Holk [Holck, Holcke, Holcky, Holka] [28.4.1599 Kronborg auf Sjælland-9.9.1633 Troschenreuth], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. ARENDT, Wallensteins Faktotum.
[xxxvi] Pal [Paul, Pauli] Orosi [Orosio, Orossi, Orosy, Rosy, Rose, Horatius, Horatio, Horosie] [ -September 1633], kaiserlicher Obrist.
[xxxvii] Daniel Beygott z Reinderštatu [Beygold, Beygoldt, Beigoldt, Beigolt, Beygoth, Beycott, Beuchold, Peygott, Peigoldt, Peigolt, Peycott] [ -um 1650 ?], kaiserlicher Obrist.
[xxxviii] Peter Graf Keglevich[Keglewitz, Kechleritz, Kegleritz, Keglaritz] de Bužim [ - ], kaiserlicher Obrist.
[xliii] Kürassier: Kürisser, Kyrisser, Corazzen (franz. Cuirasse für Lederpanzer (cuir = Leder). Die Kürassiere waren die älteste, vornehmste und am besten besoldete Waffengattung. Sie gehörten zu den Eliteregimentern, der schweren Reiterei, deren Aufgabe im Gefecht es war, die feindlichen Linien zu durchbrechen, die Feinde zur Flucht zu nötigen und damit die Schlacht zu entscheiden. Sie trugen einen geschwärzten Trabharnisch (Brust- und Rückenharnisch, den „Kürass“), Ober- und Unterarmzeug, eiserne Stulphandschuhe, Beinschienen und Stulpstiefel mit Sporen, Schwert oder Säbel und zwei lange Reiterpistolen, die vor dem Aufsitzen gespannt wurden. Im späten 16. Jahrhundert wurde es in der schweren Reiterei üblich, einen knielangen Küriss ohne Unterbeinzeug zu tragen. Der Kürass wurde mit 15 Rt. veranschlagt. SKALA, Kürassiere; WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd.Nach LICHTENSTEIN, Schlacht, S. 42f., musste ein dänischer Kürassier mit einem mindestens16 „Palmen" [1 Palme = 8, 86 cm] hohen Pferd, Degen u. Pistolen antreten. Der Kürass kostete ihn 15 Rt. Er durfte ein kleineres Gepäckpferd u. einen Jungen mitbringen. Der Arkebusier hatte ebenfalls Pferd, Degen u. Pistolen mitzubringen, durfte aber ein 2. Pferd nur halten, wenn er v. Adel war. Für Brust- u. Rückenschild musste er 11 Rt. zahlen. Der Infanterist brachte den Degen mit u. ließ sich für das gelieferte Gewehr einen Monatssold im ersten halben Jahr seines Dienstes abziehen. Bei der Auflösung des Regiments erhielten die Soldaten sämtl. Waffen mit einem Drittel des Ankaufspreises vergütet, falls der Infanterist noch nicht 6 Monate, der Kavallerist noch nicht 10 Monate gedient hatte; andernfalls mussten sie die Waffen ohne jede Vergütung abliefern. Der Kürassier erhielt für sich u. seinen Jungen täglich 2 Pfd. Fleisch, 2 Pfd. Brot, 1/8 Pfd. Butter oder Käse u. 3 „Pott" [1 Pott = 4 Glas = 0, 96 Liter] Bier. Arkebusier u. Infanterist bekamen die Hälfte. Die tägliche Ration betrug 12 Pfd. Heu, Gerste oder Hafer je nach den Vorräten. An das Kommissariat musste der Kürassier für Portion u. Ration monatlich 7 Rt., an den Wirt im eigenen oder kontribuierenden Land musste der Kürassier 5, der Unteroffizier 4, der Sergeant 3, Arkebusier u. Infanterist 2 1/2 Rt. zahlen. Im besetzten Land, das keine Kontributionen aufbrachte, wurde ohne Bezahlung requiriert. Ein Teil des Handgeldes wurde bis zum Abschied zurückbehalten, um Desertionen zu verhüten, beim Tode wurde der Teil an die Erben ausbezahlt. Kinder u. Witwen bezogen einen sechsmonatlichen Sold. Zu den schwedischen Kürassierregimentern vgl. die Bestimmungen in der Kapitulation für Efferen, Adolf Theodor [Dietrich], genannt Hall => „Miniaturen".Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter in Kürassierregimenter umgewandelt, falls die notwendigen Mittel vorhanden waren.
[xliv] ENGERISSER, Von Kronach, S. 174. Zu den kursächsischen Regimentern vgl. SENNEWALD, Kursächsische Armee.
[xlv] Ernst Christoph I. Graf v. Rietberg [Rittberg, Ridberg, Rehtberg] u. Ostfriesland; Markgraf v. St. Martin, Freiherr in Phäime, Bourgoignon u. Brovet [1.4.1606-31.12.1640 Köln], kaiserlicher Obrist.
[xlvii] Matthias [Matteo] [di] Gallas [Galas, Galasso], Graf v. Campo, Herzog v. Lucera] [17.10.1588 Trient-25.4.1647 Wien], kaiserlicher Generalleutnant. Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.
[liii] Nicola Montard de Noyrel, genannt „Nicola“[Nicolas, Nicolai, Nicoli, Nicolau, Neyrel, Nicolaus, Lorenzo di] [um 1605-2.11.1642 bei Breitenfeld], kaiserlicher Obrist.
[lvi] Johan Banér [Bannier, Panier, Panner] [23.6./3.7.1596 Djursholm-20.5.1641 Halberstadt], schwedischer Feldmarschall.
[lix] Christian Günther I. Graf zu Schwarzburg-Hohenstein (1578-1642); Anton Heinrich v. Schwarzburg (1571-1638).
[lxvii] Die Landesherrschaft Schwarzburg-Sondershausen gliederte sich in die „Oberherrschaft" (Rudolstadt, Königsee, Schwarzburg, Gehren, Arnstadt) und in die „Unterherrschaft" (Sondershausen, Ebeleben, Frankenhausen). Die Trennung in Ober- und Unterherrschaft bezeichnet keine Lehnsabhängigkeiten, sondern ist eine regionale Aufteilung.
[lxxiv] Melchior Reichsgraf Hatzfeldt v. Gleichen [20.10.1593 Crottorf-9.11.1658 Schloss Powitzko bei Trachenberg/Schlesien], kaiserlicher Feldmarschall.
[lxxv] Plünderung: I. Trotz der Gebote in den Kriegsartikeln auch neben der Erstürmung von Festungen und Städten, die nach dem Sturm für eine gewisse Zeit zur Plünderung freigegeben wurden, als das „legitime“ Recht eines Soldaten betrachtet. Vgl. die Rechtfertigung der Plünderungen bei dem ehemaligen hessischen Feldprediger, Professor für Ethik in Gießen und Ulmer Superintendenten Conrad Dieterich, dass „man in einem rechtmässigen Krieg seinem Feind mit rauben vnd plündern Schaden vnd Abbruch / an allen seinen Haab vnd Güttern / liegenden vnd fahrenden / thun könne vnd solle / wie vnd welchere Mittel man jmmermehr nur vermöge. [...] Was in Natürlichen / Göttlichen / vnd Weltlichen Rechten zugelassen ist / das kann nicht vnrecht / noch Sünde seyn. Nun ist aber das Rechtmessige Rauben / Beutten vnd Plündern in rechtmessigen Kriegen / in Natürlichen / Göttlichen vnnd Weltlichen Rechten zugelassen“. DIETERICH, D. Konrad Dieterich, S. 6, 19. Vgl. BRAUN, Marktredwitz, S. 37 (1634): „Welcher Teil ehe[r] kam, der plünderte. [Wir] wurden von beiden Teilen für Feind[e] und Rebellen gehalten. Ein Teil plünderte und schalt uns für Rebellen darumb, dass wir lutherisch, der andere Teil, plünderte darumb, dass wir kaiserisch waren. Da wollte nichts helfen – wir sind gut kaiserisch, noch viel weniger beim andern Teil; wir sind gut lutherisch – es war alles vergebens, sondern es ging also: ‚Gebt nur her, was ihr habt, ihr mögt zugehören und glauben wem und was ihr wollt’ “. Dazu kamen noch die vielen Beutezüge durch Marodeure, darunter auch von ihren eigenen Soldaten als solche bezeichnete Offiziere, die durch ihr grausames und ausbeuterisches Verhalten auffielen, die von ihrem Kriegsherrn geschützt wurden. Vgl. BOCKHORST, Westfälische Adlige, S. 16f.; KROENER, Kriegsgurgeln; STEGER, Jetzt ist die Flucht angangen, S. 32f. bzw. die Abbildungen bei LIEBE, Soldat, Abb. 77, 79, 85, 98; das Patent Ludwigs I. von Anhalt-Köthen: „Von Gottes gnaden“ (1635). Vgl. den Befehl Banérs vom 30.5.1639; THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 101f. Vielfach wurden die Plünderungen auch aus Not verübt, da die Versorgung der Soldaten bereits vor 1630 unter das Existenzminimum gesunken war. KROENER, Soldat oder Soldateska, S. 113; DINGES, Soldatenkörper. II. zum Teil aber auch bei Ausschreitungen der Bevölkerung, die sich an den Gütern der Flüchtlinge bereicherte, so z. B. 1629 in Havelberg: „Im Tempel war viel Gut in Kasten und Kisten, wovon die rechtmäßigen Besitzer das Wenigste wiederbekamen. Das meiste wurde den königlichen [Dänen], die während des Brandes darüber hergefallen waren, die Kirche zu plündern, und später den kaiserlichen Soldaten zuteil. Auch einigen Einwohnern und Benachtbarten, die keine Rechte daran hatten. Summa: Ihrer viele wurden arm; etliche mit unrechtem Gut reich“. VELTEN, Kirchliche Aufzeichnungen, S. 76-79, bzw. BRAUN, Marktredwitz, S. 84f., über die auch anderweitig übliche Plünderungsökonomie: „Hingegen ihre Herbergsleute, die sich vor diesem als Tagelöhner bei ihnen erhalten, die haben sich jetzt sehr wohl befunden; denn diese hatten keine Güter, daher gaben sie auch keine Kontribution. Und ein solcher Gesell hat allezeit so viel gestohlen, daß er sich [hat] erhalten können. Wie er ein paar Taler zusammengebracht, hat er gesehen, daß er von den Soldaten eine Kuh [hat] erkaufen können. Oder aber, er hat den Soldaten etwas verraten, do er dann von ihnen eine geschenkt und umsonst bekommen. Do [hat] er dann solche an einen anderen Ort getrieben und soviel daraus erlöst, daß er hernach 3 oder 4 von den Soldaten hat (er)kaufen können. Denn es ward so ein Handel daraus, daß man auch aller christlichen Liebe vergaß; vielweniger fragte man auch mehr nach Ehrbarkeit und Redlichkeit. Wie es dann auch soweit gekommen [ist], daß die Soldaten in einem Dorf das Vieh genommen und hinweg getrieben, und die Bauern als ihre Nach(t)barn in dem nächsten Dorf haben solches Vieh von den Soldaten erkauft und alsbald bei Nacht weiter getrieben und wieder verkauft. Und war schon fast ein allgemeines Gewerbe daraus. Ihrer viel[e] hatten sich auf diesen ehrbaren Handel gelegt, denn wenn ein Soldat eine Kuh gestohlen, wußte er schon seinen gewissen Kaufmann. Und wenn an manchem Ort eine Partei Soldaten mit einer geraubten Herd[e] Vieh ankam, da war bei etlichen gottlosen Menschen ein freudenreiches Zulaufen und Abkaufen, nit anders(t) als wenn zu Amsterdam in Holland eine indianische Flotte anlangte. Ein jeder wollte der nächste sein und die schönste Kuh er(kaufen); ungeachtet der armen Leute, denen das Vieh abgenommen worden, [die] allernächst auf der Seite mit jämmerlichen Gebärden standen und sich wegen der Soldaten nichts (ver)merken lassen durften“.
[lxxxi]Johann Reinhard Blatzemius [Plazenius], genannt Reinherz [ - ], kaiserlicher Kriegskommissar.
[lxxxvi] Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis: Zumeist nur Westfälischer Reichskreis genannt, 1500 geschaffen, umfasste die Gebiete zwischen der Weser und der späteren Grenze der Niederlande, in dem Teile des zum kurrheinischen Reichskreis gehörigen Erzstifts Köln lagen. Kreisausschreibender Reichsstand war seit Beginn des 17. Jahrhunderts der Bischof von Münster, der das Amt nach dem Jülich-Klevischen Erbfolgestreit mit Brandenburg und Pfalz-Neuburg teilen musste. Vgl. Reichskreis.
[xcii] Landschaftsbezeichnung für die drei Dörfer Oberdorla, Niederdorla und Langula in Westthüringen. Bis 1329 teilten sich das Erzbistum Mainz und die Herren von Treffurt die Herrschaft in den drei Dörfern der Mark Dorla. Die Treffurter als Raubritter wurden daher von Mainzern, Hessen und Sachsen gemeinsam bekämpft und besiegt Diese übernahmen die gemeinsame Verwaltung von Oberdorla, Langula und Niederdorla. Ab 1333 wurde zur Wahrung ihrer Rechte und Besitzungen je ein Vogt in die drei Dörfer eingesetzt. Dadurch entstand das wohl kleinste Territorium im Reich.
[xcix] Hannleuthe = Hainleite: Höhenzug, der mit dem westlich verlaufenden Dün und den östlich verlaufenden Schmücke und Schrecke sowie der Finne den nördlichen Abschluss des Thüringer Beckens bildet. Die Hainleite reicht von Großfurra im Westen über Sondershausen bis zur sogen. Sachsenpforte, dem Unstrutdurchbruch zwischen Sachsenburg und Heldrungen, dem das ganze Mittelalter hindurch strategische Bedeutung zukam.
[ciii]Francesco [Antonio] Caretto [Carretto, Carretti, Caretti, Claretti], marchese di Grana [Marquis de Grande, Marqui de Grane, Gran, Grane v. Corretto, Coretto u. Grane] de Savona e Caretto, conte di Millesimo[1594/1590/1592-9.11.1651/1652], kaiserlicher Feldmarschall.
[civ] Anton Freiherr v. Waevel [Waevel, Wevel, Weibel, Weivel, Waevell, Waevel, Weveld] [ - 1659], kaiserlicher Obrist, Generalwachtmeister.
[cviii] Fress- und Pressreiter: Vgl. WINTER, Möser, S. 16: „Den 15. August [1626], da wir ungefähr ein acht oder neun Tage ohne sonderliche Einquartierung gewesen, zeucht der Oberste Altringer herein, nimmt sein Quartier bei Berendt von Werdensleben, der ihn nicht so gequälet wie der [Johann Ernst] von Scharffenberg [Scherffenberg; BW], gleichwohl aber thun ihm hernach seine Diener auch Dampfs genug an. (Scharffenberg hat ihn auf einmal zur Aengstigung eine ganze Compagnie seiner Reiter ins Haus gelegt, die Tag und Nacht gesoffen und gefressen, welchen er Wein und Bier geben müssen, ungeachtet es des Obersten eigenes Quartier gewesen, haben ihn auch sonst mit Zerschlagen der Tische, Bänke etc. Nicht geringen Schaden gethan. Den andern Tag hat er sie wieder herausgenommen). Altringer war Oberster zu Fuß, hat 16 Compagnien, jede zu 300 stark gehabt, endlich ist sein Regiment in die 5000 stark worden“.Generallandesarchiv Karlsruhe 77/3607 (Kopie): Ritterschaft in Schwaben an J. Fr. v. Württemberg, 1627 III 19. Am 30.12. 1630 v. Tilly abberufen, nahm Cronberg viele Tonnen Beute mit und hat doch „ein Gestank von etlich Preßreitern hinterlassen, damit sie noch mehr Geld von den armen in Grund verderbten Bauren herauszwingen“ konnten. ZILLHARDT, Zeytregister, S. 133: Sie „sind in das landt komen wie die lumpige und laußige bettler und sündt hinauß geriten wie lauter fürsten und graffen“. In den pfälzischen Gebieten hatten sie die Bevölkerung mit Misshandlungen u. Erpressungen drangsaliert, bis sie Anfang Mai 1627 nach Franken abgezogen wurden; MAIER, Unterpfalz, S. 77. Ende 1627 musste Maximilian I. den Ständen die Abführung zusagen; a. a. O., S. 86f. Nach EHMER, Grafschaft Wertheim, S. 169, hatte Tilly im November angekündigt, wegen der Erschöpfung des Niedersächsischen Kreises Cronbergs Regiment in die Grafschaft Wertheim verlegen zu müssen; 1627/28 lagen unter Berlo cronbergische Reiter dort, was der Abt v. Bronnbach im Mai dazu benutzte, die Dörfer Nassig, Dörlesberg u. Reicholzheim einzunehmen, die evangelischen Pfarrer zu vertreiben u. den katholischen Gottesdienst einzurichten. Vgl. das Auftreten Schönburg'scher Reiter im Kitzinger Raum; ZIMMERMANN, Schönburger Reiter; das Kirchenbuch Buchbrunn; Jahrbuch des Landkreises Kitzingen 2, 1980, S. 19: „Den 28. May um 2 Vhr mittags haben 30 Reuther ihre Quartier hier genommen und viel Geld den Leuthen abgenöthiget. Wer nicht Geld hat haben können, dem haben sie Ofen, Fenster hineingeschlagen, die Tische, Bänke, Truhen und Bettladen, auch die Ziegel von den Häusern und Dächern herabgeschlagen, das Getäfel aus der Stuben gehauen und die Betten zerschmieden, diese dann ausgeschüttet und die Pferde darauf getümmelt. Da sie mich (den Pfarrer) dann hin- und widergezogen, sonderlich um 6 Reichsthaler gebrandschatzt. Gott gebe ihnen den Lohn“. Der Widerstand der Einwohnerschaft wurde durch »Dragonaden«, zu denen die schlimmsten Elemente der Armee herangezogen wurden, gebrochen; BELLINKCHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabruggischenn handlung, S. 36 (1630): „Was denn inquartirten soldaten bey uns thut anlangen, ist ein gottloß diebesch und mordrisch volck, stehlenn heymlich und rauben offenbar, saufen und fressen, dominirn tag und nacht, spielen und doblen, parten und beuten, ruffen und jauchtzen, schießen und morden sich unter andern, schlagen sich mit den burgern, verfuhrn der burger weiber und kinder und haben maning magd zur hurn gemacht. Die burger konnen bey abendts oder nacht zeyt nicht uber die straßen gehen. Sie schlagen dieselben, habe auch solchs zweymall von dem gesind leyden mußen. Ich gelaubs warlich, es mag kein boser volck auf erden gefunden werdenn, dan unse inquartirten soldaten". Vgl. dagegen die Ordnung Wallensteins (1629); JESSEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 217f.: „Über dieses sollen die Bürger den Befehlshabern und Soldaten anders nichts vor die Servicen als allein die Liegestatt, Holz, Salz und Licht zu geben schuldig sein, welches doch dahin zu verstehen, daß die gemeinen Befehlshaber und Soldaten sich mit des Wirtes Feuer und Licht behelfen und ihre Sachen dabei verrichten sollen . [...] Dafern die Obersten und andere Officiere Reformierte und Aufwärter bei sich haben, sollen dieselben nicht von den Bürgern, sondern denjenigen, bei welchen sie sich aufhalten, unterhalten werden. [...] An Kirchen, Schulen, Hospitälern, geistlichen Personen soll sich keiner vergreifen und dieselben in einigerlei Wege weder mit Einquartierungen oder Schatzungen beschweren. Auch keinen in seinem Gottesdienst hindern oder ärgerlich sein, bei Leib- und Lebensstrafe. [...] Die fürstlichen und adeligen Häuser, welche Feindes Gefahr halber nicht notwendig müssen besetzt werden, sollen von der Einquartierung gantz exempt und befreit sein. [...] Der reisende Mann oder andere, so ihrer Geschäften halber in der Garnison zu verrichten, sollen in keinem Wege aufgehalten, beleidigt noch mit einer Schatzung beschweret werden. Den Ackermann sollen die Officiere bei ihrem Feldbau schützen und in keine Wege sie davon zu verhindern gestatten“. Vgl. dagegen die Klagen der Pommern'schen Gesandten; JESSEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 218ff.: „48. Ferner wann Officiere oder Soldaten über Land reisten, mußten die Inwohner des Landes, da noch ein Bissen Brot vorhanden, nicht allein solches, gleich [als] wäre alles gemein, ohne Bezahlung, sondern auch ihre Pferde oft auf 15 und mehr Meilen hergeben, welche sie entweder ganz nicht oder ja bis auf den Grund verderbt wiederbekämen; es geben auch nunmehr an etlichen Orten Unter- als Ober-Officiere Pässe aus, daß die Soldaten bemächtigt wären, Pferde wegzunehmen, wo sie anzutreffen. 49. Sonst wäre gar gemein, daß die Reiter und Soldaten aus den Garnisonen täglich ausritten oder liefen, die Dörfer fast alle Nacht spolierten und plünderten, den Bauern ihre Wägen, Pflüge und andere zum Ackerbau gehörige Instrumenta entweder weggeführten oder mutwillig verbrennten, die Leut prügelten und verwundeten, also daß dieselbige bisweilen wohl gar ums Leben kämen, die Häuser, woraus die armen leut mit solchen Prügeln und anderm barbarischen Procedieren [...] vertrieben, niederrissen und das Hausgerät zerschlügen und verbrennten. Es wäre auch endlich mit Sengen und Brennen dahin geraten, daß ganze Zimmer [...] gleichsam zum Lustfeuer gebraucht worden“. Zu Soldaten als Agenten der Sozialdisziplinierung PRÖVE, Dimension.
[cx] Kontribution:Kriegssteuer, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfälischen als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist". Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) und Militärverwaltung erhoben. Teilweise wurde den Juden eine Sondersteuer auferlegt (HOCK, Kitzingen, S. 92), um sich selbst einer zusätzlichen Belastung zu entziehen. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militärischer Gewalt oder unter Androhung des Verlusts des Bürgerrechts (das in Erfurt seit 1510 ab dem 16. Lebensjahr erworben werden konnte), des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), und der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer und Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen" etc. auflistet. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 268, über die schwedische Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht". Der Flussmeister und Advokat Johann Georg Maul [?-nach 1656)] (1638), WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 121: „Weil ich nun zu dieser Contribut[ion] wöchentlich 7 f geben müssen und nicht allemahl sogleich bezahlet habe, bin ich und die Meinigen zu verschiedenen mahlen ohngewarneter Weisse überfallen worden, und man hat mich dermaasen gequälet und gemartert, dass es einen Steine in der Erdte erbarmen möchte, sonderlich in der Heilgen Zeit, am 5. Jan[uar] 1638, da ich eines kleinen Resto wegen von 6 vollgesoffenen Soldaten, der einer, der Berth genannt unter dem Obristen [Heinrich; BW] von Schleiniz, den Degen über mich gezogen, mein Weib, so dazwischen gelaufen, am Arme verwundet, den Gürtel von Leibe in drey Stücken gerissen und solche Grausamkeit verübet, dass es nicht zu beschreiben, vielweniger von Christlichen Menschen geglaubet werden kann, mitler weile, als dieser Berth also mit mir chargierte, haben die andern 5 Bösewichter gemauset, was sie angetroffen, unter andern mir einen Fisch Otter, so man an die Arme stecket, mein Kamm Futter mit aller Zugehör vor 5 f, allerhand Geräthe ohngefähr 8 f, so ich nicht wieder bekommen können". Aus der Stausenbacher Chronik des Caspar Preis für 1648, ECKHARDT; KLINGELHÖFER, Bauernleben, S. 69: „Im Jahr 1649 in dem Monadt October seind wir einmal der Hessischen Conterbutzion erleitigt worden. Dem allmächtigen, ewigen, barmhertzigen, liben, trewen Gott, dem Vatter aller Gnaden, sey ewigen Lob, Ehr und Preiß gesagt in alle ewigkeit. Amen. In dem schweren Joch der hesischen Conterbutzion seind wir gemartert, gepeinigt und gequället worden zwantzig gantzer Jahr. Ach du mein Gott und mein Herr, wie mancher armer redtlicher ehrlicher Man hatt doch das Seinige musen verlasen und mit dem Rück ansehen und sich in die Fremde begeben musen wegen der Conterbutzion und des gemarterten Bludtgelts. Es ist doch in Wharheit nichts anders dan der armen Leuth Schweiß und Blutt". Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. Die Kontribution wurde oft auch zweckentfremdet; vgl. SEMLER, Tagebücher, S. 23 (1633): „Man sagt, daß die von Bodman ohngefahr 30 thaler für ihre contribution dem obrist leüttenant [Edlinstetten; BW] alhie, alß ihrem vettern, zu hannden gestellt, darmit sie ihme genůgsambe satisfaction geben, er aber diß gellt dem apotegger zutragen laßen mit begeren, solle ihme darumb confect schickhen. Da man vnß aber bereden wollen, auß disem contribution gellt werde man die soldaten beklaiden vnd in daß veld ausstaffieren“. Die ausführlichste Darstellung der Erpressung von Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky in den „Miniaturen“.
[cxi] Rumor: toben, aufsässig werden, einen Aufstand anzetteln, Unruhe erzeugen. In den bayerischen Regimentern gab es bis zum Ende des Krieges noch einen von den Soldaten verachteten, teilweise auch verfolgten Rumormeister und eine berittene Rumorkompanie, die bei Unruhen und Straftaten aller Art eingesetzt wurden. Der Rumormeister hatte zudem den Hurenwebel zu unterstützen. Vgl. BERG, Administering justice, S. 9, 17.
[cxv] Freireiter: a) Söldner ohne Soldvertrag und Kriegsherrn, der auf eigene Rechnung kämpfte (auch als => „aventurier“ bezeichnet; PETERS, Lars Wivallius) und von der jeweiligen Kriegspartei für seine gefährliche Arbeit z. B. als Kundschafter ad hoc entlohnt wurde. Darunter waren aber auch Adlige wie Herzog Ulrich von Württemberg-Neuenbürg [1617-1671], der 1644 im Regiment Johann von Werth als Rittmeister diente. Ein Avanturier musste nach damaliger Sitte so lange kämpfen, bis er Ruhm erlangte; SODEN, Gustav Adolph III, S. 495 Anm. 1. Zum Teil operierten sie in eigenen Korps und überfielen kleinere Städte; PEETZ, Christian, S. 286. 1634 veranlasste Bernhard von Weimar die Abschaffung; RÖSE, Bernhard II, S. 16. Vgl. (für den 2. Nordischen Krieg) die Memoiren eines solchen Freireiters; LAHRKAMP, Kriegsabenteuer.
b) Soldat, der sich unerlaubter Weise einen Streifkorps angeschlossen hatte.
c) „Freireuter“ waren auch Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteyen“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Zum anderen handelte es sich bei „Freireutern“ um bewaffnete und berittene Bauern, die über Raubzüge Verwirrung hinter den feindlichen Linien schufen. Sie taten dies entweder mit Erlaubnis ihrer Kommandierenden, als integraler Bestandteil der kaiserlichen Kriegsführung, oder aber unerlaubter Weise - nicht ohne dabei z. T. drakonische Strafen zu riskieren. Diese „Freireuter“ stahlen und plünderten auf Bestellung der eigenen Kameraden sowie der Marketender, die ihrerseits einen Teil ihrer Einnahmen an die Obristen und Feldmarschälle abzuführen hatten. An Schlachten nahmen sie in der Regel nicht teil oder zogen sogar auch in der Schlacht ab.
[cxvi]Doppelhaken:auch Hakenbüchse: Der Haken war ein bis ins 17. Jahrhundert gebräuchliches schweres Feuergewehr, mit einem Haken am Schaft, mit dem es auf einem dreibeinigen Gestell befestigt war oder auf die Brüstung aufgelegt wurde, um den enormen Rückstoß abzufangen. Diese Waffen wogen 7,5 bis 10 Kilo, nach anderen Angaben sogar mit bis zu 25 Kilogramm. Damit wurden Ladungen mit je 4 Lot Blei, Doppelhaken bis 400 g, verschossen. Als man diese Hakenbüchsen später auch im offenen Feld verwendete, musste man sie in einer Gabel abstützen. Daher nannte man diese Waffe auch Gabelarkebuse. Die Treffgenauigkeit der Hakenbüchsen war so gering, so dass ihr Einsatz nur auf kurze Distanz oder massiert als Batterie sinnvoll war. Die Haken wurden ihrer Größe nach eingeteilt in Doppelhaken, ganze Haken und halbe Haken. Vgl. die ausführliche Beschreibung unter http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Doppelhaken.html. Die Stadt Überlingen kaufte 1633 erbeutete Doppelhaken um kaum 3 fl. auf; SEMLER, Tagebücher, S. 27f.
[cxvii] Stück: Man unterschied Kartaunen [Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17,5 – 19 cm], verschoss 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette]; Dreiviertelkartaune: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 16-17faches Kaliber, schoss 36 Pfund Eisen. Vgl. MIETH, Artilleria Recentior Praxis; halbe Kartaunen [langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt].
Viertelkartaune: „ein stück, welches 12 pfund eisen treibt, 36 zentner wiegt, und 24 kaliber lang ist. man hält diese stücke in den vestungen für die allerbequemste“ [GRIMM; GRIMM, DWB]. Meist als Feldschlange bezeichnet wurde auch die „Halbe Schlange“: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt; die „Quartierschlange“: 40-36-faches Kaliber (6,5-9 cm), Rohrgewicht: 12-24 Zentner, Gesamtgewicht: 18-36 Zentner, Vorspann: 6-12 Pferde; Falkone: 39-faches Kaliber Rohrgewicht: 14-20 Zentner, Gesamtgewicht: 22-30 Zentner, Vorspann: 6-8 Pferde; Haubitze als Steilfeuergeschütz, 10-faches Kaliber (12-15 cm), zumeist zum Verschießen von gehacktem Blei, Eisenstücken („Hagel“) bzw. Nägeln verwendet; Mörser als Steilfeuergeschütz zum Werfen von Brand- und Sprengkugeln (Bomben). Angaben nach ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 575ff. Pro Tag konnten etwa 50 Schuss abgegeben werden.„Vom Nürnberger Stückegießer Leonhard Loewe ist die Rechnung für die Herstellung zweier jeweils 75 Zentner schwerer Belagerungsgeschütze erhalten, die auf den heutigen Wert hochgerechnet werden kann. An Material- und Lohnkosten verlangte Loewe 2.643 Gulden, das sind ca. 105.000 bis 132.000 Euro. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus diesen ‚Halben [?; BW] Kartaunen’ kosteten fünf Reichstaler - mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81; SCHREIBER, Beschreibung, bzw. Anleitung, 3. Kapitel.
[cxviii]Feldschlange: Meist als Feldschlange bezeichnet wurde auch die „Halbe Schlange“: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34faches Kaliber (10, 5-11, 5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt. Die Schussweite betrug 720 Meter; DAMBOER, Krise, S. 211.
[cxxiv] Der in Folge der schwedischen Niederlage in der Schlacht bei Nördlingen (5./6.9.1634) vereinbarte Prager Frieden zwischen Johann Georg von Sachsen und Kaiser Ferdinand II. wurde am 30.5.1635 unterzeichnet. Bei diesem Friedensschluss, dem fast alle protestantischen Reichsstände beitraten, verzichtete der Kaiser auf seinen Anspruch, den Augsburger Religionsfrieden von 1555 allein zu interpretieren und damit das Restitutionsedikt von 1629 durchzuführen (vgl. s. v. "Religionsedikt"); Ergebnis war eine begrenzte Festschreibung des konfessionellen Status quo. Weitere Ergebnisse waren: die Festschreibung der Translation der pfälzischen Kurwürde auf Bayern, der Ansprüche Sachsens auf die Lausitz und die Bildung eines Reichsheers (wobei Johann Georg von Sachsen und Maximilian I. von Bayern eigene Korps führen ließen, die als Teil der Reichsarmee galten), die bestehenden Bündnisse waren aufzulösen, fremde Mächte sollten den Reichsboden verlassen, etwaige Ansprüche auf den Ersatz der Kriegskosten seit 1630 wurden aufgehoben, eine allgemeine Amnestie sollte in Kraft treten. Zudem kann der Prager Frieden als einer der letzten kaiserlichen Versuche betrachtet werden, ein monarchisches System im Reich durchzusetzen. Maßgebliches Mittel dazu war die so genannte Prager Heeresreform, mit der der Kaiser den Versuch unternahm, nahezu alle reichsständischen Truppen unter seinen Oberbefehl zu stellen und zugleich den Ständen die Finanzierung dieses Reichsheeres aufzuerlegen. Diese Vorstellungen ließen sich ebenso wenig verwirklichen wie das Ziel, durch die Vertreibung der ausländischen Mächte Frankreich und Schweden zu einem Frieden im Heiligen Römischen Reich zu gelangen. HAPPE schätzte den Prager Frieden zu Recht als trügerisch ein; Happe I 396 v-397r, mdsz.thulb.uni-jena.de; vgl. auch LEHMANN, Kriegschronik, S. 87. Zur Forschungslage vgl. KAISER, Prager Frieden.
[cxxv] Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie).
[cxxvi] Goan Lodovico Hector Graf Isolano [Isolani, Isolary, Isolan, Isolana, Isalon, Iselon, Isolani, Isolam] [1586 Görz - März 1640 Wien], kaiserlicher Kroaten-Obrist.
[cxxix]Claus Dietrich Freiherr v. Sperreuter [Sperreut, Stierreuth] [um 1600 Walsrode-9./20.1.1653 Innsbruck], schwedischer, dann kaiserlicher Obrist, ab 1646 venetianischer Generalmajor. Vgl. LEISTIKOW, Sperreuter.
[cxxx] Wilhelm [Guillaume de] Freiherr [1634],Graf [1649] v. Lamboy [Lamboj, Lambri, Lamboji, Lampoi, Lambey][um 1590 - 13.12.1659 Schloss Dymokury], kaiserlicher Feldmarschall.
[cxxxii] Iren: „Während des Dreißigjährigen Krieges machten sich irische Soldaten erstmals einen Namen in der kaiserlichen Armee, insbesondere jene der Regimenter Tyrone und Preston. Bei der Verteidigung von Frankfurt an der Oder im April 1631 gegen ein schwedisches Heer zeichnete sich das irische Regiment durch besondere Tapferkeit aus und wurde dabei vollständig aufgerieben, jedoch unter dem Kommando von Walter Butler als Dragonerregiment neu aufgestellt. Walter Butler war es auch, dem in der Geschichte des Dreißigjährigen Krieges eine besondere Rolle zufallen sollte: Am 25. April 1634 tötete Butler im Auftrag Kaiser Ferdinands II. gemeinsam mit seinem Landsmann Walter Devereaux den kaiserlichen Generalissimus Albrecht von Wallenstein. Dafür wurde Butler vom Kaiser der Grafentitel verliehen und mit böhmischen Ländereien bedacht. Zur ersten Generation irischer Offiziere in der kaiserlichen Armee gehörte auch Oberst Wilhelm Bourke von Gallstown aus dem County Kilkenny, welcher 1633 in kaiserliche Dienste trat und als Oberst seines Kavallerieregiments der schwedischen Reiterei in der Schlacht bei Nördlingen schwer zusetzte. Für diesen Erfolg wurde er wie Butler in den Grafenstand erhoben, mit dem Gut Limberg belohnt und zum Kämmerer Kaiser Ferdinands III. ernannt“. [Wikipedia]. Vgl. auch CLARK, Irish Soldiers.
[cxxxix] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff. Zu den Kriegsereignissen in Hildesheim vgl. auch PLATHE, Konfessionskampf.
[cxlii] Wilhelm [Guillaume de] Freiherr [1634],Graf [1649] v. Lamboy [Lamboj, Lambri, Lamboji, Lampoi, Lambey][um 1590 - 13.12.1659 Schloss Dymokury], kaiserlicher Feldmarschall.
[cxlv] Bandelier: Schulterriemen mit bis zu 14 anhängenden Holzbüchschen (= Pulvermaße) mit der für einen Schuss notwendigen Pulverladung; ferner eine Pulverflasche mit feinem Zündpulver für die Pfanne, dem ledernen Kugelbeutel, einem Ölfläschchen, sowie einem Stück zusammengelegter Lunte.
[cxlix]„Armee ohne Land“: PRESS, Hessen, S. 312, über die Armee der Landgrafschaft Hessen-Kassel. Nach den Zahlen bei BETTENHÄUSER, Die Landgrafschaft Hessen, S. 17, müsste jeder 4. Einwohner der Landgrafschaft Soldat gewesen sein. Hessen-Kassel unterhielt bei einer Einwohnerzahl v. 70.-80.000 eine Armee v. insgesamt 18.000 Mann, die nur durch Kontributionen in den besetzten Gebieten erhalten werden konnte; ein typischer Fall v. Überrüstung. Laut Dorstener Vertrag hatte Amalie von Hessen-Kassel eine Armee v. 7.000 Mann zu Fuß u. 3.000 Reitern zu unterhalten; dafür zahlte Frankreich jährlich 200.000 Rt.; Staatsarchiv Marburg 4 f Frankreich Nr. 55; Bibliothèque Nationale Paris Manuscrit français Nr. 17885. Vgl. auch SODENSTERN, Die Anfänge.
[cli]Obristwachtmeister: Der Obristwachtmeister mit einem monatlichen Sold von 50 fl. entsprach vom Rang her dem Major in der schwedischen Armee. Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte er für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht.
[clv] Schanzkörbe: Aus Weidengeflecht hergestellte hohe Körbe, die mit Erde gefüllt vor Geschützstellungen und Schanzen zur Deckung der Soldaten gegen feindliches Feuer aufgestellt wurden. Die Herstellung dieser Körbe, zwangsweise wurden auch Bürger und Bauern herangezogen, leitete ebenso wie den Schanzenbau der so genannte Schanzmeister.
[clix] Gefangene: Nach Lavater, Kriegs-Büchlein, S. 65, hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „wann ein Soldat ein eysen, zinne, in speck gegossen, gekäuete, gehauene oder gevierte Kugel schiesset, alle die gezogene Rohr und französische Füse [Steinschloßflinten] führen, haben das Quartier verwirkt. Item alle die jenigen, die von eysen geschrotete, viereckige und andere Geschröt vnd Stahel schiessen, oder geflammte Dägen, sollt du todt schlagen“. Leider reduziert die Forschung die Problematik der de facto rechtlosen Kriegsgefangenen noch immer zu einseitig auf die Alternative „unterstecken" oder „ranzionieren". Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. Der Benediktiner-Abt Gaisser berichtet zu 1633; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 415: „Der Bürger August Diem sei sein Mitgefangener gewesen, für den er, falls er nicht auch in dieser Nacht entkommen sei, fürchte, daß er heute durch Aufhängen umkomme. Dieser sei, schon vorher verwundet, von den Franzosen an den Füßen in einem Kamin aufgehängt und so lange durch Hängen und Rauch gequält worden, bis das Seil wieder abgeschnitten worden sei und er gerade auf den Kopf habe herabfallen dürfen“. Soldaten mussten sich mit einem Monatssold freikaufen, für Offiziere gab es je nach Rang besondere Vereinbarungen zwischen den Kriegsparteien. Das Einsperren in besondere Käfige, die Massenhinrichtungen, das Vorantreiben als Kugelfang in der ersten Schlachtreihe, die Folterungen, um Auskünfte über Stärke und Bewegung des Gegners zu erfahren, die Hungerkuren, um die „Untersteckung“ zu erzwingen etc., werden nicht berücksichtigt. Frauen, deren Männer in Gefangenschaft gerieten, erhielten, wenn sie Glück hatten, einen halben Monatssold bis zwei Monatssolde ausgezahlt und wurden samt ihren Kindern fortgeschickt. KAISER, Kriegsgefangene; KROENER, Soldat als Ware. Die Auslösung konnte das eigene Leben retten; SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Zu gleicher zeitt [August 1630] haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd nacher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächte sein sollen, dahero weiln rittmeister Gintfeld eine gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen worden“. Teilweise beschaffte man über sie Informationen; SEMLER, Tagebücher, S. 70 (1633): „Wie beschehen vnd seyn nahendt bei der statt [Überlingen; BW] vier schwedische reütter, so auf dem straiff geweßt, von vnsern tragonern betretten [angetroffen; BW], zwen darvon alsbald nidergemacht, zwen aber, so vmb quartier gebeten, gefangen in die statt herein gebracht worden. Deren der eine seines angebens Christian Schultheß von Friedland [S. 57] auß dem hertzogthumb Mechelburg gebürtig vnder der kayßerlichen armada siben jahr gedient vnd diesen sommer zu Newmarckht gefangen vnd vndergestoßen [am 30.6.1633; BW] worden: der ander aber von Saltzburg, vnderm obrist König geritten vnd zu Aichen [Aichach; BW] in Bayern vom feind gefangen vnd zum dienen genötiget worden. Vnd sagte der erste bei hoher betheurung vnd verpfändung leib vnd lebens, dass die schwedische vmb Pfullendorff ankomne vnd noch erwartende armada 24 regimenter starck, vnd werde alternis diebus von dem Horn vnd hertzogen Bernhard commandirt; führen 4 halb carthaunen mit sich vnd ettlich klainere veld stückhlin. Der ander vermainte, daß die armada 10.000 pferdt vnd 6.000 zu fůß starckh vnd der so geschwinde aufbruch von Tonawerd [Donauwörth; BW] in diese land beschehen seye, weiln man vernommen, dass die kayserische 8000 starckh in Würtemberg eingefallen“. Auf Gefangenenbefreiung standen harte Strafen. Pflummern hält in seinem Tagebuch fest: „Martij 24 [1638; BW] ist duca Federico di Savelli, so in dem letzsten vnglückhseeligen treffen von Rheinfelden den 3 Martij neben dem General von Wert, Enckefort vnd andern obristen vnd officiern gefangen vnd bis dahin zu Lauffenburg enthallten worden, durch hilff eines weibs auß: vnd den bemellten 24 Martij zu Baden [Kanton Aargau] ankommen, volgenden morgen nach Lucern geritten vnd von dannen nach Costantz vnd seinem vermellden nach fürter zu dem general Götzen ihne zu fürderlichem fortzug gegen den feind zu animirn passirt. Nach seinem außkommen seyn ein officier sambt noch einem soldaten wegen vnfleißiger wacht vnd der pfarherr zu Laufenburg neben seinem capellan auß verdacht, daß sie von deß duca vorhabender flucht waß gewüßt, gefänglich eingezogen, die gaistliche, wie verlautt, hart torquirt [gefoltert; BW], vnd obwoln sie vnschuldig geweßt, offentlich enthauptet; die ihenige fraw aber, durch deren hauß der duca sambt seinem camerdiener außkommen, vnd noch zwo personen mit růthen hart gestrichen worden“. Der Benediktoner-Abt Gaisser berichtet über die Verschiffung schwedischer Gefangener des Obristen John Forbes de Corse von Villingen nach Lindau (1633); STEMMLER, Tagebücher Bd. 1, S. 319: „Abschreckend war das Aussehen der meisten gemeinen Soldaten, da sie von Wunden entkräftet, mit eigenem oder fremdem Blute besudelt, von Schlägen geschwächt, der Kleider und Hüte beraubt, viele auch ohne Schuhe, mit zerrissenen Decken behängt, zu den Schiffen mehr getragen als geführt wurden, mit harter, aber ihren Taten angemessener Strafe belegt“. Gefangene waren je nach Vermögen darauf angewiesen, in den Städten ihren Unterhalt durch Betteln zu bestreiten. Sie wurden auch unter Offizieren als Geschenk gebraucht; KAISER, Wohin mit den Gefangenen ?, in: http://dkblog.hypotheses.org/108: „Im Frühsommer 1623 hatte Christian von Braunschweig, bekannt vor allem als ‚toller Halberstädter’, mit seinen Truppen in der Nähe Göttingens, also im Territorium seines älteren Bruders Herzog Friedrich Ulrich, Quartier genommen. In Scharmützeln mit Einheiten der Armee der Liga, die damals im Hessischen operierte, hatte er einige Gefangene gemacht. Was sollte nun mit diesen geschehen? Am 1. Juli a. St. wies er die Stadt Göttingen an, die gefangenen Kriegsknechte nicht freizulassen; vielmehr sollte die Stadt sie weiterhin ‚mit nottürfftigem vnterhalt’ versorgen, bis andere Anweisungen kämen. Genau das geschah wenige Tage später: Am 7. Juli a. St. erteilte Christian seinem Generalgewaltiger (d. h. der frühmodernen Militärpolizei) den Befehl, daß er ‚noch heutt vor der Sonnen vntergangk, viertzig dero zu Göttingen entthaltenen gefangenen Soldaten vom feinde, den Lieutenantt vnd Officiers außsgenommen, Laße auffhencken’. Um den Ernst der Anweisung zu unterstreichen, fügte er hinzu, daß dies ‚bei vermeidung vnser hochsten vngnad’ geschehen solle. Der Generalgewaltiger präsentierte daraufhin der Stadt Göttingen diesen Befehl; bei der dort überlieferten Abschrift findet sich auf der Rückseite die Notiz vom Folgetag: ‚Vff diesen Schein seindt dem Gewalthiger 20 Gefangene vff sein darneben mundtlich andeuten ausgevolgtt worden’. Der Vollzug fand also offenbar doch nicht mehr am 7. Juli, am Tag der Ausfertigung des Befehls, statt. Aber es besteht kaum ein Zweifel, daß zwanzig Kriegsgefangene mit dem Strang hingerichtet wurden. (StA Göttingen, Altes Aktenarchiv, Nr. 5774 fol. 2 Kopie; der Befehl an die Stadt Göttingen vom 1.7.1623 a.St. ebd. fol. 32 Ausf.)“. Teilweise wurden Gefangene auch unter den Offizieren verkauft; MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 607 (Schweinfurt 1645). Zur Problematik vgl. KAISER, Kriegsgefangene in der Frühen Neuzeit.
[clxiv] Georg Herzog v. Braunschweig-Lüneburg [17.2.1582 Celle -2.4.1641 Hildesheim], kaiserlicher Obrist, 1631 schwedischer General.
[clxvii] Ranzion, ranzionieren: Lösegeld zahlen, (sich) auslösen, (sich) freikaufen, auslösen von Personen, Gegenständen oder Vieh. Der organisierte Vieh-, vor allem aber Menschenraub stellte neben der Plünderung angesichts der fehlenden Soldauszahlung die wichtigste Einnahmequelle gerade der unteren Chargen dar, wurden doch pro Person je nach Stand und Beruf oft 300 Rt. und mehr erpresst. Vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 116; GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 29. Dieses Lösegeld erreichte trotz der zwischen den Kriegsparteien abgeschlossenen Kartelle z. T. enorme Höhen: So bot der ehemalige Kommandant von Hanau, Sir James (Jacob) Ramsay „the Black“ [1589-1639], 70.000 Rt. für seine Freilassung, die aber vom Kaiserhof abgelehnt wurde (KELLER, Drangsale, S. 357), da man von ihm wissen wollte, wo er die bei der Einnahme Würzburgs und Bad Mergentheims erbeuteten Schätze (KELLER, Drangsale, S. 355) verborgen hatte. Ramsays Kriegsbeute wurde auf 900.000 Rt. beziffert; KELLER, Drangsale, S. 361; GAIL, Krieg, S. 28f.; MURDOCH (Hg.),SSNE ID: 3315. Auch die Leichname gefallener Offiziere mussten in der Regel vom Gegner ausgelöst werden. Im Mai 1633 war die kaiserliche Garnison in der Festung Lichtenau (bei Ansbach) so schlecht verproviantiert, dass Nürnberger Untertanen gefangen genommen wurden, die sich dann gegen Kartoffeln auslösen mussten; SODEN, Gustav Adolph III, S. 450. SEMLER, Tagebücher, S. 137 (1634): „Hierauff die Schwedische ihre gewohnliche straiff vnd raubereyen noch ferner vnd ernstlicher continuirt, also daß nicht allein auf dem land vnd dörffern sich niemandt betreffen, sonder auch gar in die reben (außerhalb was gegen Sipplingen hinab gelegen, dahin der feind niehmaln kommen) niemandt blicken lassen dörffen, inmaßen ettliche burger vnd salmanßweilische vnderthonen, so in den reben bei vnd gegen Nußdorf und Burgberg schaffen wollen, von denen hin vnd wider vagierenden reüttern aufgehebt, vnd nach Pfullendorf geführt, deren jeder biß auf 60 vnd mehr reichsthaler ranzion angezogen, vnd weilen sie, alß arme rebleütt sollche zu bezahlen nicht vermögt, volgendts mit der armada fortgeführt worden, wie benantlich ein veberlingischer gmainder vmb 68 thaler vnd zwen Nußdorffer jeder vmd 58 thaler ranzioniert, vnd vneracht diese bede für sich 40 thaler angebotten, ein mehrers auch im vermögen nit gehabt, seyn sie doch bei sollchem nicht gelassen worden“.
[clxxiii] Johann Christoph III. Graf v. Puchheim [Buchheim] zu Göllersdorf [1605 Schloss Göllersdorf-(November ?) 1657 Wien], kaiserlicher Feldmarschall.
[clxxv] Albrecht Vejkart Freiherr v. Kapoun [Kappaun, Kapaun, Koppaun, Capaun, Cappaun, Compaun, Cospaun, Copaun, Copan] ze Svojkova [Soyhau, Schogkau, Svojkau] [1609-1664], kaiserlicher Obrist.
[clxxxi] Rudolf Freiherr auf Hohenelbe, Eglitz u. Platten, Graf (1636) v. Morzin [Marazin, Marazini, Marrazino, Marzin, Marotzin, Morazin, Moritzin] [um 1585 - 1646 Prag], kaiserlicher Feldmarschall.
[clxxxii] Bagage: Gepäck; Tross. „Bagage" war die Bezeichnung für den Gepäcktrain des Heeres, mit dem die Soldaten wie Offiziere neben dem Hausrat auch ihre gesamte Beute abtransportierten, so dass die Bagage während oder nach der Schlacht gern vom Feind oder von der eigenen Mannschaft geplündert wurde. Auch war man deshalb darauf aus, dass in den Bedingungen bei der freiwilligen Übergabe einer Stadt oder Festung die gesamte Bagage ungehindert abziehen durfte. Manchmal wurde „Bagage“ jedoch auch abwertend für den Tross überhaupt verwendet, die Begleitmannschaft des Heeres oder Heeresteils, die allerdings keinen Anspruch auf Verpflegungsrationen hatte; etwa 1, 5 mal (im Anfang des Krieges) bis 3-4mal (am Ende des Krieges) so stark wie die kämpfende Truppe: Soldatenfrauen, Kinder, Prostituierte 1.-4. Klasse („Mätresse", „Concubine", „Metze", „Hure"), Trossjungen, Gefangene, zum Dienst bei der Artillerie verurteilte Straftäter, Feldprediger, Zigeuner als Kundschafter und Heilkundige, Feldchirurg, Feldscherer, Handwerker, Sudelköche, Krämer, Marketender, -innen, Juden als Marketender, Soldatenwitwen, invalide Soldaten, mitlaufende Zivilisten aus den Hungergebieten, ehemalige Studenten, Bauern und Bauernknechte („Wintersoldaten“), die während der schlechten Jahreszeit zum Heer gingen, im Frühjahr aber wieder entliefen, Glücksspieler, vor der Strafverfolgung durch Behörden Davongelaufene, Kriegswaisen etc. KROENER, „ ... und ist der jammer nit zu beschreiben"; LANGER, Hortus, S. 96ff.
[clxxxvi] Magnus Hansson [Göransson; Görsohn, Hansen][ - 20./30.3.1639 vor Freiberg], schwedischer Obristleutnant, Obrist.
[clxxxviii] LEHMANN, Kriegschronik, S. 101. Lehmann datiert nach dem alten Stil. Vgl. auch VD17 14:016055G: Außführliche Relation und Bericht / Von der unversehenen / gefährlichen und harten ploquada und Belagerungen/ der Churfürstlichen Sächsischen eltesten BergkStadt Freybergk in Meissen : Wie dieselbe am 2. Martii / dieses 1639. Jahres durch die Schwedische Panirische Völcker ... angefangen / und biß auff den 20. Tag mit grossem eifer continuiret worden ...Freiberg 1639.
[clxxxix] Hans Wolf Freiherr v. Salis [1597-6.4.1640 Wismar], kurbayerischer Obrist, kurbayerisch-kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.
[cxcii] Lennart Torstensson [Torstensohn, Torsten-Sohn], Graf zu Ortala u. Freiherr v. Virestad [17.8.1603 Forstena im Kirchspiel Västra Tunhem (Västergötland)-7.4.1651 Stockholm], schwedischer Feldmarschall.
[cxcviii] Erik Klarson Slang [Slange, Schlange, Schlang, Schleng][1600-2.11.1642 Breitenfeld], schwedischer Generalmajor.
[cxcix] Rudolf Freiherr auf Hohenelbe, Eglitz u. Platten, Graf (1636) v. Morzin [Marazin, Marazini, Marrazino, Marzin, Marotzin, Morazin, Moritzin] [um 1585 - 1646 Prag], kaiserlicher Feldmarschall.
[ccii]Leibregiment: Als Leibregiment wurde im 17.Jahrhundert im Heiligen Römischen Reich, in Dänemark und in Schweden diejenigen Regimenter bezeichnet, deren Inhaber der regierende Landesherr war. Ihm standen zudem die sich daraus im Rahmen der Regiments- bzw. Kompaniewirtschaft ergebenden Einnahmen zu. Ein Leibregiment hatte daher eine grundsätzlich andere Funktion als die Leibkompanie eines Obristen.
[ccv] Torsten Stålhandske [Stolhanscha, Stahlhandschuh, Stahlhanndtschuch, Stalhans, Stallhans, Stalhansch, Stallhuschl, Stalhanß, Stallhaus] [1594 Porvoo/Borgå (Finnland)-21.4./1.5.1644 Haderslev/Nordschleswig], schwedischer Generalmajor.
[ccvii] Erik Klarson Slang [Slange, Schlange, Schlang, Schleng][1600-2.11.1642 Breitenfeld], schwedischer Generalmajor.
[ccviii]Schwadron: Im 16. Jahrhundert bezeichnete Escadre (von lateinisch exquadra Gevierthaufen, Geschwader) eine Stellungsform des Fußvolks und der Reiterei, aus welcher im 17. Jahrhundert für letztere die Eskadron, für ersteres das Bataillon hervorging. Ca. 210 Pikeniere sollten eine Schwadron bilden, 3 eine Brigade. Die Schwadron der Reiterei entsprach der Kompanie der Fußtruppen. Die schwedische Kompanie (Fußtruppen) bestand nach Lorenz TROUPITZ, Kriegs-Kunst / nach Königlich Schwedischer Manier eine Compagny zu richten, Franckfurt 1638, aus drei Schwadronen (zu Korporalschaften, eine Schwadron entsprach daher dem späteren Zug).
[ccix] Hans Christoffer Graf v. Königsmarck [12.12.1600 Kötzlin-20.2.1663 Stockholm], schwedischer Feldmarschall.
[ccx] Friedrich Christoph Freiherr v. Hammerstein [Hamenstäm] [15.9.1608 Schloßböckelheim-12.10.1685 Oelentrup], schwedischer Generalmajor.
[ccxiv] Hüttenwerk: Seiger (Saiger) ist ein seit dem Mittelalter existierendes Metallverhüttungsverfahren mit Metallanreicherung. Es diente einer effizienten Metallgewinnung, indem z. B. Silber aus Silberkupfererzen mit Bleizuschlägen in der Schmelze vom Kupfer getrennt wurde. Das Silber wurde dem silberhaltigen Blei, das auch Werkblei genannt wird, durch das Treibverfahren auch Kupellation entzogen. [wikipedia]
[ccxvi] Kurt Reinecke I. Reichsgraf v. Callenberg [17.9.1607 Wettesingen bei Volkmarsen-7.5.1672 Muskau], kursächsischer Obrist.
[ccxviii] Georg Adam Freiherr v. Traudisch [Trauditz, Trautzsch, Trautschen, Trautischz, Trauntitsch, Truntitsch, Trautniz, Tausch] [ - nach 1653], kursächsischer, kaiserlicher Feldmarschallleutnant.
[ccxxxi] Adolf Ehrenreich Graf v. Puchheim [Bucheim, Buchhain, Beiheim] zu Raabs u. Krumpach [ -27.10.1664 Wien], kaiserlicher
Generalwachtmeister.
[ccxxxii] Anton Freiherr v. Waevel [Waevel, Wevel, Weibel, Weivel, Waevell, Waevel, Weveld] [ -1659], kaiserlicher Obrist, Generalwachtmeister.
[ccxxxv]Francesco [Antonio] Caretto [Carretto, Carretti, Caretti, Claretti], marchese di Grana [Marquis de Grande, Marqui de Grane, Gran, Grane v. Corretto, Coretto u. Grane] de Savona e Caretto, conte di Millesimo[1594/1590/1592-9.11.1651/1652], kaiserlicher Feldmarschall.
[ccxxxvi] Otto Ludwig Freiherr v. Wachenheim [Wachheim, Wachenheimer, Wahlenheim] [ -24.1.1660 Monsheim], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.
[ccxxxviii]Leutnant:Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Leutnant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompanie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-60 fl.
[ccxxxix] Kornett: kleinste Einheit der Reiterei mit eigenen Feldzeichen, entsprach der Kompanie; 1 berittene Kompanie hatte in der kursächsischen Armee ca. 125 Pferde, 1 schwedische Reiterkompanie umfasste in der Regel 80 Mann. Der Kornett erhielt ca. 50 fl. Monatssold. => Fähnrich; Fahne.
[ccxl] Fähnrich: Rangunterster der Oberoffiziere der Infanterie und Dragoner, der selbst bereits einige Knechte zum Musterplatz mitbrachte. Dem Fähnrich war die Fahne der Kompanie anvertraut, die er erst im Tod aus den Händen geben durfte. Der Fähnrich hatte die Pflicht, beim Eintreffen von Generalspersonen die Fahne fliegen zu lassen. Ihm oblagen zudem die Inspektion der Kompanie (des Fähnleins) und die Betreuung der Kranken. Der Fähnrich konnte stellvertretend für Hauptmann und Leutnant als Kommandeur der Kompanie fungieren. Bei der Kavallerie wurde er Kornett genannt. Zum Teil begannen junge Adelige ihre militärische Karriere als Fähnrich. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 45f.