Hieronymus Graf Lodron
Der Volkacher Historiker Dr. Bernd Warlich hat sich intensiv mit der Person Lodron auseinandergesetzt und seine
Forschungsergebnisse dem Schweinfurtfuehrer zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!
Lodron [Ladron, Latron, Latroe, Fladeron], Hieronymus Graf; kaiserlicher Obrist, Generalwachtmeister [ - ]
Hieronymus Graf Lodron[1] [Ladron, Latron, Latroe, Fladeron],[2] Herr auf Castello San Giovanni in Bondone,[3] wahrscheinlich ein Sohn des Christoph Graf Lodrons [1588-1660], des Landmarschalls und Bruders des Salzburger Fürstbischofs Paris Lodron,[4] „ein junger Herr, sehr veränderlich und ein Langschläfer, den die alten Officiere wenig respectirten“, wie aus Schweinfurt[5] berichtet wird.[6] Er, der selbst mit Lodron unterschrieb, wird oft von Zeitgenossen als „Latron, Ladron“ von lat. latro: Straßenräuber, Dieb bezeichnet. Der tiefreligiöse Lodron war der am meisten gehasste Kommandant der Schweinfurter Garnison während des Dreißigjährigen Krieges und bei seinen Soldaten äußerst unbeliebt. Neben seinen Einkünften als Obrist[7] - sofern er in dieser Zeit überhaupt angesichts der chronisch knappen Kasse Habsburgs Sold[8] bezog - muss er ein Vielfaches aus Schweinfurt und dem Umland sowie durch die Streifzüge seiner Soldaten bis hinein ins Herzogtum Sachsen-Gotha erpresst haben.
Anlässlich der Salzburger Domeinweihung am 25.9.1628 wird ein Hieronymus Lodron als Kämmerer[9] aufgeführt.[10]
Hieronymus Lodron hatte an der Salzburger Benediktineruniversität studiert.[11] 1634 wurde hier ein Studentenfreikorps aufgestellt. 150 Freiwillige wählten aus ihrer Mitte einen Hauptmann,[12] einen Leutnant[13] und als Fahnenjunker[14] Hieronymus Lodron. Das Korps wurde 1639 wieder aufgelöst, da es zwischen Studenten und Soldaten häufig zu Raufereien gekommen war.[15]
Ein halbes Jahr im Felde galt als ausreichend für die Übernahme einer Hauptmannsstelle. Kriegsdienste leistete man in der Anfangsphase zwei Jahre, fünf Jahre galten schon als außergewöhnlich. Lodron diente 1638 unter Piccolomini[16] im gleichnamigen Fußregiment[17] in den Spanischen Niederlanden.[18] 1638 wird Lodron in einem undatierten Schreiben des kaiserlichen Obristen Marquis Lodovico Matthäi[19] im Auftrag Piccolominis an den Kardinal-Infanten[20] erwähnt, als es unter anderem um die Verstärkung Piccolominis aus Luxemburg ging.[21]
Im April 1639 begann die Werbung[22] von 3.000 Mann[23] Infanterie im Erzbistum Salzburg unter dem Kommando von Hieronymus Lodron.[24] Dass ihm das Regiment übertragen wurde, war so außergewöhnlich nicht. In irischen Regimentern[25] kam es durchaus vor, dass bereits 10-jährigen Söhnen das Kommando über das Regiment des Vaters übertragen wurde,[26] für die dann ein Obristleutnant[27] zunächst als Stellvertreter eingesetzt wurde,
Am 9.5.1639 schrieb der kaiserliche Kriegssekretär Johann Friedrich Fischer aus Wien an Piccolomini: Melchior von Hatzfeldt,[28] der Bruder des Würzburger Fürstbischofs,[29] sei mit 4.000 Kürassiere[30] und 5.000 Infanteristen in der Nähe von Würzburg[31] anmarschiert. Ferdinand III.[32] habe beschlossen, ihm, Piccolomini, nicht nur die angeforderten 500 Reiter, sondern auch die Regimenter Ruebland[33] und Heister[34] zu überlassen. Er, Fischer, begnüge sich mit den 6.000 von Piccolomini abkommandierten Infanteristen und warte auf Soldaten aus Mailand, wohin er einen weiteren Kurier mit der Bitte um Hilfe entsandt habe. Er glaube, dass die Regimenter Gallas[35] und Lodron anrücken sollten und dass man zusammen mit Melchior von Hatzfeldt, den Ungarn[36] und Kroaten,[37] die unter Isolano[38] und Földváry[39] unterwegs seien, insgesamt 30.000 Mann zur Verteidigung der Erbländer aufstellen könne.[40]
Ab Dezember 1639 führte die Truppe die Bezeichnung „Deutsches Regiment zu Fuß Oberst Lodron".[41]
Lodrons Regiment machte 1640 und 1641 die Feldzüge am Oberrhein mit. Erzherzogin Claudia von Tirol[42] hatte mit Spanien einen Vertrag zwecks Rückeroberung Vorderösterreichs geschlossen. Hauptziel war es, Breisach[43] zurückzuerobern. Spanien selbst wollte die wichtige Landverbindung zwischen Genua, dem Elsass und den Spanischen Niederlanden wieder frei bekommen und Claudia ihre Hauptfestung im Westen zurückerobern. Spanien lieferte das Geld. Geworben wurde in Tirol. Drei Regimenter waren im Hegau[44] versammelt worden. Im Spätsommer 1640 war Lodron im Auftrag der vorderösterreichischen Regierung vergeblich zur Belagerung des Hohentwiels[45] eingesetzt worden.
„Am 28. August 1640 aber versammelte der spanische General Enriquez[46] einen Theil der am Bodensee und in Schwaben liegenden kaiserlichen Truppen (Spanier) bei Stockach,[47] und rückte mit denselben gegen Hohentwiel vor. Die Stärke dieser Truppenabtheilung wird von Einigen zu 7000 von Andern nur zu 3000 Mann angegeben. Letztere Zahl ist die wahrscheinlichere. Schon bei dem Anmarsche wurde ein Oberstleutnant mit einigen Mann, von den Truppen der Besatzung im Angesichte jenes Corps aufgehoben und gefangen auf die Festung gebracht. Am 9. September umschloß Enriquez die Festung; am 20. September forderte er in einem höflichen und schmeichelnden Schreiben Widerhold[48] zur Uebergabe auf, aber vergebens, indem Widerhold, welcher hierüber äußerte, es scheine, daß Enriquez die Festung mit Papier und Schmeichelworten bezwingen wolle, die Aufforderung zurückwies. Nun bezogen die Spanier ihr Hauptlager bei dem zerstörten Schlosse Staufen,[49] und stellten bloß Wachen um die Festung zur Beobachtung auf. Widerhold hatte unterdessen nicht gesäumt, dem General[50] Erlach[51] Nachricht von dem Angriff zu geben, mit dem er abermals bedroht wurde, worauf Erlach mit 700 Mann zu Fuß und 300 Reitern anrückte und sich zuerst bei Laufenburg[52] aufstellte, von wo aus er am 28. September einen Versuch machen wollte, die in Engen[53] liegende 400 Mann starke kaiserliche Besatzung aufzuheben; diese zog sich aber vor seiner Ankunft zurück. Widerhold hatte wahrgenommen, daß die Kaiserlichen gewöhnlich zwischen 2 und 3 Uhr die 150 Mann zu Fuß und 80 Reiter starken Feldwachen bei Hohentwiel ablösten; er verabredete daher mit dem Oberstleutnant von Rosen,[54] welchen General v. Erlach am 7. (nach Andern am 11.) October mit 300 Reitern in die Nähe von Hohentwiel geschickt hatte, einen gemeinschaftlichen Ueberfall der Feldwachen und der Ablösungsmannschaft. In der Nacht zuvor soll Widerhold auf dem Wege, auf welchem die Ablösungsmannschaft gewöhnlich kam, sechs große Granaten,[55] an welchen Gewehrschlösser angebracht waren, so haben eingraben lassen, daß die Schlösser aus einiger Entfernung mit Schnüren losgedrückt werden konnten. Obgleich nun die aufgestellten Leute, als die Ablösung heranrückte, etwas zu früh an den Schnüren zog, so daß das Losgehen der Granaten wirkungslos blieben, entstand doch einige Verwirrung unter der feindlichen Abtheilung, die nun von Widerhold und Obristleutnant Rosen[56] überfallen und zum Rückzuge nach Staufen genöthigt wurde. Der Verlust der Kaiserlichen an Getödteten und Gefangenen belief sich auf 5 Offiziere, 10 Unteroffiziere und 61 Soldaten. Unter den Todten befand sich der Oberstleutnant Graf Albrecht von Fürstenberg,[57] welcher im Katzenthal[58] überrascht, tapfer kämpfend sich schon zweimal durchgeschlagen hatte, als ihm eine Kugel die Brust durchschoß. […] Die Nacht unterbrach das Gefecht. Am andern Morgen aber wurde die bei Staufen aufgestellte feindliche Abtheilung durch Oberstleutnant v. Rosen angegriffen. Zu schwach zum Widerstande zog sie sich in das Schloß zurück; da aber dieses in seinem schadhaften Zustande nicht vertheidigungsfähig war, so wurde es bald durch Rosens Musquetiere[59] und abgesessene Reiter erstürmt, wobei die Kaiserlichen außer mehreren Getödteten, 5 Offiziere, 9 Unteroffiziere und 160 Soldaten an Gefangenen verloren. Hierauf wendete sich Obristleutnant v. Rosen gegen 7 Compagnieen[60] Kaiserliche, welche zur Unterstützung herbeieilten, und trieb sie mit großem Verluste gegen Radolfszell[61] zurück. Im kaiserlichen Lager vor Hohentwiel riß der Mangel an Lebensmitteln so stark ein, daß viele Soldaten zu dem General Erlach übergingen; hierdurch so wie durch die bestandenen Gefechte waren die kaiserlichen Truppen bis auf 700 Mann herabgeschmolzen; sie hoben daher die Einschließung von Hohentwiel auf, beobachteten jedoch fortwährend die Festung von ihren Winterquartieren,[62] namentlich von Constanz[63] und Radolfszell aus“.[64] Der Winzer und Bürgermeister Gallus Zembroth [1589-1662][65] aus Allensbach,[66] das dem Fürstbischof von Konstanz[67] zugehörig war, hält dazu in seiner Chronik fest: „Den 14. Tag Weinmonet [Oktober 1640; BW] sind 3 Regenmenter, so under spanischer Besoldung, zu Bolingen[68] sich haltend und Wiel[69] solen belegern, aldorten von dem Feind überfalen und verdriben worden, sich hieher begeben. Es war ein Graf von Fladeron[70] Obrist, hatte ain Leibcompany[71] zu Pferd und ain Regenment zu Fuoß, und dan ain Obrister, Peter Bernhart Gall,[72] ain Regenment zu Pferd und noch ains, so das Dulionisch[73] genant, auch zu Pferd, diß aber war schwach, jedoch sind aller über 1000 Pferd und nahe bey 3000 Man zu achten geschäz worden. Das Commiß[74] ward inen von Costanz[75] geben. Die sind 8 Wochen lang hie verbliben, haben ser übel gehauset, haben bey 20 Heüser und Torgelheüser[76] nider gerissen, vil zerbrochen, daß nit mer darin zu wonen, den Flecken von dem Thor zu hür[77] uff dem Graben hin und bis über Amans Haus, hinder Bürgermaister Harder säligen und der Friemeß Haus hinab gegen den See verschanzt, ain Brustwer, so zwyfach mit Palesaten versezt, gemacht, die Thor haben sy mit Schranken, Schlagbömen und Gattern versezt, alles Höw, so ein guoter Thail, gefrezt[78] und in der Nehe bis gen Bodman[79] weggenomen, lestens ain groß Lede[80] von Bregenz[81] geschickt, nit dest minder uber die 200 Pferd verrieckt und von Hunger umgefalen. Etlich hundert Mangrab[82] Reben, die Stecken und ale Zün[83] sind verbrant worden. Dails Viehe haben sy gemezget, dails ist anfangs von den Soltaten gelost und weggebracht worden. Es ware ain solche Verderbung, darvon nit genug zu sagen, dan one den Brand nichts mer, der Wein, so eben der Zeit eingethon, bey ainer Maß nit bliben, also kümerlich der zehende Thail, etwas wenigs daruß erlöst, das doch umb Salz, Liechter und andre Sachen, so mit inen uffgangen, gebrucht werden mießen“.[84] Der Salemer[85] Zisterziensermönch Sebastian Bürster [? -1649][86] schreibt dazu in seiner Chronik: „Umb den 24. und 25. Augusti sind allhie fürüber marchiert vil volk, so von allen orten zuesammengezogen uff Stockach und Zell[87] zuo, auß Inßbrugge[88] und Tyrol uff die 14000 mann,[89] Hohentwiel zue stürmen und einzuenahmen; daran sie wohl den kopf werden verstoßen. Uff den 4. September hat man gar starck mit großen stucken gespült und in den October haben sich ain außschuß reuter auß den Waldstätten[90] zuesammen gestoßen ohngefert uff die 80 pferd, si die unsrigen oder Ladronische in Überlinger[91] rued[92] unversehen uberfallen und uff 3 oder 400 gefangen und nidergemacht. Uberige haben sich mit der flucht salviert, an dem Rhein herauf zwischen beeden Seen nacher Staad,[93] Wolmattingen[94] und Alarspach[95] etc. Und den 21. November seyen uff die 40 Hohentwielerische zue Wald inß closter eingefallen und uff 100 stuck roß, vieh und schaf weggetriben, ain oder zwehen pauren nidergeschoßen; darumben auch mier in großen sorgen und täglich und stündlich uberfahlß erwartet. In vigilia St. Andreae[96] seyen seniores et aegroti[97] abermahlen naher Uberlingen gewichen wegen uberfahlß und gefahr der Wieler.
Den 11. und 12. Decembris hat man verblibnen überigen rest der Ladronischen soldaten, ut supra,[98] hieherwertß über den see, damit ihnen nichts bschähe, naher Uldingen[99] uff uff 1400 gefüert, welche gleich alldort ettlich und zwainzig stuck vieh geschlachtet, großen schaden gethon und von dannen ettlich den march uff Pfulendorff[100] und ettlich uff Markdorff[101] genohmen, welche sich ain zeit lang vor Markdorff hinauß und an den see, uff Buochhorn[102] zue, uffgehalten und den 16. Decembris seyen noch andere, Aescherische,[103] uff 2 oder 300, herüber naher Uldingen gefüert, anderen tag aber gleich wider hinüber“.[104] Augenscheinlich wurden die dezimierten Truppen an den Niederrhein abgezogen.
In der Chronik des Adolff Wilhelm Moerbecke zu Stevening [1611-1675] heißt es über die Niederlage der Kaiserlichen unter dem unfähigen Lamboy[105] gegen die Hessen-Kasselischen, Weimarer und Franzosen am 17.1.1642 bei St. Tönies,[106] dass „grave Ladron“ in französische Gefangenschaft geraten sei.[107] Lamboy hatten 8.-9.000 Mann unterstanden, ca. 1.000 (nach anderen Angaben 2.500[108]) wurden getötet, die meisten wurden versprengt[109] oder gefangen genommen (4.000). 146 Fahnen und Standarten, dazu der ganze Tross[110] fielen in die Hände der Sieger. Chaos und Panik hatten so große Verluste verursacht, so dass 29 staatische Reiterkompanien gar nicht mehr zum Einsatz gekommen wären.[111] Gallas[112] informierte Melchior von Hatzfeldt im Februar 1642 aus Trient über die Gefangennahme Lodrons bei Oedt,[113] wohin sich dieser mit dem Rest seiner Truppen geflüchtet hatte. Das „Theatrum Europaeum“[114] hält fest: „der gefangene Käiserliche General Lamboy / ist samt seinen beyden Obristen / dem Comte Latron, und Mercy[115] / in Begleitung 2. Königl. Kriegsschiffen / vnd einem Colonell Lieutenant vom Comte de Guebrian,[116] doch erst im Eingang Julii nach Franckreich gelieffert worden / die man den 24. eiusdem au bois de Vincennes[117] geführet hat“.[118] „Die düstere Festung mit ihren riesenhaften Türmen, die aus dem weiten Rechteck der Mauern und Gräben aufstiegen, galt als ein etwas besserer Aufbewahrungsort als die berüchtigte Bastille. Der runde Donjon diente als sicherstes Staatsgefängnis Frankreichs und Kardinal Richelieu internierte dort die unruhigen Feudalherren, die sich seinem Regime widersetzten. […] Die drei ersten Stockwerke des Turmes beherbergten winklige Zellen mit nackten Mauern. […] Das Staatsgefängnis stand unter strengster Bewachung durch berittene Musketiere des Kardinals und 300 Fußgardisten, während im Zwinger und in den Gräben Löwen, Tiger und Bären gehalten wurden, die jeden Fluchtversuch zum Scheitern verdammten“.[119] Dass Lodron bis Sommer 1643 dort einsaß, mag mit den Verhandlungen um seine Ranzion[120] zusammengehangen haben.
Im September 1642 lag der Schotte Robert von Crichton,[121] Obristleutnant des Regiments Lodron, bereits in Haßfurt[122] und teilte Hatzfeldt mit, dass flüchtige Soldaten Lamboys[123] (nach der Schlacht bei Kempen) in Schwaben und Franken aufgetaucht seien.[124] „[…] anfang November [1642; BW] kam aus Würzburg der Befehl zur Aufnahme des ganzen Latronischen Regimentes (319, 25 und 27). Die Kitzinger[125] wehrten sich so gut es ging gegen diese Einquartierung, doch blieben die Soldaten bis Ende Januar 1643 in der Stadt“.[126]
Aus Schweinfurt[127] wird 1642 berichtet: „Der Lodronische Oberstlieutenant, Robert Grichton, ein Schotte,[128] schickte am 16. Dec. eine Ordre, die er von General Hatzfeld erhalten hatte, an den hiesigen Commandanten, worin stand, daß er sich mit seinem Regimente, welches zu Kitzingen und Haßfurt[129] lag, nach Schweinfurt begeben und da einquartiert werden sollte.
Zugleich ließ er dabey ein Bischöflich-Würzburgisches Schreiben aufweisen, worin ihm angezeigt wurde, daß er mit seinem Regimente in die hiesige Stadt marschiren und die drey Königseckischen[130] Compagnien Reuter[131] auch mit dahin nehmen sollte. Der Commandant ließ sie aber an diesem Tage nicht ein, besonders auch deswegen, weil sie die Anzahl ihrer Mannschaft nicht angeben wollten.
Und doch kamen die Lodronischen am 17. Dec. von Sennfeld[132] herein, welchen bald darauf die zu Haßfurt gelegenen folgten. Die Anzahl der gemeinen Soldaten war zwar gering; aber die der Officiere desto größer. Sie hatten eine große Menge Weiber bey sich und 40 Pferde, auch wurden sie ohne Verpflegung einquartiert.
Kaum waren diese hier angelangt, so kam schon ein Königseckischer Trompeter in die Stadt, zeigt eine Ordre auf, welche der Bischof zu Würzburg seinem Oberstlieutenant, sich in Schweinfurt mit seinen Reutern einquartieren zu lassen, gegeben hatte, diese Soldaten waren bereits zu Gochsheim[133] angekommen. Weil aber der Befehl nur von dem Bischofe[134] und nicht von dem General Hatzfeld war, ließ sie der Commandant nicht herein.
Der Bischof versprach die Lodronischen zu verpflegen. Deßwegen schrieb der Kaiser an den hiesigen Commandanten: Daß
der Bischof von Würzburg nicht nur für Lebensmittel sorgen, und die Völker, welche hereingelegt würden, verpflegen wollte, sondern es sollten auch Würzburgische Räthe (schon war ein Logis für sie bestellt) hieher kommen. Weil nun aber dieses nicht geschahe, wurden Dr. Höfel[135] und Martin Geißler[136] zum Bischofe und Johann Zimmermann[137] zu dem General Hatzfeld geschickt.
Der Obristlieutenant Grichton wollte 2 Quartiere haben, eines als Obristleutnant und das andere als Hauptmann, er spannte auch das Servis[138] sehr hoch, welches man ihm an Geld bezahlen sollte; aber weder das eine, noch das andere wurde ihm bewilliget. Die Königseckische Reuter kamen am 19. d. wieder an das Thor; aber sie wurden von dem Commandanten, der vom General Hatzfeld Ordre hatte, sie nicht eher einzunehmen, bis der Feind bereits vor der Städte wäre, nicht eingelassen.
In der Stadt wurden jezt alle Fremde und Eingeflüchtete[139] mit ihrem Viehe, Getreide etc. etc. aufgeschrieben.
Die Königseckischen Reuter, 159 Pferde stark, kamen doch am 20. Dec. herein. Diesen band ihr Oberstlieutenant Wolbaum[140] auf dem Markte scharf ein, daß sie sich gut und so verhalten und betragen sollten, damit ja keine Klage gegen sie einliefe.
Sie wurden hierauf ohne Verpflegung[141] einquartiert; führten sich aber in ihren Quartieren sehr schlecht auf, schlugen die Leute, preßten ihnen Essen, Trinken und Futter ab, da man ihnen doch nichts zu geben schuldig war.
Dr. Höfel, Martin Geißler und Johann Zimmermann, welcher leztere den General Hatzfeld nicht angetroffen hatte, kamen von Würzburg wieder zurück. Der Bischof bewilligte die Verpflegung der Reuter, auch der Gallasischen und Lodronischen, die auf dem Lande Fourage holen sollten, und sagte dabey: Die Stadt sollte aber auch das Ihrige thun und den Hatzfeldischen den Commiß[142] geben, womit sie sich müßten begnügen laßen. Den andern hier liegenden Soldaten waren gewisse Dörfer im Bisthume angewiesen, woher sie ihre Verpflegung erheben sollten, wenn sie nicht von dem Feinde besezt würden.
In dieser Nacht blieben die meisten Officiere und Soldaten wegen des Feindes in Bereitschaft.
Jeder Hauptmann behielt seine Compagnie bey sich in seinem Quartiere, welches ihnen leicht möglich war, da die meisten Compagnien aus 6, 7, 8, höchstens 12 gemeinen Soldaten[143] bestanden.
Auch wurden die Posten ausgetheilt, den vom Oberthore bis zum Spitalthore erhielt der Oberstlieutenant, und den vom Oberthore biß zum Mühlthore der Oberstwachmeister.[144]
Weil aber der Commandant Weitz[145] und die übrigen Officiere meynten, daß noch zu wenig Volk in der Stadt wäre, um sich mit Vortheil gegen den Feind wehren zu können, wenn er sich der Stadt nähern sollte, so wollten sie sehen, wie stark die Bürgerschaft wäre. Der Rath ließ also die Bürger am 21. Dec. auf dem Rossmarkte unter 2 Fahnen versammeln – bey 400 Mann stark – und vor das Haus des Commandanten führen. Nun trat er mit seinen Officieren und mit etlichen Abgeordneten des Raths hinzu, lobte die Treue und guten Dienste der Bürger und fragte sie: Ob sie mit ihm und seinen Soldaten Leib und Leben, Ehre und Gut daran setzen wollten, wenn der Feind sich der Stadt zu bemächtigen Willens wäre ? Darauf sie alle mit Ja antworteten; aber hinzusezten, wenn die Soldaten die Bürger so hielten, daß sie bleiben könnten. Der Commandant und die Officiere versprachen ihnen gutes Regiment[146] zu halten.
Indessen wurde an den Befestigungswerken mit der größten Thätigkeit gearbeitet, die sich hieher geflüchteten Bauern mußten fronen und Dörner[147] herbey führen, welche man zwischen die Palisaden steckte.
Unsere Reuter brachten am 23. d. zwanzig Fouragirpferde[148] ein, welche sie den Weimarischen zu Waßerlosen[149] abgenommen hatten.
Da nun die Stadt eine sehr große und drückende Last auf dem Halse liegen hatte, so wurden auch die Rathsherren, Pfarrer, Schuldiener und Doctoren, die keine würkliche Einquartierung vorher bekommen hatten, um der Bürgerschaft nur in etwas Erleichterung zu verschaffen, mit Soldaten belegt. Die Pfarrer gaben eine freywillige Beysteuer. So belegte man auch die Dorfschaften, die ihre beßten Sachen hieher geführt hatten, mit einem wöchentlichen Beytrage an Haber, Heu, Korn und Fleisch; weßwegen sich der Bischof zu Würzburg in einem Schreiben an den Rath beschwerte, und dabey drohte, sich zweyfach an der Stadt wieder zu erholen“.[150]
Unter 1643 wird berichtet: „Die Lodronischen begehrten am 2. Jan. die Verpflegung von hiesiger Stadt, welche hernach die Reuter und endlich die Gallasischen auch forderten.
Dreißig Mann von den Lodronischen marschirten am 3. Jan. nach Gerolzhofen;[151] aber die große Menge von Officieren blieb hier, auch durften die Abziehenden ihre Weiber nicht mitnehmen, sondern mußten sie hier zurück lassen.
Der Bischof von Würzburg schrieb am 9. Jan. an den hiesigen Rath: Wenn man die die Gallasischen verpflegen wollte, so wäre er bereit, es dahin zu bringen, daß die Reuter abgeführt würden.
Man hatte aber hier schon Nachricht erhalten, daß die Reuter in kurzen abmarschiren würden, und am 11. d. zogen sie wirklich ab.
Sie nahmen im Amte Trimberg,[152] welches ihnen die Verpflegung[153] geben sollte, 14 Ochsen, 14 Kühe und 1 Pferd mit.
Auch die Hatzfeldischen[154] zogen ab, die Stadt mußte dem Oberstwachmeister Ley[155] 200 Thlr. geben.
Er forderte 1300 fl. Rhn.,[156] welche ihm die Stadt, von seiner erhaltenen Ordre an, da er aus dem Cölnischen aufgebrochen ist, und für die 10 oder 11 Tage, an welchen seine Soldaten keinen Commiß erhalten hatten, da doch jeder Wirth seinen Soldaten zu Essen und zu Trinken geben mußte, schuldig seyn sollte. Endlich kam es doch, wie schon gesagt, auf 200 Thlr.
An dem nämlichen Tage kam ein Fähndrich[157] von Würzburg hieher und brachte im Namen des Bischofs an: Wenn man die Lodronischen verpflegen wollte, sollten die Gallasischen auch abgeführt werden; welche aber schon am 12. abmarschirten.
Der Bischof von Würzburg schrieb an den hiesigen Rath: General Hatzfeld habe Befehl gegeben, daß das Lodronische Regiment in Schweinfurt liegen bleiben und die Stadt dasselbe, gleich dem Hatzfeldischen, verpflegen sollte. Dazu wollte man sich aber nicht verstehen, ob es gleich es der Oberstlieutenant[158] selbst begehrte und seinen Soldaten sagen ließ: Sie sollten sich von ihren Wirten besser, als zuvor, tractiren lassen; auch die Officiere wollten den Bürgern die Verpflegung abnöthigen, sie stachen ihnen die Hühner todt, ließen sie für sich braten, und thaten ihnen mehrere Drangsale mit vielem unnöthigen Holz- und Licht-Verbrennen an“.[159]
„Die Lodronischen wollten immer noch verpflegt sein, obgleich der Oberstlieutenant selbst bekennen mußte, daß es die Stadt nicht schuldig wäre, und zumal es ihr auch zu schwer fiele; aber er wüsste nicht, weil ihm der Bischof nichts mehr geben wollte, wovon er und seine Soldaten leben sollten. Er schickte daher nochmals seinen Regimentsquartiermeister[160] der Verpflegung wegen an den Bischof, auch der Rath schrieb an denselben und erhielt folgende Antwort: Er könne unsere Garnison nicht verpflegen, da sie besonders in einem andern Ort lägen. Würde aber Sr. Kaiserl. Majestät sie austheilen, so wollte seinen Theil daran tragen.
Weil nun der Bischof gar nichts thun wollte, der doch diese Soldaten ins Land gebracht hatte, so ließ der Rath dem Oberstlieutenant sagen: Man wäre nicht mehr gesonnen, ihn und seine Soldaten zu verpflegen, man hätte ihn also, die Speisung der Soldaten bey den Bürgern abzuschaffen. Inzwischen wurde ihm zuweilen etwas an Fleisch, Wein und Haber verehrt.[161]
Der General-Commißariats-Verweser[162] Beierlein[163] schrieb an den hiesigen Commandanten:[164] Der Wille Sr. Kaiserl. Majestät wäre nicht, die Stadt Schweinfurt ruiniren zu lassen, deßwegen sollten die andern Kreisstände[165] sowohl an der Verpflegung der Garnison, als des Lodronischen Regiments, eine Beyhülfe thun.
Der Bischof schrieb wieder, er könne sie nicht verpflegen; doch würde es ihm nicht zuwider seyn, wenn der Rath etliche Abgeordnete zu ihm schickte, mit welchen er eine mündliche Unterhandlung pflegen könne.
Weil nun der Oberstlieutenant wohl einsahe, was Beyerleins Wille sei, schickte er seinen Regimentsquartiermeister wieder nach Würzburg, und der Stadtschreiber wurde von E. Rath an die ausschreibenden Fürsten geschickt.
Der Stadtschreiber kam den 10. Febr. von den ausschreibenden Fürsten wieder hieher mit guter Vertröstung auf den Kreistag,[166] der den 15. März zu Bamberg sollte gehalten werden. Indessen erboten sie sich, weil die Last für die Stadt zu groß wäre, auch der Bischof zu Würzburg die 4 Regimenter zur Vertheidigung seines Landes begehrt hätte, an ihn der Stadt wegen zu schreiben.
Der Regimentsquartiermeister kam den 12. d. von Würzburg, ohne etwas ausgerichtet zu haben, zurück, wo er 4 Tage aufgehalten wurde.
Der Rat ordnete am 12. d. Dr. Hövel[167] und Alexander Pfister[168] nach Würzburg zu dem Bischofe ab, um sich mit demselben der Verpflegung wegen zu unterreden. Ob nun gleich der Bischof ein Bedauern mit der Stadt hatte, oder sich wenigstens so stellte, als ob er es hätte, so wollte er sich doch zu nichts verstehen, und berief sich auf den künftigen Reichstag. Er schrieb indessen an den Oberstlieutenant: Daß er sich, weil es der Stadt zu schwer fiele, und sie es auch nicht schuldig wäre, der Verpflegung wegen an den Kreis halten sollte. Der Oberstlieutenant schrieb auch deßwegen an die ausschreibenden Fürsten.
Der Commandant Wietz[169] schickte am 14. Febr. den Hauptmann Haas[170] zum General-Commißär Beierlein, ohne Zweifel wegen der 90 fl., die ihm die Stadt vorher gutmüthig über die 200 fl. gegeben hatte; ihm aber hernach von Beierlein abgekürzt wurden. Und weil an eben diesem Tage ein Kaiserliches Schreiben an Beierlein der Stadt wegen angekommen war, wurde Joh. Eberhard Heberer[171] noch an diesem Tage, um dem Hauptmann Haas zuvor zukommen, auch dahin, nebst einer Verehrung von 50 Thalern, mit demselben Schreiben vom Rath abgeordnet.
Heberer kam von Speier,[172] wo er Beierlein angetroffen hatte, am 25. Februar wieder hieher und brachte mehrere Schreiben für die Stadt mit an den Kaiser, die kreisausschreibenden Fürsten und an den hiesigen Commandanten – und doch wurde der Stadt in keinem Stücke geholfen.
Weil der Hauptmann Haas den Commißär Beierlein in Heilbronn nicht angetroffen hatte, kam er unverrichteter Sache wieder hieher.
Dem Oberstlieutenant wurde die Verpflegung seiner Soldaten am 15. Februar vom Rath aufgesagt. Er erwiederte hierauf: Er wisse wohl, daß die Verpflegung der Stadt beschwerlich falle, er könne ihr auch dieselbe nicht zumuthen; aber er dürfe doch auch nicht ohne Ordre seines Generals von hier abziehen, er wisse also nicht, wie er die Seinigen erhalten sollte, er hoffe also, die Stadt werde das Ihrige noch ferner thun, er wolle hingegen so gutes Regiment halten, daß man mit ihm zufrieden seyn möchte.
Vier Lodronische Soldaten brachen am 17. Febr Nachts um 9 Uhr in die Mang[173] auf dem Rossmarkte ein und wollten stehlen. Die Leute im Hause wurden es gewahr und gingen auf die Diebe los, diese wehrten sich mit bloßen Degen, dann mit Steinwerfen und rissen aus: Der Oberstlieutenant bestrafte sie am andern Tage so: Er ließ sie etliche Stunden auf dem Esel reiten[174] und dann Doppelhacken[175] tragen. Eine grausame Strafe ![176]
Der Oberstlieutenant Frankenstein[177] kam von Würzburg hieher und stieg bey dem Oberstlieutenant Grichton ab. Während der Mahlzeit mußte der hiesige Kommandant tapfer bey ihnen über die Zunge springen,[178] welches er wieder erfuhr.
Dieser ließ unter allen Thoren befehlen, den Frankenstein nicht hinauszulassen. Indessen kommt ein besoffener Lodronischer Fähntrich vor die Hauptwache, schalt die Bürger Schelme[179] und Rebellen;[180] da es aber der damals commandirende Corporal[181] der Wache widersprach, zog der Fähndrich vom Leder und wollte ihn über den Haufen stoßen; allein die Bürger verstanden dieses unrecht, schlugen ihm die Haut voll und schleppten ihn in Arrest. Am 21. und 22. Febr. blieben die Thore verschlossen, auch ließ der Commandant solchen Schimpf durch 2 Officiere bey dem Obristlieutenant Grichton besprechen: Ob er ihm, als Commandanten, gehorchen wolle oder nicht ? Ob er das schlechte Betragen seines Fähndrichs strafen wolle ? Er versprach Alles zu thun. Hierauf wurden auf dem Rathhause, im Beysein des Regiments-Schultheißen,[182] die Bürger und Soldaten abgehöret und über den arretirten Fähndrich Standrecht gehalten; Frankenstein aber mußte durch 2 Officiere Abbitte thun.
Weil man wegen des Ladronischen Regiments an keinem Orte Hülfe finden konnte, da derselbe der Stadt zur großen Last, und die Ernährung desselben die Bürger viel kostete, so tractirte man den 24. Febr. mit dem Oberstlieutenant und gab ihm und seinen Soldaten alle zehen Tage 106 fl. Th. an Geld, 14 ½ Mltr.[183] Korn, 3 ½ Fuder[184] Wein. Vor diesem Vergleiche kosteten sie die Stadt, billig gerechnet, 2500 fl.
Die ausschreibenden Fürsten berichteten am 27. d. an den Rath: Daß Se. Kaiserl. Majestät von Wien, den 18. Febr. datirt, geschrieben hätten, im Fränkischen Kreise sollten 10 Hatzfeldische Regimenter 5 Monate lang verpflegt werden.
Der Stadtschreiber Heberer begab sich am 5. März nach Bamberg auf den Kreistag und kam den 11. wieder.
Auf diesem Kreistag wurde folgendes verhandelt:
1) Churbaiern[185] verlangte in einem eigenen Schreiben an die Kreisstände zu Bamberg, daß man ihm hinfort zur Erhaltung seiner Völker einen Beytrag, oder Römermonate,[186] liefern möchte. Sollte aber in Verweigerung dieses etwas Widerwärtiges vorgehen, wolle der Churfürst entschuldigt seyn. Man schlug es aber Churbaiern ab, obgleich einige Stände, besonders Würzburg, sich dazu bequemen wollten.
2) Wegen der Einquartierung der 10 Hatzfeldischen Regimenter wurde von dem Kreise an den Kaiser den 7. März geschrieben: Ob es nicht auf die Hälfte, nämlich auf 5 Regimenter, könnte gebracht werden ? Der Kaiser aber behauptete in dem Antwortschreiben, daß die 10 Regimenter unterhalten werden müßten.
3) Kamen die Beschwerden der Stadt Schweinfurt, besonders wegen des Lodronischen Regiments, vor.[187] Obercommißär Beiuerlein hatte dem Lodronischen Oberstlieutenant geschrieben, er sollte sich zu Bamberg auf dem Kreistage anmelden.
Hierauf schrieb er an die Kreisstände: Er hätte gerne selbst nach Bamberg gewollt; aber wehen der herumschweifenden Hessischen[188] Soldaten wäre ihm das unmöglich gewesen. Er verlange die Verpflegung für sich und seine Soldaten von dem Bischofe zu Würzburg, wenn er noch etwas an seinem Contingente schuldig wäre. Die Schweinfurter würden auch viel Wesens machen, was sie für das Regiment aufgewendet hätten; es sey aber doch ein schlechtes gewesen.
Darauf verantwortete sich die Stadt bey dem Kreise, und legte die Unwahrheiten des Oberstlieutenants klar am Tage, welches ihr auch der Commandant bezeugte.
Der Oberstlieutenant bekam von dem Kreise deßwegen einen derben Verweis. Mit dem Vermelden, die Stadt wäre ihm nichts schuldig, sie könnte daher zu seiner Verpflegung nicht gezwungen werden.
Auf diesem Kreistag wurde vom Kaiser Ferdinand Dietrich, Graf von Löwenstein-Wertheim[189] und Moses, des Erzherzogs Secretär, geschickt, um zu vernehmen, was daselbst vorginge, besonders wegen des Baierischen Begehrens.
Dem Lodronischen Oberstlieutenant ließ E. E. Rath ansagen: Man wolle ihn und seine Soldaten noch 5 Tage verpflegen, hernach gäbe ihm die Stadt nichts mehr. Darauf fertigte er noch diesen Tag den Hauptmann Rauhgrafen[190] nach Wien an den Grafen Schlick[191] ab, und hoffte es dahin zu bringen, daß er hier bleiben würde, weil die Stadt für seine Recruten ein sehr bequemer Platze wäre.
Dr. Höfel wurde mit einem Schreiben der Kreisstände an den Bischof nach Würzburg geschickt, er richtete aber nichts aus; denn der Bischof wollte sich zu gar nichts verstehen.
Endlich schrieb der hiesige Commandant an den Bischof zu Würzburg also: Weil er wegen der Verpflegung an ihn, den Bischof, gewiesen wäre; er aber gar nichts dabey thun wollte, so habe ihm der Obercommißär Beierlein befohlen, von dem Bischöflichen, in hiesiger Stadt befindlichen, Getreide die Lodronischen zu verpflegen, ehe er es aber thäte, wolle er ihm hiermit Nachricht geben.
Hierauf fing der Commandant am 27. März an, den Lodronischen Brod und Wein, aber kein Fleischgeld, zu geben, womit sie zufrieden seyn mußten, da sie doch vorher von der Stadt Alles mehr haben wollten und auch bekamen. Dem Oberstlieutenant wurde noch zuweilen etwas an Fleisch, Wein und Haber, auf sein Begehren, verehrt.
Der Bischof schrieb hierauf an den Commandanten und beschwerte sich sehr, daß er die Lodronischen von seinem hier liegen habenden Weine und Getreide verpflege, und drohte dabey in seinem Schreiben: So bald er einen Schweinfurter bekommen würde, wolle er sich an ihm erholen; auch hätte ihm, als Reichsfürsten, der Commißär nichts befehlen.
Drey Hatzfeldische Quartiermeister kamen am 29. März hieher, mit welchen der Lodronische am folgenden Tage nach Bamberg abging.
D. Höfel und Joh. Erhard Heberer[192] begaben sich am 4. April auch dahin. Daselbst meldeten sich die Hatzfeldischen Quartiermeister um Einquartierung der 10 Regimenter an. Die Kreisstände schickten aber den Hatzfeldischen General-Quartiermeister, der damals auch zu Bamberg war, nach Wien, mit dem Vermelden, daß man sich zu keiner Austheilung verstehen könne, bis die Baierischen und Lothringischen[193] Völker aus dem Fränkischen Kreise abgeführt seyn würden, besonders auch deßwegen, weil die bewilligte 60 monatliche Contribution[194] kaum halb entrichtet wäre, und es sehr schwer damit herhinge. Der Kreis erbiete sich aber, 5 Regimenter auf 2 ½ Monat zu verpflegen, und die noch rückständige monatliche Contribution dazu zu verwenden.
Der Kaiser erklärte hierauf: Er wolle einen Bevollmächtigten an den Kreis schicken.
Der Amtsschreiber zu Werneck,[195] Albert Göbel, brachte am 6. April ein Schreiben vom Bischofe zu Würzburg an den hiesigen Rath, worin er drohte, daß er sich so lange an den Schweinfurtern, ihren Gütern, Schulden u. s. w. halten wolle, bis ihm das wieder bezahlt würde, was ihm von dem Commandanten (wozu ihm der Rath die Anleitung gegeben hätte) zur Unterhaltung der Lodronischen genommen worden wäre.
Dieses Schreiben wurde bey den Ständen vorgebracht, worauf diese den Bescheid gaben: Die Stadt sollte den Commandanten machen laßen, was er wollte, sie würden es nicht zu entgelten haben, sie wollten deßwegen an den Bischof schreiben, welches auch am 17. April geschahe. […]
Die vom Fränkischen Kreise auf den Collegial-Tag[196] zu Frankfurt Abgeordneten, D. Mertlach,[197] Kanzler zu Bamberg, und Johann Müller, Cammermeister[198] zu Culmbach, kamen kamen am 7. April hier durch, um dahin zu reisen. Sie wurden vom Rathe zehrfrey gehalten und am folgenden Tage mit den hiesigen Bauamts-Pferden nach Würzburg geführt, wo sie den Herren von Stauffenberg, als das Haupt der Gesandschaft, mitnahmen.
Von dem Obercommißär Beierlein kam am 8. d. ein Schreiben an den hiesigen Commandanten, daß er sich, weil der Bischof sich gar zu sehr beschwere, mit dem Verfahren, die Ladronischen von dem Getreide des Bischofs zu verpflegen, enthalten sollte; da ihm doch Beierlein solches vorher geheißen hatte.
An die Stadt schrieb Beierlein: Sie sollte den Ladronischen die Verpflegung nur noch auf kurze Zeit geben, er wolle ihr in einem andern Stücke wieder zu Gute kommen lassen, wie er denn deßwegen an den Kaiser geschrieben hätte.
Hierauf wurde den Bürgern auf Befehl des Commandanten angesagt: Jeder Bürger sollte seinem Soldaten täglich 1 Maaß Wein, oder 2 Maaß Bier, geben, der Commandant wollte ihnen Brod reichen laßen“.[199]
„Unser Commandant, der Oberste Wietz,[200] war aus Feindschaft, die der Bischof zu Würzburg, der General Hatzfeld, die Lodronischen und andere gegen ihn hatten zu Wien angeklagt worden, als wenn er nicht sowohl auf kaiserlicher, als vielmehr auf Schweinfurter Seite wäre, und es mit der Stadt hielte. Er bekam deßwegen einen derben Verweis vom Kaiser, worauf er den 5. Mai den Hauptmann Haas nach Wien schickte, sich sowohl schriftlich als mündlich zu entschuldigen und zu vertheidigen.
Es kam aber am 9. d. ein Kaiserl. Schreiben von Wien aus, den 25. April datirt, darin dem Obersten Wietz das Commando genommen und dem Oberstlieutenannt Grichton, im Namen des Franz Paradeisers,[201] Erbjägermeisters in Kärnthen, übergeben wurde, dem die Stadt monatlich für Alles 200 fl. Rhn. bis auf die Ankunft des gedachten Paradeisers geben sollte. Worauf am 10 Mai der Lodronische Oberstlieutenant Grichten als Commandant auftrat, und die Besoldung des Obersten Wietz aufhörte. Dieser forderte nun ernstlich den Rückstand der ihm monatlich über die 200 fl. vom Rathe versprochenen 90 fl., welcher sich auf oder über 1000 fl. beliefe. Aber der Rath ließ ihm andeuten, daß man ihm keinen Heller geben könne, weil es in der Rechnung von Beierlein gestrichen würde.
Er reiste mit dem größten Unwillen den 26. Mai ab und ging in Baierische Dienste“.[202]
„Des neuen Commandanten[203] Hofmeister[204] kam am 17. Mai mit einen Pferde, sein Narr (Possenreißer)[205] mit einem Esel und den 23. August sein Koch hier an. Der Vicecommandant Oberstlieutenant Grichton fing die Auflagen, zu merklicher Sperrung des Handels, auf hiesige Stadt auch an. Seine und anderer Officiere Pferde fütterten die Wiesen ab, die gemeinen Soldaten gingen auf die Dörfer, nahmen zur Nachtzeit den Bauern die Kühe aus den Ställen und plünderten die aus der Stadt reisenden Schiebkärner[206] und andere Wandersleute aus“.[207]
„Des hier liegenden Lodronischen Regiments wollte sich fast Niemand annehmen, nur General Hatzfeld erbot sich freywillig der Stadt hierin zu helfen.
Der Vicecommandant und Lodronische Oberstlieutenant Grichton, der auch wegen der Verpflegung seines Regiments nach Würzburg gereiset war, kam am 3. Jul. frühe wieder, weil sein Regiment gar nicht in Anschlag gebracht wurde. Er bat daher E. E. Rath, noch etwas an Brod und Wein herzugeben, die Vertheilung würde in zwey Tagen gemacht werden.
Weil nun solches nicht geschahe, mußte die Stadt wieder Wein hergeben. Am 10. Jul. fing Chrichton aber an und ließ durch den Proviantmeister[208] und 2 Musketirer[209] von dem Getreide der hieher geflüchteten Würzburgischen Unterthanen nehmen. So hielte er auch eine große Menge Flöße an, und wollte sie nicht fortlassen; auch drohte er den Würzburgischen Unterthanen: Er wolle mit seinen Leuten in ihre Dörfer fallen und allerhand in die Stadt schaffen, damit er mit seinen Soldaten zu leben hätte, wobei er zugleich sagte: Das Alles habe ihm General Hatzfeld befohlen“.[210]
„Der Bischof von Bamberg schickte den 11. d. [7.1643; BW] seinen Sekretär Fleischmann mit einem Beglaubigungsschreiben an E. E. Rath, dieser brachte vor: Sein Herr wisse, was für eine schwere Last die Stadt Schweinfurt drücke, man habe auch deßwegen schon etliche Kreisconvente[211] angestellt, wobei sein Herr gewiß das Seinige redlich gethan; daß man aber der Stadt die schwere Last nicht abgenommen habe, sey nicht seine Schuld. Hierauf beschwerte er sich über die Stadt, daß sie dem Oberstlieutenant Anlaß gegeben hätten, ein widerrechtliches Verfahren gegen seine Unterthanen, besonders die Flößer, vorzunehmen.
Der Rath habe sich zwar deßwegen entschuldigt; aber in dem Briefe an den General Hatzfeld ganz anders geschrieben. Und weil die Stadt ohnedieß 10 Römermonate erlegen müße, solle der Rath dem Lodronischen Regimente einstweilen etwas auf Abschlag derselben geben. Er, der Secretär begebe sich jetzt nach Culmbach, wo die Eintheilung auf das Regiment werde gemacht werden, und zwar innerhalb sechs Tage.
Diesem Secretär Fleischmann wurde nun folgendes geantwortet: E. E. Rath verwundere sich außerordentlich, daß er, da doch Ihre Fürstliche Gnaden der Stadt sonst so günstig gewesen wären, jetzt ein anderes erfahren müße, er hielte aber dafür, der Bischof habe sich von andern verhetzen laßen.
Der Stadt geschehe dadurch das größte Unrecht, daß man ihr aufbürden wolle, sie habe zu dem Verfahren des Oberstlieutenants Anlaß gegeben. Der Rath könne und wolle es beweisen, daß er den Oberstlieutenant etliche Mahle um Entlassung der Flößer gebeten habe. Dem Secretär wurde auch das Concept von dem an Hatzfeld geschickte Briefe vorgelegt, und weil es mit dem an den Bischof gerichteten Schreiben gleichen Inhalt hatte, wußte er nichts darauf zu antworten. Wegen der 10 Monate Römerzug[212] wüßten Ihre Fürstliche Gnaden schon vorher, daß die Stadt schon längstens eine große Summe vorausbezahlt hätte, und es wäre ungerecht gehandelt, wenn man ihr noch ferner die Last der Verpflegung des Lodronischen Regiments auflegen wollte. Der Rath und die Bürger sähen es immer mehr ein, daß alle Hülfe bey den Menschen für sie verschwunden wäre, sie wollten sich also bloß auf den Beystand des allmächtigen Gottes stützen, der würde es doch zulezt wohl mit ihnen machen. Der Obristlieutenant selbst erbot sich, der Stadt das Zeugniß zu geben, daß sie hierin ganz unschuldig wäre: Denn was er thue, thue er Alles auf Befehl des Generals Hatzfeld“.[213]
„Marggraf Christian zu Culmbach,[214] (dem der Oberstlieutenant geschrieben und mit militärischer Execution[215] gedrohet hatte, wenn er ihm keine Verpflegung verschaffen würde,) schrieb an die Stadt und warf derselben vor, daß sie Ursache an dem unbefugten Anmaßungen des Oberstlieutenants wäre, über welchen er sich höchlich beschwerte.
Auch der Bischof zu Würzburg gab der Stadt allein Schuld, gab der Stadt allein Schuld, daß der Oberstlieutenant von seinem hier liegenden Getreide zur Verpflegung seiner Soldaten genommen hätte, und drohte dabey, wenn ihm sein Getreide nicht wieder ersezt würde, wolle er sich an den Schweinfurtern mit Arrest, rechtlicher Gegengewalt,[216] Steckbriefen[217] und andern Mitteln erholen. Der Vogt zu Mainberg[218] ließ wirklich schon einen solchen Brief sehen, in welchem ihm befohlen war: Wenn er einen Schweinfurter, besonders aber einen Rathsherrn, ertappte, sollte er ihn in Verhaft nehmen.
Alles Schreibens ungeachtet verpflegte der Oberstlieutenant seine Soldaten mit dem Getreide des Bischofs, den Rath sprach er wieder um Wein an, welchen ihm auch derselbe bis zum 5. August zu geben versprochen hatte.
Zu Ende des Monates Juli ließ der Oberstlieutenant Wein, der zu Schiffe ankam und dem Marggrafen zu Culmbach gehörte, arretiren. Er drohte auch mit der Execution gegen Brandenburg, Bamberg und Würzburg, wenn sie ihm und seinen Leuten keine Verpflegung geben würden“.[219]
„Ein Kreistag wurde am 25. Jul. zu Nürnberg gehalten, wohin die Stadt den Stadtschreiber und der Oberstlieutenant den Regimentsquartiermeister schickte. Diese kamen am 5. August wieder zurück, und der Regimentsquartiermeister brachte 1480 fl. mit, welche ihm die Stadt Nürnberg für die Verpflegung des Lodronischen Regiments gegeben hatte. Auch Rothenburg und Windsheim gaben ihren Antheil. Zugleich wurde das besagte Regiment wegen seiner Verpflegung an etliche Stände gewiesen.
Der Lodronische Hauptmann Raugraf duellirte[220] sich den 21. Jul. mit einem Hasischen[221] Lieutenant. Dieser erhielt zwey Stiche; Raugraf aber einen Stich unter der rechten Achsel hinein, durch die Lungen in das Rückgrad, woran er den 28. d. starb. Der Lieutenant wurde mit Musketieren bewacht, und der Lodronische Wachtmeisterlieutenant,[222] der des Hauptmanns Beystand war, in das Gefängnis gelegt; sie kamen aber beyde den 22. Aug. wieder los, doch musste der Lieutenant die Aerzte, den Barbier,[223] die Apotheke[224] und die Leichenkosten bezahlen.
Dieser ganze Streit traf 12 Thlr. an, welche sie einem armen Meininger[225] Bürger, weil er von Feindes Land herkame, abgepreßt hatten; der aber bloß seinen Sohn, welcher hier in die Schule ging, besuchen wollte. Der Hauptmann hatte sich geweigert, dem Lieutenant etwas davon zu geben“.[226]
Am 13.8.1643 war der aus der Gefangenschaft entlassene Lodron in Schweinfurt[227] angekommen, um bereits am 16.8. nach Wien weiter zu reisen. Lodron hatte Melchior von Hatzfeldt über seine Entlassung informiert.[228] Unter dem 7.9. kündigte er der Reichsstadt seine Rückkehr an.[229] Am 14.10. erschien er wieder in Schweinfurt, der Chronist schreibt: „ein junger Herr, sehr veränderlich und ein Langschläfer, den die alten Officiere wenig respectirten“.[230] Lodron war nach seiner Entlassung offiziell im Oktober 1643 als Kommandant der Reichsstadt Schweinfurt eingesetzt.
„Der Hauptmann Haas kam am 2. August von Wien wieder hieher und begehrte für den gewesenen Commandanten Wietz und für sich die Fourage-Gelder. Weil aber dieselben in der Abrechnung gestrichen wurden, schluge man sie ihm rund ab. Er beklagte sich daher bey dem Commißär Beierlein, indem er vorgab, die Stadt könne sie ihm wohl geben, weil sie die Lodronischen nicht mehr verpflege. Beierlein schrieb daher an den Rath: Man sollte den Hauptmann Haas bezahlen, oder er würde exequiren.[231]
Dem Commißär Beierlein wurde nun von E. Rath geantwortet: Er wundere sich sehr, daß er der Stadt dieses zumuthen möge, da ihm doch wohl bekannt sey, daß dergleichen Gelder in Rechnungen nicht gebilligt sondern gestrichen würden. Die Stadt müße auch den Lodronischen das Servis[232] geben, welches sich noch auf ein Ziemliches belaufe.
Man vergliche sich am 26. d. mit dem Hauptmanne, daß man ihm für Fourage-Geld monatlich 12 Thlr. geben wolle. Man hatte ihm vorher alle Monate auf 6 Pferde 32 fl. Rhn. gegeben; aber schon im Monate Mai angefangen, ihm weniger zu bezahlen. Nachher wollte er aber den Accord[233] nicht halten und nahm 5 Bauamts-Pferde weg; gab sie aber am folgenden Tage, auf Zureden des Obristlieutenants, wieder her.
D. Höfel und Martin Geißler begaben sich am 9. August wieder nach Würzburg zu den Johannitern.[234] Diese wollten sich gerne vergleichen und verlangten zu wissen, was die Stadt geben wolle, wenn sie alle die verfallenen Zinsen nachließen. Gedachte Abgeordnete der Stadt hatten auch bey dem Bischofe Audienz. Er entschuldigte sich sehr wegen des Briefes, den er im Jul. an den Rath geschrieben hatte. Er habe, sagte er, es nicht so böse gemeint, sondern es der Stadt Beßtenswegen gethan, damit sie Ursache zu klagen habe, und ihr also desto eher möchte geholfen werden. Als aber wenige Tage nachher D. Höfel wegen einiger Adeligen bey dem Bischofe vorgelaßen wurde, sagte er unter andern zum D. Höfel: Die Stadt Schweinfurt sollte darauf Bedacht nehmen, daß die Lodronischen ihre Verpflegung bekämen; denn wenn ihm von denselben ausser- oder innerhalb der Stadt Schaden zugefügt würde, müßten es die Schweinfurter Alles wieder gut machen.
Der Oberste, Hieronymus Graf von Lodron, der seit dem Januar 1642 in Frankreich gefangen lag, wurde frey, und kam den 13. August hier an. Die Stadt verehrte ihm 1 Eymer[235] Wein und 1 Mltr.[236] Haber. Schon am 16. d. begab er sich von hier weg nach Wien; schrieb aber bald darauf am 7. September zurück: Man sollte für ihn das Quartier, welches der vorige Commandant Wietz bewohnt hätte, zurecht machen und aufheben“.[237]
„Der Stadtschreiber wurde am 4. Sept. von E. E. Rathe nach Nürnberg geschickt, wo ein Kreistag gehalten wurde. Der Hauptmann Bartholomi Gelmoni und der Regiments-Schultheiß gingen des Lodronischen Regimentswegen auch dahin.
Auch erschien der Kaiserl. Abgeordnete, Reichshofrath, Graf Johann Heinrich Nothaft[238] daselbst.
Auf diesem Kreistage wurden mehrere Sachen vorgebracht und verhandelt:
1) Die Verpflegung der 10 Hatzfeldischen Regimenter, ferner des Lodronischen Regiments und der 2 Königseckischen Compagnien. Ob nun gleich der Kaiserl. Gesandte dabey äußerte, wenn der Kreis dieses nicht eingehen wollte, so würde man die Baierischen verpflegen müßen; und doch haben die Stände sich nicht dazu verstanden, sondern sie versprachen 20 Monate Römerzug auf 3 Terminen zu bezahlen.
2) Jeder Stand soll dem Lodronischen Regimente einen halben Monat geben, wogegen besonders die Nürnberger waren. Die Stände trugen auch die zu große Last der Stadt Schweinfurt dem Kaiser in einem Schreiben vor, welches auch Beierlein that“.[239]
„Der Oberste Graf Lodron kam den 14. October von Wien wieder hier an. Bey seiner Ankunft wurden etliche Kanonen gelöset. Der brachte den Oberstwachtmeister vom Regimente la Grange[240] und einen jungen Grafen Collalto[241] mit, und gab sich für den Commandanten der Stadt aus, wozu ihn sein Schwager, General Gallas,[242] gemacht hätte. Er war noch ein junger Herr, sehr veränderlich und ein Langschläfer, den die alten Officiere wenig respectirten. Der Rat verehrte ihm am 27. October 4 Eymer Wein“.[243]
Tatsächlich hatte ihn Gallas in diesem Monat als Kommandanten von Schweinfurt eingesetzt, wie er Hatzfeldt unter Überlassung einer Kopie der Ernennung mitteilte.[244]
„Graf Lodron begehrte am 13. Nov. für seine Soldaten auf 5 Tage Brod und Wein, es wurde ihm etwas bewilliget; aber das Geben dauerte länger als 5 Tage. So mussten auch täglich 15 Bürger mehr auf die Wache ziehen, damit die Soldaten nicht erfrören.
Die Franzosen wurden am 14. Nov. bey Duttlingen[245] von dem General Hatzfeld und dem Baierischen General Mercy[246] überfallen und gänzlich geschlagen. Als man die Nachricht dieses Sieges hier erfuhr, ließ der Commandant am 23. d. alle Kanonen um die Stadt 3mal abfeuern und die Musketirer mussten 2mal Salve geben.
Bey der Austheilung der Hatzfeldischen Regimenter, die am 5. Dec. zu Bamberg gemacht wurde, theilte man hiesiger Stadt 1 Obersten-Stab und eine Compagnie zu, deren Verpflegung am 1. Dec. angehen sollte. Da aber die Austheilung nicht nach dem Willen des Generalquartiermeisters Bauer[247] gemacht war, ging er im Zorne von Bamberg weg, und sollte die Austheilung zu Würzburg, wo General Hatzfeld sich befand, ganz anders gemacht werden. Der Rath schickte also Dr. Höfel und Johann Zimmermann dahin, sie waren aber nirgends angenehm. Sie konnten weder beym Generalquartiermeister Bauer, der einen Haß gegen die Stadt hatte, noch bey dem General Hatzfeld einen Zutritt haben.
Zu der obigen, der Stadt in Bamberg zugetheilten Einquartierung sollten noch hereingelegt werden: Generalfeldzeugmeister Saradetzky[248] mit der Artillerie und ein Commißär, welchen man aber nichts, als das Servis, geben sollte.
Der Graf Lodron war sehr dawider, nicht zum Wohle der Stadt, sondern seinetwegen; denn er wähnte, das gereiche ihm zur Verachtung.
Der Graf Lodron hatte E. E. Rath ansprechen lassen, ihn ein silbernes vergoldetes Handbecken und eine Gießkanne zu verehren, welches ihm auch der Rath nicht abschlug, sondern ihm eines von 109 Thlrn. an Werth zuschickte.[249]
Jetzt versprach er, die Gil de Hasischen aus der Stadt zu bringen. Sie hatten zwar Ordre aufzubrechen; allein für die Stadt würde das kein Nutzen, sondern vielmehr ein Schaden gewesen seyn; denn das nämliche Geld, welches die Stadt für sie aufwenden mußte, sollten dann die Lodronischen erhalten, und die Bürger hätten viel stärker auf die Wache ziehen müssen. Die Gil de Hasischen erhielten keinen neuen Befehl abzuziehen und blieben auch gerne hier“.[250]
„Graf Lodron, der sich nach Würzburg begeben hatte, kam am 18. d. zurück und brachte den französischen Generalfeldmarschalllieutenant,[251] Marquis Montesier,[252] der bey Duttlingen[253] gefangen worden war, mit. Er wurde zuerst mit seinen 4 Bedienten in das Wirthshaus zum schwarzen Bären gelegt, nachher am 30 d. ließ ihn der Commandant neben seiner Wohnung in das Haus des Balthasar Miltenbergers in Verwahrung bringen, wo er streng bewacht wurde und die Fenster seines Zimmers mit eisernen Stangen verwahrt waren.
Dr. Höfel und Johann Zimmermann kamen am 19. Decemb. von Würzburg zurück und hatten gar nichts ausrichten können; denn ob sie gleich dem Secretär des Generals Hatzfeld 12 Ducaten[254] spendirt hatten, konnten sie doch nicht vor Hatzfeld kommen, als nur einmal, da in die Kirche gehen wollte, wo er sie hart anfuhr.
Der Hauptmann Haas hatte es bey dem General Hatzfeld dahin gebracht, daß dieser ein scharfes Schreiben an den Rath ergehen ließ und dem Hauptmanne alle seine Forderungen zugesprochen hatte, wobey er zugleich mit einfließen ließ: Man habe der Stadt deßwegen so wenige Soldaten gegeben, weil sie die Hasischen auch zu verpflegen hätte. Der Rat vergliche sich nun mit dem Hauptmann Haasen, und er war sehr zufrieden, daß er für alle seine Forderungen 44 Thlr. erhielt“.[255]
„Von E. Rathe wurden [Neujahr 1644; BW] dem Grafen Lodron 2 Eymer 37er, dem Oberstlieutenant 2 Eymer von weniger Güte und dem Hauptmanne Haas 1 Eymer Wein zum neuen Jahre verehrt.
General Saradetzky kam am 6. Jan. hier an, der Rath beschenkte ihn mit Weine. Er muthete der Stadt zu, noch 400 Mann einzunehmen, welchen man nichts als Obdach geben sollte. Am 7. d. reiste er schon wieder ab; ließ aber 14 Personen mit 18 Pferden hier, welche in die Wirthshäuser vertheilt und von der Stadt ausgelöst wurden. Saradetzky langte am 12. d. wieder hier ab, und verlangte 16 Pferde von der Stadt, welche 2 Kanonen, Pulver und Kugeln nach Meiningen[256] führen müssten, weil man diese Stadt belagern wollte. Am 13. d. ging Saradetzky mit allen seinen Leuten ab.
Von den hier liegenden Soldaten brachen am 17. d. 100 Mann auf, vereinigten sich mit Würzburgern, nahmen nebst den vorigen Stücken (darunter ein Zwölfpfünder war[257] und der Stadt Schweinfurt gehörte) noch zwey Regiments-Stücklein[258] mit und marschirten auf Meiningen zu, welche Stadt sie auch am 22. d. einnahmen.
Unsere Vorspannpferde, so wie die von hier ausmarschirten Soldaten, kamen am 24. d. wieder zurück, brachten einen todten Gil de Hasischen Lieutenant mit, der am 26. d. in Rheinfeld[259] begraben wurde; aber unsere mitgenommene Kanone wurde nach Königshofen geführt, wo sie auch stehen bliebe. Die ausschreibenden Fürsten machten E. E. Rath bekannt, daß die Stadt dem General Hatzfeld monatlich zum General-Stabe 76 2/3 Thlr. geben sollte.
Sechzig Mann nebst dem Hauptmanne Grafen Döring[260] und dem Lieutenant Karl von Bottelsberg[261] zogen am 31. d. von hier nach Hammelburg.[262] Nun mußte jeder Bürger mit großer Beschwerniß wöchentlich zweymal Wache thun. Denn täglich zogen 60 Bürger und 40 Soldaten auf die Wache“.[263]
„Von Kaiserl. Majestät kam ein Schreiben d. d. Wien am 20. Jan: daß Paradeiser seiner Commandanten-Stelle allhier gnädigst entlassen sey, der Oberstlieutenant Grichton die für den Paradeiser empfangene Commandanten-Gelder wieder herausgeben, oder die Stadt den Lodronischen so viel an ihrer Contribution innen behalten sollte. Bald darauf schrieb Paradeiser selbst an Grichton und begehrte für Alles 600 fl.
General Saradetzky verlangte am 4ten Febr. von E. Rath auf vier Tage Quartier, aber man schlug ihm seine Bitte ab. Vorher hatte er sich auch ein Fuder guten alten Wein ausgebethen, und er erhielt nur 4 Eymer.
Graf Lodron kam am 5. Febr. hieher und brachte seine Braut,[264] die Tochter des Generalwachmeisters, Georg Adam Freiherrn von Trauditsch,[265] von Würzburg nebst ihrer ganzen Bedienung mit. Zuvor erhielt der Graf von der Stadt wöchentlich 14 Pf. Lichter, jetzt mußte man ihm 21 Pf. geben.
Weil die Stadt Schweinfurt nicht allein von ihren Gläubigern hart angefochten, sondern auch mit Repressalien stark beschwert wurde, so nahm sie ihre Zuflucht zu dem Kaiser und ließ am 29. Febr.. ein Schreiben an Denselben abgehen, worin sie Se. Kaiserl. Majestät um Schutz bath und in dem Schreiben zugleich vorbrachte: Daß sie seit dem getroffenen Prager-Friedenschluße[266] 1635 für Kriegs-Contribution und Unkosten mehr als 500,000 fl. aufgewendet, mit zwanzigjähriger Garnison, auch viele Jahre her mit Verpflegung eines besondern Commandanten über Vermögen und Verhältniß beladen gewesen sey u. s. w.
Die zu Heilbronn gelegenen Gil de Hasischen Völker kamen am 9. März hieher, mit welchen die hier gelegenen Hasischen auch aufbrechen mussten. Sie hatten die Stadt, während ihrer Einquartierung dahier, ohne das Servis,[267] die Fourage[268] und Verehrung[269] zu rechnen, 20,000 fl. Rhn. weniger 11 fl. gekostet.
Weil der Graf Lodron nebst dem Servis eines Obersten, auch das Servis eines Commandanten mit Gewalt verlangte, schickte der Rath D. Heuber und Georg Ludwig Segnitz[270] zum General Hatzfeld nach Würzburg, wo sich auch Beierlein befande. Dem Grafen Lodron wurde in einem Schreiben das Servis eines Commandanten abgesprochen und ihm dabey angedeutet, gutes Regiment in der Stadt zu halten und zum Abmarsche bereit zu seyn.
Mit oben gedachten Abgeordneten kam auch, vom General Hatzfeld hieher angewiesen, Joh. Conrad Daler, Proviantcommißär,[271] den die Stadt 5 Monate lang, täglich mit 4 Portionen, verpflegen sollte.
Als Lodron das Schreiben von Hatzfeld erhalten hatte, schickte er sogleich Grichton nach Würzburg, der am 13. Nachts schon wieder kam, ohne etwas ausgerichtet zu haben. Beierlein schrieb an Daler: Der Obristlieutenant Grichton habe viel Böses gegen den Stadt ausgesprengt, auch wäre Saradetzky nicht ihr guter Freund.
Da nun Graf Lodron, doppeltes Servis zu erhalten, nichts ausrichten konnte, griff er es auf eine andere Art an. Er gab nämlich vor: Man habe ihm bisher Commandanten Servis gegeben, man wäre ihm daher das Servis eines Obristen noch schuldig; welches aber ganz falsch war. Deßwegen wurden D. Heuler und Martin Geißler abermals nach Würzburg zum Hatzfeld geschickt.
Der Graf reiste am 18. d. auch dahin. Beyde kamen am 19. wieder, und dem Grafen wurde das Servis nochmals abgesprochen.
Graf Lodron verlangte von der Stadt 16 Pferde. Ehe man sie aber stellte, wurde bey Hatzfeld angefragt, ob es nöthig sei, daß man sie hergebe ? Hatzfeld schrieb an den Rath: Die Stadt solle sie hergeben; denn am 24. d. müssten 2 Kanonen und ein Wagen von derselben wohin geführt werden. Die Stadt gab sie jetzt her, und schon am 30. d. kam die Escorte nebst den Pferden wieder zurück.
Lodron bekam am nämlichen Tage folgenden Befehl von Hatzfeld: Weil mehrere Kaiserliche Völker nächstens um Schweinfurt ein Lager beziehen würden, sollte er ihnen Proviant verschaffen. Was die Stadt Schweinfurt hergeben würde, sollte an ihrem Contingente abgezogen werden. Graf Lodron begehrte von der Stadt 200 Mltr. Haber und 18,000 Pf. Brod.
Der Rath wendete sich an Hatzfeld und erbot sich zu 40 Mltr. Haber und 5000 Pf. Brod; woran am 31. März 25 Mltr. Haber und den 1. April 4000 Pf. Brod geliefert wurden“.[272]
Im April 1644 informierte Traudisch Hatzfeldt von der Hochzeit einer seiner Töchter mit Lodron.[273]
„Die um die Stadt gelegenen Völker brachen am 5. und 6. April auf, mit welchen auch 50 Lodronische marschiren mußten. Indessen wurden die Bürger mit Wachen sehr beschwert; da sie sogar vor den Quartieren der Officiere Wache stehen mußten.
Der Stadtschreiber wurde vom E. Rathe am 8. April nach Bamberg auf den Kreistag geschickt; der aber am 18. d. schon wieder zurück kam.
Beierlein verlangte: 1) Ein Defensionswerk im Fränkischen Kreise aufzurichten, und deßwegen 9 Compagnien zu Fuße, auf 1800 Mann; 3 Compagnien Reuter, 300 Mann stark und 1 Compagnie Dragoner, 100 Mann stark, zu unterhalten. 2) Ein Magazin in Schweinfurt anzulegen und in dasselbe 3000 Mltr. Korn und 1500 Mltr. Haber zu schaffen. 3) Zehen Vacanten-Plätze[274] bey jeder Compagnie zur bessern Recrutirung zuzulassen und 4) Wieder 100 Monate Römerzug für das laufende Jahr zu erlegen.
Die Stände willigten in keinen Punct ein, sondern gingen auseinander“.[275]
Inzwischen versuchte Lodron mit allen Mitteln Gelder einzutreiben. „Der Oberst Lodron ließ am 25. April alle Thore sperren, und wollte Niemand weder aus- noch einlaßen, bis ihm der Rath die lezte halbe Monats-Verpflegung 700 fl., die Vacanten-Gelder 325 fl. und die rückständige Fourage 150 fl. bezahle. Ohne Zweifel brauchte er zu seiner bevorstehenden Hochzeit Geld.
Die Soldaten fingen jetzt an, ihre Pferde (deren das Regiment über 100 hatte) auf die beßten Wiesen zu treiben, und den Bürgern das Gras abzufüttern. So holten sie auch mit ihren Pferden das Holz, welches die Bürger für sich hatten hauen lassen.
Lodron begehrte am 2. Mai auf künftigen Montag, als den 6. d. für seine Soldaten wieder Proviant, weil die Winter-Verpflegung ein Ende genommen hätte. Er ließ auch den 6 Mai den Soldaten ansagen: Die gemeinen Knechte sollten sich von ihren Wirthen speisen lassen; die Officiere aber die Sommer-Verpflegung von ihnen fordern. Hierauf fing man am 9. Mai an, den gemeinen Soldaten Brod und Bier oder Wein zu geben.
Und weil in der vorhergegangenen Nacht zwischen einem Bürger und Soldaten der Speisung wegen ein Zank entstanden war, so wollten die Soldaten, ihrer Gewohnheit nach, daraus einen Auflauf und eine Rebellion machen. Der Oberste Lodron war darüber sehr entrüstet, warf mit Rebellen um sich, und ließ viele weitaussehende Worte schießen, aber die Abhörung der Zeugen hatte ihn ganz anders belehrt.
[Im Mai hatte Lodron Hatzfeldt noch zu der Hochzeit seiner Tochter mit Traudisch eingeladen,[276] BW]
Die Hochzeit des Grafen mit General Trautitschen Tochter war am 13. Mai. Die Trauung geschahe zu Geltersheim durch Dr. Gölner, General-Vicarius[277] zu Würzburg, die Mahlzeit aber wurde auf dem hiesigen Rathhause in der Ritterstube gehalten. E. Rath verehrte dazu 6 Eymer 37er Wein, die Bürger mussten mancherley dazu herleihen“.[278]
Mit anderen Regimentsteilen war man wieder zu Streifzügen ins Coburgische aufgebrochen: „Am 21. dieses Monats [7.1644; BW] ruckten auch das Hatzfeldische / Nassauische,[279] Philippische[280] und Waldeckische[281] Regiment zu Roß / dann das Manndelslohische[282] / Gallasische / Bünauische[283] und Ladronische zu Fuß in die Coburgische Dorffschadften zu Siemau[284] / Scherneck[285] / Herrat[286] / Buchenroth[287] / und Roßach[288] ein / gingen neben denen Generaln am 26. Julii wieder fort auf Schweinfurth zu / und wurde selbigen das Proviant biß auff Seßlach nachgeführet“.[289]
Aus Königsberg[290] wird berichtet: „Den 12. August [1644; BW] ist vom Kaiser Ferdinand III. eine Salvaguardie[291] über Königsberg, alß der Fürstlichen Gemahlin Frau Elisabeth Sophien[292] Witthumb, gegeben den 4. November abgedrückt und angeschlagen, auch an alle Generalen hin und wider geschicket worden. Sie ist aber schlecht respectiret worden, inden der Keiserliche Obriste Latron aus Schweinfurt in das Amt Königsberg gestreifft und großen schaden gethan“.[293]
„Johann Zimmermann und der Stadtschreiber reisten den 9. Mai der Stadt wegen zum General Hatzfeld und kamen am 14. d. wieder zurück. Hatzfeld wollte ihnen zuerst, gleichsam als Rebellen, wegen oben erwähnter Händel, keine Audienz geben. Endlich ließ er sie doch vor sich: da sie dann sowohl wegen angeregter Händel entschuldigten, als auch ihre Beschwerden wegen gemeiner stadt anbrachten. Hatzfeld nahm die Entschuldigung wegen des vermeynten Auflaufs an, ‚im übrigen müßte er gestehen, daß die Stadt zu sehr beschwert sey. Er erwarte täglich von Kaiserl. Majestät einen Entschluß wegen des Defensionswerks. Indessen solle man den gemeinen Knechten und Unterofficieren, Kopf für Kopf, täglich eine Portion an Brod und Bier geben; den Officieren aber nichts, die sich auf eine Austheilung gedulden sollten.
Der Commandant versprach auch, der Hatzfeldischen Ordre, die er selbst unterschrieben hatte, zu gehorchen. Als aber derselbe nach Dettelbach[294] sich begeben hatte, schickte der Oberstlieutenant wieder herum, die Bürger sollten die Officiere und gemeinen Soldaten speisen, der Oberste habe ihm diese Ordre hinterlassen. Als Lodron den 19. Mai von Dettelbach zurückgekommen war, schickte man etliche des Raths am folgenden Tage zu ihm, um sich deßwegen zu beschweren. Er ließ sie nicht vor sich, sondern gab vor, er wäre nicht wohl auf; doch ließ er bald darauf ansagen: Die Soldaten sollten sich mit dem Commiß begnügen und sich nicht mehr von den Bürgern speisen laßen. Deßwegen sie auch den Commiß an Brod und Bier den 22. Mai wieder abholten.
Reinhard Neu, deputirter Kaiserl. Commißär, kam im Mai hier an, um mit der Stadt Abrechnung zu halten, und dieses geschahe am 24. d. D. fand sich dann, daß die Stadt binnen 19 Monaten, als vom 14. October 1642 bis zum 24. Mai 1644, 53, 221 fl. 9 kr. aufgewendet hatte. Gedachter Commißär Neu reiste am 28. d. wieder ab, der Rath verehrte ihm 24 Thlr. und bezahlte seine Zeche im Wirthshause.
Der von Lodron abgeschickte Graf Döring[295] kam am 16. Jun. wieder und brachte ein Schreiben von Beierlein an E. Rath, worin stand: Man solle das Lodronische Regiment bis auf die Vertheilung verpflegen. Graf Döring sagte dabey, Hatzfeld habe ihm befohlen: Er solle nur hinziehen, Schweinfurt müße es verpflegen. Hierauf forderte Lodron mit Strenge die Verpflegung des ganzen Regiments, welche monatlich gemacht hätte an Wein 21 Fuder, 9 Eymer; an Korn 120 Mltr. 6 Metzen. Weil dieß aber eine allzuschwere Last für die Stadt gewesen wäre, erbot sich der Rath, den Officieren einstweilen 1 Fuder Wein und 6 Mltr. Korn zu geben; welches man dann hernach alle sechs Tage liefern musste.
Der General-Feldmarschall-Lieutenant[296] Raimund Montecuculi[297] kam am 9. Jul. hier an, die Hatzfeldischen Völker zu commandiren, weil Hatzfeld sich nach Andernach[298] ins Bad begeben hatte. Montecuculi ging am 14. d. von hier wieder nach Eltmann.[299] Die Lodronischen zogen am 20. d. aus, nur die Compagnie des Hauptmann Stolzingers[300] blieb hier. Dafür zog aber Oberstwachtmeisters Koppen[301] von Würzburg Compagnie ein. […] Die Gallasischen marschirten am 2. August von Gochsheim ab nach Euerbach,[302] und von da nach Hammelburg, wo sie zuvor auch gelegen waren. Nichts desto weniger bliebe noch eine Menge und 2 Generalstäbe des Montecuculi und des Mercy[303] zu Gochsheim. […] Die Lodronischen kamen am 4. August ohne Vorweisung einer Ordre und unangemeldet wieder herein, nahmen ihre alten Quartiere ein, etliche wollten noch bessere haben. Hingegen zoge Kopp mit den Seinigen wieder auf Münnerstadt[304] und Neustadt.[305] Nun wurde die Bürgerschaft mit der Wache stärker beschwert, als zuvor, da doch der Koppischen weniger waren, als der Lodronischen, die jetzt wieder hereingekommen sind. Und als man sich bey dem Obersten deßwegen beschwerte, drohte er, die zu Gochsheim liegenden 3 Gallasischen Compagnien auch hereinzunehmen.
General Montecuculi kam am 5. August mit seinem Stabe in die Stadt.
Die Kreisstände zu Bamberg ließen ein ausführliches Schreiben an Kaiserl. Majestät wegen mancherley Beschwernisse abgehen. Darin auch gemeldet wurde, daß Hatzfeld im Winterquartier für seinen Stab erhoben habe 80,000 fl. ohne das Servis und die Fourage, darunter allein für Blinde[306] 20,000 fl. Also daß es dahin gekommen sey, daß Georg Friedrich,[307] aus dem uralten Geschlechte der Grafen zu Castell,[308] nicht mehr so viel Einkommens habe, als ein Corporal[309] Gage habe.
Die Lodronischen zogen am 23. August wieder aus, nur Hauptmann Stolzingers Compagnie blieb zurück. Den Abziehenden wurden, weil sie es verlangten, ein halb Fuder[310] Wein verehrt. Statt der Lodronischen kamen die Koppischen wieder herein, denen man nichts als Servis zu geben hatte; weil Würzburg und Bamberg 200 Portionen geben sollte“.[311]
„Fünf Lodronische und vier Gallasische Compagnieen mit einem sehr großen Trosse von Weibern, Kindern, Jungen[312] und 250 Pferden
kamen am 29. Sept. in die Stadt. Sie wurden zwar ohne Verpflegung einquartiert, wollten aber doch von den Bürgern Essen und Trinken haben.
Die Officiere ließen auch am 1. October den gemeinen Soldaten ansagen, sie sollten sich von ihren Wirthen speisen laßen. Bey der großen Menge Soldaten, die nun hier lagen, mußten doch noch 200 Bürger täglich auf die Wache ziehen“.[313]
„Vom General Hatzfeld kam den 20. Oct. ein Schreiben, darin er begehrte, eine Summe Getreides in hiesiger Mühle mahlen zu laßen. Das Mehl wurde dann in Fässer geschlagen und sollte hinunterwärts geführt werden. Schon am 22. Nov. schrieb der Baierische Proviant-Commißär Schalk[314] an die Stadt an die Stadt, daß sie das Mehl durch Fronfuhren[315] nach Gemünden[316] für die Baierischen, die theils um Miltenberg,[317] theils gegen den Feind stünden, führen laßen sollte. Man hat sich aber erklärt, man habe hier das Korn mahlen und auch viel Brod daraus backen laßen, man könne es nicht auch noch wegführen laßen. Diese Antwort gefiel dem Obersten, der ganz dieser Meynung war“.[318]
„Am 21. Dec. wurden dem Grafen Lodron 3 Eymer, dem Oberstlieutenant Grichton 2 Eymer, beyden Obristwachmeistern, dem Lodronischen und Gallasischen, 3 Eymer 37er Wein zum neuen Jahr verehrt.
Vierzig Dragoner,[319] die kaum 40 Pferde hatten, kamen am 21. d. Abends um 6 Uhr herein, sie hatten Ordre von ihrem Obersten, Grafen von Waldeck,[320] der Oberste Lodron sollte sie so lange in Schweinfurt aufnehmen, bis sie wieder zum Regiment kommen könnten. Sie waren zu Oberndorf[321] gelegen, und hatten nach ihrem Aufbruche die Feuer nicht ausgelöscht, dadurch die im Dorfe noch übrigen Häuser auf dem Kirchhofe bis auf das Pfarrhaus abbrannten.
Der Stadtschreiber, Markus Heberer, wurde am 28. Dec. von E. Rathe zum Kaiser nach Linz[322] geschickt, Ihrer Majestät der Stadt Beschwerden vorzutragen und zugleich dem Commandanten zu verklagen.
Das Bisthum Bamberg und Würzburg begab sich in schwedischen Schutz. Nun sahe man in allen Dörfern gedruckte Torstensohnische[323] Freybriefe[324] angeschlagen. Jetzt ließ Lodron alle seine hinausgelegten Schirmwachen[325] abfordern.
Auch schickte er seinen Capitain-Lieutenant[326] zum Kaiser, nicht allein um Munition anzuhalten, sondern sich auch zu erkundigen, wie er sich gegen beyde Bischöfe[327] zu verhalten habe. Er kam aber, ohne Audienz gehabt zu haben, unverrichteter Sache wieder zurück“.[328]
„1645 ist der Keiserliche Obriste Latron in Schweinfurt gelegen, deßen Soldaten, des Keiserlichen Protectorij[329] unerachtet, in das Amt Königsberg[330] gestreiffet, alle Fütterung aus den Dörffern geführet und großen schaden gethan“.[331]
„Zwey Hendersonische[332] Compagnien, unter den Hauptleuten Riedel[333] und Leßle,[334] kamen den 16. d. [1.1645; BW] nach Schwebheim[335] und wollten auf des General Hatzfelds, zu Prag gegebene, Ordre auch herein; der Oberst Lodron aber erklärte sich, daß sie so lange draußen bleiben müßten, bis er Ordre vom Bischofe zu Würzburg bekäme. Sie kamen am 17. d. nach Euerheim[336] und am 18. d. in die Stadt; wurden aber ohne Verpflegung einquartiert, bekamen doch von der Stadt Commißbrod, gleich den andern hier liegenden Soldaten.
Nun waren in der Stadt einquartiert. 53 Officiere, 1648 gemeine Soldaten, hierzu kamen noch 280 Pferde, 12 Esel, 5 Kühe und 62 Jagdhunde.[337]
Am 27. d. machte man zu Bamberg die Eintheilung wegen obiger bewilligter Römermonate. Die Stadt wurde für dießmal, weil sie eine große Last auf dem Hals hatte, mit Anweisungen verschont, und die hierin liegenden Völker wies man mit ihrer Verpflegung an unterschiedliche Stände.
Die Nürnberger wollten sich zu nichts verstehen; weil das Sporkische[338] und Wolffische[339] Regiment in ihrem Gebiete lag. Deßwegen der hiesige Oberste die Waaren eines Nürnberger Kaufmanns, der den Fastenmarkt hier bezog, arretiren ließ. So hatte auch der Gallasische Oberstlieutenant zu Meiningen[340] 18 Wägen mit Nürnberger Gütern zu Suhla[341] anhalten lassen; von welchen 12 Wägen von Meiningen den 6. März hieher gebracht und vor dem Hause des Gallasischen Oberstwachmeister abgeladen wurden.
Durch den Trommelschlag wurde den Soldaten das Laufen aus der Stadt in die Dörfer und das Rauben auf dem Lande, auch das nächtliche Einbrechen in die Häuser und das Stehlen in der Stadt, bey schwerer Strafe verboten. Es half aber nichts, sondern die Dieberey war so groß, daß sie auch war so groß, daß sie auch die Wände und Mauern durchbrachen und andere wohlverwahrte Orte öffneten.
Die Bischöfe zu Bamberg und Würzburg kamen im Kloster Ebrach[342] den 9. März zusammen, dahin von Windsheim[343] sich auch der General-Commissariats-Verweser Beierlein verfügte. Daselbst wurde von Niederreißung der Festungswerke Schweinfurts berathschlagt, und auch deßwegen ein Courier an den Kaiser geschickt.
Da die Schweden, unter dem Obersten Johann Reichwald,[344] sich um Kissingen[345] sehen ließen und mehrere Dörfer abbrannten, flüchteten sich viele aus dem Amte Ebenhausen[346] in hiesige Stadt, und der Commandant ließ das obere Thor sperren. Weil jetzt der Bischof zu Würzburg auch Soldaten nöthig zu haben glaubte, mußten von der hiesigen Garnison 40 Mann Lodronische nach Haßfurt; damit aber etwas im Neste zurückbliebe, ließen sie ihre Weiber hier.
Der Commandant befahl am 21. März alle sich in die Stadt Geflüchtete,[347] nebst ihrem bey sich habenden Viehe, aufzuschreiben.
Der Gallasische Oberstwachmeister ließ den 28. März die den Nürnbergern abgenommen und von Meiningen hieher gebrachten Güter, als: Stockfische,[348] Zucker, Gewürze, Spanischen Wein durch die Marketender[349] verkaufen“.[350]
„Fünf ruinirte Regimenter, als: drey zu Fuße, das de Mersische, Sparrische[351] und Spickische,[352] und zwey zu Pferde, das Königseckische und Knigeische,[353] die alle fast 1000 bey sich hatten, kamen am 24. April nach Gochsheim, am folgenden Tag nach Rheinfeld.[354] Der Oberste Knige begehrte Quartier in der Stadt, und Lodron 1000 Pf. Brod und 60 Mltr. Haber für die Völker zu Rheinfeld; beydes wurde ihnen nicht bewilligt. Die Völker zu Rheinfeld brachen am 29. d. wieder auf, welchen die Stadt 5 Mltr. Haber gab“.[355]
„Die Gallasischen mußte man am 2. Mai, weil sie, nach ihrem Vorgeben, von denen ihnen angewiesenen Orten ihr Geld noch nicht hätten erheben können, wieder Brod aus dem Commiß geben, kurz darauf allen hier liegenden Soldaten. Das Brod verkauften sie mehrentheils wieder, und gaben ein Laiblein, das 4 Pf. schwer war, um 2 auch 1 neuen Pfennig. Die Officiere ließen davon eine große Menge verderben und volle Butten[356] davon in den Main werfen. Auch führten die Soldaten die große Menge Pferde, welche sie hatten, auf die beßten Wiesen und ließen sie abweiden, daß man hernach kein Heu machen konnte. Der Commandant machte es nicht viel besser: Er fiel mit Gewalt in die Scheunen, in welchen Heu lag, ließ es herausnehmen und gab nichts, oder doch gar wenig, dafür.
Die Königseckischen ließen sich am 12. Mai bey E. Rath anmelden, mit Vorzeigung eines Briefes von ihrem Oberstwachmeister, darin gemeldet wurde, dass sie von den ausschreibenden Fürsten hieher gewiesen wären. Weil sie aber von den ausschreibenden Fürsten nichts aufzuweisen hatten, wollte man sich noch zur Zeit zu nichts verstehen. Am 13. Mai gingen sie hier vorüber und in die ihnen angewiesenen Orte, 30 Pferde waren für die Stadt bestimmt; die man aber nach Oberndorf[357] in die Kirche und den Kirchhof legte. Die Reuter, noch sehr junge Leute, nahmen sogleich einem Oberndorfer 1 Paar Ochsen weg; als er ihnen aber 20 Maaß Bier und 15 Pf. Fleisch versprochen hatte, erhielt er seine Ochsen wieder.
Weil man diesen Reutern zu Oberndorf noch zur Zeit von der Stadt nichts geben wollte, nahmen sie den 15. Mai unter der Vormittagspredigt auf den Wiesen jenseits des Mains über 50 Stück Ochsen, die den hiesigen Bürgern gehörten, weg, und trieben sie nach Oberndorf. Nun schickte E. Rath Jemanden nach Oberndorf, der sich auf eine Zeitlang mit ihnen vergliche, deßwegen ihnen noch an diesem Tage etwas an Brod, Fleisch, Bier und Haber gegeben wurde. Am folgenden Tage vergliche man sich ganz mit ihnen.
Die im Monate März nach Haßfurt geschickten Soldaten kamen am 15. Mai wieder herein.
Zu Bamberg wurde am 20. Mai ein Kreistag gehalten, dahin der Stadt wegen Johann Glock[358] und der Consulent Dr. Joh. Höfel geschickt wurden. Vom Kaiser wurde auf diesen Kreistag der Oberste Mißling[359] abgeordnet. Daselbst hatte man hiesiger Stadt eine halbe Compagnie Königseckische Reuter angewiesen, welchen sie für 5 Monate 1500 fl. geben sollte; dem General Sparr 2200 fl.
Der Erzherzog Leopold Wilhelm[360] bat bey den ausschreibenden Fürsten für die Stadt. Mittlerweile kam auch General Hatzfeld, der auf Parole[361] von den Schweden losgelaßen wurde,[362] nach Würzburg.
Auf strengen Befehl des Generals Hatzfeld an Lodron (da doch ersterer als Gefangener keine schriftliche Ordre austheilen konnte) kamen am 29. Mai die Reuter von Oberndorf herein, 36 Mann stark, sie wurden in die Wirtshäuser gelegt.
„Von den hiesigen Soldaten zogen am 2. Jun. 300 Mann mit dem Oberstlieutenant Grichton, auch 2 Hauptleuten, Stempele[363] und Entschering,[364] und dem Hendersonischen Lieutenant Hennemeier[365] nebst etlichen Reutern hier aus, zu der Baierischen Armee zu stoßen. Die Gallasischen zeigten sich vor dem Spitalthore sehr rebellisch,[366] wollten nicht weiter marschiren, bis sie ihren Sold[367] bekämen;[368] weil sie glaubten, die Officiere hätten ihn in ihrem Namen empfangen. Etliche der Anführer wurden vom Oberstwachmeister[369] hart verwundet, etliche gefangen wieder hereingeführt. Die Weiber ließen sie hier, welchen man den Commiß so gut geben mußte, als wenn ihre Männer da wären.
Die Franzosen näherten sich wieder dem Frankenlande, sogleich ließ Graf Lodron die drey zu Zeilitzheim[370] liegenden Gallasischen Compagnien am 1. Jul. zu seiner Verstärkung in die Stadt kommen. Nun lag das ganze Gallasische Regiment hier. Bey dieser großen Einquartierung mussten die Pfarrer und Schuldiener Betten, weißes Zeuch, Hausrath u. s. w. herleihen.
Der General Sparr, sein Oberstlieutenant Holzapfel[371] und des Generals Hofmeister, Hauptmann Stihl,[372] kamen am 4. Jul. [1645; BW] hieher und brachten 24 Fahnen mit. Als man den General bat, daß er doch das Brodgeben, weil die meisten Völker ihre Verpflegung bekämen, abschaffen möchte, da die Stadt schon über 2000 Mltr. Korn hergegeben hätte, antwortete er: Das wäre ein Geringes, Die Stadt stände noch gut.
Die Generäle Geleen[373] und Mercy[374] schrieben am 6. Jul. von Schwäbisch-Halle[375] an die Stadt, und ermahnten sie, dem Kaiser treu zu bleiben und den Franzosen die Thorschlüssel nicht entgegen zu tragen; sonst würde es ihr künftighin übel gehen“.[376] In diesem Juli unterrichtete Lodron Hatzfeldt über die seiner Meinung nach unzureichende Besatzung in Schweinfurt.[377]
„In der Stadt befanden sich jetzt folgende Regimenter: Das Lodronische; das Gallasische; das Sporkische, welches im Schinlerischen Hause in der obern Gasse lag; das Mercysche, das im Holzmännische Hause in der Zehentgaße einquartiert war; 2 Hendersonische Compagnien; das Kniegische und das Königseckische lagen in der Schanze.[378] (Bleichrasen.) Die Rittmeister Funke,[379] Malofsky[380] und Radlitz[381] ritten ab und zu.
Diese miteinander, besonders die in der Schanze liegenden Reuter, thaten im Getreide großen Schaden, stahlen auf den Gochsheimer und Sennfelder Aeckern Zwiebeln und allerhand Gemüse, ritten unter der Stadt über den Main und nahmen mit, was sie auf dem Felde fanden. Selbst die Officiere vergaßen sich bey dieser Gelegenheit nicht, sie schickten hinaus, und ließen Getreide, das sie nicht gebaut hatten, einführen. Den hiesigen Bürgern wurde daher bey schwerer Strafe verboten, Getreide von den Soldaten zu kaufen.
Der Schwedische General Königsmark[382] hatte sich mit seinem fliegenden Corps[383] unterhalb von Würzburg mit den Franzosen vereiniget und nun forderte er von dem Bischofe nicht allein 30,000 fl. als rückständige Contribution, sondern auch noch darüber 32,000 fl. und eine Anzahl Pferde, alles dieß bewilligte der Bischof.[384] Nun ging Königsmark von den Franzosen weg und zu Winterhausen über den Main, zog sich immer weiter herauf, marschirte bey Werneck[385] vorbey, wo man aus dem Schloße Feuer auf etliche seiner Reuter gab und 1 Pferd tötete. Darüber ergrimmten die Reuter so, daß sie am 10. Juli das Dorf Ettleben[386] ansteckten, welches mit der Kirche bis auf 3 Häuser und 2 Scheunen abbrante. Sie waren Willens, mehrere Dörfer anzuzünden, wenn sie nicht der Centgraf[387] zu Werneck begütigt und ihnen ein anderes Pferd gegeben hätte.
Hierauf ging der Marsch nach Geltersheim,[388] wo auch diese Nacht das Hauptquartier war. So bald der hiesige Commandant ihre Ankunft erfahren hatte, mußten die Reuter aufsitzen und recognosciren reiten. Gleich zeigten sich die Königsmarkischen und kamen sehr nahe an die Stadt, wo sie mit den Unserigen scharmuzirten,[389] auch aus der Stadt wurde mit Kanonen, jedoch mit schlechter Wirkung, auf den Feind gefeuert. Weil aber die Schweden zu stark waren, mußten unsere Reuter weichen und sich in die Stadt zurückziehen. Mehrere wurden auf beyden Seiten verwundet, einige getödtet. Königsmarck marschirte am 11. Juli von Geltersheim ab, bey dessen Aufbruche das Dorf in Brand geriethe, daß 124 Gebäude, Häuser und Scheunen, in Asche verwandelt wurden, etwa noch 18 Gebäude, die Kirche, das Spital und die Hütten mitgerechnet, blieben von der Flamme verschont.
Man glaubte damals, Königsmark habe Geltersheim deßwegen anzünden laßen, weil der Fürstbischof ihm die versprochene Contribution nicht zur bestimmten Zeit geschickt hätte. Schon am folgenden Tage kamen Würzburgische Abgeordnete mit 8 Schimmeln nach Geltersheim gefahren, und brachten 30,000 Rthlr. zur Ranzion“.[390]
„Weil man hier immer die Ankunft der Franzosen befürchtete, mußten unsere Reuter liegen bleiben; daher sie auch den 18. Jul. anfingen, die Schanze aufzubauen. Sie ritten deßwegen in die nächsten Dörfer, nahmen mit, was sie fanden, Backtröge, Züber, Krippen, Raufen,[391] Leitern, Stangen u. s. w. auch Heu, Stroh, Getreide und führten es in ihre Schanze.
Damit aber dem ferneren Ausreiten gewehret und der Schade, welchen die Reuter dadurch auf dem Lande anrichteten, verhütet würde, machte nun ein Commissär eine Anweisung auf alle, drey Meilen um die Stadt liegende, Dörfer des Bischofs, der Klöster und der Edelleute, was sie für alle liegende Völker auf 10 Tage an Brod, Wein, Bier, Fleisch, Hühnern, Gänsen, Enten, indianischen Hähnen[392] und Hennen, Eyern, Butter, Haber, Gerste, Heu, Stroh u. s. w. geben sollten, welches auch alles mit militärischer Gewalt herausgebracht wurde; doch unterblieb das Ausreiten und Fouragieren nicht ganz.
General Sparr ging am 26. d. von hier ab, welchen die Reuter begleiteten; ihre Hütten in der Schanze aber mußten sie uneingerissen stehen lassen.
Bey dem Erzherzoge Leopold Wilhelm hatte die Stadt unlängst etliche Beschwerungs-Puncte gegen den Commandanten Oberst Lodron durch den hiesigen Stadtschreiber zu Wien eingeben laßen, darauf kam folgendes Schreiben des Erzherzogs an Lodron:
Leopold Wilhelm.
‚Wir haben eine Zeithero mit großem mißfallen vernommen, was für beschwerung wider dich von Bürgermeister und rath zu Schweinfurt deines übeln procedere (Verhaltens) und gewaltthätigen Verübens gegen dieselben und ihre Bürgerschaft einkommen, also gar, daß, ob zwar schon vor diesem inhibition (Untersagung) beschehen, doch mehrers alß vor, ungeacht unser gnädigsten Verordnung, in deinem bösen proposito (Vorsatze) verharren thust. Wann Wir aber keineswegs dergleichen Verschimpfung unserer Befelch, und eigenwilliges procedere gegen dieser Reichsstatt zu verstatten gemeint.. So ist demnach unser gnädigster gemeßener befelch, daß du dergleichen proceduren und Verübungen gänzlich unterwegen laßen und den magistrat sampt der ganzen bürgerschaft unperturbiret (unberuhigt) verbleiben und ohn alle Klag haltten solst. Außer dessen und da wieder beschwerden fürkommen sollten, Wir verursacht würden, gegen deiner person eine andere die unbeliebige resolution (Entschließung) zu faßen und ergehen zu laßen; welche aber zu verhüten, du dieser unserer gemeßener intention (Absicht) und befelch nach zu gehen hast. Verbleiben Dir darneben mit Ertzherzoglicher Gnaden wohlgewogen’.
Gegeben zu Wien den 19. Jul. Anno 1645.
Lodron ergrimmte über dieses Schreiben so sehr, daß er mit den Obersten Königseck und Spick, die gerade hier waren, die ganze Nacht bis an den Morgen in der Stadt herumschwärmte, mit den Kanonen auf dem Markte, und von den Soldaten auf der Hauptwache Feuer geben ließ, und den Rathsherren die Fenster mit Steinen einwarf.
General Sparr schickte hieher, und forderte die Servis- und Fourage-Gelder, die ihm Beierlein bewilligt hätte, wobey er zugleich versprach, dass er nach Erlegung derselben die Gallasischen abführen laßen wollte. Aber der durch Erfahrung klug gemachte Rath antwortete dem Sparr und Beierlein: Man könne sich im Geringsten nicht dazu verstehen; würde aber eine verhältnißmäßige Austheilung unter die Stände gemacht, so wollte die Stadt das Ihrige auch beytragen.
Der Stadtschreiber kam am 12. August von Wien zurück, und brachte eine Kaiserl. Schutzschrift[393] wegen der Stadt Schuldenlast mit, nun solche eine Zeitlang zu verschonen und mit Arresten, oder andern Executionsmitteln nicht zu kränken.
Graf Lodron reiste am 5. August nach Wien; kam aber nur bis Linz und schon am 30. August wieder zurück. Jetzt zeigte er sich viel geschmeidiger als vorher.
Georg Ludwig Segnitz[394] und Dr. Johann Höfel begaben sich am 31. August auf den Kreistag nach Bamberg. Diese brachten die ungerechte Forderung des Generals Sparr an hiesige Stadt vor. Sogleich schrieben die Stände an den General Sparr, und sprachen ihm das Servis und die Fourage, welche ihm der Commißär Beierlein auf hiesige Stadt angewiesen hatte, ganz ab. Wenn er nicht damit zufrieden wäre, sollte er die Kaiserl. Entscheidung abwarten. Sie bathen ihn auch, seinen Hauptmann Stihl wegen der, dem Margrafen Christian und der Stadt Schweinfurt zugefügten, Injurien also abzustrafen, damit sie nicht Ursache hätten, solches an höhern Orten zu klagen.
Lodron hatte seinen Capitän-Lieutenant auch nach Bamberg geschickt und die Sommerverpflegung[395] vom 1. Junii an für sein Regiment begehrt, sie wurde ihm aber abgeschlagen; deßwegen er den 12. Sept. 4 Schiffe mit Getreide, einen Bamberger Rathsherrn, Metschele, zuständig in Arrest nehmen ließ.
Die Königseckischen und Knigeischen brachten am 1. Septemb. 8 Heßischen Soldaten, die sie bey Neckarsulm[396] bekamen, gefangen hier ein. Weil sie sich nicht unterhalten laßen wollten, wurden sie in die rothe Kappe[397] gesteckt und daselbst schlecht gehalten. Endlich erlangten sie so viel, daß einer um den andern mit einem Musketirer in der Stadt herumgehen, und Brod und andere Dinge betteln durfte. Diese hatte Knige dem Lodron endlich verkauft, einen um 6 Thaler“.[398]
Im November hatte Lodron Melchior von Hatzfeldt über seine Ernennung zum Generalwachtmeister[399] und die Übertragung des Kommandos informiert.[400]
„Graf Lodron reiste am 13. October nach Oehringen[401] zum Erzherzoge und kam am 25. d. als Generalwachmeister wieder zurück, brachte seinen Schwiegervater, General Trauditsch, mit, welchem E. Rath 3 Eymer 44er Wein und 3 Malter Haber verehrte und ihn am 31. d. nach Eltmann führen ließ.
Der Generalwachmeister Lodron verlangte am 3. Nov. von E. Rathe, seinen Soldaten nebst dem Brode, welches sich täglich auf 576 Portionen, jede zu 1 ½ Pf., belief, auch Wein und Fleisch bis auf künftige Austheilung zu geben; welches der Rat auch eingehen mußte. Jetzt hatte die Stadt den gemeinen Soldaten bis auf den Feldwebel täglich 362 Pf. Fleisch, und 5 Eymer, 42 Maaß Wein zu geben. Das Fleisch empfingen sie nur einmal; denn sie nahmen lieber das Geld dafür, nämlich für 1 Pf. Fleisch 1 Schilling.
Nun kamen am 5. d. auch die Königseckischen und verlangten Fleisch und Wein. Diesen gab man täglich 41 Portionen, jede derselben bestand in 2 Maaß Wein, 2 Pf. Fleisch, 2 Pf. Brod, 6 Pf. Haber, 10 Pf. Heu.
Der General-Commißariats-Verweser Beierlein und mit ihm der Commißär Daler kamen den 5. Nov. hieher, um Quartier in der Stadt zu nehmen. Dem Beierlein verehrte der Rath 1 ½ Eymer Wein.
Ein Schreiben von dem Erzherzoge an die ausschreibenden Fürsten, darin sie nochmals erinnert wurden, die Stadt Schweinfurt zu schonen und dieselbe nicht ruiniren zu laßen, wurde ihnen durch den Commißär Beierlein, der auch zugleich an sie schrieb, zugeschickt.
Ob nun gleich der Erzherzog die Erleichterung der Stadt verlangte, meldete sich doch den 12. Nov. ein Abgeordneter von dem Herzoge, Baron de Gois,[402] bey E. Rathe an, und begehrte für gedachten Erzherzog von der Stadt 60 Pferde, oder Geld für so viele Pferde. Weil man aber solches nicht einwilligen konnte, verlangte er 30 Pferde, zulezt auch, statt dieser, Getreide. Man stellte ihm aber vor, daß hiesige Stadt über die ihr angewiesenen Römerzüge bereits 36,000 fl. mehr bezahlt habe, als sie schuldig gewesen sey; auch die jetzige Garnison die Stadt täglich 115 fl. koste, deßwegen man hoffe, man werde nichts mehr von ihr verlangen können.
Sollte aber den Ständen etwas auferlegt werden, so wäre die Stadt bereit, ihren sie treffenden Antheil gerne zu geben. Darüber erzürnte sich der Abgeordnete heftig, stieß Drohworte aus und reiste wieder ab. Der Rath entschuldigte sich hierauf schriftlich bey dem Erzherzoge und verehrte seinem Canzler, D. Kaltschmidt,[403] 100 Rthlr.
Generalwachmeister Lodron begehrte den 19. Dec. das rauhe Futter[404] für 25 Pferde, und drohte dabey, wenn ihm dieses der Rath abschlüge, es selbst suchen zu lassen“.[405]
„Der General-Commißariats-Verweser Beierlein reiste am 25. Januar [1646; BW] nach Bamberg auf den Kreistag, wohin sich auch der hiesige Stadtschreiber im Namen der Stadt und Grichton wegen des Generalwachmeisters Lodron begab. Baiern forderte von dem Fränkischen Kreise 120 Römermonate, die Stände bewilligten nur 60, welches Baiern nicht eingehen wollte. - Grichton konnte es bey den Ständen nicht dahin bringen, daß sie dem Grafen Lodron Generalwachmeisters Verpflegung zusagten; Lodron reiste also am 28. d. selbst nach Bamberg, es half aber auch nichts. Nun drang er in den Commißär Beierlein, daß er ihm die Verpflegung seines Regiments verschaffen sollte. Beierlein wies ihm endlich die Stadt mit 60 Römermonaten, welche 8880 fl. ausmachten, an.
Die Stadt ließ sich dieses gefallen; aber unter der Bedingung: Daß sie, wie billig, das, was sie bereits den Lodronischen an Brod, Fleisch, Wein u. s. w. deßgleichen den Königseckischen und Gallasischen schon gegeben hätte, davon abziehen dürfe, auch die Besoldung des Commandanten mit abgerechnet würde. Damit wollte Lodron nicht zufrieden seyn, sondern er verlangte das ganze Contingent. Er ließ daher am 8. Febr. den ganzen Magistrat auf das Rathhaus fordern und dabey ansagen, jeden Nichterscheinenden würde er mit Soldaten holen lassen. Die Rathsherren erschienen am 9. d. frühe auf dem Rathhause und sogleich wurden sie arretirt. Weil sie aber standhaft blieben, wurde der Arrest, da besonders der Reichsvogt[406] Jonas Wehner[407] bey dem Commandanten dawider protestirte, gegen Mittag wieder aufgehoben; dagegen legte er Nachmittags den Bürgermeistern Preßsoldaten[408] in das Haus, welchen sie, was sie verlangten, geben mußten. Nun wurde der Postmeister mit einem Schreiben vom Reichsvogte[409] an den Kaiser und vom Rathe an den Erzherzog abgeschickt.
Lodron ließ am 12. d. seinen Soldaten unter den Thoren ansagen, daß sie keinen Schweinfurter weder aus noch eingehen lassen sollten. Endlich verglich sich der Rath mit Lodron, daß man ihm in etlichen Tagen 800 fl. geben wollte; dagegen sollte das, was sowohl die Lodronischen, als auch die Gallasischen und Königseckischen bekommen hätten, abgezogen werden; hinfort aber sollten von dem restirenden Contingente, das sich noch auf 2800 fl. beliefe, die Commandanten-Gelder, auch Brod und Wein, deßgleichen auch gedachte 800 fl. abgezogen werden.
Diesen Vergleich nun, den Lodron sowohl, als Beierlein unterschrieben hatten, wollte jener den 25. Febr. wieder umstoßen und drohte schon mit der Execution auf den folgenden Tag. Es kam aber den 26. d. der Postmeister mit einem Schreiben vom Erzherzoge an die Stadt zurück, in welchem stand, daß sie über ihr Contingent nicht sollten beschwert werden. Das nämliche Schreiben bekam auch Lodron und Beierlein“.[410]
„Der General-Commißär Wenzel, Freyherr von Zaradecky[411] und der General-Proviantmeister-Lieutenant[412] Weger[413] kamen den 18. März hieher und begehrten von der Stadt für den Erzherzog auf die Osterfeyertage: Zehen Fuder Wein, 200 Mltr. Haber, 20 Kälber, 6 Ochsen, 200 Lämmer, 100 alte Hühner, 1 Zentner Schmalzbutter, 1 Zentner frische Butter, mehrere Schock-Eyer, Wildpret, Auerhähne, Haselhühner,[414] Gewürz und Confect.[415] Zaradecky ließ sich auch verlauten, er wolle 1000 Mltr. Korn kaufen. Die Stadt sollte indeß 100 Mltr. hergeben, daß es gemahlen würde; der Rath entschuldigte sich aber, daß er kein Körnlein Getreide und auch kein Geld habe, solches einzukaufen; dabey er es bewenden ließ. Zaradecky reiste am 19. d. mit dem Beierlein nach Würzburg; verlangte aber doch für sich und Weger ein Quartier hier, weil er oft hin und wieder reisen müße; es wurde aber so abgewendet, daß er damit zufrieden war.
Abends gar spät kam Zaradecky von Würzburg wieder zurück, welchem ein Verzeichnis der Sachen, die die Stadt hergeben wollte, übergeben wurde, womit er wohl zufrieden war und es bey dem Erzherzoge zu rühmen versprochen hatte.
Zaradecky reiste am 20. d. wieder zum Erzherzoge, der Rath verehrte ihm 1 Fuder Wein und 6 Mltr. Haber; dem Weger 4 ½ Eymer. Noch am nämlichen Tage kamen 4 Schelche,[416] um die (abgenöthigte) Verehrung abzuholen, als: 5 Fuder Wein, davon 30 Eymer dem Erzherzoge, der andere dem Grafen Hatzfeld, Grafen von Schwarzenberg,[417] D. Kaltschmidt und Springer[418] gehörte, 10 Mltr. Haber, 6 Kälber, 4 indianische Hennen,[419] 4 Kapaunen,[420] 1 Faß mit Obst, 2 Fässer mit weißem Mehle, 36 alte Hühner, 2 indianische Hähne,[421] 19 Paar junge Tauben.
Dem Generalquartiermeister Weger wurde, weil er darum ansuchte, ein Quartier gegeben; er kaufte viel Getreide ein, das Mltr Korn um 20 Bzn., er ließe es in der Mühle mahlen und zu Wasser und Land wegführen, späterhin hab er 24 Bzn. für das Mltr. Korn.
Von Staffelstein kam am 26. März des Erzherzogs Futtermeister mit 14 Wägen hieher und brachte eine Ordre vom Zaradecky mit, daß die Stadt für den Hofstab des Erzherzogs wöchentlich folgendes liefern soll: 3 Ochsen, 8 Kälber, 12 Castraun,[422] (Kapaunen ?) 4 Säuglämmer, 1 gemästetes Schwein,4 indianische Hennen, 40 Stück altes Geflügel, 12 junge Tauben, 1 ½ Zentner Schmalz und Butter, 500 Eyer, 1 Eymer Weinessig, 1 Mltr. Kochgerste,[423] 1 Mltr. Erbsen, 1 Scheibe[424] Salz, 30 Pf. Holländischer Käs, 1000 Pf. Brod, 60 Striche[425] Haber, 30 Eymer Wein, 100 fl. an Geld für rauihes Futter, Oel und Gewürz.
Hieran lieferte die Stadt: 6 Eymer 44er, 25 Eymer 45er Wein, 19 Mltr. Haber, 6 Mltr. Korn, 1200 Pf. Brod, 2 Mltr. Weizenmehl, 4 Saugkälber, 1 Schwein, 2 indianische Hühner, 1 dergleichen Hahn, 1 Hahn, 20 alte Hühner, 10 Paar Tauben, 1 Sack mit Kochgerste, 1 Mltr. Erbsen, 4 Schock Eyer, 1 Scheibe[426] Salz, 2 Holländische Käse, 1 Eymer Essig. Auch wurden dem Oberstallmeister des Erzherzogs 3 Eymer und dem Futtermeister 2 Eymer Wein verehrt. Mit diesen ihnen gelieferten Lebensmitteln fuhren sie am 28 d. weg, und ihre Zehrung, die 50 Thaler kostete, mußte die Stadt bezahlen.
Nach der Aussage der Bedienten war obgedachte Forderung nur der fünfte Theil der Nothdurft zur wöchentlichen Haushaltung des Hofstabs, die andern vier Theile müßten andere Städte herbeyschaffen. Welches auch glaublich war, weil nach ihrem Berichte tägliche 600 Personen an 40 Tafeln bey dem Erzherzoge gespeiset wurden“.[427]
„1646 den 1. Marti ist die Keiserliche Armee ins Frankenland kommen und hat der Freiherr von Enckefurt[428] sein Hauptquartier zu Staffelstein[429] bekommen, deme auch Königsberg zum Hülffs-Quartier assigniret und daher ein Furirer[430] zur Salvaguardie anhero geleget worden. Ob nun wohl diese, Stadt und Amt, auch nach Schweinfurt dem Graffen Latron Beytrag thun müssen, haben sie dennoch auch gen Staffelstein 10 Wochen lang, vom 4. Marty biß auf den 4. May, ihre Contributiones an Vieh, Victualien und anderm liefern müssen. Auff die Latronische Salvaguard wurden [zusätzlich] vom 9. Marty biß 18. April 104 Gulden aufgewendet“.[431]
Im April 1646 berichtete Lodron Melchior von Hatzfeldt mit seinen Auseinandersetzungen mit den Bürgermeistern und dem Rat von Schweinfurt wegen des Unterhalts seiner Truppen.[432]
„Zaradecky schickte am 8. Mai an Schreiben an E. Rath, worin er von der Stadt 2000 Mltr. Korn, 200 Mltr. Haber und 100 Eymer alten Wein verlangte, welches Alles bezahlt werden sollte, wenn das Kaiserliche Geld zu Nürnberg würde verwechselt seyn. Die Stadt sollte auch die alte Lieferung an Lebensmitteln nach Staffelstein um ein Gutes verbessern. Der Rath aber entschuldigte sich mit der Unmöglichkeit, da besonders Weger bereits 4000 Mltr. Getreide aus Schweinfurt geführt hätte; doch erbot man sich, 10,000 Pf. Brod und 50 Eymer Bier herzugeben.
Beierlein ließ am 11. Mai E. Rath ansagen: Zaradecky habe an den General-Proviantmeister Weger geschrieben und verlange 3000 Mltr. Getreide; ferner solle Weger für die Kaiserlichen Völker 400,000 Pf. Brod in hiesiger Stadt backen laßen; auch müße die vorige Lieferung doppelt gegeben werden.
Weil man nun immerfort eine Menge Getreides von der Stadt verlangte, so wurde noch an dem nämlichen Tage der Anfang zur Besichtigung des Getreides gemacht, und nicht nur von dem Rathe, sondern auch von den Soldaten Deputirte genommen, die alles aufschreiben sollten, damit die Unmöglichkeit an den Tag käme.
Die vermögenden Bürger wurden am 13. Mai auf das Rathhaus gefordert, und dringend gebeten, Geld herzuleihen; weil die Stadt zu viele und außerordentliche Ausgaben hätte.
Der Rath schickte den D. Höfel am 15. d. zum Erzherzoge nach Staffelstein, um ihm der Stadt schweres Anliegen zu klagen. Von Zaradecky kam am 18. Mai ein neues Schreiben an den Rath, in welchem er von der Stadt 2000 Mltr. Korn, und um die Bezahlung 100,000 Hufnägel, 2000 Hufeisen, 2 Stücke Zwillich,[433] 400 Paar Stränge[434] zur Kaiserl. Artillerie, verlangte. Die Eisenhändler und Schmidte mussten nun Alles hergeben, was sie davon hatten, und man brachte 16,000 Hufnägel, 470 Hufeisen und 51 Paar Stränge zusammen, welches an Geld 85 Thlr., 58 kr. betrug; allein von der Bezahlung wollte hernach Niemand wissen.
Das Kaiserliche Hauptquartier brach am 18. Mai von Staffelstein auf nach Seßlach,[435] den 21. kam es nach Mellerichstadt,[436] den 25. nach Nüdlingen,[437] den 26. nach Elfershausen,[438] wo es einen Rasttag hatte, den 28. nach Rieneck,[439] den 29. nach Saalmünster.[440]
D. Höfel kam den 21. Mai von Staffelstein wieder. Er hatte bey dem Erzherzog zweymal Audienz; der General Hatzfeld ließ ihn nicht vor sich.
Der Erzherzog hatte, weil Zaradecky bey ihm anhielte, ein Schreiben an Lodron und Beierlein ausfertigen laßen, daß die Stadt über 500 kranke Soldaten[441] einnehmen, verpflegen und mit Arzneyen versehen solle. Auf inständiges flehentliches Bitten D. Höfels versprach der Erzherzog die Stadt zu verschonen und die Kranken[442] auf die Dörfer zu legen. Nichts destoweniger kam den 21. Mai ein Schreiben, daß die Stadt gedachte Soldaten in ihre Dörfer nehmen und sie 14 Tage lang obgedachter Maßen verpflegen sollte. Es blieb aber auch nicht bey den zu der Stadt gehörigen Dörfern, sondern täglich kamen welche in die Stadt, die man in das Waisenhaus und in die Bürgerscheune legte.
Zaradecky schrieb am 23. Mai wieder an den Rath und begehrte eine neue Lieferung, auch forderte er das obenbenannte Eisenwerk noch einmal und befahl Kranke einzunehmen. Er drohte zugleich, wenn die Stadt das Eine oder das Andere nicht eingehen würde, sollte sie mit militärischer Gewalt dazu gezwungen werden.
Weil nun das Fordern kein Ende nehmen wollte, schickte der Rath den Stadtschreiber zum Erzherzoge, welcher bald wieder zurückkam und folgendes mitbrachte: 1) Daß die Stadt nur 45 Kranke einnehmen, und jedem täglich 1 ½ Pf. Fleisch, 1 Maaß Wein oder 2 Maaß Bier geben sollte. 2) Wurde die begehrte Lieferung abgewendet. 3) Das geforderte Eisenwerk mußte die Stadt bezahlen.
Maximilian Eberle, Erzherzoglicher Hofcommißär,[443] kam mit einem Paße vom Erzherzoge d. dato Groß-Rodenbach[444] 24. Jun. auf Schweinfurt, Hammelburg, Schmalkalden und Stuft Fulda gerichtet hieher und begehrte durch ein Schreiben von Zahradecky von der hiesigen Stadt für den Hofstab,[445] weil die Armee wieder zurück und hier vorbey marschiren würde, 100 Eymer Wein, 10 Ochsen und andere Lebensmittel.
Der Rath erboth sich, etwas an Wein und Bier zu liefern; aber an Ochsen habe er Mangel. Dem Zaradecky wurden indessen
100 Dukaten geschickt. Bald hernach forderte eine dergleichen Lieferung der Bocca major.[446] Der Hofcommißär kam den 28. Jun. von obengenannten Orten wieder hieher und verlangte die geforderten Sachen inständig. Weil man aber vernommen hatte, daß die Kaiserl. Armee nicht heraufziehen würde, wollte man sich zu nichts verstehen; doch sezte man hinzu: Wenn die Kaiserl. Armee heraufmarschiren würde, wollte die Stadt das Ihrige nach Vermögen thun. Er beharrte aber vest auf seine Forderung und blieb mit seinen Reutern, auf Kosten der Stadt, hier liegen.
[In diesem Juli benachrichtigte Lodron Melchior von Hatzfeldt von einer Lieferung von Pulver nach Würzburg.[447]]
E. Rath schickte nun am 1. Jul. einen Bothen zum Zaradecky, um von ihm Hülfe und Abwendung zu erhalten; welches dem Hofcommißär sehr verdroß, weil dieß hinter seinem Wissen geschehen war.
Indessen kam wieder ein Schreiben von Zaradecky, welcher sehr beweglich schrieb: Die Stadt sollte noch ein Uebriges thun, weil der Hofstab Noth litte. Der Rath bewilligte hierauf 50 Eymer Wein.
Der von der Stadt abgeschickte Bote wurde am 4. Jul. von den Schweden gefangen, der Brief an Zaradecky ihm abgenommen und er wieder entlassen, und so kam er am 10 Jul. ohne Verrichtung hieher. Man mußte also in die Forderung des Hofcommißärs willigen. […]
Von dem Erzherzoge kam den 11. Jul. ein Schreiben an den Rath, daß er den Magazin-Zehent[448] liefern sollte. Oberst Königseck hatte scharfen Befehl, denselben einzutreiben.
Die Stadt lieferte den 14. Jul., weil der Commandant so stark in sie drang, für den Hofstab des Erzherzogs 70 Eymer Wein nach Hammelburg, von da er weiter geführt wurde.
Auf Begehren des Commandanten Lodrons mußte der Scharfrichter[449] am 22. Jul. die Hunde, die durch ihr Bellen zur Nachzeit ihn in seiner Ruhe störten, todtschlagen.
Zaradecky schickte den 25. Jul. wieder ein Schreiben an den Rath, in welchem er meldete: an den jüngst begehrten 100 Eymern Wein sey ein Rückstand geblieben, er bäte daher, denselben zu ergänzen; obgleich der lezthin geschickte noch nicht angekommen wäre. Die Stadt lieferte daher wieder etwas Wein.
Die Hessen[450] nahmen 60 mit Proviant beladene Wägen, die von Lauterbach[451] in dass Kaiserliche Lager fahren wollten, weg, darunter war auch der von der Stadt den 14. Jul. nach Hammelburg[452] geschickte Wein“.[453]
„Zaradecky, der Generalauditor[454] Graß,[455] der Commißär Daler und der Oberste Ramßdorf[456] kamen am 22. d. mit etlichen 100 Pferden hier an. Die Pferde nach Obbach,[457] Euerbach und Niederwerweren[458] gelegt. Zaradecky forderte am folgenden Tage von der Stadt., doch um die Bezahlung, eine große Menge Sättel, Räder, Schienen, Hufeisen und Hufnägel“.[459]
„Den 5. September [1646; BW] hat der Keiserliche General-Commissarius Wentzel Franciscus Zaradek Ordre ertheilet, vermöge welcher 150 Mann zu Fuß, von 1000 Mann Latronischen Volcks in Schweinfurt, ohne die prima plana[460] samt 30 Kranken, den beiden Ämtern Königsberg und Heldburg[461] zu unterhalten assignirt[462] worden. Und über dies sind auch auf 2 Königseckische Compagnien zu Pferd so in Schweinfurt logiret, assignationes gemacht worden. Worauf auf gepflogene Handlung zu Rügheim,[463] die beiden Ämter 150 Thaler auf Abschlag und zwar auf den Monat September, dem Latronischen Hauptmann Georg Khenitzen den 1. October ausgezahlet, an welcher post Königsberg einsweilen 75 Thaler zahlen sollen, biß künftig eine gleiche Austheilung gemacht und das übrige abgezogen werde. Aber Graff Latron hat diesen nicht annehmen wollen, sondern 320 Thaler an Geld, 30 Malter Frucht und viel Viehe gefordert oder 550 Thaler Monatlich von beeden Ämtern haben wollen. Weil man nun solche große Summe zu geben verweigert, ist im October die Execution angangen, und 55 stück Vieh genommen worden“.[464]
Am 29.8./8.9.1646 war der kranke Fernemont[465] in Schweinfurt eingetroffen: „Beyde Armeen hatten viele Kranken bey sich, worunter auch der General-Feldzeugmeister[466] Baron de Fernemont war, welchem der Rath ein gutes Quartier gab und ihm etliche Mal Wein, Fische und Haber verehrte. Er reiste den 17. Sept. mit dem größten Danke ab.
Der Generalauditeur Graß blieb hier und ließ bey E. Rath anfragen: Ob Madenhausen[467] von der Stadt nicht verkauft würde ? Hatzfeld habe Lust darzu, er wolle das nämliche Geld dafür geben, um welches es die Stadt gekauft hätte. Ferner, ob der Hof zu Waigoldshausen[468] nicht feil wäre ? dazu sey er ein Liebhaber. Endlich brachte er eine Götzische[469] Obligation hervor, die er an sich gehandelt hatte, und wollte die Bezahlung dafür haben. Wegen des lezten Punctes ließ sich die Stadt gar nicht ein, weil die abgedrungene Obligation cassirt worden war, (s. 27. Sept. 1637) wegen der zwey ersten Puncte, hieß es, wolle man sich darüber berathschlagen.
Die Königseckischen, die mit dem Erzherzoge fortmarschirt waren, kamen wieder zurück, weil sie aber keine Ordre aufzuweisen hatten, dass sie hier einquartiert werden sollten, nahm man sie nicht in die Stadt; aber sie quartierten sich selbst ein, und zwar in die Häuser der Rathsherren. Am 31. d. wiesen sie eine Ordre von Zaradecky vor und nun bekamen sie Quartier.
[Im September war Leopold Wilhelm in Geldersheim eingetroffen, so Lodron an Melchior von Hatzfeld[470]; BW]
Der Erzherzog schickte den 7. Sept. ein Schreiben an den Rath, worin er die Stadt von der Verpflegung der Völker und den Stabsgeldern, außer dem Commandanten Gelde, befreyte und Lodron und die Königseckischen an die Sächsischen Fürsten gewiesen wurden.
Der Bischof von Würzburg erklärte sich jetzt neutral; nun mußte er viel Getreide nach Dinkelsbühl an die Schweden liefern“.[471]
Unter 1646 wird aus Coburg[472] berichtet: „Den 22. Sept. nahm ein kaiserl. Streifkommando von 100 Mann zu Pferd die fürstliche Schäferei nebst einigen Pferden, Vieh, auch der Leute Mobilien, über 1000 fl. an Werth, aus dem Dorfe Walbur[473] unter dem Vorwand hinweg, solches so lange zu behalten, bis man mit dem Grafen Lodron zu Schweinfurt wegen der dahin zu liefernden Contribution eine Uebereinkunft getroffen hätte. Damit man nun künftig dergleichen Gewaltthätigkeiten entübrigt seyn möchte, so wurden dem Commandanten Lodron zu Schweinfurt monatlich 500 Thaler erlegt“.[474]
„Unsere Reuter, die vorher oft ausgeritten waren, und viel Vieh aus den Sächsischen Ländern mitbrachten; weil die Sächsischen Fürsten sich weigerten, ihnen die Verpflegung zu geben, ritten am 13. Dec. wieder aus, und brachten 140 Schaafe und 18 Stück Rindvieh mit, die sie den Hammelburgern vor ihrer Stadt genommen hatten.
Lodron verlangte den 24. d. von dem Rathe für seine Pferde raues und glattes Futter, wobey er äußerte, wenn man es ihm abschlüge, wollte er selbst aus den Scheunen holen. Um nun andere Ungelegenheiten zu verhüten, verwilligte ihm der Rath monatlich 2 Fuhren Heu und 2 Malter Haber“.[475]
Aus Königsberg[476] wird berichtet: „Den 23. October [1646; BW] ist der Königseckische Obristwachtmeister[477] Westphal[478] in Unfind[479] eingefallen, hat das Vieh genommen und auf 65 Gulden Schaden gethan. Über diese Ungeleichheit und ungerechte Proceduren haben sich die Sächsischen Fürsten bey dem Ertzherzogen [Leopold] beschweret, worauf der Ertzherzog an den Latron Befehl ergehen lassen, in Schweinfurt eine Conferenz zu halten und eine Gleichheit zu treffen.
Endlich hat Herzog Ernst[480] Monatlich 300 Thaler wegen beider Ämter zu geben bewilliget. Worauf biß zu Ausgang des Monats Februar 1647 Graff Ladron 1500 Reichsthaler empfangen, woran Königsberg das Amt 271 Gulden und die Stadt 85 Gulden auf die halbe Ladronische Compagnie vom 27. August biß 1. October geben und über dieses die Stadt 79 Gulden an Zehrung und Bottenlohn auf anderweitige Ladronische Anweisung, von dem 27. September 1646 biß in Marty 1647 gezahlet“.[481]
Im Oktober 1646 meldete Lodron Melchior von Hatzfeldt die Besetzung des hessen-darmstädtischen Schlosses Romrod[482] und Alsfelds[483] durch hessen-kasselische Truppen[484] am 5.10.[485] Im November dieses Jahres teilte er Hatzfeldt die Eroberung von Herbstein[486] und Besetzung von Fulda[487] durch Lewenhaupt[488] mit, indem er die unmittelbare Gefahr für Schweinfurt hervor hob.[489] Im Dezember berichtete er ihm vom Marsch schwedischer Einheiten über Coburg an die Donau.[490]
„Unsere Reuter machten am 11. Jan. [1647; BW] Nachts um 10 Uhr wieder einen Streifzug und kamen nach Mitternacht in das Dorf Rügheim, plünderten es aus, kamen am folgenden Tag wieder hieher und brachten 35 Stück Rindvieh, Kälber, Schweine und allerhand Federvieh, auch Korn, Mehl u. s. w. mit, sie hatten selbst die Betten aufgeschnitten und die Federn ausgeschüttelt. – Nun stand aber Rügheim nicht unter Sachsen allein, sondern es waren siebenerley Herrschaften da. Deßwegen kam Veit Ulrich Truchses von Wetzhausen den 14. hieher und beklagte sich wegen seiner misshandelten Unterthanen daselbst beym Lodron, auch die andern Ganerben[491] thaten dieß. Aber ! – “[492] „1647 den 12. Januar ist Rügheim durch die Ladronischen Soldaten geplündert und der Schaden auf 600 Reichsthaler geschätzet worden“.[493]
Am 29.1.1647 hatte Lodron seinen Schwager Matthias Gallas informiert: Laut Bericht des Würzburger Gesandten [Vorburg; BW] sei Lewenhaupt mit 600 Reitern am Vortag bei Meiningen[494] zu Obrist Christoph von Kannenberg[495] gestoßen, habe jedoch Infanterie und Artillerie wieder zurück nach Erfurt[496] und Leipzig[497] kommandiert. Angeblich wolle er sich im Ringgau[498] mit den französischen Streitkräften verbinden, während andere Nachrichten besagten, dass er an die Saale ziehen wolle. Der Würzburger Gesandte habe ihm versichert, dass Lewenhaupt nicht mehr als 600 und Kannenberg 400-500 Reiter bei sich hätten.[499]
„Der Commandant Lodron beorderte den Commißär Heimbeck, zur Armee zu gehen, und die Verpflegung seines Regiments auszumitteln.
Graf Lodron, der mit dem Generalauditeur Graß den 15. Februar zur Armee sich begeben hatte, kam den 4. März wieder hier an. Weil er nun daselbst nicht allein von der Stadt manche Unwahrheiten ausgesprengt, sondern auch die Gefahr wegen der Nähe des Feindes groß gemacht hatte, erhielt er vom General Holzapfel,[500] auf inständiges Bitten, Befehl, das Königseckische und Nassauische[501] Regiment, auch die Garnierischen[502] Truppen und Freyreuter[503] in die Stadt zu nehmen, doch so, daß ihnen die Bürgerschaft nichts als das Servis geben sollte; die Verpflegung müssten ihnen die Sächsischen Fürsten, die Bischöfe zu Bamberg und Würzburg, die Grafen zu Castell, die Reichsstadt Rothenburg[504] und die Fränkische Ritterschaft geben.
Lodron hatte diesen Soldaten gute Quartiere versprochen und sie zu überreden gesucht: Die Schweinfurter hätten wollen rebellisch werden, deßwegen würden sie dahin gelegt. Das Königseckische Regiment, welches mit Lodron gekommen war, blieb indessen zu Ober- und Unter-Euerheim und Puselsheim[505] bis zum 6. März liegen, da es, ungefähr 340 Pferde stark, den Troß nicht mitgerechnet, hier einrückte, auch zogen den 11. d. die Garnierischen in die Stadt.
Diese nun, so wie die vorigen, wurden, nach dem Befehle Holzapfels, ohne Verpflegung einquartiert; die Offiziere aber
meynten, sie sollten mit Hausmannskost[506] fürlieb nehmen. Sie wollten aber nicht allein dieses nicht thun, sondern soffen manchem Bürger des Tages 18, 30, 40 Maaß, ja einen ganzen Eymer Getränke aus, hielten Gastungen auf der Bürger Unkosten; sie wurden verstellter Weise mit einander uneins und vertrugen sich hernach bey des Bürgers Wein wieder, tractierten ihre Hauswirthe schlecht, schlugen sie, jagten sie aus dem Hause, schmissen ihnen die Fenster ein, wollten die Weiber schänden und trieben solche Dinge, von welchen man vorher noch gar nichts gehört hatte.
Da die Stadt mit Pferden angefüllt war, mußten die Bürger ihr Vieh aus den Ställen thun, damit die Soldaten ihre Pferde hineinstellen konnten, ja sie stellten sogar ihre Pferde in die Haus-Aehren,[507] auch in die Wohnstuben.
Ob nun gleich E. Rath Korn zur Fürterung hergab, so reichte es doch nicht zu, weil viele gemeine Reuter nicht 1, sondern 3 auf 4 Pferde hatten, und doch nur für 1 Pferd Futter bekamen, daher die Bürger für die andern Pferde Futter schaffen mußten, oder sie nahmen es selbst.
Gegen alle diese Gewaltthätigkeiten konnte die Stadt an keinem Orte Hülfe erlangen. Kurz, die Bedrückung, der Jammer und das Elend der Bürger war so groß, daß sich ihre traurige Lage nicht mit Worten beschreiben läßt“.[508]
„Der Erzherzog Leopold Wilhelm, der das Commando über die Kaiserliche Armee niederglegt hatte, kam auf seiner Dahinreise am 14. März Abends nach Gerolzhofen.[509] Deßwegen ritten den 15. in aller Frühe 400 von den hiesigen Reutern mit dem Grafen Lodron hinüber, um ihn auf seiner Reise zu begleiten. Lodron kam am folgenden Tage mit etlichen Reutern zurück, die übrigen zogen mit dem Erzherzoge fort.
Lodron ließ den 17. März auf das Rathhaus sagen: Er habe Nachricht erhalten, daß die Schweden nach Franken marschirten und Schweinfurt belagern würden. Das Nämliche hörte man auch von andern Orten her.
Der Bischof zu Würzburg schrieb an Lodron: ‚Er müße den Schweden alle Städte und Dörfer, nur Würzburg und Königshofen ausgenommen, eingeben’. Nun schickten Lodron seine Gemahlin, Oberstlieutenant Grichton seine Frau, die General Trauditsch ihre Tochter und mit diesen die Offiziere ihre beßten Sachen nach Königshofen.
Auf Begehren Lodrons wurde den 19. März sowohl der Bürger, als der Fremden Getreide inventirt und man fand im ersten Viertel am fremden und hiesigen Getreide allerhand Gattung: 2969 ½ Mltr., hiesiges Vieh 129, fremdes 63 Stück; im zweyten Viertel an allerlei hiesigem und fremden Getreide 3144 ½ Mltr. 13 Pferde, 57 Ochsen, 195 Kühe, 19 jährige Kälber; im dritten Viertel allerley Getreide 858 Mltr., an Rindvieh 92 Stück; im vierten Viertel an allerley Getreide 989 ¼ Mltr., an Vieh 194 Stück. Zusammen also 7961 ¼ Mltr.
Den Landleuthen im Bisthume Würzburg wurde angesagt, dass wegen Annäherung der Schweden mit der Saat möglichst eilen sollten, deßwegen sie auch am Sonntage säeten.
In hiesiger Stadt lagen jetzt 1377 Soldaten, die den Dienst thun konnten, 1630 Pferde, 13 Marketender,[510] 492 Weibspersonen und Kinder, 489 Knechte und Jungen“.[511]
Die Forderungen Lodrons auch an Herzog Ernst von Sachsen-Gotha waren inzwischen weitergegangen. „Dem Generalwachtmeister Grafen Lodron, welcher das Kommando über die kaiserlichen Truppen zu Schweinfurt übernahm, wurde zwar vom Herzoge Ernst zu Anfange des Jahres 1647 ein Beitrag auf sechs Monate verwilligt und 2000 Thaler gegen ohne das, was schon im Jahre vorher geschehen war. Aber das hinderte Lodron nicht, das Land zu plündern und die Einwohner zu bedrohen. Ein Schreiben Herzog Ernst’s an den Generallieutenant Graf Gallas, welcher mit seinem Dragonerregimente zu Hof[512] sich einquartiert und aus dem gothaischen Lande einen Beitrag begehrt hatte, war umsonst (Gotha, 13. Februar 1647). Ebenso vergeblich war eine besondere Gesandtschaft an den Kurfürsten von Sachsen als sächsischen Kreisobersten, welche diesen um Verwendung bat, beim Kaiser wegen der von den Heerführern geschehenen ‚eigenmächtigen Assignationen, fast schimpflichen Eingriffe und hochgefährlichen Vermischung der Kreise, dem Herkommen ganz zuwider, auch aus allen Umständen gleichsam mit Händen zu greifen, daß man alle Last auf die evangelischen Stände legen und dagegen die katholischen benachbarten Stände befreien wolle’.
Endlich wurde auch Heinrich von Miltitz auf Gutmannshausen an den Commandanten Lodron in Schweinfurt gesendet mit dem Auftrage,[513] eine monatliche Contribution von 200 Rth. anzubieten“.[514]
„Der Oberste Donnöpp[515] kam herein, sein Regiment machte zu Geltersheim Quartier.
Weil den 29. März bey Nacht 5 Schwedischen Jungen mit 6 Pferden gefangen hier eingebracht wurden, welche aussagten: Ihre Völker gingen zu Kitzingen über den Main und auf Schweinfurt los, sie würden sich auch morgen gar nahe um Schweinfurt sehen laßen, brachen die Donnöppischen zu Geltersheim auf und marschirten nach Mainberg und Schonungen“.[516]
„Um Mitternacht kam ein Schwedischer Rittmeister mit 29 Pferden vor Gerolzhofen und verlangte einen Bothen, der ihm den Weg nach Schweinfurt zeigen sollte. Der Rittmeister recognoscirte bis an die hiesige Brücke, hierauf ritte er mit seinen Leuten wieder zurück.
Nachdem der Bischof zu Würzburg gemerkt hatte, daß es Schweinfurt gelten würde, schickte er ein Schreiben an den Kaiser, und beschrieb ihm die Beschaffenheit des Orts, mit dem Anhange, daß viel zu wenig Fußvolk darin läge und kaum die Wachen besezt werden könnten. Diesen Brief schickte der Kaiser dem General Gallas nach Budweis.[517] Gallas übermachte nun dem Grafen Lodron durch Wechsel 3000 fl. nach Schweinfurt, Munition dafür zu kaufen; (denn daran war auch Mangel) allein der Bothe konnte nicht mehr herein kommen, weil die Schwedische Reuterei schon vor der Stadt war.
Mittags den 30. März zeigte der Thürmer viele Reuter an, deßwegen gab man mit 3 Kanonen-Schüßen Losung aus der Stadt.
Man sahe nun vom Spitalholze an bis an Rheinfeld nichts als Reuter, nämlich 31 Standarten, die 6 Regimenter ausmachten, als: Reichwald,[518] Jordan,[519] Kettler,[520] Arnheim,[521] Hundoltshausen[522] und Oberstlieutenant Wrangel,[523] alle diese commandirte der Oberste Reichwald. Auch zu Geltersheim waren viele Schwedische Truppen angekommen, man sagte, auch 6 Regimenter, welche daselbst ein Lager geschlagen hatten. Die Schweden jenseits des Maines hatten eine Schildwache bey der äußern Mainbrücke stehen: dießeits bey der Hilpersdorfer Kirche.
Die in Mainberg[524] und Schonungen[525] einquartierten Donnöppischen mußten eilig herein und wurden in die große Schanze vor dem Brückenthore gelegt.
Die Schwedischen Partheien hielten so lange still, bis alle ihre Bagage in Rheinfeld angekommen war, dann rückten sie auch nach. Den Proviant erhielten sie von den nahe gelegenen Würzburgischen Dörfern. Die Reinfelder wurden den 1. April mit ihren noch übrig behaltenen Sachen nach Volkach[526] begleitet.
Die Nassauischen kamen von der Schanze in die Stadt und wurden einquartiert und die Donnöppischen marschirten Nachts ab zur Armee.
Aber die Unberittenen von beyden Regimentern, 280 Mann stark, und der Troß, weil sie den Reutern nicht folgen konnten, begaben sich nach Euerbach in das Schloß, wurden aber von den Schwedischen umringt und alle gefangen genommen“.[527]
Nach nur neun Tagen übergab Lodron die ansonsten starken Bastionen und die Stadt. Die Übergabe erfolgte am 24.4.1647. Auch Ferdinand III. wies in seinem Schreiben an die Reichsstadt auf „die vheige umbständt, so bei gedachter ubergab obbemelter unserer des heil. Reichs statt Schweinfurt“ vom 18.1.1648 hin.[528]
„Einige Kinder, die am 8. Apr. von ersterem Orte [Grafenrheinfeld; BW] mit anderen Gegenständen zu Wasser fortgebracht werden sollten, und von den Eltern, da auf sie geschossen wurde, allein gelassen worden, mussten, da sie den Schelch nicht zu lenken wussten, jämmerlich ertrinken. Aus dem Dorfe waren über 1000 Stück Vieh weggenommen worden. Am 9. entspannen sich auf den Wiesen jenseits des Mains die ersten Scharmützel mit dem Feinde. […] „Am 10. des Mittags erschien der Feind in großer Anzahl bei Sennfeld, um Fuhrwerke, die in dem Wehr bei Sennfeld Dornen zur Einflechtung in die Pallisaden holen sollten, von der Stadt abzuschneiden, so daß sich die kaiserlichen Truppen ganz nahe an der Stadt halten mußten, ja die Schweden drangen auf einmal so nahe auf den vor der äußeren Brücke haltenden Commandanten ein, daß derselbe die Mousquetiers zur Hülfe herbeirief, die Soldaten in der Stadt sich sammelten, und auch die Bürgerschaft ins Gewehr trat. Doch trieb das aus der Stadt auf den Feind gerichtete Geschütz denselben bald wieder ab. Unterdessen verschmähten die Truppen der Garnison die ihnen gereichten Fleischportionen, tauschten ihre Quartiere nach Belieben und verübten allerhand Excesse. Ein Kind, Alexander Ehrenfrieds, eines Metzgers, wurde gebunden und geschlagen, bis die armen Leute ihrem Willen gemäß Wein vorsetzten. Der übermäßigen Beschwerden müde, baten die Bewohner der Stadt, ihnen die Thore zu öffnen, um die Stadt verlassen zu können, und versprachen weder zu dem Feinde, noch wieder in die Stadt zurückzugehen. Nachdem am 15. der schwedische General-Feldmarschall von Kitzingen, wo er seit dem 10. gerastet, zu Schwanfeld angekommen, sah man Dienstags den 16. April des Morgens 7 Uhr das schwedische Fußvolk mit weißen, gelben, rothen und blauen Fähnchen von Bergrheinfeld[529] heranziehen, und hörte die Trommeln bis in die Stadt schallen. Das schwedische Fußvolk zog nach der Hilpersdorfer Kirche, und schlug von da bis nach Niederwerrn[530] hin, wo das Hauptquartier war, ein Lager. Die Artillerie lag zu Euerbach, wo alle Häuser, bis auf 2 abgedeckt wurden, um aus den Latten spanische Reuter[531] zu machen, die sie an die Kanonen setzten. Die Pferde ließen sie nahe an der Stadt in den Saamen gehen, die Soldatenfrauen grasten denselben dicht an der Stadt ab. In der Stadt fing man jetzt an, sich eifrig zur Gegenwehr zu rüsten, doch befahl der Commandant dem Abfeuern des Geschützes Einhalt zu thun, da nicht über 40 Centner Pulver in der Stadt waren. Auch wurde das Anschlagen der Glocken und Blasen von Thurme wieder abgestellt. Den Reitrern wurden ihre Posten an der Mauer angewiesen. Jedes Haus war voll Soldaten und Soldatenweibern, in manchem Hause des Bürgers Weib und Kind krank, und doch sollten die Bürger an den äußersten und gefährlichsten Werke und Wachten gestellt werden, und von der Stadt abgeschlossen, die Ihrigen hülflos und dem Raube preißgegeben lassen, im Falle der Weigerung aber als Rebellen erklärt, und, wie der Commandant drohte, von den Reitern niedergeschossen werden. Derselbe erklärte am 16. des Abends 5 Uhr auf dem Rathhause, sich, da, wie er Nachricht habe, der Feind nicht über 7 Brigaden[532] zu Fuß zähle, vertheidigen zu wollen, wobei er erwarte, daß man dem Kaiser bis aufs Blut getreu seyn und bleiben werde. Zu besserer Vertheidigung wolle er die Häuser und Scheunen an der Mauer abbrechen lassen und sich verbauen. Doch auf die Bitte des Rathes ging er von diesem ersteren Vorsatze wieder ab, und überließ wegen des Feuers die Disposition dem Rathe. Die Außenwerke, gab er zu verstehen, halte er für verloren.
Gleich nach ihrer Ankunft hatten die Schweden beim Galgen die erste Schanze errichtet, und auf die große Schanze zu schießen angefangen. In der Nacht fügten sie zwei Batterien[533] bei der dreieckigen Ruhe und der Kühruhe an. Am 17. Morgens 7 Uhr begann ein ernstliches Schießen in die Stadt, wobei eine Kugel durch den Chor der Pfarrkirche drang, und dem auf dem Altare stehenden geschnitzten Bilde des H. Mauritius die Hand mit der Fahne wegschlug. Die übrigen meist 25pfündigen Kugeln[534] gingen in die Kirche und oben durch die um die Kirche befindlichen Häuser. Eine davon, die den Kirchthurm getroffen, prallte ab, fiel in das Haus des ehemaligen schwedischen Kanzlers D. Friedrich Faber[535] in der oberen Gasse, lief in demselben die Kellertreppe hinab, und riß die älteste Tochter D. Faber’s ( die nachher einen schwedischen Capitän[536] Andres Kalm, einen Schweden vom Lindischen[537] Regiment heirathete, und am 22. Julius 1647 hier ihre Hochzeit mit ihm feierte,) mit hinunter, so daß sie einen Arm brach, und sonst übel fiel. – Einem Bürger, Hans Holzapfel, schoß auf dem Sammetthurm eine Stückkugel den linken Schenkel ab, so daß er wenige Stunden darauf starb.
Da die Garnisonstruppen aus dem hinter dem Hause ‚des Henkers’ befindlichen Thurme mit Doppelhacken[538] Feuer hinausgaben, so richtete der Feind ein heftiges Feuer auf denselben, daß er unbrauchbar wurde, wobei die abprallenden Kugeln meist in die Häuser der Spitalgasse fielen, und dieselben durchlöcherten.
Jetzt flüchteten sich viele Bürgerfrauen, um gegen die feindlichen Kugeln gesichert zu seyn, mit ihren Kindern unter das Rathhaus und in den Rathskeller, andere in andere bürgerliche Keller. Und wie nach der Zerstörung der Stadt im J. 1555 die Sacristei zu den Berathungen über das bürgerliche Wohl diente, so jetzt umgekehrt das Rathhaus zur Feier des Gottesdienstes. Unter dem Rathhause wurden die Betstunden gehalten und gepredigt. – Während der Nacht warf der Feind in den Sperkenweingärten,[539] beim Siechhause und auf dem Sande neue Batterien auf. Von letzteren machten sie einen Laufgraben bis an den Bach herab.
Am 18. mußte in Folge heftigen Feuerns auf die kalte Herberge, die dort eingefallene, nur mit Pallisaden verwahrte Mauer und den Thurm das dort stehende Geschütz abgeführt werden. Auch die in der großen Schanze vor dem Oberthore befindlichen Stücke wurden bis auf 2, ab- und inwendig vor das Thor geführt. An der kalten Herberge wurde einem Schneidersjungen aus Niederwerrn der Kopf halb weggeschossen. Des Nachmittags 4 Uhr erschien ein Trompeter[540] vor dem Spitalthore, um einen Accord[541] anzubieten, den aber der Commissarius Heimbeck alsbald vor dem Thore wieder abfertigte. Unterdessen suchten die Belagerten sich mit Holz, Thüren, Scheunenthoren u. s. w. zu verbauen, wobei sie Bauern und Mägde zur Arbeit zwangen, die dann Tag und Nacht, ohne abgelöst zu werden, in der Frohne bleiben mußten. Ein Königseckischer Lieutenant wurde wegen einer dabei verübten Schändung[542] zur Haft gebracht, kam aber bei Uebergabe der Stadt mit weg. Zwei neue Batterien, die sie während der Nacht auf einem Garten vor dem Oberthore und zwischen den Sperkenweingärten und der beim Siechhause errichteten, brachten die Schweden abermals näher an die Stadt.
Am 19. fielen Granaten in der Gegend des neuen Brückenthores, auf die Halle des in das Läuthäus führenden Thürchens an der Kirche zu St. Johannis und in ein Haus am Oberthore. Da bei diesem Bombardement einige Bürger ihre Posten verließen, so bedrohte der Commandant die Bürger mit Anzündung der Stadt an 4 Orten und Verfolgung mit dem Schwerte. Auch schmähten die Soldaten, ‚daraus, daß der Feind nicht stärker in die Stadt spiele, müsse man merken, daß es die Bürger mit demselben hielten’. An diesem Tage geschahen 102, des Nachts 26 Stückschüsse in die Stadt. Am 20. vermehrte sich das feindliche Feuer, so daß das Thurm bei der eingefallenen Mauer unbrauchbar wurde. Aus dem Thurme des Henkers hingen die Soldaten eine Gans, einen Strohkranz[543] und einen grünen Busch aus. Von 10 Granaten fiel eine in ein Häuschen im Graben, das sie ganz zerschmetterte. Andere in diesen Tagen in die Stadt geworfene Granaten fielen in die Wolfsgasse, hinter den Zehnthof, in ein Haus in der Spitalgasse, in das Gasthaus zur Krähe, in Häuser in der Judengasse, am Rossmarkte, am Zeughause und auf dem Fischerrain. Auch viele Steine wurden in die Stadt geworfen, unter anderen ein Gewichtstein von einer Dorfuhr, 97 Pfd. schwer, ein andermal ein halbes Schwein. Des Nachts erreichte der Feind mit den Laufgräben die kalte Herberge, und warf vor der äußeren Brücke eine kleine Schanze auf.
Sonntags den 21. April Abends um 6 Uhr machte die ganze Reiterei einen Ausfall auf diese noch unausgebaute, mit einem Kapitän, einem Lieutenant und 21 Dragonern besetzte kleine Schanze, wobei der Kapitän, Hanß Peter, ein Schwede, der sich zuletzt nur mit einer Schaufel noch wehrte, der Lieutenant und die meisten Soldaten niedergemacht, die übrigen, unter ihnen ein Oberst, Per Anderson[544] gefangen eingebracht wurden. Schwedische Verstärkungen vom Spitalholz herkommend, trieben jedoch die Reiterei bald wieder in die Stadt zurück. Während des Tumults feuerte das schwedische Geschütz aus allen Batterien, besonders aus den auf dem Sande und beim Siechhause[545] heftig auf die ausgefallene Reiterei. Die Kaiserlichen verloren bei diesem Ausfalle 40 Mann, die Schweden das Doppelte. Während der Nacht errichteten die Schweden zwei neue Schanzen vor dem Oberthore und in der Nähe der kalten Herberge.
Montags den 22. Apr. schlugen sie unter der Petersstirne eine Schiffbrücke, an der sie jenseits eine kleine Schanze errichteten, und bei dem Brückchen über den Höllenbach verlegten sie die Strasse mit gefällten Bäumen, und einem Schlagbaum, indem sie besorgten, die Reiterei möchte des Nachts entwischen. An eben diesem Tage schlugen sie auch unterhalb Oberndorfs eine Brücke über den Main. Des Nachts machte der Feind Lärm bei der kalten Herberge, während dessen 300 Mann unter dem Feldmarschall Wrangel selbst die vor dem Brückenthore, der Mainmühle gegenüber befindliche, große Schanze überfielen, bei der gegen die äußere Brücke gerichteten Ecke in dieselbe eindrangen, und die Kaiserlichen in die innere, kleine Schanze zurücktrieben, bis sie von den in der Brückengasse abgestiegenen Reitern mit Verlust von 16 Mann, die nachher daselbst begraben wurden, wieder hinausgedrängt wurden. Auf Seite der Garnison waren dabei zwei Obristwachtmeister, Ludolf Ludwig und Johann Stolzinger, ein Kapitänlieutenant und 3 Mousquetiere geblieben.
Am 23. mußten die Belagerten die zwischen dem Spital- und Oberthore befindlichen Werke verlassen. Gegen Abend gab der Feind unaufhörlich Feuer auf den Oberthorthurm, daß er von oben an bis an das Fallgitter durchlöchert wurde, und die herabfallenden Steine 2 Reiter verletzten, und drei andere Personen, einen Soldaten, einen Bürger und einen fremden Fuhrmann verletzten, woran letzterer nach einigen Tagen starb. Während der Nacht kamen die Belagerer in die verlassene kalte Herberge und bauten vor der äußeren Mainbrücke abermals eine kleine Schanze näher nach der Brücke zu. In das Verlangen, bei dem Feinde die Neutralität nachzusuchen, welches der Commandant jetzt an den Magistrat stellte, glaubte dieser nicht eingehen zu dürfen; auch würde es jetzt zu spät gewesen seyn.
Am 24. des Morgens wurden die Bürger mit Gewehr, Morgenstern[546] und Schlachtschwert[547] von den beiden großen Werken vor dem Oberthore ab und in die Stadt geführt. Gegen 9 Uhr fiel eine feindliche Granate in die neuerbaute Spitalscheuer auf Stroh und Holz, so daß dieselbe alsbald in Brand gerieth. Als der Feind dies wahrnahm, schoß er aufs heftigste nach dem Feuer. Die Bürger aber bewiesen im Löschen den größten Eifer, um dem Weiterumsichgreifen des Feuers Einhalt zu thun, besonders da auch der Wind nach dieser Richtung ging. Während dieses Feuers, sagt Bausch,[548] kam ein alter Oberst, W. A. v. St. z. E., der sich zu dieser Zeit mit seinen Kindern hier aufhielt, und ‚ging ich mit ihm. Der stund gegen dem Feuer, sahe es an, und murmelte mitt dem mund ettwas darzu, versicherte mich auch, daß der Brand nunmehr nicht weitter kommen würde, wie es dann nicht ferner umb sich gegriffen’.
Wie man nachher vernahm, hatte Wrangel[549] befohlen, in das Schloß, wie er das Spital nannte, Feuer zu werfen. Da es am Ende der Stadt sei, so werde es keinen erheblichen Schaden thun, und doch einen großen einen großen Schrecken verursachen; worauf sich ein Constabel,[550] Hanß Michel Fischer, aus Nürnberg, (der nachher vor Eger[551] beim Laden eines Mörsers,[552] in welchem Feuer zurück geblieben war, von der Kugel in die Luft gejagt, auf eine beklagenswerthe Weise umkam), vermessen, den Ort in drei Schüsse anzuzünden. In der That fiel die erste Kugel in alte Ställe im Spitale und zündete dieselben an, die zweite, wie oben gesagt, in das Stroh der neuen Scheuer.
Unterdessen schickte der Commandant einen Trommler auf die Mauer. Auf die Frage des Generalmajors[553] Duglas[554] nach seinem Begehren, antwortete der gleichfalls selbst an der Mauer stehende Lodron, man möge einige Offiziere in die Stadt schicken, er wolle dagegen zwei hinausschicken und verhandeln. Duglas erwiederte, er habe schon Offiziere in der Stadt (er meinte den Oberst Per Anderson[555]), den Lodronischen Offizieren solle alle Ehre erzeigt werden, die gemeinen Knechte aber müßten sich unterstellen.Lodron wollte sich dazu nicht verstehen. Doch wurde unterdessen auf beiden Seiten das Schießen ausgesetzt. Bald darauf kam ein Trompeter, vom Generalfeldmarschall Wrangel gesendet, in die kalte Herberge, und brachte die Alternative, entweder auf das von Duglas gemachte Anerbieten einzugehen, oder zu erwarten, daß die Schweden noch desselben Tages in der Stadt seyen. Ihm ließ der Commandant durch Rittmeister[556] Beck[557] die Rückantwort geben, man wolle sich wehren, worauf das Schießen und Feuereinwerfen von Neuem begann. Einem Reiter, der hinter dem Hirtenthurme auf dem Boden saß und aß, schoß eine abgeprallte Kugel beide Füße und die Hand, die er auf einem Fuße liegen hatte, ab, woran er nach wenigen Stunden starb. Am Abend des 24. Apr. wurde der Königseckische Oberstlieutenant Capell[558] zu dem Feinde hinausgesendet, um mit demselben wegen Uebergabe der Stadt zu verhandeln, Capell konnte jedoch keinen anderen Accord erlangen als, auf Discretion[559] abzuziehen. Die Reiter waren damit übel zufrieden, schalten auf den Commandanten, und vergaßen, besonders beim Abzuge, selbst in seiner Gegenwart des ihm schuldigen Respekts.
Während der ganzen Belagerung waren 1703 Geschützschüsse und 68 Steinwürfe in die Stadt geschehen. Bedeutender als der Verlust, den die Belagerer erlitten, war der der Belagerer; er mochte an Gebliebenen und Verwundeten an 400 betragen. Auch um die Hilpersdorfer Kirche hatten die Schweden Viele der Ihrigen begraben.
Am Morgen des 25. Apr. wurden die Thore und Posten von schwedischen Posten von schwedischen Soldaten besetzt, und das Regiment des Oberst Christoph von Steinecker[560] zog mit 12 Fahnen durch das Spitalthor in die Stadt ein. Wrangel umritt die Stadt, und besichtigte genau alle Posten, wobei er seinen Unwillen zu erkennen gab, daß die Bürger der Garnison in der Gegenwehr Hilfe geleistet. Gegen Mittag zog der Commandant Graf Lodron, (dessen Schwager Graf Gallas an eben diesem Tage zu Wien starb,) mit den Offizieren und Soldaten aus. Vor dem Brückenthore mußten die Königseckischen Reiter ihre 8 Cornets[561] und eine Heerpauke, das Lodronische Regiment eine Fahne[562] abgeben. Lodron wurde mit dem Grafen von Altheim[563] und den Offizieren nach Eger geleitet. Die Uebrigen mußten sich unterstellen, und wurden unter die Regimenter vertheilt. Nachher begab sich Lodron nach Nürnberg, wohin er auch von Königshofen seine Gemahlin abholen ließ. Viele seiner ehemaligen Soldaten desertirten,[564] und sammelten sich dort wieder um ihn. Der Oberstlieutenant Crichton ging nach Schernau,[565] indem er eine Adeliche von Künßberg geheirathet, mit der er im J. 1645 hier Hochzeit gehalten. Nachdem das schwedische Militär in die Stadt eingezogen, ließ man die Uhr in der Stadt wieder schlagen. Während des Abzugs der Kaiserlichen und Einzugs der Schweden schlichen eine Menge Soldaten und Troßgesinde[566] theils durch die zerschossenen Mauern, theils durch die Thore in die Stadt, um zu plündern, so daß manche Bürger Sicherheitswachen um Geld bestellen mußten, dabei aber noch Gefahr liefen, von diesen selbst geplündert zu werden. Der neue Commandant Oberst Steinecker nahm die Stadtthorschlüssel, gleich dem kaiserlichen Commandanten, zu sich.
Nach seinem Abzuge von Schweinfurt erhielt Lodron noch einen vom 20. Apr. zu Wien datirten Brief des Kaisers, worin er seinen Befehl, die Stadt bis auf den letzten Mann zu behaupten, und seine Subsistenzmittel auf dem Lande umher, so weit er nur reichen könne, ohne Berücksichtigung irgend eines Standes zu suchen, ausdrückt; sodann folgendes Schreiben des Feldmarschalls Holtzapfel:
Hochwohlgeborner Graff, hochgeehrter Herr General Wachtmeister etc.
Meines hochgeehrten herrn Grafen schreiben vom 18. dieses habe zu recht empfangen, und darauß mit mehrerem ersehen, waß gestalten derselbe von Gott dem Allmächtigen die Ehr erhalten, daß Er von Ihrer Kaiysl. Maitt feinden nunmehro mit offenen waffen und Canonen mit ernst angegriffen worden seye, wie nun an dessen Rittermeßigen und dapfern gemüth gantz nit würd gezweiffelt,
So habe auch ohnnötig erachtet, demselben zu deme, worzu er ohne das von natur geneigt, mitt mehrerem anzufrischen. Ueberschicke allein das, was Ihre Kaysl. Maitt. So reiche quartier anweisen, so innsonderheit auch noch meritiren, sich mit dem feind einmal darvor herumbzuschlagen: So hetten der herr Generalwachtmeister solche seinen herrn mittbrüdern zu eröffnen, und ein und vor allemakl sich biß zum letzten blutstropfen darbey zu manuteniren.
Demselben ist ohne mein versprechen genugsamb bekandt, wie sowohle Er, alß alle Ehrliche leut werden verehrt werden. Dem Hauptmann Demantstein[567] schicke ich mit 100 Tragonern mit pulver beladen, So ich zum überfluß thue, biß ich selbsten komme, Sie zu entsetzen. Mitt ausfallen und runiren der mousquetirer in den lauffgräben möchte wohl sehr nützlich gethan werden. Dem herrn Generalwachtmeistern stehet alles in seinem besten befinden anheimbgestellt, und wünsche demselben zu diesem exercitio hundert tausendfältiges Glück, Empfehle unß Gottes Schutz.
Butweiß den 23. Aprilis 1647.
Meines hochgeehrten Herrn Generalwachtmeisters
Bereitwilligster Diener
Peter Grav zu Holtzapfel.[568]
Eine böse Feder satyrisirte über die Uebergabe in ‚Opitzischen Versen’, die wir aber, da sie fast nur in Persönlichkeiten sich bewegen, und auf Geist und Feinheit nicht Anspruch machen dürfen, übergehen.
So war denn die Reichsstadt Schweinfurt, nachdem sie 12 ½ Jahr vom 5. Oct. 1634 an, ununterbrochen in der Gewalt des Kaisers gewesen, wieder unter die der Schweden gekommen, von denen sie erst am 12. Jun. 1650 wieder verlassen wurde“.[569]
Wrangel hatte während der Belagerung sein Hauptquartier in Niederwerrn aufgeschlagen;[570] 300 gefallene Schweden wurden auf dem dortigen Friedhof bestattet; die benachbarten Orte Euerbach, Oberwerrn und Poppenhausen[571] waren niedergebrannt worden. Lodron unter der Bedingung akkordiert, dass die Offiziere abziehen durften, die Gemeinen aber unter die schwedischen Truppen gesteckt wurden. Lodron wurde mit seinen Offizieren nach Eger verbracht, während die Gemeinen untergesteckt wurden.[572]
Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold[573] aus dem von Eger abhängigen Marktredwitz[574] erinnert sich: „Am Heiligen Ostertag abends ist dann die Übergab[e] [von] Schweinfurt (nur gar zu) gewiß bestätigt worden, nach dem der gewesene Kommandant und kaiserliche Wachtmeister Graf Lacron, der daselbst(en) ausgezogen [war], mit einer schwedischen Konvoi diesen Abend zu Kirchenlamitz[575] angelangt [war] und des andern Tages zu Eger ein[ge]kommen ist. Er [war es], der den Schwedischen die Stadt Schweinfurt überlassen hat. Sobald(en) die Schwedischen die Stadt Schweinfurt erobert und in ihre Hand gebracht [hatten], haben sie nit allein eine starke Besatzung hineingelegt, sondern haben sich auch mit der ganzen Armada nach Franken gelegt, ordentlich einquartiert, erfrischt und ausgerastet“.[576]
Montecuccoli hatte Gallas am 27.8. aus Würzburg über die neueste Entwicklung informiert: Er fürchte, Gallas werde von der Änderung der Wiener Befehle hinsichtlich der nach Luxemburg kommandierten Regimenter nichts wissen - der Kaiser habe diese jetzt nach Bayern überstellen lassen. Ebenso solle Melchior von Hatzfeldt, der vor zwei Tagen eintraf, laut kaiserlichem Befehl zur bayerischen Armee stoßen, und zwar nicht nur mit jenen ursprünglich für Flandern bestimmten vier Regimentern, sondern mit sämtlichen Soldaten der verbleibenden Kompanien Gallas und Lodron. Er, M., habe am Hof darauf hingewiesen, dass Königsmarck sich verstärke und ganz nach seinem Willen operieren werde, da kein Militärkorps da sei, um ihm Widerstand zu leisten.[577]
Auf Intervention Paris Lodrons am kaiserlichen Hof wurde kein Verfahren wegen der Übergabe Schweinfurt an Wrangel gegen ihn eröffnet.[578] Nach dem Bericht Heinrichs von Mercy[579] an Melchior von Hatzfeldt saß er jedoch im Mai noch in Budweis[580] ein.[581] Angeblich soll er bei der Eroberung der Schanze bei Königswart[582] durch die Kaiserlichen am 15.10.1647 aktiv eingesetzt gewesen sein.
1648 wurde Lodrons Regiment reformiert und dem Regiment Holzappel[583] eingegliedert.[584] Im September 1653 hielt Lodron in Erkelenz auf.[585] Vom November 1657 hat sich ein Schreiben Lodrons an Melchior von Hatzfeldt erhalten.[586]
[1] http://www.schweinfurtfuehrer.de/geschichte/1600-1700/graf-lodron-stadtkommandant-in-schweinfurt; Vorsicht dagegen bei http://it.wikipedia.org/wiki/Gerolamo_Lodron (dort auch sein angebliches Portrait). Die Angaben bei http://www.sardimpex.com/Lodron/Lodron2.asp. sind ebenfalls nicht korrekt.
[4] Paris Graf v. Lodron, Fürstbischof v. Salzburg [13.2.1586 Burg Noama-15.12.1653 Salzburg]. Vgl. HEINISCH, Paris Graf Lodron.
[7] Obrist: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25. Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern - 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben - , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden". Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen", die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer', die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt - auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde - führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S. 388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Dazu beanspruchte er auch die Verpflegung. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. Zum Teil führte er auch seine Familie mit sich, so dass bei Einquartierungen wie etwa in Schweinfurt schon einmal drei Häuser „durch- und zusammen gebrochen“ wurden, um Raum zu schaffen; MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 504. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.
[8] Sold: Um 1630 erhielt (theoretisch] ein kaiserlicher Obrist monatl. 500-800 fl. je nach Truppengattung, Hauptmann 160 fl., Leutnant 60 fl:; Fähnrich 50 fl., Feldwebel 21 fl., Korporal 12 fl., Gefreiter 7 fl. 30 Kr., Fußknecht 6 fl. 40 Kr. Eine Kuh kostete ca. 10 fl., 1 einfaches Pferd 30 fl. Der Monatssold der einzelnen Chargen in einer schwedischen Kompanie zu Fuß betrug 1639 für einen Hauptmann 150 fl., Leutnant 35 fl., Feldscher 16 fl., gemeiner Soldat 6 fl.; in einer Kompanie Kürassiere für einen Rittmeister 150 fl., Leutnant 60 fl., Kornett 50 fl., gemeinen Reiter 15 fl.; bei der Artillerie für einen Obristen 800 fl., Oberhauptmann 200 fl., Adjutanten 100 fl., Quartiermeister 60 fl., Feldschergesellen 25 fl., Kommissbäcker 12 fl., gemeinen Kroaten 9 fl., Artilleristen 7 fl. Schon in den Anfangsjahren war der Sold nur ein- oder zweimal im Jahr ausgezahlt worden, so dass die Kontributionsforderungen ständig stiegen. SCHMIDT, Herzogtum Sachsen - Weimar, S. 54f. „Eine Beschwerde über seine Notlage war für den Soldaten gefährlich, wie das Beispiel von neun Soldaten der Schweinitzschen Kompanie zeigt, die am 30. April 1645 zum Tode verurteilt wurden (einer von ihnen wurde tatsächlich in Freiberg gehenkt), weil ‚sie sich ihrer hinderstelligen wöchentlichen Lehnungen halber beklaget’“. GENTSCH, Dreißigjähriger Krieg, S. 209. 1624 hatte man den Offizieren der nach den Kämpfen gegen Bethlen Gábor abgedankten Regimenter während der Verhandlungen in Freistadt vorgehalten, kein Kriegsherr habe je alle Außenstände beglichen, ein Nachlass sei doch üblich; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2345, fol. 69f. (Abschrift): »Fürhalt« an die Offiziere der Liga-Regimenter u. Freikompanien, Freistadt, 1624 V 15. Die sogenannten „freien u. einschichtigen“ Kompanien (1619-1648) schlugen immerhin mit 5.042.840 fl. 58 kr. in der Hauptkriegskostenrechnung zu Buch; GOETZ, Kriegskosten, S. 123; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 282. Der Historiograph Wassenberg schildert ausführlich die Meuterei der Besatzung von Breisach im März 1644 wegen ihres seit acht Monaten ausstehenden Soldes; WASSENBERG, Florus, S. 563ff.: „Nahe bey außgang aber gegenwärtigen Monats hat sich in der Vestung Brisach ein gefährlicher Aufstand angesponnen / in dem alle Frantzösische Compp mit doppeltem Fewer sich auf den Platz gestellet / vnnd eine Ordnung geschlossen / daß man ihnen so leichtlich nicht zukommen können; aber keinen Officirer / als allein die Corporalen bey sich gelitten / auch als die Teutschen auf die Abendwacht ziehen wollen / haben sich die Frantzosen betrohlich gegen sie vernehmen lassen / woferrn nur ein einiger sich vnterstehen würde auß dem hauffen zu gehen / sie denselben auf der ställe niederschiessen wollen; daher sie alle / vnnd einer wie der ander / stehen bleiben müssen.
Nach dem derhalben die Frantzösische Kriegesbeampten gesehen / daß ihre Völcker schwürig; haben sie mit vngestümmen Worten gefraget / warumb sie nit auff die Wacht ziehen wolten / damit von Leder gezucket / vnnd einen oder vier gestochen; aber damit anders nichts auß gericht / dann daß die Mußquetierer Fewer geben / 5. Leutenante vnd Fändriche geschossen / die übrigen aber dahin gebracht / daß sie das Hasenpanihr aufwerffen müssen.
Hierauf haben sie in gegenwart Herrn General Majors von Erlach / vnnd Freyhern von Oisonville [Oysonville; BW] mit grosser vngestümm geruffen: dem König / vnnd Herrn General Majoren / wolten sie vmbs Geld dienen; welchem sie auch Lebensfrist versprochen; dem Freyherrn aber keines / sondern ihn beym Kopff genommen / mit den hahren übel gerauffet übel gerauffet / vnnd mit schändlichen Worten angegriffen / wäre auch / im fall Herr General Major nicht so hoch gebeten / wol nicht lebendig auß jhren Händen kommen / also daß er mit mercklicher gefahr seines lebens noch errettet worden. Wie sie nun der von Erlach gefragt / was dann jhr Begehren / haben sie jhren in acht Monat außständigen Sold gefordert: weßwegen er sie mit freundlichem zusprechen versichert / sie solten nur wider abziehen / er wolle verschaffen / daß sie bezahlet werden solten; Sie aber zur antwort gegeben / wann das Geld da vor jhnen augenscheinlich lege / als dann vnnd nit eher wolten sie sich zur Ruhe stellen: deßwegen man nothwendig dahin geschlossen / daß man jhnen auf nechstfolgenden Morgen (weil die Nacht albereit vorhanden) drey Monat / vnnd innerhalb vier Wochen das übrige abführen wolle. Mit welcher Erklärung Herr General Major abermals zu jhnen gangen / sie sehr freundlich besprochen / ja Kinder vnnd Brüder heissen müssen; biß er es endlich / wiewol mit gar harter mühe / dahin gebracht / daß sie endlich darein verwilleget; worauff er sie hoch gebeten / daß sie doch die Nacht über ruhig seyn / auch niemand einigen Gewalt thun / noch etwas plündern wolten: welches sie Ihm zwar versprochen; als er aber kaum in seiner Behausung gewesen / haben sie mit geschwinder Behändigkeit die Wippe / Esel / Stock vnd Galgen / sampt der Leiter abgehawen / vnnd über einen hauffen geworffen vnd verbrennet; alle Wirtshäuser geöffnet; was sie an Wein nicht gesoffen / auff die Erde lauffen lassen / viel Becker vnnd Krämer nicht verschonet / die Fleischbäncke / darinnen viel Vorrath gewesen / rein gemacht / vnd also die ganze nacht über mit plundern vnnd rauben einen solchen Gewalt verübet / daß dergleichen (wie man schreibt) in geschichten nicht zu lesen. Deß andern Tages ist Herr Erlach frühe wider zu jhnen kommen / da sie dann alle ganz toll vnd voll gewesen / daher er jhnen auch viel bessere Worte / als vorigen Tages / geben müssen: dann sie sich ohne schew verlauten lassen / woferrn jhre acht Monaten vmb zehen Vhren nicht da legen / wolten sie die ganze Statt außplündern / selbige in Brand stecken / vnd den Johan de Weerd zu ziehen / darbey sie dann weiters dem Herrn General Major vnverschämt ins Gesicht sagen dürffen / daß jetzund sie / nicht aber er / Meister seyen / haben darauff die Schlüssel begehret / vnn gesaget / daß, vngeachtet sie die Schlüssel nicht hetten / dennoch wol hinauß kommen wolten / weßwegen dann Herr General Major wiederum vnverichter sachen abweichen müssen. Als er nun den vnauffhörlichen Ernst vnnd Tollheit dieser Leute gesehen / hat er sich nebens Herrn Freyherrn de Oisonville entschlossen / fünf Monat zu bezahlen; hierauf abermaln zu jhnen getretten / vnnd sie dermassen / wie man Got im Himmel selbst anflehen möchte / gebeten / biß sie endlich diese fünff Monat angenommen / hat jhnen aber die übrigen drey Monat jnner vierzehen Tagen vnfehlbar abzutragen benebenst vollem Perdon solcher jhrer schönen thaten / versprechen müssen / oder sie wolten es noch zehen mal ärger machen. Hat sich also vor Mittag vmb halb zehen Vhr die Vnruhe widerumb gestillt / vnd ein jeder nach seinem Quartier gezogen. Die Teutschen seynd / als wie sie kommen / auff jhrem Platz stehende verblieben vnnd ruhig gewesen; ehe aber die Franzosen abgezogen / haben sie sich nicht zu Friede geben wollen / man habe jhnen dann auch fünf Monat bezahlet / da sie sich auch sonsten mit drey Monaten hetten abweisen lassen“. Der Benediktiner-Abt von St. Georgen im Schwarzwald, Georg Gaisser [1595-1655], berichtet noch zum März 1648: „Ein Soldat mit dem Übernamen Reißteufel, Schuster von Beruf, aus Gmünd gebürtig, der in erster Linie unter denen gewesen sein soll, die neulich Sold gefordert (oder Lebensmittel erpressten ? stipendia exegerant) hatten, wird vom Generalkommissariat zum Galgen verurteilt und heute [27.3.1648; BW] hingerichtet, vom weiblichen Geschlecht aufs höchste beklagt. Drei Jungfrauen, die ihn aus den Händen der Henker zu befreien suchten, erfuhren eine Ablehnung“. STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 1138.
[9] Kämmerer: An deutschen Höfen findet man den Titel etwa ab dem 16. Jahrhundert mit der Einführung des spanischen Hofzeremoniells durch die Habsburger. Zuerst ist es ein Titel am kaiserlichen Hof, der von ranghohen Adeligen bekleidet wird. Mit der Zeit gingen die Titel auch auf rangniedrigere Fürsten, Grafen oder Freiherren über. An kurfürstlichen Höfen setzte sich diese Bezeichnung seit Mitte des 17. Jahrhunderts durch. Der Titel Kammerherr wurde üblicherweise einer Person verliehen, die bereits einen anderen hohen Rang innehatte. Der Umfang der mit dieser Bezeichnung verbundenen realen Pflichten variierte von Hof und zu Hof und änderte sich auch im Lauf der Zeiten. Der Dienst wurde monatlich oder wöchentlich verrichtet. Er bestand in zeremoniellen Handreichungen beim An- und Auskleiden, der Begleitung beim Ausfahren, Ausreiten oder auf Reisen. Üblich waren auch Sekretärsdienste wie die Organisation von Privataudienzen oder die Entgegennahme von Bittschriften beziehungsweise die Bedienung des Fürsten beim Essen an der Tafel oder die Teilnahme an Gesellschaftsspielen mit dem Fürsten. Kammerherren konnten auch als Abgesandte an andere Höfe geschickt werden, um dort Botschaften, Gratulationen oder Beileidsbekundungen zu überbringen. Mit dem Rang eines Kammerherren war eine Besoldung verknüpft. Sie hatten das Recht an der rechten Hüfte einen mit einem Band befestigten silbernen, vergoldeten oder goldenen Kammerherrenschlüssel zu tragen. [nach wikipedia]
[12] Hauptmann: Der Hauptmann (schwed. Kapten) war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden sogenannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein. Jedoch muss man wohl davon ausgehen, dass nicht alle Offizierschargen in gleichem Umfang an diesen lukrativen Geschäften beteiligt waren. Die bei DAMBOER, Krise, S. 150, dargestellte „Schatzkammer" eines Hauptmanns ist nicht unbedingt typisch.
[13] Leutnant: Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Leutnant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompanie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-60 fl.
[14] Fahnenjunker: Historisch waren die „Fahnenjunker“ meist junge Edelleute, die im Alter von 14 bis 16 Jahren in die militärische Ausbildung kamen. [wikipedia].
[16] Ottavio Fürst Piccolomini-Pieri d’Aragona, Herzog v. Amalfi [11.11.1599 Florenz-11. 8.1656 Wien], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten von ELSTER (=> Literaturregister).
[17] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.
[20] Don Fernando de Austria [16. oder 24.5.1609 Madrid-9.11.1641 Brüssel], spanischer Kardinalinfant.
[22] Werbung: Der jeweilige Kriegsherr schloss mit einem erfahrenen Söldner (Obrist, Obristleutnant, Hauptmann) einen Vertrag (das sogenannte „Werbepatent“), in dem er ihn eine festgelegte Anzahl von Söldnern (auch „Neugeschriebene“ genannt) anwerben ließ. Dafür wurde ihm ein der von Städten und Territorien wegen der Ausschreitungen gefürchteter => Musterplatz angewiesen. Zudem erhielt der Werbeherr eine vereinbarte Geldsumme, mit der er die Anwerbung und den Sold der Geworbenen bezahlen sollte (=> Werbegeld). Manchmal stellte der Werbende auch Eigenmittel zur Verfügung, beteiligte sich so an der Finanzierung und wurde zum „Gläubiger-Obristen“ des Kriegsherrn. Zudem war der Werbeherr zumeist Regimentsinhaber der angeworbenen Truppen, was ihm zusätzliche beträchtliche Einnahmen verschaffte. Manche Rekruten wurden von den Werbeoffizieren doppelt gezählt oder unerfahrene, z. T. invalide und mangelhaft ausgerüstete Männer als schwerbewaffnete Veteranen geführt, um vom Obristen eine höhere Summe ausgezahlt zu erhalten. Auch Hauptleute, meist adliger Herkunft, stellten Kompanien oder Fähnlein auf eigene Kosten dem Kriegsherrn bzw. einem Obristen zur Verfügung, um dann in möglichst kurzer Zeit ihre Aufwendungen wieder hereinzuholen und noch Gewinne zu erzielen, was zu den üblichen Exzessen führen musste. Teilweise wurde die Anwerbung auch erschlichen oder erzwungen. Auf der Straße eingefangene Handwerker wurden für Wochen ins Stockhaus gesteckt und durch die Erschießung von Verweigerern zum Dienst gezwungen; SODEN, Gustav Adolph II, S. 508. Wie schwierig Werbungen bereits 1633 geworden waren, zeigen die Aufzeichnungen des Dr. Molther aus Friedberg; WAAS, Chroniken, S. 141: „Im Junio [1633] hat die hiesige Stadt und allenthalben die Grafschaften und adeligen Örter Volk geworben, welches zu Heilbrunn [April 1633] ist beschlossen worden, und hat die Stadt alhier 24 Mann sollen werben. Es ist aber keiner zu bekommen gewesen. Man hat einem zu Fuß geboten 10, 20, auch 30 Thaler, wohl auch 40, und hat doch fast niemand bekommen können. Derowegen hat der Officier, so das Volk abholen sollen, die Soldaten, so die Stadt Wetzlar geworben, hero geführet, so 16 Mann sind gewesen, und so lang hier behalten, bis die Stadt ihre 24 Mann hat gehabt. Darbei noch gedrohet, er wollte, so sie nicht balde geworben, die Burger und deren Söhne mitnehmen". Für Anfang 1643 heißt es in den Aufzeichnungen aus Mühlhausen über die Werbemethoden des schwedischen Kommandanten in Erfurt, Caspar Ermes; JORDAN, Mühlhausen, S. 97: „In diesem Jahre legte abermals der Commandant von Erfurt einen Capitän mit einer Compagnie Infanterie in die Stadt, um Soldaten zu werben. Weil sie aber nicht viel Rekruten bekamen, so machten sie einen listigen Versuch. Sie warfen Geld in die Straße; wenn nun jemand kam und es aufhob, so sagten sie, er hätte Handgeld genommen, er müsse nun Soldat werden. Im Weigerungsfalle steckten sie solchen Menschen in den Rabenturm, wo er so lange mit Wasser und Brod erhalten wurde, bis er Soldat werden wollte". In einem Bericht aus Wien (Dezember 1634) heißt es: „Aus Schwaben und Bayern kommen wegen der großen Hungersnoth viele tausend Menschen auf der Donau herab, so dass man immer von Neuem werben und die Regimenter complettiren kann“. SODEN, Gustav Adolph III, S. 129. JORDAN, Mühlhausen, S. 90f. (1637) über den Werbeplatz Sporcks: „Den 4. April ist er wieder mit etlichen Völkern zurückgekommen und hat sich mit denselben hier einquartiret und seinen Werbeplatz hier gehabt, hat auch viel Volk geworben, wie denn die Eichsfelder und andere benachbarte häufig zuliefen und Dienst nahmen, nur daß sie ins Quartier kamen und die Leute aufzehren konnte. Viele trieb auch der Hunger. Als es aber ans Marchiren gehen sollte, so wurde aus dem Marchiren ein Desertieren". Für Anfang 1643 heißt es über die Werbemethoden des schwedischen Kommandanten in Erfurt, Caspar Ermes; JORDAN, Mühlhausen, S. 97: „In diesem Jahre legte abermals der Commandant von Erfurt einen Capitän mit einer Compagnie Infanterie in die Stadt, um Soldaten zu werben. Weil sie aber nicht viel Rekruten bekamen, so machten sie einen listigen Versuch. Sie warfen Geld in die Straße; wenn nun jemand kam und es aufhob, so sagten sie, er hätte Handgeld genommen, er müsse nun Soldat werden. Im Weigerungsfalle steckten sie solchen Menschen in den Rabenturm, wo er so lange mit Wasser und Brod erhalten wurde, bis er Soldat werden wollte". Vgl. RINKE, Lippe, S. 20f.; Die Hildesheimer Handwerksmeister berichteten dem Rat am 12./22.11.1638, dass „die Handwercksbursch [...] vor den Stadtthoren nicht allein angehalten und befragt worden, ob sie Lust haben, sich alß Soldaten gebrauchen zu laßen, sondern auch überredet werden, daß sie keine Arbeit allhier bekommen können [...] und wann sie sich deßen verweigern, die Werber [...] sie dahin nötigen, daß sie Geldt nehmen oder [...] ihnen die Bündel vom Halße schneiden undt anders, waß sie sonsten bey sich tragen, nehmen, biß sie sich zu der Soldaten Charge sich verstehen wollen". PLATH, Konfessionskampf, S. 482. Unter 1642 heißt es in Raphs Chronik von Bietigheim (BENTELE, Protokolle, S. 200) , dass der kaiserliche Obristwachtmeister Dusin 1642, weil er „mit Werbung eines Regiments und Musterung desselben gegen dem Bayerfürsten großen Falsch gebraucht, auch andere tyrannische Untaten in der Marggrafschaft Durlach und anderswo unerhört verüebt, hingegen mit Klaidungen Tractamenten und Dienern sich mehr als fürstlich haltend und hierdurch alles Geld, üppiglich vergeudet hat, zu Tüwingen [Tübingen; BW] uff der Burgstaig seinem Verschulden nach mit dem Schwert gerichtet worden. Sein Großvatter soll ein Großherzog zu Venedig gewesen sein". Der Schweriner Dompropst und Ratzeburger Domherr, Otto von Estorf [1566 - 29.7.1637], berichtet in seinem „Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium“ zum April 1623: „Dietrich von Falkenstein ein Mansfeldischer Werber, so vor wenig tagen zue Breslau eingezogen, ist gerichtet, der Andere, so catholisch geworden, ist beim Leben erhalten“. DUVE, Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium, S. 26. Vgl. auch ERB, Die Werber in Schwallungen 1620; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 275ff.
[23] Zum Vergleich: Das stärkste bayerische Fußregiment (Franz v. Mercy) wird im November 1640 mit 1.327 Mann angegeben; KAPSER, Die bayerische Kriegsorganisation, S. 223.
[24] Österreichisches Haus-, Hof- und Staatsarchiv; Hofkriegsratssprotokolle Tom. 281, fol. 249; HEINISCH, Salzburg, S. 174.
[25] Iren: Bei dem Rothenburger Chronisten Dehner heißt es unter 1632; HELLER, Rothenburg, S. 94f.: „lauter Schweden und Finnen, darunter auch Lappländer und Irrländer gewest, die hat man den Burgern einquartiert bey 8. 9. 10. u. mehr, haben mit den Burgern für gut genommen, mit ihnen gebetet und gesungen fast in allen Quartieren“. „Während des Dreißigjährigen Krieges machten sich irische Soldaten erstmals einen Namen in der kaiserlichen Armee, insbesondere jene der Regimenter Tyrone und Preston. Bei der Verteidigung von Frankfurt an der Oder im April 1631 gegen ein schwedisches Heer zeichnete sich das irische Regiment durch besondere Tapferkeit aus und wurde dabei vollständig aufgerieben, jedoch unter dem Kommando von Walter Butler als Dragonerregiment neu aufgestellt. Walter Butler war es auch, dem in der Geschichte des Dreißigjährigen Krieges eine besondere Rolle zufallen sollte: Am 25. April 1634 tötete Butler im Auftrag Kaiser Ferdinands II. gemeinsam mit seinem Landsmann Walter Devereaux den kaiserlichen Generalissimus Albrecht von Wallenstein. Dafür wurde Butler vom Kaiser der Grafentitel verliehen und mit böhmischen Ländereien bedacht. Zur ersten Generation irischer Offiziere in der kaiserlichen Armee gehörte auch Oberst Wilhelm Bourke von Gallstown aus dem County Kilkenny, welcher 1633 in kaiserliche Dienste trat und als Oberst seines Kavallerieregiments der schwedischen Reiterei in der Schlacht bei Nördlingen schwer zusetzte. Für diesen Erfolg wurde er wie Butler in den Grafenstand erhoben, mit dem Gut Limberg belohnt und zum Kämmerer Kaiser Ferdinands III. ernannt“. [Wikipedia]. Vgl. auch CLARK, Irish Soldiers.
[27] Obristleutnant: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 und 150 fl. bezog. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39' (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: ... „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde". Der Obristleutnant war zumeist auch Hauptmann einer Kompanie, so dass er bei Einquartierungen und Garnisonsdienst zwei Quartiere und damit auch entsprechende Verpflegung und Bezahlung beanspruchte oder es zumindest versuchte. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.
[28] Melchior Reichsgraf Hatzfeldt v. Gleichen [20.10.1593 Crottorf-9.11.1658 Schloss Powitzko bei Trachenberg/Schlesien], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. KREBS, Aus dem Leben.
[29] Franz v. Hatzfeldt [13.9.1596 Schloss Crottorf-30.7.1642 Würzburg], Fürstbischof v. Würzburg u. Bamberg. Vgl. WEBER, Würzburg und Bamberg.
[30] Kürassier: Kürisser, Kyrisser, Corazzen (franz. Cuirasse für Lederpanzer (cuir = Leder). Die Kürassiere waren die älteste, vornehmste - ein gerade daher unter Adligen bevorzugtes Regiment - und am besten besoldete Waffengattung. Sie gehörten zu den Eliteregimentern, der schweren Reiterei, deren Aufgabe im Gefecht es war, die feindlichen Linien zu durchbrechen, die Feinde zur Flucht zu nötigen und damit die Schlacht zu entscheiden. Sie trugen einen geschwärzten Trabharnisch (Brust- und Rückenharnisch, den „Kürass“), Ober- und Unterarmzeug, eiserne Stulphandschuhe, Beinschienen und Stulpstiefel mit Sporen, Schwert oder Säbel und zwei lange Reiterpistolen, die vor dem Aufsitzen gespannt wurden. Im späten 16. Jahrhundert wurde es in der schweren Reiterei üblich, einen knielangen Küriss ohne Unterbeinzeug zu tragen. Der Kürass wurde mit 15 Rt. veranschlagt. SKALA, Kürassiere; WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Nach LICHTENSTEIN, Schlacht, S. 42f., musste ein dänischer Kürassier mit einem mindestens16 „Palmen" [1 Palme = 8, 86 cm] hohen Pferd, Degen u. Pistolen antreten. Der Kürass kostete ihn 15 Rt. Er durfte ein kleineres Gepäckpferd u. einen Jungen mitbringen. Der Arkebusier hatte ebenfalls Pferd, Degen u. Pistolen mitzubringen, durfte aber ein 2. Pferd nur halten, wenn er v. Adel war. Für Brust- u. Rückenschild musste er 11 Rt. zahlen. Der Infanterist brachte den Degen mit u. ließ sich für das gelieferte Gewehr einen Monatssold im ersten halben Jahr seines Dienstes abziehen. Bei der Auflösung des Regiments erhielten die Soldaten sämtl. Waffen mit einem Drittel des Ankaufspreises vergütet, falls der Infanterist noch nicht 6 Monate, der Kavallerist noch nicht 10 Monate gedient hatte; andernfalls mussten sie die Waffen ohne jede Vergütung abliefern. Der Kürassier erhielt für sich u. seinen Jungen täglich 2 Pfd. Fleisch, 2 Pfd. Brot, 1/8 Pfd. Butter oder Käse u. 3 „Pott" [1 Pott = 4 Glas = 0, 96 Liter] Bier. Arkebusier u. Infanterist bekamen die Hälfte. Die tägliche Ration betrug 12 Pfd. Heu, Gerste oder Hafer je nach den Vorräten. An das Kommissariat musste der Kürassier für Portion u. Ration monatlich 7 Rt., an den Wirt im eigenen oder kontribuierenden Land musste der Kürassier 5, der Unteroffizier 4, der Sergeant 3, Arkebusier u. Infanterist 2 1/2 Rt. zahlen. Im besetzten Land, das keine Kontributionen aufbrachte, wurde ohne Bezahlung requiriert. Ein Teil des Handgeldes wurde bis zum Abschied zurückbehalten, um Desertionen zu verhüten, beim Tode wurde der Teil an die Erben ausbezahlt. Kinder u. Witwen bezogen einen sechsmonatlichen Sold. Zu den schwedischen Kürassierregimentern vgl. die Bestimmungen in der Kapitulation für Efferen, Adolf Theodor [Dietrich], genannt Hall => „Miniaturen". Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter in Kürassierregimenter umgewandelt, falls die notwendigen Mittel vorhanden waren.
[33] Johann Christoph Freiherr v. der Ruebland [Rübländer, Rübeland, Rübelant, Rubland] [ -1655], kaiserlicher Obrist.
[34] Gottfried Freiherr [Graf] v. u. zu Heister [Heißer, Heuster, Hester] u. Sollstedt [1609-8.2.1679], kaiserlicher Generalwachtmeister.
[35] Matthias [Matteo] [di] Gallas [Galas, Galasso], Graf v. Campo, Herzog v. Lucera] [17.10.1588 Trient-25.4.1647 Wien], kaiserlicher Generalleutnant. Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.
[36] Ungarn: Schriftlich erwähnt werden „hussarones“ (ursprünglich Grenzsoldaten in den ungarischen Festungen) erstmals 1481 in einem lateinischen Schreiben des Ungarnkönigs Matthias Corvinus (1443-1490). Die Husaren hatten sich bereits zu schwer gepanzerten Reitern entwickelt. Sie trugen Helme im türkischen Stil (Zischäggen), Brust- und Armpanzer, mit Eisenblech beschlagene Schilde (bezeichnet als „Tartschen“), schwere Säbel (Sarrass), Streitkolben und Lanzen, außerdem einen Panzerstecher (hegyestőr, „Pikenschwert“). Falls die Lanze beim ersten Ansturm brach, wurde dieses drei- oder vierkantige Schwert mit einer etwa 150 cm langen Klinge auf den Oberschenkel gesetzt und als Stoßwaffe benutzt. Zur zeitgenössischen Einschätzung vgl. REISNER, Aber auch wie voriges tags, S. 456f. (1619): „Es ist zwar ein außerlesen schön ungerisches Kriegsvolckh, aber auch außerlesene Freybeutter; so mit stelen und rauben niemand verschonen; lassen nichts liegen, ziehen die leutt - freund oder feind - ganz nacket auß oder hawens wol gar nieder“. Eine ganz ähnliche Klage findet sich auch in dem Wiener Bericht vom 27. Oktober [1619]: „Die Hungern haußen gar übel auch bei den Evangelischen sine omni discretione, hauen alles nieder, plündern und verbrennen alles, so erbärmlich ist; wann sie alßo procediren, möchte waß anderst drauß entstehen".
Der katholische irische Feldkaplan Thomas Carve [1590 -1672 ?] berichtet; CARVE, Reyßbüchlein Bd. 2, S. 159f.: „Den 17. Octobris [1639; BW], ward ein Vngarischer Graff mit 500 Pferden / von Prag auff Prandis [Brandýs nad Labem] zu / allda die Schweden sich auffhielten / vmb Kundschafft einzuholen / außcommandirt. Dieser ist bald nach seinẽ Außzug von den Schwedischen Partheyen vmbgeben vnnd ertapffet / vnnd weilen in dem Außreissen / sein Pferdt vnter ihme gestrauchlet / gefangen worden; Obwohl nun er der Gefängnuß sich zu entledigen vermeyndt / gleichwohl gesehen dass solches durch kein anderes Mittel / alß mit gewehrter Handt geschehen könne / hat er sich allermassen ritterlich gewehret / auch der Schwedischen viele mit seiner eygenen Handt niedergemacht / biß endtlich er also verwundet / vnnd mit sieben tödtlichen Wunden verletzt / heroisch auff der Walstatt todt blieben. Sein todten Leichnamb haben nichts desto weniger die Vngaren dem Feindt entzogen / vñ mit sich nacher Prag gebracht vnangesehen irer etliche hundert das Leben darüber eingebusset / allda selbiger nach Standtsgebühr / mit grossen Ehren zur Erden bestattet worden“.
[37] Kroaten: (kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten), des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf
genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Dieser ließ gefangene Kroaten auch nach Schweden in die Kupferbergwerke bringen; METEREN, Newer Niederländischen Historien
Vierdter Theil, S. 87. Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten
führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher
Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur
Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteien“
und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Vgl. GOTTFRIED, ARMA SVEVICA, S. 85 (1630): „Die Crabaten litten dieser Zeit von den Schwedischen viel
schaden / weil es bey ihnen viel stattliche Beuten gab. Dann sie hatten theils Gürtel voller Gold und Silber vmb den Leib / auch gantze Blatten von Gold vnd Silber geschlagen vor der
Brust“. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich
„vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser „kahlen Schelme
Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie Städte nur mit Überzahl an. Die Hamburger „Post
Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan / haben noch
sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101. Zur Grausamkeit dieser
Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft
Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf
Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra überfallen und in Brand
gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor Eschwege gerückt, morgens von
7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in Reichensachsen angefangen zu
brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich zu bleiben gewaget, sind
etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche gefangen weggeführet, die
elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte". LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall
Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren
mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet". LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des
Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die
Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der
Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng...“, S. 75: „In einer Supplik der niederhessischen Stände an Landgraf
Wilhelm V. von Hessen-Kassel aus dem Jahr 1637 heißt es beispielsweise, die „unchristlichen Croaten“ hätten ‚den Leute[n] die Zungen, Nasen und Ohren abgeschnitten, die augen
außgestochen, Nägel in die Köpff und Füsse geschlagen, heis Blech, Zinn und allerhand Unflat, durch die Ohren, Nasen und den Mund, in den Leib gegossen [und] etzliche durch allerhand
Instrumenta schmertzlich gemartert’ “. http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz
Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht
möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚... Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret,
sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was
dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz
grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung
des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken - was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei
faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu)
Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus... widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und
eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in
Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf
versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit
Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und
also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr
Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des
Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ ". METEREN, Newer Niederländischen Historien Vierdter
Theil, S. 41: „Diese [Kroaten; BW] nach dem sie die Thor deß Stättleins [Penkun (LK Vorpmmern-Greifswald); BW] zerbrochen / haben sie mit grossem Grimm auff dem Schloß / in der Kirche /
in der Pfarr / in den Häusern / Ja auch unerhörter Weise in den Todtengräbern gesuchet: Das Korn theils außgetroschen vnnd hinweg geführet / theils auch zertretten / die Inwohner hefftig
geschlagen vnnd biß auff den Todt gemartert / daß sie solten sagen / on sie Gelt vergraben hetten / vnder denselben haben sie auch deß Pastorn nicht verschonet / der ihnen doch vor diesem
alle Ehr vnnd Freundschafft erwiesen: Vnnd welches das allerärgste / haben sie Weibspersonen genothzüchtiget vnd geschändet / vnnd so sich etliche im Wasser vnder dem Rohr / oder sonst
verborgen / haben die Crabaten / als deß Teuffels rechte Spürhund / solche auffgesucht / vnd wie das Vieh zur Vnzucht vor sich hergetrieben / auch ein theils Mannspersonen / so ihre
Weiber vnnd Kinder wider solchen Teufflischen Muthwillen vnnd Gewalt vertheidigen wollen / jämmerlich erschossen vnd nidergehawen. Vnd dergleichen Vnzucht haben sie auch an Mägdelein von
acht vnnd zehen Jahren zu treiben vnd am hellen Tag auff den Kirchhöfen / öfffentlichen Gassen vnd Gärten zu begehen / sich nicht geschewet“.Vgl. auch die Beschreibung des Kroateneinfalls
in Neustadt a. d. Aisch am 18.7.1632 => Kehraus [Kerauß, Kehrauß], Andreas Matthias in den „Miniaturen“.
[38] Goan Lodovico Hector Graf Isolano [Isolani, Isolary, Isolan, Isolana, Isalon, Iselon, Isolani, Isolam] [1586 Görz - März 1640 Wien], kaiserlicher Kroaten-Obrist.
[42] Claudia de’ Medici [4.6.1604 Florenz-25.12.1648 Innsbruck], Erzherzogin v. Österreich u. Landesfürstin von Tirol. WEISS, Claudia de’ Medici.
[46] Don Federigo [Fadrique] de Enriquez [ - ], spanischer Resident in Innsbruck. Enriquez, am 15.7.1640 noch als spanischer Gesandter (?) geführt; www.llv.li/pdf-llv-la-tla-geheim.pdf: Geheimer Rat, Kriegssachen 1633-1648, Karton 47, Pos. 9: Erzherzogin Claudia v. Tirol an Jakob Hannibal II. Graf v. Hohenems [20.3.1595-10.4.1646], vorderösterreichischer Obrist, 15.7.1640. Enriquez hatte am Mantuanischen Erbfolgekrieg teilgenommen; CAPRIATI, The War of Mantua, S. 220.
[48] Conradt Widerholt [1598 Neidlingen oder Ziegenhain (Hessen)-13.1.1667 Kirchheim unter der Teck], württembergischer Major, Obrist. => Jörg Wöllper in den „Miniaturen“.
[50] General: Zumeist als Oberbegriff für alle Generalsränge verwendet, wenn eine genauere Zuordnung des Rangs dem Zeitzeugen nicht möglich war oder um in den schriftlichen Zeugnissen Papier zu sparen. Darunter fielen in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, „General(feld)wachtmeister“ („Generalmajor“ bei den Schweden). Etwa 20 % der bayerischen Generäle hatten sich „von der Pike auf“ hoch dienen müssen, während die Beförderung in der schwedischen Armee je nach Verdienst wesentlich schneller erfolgte. Sowohl in der kaiserlichen als auch in der kurbayerischen Armee spielten Herkunft, Gönner und verwandtschaftliche Beziehungen („Freundschaft“) eine entscheidende Rolle bei der Karriere. Bereits Anfang 1628 hatte Maximilian I. festgestellt: „An der fromen khaisers gueten intention ist zwar nit zu zweiflen; aber er ist seiner ministrorum bevorab denen, die daß kriegswesen dirigirn und füehren, so wenig mechtig alß dieselbige ihrer soldatesca; die experienz hat bißher gewisen, daß die generales des khaisers und die soldaten der generalen ordinanzen nur so weit in acht nemmen, alß es ihnen gelegen und gefellig. Daher alle ietzige confusiones.“ Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 218, fol. 63: Memorial für Richels Sendung nach Kurmainz, Januar/Februar 1628.
[51] Hans Ludwig v. Erlach u. zu Castelen [30.10.1595 Bern-26.1.1650 Breisach am Rhein], französischer Generalleutnant.
[55] Granatkugel: eiserne Sprengkugel als „eine spezielle form der granate älteren gebrauchs, die auch in der feuerwerkskunst verwendet wurde“ [DWB]. => Handgranaten: runde, mit Pulver gefüllte Eisenkugeln, die mit einer Lunte gezündet wurden. Granaten können, als selten erhaltene Beispiele damaliger Feuerwerkerkunst, noch heute in den Kunstsammlungen der Veste Coburg besichtigt werden. Während die Handgranaten aus runden, mit Pulver gefüllten Eisenkugeln bestanden und mit einer Lunte gezündet wurden, gab es auch schon Fallgranaten, die beim Aufschlag mittels eines Reibungszünders explodierten. Granadiere waren ursprünglich Soldaten, die Handgranaten gegen den Feind schleuderten. Bereits 1631 wurden sie bei der Eroberung Frankfurt a. d. Oder von den Iren eingesetzt; MAHR, Monro, S. 112. Als Generalmajor Lars Kagge 1634 in Regensburg belagert wurde, forderte er zu dieser gefährlichen Tätigkeit – ihre Splitter konnten bis zu 50 Schritte gefährlich werden – Freiwillige gegen höheren Sold auf und wurde so der Schöpfer der Granadiere. Chemnitz, S. 467, beschreibt bei dieser Gelegenheit erstmalig den Einsatz von Handgranaten: ‚Gebrauchte sich [der Gen. Maj. Kagg] hierunter zuforderst der handgranaten, den Feind in confusion zubringen, nachgehends, wann solches geschehen, der Kurtzen wehren [Helmbarten] zum niedermetzeln. Wobey er jennige, so die handgranaten zu erst geworffen, mit einer gewissen recompens [nach Heilmann 2 Reichstaler] zu einer so gefährlichen action angefrischet'. ENGERISSER, Von Kronach, S. 277.
[56] Johann v. Rosen, genannt der „Lahme“ [ -15.12.1650], schwedisch-französischer Obristleutnant, Obrist.
[57] Albrecht II. v Fürstenberg-Heiligenberg, Landgraf v. Baar [1616-8.10.1640 vor Hohentwiel], kaiserlicher Obristleutnant.
[59] Musketier: Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen". Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet den einzigen bisher bekannten Fall (1634), dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe. SCHLOTTER; SCHNEIDER; UBBELOHDE, Acta, S. 194. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht". Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics; EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.
[60] Kompanie: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200 Mann, den Kaiserlichen 60 Mann, den Schwedischen 80 Mann. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett", „Fähnlein", „Leibkompanie".
[62] Winterquartier: Zugewiesenes Quartier, das in der Regel vom November bis zur Eröffnung der Sommerkampagne im Mai/Juni beansprucht wurde und in dem andere, höhere Verpflegungssätze galten. Natürlich versuchten die Magistrate und Stände, diesen Zeitraum zu verkürzen, indem man schon ab Februar das „Sommertraktament“ einzuführen versuchte, was wiederum zu Aufruhr bzw. einer Erhöhung der Beschaffungskriminalität unter den Soldaten führen musste. Vgl. die Versuche des Magistrats von Berlin im Januar 1641; FADEN, Berlin, S. 226.
[67] Johann v. Waldburg zu Wolfegg, auch Johann(es) Constanz Graf Truchseß v. Waldburg-Wolfegg [26.3.1598 Waldsee-13. oder 15.12.1644], von 1628 bis 1644 Fürstbischof von Konstanz.
[71] Leibkompanie: Mit Leibkompanie oder Obrist-Kompanie wurde im 17. und 18. Jahrhundert die erste Kompanie eines Regiments bezeichnet. Der Obrist und Inhaber des Regiments war gleichzeitig Inhaber der Leibkompanie, was ihm durch die Kompaniewirtschaft zusätzliche Einnahmen verschaffte. Das gleiche galt für die Kompanie (Oberstleutnants-Kompanie), deren Inhaber sein Stellvertreter (Obristleutnant) war, später auch für die Kompanie eines Majors (Majors-Kompanie). Diese Kompanien wurden aber tatsächlich geführt von einem Kapitänleutnant oder StabsKapitän, die im Rang unter einem Hauptmann standen, der gleichzeitig Inhaber einer Kompanie war.[wikipedia]
[82] Manngrab: 1 Manngrab = 1/10 Juchart = 4,7,276 a. „soviel land, als ein mann in einem tage umgraben kann; besonders als ein masz der weinberge gebraucht“ [DWB].
[89] Die Anzahl der unter dem Befehl Enriquez’ stehenden Truppen schwankt zwischen 2.000 und 7.000 Mann. Genauere Zahlen lassen sich nicht ermitteln.
[92] Ried: Röhricht, dann feuchter Boden, auf dem Ried wächst, und in abgeschwächter Bedeutung Sumpfgrund, Moorboden.
[103] Johann [Hans] Werner Aescher [Ascher] v. Binningen auf Umkirch u. Offenheim [1582-1653], vorderösterreichischer, dann kaiserlicher Obrist.
[105] Wilhelm [Guillaume de] Freiherr [1634], Graf [1649] v. Lamboy [Lamboj, Lambri, Lamboji, Lampoi, Lambey] [um 1590 - 13.12.1659 Schloss Dymokury], kaiserlicher Feldmarschall.
[106] Schlacht bei Kempen am 17. Januar 1642 zwischen katholischen (kaiserlichen und kurkölnischen) Truppen unter dem Befehl Wilhelms von Lamboy auf der einen und protestantischen (französischen, hessischen-kasselischen und weimarischen) Truppen auf der anderen Seite in der Heide zwischen Kempen, Hüls, Krefeld und St. Tönis am Niederrhein ausgetragen wurde. Das Gefecht endete mit einer vernichtenden Niederlage der kaiserlich-kölnischen Verteidiger; in der Folge fiel das nördliche Kurköln unter protestantische Besatzung. WASSENBERG, Florus, S. 464ff. (unter Quelle 16). Kempen [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 384ff. - Tönisvorst [LK Viersen].
[109] Vgl. Georg v. Hessen-Darmstadt an Adrian von Enckevort wegen Sammlung der Lamboyschen Soldaten; Kopie; ders. an M. v. Hatzfeldt: Bitte um Verschonung seines Landes angesichts der flüchtenden Lamboyschen Soldaten, März 1642; Schönstein-Archiv Nr. 63; ENGELBERT, Hatzfeldt, 90f.
[110] Tross: Der Tross war der gesamte Begleitzug eines Heeres (ohne Anspruch auf Verpflegungsrationen) und bildete sich, neben den Offiziers- und Soldatenfamilien, aus Dienstpersonal, Feldpredigern, Feldchirurgen, Feldschern (vgl. s. v.), „Zigeunern“ als Kundschaftern und Heilkundigen, Köchen und Handwerkern, Händler/innen und Marketender/innen, Invaliden und Entwurzelten, Glaubensflüchtlingen, Soldatenwitwen und Kriegswaisen, Hunger leidenden Zivilisten und Bauern, Gefangenen, behördlicher Strafverfolgung Entflohenen und zum Dienst bei der Artillerie verurteilten Straftätern sowie Gauklern, Wahrsagern und in 4 Klassen eingeteilte Prostituierten („Mätressen“, „Concubinen“, „Metzen“ und „Huren“). Der schwer bewegliche Tross („Geschlaif und Geschlepp“: Bezeichnung aus Württemberg; SIEBER, Oberamt Besigheim, S. 43) und die ambulante Lagergesellschaft waren z. T. doppelt bis viermal so groß wie das Heer, dem er folgte, und war somit zahlenmäßig größer als eine Großstadt wie etwa Köln. Der Aufwand für die eigenen Bedürfnisse Erzherzog Leopold Wilhelms und seinen Hofstaat scheint ziemlich groß gewesen zu sein. HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 230: „Bei dem Durchzug durch Heilbronn am 10. Oktober [1645; BW] hatte das Heer Leopolds so viel Troß bei sich, daß ‚2 Tage lang eine Kutsche ein Wagen, ein Troß auf den anderen folgte, und das Gesindel so zahlreich war, wie man es noch bei keinem Heere gesehen hatte' ". Während zu Anfang des Krieges der Tross etwa 30 % größer war als die kämpfende Truppe, war er am Kriegsende nach Aussage des bayerischen Feldmarschalls Gronsfeld unkontrollierbar angewachsen. Er erinnerte daran, dass man „in disen beiden armaden sicherlich über 180 000 seelen hat, welche, es sein gleich jungen, fuhrknecht, weiber und künder, doch alle sowoll alß soldaten leben müssen. Nun werden die beeden armaden ungefähr uf 40 000 mann proviantirt, und mehrer nicht, alß ein mensch in 24 stundt nöthig hat. Wie nun die übrige 140 000 menschen leben können, wan sie nicht hin und her ein stuckh brott suchen thun, solches ist über meinen verstandt“. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2961, fol. 29 (Ausfertigung): Gronsfeld an Maximilian I. von Bayern, Thierhaupten, 1648 III 31. In der Werbeinstruktion (1639 VII 04; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2624, fol. 4-5) war bestimmt worden, dass „taugliche knecht und nit solche, wie zum theil bei vorigen werbungen geschehen, geworben werden, die mit zu villen kindern beladen und sich allein wegen der quartier underhalten lassen, khonfftig aber wanns zum veldzug khombt, wider dauongehn, also werb: und lifergelt umb sonst angewendt wirdet“. Zum Teil wurden sogar Schiffsbrücken im Tross mitgeführt. Zudem unterlag der gesamte Tross der Militärjustiz, vgl. GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 35 (1633): „Haben 4 von dem Troß ins Feuer geworfen, wie man denn nach geschehenem Brand 2 Köpf, etliche Finger und einen halben gebratenen Menschen noch übrig gefunden“.Zur „Lagergesellschaft“ vgl. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“, S. 279-296; LANGER, Hortus, S. 96ff.; WAGNER, Ars Belli Gerendi. In Notsituationen wurden Trossangehörige, wenn auch erfolglos, als Kombatanten eingesetzt; BRNARDIC, Imperial Armies 1, S.19.
[111] Statní oblastní archív v Zamrsku Rodinný archiv Piccolominové 29.912 (ital. Original): Alessandro Borri an Piccolomini, Wien, 1642 II 19.
[112] Matthias [Matteo] [di] Gallas [Galas, Galasso], Graf v. Campo, Herzog v. Lucera] [17.10.1588 Trient-25.4.1647 Wien], kaiserlicher Generalleutnant. Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.
[116] Jean Baptiste de Budes comte de Guébriant [Guebrian, Gabrian] [2.2.1602 Plessis-Budes-24.11.1643 Rottweil], französischer Marschall.
[120] ranzionieren: Lösegeld zahlen, (sich) auslösen, (sich) freikaufen, auslösen von Personen, Gegenständen oder Vieh. Der organisierte Vieh-, vor allem aber Menschenraub stellte neben der Plünderung angesichts der fehlenden Soldauszahlung die wichtigste Einnahmequelle gerade der unteren Chargen dar, wurden doch pro Person je nach Stand und Beruf oft 300 Rt. und mehr erpresst. Vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 116; GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 29. Dieses Lösegeld erreichte trotz der zwischen den Kriegsparteien abgeschlossenen Kartelle z. T. enorme Höhen: So bot der ehemalige Kommandant von Hanau, Sir James (Jacob) Ramsay „the Black“ [1589-1639], 70.000 Rt. für seine Freilassung, die aber vom Kaiserhof abgelehnt wurde (KELLER, Drangsale, S. 357), da man von ihm wissen wollte, wo er die bei der Einnahme Würzburgs und Bad Mergentheims erbeuteten Schätze (KELLER, Drangsale, S. 355) verborgen hatte. Ramsays Kriegsbeute wurde auf 900.000 Rt. beziffert; KELLER, Drangsale, S. 361; GAIL, Krieg, S. 28f.; MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 3315. Auch die Leichname gefallener Offiziere mussten in der Regel vom Gegner ausgelöst werden. Im Mai 1633 war die kaiserliche Garnison in der Festung Lichtenau (bei Ansbach) so schlecht verproviantiert, dass Nürnberger Untertanen gefangen genommen wurden, die sich dann gegen Kartoffeln auslösen mussten; SODEN, Gustav Adolph III, S. 450. SEMLER, Tagebücher, S. 137 (1634): „Hierauff die Schwedische ihre gewohnliche straiff vnd raubereyen noch ferner vnd ernstlicher continuirt, also daß nicht allein auf dem land vnd dörffern sich niemandt betreffen, sonder auch gar in die reben (außerhalb was gegen Sipplingen hinab gelegen, dahin der feind niehmaln kommen) niemandt blicken lassen dörffen, inmaßen ettliche burger vnd salmanßweilische vnderthonen, so in den reben bei vnd gegen Nußdorf und Burgberg schaffen wollen, von denen hin vnd wider vagierenden reüttern aufgehebt, vnd nach Pfullendorf geführt, deren jeder biß auf 60 vnd mehr reichsthaler ranzion angezogen, vnd weilen sie, alß arme rebleütt sollche zu bezahlen nicht vermögt, volgendts mit der armada fortgeführt worden, wie benantlich ein veberlingischer gmainder vmb 68 thaler vnd zwen Nußdorffer jeder vmd 58 thaler ranzioniert, vnd vneracht diese bede für sich 40 thaler angebotten, ein mehrers auch im vermögen nit gehabt, seyn sie doch bei sollchem nicht gelassen worden“.
[121] Robert v. Crichton [Grichton, Krichton, Krüchten, Kröcher, Krecher, Krescher, Kriegen] [ - ], kaiserlicher Obrist. Vgl. MURDOCH, SSNE ID 203; http://www.schweinfurtfuehrer.de/persoenlichkeiten/militaerische-personen-des-30-jaehrigen-krieges-in-schweinfurt/crichton-robert-von/.
[123] Wilhelm [Guillaume de] Freiherr [1634], Graf [1649] v. Lamboy [Lamboj, Lambri, Lamboji, Lampoi, Lambey] [um 1590 - 13.12.1659 Schloss Dymokury], kaiserlicher Feldmarschall.
[128] Schotten: Von 1626-1632 dienten 25.000 Schotten unter Christian IV. u. Gustav Adolf, was etwa 10 % der Gesamtbevölkerung Schottlands entsprach; PARKER, Military Revolution, S. 200, Anm.17. 1630 hatte Gustav Adolf 13 Schottenregimentern mit fast 1.000 Offizieren unter seinem Kommando; MINHA, Walter Graf Leslie, S. 139, Anm. 23: Damit „wurde das Schwedenheer zur großen Kriegsschule des anglo-schottischen Adels für den späteren Machtkampf zwischen König und Parlament in der Heimat". Zur Motivation schottischer Söldner MAHR, Oberst Robert Monro, S. 54: „Hier ist auch zu sehen, dass der Baron von Foulis edlen Andenkens es nicht für eine Beeinträchtigung seines Ansehens hielt, zuerst meinem Lord Reay und seinem Regiment als Freiwilliger zu folgen, bis er einige Gefechte gesehen und einige Erfahrung gesammelt hatte. Dann begann er mit einer Kompanie und wurde zuletzt mit Ansehen Obrist eines Regiments zu Fuß und zu Pferd. So ermunterte er andere seines Namens und seiner Verwandtschaft, seinem Beispiel zu folgen und ehrenvoll im Ausland zu leben, anstatt ihren Freunden zu Hause, wie es viele tun, zur Last zu fallen. Dabei müssen sie, wie wir in Schottland sagen, für einen halben Laib Brot springen, während andere aufgrund ihrer Tapferkeit nobel im Ausland leben, sich Diener leisten können und von silbernen Tellern speisen“. In erster Linie heranziehen ist die große Datenbank von Steve MURDOCH, SSNE; dort auch jeweils die neueste Literatur, bzw. dessen Veröffentlichungen => Literaturregister. Bei der Zusammensetzung der schwedischen Armee Gustavs II. Adolf bis Ende 1632 werden folgende Zahlen angenommen: Schweden 8.000 (5, 5 %), Finnen 3.000 (2, 0 %), Deutsche Söldner: Alte Regimenter (vor Juli 1630 aufgestellt) 15.000 (10, 5 %) Neue Regimenter 65.000 (44, 5 %) Britische Söldner 7.000 (5, 0 %) Verbündete: Sachsen 17.000 (11, 5 %) Brandenburg 6.000 (4, 0 %) Hessen-Kassel 6.000 (4, 0 %) Mecklenburg 4.000 (2, 5 %) Stadtmilizen ca. 15.000 (10, 5 %) Gesamtzahl 146.000. Von diesen ca. 150.000 Mann war etwa die Hälfte im Garnisonsdienst eingesetzt, der Rest war auf die verschiedenen Armeekorps aufgeteilt, deren Größe zwischen 3.000 und 20.000 Mann lag. Im Falle einer möglichen Schlacht wurden diese dann vorübergehend zusammengezogen. Angaben nach BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 69; ENGERISSER, Von Kronach. Je nach Kriegslage schieden nach Gustav II. Adolfs Tod Verbündete wieder aus, der Anteil der Deutschen unter schwedischer Fahne stieg jedoch weiter an. Vgl. MILLER, Swords for hire.
[130] Ernst Graf v. Königsegg [Königseck] [ - ], kaiserlicher Obrist. Vgl. http://www.schweinfurtfuehrer.de/persoenlichkeiten/militaerische-personen-des-30-jaehrigen-krieges-in-schweinfurt/k%C3%B6nigsegg-ernst-graf-von/
[131] Im Dezember schrieb Freiherr Sebastian Wintz [Winsten, Winsen] v. Pühring [ - ], kaiserlicher Obrist. an Hatzfeldt und informierte ihn über die Einquartierung Köigseckischer Truppen in Schweinfurt; ENGELBERT, Kriegsarchiv, Nr. 222.
[132] Sennfeld [LK Schweinfurt]. Vgl. WEBER, Geschichte der fränkischen Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld.
[133] Gochsheim [LK Schweinfurt]; HHSD VII, S. 239. Vgl. WEBER, Geschichte der fränkischen Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld.
[134] Franz v. Hatzfeldt [13.9.1596 Schloss Crottorf-30.7.1642 Würzburg], Fürstbischof v. Würzburg u. Bamberg. Vgl. WEBER, Würzburg und Bamberg.
[135] Dr. jur. utr. Johann Höfel [7.5.1600 getauft-8.12.1683] Vgl. http://www.sw.om-mohr.de/ratsh/hoefeldrj.htm.
[137] Johann Zimmermann [ -11.5.1659 beerdigt]. Vgl. http://www.sw.om-mohr.de/ratsh/zimmermannj.htm.
[138] Servis: Servis war das Holz, das Licht und die Liegestatt (Heu und Streu), die ein Hauswirt den bei ihm im Krieg einquartierten Soldaten zu gewähren hatte, sowie die Steuer dafür. Im Niedersächsischen kam noch Salz dazu. Darüber hinaus wurden verbotener Weise auch Kleidung und Ausrüstung sowie zahlreiche Gänge an Essen und Trinken eingefordert bzw. erpresst, da dem einfachen Soldaten von der Verpflegungsordnung her nur 2 Pfd. Brot (zu 8 Pfg.), 1 Pfund Fleisch (zu 16 Pfg.) und 1 Kanne Dünnbier (2,02 Liter zu 8 Pfg.) zustanden. Selbst diese Grundration wurde in Krisensituationen noch gekürzt. In der schwedischen Armee nannte man Servis auch „Tractament“. Der Servis und die Fourage mussten von der betreffenden Garnisonstadt aufgebracht werden und waren genau geregelt; vgl. die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff.
[139] Flucht: Überlebensstrategie in Kriegszeiten. Der Schuhmacher Hans Heberle listet in seinem „Zeytregister“ 30 Fluchten nach Ulm auf. ZILLHARDT, Zeytregister, S. 225; DEMURA, Flucht, S. 187ff. Der Bieberauer Pfarrer Johann Daniel Minck; KUNZ/LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 253f.: „Viele verkrochen und versteckten sich zwar in Wälder, Höhlen, Klippen etc., waren aber ausgespähet, denn die [kaiserlich-bayerischen] Soldaten hatten bei sich menschenspürige Hunde, welche, wann sie an Mensch und Vieh kamen, mit ihrem Bellen die Leute verrieten und den Räubern Anzeig gaben. Darumb flohe alles auf die Schlösser. Da lagen alle Gassen, Höfe und Winkel voller Leute, besonders zu Lichtenberg, welches ein kleiner Behelf. Und derhalben auch viele im Regen, Schnee und Kälte unter dem freien Himmel lagen, teils lagen in Fässern und Bütten. Die Stuben waren Winterszeit so voll, dass wegen der Menge keines sitzen, sondern dicht ineinander stehen müssen. War ein groß Jammer und Elend anzusehen, zu geschweigen, selbst mit darin begriffen sein“. BENTELE, Protokolle, S. 192 (1634): „Des andern Tags, als man vernommen, dass die ganze Armee marchiere, haben sich Mann und Weib mit den Kindern in das Feld, Weinberg, Hülen, Klüften und Wäld mehistentails begeben, in Hoffnung, daselbsten sicher zue sein, bis das Ungewitter fürübergieng. Aber die wurden allerorten durch die Hund der Soldaten ausgespürt, gehetzt, gejagt, gefangen, ranzioniert, übel tractiert, und tails erbärmlich ermordet. War auch zu solcher Zeit Tag und Nacht schön und warm Wetter auf vierzehn Tag aneinander, daß doch also mancher dessentwegen desto besser in einem verborgenen Winkel durch Gottes väterliche Obacht bewahret gewesen, und sein Leben wie eine Ausbeut darvon gebracht hat“. Abt Veit Höser (1577 - 1634) von Oberaltaich bei Straubing berichtet; SIGL, Wallensteins Rache, S. 142f.: „In diesen Tagen [Dezember 1633; BW] trieben es die Schweden überall ganz arg. Sie streiften in alle Richtungen und Gegenden herum, durchstöberten sogar die menschenleeren Ödnisse und Wälder, alle Berghänge, jedes Tal, jede Schlucht, jeden Schlupfwinkel, daß die Menschen sich vor Todesängsten überhaupt nicht mehr auskannten, sich nicht mehr helfen und raten konnten. Unter dem eigenen Dache gab es ja ohnehin keine Sicherheit. In ihrer Bedrängnis flohen alle aus ihren Wohnungen, als wären das selbst Räuberhöhlen, flüchteten in die Berge, versteckten sich in Hecken, im Dickicht, in der Wildnis, obgleich sie auch dort nirgends bleiben konnten wegen der Winterkälte, die in unserer Waldgegend noch viel ärger ist. Wenn sie sich überhaupt ein Feuer machen konnten, verriet sie schon von weitem der aufsteigende Rauch bei Tag und bei Nacht der Feuerschein; ja, die Flucht in ein Versteck verriet sie selbst schon wieder durch die unvermeidlich im Schnee hinterlassenen eigenen Spuren. Die schlauen Spürhunde folgten mit ihrer Nase diesen tiefen Fußstapfen und spürten den Flüchtlingen fleißig nach, ohne deren Todesängste zu spüren. Schau, laß dir sagen, was diese ungemein scharfsinnigen Bösewichte nicht alles aushecken, damit ihnen ja kein einziger Mensch entwischt. Überall in den Wäldern, in Dickichten, auf Viehtriften, wo sich einer geflissentlich verstecken könnte, veranstalteten sie blutige Treibjagden (veneticam tragediam). Sie stellten Reihen von Scharfschützen in einem größeren Abstand voneinander auf und durchstreiften so das vom Eingang her das Gelände, indem sie obendrein noch abgerichtete Jagd- und Spürhunde vor sich herhetzten. Diese reizten sie mit ihrem Hussa-Hussa zum Bellen, ließen sie durchs Dickicht und Gebüsch stöbern, nach Feuerstellen schnüffeln, schickten sie in unzugängliche Stellen, damit sie überall die versteckten Menschen ausmachen, mit ihrem Verbellen verraten und heraustreiben. In undurchdringliches Heckengestrüpp (truteta) schossen sie mit ihren Gewehren hinein, um die allenfalls darin verborgenen Menschen zu zwingen, dass sie herauskriechen oder herausspringen. Wollten solche arme „Angsthasen“ jedoch sofort bei dem Hussa-Geschrei der Jäger und dem Hundegebell der unausbleiblichen Flucht zuvorkommen und davonlaufen, wurden sie dort von den Musketieren zur Strecke gebracht, die den Wald von draußen in regelmäßigen Abständen voneinander umzingelt hatten, sodaß die ohnehin schon zu Tode geängstigten Menschen, wohin sie auch immer flüchten wollten, in die Fänge und Fallen dieser Menschenjäger fielen“. Auch die Heranziehung zu schwersten Schanzarbeiten veranlasste Bürger zur Flucht. Das Einfliehen in die nächsten Städte war allerdings nicht umsonst. Im März 1636 verlangte die Reichsstadt Nordhausen von hereingeflüchteten Adligen über 20 Jahren 2 Reichstaler, von Bürgern und Bürgerinnen 1 Reichstaler, von einem Bauern je nach Vermögen 12 oder 6 Groschen. Für ein fremdes Pferd waren 12 Groschen zu zahlen. KUHLBRODT, Clara von Heringen, S. 82. Dazu kamen in der Regel auch Abgaben für Ochsen, Kühe etc. In Weimar hielten sich 1640 außer 2863 Einwohnern 4103 Fremde auf. PFISTER, Bevölkerungsgeschichte, S. 14. Zum Teil ließ der Rat wie in Augsburg die Flüchtlinge aus der Stadt bringen (SIGL, Geschichte, S. 47) oder verweigerte die Aufnahme. Zur Migration allgemein ASCHE, Krieg, Militär und Migration, S. 11ff. Die Flucht in die nächsten Städten war nicht umsonst. Im März 1636 verlangte die Reichsstadt Nordhausen von hereingeflüchteten Adligen über 20 Jahren 2 Reichstaler, von Bürgern und Bürgerinnen 1 Taler, von einem Bauern je nach Vermögen 12 oder 6 Groschen. Für ein fremdes Pferd waren 12 Groschen zu zahlen. KUHLBRODT, Clara von Heringen, S. 82. Dazu kamen in der Regel auch Abgaben für Ochsen, Kühe etc. KLUGE, Hofer Chronik, S. 180 (1641): „Den 11. januarii wurde der sächßischen von adel hier eingeflehet rindt- und schaafvieh, so theils zum thor hinaus, alles wieder hereingetrieben und aufs neue verarrestiret, und solten von einem stück rindvieh 1 thaler, von einem schaaf aber 1 groschen geben, unangesehen, daß das liebe vieh zum theil dermassen verhungert, daß es kaum gehen konnte, wie dann auch viel dahingefallen und aus mangel futters umkommen müßen". In Weimar hielten sich z. B. 1640 außer 2863 Einwohnern 4103 Fremde auf. PFISTER, Bevölkerungsgeschichte, S. 14.
[141] Verpflegung: PAPKE, Landsknechte, S. 22: „Ende 1618 wurden Reiter in Altendresden einquartiert. Ihre Verpflegung regelte ein kurfürstliches Mandat vom 8. November. Es sah für ein Frühstück Butterwecken vor sowie Brot, Butter, Käse und Bier. Zum Mittag sollte Suppe geben mit Rahm, Butter, Eiern, Muskatnelken und Semmeln, danach 5 Pfd. Rindfleisch mit Meerrettich, eine Hammelkeule, Zugemüse, Butter und Käse, Brot und Semmeln und pro Person 2 Kannen »hiehisches« Bier. Dazu wurden Salz, Würze, Essig, Schmalz, Holz für den Herd, Licht für Stuben und Ställe gerechnet, für 9 Personen insgesamt 2 Gulden, 11 Groschen, 6 Pfennige. Unkosten für Bett- und Tischwäsche wurden erwähnt, aber nicht berechnet“. Eigentlich durfte nur der übliche Servis gefordert werden: die dem oder den einquartierten Soldaten zu gewährende Unterkunft und Verpflegung, festgelegt in den jeweiligen Verpflegungsordnungen. „Servis" definiert sich als die Abgaben des Hauswirts an den/die einquartierten Soldaten an Holz, Licht und Liegestatt (Heu und Streu), im Niedersächsischen kam noch Salz dazu; Kleidung, Ausrüstung etc., wurden verbotenerweise verlangt; Essen und Trinken fielen auch nicht darunter, wurden aber trotzdem eingefordert. Stattdessen konnte auch die sogenannte „Lehnung" gegeben werden. Alle zehn Tage war diese Lehnung für die schwedischen Truppen zu entrichten, bei den unteren Chargen für Kapitän 12 Rt., Leutnant und Fähnrich 10 Rt., Sergeanten, Fourier, Führer, Musterschreiber und Rüstmeister zusammen 12 Rt., Trommelschläger, Pfeifer zusammen 6 Rt., Korporal 2 Rt., sowie den untersten Dienstchargen gestaffelte Beträge in Groschen. Für die Konstanzer Garnisonstruppen war 1633 festgelegt; BEYERLE, Konstanz, S. 35f.: „Jedem Hauptmann wöchentlich 1 ½ Eimer [1 Eimer = 293,92717 Liter; BW] Wein, 20 fl. Geld, täglich 6 Brote, sowie Unterhalt für 6 Pferde; der Leutnant erhielt wöchentlich 24 Quart Wein und 6 fl., täglich 3 Brote und Unterhalt für 1 Pferd; der Fähnrich wöchentlich 17 Quart Wein und 4 fl. Geld, täglich 2 Brote und Unterhalt für 1 Pferd; dem gemeinen Soldaten waren täglich 2 Pfd. Brot, eine Maß [1, 83 Liter; BW] Wein und wöchentlich 7 Batzen für das Fleisch zu verabreichen. Die große Schar der niederen Offiziere wie Feldwebel, Feldschreiber, Feldscherer, Fouriere und Korporale sollte ‚durch gemeine Bürgerschaft kostiert und nach eines jeden Hausvaters Vermögen unterhalten werden’ “. Nach der Verpflegungsordnung Gustav Adolfs II. vom 13.5.1632 für das Herzogtum Franken hatte ein Obrist Anspruch auf täglich 12 Mahlzeiten, bestehend aus je 12 Gerichten (im Wert von je 1/8 Rt). Im Oktober 1623 hatte Tillys Verpflegungsordnung für die Reiterei festgelegt: Rittmeister 4 Maß Wein, 20 Pfund Brot, 20 Maß Bier, 12 Pfund Fleisch, 2 Hennen und ein halbes Schaf. Ein reformierter Leutnant, Kornett oder Quartiermeister sollten 8 Maß Bier, 8 Pfund Brot und 4 Pfund Fleisch sowie ein Viertel von einem Schaf oder Kalb erhalten. Einem Jungen oder einem Weib standen 1 Pfund Fleisch, 2 Pfund Brot und 1 Maß Bier zu. BARNEKAMP, Sie hausen uebell, S. 42. Dazu kamen für den gemeinen Soldaten in der Regel täglich 2 Pfund Brot (zu 8 Pfennig), 1 Pfund Fleisch (zu 16 Pfennig) und 1 Kanne Einfachbier (2, 02 Liter zu 8 Pfennig). Statt Fleisch konnten auch Fisch, Butter oder Käse gegeben werden. Zwei Heringe entsprachen 1 Pfund Fleisch, eine Henne ersetzte 1, 5 Pfund Fleisch. Selbst diese Rationen wurden oft von den Offizieren noch unterschlagen. Der Erfurter Rat hält am 16.11.1641 die Klagen dreier gefangener Reiter des Regiments Hatzfeldt fest: „[Sie] berichteten [sie] wehren 5 tage von ihrem Regimente gewesen, undt nach einem Stücke brodts geritten, sie bekömen [sic] gantz nichts, wenn ihnen auch gleich Commiß[brot] zugesendet wehre, bekömen sie doch nichts: sondern die officirer behieltten solches alles vohr sich allein, [Sie] wussten auch nicht wo sie hin soltten, sie hetten deswegen von ihren officirern gantz nichts gehöret“. Zitiert bei BERG, Regulating war, S. 15; vgl. auch KUPER, Feuer, S. 104. So der kaiserliche Feldmarschall Melchior von Hatzfeldt 1642: „Denn arm und hungrig zu sein, macht schlechte Curagi - wo nit anderes, davor uns der liebe Gott behüte“. ENGELBERT, Hessenkrieg II, S. 43. Der Salemer Mönch Bürster (1644); WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 196: „Dan ehe muoß der burger sterben zehen mal, ehe der soldat verderben ainmahl“. Die Verpflegung erforderte dennoch riesige Mengen an Schlachtvieh, zumal die Soldaten nur schieres Fleisch verlangten, keine Innereien oder Füße wollten, und der genießbare Fleischanteil z. B. bei Ochsen zwischen 25 u. 55 % je nach Fütterung lag. Von Oktober bis Dezember sollen kaiserliche Truppen im kaisertreuen Hessen-Darmstadt neben 30 000 Pferden 100.000 Kühe und 600.000 Schafe erbeutet haben; PARKER, Dreißigjähriger Krieg, S. 250. In Tillys Verpflegungsordnung von 1627 wie auch in den anderen Ordnungen dieser Art war dagegen der umsichtige Umgang mit Einwohnern ausdrücklich festgelegt. KLOPP, Tilly, S. 546. Zweimal täglich ein Gericht mit zwölf Gängen für einen Obristen war üblich. Vgl. die kaiserliche Einquartierungsordnung Melchior von Hatzfeldts für Westfalen (1636 III 09): „Wirt ebenmeßigh geklagtt, daß nicht allein die officierer, sondern auch die soldat(en) mitt ubermeßigem banquitier(en), sonderlich mitt verschwendungh vieler weins und geträncks den armen mahn gentzlich außlaugen, derenthalb(en) ein jeder und alle hiemit erinnert, das, was sie dergestalt uppich verzehr(en), ihnen an der contribution abgehe". SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, S. 127. Bürgermeister und Rat von Büren schrieben an die kurfürstlich-kölnischen Beamten in Paderborn und an den Edelherren Moritz von Büren über Vorfälle der am 1.4.1626 erfolgten Einlagerung einer Korporalschaft der Leibgarde des ligistischen Generalwachtmeisters Timon von Lintelo, Büren, 1626 April 15; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, S. 185: „Bey Lübbertt Drevelnn ist ein reformirter corporal, so ein matresse bey sich gehapt, einlogirt gewest. Gleich wie der [Corporal; BW] einkommen, hat ihme der wirt nach zustandtt dieser orther unnd settigungh eines ehrlichen menschenn gnugsame speißenn, alß nemblich saurs krautt mit einer bratt- oder metwurst, ein schaffschinckenn, ein stück gerauchert rindtfleisch, ein außgeweßerten schweinenn potharst, dabei, dabei einen halben schaffenn käß nebenn butter aufgesetztt. Der corporal wirfft die speisenn mehrnntheilß zur dehl hinauß, unnd sagtt mit entrustungh zu seinem wirth, solche speisenn solte er einem hudler gebenn. Ob er meinte, das er ein hudler vor sich hette. (46) Er hette woll beßer speiß dem bettler vor die thuer gebenn etc., unnd will sich nicht stillen laßenn, biß ihme der wirth folgendenn tags nach seinem willenn schincken, hüner, kalbfleisch etc. aufzutragenn verpflichtet". Nach der schwedischen Kammerordnung, 1635 X 04 (Geheimes Staatsarchiv Berlin-Dahlem I - 34 -179 b) hatte Oxenstierna den Anspruch pro Monat und gemeinen Reiter auf 4 ½ Rt., 60 Pfd. Brot und 60 Feldmaß Bier festgelegt. Im Juni 1634 sollte Generalkriegskommissar Ossa Erzherzogin Claudia von Tirol raten, den nach besserer Verpflegung begehrenden hohenemsischen Soldaten gegebenenfalls durch das Landvolk „die Hälse entzwei schießen“ zu lassen, was Claudia nicht tat, um eine weitere Eskalation der Lage zu vermeiden; SCHENNACH, Soldat, S. 71. In einem Bericht des Obristleutnants des Regiments Kaspar von Hohenems (25.8.1632) heißt es; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 336: „daß sie knecht gleichsam gannz nackhent und ploß auf die wachten ziehen und mit dem schlechten commißbroth vorlieb nemmen müessen, und sonderlichen bey dieser kelte, so dieser orten erscheint, da mich, als ich an ainem morgen die wachten und posti visitiert, in meinem mantl und guetem klaidt geforn hat, geschweigen die armen knecht, so übel beklaidt, die ganze nacht auf den wachten verpleiben müessen. So haben sie auch gar kain gelt, das sie nur ain warme suppen kauffen khönnen, müessen also, wegen mangl der klaiser und gelt, mit gwalt verschmachten und erkhranken, es sollte ainen harten stain erbarmen, daß die Graf hohenembsische Regiment gleich von anfang und biß dato so übel, und gleichsam die armen knecht erger alß die hundt gehalten werden. Es were gleich so guet, man käme und thete die armen knecht […] mit messern die gurgel abschneiden, alß das man sie also lenger abmatten und gleichsam minder als einen hundt achten thuett“. PAPKE, Landsknechte, S. 22: „Ende 1618 wurden Reiter in Altendresden einquartiert. Ihre Verpflegung regelte ein kurfürstliches Mandat vom 8. November. Es sah für ein Frühstück Butterwecken vor sowie Brot, Butter, Käse und Bier. Zum Mittag sollte Suppe geben mit Rahm, Butter, Eiern, Muskatnelken und Semmeln, danach 5 Pfd. Rindfleisch mit Meerrettich, eine Hammelkeule, Zugemüse, Butter und Käse, Brot und Semmeln und pro Person 2 Kannen »hiehisches« Bier. Dazu wurden Salz, Würze, Essig, Schmalz, Holz für den Herd, Licht für Stuben und Ställe gerechnet, für 9 Personen insgesamt 2 Gulden, 11 Groschen, 6 Pfennige. Unkosten für Bett- und Tischwäsche wurden erwähnt, aber nicht berechnet“. 1619 mussten ins Lager bei Themar geliefert werden: Rindsmäuler, Gelüng, Rindsmagen, Gekröse, Sülze, Zungen, Rindsherz, Rindsfüße, Rehwild geliefert werden. Dazu kamen Konfekt, Mandeln, Rosinen, Feigen, Nürnberger Küchlein (Lebkuchen), Reis, Muskatblüten, Peffer, Nelken geliefert werden. Vgl. ERB, Die ersten Kriegsereignisse, S. 10f.
[143] Knecht, gemeiner: dienstgradloser einfacher Soldat. Er hatte 1630 monatlich Anspruch auf 6 fl. 40 kr. Ein Bauernknecht im bayerischen Raum wurde mit etwa 12 fl. pro Jahr (bei Arbeitskräftemangel, etwa 1645, wurden auch 18 bis 24 fl. verlangt) entlohnt. Doch schon 1625 wurde festgehalten; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 92: „Ihme folgete der obrist Blanckhardt, welcher mit seinem gantzen regiment von 3000 fueßknechte sechß wochen lang still gelegen, da dann die stath demselben reichlich besolden muste, wovon aber der gemeine knecht nicht einen pfennig bekommen hatt". In einem Bericht des Obristleutnants des Regiments Kaspar von Hohenems (25.8.1632) heißt es; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 336: „daß sie knecht gleichsam gannz nackhent und ploß auf die wachten ziehen und mit dem schlechten commißbroth vorlieb nemmen müessen, und sonderlichen bey dieser kelte, so dieser orten erscheint, da mich, als ich an ainem morgen die wachten und posti visitiert, in meinem mantl und guetem klaidt gefrorn hat, geschweigen die armen knecht, so übel beklaidt, die ganze nacht auf den wachten verpleiben müessen. So haben sie auch gar kain gelt, das sie nur ain warme suppen kauffen khönnen, müessen also, wegen mangl der klaider und gelt, mit gwalt verschmachten und erkhranken, es sollte ainen harten stain erbarmen, daß die Graf hohenembsische Regiment gleich von anfang und biß dato so übel, und gleichsam die armen knecht erger alß die hundt gehalten werden. Es were gleich so guet, man käme und thete die armen knecht […] mit messern die gurgel abschneiden, alß das man sie also lenger abmatten und gleichsam minder als einen hundt achten thuett“. Gallas selbst schrieb am 25.1.1638 dem Kaiser; ELLERBACH; SCHERLEN, Der Dreißigjährige Krieg Bd. 3, S. 222: „Mochte wohl den Stein der erd erbarmen zuzuschauen, wie die arme knecht kein kleid am leib, keine schuh am fuße, die reiter keine stiefel oder sattel haben, auch den mehrerteil sich freuen, wenn sie nur die notdurft an eichelbrot bekommen können“. => Verpflegung.
[144] Obristwachtmeister: Der Obristwachtmeister mit einem monatlichen Sold von 50 fl. entsprach vom Rang her dem Major in der schwedischen Armee. Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte er für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht.
[145] Sebastian Freiherr Wintz v. Pühring [ - ], kaiserlicher Obrist. http://www.schweinfurtfuehrer.de/persoenlichkeiten/militaerische-personen-des-30-jaehrigen-krieges-in-schweinfurt/puehring-freiherr-sebastian-wintz/.
[153] Verpflegung: PAPKE, Landsknechte, S. 22: „Ende 1618 wurden Reiter in Altendresden einquartiert. Ihre Verpflegung regelte ein kurfürstliches Mandat vom 8. November. Es sah für ein Frühstück Butterwecken vor sowie Brot, Butter, Käse und Bier. Zum Mittag sollte Suppe geben mit Rahm, Butter, Eiern, Muskatnelken und Semmeln, danach 5 Pfd. Rindfleisch mit Meerrettich, eine Hammelkeule, Zugemüse, Butter und Käse, Brot und Semmeln und pro Person 2 Kannen »hiehisches« Bier. Dazu wurden Salz, Würze, Essig, Schmalz, Holz für den Herd, Licht für Stuben und Ställe gerechnet, für 9 Personen insgesamt 2 Gulden, 11 Groschen, 6 Pfennige. Unkosten für Bett- und Tischwäsche wurden erwähnt, aber nicht berechnet“. Eigentlich durfte nur der übliche Servis gefordert werden: die dem oder den einquartierten Soldaten zu gewährende Unterkunft und Verpflegung, festgelegt in den jeweiligen Verpflegungsordnungen. „Servis" definiert sich als die Abgaben des Hauswirts an den/die einquartierten Soldaten an Holz, Licht und Liegestatt (Heu und Streu), im Niedersächsischen kam noch Salz dazu; Kleidung, Ausrüstung etc., wurden verbotenerweise verlangt; Essen und Trinken fielen auch nicht darunter, wurden aber trotzdem eingefordert. Stattdessen konnte auch die sogenannte „Lehnung" gegeben werden. Alle zehn Tage war diese Lehnung für die schwedischen Truppen zu entrichten, bei den unteren Chargen für Kapitän 12 Rt., Leutnant und Fähnrich 10 Rt., Sergeanten, Fourier, Führer, Musterschreiber und Rüstmeister zusammen 12 Rt., Trommelschläger, Pfeifer zusammen 6 Rt., Korporal 2 Rt., sowie den untersten Dienstchargen gestaffelte Beträge in Groschen. Für die Konstanzer Garnisonstruppen war 1633 festgelegt; BEYERLE, Konstanz, S. 35f.: „Jedem Hauptmann wöchentlich 1 ½ Eimer [1 Eimer = 293,92717 Liter; BW] Wein, 20 fl. Geld, täglich 6 Brote, sowie Unterhalt für 6 Pferde; der Leutnant erhielt wöchentlich 24 Quart Wein und 6 fl., täglich 3 Brote und Unterhalt für 1 Pferd; der Fähnrich wöchentlich 17 Quart Wein und 4 fl. Geld, täglich 2 Brote und Unterhalt für 1 Pferd; dem gemeinen Soldaten waren täglich 2 Pfd. Brot, eine Maß [1, 83 Liter; BW] Wein und wöchentlich 7 Batzen für das Fleisch zu verabreichen. Die große Schar der niederen Offiziere wie Feldwebel, Feldschreiber, Feldscherer, Fouriere und Korporale sollte ‚durch gemeine Bürgerschaft kostiert und nach eines jeden Hausvaters Vermögen unterhalten werden’ “. Nach der Verpflegungsordnung Gustav Adolfs II. vom 13.5.1632 für das Herzogtum Franken hatte ein Obrist Anspruch auf täglich 12 Mahlzeiten, bestehend aus je 12 Gerichten (im Wert von je 1/8 Rt). Im Oktober 1623 hatte Tillys Verpflegungsordnung für die Reiterei festgelegt: Rittmeister 4 Maß Wein, 20 Pfund Brot, 20 Maß Bier, 12 Pfund Fleisch, 2 Hennen und ein halbes Schaf. Ein reformierter Leutnant, Kornett oder Quartiermeister sollten 8 Maß Bier, 8 Pfund Brot und 4 Pfund Fleisch sowie ein Viertel von einem Schaf oder Kalb erhalten. Einem Jungen oder einem Weib standen 1 Pfund Fleisch, 2 Pfund Brot und 1 Maß Bier zu. BARNEKAMP, Sie hausen uebell, S. 42. Dazu kamen für den gemeinen Soldaten in der Regel täglich 2 Pfund Brot (zu 8 Pfennig), 1 Pfund Fleisch (zu 16 Pfennig) und 1 Kanne Einfachbier (2, 02 Liter zu 8 Pfennig). Statt Fleisch konnten auch Fisch, Butter oder Käse gegeben werden. Zwei Heringe entsprachen 1 Pfund Fleisch, eine Henne ersetzte 1, 5 Pfund Fleisch. Selbst diese Rationen wurden oft von den Offizieren noch unterschlagen. Der Erfurter Rat hält am 16.11.1641 die Klagen dreier gefangener Reiter des Regiments Hatzfeldt fest: „[Sie] berichteten [sie] wehren 5 tage von ihrem Regimente gewesen, undt nach einem Stücke brodts geritten, sie bekömen [sic] gantz nichts, wenn ihnen auch gleich Commiß[brot] zugesendet wehre, bekömen sie doch nichts: sondern die officirer behieltten solches alles vohr sich allein, [Sie] wussten auch nicht wo sie hin soltten, sie hetten deswegen von ihren officirern gantz nichts gehöret“. Zitiert bei BERG, Regulating war, S. 15; vgl. auch KUPER, Feuer, S. 104. So der kaiserliche Feldmarschall Melchior von Hatzfeldt 1642: „Denn arm und hungrig zu sein, macht schlechte Curagi - wo nit anderes, davor uns der liebe Gott behüte“. ENGELBERT, Hessenkrieg II, S. 43. Der Salemer Mönch Bürster (1644); WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 196: „Dan ehe muoß der burger sterben zehen mal, ehe der soldat verderben ainmahl“. Die Verpflegung erforderte dennoch riesige Mengen an Schlachtvieh, zumal die Soldaten nur schieres Fleisch verlangten, keine Innereien oder Füße wollten, und der genießbare Fleischanteil z. B. bei Ochsen zwischen 25 u. 55 % je nach Fütterung lag. Von Oktober bis Dezember sollen kaiserliche Truppen im kaisertreuen Hessen-Darmstadt neben 30 000 Pferden 100.000 Kühe und 600.000 Schafe erbeutet haben; PARKER, Dreißigjähriger Krieg, S. 250. In Tillys Verpflegungsordnung von 1627 wie auch in den anderen Ordnungen dieser Art war dagegen der umsichtige Umgang mit Einwohnern ausdrücklich festgelegt. KLOPP, Tilly, S. 546. Zweimal täglich ein Gericht mit zwölf Gängen für einen Obristen war üblich. Vgl. die kaiserliche Einquartierungsordnung Melchior von Hatzfeldts für Westfalen (1636 III 09): „Wirt ebenmeßigh geklagtt, daß nicht allein die officierer, sondern auch die soldat(en) mitt ubermeßigem banquitier(en), sonderlich mitt verschwendungh vieler weins und geträncks den armen mahn gentzlich außlaugen, derenthalb(en) ein jeder und alle hiemit erinnert, das, was sie dergestalt uppich verzehr(en), ihnen an der contribution abgehe". SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, S. 127. Bürgermeister und Rat von Büren schrieben an die kurfürstlich-kölnischen Beamten in Paderborn und an den Edelherren Moritz von Büren über Vorfälle der am 1.4.1626 erfolgten Einlagerung einer Korporalschaft der Leibgarde des ligistischen Generalwachtmeisters Timon von Lintelo, Büren, 1626 April 15; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, S. 185: „Bey Lübbertt Drevelnn ist ein reformirter corporal, so ein matresse bey sich gehapt, einlogirt gewest. Gleich wie der [Corporal; BW] einkommen, hat ihme der wirt nach zustandtt dieser orther unnd settigungh eines ehrlichen menschenn gnugsame speißenn, alß nemblich saurs krautt mit einer bratt- oder metwurst, ein schaffschinckenn, ein stück gerauchert rindtfleisch, ein außgeweßerten schweinenn potharst, dabei, dabei einen halben schaffenn käß nebenn butter aufgesetztt. Der corporal wirfft die speisenn mehrnntheilß zur dehl hinauß, unnd sagtt mit entrustungh zu seinem wirth, solche speisenn solte er einem hudler gebenn. Ob er meinte, das er ein hudler vor sich hette. (46) Er hette woll beßer speiß dem bettler vor die thuer gebenn etc., unnd will sich nicht stillen laßenn, biß ihme der wirth folgendenn tags nach seinem willenn schincken, hüner, kalbfleisch etc. aufzutragenn verpflichtet". Nach der schwedischen Kammerordnung, 1635 X 04 (Geheimes Staatsarchiv Berlin-Dahlem I - 34 -179 b) hatte Oxenstierna den Anspruch pro Monat und gemeinen Reiter auf 4 ½ Rt., 60 Pfd. Brot und 60 Feldmaß Bier festgelegt. Im Juni 1634 sollte Generalkriegskommissar Ossa Erzherzogin Claudia von Tirol raten, den nach besserer Verpflegung begehrenden hohenemsischen Soldaten gegebenenfalls durch das Landvolk „die Hälse entzwei schießen“ zu lassen, was Claudia nicht tat, um eine weitere Eskalation der Lage zu vermeiden; SCHENNACH, Soldat, S. 71. In einem Bericht des Obristleutnants des Regiments Kaspar von Hohenems (25.8.1632) heißt es; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 336: „daß sie knecht gleichsam gannz nackhent und ploß auf die wachten ziehen und mit dem schlechten commißbroth vorlieb nemmen müessen, und sonderlichen bey dieser kelte, so dieser orten erscheint, da mich, als ich an ainem morgen die wachten und posti visitiert, in meinem mantl und guetem klaidt geforn hat, geschweigen die armen knecht, so übel beklaidt, die ganze nacht auf den wachten verpleiben müessen. So haben sie auch gar kain gelt, das sie nur ain warme suppen kauffen khönnen, müessen also, wegen mangl der klaiser und gelt, mit gwalt verschmachten und erkhranken, es sollte ainen harten stain erbarmen, daß die Graf hohenembsische Regiment gleich von anfang und biß dato so übel, und gleichsam die armen knecht erger alß die hundt gehalten werden. Es were gleich so guet, man käme und thete die armen knecht […] mit messern die gurgel abschneiden, alß das man sie also lenger abmatten und gleichsam minder als einen hundt achten thuett“. PAPKE, Landsknechte, S. 22: „Ende 1618 wurden Reiter in Altendresden einquartiert. Ihre Verpflegung regelte ein kurfürstliches Mandat vom 8. November. Es sah für ein Frühstück Butterwecken vor sowie Brot, Butter, Käse und Bier. Zum Mittag sollte Suppe geben mit Rahm, Butter, Eiern, Muskatnelken und Semmeln, danach 5 Pfd. Rindfleisch mit Meerrettich, eine Hammelkeule, Zugemüse, Butter und Käse, Brot und Semmeln und pro Person 2 Kannen »hiehisches« Bier. Dazu wurden Salz, Würze, Essig, Schmalz, Holz für den Herd, Licht für Stuben und Ställe gerechnet, für 9 Personen insgesamt 2 Gulden, 11 Groschen, 6 Pfennige. Unkosten für Bett- und Tischwäsche wurden erwähnt, aber nicht berechnet“. 1619 mussten ins Lager bei Themar geliefert werden: Rindsmäuler, Gelüng, Rindsmagen, Gekröse, Sülze, Zungen, Rindsherz, Rindsfüße, Rehwild geliefert werden. Dazu kamen Konfekt, Mandeln, Rosinen, Feigen, Nürnberger Küchlein (Lebkuchen), Reis, Muskatblüten, Peffer, Nelken geliefert werden. Vgl. ERB, Die ersten Kriegsereignisse, S. 10f.
[154] Melchior Reichsgraf Hatzfeldt v. Gleichen [20.10.1593 Crottorf-9.11.1658 Schloss Powitzko bei Trachenberg/Schlesien], kaiserlicher Feldmarschall.
[156] fl. rhn. [Gulden rheinisch]: 1 Fränk. Gulden = 1 rhein. Gulden 15 Kreuzer = 6 Schreckenberger = 28 Schillinge = 3 Dreier = 6 Pfennige; 9 Schillinge = 24 rhein. Kreuzer. 1 Schreckenberger = 14 Dreier; 1 Dreier = 2 Pfennige; 1 Ortstaler = 6 altpreußische Groschen; 1 Reichstaler = 1 rhein. Gulden 30 Kreuzer. [http://www.schweinfurtfuehrer.de/geschichte/1700-1800/die-reichsstadt-schweinfurt-während-des-letzten-jahrzehnts-ihrer-reichsunmittelbarkeit/]
[157] Fähnrich: Rangunterster der Oberoffiziere der Infanterie und Dragoner, der selbst bereits einige Knechte zum Musterplatz mitbrachte. Dem Fähnrich war die Fahne der Kompanie anvertraut, die er erst im Tod aus den Händen geben durfte. Der Fähnrich hatte die Pflicht, beim Eintreffen von Generalspersonen die Fahne fliegen zu lassen. Ihm oblagen zudem die Inspektion der Kompanie (des Fähnleins) und die Betreuung der Kranken. Der Fähnrich konnte stellvertretend für Hauptmann und Leutnant als Kommandeur der Kompanie fungieren. Bei der Kavallerie wurde er Kornett genannt. Zum Teil begannen junge Adelige ihre militärische Karriere als Fähnrich. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 45f.
[160] Quartiermeister: Bei Einquartierungen in Dörfern und Städten besorgte der Quartiermeister, in Abstimmung mit den lokalen Obrigkeiten, von den Bewohnern Unterkunft und Verpflegung für die Kompanie. Zunächst wurde der Stab einlogiert, dann wurden die Quartiere für die Hauptleute bestimmt. Die Kompanie des Obristen hatte die weitere Wahl, dann die des Obristleutnants, darauf die des Obristwachtmeisters. Die restlichen Kompanien spielten die übrig gebliebenen Quartiere unter sich aus. Das führte bei engen Quartieren teils zur Überbelegung bei den einzelnen „Wirten“, teils zum Kampieren unter freiem Himmel auf dem Markt, was zu Unruhen führen konnte. Dem Quartiermeister, der je nach Truppengattung zwischen 40 und 60 fl. Monatssold erhielt, war die Kriegskasse anvertraut. Dazu kamen allerdings erhebliche Nebeneinkünfte der meist korrupten Quartiermeister, die dieser mit dem Obristquartiermeister teilte. Die Quartiermeister operierten sehr oft mit gefälschten Listen der einzuquartierenden Soldaten, um die Differenzbeträge in die eigenen Taschen zu stecken. Der Regimentsquartiermeister Bartelme Vogel schrieb am 4.7.1648 aus Landshut an den Abt der Benediktinerabtei Prüfening, Matthias von Trauner ?; SOLMS-LAUBACH; MATTHAEI, Wetterfelder Chronik, S. 67, Anm. 1: „weil ihn der Abt nicht so viel gewürdigt, daß er ihm sein jüngstes Schreiben mit einem einzigen Wort beantwortet noch viel weniger einen einzigen Heller oder dergleichen zur Zehrung geschickt hatte, ‚da doch’, fährt der Schreiber fort, ‚alle meine Kammeraten von ihren Ortern zu 2 : 3 : 4 : Im die 500 Rthr. neben ihrer Zehrung Schon auf rechnung hieher bekommen haben vnd darf Sich der Herr (nämlich Abt) gar nicht einbilten, das er So sehr werde aufgehen, oder aber ich Seinetwegen alhier mein eigenes Gelt verzehren will, Stellt sich der Herr (Abt) mit diessem Botten nicht ein, So Soll er versichert Sein, daß nicht allein sein Gloster vnd Dörffer, Sondern alles da herumb ligente Getreit Am lengsten soll gestanden haben, den alhier vber 400 Pfert vorhanten, die auff Anders nichts warten, alls das Sie die vngehorsamen darunter der herr der furnehmsten einer ist mit feuer vnd Schwert Strafen Sollen, welches ich dem Herrn mit wenigen zur Nachricht vermelten vnd vor Schaden gewarnt haben will, hab Jüngstens für meinen herrn Obristen eines hantpferdes vnd f ü r m i c h e i n e s guten Glöpers (Kleppers, Gauls) gedacht, aber derowegen kein Antwort bekom, allem vermerckhen nach mus der herr nicht wissen was die Regiments Quartirmeisters Scharschy (Charge) auf Sich hat, den Sonst würt er mir mit anderer Disgrezion begegnen, hat aber nichts auf Sich Soll ihm schon in einem andern vergolten werden Sonst für dißmahl ein mehrers nicht alls Gott bevohlen“.
[161] Verehrung: Schenkung: Derartige „Schenkungen“ oder auch „Discretionen“ waren von Anfang des Dreißigjährigen Krieges an zumeist erzwungene oder von vornherein erwartete Leistungen in Geld- oder Sachwerten an die Offiziere einer Einheit, die den Stadt- oder Gemeindehaushalt je nach Umständen erheblich belasten konnten. Diese mehr oder minder freiwilligen „Verehrungen“ waren zur Abwendung von Einquartierungen oder zur Durchführung rascher Durchzüge gedacht. Sie waren je nach Rang des zuständigen Offiziers gestaffelt und wurden von diesen als fester Bestandteil ihres Einkommens betrachtet, zumal Soldzahlungen nicht selten ausblieben. Vgl. ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet.
[163] Johann Leonhard Peyerle [Playr, Beierlein] v. Perleberg [ - ], kaiserlicher Oberkriegskommissar.
[164] Robert v. Crichton [Grichton, Krichton, Krüchten, Kröcher, Krecher, Krescher, Kriegen] [ - ], kaiserlicher Obrist.
[166] Kreistag: Seit 1529 bildeten sich die Kreistage zu Beschluss- und Beratungsgremien ihrer Mitglieder heran. Unabhängig von seiner reichsständischen Zugehörigkeit besaß jedes Mitglied eine Stimme im Kreistag, der unregelmäßig zusammentrat. Zu diesem Zweck wurde als wichtigstes Amt das des Kreisausschreibenden geschaffen. Das Amt, das schon bald teilweise erblich wurde, wurde in einigen Kreisen von einem, in den meisten jedoch von zweien, dem weltlichen und dem geistlichen kreisausschreibenden Fürsten bekleidet. Dabei handelte es sich in der Regel um die ranghöchsten Fürsten des Kreises. Im Schwäbischen Reichskreis waren dies beispielsweise der Bischof von Konstanz und der Herzog von Württemberg, im kurrheinischen Kreis dagegen allein der Kurfürst von Mainz. Die Kreisausschreibenden beriefen ursprünglich die Kreistage ein und führten die Korrespondenz mit den anderen Kreisen. Im Laufe der Zeit entstand daraus gewissermaßen eine geschäftsführende Rolle, so dass sie beispielsweise auch die Reichsgesetze zur Publikation innerhalb des Kreises versandten. Der Kreistag wählte den Kreishauptmann (auch Kreisoberst oder –obrist) und seine Nachgeordneten bzw. Stellvertreter, dessen Aufgabe ursprünglich die Führung der Kreistruppen war, die ihm von den Kreisständen unterstellt wurden. In einigen Kreisen stand später an der Spitze der Truppen ein Kreisgeneral, der Kreisobrist war dann, wenn das Amt überhaupt beibehalten wurde, nur für die Wahrung des Friedens nach innen zuständig. Weiterhin wurden durch die Kreisstände die Zugeordneten (Räte) und das Personal für Kanzlei, Kasse und Archiv bestimmt. Wichtige Aufgaben waren: Erhaltung gemeinen Friedens und Ruhe gegen Aufrührer, zusammenrottende Kriegsleute und ausländische Werbungen. Zu der „innerlichen Defension“ kam recht bald die Landesverteidigung des Reiches; die Vollstreckung der „Gerechtigkeit wider die in die Acht Erklärte“; die Ermäßigung der Matrikularanlagen; die Aufsicht über das Münzwesen; die Beobachtung der Zölle und die Wahl der Beisitzer des Reichskammergerichts.
[167] Dr. jur. utr. Johann Höfel [7.5.1600 getauft-8.12.1683] Vgl. http://www.sw.om-mohr.de/ratsh/hoefeldrj.htm.
[168] Alexander Pfister [3.9.1598 getauft-18.8.1664 beerdigt]. Vgl. http://www.sw.om-mohr.de/ratsh/pfistera.htm.
[171] Johann Erhard Heberer [1.3.1604-29.12.1663] Vgl. http://www.sw.om-mohr.de/ratsh/hebererje.htm.
[173] Mang, Mange, Mangel: eine Walze oder Rolle, womit das Gewirke und die Wäsche geplättet und geglättet wird [DWB].
[174] Esel, auf den Esel setzen, Esel reiten: in Verlegenheit, Schande bringen; erzürnen. Beim Einrücken von Truppen in eine Stadt mussten Galgen und hölzerner Esel gezwungenermaßen von den Zimmerleuten (meist auf dem Markt) errichtet werden. NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 21; RICHTER, Historische Nacht, S. 120f. (1632). Das Sitzen auf einem hölzernen Esel gab es als Militärstrafe für ungehorsame Soldaten; HINCKELDEY, Strafjustiz in alter Zeit, S. 169; ZEITFUCHS, Stolberg, S. 271; z. T. als Strafe für Not- oder Unzucht; PESCHEK, Geschichte, S. 46; als Ehrenstrafe im peinlichen Strafrecht; MEINHARDT, Peinliches Strafrecht, S. 147; HINCKELDEY, Strafjustiz in alter Zeit, S. 171; allgem. QUANTER, Die Schand- und Ehrenstrafen. Das Eselreiten wurde auch Ratsherrn und Bürgern beim Ausbleiben der Kontribution angedroht. Dabei wurde ein auf die Kante gestelltes Brett in Eselform verwendet, das dem darauf Sitzenden nur die schmale Seite bot, so dass es tief ins Gesäß einschnitt; Abb. bei KÖNIG, Hexenprozesse, S. 49; erwähnt bei WREDE, Körperstrafen, S. 426* (für 1620 in Görlitz). Vgl. den Bericht des Chronisten Sebastian Dehner; HELLER, Rothenburg, S. 11: „1620. Mittwoch den 5. Januar hat Marggr. J. Ernst allhie auf dem Mark nebst bei der Trinkstuben wegen der Soldaten, damit sie im Zaum gehalten würden, einen Galgen, Schneller oder Schnerr, wie manß nennt, und einen Eßel aufrichten lassen. Der Esel ist gemacht geweßen von Brettern geformt und so hoch als eines Schmieds Notstall, der Schnöller und Galgen ungefähr 3 oder 3 1/2 mannßhoch. [...] Wenn er den Eßel verdient, hat man ihn rittlingsweiß daraufgesetzt auf die Kante und zu beiden Seiten an jeden Fueß einen schweren Stein oder Plock gehengt und ihn bey 2, 3 oder mehr Stund, nachdem er verdient, darauf sitzen lassen". Aus der Unteren Pfalz heißt es jedoch auch; MAIER, Unterpfalz, S. 323f.: „Auf vorgebrachte Klagen hin wurden die Übeltäter von ihren Offizieren entweder gar nicht bestraft oder im schlimmsten Fall auf die Esel gesetzt; wie ernst die Delinquenten diese Strafe nahmen, erkennt man daran, daß von den darauf Sitzenden manchmal ‚auch etliche Maß Wein gesoffen' wurden“. Zudem galt der Esel nicht nur als Symbol der Dummheit, sondern auch als Reittier der Synagoge.
[175] Doppelhaken: auch Hakenbüchse: Der Haken war ein bis ins 17. Jahrhundert gebräuchliches schweres Feuergewehr, mit einem Haken am Schaft, mit dem es auf einem dreibeinigen Gestell befestigt war oder auf die Brüstung aufgelegt wurde, um den enormen Rückstoß abzufangen. Diese Waffen wogen 7,5 bis 10 Kilo, nach anderen Angaben sogar mit bis zu 25 Kilogramm. Damit wurden Ladungen mit je 4 Lot Blei, Doppelhaken bis 400 g, verschossen. Als man diese Hakenbüchsen später auch im offenen Feld verwendete, musste man sie in einer Gabel abstützen. Daher nannte man diese Waffe auch Gabelarkebuse. Die Treffgenauigkeit der Hakenbüchsen war so gering, so dass ihr Einsatz nur auf kurze Distanz oder massiert als Batterie sinnvoll war. Die Haken wurden ihrer Größe nach eingeteilt in Doppelhaken, ganze Haken und halbe Haken. Vgl. die ausführliche Beschreibung unter http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Doppelhaken.html. Die Stadt Überlingen kaufte 1633 erbeutete Doppelhaken um kaum 3 fl. auf; SEMLER, Tagebücher, S. 27f.
[179] Schelm: „Schelm“ war früher der Berufsname des Abdeckers. Jemanden einen Schelm (Bösewicht, Betrüger, Verführer, Schinder, Teufel) zu schelten, jemanden zum Schelmen zu machen, galt als eine der ehrenrührigsten Beschimpfungen, eine der größten Ehrverletzungen. Vgl. BERG, Regulating war, S. 55f. „Jemanden zum Schelmen machen“ hieß, in Kriegsgerichtsverfahren einen Straftäter für ehrlos zu erklären, aus der Armee zu verstoßen und der Stadt/des Landes zu verweisen; WAAS, Chroniken I, S. 127. Zur grobianischen Schimpfartistik der Soldaten vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabruggischenn handlung, S. 36f.: „Die soldaten thun unse große uberlast, die manß personen mußen ihr dieb, schelm, boßwicht und hunde sein, die weibs personen ihr schand und brand, hurn auch, ihr hexen und zauberinnen. (57v) Ihr fluch und wunsch ist schrecklich, nicht allein die alten fluch der kriegs knecht und marter hansen, sondern neu fluchen, so der sathan herfur gebracht, als das dich der donner, blitz und hagel schlag“.
[180] Majestätsverbrechen: (lat. crimen laesae maiestatis, perduellio, crimen perduellionis): Seit der Antike eines Untertanen (subditus) gegenüber einem Machthaber (imperator, papa, rex, princeps, civitas) begangenes Verbrechen (heimtückischer Treubruch, Heerflucht, Landfriedensverletzung). Den für schuldig Befundenen traf – auch bei schwachen Indizienbeweisen – die ganze Schärfe des Strafrechts (Todesstrafe, Ehrloserklärung seiner Kinder, Vermögenseinziehung). Die Bezeichnung „Rebell“ soll auf dieses Schwerstdelikt abzielen.
[181] Korporal: Der Korporal war der unterste Rang der Unteroffiziere, der einen Zug als Teil der Kompanie führte. Er erhielt in der kaiserlichen Armee (1630) 12 fl. Sold monatlich. Das entsprach immerhin dem Jahreslohn eines Ochsenknechtes.
Korporalschaft: Zug einer Kompanie, die von einem Korporal geführt wurde. Der Korporal war der unterste Rang der Unteroffiziere, der einen Zug als Teil der Kompanie führte. Er erhielt in der kaiserlichen Armee (1630) 12 fl. Sold monatlich. Das entsprach immerhin dem Jahreslohn eines Ochsenknechtes.
[182] Schultheiß: militärischer Dienstgrad: Vorsitzender des sogenannten Schultheißengerichts, einer genossenschaftlichen und von den Kriegsherren weitgehend unabhängigen Rechtsinstanz in den Landsknechtsheeren, die im Laufe des Dreißigjährigen Krieges von den Unter[kriegs]gerichten abgelöst wurde.
[183] Malter: 1 Malter = 2 Achtel; 1 Achtel = 4 Metzen; 1 Metzen = 4 Viertel; 1 Viertel = 4 Dreiling. [http://www.schweinfurtfuehrer.de/geschichte/1700-1800/die-reichsstadt-schweinfurt-während-des-letzten-jahrzehnts-ihrer-reichsunmittelbarkeit/].
[184] 1 Fuder = 12 Eimer; 1 Kaufeimer = 8 Kübel = 64 Maß: 1 Schenkeimer = 9 Kübel = 72 Maß; 1 Maß = 2 Seidlein = 4 Biermäßlein (Schoppen) = 8 Ächtelein [http://www.schweinfurtfuehrer.de/geschichte/1700-1800/die-reichsstadt-schweinfurt-während-des-letzten-jahrzehnts-ihrer-reichsunmittelbarkeit/].
[186] Römermonat: nach der Reichsmatrikel berechnete allgemeine Reichssteuer zur Finanzierung des Reichsheeres (zunächst als Unterstützung für Karl V.), die über die Reichskreise auf die Reichsstände umgelegt wurde; der Hauptstreitpunkt bei der Kriegsfinanzierung. Die Steuer wurde für ein Heer von 4.000 Mann zu Pferd und 20.000 Mann zu Fuß berechnet. 1541 wurden die Kosten für den Heeresunterhalt auf 128.000 Gulden pro Monat festgelegt. Dieser „Römermonat“ diente fortan als Simplum der Monatszahlungen bei Reichssteuern im Allgemeinen. Der Name verweist auf die Römerzüge: auf einen militärischen Begleitschutz des Zuges nach Rom zur Krönung des deutschen Kaisers. Es wurde jedoch nie eine militärische Hilfe oder Reichssteuer für den Römerzug bewilligt. Vgl. RAISS, Römermonat.
[187] Im März 1643 hatten sich Bürgermeister und Rat der Stadt schriftlich an Melchior von Hatzfeld gewandt. ENGELBERT, Kriegsarchiv Nr. 242.
[188] „Armee ohne Land“: PRESS, Hessen, S. 312 über die Armee der Landgrafschaft Hessen-Kassel. Nach den Zahlen bei BETTENHÄUSER, Die Landgrafschaft Hessen, S. 17, müsste jeder 4. Einwohner der Landgrafschaft Soldat gewesen sein. Hessen-Kassel unterhielt bei einer Einwohnerzahl v. 70.-80.000 eine Armee v. insgesamt 18.000 Mann, die nur durch Kontributionen in den besetzten Gebieten erhalten werden konnte; ein typischer Fall v. Überrüstung. Laut Dorstener Vertrag hatte Amalie von Hessen-Kassel eine Armee v. 7.000 Mann zu Fuß u. 3.000 Reitern zu unterhalten; dafür zahlte Frankreich jährlich 200.000 Rt.; Staatsarchiv Marburg 4 f Frankreich Nr. 55; Bibliothèque Nationale Paris Manuscrit français Nr. 17885.
[189] Johann Dietrich Graf v. Löwenstein-Wertheim-Rochefort [31.1.1585 Wertheim am Main-6.3.1644 Wertheim am Main].
[191] Heinrich v. Schlick [Schlik, Šlik], Graf zu Bassano [Passaun] u. Weißkirchen [1580-5.1.1650 Wien], kaiserlicher Feldmarschall, Hofkriegsrat.
[192] Johann Erhard Heberer [1.3.1604-29.12.1663] Vgl. http://www.sw.om-mohr.de/ratsh/hebererje.htm.
[193] Geimeint sind hier Truppen von Karl IV. Herzog v. Lothringen [5.4.1604 Nancy-18.9.1675 Allenbach (bei Birkenfeld)]. Vgl. BABEL, Zwischen Habsburg und Bourbon.
[194] Kontribution: Kriegssteuer, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfälischen als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist". Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) und Militärverwaltung erhoben. Teilweise wurde den Juden eine Sondersteuer auferlegt (HOCK, Kitzingen, S. 92), um sich selbst einer zusätzlichen Belastung zu entziehen. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militärischer Gewalt oder unter Androhung des Verlusts des Bürgerrechts (das in Erfurt seit 1510 ab dem 16. Lebensjahr erworben werden konnte), des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), und der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer und Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen" etc. auflistet. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 268, über die schwedische Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht". Der Flussmeister und Advokat Johann Georg Maul [?-nach 1656)] (1638), WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 121: „Weil ich nun zu dieser Contribut[ion] wöchentlich 7 f geben müssen und nicht allemahl sogleich bezahlet habe, bin ich und die Meinigen zu verschiedenen mahlen ohngewarneter Weisse überfallen worden, und man hat mich dermaasen gequälet und gemartert, dass es einen Steine in der Erdte erbarmen möchte, sonderlich in der Heilgen Zeit, am 5. Jan[uar] 1638, da ich eines kleinen Resto wegen von 6 vollgesoffenen Soldaten, der einer, der Berth genannt unter dem Obristen [Heinrich; BW] von Schleiniz, den Degen über mich gezogen, mein Weib, so dazwischen gelaufen, am Arme verwundet, den Gürtel von Leibe in drey Stücken gerissen und solche Grausamkeit verübet, dass es nicht zu beschreiben, vielweniger von Christlichen Menschen geglaubet werden kann, mitler weile, als dieser Berth also mit mir chargierte, haben die andern 5 Bösewichter gemauset, was sie angetroffen, unter andern mir einen Fisch Otter, so man an die Arme stecket, mein Kamm Futter mit aller Zugehör vor 5 f, allerhand Geräthe ohngefähr 8 f, so ich nicht wieder bekommen können". Aus der Stausenbacher Chronik des Caspar Preis für 1648, ECKHARDT; KLINGELHÖFER, Bauernleben, S. 69: „Im Jahr 1649 in dem Monadt October seind wir einmal der Hessischen Conterbutzion erleitigt worden. Dem allmächtigen, ewigen, barmhertzigen, liben, trewen Gott, dem Vatter aller Gnaden, sey ewigen Lob, Ehr und Preiß gesagt in alle ewigkeit. Amen. In dem schweren Joch der hesischen Conterbutzion seind wir gemartert, gepeinigt und gequället worden zwantzig gantzer Jahr. Ach du mein Gott und mein Herr, wie mancher armer redtlicher ehrlicher Man hatt doch das Seinige musen verlasen und mit dem Rück ansehen und sich in die Fremde begeben musen wegen der Conterbutzion und des gemarterten Bludtgelts. Es ist doch in Wharheit nichts anders dan der armen Leuth Schweiß und Blutt". Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. Die Kontribution wurde oft auch zweckentfremdet; vgl. SEMLER, Tagebücher, S. 23 (1633): „Man sagt, daß die von Bodman ohngefahr 30 thaler für ihre contribution dem obrist leüttenant [Edlinstetten; BW] alhie, alß ihrem vettern, zu hannden gestellt, darmit sie ihme genůgsambe satisfaction geben, er aber diß gellt dem apotegger zutragen laßen mit begeren, solle ihme darumb confect schickhen. Da man vnß aber bereden wollen, auß disem contribution gellt werde man die soldaten beklaiden vnd in daß veld ausstaffieren“. Die ausführlichste Darstellung der Erpressung von Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky in den „Miniaturen“.
[198] Kammermeister: (höherer) fürstlicher Bediensteter einer Finanzverwaltung, hervorgegangen aus dem Vorsteher einer Kammer; vereinzelt auch zu persönlichen Diensten herangezogen.
[204] Hofmeister: a) Der Hofmeister war der oberste der weltlichen Bedienten bei Hof. Er war zuständig für die fürstliche Tafel. Der Hofmeister wies an, stellte ein und entließ die ihm untergebenen Bedienten. b) Auch adlige Heerführer und Offiziere hielten sich in ihrem mobilen Hofstaat einen eigenen Hofmeister.
[205] Narren: Im Hofstaat adliger Offiziere, die den kaiserlichen und fürstlichen Hofstaat imitierten, fanden sich oft Narren, deren menschenunwürdige Behandlung sogar bei zeitgenössischen Beobachtern Anstoß erregte. Der Schreiber Zacharias Allert [?-nach 1660] hält in seinem Reisetagebuch (1627) über ein Gastmahl bei Ernesto Graf Montecuccoli de Montecenere fest; KREBS, Zacharias Allerts Tagebuch, S. 41: „ist gar wenig, weil die Italiener wenig trinken, getrunken, sondern dabei mit einem Narren, den sie mit Nasenstübern, Maultaschen hässlich tractirt, Kurzweil getrieben, insonderheit dem armen Teufel vom Grafen Montecuculi, nachdem er die Backen aufgeblasen, ein solcher Backenstreich gegeben, dass ihm die Augen im Kopf vergangen, darauf ihm ein gut Bisslein zwar, aber dermassen gepfeffert und gesalzen gereicht, wie auch lange Weil hernach ein dergleichen zugerichteter Trunk zugelangt worden, dass sich der arme Mensch gar übel befunden und gesagt: ‚Du Hundsfott, schlägst Du doch wie ein anderer sakramentischer Bärenhäuter, möchtest auch das Ding selber fressen und saufen’. Ob nun einen solchen armen Teufel zu schlagen eine grosse Lust sei, kann ein vernünftiger Mensch darüber judiciren ?“
[208] Proviantmeister: Der Proviantmeister war zuständig für die Versorgung der Truppe mit Nahrungsmitteln, für die Fouriere und die Marketender.
[209] Musketier: Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen". Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet den einzigen bisher bekannten Fall (1634), dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe. SCHLOTTER; SCHNEIDER; UBBELOHDE, Acta, S. 194. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht". Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics; EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.
[211] Kreiskonvent: beratende und beschließende Versammlung aller (allgemeiner Kreiskonvent) oder seltener etlicher (enger Kreiskonvent) Kreisstände wie auch der Kreisstände mehrerer Reichskreise (Kreisassoziationskonvent) [DRWB].
[212] Römermonat: nach der Reichsmatrikel berechnete allgemeine Reichssteuer zur Finanzierung des Reichsheeres (zunächst als Unterstützung für Karl V.), die über die Reichskreise auf die Reichsstände umgelegt wurde; der Hauptstreitpunkt bei der Kriegsfinanzierung. Die Steuer wurde für ein Heer von 4.000 Mann zu Pferd und 20.000 Mann zu Fuß berechnet. 1541 wurden die Kosten für den Heeresunterhalt auf 128.000 Gulden pro Monat festgelegt. Dieser „Römermonat“ diente fortan als Simplum der Monatszahlungen bei Reichssteuern im Allgemeinen. Der Name verweist auf die Römerzüge: auf einen militärischen Begleitschutz des Zuges nach Rom zur Krönung des deutschen Kaisers. Es wurde jedoch nie eine militärische Hilfe oder Reichssteuer für den Römerzug bewilligt. Vgl. RAISS, Römermonat.
[215] Exekution: (notfalls gewaltsame) Umsetzung von Bestimmungen und Auflagen; Zwangsvollstreckung, Zwangseintreibung von Kontributionen. Das Militär setzte dafür gern die allseits gefürchteten Kroaten ein; LEHMANN, Kriegschronik, S. 68f., 70. Die Bürger hatten den zwangsweise bei ihnen einquartierten Soldaten Wohnung, Holz, Licht, Salz und Lager zu gewähren und für jeden Tag und Mann z. B. ein Kopfstück zu zahlen, bei halben Tagen dementprechend ein halbes Kopfstück und bei einzelnen Stunden im Verhältnis weniger, bis die fragliche Summe aufgebracht war. Der Memminger Arzt Christoph Schorer [2.12.1618 Memmingen-12.2.1671 Memmingen] schreibt in seiner „Chronick“ eine derartige Exekution, SCHORER, Memminger Chronick, S. 146f.: „Was die Soldaten / im Hornung / Merzen vnd April [1637; BW] / vor grewliche Tyranney geübet / die Thor gesperret / den vornembsten Burgern eingefallen / eine grosse Summa gelt zuerpressen / ist vnbeschreiblich. Zu diesem Elend kam noch ein Verbott / vnd Ringerung etlicher Müntzsorten im Römischen Reich / also daß der arme Mann vmb sein gering übrigs Geltlen kein bissen Brodt bekom̃en konnte. O deß grossen Elendts ! über diesen grossen Jam̃er / kam im Mayen Ordinantz / daß die Stadt 1 ½ Regiment vom Piccolominischen Volck verpflegen solle: Darzu man Monatlich 3200. Gulden geben muste. Als man den 10. May durch einen Commissarium mit den Officirern rechnete / war die Stadt gezwungẽ der Officirer Rechnung / welche sie nach ihrem Beliebẽ gemachet / zu vnderschreiben. Den 31. May waren Herrn Burgermeister vnd Geheimbde [Ratsherren; BW] in Arrest / in deme die Officirer viel tausent Gulden begehrten. Den 2. Junii haben die Officirer die vornehmbste Häusser bezogen / vnd sich mit Gewalt eingelegt / Geld zu erpressen / wehrete biß auff den 7. Junii. Man forderte das Gericht und Rath zusamen / vmb Mittel zu sehen Gelt auffzubringen / aber es scheinete vnmöglich / also weil nunmehr die Burgerschafft vmb ihr baares Gelt / Gold /Silbergeschirr vnd Kleinodien gäntzlich gekommen / hat man sich resolvirt / den Soldaten Zin / Kupffer vnd Kleider anzubieten. Darauff gieng den 10. Junii das Exequiren widerum an. War ein kläglicher Tag / konnte kein Burger dem andern helffen / bald hörte man wie die Soldaten da / bald dort eingefallen / vnd Gelt presseten. Den 13. Junii war der Rath widerumb arrestirt / vnd Soldaten in der Burger Häuser geschicket / von manchem 200/300/400 biß in 500 fl. zuerpressen: Da man sich dann mit ihnen vergleichen / oder so lang zu Essen vnd zu Trincken geben müssen. Wie sich dann befunden / dass sie auff die 2049. fl. von den Burgern in ihren Häusern erpresst: auch 160. Kühe vñ 60. Pferdt ihnẽ weg genom̃en / solches auch vnder grossem heulen vnd wehklagen der armen Burger / vnd ihren kleinen Kindern fort biß nach Ochsenhausen getriben / doch hernacher widerumb allher gebracht / vnd auff 30. Stuck an ihrer Forderung in behalten. Als man ihnen nun satisfaction gegeben / an Vieh / Gelt / Geltswerth vnd Obligationen / etlich tausent Gulden betreffent / seyn sie (die vom Beckischen Regiment) den 17. Junii weggezogen / worauff die Stadt widerumb etwas Lufft / vnd die Schlüssel zu den Thoren bekommen. Es befande sich nach ihrem Abzug / als die Rechnungen von Biberach / Ravenspurg / Kauffbeuren / Leutkirch vnd vnserer Stadt zusamen getragen wurden / daß die Beckische [Johann Freiherr v. [der] Beck [Bec]; BW] Soldaten / diese bemelte Stätt innerhalb 5. Monaten auff die 130000. fl. gekostet“.
[216] Gegengewalt: die Befugnis des Untertans zur Gegengewalt gegen seinen Obern [GRIMM; GRIMM, DWB].
[217] Steckbrief: „in den Gerichten, Briefe, welche man an andere Obrigkeiten ergehen lässet, worin man einen entwichenen Übelthäter beschreibt, und selbigen im Betretungsfall anzuhalten und in Verhaft zu nehmen bittet; der Haftbrief. Die erste Sylbe ist von stöcken, in den Stock oder in das Gefängniß werfen, welches auch häufig stecken geschrieben und gesprochen wurde; jemanden stecken, in Verhaft nehmen“ [ADELUNG].
[218] Mainberg, heute Ortsteil von Schonungen [LK Schweinfurt]; HHSD VII, S. 421f. Vgl. SATTLER, Das alte Schloß Mainberg.
[220] Duell: Zweikampf zu Fuß oder zu Pferd, mit Degen und Pistole, dem Militär zumeist verboten, aber wenig beachtet. In der dänischen Armee waren Duelle bei Billigung des Obristen mit dem Seitengewehr, allerdings nur in einem Gang, erlaubt. Wurde einer getötet, so wurde der Andere mit dem Tode bestraft; MEYNERT, Geschichte, Erstes Hauptstück, S. 10; WATTS, Swedish Discipline, 2. Teil, S. 48 (§ 35-38, 87). Duelle fanden nicht nur auf der Offiziersebene statt. SCHMIDT, Der protestantische Aischgrund, S. 7 (nach SCHHNIZZER, Chronica): „Auf der Kaubenheimer Kirchweih (17. August) haben sich zwei Reiter miteinander zu Roß duelliert. Der Provocant ist von dem anderen mit zwei Kugeln auf einen Schuß durchschossen worden, so dass er tot zur Erde sank“.Vgl. FREVERT, Ehrenmänner.
[221] Gil [Gilles, Gilli, Chill] de [di] Haes [Hasi, Haas, Haß, Hasa, Hassia, „Schillerhaas“] [22.4.1597-1657], bayerischer, kaiserlicher Feldmarschallleutnant.
[222] Wachtmeisterleutnant: Er entsprach dem späteren Feldwebelleutnant und war der unterste Offiziersdienstgrad. Der Wachtmeisterleutnant fungierte als Adjutant in militärischen Einheiten, Festungen und größeren Städten.
[223] Barbier: Im Mittelalter und in der beginnenden Neuzeit wurden im Bereich der Körperpflege, Wundheilung und Krankenpflege tätige Personen wie Bartscherer, Badeknechte und Krankenpfleger als Barbiere bezeichnet. Zusammen mit dem Bader versorgte der Barbier die vorwiegend männlichen Klienten, indem er deren Haare und Bärte pflegte. Aufgabe der Barbiere war es auch, Zähne zu ziehen, zur Ader zu lassen, Klistiere zu verabreichen und ähnliche Behandlungen zu geben. Die Barbiere haben sich vermutlich aus den Baderknechten entwickelt und auf einige bestimmte Aufgaben der Bader spezialisiert. Die erste Erwähnung der Barbiere findet sich 1397 in einem Amtsbrief in Köln. Barbierzünfte sind in den Hansestädten ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu finden: 1457 in Danzig, 1480 in Lübeck, 1486 in Hamburg. Wie die Bader konnten auch die Barbiere die von ihnen genutzten Badestuben oft nur pachten, weil Bau und Ausstattung oft zu teuer waren, und zu dem die Badestubengerechtigkeit gewahrt werden musste. Mit dem Niedergang der Baderstuben ab dem 16. Jahrhundert überflügelten die Barbiere oft den Stand der Bader. Zwar gehörten beide Berufe zum Chirurgenhandwerk, jedoch konnten die Barbiere oft auch außerhalb der Barbierstuben arbeiten. Riskante, aber gewinnbringende Eingriffe wie Steinschnitte, Starstiche, Amputationen, sogar operative Geburtshilfe wurde bis zum 18. Jahrhundert von Barbieren übernommen. Die Mehrheit der Barbiere lebte von einfachen, gering bezahlten Tätigkeiten wie Rasieren, vom Aderlassen, Schröpfen und Zahnziehen sowie Wund- und Frakturbehandlung. Entgegen den gesetzlichen Verordnungen besaßen die Barbiere und Bader auch Kenntnisse in der inneren Medizin und der Pharmazie. [wikipedia]
[224] Apotheke: Die Vorläufer der Apotheken waren im 8. und 9. Jahrhundert ansässige Gewürzhändler im Vorderen Orient. Die ersten „Apotheken“ in Deutschland wurden von Kaufleuten, die mit Heilkräutern und Gewürzen Handel trieben, als eine Art Kolonialwarenladen betrieben. 1241 wurde vom Stauferkaiser Friedrich II. das „Edikt von Salerno“ (auch „Constitutiones“ oder Medizinalordnung) erlassen: die erste gesetzlich fixierte Trennung der Berufe Arzt und Apotheker. Ärzte durften keine Apotheke besitzen oder daran beteiligt sein. Arzneimittelpreise wurden gesetzlich festgeschrieben, um Preistreiberei zu verhindern. Das Edikt von Salerno wurde Vorbild der Apothekengesetzgebung in ganz Europa. Nach der Erlassung der Medizinalordnung von 1241 entstanden städtische Apothekenordnungen, in denen festgelegt wurde, dass Apotheken nur zum Verkauf von Arzneien gegründet werden dürfen. Im Laufe des 14. Jahrhundert wandeln sich die Apotheker vom fliegenden Händler zum wohlhabenden Patrizier, der nicht nur Heilpflanzen, Gewürze und Drogen verkauft, sondern auch selbst Arzneimittel in der Offizin (lat. officina) herstellt. Aus dieser Zeit stammt auch die älteste noch existente Apotheke Europas: 1241 wurde in Trier eine Apotheke eröffnet, die noch heute besteht. Später verlagert sich die Arzneimittelherstellung von der Offizin in die Rezeptur, doch noch heute werden (in Fachkreisen) der Verkaufsraum, die Arbeitsräume einer Apotheke oder (veraltet) die Apotheke selbst als Offizin bezeichnet. [wikipedia]. Teilweise wurden die Apotheken durch Ratsprivileg vor der Konkurrenz der Krämer und der auf Drogen- und Spezereien spezialisierten Kleinhändler geschützt. [wikipedia]
[231] exequieren: Der Memminger Arzt Christoph Schorer [2.12.1618 Memmingen-12.2.1671 Memmingen] schreibt in seiner „Chronick“ eine derartige Exekution, SCHORER, Memminger Chronick, S. 146f.: „Was die Soldaten / im Hornung / Merzen vnd April [1637; BW] / vor grewliche Tyranney geübet / die Thor gesperret / den vornembsten Burgern eingefallen / eine grosse Summa gelt zuerpressen / ist vnbeschreiblich. Zu diesem Elend kam noch ein Verbott / vnd Ringerung etlicher Müntzsorten im Römischen Reich / also daß der arme Mann vmb sein gering übrigs Geltlen kein bissen Brodt bekom̃en konnte. O deß grossen Elendts ! über diesen grossen Jam̃er / kam im Mayen Ordinantz / daß die Stadt 1 ½ Regiment vom Piccolominischen Volck verpflegen solle: Darzu man Monatlich 3200. Gulden geben muste. Als man den 10. May durch einen Commissarium mit den Officirern rechnete / war die Stadt gezwungẽ der Officirer Rechnung / welche sie nach ihrem Beliebẽ gemachet / zu vnderschreiben. Den 31. May waren Herrn Burgermeister vnd Geheimbde [Ratsherren; BW] in Arrest / in deme die Officirer viel tausent Gulden begehrten. Den 2. Junii haben die Officirer die vornehmbste Häusser bezogen / vnd sich mit Gewalt eingelegt / Geld zu erpressen / wehrete biß auff den 7. Junii. Man forderte das Gericht und Rath zusamen / vmb Mittel zu sehen Gelt auffzubringen / aber es scheinete vnmöglich / also weil nunmehr die Burgerschafft vmb ihr baares Gelt / Gold /Silbergeschirr vnd Kleinodien gäntzlich gekommen / hat man sich resolvirt / den Soldaten Zin / Kupffer vnd Kleider anzubieten. Darauff gieng den 10. Junii das Exequiren widerum an. War ein kläglicher Tag / konnte kein Burger dem andern helffen / bald hörte man wie die Soldaten da / bald dort eingefallen / vnd Gelt presseten. Den 13. Junii war der Rath widerumb arrestirt / vnd Soldaten in der Burger Häuser geschicket / von manchem 200/300/400 biß in 500 fl. zuerpressen: Da man sich dann mit ihnen vergleichen / oder so lang zu Essen vnd zu Trincken geben müssen. Wie sich dann befunden / dass sie auff die 2049. fl. von den Burgern in ihren Häusern erpresst: auch 160. Kühe vñ 60. Pferdt ihnẽ weg genom̃en / solches auch vnder grossem heulen vnd wehklagen der armen Burger / vnd ihren kleinen Kindern fort biß nach Ochsenhausen getriben / doch hernacher widerumb allher gebracht / vnd auff 30. Stuck an ihrer Forderung in behalten. Als man ihnen nun satisfaction gegeben / an Vieh / Gelt / Geltswerth vnd Obligationen / etlich tausent Gulden betreffent / seyn sie (die vom Beckischen Regiment) den 17. Junii weggezogen / worauff die Stadt widerumb etwas Lufft / vnd die Schlüssel zu den Thoren bekommen. Es befande sich nach ihrem Abzug / als die Rechnungen von Biberach / Ravenspurg / Kauffbeuren / Leutkirch vnd vnserer Stadt zusamen getragen wurden / daß die Beckische [Johann Freiherr v. [der] Beck [Bec]; BW] Soldaten / diese bemelte Stätt innerhalb 5. Monaten auff die 130000. fl. gekostet“.
[232] Servis: Servis war das Holz, das Licht und die Liegestatt (Heu und Streu), die ein Hauswirt den bei ihm im Krieg einquartierten Soldaten zu gewähren hatte, sowie die Steuer dafür. Im Niedersächsischen kam noch Salz dazu. Darüber hinaus wurden verbotener Weise auch Kleidung und Ausrüstung sowie zahlreiche Gänge an Essen und Trinken eingefordert bzw. erpresst, da dem einfachen Soldaten von der Verpflegungsordnung her nur 2 Pfd. Brot (zu 8 Pfg.), 1 Pfund Fleisch (zu 16 Pfg.) und 1 Kanne Dünnbier (2,02 Liter zu 8 Pfg.) zustanden. Selbst diese Grundration wurde in Krisensituationen noch gekürzt. In der schwedischen Armee nannte man Servis auch „Tractament“. Der Servis und die Fourage mussten von der betreffenden Garnisonstadt aufgebracht werden und waren genau geregelt; vgl. die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff.
[233] Akkord: Übergabe, Vergleich, Vertrag: Vergleichsvereinbarungen über die Übergabebedingungen bei Aufgabe einer Stadt oder Festung sowie bei Festsetzung der Kontributionen und Einquartierungen durch die Besatzungsmacht. Angesichts der Schwierigkeiten, eine Stadt oder Festung mit militärischer Gewalt einzunehmen, versuchte die militärische Führung zunächst, über die Androhung von Gewalt zum Erfolg zu gelangen. Ergab sich eine Stadt oder Festung daraufhin ‚freiwillig', so wurden ihr gemilderte Bedingungen (wie die Verschonung von Plünderungen) zugebilligt. Garnisonen zogen in der Regel gegen die Verpflichtung ab, die nächsten sechs Monate keine Kriegsdienste beim Gegner zu leisten. Zumeist wurden diese Akkorde vom Gegner unter den verschiedensten Vorwänden bzw. durch die Undiszipliniertheit ihrer Truppen nicht eingehalten.
[234] Johanniter: Johanniter, Rhodiser, Hospitaliter; der älteste geistliche Ritterorden, nach der Eroberung Jerusalems durch die Kreuzritter 1099 als Orden begründet. In der Ordensregel von 1137 als Militär-Ritterorden verstanden. 1308-1310 Eroberung von Rhodos und seiner Nachbarinseln, 1523 Verlust von Rhodos, 1524 Malta und seine Nachbarinseln von Karl V. erbeten und 1630 als Lehen erhalten.
[235] 1 Fuder = 12 Eimer; 1 Kaufeimer = 8 Kübel = 64 Maß: 1 Schenkeimer = 9 Kübel = 72 Maß; 1 Maß = 2 Seidlein = 4 Biermäßlein (Schoppen) = 8 Ächtelein.
[236] Malter: 1 Malter = 2 Achtel; 1 Achtel = 4 Metzen; 1 Metzen = 4 Viertel; 1 Viertel = 4 Dreiling. [http://www.schweinfurtfuehrer.de/geschichte/1700-1800/die-reichsstadt-schweinfurt-während-des-letzten-jahrzehnts-ihrer-reichsunmittelbarkeit/].
[242] Matthias [Matteo] [di] Gallas [Galas, Galasso], Graf v. Campo, Herzog v. Lucera] [17.10.1588 Trient-25.4.1647 Wien], kaiserlicher Generalleutnant. Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.
[245] Schlacht bei Tuttlingen am 24.11.1643: Die kaiserlich-kurbayerischen Truppen unter den Feldmarschällen Melchior von Hatzfeldt, Franz von Mercy und Johann von Werth besiegen die französisch-weimarische Armee unter Generalleutnant Josias von Rantzau, der in Gefangenschaft gerät. Vgl. auch die bayerische „Relation über den Überfall von Tuttlingen und die Rückeroberung von Rottweil“ bei HEILMANN, Feldzüge, S. 61-73.
[246] Franz Freiherr v. Mercy [Merci, Merse], Herr zu Mandre u. Collenberg [zwischen 1580 u. 1590 Longwy (Lothringen)-3.8.1645 Alerheim], kurbayerischer Feldmarschall.
[247] Johann Wilhelm Bauer [Pauer] [ - ], kaiserlicher Obrist, Generalwachtmeister u. Generalquartiermeister.
[248] Wenzel [Václav, Wenzelslaus] Freiherr v. Zahrádecký [Zahradetzky, Saradetzky, Zaredek, Zaro, Zaroatz, Sarratetz, Sarratezca, Sarradeschky, Zaharadesky; Sarratesci, Zaradeck, Zaroatz] z Zahrádek [ - 1647], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.
[251] Generalfeldmarschallleutnant: Es war der vierthöchste Offiziers- bzw. Generalsrang. Die Würde kam in Deutschland gleichzeitig mit der des Feldmarschalls auf. Der Kriegsherr pflegte einem Marschall einen „Untermarschall“ oder „Lieutenant“ beizugeben, der den Marschall zu unterstützen und zu vertreten hatte. Zu seinen Pflichten gehörten u. a. die Aufsicht über Proviantplätze und -straßen, die Kontrolle der Wachen usw.
[252] Charles de Ste. Maurice, marquis, später duc de Montausier [Montesier, Montos] [1610-1690], Feldmarschall.
[253] Schlacht bei Tuttlingen am 24.11.1643: Die kaiserlich-kurbayerischen Truppen unter den Feldmarschällen Melchior von Hatzfeldt, Franz von Mercy und Johann von Werth besiegen die französisch-weimarische Armee unter Generalleutnant Josias von Rantzau, der in Gefangenschaft gerät. Vgl. auch die bayerische „Relation über den Überfall von Tuttlingen und die Rückeroberung von Rottweil“ bei HEILMANN, Feldzüge, S. 61-73.
[254] Dukaten: 1 Dukaten = 4 Gulden (Wernigerode);1 Golddukat = 2 Taler = 48 Groschen. 1 Dukaten entsprach dem Montasgehalt eines Sekretärs.
[257] Viertelkartaune: „ein stück, welches 12 pfund eisen treibt, 36 zentner wiegt, und 24 kaliber lang ist. man hält diese stücke in den vestungen für die allerbequemste“ [GRIMM; GRIMM, DWB].
[258] Regimentsstück: leichtes Feldgeschütz, durch Gustav II. Adolf eingeführt, indem er jedem Infanterie-Regiment ständig zwei leichte Geschütze zuordnete. Die Bedienung übernahmen erstmals besonders eingeteilte Soldaten. Die Regimentsstücke waren meist 3-4-Pfünder-Kanonen. Sie wurden durch eine Protze im meist zweispännigen Zug, gefahren vom Bock. d. h. der Fahrer saß auf der Protze, beweglich gemacht. [wikipedia]
[260] Maximilian [Max] Graf v. Törring-Jettenbach [Deuring, Döring] [1614-1665], kurbayerischer Obrist.
[264] Anna Susanna v. Traudisch [ - ], Tochter des Georg Adam Freiherr v. Traudisch [Trauditz, Trautzsch, Trautschen, Trautischz, Trauntitsch, Truntitsch, Trautniz, Tausch] [ - nach 1653], kursächsischer, kaiserlicher Feldmarschallleutnant.
[265] Georg Adam Freiherr v. Traudisch [Trauditz, Trautzsch, Trautschen, Trautischz, Trauntitsch, Truntitsch, Trautniz, Tausch] [ - nach 1653], kursächsischer, kaiserlicher Feldmarschallleutnant.
[266] Prager Frieden: Der in Folge der schwedischen Niederlage in der Schlacht bei Nördlingen (5./6.9.1634) vereinbarte Prager Frieden zwischen Johann Georg von Sachsen und Kaiser Ferdinand II. wurde am 30.5.1635 unterzeichnet. Bei diesem Friedensschluss, dem fast alle protestantischen Reichsstände beitraten, verzichtete der Kaiser auf seinen Anspruch, den Augsburger Religionsfrieden von 1555 allein zu interpretieren und damit das Restitutionsedikt von 1629 durchzuführen (vgl. s. v. „Religionsedikt"); Ergebnis war eine begrenzte Festschreibung des konfessionellen Status quo. Weitere Ergebnisse waren: die Festschreibung der Translation der pfälzischen Kurwürde auf Bayern, der Ansprüche Sachsens auf die Lausitz und die Bildung eines Reichsheers (wobei Johann Georg von Sachsen und Maximilian I. von Bayern eigene Korps führen ließen, die als Teil der Reichsarmee galten), die bestehenden Bündnisse waren aufzulösen, fremde Mächte sollten den Reichsboden verlassen, etwaige Ansprüche auf den Ersatz der Kriegskosten seit 1630 wurden aufgehoben, eine allgemeine Amnestie sollte in Kraft treten. Zudem kann der Prager Frieden als einer der letzten kaiserlichen Versuche betrachtet werden, ein monarchisches System im Reich durchzusetzen. Maßgebliches Mittel dazu war die so genannte Prager Heeresreform, mit der der Kaiser den Versuch unternahm, nahezu alle reichsständischen Truppen unter seinen Oberbefehl zu stellen und zugleich den Ständen die Finanzierung dieses Reichsheeres aufzuerlegen. Diese Vorstellungen ließen sich ebenso wenig verwirklichen wie das Ziel, durch die Vertreibung der ausländischen Mächte Frankreich und Schweden zu einem Frieden im Heiligen Römischen Reich zu gelangen. HAPPE schätzte den Prager Frieden zu Recht als trügerisch ein; Happe I 396 v - 397 r, mdsz.thulb.uni-jena.de; vgl. auch LEHMANN, Kriegschronik, S. 87. Zur Forschungslage vgl. KAISER, Prager Frieden.
[267] Servis: Servis war das Holz, das Licht und die Liegestatt (Heu und Streu), die ein Hauswirt den bei ihm im Krieg einquartierten Soldaten zu gewähren hatte, sowie die Steuer dafür. Im Niedersächsischen kam noch Salz dazu. Darüber hinaus wurden verbotener Weise auch Kleidung und Ausrüstung sowie zahlreiche Gänge an Essen und Trinken eingefordert bzw. erpresst, da dem einfachen Soldaten von der Verpflegungsordnung her nur 2 Pfd. Brot (zu 8 Pfg.), 1 Pfund Fleisch (zu 16 Pfg.) und 1 Kanne Dünnbier (2,02 Liter zu 8 Pfg.) zustanden. Selbst diese Grundration wurde in Krisensituationen noch gekürzt. In der schwedischen Armee nannte man Servis auch „Tractament“. Der Servis und die Fourage mussten von der betreffenden Garnisonstadt aufgebracht werden und waren genau geregelt; vgl. die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff.
[268] Fourage: Unterkunft, Verpflegung und Viehfutter für die jeweilige Einheit. Die Fourage musste von der betreffenden Garnisonsstadt und den umliegenden Dörfern aufgebracht werden und war an sich genau geregelt; vgl. auch die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff. Natürlich wurde gegen die Bestimmungen immer wieder verstoßen.
[269] Verehrung: Schenkung: Derartige „Schenkungen“ oder auch „Discretionen“ waren von Anfang des Dreißigjährigen Krieges an zumeist erzwungene oder von vornherein erwartete Leistungen in Geld- oder Sachwerten an die Offiziere einer Einheit, die den Stadt- oder Gemeindehaushalt je nach Umständen erheblich belasten konnten. Diese mehr oder minder freiwilligen „Verehrungen“ waren zur Abwendung von Einquartierungen oder zur Durchführung rascher Durchzüge gedacht. Sie waren je nach Rang des zuständigen Offiziers gestaffelt und wurden von diesen als fester Bestandteil ihres Einkommens betrachtet, zumal Soldzahlungen nicht selten ausblieben. Vgl. ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet.
vergiftete Waffen und Kugeln: In der Propagandaschrift „Acta Mansfeldica“ (1624) heißt es anlässlich der Schlacht bei Wimpfen (6.5.1622): S. 102: „alle [Durlachischen; BW] mit einander / fürnemblich die Reutterey / mit Gifft die Rappier angestrichen / daß alle diejenige / so von ihnen im Anfang verwundt worden / hernach vber etliche Monathen auß Krafft des Giffts / ohn einiges Mittel weggestorben“. Im Falle eines unter dem Verdacht des Mordes arrestierten Bauern heißt es 1630: Bei ihm seien „etzlichen Kugeln in welche Glaß und vester Stein eingegossen befunden worden und will der Feldscher davor halten das die Kugeln womit er geschossen noch darzu vergiftet gewesen“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 55. Christoph Graf Schlick soll am 10.3.1633 vor Höchstadt a. d. Aisch von 2 vergifteten Kugeln tödlich verwundet worden sein. Vgl. dazu NEORITIUS,Christliche Leich- und Ehren-Predigt [VD17 39:138149D]. Bei dem Marktredwitzer Chronisten Georg Leopold [1603 - 1676] heißt es, dass die Kroaten „solche vergiftete Waffen hatten, daß, wer nur ein wenig von ihnen beschädigt wurde, der mußte daran sterben, er trieb's gleich lang oder kurz“. BRAUN, Marktredwitz, S. 29.
[270] Georg Ludwig Segnitz [23.9.1605-9.5.1672 beerdigt] Vgl. http://www.sw.om-mohr.de/ratsh/segnitzgl.htm.
[271] Proviantmeister: Der Proviantmeister war zuständig für die Versorgung der Truppe mit Nahrungsmitteln, für die Fouriere und die Marketender.
[274] Vacanten-Plätze: Teilweise wurden so genannte „Vacanten-Plätze“ in den Kompanien für noch anzuwerbende Rekruten geschaffen, die natürlich Geld kosteten und daher von den jeweiligen Kreisständen abgelehnt wurden. Es bestand die Gefahr, dass keine Anwerbungen stattfanden und die Kosten trotzdem aufgebracht werden mussten.
[277] Generalvikar: Der General- oder Bischofsvikar fungiert als Stellvertreter des Bischofs und verwaltet das dazugehörige Gebiet. Er konnte auch Aufgaben des Bischofs wie das Weihen von Kirchen, das Einsetzen von Pfarrern und das Feiern von Gottesdiensten ausüben. Benediktiner und Zisterzienser beauftragten Generalvikare mit der Visitation ihrer Klöster. An der Spitze der Geistlichen im kurbayerischen Heer stand ebenfalls ein Generalvikar.
[279] Moritz Heinrich Graf v. Nassau-Hadamar [24.6.1626 Hadamar-24.1.1679 Hadamar], kaiserlicher Obrist.
[280] Philipp v. der [genannt „Philipp“ oder „Philippi“] Beeck [ -1654 Neustadt], kaiserlicher Generalwachtmeister.
[281] Philipp Theodor Graf v. Waldeck-Eisenberg [2.11.1614 Arolsen-17.12.1645], kaiserlicher Obrist.
[282] Hermann (Johann ?] Christoph [Christoffel] v. Mandelsloh [Mandelslohe, Mandeisloh, Mandelslohn, Mandesloe, Mannslohe] [1602-1655], kaiserlicher Obrist.
[291] Salvaguardia: Ursprünglich kaiserlicher Schutzbrief, durch den der Empfänger mit seiner Familie und seiner ganzen Habe in des Kaisers und des Reichs besonderen Schutz und Schirm genommen wurde; zur öffentlichen Bekräftigung dieses Schutzes wurde dem Empfänger das Recht verliehen, den kaiserlichen Adler und die Wappen der kaiserlichen Königreiche und Fürstentümer an seinen Besitzungen anzuschlagen. Der Schutzbrief bedrohte jeden Angreifer mit Ungnade und Strafe. Im 30jährigen Krieg militärische Schutzwache; Schutzbrief (Urkunde, die, indem sie geleistete Kontributionen und Sonderzahlungen bestätigte, gegen weitere Forderungen schützen sollte, ggf. durch militärische Gewalt des Ausstellers); auch: sicheres Geleit; eine oft recht wirkungslose Schutzwache durch abgestellte Soldaten, in schriftlicher oder gedruckter Form auch Salvaguardia-Brief genannt, die meist teuer erkauft werden musste, und ein einträgliches Geschäft für die zuständigen Kommandeure darstellten. Teilweise wurden entsprechende Tafeln an Ortseingängen aufgestellt, „Salvaguardia“ an die Türen der Kirchen (HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 55) geschrieben oder für die ausländischen Söldner ein Galgen angemalt. Die 1626 von Tilly erlassene Schultheißen-Ordnung hatte festgelegt: „Wer salua Guardia mit wortten oder that violirt, den solle niemandt zu verthädigen understehen, sonder welcher hoch oder nider Officir ein dergleichen erfahren mag, der solle den muthwilligen verbrecher sobalden zu dem Provosen schaffen, dem Schultheysen neben einandtwortung bey sich unrecht befundenen sachen und guetter hiervon berichten ohn einred, die Restitution und was bey der sachen underlauffen möcht dass Gericht entscheiden lassen, und welcher einem andern sein gewonnen beuth abnimbt oder an seinem freyen verkauff nachtheilig verhindert, den solle Schultheyss zur Restitution anhalten und noch darzu mit straffen hart belegen". ZIEGLER, Dokumente II, S. 986. Der Abt Veit Höser (1577 - 1634) von Oberaltaich bei Straubing; SIGL, Wallensteins Rache, S. 140f.: „Da die Schweden so grausam wüteten und sich wie eine Seuche immer weiter ausbreiteten, alle Dörfer mit Taub, Mord und Jammer heimsuchten, erbaten die Bürger ab und zu von den Kapitänen der Weimaraner eine Schutzwache, die bei ihnen meist Salva Guardia heißt. Erhielten sie diesen Schutz zugesagt, so wurde jeweils ein Musketierer zu Fuß oder zu Pferd in das betreffende Dorf, die Ortschaft, den Markt abgestellt. Dieser sollte die herumstreifenden Soldatenhorden, kraft eines vom Kapitän ausgehändigten schriftlichen Mandats, im Zaume halten, ihre Willkür beim Rauben und Plündern einschränken. […] Es ist aber nicht zu bestreiten, dass eine solche Schutzwache unseren Leuten oder den Bewohnern anderer Orte, denen auf ihre Anforderung eine Salva Guardia zugestanden wurde, keinen Vorteil brachte. Im Gegenteil, sie schlugen ihnen vielmehr zum Schaden aus und waren eine Belastung. Offensichtlichen Nutzen dagegen hatten nur die Kapitäne, denn ihnen mussten die Leute gleich anfangs die ausgehandelte Geldsumme vorlegen oder wenigstens wöchentlich die entsprechende Rate (pensio) entrichten. Kurz, wie Leibeigene oder Sklaven mussten sie blechen, was die Kapitäne verlangten. Ich habe nur einen Unterschied zwischen den Orten mit und denen ohne Salva Guardia festgestellt: Die Dörfer ohne Schutzgeleit wurden früher, jene mit einer Salva Guardia erst später ausgeplündert. Da nämlich die Schweden vom Plündern nicht ablassen konnten, solange sie nicht alles geraubt hatten, so raubten und plünderten sie entweder alles auf einmal (sodaß sie nicht mehr zurückkommen mußten) oder sie ließen allmählich und langsam bei ihren Raubzügen alles mitgehen, bis nichts mehr zu holen war. Obendrein haben diese eigentlich zum Schutze abkommandierten Musketiere und Dragoner gewöhnlich die Ortschaften, ihre Bewohner und deren Habseligkeiten - als Beschützer - ausspioniert und dann verraten. Wurde nämlich der bisherige Beschützer - und Spion - unvermutet abberufen, dann brachen seine Kameraden, Raubgesellen und Gaunerbrüder ein und raubten alles, was bislang durch den Schutz der Salva guardia verschont geblieben war, was sie in Wirklichkeit aber für sich selbst hinterlistig und heimtückisch aufbewahrt hatten, und wüteten um so verwegener (pro auso suo) gegen die jämmerlich betrogenen und enttäuschten Menschen, beraubten sie nicht menschlicher und marterten sie“. Auch war das Leben als Salvaguardist nicht ungefährlich. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 49f. (1629): „Eine Eingabe des Bauern Jacob Löffler aus Langenwetzendorf [LK Greiz] wegen der bei ihm einquartierten »Schutzgarde« schildert die Heldentaten der derselben ungemein plastisch: »Was ich armer Mann wegen anhero zweijähriger hiesigen Einquartierung für groß Ungemach ausstehen müssen, gebe ich in Unterthänigkeit zu vernehmen: Denn erstlichen habe berührte Zeit über 42 ganze 42 Wochen Tag und Nacht bei den Soldaten ich aufwarten, nicht allein viel Mühe und Wege haben, sondern auch welches zum Erbarmen gewesen, Schläge gewärtig zu sein und geprügelt werden zu müssen, 2. habe ich meine geringe Haushaltung wegen jetziger Unsicherheit beiseits setzen, meine Felderlein wüst, öd und unbesamt liegen lassen, daß seither ich im geringsten nichts erbauen, davon samt den Meinigen ich mich hätte alimentieren mögen, 3. haben die Soldaten mir die Gerste, so zu einem Gebräulein Bier ich eingeschüttet, aus den Bottichen genommen, zum Teil mutwilligerweise zerstreut, zum Teil mit sich hinweggenommen, verfüttert und verkauft, 4. haben sie mir das wenige Getreidig, so noch unausgedroschen vorhanden gewesen, mit dem Geströhde aus der Scheune in andere Quartiere getragen, ausgeklopft und ihres Gefallens gebraucht, 5. weil sie an meiner geringen Person sich nicht allzeit rächen können, haben sie mir die Bienen und derselben Stöcke beraubet, umgestoßen und zu Grund und Tode gerichtet, 6. sind von ihnen mir alle Hühner, Gänse und ander Federvieh erschossen, genommen und gefressen worden, meine Wiesen, Raine und Jagen mir dermaßen verödet, daß ich nicht eine einzige Bürde Heu und Grummet von denselben genießen kann, 7. endlich ist von ihnen mir eine Kuh aus dem Stalle, so meinen Geschwistern zuständig gewesen, gezogen, in ein anderes Losament getrieben, geschlachtet und gefressen worden.« Teilweise „kauften“ sich begüterte Bürger Offiziere als Salvaguardia, um sich gegen Übergriffe zu schützen; SUTORIUS, Die Geschichte von Löwenburg. 1. Teil, S. 266.
[292] Elisabeth Sophia v. Sachsen-Altenburg [10.10.1619 Halle (Saale)-20.12.1680 Gotha], Herzogin v. Sachsen-Gotha.
[294] Der tiefreligiöse Lodron besuchte hier wahrscheinlich die Wallfahrtskirche Maria im Sand: Zum Schutz der zahlreichen Opfergaben der Gläubigen wurde nach einer Hütte eine steinerne Kapelle (1506) errichtet. Im Jahr 1613 wurde die Kirche durch mehrere Schiffe auf die noch heute bestehende Größe erweitert. Bauherr war der Würzburger Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn. Direkt neben der Kirche errichtete man das Kloster Dettelbach, um dem Pilgerstrom genügend Platz zu bieten [Wikipedia].
[295] Maximilian [Max] Graf v. Törring-Jettenbach [Deuring, Döring] [1614-1665], kurbayerischer Obrist.
[296] Feldmarschallleutnant: Der Feldmarschallleutnant war ein militärischer Dienstgrad, der gleichzeitig mit dem des Feldmarschalls im 17. Jahrhundert aufkam. Der Kriegsherr pflegte einem Feldmarschall einen „Untermarschall“ oder „Leutnant“ beizugeben, der den Feldmarschall zu unterstützen und zu vertreten hatte. Zu seinen Pflichten gehörten u. a. die Aufsicht über Proviantplätze und -straßen, die Kontrolle der Wachen usw.
[297] Raimondo Fürst Montecuccoli, Herzog v. Melfi [21.2.1609 Schloss Montecuccoli in Pavullo nel Frignano bei Modena-16.10.1680 Linz], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. SCHREIBER, Raimondo Montecuccoli; BARKER, The Military Intellectual.
[303] Franz Freiherr v. Mercy [Merci, Merse], Herr zu Mandre u. Collenberg [zwischen 1580 u. 1590 Longwy (Lothringen)-3.8.1645 Alerheim], kurbayerischer Feldmarschall.
[306] „Blinde“ Soldaten: „blinde soldaten, welche auf ein stund oder etliche zwar mit durch die musterung, inzwischen aber hernach in der officier beutel und taschen hinein gehen“ [DWB]. Auch nicht existente Soldaten, die in den Soldlisten geführt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Nach einer Aufstellung von 1644 machten diese „Blinden“ 25 % der Kosten für die fränkischen Kreisstände aus; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 594.
[307] Georg Friedrich Graf v. Castell-Rüdenhausen [21.8.1600 Rüdenhausen-29.3.1653 Rüdenhausen]. Vgl. auch die Briefe Lodrons an den Casteller vom 15.12.1645, 7.12.1646 u. 16.3.1647. => http://www.schweinfurtfuehrer.de/pers%C3%B6nlichkeiten/wichtige-milit%C3%A4rische-personen-des-30-j%C3%A4hrigen-krieges-in-schweinfurt/graf-lodron-stadtkommandant-in-schweinfurt/.
[308] Vgl. auch auch die drei Briefe Lodrons an den Grafen von Castell; vgl. http://www.schweinfurtfuehrer.de/persönlichkeiten/militärische-personen-des-30-jaehrigen-krieges-in-schweinfurt/lodron-graf-stadtkommandant-in-schweinfurt.
[309] Korporal: Der Korporal war der unterste Rang der Unteroffiziere, der einen Zug als Teil der Kompanie führte. Er erhielt in der kaiserlichen Armee (1630) 12 fl. Sold monatlich. Das entsprach immerhin dem Jahreslohn eines Ochsenknechtes.
Korporalschaft: Zug einer Kompanie, die von einem Korporal geführt wurde. Der Korporal war der unterste Rang der Unteroffiziere, der einen Zug als Teil der Kompanie führte. Er erhielt in der kaiserlichen Armee (1630) 12 fl. Sold monatlich. Das entsprach immerhin dem Jahreslohn eines Ochsenknechtes.
[310] Fuder (Schweinfurt): 1 Fuder = 12 Eimer; 1 Kaufeimer = 8 Kübel = 64 Maß: 1 Schenkeimer = 9 Kübel = 72 Maß; 1 Maß = 2 Seidlein = 4 Biermäßlein (Schoppen) = 8 Ächtelein.
[312] Trossbuben: Trossbuben (oder Trossjungen) wurden als Bedienung der unteren militärischen Chargen sowie zur Versorgung der Pferde und für die Beaufsichtigung der Viehherden eingesetzt. Sie stammten häufig aus den Soldatenfamilien, die den Heereszug im Tross begleiteten. Sie wurden oft misshandelt und von ihren Herrn sogar getötet, ohne dass Anklage erhoben wurde. Teilweise wurden sie auch aus Überlebensgründen von den Eltern Soldaten mitgegeben. Da die Trossbuben ökonomisch vollkommen abhängig und zudem schlecht versorgt waren, lassen sie sich häufig als Diebe nachweisen. Vielfach gerieten die 13 bis 15 Jahre alten Jungen als Trommlerbuben und Pferdejungen ins unmittelbare Kriegsgeschehen. Soweit sie eine Muskete bedienen konnten, konnten sie, falls erforderlich, auch im Kampf eingesetzt werden, was häufig bei spanischen Einheiten der Fall war. Trossbuben, die von ihren Herren schon bei der geringsten Verfehlung totgeschlagen werden konnten (NEBE, Drangsale, S. 134), waren teilweise nur sechs oder sieben Jahre alt, wenn sie zum Militär kamen oder von ihren Eltern dem Militär übergeben wurden, damit sie dort überleben konnten. Die Älteren wurden bei der Reformation der Bagage auch als Knechte in die Feldartillerie gesteckt, wenn sie dazu brauchbar erschienen (DAMBOER, Söldnerkapitalismus, S. 259). Sie wurden als Kindersoldaten und Soldatenjungen missbraucht, die teilweise unter elendsten Umständen umkamen, von erbitterten Bauern erschlagen wurden oder von ihren Herren zurückgelassen wurden. Vgl. die Pfarrchronik von Vach (10./20.10.1632), GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 27: „Ein Soldatenjung [Offiziersbursche] aus Holland, hat vom Pfarrhof nicht gewollt. Wird ohne Zweifel mit seinem Herrn sein Quartier im Pfarrhof gehabt haben, hab ihm Brot und frisches Wasser gereicht, denn er sonsten nichts trinken wollen, auch nichts zu bekommen gewesen; stirbt auf der Miststatt“. Vgl. auch die Erlebnisse des 16jährigen Curd Kästener, der sich mit 12 Jahren hatte der kaiserlichen Armee anschließen müssen und am 25.11.1641 der Hungersnot in seinem Regiment nach Erfurt entfloh. BERG, Regulating war, S. 15f.; HAHN, Kriegserfahrungen, S. 9-14. Sie unterlagen dem Militärstrafrecht. Aus Wernigerode wird für 1628 berichtet: … „desgleichen sind 3 Soldaten-Jungen um den Galgen gestreicht worden, den einen aber das linke Ohr abgeschnitten“. NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 81. => mit Ruten streichen: Auspeitschen als Züchtigungsstrafe bei erstem leichtem Diebstahl nach Art. 158 der „Constitutio Criminalis Carolina" [CCC, S. 44], auch bei Hurerei, zusammen mit Prangerstehen und Landesverweisung. Vgl. die Beschwerden der Stadt Konstanz (1633) über die kaiserliche Garnison; BEYERLE, Konstanz, S. 28: „Das unnütze Gesindel der Huren und Buben wird nit abgeschafft, sondern bei täglicher Annehmung neuer Soldaten, so mit vielen Weibern und Kindern behängt sind, wird der Burger genötigt, neben den einquartierten Soldaten auch diese zu verköstigen, wie dann von solchen verarmten Untertanen mit ihren Weib und Kindern zu allhiesiger Stadt samt ihren gesamten Haushaben großer Zulauf ist, so dass sich zur Zeit uf die 350 Personen an Soldatenweibern und Kindern salvo honore Huren und Buben unter allhiesiger Garnison aufhalten“.
[315] Fron: alle Dienste, die unentgeltlich oder gegen geringes Entgelt zu leisten sind, hier: Fuhrdienste, daneben z. B. Zwangsarbeit auf der Schanze, die von Soldaten wie Bürgern gleichermaßen verachtet wurde und der sich Bürger auch durch Flucht entzogen, da normalerweise nur sogenannte Schanzgräber, gemeine Soldaten, Lager-Prostituierte, Gefangene oder verurteilte Straftäter zu diesen Arbeiten herangezogen wurden.
[319] Dragoner (frz. dragon): leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. „Arbeiter zu Pferd" hat man sie genannt. Der Dragoner war im Prinzip ein berittener Musketier (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Teilweise führten die Dragoner am Sattelknopf kleine Äxte mit, um Hindernisse entfernen oder sich auch zeitweise selbst verteidigen zu können. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. Zu ihren Aufgaben gehörte auch Sicherung und Deckung von Konvois, Patrouillen, Angriffe aus dem Hinterhalt, Bildung der Vor- und Nachhut. Ausführlich dargestellt bei ENGERISSER, Von Kronach, S. 468ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123ff. Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. auch http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.
[320] Philipp Theodor Graf v. Waldeck-Eisenberg [2.11.1614 Arolsen-17.12.1645], kaiserlicher Obrist.
[323] Lennart Torstensson [Torstensohn, Torsten-Sohn], Graf zu Ortala u. Freiherr v. Virestad [17.8.1603 Forstena im Kirchspiel Västra Tunhem (Västergötland)-7.4.1651 Stockholm], schwedischer Feldmarschall.
[324] Freibrief: jur: Schutzbrief, vor dem Zugriff strafverfolgender Behörden sichernde Rechtsurkunde [GWB].
[325] Schirmwache => Salvaguardia: Ursprünglich kaiserlicher Schutzbrief, durch den der Empfänger mit seiner Familie und seiner ganzen Habe in des Kaisers und des Reichs besonderen Schutz und Schirm genommen wurde; zur öffentlichen Bekräftigung dieses Schutzes wurde dem Empfänger das Recht verliehen, den kaiserlichen Adler und die Wappen der kaiserlichen Königreiche und Fürstentümer an seinen Besitzungen anzuschlagen. Der Schutzbrief bedrohte jeden Angreifer mit Ungnade und Strafe. Im 30jährigen Krieg militärische Schutzwache; Schutzbrief (Urkunde, die, indem sie geleistete Kontributionen und Sonderzahlungen bestätigte, gegen weitere Forderungen schützen sollte, ggf. durch militärische Gewalt des Ausstellers); auch: sicheres Geleit; eine oft recht wirkungslose Schutzwache durch abgestellte Soldaten, in schriftlicher oder gedruckter Form auch Salvaguardia-Brief genannt, die meist teuer erkauft werden musste, und ein einträgliches Geschäft für die zuständigen Kommandeure darstellten. Teilweise wurden entsprechende Tafeln an Ortseingängen aufgestellt, „Salvaguardia“ an die Türen der Kirchen (HERRMANN, Aus tiefster Not, S. 55) geschrieben oder für die ausländischen Söldner ein Galgen angemalt. Die 1626 von Tilly erlassene Schultheißen-Ordnung hatte festgelegt: „Wer salua Guardia mit wortten oder that violirt, den solle niemandt zu verthädigen understehen, sonder welcher hoch oder nider Officir ein dergleichen erfahren mag, der solle den muthwilligen verbrecher sobalden zu dem Provosen schaffen, dem Schultheysen neben einandtwortung bey sich unrecht befundenen sachen und guetter hiervon berichten ohn einred, die Restitution und was bey der sachen underlauffen möcht dass Gericht entscheiden lassen, und welcher einem andern sein gewonnen beuth abnimbt oder an seinem freyen verkauff nachtheilig verhindert, den solle Schultheyss zur Restitution anhalten und noch darzu mit straffen hart belegen". ZIEGLER, Dokumente II, S. 986. Der Abt Veit Höser (1577 - 1634) von Oberaltaich bei Straubing; SIGL, Wallensteins Rache, S. 140f.: „Da die Schweden so grausam wüteten und sich wie eine Seuche immer weiter ausbreiteten, alle Dörfer mit Taub, Mord und Jammer heimsuchten, erbaten die Bürger ab und zu von den Kapitänen der Weimaraner eine Schutzwache, die bei ihnen meist Salva Guardia heißt. Erhielten sie diesen Schutz zugesagt, so wurde jeweils ein Musketierer zu Fuß oder zu Pferd in das betreffende Dorf, die Ortschaft, den Markt abgestellt. Dieser sollte die herumstreifenden Soldatenhorden, kraft eines vom Kapitän ausgehändigten schriftlichen Mandats, im Zaume halten, ihre Willkür beim Rauben und Plündern einschränken. […] Es ist aber nicht zu bestreiten, dass eine solche Schutzwache unseren Leuten oder den Bewohnern anderer Orte, denen auf ihre Anforderung eine Salva Guardia zugestanden wurde, keinen Vorteil brachte. Im Gegenteil, sie schlugen ihnen vielmehr zum Schaden aus und waren eine Belastung. Offensichtlichen Nutzen dagegen hatten nur die Kapitäne, denn ihnen mussten die Leute gleich anfangs die ausgehandelte Geldsumme vorlegen oder wenigstens wöchentlich die entsprechende Rate (pensio) entrichten. Kurz, wie Leibeigene oder Sklaven mussten sie blechen, was die Kapitäne verlangten. Ich habe nur einen Unterschied zwischen den Orten mit und denen ohne Salva Guardia festgestellt: Die Dörfer ohne Schutzgeleit wurden früher, jene mit einer Salva Guardia erst später ausgeplündert. Da nämlich die Schweden vom Plündern nicht ablassen konnten, solange sie nicht alles geraubt hatten, so raubten und plünderten sie entweder alles auf einmal (sodaß sie nicht mehr zurückkommen mußten) oder sie ließen allmählich und langsam bei ihren Raubzügen alles mitgehen, bis nichts mehr zu holen war. Obendrein haben diese eigentlich zum Schutze abkommandierten Musketiere und Dragoner gewöhnlich die Ortschaften, ihre Bewohner und deren Habseligkeiten - als Beschützer - ausspioniert und dann verraten. Wurde nämlich der bisherige Beschützer - und Spion - unvermutet abberufen, dann brachen seine Kameraden, Raubgesellen und Gaunerbrüder ein und raubten alles, was bislang durch den Schutz der Salva guardia verschont geblieben war, was sie in Wirklichkeit aber für sich selbst hinterlistig und heimtückisch aufbewahrt hatten, und wüteten um so verwegener (pro auso suo) gegen die jämmerlich betrogenen und enttäuschten Menschen, beraubten sie nicht menschlicher und marterten sie“. Auch war das Leben als Salvaguardist nicht ungefährlich. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 49f. (1629): „Eine Eingabe des Bauern Jacob Löffler aus Langenwetzendorf [LK Greiz] wegen der bei ihm einquartierten »Schutzgarde« schildert die Heldentaten der derselben ungemein plastisch: »Was ich armer Mann wegen anhero zweijähriger hiesigen Einquartierung für groß Ungemach ausstehen müssen, gebe ich in Unterthänigkeit zu vernehmen: Denn erstlichen habe berührte Zeit über 42 ganze 42 Wochen Tag und Nacht bei den Soldaten ich aufwarten, nicht allein viel Mühe und Wege haben, sondern auch welches zum Erbarmen gewesen, Schläge gewärtig zu sein und geprügelt werden zu müssen, 2. habe ich meine geringe Haushaltung wegen jetziger Unsicherheit beiseits setzen, meine Felderlein wüst, öd und unbesamt liegen lassen, daß seither ich im geringsten nichts erbauen, davon samt den Meinigen ich mich hätte alimentieren mögen, 3. haben die Soldaten mir die Gerste, so zu einem Gebräulein Bier ich eingeschüttet, aus den Bottichen genommen, zum Teil mutwilligerweise zerstreut, zum Teil mit sich hinweggenommen, verfüttert und verkauft, 4. haben sie mir das wenige Getreidig, so noch unausgedroschen vorhanden gewesen, mit dem Geströhde aus der Scheune in andere Quartiere getragen, ausgeklopft und ihres Gefallens gebraucht, 5. weil sie an meiner geringen Person sich nicht allzeit rächen können, haben sie mir die Bienen und derselben Stöcke beraubet, umgestoßen und zu Grund und Tode gerichtet, 6. sind von ihnen mir alle Hühner, Gänse und ander Federvieh erschossen, genommen und gefressen worden, meine Wiesen, Raine und Jagen mir dermaßen verödet, daß ich nicht eine einzige Bürde Heu und Grummet von denselben genießen kann, 7. endlich ist von ihnen mir eine Kuh aus dem Stalle, so meinen Geschwistern zuständig gewesen, gezogen, in ein anderes Losament getrieben, geschlachtet und gefressen worden.«
[326] Kapitänleutnant: Der Kapitänleutnant war der Stellvertreter des Kapitäns. Der Rang entsprach dem Hauptmann der kaiserlichen Armee. Hauptmann war der vom Obristen eingesetzte Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig und die eigentlichen militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.
[327] Franz v. Hatzfeldt [13.9.1596 Schloss Crottorf-30.7.1642 Würzburg], Fürstbischof v. Würzburg u. Bamberg. Vgl. WEBER, Würzburg und Bamberg und Melchior Otto Voit v. Salzburg, Fürstbischof v. Bamberg [19.6.1603 Eichenhausen-4.1.1653 Forchheim].
[329] Salvaguardia: Ursprünglich kaiserlicher Schutzbrief, durch den der Empfänger mit seiner Familie und seiner ganzen Habe in des Kaisers und des Reichs besonderen Schutz und Schirm genommen wurde; zur öffentlichen Bekräftigung dieses Schutzes wurde dem Empfänger das Recht verliehen, den kaiserlichen Adler und die Wappen der kaiserlichen Königreiche und Fürstentümer an seinen Besitzungen anzuschlagen. Der Schutzbrief bedrohte jeden Angreifer mit Ungnade und Strafe. Im 30jährigen Krieg militärische Schutzwache; Schutzbrief (Urkunde, die, indem sie geleistete Kontributionen und Sonderzahlungen bestätigte, gegen weitere Forderungen schützen sollte, ggf. durch militärische Gewalt des Ausstellers); auch: sicheres Geleit; eine oft recht wirkungslose Schutzwache durch abgestellte Soldaten, in schriftlicher oder gedruckter Form auch Salvaguardia-Brief genannt, die meist teuer erkauft werden musste, und ein einträgliches Geschäft für die zuständigen Kommandeure darstellten. Teilweise wurden entsprechende Tafeln an Ortseingängen aufgestellt, „Salvaguardia“ an die Türen der Kirchen (HERRMANN, Aus tiefster Not, S. 55) geschrieben oder für die ausländischen Söldner ein Galgen angemalt. Die 1626 von Tilly erlassene Schultheißen-Ordnung hatte festgelegt: „Wer salua Guardia mit wortten oder that violirt, den solle niemandt zu verthädigen understehen, sonder welcher hoch oder nider Officir ein dergleichen erfahren mag, der solle den muthwilligen verbrecher sobalden zu dem Provosen schaffen, dem Schultheysen neben einandtwortung bey sich unrecht befundenen sachen und guetter hiervon berichten ohn einred, die Restitution und was bey der sachen underlauffen möcht dass Gericht entscheiden lassen, und welcher einem andern sein gewonnen beuth abnimbt oder an seinem freyen verkauff nachtheilig verhindert, den solle Schultheyss zur Restitution anhalten und noch darzu mit straffen hart belegen". ZIEGLER, Dokumente II, S. 986. Der Abt Veit Höser (1577 - 1634) von Oberaltaich bei Straubing; SIGL, Wallensteins Rache, S. 140f.: „Da die Schweden so grausam wüteten und sich wie eine Seuche immer weiter ausbreiteten, alle Dörfer mit Taub, Mord und Jammer heimsuchten, erbaten die Bürger ab und zu von den Kapitänen der Weimaraner eine Schutzwache, die bei ihnen meist Salva Guardia heißt. Erhielten sie diesen Schutz zugesagt, so wurde jeweils ein Musketierer zu Fuß oder zu Pferd in das betreffende Dorf, die Ortschaft, den Markt abgestellt. Dieser sollte die herumstreifenden Soldatenhorden, kraft eines vom Kapitän ausgehändigten schriftlichen Mandats, im Zaume halten, ihre Willkür beim Rauben und Plündern einschränken. […] Es ist aber nicht zu bestreiten, dass eine solche Schutzwache unseren Leuten oder den Bewohnern anderer Orte, denen auf ihre Anforderung eine Salva Guardia zugestanden wurde, keinen Vorteil brachte. Im Gegenteil, sie schlugen ihnen vielmehr zum Schaden aus und waren eine Belastung. Offensichtlichen Nutzen dagegen hatten nur die Kapitäne, denn ihnen mussten die Leute gleich anfangs die ausgehandelte Geldsumme vorlegen oder wenigstens wöchentlich die entsprechende Rate (pensio) entrichten. Kurz, wie Leibeigene oder Sklaven mussten sie blechen, was die Kapitäne verlangten. Ich habe nur einen Unterschied zwischen den Orten mit und denen ohne Salva Guardia festgestellt: Die Dörfer ohne Schutzgeleit wurden früher, jene mit einer Salva Guardia erst später ausgeplündert. Da nämlich die Schweden vom Plündern nicht ablassen konnten, solange sie nicht alles geraubt hatten, so raubten und plünderten sie entweder alles auf einmal (sodaß sie nicht mehr zurückkommen mußten) oder sie ließen allmählich und langsam bei ihren Raubzügen alles mitgehen, bis nichts mehr zu holen war. Obendrein haben diese eigentlich zum Schutze abkommandierten Musketiere und Dragoner gewöhnlich die Ortschaften, ihre Bewohner und deren Habseligkeiten - als Beschützer - ausspioniert und dann verraten. Wurde nämlich der bisherige Beschützer - und Spion - unvermutet abberufen, dann brachen seine Kameraden, Raubgesellen und Gaunerbrüder ein und raubten alles, was bislang durch den Schutz der Salva guardia verschont geblieben war, was sie in Wirklichkeit aber für sich selbst hinterlistig und heimtückisch aufbewahrt hatten, und wüteten um so verwegener (pro auso suo) gegen die jämmerlich betrogenen und enttäuschten Menschen, beraubten sie nicht menschlicher und marterten sie“. Auch war das Leben als Salvaguardist nicht ungefährlich. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 49f. (1629): „Eine Eingabe des Bauern Jacob Löffler aus Langenwetzendorf [LK Greiz] wegen der bei ihm einquartierten »Schutzgarde« schildert die Heldentaten der derselben ungemein plastisch: »Was ich armer Mann wegen anhero zweijähriger hiesigen Einquartierung für groß Ungemach ausstehen müssen, gebe ich in Unterthänigkeit zu vernehmen: Denn erstlichen habe berührte Zeit über 42 ganze 42 Wochen Tag und Nacht bei den Soldaten ich aufwarten, nicht allein viel Mühe und Wege haben, sondern auch welches zum Erbarmen gewesen, Schläge gewärtig zu sein und geprügelt werden zu müssen, 2. habe ich meine geringe Haushaltung wegen jetziger Unsicherheit beiseits setzen, meine Felderlein wüst, öd und unbesamt liegen lassen, daß seither ich im geringsten nichts erbauen, davon samt den Meinigen ich mich hätte alimentieren mögen, 3. haben die Soldaten mir die Gerste, so zu einem Gebräulein Bier ich eingeschüttet, aus den Bottichen genommen, zum Teil mutwilligerweise zerstreut, zum Teil mit sich hinweggenommen, verfüttert und verkauft, 4. haben sie mir das wenige Getreidig, so noch unausgedroschen vorhanden gewesen, mit dem Geströhde aus der Scheune in andere Quartiere getragen, ausgeklopft und ihres Gefallens gebraucht, 5. weil sie an meiner geringen Person sich nicht allzeit rächen können, haben sie mir die Bienen und derselben Stöcke beraubet, umgestoßen und zu Grund und Tode gerichtet, 6. sind von ihnen mir alle Hühner, Gänse und ander Federvieh erschossen, genommen und gefressen worden, meine Wiesen, Raine und Jagen mir dermaßen verödet, daß ich nicht eine einzige Bürde Heu und Grummet von denselben genießen kann, 7. endlich ist von ihnen mir eine Kuh aus dem Stalle, so meinen Geschwistern zuständig gewesen, gezogen, in ein anderes Losament getrieben, geschlachtet und gefressen worden.«
[332] Thomas Henderson [Henderssohn, Hintersohn, Hinderson, Hinderzon, Hintersohn] [ - August ? 1645], kaiserlicher Obrist.
[337] „Statussymbole“: Selbst Rittmeister führten neben 16 Pferden z. T. einen Fuchs, einen Wolf und etliche Jagdhunde, die auch zur Jagd auf Flüchtlinge, die sich in den Wäldern, Schluchten, Schächten etc. verbaregen, mit sich, was den jeweiligen Zwangsgastwirten zusätzliche Kosten aufbürdete.
[338] Johann Graf v. Sporck [Sporgk, Spurgk, Spork, Sperckh] [um 1601 Westerloh - 6.8.1679 Heřmanměstetz], kurbayerischer, kaiserlicher Feldmarschallleutnant.
[344] Johann Reichwaldt [Reichvald, Reichwald, Reichwalt, Rauchwald] [9.11.1609 Semcaden-28.2.1662 Kemnitz], schwedischer Obrist.
[347] Flucht: Überlebensstrategie in Kriegszeiten. Der Schuhmacher Hans Heberle listet in seinem „Zeytregister“ 30 Fluchten nach Ulm auf. ZILLHARDT, Heberle, S. 225; DEMURA, Flucht, S. 187ff. Der Bieberauer Pfarrer Johann Daniel Minck; KUNZ/LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 253f.: „Viele verkrochen und versteckten sich zwar in Wälder, Höhlen, Klippen etc., waren aber ausgespähet, denn die [kaiserlich-bayerischen] Soldaten hatten bei sich menschenspürige Hunde, welche, wann sie an Mensch und Vieh kamen, mit ihrem Bellen die Leute verrieten und den Räubern Anzeig gaben. Darumb flohe alles auf die Schlösser. Da lagen alle Gassen, Höfe und Winkel voller Leute, besonders zu Lichtenberg, welches ein kleiner Behelf. Und derhalben auch viele im Regen, Schnee und Kälte unter dem freien Himmel lagen, teils lagen in Fässern und Bütten. Die Stuben waren Winterszeit so voll, dass wegen der Menge keines sitzen, sondern dicht ineinander stehen müssen. War ein groß Jammer und Elend anzusehen, zu geschweigen, selbst mit darin begriffen sein“. BENTELE, Protokolle, S. 192 (1634): „Des andern Tags, als man vernommen, dass die ganze Armee marchiere, haben sich Mann und Weib mit den Kindern in das Feld, Weinberg, Hülen, Klüften und Wäld mehistentails begeben, in Hoffnung, daselbsten sicher zue sein, bis das Ungewitter fürübergieng. Aber die wurden allerorten durch die Hund der Soldaten ausgespürt, gehetzt, gejagt, gefangen, ranzioniert, übel tractiert, und tails erbärmlich ermordet. War auch zu solcher Zeit Tag und Nacht schön und warm Wetter auf vierzehn Tag aneinander, daß doch also mancher dessentwegen desto besser in einem verborgenen Winkel durch Gottes väterliche Obacht bewahret gewesen, und sein Leben wie eine Ausbeut darvon gebracht hat“. Abt Veit Höser (1577 - 1634) von Oberaltaich bei Straubing berichtet; SIGL, Wallensteins Rache, S. 142f.: „In diesen Tagen [Dezember 1633; BW] trieben es die Schweden überall ganz arg. Sie streiften in alle Richtungen und Gegenden herum, durchstöberten sogar die menschenleeren Ödnisse und Wälder, alle Berghänge, jedes Tal, jede Schlucht, jeden Schlupfwinkel, daß die Menschen sich vor Todesängsten überhaupt nicht mehr auskannten, sich nicht mehr helfen und raten konnten. Unter dem eigenen Dache gab es ja ohnehin keine Sicherheit. In ihrer Bedrängnis flohen alle aus ihren Wohnungen, als wären das selbst Räuberhöhlen, flüchteten in die Berge, versteckten sich in Hecken, im Dickicht, in der Wildnis, obgleich sie auch dort nirgends bleiben konnten wegen der Winterkälte, die in unserer Waldgegend noch viel ärger ist. Wenn sie sich überhaupt ein Feuer machen konnten, verriet sie schon von weitem der aufsteigende Rauch bei Tag und bei Nacht der Feuerschein; ja, die Flucht in ein Versteck verriet sie selbst schon wieder durch die unvermeidlich im Schnee hinterlassenen eigenen Spuren. Die schlauen Spürhunde folgten mit ihrer Nase diesen tiefen Fußstapfen und spürten den Flüchtlingen fleißig nach, ohne deren Todesängste zu spüren. Schau, laß dir sagen, was diese ungemein scharfsinnigen Bösewichte nicht alles aushecken, damit ihnen ja kein einziger Mensch entwischt. Überall in den Wäldern, in Dickichten, auf Viehtriften, wo sich einer geflissentlich verstecken könnte, veranstalteten sie blutige Treibjagden (veneticam tragediam). Sie stellten Reihen von Scharfschützen in einem größeren Abstand voneinander auf und durchstreiften so das vom Eingang her das Gelände, indem sie obendrein noch abgerichtete Jagd- und Spürhunde vor sich herhetzten. Diese reizten sie mit ihrem Hussa-Hussa zum Bellen, ließen sie durchs Dickicht und Gebüsch stöbern, nach Feuerstellen schnüffeln, schickten sie in unzugängliche Stellen, damit sie überall die versteckten Menschen ausmachen, mit ihrem Verbellen verraten und heraustreiben. In undurchdringliches Heckengestrüpp (truteta) schossen sie mit ihren Gewehren hinein, um die allenfalls darin verborgenen Menschen zu zwingen, dass sie herauskriechen oder herausspringen. Wollten solche arme „Angsthasen“ jedoch sofort bei dem Hussa-Geschrei der Jäger und dem Hundegebell der unausbleiblichen Flucht zuvorkommen und davonlaufen, wurden sie dort von den Musketieren zur Strecke gebracht, die den Wald von draußen in regelmäßigen Abständen voneinander umzingelt hatten, sodaß die ohnehin schon zu Tode geängstigten Menschen, wohin sie auch immer flüchten wollten, in die Fänge und Fallen dieser Menschenjäger fielen“. Auch die Heranziehung zu schwersten Schanzarbeiten veranlasste Bürger zur Flucht. Das Einfliehen in die nächsten Städte war allerdings nicht umsonst. Im März 1636 verlangte die Reichsstadt Nordhausen von hereingeflüchteten Adligen über 20 Jahren 2 Reichstaler, von Bürgern und Bürgerinnen 1 Reichstaler, von einem Bauern je nach Vermögen 12 oder 6 Groschen. Für ein fremdes Pferd waren 12 Groschen zu zahlen. KUHLBRODT, Clara von Heringen, S. 82. Dazu kamen in der Regel auch Abgaben für Ochsen, Kühe etc. In Weimar hielten sich 1640 außer 2863 Einwohnern 4103 Fremde auf. PFISTER, Bevölkerungsgeschichte, S. 14. Zum Teil ließ der Rat wie in Augsburg die Flüchtlinge aus der Stadt bringen (SIGL, Geschichte, S. 47) oder verweigerte die Aufnahme. Zur Migration allgemein ASCHE, Krieg, Militär und Migration, S. 11ff. Die Flucht in die nächsten Städten war nicht umsonst. Im März 1636 verlangte die Reichsstadt Nordhausen von hereingeflüchteten Adligen über 20 Jahren 2 Reichstaler, von Bürgern und Bürgerinnen 1 Taler, von einem Bauern je nach Vermögen 12 oder 6 Groschen. Für ein fremdes Pferd waren 12 Groschen zu zahlen. KUHLBRODT, Clara von Heringen, S. 82. Dazu kamen in der Regel auch Abgaben für Ochsen, Kühe etc. KLUGE, Hofer Chronik, S. 180 (1641): „Den 11. januarii wurde der sächßischen von adel hier eingeflehet rindt- und schaafvieh, so theils zum thor hinaus, alles wieder hereingetrieben und aufs neue verarrestiret, und solten von einem stück rindvieh 1 thaler, von einem schaaf aber 1 groschen geben, unangesehen, daß das liebe vieh zum theil dermassen verhungert, daß es kaum gehen konnte, wie dann auch viel dahingefallen und aus mangel futters umkommen müßen". In Weimar hielten sich z. B. 1640 außer 2863 Einwohnern 4103 Fremde auf. PFISTER, Bevölkerungsgeschichte, S. 14.
[348] Stockfisch: durch Trocknung haltbar gemachter Fisch, vor allem Kabeljau (Dorsch), auch Seelachs, Schellfisch, Plötze und Leng. Stockfisch war eine beliebte Fastenspeise und diente der massenhaften Versorgung von Soldatenheeren.
[349] Marketender: Dem Heer nachziehende Händlerin oder Händler, der oder die vom Obristen befugt war, den Soldaten Lebensmittel zu verkaufen. Dafür hatten sie ihm z. B. von jedem Eimer Wein oder Bier 2 Maß für die Küche abzugeben und zumeist 10 Prozent ihrer Einkünfte. Sie waren auch zum Kranken- und Munitionstransport verpflichtet, falls die üblichen Rüstwagen nicht ausreichten. Marketender und Marketenderinnen handelten auch mit Beutegut, wobei das Beutegut weit unter Wert angenommen wurde. Die Frauen unter ihnen waren nicht nur Händlerinnen, sondern auch Helferinnen, Partnerinnen, Krankenschwestern, häufig Prostituierte. Bei einem im April 1634 in Dinkelsbühl einquartierten Regiment fanden sich bei 950 Soldaten 11 Marketender, aber 26 Marketenderinnen; HEILMANN, Kriegsgeschichte S. 465 Anm. Obwohl bekannt war, dass kein Heer ohne Marketender existieren konnte, standen diese – wie die übrigen Trosser – in schlechtem Ansehen: Sie traten als Geldverleiher auf, und so mancher Söldner war bei ihnen verschuldet. Sie standen zudem in dem Ruf, für die materielle Not vieler Söldner verantwortlich zu sein, indem sie bei Nahrungsmittelknappheit und Ausbleiben der Soldzahlungen das Heer verließen und ihre Fahne in den Wind besserer Märkte hängten. Gewalttätige Übergriffe auf die Marketender durch Bauern, Bürger und eigene Soldaten waren vielfach die Folge, zumal diese z. T. zum 15fachen Preis Waren an die Bürger verkauften, die von diesen auf den Druck einquartierter Soldaten hin erstanden werden mussten (BRAUN, Markredwitz, S. 45). Vgl. KLUGE, Hofer Chronik, S. 163: „Das rauben und plündern war um diese zeit [April 1640] sehr arg, wie dann die kayßerlichen ihre eigenen marquetener, so zu Culmbach wein und vieh erhandelt und erkauft, ganz ausgeplündert, auch zugleich ein 800 thaler darzu an geld abgenommen“. Häufig wurden sie als Spione verdächtigt. Auch Juden wurden als Marketender geduldet; LOTZE, Geschichte, S. 80f. Die Aussicht auf großen Gewinn ließ Zivilisten oder Amtsträger (vgl. PFEILSTICKER, Tagebuch) häufig für einige Zeit zu Marketendern werden. REDLICH, Marketender; Continuatio Der Siegreichen Victorien, S. 4f. Der Salemer Mönch Bürster hielt den Erwerb der Amtleute fest; WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 220: „So seyen auch unsere amptleute fast alle marketender, damit sie süch, weib und künd ernehren und außbringen möchten, seyen naher Constanz gefahren, wain flaisch, vüsch, käß und brod, salz, schmalz, unschlig, schmer, gflügel, in summa allerlay sachen uff- und im läger widerumb den soldaten verkauft, daß sich also mancher zümlich und wohl darbey befunden und hindurchbringen hat kenden“.
[351] Otto Christoph Freiherr v. Sparr [1605 Lichterfelde - 9.5.1668 Prenden], kaiserlicher, brandenburg-preußischer Generalfeldmarschall. Vgl. GÖSE, Der erste brandenburgisch-preußische Generalfeldmarschall; http://www.schweinfurtfuehrer.de/persoenlichkeiten/militaerische-personen-des-30-jaehrigen-krieges-in-schweinfurt/sparr-otto-christoph-freiherr-von/
[352] Lukas Freiherr v. Spieck [Spick, Spieckh] zu Bibergau u. Langenau [ -1664], kaiserlicher Generalwachtmeister. Vgl. http://www.schweinfurtfuehrer.de/persoenlichkeiten/militaerische-personen-des-30-jaehrigen-krieges-in-schweinfurt/spieck-zu-bibergau-u-langenau/
[353] Friedrich Ulrich Freiherr v. Knigge [Leveste 11.9.1618-Bredenbeck 25.10.1683], kaiserlicher Obristleutnant, Obrist. Vgl. http://www.schweinfurtfuehrer.de/persoenlichkeiten/militaerische-personen-des-30-j%C3%A4hrigen-krieges-in-schweinfurt/knigge-freiherr-von/
[356] Butte: Gerät, das sowohl stehend als auch liegend gebraucht, auch auf dem Rücken getragen wird.
[359] Johann Sigismund [Jan Zigmund] Freiherr Mislík [Myslík, Misslig, Mißling, Mistling, Mislich, Mißlich] v. Hyršov [Mislík z Hyršova] [1606-3.11.1666], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.
[360] Leopold Wilhelm Erzherzog v. Österreich [5.1.1614 Wiener Neustadt-20.11.1662 Wien], kaiserlicher Feldherr. Vgl. die ausgezeichnete Dissertation von SCHREIBER, Leopold Wilhelm; BRANDHUBER, Leopold Wilhelm; DEMEL, Leopold Wilhelm.
[362] Hatzfeldt war bei Jankau in Gefangenschaft geraten. 6.3.1645: 16.000 Mann schwedische Truppen unter Feldmarschall Torstensson besiegten ein kaiserliches Heer von 18.000 unter Feldmarschall Johann von Götz, der in der Schlacht fiel. Die Kaiserlichen hatten 4.000 Tote und Verwundete zu beklagen, verloren 4.500 Gefangene (darunter auch Melchior von Hatzfeldt) und alle Geschütze. Die Schweden büßten 2.000 Mann ein.
[366] Meuterei, meutination, meutation: Meutereien waren schon kurz vor dem eigentlichen Dreißigjährigen Krieg eine ständige Begleiterscheinung innerhalb der Heere. Der hessen-kasselische Obrist Widmarckter schildert die z. T. drakonische Niederschlagung mehrerer Meutereien (1617) in Frankreich; GRÄF, Söldnerleben, S. 116f.: „20. Hatt Brearts Compagnia im Furüberzihen für Grand [ bei Sauvigny; BW] meinem Quartir meutiniren wollen, aber durch meine Gegenwart abgeschreckt worden. 21. Montaults Compagnia so auß Anregung Brearts Soldaten meutiniren wollen. Darzu ich kommen und zum Theill mitt harten, zum Theill mitt gutten Worten zu Frieden gesprochen. Darauf ihn Brearts und Effern Quartir geritten, die Soldaten fur mich gefordert, ihnen Fehler verwiesen und nach vorhergangener Demütigung, verzihen und also an dem Ort diese beyden Mutinationen gestillet. Alß ich aber von dannen in mein Quartir nach Andelot reitten wollen, treffe ich hart fur Brearts Quartir im freien Földe deß Obristen Fendlein in Schlachtordnung ahn, so gleichfallß meutiniren wollen. [fol. 204v] Auf welche ich so balde mitt bloßem Degen geeilet, in die Schlachtordnung geritten und manchen gutten Streich fließen laaßen und die Anfänger dieser Meutination begehret, deren sie mir auch endlich 2 volgen lassen. Hab solche dem Provos gelieffert und befohlen, mitt ihnen nach dem Quartir Andelot zu eylen, dahin ich mich gleichfalß verfüget. Beyde arme Sünder von dem Flecken führen lassen und, weill damals mein Scharfrichter entlauffen, dem einen dass Leben geschenkt, wofern er den andern erwürgete. So er acceptiret, sich an seinen Gesellen gemacht und nach großem Wiederstand sein Meister worden, auf der Erde erwürget und volgents stranguliret. Den toden Cörper hab ich ahn einen Hügell setzen und einen Brieff Meutinirer an die Brust hefften lassen, damit er von den Soldaten und Regiment gesehen wurde“. Der Stadtarzt Gabriel Furttenbach [1640-1716] von Leutkirch (unter 1619); GAIER; SCHÜRLE; PRAßER, Schwabenspiegel Bd. 3, S. 106f.: „Den 25. Dito [1619]. Donnerstag Morgens sein abermahlen alle Fahnen auff bemeltes Feld Commandiert und Gemustert worden. Alß nun ein Soldat von Erazheimb Gebürtig / ein armer Tropff und Baursmann / umb fl. 7. deß Monats nicht Dienen / sondern fl. 8. haben wollte / hat sich der Herr Obriste [Johann Fuchs; BW] über ihn so hefftig Erzürnt / daß Er andern zu einem Exempel solchen den Scharpffrichter (nicht daß er ihne ohne weitern Befelch Hinrichten solle) in seinen Handen zugeben Befohlen: Demnach aber der Profos Caspar Tenger von Rothweil mit dem armen Tropffen zugeschwind fortgefahren / ihne zwar nochmalen erinnert die benannte Besoldung ohne widerred anzunemmen / oder ihme für einen Steckenknecht Zudienen / Er aber solches nicht thun / sondern ehender Sterben wolte / hat der Profos denselbigen / ohne weitere Ordre deß Obristen / welcher schon Perdon zugesagt hat / an einen Baum am Heggelbacher Weg Auffhencken lassen. Warüber aber der Obriste und Soldaten übel zufriden gewesen / und deßwegen diser Profos sich mit Leib und Leben dem Regiment Verschreiben miessen“. LAHRKAMP, Werth, S. 71f.: „Aber auch Werths Reiterregimenter litten Not und wurden schwierig; ein Symptom war, daß am 8. März [1637; BW] im Regiment Gayling [von Altheim] eine ernsthafte Meuterei ausbrach. Die Reiter lagen in Quartieren im Amte Ahrweiler, in Bodendorf und um Breisig. Der Tumult entstand in der Kompanie des Rittmeisters Ley, der einen Plünderer hatte verhaften lassen. Seine Kameraden rotteten sich zusammen und suchten ihn mit Gewalt zu befreien. Als der Regimentsführer, der Obristleutnant von Cronenburg, der für den verwundeten Gayling das Kommando führte, energisch einschritt und einen Reiter insultierte, wurde er mit etlichen Schüssen niedergestreckt. Seine Leibkompanie geriet mit den Meuterern ins Feuergefecht, wobei es auf beiden Seiten Tote und Verwundete gab. Am 12. März umstellten Reiter der Regimenter Werth und Lothringen, die eiligst aufgeboten waren, mit 600 Musketieren das meuternde Regiment. Mit Strenge wurde durchgegriffen: sechs Reiter wurden im Angesicht ihrer entwaffneten Kameraden gehenkt; einer sprang aus Verzweiflung in den Rhein und ertrank, sechs wurden arretiert. Vorher waren bereits fünf Mann gefallen, drei weitere desertiert." Vgl. auch die Schilderung einer Meuterei und ihrer Niederschlagung (Mai 1642) unter dem Regiment Wolf von der Lippe; NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 222f. Vgl. WASSENBERG, Florus, S. 563ff., über die Meuterei französischer Truppen in Breisach (März 1644) wegen des seit 8 Monaten ausgebliebenen Solds. Johann Heinrich (Freiherr) von Bartels ist bekannt geworden durch den hart bestraften Aufruhr in seinem Regiment im Winter 1648/49 in Hilpoltstein. Nach Grimmelshausens Darstellung, der 19 Hinrichtungen erwähnt, waren La Pierre und Elter, unter dem Grimmelshausen Regimentsschreiber war, mit der Niederschlagung der Meuterei beauftragt; Kelletat, Grimmelshausen. Simplicianische Schriften, S. 212. Einer der Meuterer ging als „Oliver" durch Grimmelshausen in die Literatur ein. Das Dragonerregiment Bartels hatte 1647 übrigens nur einen Ausländeranteil von 9, 6 %; KAPSER, Militärorganisation, S. 67; bzw. S. 64ff. Das THEATRUM EUROPAEUM Bd. 6, S. 778, berichtet: „Bey vorhabender Exauctoration / hat sich unterdeß Herrn Obristen Barthels Tragoner-Regiment (so vor diesem Herr Obrister Creutz gehabt / und in der Abdanckung nicht begriffen) als welches mit der 3. Monatlichen Bezahlung nicht zu frieden seyn wollen / ein unvermutheter Auffstand ereygnet / daß der Obrist und Obrister Lieutenant von ihnen entreitten müssen; darauff die Rebellen sich in das Schloß Hilpoldstein retiriret: Weilen nun des Herrn Generals und Feldmarschallen von Enckefort [Adrian v. Enckevort (1603-1663); BW] Excell. in continenti etliche hundert Mann zu Roß und Fuß auff sie außcommandirt / diese auch das Schloß umbsetzt / und Stücke auffgeführt, haben sich die Empörte Mittwochs den .. April gutwillig ergeben. Darauff hat man das Regiment im freyen Feld zusammen geführt / disarmirt / von newem schweren / etliche Rädelsführer gefangen nehmen und aufhencken lassen. Als solches geschehen / ist mehrgedachtes Tragoner-Regiment / biß auff weitere Ordre / hinwiederumb auß einander gelegt / und folgenden Freytags das commandirte Volck nach Amberg / auch in andere dero Quartiere zurück gezogen. Sonsten ist unterm Dato 22. Aprilis st: vet. Nachricht eingelangt / daß / nach dem die Rebellen von mehrbenanntem Barthlischen Tragoner-Regiment durch Gewalt wiederumb zum Gehorsamb gebracht / geviertheilt / 14. Reuter / theils gehenckt und enthauptet / viel unredlich gemacht / und ohne Abschied fortweg gejagt worden". Im „Springinsfeld" (KELLETAT, Grimmelshausen. Simplicianische Schriften, S. 212f.), heißt es: „Unter währendem Stillstand wurde unser Regiment nach Hilpoldstein, Heideck und selbiger Orten herum gelegt, da sich ein artliches Spiel unter uns zugetragen. Denn es fand sich ein Korporal, der wollte Obrister sein, nicht weiß ich, was ihn für eine Narrheit dazu angetrieben; ein Musterschreiber, so allererst aus der Schul entlaufen, war sein Secretarius, und also hatten auch andere von seinen Kreaturen andere Officia und Ämter; viel neigten sich zu ihm, sonderlich junge ohnerfahrne Leut, und jagten die höchsten Offizier zum Teil von sich, oder nahmen ihnen sonst ihr Kommando und billige Gewalt; meinesgleichen aber von Unteroffizieren ließen sie gleichwohl gleichsam wie neutrale Leut in ihren Quartieren noch passieren; und sie hätten auch ein Großes ausgerichtet, wenn ihr Vorhaben zu einer anderen Zeit, nämlich in Kriegsnöten, wenn der Feind in der Nähe, und man unserer beiseits nötig gewesen, ins Werk gesetzt worden wäre; denn unser Regiment war damals eins von den stärksten und vermochte eitel geübte, wohlmontierte Soldaten, die entweder alt und erfahren, oder junge Wagehälse waren, welche alle gleichsam im Krieg auferzogen worden; als dieser von seiner Torheit auf gütlichs Ermahnen nicht abstehen wollte, kam Lapier und der Obriste Elter mit kommandierten Völkern, welche zu Hilpoldstein ohne alle Mühe und Blutvergießen Meister wurden, den neuen Obristen vierteilen, oder besser zu sagen, fünfteilen (denn der Kopf kam auch sonder) und an vier Straßen auf Räder legen, 18 ansehnliche Kerl aber von seinen Prinzipal-Anhängern zum Teil köpfen, und zum Teil an ihre allerbesten Hälse aufhängen, dem Regiment aber die Musketen abnehmen, und uns alle auf ein neues dem Feldherrn wieder schwören ließen". „Das blutigste Schauspiel dieser Art aber, welches 14 Tage lang die Umgebung mit neuen Kriegsunruhen ängstigte, spielte sich im Juli 1650 in Anhalt ab. Durch unklare Nachrichten über die Absichten der Schweden aufgebracht, nahmen die unter dem Befehle des Oberst-Lieutenants Israel Isaaksohn, welcher als ein habsüchtiger und roher Mensch bekannt war, hier einquartierten Reiter ihre Offiziere plötzlich gefangen und forderten stürmisch Sold und Abschied. Nur mit genauer Not entging Isaaksohn dem Tode; da er nachwies, dass der das nötige Geld zur Ablöhnung noch nicht zur Hand habe, wurde er entlassen unter der Bedingung, dass er ihnen dasselbe in Erfurt verschaffe. Er begab sich aber sofort zu den Truppen, welche mittlerweile von Süden zur Unterdrückung der Rebellion in Bewegung gesetzt waren, liess die Aufrührer, deren Anzahl noch etwa 450 Mann betrug, umzingeln und an 33 Rädelsführern trotz seines gegebenen Wortes und trotz des Wehegeschreis der Soldatenweiber erbarmungslos das Todesurteil vollstrecken“. LORENTZEN, Schwedische Armee, S. 188f. William Crowne [1617 - 1682], Lordsekretär, Offizier, Mitglied des Parlaments und 1636 Reisebegleiter des Thomas Lord Howard, Earl of Arundel and Surrey, berichtet über die Kämpfe Gustav II. Adolfs an der Alten Veste bei Zirndorf: „Der König von Schweden hatte hier drei seiner Soldaten für den Mord an zweien seiner Kommandanten und das Überlaufen zum Feind pfählen [im Original „set upon poles alive"] lassen. Nachdem die Schlacht ausgefochten war, hatte man die Soldaten gefangen genommen und hingerichtet“. RITTER; KEIL (Hgg.), William Crowne, S. 36.
[367] Sold: Um 1630 erhielt (theoretisch] ein kaiserlicher Obrist monatl. 500 fl., Hauptmann 160 fl., Leutnant 60 fl:; Fähnrich 50 fl., Feldwebel 21 fl., Korporal 12 fl., Gefreiter 7 fl. 30 Kr., Fußknecht 6 fl. 40 Kr. Eine Kuh kostete ca. 10 fl., 1 einfaches Pferd 30 fl. Der Monatssold der einzelnen Chargen in einer schwedischen Kompanie zu Fuß betrug 1639 für einen Hauptmann 150 fl., Leutnant 35 fl., Feldscher 16 fl., gemeiner Soldat 6 fl.; in einer Kompanie Kürassiere für einen Rittmeister 150 fl., Leutnant 60 fl., Kornett 50 fl., gemeinen Reiter 15 fl.; bei der Artillerie für einen Obristen 800 fl., Oberhauptmann 200 fl., Adjutanten 100 fl., Quartiermeister 60 fl., Feldschergesellen 25 fl., Kommissbäcker 12 fl., gemeinen Kroaten 9 fl., Artilleristen 7 fl. SCHMIDT, Herzogtum Sachsen - Weimar, S. 54f. „Eine Beschwerde über seine Notlage war für den Soldaten gefährlich, wie das Beispiel von neun Soldaten der Schweinitzschen Kompanie zeigt, die am 30. April 1645 zum Tode verurteilt wurden (einer von ihnen wurde tatsächlich in Freiberg gehenkt), weil ‚sie sich ihrer hinderstelligen wöchentlichen Lehnungen halber beklaget’“. GENTSCH, Dreißigjähriger Krieg, S. 209. 1624 hatte man den Offizieren der nach den Kämpfen gegen Bethlen Gábor abgedankten Regimenter während der Verhandlungen in Freistadt vorgehalten, kein Kriegsherr habe je alle Außenstände beglichen, ein Nachlass sei doch üblich; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2345, fol. 69f. (Abschrift): »Fürhalt« an die Offiziere der Liga-Regimenter u. Freikompanien, Freistadt, 1624 V 15. Die sogenannten „freien u. einschichtigen“ Kompanien (1619-1648) schlugen immerhin mit 5.042.840 fl. 58 kr. in der Hauptkriegskostenrechnung zu Buch; GOETZ, Kriegskosten, S. 123; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 282. Der Historiograph Wassenberg schildert ausführlich die Meuterei der Besatzung von Breisach im März 1644 wegen ihres seit acht Monaten ausstehenden Soldes; WASSENBERG, Florus, S. 563ff.: „Nahe bey außgang aber gegenwärtigen Monats hat sich in der Vestung Brisach ein gefährlicher Aufstand angesponnen / in dem alle Frantzösische Compp mit doppeltem Fewer sich auf den Platz gestellet / vnnd eine Ordnung geschlossen / daß man ihnen so leichtlich nicht zukommen können; aber keinen Officirer / als allein die Corporalen bey sich gelitten / auch als die Teutschen auf die Abendwacht ziehen wollen / haben sich die Frantzosen betrohlich gegen sie vernehmen lassen / woferrn nur ein einiger sich vnterstehen würde auß dem hauffen zu gehen / sie denselben auf der ställe niederschiessen wollen; daher sie alle / vnnd einer wie der ander / stehen bleiben müssen.
Nach dem derhalben die Frantzösische Kriegesbeampten gesehen / daß ihre Völcker schwürig; haben sie mit vngestümmen Worten gefraget / warumb sie nit auff die Wacht ziehen wolten / damit von Leder gezucket / vnnd einen oder vier gestochen; aber damit anders nichts auß gericht / dann daß die Mußquetierer Fewer geben / 5. Leutenante vnd Fändriche geschossen / die übrigen aber dahin gebracht / daß sie das Hasenpanihr aufwerffen müssen.
Hierauf haben sie in gegenwart Herrn General Majors von Erlach / vnnd Freyhern von Oisonville [Oysonville; BW] mit grosser vngestümm geruffen: dem König / vnnd Herrn General Majoren / wolten sie vmbs Geld dienen; welchem sie auch Lebensfrist versprochen; dem Freyherrn aber keines / sondern ihn beym Kopff genommen / mit den hahren übel gerauffet übel gerauffet / vnnd mit schändlichen Worten angegriffen / wäre auch / im fall Herr General Major nicht so hoch gebeten / wol nicht lebendig auß jhren Händen kommen / also daß er mit mercklicher gefahr seines lebens noch errettet worden. Wie sie nun der von Erlach gefragt / was dann jhr Begehren / haben sie jhren in acht Monat außständigen Sold gefordert: weßwegen er sie mit freundlichem zusprechen versichert / sie solten nur wider abziehen / er wolle verschaffen / daß sie bezahlet werden solten; Sie aber zur antwort gegeben / wann das Geld da vor jhnen augenscheinlich lege / als dann vnnd nit eher wolten sie sich zur Ruhe stellen: deßwegen man nothwendig dahin geschlossen / daß man jhnen auf nechstfolgenden Morgen (weil die Nacht albereit vorhanden) drey Monat / vnnd innerhalb vier Wochen das übrige abführen wolle. Mit welcher Erklärung Herr General Major abermals zu jhnen gangen / sie sehr freundlich besprochen / ja Kinder vnnd Brüder heissen müssen; biß er es endlich / wiewol mit gar harter mühe / dahin gebracht / daß sie endlich darein verwilleget; worauff er sie hoch gebeten / daß sie doch die Nacht über ruhig seyn / auch niemand einigen Gewalt thun / noch etwas plündern wolten: welches sie Ihm zwar versprochen; als er aber kaum in seiner Behausung gewesen / haben sie mit geschwinder Behändigkeit die Wippe / Esel / Stock vnd Galgen / sampt der Leiter abgehawen / vnnd über einen hauffen geworffen vnd verbrennet; alle Wirtshäuser geöffnet; was sie an Wein nicht gesoffen / auff die Erde lauffen lassen / viel Becker vnnd Krämer nicht verschonet / die Fleischbäncke / darinnen viel Vorrath gewesen / rein gemacht / vnd also die ganze nacht über mit plundern vnnd rauben einen solchen Gewalt verübet / daß dergleichen (wie man schreibt) in geschichten nicht zu lesen. Deß andern Tages ist Herr Erlach frühe wider zu jhnen kommen / da sie dann alle ganz toll vnd voll gewesen / daher er jhnen auch viel bessere Worte / als vorigen Tages / geben müssen: dann sie sich ohne schew verlauten lassen / woferrn jhre acht Monaten vmb zehen Vhren nicht da legen / wolten sie die ganze Statt außplündern / selbige in Brand stecken / vnd den Johan de Weerd zu ziehen / darbey sie dann weiters dem Herrn General Major vnverschämt ins Gesicht sagen dürffen / daß jetzund sie / nicht aber er / Meister seyen / haben darauff die Schlüssel begehret / vnn gesaget / daß, vngeachtet sie die Schlüssel nicht hetten / dennoch wol hinauß kommen wolten / weßwegen dann Herr General Major wiederum vnverichter sachen abweichen müssen. Als er nun den vnauffhörlichen Ernst vnnd Tollheit dieser Leute gesehen / hat er sich nebens Herrn Freyherrn de Oisonville entschlossen / fünf Monat zu bezahlen; hierauf abermaln zu jhnen getretten / vnnd sie dermassen / wie man Got im Himmel selbst anflehen möchte / gebeten / biß sie endlich diese fünff Monat angenommen / hat jhnen aber die übrigen drey Monat jnner vierzehen Tagen vnfehlbar abzutragen benebenst vollem Perdon solcher jhrer schönen thaten / versprechen müssen / oder sie wolten es noch zehen mal ärger machen. Hat sich also vor Mittag vmb halb zehen Vhr die Vnruhe widerumb gestillt / vnd ein jeder nach seinem Quartier gezogen. Die Teutschen seynd / als wie sie kommen / auff jhrem Platz stehende verblieben vnnd ruhig gewesen; ehe aber die Franzosen abgezogen / haben sie sich nicht zu Friede geben wollen / man habe jhnen dann auch fünf Monat bezahlet / da sie sich auch sonsten mit drey Monaten hetten abweisen lassen“. Der Benediktiner-Abt von St. Georgen im Schwarzwald, Georg Gaisser [1595 - 1655], berichtet noch zum März 1648: „Ein Soldat mit dem Übernamen Reißteufel, Schuster von Beruf, aus Gmünd gebürtig, der in erster Linie unter denen gewesen sein soll, die neulich Sold gefordert (oder Lebensmittel erpressten ? stipendia exegerant) hatten, wird vom Generalkommissariat zum Galgen verurteilt und heute [27.3.1648; BW] hingerichtet, vom weiblichen Geschlecht aufs höchste beklagt. Drei Jungfrauen, die ihn aus den Händen der Henker zu befreien suchten, erfuhren eine Ablehnung“. STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 1138.
[368] Soldrückstände: 1624 hatte man den Offizieren der nach den Kämpfen gegen Bethlen Gábor abgedankten Regimenter während der Verhandlungen in Freistadt vorgehalten, kein Kriegsherr habe je alle Außenstände beglichen, ein Nachlass sei doch üblich; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2345, fol. 69f. (Abschrift): »Fürhalt« an die Offiziere der Liga-Regimenter u. Freikompanien, Freistadt, 1624 V 15. Die sogenannten „freien u. einschichtigen“ Kompanien (1619-1648) schlugen immerhin mit 5.042.840 fl. 58 kr. in der Hauptkriegskostenrechnung zu Buch; GOETZ, Kriegskosten, S. 123; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 282. “. Der Benediktinerabt von St. Georgen im Schwarzwald, Georg Gaisser [1595 - 1655], berichtet noch zum März: „Ein Soldat mit dem Übernamen Reißteufel, Schuster von Beruf, aus Gmünd gebürtig, der in erster Linie unter denen gewesen sein soll, die neulich Sold gefordert (oder Lebensmittel erpressten ? stipendia exegerant) hatten, wird vom Generalkommissariat zum Galgen verurteilt und heute [27.3.1648; BW] hingerichtet, vom weiblichen Geschlecht aufs höchste beklagt. Drei Jungfrauen, die ihn aus den Händen der Henker zu befreien suchten, erfuhren eine Ablehnung“. STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 1138. GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 209: „Eine Beschwerde über seine Notlage war für den Soldaten gefährlich, wie das Beispiel von neun Soldaten der Schweinitzschen Kompanie zeigt, die am 30. April 1645 zum Tode verurteilt wurden (einer von ihnen wurde tatsächlich in Freiburg gehenkt), weil ‚sie sich ihrer hinderstelligen wöchentlichen Lehnungen halber beklaget’ “.
[369] Obristwachtmeister: Der Obristwachtmeister mit einem monatlichen Sold von 50 fl. entsprach vom Rang her dem Major in der schwedischen Armee. Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte er für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht.
[373] Gottfried Huyn van Geleen, Freiherr u. Graf v. Amstenrade u. Geleen [um 1598-27.8.1657 Alden Biesen],bayerischer u. kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie).
[374] Franz Freiherr v. Mercy [Merci, Merse], Herr zu Mandre u. Collenberg [zwischen 1580 u. 1590 Longwy (Lothringen)-3.8.1645 Alerheim], kurbayerischer Feldmarschall.
[378] Schanze: geschlossenes, auf dem Feld angelegtes Erdwerk, zur Belagerung und zur Verteidigung. Schanzgräber waren für die Anlage von Belagerungs- und Verteidigungswerken zuständige Arbeiter (Schanzbauern), die im Tross des Heeres mitzogen und dem Schanzmeister unterstanden. Sie waren weitgehend verachtete Menschen, die in der sozialen Hierarchie der Heere nur wenig über den Prostituierten standen und schlecht bezahlt wurden. Auch verurteilte Straftäter wurden zu Schanzarbeiten herangezogen. Diese „Condemnatio ad opera publica", die Verurteilung zu Schanzarbeiten, war als Todesstrafe in absehbarer Zeit gedacht. Bürger und Geistliche der besetzten Städte sowie Klosteruntertanen, die zu diesen Arbeiten verpflichtet bzw. dafür ausgelost wurden, empfanden diese schwere Arbeit als ehrenrührig und entzogen sich ihr durch die Flucht. Zum Teil wurden Kinder ab 12 Jahren zu dieser schweren Arbeit eingesetzt, ganze Schulklassen dazu getrieben. Vgl. auch die Beschreibung der Drangsalierung der Bürger Iglaus 1647 bei STERLY, Drangsale. Um seine eigenen Truppen zu schonen, zwang Johann von Götz bei der Belagerung der Feste Marienberg (Würzburg) eine große Anzahl von Bauern der Umgebung, Schanzarbeiten zu verrichten, ‚vnd die Stücke, die Er mit Pferden nicht dahin bringen konnte, hinauffzuziehen: Worüber dan viele todt geblieben, vnd daher die Bauren aller orten sich häuffig absentiret vnd verlauffen' (CHEMNITZ, Königlich Schwedichen […] II, S. 581). Auch eingeflüchtete Bauern wurden zu diesen schweren Arbeiten gezwungen. Im schwedischen Heer wurden dazu bevorzugt die ohnehin sozial deklassierten Finnen eingesetzt (vgl. auch TOEPPEN, Hoppes Chronik, S. 77). Reichskanzler Oxenstierna hatte auch den Frankfurtern die Verpflichtung der Bettler zum Festungs- bzw. Schanzenbau empfohlen. Im 17. Jahrhundert wurden zunehmend auch Soldaten durch die Aufnahme der Schanzpflicht in die Artikelbriefe für Schanzarbeiten herangezogen; ein Versuch der Fürsten, ein bisher ungenutztes Reservoir an billigen Arbeitskräften zu erschließen, eine Reaktion auf die neuen militärischen Erfordernisse (Belagerungs- und Grabenkrieg, Ausbreitung der Festungen) und Ausdruck des fürstlichen Willens, die Soldaten körperlich, geistig und sittlich zu disziplinieren (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 138, 255).
[382] Hans Christoffer Graf v. Königsmarck [12.12.1600 Kötzlin-20.2.1663 Stockholm], schwedischer Feldmarschall.
[383] corps volante: eine sehr bewegliche Reitereinheit für überraschende Raids im Feindesland, wie es auf Königsmarck zurückgeführt wird. - schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee" bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee", die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen und Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern und Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“.
Zur Fehleinschätzung der schwedischen Armee (1642): FEIL, Die Schweden in Oesterreich, S. 355, zitiert [siehe VD17 12:191579K] den Jesuiten Anton Zeiler (1642): „Copey Antwort-Schreibens / So von Herrn Pater Antoni Zeylern Jesuiten zur Newstadt in under Oesterreich / an einen Land-Herrn auß Mähren / welcher deß Schwedischen Einfalls wegen / nach Wien entwichen / den 28 Junii An. 1642. ergangen : Darauß zu sehen: I. Wessen man sich bey diesem harten und langwürigen Krieg in Teutschland / vornemlich zutrösten habe / Insonderheit aber / und für das II. Was die rechte und gründliche Ursach seye / warumb man bißher zu keinem Frieden mehr gelangen können“. a. a. O.: „Es heisst: die Schweden bestünden bloss aus 5 bis 6000 zerrissenen Bettelbuben; denen sich 12 bis 15000 deutsche Rebellen beigesellt. Da sie aus Schweden selbst jährlich höchstens 2 bis 3000 Mann ‚mit Marter und Zwang’ erhalten, so gleiche diese Hilfe einem geharnischten Manne, der auf einem Krebs reitet. Im Ganzen sei es ein zusammengerafftes, loses Gesindel, ein ‚disreputirliches kahles Volk’, welches bei gutem Erfolge Gott lobe, beim schlimmen aber um sein Erbarmen flehe“. Im Mai 1645 beklagte Torstensson, dass er kaum noch 500 eigentliche Schweden bei sich habe, die er trotz Aufforderung nicht zurückschicken könne; DUDÍK, Schweden in Böhmen und Mähren, S. 160.
[384] Johann Philipp v. Schönborn, Erzbischof v. Mainz [6.8.1605 Laubuseschbach-12.2.1673 Würzburg]. Vgl. WILD, Johann Philipp von Schönborn.
[389] Scharmützel: Unter Scharmützel (ital. „scaramuccia“, Geplänkel, Plänkelei, Treffen) verstand man eines der vielen kleineren Gefechte oder Handgemenge, aus denen dieser Krieg bestand. Kleinere Armeeeinheiten oder Streifkorps, z. T. auch größere Verbände von bewaffneten Bauern (vgl. Harzschützen), traten hier in einen zeitlich wie örtlich begrenzten Kampf ein. Auch Schlachten wurden zumeist mit Scharmützeln oder Plänkeleien eröffnet. Scharmützel waren in der Regel gekennzeichnet durch äußerste Brutalität. Allerdings konnten sie auch Auslöser eines größeren Treffens, einer Schlacht oder eines Krieges werden. Oft wurden Vor- oder Nachhut von Heeren durch Kroaten angegriffen, die in diesem kleinen Krieg bevorzugt eingesetzt wurden. Zum Teil kam es auch wegen der fehlenden Uniformierung zu verlustreichen Kämpfen mit eigenen Einheiten. oder „neutralen“ Einheiten. Am 15.1.1648 traf die kursächsische Besatzung Annabergs auf eine kaiserliche Streifschar, die man für Schweden hielt: „Beym Stillstand im Lande und instehenden Frieden ist doch im Gebürge beym Städtlein Thum ein seltzamer Scharmützel vorgegangen / indem dem 15. Jan. der in Annaberg liegende Obrist-Wachtmeister / Rudolph von Neitschütz / mit seinen zwo Compagnien auff den so genannten blinden Valentin / einen Kayserl. Rittmeister / welcher eine Raub-Parthie geführet / getroffen / daß bey diesem verwegenen Unternehmen unterderschiedliche geblieben und viel blessiret worden / auch in dieser scharffen Rencontre noch mehr auffgerieben werden sollen / wo nicht angeregter blinder Valten und Rittmeister Hanß Ernst einander erkennet und darauff beyderseits Partheyen von einander abgeführet hätten [...]. Und dieser Thumische Scharmützel heisset catachrestice [seit der antiken Rhetorik unlogischer Gebrauch eines verwandten statt des nicht vorhandenen Ausdrucks] die Thumer Schlacht / wie Ihn weyland der gemeine Mann genennet hat“. MELTZER, Historia, S. 1363; ARNOLD, Annaberg, S. 283f.; GROHMANN, Obererzgebirge, S. 208. Der Erzgebirgschronist LEHMANN, Kriegschronik, S. 169f., datiert diesen Vorgang allerdings auf 1647: „Bey dem armistitio zwischen Chur-Saxen und denen Schwedischen wahr auch außbedinget worden, daß der Churfürst die streiffende rotten einfangen und sie verfolgen solte; das befahle der Churfürst allen Seinen regiementern in lande, und musten auch die 2 Compagnien, so auf den Annenberg, die Straßen bereiten und denen Mausparthien wehren. Nun wahr der keyßerliche leutenandt, insgemein der blinde Valtin [Valten Hanke; BW] genandt, mit 80 Pferden, meist Freyreutern auß Lignitz nach Erfurt und Eisenach gegangen den 12. Januarii, hatte bey Eckersberg die leipziger Fuhrleute, welche eine wagenburg gemacht und sich gewehret, theils uberwaltiget, 10 Personen todt geschoßen und 20 beschedigt, dargegen 2 tode gelaßen und ezliche beschedigte mitgenommen, darmit kam er biß nach Burckersdorf ins gebirg, griff do wieder die Leipziger fuhr an auß den gebirg. Alß solches die 2 Compagnien uff den Annenberg untter den Obrist-Wachmeister Rudolph von Neidschiz gehöret, sindt sie Churfürstlichen Befehl zue folge ihm entgegengezogen, derselben auf freyen felde bey den Städtlein Thum auf einer höhe angetroffen. Rittmeister Landtmann [Langmann] nimmt einen Cornet mit 20 Pferden zu sich, jagt voran und fragt, warumb er als freundt in Meißen so raube und streiffe, und weil der Valten kein gut word giebet, greyffen Sie beyde zum gewehr, Landtmann trift den Valten in arm, Valten aber schießt Landtmann auch wundt und den Cornet todt, seine reuter schneiden die beuten und Säcke voll sammet und seiden von Pferden und schoßen Sich mit den Churfürstlichen eine Virtelstunde herumb, daß von Churfürstlichen der Ritmeister (bekam 3 schöße), 1 leutenandt, 1 Cornet und 5 reuter tödtlich, 7 beschedigt. Der blinde Valten hatte 16 beschedigte, ließ 5 reuter und seine beute hinder sich und ging eilendt in Böhmen. Das ist geschehen den 15. Januar Freytag nach den 1. Sontag Epiphanias. Die keyßerlichen waren meist feste [durch magische Praktiken kugelfest, BW] sonst würden sie mehr eingebüst haben. Der Cornet wurde den 3. Februar zum Annenberg in die kirche begraben“.
[393] Salvaguardia: Ursprünglich kaiserlicher Schutzbrief, durch den der Empfänger mit seiner Familie und seiner ganzen Habe in des Kaisers und des Reichs besonderen Schutz und Schirm genommen wurde; zur öffentlichen Bekräftigung dieses Schutzes wurde dem Empfänger das Recht verliehen, den kaiserlichen Adler und die Wappen der kaiserlichen Königreiche und Fürstentümer an seinen Besitzungen anzuschlagen. Der Schutzbrief bedrohte jeden Angreifer mit Ungnade und Strafe. Im 30jährigen Krieg militärische Schutzwache; Schutzbrief (Urkunde, die, indem sie geleistete Kontributionen und Sonderzahlungen bestätigte, gegen weitere Forderungen schützen sollte, ggf. durch militärische Gewalt des Ausstellers); auch: sicheres Geleit; eine oft recht wirkungslose Schutzwache durch abgestellte Soldaten, in schriftlicher oder gedruckter Form auch Salvaguardia-Brief genannt, die meist teuer erkauft werden musste, und ein einträgliches Geschäft für die zuständigen Kommandeure darstellten. Teilweise wurden entsprechende Tafeln an Ortseingängen aufgestellt, „Salvaguardia“ an die Türen der Kirchen (HERRMANN, Aus tiefster Not, S. 55) geschrieben oder für die ausländischen Söldner ein Galgen angemalt. Die 1626 von Tilly erlassene Schultheißen-Ordnung hatte festgelegt: „Wer salua Guardia mit wortten oder that violirt, den solle niemandt zu verthädigen understehen, sonder welcher hoch oder nider Officir ein dergleichen erfahren mag, der solle den muthwilligen verbrecher sobalden zu dem Provosen schaffen, dem Schultheysen neben einandtwortung bey sich unrecht befundenen sachen und guetter hiervon berichten ohn einred, die Restitution und was bey der sachen underlauffen möcht dass Gericht entscheiden lassen, und welcher einem andern sein gewonnen beuth abnimbt oder an seinem freyen verkauff nachtheilig verhindert, den solle Schultheyss zur Restitution anhalten und noch darzu mit straffen hart belegen". ZIEGLER, Dokumente II, S. 986. Der Abt Veit Höser (1577 - 1634) von Oberaltaich bei Straubing; SIGL, Wallensteins Rache, S. 140f.: „Da die Schweden so grausam wüteten und sich wie eine Seuche immer weiter ausbreiteten, alle Dörfer mit Taub, Mord und Jammer heimsuchten, erbaten die Bürger ab und zu von den Kapitänen der Weimaraner eine Schutzwache, die bei ihnen meist Salva Guardia heißt. Erhielten sie diesen Schutz zugesagt, so wurde jeweils ein Musketierer zu Fuß oder zu Pferd in das betreffende Dorf, die Ortschaft, den Markt abgestellt. Dieser sollte die herumstreifenden Soldatenhorden, kraft eines vom Kapitän ausgehändigten schriftlichen Mandats, im Zaume halten, ihre Willkür beim Rauben und Plündern einschränken. […] Es ist aber nicht zu bestreiten, dass eine solche Schutzwache unseren Leuten oder den Bewohnern anderer Orte, denen auf ihre Anforderung eine Salva Guardia zugestanden wurde, keinen Vorteil brachte. Im Gegenteil, sie schlugen ihnen vielmehr zum Schaden aus und waren eine Belastung. Offensichtlichen Nutzen dagegen hatten nur die Kapitäne, denn ihnen mussten die Leute gleich anfangs die ausgehandelte Geldsumme vorlegen oder wenigstens wöchentlich die entsprechende Rate (pensio) entrichten. Kurz, wie Leibeigene oder Sklaven mussten sie blechen, was die Kapitäne verlangten. Ich habe nur einen Unterschied zwischen den Orten mit und denen ohne Salva Guardia festgestellt: Die Dörfer ohne Schutzgeleit wurden früher, jene mit einer Salva Guardia erst später ausgeplündert. Da nämlich die Schweden vom Plündern nicht ablassen konnten, solange sie nicht alles geraubt hatten, so raubten und plünderten sie entweder alles auf einmal (sodaß sie nicht mehr zurückkommen mußten) oder sie ließen allmählich und langsam bei ihren Raubzügen alles mitgehen, bis nichts mehr zu holen war. Obendrein haben diese eigentlich zum Schutze abkommandierten Musketiere und Dragoner gewöhnlich die Ortschaften, ihre Bewohner und deren Habseligkeiten - als Beschützer - ausspioniert und dann verraten. Wurde nämlich der bisherige Beschützer - und Spion - unvermutet abberufen, dann brachen seine Kameraden, Raubgesellen und Gaunerbrüder ein und raubten alles, was bislang durch den Schutz der Salva guardia verschont geblieben war, was sie in Wirklichkeit aber für sich selbst hinterlistig und heimtückisch aufbewahrt hatten, und wüteten um so verwegener (pro auso suo) gegen die jämmerlich betrogenen und enttäuschten Menschen, beraubten sie nicht menschlicher und marterten sie“. Auch war das Leben als Salvaguardist nicht ungefährlich. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 49f. (1629): „Eine Eingabe des Bauern Jacob Löffler aus Langenwetzendorf [LK Greiz] wegen der bei ihm einquartierten »Schutzgarde« schildert die Heldentaten der derselben ungemein plastisch: »Was ich armer Mann wegen anhero zweijähriger hiesigen Einquartierung für groß Ungemach ausstehen müssen, gebe ich in Unterthänigkeit zu vernehmen: Denn erstlichen habe berührte Zeit über 42 ganze 42 Wochen Tag und Nacht bei den Soldaten ich aufwarten, nicht allein viel Mühe und Wege haben, sondern auch welches zum Erbarmen gewesen, Schläge gewärtig zu sein und geprügelt werden zu müssen, 2. habe ich meine geringe Haushaltung wegen jetziger Unsicherheit beiseits setzen, meine Felderlein wüst, öd und unbesamt liegen lassen, daß seither ich im geringsten nichts erbauen, davon samt den Meinigen ich mich hätte alimentieren mögen, 3. haben die Soldaten mir die Gerste, so zu einem Gebräulein Bier ich eingeschüttet, aus den Bottichen genommen, zum Teil mutwilligerweise zerstreut, zum Teil mit sich hinweggenommen, verfüttert und verkauft, 4. haben sie mir das wenige Getreidig, so noch unausgedroschen vorhanden gewesen, mit dem Geströhde aus der Scheune in andere Quartiere getragen, ausgeklopft und ihres Gefallens gebraucht, 5. weil sie an meiner geringen Person sich nicht allzeit rächen können, haben sie mir die Bienen und derselben Stöcke beraubet, umgestoßen und zu Grund und Tode gerichtet, 6. sind von ihnen mir alle Hühner, Gänse und ander Federvieh erschossen, genommen und gefressen worden, meine Wiesen, Raine und Jagen mir dermaßen verödet, daß ich nicht eine einzige Bürde Heu und Grummet von denselben genießen kann, 7. endlich ist von ihnen mir eine Kuh aus dem Stalle, so meinen Geschwistern zuständig gewesen, gezogen, in ein anderes Losament getrieben, geschlachtet und gefressen worden.« Teilweise „kauften“ sich begüterte Bürger Offiziere als Salvaguardia, um sich gegen Übergriffe zu schützen; SUTORIUS, Die Geschichte von Löwenburg. 1. Teil, S. 266.
[394] Georg Ludwig Segnitz [23.9.1605-9.5.1672 beerdigt]. Vgl. http://www.sw.om-mohr.de/ratsh/segnitzgl.htm.
[395] Sommerquartier: Zur Eröffnung der Sommerkampagne im Mai/Juni wurde das Sommerquartier zugewiesen, in dem andere, niedrigere Verpflegungssätze als im Winterquartier (von November bis Mai) galten. Natürlich versuchten die Magistrate und Stände, diesen Zeitraum zu verkürzen, indem man schon ab Februar das „Sommertraktament“ einzuführen versuchte, was wiederum zu Aufruhr bzw. einer Erhöhung der Beschaffungskriminalität unter den Soldaten führen musste. Vgl. die Versuche des Magistrats von Berlin im Januar 1641; FADEN, Berlin, S. 226.
[397] Rote Kappe: GUTERMANN, Alt-Schweinfurt, Schweinfurt 1928, S. 4, nach einer Zeichnung des Reichsvogts Johann Hermann von 1650: „Links von der Mühle stehen die ‚blaue' und die ‚rote Kappe' (auf dem Stich mit Nr. 9 bezeichnet). Es waren für dies 2 runde Mauertürme, welche ihren Namen nach dem blauen Schieferdach und dem roten Ziegeldach bekommen hatten. Beide Türme dienten als Gefängnis“. Vgl. auch ENDERLEIN, Reichsstadt Schweinfurt. Frdl. Hinweis von Frau Margarethe Mohr.
[399] General(feld)wachtmeister: Bei den hohen Offizierschargen gab es in der Rangfolge „Generalissimus", „Generalleutnant", „Feldmarschall", „Generalfeldzeugmeister", auch den „General(feld)wachtmeister", den untersten Generalsrang im ligistischen Heer („Generalmajor" bei den Schweden). In der Regel wurden Obristen wegen ihrer Verdienste, ihrer finanziellen Möglichkeiten und verwandtschaftlichen und sonstigen Beziehungen zu Generalwachtmeistern befördert, was natürlich auch zusätzliche Einnahmen verschaffte. Der Generalwachtmeister übte nicht nur militärische Funktionen aus, sondern war je nach Gewandtheit auch in diplomatischen Aufträgen tätig. Der Generalfeldwachtmeister entsprach rangmäßig dem Generalmajor. Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant. Die Bezeichnung ergab sich aus seiner ursprünglichen Aufgabe, der Inspektion der Feldwachen und dem Überwachen der Aufstellung der Brigaden und Regimenter im Felde und beim Marsch.
[402] Johann Franz de Trooch Freiherr v. Goëssen [Goëss; Gois] [1611 Brüssel-10.10.1696 Rom], Reichshofrat, Diplomat.
[406] Reichsvogt: Im Deutschen Reich bis 1806 setzte der König zur Verwaltung von Gebieten mit Krongütern und der Ausübung seiner dortigen Gerichtsbarkeit Reichsvögte ein. Den Mittelpunkt bildeten die Reichsstädte als Königspfalzen. Nach dem Erstarken der Städte und Territorien wurden die Reichsvogteien meist zu Land- und Stadtvogteien und wurden dann von den Reichsstädten übernommen.
[408] Fress- und Pressreiter: Vgl. WINTER, Möser, S. 16: „Den 15. August [1626], da wir ungefähr ein acht oder neun Tage ohne sonderliche Einquartierung gewesen, zeucht der Oberste Altringer herein, nimmt sein Quartier bei Berendt von Werdensleben, der ihn nicht so gequälet wie der [Johann Ernst] von Scharffenberg [Scherffenberg; BW], gleichwohl aber thun ihm hernach seine Diener auch Dampfs genug an. (Scharffenberg hat ihn auf einmal zur Aengstigung eine ganze Compagnie seiner Reiter ins Haus gelegt, die Tag und Nacht gesoffen und gefressen, welchen er Wein und Bier geben müssen, ungeachtet es des Obersten eigenes Quartier gewesen, haben ihn auch sonst mit Zerschlagen der Tische, Bänke etc. Nicht geringen Schaden gethan. Den andern Tag hat er sie wieder herausgenommen). Altringer war Oberster zu Fuß, hat 16 Compagnien, jede zu 300 stark gehabt, endlich ist sein Regiment in die 5000 stark worden“.Generallandesarchiv Karlsruhe 77/3607 (Kopie): Ritterschaft in Schwaben an J. Fr. v. Württemberg, 1627 III 19. Am 30.12. 1630 v. Tilly abberufen, nahm Cronberg viele Tonnen Beute mit und hat doch „ein Gestank von etlich Preßreitern hinterlassen, damit sie noch mehr Geld von den armen in Grund verderbten Bauren herauszwingen“ konnten. ZILLHARDT, Zeytregister, S. 133: Sie „sind in das landt komen wie die lumpige und laußige bettler und sündt hinauß geriten wie lauter fürsten und graffen“. In den pfälzischen Gebieten hatten sie die Bevölkerung mit Misshandlungen u. Erpressungen drangsaliert, bis sie Anfang Mai 1627 nach Franken abgezogen wurden; MAIER, Unterpfalz, S. 77. Ende 1627 musste Maximilian I. den Ständen die Abführung zusagen; a. a. O., S. 86f. Nach EHMER, Grafschaft Wertheim, S. 169, hatte Tilly im November angekündigt, wegen der Erschöpfung des Niedersächsischen Kreises Cronbergs Regiment in die Grafschaft Wertheim verlegen zu müssen; 1627/28 lagen unter Berlo cronbergische Reiter dort, was der Abt v. Bronnbach im Mai dazu benutzte, die Dörfer Nassig, Dörlesberg u. Reicholzheim einzunehmen, die evangelischen Pfarrer zu vertreiben u. den katholischen Gottesdienst einzurichten. Vgl. das Auftreten Schönburg'scher Reiter im Kitzinger Raum; ZIMMERMANN, Schönburger Reiter; das Kirchenbuch Buchbrunn; Jahrbuch des Landkreises Kitzingen 2, 1980, S. 19: „Den 28. May um 2 Vhr mittags haben 30 Reuther ihre Quartier hier genommen und viel Geld den Leuthen abgenöthiget. Wer nicht Geld hat haben können, dem haben sie Ofen, Fenster hineingeschlagen, die Tische, Bänke, Truhen und Bettladen, auch die Ziegel von den Häusern und Dächern herabgeschlagen, das Getäfel aus der Stuben gehauen und die Betten zerschmieden, diese dann ausgeschüttet und die Pferde darauf getümmelt. Da sie mich (den Pfarrer) dann hin- und widergezogen, sonderlich um 6 Reichsthaler gebrandschatzt. Gott gebe ihnen den Lohn“. Der Widerstand der Einwohnerschaft wurde durch »Dragonaden«, zu denen die schlimmsten Elemente der Armee herangezogen wurden, gebrochen; BELLINKCHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabruggischenn handlung, S. 36 (1630): „Was denn inquartirten soldaten bey uns thut anlangen, ist ein gottloß diebesch und mordrisch volck, stehlenn heymlich und rauben offenbar, saufen und fressen, dominirn tag und nacht, spielen und doblen, parten und beuten, ruffen und jauchtzen, schießen und morden sich unter andern, schlagen sich mit den burgern, verfuhrn der burger weiber und kinder und haben maning magd zur hurn gemacht. Die burger konnen bey abendts oder nacht zeyt nicht uber die straßen gehen. Sie schlagen dieselben, habe auch solchs zweymall von dem gesind leyden mußen. Ich gelaubs warlich, es mag kein boser volck auf erden gefunden werdenn, dan unse inquartirten soldaten". Vgl. dagegen die Ordnung Wallensteins (1629); JESSEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 217f.: „Über dieses sollen die Bürger den Befehlshabern und Soldaten anders nichts vor die Servicen als allein die Liegestatt, Holz, Salz und Licht zu geben schuldig sein, welches doch dahin zu verstehen, daß die gemeinen Befehlshaber und Soldaten sich mit des Wirtes Feuer und Licht behelfen und ihre Sachen dabei verrichten sollen . [...] Dafern die Obersten und andere Officiere Reformierte und Aufwärter bei sich haben, sollen dieselben nicht von den Bürgern, sondern denjenigen, bei welchen sie sich aufhalten, unterhalten werden. [...] An Kirchen, Schulen, Hospitälern, geistlichen Personen soll sich keiner vergreifen und dieselben in einigerlei Wege weder mit Einquartierungen oder Schatzungen beschweren. Auch keinen in seinem Gottesdienst hindern oder ärgerlich sein, bei Leib- und Lebensstrafe. [...] Die fürstlichen und adeligen Häuser, welche Feindes Gefahr halber nicht notwendig müssen besetzt werden, sollen von der Einquartierung gantz exempt und befreit sein. [...] Der reisende Mann oder andere, so ihrer Geschäften halber in der Garnison zu verrichten, sollen in keinem Wege aufgehalten, beleidigt noch mit einer Schatzung beschweret werden. Den Ackermann sollen die Officiere bei ihrem Feldbau schützen und in keine Wege sie davon zu verhindern gestatten“. Vgl. dagegen die Klagen der Pommern'schen Gesandten; JESSEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 218ff.: „48. Ferner wann Officiere oder Soldaten über Land reisten, mußten die Inwohner des Landes, da noch ein Bissen Brot vorhanden, nicht allein solches, gleich [als] wäre alles gemein, ohne Bezahlung, sondern auch ihre Pferde oft auf 15 und mehr Meilen hergeben, welche sie entweder ganz nicht oder ja bis auf den Grund verderbt wiederbekämen; es geben auch nunmehr an etlichen Orten Unter- als Ober-Officiere Pässe aus, daß die Soldaten bemächtigt wären, Pferde wegzunehmen, wo sie anzutreffen. 49. Sonst wäre gar gemein, daß die Reiter und Soldaten aus den Garnisonen täglich ausritten oder liefen, die Dörfer fast alle Nacht spolierten und plünderten, den Bauern ihre Wägen, Pflüge und andere zum Ackerbau gehörige Instrumenta entweder weggeführten oder mutwillig verbrennten, die Leut prügelten und verwundeten, also daß dieselbige bisweilen wohl gar ums Leben kämen, die Häuser, woraus die armen Leut mit solchen Prügeln und anderm barbarischen Procedieren [...] vertrieben, niederrissen und das Hausgerät zerschlügen und verbrennten. Es wäre auch endlich mit Sengen und Brennen dahin geraten, daß ganze Zimmer [...] gleichsam zum Lustfeuer gebraucht worden“. Zu Soldaten als Agenten der Sozialdisziplinierung PRÖVE, Dimension.
[409] Reichsvogt: Im Deutschen Reich bis 1806 setzte der König zur Verwaltung von Gebieten mit Krongütern und der Ausübung seiner dortigen Gerichtsbarkeit Reichsvögte ein. Den Mittelpunkt bildeten die Reichsstädte als Königspfalzen. Nach dem Erstarken der Städte und Territorien wurden die Reichsvogteien meist zu Land- und Stadtvogteien und wurden dann von den Reichsstädten übernommen.
[411] Wenzel [Václav, Wenzelslaus] Freiherr v. Zahrádecký [Zahradetzky, Saradetzky, Zaredek, Zaro, Zaroatz, Sarratetz, Sarratezca, Sarradeschky, Zaharadesky; Sarratesci, Zaradeck, Zaroatz] z Zahrádek [ - 1647], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.
[412] Generalproviantmeisterleutnant: Der Generalproviantmeisterleutnant war der Gehilfe des Generalproviantmeisters und mit diesem zuständig für das Proviantwesen des Heeres.
[414] Haselhuhn: kleiner scheuer, mittlerweile selten gewordener Waldvogel, der sich in jungen Mischwäldern heimisch fühlt und damals als Delikatesse galt.
[415] Confect: mlat. confectae: aus Zucker Gebackenes, Süßigkeiten, wurde in der Apotheke teuer zu Heilzwecken vertrieben und gehörte auch zur Ausrüstung eines guten Arztes.
[416] Schelch: früher auf dem Main übliche Schiffstypen mit ungedecktem Laderaum und einer Länge von 12 bis 20 m.
[423] Kochgerste [Graupen]: enthülste und entspitzte, durch Schälen, Abreiben, Schleifen und Polieren in eine mehr oder weniger vollkommene Kugelgestalt gebrachte Gerstenkörner.
[424] Scheibe: die Scheibe (Scheube) Salz, eine Masse Salz, die in eine flache zylinderförmige Holzeinfassung gepresst und transportiert wird. Die Scheibe entsprach etwa einem Scheffel Salz = 17 Metzen = 119 Pfd. Kramgewicht. Zum Teil entsprach die Scheibe (Scheube) aber auch 1 ½ Zentner.
[425] Strich: altes (oberfränkisches) Getreidemaß, vier Landmetzen enthaltend. 1 österreichischer Strich = 93, 6 Liter.
[426] Scheibe: die Scheibe (Scheube) Salz, eine Masse Salz, die in eine flache zylinderförmige Holzeinfassung gepresst und transportiert wird. Die Scheibe entsprach etwa einem Scheffel Salz = 17 Metzen = 119 Pfd. Kramgewicht. Zum Teil entsprach die Scheibe (Scheube) aber auch 1 ½ Zentner.
[428] Adrian Graf v. Enckevort [Enckfurth, Enckefurt, Enquenfort] [20.8.1603 Diest-3.6.1663 Ledeč], kurbayerischer Feldmarschall.
[430] Fourier: Der Fourier übte eine ähnliche Aufgabe wie der Quartiermeister aus, indem er vor allem die Verpflegung der Truppe und die Beschaffung von Viehfutter in den besetzten Gebieten sicherstellen sollte. Geschickte Fouriere konnten gerade in ausgezehrten Landstrichen wichtig für das Überleben der Einheiten werden.
Fähnrich (Kornett): Rangunterster der Oberoffiziere der Infanterie und Dragoner, der selbst bereits einige Knechte zum Musterplatz mitbrachte. Dem Fähnrich war die Fahne der Kompanie anvertraut, die er erst im Tod aus den Händen geben durfte. Der Fähnrich hatte die Pflicht, beim Eintreffen von Generalspersonen die Fahne fliegen zu lassen. Ihm oblagen zudem die Inspektion der Kompanie (des Fähnleins) und die Betreuung der Kranken. Der Fähnrich konnte stellvertretend für Hauptmann und Leutnant als Kommandeur der Kompanie fungieren. Bei der Kavallerie wurde er Kornett genannt. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 45f.
[433] Zwillich: dichtes, strapazierfähiges Gewebe (besonders aus Leinen), vorwiegend für Arbeitskleidung verwendet.
[441] Krankenversorgung: Kranke und verwundete Soldaten blieben zumeist in Städten und Orten zurück und fielen diesen zur Last - sofern sie keine Familie als Schutzgemeinschaft im Lager besaßen - , obgleich man dort zum Teil die Aufnahme der Kranken aus Furcht vor der Ausbreitung von Seuchen und vor den Kosten verweigerte. Johann Ernst von Sachsen-Weimar war einiger der wenigen, denen das Wohl der Soldaten am Herzen lag. LANGER, Heeresfinanzierung, S. 296: "Derselbe Fürst [Johann Ernst v. Sachsen-Weimar] und Heerführer sandte im Herbst des Jahres 1625 an seinen Kriegsherrn, König Christian IV. von Dänemark, ein Memorial, das die Unterbringung und Versorgung von 4.000 kranken Soldaten betraf. Die Finanzierung oblag der Kriegskasse. Johann Ernst schlug vor, je zehn Kranke einer Pflegerin gegen einen Wochenlohn von einem Gulden anzuvertrauen. Es mußten also vierhundert ‚Weiber' gewonnen werden, dazu noch drei bis vier Ärzte, ein Apotheker und ‚etliche Prediger', letztere für ein Monatsentgelt von 25 Gulden. Die Verpflegung sollten umherfahrende Marketender liefern gegen Barzahlung, die aus dem Pflegegeld abgezweigt wurde. Nach diesen Angaben war bei gleichbleibender Krankenzahl eine wöchentliche Ausgabe von weit über 400 Gulden nötig. Es scheint allerdings, daß ein solcher Aufwand mit untauglichen Söldnern eher selten war". Verwundete erhielten z. B. im Neumarkter (Oberpfalz) Lazarett 1647: ein gemeiner Soldat wöchentlich 1 fl. 30 kr.: ein Feldwebel oder Korporal täglich 18 kr.; RIED, Neumarkt, S. 106. Finanziert wurden die Spitalkosten über die erhobenen Kontributionen. Daher liegen die Kosten für die medizinische Notversorgung, für das Feldspital (ein studierter Arzt erhielt etwa 260 fl., der „Chirurgus“ 60 fl. monatlich), in der Hauptkostenrechnung nur bei 1 %. Allerdings sorgten die kranken Soldaten in den Städten auch für Unruhe; Aus dem Memorial der Paderborner Regierungskanzlei, 26.9.1636, für den kaiserlichen Obristen Wilhelm v. Westphalen; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 175: „Alhie verbliebene krancke soldaten und sonderlich von Rabischen [kaiserlicher Obrist Johann Raab; BW] regiment stellen sich fast mutwillig an, in deme dieselbe nicht allein ihr logament ruiniren, alles darin verbrennen, und [solchen fast groß = gestrichen] solche feur anlegen, daz auch die benachbarte [Nachbarn; BW] ja die gantze stadt daruber in gefahr kommen sollte, sondern sich auch so weit verkünnen, daz sie nicht schewen den burger die schweine abzunehmen und zu schlachten". MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Theil, S. 615: „Der Erzherzog [Leopold Wilhelm; BW] hatte, weil Zaradecky bey ihm anhielte, ein Schreiben an Lodron und Beierlein ausfertigen laßen, daß die Stadt über 500 kranke Soldaten einnehmen, verpflegen und mit Arzneyen versehen solle. Auf inständiges flehentliches Bitten D. Höfels versprach der Erzherzog die Stadt zu verschonen und die Kranken auf die Dörfer zu legen. Nichts destoweniger kam den 21. Mai ein Schreiben, daß die Stadt gedachte Soldaten in ihre Dörfer nehmen und sie 14 Tage lang obgedachter Maßen verpflegen sollte. Es blieb aber auch nicht bey den zu der Stadt gehörigen Dörfern, sondern täglich kamen welche in die Stadt, die man in das Waisenhaus und in die Bürgerscheune legte“.
[442] Krankenversorgung: Kranke und verwundete Soldaten blieben zumeist in Städten und Orten zurück und fielen diesen zur Last - sofern sie keine Familie als Schutzgemeinschaft im Lager besaßen - , obgleich man dort zum Teil die Aufnahme der Kranken aus Furcht vor der Ausbreitung von Seuchen und vor den Kosten verweigerte. Johann Ernst von Sachsen-Weimar war einiger der wenigen, denen das Wohl der Soldaten am Herzen lag. LANGER, Heeresfinanzierung, S. 296: "Derselbe Fürst [Johann Ernst v. Sachsen-Weimar] und Heerführer sandte im Herbst des Jahres 1625 an seinen Kriegsherrn, König Christian IV. von Dänemark, ein Memorial, das die Unterbringung und Versorgung von 4.000 kranken Soldaten betraf. Die Finanzierung oblag der Kriegskasse. Johann Ernst schlug vor, je zehn Kranke einer Pflegerin gegen einen Wochenlohn von einem Gulden anzuvertrauen. Es mußten also vierhundert ‚Weiber' gewonnen werden, dazu noch drei bis vier Ärzte, ein Apotheker und ‚etliche Prediger', letztere für ein Monatsentgelt von 25 Gulden. Die Verpflegung sollten umherfahrende Marketender liefern gegen Barzahlung, die aus dem Pflegegeld abgezweigt wurde. Nach diesen Angaben war bei gleichbleibender Krankenzahl eine wöchentliche Ausgabe von weit über 400 Gulden nötig. Es scheint allerdings, daß ein solcher Aufwand mit untauglichen Söldnern eher selten war". Verwundete erhielten z. B. im Neumarkter (Oberpfalz) Lazarett 1647: ein gemeiner Soldat wöchentlich 1 fl. 30 kr.: ein Feldwebel oder Korporal täglich 18 kr.; RIED, Neumarkt, S. 106. Finanziert wurden die Spitalkosten über die erhobenen Kontributionen. Daher liegen die Kosten für die medizinische Notversorgung, für das Feldspital (ein studierter Arzt erhielt etwa 260 fl., der „Chirurgus“ 60 fl. monatlich), in der Hauptkostenrechnung nur bei 1 %. Allerdings sorgten die kranken Soldaten in den Städten auch für Unruhe; Aus dem Memorial der Paderborner Regierungskanzlei, 26.9.1636, für den kaiserlichen Obristen Wilhelm v. Westphalen; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 175: „Alhie verbliebene krancke soldaten und sonderlich von Rabischen [kaiserlicher Obrist Johann Raab; BW] regiment stellen sich fast mutwillig an, in deme dieselbe nicht allein ihr logament ruiniren, alles darin verbrennen, und [solchen fast groß = gestrichen] solche feur anlegen, daz auch die benachbarte [Nachbarn; BW] ja die gantze stadt daruber in gefahr kommen sollte, sondern sich auch so weit verkünnen, daz sie nicht schewen den burger die schweine abzunehmen und zu schlachten".
[445] Hofstaat, Comitat: Anhang, Begleitung, Geleit, Gefolge, Hofstaat. Zum Teil führte Obristen ihre Familie mit sich, so dass bei Einquartierungen wie etwa in Schweinfurt schon einmal drei Häuser „durch- und zusammen gebrochen“ wurden; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 504. Der mobile Hofstaat aller Offiziere und ihrer Ehegattinnen trieb die Einquartierungskosten zusätzlich in die Höhe. Dass gerade auch Offiziersfrauen z. T. ein großes Gefolge (50 Personen und 50 Pferde) mit sich führten, erwähnt HELML, Oberpfalz, S. 59. Das Amtsprotokoll (1626 VIII 29), SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg , S. 281, täuscht hinsichtlich der Gesamtzahl: „Die Gravin von Ahnolt hat 9 pferdt, darzu wirdt außm ambt Stromberg contribuirt. Obrist Gallas hat 15 pferdt. Der ist nit hier. Der haubtmann hat 10 pferd, capitanleutenant 7, drey fendriche 12, cap(itan) S(t). Eloi 4, drei veltwaibell 9, drey furier 3, aventurier 12, ingenieur 5“. Dies waren lediglich die in Wiedenbrück stehenden Pferde. Selbst Hauptleute einer Kompanie unterhielten schon zu Anfang des Krieges einen eigenen kleinen Hofstaat und hatten nicht selten achtzehn Personen und vierzehn Pferde mit sich. Der schottische Söldner Robert Monro, „der Schwarze Baron, der als Freiwilliger mitgekommen war, erhielt die Erlaubnis, für einen Grafen Tafel zu halten, der gewöhnlich mit mehr als sechzehn Personen zu Tisch erschien. Die Besucher des Grafen, seine Pferde und seine Diener wurden dabei ebenfalls standesgemäß versorgt“. MAHR, Monro, S. 27. Bei den ligistischen Cronberg'schen Reitern (363 Soldaten) wurden in Langenau (Schwaben) „600 pferde, 66 weiber, 78 mädel, 307 jungen, 94 kinder und grosse anzahl hunde“ festgestellt; ZILLHARDT, Zeytregister, S. 128. „Die Offiziere führten ein Leben in Luxus, tranken täglich ihren Wein und forderten neben Geld, Fleisch, Weißbrot, Hafer und Heu auch Delikatessen, so der Örter nicht zu bekommen. Sie brachten nicht nur ihr Gesinde mit, sondern luden auch noch Freunde und Verwandte ein. Die Bauern mußten mit Pferd und Wagen bereitstehen, wenn die hohen Herren Jagden veranstalteten, und bei Truppenverschiebungen hatten sie den Transport zu bewerkstelligen. Eine Untersuchungskommission, die auf ständige Klagen der fürstlichen Räte und auch des Kurfürsten eingesetzt worden war, stellte lediglich fest, daß entsprechende Berichte stark übertrieben seien, und Anholt konnte auf die fehlenden Soldzahlungen verweisen, ohne die die Soldaten sich weder Lebensmittel noch Waffen oder Kleidung kaufen könnten. Erst Ende Mai 1623 trafen neues Geld sowie Waffen und Rüstungen ein, und Anholt erließ eine neue Ordonnanz, nach der die Soldaten nur noch das gewöhnliche Servis fordern durften, d. h. Bett, Feuer, Salz, Zwiebeln und Essig, alles Weitere aber bezahlen sollten". TESKE, Bürger, S. 68. Auch fand man bei den Kompanien fünfzig Weiber und dreißig Jungen, was die Unterhaltskosten in die Höhe trieb, und gerade in einem solch kleinen Wigbolden im mikroökonomischen Bereich den Ruin auf Jahre hinaus bedeutete. . Der Aufwand für Erzherzog Leopold Wilhelms eigene Bedürfnisse und seinen Hofstaat scheint ziemlich groß gewesen zu sein. HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 230: „Bei dem Durchzug durch Heilbronn am 10. Oktober [1645; BW] hatte das Heer Leopolds so viel Troß bei sich, daß ‚2 Tage lang eine Kutsche ein Wagen, ein Troß auf den anderen folgte, und das Gesindel so zahlreich war, wie man es noch bei keinem Heere gesehen hatte' ". Angeblich wurden 1646 täglich 600 Personen an 40 Tafeln bei Erzherzog Leopold Wilhelm unterhalten; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 612. „Als Leopold am 15. September [1646; BW] in Ammerthal war, wurden täglich 20 Ochsen, 100 Schöpse, 6 Kälber, 4 Ztr. Schmalz und Butter, 6 Säcke Weizenmehl, 120 Stück altes und 80 Stück junges Geflügel, 20 Eimer Wein, 60 Eimer Bier, 3 Zentr. Fische sowie 3000 Pfd. Schwarz- und Weißbrot verlangt". HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 240.
[446] Camillo Boccamaggiore [Bocca major], Freiherr v. Cropelli [ - ] Obriststallmeister Leopold Wilhelms, Obrist.
[449] Scharfrichter: I. Scharfrichter (auch Henker, Freimann, Nachrichter, Kasperer oder Schinder). Aufgabe des Regimentsscharfrichters war die Enthauptung, während ein Henker Hinrichtungen mit dem Strang vollzog. Die Hinrichtung erfolgte zur Abschreckung stets öffentlich. Der Scharfrichter im Militärdienst bezog einen festen Sold, während der zivile Scharfrichter die ihm entstandenen Kosten auflisten musste. Die übliche „Unehrlichkeit" des zivilen Scharfrichters scheint im Militär aufgehoben gewesen zu sein. Zum Teil griff man auf städtische Scharfrichter zurück. Zur Abschreckung wurden zumeist in den Städten sogenannte Quartiergalgen errichtet. Vgl. Carnifex, Diebshencker. II. Städtischer Scharfrichter, der auch als Abdecker fungierte. Sein Beruf verlangte eine sehr lange Lehr- und Gesellenzeit. Sein Meisterstück bestand entweder in einer formgerechten Enthauptung oder einer Hinrichtung am Galgen. Sollte ihm eine Hinrichtung misslingen, musste er mit Aufruhr und Verfolgung durch die Zuschauer und empfindlichen Strafen durch die Behörde rechnen. Ihm stand auch die Verwertung der Körper [Armesünderfett, Blut, Diebsfinger etc.] der Hingerichteten zu. SEMLER, Tagebücher, S. 174: „Die haben in volgender nacht herwerts Bermatingen 8 reütter von Bůchhorn kommendt angetroffen, auf welliche die vnserige in vortrab gar zu frühe fewr geben, daß die schwedischen sich gewendt vnd die flucht genommen, sonsten hette man alle 8 ring [leicht; BW] bei den köpffen nemmen mögen. Im nachiagen haben beide meine pferdt vor andern die füeß gebraucht, vnd seyn noch zwen vom feind erritten vnd gefangen genommen, vnd alhero gebracht worden, deren der eine, so quattier [Pardon; BW] angenommen, beim leben gelaßen: der ander aber, so trutzig, kein quattier haben wollen, nechst vorm Wißthor archibusirt vnd hernach wegen fätten leibs vom nachrichter ad usum medicinae vmb mitte deß leibs geschunden vnd begraben worden“. Er stellte Wundsalben her und heilte auch Knochenbrüche. Der Scharfrichter Otto Heinrich von Wahl wird 1639 in Meiningen von einem schwedischen Musketier erschossen, dem er angeblich das Jahr zuvor auf Befehl seines Obristen einen Galgen auf die Stirn gebrannt hatte; GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 260. Vgl. KELLER, Henker; SCHILD, Geschichte, S. 177ff.; DANCKERT, Unehrliche Leute, S. 23ff.
[450] „Armee ohne Land“: PRESS, Hessen, S. 312 über die Armee der Landgrafschaft Hessen-Kassel. Nach den Zahlen bei BETTENHÄUSER, Die Landgrafschaft Hessen, S. 17, müsste jeder 4. Einwohner der Landgrafschaft Soldat gewesen sein. Hessen-Kassel unterhielt bei einer Einwohnerzahl v. 70.-80.000 eine Armee v. insgesamt 18.000 Mann, die nur durch Kontributionen in den besetzten Gebieten erhalten werden konnte; ein typischer Fall v. Überrüstung. Laut Dorstener Vertrag hatte Amalie von Hessen-Kassel eine Armee v. 7.000 Mann zu Fuß u. 3.000 Reitern zu unterhalten; dafür zahlte Frankreich jährlich 200.000 Rt.; Staatsarchiv Marburg 4 f Frankreich Nr. 55; Bibliothèque Nationale Paris Manuscrit français Nr. 17885. Vgl. auch SODENSTERN, Die Anfänge.
[454] Generalauditor: Er war der vom Kriegsherrn berufene Dienstvorgesetzte aller Regimentsauditoren, der Rechtsspezialisten, die aber dem betreffenden Regiment nicht angehörten und die zunächst die Untersuchung aller auftauchenden Delikte nach den Grundsätzen des Militärstrafrechts durchführten. Er übte dementsprechend mehr Gewalt aus und war gefürchteter als ein Regimentsauditor. Vgl. „Schwedisches Kriegs-Recht“; BERG, Administering justice, S. 9, 16f. Zudem war er auch in Rechts- und Grundstücksgeschäften für die Generalität tätig; vgl. MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 619.
[456] Rudolf Georg v. Wolframsdorf [Ramsdorf, Wolffersdorf] [ - ], kursächsischer u. kaiserlicher Obrist.
[460] Prima plana: das erste Blatt der Musterrolle, auf dem die Personen verzeichnet waren, die zum Kompaniebefehl gehörten: Hauptmann, Rittmeister, Leutnants, Fähnriche, Kornett (als Oberoffiziere der Prima plana), Feldwebel, Führer, Fourier, Musterschreiber, Feldscherer (Unteroffiziere der Prima plana). Korporäle, Gefreite, Spielleute und Fourierschützen galten dagegen als gemeine Befehlshaber.
[465] Johann Franz Barwitz [Barwith], Freiherr v. Fernemont [Fernamont, Fernamond, Fernemundt] [1597- nach dem 13.9.1667 Glogau], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.
[466] Generalfeldzeugmeister: Der Generalfeldzeugmeister war Befehlshaber der dritten, wenn auch teilweise gering geschätzten Truppengattung, der Artillerie; bei Beförderungen wurden die vergleichbaren Ränge bei der Kavallerie, dann der Infanterie bevorzugt: Der Rang umfasste das Kommando über Artillerie. Ihrem Befehlshaber fielen die sogenannten „Glockengelder" [Geld, womit eine eroberte Stadt, die sich vom groben Geschütze hat beschießen lassen, ihre Glocken und ihr Kupfergeschirr, welches alles herkömmlich der Artillerie des Eroberers heimfällt, wieder erkaufen oder einlösen muß. KRÜNITZ, Enzyklopädie Bd. 19, S. 192], zu, wenn man während der Belagerung etwa bei Sturmläufen hatte die Glocken läuten lassen, was nach dem „Recht“ des Siegers 12.000 fl. [zum Vergleich: 1634 wurde ein Bauernhof mit 8.-1.000 fl., ein kleines Schloss mit 4000 fl. veranschlagt; MATHÄSER, Friesenegger, S. 51] und mehr sein konnte. Vgl. auch HOCHEDLINGER, Des Kaisers Generäle. Ihm unterstanden die Schanzmeister und die Brückenmeister, zuständig für Wege-, Brücken-, Lager- und Schanzenbau sowie die Anlage von Laufgraben vor Festungen.
[469] Johann Graf v. Götz [Götzen, Götze] [1599 Zehlendorf-6.3.1645 bei Jankau gefallen], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. ANGERER, Aus dem Leben des Feldmarschalls Johann Graf von Götz.
[477] Obristwachtmeister: Der Obristwachtmeister mit einem monatlichen Sold von 50 fl. entsprach vom Rang her dem Major in der schwedischen Armee. Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte er für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht.
[480] Ernst I. der Fromme, Herzog v. Sachsen-Gotha-Altenburg [25.12.1601 Altenburg-26.3.1675 Gotha]. Vgl. JACOBSEN; RUGE, Ernst der Fromme; KLINGER, Der Gothaer Fürstenstaat; BECK, Ernst der Fromme.
[482] Romrod [Vogelsbergkr.]; HHSD IV, S. 386. Landgraf Ludwig IV. v. Marburg starb 1604 kinderlos, so dass Oberhessen unter seinen beiden Vettern aufgeteilt wurde. Den südlichen Teil - und damit auch Romrod - erhielt Landgraf Ludwig V. v. Hessen-Darmstadt.
[483] Alsfeld [Vogelsbergkr.]; HHSD IV, S. 3. Alsfeld war am 5.10.1646 von hessen-kasselischen Truppen eingenommen worden.
[484] „Armee ohne Land“: PRESS, Hessen, S. 312 über die Armee der Landgrafschaft Hessen-Kassel. Nach den Zahlen bei BETTENHÄUSER, Die Landgrafschaft Hessen, S. 17, müsste jeder 4. Einwohner der Landgrafschaft Soldat gewesen sein. Hessen-Kassel unterhielt bei einer Einwohnerzahl v. 70.-80.000 eine Armee v. insgesamt 18.000 Mann, die nur durch Kontributionen in den besetzten Gebieten erhalten werden konnte; ein typischer Fall v. Überrüstung. Laut Dorstener Vertrag hatte Amalie von Hessen-Kassel eine Armee v. 7.000 Mann zu Fuß u. 3.000 Reitern zu unterhalten; dafür zahlte Frankreich jährlich 200.000 Rt.; Staatsarchiv Marburg 4 f Frankreich Nr. 55; Bibliothèque Nationale Paris Manuscrit français Nr. 17885.
[488] Gustav Adolf Graf v. Lewenhaupt [Leijonhufvud, Lauwinnhaupt, Lowenhaupt] [24.12.1619 Vinäs-29.11.1656 bei Wyborg], schwedischer Obrist.
[491] Ganerben: Miterben, welche ihr Erbgut gemeinsam nutzen und nicht unter sich teilen. Ganerbschaften werden im Verlauf der Entwicklung durch Erbschaft oder Kauf auch von nicht verwandten Personen oder Familien gebildet, die gemeinsame Eigentümer einer Burg oder Herrschaft, Ortschaft sind.
[495] Christoph v. Kannenberg [Kanneberg, Cannenberg, Kandelberger, Candelberger] [10.1.1615 Busch in der Wische-10.2.1673 Minden], schwedischer Generalleutnant.
[500] Peter Melander Graf v. Holzappel [8.2.1589 Niederhadamar-17.5.1648 Augsburg], hessen-kasselischer, kaiserlicher Feldmarschall.
[501] Ludwig Heinrich Graf v. Nassau-[Katzenelnbogen]Dillenburg [9.5.1594 Saarbrücken-12.7.1662 Dillenburg], ab 1.12.1631 schwedischer Obrist der Kavallerie. Nach dem Prager Frieden (1635) ab 3.8.1635 als Obrist u. Generalwachtmeister in kaiserlichen Diensten.
[502] Jean Henri [Johann Heinrich] Freiherr v. Garnier [2.2.1614-9.8.1664 Augsburg], kaiserlicher Obrist, Generaladjutant.
[503] Freireiter: a) Söldner ohne Soldvertrag und Kriegsherrn, der auf eigene Rechnung kämpfte (auch als => „aventurier“ bezeichnet; PETERS, Lars Wivallius) und von der jeweiligen Kriegspartei für seine gefährliche Arbeit z. B. als Kundschafter ad hoc entlohnt wurde. Darunter waren aber auch Adlige wie Herzog Ulrich von Württemberg-Neuenbürg [1617-1671], der 1644 im Regiment Johann von Werth als Rittmeister diente. Ein Avanturier musste nach damaliger Sitte so lange kämpfen, bis er Ruhm erlangte; SODEN, Gustav Adolph III, S. 495 Anm. 1. Zum Teil operierten sie in eigenen Korps und überfielen kleinere Städte; PEETZ, Christian, S. 286. 1634 veranlasste Bernhard von Weimar die Abschaffung; RÖSE, Bernhard II, S. 16. Vgl. (für den 2. Nordischen Krieg) die Memoiren eines solchen Freireiters; LAHRKAMP, Kriegsabenteuer.
b) Soldat, der sich unerlaubter Weise einen Streifkorps angeschlossen hatte.
c) „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteyen“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Zum anderen handelte es sich bei „Freireutern“ um bewaffnete und berittene Bauern, die über Raubzüge Verwirrung hinter den feindlichen Linien schufen. Sie taten dies entweder mit Erlaubnis ihrer Kommandierenden, als integraler Bestandteil der kaiserlichen Kriegsführung, oder aber unerlaubter Weise - nicht ohne dabei z. T. drakonische Strafen zu riskieren. Diese „Freireuter“ stahlen und plünderten auf Bestellung der eigenen Kameraden sowie der Marketender, die ihrerseits einen Teil ihrer Einnahmen an die Obristen und Feldmarschälle abzuführen hatten. An Schlachten nahmen sie in der Regel nicht teil oder zogen sogar auch in der Schlacht ab.
[506] Hausmannskost: Nahrung, wie sie ein Hausvater gewöhnlich für sich und die Seinigen bereiten ließ, d. h. Verzicht auf kostspielige Zusatzgerichte. Bürgermeister u. Rat v. Büren schrieben an die kurfürstlich-kölnischen Beamten in Paderborn u. an den Edelherren Moritz v. Büren über Vorfälle der am 1.4.1626 erfolgten Einlagerung einer Korporalschaft der Leibgarde des ligistischen Generalwachtmeisters Timon v. Lintelo, Büren, 1626 April 15; Schütte, Dreißigjähriger Krieg, S. 185: „Bey Lübbertt Drevelnn ist ein reformirter corporal, so ein matresse bey sich gehapt, einlogirt gewest. Gleich wie der [Corporal; BW] einkommen, hat ihme der wirt nach zustandtt dieser orther unnd settigungh eines ehrlichen menschenn gnugsame speißenn, alß nemblich saurs krautt mit einer bratt- oder metwurst, ein schaffschinckenn, ein stück gerauchert rindtfleisch, ein außgeweßerten schweinenn potharst, dabei, dabei einen halben schaffenn käß nebenn butter aufgesetztt. Der corporal wirfft die speisenn mehrnntheilß zur dehl hinauß, unnd sagtt mit entrustungh zu seinem wirth, solche speisenn solte er einem hudler gebenn. Ob er meinte, das er ein hudler vor sich hette. (46) Er hette woll beßer speiß dem bettler vor die thuer gebenn etc., unnd will sich nicht stillen laßenn, biß ihme der wirth folgendenn tags nach seinem willenn schincken, hüner, kalbfleisch etc. aufzutragenn verpflichtet".
[510] Marketender/Marketenderin: Dem Heer nachziehende Händlerin oder Händler, der oder die vom Obristen befugt war, den Soldaten Lebensmittel zu verkaufen. Dafür hatten sie ihm z. B. von jedem Eimer Wein oder Bier 2 Maß für die Küche abzugeben und zumeist 10 Prozent ihrer Einkünfte. Sie waren auch zum Kranken- und Munitionstransport verpflichtet, falls die üblichen Rüstwagen nicht ausreichten. Marketender und Marketenderinnen handelten auch mit Beutegut, wobei das Beutegut weit unter Wert angenommen wurde. Die Frauen unter ihnen waren nicht nur Händlerinnen, sondern auch Helferinnen, Partnerinnen, Krankenschwestern, häufig Prostituierte. Bei einem im April 1634 in Dinkelsbühl einquartierten Regiment fanden sich bei 950 Soldaten 11 Maketender, aber 26 Marketenderinnen; HEILMANN, Kriegsgeschichte S. 465 Anm. Obwohl bekannt war, dass kein Heer ohne Marketender existieren konnte, standen diese – wie die übrigen Trosser – in schlechtem Ansehen: Sie traten als Geldverleiher auf, und so mancher Söldner war bei ihnen verschuldet. Sie standen zudem in dem Ruf, für die materielle Not vieler Söldner verantwortlich zu sein, indem sie bei Nahrungsmittelknappheit und Ausbleiben der Soldzahlungen das Heer verließen und ihre Fahne in den Wind besserer Märkte hängten. Gewalttätige Übergriffe auf die Marketender durch Bauern, Bürger und eigene Soldaten waren vielfach die Folge, zumal diese z. T. zum 15fachen Preis Waren an die Bürger verkauften, die von diesen auf den Druck einquartierter Soldaten hin erstanden werden mussten (BRAUN, Markredwitz, S. 45). Vgl. KLUGE, Hofer Chronik, S. 163: "Das rauben und plündern war um diese zeit [April 1640] sehr arg, wie dann die kayßerlichen ihre eigenen marquetener, so zu Culmbach wein und vieh erhandelt und erkauft, ganz ausgeplündert, auch zugleich ein 800 thaler darzu an geld abgenommen“. Häufig wurden sie als Spione verdächtigt. Auch Juden wurden als Marketender geduldet; LOTZE, Geschichte, S. 80f. Die Aussicht auf großen Gewinn ließ Zivilisten oder Amtsträger (vgl. PFEILSTICKER, Tagebuch) häufig für einige Zeit zu Marketendern werden. REDLICH, Marketender; Continuatio Der Siegreichen Victorien, S. 4f.
[518] Johann Reichwaldt [Reichvald, Reichwald, Reichwalt, Rauchwald] [9.11.1609 Semcaden-28.2.1662 Kemnitz], schwedischer Obrist.
[524] Mainberg, heute Ortsteil von Schonungen [LK Schweinfurt]; HHSD VII, S. 421f. Vgl. SATTLER, Das alte Schloß Mainberg.
[528] Österreichisches Haus-, Hof- und Staatsarchiv Reichskanzlei Friedensakten 56 b, fol. 214 r/v und fol. 226 r-230 r (Entwurf): Ferdinand III. an Reichsstadt Schweinfurt, mit Teilen der Ausfertigung u. der Unterschrift von Reichsvizekanzler Kurz, Prag, 18.1.1648. Die ganze Ausfertigung war bisher in Stadtarchiv Schweinfurt nicht aufzufinden.
[531] Spanischer Reiter (friesischer Reiter): Künstliches Hindernis, bestehend aus etwa 4 m langen, 25 starken Balken (Leib), durch die kreuzweise spitze Latten (Federn) so aneinander gesteckt sind, dass niemand dazwischen durchkriechen kann, früher als Sperre im Feld- und Festungskrieg beliebt. => Springstöcke.
[532] Brigade: Anfangs bestand die schwedische Brigade aus 4 Schwadronen (Squadrons) oder Halbregimentern, also 2016 Mann und 256 Offizieren, ab 1631 nur noch aus 3 Schwadronen Fußvolk zu je 504 Mann und 64 Offizieren. Die insgesamt 1512 Mann waren in 648 Pikeniere und 864 Musketiere eingeteilt, die in Rotten zu je 6 Mann aufgestellt waren.
[533] Batterie: Geschütze wurden zu Gruppen zusammengefasst. Diese Gruppen nannte man Batterie. Die damals angewandte Methode, eine Mauerbresche zu schießen, sah so aus, daß man eine Geschützbatterie frontal auf die zu brechende Mauer richtete und zwei kleinere Batterien im Winkel von ca. 30-45 Grad zu beiden Seiten anlegte, durch welche die gelockerte Mauersubstanz zusätzlich herausgehebelt wurde. [ENGERISSER]
[534] Gemeint sind wahrscheinlich halbe Kartaunen: langläufige Geschütze mit großer Reichweite, Rohrlänge des Kalibers (15 cm), schoss 24 Pfund Eisen.
[536] Kapitän (schwed. Kapten): Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden so genannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.
[537] Lorenz Freiherr v. der Linde [Linden] [30.7.1610 Stockholm-25.6.1671 Stockholm], schwedischer Obrist, Feldmarschall.
[538] Doppelhaken: auch Hakenbüchse: Der Haken war ein bis ins 17. Jahrhundert gebräuchliches schweres Feuergewehr, mit einem Haken am Schaft, mit dem es auf einem dreibeinigen Gestell befestigt war oder auf die Brüstung aufgelegt wurde, um den enormen Rückstoß abzufangen. Diese Waffen wogen 7,5 bis 10 Kilo, nach anderen Angaben sogar mit bis zu 25 Kilogramm. Damit wurden Ladungen mit je 4 Lot Blei, Doppelhaken bis 400 g, verschossen. Als man diese Hakenbüchsen später auch im offenen Feld verwendete, musste man sie in einer Gabel abstützen. Daher nannte man diese Waffe auch Gabelarkebuse. Die Treffgenauigkeit der Hakenbüchsen war so gering, so dass ihr Einsatz nur auf kurze Distanz oder massiert als Batterie sinnvoll war. Die Haken wurden ihrer Größe nach eingeteilt in Doppelhaken, ganze Haken und halbe Haken. Vgl. die ausführliche Beschreibung unter http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Doppelhaken.html. Die Stadt Überlingen kaufte 1633 erbeutete Doppelhaken um kaum 3 fl. auf; SEMLER, Tagebücher, S. 27f.
[539] Sperkenweingärten: „Sperken ist gleich Spatzen“. Auch Dr. Erich Saffert, Schweinfurt und der Wein.- In: Schweinfurter Mainleite, Folge 7/1980, S. 7, übernimmt die Definition aus der Flurnamensammlung: „Und vergessen wir nicht die Sperken- und Sparkenweinberge (der Name kommt von Spatz, Sperling), die von der Theresienstraße bis zum Platz, an dem heute das Evangelische Gemeindehaus steht, reichten, aber bereits im 19. Jahrhundert nicht mehr bebaut wurden.“ Frdl. Hinweis von Herrn Bernhard Strobl, Stadtarchiv Schweinfurt.
[540] Trompeter: Eigener gut bezahlter, aber auch risikoreicher Berufsstand innerhalb des Militärs und bei Hof mit wichtigen Aufgaben, z. B. Verhandlungen mit belagerten Städten, Überbringung wichtiger Schriftstücke etc., beim Militär mit Aufstiegsmöglichkeit in die unteren Offiziersränge.
[541] Akkord: Übergabe, Vergleich, Vertrag: Vergleichsvereinbarungen über die Übergabebedingungen bei Aufgabe einer Stadt oder Festung sowie bei Festsetzung der Kontributionen und Einquartierungen durch die Besatzungsmacht. Angesichts der Schwierigkeiten, eine Stadt oder Festung mit militärischer Gewalt einzunehmen, versuchte die militärische Führung zunächst, über die Androhung von Gewalt zum Erfolg zu gelangen. Ergab sich eine Stadt oder Festung daraufhin ‚freiwillig', so wurden ihr gemilderte Bedingungen (wie die Verschonung von Plünderungen) zugebilligt. Garnisonen zogen in der Regel gegen die Verpflichtung ab, die nächsten sechs Monate keine Kriegsdienste beim Gegner zu leisten. Zumeist wurden diese Akkorde vom Gegner unter den verschiedensten Vorwänden bzw. durch die Undiszipliniertheit ihrer Truppen nicht eingehalten.
[542] Schändung: Auf Vergewaltigung stand schon in den Kriegsartikeln Gustav II. Adolfs von 1621 die Todesstrafe. THEATRUM EUROPAEUM
Band 3, S. 617: „So ist auch ein Polnischer Edelmann / welcher sampt seinem Knecht / ein Weibsbild geschändet / und deßwegen bey seinem Obristen angeklagt gewesen / zur Rede gestellt /
unangesehen er eine grosse Summa Gelts für sein Leben geboten / gleichwol anfangs der Knecht in Gegenwart und Ansehen deß Edelmanns / enthauptet / und hernach er folgenden Tags auch mit
dem Schwerd hingerichtet worden". Vgl. auch MAHR, Monro, S. 56f.; Denkschrift über den Ruin der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt infolge des Durchzugs, besonders durch die Kaiserlichen,
aus dem Dezember 1634; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 108ff.: „Das kaiserliche, hispanische und ligistische volk ist alles auf unsern gnädigen fürsten und herren gezogen, liegt auch dessen
noch ein namhafter anteil im land; jetzo ziehen wieder 4 regimenter hindurch, brauchen einen wunderlichen weg, nicht nach der straßen, sondern gar umschweifig nach einem circumflexu.
Wollen viel geld haben, dessen doch bei so vielfältigen, ganz grundverderblichen durchplünderungen keines vorhanden. Vieh, frucht ist alles weg; der wein, den man nicht austrinken können,
in die erde gelassen. Die besten flecken und dörfer liegen in der asch. Etlich tausend weibspersonen seind geschändet, - ja gar auch junge knaben, quod horrendum - in der schändung gar
getötet. Dem herrn kammerpräsidenten Karspach ist bei seiner lieben alten mutter begräbnis in unversehener behendigkeit eine trupp auf den hals kommen, haben 16 adeliche weibspersonen in
der trauer an der mahlzeit befunden, deren 8 sobald genotzüchtigt, eine adeliche jungfrau, so eine Schelmin von Bergen (eine einige tochter ihrer eltern) gar auf den offenen markt gelegt
und publice geschändet; 8 derselben adelichen damen seind entloffen, haben sich in ein hühnerhaus verkrochen, bis daß der sturm vorüber gewesen. Zween tag vor unsers gnädigen fürsten und
herrn wiederanlangung in dero landen ist ein jählicher einfall in dero flecken Oberrosbach [Ober-Rosbach/Kr. Friedberg; HHSD IV, S. 356f.; BW] geschehen, seind alle und jede sich darin
befindende weibsbilder (nur 4 ausgenommen) violento stupro vitiiert worden. Hin und wieder im land seind noch sehr viel weibspersonen verloren, von denen man nicht weiß, wohin sie
kommen". Sogar Reiterjungen waren an solchen Vorgängen beteiligt; BLUME; RUNZHEIMER, Gladenbach, S. 323: „2 Jungen / Reiterjungen / habenn Cuntzen heintzgenn Hansenn metgen notzüchtigen
wollen, habens uff die Erde geworffen undt das Maul zu gehalten. Sey ohngefehr 13 Jahr alt. Der Hoffmeister aber hab diese Jungen der maßen gezüchtigt, das sies nit wohl leugnen können".
Das Kriegstagebuch des Rüthener Bürgermeisters Christoph Brandis (ca. 1578-1658) über die hessische Einquartierung 1636 hält fest; CONRAD; TESKE, Sterbzeiten, S. 309f.: „Den 7ten April
geschah eine schaendliche That. Ein Soldat Namens Mathes quartirte in D-s Hause (c. Da der Name dieses Buergers noch wirklich in Ruethen existirt, so fand ich vor gut ihn hinweg zu
lassen.). Dieser Mathes hatte ihn schon vorher durch Einschlagung der Fenster, Thueren und Tischen, ja selbst durch schwere Pruegelsuppen viel molestiert [= belästigt], nun fehlte pro
coronide ceterarum crudelitatum [= als Krönung weiterer Gefühllosigkeiten] noch das schlimmste. Am 7ten Morgens, als mehrbesagter Mathes noch auf der Buehne [= dem Lagerboden] lag, rief
er herunter, man sollte ihm einen Pott voll Milch bringen oder er wollte alles zusammenhauen. D. schickt seine Tochter ein wackeres 17 Jahr altes Maedchen, ins Nachbarshaus, um welche zu
bekommen. Weil nun das Maedchen ein wenig lange ausgeblieben, hat der Mathes destomehr gelermt, bis sie endlich gekommen und ihr Vater ihr gesagt: Sie sollte es dem Soldaten hinauftragen.
Sie war iussu Patris [= auf Geheiß des Vaters] kaum heraufgekommen, als sie der Mathes zu seinem Willen haben wollte, sie wehrte sich, so gut sie konnte, und rief nach Huelfe, der Soldat
aber stak ihr die geknueffte (geballte) Faust ins Maul. Indeß hatte der Vater doch etwas davon gehoert, er eilte mit seiner Hausfrauen herauf, Mathes aber hatte die Thuer schon
zugeschallert [= zugeriegelt], und die armen Eltern mußten durch ein Loch, das Mathes schon einige Zeit zuvor in die Thuer gehauen hatte, ihr eignes Kind schaenden sehen ohne ihr helfen
zu koennen. Der Kerl hatte ihr benebens [= dabei] die rechte Brust (d. Im Original steht eine andere bloß in Westfalen uebliche Benennung.) weil es sich vermuthlich zu stark gewehrt
hatte, ganz und gar aufgerissen, so daß ein ganzes Stueck nachhero herausgefallen, und das Maegdlein ganz unmenschlich zugerichtet, unter unaufhoerlichen Schmerzen 14 Tage darauf
verstorben. Der Vater gieng heute mit mir zu dem Hauptmann, um sich wegen des mehr besagten Mathes zu beklagen; aber er gab uns trozig zur Antwort, wenn es einmal todt seye, koenne er
nicht mehr helfen. Er bestrafte auch den Mathes keinesweges, sondern ließ ihn, wie andere frei herumgehen. Der Vater ist untröstlich, und jedem dauert das arme Maegdlein, requiescat in
pace [= Möge es in Frieden ruhen !]". Die Einfügungen in eckigen Klammern stammen von den Herausgebern, in runden Klammern von dem 1. Hg. Cosmann (1789). Die Bestrafung wurde in der Tat
sehr unterschiedlich gehandhabt, vgl. etwa die Aufzeichnungen des Schmalkaldener Chronisten Pforr; WAGNER, Pforr, S. 141: „Den 22. 9br: [1636; BW] sollte ein [schwedischer; BW] cornet
gerichtet werden, weil er eine magd genotzüchtiget. Weil aber sein knegt die magd geehligt, dem er 2 pferd geben und 20 thlr in die kirchen gebüst, ist ihme das leben geschenckt worden".
WAGNER, Pforr, S. 133: „Den 27. Jan: [1635; BW] hat [ist] ein corporal von Mersinisch[en; Mercy, BW] regiment vollerweiße ins siechenhauß kommen, die arme leuht darin ubell
geschlagen und ein sichen magd genotzüchtigt. Deßwegen der cornet von hießiger compagnia hinaußgeschickt worden, den corporal dieser thatt wegen in arest zu nehmen. Weil sich aber der
corporal zur wehr gestellet, hat ihn der cornet todtgeschoßen". Vgl. auch THEIBAULT, Landfrauen, S. 32, über einen einzigen derartigen Fall in der Werra-Region. Auf Klagen bei
Kommandierenden hieß es z. T.; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 122: „es sei aus unterschiedenen regimentern kommandiert volk und unter denselben Spanier, Neapolitaner, Burgunder, Italiener
etc., die man nicht also in zaum halten könnte".Vergewaltigung gehörte auch zur üblichen Topik in zeitgenössischen Berichten oder bei Geburt unehelicher Kindern; vgl. GROßNER; HALLER, Zu
kurzem Bericht, S. 52. Im Taufregister der Kirche zu Wiesa wird als Vater eines am 7.8.1633 getauften Kindes eingetragen: „drey Soldaten", für den am folgenden Tag getauften Sohn einer
Witwe werden „zwene Soldaten" aufgeführt. Uhlig, Leidenszeiten, S. 11. SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, S. 58, die Schwängerung der Elschen Stovener, Amt Ravensberg (1631), die trotz Eides
den Verdacht nicht unbedingt ausräumt, dass der eigene Vater die Tochter geschwängert hatte: „Anno 1631, den 3ten Junij Johan Stovener mit seiner Tochter Elschen, so geschwengert,
gefenglich angenommen, und obwoll im gemeinen geschrey, alß sollte der vatter dieselbe geschwengert haben, so hatt doch die Tochter eidtlich beteuret, das ein soldate, so einen blauwen
rock angehabt, sie ubergeweltiget und sie also geschwengert. Weil dieselbige nun grob schwanger, alß ist sie biß dahin, der banden entbunden, erlaißen und hat Aloff Varenbruck und was er
an gelde alhie im lande hatt (38, 5 Rtl. bei 6 Schuldnern), zu burgen gestellett, diesergestaldt, das, wan sie ihrer weiblichen burde entbunden, sich jeder zeit widder einstellen soll.
Zeugen. Und ist g(enante)r Johan Stovener, eine urpheide zue thuen, aufferlagt, welche auch in gegenwart Jorgen Kraecks prestiert". Bei der Nonne Maria Anna Junius aus Bamberg, HÜMMER,
Bamberg, S. 222, heißt es ausdrücklich, dass sich die Schweden in der ganzen Zeit „züchtig und ehrerbittig“ verhalten hätten. Vgl. JANSSON, Soldaten und Vergewaltigung, S. 197; THEIBAULT,
Landfrauen; BERG, Administering justice; die Beschwerden der Pommern'schen Gesandten (1630); THEATRUM EUropaeum Bd. 2, S. 190, CONRAD; TESKE, Sterbzeiten, S. 309f.; HERRMANN, Aus tiefer
Not, S. 108ff. Der Schweriner Dompropst und Ratzeburger Domherr, Otto von Estorf [1566 - 29.7.1637], berichtet zu 1632; DUVE, DIARIUM BELLI BOHEMICI ET ALIARUM MEMORABILIUM 3, S. 22: „Im
Dorff Kienblad [Kühnblatt; BW] im Stift Wirtzburgk, wie ein Kais. Soldat mitt eines bauern Tochter zue grob scherzen wollen, ist Er von ihr vnd andern Weibern vbermeistert, castriret vnd
in ein Teich erseufft worden“.
[543] Strohkranz: Schandzeichen für Verräter, Narren; Zeichen des Tadels, der Schande und Entehrung.
[544] Per [Peter] Erik [Peter Erich] Andersson [Andersohn, Anderssohn, Anterson, Arendsson, Arnson, Arentsohn] [ - ], schwedischer Obrist.
[545] Siechenhaus: Oberbegriff für mittelalterliche Seuchenhospitäler wie Leprakolonien (Leprosorien) und Pesthäuser, dann auch Krankenherberge, oft mit Kapelle oder Kirche, in denen den Kranken das Abendmahl gereicht wurde.
[546] Morgenstern: Der Morgenstern war eine im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit gebräuchliche Hiebwaffe. Er war vermutlich ein Abkömmling des antiken Knüppels oder des Dreschflegels (ersteres ist wahrscheinlicher). Die klassische Ausführung bestand aus einem bis zu 50 cm langen, kräftigen Holzstab als Griff an dessen Ende der Kopf, eine schwere Eisenkugel, saß (etwa 8 bis 12 cm im Durchmesser). Diese war mit etwa 1 bis 2 cm langen Spitzen besetzt. Oft war am unteren Ende des Griffs ein Faustriemen befestigt, der verhindern sollte, dass die Waffe im Kampfgetümmel verloren ging. Die Handhabung war mit der eines Streithammers oder eines Beils zu vergleichen. Varianten, bei denen der Kopf über eine Kette mit dem Griffstück verbunden war, werden als Flegel (auch: Streitflegel) bezeichnet. Wenn der Kopf mit Klingen besetzt war, spricht man üblicherweise von einem Streitkolben. Morgensterne wurden gern im Grabenkampf in den Laufgräben eingesetzt. Die Waffen, bei denen Eisenkugeln mit Ketten an sehr kurzen Stielen befestigt sind, sind eine Erfindung des Historismus im 19. Jahrhundert. Die Verwendung eines Morgensterns galt als „unritterlich“. Der Morgenstern wurde bis in das 17. Jahrhundert hinein verwendet [wikipedia].
[547] Schlachtschwert: Schlachtschwerter wurden z. B. bei Ausfällen der Belagerten und Angriffen verwendet und galten als geeignete Waffen für den Graben- und Nahkampf, so überliefert bei den Belagerungen Kronachs 1634, Regensburgs 1634 und der Veste Coburg 1635. Gustav Adolf hatte die hinteren Reihen der Infanterie angewiesen, zunächst die Schwerter zu benutzen und erst im Nahkampf zu Pistolen zu greifen. Allerdings besaßen viele Infanteristen wegen der zu geringen Stückzahl nur Äxte oder Beile.
[548] Dr. Johann Lorenz Bausch [30.9.1605 Schweinfurt-17.11.1665 Schweinfurt], Schweinfurter Arzt. Vgl. http://www.schweinfurtfuehrer.de/persönlichkeiten/bedeutende-Bürgerinnen-und-Bürger-der-freien-reichsstadt-schweinfurt/johann-lorenz-bausch/.
[549] Carl Gustav Wrangel, Graf zu Salmis u. Sölvesberg [13.12.1613 Schloss Skokloster-25.6.1676 Schloss Spyker auf Rügen], schwedischer Feldmarschall.
[550] Konstabel: Geschützmeister (Schütze), Kriegshandwerker, der auch für schwere Festungs- und Belagerungsartillerie Rohre und Geschosse herstellte. Er musste Richten und Laden, Instandhaltung und Reparatur beherrschen. Stückgießer und Büchsenschmiede wie Pulvermacher arbeiteten unter seiner Anleitung. Gut bezahlte Büchsenmeister nahmen an Kriegszügen teil und genossen eine bessere Verpflegung als Soldaten. Der Büchsenmeister unterstand dem Zeugmeister, der sie auch anwarb, im Gefecht hatte der (General)Feldzeugmeister den Befehl. => Büchsenmeister.
[552] Mörser, Mortier (frz.): Steilfeuergeschütz zum Werfen von Brand- oder Sprengkugeln (Bomben) mit einem Kugelgewicht zwischen 25 Pfund (1/16 Mörser) und mehreren Zentnern (ganzer Mörser, Kaliber 5-15 Zoll).
[553] Generalmajor: Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant.
[554] Robert Douglas [Duclas, der Lebhafte; Duglaß, Duclas] of Whittinghame, Freiherr [1651], Graf [1654] [17.3.1611 Standingstone/Schottland-28.5.1662 Stockholm], schwedischer Obrist, Generalleutnant. Vgl. MURDOCH, SSNE ID: 2378 (dort wie immer weiterführende Literatur); BERG; LAGERCRANTZ, Scots in Schweden; MAIDMENT, Collection, S. 331ff.
[555] Per [Peter] Erik [Peter Erich] Andersson [Andersohn, Anderssohn, Anterson, Arendsson, Arnson, Arentsohn] [ - ], schwedischer Obrist.
[556] Rittmeister (Capitaine de Cavallerie): Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte, bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.
[560] Christoph v. Steinaecker [Steinecker, Steinacker, Steindecker] [1612-1671], schwedischer Obrist. http://www.schweinfurtfuehrer.de/persoenlichkeiten/militaerische-personen-des-30-jaehrigen-krieges-in-schweinfurt/steinaecker-christoph-von/.
[561] Cornet: „bei den soldaten ist das cornet dasjenige zeichen, so die helden bei frewd und mut erhaltet, darnach sie alle sehen, und wo dieses verloren, so ist herz und mut und die ganze compagni, das ganze regiment, das feld verloren. Philand. 2, 327“ [DWB].
[562] Fahne: Fahne einer Kompanie; metonymisch die ganze Kompanie. Als Feldzeichen war die Fahne zur Unterscheidung von Freund und Feind unverzichtbar, da es im Dreißigjährigen Krieg kaum einheitliche Uniformen gab. Sieg und Niederlage wurden nach der Zahl der eroberten und verlorenen Fahnen ermittelt. Die Fahne wurde geradezu kultisch verehrt, Soldaten legten ihren Eid auf die Fahne, nicht auf den Kriegsherrn ab. BRNARDÍC, Imperial Armies 1, S. 38ff.
[564] Desertion: Auf die unerlaubte Entfernung vom Regiment stand in den Kriegsartikeln die Todesstrafe, die nur nicht verhängt wurde, wenn Bedarf an Soldaten herrschte. JÜRGENS, Chronik, S. 514 (für Hannover): „Den 11. Aprilis [1633; BW] ist ein Königsmarkischer Soldate, so entlaufen, und hie unter Caspar von Lühden Stadt-Companien angetroffen, vor Linden bey dem Galgen stigmatisiret und das rechte Ohr abgeschnitten durch unsern Nachrichter Meister David“. Vgl. WINTER, Möser, S. 19f.: „Den 21. März [1628] läßt Hauptmann Föckler einen Reiter, so bei dem Merodischen Regiment, und einen Soldaten, so unter Hauptmann Kestgens, und einen, so unter seiner Compagnie ausgerissen, henken an die Justiz auf dem Markte. Den 2. April aber hat er einem Corporal zu Roß den Kopf, auch der Ursache halben abschlagen lassen". JORDAN, Mühlhausen, S. 90f., für 1637: „Den 31. März [10.4.; BW] ist der Oberst Spork mit seinen Völkern allhier vor die Stadt gekommen, hat Quartier begehret und daneben angedeutet, wie ihm Nordhausen auch assignirt worden; des andern Tages ist er wieder von hier nach Nordhausen gezogen. Den 4. [14.; BW] April ist er wieder mit etlichen Völkern zurückgekommen und hat sich mit denselben hier einquartiret und seinen Werbeplatz hier gehabt, hat auch viel Volk geworben, wie denn die Eichsfelder und andere benachbarte häufig zuliefen und Dienst nahmen, nur daß sie ins Quartier kamen und die Leute aufzehren konnte. Viele trieb auch der Hunger. Als es aber ans Marchiren gehen sollte, so wurde aus dem Marchiren ein Desertieren". Teilweise ließ man Deserteure um ihr Leben würfeln; DOLZ, Versuch, S. 298; JÜRGENS, Chronik, S. 525. Zur Desertion trug auch die Praxis bei, untergesteckte Söldner „zue disem sturmb, wie andere mehr, wider wüllen [...] vornen an die spüz" als Kugelfang zu stellen, wie ein kaiserlicher Soldat, der bei der Belagerung Überlingens 1634 verletzt wurde, nach Mitteilung Bürsters über seine Dienste nach der zwangsweisen Untersteckung unter die schwedische Armee berichtete; WEECH, Bürster, S. 67. Vgl. KAISER, Ausreißer; KAISER, Lebenswelt der Söldner. Das bayerische Memorial vom 16.4.1643 [Bayerisches Hauptstaatsarchiv Kurbayern Äußeres Archiv 2763, fol. 23, Punkt 9] bestimmte, dass, wenn ein Neugeworbener ausreiße, sofort nachzuforschen sei, welche besonderen Kennzeichen er habe; diese seien alsbald zu notieren. Wenn trotzdem einer nicht mehr aufgefunden werde, so solle sein Namen an den Galgen geschlagen, und wenn er Handwerker sei, ein solches den Zünften alsbald zu notifizieren sei, damit dergleichen meineidige Gesellen über kurz oder lang von Handwerks wegen aufgeschrieben und zur Strafe gezogen werden könnten. Dies sei den Neugeworbenen, insbesondere den Handwerksgesellen, schon bei der Neuwerbung und Eidesleistung zu eröffnen. DAMBOER, Krise, S. 264f. William Crowne [1617 - 1682], Lordsekretär, Offizier, Mitglied des Parlaments und 1636 Reisebegleiter des Thomas Lord Howard, Earl of Arundel and Surrey, berichtet über die Kämpfe Gustav II. Adolfs an der Alten Veste bei Zirndorf: „Der König von Schweden hatte hier drei seiner Soldaten für den Mord an zweien seiner Kommandanten und das Überlaufen zum Feind pfählen [im Original „set upon poles alive"] lassen. Nachdem die Schlacht ausgefochten war, hatte man die Soldaten gefangen genommen und hingerichtet“. RITTER; KEIL (Hgg.), William Crowne, S. 36. Am 28.4.1628 „gab ein Deserteur vor seiner Hinrichtung als Grund für seine Fahnenflucht Überdruß an dem gottlosen Leben der Soldaten an“. WIEGANDT, Wismar, S. 23f. Der Benediktinerabt von St. Georgen im Schwarzwald, Georg Gaisser [1595-1655] berichtet unter 1634; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 569: „Einer von unsern Besatzungstruppen verleitete nach gefaßtem Fluchtplan einen andern zur Teilnahme an dem Verbrechen. Dieser verspricht sich zu beteiligen, eröffnet aber die Sache einigen, während er selbst den morgens Fluchtbereiten, als ob er selbst dazu bereit wäre, begleitet. Die Eingeweihten aber erheben sich aus den Verstecken, andere aber reißen Pferde von der Weide an sich, nehmen die Verfolgung auf, und nachdem sie dem des Fluchtverbrechens Schuldigen vergeblich mit den Schwertern zu Leibe gerückt waren (solche Hiebfestigkeit hatten (ihm) die Zaubermittel verliehen, erschlagen sie ihn mit Prügeln. Dies erschien einigen grausam, weil seine bei demselben Fluchtplan ertappte Frau nach dem Frühstück, von den Soldaten einige Male angeschossen, sterben musste. Milder verfuhr man mit den Töchtern, die man in die Verbannung trieb“. Auch mehrfache Desertion wurden hart bestraft; RICHTER, Historische Nachricht, S. 174 (Chemnitz 1633): „Den 19. Jan. ist ein Schottländischer Soldat, so dreymahl vom Regiment entlauffen, an die Justitz aufn Marckte aufgehencket worden“. Aus Meiningen wird 1646 berichtet, GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 274: „Eben in diesem Monat [August 1646; BW] sind drey Mußquetirer von hiesiger Qvarnison über die Stadt-Mauern hinaus gestiegen, und hinweg gelauffen, aber bey Walldorff wieder vertappt, nieder geschossen, tod herein gebracht, und in der Hocker-Gassen auff dem Graben, an einem auffgerichten Schnapt-Galgen gehängt worden“. Die Desertionsquote unter den Belagerern vor Bergen-op-Zoom soll sehr hoch gewesen sein. Im Juli lagen noch 20.600 Mann vor Bergen; im Oktober waren es noch 13.200. Insgesamt betrugen die Verluste der Belagerer ca. 40 %; davon waren mehr als ein Drittel Desertierte.
[566] Tross: Der Tross war der gesamte Begleitzug eines Heeres (ohne Anspruch auf Verpflegungsrationen) und bildete sich, neben den Offiziers- und Soldatenfamilien, aus Dienstpersonal, Feldpredigern, Feldchirurgen, Feldschern (vgl. s. v.), „Zigeunern“ als Kundschaftern und Heilkundigen, Köchen und Handwerkern, Händler/innen und Marketender/innen, Invaliden und Entwurzelten, Glaubensflüchtlingen, Soldatenwitwen und Kriegswaisen, Hunger leidenden Zivilisten und Bauern, Gefangenen, behördlicher Strafverfolgung Entflohenen und zum Dienst bei der Artillerie verurteilten Straftätern sowie Gauklern, Wahrsagern und in 4 Klassen eingeteilte Prostituierten („Mätressen“, „Concubinen“, „Metzen“ und „Huren“). Der schwer bewegliche Tross („Geschlaif und Geschlepp“: Bezeichnung aus Württemberg; SIEBER, Oberamt Besigheim, S. 43) und die ambulante Lagergesellschaft waren z. T. doppelt bis viermal so groß wie das Heer, dem er folgte, und war somit zahlenmäßig größer als eine Großstadt wie etwa Köln. Der Aufwand für die eigenen Bedürfnisse Erzherzog Leopold Wilhelms und seinen Hofstaat scheint ziemlich groß gewesen zu sein. HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 230: „Bei dem Durchzug durch Heilbronn am 10. Oktober [1645; BW] hatte das Heer Leopolds so viel Troß bei sich, daß ‚2 Tage lang eine Kutsche ein Wagen, ein Troß auf den anderen folgte, und das Gesindel so zahlreich war, wie man es noch bei keinem Heere gesehen hatte' ". Während zu Anfang des Krieges der Tross etwa 30 % größer war als die kämpfende Truppe, war er am Kriegsende nach Aussage des bayerischen Feldmarschalls Gronsfeld unkontrollierbar angewachsen. Er erinnerte daran, dass man „in disen beiden armaden sicherlich über 180 000 seelen hat, welche, es sein gleich jungen, fuhrknecht, weiber und künder, doch alle sowoll alß soldaten leben müssen. Nun werden die beeden armaden ungefähr uf 40 000 mann proviantirt, und mehrer nicht, alß ein mensch in 24 stundt nöthig hat. Wie nun die übrige 140 000 menschen leben können, wan sie nicht hin und her ein stuckh brott suchen thun, solches ist über meinen verstandt“. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2961, fol. 29 (Ausfertigung): Gronsfeld an Maximilian I. von Bayern, Thierhaupten, 1648 III 31. In der Werbeinstruktion (1639 VII 04; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2624, fol. 4-5) war bestimmt worden, dass „taugliche knecht und nit solche, wie zum theil bei vorigen werbungen geschehen, geworben werden, die mit zu villen kindern beladen und sich allein wegen der quartier underhalten lassen, khonfftig aber wanns zum veldzug khombt, wider dauongehn, also werb: und lifergelt umb sonst angewendt wirdet“. Zum Teil wurden sogar Schiffsbrücken im Tross mitgeführt. Zudem unterlag der gesamte Tross der Militärjustiz, vgl. GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 35 (1633): „Haben 4 von dem Troß ins Feuer geworfen, wie man denn nach geschehenem Brand 2 Köpf, etliche Finger und einen halben gebratenen Menschen noch übrig gefunden“.Zur „Lagergesellschaft“ vgl. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“, S. 279-296; LANGER, Hortus, S. 96ff.; WAGNER, Ars Belli Gerendi. In Notsituationen wurden Trossangehörige, wenn auch erfolglos, als Kombatanten eingesetzt; BRNARDIC, Imperial Armies 1, S.19.
[568] Peter Melander Graf v. Holzappel [8.2.1589 Niederhadamar-17.5.1648 Augsburg], hessen-kasselischer, kaiserlicher Feldmarschall.
[578] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten Hofkriegsratsprotokolle 296, fol. 237.
[581] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 261. Vgl. auch Staatsarchiv Würzburg Misc. 6501 (Original): Wilhelm v. Metternich an Anselm Kasimir, Königswerth, 1647 IV 20: Nach dem Bericht eines Kornetts vom 16.4. sei Lodron zur Generalität geschickt worden, um zu berichten, wie Schweinfurt zum Frieden komme. Der Akkord wurde zum größten Befremden des kaiserlichen Stabes trotz der in der Stadt einquartierten drei Regimenter (nach MÜHLICH; HAHN, Chronik, 3. Bd., S. 623, waren es im März 1647 1.377 Soldaten, 1.630 Pferde, 492 Weibspersonen u. Kinder, 489 Knechte u. Jungen) abgeschlossen; KOCH, Dt. Reich II, S. 319.
Hier ein handgeschriebener Brief Lodrons, der sich über unbekannte hochstehende Personen echauffiert, die wohl nicht seinen Wünschen entsprachen.
Der Text des handgeschriebenen Briefs:
Woledel, Gestreng, Edel, Ehrnvest, Hochachtbar undt Hochgelehrte,
Insbesonders hochgeehrte Herren, Derselbe Schreiben ist mir durch reportanten zu recht eingeliffert worden, und weilen ich nicht zweiffle, dass mein Jüngstes unterm dato den 2. Decembris an Sie abgelassenes Schreiben, neben dem Copeylichen Inschluss Ihrer hochErtzfrl: Durchl: meines gnädigsten Herrn und Generalissimis an mich ergangenen gnädigsten Befelchs, Ihnen gleicher gestalt werde eingeantwortet sein, Alss kan ich mich nicht genugsamb verwundern, ds dieselben noch darüber so opiniatrisch undt widsetzlich sich erweysen: Erinnere Sie aber hiermit zum überfluss, dass Sie, obhöchst gedacht Ihre HochErtzfürstl:Durchl: gnädigster Inention ein völlig genüeg zu praestirn, nicht allein alsobalden undt angesicht dieses, Ihren Vollmächtigen alhero abschicken, sondn auch Ihre schuldige Gelter, vermög getroffener Abrede in Continenti liffern lassen, dann widrigenfalls Sie sich gewiss zu versichern, dasss Ich ess an Ihnen dergestalt suchen werde, dass Sie ins Künfftige genug darüber zu lamentirn haben werden; auch über diss solche Ihres Ihres gnl:fürsten undt herrn sowol alss Ihre gantz unverantwortliche Widersetzlichkeit an die Röm:Kays:Mays: undt Ihre hochEtzfrl:Durchl: fernerweit dergestalt berichten, dass Sie ess mit allergrösstem Ihrem schaden undt ungelegenheit erfahren undt inne werden sollen, verplebe sonsten
Meiner hochgeehrten Herren
Schweinfurt, den 7.xbris,
AO: 1646 ./. LODRON
Bitte vergrößern!
Die vorstehende Radierung bezüglich der Belagerung und Eroberung Schweinfurts durch die schwedischen Truppen des Carl Gustav Wrangel zeigt neben den schwedischen Stellungen auch den Ausfall der Reiterei des Grafen Lodron vor dem Brückentor, bezeichnet als "Kays. Ausfall" (untere Bildmitte).
Ein Schreiben des Grafen Lodron vom 15. Dezember 1645:
Hier die Transkription:
Dem hoch- und wohlgeborenen Herrn, Herrn Georg Fridrichen, Grafen und Herrn zu Castell etc. meinem insonders hochgeehrten Herrn
Rüdenhausen
Hoch- und wohlgeborener Graf, insonders hochgeehrter Herr.
Was Euer Liebden durch dero Abgeordnete an mich gelangen lassen, das habe ich mit mehrerm wohlvernommen. Habe hierauf nit unterlassen denenselben [Abgeordneten] solche Mittel an die Hand zu
geben, daß hoffentlich Euer Liebden content sein, allermaßen besagte beede Abgeordnete referieren werden. Womit sonsten meinem hochgeehrten Herrn Grafen ich angenehme Dienste würd erweisen
können, [dazu] hat er mich jederzeit willig. Inmaßen dann ohne das bin und verbleib
Euer Liebden dienstwilligster Knecht
Lodron
Schweinfurt, den 15. Dezember 1645
Hier ein weiteres Originalschreiben von Lodron vom 16.März 1647, also ca. 5 Wochen vor der Übergabe der Stadt Schweinfurt an die schwedischen Truppen unter Führung von Carl Gustav
Wrangel.
Es handelt sich um ein Schreiben Lodrons an Georg Friedrich Graf v. Castell-Rüdenhausen [21.8.1600 Rüdenhausen-29.3.1653 Rüdenhausen], betreffend die Einquartierung von kaiserlichen
Truppen, befohlen durch Gallas und Holzappel, in dessen Grafschaft und die Aufforderung, einen Bevollmächtigten zu Verhandlungen nach Schweinfurt zu schicken.
Eine merkwürdige Mischung aus Schmeicheln und Drohen.....
Den genauen Text lesen Sie unten
Dem hochwohlgeborenen Grafen und Herrn, Herrn Georg Friedrich Graf zu Castell etc. meinem insonders hochgeehrten Herrn
Rüdenhausen
Hochwohlgeborener Graf,
demnach im Namen der Römisch Kaiserlichen Majestät von ihrer Exzellenz Herrn Generalleutnant Grafen von Gallas, wie auch Herrn Generalfeldmarschall Grafen von Holzapfel, ich Order bekommen
[habe], mit etlichen Regimentern zu Pferd, neben dem meinigen [Regiment], in Franken mich zu setzen, und aber die löbliche Grafschaft Castell und dero Zughörige zum Unterhalt derselben mir
assigniert und angewiesen worden [sind], als habe [ich] solches Euer Liebden hiermit zu dem Ende zu notifizieren nicht unterlassen wollen, dass die Anordnung möge verfüget werden, jemanden mit
Vollmacht allhero zuschicken, mit dem sich diesfalls ordentlich verglichen werden könnte, und ich nicht Ursache hätte, meiner inhabenden scharfen Order gemäß, solches mit anderen unbeliebten
Mitteln zu suchen. Verbleibe nächst Empfehlung göttlicher Gnadenbewahrung
meines hochgeehrten Herrn Grafen
dienstwilligster Diener
Lodron
Schweinfurt, den 16. März 1647
Zum geschichtlichen Hintergrund:
Auszug aus der Chronik der Stadt Schweinfurt von Mühlich und Hahn betreffend das Jahr 1642 - 1647:
1642
Der Lodronische Oberstlieutnant, Robert Chrichton , ein Schotte, schickte am 18. Dezember1642 eine Ordre, die er vom General Hatzfeld erhalten hatte, an den hiesigen Kommandanten, worin
stand, dass er sich mit seinem Regiment, welches zu Kitzingen und Haßfurt lag, nach Schweinfurt begeben und da einquartiert werden sollte.
Zugleich ließ er dabei ein bischöflich-würzburgisches Schreiben aufweisen, worin ihm angezeigt wurde, dass er sich mit seinem Regiment in die hiesige Stadt marschieren und die drei
Königseckischen Kompanien Reiter auch mit dahin nehmen sollte. Der Kommandant ließ sie aber an diesem Tage nicht ein, besonders auch deswegen, weil sie die Anzahl ihrer Mannschaft nicht angeben
wollten.
Und doch kamen die Lodronischen am 17. Dezember von Sennfeld herein, welchen bald darauf die zu Haßfurt gelegenen folgten. Die Anzahl der gemeinen Soldaten war zwar gering; aber die der
Offiziere desto größer. Sie hatten eine große Menge Weiber bei sich und 40 Pferde, auch wurden sie ohne Verpflegung einquartiert.
Kaum waren diese hier angelangt, so kam schon ein Königseckischer Trompeter in die Stadt, zeigte eine Ordre auf, welche der Bischof zu Würzburg seinem Oberstlieutnant, sich in Schweinfurt mit
seinen Reitern einquartieren zu lassen, gegeben hatte, diese Soldaten waren bereits zu Gochsheim angekommen. Weil aber der Befehl nur von dem Bischof und nicht von dem General Hatzfeld war, ließ
sie der Kommandant nicht herein.
Der Bischof versprach, die Lodronischen zu verpflegen. Deswegen schrieb der Kaiser an den hiesigen Kommandanten: Dass der Bischof zu Würzburg nicht nur für Lebensmittel sorgen, und die Völker
, welche hereingelegt würden, verpflegen wollte,sondern es sollten auch Würzburgische Räte (schon war ein Logis für sie bestellt) hierher kommen. Weil nun aber dieses nicht geschah, wurden Dr.
Höfel und Martin Geißler zum Bischof und Johann Zimmermann zu dem General hatzfeld geschickt.
Der Oberstlieutnant Crichton wollte 2 Quartiere haben, eines als Oberstlieutnant und das andere als Hauptmann, er spannte auch das Servis sehr hoch, welches man ihm an Geld bezahlen sollte;
aber weder das eine noch das andere wurde ihm bewilligt.
Die Königseckischen Reiter kamen am 18. Dezember wieder an das Tor; aber sie wurden von dem Kommandanten, der vom General Hatzfeld Ordre hatte, sie nicht eher einzunehmen, bis der Feind
bereits vor der Stadt wäre, nicht eingelassen.
In der Stadt wurden jetzt alle Fremde und Eingeflüchtete mit ihrem Vieh, Getreide usw. aufgeschrieben.
Die Königseckischen Reiter, 150 Pferde stark, kamen doch am 20. Dezember herein. Diesen band ihr Oberstlieutnant Wolbaum auf dem Markt scharf ein, dass sie sich gut und so verhalten und
betragen sollten, damit ja keine Klage gegen sie einliefe.
Sie wurden darauf ohne Verpflegung einquartiert; führten sich aber in ihren Quartieren sehr schlecht auf, schlugen die Leute, pressten ihnen Essen, Trinken und Futter ab, da man ihnen doch
nichts zu geben schuldig war.
D. Höfel, Martin Geißler und Johann Zimmermann, welcher letztere den General Hatzfeld nicht angetroffen hatte, kamen von Würzburg wieder zurück. Der Bischof bewilligte die Verpflegung der
Reiter, auch der Gallasischen und Lodronischen, die auf dem Land Fourage (Pferdefutter) holen sollten, und sagte dabei: Die Stadt sollte aber auch das Ihrige tun und den Hatzfeldischen den
Kommiss (Heeresvorrat) geben, womit sie sich müssten begnügen lassen. Den andern hier liegenden Soldaten waren gewisse Dörfer im Bistum angewiesen, woher sie ihre Verpflegung erheben sollten,
wenn sie nicht von dem Feind besetzt würden.
In dieser Nacht blieben die meisten Offiziere und Soldaten wegen des Feindes in Bereitschaft.
Jeder Hauptmann behielt seine Kompanie bei sich in seinem Quartier, welches ihnen leicht möglich war, da die meisten Kompanien aus 6, 7, 8, höchstens 12 Soldaten bestanden.
Auch wurden die Posten ausgeteilt, den vom Obertor bis zum Spitaltor erhielt der Oberstlieutnant, und den vom Obertor bis zum Mühltor der Oberstwachtmeister.
Weil aber der Kommandant Weitz und die übrigen Offiziere meinten, dass noch zu wenig Volk in der Stadt wäre, um sich mit Vorteil gegen den Feind wehren zu können, wenn er sich der Stadt
nähern sollte, so wollten sie sehen, wie stark die Bürgerschaft wäre. Der Rat ließ also die Bürger am 21. Dezember auf dem Rossmarkt unter 2 Fahnen versammeln - bei 400 Mann stark - und vor das
Haus des Kommandanten führen. Nun trat er mit seinen Offizieren und mit etlichen Abgeordneten des Rats hinzu, lobte die Treue und guten Dienste der Bürger und fragte sie: Ob sie mit ihm und
seinen Soldaten Leib und Leben, Ehre und Gut daran setzen wollten, wenn der Feind sich der Stadt zu bemächtigen Willens wäre? Daraf sie alle mit JA antworteten, aber hinzusetzten, wenn die
Soldaten die Bürger so hielten, dass sie bleiben könnten. Der Kommandant und die Offiziere verspachen ihnen gutes Regiment zu halten.
Indessen wurde an den Befestigungswerken mit der größten Tätigkeit gearbeitet, die sich hierher geflüchteten Bauern mussten fronen und Dörner herbei führen, welche man zwischen die Palisaden
steckte.
Unsere Reiter brachten am 23. Dezember zwanzig Fouragirpferde ein, welche sie den Weimarischen zu Wasserlosen abgenommen hatten.
Da nun die Stadt eine sehr große und drückende Lastauf dem Halse liegen hatte, so wurden auch die Ratsherren, Pfarrer, Schuldiener und Doktoren, die keine wirkliche Einquartierung vorher
bekommen hatten, um der Bürgerschaft nur in etwas Erleichterung zu verschaffen, mit Soldaten belegt.
Die Pfarrer gaben eine freiwillige Beisteuer. So belegte man auch die Dorfschaften, die ihre besten Sachen hierher geführt hatten, mit einem wöchentlichen Beitrag an Hafer, Heu, Korn und
Fleisch; weswegen sich der Bischof zu Würzburg in einem Schreiben an den Rat beschwerte, und dabei drohte, sich zweifach an der Stadt wieder zu erholen.
Johann Merck, reichsvogt, starb am 30. Dezember, worauf den 7. Januar 1643 Jonas Wehner, Senior im
Sechserrat an dessen Stelle erwählt wurde. Der Kaiser konfirmierte ihn am 30. März und der Agent der Stadt zu Wien, Pistorius, legte an Wehners Stelle die Pflicht ab.
Des Reichsvogts jährliche Bestallung war 50 Gulden an Geld, 8 Eimer wein und 3 Malter Korn.
Die Ziegelhütte vor der Stadt wurde an dem alten Ort wieder aufgebaut. In diesem Jahr musste die Bürgerschaft 8 Steuern geben.
Einem Kaiserlichen Hatschierer (Trabant, der Bütteldienste verrichtete) wurden für erlangte und angewiesene reiche Pfründe im Spital allhier dies Jahr 40 Gulden und im Jahr 1643 wieder 40
Gulden, also 80 Gulden für 100 Rheinische Gulden zu gänzlicher Abkaufung erlegt und bezahlt.
Oberbürgermeister: Georg Billing - Johann Hermann - Johann Glock - Georg Wohlfahrt
Unterbürgermeister: Johann Zimmermann Gregorii - Caspar Albert Biti - Balthasar Küffner Crucis - Augustin Thein Luciä
Einnehmer: Johann Hermann, Johann Volpert Eber, Martin Geißler.
Spitalpfleger: Johann Hermann, Johann Zimmermann
Keller: Tobias Meng
200, worunter zwei uneheliche waren, wurden getauft, 47 Paar getrauet und 99 begraben.
1643
Die Lodronischen begehrten am 2. Januar die Verpflegung von hiesiger Stadt, welche hernach die Reiter und endlich die Gallasischen auch forderten.
Dreißig Mann von den Lodronischen marschierten am 3. Januar nach Gerolzhofen; aber die große Menge von Offizieren blieb hier; auch durften die Abziehenden ihre Weiber nicht mitnehmen, sondern
mussten sie hier zurück lassen.
Der Bischof von Würzburg schreib am 9. Januar an den hiesigen Rat: Wenn man die Gallasischen verpflegen wollte, so wäre er bereit, es dahin zu bringen, dass die Reiter abgeführt
würden.
Man hatte aber hier schon Nachricht erhalten, dass die Reiter in kurzen abmarschieren würden, und am 11. Januar zogen sie wirklich ab. Sie nahmen im Amt Trimberg, welches ihnen die
Verpflegung geben sollte, 14 Ochsen, 14 Kühe und 1 Pferd mit.
Auch die Hatzfeldischen zogen ab, die Stadt musste dem Oberwachtmeister Ley 200 Taler geben. Er forderte 1300 Rheinische Gulden, welche ihm die Stadt, von dem Tag seiner erhaltenen Ordre an,
da er aus dem Kölnischen aufgebrochen ist, und für die 10 oder 11 Tage, an welchen seine Soldaten keinen Kommiss erhalten hatten, da doch jeder Wirt seinem Soldaten zu Essen und zu Trinken geben
musste, schuldig sein sollte. Endlich kam es doch, wie schon gesagt, auf 200 Taler.
An dem nämlichen Tag kam ein Fähnrich von Würzburg hierher und brachte im Namen des Bischofs an: Wenn man die Lodronischen verpflegen wollte, sollten die Gallasischen auch abgeführt werden;
welche aber schon am 12. abmarschierten.
Der Bischof von Würzburg schrieb an den hiesigen Rat; General Hatzfeld habe Befehl gegeben, dass das Lodronische Regiment in Schweinfurt liegen bleiben und die Stadt dasselbe, gleich dem
Hatzfeldischen, verpflegen sollte. Dazu wollte man sich aber nicht verstehen, ob es gleich der Oberlieutnant selbst begehrte und seinen Soldaten sagen ließ: Sie sollten sich von ihren Wirten
besser als zuvor traktieren lassen; auch die Offiziere wollten den Bürgern die Verpflegung abnötigen, sie stachen ihnen die Hühner tot, ließen sie für sich braten, und taten ihnen mehrere
Drangsale mit vielem unnötigen Holz- und Licht-Verbrennen an.
Comte de Suys, welcher zu Erfurt in Schwedischer Gefangenschaft lag, schickte von da aus einen Boten mit einem Schreiben an den hiesigen Rat, und begehrte auf Abschlag seiner Forderung an die
Stadt eine gewisse Summe Geldes ihm durch wechsel zu übermachen. Da man ihm aber keinen Heller schuldig war, so gestand man ihm auch nichts zu und schickte den Boten wieder ab.
Die Lodronischen wollten noch immer verpflegt sein, obgleich der Oberstlieutnant selbst bekennen musste, dass es die Stadt nicht schuldig wäre, und zumal da es ihr auch zu schwer fiele; aber
er wüsste nicht, weil ihm der Bischof nichts mehr geben wollte, wovon er und seine Soldaten leben sollten. Er schickte daher nochmals seinen Regimentsquartiermeister der Verpflegung wegen an den
Bischof, auch der Rat schrieb an denselben und erhielt folgende Antwort: Er könnte unsere Garnison nicht verpflegen, und dem Oberstlieutnant schrieb er: Er könnte seine Soldaten nicht verpflegen,
da sie besonders in einem andern Ort lägen. Würde aber seine Kaiserliche Majestät sie austeilen, so wollte er seinen Teil daran tragen.
Weil nun der Bischof gar nichts tun wollte, der doch diese Soldaten ins Land gebracht hatte, so ließ der Rat dem Oberstlieutnant sagen: Man wäre nicht mehr gesonnen, ihn und seine Soldaten zu
vrepflegen, man bäte ihn also, die Speisung der Soldaten bei den Bürgern abzuschaffen. Inzwischen wurde ihm zuweilen etwas an Fleisch, Wein und Hafer verehrt.
Der General-Kommisariats-Verweser schreib an den hiesigen Kommandanten: De Wille Sr. Kaiserlichen Majestät wäre nicht, die Stadt Schweinfurt ruinieren zu lassen, deswegen sollten die anderen
Kreisstände sowohl an der Verpflegung der Garnison, als des Lodronischen Regiments, eine Behilfe tun.
Der Bischof schrieb wieder, er könne sie nicht verpflegen; doch würde es ihm nicht zuwider sein, wenn der Rat etliche Abgeordnete zu ihm schickte, mit welchen er eine mündliche Unterhaltung
pflegen könnte.
Weil nun der Oberlieutnant wohl einsah, was Beyerleins Wille sei, schickte er seinen Regimentsquartiermeister wieder nach Würzburg, und der Stadtschreiber wurde von E. Rath an die
ausschreibenden Fürsten geschickt.
Der Stadtschreiber kam den 10. Februar von den ausschreibenden Fürsten wieder hierher mit der guten Vertröstung auf den Kreistag, der den 15. März zu Bamberg sollte gehalten werden. Indessen
erboten sie sich, weil die Last für die Stadt zu groß wäre, auch der Bischof zu Würzburg die 4 Regimenter zur Verteidigung seines Landes begehrt hätte, an ihn der Stadt wegen zu
schreiben.
Der Regimentsquartiermeister kam den 12. Februar von Würzburg, ohne etwas ausgerichtet zu haben, zurück, wo er 4 Tage aufgehalten wurde.
Der Rat ordnete am 12. Februar Dr. Höfel und
Alexander
Pfister nach Würzburg zu dem Bischof ab, um sich mit demselben der Verpflegung wegen zu unterreden. Ob nun gleich der Bischof ein Bedauern mit der Stadt hatte, oder sich wenigstens so
stellte, als ob er es hätte, so wollte er sich doch zu nichts verstehen, und berief sich auf den künftigen Kreistag. Er schrieb indessen an den Oberstlieutnant: Dass er sich, weil es der Stadt zu
schwer fiele, und sie es auch nicht schuldig wäre, der Verpflegung wegen an den Kreis halten sollte. Der Oberstlieutnant schrieb auch deswegen an die ausschreibenden Fürsten.
Der Kommandant Wietz schickte am 14. Februar den Hauptmann Haas zum General-Kommissär Beierlein, ohne Zweifel wegen der 90 Gulden, die ihm die Stadt vorher gutwillig über die 200 Gulden
gegeben hatte; ihm aber hernach von Beierlein abgekürzt wurden. Und weil an eben diesem Tag ein Kaiserliches Schreiben an Beierlein der Stadt wegen angekommen war, wurde Johann Erhard Heberer
noch an diesem Tag, um den Hauptmann Haas zuvor zu kommen, auch dahin, nebst einer Verehrung von 50 Talern, mit demselben Schreiben vom Rat abgeordnet.
Heberer kam von Speyer, wo er Beierlein angetroffen hatte, am 25. Februar wieder hierher, und brachte mehrere Schreiben für die Stadt mit an den Kaiser, an die ausschreibenden Fürsten und an
den hiesigen Kommandanten - und hoch wurde der Stadt in keinem Stück geholfen.
Weil der Hauptmann Haas den Kommisär Beierlein in Heilbronn nicht angetroffen hatte, kam er unverrichteter Sache wieder zurück.
Dem Oberstlieutnant wurde die Verpflegung seiner Soldaten am 15. Februar von E. Rath aufgesagt. Er erwiderte hierauf: Er wisse wohl, dass die Verpflegung der Stadt beschwerlich falle, er
könne ihr auch dieselbe nicht zumuten; abr er dürfe doch auch nicht ohne Ordre seines Generals von hier abziehen, er wisse also nicht, wie er die Seinigen erhalten sollte, er hoffe also, die
Stadt werde das Ihrige noch ferner tun, er wolle hingegen so gutes Regiment halten, dass man ihm zufrieden sein würde.
Vier Lodronische Soldaten brachen am 17. Februar um 9 Uhr in die Mang auf dem Rossmarkt ein und wollten stehlen. Die Leute im Haus wurden es gewahr und gingen auf die Diebe los, diese wehrten
sich mit bloßen Degen, dann mit Steinwerfen und rissen aus: Der Oberstlieutnant bestrafte sie am anderen Tag so: Er ließ sie etliche Stunden auf dem Esel reiten und dann Doppelhacken tragen. Eine
grausame Strafe!
Der Oberstlieutnant Frankenstein kam von Würzburg hierher und stieg bei dem Oberstlieutnant Crichton ab. Während der Mahlzeit musste der hiesige Kommandant tapfer bei ihnen über die Zunge
springen (sich verstellen), welches er wieder erfuhr.
Dieser ließ unter allen Toren befehlen, den Frankenstein nicht hinauszulassen. Indessen kommt ein besoffener Lodronischer Fähnrich vor die Hauptwache, schalt die Bürger Schelme und Rebellen;
da es aber der damals kommandierende Korporal der Wache widersprach, zog der Fähnrich von Leder und wollte ihn über den Haufen stoßen; allein die Bürger verstanden dieses unrecht, schlugen ihm
die Haut voll und schleppten ihn in Arrest. Am 21. und 22. Februar blieben die Tore verschlossen, auch ließ der Kommandant solchen Schimpf durch 2 Offiziere beidem Oberstlieutnant Crichton
besprechen:
Ob er ihm, als Komamndanten, gehorchen wolle oder nicht? Ob er das schlechte Betragen seines Fähnrichs strafen wolle? Er versprach, alles zu tun. Hierauf wurden auf dem Rathaus, im Beisein
des Regiments-Schultheißen, die Bürger und Soldaten abgehört und über den arretierten Fähnrich Standrecht gehalten; Frankenstein aber musste durch 2 Offiziere Abbitte tun.
Der Amtskeller von Stadtlauringen (Stadt Lauringen) ließ am 23. Februar einen Übeltäter auf einem Karren, ohne es beim Rat anzumelden, durch die Stadt nach Würzburg führen.
Als er hernach vom Rat zur Rede gestellt wurde, entschuldigte er sich damit, dass er es nicht gewusst habe und bat um Verzeihung.
Weil man wegen des Lodronischen Regiments an keinem Ort Hilfe finden konnte, da dasselbe der Stadt zur großen Last, und die Ernährung desselben die Bürger viel kostete, so traktierte man den
24. Februar mit dem Oberstlieutnant und gab ihm und seinen Soldaten alle zehn Tage 106 Rheinische Gulden an Geld, 14 1/3 Malter Korn, 3 1/2 Fuder Wein. Vor diesem Vergeich kosteten sie die Stadt,
billig gerechnet, 2500 Gulden.
Die ausschreibenden Fürsten berichteten am 27. Februar an den Rat: Dass Seine Kaiserliche Majestät von Wien, den 18. Februar datiert, geschrieben hätten, im Fränkischen Kreis sollten 10
Hatzfeldische Regimenter 5 Monate lang verpflegt werden.
Der Stadtschreiber Heberer begab sich am 5. März nach Bamberg auf den Kreistag und kam den 11. wieder.
Auf diesem Kreistag wurde folgendes verhandelt:
1) Kurbayern (Churbaiern) verlangte in einem eigenen Schreiben an die Kreisstände zu Bamberg, dass man ihm hinfort zur Erhaltung seiner Völker einen Beitrag, oder Römermonate (Berechnungsgrundlage einer Vielzahl von Steuern der Reichsstände), liefern möchte. Sollte aber in Verweigerung dieses etwas Widerwärtiges vorgehen, wollte der Kurfürst entschuldigt sein. Man schlug es aber Kurbayern ab, obgleich etliche Stände, besonders Würzburg, sich dazu bequemen wollten.
2) Wegen der Einquartierung der 10 Hatzfeldischen Regimenter wurde von dem Kreise an den Kaiser den 7. März geschrieben: Ob es nicht auf die Hälfte, nämlich auf 5 Regimenter, könnte gebracht
werden? Der Kaiser aber behauptete in dem Antwortschreiben, dass die 10 regimenter unterhalten werden müssten.
3.) Kamen die Beschwerden der Stadt Schweinfurt, besonders wegen des Lodronischen Regiments vor. Oberkommissär Beierlein hatte dem Lodronischen Oberstlieutnant geschrieben, er sollte sich zu
Bamberg auf dem Kreistag anmelden.
Hierauf schrieb er an die Kreisstände: Er hätte gerne selbst nach Bamberg gewollt; aber wegen der herumschweifenden Hessischen Soldaten wäre ihm dias unmöglich gewesen. Er verlange die
Verpflegung für sich und seine Soldaten von dem Bischof von Würzburg, wenn er noch etwas an seinem Kontingent schuldig wäre. Die Schweinfurter würden auch viel Wesens machen, was sie für das
Regiment aufgewendet hätten; es sei aber doch ein schlechtes gewesen.
Darauf verantwortete die Stadt sich bei dem Kreise, und legte die Unwahrheiten des Oberstlieutnants klar am Tage, welches ihr auch der Kommandant bezeugte.
Der Oberstlieutnat bekam von dem Kreise deswegen einen derben Verweis, mit dem Vermelden, die Stadt wäre ihm nichts schuldig, sie könnte daher zu seiner Verpflegung nicht gezwungen
werden.
Auf diesen Kreistag wurde vom Kaiser Ferdinand Dieterich , Graf von Löwenstein-Wertheim und Moses, des Erzherzogs Sekretär, geschickt, um zu vernehmen, was daselbst vorginge, besonders wegen
des Bayerischen Begehrens.
Dem Lodronischen Oberstlieutnant ließ E. E. Rat ansagen: Man wolle ihn und seine Soldaten noch 5 Tage verpflegen, hernach gäbe ihm die Stadt nichts mehr. darauf fertigte er noch diesen Tag
den Hauptmann Raugrafen nach Wien an den Grafen Schick ab, und hoffte es dahin zu bringen, dass er hier bleiben würde, weil die Stadt für seine Rekruten ein sehr bequemer Platz wäre.
Dr. Höfel wurde mit einem Schreiben der Kreisstände an den Bischof nach Würzburg geschickt, er richtete aber nichts aus; denn der Bischof wollte sich zu gar nichts verstehen.
Endlich schrieb der hiesige Kommandant an den Bischof zu Würzburg also: Weil er wegen der Verpflegung dieser Völker an ihn, den Bischof, gewiesen wäre; er aber gar nichts dabei tun wollte, so
habe ihm der Oberkommissär Beierlein befohlen, von dem Bischöflichen, in hiesiger Stadt befindlichen, Getreide die Lodronischen zu verpflegen, ehe er es aber täte, wolle er ihm hiermit Nachricht
geben.
Hierauf fing der Kommandant am 27. März an, den Lodronischen Brot und Wein, aber kein Fleischgeld zu geben, womit sie zufrieden sein mussten, da sie doch vorher von der Stadt alles mehr haben
wollten und auch bekamen. Dem Oberstlieutnant wurde noch zuweilen etwas an Fleisch, Wein und Hafer, auf sein Begehren, verehrt.
Der Bischof schrieb hierauf an den Kommandanten und beschwerte sich sehr, dass er die Lodronischen von seinem hier liegen habenden Wein und Getreide verpflege, und drohte dabei in seinem
Schreiben: So bald er einen Schweinfurter bekommen würde, wolle er sich an ihm erholen; auch hätte ihm, als Reichsfürsten, der Kommissär Beierlein nichts zu befehlen.
Drei Hatzfeldische Quartiermeister kamen am 29. März hierher, mit welchen der Lodronische am folgenden Tage nach Bamberg abging.
Dr. Höfel und Johann Erhard Heberer begaben sich am 4. April auch dahin. Daselbst meldeten sich die Hatzfeldischen Quartiermeister um Einquartierung der 10 Regimenter an. Die Kreisstände
schickten aber den Hatzfeldischen General-Quartiermeister, der damals auch zu Bamberg war, nach Wien, mit dem Vermelden, dass man sich zu keiner Austeilung verstehen könne, bis die Bayerischen
und Lothringischen Völker aus dem Fränkischen Kreise abgeführt sein würden, besonders auch deswegen, weil die bewilligte 60 monatliche Kontribution kaum halb entrichtet wäre, und es sehr schwer
damit herginge. Der Kreis erbiete sich aber, 5 Regimenter auf 2 1/2 Monate zu verpflegen, und die noch rückständige monatliche Kontribution dazu zu verwenden.
Der Kaiser erklärte hierauf: Er wolle einen Bevollmächtigten an den Kreis schicken.
Der Amtsschreiber zu Werneck, Albert Göbel, brachte am 6. April ein Schreiben vom Bischof zu Würzburg an den hiesigen Rat, worin er drohte, dass er sich so lange an den Schweinfurtern, ihren
Gütern, Schulden u.s.w. halten wolle, bis ihm das wieder bezahlt würde, was ihm von dem Kommandanten (wozu ihm der Rat die Anleitung gegeben hätte) zur Unterhaltung der Lodronischen genommen
worden wäre.
Dieses Schreiben wurde bei den Ständen vorgebracht, worauf diese den Bescheid gaben: Die Stadt sollte den Kommandanten machen lassen, was er wollte, sie würde es nicht zu entgelten haben, sie
wollten deswegen an den Bischof schreiben, welches auch am 17. April geschah.
Vom Herbst des vergangenen bis zu dem Frühling dieses Jahres wurden 42 1/2 Gebräude Bier getan.
Die vom Fränkischen Kreis auf den Kollegial-Tag zu Frankfurt Abgeordneten, D. Mertlach, Kanzler zu Bamberg und Johann Müller, Kammermeister zu Kulmbach, kamen am 7. April hier durch, um dahin
zu reisen. Sie wurden vom Rat zehrfrei gehalten und am folgenden Tag mit den hiesigen Bauamts-Pferden nach Würzburg geführt, wo sie den Herrn von Stauffenberg, als das Haupt der Gesandtschaft,
mitnahmen.
Von dem Oberkommissär Beierlein kam am 8. April ein Schreiben an den hiesigen Kommandanten, dass er sich, weil der Bischof sich gar zu sehr beschwere, mit dem Verfahren, die Lodronischen von
dem Getreide des Bischofs zu verpflegen, enthalten sollte; da ihm doch Beierlein solches vorher geheißen hatte.
An die Stadt schrieb Beierlein: Sie sollte den Lodronischen die Verpflegung nur noch auf eine kurze Zeit geben, er wolle es ihr in einem andern Stück wieder zu Gute kommen lassen, wie er denn
deswegen an den Kaiser geschrieben hätte.
Hierauf wurde den Bürgern auf Befehl des Kommandanten angesagt: Jeder Bürger sollte seinem Soldaten täglich 1 Maß Wein, oder 2 Maß Bier, geben, der Kommandant wollte ihnen Brot reichen
lassen.
Die Ordnung wegen der Verlöbnisse, Hochzeiten, Kindtaufen und Leichen wurde am 4. Mai wieder erneuert und mehreres in der alten Verordnung geändert.
Unser Kommandant, der Oberst Wietz, war aus Feindschaft, die der Bischof zu Würzburg, der General Hatzfeld, die Lodronischen und andere gegen ihn hatten, zu Wien angeklagt worden, als wenn er
nicht sowohl auf kaiserlicher, als vielmehr auf Schweinfurter Seite wäre, und es mit der Stadt hielte. Er bekam deswegen einen derben Verweis vom Kaiser, worauf er den 5. Mai den Hauptmann Haas
nach Wien schickte, sich sowohl schriftlich als mündlich zu entschuldigen und zu verteidigen.
Es kam aber am 9. Mai ein Kaiserliches Schreiben von Wien aus, den 25. April datiert, darin dem Oberst Wietz das Kommando genommen und dem Oberstlieutnant Crichton, im Namen des Franz
Paradeisers , Erbjägermeister in Kärnten, übergeben wurde, dem die Stadt monatlich für alles 200 rheinische Gulden bis auf die Ankunft des gedachten Paradeisers geben sollte. Worauf am 10. Mai
der Lodronische Oberstlieutnant Crichton als Kommandant auftrat, und die Besoldung des Oberst Wietz aufhörte. Dieser forderte nun ernstlich den Rückstand der ihm monatlich über die 200 Gulden vom
Rat versprochenen 90 Gulden, welcher sich auf oder über 1000 Gulden beliefe. Aber der Rat ließ ihm andeuten, dass man ihm keinen Heller geben könne, weil es in der Rechnung von Beierlein
gestrichen würde.
Er reiste mit dem größten Unwillen den 26. Mai ab und ging in Bayerische Dienste.
Am 6. Mai früh gegen Tagesanbruch fror es stark, den 7. und 8. folgte ein Reif, wodurch das Getreide und Wein an etlichen Orten gar erfror, an etlichen großen Schaden litt.
Des neuen Kommandanten Hofmeister kam am 17. Mai mit einem Pferd, sein Narr (Possenreißer) mit einem Esel und den 23. August sein Koch hier an.
Der Vizekommandant Oberstlieutnant Crichton fing die Auflagen, zu merklicher Sperrung des Handels, auf hiesige Stadt auch an. Seine und anderer Offiziere Pferde fütterten die Wiesen ab, die
gemeinen Soldaten gingen auf die Dörfer, nahmen zur Nachtzeit den Bauern die Kühe aus den Ställen und plünderten die aus der Stadt reisenden Schiebkärner und andere Wandersleute aus.
Der Bischof zu Bamberg, Melchior Otto, langte den 17. Mai abends auf dem Main zu Mainberg an, fuhr am anderen Tag im Schiff hierher, stieg aus, setzte sich sogleich in des alten Kommandanten
Kutsche, die mit 6 Pferden bespannt war, und fuhr durch die Stadt bis an das Spitaltor, wohin er von etlichen des Rats begleitet wurde, dann bestieg er sein Schiff wieder und setzte seine Reise
nach Würzburg fort zum General Hatzfeld.
Das Hospital hier kaufte am 16. Juni von Hanns Caspar von Schaumberg das Lehen über den Zehnt zu Poppenhausen um 200 Reichstaler, welches das Hospital allezeit, wenn ein Oberpfleger hier
gestorben war, wieder von ihm empfangen und jährlich demselben 10 Gulden geben musste.
Zu Würzburg wurde den 20. Juni ein Kreistag wegen Verteilung der 10 Hatzfeldischen Regimenter gehalten, dahin wurden Dr. Höfel und Georg Ludwig Segnitz von der Stadt geschickt. Die
Kreisstände wollten sich zur Verpflegung gedachter Regimenter durchaus nicht verstehen, sondern erboten sich 50.000 Gulden zu geben; aber der Kaiserliche Abgeordnete Keißheim beharrte auf 7
Regimenter. Die Stände bewilligten endlich 10 Monate Römerzug in drei Terminen zu bezahlen, als: Michaelis, Weihnachten und Lichtmesse im Jahr 1644. Der Kreis verehrte dem Kaiserlichen
Abgeordneten Keißheim 300 Taler, (dazu die Stadt 6 1/2 Taler geben musste) das Beste bei dem Kaiser zu tun, damit es dabei bleiben möge.
Des hier liegenden Lodronische Regiments wollte sich fast niemand annehmen, nur General Hatzfeld erbot sich freiwillig der Stadt hierin zu helfen.
Der Vizekommandant und Lodronische Oberstlieutnant Crichton, der auch wegen der Verpflegung seines Regiments nach Würzburg gereist war, kam am 3. Juli früh wieder, weil sein regiment gar
nicht in Anschlag gebracht wurde. Er bat daher den Rat, noch etwas an Brot und Wein herzugeben, die Verteilung würde in zwei Tagen gemacht werden.
Weil nun solches nicht geschah, musste die Stadt wieder Wein hergeben. Am 10. Juli fing Crichton aber an und ließ durch den Proviantmeister und 2 Musketierer von dem Getreide der hierher
geflüchteten Würzburgischen Untertanen nehmen. So hielt er auch eine große Menge Flöße an, und wollte sie nicht fortlassen, auch drohte er den Würzburgischen Untertanen: Er wolle mit seinen
Leuten in ihre Dörfer fallen und allerhand in die Stadt schaffen, damit er mit seinen Soldaten zu leben hätte, wobei er zugleich sagte: Das alles habe ihm General Hatzfeld befohlen.
Der Rittmeister Westphal vom Königseckischen Regiment, der sein Quartier zu Marktbreit hatte, brachte am 8. Juli den Herzog Silvius Rimrod von Würtenberg, der von Heilbronn herkam, diese
Nacht zu Ochsenfurt gelegen war, und den Herzog Ernst von Sachsen-Weimar, seinen Vetter, welcher sich zu Königsberg befand, besuchen wollte, gefangen hier ein. Er hatte ihn zu Schwanfeld
erwartet, und nachdem er ihm die Pistole an den Kopf gesetzt, gefangen. Der Rittmeister nahm ihm 2 Pferde, Gewehre, Briefe, auch die geringsten Sachen, die er bei sich hatte. Er wurde hier in das
Wirtshaus zum schwarzen Bären gelegt und bewacht.
Er schrieb sogleich an General Hatzfeld, da er aber nicht mehr zu Würzburg war, und der Bischof sich in diese Sache nicht einmischen wollte, wies er den Baron an den Grafen Hermann von
Hatzfeld. Dieser gab vor, es wäre ein Irrtum vorgegangen, weil man ihn für den Bruder des regierenden Herzogs gehalten hätte. Alles Abgenommene sollte ihm wieder ersetzt werden, auch säße der
Rittmeister schon in Arrest.
Herzog Ernst von Sachsen-Weimar schickte einen Trompeter von Königsberg und der Bischof von Würzburg seinen Oberschultheißen, Rippenburger, hierher, der den Bischof wegen dieses Verfahrens
entschuldigen sollte.
Des Herzogs weggenommene Pferde kamen am 11. Juli wieder hier an, darauf er denn nach Königsberg reiste und beim Wegreiten sagte: Dieser schlechten Behandlung wegen wolle er sich bei dem
Kaiser beklagen. Einige Tage nachher kam er wieder zurück und begab sich auf seine Güter.
Der Bischof von Bamberg schickte am 11. Juli seinen Sekretär Fleischmann mit einem Beglaubigungsschreiben an den Rat, dieser brachte vor: Sein Herr wisse, was für eine schwere Last die Stadt
Schweinfurt drücke, man habe deswegen schon etliche Kreiskonvente angestellt, wobei sein Herr gewiss das Seinige redlich getan; dass man aber der Stadt die schwere Last nicht abgenommen habe, sei
nicht seine Schuld. Hierauf beschwerte er sich über die Stadt, dass sie dem Oberstlieutnant Anlass gegeben hätte, ein widerrechtliches Verfahren gegen seine Untertanen, besonders gegen die
Flößer, vorzunehmen.
Der Rat habe sich zwar deswegen entschuldigt; aber in dem Brief an den General Hatzfeld ganz anders geschrieben. Und weil die Stadt ohnedies 10 Römermonate erlegen müsse, solle der Rat dem
Lodronischen Regiment einstweilen etwas auf Abschlag derselben geben. Er, der Sekretär, begebe sich jetzt nach Kulmbach, wo die Einteilung auf das Regiment werde gemacht werden, und zwar
innerhalb 6 Tagen.
Diesem Sekretär Fleischmann wurde nun folgendes geantwortet: Der Rat verwundere sich außerordentlich, dass er, da doch Ihre Fürstliche Gnaden der Stadt sonst so günstig gewesen wären, jetzt
ein anderes erfahren müsse, er hielt aber dafür, der Bischof habe sich von anderen verhetzen lassen.
Der Stadt geschehe dadurch das größte Unrecht, das man ihr aufbürden wolle, sie habe zu dem Verfahren des Oberstlieutnants Anlass gegeben. Der Rat könne und wolle es beweisen, dass er den
Oberstlieutnant etliche Male um Entlassung der Flößer gebeten habe. Dem Sekretär wurde auch das Konzept von dem an Hatzfeld geschickten Brief vorgelegt, und weil es mit dem an den Bischof
gerichteten Schreiben gleichen Inhalt hatte, wusste er nichts darauf zu antworten. Wegen der 10 Monate Römerzug wüssten Ihre Fürstliche Gnaden schon vorher, dass die Stadt längstens eine große
Summe vorausbezahlt hätte, und es wäre höchst ungerecht gehandelt, wenn man ihr noch ferner die Last der Verpflegung des Lodronischen Regiments auflegen wollte. Der Rat und die Bürger sähen es
immer mehr ein, dass alle Hilfe bei den Menschen für sie verschwunden wäre, sie wollten sich also nur auf den Beistand des allmächtigen Gottes stützen, der würde es doch zuletzt mit ihnen
machen.
Der Oberstlieutnant selbst erbot sich, der Stadt das Zeugnis zu geben, dass sie hierin ganz unschuldig wäre: Denn was er tue, tue er alles auf Befehll des Generals Hatzfeld.
Auch die Nürnberger wollten an der armen Stadt zu Rittern werden und schrieben wegen ihres Bürgers, dem zu Würzburg im März 1642 auch Güter mit den Schweinfurtischen Waren ausgeladen und
weggenommen worden sind, an den hiesigen Rat: Dass man die geraubten Waren ihrem Bürger bezahlen sollte, sonst müssten sie zu Nürnberg oder Würzburg Arrest vornehmen. Sie ließen auch wirklich im
Oktober Güter, die hiesigen Kaufleuten gehörten und von Frankfurt mit dem Messschiff kamen, zu Würzburg arretieren und ausladen.
Markgraf Christian zu Kulmbach, (dem der Oberstlieutnant geschrieben und mit militärischer Exekution gedroht hatte, wenn er ihm keine Verpflegung verschaffen würde), schrieb an die Stadt und
warf derselben vor, dass die Ursache an den unbefugten Anmaßungen des Oberstlieutnants wäre, über welchen er sich höchlich beschwerte.
Auch der Bischof zu Würzburg gab der Stadt allein Schuld, dass der Oberstlieutnant von seinem hier liegenden Getreide zur Verpflegung seiner Soldaten genommen hätte, und drohte dabei,
wenn ihm sein Getreide nicht wieder ersetzt würde, wolle er sich an den Schweinfurtern mit Arrest, rechtlicher Gegengewalt, Steckbriefen und andern Mitteln erholen. Der Vogt zu Mainberg ließ
wirklich schon einen solchen Brief sehen, in welchem ihm befohlen war: Wenn er einen Schweinfurter, besonders aber einen Ratsherrn, ertappte, sollte er ihn Verhaft nehmen.
Alles Schreibens ungeachtet verpflegte der Oberstlieutnant seine Soldaten mit dem Getreide des Beschofs, den Rat sprach er wieder um Wein an, welchen ihm auch derselbe bis zum 5. August zu
geben versprochen hatte.
Zu Ende des Monats Juli ließ der Oberstlieutnant Wein, der zu Schiffe ankam und dem Markgrafen zu Kulmbach gehörte, arretieren. Er drohte auch mit der Exekution gegen Brandenburg, Bamberg und Würzburg, wenn sie ihm und seinen Leuten keine Verpflegung geben würden.
Die Ernte fing am 18. Juli an. Ein Malter altes Korn kostete 2 Gulden, 2 Batzen, neues 1 Gulden 9 Batzen, alter Weizen 3 Gulden , neuer 2 Gulden 2 Batzen, späterhin 2 Gulden 10 batzen, ein
Malter Hafer 20 Batzen, ein Malter Gerste 1 1/2 Taler.
Brottaxe: Weizenbrot 11 Lot einen neuen Pfenning, Roggenbrot 15 Lot auch einen neuen Pfenning, und doch bleiben die Handwerker und Taglöhner bei den vorigen hohen Löhnen.
Der Rat verordnete am 22. Juli dass die Heimbäcker (Schwarzbäcker) in Zukunft keinenDesem (Talgsamen) oder Sauerteig mehr hergeben, sondern die Bürger ihren selbst ihren eigenen haben
sollten, zugleich wurde befohlen, dass die Bäcker auch einen 10 Pfund schweren Laib Brot um 1 Pfenning backen sollten.
Zwischen der Groß-Ballei oder den Johanniter-Herren zu Würzburg und dem hiesigen Rat, der den Dr. Heuber dahin geschickt hatte, wurde wegen der von dem Orden erkauften Wiesen unterhandelt,
aber man kam nicht überein. Der vorige Johanniter-Herr war wider die Rheinfelder und für die Stadt gestanden; dieser aber stand mit den Rheinfeldern wider die Stadt.
Des hiesigen Spitals Zehnt zu Obbach ertrug dies Jahr 5 Malter Getreide, 1 Eimer 52 Maß Most; zu Zell 3 Metzen Getreide.
Ein Kreistag wurde am 25. Juli zu Nürnberg gehalten, wohin die Stadt den Stadtschreiber und der Oberstlieutnant den Regimentsquartiermeister schickte. Diese kamen am 5. August wieder zurück,
und der Regimentsquartiermeister brachte 1480 Gulden mit, welche ihm die Stadt Nürnberg für die Verpflegung des Lodronischen Regiments gegeben hatte. Auch Rothenburg und Windsheim gaben ihren
Anteil. Zugleich wurde das besagte Regiment wegen seiner Verpflegung an etliche Stände gewiesen.
Der Lodronische Hauptmann Raugraf duellierte sich den 21. Juli mit einem Hasischen Lieutnant. Dieser erhielt zwei Stiche; Raugraf aber einen Stich unter der rechten Achsel hinein, durch die
Lunge in das Rückgrat, woran er den 28. Juli starb.
Der Lieutnant wurde mit Musketieren bewacht, und der Lodronische Wachtmeisterlieutnant, der des Hauptmanns Beistand war, in das Gefängnis gelegt; sie kamen aber beide den 22. Ausgust wieder
los, doch musste der Lieutnant die Ärzte, den Barbier, die Apotheke und die Leichenkosten bezahlen.
Dieser ganze Streit traf 12 Taler an, welche sie einem armen Meininger Bürger, weil er von Feindes Land herkam, abgepresst hatten; der aber bloß seinen Sohn, welcher hier in die Schule ging,
besuchen wollte. Der Hauptmann hatte sich geweigert, dem Lieutnant etwas davon zu geben.
Die Pfarrei zu Westheim vor dem Steigerwald wurde am 30. Juli von dem Herzog Ernst zu Sachsen, im Namen der anderen Ganerben (Ganerbschaft entspricht der heutigen Erbengemeinschaft), als
Schweinfurt, von Fuchsen usw. bestellt und Johann Wilhelm Hase zum Pfarrer daselbst eingesetzt. Dieses wollten die Haßfurter nicht leiden und kamen deswegen mit Soldaten dahin, setzten den 13.
August einen katholischen Pfarrer mit Gewalt ein, und trieben den lutherischen weg. Vom hiesigen Rat wurde Johann Hartmann Merk, Kanzellist, dahin geschickt, um dawider zu
protestieren.
Zum Rat wurde am 31. Juli beschlossen, dass diejenigen, welche Äcker auf Oberndorfer Markung unter dem Hutsteine hätten, von jedem Acker einen Schilling geben sollten, um die eingegangene
Kirche zu Oberndorf wieder herzustellen.
In diesem Monat Juli wurde das Gewölbe unten an des Stubenknechts (Botenmeisters) Wohnung in der Brückengasse, das zum Rathaus gehörte, zu einer Stube gemacht, wo künftighin der Zoll und die
Akzise eingenommen werden sollte. Jetzt ist sie in einen Rauch-Tabaksladen verwandelt. Hausnummer 157 b.
Der Hauptmann Haas kam am 2. August von Wien wieder hierher und begehrte für den gewesenen Hauptmann Wietz und für sich die Fourage-Gelder. Weil aber dieselben in der Abrechnung gestrichen
wurden, schlug man sie ihm ab. Er beklagte sich daher bei dem Kommissär Beierlein, indem er vorgab, , die Stadt könne sie ihm wohl geben, weil sie die Lodronischen nicht mehr verpflege. Beierlein
schrieb daher an den Rat: Man sollte den Hauptmann Haas bezahlen, oder er würde exequieren.
Dem Kommissär Beierlein wurde vom Rat geantwortet: Er wundere sich sehr, dass er der Stadt dieses zumuten möge, da ihm doch wohl bekannt sei, dass dergleichen Gelder in Rechnungen nicht
gebilligt sondern gestrichen würden. Die Stadt müsse auch den Lodronischen das Servis geben, welches sich auch auf ein ziemliches belaufe.
Man verglich sich am 26. mit dem Hauptmann, dass man ihm für Fourage-Geld monatlich 12 Taler geben wolle. Man hatte ihm vorher alle Monate auf 6 Pferde 32 Rheinische Gulden gegeben; aber
schon im Monat Mai angefangen, ihm weniger zu bezahlen. Nachher wollte er aber den Akkord nicht halten und nahm 5 Bauamtspferde weg; gab sie aber am folgenden Tag auf Zureden des Oberstlieutnant
wieder her.
Dr. Höfel und Martin Geißler begaben sich am 9. August wieder nach Würzburg zu den Johannitern. Diese wollten sich gerne vergleichen und verlangten zu wissen, was die Stadt geben wolle, wenn
sie alle die verfallenen Zinsen nachließen.
Gedachte Abgeordnete der Stadt hatten auch bei dem Bischof Audienz. Er entschuldigte sich sehr wegen des Briefes, den er im Juli an den Rat geschrieben hatte.
Er habe, sagte er, es nicht so böse gemeint, sondern es der Stadt bestenswegen getan, damit sie Ursache zu klagen habe, und ihr also desto eher möchte geholfen werden.
Als aber wenige Tage nachher Dr. Höfel wegen einiger Adeligen bei dem Bischof vorgelassen wurde, sagte er unter anderem zu Dr. Höfel: Die Stadt Schweinfurt sollte darauf Bedacht nehmen, dass
die Lodronischen ihre Verpflegung bekämen; denn wenn ihm von denselben außer- oder innerhalb der Stadt Schaden zugefügt würde, müssten es die Schweinfurter alles wieder gut machen.
Der Oberste, Hieronymus Graf von Lodron, der seit dem Januar 1642 in Frankreich gefangen lag, wurde frei, und kam den 13. August hier an. Die Stadt verehrte ihm 1 Eimer Wein und 1 Malter
Hafer. Schon am 16. August begab er sich von hier weg nach Wien; schrieb aber bald darauf am 7. September zurück: Man sollte für ihn das Quartier, welches der vorige Kommandant Wietz bewohnt
hätte, zurecht machen und aufheben.
Jonas Wehner,
hiesiger Reichsvogt, übergab am 26. August sein Vermächtnis über 1000 Gulden, die er bei dem Rat stehen hatte, zu einem Stipendium. Die Interessen davon sollen jährlich in zwei Terminen armen
studierenden Bürgerskindern gegeben werden.
Der Stadtschreiber wurde am 4. September vom Rat nach Nürnberg geschickt, wo ein Kreistag gehalten wurde. Der Hauptmann Bartholomi Gelmoni und der Regiments-Schultheiß gingen des Lodronischen
Regiments wegen auch dahin.
Auch erschien der Kaiserliche Abgeodnete, Reichshofrat, Graf Johann Heinrich Rothaft daselbst.
Auf diesem Kreistag wurden mehrere Sachen vorgebracht und verhandelt:
1) Die Verpflegung der 10 Hatzfeldischen Regimenter, ferner des Lodronischen Regiments und der 2 Königseckischen Kompanien. Ob nun gleich der Kaiserliche Gesandte dabei äußerte, wenn der
Kreis dieses nicht eingehen wollte, so würde man die Bayerischen verpflegen müssen; und doch haben die Stände sich nicht dazu verstanden, sondern sie versprachen 20 Monate Römerzug auf drei
terminen zu bezahlen.
2) Jeder Stand soll dem Lodronischen Regiment einen halben Monat geben, wogegen besonders die Nürnberger waren Die Stände trugen auch die zu große Last der Stadt Schweinfurt dem Kaiser in
einem Schreiben vor, welches auch Beierlein tat.
3) Sollte jemand im Namen des Kreises nach Osnabrück und Münster der künftigen Friedenstraktaten wegen geschickt werden.
4) Auch kamen die Löhne der Handwerker, Tagelöhner, Knechte und Mägde in Betrachtung. Darau wurde den 23. September ein Patent (öffentl. Ausschreiben) gedruckt, in welchem der Lohn der
Handwerker, Tagelöhner, Knechte und Mägde verzeichnet war. Dieses wurde den 7. Januar 1644 hier an das Rathaus angeschlagen.
Eine neue Brauordnung, die in 16 Punkten bestand, wurde am 14. September bekannt gemacht.
Der Oberste Graf Lodron kam den 14. Oktober von Wien wieder hier an. Bei seiner Ankunft wurden etliche Kanonen gelöst. Er brachte den Oberstwachtmeister vom Regiemt La Grange und einen jungen
Grafen Collalto mit und gab sich für den Komamndanten der Stadt aus, wozu ihn sein Schwager, General Gallas, gemacht hätte. Er war noch ein junger Herr, sehr veränderlich und ein Langschläfer,
den die alten Offiziere wenig respektierten. Der Rat verehrte ihm am 27. Oktober 4 Eimer Wein.
Die Weinlese fing am 20. Oktober an. Der Wein wurde etwas besser als im vorigen Jahr. In der Stadt kostete der Eimer 2 Gulden 2 Batzen, auf dem Lande 20 Batzen.
Der Rat dahier unterhandelte mit dem Prokurator des Domkapitels, Georg Vögelein, wegen rückständiger Zinsen vom Jahre 1631 her. Das Kapitel ließ 8 Jahre von den Zinsen nach und begehrte von
12 Jahren nur 4, als von 40, 41, 42, 43, so, dass fernerhin die künftigen Zinsen jedes Mal auf Petri Stuhlfeier, Walpurgis, Laurentii und Martini, nebst einem alten Zins, bezahlt werden
sollten.
Graf Lodron begehrte am 13. November für seine Soldaten auf 5 Tage Brot und Wein, es wurde ihm etwas bewilligt; aber das Geben dauerte länger als 5 Tage. So mussten auch täglich 15 Bürger
mehr auf die Wache ziehen, damit die Soldaten nicht erfroren.
Die Franzosen wurden am 14. November bei Duttlingen von dem General Hatzfeld und dem Bayerischen General Merch überfallen und gänzlich geschlagen.
Als man die Nachricht dieses Sieges hier erfuhr, ließ der Kommandant am 23. alle Kanonen um die Stadt 3mal abfeuern und die Musketierer mussten 2mal Salve geben.
Bei der Austeilung der Hatzfeldischen Regimenter, die am 5. Dezember zu Bamberg gemacht wurde, teilte man hiesiger Stadt einen Obersten-Stab und eine Kompanie zu, deren Verpflegung am 1.
Dezember angehen sollte. Da aber die Austeilung nicht nach dem Willen des Generalquartiermeisters Bauer gemacht war, ging er im Zorne von Bamberg weg, und sollte die Austeilung zu Würzburg, wo
General Hatzfeld sich befand, ganz anders gemacht werden.
Der Rat schickte also Dr. Höfel und Johann Zimmermann dahin, sie waren aber nirgends angenehm.
Sie konnten weder beim Generalquartiermeister Bauer, der einen Hass gegen die Stadt hatte, noch bei dem General Hatzfeld einen Zutritt haben.
Zu der obigen, der Stadt in Bamberg zugeteilten, Einquartierung sollten noch hereingelegt werden: Generalfeldzeugmeister Saradetzky mit der Artillerie und ein Kommissär, welchen man aber
nichts, als das Servis, geben sollte.
Der Graf Lodron war sehr dawider, nicht zum Wohle der Stadt, sondern seinetwegen; denn er wähnte, das gereiche ihm zur Verachtung.
Der Graf Lodron hatte den Rat ansprechen lassen, ihm ein silbernes, vergoldetes Handbecken und eine Gießkanne zu verehren, welches ihm auch der Rat nicht abschlug, sondern ihm eines von 100
Talern zuschickte.
Jetzt versprach er, die Gil de Hasischen aus der Stadt zu bringen. Sie hatten zwar Ordre aufzubrechen; allein für die Stadt würde das keinen Nutzen, sondern vielmehr ein Schaden gewesen sein;
denn das nämliche Geld, welches die Stadt für sie aufwenden musste, sollten dann die Lodronischen erhalten, und die Bürger hätten viel stärker auf die Wache ziehen müssen. Die Gil de Hasischen
erhielten keinen neuen Befehl abzugehen und blieben auch gerne hier.
Der Rat hatte am 9. Dezember beschlossen, auch öffentlich bekannt machen lassen: Dass bei dem eingefallenen, unaufhörlichen, ungesunden Regen. und Nebel-Wetter alle Gassen vor und hinter den
Häusern, von jetzt an innerhalb 8 Tage, bei Strafe eines Gulden, aufgeräumt und gesäubert, Mistjauche und andere stinkenden Wasser bei Tage nicht ausgegossen werden sollten.
Graf Lodron, der sich nach Würzburg begeben hatte, kam am 18. Dezember zurück und brachte den französischen Generalfeldmarschalllieutnant, Marquis Montesier, der bei Duttlingen gefangen
worden war, mit. Er wurde zuerst mit seinen 4 Bedienten in das Wirtshaus zum schwarzen Bären gelegt, nachher am 30. Dezember ließ ihn der Kommandant neben seiner Wohnung in das Haus des Balthasar
Miltenbergers in Verwahrung bringen, wo er streng bewacht wurde und die Fenster seines Zimmers mit eisernen Stangen verwahrt waren.
Dr. Höfel und Johann Zimmermann kamen am 19. Dezember von Würzburg zurück und hatten gar nichts ausrichten können; denn ob sie gleich dem Sekretär des Generals Hatzfeld 12 Dukaten spendiert
hatten, konnten sie dennoch nicht vor Hatzfeld kommen, als nur einmal, da in die Kirche gehen wollte, wo er sie hart anfuhr.
Der Hauptmann Haas hatte es bei dem General Hatzfeld dahin gebracht, dass dieser ein scharfes Schreiben an den Rat ergehen ließ´und dem Hauptmann all seine Forderungen zugesprochen hatte,
wobei er zugleich mit einfließen ließ: Man habe der Stadt eben deswegen so wenige Soldaten gegeben, weil sie die Hasischen auch zu verpflegen hätte. Der Rat verglich sich nun mit dem Hauptmann
Haas, und er war sehr zufrieden, dass er für alle seine Forderungen 44 Taler erhielt.
In diesem Jahr musste die Bürgerschaft 7 Steuern geben.
Oberbürgermeister: Johann Hermann, Johann Glock, Georg Wohlfahrt, Johann Volpert Eber
Unterbürgermeister: Johann Zimmermann (Gregorii), Sebastian Heller (Viti), Balthasar Küffner (Crucis), Johann Georg Metzger (Luciä)
Einnehmer: Balthasar Scheffer, Jonas Wehner, Johann Hermann
224 Kinder wurden getauft, 28 hiesige getraut und 107 begraben.
1644
Vom Rat wurden dem Grafen Lodron 2 Eimer 37er, dem Oberstlieutnant 2 Eimer von weniger Güte und dem Hauptmann Haas 1 Eimer Wein zum neuen Jahr verehrt.
General Saradetzky kam am 6. Januar hier an, der Rat beschenkte ihn mit Wein. Er mutete der Stadt zu, noch 400 Mann einzunehmen, welchen man nichts als Obbach geben sollte. Am 7. reiste er
schon wieder ab; ließ aber 14 Personen mit 18 Pferden hier, welche in die Wirtshäuser verteilt und von der Stadt ausgelöst wurden: Saradetzky langte am 12. wieder hier an und verlangte 16 Pferde
von der Stadt, welche 2 Kanonen, Pulver und Kugeln nach Meiningen führen müssten, weil man diese Stadt belagern wollte. Am 13. ging Saradetzky mit all seinen Leuten ab.
Von den hier liegenden Soldaten brachen am 17. 100 Mann auf, vereinigten sich mit Würzburgern, nahmen nebst den vorigen Stücken (darunter ein Zwölfpfünder war und der Stadt Schweinfurt
gehörte) noch zwei Regiments-Stücklein mit und marschierten auf Meiningen zu, welche Stadt sie auch am 22. einnahmen.
Unsere Vorspannpferde, so wie die von den hier ausmarschierten Soldaten, kamen am 24. wider zurück, brachten einen toten Gil de Hasischen Lieutnant mit, der am 26. in Rheinfeld begraben
wurde; aber unsere mitgenommene Kanone wurde nach Königshofen geführt, wo sie auch stehen blieb.
Die ausschreibenden Fürsten machten dem Rat bekannt, dass die Stadt dem General Hatzfeld monatlich zum General-Stab 76 2/3 Taler geben sollte.
Sechzig Mann nebst dem Hauptmann Grafen Döring und dem Lieutnant Karl von Bottelsberg zogen am 31. Januar von hier nach Hammelburg. Nun musste jeder Bürger mit großer Beschwernis jede Woche
zwei Mal Wache tun, denn täglich zogen 60 Bürger und 40 Soldaten auf die Wache.
Von Kaiserl. Majestät kam ein Schreiben von Wien am 20. Januar, dass Paradeiser seiner Kommandanten-Stellung allhier gnädigst entlassen sei, der Oberstlieutnant Crichton die für den
Paradeiser empfangene Kommandanten-Gelder wieder herauszugeben, oder die Stadt den Lodronischen so viel an ihrer Kontribution innen behalten sollte. Bald darauf schrieb Paradeiser selbst an
Crichton und begehrte für alles 600 Gulden.
General Saradetzky verlangte am 4ten Februar vom Rat auf vier Tage Quartier, aber man schlug ihm seine Bitte ab. Vorher hatte er sich auch ein Fuder guten alten Wein ausgebeten und er erhielt
nur 4 Eimer.
Graf Lodron kam am 5. Februar hierher und brachte seine Braut, die Tochter des Gneeralwachmeisters, Georg Adam Freiherr von Trauditsch von Würzburg nebst ihrer ganzen Bedienung mit. Zuvor
erhielt der Graf von der Stadt wöchentlich 14 Pf. Lichter, jetzt musste man ihm 21 Pf. geben.
Weil die Stadt Schweinfurt nicht allein von ihren Gläubigern hart angefochten, sondern auch mit Repressalien stark beschwert wurde, so nahm sie ihre Zuflucht zu dem Kaiser und ließ am 29.
Februar ein Schreiben an denselben abgehen, worin sie Seiner Kaiserlichen Majestät um Schutz bat und in dem Schreiben zugleich verbrachte: Dass sie seit dem getroffenen Prager Friedensschluss
1635 für Kriegs-Kontribution und Unkosten mehr als 500.000 Gulden aufgewendet, mit zwanzigjähriger Garnison, auch viele Jahre her mit Verpflegung eines besonderen Kommandanten über Vermögen und
Verhältnis beladen gewesen sei usw.
Die zu Heilbronn gelegenen Gil de Hasischen Völker kamen am 9. März hierher, mit welchen die hier gelegenen Hasischen auch aufbrechen mussten. Sie hatten die Stadt, während ihrer
Einquartierung dahier, ohne das Servis, die Fourage und Verehrung zu rechnen, 20.000 rheinische Gulden weniger 11 Kreuzer gekostet.
Weil der Graf Lodron nebst dem Servis eines Obersten, auch das Servis eines Kommandanten mit Gewalt verlangte, schickte der Rat Dr. Heuber und Georg Ludwig Segnitz zum General Hatzfeld nach
Würzburg, wo sich auch Beierlein befand. Dem Grafen Lodron wurde in einem Schreiben das Servis eines Kommandanten abgesprochen und ihm dabei angedeutet, gutes Regiment in der Stadt zu halten und
zum Abmarsch bereit zu sein.
Mit oben gedachten Abgeordneten kam auch, vom General Hatzfeld hierher angewiesen, Johann Konrad Daler, Proviantkommissär, den die Stadt 5 Monate lang, täglich mit 4 Portionen, verpflegen sollte.
Als Lodron das Schreiben von Hatzfeld erhalten hatte, schickte er sogleich Crichton nach Würzburg, der am 13. nachts schon wieder kam, ohne etwas ausgerichtet zu haben. Beierlein schrieb an
Daler: Der Oberstlieutnant Crichton habe viel Böses gegen die Stadt ausgesprengt, auch wäre Saradetzky nicht ihr guter Freund.
Da nun Graf Lodron, doppeltes Servis zu erhalten, nichts ausrichten konnte, griff er es auf eine andere Art an. Er gab nämlich vor: Man habe ihm bisher Kommandanten Servis gegeben, man wäre
ihm daher das Servis eines Obersten noch schuldig; welches aber ganz falsch war. Deswegen wurden Dr. Heuler und Martin Geißler abermals nach Würzburg zum Hatzfeld geschickt.
Der Graf reiste am 18. auch dahin. Beide kamen am 19. wieder, und dem Grafen wurde das Servis nochmals abgesprochen.
Graf Lodron verlangte von der Stadt 16 Pferde. Ehe man sie aber stellte, wurde bei Hatzfeld angefragt, ob es nötig sei, dass man sie hergebe? Hatzfeld schrieb an den Rat: Die Stadt solle sie
hergeben; denn am 24. müssten 2 Kanonen und 1 Wagen von denselben wohin geführt werden. Die Stadt gab sie jetzt her, und schon am 30. kam die Eskorte nebst den Pferden wieder zurück.
Lodron bekam am nämlichen Tag folgenden Befehl von Hatzfeld: Weil mehrere Kaiserliche Völker nächstens um Schweinfurt ein Lager beziehen würden, sollte er ihnen Proviant verschaffen. was die
Stadt Schweinfurt hergeben würde, sollte an ihrem Kontingent abgezogen werden. Graf Lodron begehrte von der Stadt 200 Malter Hafer und 18.000 Pfund Brot: Der Rat wendete sich an Hatzfeld und
erbot sich zu 40 Malter Hafer und 5.000 Pfund Brot; woran am 31. März 25 Malter Hafer und den 1. April 4.000 Pfund Brot abgeliefert wurden.
Vom Herbst des vergangenen bis zum Frühling dieses Jahres wurden 136 Gebräude Bier getan.
Die um die Stadt gelegenen Völker brachen am 5. und 6. April auf, mit welchen auch 50 Lodronische marschieren mussten.
Der Stadtschreiber wurde vom Rat am 8. April nach Bamberg auf den Kreistag geschickt; der aber am 18. des Monats wieder zurück kam.
Beierlein verlangte: 1) Ein Defensionwerk im Fränkischen Kreis aufzurichten, und deswegen 9 Kompanien zu Fuß, auf 1800 Mann; 3 Kompanien Reiter, 300 Mann stark und 1 Kompanie Dragoner, 100
Mann stark, zu unterhalten. 2) Ein Magazin in Schweinfurt anzulegen und in dasselbe 3000 Malter Korn und 1500 Malter Hafer zu schaffen. 3) Zehn Vakanten-Plätze bei jeder Kompanie zur besseren
Rekrutierung zuzulassen und 4) Wieder 100 Monate Römerzug für das laufende Jahr zu erlegen.
Die Stände willigten in keinem Punkt ein, sondern gingen auseinander.
Peter Lorenz, Propst von Heidenfeld, starb am 21. April allhier, er wurde in sein Kloster geführt und daselbst begraben.
Der Oberst Lodron ließ am 25. April alle Tore sperren und wollte niemand weder aus- noch einlassen, bis ihm der Rat die letzte halbe Monatsverpflegung 700 Gulden, die Vakantengelder 325
Gulden und die rückständige Fourage 150 Gulden bezahle. Ohne Zweifel brauchte er zu seiner bevorstehenden Hochzeit Geld.
Die Soldaten fingen jetzt an, ihre Pferde (deren Regiment über 100 hatte) auf die besten Wiesen zu treiben, und deren Bürgern das Gras abzufüttern. So holten sie mit ihren Pferden auch das
Holz, welches die Bürger für sich hatten bauen lassen.
Lodron begehrte am 2. Mai auf künftigen Montag, als den 6. des Monats für seine Soldaten wieder Proviant, weil die Winterverpflegung ein Ende genommen hatte. Er ließ auch den 6. Mai den
Soldaten ansagen: Die gemeinen Knechte sollen sich von ihren Wirten speisen lassen; die Offiziere aber die Sommerverpflegung von ihnen fordern. Hierauf fing man am 9. Mai an, den gemeinen
Soldaten Brot und Bier oder Wein zu geben.
Und weil in der vorangegangenen Nacht zwischen einem Bürger und Soldaten der Speisung wegen ein Zank entstanden war, so wollten die Soldaten, ihrer Gewohnheit nach, daraus einen Auflauf und
eine Rebellion machen. Der Oberst Lodron war darüber äußerst entrüstet, warf mit Rebellen um sich, und ließ viele weitaussehende Worte schießen: aber die Abhörung der Zeugen hatte ihn ganz anders
belehrt.
Die Hochzeit des Grafen Lodrons mit General Trauditschen Tochter war am 13. Mai. Die Trauung geschah zu Geldersheim durch Dr. Sölner, Generalvikar zu Würzburg, die Mahlzeit aber wurde im
hiesigen Rathaus in der Ritterstube gehalten. Der Rat verehrte dazu 6 Eimer 37er Wein, die Bürger mussten mancherlei dazu herleihen.
Mit dem Nürnberger Kaufmann Werrle haben sich die hiesigen Kaufleute, deren Güter er in Würzburg aus dem Messschiff hatte ausladen lassen, verglichen und ihm 250 Taler gegeben, worauf sie zu Anfang Juli ihre Waren erhielten. Der Rat dahier verprach ihnen, gedachte 250 rheinische Taler wieder zuzustellen.
Johann Zimmermann und der Stadtschreiber reisten den 9. Mai der Stadt wegen zum General Hatzfeld und kamen am 14. wieder zurück. Hatzfeld wollte ihnen zuerst, gleichsam als Rebellen, wegen
oben erwähnter Händel, keine Audienz geben. Endlich ließ er sie doch vor sich: da sie sich dann sowohl wegen angeregter Händel entschuldigten, als auch ihre Beschwerden wegen gemeiner Stadt
anbrachten. Hatzfeld nahm die Entschuldigung wegen des vermeinten Auflaufs an, im Übrigen müsste er gestehen, dass die Stadt zu sehr beschwert sei. Er erwarte täglich von Kaiserlicher Majestät
einen Entschluss wegen des Defensionswerks. Indessen solle man den gemeinen Knechten und Unteroffizieren, Kopf für Kopf, täglich eine Portion Brot und Bier geben; den Offizieren aber nichts, die
sich auf eine Austeilung gedulden sollten.
Der Kommandant versprach auch, der Hatzfeldischen Order, die er selbst unterschrieben hatte, zu gehorchen. Als aber derselbe nach Dettelbach sich begeben hatte, schickte der Oberstlieutnant
wieder herum, die Bürger sollten die Offiziere und gemeinen Soldaten speisen, der Oberste habe ihm diese Order hinterlassen. Als Lodron den 19. Mai von Dettelbach zurückgekommen war, schickte man
etliche des Rats am folgenden Tag zu ihm, um sich deswegen zu beschweren. Er ließ sie nicht vor sich; doch ließ er bald daruaf ansagen: Die Soldaten sollten sich mit dem Kommiss begnügen und sich
nicht mehr von den Bürgern speisen lassen. deswegen sie auch den Kommiss an Brot und Bier den 22. Mai wieder abholten.
Reinhard Neu, deputierter Kaiserlicher Kommissär, kam im Mai hier an, um mit der Stadt Abrechnung zu halten, und dieses geschah am 24. Mai. Da fand sich dann, dass die Stadt binnen 19
Monaten, als vom 14. Oktober 1642 bis zum 24. Mai 1644, 53221 Gulden 9 Kreutzer aufgewendet hatte.
Gedachter Kommissär Neu reiste am 28. Mai wieder ab, der Rat verehrte ihm 24 Taler und bezahlte seine Zeche im Wirtshaus.
Der von Lodron abgeschickte Graf Döring kam am 16. Juni wieder und brachte ein Schreiben von Beierlein an den Rat, worin stand: Man solle das Lodronische Regiment bis auf die Verteilung
verpflegen. Graf Döring sagte dabei, Hatzfeld habe ihm befohlen: Er solle nur hinziehen, Schweinfurt müsse es verpflegen. Hierauf forderte Lodron mit Strenge die Verpflegung des ganzen Regiments,
welche monatlich gemacht hätte an Wein 21 Fuder, 9 Eimer; an Korn 120 Malter 6 Metzen. Weil dies aber eine allzu schwere Last für die Stadt gewesen wäre, erbot sich der Rat, den Offizieren
einstweilen 1 Fuder Wein und 6 Malter Korn zu geben; welches man dann hernach alle sechs Tage liefern musste.
Der General-Feldmarschall-Lieutnant Raimund Montecuculi kam am 9. Juli hier an, die Hatzfeldischen Völker zu kommandieren, weil Hatzfeld sich nach Andernach ins Bad begeben hatte.
Montecuculi ging am 14. Juli von hier wieder weg nach Eltmann. Die Lodronischen zogen am 20. Juli aus, nur die Kompanie des Hauptmann Stlozingers blieb hier. Dafür zog aber Oberwachtmeisters
Koppen von Würzburg Kompanie ein.
Das neue Getreide war sehr wohlfeil. Eine Metze Korn galt 4 Kreutzer 4 Pfennig; eine Metze Weizen 6 Kreutzer.
Die Gallasischen marschierten am 2. August on Gochsheim ab nach Euerbach, und von da nach Hammelburg, wo sie zuvor auch gelegen waren. Nichts destoweniger blieb noch eine Menge und 2
Generalstäbe des Monte cuculi und des Mercy zu Gochsheim.
Des Hospitals aller Zehent zu Obbach betrug dieses Jahr 7 Malter Getreide und 2 Eimer 32 Maß Most, zu Zell 5 Metzen Getreide.
Die Lodronischen kamen am 4. August ohne Vorweisung einiger Order und unangemeldet wieder herein, nahmen ihre alten Quartiere ein, etliche wollten noch bessere haben. Hingegen zog Kopp mit den Seinigen wieder auf Münnerstadt und Neustadt. Nun wurde die Bürgerschaft mit der Wache stärker beschwert als zuvor, da doch der Koppischen weniger waren als der Lodronischen , die jetzt wieder hereingekommen sind. Und als man sich bei dem Obersten deswegen beschwerte, drohte er, die zu Gochsheim liegenden 3 Gallasischen Kompanien auch hereinzunehmen.
General Montecuculi kam am 5. August mit seinem Stab in die Stadt. Die Kreisstände zu Bamberg ließen ein ausführliches Schreiben an Kaiserl. Majestät wegen mancherlei Beschwernisse abgehen.
Darin auch gemeldet wurde, dass Hatzfeld im Winterquartier für seinen Stab erhoben habe 80.000 Gulden, ohne das Servis und die Fourage, darunter allein für Blinde 20.000 Gulden. Also dass es
dahin gekommen sei, dass Georg Friedrich, aus dem uralten Geschlecht der Grafen zu Castell, nicht mehr so viel Einkommens habe, als ein Korporal Gage hat.
Die Lodronischen zogen am 23. August wieder aus, nur Hauptmann Stolzingers Kompanie blieb zurück. Den Abziehenden wurde, weil sie es verlangten, ein halb Fuder Wein verehrt. Statt der
Lodronischen kamen die Koppischen wieder herein, denen man nichts als servis zu geben hatte; weil Würzburg 290 und Bamberg 200 Portionen geben sollte.
General Montecuculi brach am 1. Septmeber von hier auch auf, dem man Vorspann schaffen musste. Er nahm aber zu Eltmann das beste und schönste Vorspannpferd, das einem hiesigen Bürger gehörte,
mit Gewalt weg. Das tat er ohne Zweifel deswegen, weil ihm die Stadt, auf sein Begehren, seine Wägen nicht mit Wein, Essig, Gewürze, Speck und andere Viktualien spicken und füllen wollte. Dieser
General tat also selbst, was er anderen verbieten sollte. Der Rat bezahlte dem Bürger das Pferd.
Die Frau des hiesigen Bürgers und Büttnerts, Claus Esels, pflegte ihre Mutter öfter zu schlagen. Bei einem neuen Wortwechsel, den Mutter und Tochter jetzt wieder miteinander hatten, ergriff
letztere einen Waschbeutel und schlug die Mutter mit demselben mehrmals so auf den Kopf, dass das Blut von allen Seiten herabfloss. Die Sache kam vor Gericht, und nach genauer Untersuchung fällte
der Rat folgendes Urteil: " Der Büttners Frau sollte auf dem Markte von dem Scharfrichter die rechte Hand abgehausen werden."
Die große Fürbitte durch ihren Mann und 18 Bürger hatte ihr zwar die Hand gerettet, und das Urteil wurde dahin abgeändert: dass sie am 2. September mit dem ihr angehängten Waschbeutel auf den
Pranger gestellt, ihr dann ein Finger abgeschlagen und sie hierauf auf ewig der Stadt verwiesen werden sollte, was dann auch wirklich vollzogen wurde.
Der gefangene französische Marquis Montesir wurde am 22. September hier abgeholt. Er musste dem General Hatzfeld 14.000 Taler zur Ranzion (altes Wort für Lösegeld) geben.
Fünf Lodronische und vier Gallasische Kompanien mit einem sehr großen Tross von Weibern, Kindern, Jungen und 250 Pferden kamen am 29. September in die Stadt. Sie wurden zwar ohne Verpflegung
einquartiert, wollten aber doch von den Bürgern Essen und Trinken haben.
Die Offiziere ließen auch am 1. Oktober den gemeinen Soldaten ansagen, sie sollten sich von ihren Wirten speisen lassen.
Bei der großen Menge Soldaten, die nun hier lagen, mussten doch noch 20 Bürger täglich wache ziehen.
Die Weinlese fing am 28. September an, der Wein wurde sehr gut. Ein Eimer in der Stadt kostete 1 1/2 Taler, auch 2 Gulden, auf dem Lande 1 Taler. In den folgenden Jahren kostete der Eimer
5-6, und späterhin 10 Taler.
Vom General Hatzfeld kam den 20. Oktober ein Schreiben, darin er begehrte, eine Summe Getreide in hiesiger Mühle mahlen zu lassen. Das Mehl wurde denn in Fässer geschlagen und sollte
hinunterwärts geführt werden. Schon am 22. November schrieb der Bayerische Proviant-Kommissär Schalk an die Stadt, dass sie das Mehl durch Fronfuhren nach gemünden für die Bayerischen, die teils
um Miltenberg, teils gegen den Feind stünden, führen lassen sollte. Man hat sich aber erklärt, man habe hier das Korn mahlen und auch viel Brot daraus backen lassen, man könne es nicht auch noch
wegführen lassen. Diese Antwort gefiel dem Obersten, der ganz dieser Meinung war.
Als Martin Geißler, Scabinus, am 20. Oktober von der Spitalkirche nach Hause gehen wollte, hieb ihm ein besoffener Gallasischer Soldat ohne alle Ursache auf offener Gasse bei dem Hause des
Bürgermeisters Billing hinterwärts mit einem Säbel eine große Wunde in den Kopf, dass er zu Boden sank. Der Soldat wurde sogleich ins Stadthaus gesetzt und am 29. Oktober recht exemplarisch
gestraft; denn er musste 3 Tage hintereinander, jeden Tag 5 Stunden, auf dem Esel reiten.
Weil dies ein Soldat einem Bürger getan hatte, war dies ein schlechter handel, wozu die Soldaten noch lachten. Wenn aber dies ein Bürger einem Soldaten getan hätte, würde man die ganze
Bürgerschaft für Rebellen ausgeschrieen und es an den Kaiser und alle Generäle berichtet haben.
Da am 3. Dezember in der Nacht Bericht hierher kam, dass etliche hundert Schwedische Reiter bei Hofheim angekommen wären, wurden die Soldaten und ein Viertel der Bürgerschaft auf die
Bereitschaft gefordert und eilige Losungs-Schüsse aus Kanonen nachts nach 12 Uhr getan. Am 4. Dezember gingen gedachte Reiter, ungefähr 350 stark, von Hofheim, ohne diesem Ort oder den Einwohnern
den geringsten Schaden zugefügt zu haben, nach Königsberg, wo man sie auch in der Güte abgewiesen hatte. Um 10 Uhr erschienen sie vor Stadtlauringen, die dortigen Einwohner aber griffen zum
Gewehr und erschossen einen schwedischen Reiter.
Darauf erstiegen die Schweden das Städtchen, steckten es an etlichen Orten in Brand, erschossen 7 Bürger, nahmen viel Vieh und Pferde mit, und am Nachmittag um 2 Uhr marschierten sie ab nach
Oberlauringen.
Als diese Nachricht nach hierher kam, mussten alle Soldaten wieder in Bereitschaft stehen und abends um 9 Uhr wurden abermals 2 Losungs-Schüsse aus Kanonen auf der Spitalbastei
getan.
Weil die Not in hiesiger Stadt immer größer wurde, verwendete sich am 6. Dezember General Gallas bei Kaiserl. Majestät, von Magdeburg aus, für dieselbe, und gab Ihrer Majestät zu erkennen,
dass die Stadt das Ihrige allezeit treulich getan, Ihre Majestät Soldaten in allem unterstützt und noch ferner nach Möglichkeit zu unterstützen sich erboten habe. Wenn ihr aber nicht bei so
großer Kriegeslast geholfen und die Verpflegung von anderen Orten für die darin liegenden Völker hineingeschafft würde, müsste sie unter solcher Last zu Grunde gehen.
Auf Luciae tagwurden alle Bestallungen bei gemeiner Stadt geringert, als der Ratsämter, des Konsulenten und Advokaten, Physikus usw.
Am 21. Dezember wurden dem Grafen Lodron 3 Eimer, dem Oberstlieutnant Crichton 2 Eimer, beiden Oberstwachmeister, dem Lodronischen und Gallasischen, 3 Eimer 37er Wein zum neuen Jahr
verehrt.
Vierzig Dragoner, die kaum 10 Pferde hatten, kamen am 21. Dezember abends um 6 Uhr herein, sie hatten Order von ihrem Obersten, Grafen von Waldeck, der Oberste Lodron sollte sie so lange in
Schweinfurt aufnehmen, bis sie wieder zum Regiment kommen könnten. Sie waren zu Oberndorf gelegen und hatten nach ihrem Aufbruch die Feuer nicht ausgelöscht, dadurch die im Dorf noch übrigen
Häuser auf dem Kirchhof bis auf das Pfarrhaus abbrannten.
Der Stadtschreiber, Markus Heberer, wurde am 18. Dezember vom rat zum Kaiser nach Linz geschickt, Ihrer Majestät der Stadt Beschwerden vorzutragen und zugleich den Kommandanten zu
verklagen.
Das Bistum Bamberg und Würzburg begab sich in Schwedischen Schutz. Nun sah man in allen Dörfern gedruckte Torstensohnische Freibriefe angeschlagen. Jetzt ließ Lodron alle seine hinausgelegten
Schirmwachen anfordern.
Auch schickte er seinen Kaptän-Lieutnant zum Kaiser, nicht allein um Munition anzuhalten, sondern sich auch zu erkundigen, wie er sich gegen beide Bischöfe zu verhalten habe. Er kam aber,
ohne Audienz gehabt zu haben, unverrichteter Sache wieder zurück.
In diesem Jahr musste die Bürgerschaft, außer der gemeinen Beeth, 10 Steuern geben.
Oberbürgermeister:
Johann Volpert Eber. Gregorii
Georg Billing. Biti
Caspar Reinhard. Crucis
Johann Hermann. Luciä
Unterbrügermeister:
Melchior Göbel. Gregorii
Balthasar Küffner. Biti
Johann Heinrich Bausch. Crucis
Sebastian Heller. Luciä
Spitalpfleger und Keller, wie im vorigen Jahr
Einnehmer: Johann Glock und Johann Volpert Eber
220 wurden geboren, 170 begraben und 30 Paare getraut.
1645
Schon am 6. Januar kamen 126 Gallasische, unter dem Hauptmann Andreas Becker auf des Genaral Hatzfelds Befehl in die Stadt.
Johann Hermann und Dr. Höfel begaben sich am 10. Januar auf den Kreistag nach Nürnberg, wo vorzüglich von den, von Kaiserlicher Majestät begehrten, 120 Römer-Monaten unterhandelt wurde,
einige von den Ständen hatten sie bewilligt.
Die Stadt gab ihren Abgeordneten die Spezifikation mit nach Nürnberg was man nämlich den hier liegenden Soldaten hatte geben müssen, und welches sich künftighin alle Monate auf 3651 Gulden 51
Kreutzer beläuft, ohne die 250 Pferde gerechnet.
Zu Anfang des Januar wurde die neue Ziehbrücke am innersten Obertor gemacht, deswegen blieb dieses Tor so lange gesperrt.
Zwei Hendersonische Kompanien, unter den Hauptleuten Riedel und Leßle, kamen den 16. Januar nach Schwebheim und wollten auf des General Hatzfelds, zu Prag gegebene, Order auch herein; der
Obrist Lodron aber erklärte sich, dass sie so lange draußen bleiben müssten, bis er Order vom Bischof zu Würzburg bekäme. Sie kamen am 17. Januar nach Euerheim und am 18. in die Stadt, wurden
aber ohne Verpflegung einquartiert, bekamen doch von der Stadt Kommissbrot, gleich den anderen hier liegenden Soldaten.
Nun waren in der Stadt einquartiert: 53 Offiziere, 1648 gemeine Soldaten, hierzu kamen noch 280 Pferde, 12 Esel, 5 Kühe und 62 Jagdhunde.
Am 27. januar machte man zu Bamberg die Einteilung wegen obiger bewilligter Römermonate. Die Stadt wurde dieses Mal, weil sie eine große Last auf dem Hals hatte, mit Anweisungen verschont,
und die hierin liegenden Völker wies man mit ihrer Verpflegung an unterschiedliche Stände.
Die Nürnberger wollten sich zu nichts verstehen, weil das Sporkische und Wolffische Regiment in ihrem Gebiet lag. Deswegen der hiesige Oberst die Waren eines Nürnberger Kaufmanns, der den
Fastenmarkt hier bezog, arretieren ließ. So hatte auch der Gallasische Oberstlieutnant zu Meiningen 18 Wägen mit Nürnberger Gütern zu Suhl(a) anhalten lassen, von welchen 12 Wägen von Meiningen
den 6. März hierher gebracht und vor dem Hause des Gallasischen Oberstwachmeisters abgeladen wurden.
Durch den Trommelschlag wurde den Soldaten das Laufen aus der Stadt in die Dörfer und das Rauben auf dem Lande, auch das nächtliche Einbrechen in die Häuser und das Stehlen in der Stadt, bei
schwerer Strafe verboten. Es half aber nichts, sondern die Dieberei war so groß, dass sie auch die Wände und Mauern durchbrachen und andere wohlverwahrte Orte öffneten.
Die Bischöfe zu Bamberg und Würzburg kamen im Kloster Ebrach den 9. März zusammen, dahin von Windsheim sich auch der General-Kommissariats-Verweser Beierlein verfügte. Daselbst wurde von
Niederreißung der Festungswerke Schweinfurts beratschlagt, und auch deswegen ein Kurier an den Kaiser geschickt.
Da die Schweden, unter dem Obersten Johann Reichwald, sich um Kissingen sehen ließen und mehrere Dörfer abbrannten, flüchteten sich viele aus dem Amt Ebenhausen in hiesige Stadt und der
Kommandant ließ das obere Tor sperren.
Weil jetzt der Bischof von Würzburg auch Soldaten nötig zu haben glaubte, mussten von der hiesigen Garnison 40 Mann Lodronische nach Haßfurt; damit aber etwas im Nest zurückblieb, ließen sie
ihre Weiber hier.
Der Kommandant befahl am 21. März alle sich in Stadt Geflüchtete, nebst ihrem bei sich hebenden Vieh, aufzuschreiben.
Der Gallasische Oberstwachmeister ließ den 28. März die den Nürnbergern abgenommenen und von Meiningen hierher gebrachten Güter, als: Stockfische, Zucker, Gewürze, Spanischen Wein durch die
Marketender verkaufen.
Vom Herbst des vergangenen bis zum Frühling dieses Jahres wurden 134 Gebräude Bier getan.
Der General Otto Christoph von Sparr schrieb von Würzburg an den Kommandanten und Rat dahier und begehrte Quartier in der Stadt; er bekam aber von beiden abschägige Antwort.
Drei Sonnen zeigten sich am 5. April früh nach 6 Uhr am Himmel.
Weil am 13. April die Nachricht hierher kam, dass die Franzosen tief in Deutschland eingedrungen wären, mussten die hiesigen Soldaten in Bereitschaft liegen. Man musste auch dem Obersten den
16. April die Bürgerschaft im Gewehr präsentieren.
Fünf ruinierte Regimenter, als: drei zu Fuß, das de Mersische, Sparrische und Spickische, un zwei zu Pferde, das Königseckische und Knigeische, die alle fast 1000 Pferde bei sich hatten,
kamen am 24. April nach Gochsheim, am folgenden Tag nach Rheinfeld. Der Oberste Knige begehrte Quartier in der Stadt, und Lodron 1000 Pfund Brot und 60 Malter Hafer für die Völker zu Rheinfeld;
beides wurde ihnen nicht bewilligt.
Die Völker zu Rheinfeld brachen am 29. April wieder auf, welchen die Stadt 5 Malter Hafer gab.
Den Gallasischen musste man am 2. Mai, weil sie, nach ihrem Vorgeben, von den ihnen angewiesenen Orten ihr Geld noch nicht hätten erheben können, wieder Brot aus dem Kommiss geben, kurz
darauf allen hier liegenden Soldaten. Das Brot verkauften sie mehrenteils wieder und gaben ein Laiblein, das 4 Pfund schwer war, um 2 auch um 1 neuen Pfennig. Die Offiziere ließen davon eine
große Menge verderben und volle Butten davon in den Main werfen. Auch führten die Soldaten die große Menge Pferde, welche sie hatten, auf die besten Wiesen und ließen sie abweiden, dass man
hernach kein Heu machen konnte. Der Kommandant machte es nicht viel besser: Er fiel mit Gewalt in die Scheunen, in welchen Heu lag, ließ es herausnehmen und gab nichts, oder doch gar wenig,
dafür.
Die Königseckischen ließen sich am 12. Mai bei dem Rat anmelden, mit Vorzeigung eines Briefes von ihrem Oberstwachmeister, darin gemeldet wurde, dass sie von den ausschreibenden Fürsten
hierher gewiesen wären. Weil sie aber von den ausschreibenden Fürsten nichts aufzuweisen hatten, wollte man sich noch zur Zeit zu nichts verstehen. Am 13. mai gingen sie hier vorüber und in die
ihnen angewiesenen Orte, 30 Pferde waren für die Stadt bestimmt; die man aber nach Oberndorf in die Kirche und in den Kirchhof legte. Die Reiter, noch sehr junge Leute, nahmen sogleich einem
Oberndorfer 1 Paar Ochsen weg; als er ihnen aber 20 Maaß Bier und 5 Pfund Fleisch versprochen hatte, erhielt er seine Ochsen zurück.
Weil man diesen Reitern zu Oberndorf noch zur Zeit von der Stadt nichts geben wollte, nahmen sie den 15. Mai unter der Vormittagspredigt auf den Wiesen jenseits des Mains über 50 Stück
Ochsen, die den hiesigen Bürgern gehörten, weg, und trieben sie nach Oberndorf. Nun schickte der Rat jemanden nach Oberndorf, der sich auf eine Zeit lang mit ihnen verglich, deswegen ihnen noch
an diesem Tag etwas an Brot, Fleisch, Bier und Hafer gegeben wurde. Am folgenden Tag verglich man sich ganz mit ihnen.
Die im Monat März nach Haßfurt geschickten Soldaten kamen am 15. Mai wieder herein.
Zu Bamberg wurde am 20. Mai ein Kreistag gehalten, dahin der Stadt wegen Johann Glock und der Konsulant Dr. Joh. Höfel geschickt wurden. Vom Kaiser wurde auf diesem Kreistag der Oberste
Mißling abgeordnet.
Daselbst hatte man hiesiger Stadt eine halbe Kompanie Königseckische Reiter angewiesen, welchen sie für 5 Monate 1500 Gulden geben sollte; dem General Sparr 2200 Gulden.
Der Erzherzog Leopold Wilhelm bat bei den ausschreibenden Fürsten für die Stadt.
Mittlerweile kam auch General Hatzfeld, der auf Parole von den Schweden losgelassen wurde, nach Würzburg. (Zwischen den Kaiserlichen und Schweden fiel am 24. Februar 1645 bei Jankau oder
Jankowitz ein Treffen vor,in welchem die Schweden Meister vom Schlachtfeld blieben und 6 Kaiserliche Generäle gefangen nahmen, als: Hatzfeld, Merch, Brouy, Saradetzky, Don Felix de Junige und
Trauditsch).
Auf strengen Befehl des Generals Hatzfeld an Lodron (da doch ersterer als Gefangener keine schriftliche Order austeilen konnte) kamen am 29. Mai die Reiter von Oberndorf herein, 36 Mann
stark, sie wurden in die Wirtshäuser gelegt.
Von den hiesigen Soldaten zogen am 2. Juni 300 Mann mit dem Oberstlieutnant Crichton, auch 2 Hauptleuten, Stempele und Entschering, und dem Hendersonischen Lieutnant Henneneier nebst etlichen
Reitern hier aus, zu der Baierischen Armee zu stoßen. Die Gallasischen zeigten sich vor dem Spitaltor sehr rebellisch, wollten nicht weiter marschieren, bis sie ihren Sold bekämen, weil sie
glaubten, die Offiziere hätten ihn in ihrem Namen empfangen. Etliche der Anführer wurden vom Oberstwachtmeister hart verwundet, etliche gefangen wieder hereingeführt.
Die Weiber ließen sie hier, welchen man den Kommiss so gut geben musste, als wenn ihre Männer da wären.
Die Franzosen näherten sich wieder dem Frankenlande; sogleich ließ Graf Lodron die drei zu Zeilitzheim liegenden Kompanien am 1. Juli zu seiner Verstärkung in die Stadt kommen. Nun lag das
ganze Gallasische Regiment hier. Bei dieser großen Einquartierung mussten die Pfarrer und Schuldiener Betten, weißes Tuch, Hausrat usw. herleihen.
Der General Sparr, sein Oberstlieutnant Holzapfel und des Generals Hofmeister, Hauptmann Stihl, kamen am 4. Juli hierher und brachten 24 Fahnen mit. Als man den General bat, dass er doch das
Brotgeben, weil die meisten Völker ihre Verpflegung bekämen, abschaffen möchte, da die Stadt schon über 2000 Malter Korn hergegeben hätte, antwortete er: Das wäre ein Geringes, die Stadt stände
noch gut.
Die Generale Geleen und Merey schrieben am 6. Juli von Schwäbisch-Hall in die Stadt, und ermahnten sie, dem Kaiser treu zu bleiben und den Franzosen die Torschlüssel nicht entgegen zu tragen;
sonst würde es ihr künftig übel gehen.
Den Zehnt allhier bestand der Rat vom Stift Haug auf 3 Jahre, jährlich um 600 Gulden mit Übernehmung der Kompetenz.
Die Getreide-Ernte fing mit Macht an und galt 1 Metze altes Korn 9, das neue 10 Kreutzer.
Des hiesigen Spitals Zehnt zu Obbach wurde dies Jahr um 7 Malter Getreide und 4 Eimer Most verliehen; der Zeller um nichts.
In der Stadt befanden sich jetzt folgende Regimenter: Das Lodronische; das Gallasische, das Sporkische, welches im Schinierischen Haus in der Oberen Gasse lag; das Mercysche, das im
Holzmännischen Haus in der Zehntgasse einquartiert war; 2 Hendersonische Kompanien; das Kniegeische und das Königseckische Regiment lagen an der Schanze (Bleichrasen). Die Rittmeister Funke,
Malofsky und Radlitz ritten ab und zu.
Diese miteinander, besonders auch die in der Schanze liegenden Reiter, taten im Getreide großen Schaden, stahlen auf den Gochsheimer und Sennfelder Äckern Zwiebeln und allerhand Gemüse,
ritten unter der Stadt über den Main und nahmen mit, was sie auf dem Felde fanden. Selbst die Offiziere vergaßen sich bei dieser Gelegenheit nicht, sie schickten hinaus, und ließen Getreide, das
sie sich nicht gebaut hatten, einführen. Den hiesigen Bürgern wurde daher bei schwerer Strafe verboten, Getreide von den Soldaten zu kaufen.
Der Schwedische General Königsmark hatte sich mit seinem fliegenden Korps unterhalb Würzburg mit den Franzosen vereinigt und nun forderte er von dem Bischof nicht allein 30.000 Gulden als
rückständige Kontribution , sondern auch noch darüber 32.000 Gulden und eine Anzahl Pferde, alles dies bewilligte der Bischof. Nun ging Königsmark von den Franzosen weg und zu Winterhausen über
den Main, zog sich immer weiter herauf, marschierte bei werneck vorbei, wo man aus dem Schloss Feuer auf etliche seiner Reiter gab und ein Pferd tötete. Darüber ergrimmten die Reiter so, dass sie
am 10. Juli das Dorf Ettleben ansteckten, welches mit der Kirche bis auf 3 Häuser und 2 Scheunen abbrannte. Sie waren Willens, mehrere Dörfer anzuzünden, wenn sie nicht der Zehntgraf zu Werneck
begütigt und ihnen ein anderes Pferd gegeben hätte.
Hierauf ging der Marsch nach Geldersheim, wo auch diese Nacht das Hauptquartier war. Sobald der hiesige Kommandant ihre Ankunft erfahren hatte, mussten die Reiter aufsitzen und rekognoszieren
reiten (auskundschaften). Gleich zeigten sich die Königsmarkischen und kamen sehr nahe an die Stadt, wo sie mit den Unserigen scharmutzierten, auch aus der Stadt wurde mit Kanonen , jedoch mit
schlechter Wirkung, auf den Feind gefeuert. Weil aber die Schweden zu stark waren, mussten unsere Reiter weichen und sich in die Stadt zurückziehen. Mehrere wurden auf beiden Seiten verwundet,
einige getötet.
Königsmark marschierte am 11. Juli von Geldersheim ab, bei dessen Aufbruch das Dorf in Brand geriet, dass 124 Gebäude, Häuser und Scheunen in Asche verwandelt wurden, etwa noch 18 Gebäude,
die Kirche, das Spital und die Hütten mitgerechnet, blieben von den Flammen verschont.
Man glaubte damals, Königsmark habe Geldersheim deswegen anzünden lassen, weil der Fürstbischof ihm die versprochene Kontribution nicht zur bestimmten Zeit geschickt hätte. Schon am folgenden
Tag kamen Würzburgische Abgeordnete mit 8 Schimmeln nach Geldersheim gefahren, und brachten 30.000 Rheinische Taler zur Ranzion (als Lösegeld).
Weil man hier immer die Ankunft der Franzosen befürchtete, mussten unsere Reiter liegen bleiben; daher sie auch den 18. Juli anfingen, die Schanze aufzubauen. Sie ritten deswegen in die
nächsten Dörfer, nahmen mit, was sie fanden, Backtröge, Züber, Krippen, Raufen, Leitern, Stangen usw. auch Heu, Stroh, Getreide und führten es in ihre Schanze.
Damit aber dem ferneren Ausreiten gewehret und der Schaden, welchen die Reiter dadurch auf dem Lande anrichteten, verhütet würde, machte ein Kommissär eine Anweisung auf alle, drei Meilen um
die Stadt liegenden Dörfer des Bischofs, der Klöster und der Edelleute, was sie für alle hier liegende Völker auf 10 Tage an Brot, Wein, Bier, Fleisch, Hühnern, Gänsen, Enten, indianischen Hähnen
und Hennen, Eiern, Butter, Hafer, Gerste, Heu, Stroh usw. geben sollten, welches auch alles mit militärischer Gewalt herausgebracht wurde; doch unterblieb das Ausreiten und Fouragieren nicht
ganz.
General Sparr ging am 26. Juli von hier ab, welchen die Reiter begleiteten; ihre Hütten in der Schanze aber mussten sie uneingegriffen stehen lassen.
Bei dem Erzherzog Leopold Wilhelm hatte die Stadt unlängst etliche Beschwerungspunkte gegen den Kommandanten Oberst Lodron durch den hiesigen Stadtschreiber zu Wien eingeben lassen, darauf
kam folgendes Schreiben des Erzherzogs an Lodron:
"Leopold Wilhelm
Wir haben eine Zeithero mit großem mißfallen vernommen, was für beschwerung wider dich von Bürgermeister und rath zu Schweinfurt deines übeln procedere (Verhaltens) und gewalthtätigen
Verübens gegen dieselben und ihre Bürgerschaft einkommen, also gar, daß, ob zwar schon vor diesem inhibition (Untersagung) beschehen, doch mehrers alß vor, ungeacht unser gnädigsten Verordnung,
in deinem bösen proposito (Vorsatz) verharren thust. Wann Wir aber keineswegs dergleichen Verschimpfung unserer Befelch, und eigenwilliges procedere gegen dieser Reichsstatt zu verstatten
gemeint. So ist demnach unser gnädigster gemeßener befelch, daß du dergleichen proceduren und Verübungen gänzlich unterwegen laßen und den magistrat sampt der ganzen bürgerschaft umperturbirt
(unbeunruhigt) verbleiben und ohn alle Klag haltten solst. Außer deßen und da wieder beschwerden fürkommen sollten, Wir verursacht würden, gegen deiner person eine andere dir unbeliebige
resolution (Entschließung) zu faßen und ergehen zu laßen; welche aber zu verhüten, du dieser unserer gemeßener intention (Absicht) und befelch nach zu gehen hast. Verbleiben Dir darneben mit
Ertzherzoglicher Gnaden wohlgewogen.
Gegeben zu Wien den 19. Jul. Anno 1645."
Lodron ergrimmte über dieses Schreiben so sehr, dass er mit den Obersten Königseck und Spick, die gerade hier waren, die ganze Nacht bis an den Morgen in der Stadt herumschwärmte, mit den
Kanonen auf dem Markte, und von den Soldaten auf der Hauptwache Feuer geben ließ, und den Ratsherren die Fenster mit Steinen einwarf.
General Sparr schickte hierher und forderte die Servis- und Fourage-Gelder, die ihm Beierlein bewilligt hatte, wobei er zugleich versprach, dass er nach Erlegung derselben die Gallisischen
abführen lassen wollte. Aber der durch Erfahrung klug gemachte Rat antwortete dem Sparr und Beierlein: Man könne sich im Geringsten nicht dazu verstehen; würde aber eine verhältnismäßige
Austeilung unter die Stände gemacht, so wollte die Stadt das Ihrige auch beitragen.
Der Stadtschreiber lam am 12. August von Wien zurück und brachte eine Kaiserliche Schutzschrift wegen der Stadt Schweinfurt mit, um solche eine Zeit lang zu verschonen und mit Arresten oder
anderen Exekutionsmitteln nicht zu kränken.
Graf Lodron reiste am 5. August nach Wien, kam aber nur bis nach Linz und schon am 30. August wieder zurück. Jetzt zeigte er sich biel geschmeidiger als vorher.
Georg Ludwig Segnitz und Dr. Johann Höfel begaben sich am 31. August auf den Kreistag nach Bamberg.
Diese brachten die ungerechte Forderung des Generals Sparr an hiesige Stadt vor. Sogleich schrieben die Stände an den General Sparr und sprachen ihm das Servis und die Fourage, welche im der
Kommissär Beierlein auf hiesige Stadt angewiesen hatte, ganz ab. Wenn er nicht damit zufrieden wäre, sollte er die Kaiserliche Entscheidung abwarten. Sie baten ihn auch, seinen Hauptmann Stihl
wegen der, dem Markgrafen Christian und der Stadt Schweinfurt zugefügten, Injurien also abzustrafen, damit sie nicht Ursache hätten, solches an höhern Orten zu klagen.
Lodron hatte seinen Kapitän-Lieutnant auch nach Bamberg geschickt und die Sommerverpflegung von 1. Juni an für sein Regiment begehrt. Sie wurde ihm aber abgeschlagen; deswegen er den 12.
September 4 Schiffe mit Getreide, einem Bamberger Ratsherrn, Metschele, zuständig in Arrest nehmen ließ.
Die Königseckischen und Knigeischen brachten am 1. September 8 Hessische Soldaten, die sie bei Neckarsulm bekamen, gefangen hier ein. Weil sie sich nicht unterhalten lassen wollten, wurden
sie in die rote Kappe gesteckt und daselbst schlecht gehalten. Endlich erlangten sie so viel, dass einer um den andern mit einem Musketier in der Stadt herumgehen, und Brot und andere Dinge
betteln durfte. Diese hatte Knige dem Lodron endlich verkauft, einen um 6 Taler.
Ein Schreiben von Kaiserl. Majestät kam am 6. September an die Stadt, worin sie zu den Friedenstraktaten nach Münster und Osnabrück Abgeordnete zu schicken eingeladen wurde.
Die Weinlese nahm am 30. September ihren Anfang. Der Wein wurde, weil am 21. September ein Frost einfiel, nicht so gut, als der vorjährige. Der Eimer kostete auf dem Lande 30 Batzen, in der
Stadt 1 1/2 Taler, späterhin 5 Gulden.
Graf Lodron reiste am 13. Oktober nach Oehringen zum Erzherzog und kam am 25. als Generalwachmeister wieder zurück, brachte seinen Schwiegervater, Gneeral Trauditsch, mit, welchem der Rat 3
Eimer 44er Wein und 3 Malter Hafer verehrte und ihn am 31. nach Eltmann führen ließ.
Der Generalwachmeister Lodron verlangte am 3. November vom Rat, seinen Soldaten nebst dem Brot, welches sich täglich auf 576 Portionen, jede zu 1 1/2 Pfund, belief, auch Wein und Fleisch bis
auf künftige Austeilung zu geben, welches der Rat auch eingehen musste. Jetzt hatte die Stadt den gemeinen Soldaten bis auf den Feldwebel täglich 362 Pfund Fleisch, und 6 Eimer, 42 Maaß Wein zu
geben. Das Fleisch empfingen sie nur ein Mal; denn sie nahmen lieber das Geld dafür, nämlich für 1 Pfund Fleisch 1 Schilling.
Nun kamen am 5. November auch die Königseckischen und verlangten Fleisch und Wein. Diesen gab man täglich 41 Portionen, jede derselben bestand in 2 Maaß Wein, 2 Pfund Fleisch, 2 Pfund Brot, 6
Pfund Hafer, 10 Pfund Heu.
Der General-Kommissariats-Verweser Beierlein und mit ihm der Kommissär Daler kamen den 5. November hierher, um Quartier in der Stadt zu nehmen. Dem Beierlein verehrte der Rat 1 1/2 Eimer
Wein.
Ein Schreiben vom Erzherzog an die ausschreibenden Fürsten, darin sie nochmals erinnert wurden, die Stadt Schweinfurt zu schonen und dieselbe nicht ruinieren zu lassen, wurde ihnen durch den
Kommissär Beierlein, der auch zugleich an sie schrieb, zugeschickt.
Ob nun gleich der Erzherzog die Erleichterung der Stadt verlangte, meldete sich doch den 12. November ein Abgeordneter vom Erzherzog, Baron de Gois, beim Rat an, und begehrte für gedachten
Erzherzog von der Stadt 60 Pferde, oder Geld für so viele Pferde. Weil man aber solches nicht einwilligen konnte, verlangte er 30 Pferde, zuletzt auch, statt dieser, Getreide. Man stellte ihm
aber vor, dass hiesige Stadt über die ihr angewiesenen Römerzüge bereits 36.000 Gulden mehr bezahlt habe, als sie schuldig gewesen sei; auch die jetzige Garnison die Stadt täglich 115 Gulden
koste, deswegen man hoffe, man werde nichts mehr von ihr verlangen können.
Sollte aber den Ständen etwas auferlegt werden, so wäre die Stadt bereit, ihren sie treffenden Anteil gerne zu geben. Darüber erzürnte sich der Abgeordnete heftig, stieß Drohworte aus und
reiste wieder ab. Der Rat entschuldigte sich herauf schriftlich bei dem Erzherzog und verehrte seinem Kanzler D. Kalkschmidt 100 Rheinische Taler.
Generalwachmeister Lodron begehrte den 19. Dezember das rauhe Futter für 25 Pferde und drohte dabei, wenn ihm dieses der Rat abschlüge, es selbst suchen zu lassen.
In diesem Jahr musste die Bürgerschaft 9 Steuern geben.
Oberbürgermeister:
Johann Glock Gregorii
Georg Wohlfahrt Biti
Johann Volpert Eber Crucis
Georg Billing Luciä
Unterbürgermeister:
Michael Engelhardt Gregorii
Johann Christoph Merck Biti
Martin Pfnausch Crucis
Johann Heinrich Bausch Luciä
261 wurden getauft, 244 begraben und 32 Paare getraut.
1646
Der General-Kommissariats-Verweser Beierlein reiste am 25. Januar nach Bamberg auf den Kreistag, wohin sich auch der hiesige Stadtschreiber im Namen der Stadt und Crichton wegen des Generalwachmeisters Lodron begab. Bayern forderte von dem Fränkischen Kreis 120 Römermonate, die Stände bewilligten nur 60, welches Bayern nicht eingehen wollte. Crichton konnte es bei den Ständen nicht dahin bringen, dass sie dem Grafen Lodron Generalwachmeisters Verpflegung zusagten; Lodron reiste also am 28. selbst nach Bamberg, es half aber auch nichts. Nun drang der in den Kommissär Beierlein, dass er ihm die Verpflegung seines Regiments verschaffen sollte. Beierlein wies ihm endlich die Stadt mit 60 Römermonaten, welche 8.880 Gulden ausmachten, an.
Die Stadt ließ sich dieses gefallen, aber unter der Bedingung: Dass sie, wie billig, das, was sie bereits den Lodronischen an Brot, Fleisch, Wein usw. desgleichen den Königseckischen und
Gallisischen schon gegeben hätte, davon abziehen dürfe, auch die Besoldung des Kommandanten mit abgerechnet würde. Damit wollte Lodron nicht zufrieden sein, vielmehr verlangte er das ganze
Kontingent. Er ließ daher am 8. Februar den ganzen Magistrat auf das Rathaus fordern und dabei ansagen, jeden Nicherscheinenden würde er mit Soldaten abholen lassen. Die Ratsherren erschienen am
9. Februar früh auf dem Rathaus und sogleich wurden sie arretiert. Weil sie aber standhaft blieben, wurde der Arrest, da besonders der Reichsvogt Jonas Wehner bei dem
Kommandanten dagegen protestierte, gegen Mittag wieder aufgehoben; dagegen legte er am Nachmittag den Bürgermeistern Presssoldaten in das Haus, welchen sie, was sie verlangten, geben mussten. Nun
wurde der Postmeister mit einem Schreiben vom Reichsvogt an den Kaiser und vom rat an den Erzherzog abgeschickt.
Lodron ließ am 12. Februar seinen Soldaten unter den Toren ansagen, dass sie keinen Schweinfurter weder aus- noch eingehen lassen sollten. Endlich verglich sich der Rat mit Lodron, dass man
ihm in etlichen Tagen 800 Gulden geben wollte; dagegen sollte das, was sowohl die Lodronischen, als auch die Gallasischen und Königseckischen bekommen hätten, abgezogen werden; hinfort aber
sollten von dem rstierenden Kontingent, das sich noch auf 2.800 Gulden belief, die Kommandanten-gelder, auch Brot und Wein, desgleichen auch gedachte 800 Gulden abgezogen werden.
Diesen Vergleich nun, den Lodron sowohl, als Beierlein unterschrieben hatten, wollte jener den 25. Februar wieder umstoßen und drohte schon mit der Exekution auf den folgenden Tag. Es kam
aber den 26. Februar der Postmeister mit einem Schreiben vom Erzherzog an die Stadt zurück, in welchem stand, dass sie über ihr Kontigent nicht sollte beschwert werden. das nämliche Schreiben
bekam auch Lodron und Beierlein.
Martin Laudenbach, Pfarrer zu Oberndorf, starb am 4. März. An dessen Stelle kam M. Caspar Heunisch,
damals Pfarrer in Friesenhausen. Beide waren geborene Schweinfurter.
Der Reichsvogt Jonas Wehner starb am 9. März. Zum Reichsvogt wurde nun Johann Hermann, Senior im Sechserstande, erwählt.
Der General-Kommissär Wenzel, Freiherr von Zaradecky und der General-Proviantmeister-Lieutnant Wegen kamen den 18. März hierher und begehrten von der Stadt für den erzherzog auf die
Osterfeiertage: Zehn Fuder Wein, 200 Malter Hafer, 20 Kälber, 6 Ochsen, 200 Lämmer, 100 alte hühner, 1 Zentner Schmalzbutter, 1 Zentner frische Butter, mehrere Schockeier, Wildpret, Auerhähne,
Haselhühner, Gewürz und Konfekt.
Zaradecky ließ sich auch verlauten, er wolle 1000 Malter Korn kaufen. Die Stadt sollte indes 100 Malter hergeben, dass es gemahlen würde; der Rat entschuldigte sich aber, dass er kein
Körnlein Getreide und kein Geld habe, solches einzukaufen; daher er es bewenden ließ.
Zaradecky reiste am 19. März mit dem Beierlein nach Würzburg; verlangte aber doch für sich und Weger ein Quartier hier, weil er oft hin und wieder reisen müsse; es wurde aber so abgewendet,
dass er damit zufrieden war.
Abends gar spät kam Zaradecky von Würzburg wieder zurück, welchem ein Verzeichnis der Sachen, die die Stadt hergeben wollte, übergeben wurde, womit er wohl zufrieden war und es bei dem
Erzherzog zu rühmen versprochen hatte.
Zaradecky reist am 20. wieder ab zum Erzherzog, der Rat verehrte ihm 1 Fuder Wein und 6 Malter Hafer; dem Weger 4 1/2 Eimer. Noch am nämlichen Tag kamen 4 Schelche, um die (abgenötigte)
Verehrung abzuholen, als: 5 Fuder Wein, davon 30 Eimer dem Erzherzog, der andere dem Grafen Hatzfeld, Grafen von Schwarzenberg, D. Kalkschmidt und Springer gehörte, 40 Malter Hafer, 6 Kälber, 4
indianische Hennen, 4 Kapaunen, 1 Fass Obst, 2 Fässer mit weißem Mehl, 36 alte Hühner, 2 indianische Hähne, 19 Paar junge Tauben.
Dem General-Proviantmeister Weger wurde, weil er darum ansuchte, ein Quartier gegeben, er kaufte viel Getreide ein, das Malter Korn um 20 Batzen, er ließ es in der Mühle mahlen und zu Wasser
und Land wegführen, späterhin gab er 24 Batzen für das Malter Korn.
Von Staffelstein kam am 26. März des Erzherzogs Futtermeister mit 14 Wägen hierher und brachte eine Order vom Zaradecky mit, dass die Stadt für den Hofstab des Erzherzogs wöchentlich
folgendes liefern soll: 3 Ochsen, 8 Kälber, 12 Kastraun (Kapaunen?), 4 Säuglämmer, 1 gemästetes Schwein, 4 indianische Hennen, 40 Stück altes Geflügel, 12 junge Tauben, 1 1/2 Zentner Schmalz und
Butter, 500 Eier, 1 Eimer Weinessig, 1 Malter Kochgerste, 1 Malter Erbsen, 1 Scheibe Salz, 30 Pfund Holländischen Käse, 1000 Pfund Brot, 60 Striche Hafer, 30 Eimer Wein, 100 Gulden an Geld für
rauhes Futter, Öl und Gewürz.
Hieran lieferte die Stadt: 8 Eimer 44er, 25 Eimer 45er Wein, 19 Malter Hafer, 6 Malter Korn, 1200 Pfund Brot, 2 Malter Weizenmehl, 4 Saugkälber, 1 Schwein, 2 indianische Hühner, 1 dergleichen
Hahn, 1 Hahn, 20 alte Hühner, 10 Paar Tauben, 1 Sack mit Kochgerste, 1 Malter Erbsen, 4 Schock Eier, 1 Scheibe Salz, 2 Holländische Käse, 1 Eimer Essig. Auch wurden dem Oberstallmeister des
Erzherzogs 3 Eimer und dem Futtermeister 2 Eimer Wein verehrt. Mit diesen ihnen gelieferten Lebensmitteln fuhren sie am 28. März weg, und ihre Zehrung, die 50 Taler kostete, musste die Stadt
bezahlen.
Nach der Auslage der Bedienten war obengedachte Forderung nur der fünfte Teil der Notdurft zur wöchentlichen Haushaltung des Hofstabs, die anderen vier Teile mussten andere Städte
herbeischaffen. Welches auch glaublich war, weil nach ihrem Bericht täglich 600 Personen an 40 Tafeln bei dem Erzherzog gespeist wurden.
Die zum Erzherzog am 21. März nach Staffelstein von der Stadt Abgeordneten, Sebastian Heller und der Stadtschreiber, schickten am 30. März ein verzeichnis der Dinge, welche die Stadt
wöchentlich, vom 24. März an gerechnet, hergeben müsse. Die erste Lieferung, als eine Verehrung, wurde nichts geachtet; was aber an der zweiten Lieferung gegen folgendes Verzeichnis abgegangen
wäre, sollte jetzt ergänzt werden, bei Bedrohung der Exekution mit 2 Regimentern.
Das Verzeichnis lautete so: 35 Eimer neuen und 15 Eimer alten Wein, 1200 Pfund Brot, 16 Metzen Weizenmehl, 30 Malter Korn, 1 Sack Kochgerste, 8 Metzen Erbsen, 30 alte Hühner, 3 indianische
Hennen, 10 Paar junge Tauben, 400 Eier, 3o Maaß Essig, 8 Kälber, 1 Schwein.
Schon am 2. April kamen Wägen hierher, um benannte Viktualien abzuholen, am 11. April wieder. Am 21. erschienen sie abermals und verlangten die vorige Forderung doppelt, sie wurde ihnen aber
nur einfach geliefert. Am 29., so wie am 6. Mai, stellten sie sich wieder ein und den 13. Mai führten sie eine doppelte Lieferung fort; deswegen gab man ihnen zum achten und neunten Mal: 70 Eimer
Firnewein, 60 Malter Korn und Hafer, 2400 Pfund Brot, 8 Malter Weizenmehl, 1 Malter Kochgerste, 8 Kälber, 1 Schwein, 3 indianische Hähne, 3 Kapaunen, 40 alte Hühner, 21 junge Tauben, 600 Eier, 1
Eimer Weinessig.
Dem D. Kalckschmidt wurden geschickt 1 Kalb, 4 Hühner, 2 Kapaune, dem Generalauditeur Graß 1 Kalb.
Bischofsheim, Neustadt, Münnerstadt, Königshofen und Hammelburg mussten fast das Nämliche für die Tafel des Erzherzogs liefern.
Vom Herbst des vorigen bis zum Frühling dieses Jahres wurden 109 Gebräude Bier getan, und im Jahr 45 verordnet, von jedem Gebräude 16 Gulden dem Umgelderamt zu bezahlen.
Sebastian Heller kam am 5. April von Staffelstein, der Stadtschreiber aber mit dem Kommissär Beierlein am 25. zurück.
Der Rat beschloss am 20. April, dass niemandem erlaubt sei, eine Kuh über den Main zu treiben, wenn er nicht 2 Äcker Wiesen daelbst besitzt. Aber die Soldaten trieben ihre Kühe und Pferde,
wohin sie wollten, und die Soldatenweiber holten sich von den besten Wiesen Gras.
Zaradecky schickte am 8. Mai ein Schreiben an den Rat, worin er von der Stadt 2000 Malter Korn, 200 Malter Hafer und 100 Eimer alten Wein verlangte, welches alles bezahlt werden sollte, wenn
das Kaiserliche Geld zu Nürnberg würde verwechselt sein. Die Stadt sollte auch die alte Lieferung an Lebensmitteln nach Staffelstein um ein Gutes verbessern. Der Rat aber entschuldigte sich mit
der Unmöglichkeit, da besonders Weger bereits 4000 Malter Getreide aus Schweinfurt geführt hätte; doch erbot man sich, 10.000 Pfund Brot und 50 Eimer Bier herzugeben.
Beierlein ließ am 11. Mai dem Rat ansagen: Zaradecky habe an den General-Proviantmeister Weger geschrieben und verlange 3000 Malter Getreide; ferner solle Weger für die Kaierlichen Völker
400.000 Pfund Brot in hiesiger Stadt backen lassen; auch müsste die vorige Lieferung doppelt gegeben werden. Weil man nun immerfort eine Menge Getreides von der Stadt verlangte, so wurde noch an
dem nämlichen Tage der Anfang zur Besichtigung des Getreides gemacht, und nicht nur von dem Rat sondern auch von den Soldaten Deputierte gemacht, die alles aufschreiben sollten, damit die
Unmöglichkeit an den Tag käme.
Die vermögenden Bürger wurden am 13. Mai auf das Rathaus gefordert und dringend gebeten, Geld herzuleihen; weil die Stadt zu viele und außerordentliche Ausgaben hätte.
Der Rat schickte Dr. Höfel am 15. Mai zum Erzherzog nach Staffelstein, um ihm der Stadt schweres Anliegen zu klagen.
Von Zaradecky kam den 18. Mai ein neues Schreiben an den Rat, in welchem er von der Stadt 2000 Malter Korn und um die Bezahlung 100.000 Hufnägel, 2000 Hufeisen, 2 Stücke Zwillich, 400 Paar
Stränge zur Kaiserlichen Artillerie, verlangte. Die Eisenhändler und Schmiede mussten nun alles hergeben, was sie davon hatten und man brachte 16.000 Hufnägel, 470 Hufeisen und 51 Paar Stränge
zusammen, welches an Geld 85 Taler, 58 Kreutzer betrug; allein von der Bezahlung wollte hier niemand etwas wissen.
Das Kaiserliche Hauptquartier brach am 18. Mai von Staffelstein auf nach Seßlach, den 21. Mai kam es nach Mellrichstadt, den 25. Mai nach Nüdlingen, den 26. Mai nach Elfershausen, wo es einen
Rasttag hatte, den 28. Mai nach Rieneck, den 29. Mai nach Saalmünster.
Dr. Höfel kam den 21. Mai von Staffelstein wieder. Er hatte bei dem Erzherzog zwei Mal Audienz; der general Hatzfeld ließ ihn nicht vor sich.
Der Erzherzog hatte, weil Zaradecky bei ihm anhielt, ein Schreiben an Lodron und Beierlein ausfertigen lassen, dass die Stadt über 500 kranke Soldaten einnehmen, verpflegen und mit Arzneien
versehen solle. Auf inständiges flehentliches Bitten des Dr. Höfel versprach der Erzherzog die Stadt zu verschonen und die Kranken auf die Dörfer zu legen. Nichtsdestoweniger kam den 21. Mai ein
Schreiben, dass die Stadt gedachte Soldaten in ihre Dörfer nehmen und sie 14 Tage lang obgedachter Maßen verpflegen solle. Es blieb aber auch nicht bei den zur Stadt gehörigen Dörfern, sondern
täglich kamen welche in die Stadt, die man in das Waisenhaus und in die Bürgerscheune legte.
Zaradecky schrieb am 23. Mai wieder an den Rat und begehrte eine neue Lieferung, auch forderte er das obenbenannte Eisenwerk noch einmal und befahl, Kranke einzunehmen. Er drohte zugleich,
wenn die Stadt das eine oder das andere nicht eingehen würde, sollte sie mit militärischer Gewalt dazu gezwungen werden.
Weil nun das Fordern kein Ende nehmen wollte, schickte der Rat den Stadtschreiber zum Erzherzog, welcher bald wieder zurückkam und folgendes mitbrachte: 1) dass die Stadt nur 45 Kranke
einnehmen und jedem täglich 1 1/2 Pfund Fleisch, 1 Maß Wein oder 2 Maß Bier geben sollte. 2) wurde die begehrte Lieferung abgewendet. 3) das geforderte Eisenwerk musste die Stadt
bezahlen.
Maximilian Eberle, Erzherzoglicher Hofkommissär, kam mit einem Paß vom Erzherzog d. dato Groß-Rodenbach 24. Juni auf Schweinfurt, Hammelburg, Schmalkalden und Stift Fulda gerichtet hierher
und begehrte durch ein schreiben von Zaradecky von der hiesigen Stadt für den Hofstab, weil die Armee wieder zurück und hier vorbei marschieren würde, 100 Eimer Wein, 10 Ochsen und andere
Lebensmittel.
Der Rat erbot sich, etwas an Wein und Bier zu liefern; aber an Ochsen habe er Mangel: Dem Zaradecky wurden indessen 100 Dukaten geschickt.
Bald hernach forderte eine dergleichen Lieferung der Bocca major.
Der Hofkommissär kam den 28. Juni von oben genannten Orten wieder hierher und verlangte die geforderten Sachen inständig. Weil man aber vernommen hatte, dass die Kaiserliche Armee nicht
heraufziehen würde, wollte man sich zu nichts verstehen; doch setzte man hinzu: Wenn die Kaiserliche Armee heraufmarschieren würde, wollte die Stadt das Ihrige nach Vermögen tun. Er beharrte aber
fest auf seine Forderung und blieb mit seinen Reitern auf Kosten der Stadt hier liegen.
Der Rat schickte nun am 1. Juli einen Boten zum Zaradecky, um von ihm Hilfe und Abwendung zu erhalten, welches den Hofkommissär sehr verdross, weil dies hinter seinem Willen geschehen
war.
Indessen kam wieder ein Schreiben von Zaradecky, welcher sehr beweglich schrieb: Die Stadt sollte noch ein Übriges tun, weil der Hofstab Not litte. Der Rat bewilligte hierauf 50 Eimer
Wein.
Der von der Stadt abgeschickte Bote wurde am 4. Juli von den Schweden gefangen, der brief an Zaradecky ihm abgenommen und er wieder entlassen, und so kam er am 10. Juli ohne Verrichtung
wieder hierher. Man musste also in die Fordrung des Hofkommissärs willigen.
Die Ernte ging, weil das Wetter schön und man dabei sicher war, mit allem Ernste an. Die Metze Korn galt 10 Kreutzer, die Metze Weizen 6 Schillinge.
Von dem Erzherzog kam dem 11. Juli ein Schreiben an den Rat, dass er den Magazin-Zehent liefern sollte. Oberst Königseck hatte scharfen Befehl, denselben einzutreiben.
Die Stadt lieferte den 14. Juli, weil der Kommandant so stark in sie drang, für den Hofstab des Erzherzogs 70 Eimer Wein nach Hammelburg, von da er weiter geführt wurde.
Auf Begehren des Kommandanten Lodrons musste der Scharfrichter am 22. Juli die Hunde, die durch ihr Bellen zur Nachtzeit ihn in seiner Ruhe störten, totschlagen.
Zaradecky schickte den 25. Juli wieder ein Schreiben an den Rat, in welchem er meldete: An den jüngst begehrten 100 Eimern Wein sei ein Rückstand geblieben, er bäte daher, denselben zu
ergänzen; obgleich der letzthin geschickte noch nicht angekommen wäre. Die Stadt lieferte daher wieder etwas Wein.
Die Hessen nahmen 60 mit Proviant beladene Wägen, die von Lauterbach in das Kaiserliche Lager fahren wollten, weg; darunter war auch der von der Stadt den 14. Juli nach Hammelburg geschickte
Wein.
Dr. Höfel reiste am 2. August nach Bamberg auf den Kreistag, wo über folgende Punkte beratschlagt wurde:
a) Den vom Erzherzog begehrten Magazin-Zehnt betreffend, der nach Schweinfurt in das Magazin geliefert werden sollte.
b) Die Austeilung des Königlichen Regiments im Fränkischen Kreis.
c) Etlicher Stände Rest an den bewilligten 2 Monaten zu dem Unterhalt der Kreisdeputierten nach Münster und Osnabrück.
Des Hospital's Zehnt zu Obbach ertrug in diesem Jahr 7 Malter Getreide und 2 Eimer, 6 Maß Most, zu Zell nichts.
Drei Wägen mit Pulver kamen am 10. August von Würzburg hier an, die Stadt musste den Fuhrlohn, 19 1/2 Taler, bezahlen, und zwar deswegen: Hiesige Fischer, die Proviant nach Würzburg geführt
hatten, sollten etliche Stunden warten und gedachtes Pulver mitnehmen. Da sie sich aber weigerten und fortfuhren, schossen die Würzburger Soldaten nach ihnen und trafen einen davon, dass er im
Schiff tot hinfiel. Er hieß Martin Fischer und wurde zu Marktbreit begraben.
Man erhielt hier am 13. August die Nachricht: Der Schwedische General Königsmark wäre zu Karlstadt angekommen, und die übrige Schwedische Armee marschiere jenseits des Mains
aufwärts.
Freireiter kamen den nämlichen Tag früh nach Rheinfeld und brachten Schwedische Gefangene ein, nachmittags wurden wieder etliche eingebracht.
Johann
Caspar Cremer, Diakon, starb am 14. August. An dessen Stelle wurde den 11. September berufen Lic. Johann Andreas
Piccart, der zu Zeilitzheim geboren und in Schweinfurt erzogen ward.
Alle hiesigen Bäcker mussten den 20. August Brot für die ganze Armee backen. Zaradecky, der Generalauditeur Graß der Kommissär Daler und der Oberst Ramßdorf kamen am 22. August mit etlichen
11 Pferden hier an. Die Pferde wurden nach Obbach, Euerbach und Niederwerrn gelegt. Zaradecky forderte am folgenden Tag von der Stadt, doch um die Bezahlung, eine große Menge Sättel, Räder,
Hufeisen und Hufnägel.
Zu Niederwerrn kam den 24. August durch Verwahrlosung der daselbst liegenden Soldaten Feuer aus, wodurch 11 Gebäude in Asche gelegt wurden.
Unter dem Spitaltor ließen die Kaiserlichen am 27. August eine Brücke über den Main machen, wozu alle Schiffe, die man hier hatte, hergegeben werden mussten.
Das Kaiserliche Hauptquartier war diese Nacht zu Geldersheim, das Bayerische zu Vasbühl (Vaspühl). Am 28. August lagen die Armeen still und taten in den Dörfern, mit Einreißung von Häusern,
großen Schaden. Zu Geldersheim wurden 7 Gebäude, zu Niederwerrn 14 zertstört; dasselbe geschah zu Brebersdorf und Oberwerrn.
Die Kaiserlichen und Bayerischen Völker brachen den 29. August auf, und die ganze Kaiserliche Armee ging über die gemachte Brücke; die Bayerische aber marschierte diesseits des Mains
hinauf.
Diese tat in den Weinbergen, durch welche die Soldaten fuhren, ritten, gingen, das Vieh trieben, überaus großen Schaden.
Als der erzherzog gegen Mittag ankam, wurden die Kanonen auf den Wällen gelöst und der hiesige Rat ging ihm entgegen; er kam aber nicht in die Stadt, sondern ritt neben derselben
vorbei.
Beide Armeen hatten viele Kranke bei sich, worunter auch der General-Feldzeugmeister Baron de Fernemont war, welchem der Rat ein gutes Quartier gab und ihm etliche Mal Wein, Fische und Hafer
verehrte. Er reiste den 17. September mit dem größten Dank ab.
Der Generalauditeur Graß blieb hier und ließ beim Rat anfragen: Ob Madenhausen von der Stadt nicht verkauft würde? Hatzfeld habe Lust dazu, er wolle das nämliche Geld dafür geben, um welches
es die Stadt gekauft hätte. Ferner, ob der Hof zu Waigolshausen (Waigoldshausen) nicht feil wäre? Dazu sei er ein Liebhaber. Endliche brachte er eine Götzische Obligation hervor, die er an sich
gehandelt hatte, und wollte die Bezahlung dafür haben. Wegen des letzten Punktes ließ sich die Stadt gar nicht ein, weil die abgedrungene Obligation kassiert worden war (27. September 1637) wegen
der zwei ersten Punkte, hieß es, wolle man sich darüber beratschlagen.
Die Königseckischen, die mit dem Erzherzog fortmarschiert waren, kamen wieder zurück, weil die aber keine Order aufzuweisen hatten, dass sie hier einquartiert werden sollten, nahm man sie
nicht in die Stadt; aber sie quartierten sich selbst ein, und zwar in die Häuser der Ratsherren. Am 31. wiesen sie eine Order von Zaradecky vor und nun bekamen sie Quartiere.
Der Erzherzog schickte den 7. September ein Schreiben an den Rat, worin er die Stadt von der Verpflegung der Völker und den Stabsgeldern, außer dem KOmmandanten Gelde, befreite und Lodron und
die Königseckischen an die Sächsischen Fürsten gewiesen wurden.
Der Bischof von Würzburg erklärte sich jetzt neutral; nun musste er viel Getreide nach Dinkelsbühl an die Schweden liefern.
Die Weinlese fing den 14. Oktober an. Es gab zwar viel Wein; aber er war nicht so gut wie der vorjährige. Auf dem Land wurde der Eimer um 2 Gulden gekauft, in der Stadt kostete er zwei
Spanische Taler, auch 3 Gulden.
Unsere Reiter, die vorher oft ausgeritten waren und viel Vieh aus den Sächsischen Ländern mitbrachten, weil die Sächsischen Fürsten sich weigerten, ihnen die Verpflegung zu geben, ritten am
13. Dezember wieder aus und brachten 140 Schafe und 18 Stück Rindvieh mit, die sie den Hammelburgern vor ihrer Stadt genommen hatten.
Lodron verlangte den 24. Dezember vom Rat für seine Pferde rauhes und glattes Futter, wobei er äußerte, wenn man es ihm abschlüge, wollte er es selbst aus den Scheunen holen. Um nun andere
Ungelegenheiten zu verhüten, bewilligte ihm der Rat monatlich 2 Fuhren Heu und 2 Malter Hafer.
In diesem Jahr musste die hiesige Bürgerschaft 12 Steuern geben.
Oberbürgermeister:
Caspar Reinhardt (Gregorii)
Johann Glock (Viti)
Georg Wohlfahrt (Crucis)
Johann Volpert Eber (Luciä)
Unterbürgermeister:
Caspar Schamroth (Gregorii)
Augustin Thein (Viti)
Michael Engelhardt (Crucis)
Balthasar Küffner (Luciä)
148 wurden geboren, 172 begraben und 43 Paare getraut.
1647
Unsere Reiter machten am 11. Januar Nachts um 10 Uhr wieder einen Streifzug und kamen nach Mitternacht in das Dorf Rügheim, plünderten es aus, kamen am folgenden Tag wieder hieher und brachten 35 Stück Rindvieh, Kälber, Schweine und allerhand Federvieh, auch Korn, Mehl usw. mit, sie hatten daselbst die Betten aufgeschnitten und die Federn ausgeschüttelt. - Nun stand aber Rügheim nicht unter Sachsen allein, sondern es waren siebenerlei Herrschaften da. Deswegen kam Veit Ulrich Truchseß von Wetzhausen am 14. Januar hierher und beklagte sich wegen seiner misshandelten Untertanen daselbst beim LODRON.
Am 21. Januar wurden den Niederwerrnern 5 Paar Ochsen und 5 Pferde, die ihrem Vogte, der ein Schweinfurter Bürger war, Holz holen und hereinführen wollten, dem Hatzfeldischen Kommandanten 7 Paar Ochsen und einem Dittelbrunner Bauern 1 Paar Ochsen von den Schwedischen Soldaten genommen.
Als dies unsere Reiter erfuhren, setzten sie hinaus; sie kamen aber nicht weiter, als nach Niederwerrn, wo sie sogleich wieder umkehrten.
Der Stadtschreiber wurde am 29. Januar in Sachen, die die Stadt betrafen, nach Nürnberg geschickt und kam den 8. Februar wieder.
Der Kommandant LODRON, der mit dem Generalauditeur Groß den 15. Februar zur Armee sich begeben hatte, kam den 4. März wieder hier an. Weil er nun daselbst nicht allein von der Stadt manche
Unwahrheiten ausgesprengt, sondern auch die Gefahr wegen der Nähe des Feindes groß gemacht hatte, erhielt er vom general Holzapfel, auf inständiges Bitten, Befehl, das Königseckische und
Nassauische Regiment, auch die Garnierischen Truppen und Freireiter in die Stadt zu nehmen, doch so, dass ihnen Bürgerschaft nichts als das Servis geben sollte; die Verpflegung müssten ihnen die
Sächsischen Fürsten, die Bischöfe zu Bamberg und Würzburg, die Grafen zu Castell, die Reichsstadt Rothenburg und die Fränkische Ritterschaft geben.
Lodron bekam am nämlichen Tag folgenden Befehl von Hatzfeld: Weil mehrere Kaiserliche Völker nächstens um Schweinfurt ein Lager beziehen würden, sollte er ihnen Proviant verschaffen. Was die
Stadt Schweinfurt hergeben würde, sollte an ihrem Kontigent abgezogen werden. Graf Lodron begehrte von der Stadt 200 Malter Hafer und 18.000 Pfund Brot. Der Rat wendete sich an Hatzfeld und erbot
sich zu 40 Malter Hafer und 5.000 Pfund Brot; woran am 31. März 25 Malter Hafer und den 1. April 4.000 Pfund Brot abgeliefert wurden.
Vom Herbst des vergangenen bis zu dem Frühling dieses Jahres wurden 136 Gebräude Bier getan.
Die um die Stadt gelegenen Völker brachen am 5. und 6. April auf, mit welchen auch 50 Lodronische mitmarschieren mussten. Indessen wurden die Bürger mit Wachen sehr beschwert, da sie sogar
vor den Quartieren der Offiziere Wache stehen mussten.
Der Stadtschreiber wurde vom Rat am 8. April nach Bamberg auf den Kreistag geschickt; der aber am 18. schon wieder zurück kam.
Beierlein verlangte: 1) Ein Defenstonswerk im Fränk. Kreis aufzurichten, und deswegen 9 Komapanien zu Fuß, auf 1800 Mann; 3 Kompanien Reiter, 300 Mann stark und 1 Kompanie Dragoner, 100 Mann
stark, zu unterhalten. 2) Ein Magazin in Schweinfurt anzulegen und in dasselbe 3000 Malter Korn und 1500 Malter Hafer zu schaffen. 3) Zehn Bacanten-Plätze bei jeder Kompanie zur besseren
Rekrutierung zuzulassen und 4) wieder 100 Monate Römerzug für das laufende Jahr zu erlegen.
Die Stände willigten in keinen Punkt ein, sondern gingen auseinander. Peter Lorenz, Propst von Heidenfeld, starb am 21. Apriel allhier, er wurde in sein Kloster geführt und daselbst
begraben.
LODRON hatte diesen Soldaten gute Quartiere versprochen und sie zu überreden versucht; "Die Schweinfurter hätten wollen rebellisch werden, deswegen würden sie dahin gelegt. Das Königseckische Regiment, welches mit LODRON gekommen war, blieb indessen zu Ober- und Untereuerheim und Pusselsheim bis zum 6. März liegen, da es, ungefähr 340 Pferde stark, den Troß nicht mitgerechnet, hier einrückte, auch zogen den 11. März die Garnierischen in die Stadt.
Diese nun, so wie die vorigen, wurden, nach dem Befehle Holzapfels, ohne Verpflegung einquartiert; die Offiziere aber meinten, sie sollten mit Hausmannskost vorlieb nehmen. Sie wollten aber nicht allein dieses nicht tun, sondern soffen manchem Bürger des Tages 18, 30, 40 Maaß, ja einen ganzen Eimer Getränke aus, hielten Gastungen auf der Bürger Unkosten; sie wurden verstellter Weise mit einander uneins und vertugen sich hernach bei des Bürgers Wein wieder, traktierten ihre Hauswirte schlecht, schlugen sie, jagten sie aus dem Hause, schmissen ihnen die Fenster ein, wollten die Weiber schänden und trieben solche Dinge, von welchen man vorher noch gar nichts gehört hatte.
Da die Stadt mit Pferden angehäuft war, mussten die Bürger ihr Viehaus den Ställen tun, damit die Soldaten ihre Pferde hineinstellen konnten, ja sie stellten ihre Pferde sogar in die Haus-Aehren, auch in die Wohnstuben.
Ob nun gleich E. Rat Korn zur Fütterung hergab, so reichte es doch nicht zu, weil viele gemeine Reiter nicht 1, sondern 3 auch 4 Pferde hatten, und doch nur für ein Pferd Futter bekamen, daher die Bürger für die anderen Pferde Futter beschaffen mussten, oder sie nahmen es selbst.
gegen alle diese Gewalttäigkeiten konnte die Stadt an keinem Orte Hilfe erlangen. Kurz, die Bedrückung, der Jammer und das Elend der Bürger war so groß, dass sich ihre traurige Lage nicht mit Worten beschreiben lässt.
Eine Partie Reiter ging den 7. März aus und brachte von Schmalkalden 90 Stück geraubtes Vieh mit.
Der Erzherzog Leopold Wilhelm, der das Kommando über die Kaiserliche Armee niedergelegt hatte und die Regierung über die Spanischen Niederlande antreten wollte, kam auf seiner Dahinreise am 14. März Abends nach Gerolzhofen. Deswegen ritten den 15. in aller Frühe 400 von den hiesigen Reitern mit dem Grafen LODRON hinüber, um ihn auf seiner Reise zu begleiten. LODRON kam am folgenden Tagemit etlichen Reitern zurück, die übrigen zogen mit dem Erzherzoge fort.
LODRON ließ den 17. März auf das Rathaus sagen: Er habe Nachricht erhalten, dass die Schweden nach Franken marschierten und Schweinfurt belagern würden. Das Nämliche hörte man auch von anderen Orten her.
Der Bischof zu Würzburg schrieb an LODRON: "Er müsse den Schweden alle Städte und Dörfer, nur Würzburg und Königshofen ausgenommen, eingeben." Nun schickten LODRON seine Gemahlin, Oberstlieutenant Grichton seine Frau, die General Trauditsch ihre Tochter und mit diesen die Offiziere ihre besten Sachen nach Königshofen.
Auf Begehren LODRONs wurde den 19. März sowohl der Bürger, als der Fremden Getreide und Vieh inventiert und man fand im ersten Viertel am fremden und hiesigen Getreide allerhand Gattung: 2969
1/2 Mltr., hieisges Vieh 129, fremdes 63 Stück; im zweiten Viertel an allerlei hiesigem und fremden Getreide 3144 1/2 Mltr., 13 Pferde, 57 Ochsen, 195 Kühe, 19 jährige Kälber; im dritten Viertel
allerlei Getreide 858 Mltr., an Rindvieh 92 Stück; im vierten Viertel an allerlei Getreide 989 1/4 Mltr., an Vieh 194 Stück. Zusammen also 7961 1/4 Mltr.
Den Landleuten im Bistume Würzburg wurde angesagt, dass sie sich wegen Annäherung der Schweden mit der Saat möglichst eilen sollten, deswegen sie auch am Sonntage säten.
In hiesiger Stadt lagen jetzt 1377 Soldaten, die den Dienst tun konnten, 1630 Pferde, 13 Marketender, 492 Weibspersonen und Kinder, 489 Knechte und Jungen.
Die Stadt musste nun auf Befehl des Kommissärs Heimbeck, täglich 37 Mltr. Korn zu Futter hergeben.
Vom Herbste des vergangenen bis zum frühlinge dieses Jahres wurden 160 Gebräude Bier getan.
Der Oberste Donnöp kam herein, sein Regiment machte zu Geldersheim Quartier.
Wei den 29. März bei Nacht 5 Schwedische Jungen mit 6 Pferden gefangen und hier eingebracht wurden, welche aussagten: "Ihre Völker gingen zu Kitzingen über den Main und auf schweinfurt los, sie würden sich auch morgen gar nahe um Schweinfurt sehen lassen, brachen die Donnöppischen zu Geldersheim auf und marschierten nach Mainberg und Schonungen.
Um Mitternacht kam ein Schwedischer Rittmeister mit 29 Pferden vor Gerolzhofen und verlangte einen Boten, der ihm den Weg nach Schweinfurt zeigen sollte. Der Rottmeister rekognoszierte bis an die hiesige Brücke, hierauf ritt er mit seinen Leuten wieder zurück.
Nachdem der Bischof zu Würzburg gemerkt hatte, dass es Schweinfurt gelten würde, schickte er ein schreiben an den Kaiser, und beschrieb ihm die Beschaffenheit des Orts, mit dem Anhange, dass viel zu wenig Fußvolk darin läge und kaum die Wachen besetzt werden könnten. Diesen Brief schickte der Kaiser dem general Gallas nach Budweis. Galas übermachte nun dem Grafen LODRON durch Wechsel 3000 Gulden nach schweinfurt, Munition dafür zu kaufen; (denn daran war auch Mangel) allein der Bote konnte nicht mehr herein kommen, weil die Schwedische Reiterei schon vor der Stadt war.
Mittags den 30. März zeigte der Türmer viele Reiter an, deswegen gab man mit 3 Kanonen-Schüssen Losung aus der Stadt.
Man sah nun vom Spitalholze an bis an Rheinfeld nichts als Reiter, nämlich 31 Standarten, die 6 Regimenter ausmachten, als: Reichwald, Jordan, Rettler, Arnheim, Hundoltshausen und Oberstlieutenant von Wrangel, alle diese kommandierte der Oberst Reichwald. Auch zu Geldersheim waren viele Schwedische Truppen angekommen, man sagte, auch 6 Regimenter, welche daselbst ein Lager geschlagen hatten.
Die Schweden jenseits des Maines hatten eine Schildwache bei der äußeren Mainbrücke stehen; dieseits bei der Hilpersdorfer Kirche.
Die in Mainberg und Schonungen einquartierten Donnöpischen mussten eilig herein und wurden in die große Schanze vor dem Brückentore gelegt.
Die Schwedischen Parteien hielten so lange stille, bis alle ihre Bagage in Rheinfeld angekommen war, dann rückten sie auch nach. Den Proviant erhielten sie von den nahe gelegenen Würzburgischen Dörfern. Die Rheinfelder wurden den 1. April mit ihren noch übrigbehaltenen Sachen nach Volkach begleitet.
Die Nassauischen kamen von der Schanze in die Stadt und wurden einquartiert und die Donnöpischen marschierten Nachts ab zur Armee. Aber die unberittenen von beiden Regimenten, 280 Mann stark,
und der Tross, weil sie den Reitern nicht folgen konnten, begaben sich nach Euerbach in das Schloss, wurden aber von den Schwedischen umringt und alle gefangen genommen.