Fritz Soldmann
Fritz Soldmann wurde am 08. März 1878 in Lübeck als Sohn eines Schneiders geboren. Er besuchte zunächst die Volksschule und absolvierte im Anschluß eine Lehre als Schuhmacher.Im Anschluß an seine - damals übliche - Gesellenwanderung trat er im Jahre 1897 der Gewerkschaft und der SPD bei. Im Jahre 1903 zog er nach Schweinfurt und arbeitete hier in der Schuhfabrik Heimann. Im gleichen Jahr wurde er zum ehrenamtlichen Vorsitzenden des Schweinfurter Schuhmacherverbandes gewählt.
1905 bis 1910 war Fritz Soldmann Vorsitzender des Gewerkschaftskartells und engagierte sich auch in der SPD. In dieser zeit arbeitete er als Angestellter der AOK, deren Vorsitzender er im Jahre 1914 wurde.
1912 wurde er erstmals in den Schweinfurter Stadtrat gewählt. Von 1915 bis 1917 war Fritz Soldmann als Soldat im Kriegsdienst.
Im Jahre 1917 trat er in die USPD, eine linke Absplitterung der SPD, ein. Diese hatte weitere Kriegskredite abgelehnt, was letztlich der Grund für die Abspaltung von der SPD war. Im Jahre 1917 war er auch bayerischer Landessekretär der USPD.
Nach der Revolution 1918 war Soldmann nun Vorsitzender des Schweinfurter Arbeiter- und Soldatenrats. Von 1919 bis 1923 übte er das Amt des Landessekretärs der USPD aus. Im Jahre 1919 war er auch Minister in der Bayerischen Räteregierung mit der Konsequenz, dass er nach der Kapitulation der Revolutionsbewegung verhaftet wurde. Im Hochverratsprozeß wurde er jedoch freigesprochen.
1919 wurde er auch wieder in den Schweinfurter Stadtrat gewählt und war bis 1924 Dritter Bürgermeister. Er gehörte auch der "freireligiösen Gemeinde" in Schweinfurt an.
1920 bis 1924 war Fritz Soldmann Mitglied des Reichstages und 1932 kurzzeitig Landtagsabgeordneter und schließlich bis 1933 erneut Mitglied des Reichstages. In dieser Zeit gehörte er zu den
großen Kämpfern gegen die aufkommende NSDAP.
Texte Rätebewegung Schweinfurt / Texte Fritz Soldmann
Rede von August Karsten (Parteisekretär der USPD am 30. Januar 1918 auf dem Marktplatz:
Er fordert den Abschluss eines sofortigen Friedens und politische Freiheiten.
„Heute wollen wir lediglich der Regierung und den herrschenden Klassen zeigen, daß wir mit ihnen nicht einverstanden sind. .... Wenn unsere Rufe nicht erhört werden, dann kann es anders kommen: wir wollen mit unseren Brüdern, hauptsächlich Trotzki und Lenin, in Frieden und Einigkeit leben.“
Bericht des Kriminalbeamten Röhrich von der Versammlung auf der Bleichrasen am 7.April 1919:
„Sämtliche Redner gaben der Freude Ausdruck, dass nun endlich die bayerische Räterepublik im Anschluss an die russische und ungarische ausgerufen sei. .... Müller hob noch hervor, dass die Sozialisten keine bösen Menschen seien u. es nicht so machen würden wie die Führer der französisch-bürgerlichen Revolution in früheren Jahren es getan haben, die den Leuten das Herz aus dem Leib schnitten und es denselben als abschreckendes Beispiel vorzeigten, oder, den anderen den Kopf abschnitten und diesen zur Schau trügen. Wenn aber der Kapitalismus weiter fortfahre mit seiner Hetze, so würden sie auch vor Gewaltmaßnahmen nicht zurückschrecken.“
Redetext Soldmann 8.11.1918 Rossmarkt:
„Volksgenossen, Volksgenossinnen!
Große Ereignisse haben sich in den letzten Tagen abgespielt; dank des kräftigen Zugreifens des Proletariats, des Arbeiter-, Soldaten- und Bauernrats, hat das deutsche Volk seine Geschicke selbst in die Hand genommen. Reaktionäre Bestrebungen einer bestimmten Klasse haben bereits eingesetzt, um unsere Errungenschaften uns wieder zu entreißen. Schwere Kämpfe wird es uns in den nächsten Tagen kosten, um das bis jetzt Errungene zu halten. Volksgenossen, Volksgenossinnen jetzt gilt es alle Kräfte in Stadt und Land zusammen zu fassen, um die Gegenbestrebungen zu unterdrücken.
Der Arbeiter-, Soldaten- und Bauernrat in München hat bereits durchgesetzt, dass die Dynastie Wittelsbach zurückgetreten ist. Wir verlangen aber auch, dass die Hohenzollern und übrigen Dynastien in Deutschland abgesetzt werden. Ferner, dass das Militär auf die Verfassung vereidigt wird, denn es darf nicht länger einzelnen Machthabern unterstellt sein. Die Zeiten sind vorbei, auf Vater und Mutter zu schießen, wenn es befohlen wurde.
Es ist nachgewiesen, dass die Schuldigen am Ausbruch des Krieges nicht allein in London, Paris, Rom und Petersburg, sondern auch in Berlin zu suchen sind. Herr Hauptmann Bernstorf, der es vom einfachen Frontoffizier zum Generalstabsoffizier gebracht, hat uns erzählt, bzw. geschrieben, dass unter den Schuldigen der damalige Reichskanzler Bethmann-Holweg u. noch andere führende Persönlichkeiten sich befinden.
Das Proletariat wird beantragen, dass ein Reichsgerichtshof eingesetzt wird, zur Feststellung und Bestrafung der Schuldigen.
Der Krieg hat es mit sich gebracht, dass viele Millionen unserer Volksgenossen in kühler Erde ruhen. Neuerdings haben es einige ehrgeizige Führer versucht, durch einen Aufruf an das deutsche Volk, den Krieg weiter zu führen und nochmals Hunderttausende zu opfern. Wir haben es deshalb begrüßt, dass die Marinemannschaften in Kiel, Hamburg, Bremen und Lübeck die Sache selbst in die Hand genommen und dem Treiben Einhalt geboten haben. Auch in der Stadt München hat sich wie in den Städten Kiel etc. ein Soldatenrat gebildet, mit dem wir uns solidarisch erklären. Wir haben anschließend auch hier einen Arbeiter- und Soldatenrat gebildet und stellen folgende Forderungen:
Vereidigung der Mannschaft des Soldatenstandes auf die Volksregierung
Einführung des Achtstundentages
Entlassung aller reaktionären Elemente aus den Körperschaften
Einzug und Abhebung der Fideikommisse und Sonderrechte
Ausbau der Wohlfahrtspflege und Arbeiterversicherungen überhaupt alle Erleichterungen auf sozialem Gebiet.
Der gebildete Arbeiter- und Soldatenrat tritt nach der Versammlung im Rathaussaal zu einer Sitzung zusammen, um seine gefassten Beschlüsse der hiesigen Behörde zu unterbreiten.“
Soldmann forderte die Anwesenden auf, sich diesen Tagen besonnen zu zeigen und keine Ausschreitungen zu begehen.
Er begrüßte auch die Beamten der technischen Fabrikbetriebe, dankte ihnen für ihr Erscheinen und den Anschluß an das Proletariat. Ferner erwähnte er auch die Volksgenossen in Uniform, die sich nach seiner Einschätzung den revolutionären Bestrebungen nicht entgegenstellten.
Soldmanns Rede wurde mehrfach von zustimmenden Zwischenrufen unterbrochen; zum Schluß forderte er die Anwesenden zur Verabschiedung einer Entschließung mit den vorgetragenen Forderungen und zur Bestätigung der Arbeiter- und Soldatenräte durch Handzeichen auf. Die übergroße Mehrheit stimmte zu. Der Arbeiter- und Soldatenrat zog in Begleitung vieler Leute zum Rathaus, wo rote Fahne gehisst wurde.
Soldmann u.a. informierten anschließend als Abgeordnete des Arbeiter- und Soldatenrats Bürgermeister Söldner und die Verwaltung, dass die Behörde ihre Arbeit weiterführen solle wie gehabt, aber den Arbeiter- und Soldatenrat über alle
wichtigen Maßnahmen zu informieren habe. Dieser sei nun die oberste Instanz in der Stadt. Die angebahnte Demokratisierung solle aber auf gesetzlichem Weg durchgeführt werden.
Unter Protest erklärte sich der Magistrat in einer Sondersitzung am Nachmittag einstimmig damit einverstanden, alle wichtigen und wesentlichen Maßnahmen nur im Einvernehmen mit dem Arbeiter- und Soldatenrat durchzuführen. (s.a. SW Tagblatt 13.11.1918)
Im Geschäftsverteilungsplan des Stadtrats von 1926 beschloß der Stadtrat auf Antrag des Stadtrats von Fritz Soldmann, „den städtischen Arbeitern eine Wirtschaftsbeihilfe in der Höhe eines Wochenlohnes nebst Frauen- und Kinderzulagen zu gewähren, mit der Maßgabe, dass bei Berechnung der Wirtschaftsbeihilfe Schichtarbeiterzuschläge, Überstundenzuschläge usw. nicht in Anrechnung gebracht werden dürfen, auch wenn sie wöchentlich wiederkehren.“ Beihilfe wurde nur an die unter den allgemeinen Tarif fallenden Arbeiter gezahlt, wenn sie am 24.12.1925 bereits eingestellt waren und mindestens 9 Monate ununterbrochen beschäftigt waren. (Ratsprotokolle)
Stellungnahme der KPD April 1919:
„die Räterepublik, wenn sie eine wirklich proletarische sein soll, muß dem Willen der arbeitenden Massen selbst entspringen. Einzig und allein die Massen sind befugt, durch die von ihnen zu diesem Zweck gewählten revolutionären Räte die Räterepublik zu erklären.“
aus Serie STB 17.10.2001
Erklärung des Schweinfurter Arbeiter- und Soldatenrats zur Ermordung von Liebknecht und Luxemburg:
„Die heute am 23. Januar 1919 tagende Sitzung des Arbeiter- und Soldatenrats Schweinfurt nimmt tieferschüttert Kenntnis von dem tragischen Ende der beiden sozialistischen Vorkämpfer Dr. Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Ohne sich mit deren Vorgehen in letzter Zeit einverstanden zu erklären, .... verkennt die heutige Tagung keineswegs, daß es den beiden einzig und allein darum zu tun war, das Proletariat nicht um die Früchte des Erfolgs der Revolution zu bringen. Der Arbeiter- und Soldatenrat Schweinfurt verurteilt auf das entschiedenste das an den beiden begangene Verbrechen dunkler Elemente, die glaubten, sich in den Dienst der Regierung stellen zu müssen, um gegenrevolutionäre Bestrebungen zu fördern. Der Arbeiter- und Soldatenrat warnt die Regierung auf diesem Weg fortzufahren.“
aus Serie STB 13.10.2001
Im Juni 1921 kam es nach der Ermordung des Vorsitzenden der USPD-Landtagsfraktion Karl Gareis zu einer Versammlung auf dem Roßmarkt, an der etwa 1200 Menschen teilnahmen. Hauptredner war Fritz Soldmann, der vom Fenster des Saales des Hotels Vier Jahreszeiten zu der Menge redete:
Der Mord an Gareis sei von langer Hand vorbereitet worden durch die bayerische Mörderpropaganda, die von Regierung Kahr-Pöser-Roth geduldet werde und deren Hintermänner die Hauptschuldigen seien. Schuld hätte aber auch die deutsch-völkische Presse, die unverhohlen zum Mord aufrief. Bei der Revolution sei keinem von den Gegnern ein Haar gekrümmt worden, denn die Sozialisten verabscheuten Mord. Nun aber müssten sich die Arbeiter wehren. Bayern sei die Zentrale der Reaktionäre, nur dort herrschten noch Ausnahmezustand und Volksgerichte. Der Mörder sei unter den deutsch-völkischen Mordbuben in München zu suchen; er werde aber wohl nicht gefasst, wie üblich, wenn es um die Ermordung von Arbeiterführern ginge. Soldmann sah die Gefahr eines Bürgerkrieges gegeben, wenn Regierung nicht umkehre.
Die Versammlung verabschiedete eine Resolution, in der es hieß: „...Die Regierung wird insoweit als die intellektuellen Urheber des Mordes an Gareis seitens der Arbeiterschaft betrachtet, als sie nichts unternahm gegen jene Blätter, die zu offener Gewalttat und Mord aufforderten, gegen Juden und Sozialisten. Die Versammlung betrachtet die derzeitige bayerische Regierung als eine innen und außenpolitische Gefahr. Sie fordert neben der Aufhebung des unwürdigen
Belagerungszustandes Herstellung verfassungsmäßiger Zustände, volle Versammlungsfreiheit, Aufhebung der ungesetzlichen Volksgerichte und Freilassung der politischen Gefangenen, letzteres um deswillen, weil die Kapp-Verbrecher und sonstigen Reaktionäre nicht einmal zur Verantwortung gezogen werden...“
Am 09.03.1933 wurde Soldmann zusammen mit anderen Sozialdemokraten wie auch Oberbürgermeister Dr. Benno Merkle von der Nazis in sogenannte "Schutzhaft" genommen, die bis zum 01. Mai 1933 andauerte.
Am 01.06.1933 wurde er aufgrund seines Widerstandes gegen das Hitlerregime erneut verhaftet und in das Konzentrationslager in Dachau verschleppt. Seine Familie wurde aufgefordert, Schweinfurt zu verlassen.
Nach vorübergehender Entlassung aus der Haft zog Fritz Soldmann nach Magdeburg. Immer wieder wird er von der Gestapo verhaftet und landet schließlich aufgrund der Beibehaltung seiner feindlichen Gesinnung gegen die NSDAP im KZ Sachsenhausen und ab 13. Oktober 1944 im KZ Buchenwald.
Am 11.04.1945 wurde das KZ von amerikanischen Truppen befreit und Schweinfurter Freunde planen, ihn nach Schweinfurt zurückzuholen, damit er dort als Erster Bürgermeister kandidieren soll. Doch die langjährigen Schikane durch den Naziterror waren nicht ohne schwerwiegende gesundheitliche Folgen an ihm vorübergegangen. Fritz Soldmann verstarb am 31. Mai 1945 in Wernrode im Harz.
In Schweinfurt wurde im Stadtteil Gartenstadt eine Straße nach ihm benannt.
Brief April 1945 aus dem Konzentrationslager Buchenwald
Im Nachfolgenden soll nur ein rein (persönliches?) Stimmungsbild gegeben werden:
Die Osterfeiertage haben leidlich gutes Wetter gebracht, für den Aprilanfang kaum viel besser zu erwarten. Die Stimmung im Lager ist wie alle Tage, eine gewisse Nervosität findet sich bei den Beiden, welchen der …
Konzentrationslager, so doch ihrer Freiheit beraubt, haben mehr oder weniger lange Freiheitsstrafen hinter sich, oft auch eine Reihe anderer K.Z. durchlaufen müssen. Obwohl sich die Verhältnisse in den Lagern nicht zuletzt in Buchenwald wenigstens in Bezug auf Behandlung gegenüber den Jahren 1939/43 einigermaßen zum Besseren wenden so sind eben fünf bis zehn (Jahre?) Freiheitsberaubung eine unendlich lange Zeit, noch dazu, wenn man bedenkt, daß ein großer Teil der „Politischen“ nur ein Verbrechen zum Vorwurf bekommt, früher Kom. oder S.D. gewesen zu sein & das heutige Regime bereits in seinen Anfängen bekämpft zu haben. Aus „staatspolitischen Gründen“ hat man nicht nur Tausende, sondern ungezählte Hundert-tausende ihrer Freiheit beraubt, und in nicht geringer Zahl in den K.Z. zu Tode gequält.
der Tag nach Ostern, 3. April, hat fast über Nacht eine Situation geschaffen, die von nicht sehr vielen geahnt wurde. Der andauernde Rückzug der deutschen Truppen lässt tagtäglich Tausende aus dem vom Lager Buchenwald gespeisten Arbeits-lager zurückfluten, so aus dem Ruhrgebiet sowie Reichslager. Unter ihnen sind recht bedenkliche (Gestalten?) denen auf den ersten Blick Raub und Plünderung zuzutrauen ist, ja die selbst in ihrer durch Hunger hervorgerufenen Gier, vor der Ermordung von Leidensgefährten nicht zurückschrecken, Fälle, in denen mit dem Tod Ringende restlos ihrer Kleider beraubt, splitternackt liegen gelassen wurden, häufen sich im kleinen ( -) Lager. Ohne die deutschen politischen Häftlinge wäre die
L-Kommandatur wohl nicht mehr in der Lage, die Zustände zu meistern. Der Kommandant sieht sich daher veranlasst, um die Aufstellung eines Sicherheitskommandos unter der Bezeichnung Bergungstrupp seitens der pol. Häftlinge zu ersuchen. Er will nicht darum „bitten“ nach seiner Rede im L-Kino, aber er „befiehlt„ auch nicht. Die Situation ist klar& wird auch im Lager erkannt; dem Ersuchen wird nachgekommen, obwohl das Interesse der Häftlinge noch andere Gründe hat die verantwort-ungsbewussten Lagerinsassen haben ein dringendes Interesse, die Beraubung der Brot-, Kartoffel- & Lebensmitteltransporte zu unterbinden, dem bereits auftauchenden Bandenwesen im Interesse die Sicherstellung der bereits äußerst knappen Lebensmittelrationen nicht ganz zu gefährden.
Auf Initiative von Hermann Brill, einem ehemaligen Thüringer Landtagsabgeordneten der SPD, erarbeiteten einige Tage nach der Befreiung deutsche und österreichische Sozialdemokraten und Sozialisten, alle ehemalige KZ-Insassen, programmatische Grundsätze für die künftige Entwicklung Deutschlands:
„Für Freiheit, Frieden, Sozialismus! Manifest der demokratischen Sozialisten des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald.
Im Augenblick ihrer Befreiung aus der bestialischen Gefangenschaft der nazistischen Diktatur empfinden es die im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald versammelten Vertreter des demokratischen Sozialismus aus Berlin, Brandenburg, Mitteldeutschland, Sachsen, Thüringen, Anhalt, Hannover, Braunschweig, Westfalen, Rheinland, Saarland, Bayern und Österreich als ihre Pflicht, in Anwesenheit der legitimierten Vertreter und Beauftragten der französischen, belgischen, niederländischen, tschechischen und polnischen Sozialisten sowie der deutschen Sozialdemokratischen Arbeiter-Partei in der Tschechoslowakischen Republik folgendes zu erklären:
Wir haben Gefängnis, Zuchthaus, Konzentrationslager ertragen, weil wir glaubten, auch unter der Diktatur für die Gedanken und Ziele des Sozialismus und für die Erhaltung des Friedens arbeiten zu müssen. In Zuchthaus und Konzentrationslager setzten wir trotz täglicher Bedrohung mit einem elenden Tode unsere konspirative Tätigkeit fort. Durch diesen Kampf ist es uns vergönnt gewesen, menschliche, moralische und geistige Erfahrungen zu sammeln, wie sie in normalen Lebensformen unmöglich sind. Vor dem Schattengesicht der Blutzeugen unserer Weltanschauung, die durch die hitlerischen Henker gestorben sind, wie auch in der besonderen Verantwortung für die Zukunft unserer Kinder halten wir uns deshalb für berechtigt und verpflichtet, dem deutschen Volk zu sagen, welche Maßnahmen notwendig sind, um Deutschland aus diesem geschichtlich beispiellosen Zusammenbruch zu retten und ihm wieder Achtung und Vertrauen im Rate der Nationen zu verschaffen.“
„Dazu brauchen wir einen neuen Geist. Er soll verkörpert werden durch den neuen Typ des deutschen Europäers. Uns kann niemand umerziehen, wenn wir es nicht in Freiheit selbst tun.“
Gefordert werden im Folgenden die Vernichtung des Faschismus, der Aufbau einer Volksrepublik unter Wiederherstellung der bürgerlichen Freiheiten, die Befreiung der Arbeit von Ausbeutung und Entrechtung und eine an den Bedürfnissen der Arbeiterschaft ausgerichtete Sozialpolitik, die Wiederherstellung von Frieden und Recht unter Anerkennung der schuldrechtlichen Verpflichtung zur Wiedergutmachung, Humanität und sozialistische Einheit.
Zu den 42 Sozialisten, die das Manifest unterzeichneten, gehörte trotz seiner Krankheit auch Fritz Soldmann.
Ferner erinnern Gedenktafeln an Soldmann; eine in Schweinfurt und eine in Berlin, letztere Teil des Denkmals zur Erinnerung an die "96 von den Nationalsozialisten ermordeten Reichstagsabgeordneten" am Platz der Republik.
In der Luitpoldstraße in Schweinfurt wurde an der Ecke zur Sattlerstraße am 15. März 2009 ein Denkmal mit Gedenktafel enthüllt.
In der Weimarer Republik war Fritz Soldmann sicherlich einer der großen Freidenker in Deutschland und ganz besonders auch in Schweinfurt. Er war einer derjenigen, die rechtzeitig und lautstark vor den Nazis gewarnt hatten, was er letztendlich mit seiner Gesundheit und einem damit früheren Ableben bezahlen musste.
Wir sollten ihn niemals vergessen!
Soldmann war ein sehr gefragter Redner, der sich unermüdlich für die Sache der Republik einsetzte.