Anna Hoefel
Anna Hoefel wurde am 30. März 1603 in Schweinfurt als Anna Rüffer geboren. Sie heiratete am 17. Juni 1628 Johann Hoefel und lebte mit ihm in Schweinfurt im wunderschönen Roth`schen Haus in der Oberen Straße.
Sie starb am 14. Oktober 1665. Ihre Grabplatte ist heute in der St. Johanniskirche in Schweinfurt zu sehen. Die neben stehende Bildunterschrift lautet: " Anna Hoefelin gebohrne Rueferin ward zu Schweinfurt gebohren Anno 1603. starb Anno 1665. Am 14. October
Was ich war und hett` ist hin,
und nur das jetzt mein Gewin,
daß genannt ich worden bin,
Die fromm Doctor Hoefelin."
siehe weitere Informationen zu dieser Grabplatte hier ganz unten
Der Epitaph der Anna Hoefelin, geb. Rüffer an der St. Johanniskirche
von Erwin Lauerbach
(Zum Zeitpunkt des Entstehens dieses Aufsatzes war der Epitaph noch an der Außenmauer der Kirche befestigt)
Danke an Julia Stürmer für die Bereitstellung dieser Abhandlung
Schweinfurt ist nicht gerade arm an echten Zeugen seiner großen Vergangenheit, wenn man einschränkend dazusagt, dass im Laufe der Jahrhunderte Kriege ja oft unmittelbar die Stadt berührten. Ich meine damit, dass trotz schmerzlicher Verluste an Kunstdenkmälern und anderen historischen Zeugnissen durch Zerstörung, Brand und Raub unserer Generation noch manches zu eigen ist, das den Ausdruck wahren, reichsfreien Bürgersinns bekundet, uns an große Persönlichkeiten und deren Werke erinnert oder ganz schlicht und unaufdringlich vom Geist einer zurückliegenden Epoche etwas zu erzählen weiß. Selbstverständlich bedürfen diese Geschichtsdenkmäler einer sorgfältigen Pflege, sollen sie von längerer Lebensdauer sein. Das überkommene Gut verpflichtet uns geradezu, es zu erhalten und es als ein besonders wertvolles Erbe den Nachkommen anzuvertrauen. Nur so ist es zu verstehen, wenn in unseren Tagen mehr denn je in der Zusammenarbeit von berufenen Sachkennern und Laien - meist auf lokaler Ebene - Bestandsaufnahmen des Vorhandenen gemacht, Nachspüren auf Herkunft und Erforschen historischer Zusammenhänge vollzogen werden.
Der folgende Aufsatz soll ein kleiner Beitrag sein im Rahmen der derzeitigen Bemühungen des Historischen Vereins und seiner rührigen Archivare , Inschriften und deren Träger zu inventarisieren und auszuwerten.
Ein wenig versteckt für die meisten Kirchenbesucher kaum auffällig, trägt ein Strebepfeiler am Chor der Johanniskirche den Epitaph der Anna Hoefelin. In dem kleinen "Führer durch die St.-Johannis-Kirche" ist auf Seite 12 vermerkt: "Am Eingang des Predigerpförtleins befindet sich der Epitaph der Anna Hoefel, geb. Rüeffer, 1700 (Die Jahreszahl ist abgeblättert müsste 1665 geheißen haben). Links daneben der Grabstein Sutellius, der ersten evang. Pfarrfrau, 1574". Ist letzterer inzwischen leider ein sich mehr und mehr abblättender Stein geworden, der bis auf wenige Buchstaben nichts mehr von seiner ursprünglichen Inschrift erkennen lässt, so stellt der 100 Jahre später geschaffene ein verhältnismäßig gut erhaltenes Denkmal dar.
Wir stehen einer in Lebengröße als Relief in Stein gehauenen Frauengestalt gegenüber, die eine vornehme Abkunft aus bürgerlichem Geschlecht verrät. Mit großen Augen und ernster Miene blickt sie unmittelbar den Besucher an. Der riesige Kopfputz, eine Pelzhaube, scheint mir, eine sich über die Schultern breitende Pellerine, das eng anliegende Mieder mit genau parallel verlaufenden je acht Knöpfen und der weite, faltige Rock sind typische Merkmale damaliger barocker Standestracht. Sie hat die Hände über dem Leib gefaltet und fasst dabei fest ein Seidenband. Links oben hängt baldachinartig ein hochgezogener, an einer Stange befestigter Vorhang; rechts hat der Bildhauer das Rueffer'sche Familienwappen - drei gefüllte Säcke - herausgemeißelt. Gleich darunter gewahren wir die Worte aus dem 11. Vers des 84. Psalms: " Ich will Lieber der thür hüten in meines Gottes Hauses dann....(der Schluss .. "wohnen in der Gottlosen Hütte" steht nicht da). Um den mächtigen Stein zieht sich ein Spruchband mit folgender Inschrift: 1603ward geborn Hieronymi Ruefers letztgeliebte Tochter Anna Hoefelinzweyer Consulenten Haußfrau alß D. Jacob Wilhelms 3. und D. Johann Hoefels 1.
16 Der Gott genad 65 (die letzten Worte sind fast verwittert). Könnte der Bildhauer unsere Frau Hoefelin nicht in dieser Kleidung und Haltung auf dem Kirchgang angetroffen haben? Ebenso der Maler bzw. Kupferstecher, dessen Bild von ihr fast dasselbe Motiv aufweist? So mag sie kurz vor ihrem Tod ausgesehen haben. Und nur so wollte sie ihr zweiter Mann, der berühmte Rechtskonsulent und Doktor beider Rechts, Johann Hoefel aus Uffenheim, der über 50 Jahre im Dienst der freien Reichsstadt stand, "zu immerwehrendem Gedächtniß" auf einem Monumentum gestaltet wissen. Sie, mit der er fast vier Jahrzehnte eine überaus glückliche Ehe geführt, sollte eine für alle sichtbares Andenken erhalten und - in Stein gehauen - auch ihn überdauern. Es sei an dieser Stelle erlaubt, auf das Textwort ihrer Hochzeitspredigt zu verweisen, das er einst ausgewählt hatte: "Freue Dich des Weibes deiner Jugend. Sie ist lieblich wie eine Hinde (Anmerkung: bedeutet Hirschkuh), und holdselig wie ein Reh. Laß Dich ihre Liebe allezeit sättigen und ergötze Dich allewege in ihrer Liebe". (Sprüche, 5. Kap. 18,19)
Als nun am 17. August 1665 Frau Anna schwer erkrankte "wegen der in Magen gestigenen Gallen und daher entstandenes brechen darnieder kommen, 7 wochen in der unternWohnstuben Zubeth gelegen" (im heutigen Rothshaus in der Oberen Straße) bestand wohl kein Zweifel, dass ihr letztes Stündchen geschlagen hatte. Und in diesen Wochen muss es gewesen sein, als Dr. Hoefel dem "Künstlichen Bildhauer Hanß Fürger von Windsheim" den Auftrag gab, einen Stein mit dem Relief seiner Frau - in Lebensgröße - zu gestalten. Den schon am 16. 10. 1665 bewilligte der Rat der Stadt Schweinfurt seinem Rechtskonsulenten "für seine todkrancke Fraw zu deren immerwehrenden Gedächtnis einen Stein vor sie Kirchthür bey dem Leuthheußlein an die Kante zu setzen", wie es im Ratsprotokoll heißt.
Niemand ahnte wohl an diesem Tage, dass das Vorhaben auf den schärfsten Widerstand der Geistlichkeit stoßen sollte. Fand sich doch schon am 18.10., also zwei Tage später, eine Deputation auf dem Rathaus ein, der neben dem Superintendenten Lic. Johann Andr. Piccart die Diakone (Pfarrer) M. Caspar Heunisch, M. Sebastian Franck und M. Christoph Schmidt angehörten. Sie versuchten mit Nachdruck den Rat zu überzeugen, dass ein Anbringen des Gedenksteins in Lebensgröße an der Kirchentür unbedingt verhindert werden müsse. Sie wiesen auf die Konsequenzen hin, wonach andere das selbe Recht für sich beanspruchen könnten. Den Epitaph der Frau Sutellius ließ man nicht als Präzedenzfall gelten, weil es sich hier um die Ehefrau des ersten evang. Pfarrers in der Stadt gehandelt habe und zum anderen dieser vor dem Eingang zum Chor aufgerichtete Stein nur ein "schriftliches Epitaphium ohne bildnis" sei. Weiter argumentierten die Geistlichen, dass die "Papisten, die vor die Kirche kämen", meinen könnten, es handele sich etwa um ein Denkmal der heiligen Anna. Wie man verschiedentlich Olympia Fulvia Morata für eine Heilige gehalten habe, so sollte dies nicht auch bei anderen geschehen. Dr. Hoefel solle deshalb "selbst davon ablaßen".
Am Ende der gemeinsamen Ratssitzung wurde schließlich die Bewilligung zurückgezogen. Einige Tage später stand der Epitaph erneut auf der Tagesordnung zur Beratung. Hoefel fehlte jedoch wegen der schweren Krankheit seiner Frau. Am 24. Oktober nachts, "da es drey Viertel uff Acht Uhr geschlagen gehabt, ist sie seelig verschieden ihres Alters 62 Jahr 5 Monate". In sein Hausbuch schreib Johann Hoefel an diesem Tage: "Ach Gott, dir und mir ists bewußt wie fromm, freundlich, mild, gütig und sanftmüthig diß nun seelige Weib ihre gantze lebens-Zeit geweßen. So ich kan und werde darumb derselben nimmermehr vergeßen, wünsche nur dieselbige im Himmel und ewigen freuden bald wider zu sehen. Ach komm Herr Jesu, Amen."
Unter dem Fenster in der oberen Studierstube, wo die Kranke nach fast dreiwöchigem Liegen verschied, ließ er bald eine Tafel anbringen, "worin die worth tieff eingeschnitten und vergüldet: 1865 verschied Selig an dißem orth weiland die Schön, reich und recht fromme Frau Anna Hoefelin D., geborene Rüeferin, 1603. Der Gott genad." Dies sollte aber Dr. Johann Hoefel nicht davon abhalten, weiterhin beim Rat wegen der Errichtung des Epitaphs vor der Kirche nicht locker zu lassen und auf die Erlaubnis zu pochen. Jener aber stand zu seinem Entschluss und der Proposition, "den Stein sambt der daraufgehäunen Schrift zu exhibiren" (ausstellen). Das war am 14. Märzb 1666. Im September dieses Jahres bringt Hoefel wieder im Rat "den bereits concerdirten (zugestandenen) Epitaph" zur Sprache.Man kam in der Sitzung überein, noch einmal mit den Geistlichen darüber zu reden. Auch die erneute Besprechung scheint ohne Ergebnis verlaufen zu sein, denn im Ratsprotokoll vom 8. 10. 1666 ist vermerkt, dass die Eidame (Schwiegersöhne) Hoefels angesprochen werden sollen, sie möchten ihm doch die Errichtung einer Statue aus dem Sinn reden". Ob diese etwas unternahmen, ist nicht festzustellen. Und wenn sie interveniert haben sollten, war es ganz erfolglos.
Der nicht nachgebende Konsulent erreichte schließlich doch sein Ziel. Obwohl er sich bereits am 4. Juni 1687 "nach 1 1/2 jährigen Trauern über seine 1. seelige Haußfrau, die doch ihrer Tugend halber wahrhaftig immer mehr gebug zu betrauern", hatte "in Gottesnamen zum andernmale in Windsheim ehelich trauen lassen mit Jungfrau Margaretha Dienstin", der Tochterdes dortigen Bürgermeisters, setzte er sich weiterhin unermüdlich für die Anerkennung des Epitaphs an der Kirche ein. Am 2. 10. 1668 hören wir ihn zum letzten Mal wegen dieser Sache im Rat vorsprechen. Den von den Theologen gebrachten Kompromißvorschlag, den Stein im Innern der Kirche einzumauern, machte sich schließlich auch der Rat zu eigen. Hoefel entschloss sich daraufhin, das "Monumentum in der Kirchen nächst unter das Epitaphium, welches das seelige Weib für (vor) 40 Jahren ihrem 1. Mann Herrn Dr. Jacob Wilheim, mit auffwendung von 200 fl costen hat auffrichten laßen, zu setzen". Drei Jahre sollten also vergehen, bis oben erwähnter Stein einen Platz, wenn auch nicht den erwünschten, gefunden hatte.
Wann er schließlich doch an die äußere Chorwand am Predigerpförtlein kam und wer dies veranlasste, konnte ich zu meinem Bedauern bisher nicht feststellen.
Heute befindet sich der Epitaph im Inneren der St. Johannis Kirche neben dem Haupteingang