Johann Franz Barwitz Freiherr von Fernemont
Der Text wurde freundlicherweise von Herrn Dr. Warlich aus Volkach, Historiker, zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank dafür!
Fernemont [Fernamont, Fernamond, Fernamund, Fernemundt, Farnamont], Johann Franz Barwitz [Barwith, Baruzius], Freiherr von [de]; Generalfeldzeugmeister [1597-nach dem 13.9.1667[1] Glogau] Fernemonts Vorfahren entstammten dem Piemont [auch Barbice, Barbitz[2]], zogen dann in die Grafschaft Namur,[3] wo sie Fernemont [Fernelmont[4]] erwarben, gingen in die Spanischen Niederlande und wurden noch vor dem Dreißigjährigen Krieg in Österreich und Schlesien ansässig. Johann Franz gehörten auch Parlette und Touche in der ehemaligen Grafschaft Namur, dazu erwarb er Gilgenberg[5] (Niederösterreich) sowie die Herrschaften Schlava[6] und Pürschkau[7] in Schlesien. Verheiratet war er mit Clara Eugenia, Gräfin von Frezin-Gaure [Claire Eugénie de Gavre, Gräfin von Tretz[8]]. Fernemont, seit dem 1.12.1623 Freiherr,[9] am 1.6.1643 in den österreichischen Herrenstand aufgenommen,[10] auch als Stadtkommandant von Alzey[11] erwähnt,[12] Obristquartiermeister[13] in Regiment Wilhelm Verdugo,[14] stieg bis zum kaiserlichen Generalfeldzeugmeister[15] auf.[16] Verdugo selbst schrieb am 16.4.1627 aus Kreuznach[17] an Collalto:[18] Er habe durch Vermittlung Fernemonts Patente zur Aufstellung von 3.000 Mann zu Fuß und 500 Mann zu Pferd erhalten und danke Collalto für die Unterstützung. Er wolle die Werbungen[19] möglichst beschleunigen und bitte um die Zustellung des kaiserlichen Befehls für den Musterungsplatz.[20]
Fernemont galt als Leopold Wilhelms[21] Lieblingsgeneral „mit seinen Höflingsmanieren, derselbe, über den Schlick[22] missgünstig schrieb: ‚wenn er den staub und pulver so wohl rüchen müsste als er blaudern kann’, würde er gewiß exzellieren“.[23]
1627 wurden von ihm 10 Kompanien[24] niederdeutsche Knechte[25] geworben,[26] zudem 5 Kompanien „deutsche Dragoner“[27] sowie eine Freikompanie[28] Arkebusiere.[29]
Aus der Reichsstadt Schweinfurt[30] wird 1627 berichtet: „Am 1. August [1627; BW] gegen Abend um 5 Uhr kam ein Cornet[31] mit etlichen 20 Reutern zu Oberndorf[32] an, der vermöge vorgezeigten schriftlichen Befehles von Obristlieutenant[33] Baron de Farnamont für 1 Compagnie[34] Kürassier[35] daselbst Quartier[36] machen wollte; er wurde aber abgewiesen. Er rückte also mit seinen Leuten nach Berg,[37] wo sie übernachteten, und am 2. August nach Niederwerrn[38] marschirten. Am 8. August meldeten sich besagte Reuter wieder zu Oberndorf, um Quartier zu bekommen, es wurde ihnen aber rund abgeschlagen. Indessen kamen noch 150 Reuter dazu und nun machten sie mit Gewalt Quartier, nahmen alles Vieh in Arrest und am andern Tage, als den 9. d. gegen Abend rückten noch 32 Musquetiere,[39] die von den oberndorfer Weinbergen herkamen, daselbst ein. Am 11. brachen sie auf des Obristwachtmeisters[40] Befehl auf und marschirten noch am nämlichen Tage nach Wohnfurt[41] und Westheim“.[42] „Allein schon am 5. (15.) [8.1627; BW] kam der Verdugo’sche Oberstquartiermeister Johann Franz von Barwirtz, Freiherr von Fernemont mit seinen Lieutenant[43] und Cornet[44] nach Nürnberg.[45] Er logirte bei Hans Löhner in der goldenen Gans. Fernemont begehrte im Namen seines Obersten[46] vom Rathe, Er möge ihm jene Quartiere im Nürnberg’schen Gebiete überlassen, welche die Schönberg’schen[47] und Cronberg’schen[48] Völker inne gehabt. Der Rath unterhandelte mit Fernemont, legte ihm die theuer erkauften Salvaguardien[49] vor und klagte, daß sie gar
micht geachtet würden. Fernemont erklärte: da sein Name in den kaiserlich Friedländischen[50] Salvaguardien nicht ausdrücklich genannt sey, so könne er sich nicht abweisen lassen. Er bat um Proviant auf 2-3 Tage, bis er andere Ordonnanz vom General Verdugo erhalten und um Anweisung eines Ortes, der nicht bloß Nürnberg’sche, sondern auch anderer Herren Unterthanen enthalte. Der Rath machte abermalige Vorstellungen und ließ Fernemont 2-500 Thaler anbieten, ‚wenn er mit einer Courteoisie[51] zu verrichten sei’. Man bewilligte endlich dreitätigen Proviant für das Volk ‚und stieß dem Capitän[52] dieser Compagnie 30 Thaler in die Hand’, damit er zum baldigen Abmarsch behülflich seyn möge. Dessenungeachtet rückte schon am andern Tage der Verdugo’sche Lieutenant mit bewaffneten Soldaten und brennenden Lunten unversehens nach Fürth,[53] ‚stellte sich in eine Ordnung’ und wollte mit Gewalt Quartier nehmen. Der Domprobst’sche Amtmann und der Markgräfliche Geleitsmann[54] sprachen ihm mit allerhand guten und bösen Worten zu, Gutwillig abzuziehen, aber er wich nicht eher, ‚bis Sturm geschlagen wurde und er die Gewalt von den Bauern sah’. Die Einlagerung im Nürnberg’schen Gebiete wurde rund abgeschlagen, obgleich Fernemont abermals um nötigen Unterhalt seines Volkes bat und dem Rathe ausdrücklich erklärte, der Marsch seines Kapitänlieutenants[55] mit den Knechten[56] nach Fürth sey auf seinen Befehl geschehen. Man beschwerte sich abermals bei Friedland und dieser ließ dem Commissär[57] Metzger[58] unter Androhung des Hängens befehlen, den Fränkischen Kreis[59] von Einquartierung zu befreien. Allein alle Befehle wurden entweder nur zum Scheine gegeben, aber mit Trotz und Verachtung zurückgewiesen“.[60]
„Die in dem Fränkischen Kreise neu aufgerichteten Regimenter[61] des Obersten Don Verdugo und Fernamont kamen im Oktober 1627 in die Wetterau,[62] um von da in die Niederlande zu gehen. Diese Truppen, welche in dem Hanauischen die Glocken und Uhren aus den Thürmen genommen, solche zerschlagen, alle Früchte ausgedroschen, ganze Dörfer abgebrannt hatten und auf eine unerhörte Art mit den dasigen Einwohnern umgegangen waren, wollten nunmehr in die Nassauischen Lande eindringen.
Bereits hatten sie im Amte Kleeberg[63] sich niedergelassen. Die Dorfschaften wurden von ihnen ausgeplündert[64] und die Einwohner mißhandelt. Um den Hausvätern Geld abzupressen, wurden diese in die Keller gesperrt. Bei solchen Gewaltthätigkeiten ging den Einwohnern aber zuletzt die Geduld aus. Die Bauern zogen sich zusammen, nahmen den Soldaten die Bagage ab,[65] trugen ein Ecce homo[66] zum Spotte herum und ein Kaiserlicher Cornet[67] wurde völlig ausgeplündert. Über diesen kleinen Bauernaufstand beschwerte sich Don Verdugo sehr nachdrücklich bei der Regierung in Weilburg[68] und verlangte die strengste Genugthuung; die dasigen Räthe hatten auch alles zu tun, um den Spanier wieder zu beruhigen.
Da aber diese neue Einlagerung der mit Kurtrier unter Kaiserlichen Protection eingegangenen Verbindung und den dieser wegen bezahlten monatlichen Contributionen[69] durchaus widersprach: so schlugen die Nassauischen Grafen den Obersten Verdugo und Fernamont bei solchen Gewaltthätigkeiten nicht allein den verlangten Durchmarsch ab, sondern Kurtrier[70] ließ auch den beiden Obersten durch den Commissarius Wentz von Lahnstein[71] erklären, daß dergleichen Durchmärsche nicht würden zugelassen werden. Die Nassauischen Grafen Ludwig Heinrich von Dillenburg und Johann Ludwig von Hadamar zogen den ganzen Ausschuß zusammen und hielten alle Pässe an der Dill, besonders den von Wetzlar[72] nach Dillenburg[73] wohl besetzt. Auch der Kurfürst von Trier schickte den Kapitän[74] Zanten[75] mit 300 Mann nach Herborn[76] und die sämmtlichen Westwälder Grafen hielten den Westerwald mit dem Ausschuß[77] besetzt. Der Kaiserliche Kriegscommissar[78] von Ossa[79] wollte dies aber nicht zugeben, indem er sonst die beiden Regimenter Don Verdugo und Fernamont, welche von einem Orte zum andern verjagt würden, nicht mustern könne. Dieser verlangte von den Nassauischen Grafen, daß sie den Landesausschuß, welchen sie mit Kanonen und Gewehr versehen, sogleich auseinander gehen ließen und den durchmarschirenden Regimentern keinen Schaden zufügen sollten. Allein die Nassauischen Grafen erklärten, daß sie dies nach dem vom Kaiser[80] genehmigten Vertrag mit Trier thun könnten. ‚Da sie nun sähen’, so erklärten sie, ‚daß man absichtlich beflissen sei, ihre Länder gänzlich zu verwüsten, so wären sie gezwungen, diese ganz undisciplinirten Truppen von ihren Grenzen abzuhalten. Sie wären übrigens nicht gesonnen, die Waffen gegen den Kaiser zu ergreifen und nur darauf bedacht, gewaltsame Einfälle von ihren Landen abzuhalten’. Allein der Herzog von Friedland[81] sah die Sache ganz anders an. Derselbe, welcher sich gerade zu Prag am Kaiserlichen Hofe befand, wollte das mit Trier geschlossene Bündniß nicht gelten lassen und nahm die Zusammenziehung des Ausschusses sehr übel. Er bedrohte daher die Grafen, insofern sie nicht ohnverweilt mit Armirung der Bauern nachlassen und alle dabei befindliche Artillerie zurücknehmen wollten, er sich genöthigt sehen werde, 3000 Mann nach dem Westerwalde zu schicken, um die aufrührerischen Bauern niederhauen zu lassen. Er wollte von den Geldzahlungen an die Liga[82] nichts wissen und hielt die Vereinigung für eine Rebellion gegen den Kaiser.
Diesen gewichtigen Worten war denn freilich nichts mehr entgegenzusetzen; man mußte sich daher fügen und die Regimenter durchs Land ziehen lassen“.[83]
Am 29.9.1631 schrieb Rudolf von Tiefenbach[84] aus Kossar[85] an die Statthalter in Böhmen: Da die kaiserliche Sache es erfordere, Brücke und Übergang in Leitmeritz[86] gut zu bewachen, habe er eine Kompanie Fußvolk des Regiments Fernemont dahin verlegt. Diese solle von ihnen mit allem Notwendigen versehen werden.[87]
In diesem März 1633 ging es in Fernemonts Korrespondenz mit Melchior von Hatzfeldt[88] um einen Getreidetransport nach Meissen.[89] Im Sommer 1633 scheinen seine Soldaten sich in Joachimsthal[90] und Umgebung aufgehalten zu haben.[91] Am 13.4.1633 wandten sich die Herren, Prälaten[92] und Ritter des Fürstentums Troppau[93] an Gallas[94] und beschwerten sich über zunehmende Straßenüberfälle und Plünderungen von Adelssitzen durch Soldaten und baten um Einschreiten bei den Kommandanten, da die bevorstehenden Frühjahrsaussaat gefährdet sei. Ein weiteres Schreiben an Gallas von selben Tag hielt fest, dass Fürstentum und Stadt Troppau den Truppen der Regimenter Morzin[95] und Fernemont 14.000 fl. schuldig geblieben, die sie nun bis zum St. Georgstag[96] bezahlen müssten. Da dann noch die Armee Marradas’[97] im Fürstentum für 10 Wochen stationiert war, könnten sie jetzt wegen völliger Mittellosigkeit nicht zahlen und bäten wenigstens um Aufschub. Ferner möchte Gallas gegen die Offiziere des Regiments Butler[98] intervenieren, die für ihren bereits aufgebrochenen Musterplatz[99] den einmonatigen Musterungssold sowie Bezahlung des Proviants verlangten. Schließlich möge für die Landesmilitärkommissare ein Patent ausgestellt werden, damit diese gegen frei herum vagabundierende Söldnergruppen, die die Untertanen auf den Wegen im Fürstentum drangsalierten, entsprechend vorgehen könnten.[100]
Fernemont schrieb am 19.12.1633 aus Passau[101] an Ottavio Piccolomini:[102] Er habe ihm über den Stand der Angelegenheiten und Geschehnisse in Oberösterreich ausführlicher geschrieben. Schon seit mehreren Tagen habe er den Eindruck, dass der Herzog von Sachsen-Weimar[103] eine größere Aktion gegen die Erblande plane, nun aber scheine er diese Absicht aufgegeben zu haben. Seinem Wüten habe die Krankheit Einhalt geboten, die ihn immer noch in Regensburg[104] festhalte.[105]
Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann [11.11.1611-11.12.1688][106] erwähnt Fernemonts Soldaten in Joachimsthal noch im Mai 1634.[107] Danach müssen sie aber zur Belagerung Regensburgs abgezogen worden sein.[108]
„Ulysses von Salis-Marschlins,[109] damals Oberst-Inhaber[110] eines Bündner-Regiments in französischem Solde, der diesen Veltliner-Feldzug mitmachte, gibt in seinen Memoiren an, der Oberbefehl über die kaiserlichen und liguistischen[111] Truppen sei anfänglich dem ‚Sergeant Général de bataille'[112] (General-Wachtmeister) Hans Wolf von Salis[113] übertragen worden. Dieser habe sich aber geweigert, ‚gegen sein Vaterland zu fechten, es noch vorziehend, seinen Abschied zu nehmen'. Salis' Verhalten habe ‚unverhohlenen Beifall bei den oesterreichischen Ministern' gefunden, worauf man das Kommando dem General Fernamond übertrug. In dieser Form ist die Mitteilung jedenfalls ungenau. Das Kommando wurde - wohl nur von Seite Oesterreichs - Salis nicht über-, sondern höchstens a n getragen und von einem ‚Abschied' aus kaiserlichen Diensten konnte damals nicht die Rede sein".[114]
„Eine große Truppenverschiebung muß am 5. März 1635 [15.3.1635; BW] stattgefunden haben. An diesem Tag zogen die Reitertruppen aus Meiningen[115] ab, und es rückten 4 Kompanien Fußvolk, die zum Ferlamontischen Regiment gehörten und dem Befehl des Obristenleutenants Marchese Matthei[116] unterstanden, in unsere Stadt ein. Von ihnen wird gesagt, dass sie sich ständig vermehrten“.[117]
Aus dem Veltlin wird unter dem Juni 1635 unter „Schandthaten der Kaiserlichen“ berichtet: „Als der Herr Baruzius Baron von Fernemont, der an die Stelle des Marchese Grana[118] war gesetzet worden, mit der Armee nach Worms[119] kam, so stellte er sich anfänglich, als ob er denen gemeinen Soldaten den Eingang in die Stadt nicht gestatten, sondern das Lager ausserhalb der Stadt aufschlagen und die ausschweifenden Soldaten bestraffen wollte, denn er lies wirklich 2, die einen Bauern erschlagen hatten, aufhängen. Allein bald darauf hauseten sie nach Herzenslust, plünderten alle Kirchen, und es sind in dieser Gegend sehr viele, aus, bis an die Hauptkirche St. Gervasio und Portusio und die Kirche der Jesuiten, schändeten[120] die Weiber, verbrannten etliche Greise, als z. B. zu Permaglio den Herrn Tobias von Tobiis, den Vater des Geistlichen dieses Orts, einen Mann von 80 Jahren, lebendig, als sie Geld von ihm haben wollten, tödteten Kinder und andere unvermögende Personen und begiengen hernach im Veltline viele Kirchenraubereien[121] und andere Schandthaten.
Kaiserliches Schreiben an die Bündner:
Den 14ten Juni schickte der Herr von Fernemont von Worms an den Bündnerischen Stand ein Schreiben in seinem Namen, nebst einem andern von Ihro Kaiserliche Majestät, das den 15ten May zu Wien datirt war.
Schreiben des Herrn von Fernemont:
Was Ihro Kaiserliche Majestät, in Ansehung der Unruhen so die Franzosen in diesen Gegenden erreget haben, schreiben, werdet ihr aus beiliegenden kaiserlichen Schreiben ersehen. Da ich über die hier stehende Kaiserliche Armee Befehlshaber bin, so habe ich euch dasselbe übermachen und zugleich bitten wollen, daß ihr in Vollziehung dessen was in dem Kaiserlichen Schreiben enthalten ist, uns alle nöthige Hülfe leisten und unsere Truppen durch eure Diensterweisungen unterstützen werdet. Ich verspreche euch hingegen, daß ich eine sehr genaue Manneszucht halten werde, und ihr nicht die geringste Ungemächlichkeit von uns zu besorgen haben sollet. Ich offerire euch meine Dienste und bitte mir eine angenehme Antwort aus“.[122] Was von derartigen Zusagen zu halten war, war allgemein bekannt.
Fernemont wurde zweimal von Rohan[123] geschlagen und musste sich nach Tirol zurückziehen. Ein zweiter Vorstoß Fernemonts ins Adda-Tal endete am 31.10.1635 mit einer erneuten Niederlage gegen Rohan in der Schlacht bei San Giacomo di Fraele.[124]
Am 29.10.1635 schrieb der kaiserliche Obristleutnant Rähwein[125] aus Böhlertal an den kaiserlichen Obristen Rudolf von Thun:[126] Sie seien am 23.10. ausgerückt, um den Gegner bei Bormio[127] anzugreifen. Da sich Generalwachtmeister Fernemont aber schwach gefühlt habe, hätten sie sich hierher zurückgezogen, wo sie schon drei Tage lägen. Es herrsche großer Mangel an allem, die Soldaten litten an Frost und Kälte. Täglich würden größere Hilfstruppen erwartet, nach deren Ankunft der Generalwachtmeister erst aufbrechen, sich durch das Veltlin durchschlagen und mit den Spaniern zu verbinden beabsichtige.[128]
Bereits im Oktober sammelten sich erneut österreichische-spanische Truppen an den Bündner Grenzen. Am 24.10. gelang Fernemont ein erneuter Vorstoß über Santa Maria und die Münsteralpen ins Val di Fraele und über den Monte Scale nach Pedenosso. Zugleich umgingen 500 österreichische Musketiere die Befestigungen Rohans bei den Bädern von Bormio über den Monte Cristallo. Die dort verschanzten eidgenössischen Truppen mussten sich nach Bormio zurückziehen. Die Hauptmacht konnte jedoch den Durchbruch bei den Bädern von Bormio nicht erzwingen und musste ins Val Fraele zurückweichen. Rohan lunternahm nun einen geschickten Zangenangriff auf Fernemont. Er ließ französische Truppen aus dem Engadin und Jörg Jenatsch[129] mit seinen Bündner Truppen von Livigno[130] aus in den Rücken der österreichischen Truppen vorstoßen, während er selbst mit der Besatzung von Bormio aus den Angriff führte. Fernemont wurde so am 31.10.1635 erneut geschlagen und musste sich mit rund 1200 Mann Verlusten ins Münstertal zurückziehen.[131]
„Nach einem verfehlten Versuch, die Franzosen aus den Bädern von Bormio zu vertreiben, hatte Fernamund seine Streitkräfte in Fraele bei der Kirche di S. Giacomo (3 ½ St. von Bormio) gesammelt. Bei Tagesanbruch erflehte Rohan auf der Anhöhe mit seinen tapferen Soldaten auf den Knien von Gott Muth und Kraft. Dann stürzten sie sich wie Löwen auf die Kaiserlichen hinunter, denen gleichzeitig Jenatsch mit den Bündnern in die Seite fiel, während eine andere Abtheilung Franzosen, welche vom Bade über unzugänglich scheinende Felsen hinausgeklettert waren, von einer dritten Seite einhieben. Furchtbares Gemetzel ! 1200 Kaiserliche bedeckten das Schlachtfeld, Viele geriethen in Gefangenschaft. Hätte dr französische General de Landes,[132] welcher auf dem Berg Gallo dem Feind den Rückweg abschneiden sollte, sich nicht verspätet, so wäre von den 8000 Kaiserlichen kein einziger entkommen“.[133]
Aus Mals[134] schrieb Rähwein am 6.11. an Thun: Vor 14 Tagen seien sie ins Veltlin gezogen. Während ihre Truppen im Frolicher Tal lagen, vereinigten sich die gegnerischen Streitkräfte und griffen die Kaiserlichen an, so dass sie zurückweichen mussten. Hätte sich der Gegner nicht um mehrere Stunden verspätet, wäre ihm keiner entkommen. Vom Regiment wurden fünfzig Mann samt Leutnant Pelchinger gefangen genommen. Fernemont habe den Regimentern den Befehl zum Aufbruch erteilt. Wohin man ziehen solle, wisse er nicht. Er würde Thun gern recht bald beim Regiment sehen. In Castelbell[135] hätten sich an die 5.000 Bauern gesammelt, das Regiment müsse daher in Bereitschaft sein.[136]
Im Januar 1636 schrieb der kaiserliche Kommandierende Gallas[137] an Ferdinand von Ungarn[138] und empfahl, dass die unter Fernemont stehenden Regimenter nach Westfalen abgezogen werden sollten.[139] Am 10.1.1636 teilte Gallas Ferdinand von Ungarn mit, Fernemont verlange, nach Mailand ziehen zu dürfen; es würde nicht schaden, wenn [Friedrich] Graf von Fürstenberg[140] auch dorthin kommandiert werde.[141] Fernemonts Operationen im Veltlin 1636 waren allerdings recht erfolglos.[142]
In der Vereinbarung zwischen den kaiserlichen und spanischen Vertretern wegen der in der Grafschaft Burgund zu hinterlassenden Einheiten vom 7.12.1636 hieß es: „[De lo] que en junta de tres de diciembre 1636 se propuso en cuanto al número y forma de[l mand]o y gobernio de las tropas que hubieren de quedar en el Condado de Borgoña entre los [ministro]s cesáreos y embajadores católicos se ajustó en otra conferencia a siete del dicho mes, lo siguiente:
[1.] Que les señores Conde Galaso, Conde Rudolfo Coloredo,[143] Marques de Torrecuso,[144] comisario general Walmerode[145] y disputados del Gobernio y Provincia de Borgoña se junten y concierten en cuanto al número de gente de infantería y caballeria que puede sustentat el Condado y el que ha menester para su defensa durante el invierno.
2. Que de lo que se tratare en esta junta o de la diversidad de pareceres que puede haber se avise al sereníssimo señor Infante Cardenal y se esté a lo que S. A. ordenare.
3. Y que entre tanto salga la gente que hubiere de salir, quedando la que los cabos de guerra juzgaren ser menester para defensa de la Provincia hasta que llegue la repusta de S. A.
4. En la forma de alojar, tanto en cuanto al bagaje (que se ha de reformar) como en el pan de munición y otros subsidios, sea tratada la gente de S. M. Ces.a como lo fuere la de S. M. Ces.a que está allí, y la infanteria conforme a los regimientos de la infantería alemana imperial que están a cargo del Conde Picolomini.[146] Y es declaración que lo que se hubiere de dar a esta gente sea a la que hubiere efectiva y no más.
5. Que quede por commandante de la gente imperial que quedare en Borgoña los sargentos generales Mercy[147] y Fernemont, el primero de la caballeria y el segundo de la infanteria.
6. Que S. M. Ces.a manda enviar luego órdenes para la [reformación] que està resuelta, reduciendo a cien infantes por los menos [cada comp]añía de infantería y las de caballeria de cincuenta a se[senta caba]llos y que ningún regimiento de caballos pueda tener monos de cinco compañías.
7. En el Condado de Borgoña han de quedar seis piezas de campaña con su trein y requisitos necesarios.
8. Que la artillería gruesa, municiones, afustes y carros se pongan en Borgoña en la plaza que más a propósito fuere al parecer de los cabos de guerra. Bien entendido que siempre podrán disponer de ella Sus Majestades Cesárea y Apostólica y que soló han de quedar con ella los oficiales menores que fueren necesarios para la custodia, cuenta y razón de lo que quedare.
9. Que todo el resto del ejército imperial, officiales, caballos y trein del [sic] artillería, la caballería y el bagaje y todo lo de-más, excepto lo arriba dicho, salge desde luego de aquella provincia y siga las órdenes de Sus Majestades Cesárea y Apostólica.
10. Que la gente que quedare en el Condado esté toda a orden de Marqués de Torrecuso, y en cuanto al gobierno de la dicha soldatesca, Su Majestad Apostólica enviará órdenes respectivamente al dicho Marqués y a los comandantes de la milicia cesárea y a los coroneles de ella, si fuere menester, para que sepan como se han de gobernar, con plena autoridad al Marqués de Torrecuso para hacerlo ejecutar.
[11.] Bien entendido que si se ofreciere facción militar, el dicho Marqués llame a los comandantes de la militia cesárea, ajuste con ellos lo que conveiniere hacer y les dé la orden para que ellos las den a sus coroneles.
12. Y también se declara que para las cosas militares que generalmente se ofrecieren en la armada el Marqués de Torrecuso ha de estar a orden de quien tuviere cargo superior al suyo, a quien tocare dársela.
13. Pero en lo que fuere entre la soldatesca y el país, ha de observar las órdenes de Su Majestad Apostólica y del señor Infante, sin que se puedan mudar.
14. Sobre todo esto dará Su Majestad Apostólica las necesarias y el señor Conde de Oñate escribará al señor Infante para que mandar dar las que tocan a S. A. y entre tanto dará las que ahora se pueden al Marqués de Torrecuso”.[148]
Am 1.2.1637 informierte Enckevort Gallas aus Besançon:[149] Er hoffe, dass Gallas seine durch Bruay und Suys übersandten Briefe erhalten habe. Er habe seinen Auftrag in Besançon bereits beenden wollen, werde nun aber den Abschluss der Truppenverlagerungen abwarten: Die Soldaten litten ungewöhnliche Not. Er werde mit Fernemont zusammen einen Abschluss- und Übersichtsbericht vorlegen.[150]
Im Juli 1637 wurde Fernemont das Kommando in den Spanischen Niederlanden, in Burgund und Westfalen übergeben.[151] Der Kaiser selbst schrieb am 12.7. aus Prag an Generalleutnant Gallas: Er antwortete auf die ihm von Fernemont überbrachten und die kommenden Ereignisse betreffenden Vorschläge und billigte sowohl die Truppenkonzentrierung bei Dömitz[152] als auch die Abkommandierung von Hilfstruppen an Melchior von Hatzfeldt.[153]
Im August 1638 wurde Fernemont mit der Ausführung eines Verschonungspatentes, das Erbprinz Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg[154] vom Kaiser am 10.8. für die neuburgischen Lande erlangt hatte, beauftragt: „Die Truppen zogen jedoch erst Mitte September ab und ließen noch 40 Mann, sowie 45 Verwundete[155] in Lauingen[156] zurück, wie die Bürgerschaft sagte, in keiner anderen Absicht, als »um zum Winterquartier[157] einen bequemen aditum zu haben«."[158] Am 22.12.1638 schrieb Ferdinand III.[159] an Gallas, er habe seinen Bericht über das Gefecht bei Perleberg[160] erhalten. Aus seiner Relation könne er ersehen, dass der Gegner sich einen Havelübergang erkämpfen und damit breitere Stellungen gewinnen wolle. Gallas werde sich ohne Zweifel an Fernemonts Bericht über die Winterquartiere halten und dem Gegner ein Überschreiten der Elbe, Havel, Spree und Oder unmöglich machen. Die Armee in Böhmen und Schlesien sei müßig und sollte an den Übergängen der genannten Flüsse eingesetzt werden.[161]
Von März bis Dezember 1639 informierte Fernemont Piccolomini über die Quartiere in Ansbach,[162] im Bistum Bamberg[163] und in Weißenburg,[164] über den Marsch durch Kleve und die Überführung der ihm anvertrauten Truppen nach Böhmen.[165] Im Schreiben Becks[166] an Piccolomini vom 4.11.1639 aus Luxemburg ist u. a. von dem schwachen Regiment Fernemont die Rede.[167]
Am 24.1.1640 informierte Piccolomini aus dem Böhmischen den Kardinal-Infanten[168] u. a. darüber, dass Fernemont zu Besprechungen der weiteren Pläne von ihm zu Melchior von Hatzfeldt gesandt worden sei, während der Angriff aus Nimburg[169] und Brandeis[170] vorbereit wurde. Am 30.1. war Fernemont mit allen seinen Truppen von Kolin[171] aus gegen den Gegner ausgerückt.[172] Aus der Zeit vom 2.5. bis 16.9.1640 existieren noch fünf Briefe an Piccolomini mit Berichten über Einquartierung, Rekrutenbesoldung und Bewegungen verschiedener kaiserlicher Truppeneinheiten.[173]
Ende September 1640 sollte er unter dem Befehl Leopold Wilhelms[174] an der Eroberung Höxters[175] teilnehmen. In einer Chronik aus Höxter heißt es dazu: „In diesem 1640. jahr hat der ertzhertzog Leopold alß er mit der kayserlichen armee von 60.000 mann den Bannier[176] verfolgete, hat er auch die statt Huxar belagert, dieselbige auch per accordt[177] nach dreymahligen, andere tagen[178] funffmahligen sturm erobert, eß haben darin 900 mann Braunschweigsche völcker unter dem obristen Brauns[179] gelegen, wie nuhn diese belagerung abgangen, kan man aus folgenden besehen. Den 29./19. Septembris Nach dem ihre kayserliche mayestät bruder eine geraume zeit hero gegen den Schwedischen feldmarschallen Johan Bannier zu Fritzlar[180] undt Wildungen[181] zu felde gelegen, undt nach dem auffbruch auff Warburg[182] undt ferner auf Höxer zog, hat er den 19. Septembris durch generall von Gleen[183] die statt mit 5000 pferden berennen laßen, undt folgenden abents und nachts mit seinem gantzen krieges heer gefolget, alsobalt die stücke[184] geplantzet,[185] undt unterschidtliche läger von Bruchhausen[186] an bis ober der statt von der Klippmühlen an unter dem Bielenberg heer bis an den Brenckhaüser thurn, undt von dannen unter dem Roseberg heer bis nach Albexen[187] (seindt also das ganze läger in die sechtzigtausendt mann bestanden) schlagen lasen, darauff auch alsobalt angefangen mit 12 stücken an zweyen unterschidtlichen örthern auff den Stumrigen walle an den mauren presse[188] zu schiesen, das Peters thoer abgebrandt, undt über 825 grose kugelen (so weit mann nachrichtung hatt) in die statt geschoßen; wie aber die belagerten unter dem commando herrn obristen Brauns undt den dreyn hauptleuten, Milert,[189] Fischers[190] und Wilcken[191] sich tapfer gewehret, undt mit allerhandt mit mittelen (worzu sie auch etliche immekörbe[192] gebrauchet, welche sie über die mauren unter den feindt gewoffen) fünff generalsturm, worunter einer 3 stunden ohne auffhören gewehret, hurtig abgeschlagen, das dem bericht nach über 70 mann todt undt viell gequetschet worden, entlich aber wie noch 5000 man beordert worden, abermahlß einen sturm zu thun, undt nach eroberung keines menschen zu verschonen, hat der gnädige Gott gegen den abendt ein groses schreckliches blitzen undt donner wetter erwecket, dabey ein ungewöhnlicher regen gefallen, das dem feindt alles pulfer naß undt untüchtig worden: Dannenhero die kayserlichen bewogen worden, den belagerten einen accordt anzubieten; sie wolten anfangklich nichtes davon hören, doch entlich, wie der entsatzs ausblieb undt ein klägliches wintzelen undt wehklagen in allen ecken der statt ware, der obriste auch von den belagerten gahr starck hierzu angehalten wurdt, gingen sie den accord ein, da dan verwilliget worden, bey sonnenschein selbigen tages noch mit sack undt pack[193] undt mit fliegenden fahnen, krieges gebrauch nach über die Weeser außzuziehen, wie sie sich aber etwas über bestimte zeit in der statt verweilten, wardt ihnen der accord nicht gehalten, sondern alle miteinander (ausgenohmen den obristen, capitäinen, lietenanten undt fendrichen) sich unterstellen müsen, darauff ist der obriste Mercii[194] mit seinem regiment gelegt worden in Huxar, folgender tages ihre ertzhertzogliche durchlaucht Leopold Wilhelm selber, Ottavio Picolomini, der herr von Stadien,[195] Teütscher Meister, generall von Gleen,[196] von Hannibal de Gonzago,[197] general Breda,[198] general Mercy,[199] graff von Tattenbach,[200] graff von Wolckenstein,[201] graf von Altenhann,[202] ein fürst von Hohenzöllern,[203] baron de Hoye,[204] baron de Rhodan,[205] generalwachtmeister Fernemundt, obriste Rackenwitz,[206] obriste Zaradetzky,[207] obrist Bonell,[208] obrister Ägydi,[209] obrister Install,[210] obrister de Meers.[211] obrister Güsenberg,[212] obrister Zweyer,[213] undt viele andre obristen undt hohe officier mehr mit ihrem sämbtlichen hoffstäben[214] in die stadt logert und seindt bis über die 8000 pferde bis in den vierten tag still darinn gelegen, welche alles getrayt ausgetroschen, bey die 1200 malter rocken,[215] ohne was verfuttert, unter die füse getretten undt über die seiten gebracht, das also kein korn, obst gemüß, oder etwas anders, womit man sich hette laben können, übrig geplieben“.[216]
Am 6.1.1641 war der Befehl Leopold Wilhelms an Geleen ergangen, angesichts eines zu erwartenden gegnerischen Einfalls in Böhmen oder in der Oberen Pfalz das Kommando über die Mainbefestigungen an Fernemont zu übergeben, selbst mit Suys[217] oder de Haes[218] nach Bamberg[219] zu gehen und die Regimenter an einem einzigen Ort in Bereitschaft zu halten; er kommandiere 300-400 Kroaten und Földváry zu ihm.[220]
Aus Schweinfurt[221] wird 1641 berichtet: „Vom Generalfeldmarschall-Lieutenant, Johann Franz Barvitz Freyherrn von Fernemont, kam den 16. Jan. ein Schreiben an den hiesigen Commandanten, daß die Stadt, auf Geheiß des Bischofs zu Würzburg,[222] 160 Dragoner[223] von Gil de Has einnehmen und sie bis auf weitere Verordnung verpflegen[224] sollte. Weil aber diese Einquartierung[225] der Stadt zu schwer fallen würde, schickte der Rath den Dr. Heuber[226] und Erhard Heberer[227] an Fernemont, und die Dragoner wurden einstweilen nach Gochsheim[228] gelegt. Unsere zurückgekommenen Abgeordneten brachten mit, daß die Dragoner in Gochsheim so lange liegen bleiben sollten, bis man sie in der Stadt nöthig hätte.
Am 18. d. ritten in der Nacht 30 davon hier durch nach Mainberg.[229] Ohne Zweifel der Schweden[230] wegen; dem am 19. d. marschirten 300 Schwedische und Französische Reuter, unter dem General Rose,[231] Abends um 8 Uhr nahe bey der Stadt am Galgenberg vorbey in das Amt Werneck.[232]
Sie werden vielleicht erfahren haben, daß man 150 Wägen mit 400 Pferden bespannt und mit Mehl beladen von Ochsenfurt[233] in das hiesige Magazin führe, da hätten sie eine gute Beute an den Pferden machen können; allein sie kamen zu spät, die Wägen und Pferde waren schon am 16. d. wieder zu Ochsenfurt. Da ihnen dieser Plan nicht glückte, nehmen sie zu Waigoldshausen,[234] Ettleben[235] viel Rindvieh und zu Eßleben[236] über 50 Pferde mit.
Mehrere von den Dragonern, die zu Gochsheim lagen, ritten nach Rheinfeld[237] und quartierten sich da mit Gewalt ein.
Die halbe Bürgerschaft musste den 22. d. des Nachts in Bereitschaft seyn, und jeder Bürger-Corporal 10 bewaffnete Bürger im Hause haben, auch wurden im ersten Viertel am 24. d. die Bauerknechte bewehrt.
Auf Befehl des Generals Fernemont kamen am 25. d. 47 Gil de Hasische herein, welchen am 27. d. die übrigen, die zu Mainberg und Rheinfeld lagen, folgten, und die Stadt mußte sie verpflegen. Man quartierte sie bey den fremden eingeflüchteten Bauern ein, worüber sich der Bischof zu Würzburg in einem Schreiben an den Rath beschwerte; es blieb aber doch dabey.
Der Obercommißär Pinguitz von Schletz[238] schrieb am 30. d. von Würzburg an den Rath: Die Stadt sollte die Gil de Hasischen einstweilen verpflegen. Auch kam den 1. Februar ein Schreiben von Comte de Suys,[239] daß man seinen Völkern die ganze Verpflegung geben sollte. Ob man nun gleich die große Noth vorstellte, in welcher sich die Stadt befande, so half alles nichts“.[240]
Am 5.2. wandte sich Fernemont aus Würzburg[241] an Piccolomini: In Franken wehrten sich die Kaiserlichen tapfer gegen die Übermacht, Rosens Angriffe seien abgeschlagen worden und Gil de Haes halte Würzburg noch immer. Taupadel[242] stehe noch im Ansbacher[243] Land, beabsichtige jedoch, gegen Rothenburg[244] zu ziehen.[245] Fernemont informierte Piccolomini am 13.2. aus Würzburg, seiner Meinung nach wolle der schwedische Kommandant Rosen bei Bamberg[246] zu Taupadel stoßen; anderen Berichten zufolge beabsichtige er, direkt gegen Rothenburg zu ziehen und diese Stadt ebenso wie Windsheim[247] zu besetzen; in Verbindung mit Taupadel könnte ihm dies gelingen. Um einen solchen unangenehmen Verlust zu vermeiden, schlug Fernemont vor, je 300 Infanteristen in beide Städte abzukommandieren. Er legte eine Liste der Garnisonen in Rothenburg, Windsheim und weiteren 13 Orten am Main bei - diese waren nach seiner Meinung unzureichend besetzt. Es könnte den Weimarern leicht gelingen, gewisse kleine Orte zu besetzen und dann größere, ungenügend geschützte, wie Schweinfurt, einzuschließen. In dem protestantischen Schweinfurt habe er viele Unzulänglichkeiten wahrgenommen, die auf den großen Umfang der Befestigungsanlagen, die Kleinmütigkeit der Bevölkerung und die Schwäche der Verteidiger zurückzuführen seien. Ferner machte er auf die Notwendigkeit einer rechtzeitigen Getreidebeschaffung für die Truppen aufmerksam; die Bauern würden alles Getreide nach Nürnberg[248] fahren, ohne vom Gegner beunruhigt zu werden.[249] Am 16.2. schrieb Fernemont erneut aus Würzburg an Piccolomini: Der Mainzer Kurfürst Anselm Casimir[250] bitte dringend um Verbleib und Vermehrung der kaiserlichen Regimenter; er biete an, eine in Nürnberg auszuzahlende finanzielle Beihilfe zu gewähren. Noch dringlicher habe in der gleichen Angelegenheit der Würzburger Bischof Franz von Hatzfeldt[251] angesucht, da die Weimarer Bamberg halten.[252]
Aus Schweinfurt wird weiter berichtet: „Der General Gil de Has kam am 20. Febr. [1641; BW] mit etlichen zu Pferde Nachts um 11 Uhr hieher, blieb des Nachts in der großen Schanze[253] über den Main und wurde am andern Morgen einquartiert. Mit diesem General[254] ward tractirt, und man wurde mit ihm einig, daß die Stadt ihm monatlich 400 fl. Rheinisch[255] geben sollte. Kaum war Gil de Has hier, so kam schon vom General Fernemont die Ordre: Daß wegen annahender Feindes Gefahr nicht allein Gil de Has, sondern auch die am folgenden Tage hier angekommenen 9 Compagnien zu Pferde, 500 Mann stark, darunter ein Oberstlieutenant und 12 Rittmeister[256] waren, in Garnison verbleiben sollten. Diese Last war nun unerträglich.
Von Kaiserl. Majestät und Piccolomini kam den 2. März ein Schreiben an Fernemont, von welchem eine Copie dem Rathe zugeschickt wurde, worin stand, daß die Stadt dem Suyschen geben soll, wie vorhin, den Gil de Hasischen nichts, als Obdach und den Commiß[257] an Brod. Am 3. [3.1641; BW] wurden Dr. Heuber und Martin Geißler[258] nach Würzburg zum Fernemont geschickt; sie richteten aber nichts aus, denn Fernemont gab vor, der Kaiser wäre nicht recht berichtet“.[259]
Vom 30.5. bis zum 29.10. lag Fernemont in Bad Windsheim[260] in Quartier.[261] Aus Windsheim wird dazu berichtet: „Den 30. Mai [1641; BW] kame der Kayserl. General Feldzeugmeister Frantz von Barbitz / Freyherr zu Fernemond anhero zu quartieren / verbliebe biß den 29. Octob“.[262]
Im November 1641 weilte er wieder in Würzburg, um von dort Geschütze und Munition nach Erfurt[263] abzuführen.[264]
Am 2.1.1642 wandte sich Fernemont aus Wohlau[265] an Piccolomini und beschrieb den Feldzug Herzog Franz Albrechts von Sachsen-Lauenburg,[266] an dem er drei Wochen lang teilgenommen hatte. Der Herzog wolle noch vor dem Beziehen der Winterquartiere[267] mit seinen Truppen versuchen, ganz Schlesien von den Schweden zu befreien. Heute habe die Stadt Wohlau kapituliert.[268] Aus Brieg[269] informierte er am 3.5.1642 Piccolomini: Franz Albrecht sei im März nach Wien berufen worden und enttäuscht zurückgekehrt, da er auf mehr Militär gehofft habe. Nun stehe er, Fernemont, der schwedischen Übermacht gegenüber. Torstensson[270] und Stålhandske[271] hätten schon viele Orte in der Lausitz und einige Grenzorte in Schlesien besetzt. Am heutigen Morgen sei von Obrist Münster [272]die Nachricht eingetroffen, dass die schwedischen Abteilungen bei Groß-Glogau[273] stehen und beabsichtigen, diese Stadt anzugreifen. Ohne umfassende Hilfe werde es ihm nicht möglich sein, den Gegner am weiteren Vormarsch zu hindern.[274]
„Eine andere Angelegenheit, die dem Erzherzog unlieb war, weil hiebei der polnische Hof, dem man schon aus Verwandtschaftsrücksichten[275] sehr schmeichelte, als betheiligt erschien, fusste in der Nachricht, dass der Feldzeugmeister, Freiherr von Fernemont, auf seinem Zuge aus Schlesien nach Mähren, um Torstenson zuvorzukommen, bei den schlechten Communicationsmitteln sich am 9. Juni bei Holeschau[276] genöthigt sah, zur schnelleren Fortschaffung seiner Kanonen und der Munition, 44 Pferde einer eben dort angelangten Handelscaravane auszuspannen, ohne jedoch für die weitere Sicherheit der so stehengebliebenen Wagen gesorgt zu haben. Die Folge der Sorglosigkeit war, dass Soldaten der Regimenter Münster und Burgsdorf[277] die Ladung plünderten und verschleppten. Da jedoch diese grossentheils dem königl. Polnischen Hofe gehörte, beschwerte sich deshalb der polnische Agent, Angelo Simonetti, beim Kaiser, und durch diesen erhielt der Erzherzog den Auftrag, die Sache zu untersuchen und die Schuldigen zur Verantwortung zu ziehen. Am 1. Juli 1642 erliess deshalb der Generalissimus dto. Wien an Piccolomini folgenden Befehl:
‚Hoch vnd wolgeborner Lieber getreuer,
Auss dem Einschluss hast du mit mehrerm zu ersehen, Wass der Königl. Polnische Agent, Angelo Simonetti, so woll wegen der auf dess Veldt Zeugmeisters von Fernemont ordinanz zu behueff der Artigleria weggenommene vier und vierzig Pferd, welche mit allerhandt wahren beladenen wägen vorgespannet, vnd etlichen Kaufleuthen zu Cracau[278] gehörig gewesen, also auch derselben darauff von den Burgstorffischen Oberst-Leutenandt Caitzow,[279] Münsterischen Capitain Leutenant,[280] einen Wachtmeistern,[281] vnd noch mehr andern erfolgter gewaltthättiger aussblünderung vnd abnembung, gehorsambist angebracht, vnd vmb dern restitution gebetten hat. Gleich du nun im Ersten von dem Veldtzeugmeister von Fernemont der eigentliche beschaffenheit wegen obbedeüter fürenthaltener vier vnd vierzig Pferdt, vnd warumb er die aufgeladene Güetter, nachdem diese Pferdt weggenomben worden, nicht, wie ess leichtlich hette beschehen khönnen, auss der gefahr, welche sie betreffen, in sicherheit bringen lassen, zu vernemben:
Alss ist ein Andertem hiemit Vnser gnedister befelh, dass du obbedeüte Thäter alsobaldt in arrest nemben, Vnd vber alle die andern, welche bey disem Raub interessiret gewesen, fleissig nachforschen, selbige zur restitution derer abgenombenen Wahren mit ernstlicher bestraffung anhalten lassen, Vnd darob sein sollest, damit diesen Kaufleuthen, so viel möglich, widerumben zu dem OIhrigen verholffen werdte, vmb so viel mehrers, weillen etliche stuckh vnter diesen wahren begriffen, welche des Königs in Pohlen Würdten zuständig, vnd wir dieselben vngern verlustig sehen wolten. Massen wir dan über die Jenigen sachen, welche dauon hieher nacher Wienn gebracht Vnd verkaufft werden möchten, gleichfalss fleissig inquiriren Vnd gemeltes Burgstorffischen Obristen Leutenant Eheweib, bei welcher sich etliche stuckh dauon befunden, alhier bereits haben arrestiren lassen, So wie dir zur Nachricht nicht verhalten wollten. Vnd seind dir’ etc.
Damit die in Wien gefänglich eingezogene Frau des Burgstorfischen Oberst-Lieutenants, Dietrich von Caitzow, in Freiheit gesetzt werde, schreibt Caitzow dto. Feldlager bei Brünn,[282] 5. Juli 1642 an Piccolomini:
‚Gnädiger Herr General feldtMarschall, Ew. Excell. kann nach anerbietung Vnterthäniger gehorsamer Dienste Rechnung tragen ich nicht Vnterlassen, dass von dem Herrn General feldtWachtmeister freiherrn von Borrival[283] ich verstanden, wie meine Haussfraw, welche ich wegen leibes Vnpässligkeitt nacher Wien geschickt, alda in arrest genommen sey, auss Vrsachen, dass bey Ihr etliche Stücke seidene wahren angetroffen worden, mit welchen es diese Beschaffenheit (hat). Alss die Armee das Städtlein Holleschaw vorbeygangen, sindt in demselben etliche Kaifmannsswaaren gewessen, welche da es Herr Obrister Münster erfahren, hatt er anfangs einen Rittmeister hinein geschickt, selbiges zu wehren, welcher bericht gethan, dass Er es nicht wehren jönnte, drauff Er mich hinein commendiret, den plündern zu wehren, welches ich auch gethan, darunter gehauen Vndt geschossen, da dann einer ein Stück Zeug fallen lassen, so mein Trompeter[284] auffgehoben; nach dehme ist Salvaguardi bey den Wagen gelassen, vnd ich wieder abgefodert worden, Vndt als ich hernach aus gemeinen geschrey erfahren, dass die Wagen geplündert, habe ich alssbaldt bey meinem Vnterhabenden Regimente anbefohlen, da etliche Sachen davon bekomen, selbige nicht von abhanden zu bringen, damit sie wieder gegeben werden könnten, zu welchem ende ich auch von etlichen Reuttern die sachen an mich genommen, auch nunmehr alle diejenigen, so etwas gehabt, fest machen lassen, welche, wie sie darzukomen, gnugsahm beichten werden. Weil dann gedachte Plünderung ich abgewehrt, vnd nicht das Geringste durchpassiren zu lassen, vil weniger geheiss geschehen: als langet an E. Excell. mein Vnderthäniges bitten, Sie wollen gnädig geruhen, die Verordnung thun zu lassen, dass Meine Haussfraw des arrests entlediget, Vndt vff meine abfoderung zu dem Regimente möge gelassen werden, in erwegung ich erbötig aussführlich zu machen, dass die sachen, so bei ihr gefunden worden, oberzehlter Massen auch ein mehres nicht als albereit Ihr wieder abgenommen, an mich kommen. Lebe der Vnterthänigen Hoffnung E. Excell. sich hierin gnädiger erzeigen werden’.
Der F. Z. M. Freiherr von Fernemont liess seinen General-Adjutanten,[285] Hauptmann Tourno,[286] über diesen Holeschauer Vorfall gerichtlich verhören. Wir erfahren aus diesem Verhöre, dass der Marsch des aus Schlesien sich nach Mähren zurückziehenden Fernemont’schen Corps der schlechten Witterung wegen ungemein beschwerlich und auch dadurch beunruhigt war, dass der Feind ihm hart nachsetzte; denn Torstenson durchblickte Fernemonts Plan, ihm den Weg nach Olmütz[287] zu verlegen. Darum hatten die Oberste Stalhanske und Königsmark den Auftrag mit Artillerie, zwei Regimentern Infanterie und Dragoner den Marsch zu beunruhigen. Es kam mit der feindlichen Vorhut und der Cavallerie vom Regimente Burgsdorf als Nachhut am 9. Juni ganz in der Nähe von Holeschau sogar zu einem scharfen Gefechte, in welchem ein Croaten-Oberst blieb. Da F. Z. M. Fernemont vom Kaiser und dem Generalissimus den Befehl hatte nicht gegen den Feind sich bedenklich auszusetzen’, liess er den Feind weiter auf Olmütz ziehen, bestimmte 1000 Pferde unter dem Obersten Münster die Artillerie zu decken und liess die Truppe und die Bagage unter Führung des General-Wachtmeisters Borneval auf Hradisch[288] abrücken, bei welcher Gelegenheit Fernemont, durch die Umstände genöthigt, den Krakauer Kaufleuten 44 Pferde abnahm und seinen Kanonen vorspannte, wobei es nicht ohne Plünderung der Wagen ablief. Noch am 28. September schreibt die Königin von Polen aus Warschau an Erzherzog Leopold Wilhelm, doch auf Ersatz hinzuwirken, da die bei Holeschau geplünderten Kaufmannsgüter eigentlich königliches Eigentum waren. Aus dem Feldlager von Greifenstein[289] ermahnt in Folge dieses Briefes der Erzherzog den Grafen Piccolomini zur Beendigung der angefangenen Untersuchung“.[290]
„Am 10. Juli brach Erzherzog Leopold Wilhelm aus dem Lager vor Olmütz auf. Von demselben Tage datirt F. Z. M. Fernemont aus dem Hauptquartier Leipnik[291] die Marschordnung für sein Corps. Nach derselben bricht die gesammte Infanterie nach der zwei Stunden vor Tag am 19. geschlagenen Vergatterung[292] auf; die Avant-Garde habe sich im Brigade-Quartier des General-Wachtmeisters Buchheim[293] in Jezernik[294] zu sammeln. Der F. Z. M. Margraf Don Hannibal Caretto di Gonzaga[295] habe dort eiteren Befehlen entgegen zu sehen. Das Commando über das Feldgepäck und das Fuhrwerk übernimmt der General-Wagenmeister“.[296]
Im August lag Fernemont noch in Glogau.[297]
Nach der Niederlage bei Schweidnitz[298] und den großen Verlusten an Artillerie und Munition existierte praktisch keine kaiserliche Streitmacht mehr. Erzherzog Leopold Wilhelm und Piccolomini versuchten die verstreuten Truppen zu sammeln. In diesem militärischen Vakuum konnten die schwedischen Reitertrupps bis auf vierzig Kilometer vor Wien vorrücken. Aber Torstensson war zu vorsichtig: Statt eines schnellen Sieges hätten ihm auch die Reste der kaiserlichen Armee unter dem fähigen Piccolomini den Rückzug und den Nachschub abschneiden können. So zog er sich mit dem Hauptteil seiner Truppen nach Sachsen zurück, um den schlecht bewaffneten Kurfürsten von Sachsen vor dem Eintreffen möglicher kaiserlicher Verstärkung zu besiegen.
Der Weg nach Sachsen führte über Zittau[299] und Torgau[300] bis vor Leipzig.[301] Leipzig als wichtige Handelsstadt sollte als militärische Basis für weitere Kriegszüge in Mitteldeutschland ausgebaut werden. Am 30. Oktober 1642 schossen die Belagerer die Stadt sturmreif. Nachdem eine Bresche geschlagen war, versuchten die Schweden vergeblich in die Stadt zu dringen. Zur Verblüffung der Leipziger Verteidiger gaben die Truppen Torstenssons weitere Versuche auf. Wie sich herausstellte, war von Süden ein starkes kaiserliches Heer unter Leopold Wilhelm und Piccolomini im Anmarsch. Torstensson zog sich nordöstlich nach Breitenfeld[302] zurück. Hier befand er sich auf geschichtsträchtigem Boden, denn 1631 besiegte Gustav II. Adolf in der ersten Schlacht bei Breitenfeld[303] das kaiserliche Heer unter Tilly.[304]
Für die heranrückenden Kaiserlichen sollte es die Revanche für die 1631 erlittene Niederlage gegen Gustav II. Adolf werden; Leopold Wilhelm träumte von einem zweiten Nördlingen,[305] als dort die vereinten spanischen und kaiserlichen Truppen den Schweden eine vernichtende Niederlage beibrachten. Am 2. November 1642 kam es zur Schlacht. Sie begann bei Sonnenaufgang und dauerte nur vier Stunden. Aber sie war wohl die blutigste des ganzen Krieges und endete für die kaiserlichen Truppen in einer Katastrophe. Suys befehligte die Artillerie. Der Erzherzog griff die Schweden mit einer furchtbaren Kanonade an, von der er sich Deckung erhoffte, so lange seine Truppen sich noch zum Angriff sammelten. Die kaiserliche Artillerie war der schwedischen überlegen und ein Volltreffer einer kaiserlichen Kettenkugel[306] hätte Torstensson, dem schwedischen Oberkommandierenden, fast das Leben gekostet; das Pferd des späteren Schwedenkönigs Carl X Gustav[307] wurde unter ihm getötet.
Als aber den kaiserlichen Söldnern schwedische Reitertrupps in die Flanke und in den Rücken fielen und sie sich dem starkem Schützenfeuer schwedischer Musketiere[308] ausgeliefert sahen, brach ihr Widerstand zusammen. Ganze Kompanien auch der kaiserlichen Reiterei warfen ihre Waffen weg und ergaben sich den Schweden. Der Erzherzog selbst entkam nur mit knapper Not und mit Löchern im Pelz der Gefangennahme. Er verlor 5.000 Tote und rund 4.500 Gefangene, die Hälfte seines Heeres. Die Schweden erbeuteten 46 Kanonen, fünfzig Wagen mit Munition und die Kriegskasse Leopolds Wilhelms. Suys, der bis zuletzt versucht hatte, den überstürzten Rückzug der Infanterie aufzuhalten, geriet zusammen mit Fernemont in schwedische Kriegsgefangenschaft.[309]
In der Saalfelder[310] Chronistik ist festgehalten: „9. Februar [19.2.1643; BW] ist der gefangene kayserl. Obriste Fernemond sambt dem Obristleutenambt Columbo[311] und vielen anderen gefangenen Officiern hie durch nach Eger[312] gebracht worden. Dabey war ein Convoi von zehen Pferden und 28 Musquetieren“.[313] Der Hofer[314] Chronist und Organist Jobst Christoph Rüthner [1598 - 1648] hält fest: „Den 11. februarii [21.2.1643; BW] ist der kayserliche generalfeldzeuchmeister Fernemondt nebst dem obristen Columbo[315] und anderen vielen hohen und niedern officiers, welche in und nach der leipziger schlacht gefangen und nach Erfurth geführet worden, als ein gefangener und auf parole[316] losgebener hierdurch passiret und nach Böhmen zur kayserlichen armee gereißet“.[317]
Im August 1643 war Fernemont selbst auf Ehrenwort in Wien wegen der Lösegeldforderung[318] von 7.000 Rt. vorstellig geworden.[319]
„So sah es in Mähren aus,[320] als Gallas im Lager bei Kojetin[321] und Torstenson bei Moštĕnitz[322] standen. Vielleicht das einzige Gute, was Gallas hier durchführte, war ein am 19. August wegen Loskaufes der beiderseitigen Gefangenen abgeschlossenes Cartel. Schon am 21. Juni war Gallas von den kaiserlichen Kriegsgefangenen mit Bitten bestürmt, sie auszulösen, ‚indem die auszustehenden Drangsale unerträglich werden’. Diesem Cartel zufolge sollten der General-Lieutenant[323] mit 15.000 Ducaten, der Feldmarschall[324] mit 10.000, der Feldmarschall-Lieutenant[325] und der General der Cavallerie und Infanterie mit 3000, der General-Wachtmeister mit 2000 Ducaten, der Oberst mit 1000 Reichsthalern, der einfache Musquetier mit 4, und der einfache Reiter mit 8 Reichsthalern losgekauft werden. Eigentlich handelte es sich dabei vorzüglich um die Ausrationirung der gefangenen kaiserlichen Generäle Fernemont und Souches[326] und des Obersten Rochau.[327] Torstenson erklärte, er müsse hierüber erst aus Stockholm die nötigen Weisungen einholen“.[328]
Nach dem Schreiben Ferdinands III. an Gallas vom 13.10.1643 hatte er 6.000 fl. für die in Gefangenschaft geratenen Suys und Fernemont überwiesen.[329] Fernemont wurde dennoch mit Suys zusammen zwei Jahre in Erfurt gefangen gehalten. Gallas hatte am 15.11. noch an Ferdinand III. geschrieben, es sei nicht bekannt, wo die Schweden ihre Gefangenen hielten; der Austausch solle über Nürnberg geschehen.[330] Erst am 28.11.1644, nach Zahlung des Lösegeldes, wurden beide, mit Bezeugung aller Hochachtung, von den Schweden wieder freigelassen. Gallas informierte Ferdinand III. allerdings am 17.6.1644 aus Werdau,[331] einer Nachricht von Suys zufolge sei der Erzbischof von Bremen[332] von Torstensson ernstlich bedroht. Er selbst werde an Fernemont und Lodovico Gonzaga[333] den Befehl zum Beginn der Operationen in Schlesien erteilen, das Kommando solle Montecuccoli[334] führen.[335]
„Der Kaiser hat bereits die umfassendsten Massregeln getroffen, um den Donaustrom zu decken. Zu diesem Behufe wurden der Feldzeugmeister, Baron Fernemont, nach Krems,[336] und der General-Wachtmeister, Don Hanibal Marchese de Gonzaga,[337] nach Korneuburg[338] abgesendet. Es war die höchste Zeit, dass solche Vorkehrungen getroffen wurden, weil Torstenson von Iglau[339] aus den 23jährigen Cornett,[340] Rudger von Ascheberg,[341] beordert hatte, den fliehenden Kaiserlichen nachzusetzen. Auf diese Weise überschritt der junge Cornett am 15. März in der Nähe von Retz[342] die Grenzen Österreichs, während schon am 1./11. März der General der Cavallerie, Arvid Wirtenberg,[343] mit zwölf Regimentern zu pferde und zweytausend Musquetierern’ voraus nacher Iglaw, vmb selbiges zu übermeistern, commandirt wurde. Wiewol nun die bürgerschaft sich anfangs zur wehre gestellet, dennoch letztlich, da Sie gesehen, dass kein Entsatz zu hoffen, vnd Sie in die Harre doch nicht würden entgegen halten können, schritten Sie, den 3./13. März, zur übergabe der Stadt: Woselbst derselbe den Obristen Sporck[344] vnd ein hauffen anderer Officirer, so in newlicher Schlacht verwundet waren vnd nicht weiter fortgekont, ertappet vnd gefangen bekommen’ “.[345]
Am 23.9.1645 schrieb Piccolominis Vertrauter Formarini[346] aus Linz[347] an seinen Gönner: Vor zwei Tagen sei der Erzherzog von dort aufgebrochen, um mit einem Teil der Armee zu Kurfürst Maximilian I.[348] zu stoßen und die Franzosen zu schlagen. Inzwischen war Torstensson in Krems einmarschiert und hatte unterwegs alle Dörfer in der Umgebung von Korneuburg in Brand gesetzt. Königsmarck[349] stehe nun abermals in Böhmen und ziehe von Leitmeritz[350] gegen Königgrätz.[351] Er, Formarini, habe sich nach Hilfstruppen umgesehen, für den Fall, dass der Gegner bis zu Piccolominis Besitz Nachod[352] käme, dessen Verteidigung in der Hauptsache in der Hand der Untertanen liege, und habe diesbezügliche Versprechungen von Obrist van der Croon[353] aus Pilsen[354] und von Fernemont erhalten.[355] Fernemont übersandte Gallas am 4.10.1645 aus Albern[356] eine Kopie seiner Relation an den Kaiser. Diese datierte vom 3.10., Feldlager Dietweis:[357] Er berichtete über die Vorkehrungen im österreichischen Grenzland bei Waidhofen.[358] Er habe Obrist Ranftf[359] und Konrad Balthasar von Starhemberg[360] über die Verteidigung von Oberösterreich instruiert. Die Befestigungen der Stadt Waidhofen seien in Ordnung, die Bürger bewaffnet, weshalb er ihnen noch einen Leutnant mit 50 Mann und 40 Reitern zurücklassen wolle; ferner habe er Besatzungen in den wichtigen Ort Drosendorf[361] und auf Schloss Frain[362] gelegt. Ein Flügel des Gegners stehe bei Eggenburg,[363] der andere bei Langenlois;[364] der Gegner scheine entweder über Böhmen in die Obere Pfalz oder näher an Königsmarck heran nach Mähren ziehen zu wollen.[365] Am nächsten Tag, so weiter in seinem Schreiben an Gallas, wollte er mit den ihm zugewiesenen Regimentern tiefer ins Land Böhmen vorstoßen. Nach Aussage eines Gefangenen sei der Gegner nach Retz vorgerückt, was bedeute, dass sein Marschziel Iglau oder überhaupt Mähren sei.[366] Am 18.10. sandte er Gallas Berichte vom Marsch der gegnerischen Armee gegen Deutschbrod,[367] Pardubitz[368] und Königgrätz.[369] Ferdinand III. informierte den für die Verteidigung Prags und Böhmens zuständigen Rudolf Graf Colloredo:[370] Am heutigen Tag sei von Fernemont die Nachricht eingetroffen, dass Torstensson gegen Pardubitz, Königgrätz und Glatz[371] vorrücke. Colloredo solle daher diejenigen Dragoner, die Puchheim[372] nach Böhmen geführt habe, so schnell wie möglich zur Verstärkung der drei genannten Städte abkommandieren.[373]
Croon[374] berichtete am 5.11.1645 an Piccolomini: „Torstenson habe am 24. und 25. October einen heftigen und fortgesetzten Angriff auf Pardubitz eröffnet, welche Stadt jedoch der Oberstlieutenant, Graf Strasoldo,[375] mit dem Regimente della Croon (sic) so tapfer vertheidigte, dass Torstenson den 26. October unverrichteter Dinge abziehen musste. Auch Königgrätz sei darauf furchtbar angegriffen worden. In der dortigen Gegend stehe nun Torstenson und dislocire seine Armee. Der Erzherzog Generalissimus werde sich mit seinen aus dem Reich zurückgezogenen 16.000 Mann bei Budweis,[376] wo Fernemont campirt, vereinigen. General Fernemont sei bestimmt gewesen Königsmark in Schlesien aufzusuchen. Des Feindes Absichten kenne man übrigens noch nicht“.[377]
Aus Budweis[378] unterrichtete Fernemont Gallas am 25.11. über sein Schreiben an Leopold Wilhelm: Torstensson erhalte Verstärkungen durch Königsmarck, sein Hauptquartier stehe in Jaroměř [379] und er wolle angeblich Königgrätz angreifen; Graf von Vrtba und die Kreishauptleute bemühten sich mit wenig Erfolg um Getreidespeicherungen. Die Dislokation der Regimenter in böhmischen Quartieren ermögliche eine Verteidigung und einen etwaigen Rückzug nach Oberösterreich oder zum Erzherzog nach Cham.[380]
Der Chronist Dr. Johannes Volhard [1602 - 1662] aus Friedberg[381] (Landgrafschaft Hessen-Kassel) notiert für 1646: „Den 5. Juni kame ein Obrister Wachtmeister [Fernemont] mit noch 2 Hauptleuten[382] und 170 Fußknechten, sambt darzu gehörigen Offizieren, brachten Ordre mit, sie einzunehmen und zu logiren. Als uns nun der Kommandant[383] hirüber zu sprechen [holen] lassen, ist der jünger Bürgermeister [Engelbert Thomas] neben dem Stadtschreiber zu ihm gangen, und ihm angedeut, daß die Stadt albereits in die 300 Pferd neben seiner Garnison in Häusern haben, könten also die Fußknecht zumal nicht einquartiren, [noch] weniger unterhalten, sondern die Burg müßt bei diesem algemeinen Unglück und Kriegs Unruh das Ihrige auch prästiren [leisten], möchte demnach er diese Völker in die Burg logiren und darinnen unterhalten lassen.
Als er nun solches Junker Rauen und dem Hauptmann Löher [Burghauptmann], so eben auch uf der Freiheit gestanden, angezeigt, haben sich selbige beschwert und nichts einzunehmen resolvirt [entschieden erklärt]. Derowegen uns Tullian solches angezeigt. Daruf wir geantwortet: wanns mit Verneinen und Abschlagen gedan were, so wolten wirs auch thun; damit würde aber den Völkern nicht geholfen. Einmal vor alles, wir könnten diese Völker zu den andern nit einnehmen. Es lautete die Ordinanz [Befehl] nit auf die Stadt, sondern Friedberg in genere [allgemein], darunter Burg und Stadt [zu verstehen]; wolten unparteiische Leut hierüber erkennen lassen.
Als er nun wieder hingangen und mit dem Junker geraten und sie etwas zu thun ohn Zweifel ermahnt, ist er endlich kommen und gesagt, sie wolten den Herrn Obristwachtmeister sambt seinen 2 Hauptleuten und noch 100 Mann einnehmen; die übrigen 70 sambt angehörigen Offizieren müsten wir logiren. Als wir nun protestirt, wir könten keine Leut mehr unsern Bürgern zulegen, weil deren schon viel 6, 7 oder 8 Personen in Häusern hätten, hat er gesagt, wir solten sie ins Rathaus, uf der Waagen und sonst in leere Häuser legen, wo hinein verschaffen und vor die Völker Bier und Brot hergeben.
Als wir nun der Logirung in ledige Häuser zufrieden gewesen, haben sie die Bolletenschreiber[384] ins ober [alte] Rathaus, die Waage, den Bornziegel, die Schirn, wie auch zwölf sambt einem Korporal in das Mainzisch Thumbstifts [Domstift] Haus verlegt, denen wir denn bald daruf Bier hergeben.
Als wir nun verhofft, etwas Ruh zu haben, da schickt der Kommandant herauser und läßt auf die hundert in der Burg logirte Fußvölker Proviant als Bier und Brot begehrn. Als sich nun die Stadt solches zu thun beschwert mit Vermelden, sie hätte ihren Leuten haus [hier außen in der Stadt] schon gegeben, könnte den Burgischen nichts geben; wären auch Leut drinnen, man möchte es von solchen erheben oder die Burg sonsten Anstalt darzu machen; wär nit Herkommen, der Stadt auch zumal disreputirlich [schimpflich], daß sie die Leut, so in der Burg logirten, unterhalten solten; wüßten deshalben nichts zu geben.
Als nun solches dem Kommandanten und Obrist-Wachtmeister angezeigt worden, hat er noch einmal drumb anhalten lassen. Als sich nun die stadt hirüber zum höchsten beschwert mit Vermelden, man sehe ja wohl, daß ers mit der Burg hielte ..., müßten es klagen, wo er ferner also gegen uns verfahren würde, könnten nichts mehr geben.
Als er nun solches vernommen, [drohte er], uns die sämbtlichen Fußvölker aus der Burg ins Rathaus schicken und alda aufwarten zu lassen, bis sie was bekämen. Als nun solches ohnlängst hernach geschehen und sich die Fußknecht ins Neue Haus gelagert und draußen vor der Thür hat man sich zwar hirüber zu höchst beschwert, nichts weniger, so man deren loß werden wöllen, auch ihnen Bier und Brot, doch halb so viel als den andern geben müssen, darmit sie wieder in die Burg gezogen.
Enzwischen hette Herr Hans Henrich Runckel zu Frankfurt[385] ... [bei der kaiserlichen Militärverwaltung] die Reuter-Beschwerung angebracht und die Order erhalten, daß den Reutern täglich 2 Pfund Brot, 1 Maß Bier gegeben, hingegen aber des Kommandanten Kompagni in die Burg gezogen und darin logirt werden müste, darmit den armen Bürgern die Last nicht zu schwer und sie darunter gar erliegen möchten. Auch dieselbige [Ordre] den 6. [Juni] unter Nachmittag mit der ordinari Post hingeschickt, neben einem Schreiben an Obristwachtmeister Plössen[386] und Tullian wegen ihrer beider Völker ...
Den vorigen Tag [5. Juni] Nachmittag umb 2 uhr ließ sich ein Partie schwedische Reuter vorm Nauheimer Wald sehen, welche, als es Plöß gewahr worden, ist er alsobald mit seinen Völkern aufgesessen, ihnen entgegen gangen und sie ohnfern vom Obermörler Steg angetroffen. Alda es zum harten Treffen kommen, also daß von den Schwedischen etlich und siebenzig gefangene Reuter mit wohl 100 Pferden selbigen Abend alhir einbracht worden. Die Pferd haben die Reuter unter sich getheilt, die Gefangenen aber sind mit einer starken Partei den folgenden Tag ins Feldlager nach Rodenbach[387] geschickt worden ...
Den 10. Juni [1646] nach unserem gehaltenen Bettage ward ich, neben dem jüngeren Bürgermeister, abermahl zu Tullian geschickt, welcher eben auf der Freiheit gegen der Judengasse oben vorbei ginge, ihn der Ordre wegen Einnehmung seiner Kompagni in die Burg zu erinnern und zu bitten, daß er derselben nachkommen und die Völker delogiren [verlegen] wolle. Als wir ihm nun solches vorgetragen, ist er dessen nit willens gewesen. Als man nun darüber in harten Disputen gerathen, ist er unter anderm heraus gefahren, er werde also perturbirt [wirr gemacht], daß er bald nit wisse, was er thun solte. Als ihm nun geantwortet, er solte seiner Ordre pariren und das Uebrige den, so die Ordinanz gegeben, verantworten lassen, ist er so heftig darüber erzürnt worden, daß er heraus gefahren, er wolte, daß die Stadt gar in Brand stünde. Und als ich ihm gesagt, was er da rede, ob wir das umb ihn verdient hetten,, daß wir ihm alle Dienst gethan ... Er solte seiner Order nachgehen, so irrte er nit, es geriethe, wie es wolle. Aber er wollte nicht daran, die Burg war ihm viel viel zu lieb. Als man ihn nun Nachmittag dessen abermals erinnert und es ferner zu klagen gedröhet, hat er sich endlich erbieten wollen, morgen seine Kompagni herein zu nehmen, welches auch geschehen. ...
Den 13. Juni [1646] kame Ordinanz von General Commissario[388] Saradetzky,[389] daß Obrist Wachtmeister Plöß marschieren, hingegen nur 30 Reuter (blieben aber doch 50) hier verbleiben, welche der Stadt neben den sämbtlichen Fernemontischen Fußvölkern, so alsbald nach der Tullianischen Kompagni hereingelegt worden, herausquartiert wurden, die kais. Burg Friedberg aber des Tullians Kompagni als ordinari Garnison verpflegen sollen; wie von uns auch geschehen. Nur die Burg hat der Garnison nichts, sondern Tullian ihnen den Kommiß[390] [Verpflegung] und, wie er selbst sagt, aus seinen Mitteln, den Sold gaben“.[391]
Im September 1646 kam Fernemont krank in Schweinfurt[392] an, reiste aber am 17.9. bereits wieder ab.[393]
Am 14.10.1646 schrieb Fernemont aus dem Feldlager bei Augsburg[394] an Piccolomini:[395] Er verspreche sich eine Besserung der militärischen Lage vom Eingreifen des Erzherzogs Leopold Wilhelm, der der bedrohten Stadt Augsburg zu Hilfe eilte und nun offensiv an den Rhein vorrücken wolle, um den Gegner von der Bedrohung Böhmens abzulenken. Bayern werde vom Gegner befreit und Donauwörth[396] noch vor Wintereinbruch zurück gewonnen werden müssen, wenn der Gegner nicht noch im laufenden Jahr Herr des Reichs werden solle. Das Militär erwarte die Ankunft des Kaisers und man halte diese für ein sehr wirksames Mittel zur Ermutigung der Armee.[397] Am 7.11. informierte Formarini Piccolomini aus Pressburg[398] über die Änderungen in der Kommandoführung. Gallas wurde zum Kommandanten der Armee ernannt, mehrere Generäle wurden abgelöst. Der Hof will nur mit dem Einverständnis des bayerischen Kurfürsten[399] vorgehen und hat daher Traun[400] zu ihm entsandt. Dieser brachte den Bescheid zurück, Leopold Wilhelm möge die Armee nicht verlassen, es bestehe auch keine Ursache dazu. Gallas selbst sei für Piccolominis Rückkehr, auch Borri,[401] aber der einflussreiche spanische Orator[402] am Kaiserhof Terranova[403] sei dagegen. Borri weiß nicht, ob er nicht lieber die von den Franzosen angegriffene Toskana verteidigen solle. Schlick[404] unterstützt Goltz,[405] der ihm sein Vermögen hinterlassen hat. Einige heben Holzappel[406] hervor, der Kaiser will aber von dem Häretiker[407] nichts hören und erinnert sich zu gut an den Undank Franz Albrechts.[408] Das Artillerie-Generalat scheint Annibale Gonzaga oder Goltz zuzufallen, während Fernemont völlig übergangen wird.[409] Am 30.12. schrieb Fernemont aus Abensberg[410] an Gallas: Vor seiner Abreise am Vortag zu Mittag habe ihn der Erzherzog angewiesen, das beiliegende Schreiben unverzüglich an Gallas zu schicken und ihn sowohl über seine Abreise als auch darüber zu informieren, dass die Bayern nicht länger auf die Gesandten zu den Waffenstillstandsverhandlungen, Wachenheim[411] und Rosenberg,[412] warten wollten; beide hätten daher ihre Reisepässe kopieren lassen und sie ihm, Gallas, zur Unterschrift eingeschickt; Rosenberg werde ihm über den Waffenstillstand ausführlich berichten. Lobkowitz[413] und er selbst wünschten ihm, G., eine glückliche Ankunft.[414]
Weißenburg[415] war im Februar 1647 trotz der Einwände von Gallas von Fernemont,[416] wie dieser selbst Lobkowitz berichtete,[417] nach anderen von Traudisch[418] erobert worden, wie Ranfft Hatzfeldt mitteilte.[419] Der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg[420] schreibt in seinem 1647 erneut aufgelegten „Florus“: „Alß die Schweden in Belägerung Lindaw[421] occupirt gewesen / hat die Stadt Weissenburg 7. Stund von Nürnberg[422] gelegen / den 3. Januarii 1647 der Keiserische General Trauditz auffordern lassen / darzu sich aber der Schwedische Commendant darinn / OberstLeutenant Weyer[423] nicht verstehen wollen / darauff sie von 300. Pferden biß auff den 8. dito blocquirt gehalten / hernach durch 6000. theils Keyserischen / theils Chur-Beyerischen Commandirten Völckern belägert worden. Vnd alsobald mit Canoniren ein solcher Anfang gemacht worden / also daß man vom 9. biß 16. Januarii in allem 5700. Schüsse gethan / den 17. ist man gantz still vnnd mit Lauffgräben[424] machen vnnd approchiren geschäfftig gewesen / den 18. hat man Presse[425] geschossen / auff die 1065. Schüsse gerechnet / also daß dergleichen scharpff schiessen bey diesem langwirigen Krieg kaum gehöret worden / vnd war diesen Tag von 11. biß Abends gestürmet / aber der Sturm mit Verlust vieler Toden abgetrieben worden / den 20. 21. würde mit glüenden Kugeln[426] in die 200. Schüß gethan / etliche Häuser in Brand gesteckt / vnnd die Mawer vber den See vnd Eyß gantz nidergefällt / vnd den Belagerten die Gegendefension ( weil sie mit keinem Stück versehen) gäntzlich abgeschnitten 50. Häuser ruinirt / 30. zum Brennholtz eingerissen / den 22. hat man accordirt / vnnd seynd den 23. die Schweden ab vnnd die Keyserischen vnnd Beyerische eingezogen / vnnd ist also die gute Stadt vbel zugericht wider in der Key[s]erischen Hände kommen“.[427] Angeblich soll Weißenburg jedoch im Februar 1647 von Hans Christoph Ranfft von Wiesenthal erobert worden sein.[428] Das „Theatrum Europaeum“ berichtet dagegen: In dem nun droben am Bodensee die Schwedichen die Statt Lindaw[429] starck belägert haben / haben inmittelst etliche / theils Käyserl. Theils Chur-Bäyrische Regimenter / vnter denen Generaln / Herrn Trauditzschen / Fernemond / vnd Enckefort[430] / sich kurtz nach Eingang deß Januarii / für die Statt Weissenburg gemacht / solche belägert / gantz hefftig beschossen / vnnd ob man zwar vermeynt Herr Gen. Leutenant Königsmarck solchen Platz entsetzen würde / endlich am 23. dieses erobert. Welcher schweren Beläger- vnd Eroberung ordentlichen Verlauff / wir anhero / gleichsam in einem Diario; ebenmessig wollen beyfügen: Welcher ist dieser:
Am 3. Januarii Anno 1647. ist die besagte Statt Weissenburg (welche im Nordgaw 7. Stund von Nürnberg ligt) durch einen Trompeter im Nahmen Herrn Generals von Trauditz / auffgefordert vnd mit 300 Pferden / biß auff den 8. blocquirt worden.
Am 8. ist sie mit 6000. Käyserischen vnnd Chur-Bäyrischen commandirten Völckern belägert worden / vnd die Stück auff der Hagenaw vor dem Frawenthor gepflantzt / vnd sich verbollwercket.
Eben nach Mitternacht hat man Fewerballe[431] vnd Granaten[432] zu 60. 70. Pfund. hinein geworffen / in allem 104. die keinen effect erreicht / ausser ein Mañ von Emelsheim[433] erschlagen / vnd eine Müllers Tochter von Wedelsheim[434] in dem Losament Arm und Bein abgeschossen worden / daß sie bald darauff gestorben.
Am 9. biß 16. sind 728 in allem 5700. Schüß vnnd vierhundert glüende Kugeln hinein geschossen worden.
Am 17. ist man gantz still vnnd mit Lauffgräben vnd Approchiren occupirt gewesen.
Am 18. hat man vor der Steinhütten / Oberthor vnd Schießmawer Preß geschossen / auff die 1065. Schüß gerechnet / dergleichen scharpffes canoniren nicht bald bey diesen continuirlichen Kriegszeiten wird seyn erhört worden.
Die eod. von 11. ist biß Abends gestürmet / aber der Sturm mit Verlust vieler Todten abgetrieben worden. In währendem Sturm haben sich die Bürger / Weib vnd Kinder in Kirchen : vnd vornehme Häuser reterirt / mit Seuffzen vnnd Forcht ihre Seele Gott dem Allmächtigen befohlen / vnd sich zum Sterben bereit gemacht.
Am 20. sind 166. glüende Kugeln hinein geschossen / vnnd 8. Häuser / Städel / darunter ein schön Haupt-Hauß / vnd die alt Apotecken angezündt vnnd abgebrandt worden / die Leut sind in grossem Jammer / Schrecken vnd gleichsam Desperation in der Statt vmbgelauffen / vnd mancher nit gewust / wo er die Retirada hinnehmen soll / weil besorglich / die gantze Statt mit Fewer möcht versehret werden / so aber doch der Allmächtige Gott in Gnaden abgewendet / vnd der armen Statt verschonet:
Am 21. hat man 36. glüende vnd steinerne Kugeln / die hernach in viel stücker zersprungen / hinein geschossen / wie auch die Mawern über den See vnd Teich gantz niedergefällt / vnd den Belägerten die Gegendefension ( weil sie mit keinem Stück versehen) gäntzlich abgeschnitten / auch die allerseits beschossene Mawern dermassen gefällt / daß leichtlich heinein zukommen / darbey 50. Häuser gantz zerschossen 50. zum Brennholtz demolirt vnd eingerissen worden.
Am 22. haben Ihr Hochw. vnd. Gnad. Herr Landcommenthur zu Oettingen[435] / zu Verhütung der eussersten Extremität / mit gnädiger interposition zum Accord Anlaß geben / vnd sich ins Mittel gelegt / so auch geschehen vnd vollzogen worden.
Am 23. sind die Posten von den Schwedischen quittirt / vnd mit Käyserl. vnd ChurBäyrischen Völckern besetzt / vnd von dem Herrn GeneralFeldzeugmeister Fernemond vnd Herrn Gen. Feldmarschall Leutenant von Enckefort die Statt übergeben worden. Als nun der darauff Obrist Leutenant deß Gründlischen Regiments Herr Adam Weyher / mit dem Regim. gemeiner Soldaten Gebrauch nach / mit dem Gewehr in der Hand / Heerpaucken / brennenden Lunten vnd Kugeln im Mund / etc. abgezogen / sind die Käys. vnnd Chur-Bäyrische Croaten[436] vnnd andere zu Roß vnd Fuß einquartiert worden.
Bey dieser Belägerung sind todt geblieben H. ObristLeutenant von Kreilsheim[437] / vnd viel gemeine Soldaten / ausser der Gequetschten.
Auff der Schwedischen Seiten in der Statt sind todt geblieben 2. Fähndrich[438] / 2. Corporal[439] / 2. Serganten,[440] vnnd gemeine Soldaten auf 20. ein Marquententer[441] mit einem Stück[442] in Rücken getroffen / daß er gleich todt blieben / ein Frantzoß mit sampt dem Schillerhäußlein / da er Schildwacht gehalten / vom canonirn in den Stattgraben gefallen / vnd daselbst jämmerlich das Leben enden müssen / seyn auch 2. Bawren vnd 1. Jung bey der Schanze geblieben“.[443]
Auf Befehl Ferdiands III. waren zwei Regimenter unter Enckefort[444] in die Grafschaft Tirol gesandt worden, um Vorarlberg von schwedischen Truppen zu säubern.[445]
Im April 1647 lag Fernemont noch in Krumau.[446] Ihm war die Aufstellung der kaiserlichen Artillerie übertragen worden.[447] Er hoffte auf einen baldigen Friedensschluss und informierte Melchior von Hatzfeldt von Gallas' tödlich verlaufener Krankheit.[448] Holzappel selbst hatte beim Kaiser angefragt, ob er bei einem Ausweichen ins Reich noch vor dem Winter Eger oder Schweinfurt angreifen sollte.[449] Ferdinand III. hatte ihm befohlen, am Gegner zu bleiben.[450] Bis zur Versammlung der kaiserlichen Reichsarmee hatte Fernemonts Fußregiment in Kärnten gelegen.[451] Anscheinend litt aber damals schon die Artillerie an Pulvermangel.[452]
Beim Kriegsrat in Bĕlá [453] hatte sich nur der vorwärts drängende und Piccolomini treu ergebene Montecuccoli[454] für einen weiteren Vormarsch bis in die Gegend von Leitmeritz plädiert, während die übrigen Teilnehmer Werth,[455] Fernemont, Hunolstein,[456] von der Beck,[457] Reich[458] und Traun[459] sich für das Abwarten bis zum Eintreffen der kaiserlichen Verstärkungen und der bayerischen Reichsarmada ausgesprochen hatten.[460]
Die niederhessische Besatzung auf Schloss Blankenstein[461] hatte versucht, sich nach dem belagerten Marburg[462] durchzuschlagen, zuvor aber das Schloss vernichtet. Wie der Gladenbacher[463] Diakon berichtete, habe der Kommandant den Blankenstein „an allen Ortten mit Bechgränzzen[464] behanken, vor das Gefänknuß, darinnen noch allerlei gestanden, anzünden und bis uf den Mauerstock eineschern lassen. Angeblich habe den Kommandanten „diese That also bekümmert, daß ihme das Wasser zum Auge herauß geflossen“.[465] Georg II. von Hessen-Darmstadt[466] hatte den kaiserlichen Feldmarschall Holzappel[467] am 14.12. über die Verhandlungen mit Hessen-Kassel[468] und die „Cassellischen grausamen Unthaten“ unterrichtet: „So hab ich nicht umbgehen mögen, den Herrn General: undt feldmarschall hiervon nochmalß wohlmeinende parte zu geben, auch ihn darbeneben zu berichten, daß der Cassellische, auf Meinem Hauß Marpurg liegende Obriste Stauff,[469] kurz verrückter Zeit, undt zwar in dem noch wehrenden stillstandt, Mein uraltes berghauß Blanckenstein, durch den daruffgelegenen officirer in brandt stäcken, dasselbe aus dem grundt abbrennen undt zu einem kohl: undt steinhauffen machen lassen, welxches nun das Sechste under den Uhralten fürstl. heußern undt Schlößern Meines fürstenthumbs undt landts ist, welches Mir die Cassellische fast innerhalb Jahresfrist, theils mit feuer angezündet, theils in die Lufft gesprenget, theils sonst vorsetzlich zerstört haben“.[470]
Marburg wurde unter dem Kommando Fernemonts[471] am 14.12.,[472] nach Aussage der Landgräfin Amalie Elisabeth von Hessen-Kassel am 15.12., von den kaiserlichen Truppen erobert: „So erlange ich die unangenehme zeitung, daß der feind die statt Marburg vorgestern morgen mit sturmb erobert, dieselbe ausgeplündert und viel soldaten und bürger niedergemacht,[473] auch nunmehr im werk seie, das schloß zu miniren[474] und mit gewalt anzugreiffen. Gleichwie nun dem gemeinen wesen nicht weniger als mir an conservation dieses schlosses zum höchsten gelegen, also hab ich obgedachten meinen geheimen rhat[475] oder in dessen abwesen den obristleutnant Mey[476] uffgetragen, bei dem herrn generaln und feldmarschalln den entsatz gemelten schlosses zu urgiren“.[477]
„Wie war es nun der Stadt nach der Eroberung ergangen ? Daraus, daß die Bürger mitgefochten hatten, leiteten die Kaiserlichen nach damaligem Kriegsgebrauch das Recht der Plünderung ab, die 3-4 Tage lang ausgiebig erfolgte. Nur die Sachen, die in die Superintendentur und das Pädagogum gerettet waren, blieben verschont, die in der lutherischen Kirche befindlichen wurden auch geplündert. In allen Häusern wurden Kisten und Kasten aufgeschlagen, auch die Holztäfelungen in den Wänden und die Fußböden aufgerissen, um nach verborgenen Schätzen zu suchen, woran sich auch die darmstädtischen Soldaten und Offiziere beteiligten. Ganze Wagenladungen geraubter Sachen, Waschkessel, voll Leinen wurden fortgeschafft, auch viel Vieh weggetrieben, z. T. nach Gießen,[478] und dort von der Bürgerschaft, allerdings gegen den Einspruch der Gießener Geistlichkeit, aufgekauft. Die Marburger haben das damals den Gießenern gewaltig übel genommen. Die Stadt berechnet ihren Schaden in einer Aufstellung von 1653 auf 1 Million Rthlr., das ist natürlich eine ungeheuerliche Uebertreibung, die um so grotesker wirkt, als die Stadt schon 1645 in gemeinsamer Sitzung mit den fürstlichen Beamten als Gesamtvermögen der Bürgerschaft, die Häuser, Gärten und Land einbegriffen, nur 43 000 Gulden angegeben hatte. Die Stadt Biedenkopf,[479] wo ein kaiserlicher Kurier erschossen war, und die dafür geplündert und z. T. eingeäschert wurde, es wurden 150 Häuser verbrannt, beziffert ihren Verlust nur auf ca. 30 000 Rthlr., die vier Hausdörfer um Marburg auf 6 000 Rthlr., das Amt Wetter[480] auf 24 000 Rthlr. [...] Am schlimmsten erging es den Ratsherrn, sie wurden ins Rathaus gefangen gesetzt, dem kaiserlichen Profoß[481] übergeben und sollten als eidbrüchige Rebellen gegen den Kaiser und ihren Landesherrn hingerichtet werden. Man drohte ihnen, wenn sie die geforderte Kontribution[482] nicht zahlten, außerdem ihre Häuser abzubrennen und zu ewiger Schande Galgen[483] auf der Trümmerstätte zu errichten. Nun ging ein tagelanges Feilschen um die Höhe der Brandschatzungsgelder[484] an, in dessen Verlauf sie sich wacker wehrten und mannhaft die unmäßigen Forderungen ablehnten. Einmal war ihre Hinrichtung schon festgesetzt, sie beichteten abends im Gefängnis und nahmen am Morgen das heilige Abendmahl. Da endlich, kurz vor der Hinrichtung, gab die Bürgerschaft nach und unterschrieb mit dem Rat einen Schuldschein auf 12 000 Rthlr. an den kaiserlichen Kriegskommissar v. Traun, halb auf der Ostermesse, halb auf der Herbstmesse 1648 in Frankfurt zahlbar. Außerdem verlangte die kaiserliche Artillerie unter Feldzeugmeister Fernamont nach damaligem Kriegsbrauch alles Metall in der Stadt für sich oder statt dessen sogenannte ‚Glockengelder’[485] auch in Höhe von 10 000 Rthlr. Man einigte sich schließlich auf 2 500 Rthlr. Glockengelder, für die gleichfalls ein Schuldschein ausgestellt wurde. Nun wurde ein Teil des Rates aus der Gefangenschaft befreit, aber 4 Bürger wurden von den Artilleristen als Bürgen für die Glockengelder, zeitweise unter miserabler Behandlung, anfangs gefesselt zu Fuß mitgeschleppt, später unter die Offiziere verteilt, die ihnen gegen Versprechung der Zahlung Wagen und Pferde und bessere Behandlung bewilligten. Dreien von ihnen gelang es im März in der Gegend von Regensburg zu entwischen, der vierte, Schöffe Bierau, wurde von da an wieder ganz schlecht behandelt, bis er im August 48 nach Zahlung des Lösegeldes frei wurde. Unterwegs wurde er noch einmal von Buschkleppern[486] bis auf die Hose ausgeplündert".[487]
Der dem Schreiben Amalie Elisabeths beigelegte Bericht des Kommandanten der Festung Ziegenhain,[488] Jacob von Hoff,[489] sollte wohl Wrangel[490] davon überzeugen, dass man auch nach Aussage eines den Kaiserlichen entflohenen hessischen Untertans selbst im gegnerischen Lager die Ansicht vertrat, dass ein schwedischer Entsatz des Schlosses den Abzug ihrer Truppen erzwingen musste. Außerdem hätten die Belagerer bereits über 500 Mann verloren.[491] Tatsächlich gelang es der Schlossbesatzung, sich zu verteidigen, während Hunderte der kaiserlichen Soldaten während dieser Belagerung in diesem strengen Kriegswinter starben. Montecuccoli schrieb in seinen Erinnerungen: „Viele Hunderte Soldaten kamen vor demselben um und das Heer schmolz endlich wegen der Strenge des Winters, wegen des Mangels an Proviant und der fortwährenden Beschwerden der Märsche, der Lager und dieser überhastenden Belagerung so zusammen und litt eine solche Noth, dass es, ohne etwas, was der Mühe werth gewesen wäre, gethan zu haben, die Belagerung aufheben, das Schloß Homburg[492] aufgeben und sich durch Franken an die Donau zurückziehen musste“.[493] Da mit Holzappels Ableben wegen der bei der Belagerung des Marburger Schlosses erlittenen schweren Verletzungen gerechnet werden musste, hätte nach Wunsch des kurbayerischen Feldmarschalls Gronsfeld[494] endlich der »Habicht« Piccolomini den Oberbefehl übernehmen und den Krieg gegen Schweden erfolgreich führen können; Fernemont kommandierte unter der Aufsicht des Grafen während der Rekonvaleszenz Holzappels die kaiserlichen Truppen. Seine Aufgabe war es, die sich zurückziehenden kaiserlichen Regimenter wieder zu konzentrieren.[495]
„Am 29. Januar 1648 war endlich doch ein Kriegsrat zwischen dem kaiserlichen und bayrischen Befehlshaber in Hammelburg[496] zustande gekommen, an dem einerseits Holzappel, Fernemont, Hunoldstein und Traun, andererseits Gronsfeld und sein Generalquartiermeister Marimont teilgenommen hatten. Das Ergebnis war die grundsätzliche Einigung, daß die ‚kaiserlichen und bayrischen Waffen zu einem Corpus zusammentreten’ sollten, wenn sich Schweden und Franzosen ihrerseits vereinigten. Im anderen Falle sollte die bayrische Armee die französische binden, die kaiserliche Armee dagegen sollte, unterstützt von einigen bayrischen Reiterregimentern, die schwedische abwehren. Holzappel und seine Generalität haben ohne jeden Änderungswunsch diesen bayrischen Vorschlägen zugestimmt. Das nächste Ziel der kaiserlichen Operationsführung – schon angestrebt, aber noch nicht offen genannt – war die Anlehnung an die bayrische Armee, die im Vergleich zur kaiserlichen geradezu in einem prächtigen Zustand war.[497]
Nach dem Kriegsrat vom 29. Januar hatten das kaiserliche Fußvolk und die Reiterei Montecuccolis von Hammelburg über Kissingen bis Neustadt[498] zunächst Sperrstellungen hinter der fränkischen Saale eingenommen,[499] um die Aufklärungsspitzen[500] der Schweden abzuweisen, einen Durchbruch der schwedischen Armee nach Schweinfurt zu verhindern und um den rechten Reiterflügel unter Feldmarschalleutnant Trauditsch aus Südthüringen heranzuziehen“.[501]
Der Bischof von Bamberg, Melchior Otto Voit von Salzburg,[502] berichtete seinem Gesandten auf dem Westfälischen Friedenskongress im Februar 1648, dass die kaiserliche Armee 6.000 unberittene Kavalleristen hatte, was er einem Schreiben Fernemonts entnommen habe.[503]
Wrangel selbst stand noch am 9.3. im Ochsenfurter[504] Gau und erzwang beim weiteren Vorrücken von Melchior Otto Voit von Salzburg die Herausgabe der neun schweren Geschütze,[505] die Fernemont bei der bambergischen Feste Forchheim[506] - nach Maximilian die „Schlüssel des Bayernlandes“; denn „mit Forchheim und Kronach[507] steht und fällt das ganze Stift“[508] - , wegen fehlender Stückpferde[509] bei seinem Abmarsch hatte zurücklassen müssen. Traun wurde aufgefordert, Artilleriepferde zu kaufen, die länger als einen Monat durchhielten.[510] Den Kommandanten der Festung hatte man zur Verwahrung zwingen müssen;[511] angeblich hatten die Kaiserlichen deswegen ein paar Dutzend Dörfer abgebrannt.[512] Als man den schwedischen Truppen die Herausgabe verweigerte, hatten diese mit der Beschießung Bambergs gedroht.[513] Nach einer Mitteilung Gronsfelds an Holzappel waren 5 schwedische Regimenter in Bamberg einmarschiert.[514] Nach Aussage Jans van der Croon hatte Melchior Otto von Salzburg - seit 1647 amtierte der ehemalige schwedische Kommissar David Schmidtlein als sein Kammermeister - dem Gegner die Kanonen dagegen zur Verfügung gestellt.[515] Sie wurden nach Windsheim zu Wrangel gebracht,[516] an den sich der Bischof, da Ferdinand III. 60.000 Rt. Schadenersatz gefordert hatte, zumal durch entstellende Berichte die Übergabe als Verrat am Kaiser hingestellt wurde,[517] vergeblich wegen einer Auslösung gewandt hatte.[518]
Am 15.5. - an diesem Tag wurde der bereits am 20.1. vereinbarte Frieden zwischen Spanien und den Generalstaaten ratifiziert, was Frankreich zu einer weiteren Annäherung an Schweden führen musste, zumal der von Schweden abgefangene Rekonjunkturrezess eine erneute Separation Kurbayerns von Habsburg auszuschließen schien - hatte man dank einiger geschickter Manöver die0 gesamten Truppen bei Zusmarshausen[519] zusammenziehen können. Der gemeinsame Kriegsrat, so Fernemont später an Ferdinand III., habe den Aufenthalt zu Zusmarshausen für notwendig gehalten, „weilln die vermuethung gewesen, daß der feindt sich auch woll widerumb beseits und gegen der Iller wenden oder aber an den Bodensee oder den Schwarzwald sein absehen, ein oder andern posto daselbst anzugreifen gerichtet sein mögte hat man nötig zu sein erachtet, daß wir unß zu gedachten Zusmarshausen einen tag aufhielten, uns nicht übereileten, sondern vorher deß feindts intention vernehmben theten“.[520] Die Donau-Linie war frei, und im kaiserlichen Hauptquartier rechnete man wohl eher damit, dass die Konföderierten die Iller entlang und dann zum Bodenseegebiet oder Schwarzwald zurückziehen würden,[521] da dort kein allzu großer Widerstand zu erwarten war. Nachdem sich der vorsichtige Gronsfeld jedoch auf einem Erkundungsritt von der seiner Meinung nach immer gefährlicher werdenden Lage überzeugt hatte, schrieb er, das kommende Unheil vorausahnend, am Tage vor der Schlacht an den Kurfürsten, indem er die ganze Verantwortung von sich abwälzte: „Bitte aber underthenigst und gleichsamb umb Gottes willen, wan nicht alles khan errathen oder getroffen werden, mir nicht allein die schuld zu imputiren, weillen dem graffen von Holzappel, welcher das oberkommando führet, sovil, wo nit mehrers obligt, auf alles achtung zu geben“.[522]
Auf dem linken Donauufer waren die schwedischen Truppen von Langenau[523] aus zu dem Stützpunkt Lauingen[524] vorgestoßen,[525] wo sie sich, wie Gronsfeld befürchtet hatte, am 16.5. mit den Truppen Turennes[526] vereinigten. Noch am gleichen Tag gingen drei französische und sechs schwedische Regimenter über die Donau, um die Stärke des kaiserlich-bayerischen Heeres einzuschätzen und dessen weitere Bewegungen zu beobachten. Am Roten Berg neben der Verbindung Zusmarshausen-Günzburg[527] kam es zum ersten Aufeinandertreffen, das bereits die prekäre Situation deutlich werden ließ: Entgegen den Erwartungen Holzappels suchten Turenne, eigentlich im Widerspruch zu seiner eigenen Theorie der Kriegsführung,[528] und Wrangel die Auseinandersetzung endgültig zu erzwingen, da sie über die geringere zahlenmäßige Stärke des Gegners und dessen verminderte Kampfkraft, hervorgerufen durch lange Märsche und zahlreiche, zum Teil nutzlose Aktionen, informiert waren, um sich den Weg in die bayerischen Erblande endgültig freizukämpfen. Im Gegensatz zu Gronsfeld schien sich Holzappel immer noch nicht über die wahren Absichten seiner Gegner im Klaren gewesen zu sein. Das mag auch daran gelegen haben, dass Kundschafter und Spione aus der eigenen Tasche bezahlt werden mussten.[529] Erst als die Annäherung der gegnerischen Verbände nicht mehr zu übersehen war und er die damit verbundenen Gefahren erkannt zu haben glaubte, befahl er den Rückzug, um nicht von Augsburg[530] abgeschnitten zu werden, da er nach der von ihm selbst festgelegten Marschordnung die Nachhut kommandierte.[531] Er vermutete, dass ihn die Konföderierten vor den Toren Augsburgs durch ein geschicktes Umgehungsmanöver aufhalten könnten, und stellte an die Spitze des abrückenden Heeres die schwere Artillerie unter dem Kommando Gronsfelds, den dann aber die Wucht des gegnerischen Angriffs getroffen hätte, während er dem Nachtrab den äußerst schwer beweglichen Tross[532] anvertraute. Diese Zugordnung sollte fatale Folgen haben.
Die gegnerischen Verbände zogen jedoch nicht auf einem Umweg nach Augsburg, sondern griffen am Sonntagmorgen, den 17.5.,[533] mit aller Wucht den Nachtrab des abrückenden Heeres zunächst mit der schwedisch-finnischen Kavallerie unter Königsmarck am Pass von Herpfenried[534] an.[535] Trotz der Warnungen einer Patrouille nach den Mitteilungen eines „von Lauingen überloffenen Pauern“,[536] Schweden und Franzosen hätten am 16.5. um 3 Uhr nachmittags die Donau überschritten, traf der Angriff die Truppen unvorbereitet. Montecuccoli, der 800 Musketiere befehligte, musste zusehen, wie sich der Abstand des Nachtrabs vom Hauptheer in kurzer Zeit vergrößert hatte, denn die Straßenverhältnisse waren schlecht, der schwerfällige Tross kam nicht voran und Unterstützung durch das Hauptheer war nicht zu erwarten.[537]
Was Wrangel und Turenne nun nach vorn warfen,[538] war etwa viermal stärker als der kaiserliche Nachtrab, der zudem dankbar sein musste, dass das neben der Straße liegende Sumpfgelände zumindest einen gefährlichen Flankenangriff durch die gegnerische Kavallerie verhinderte. Die Konföderierten erlitten in dieser ersten Phase bereits so schwere Verluste, dass in Eilmärschen Verstärkung herbeigeführt werden musste. Nach zwei Stunden Kampf begann der Widerstand der Kaiserlichen nachzulassen, bis endlich Verstärkung von der Hauptarmee eintraf und die gegnerischen Verbände noch einmal zurückgeworfen werden konnten. Montecuccoli bezog in einem geschützten Hohlweg eine neue Stellung, als dem Gegner ein Umgehungsmanöver in die ungeschützten Flanken gelang. Die Verluste unter den Kaiserlichen waren hoch;[539] die Reiterei hatte sich bereits zur Flucht gewandt. Holzappel selbst versuchte, die weichende Nachhut mit dem Degen zum Stehen zu bringen, als ein Schuss ihn zwischen 11 und 12 Uhr[540] niederstreckte. Die des Öfteren zitierten „letzten Worte“ Holzappels: „Denkt nicht an mich, ich bin tot. Sucht nur über den Fluß zu kommen, wenn Ihr das Glück des Kaisers retten wollt. Vorwärts, vorwärts !“[541] sind schlichtweg erfunden. Nach der Darstellung seines Feldpredigers Floredus ist er „uff einmahl gefallen und tod blieben, also daß nicht ein eintzig Wort mehr uff den Schuß, ja fast kein eintziger athem erfolget“. Dem Bericht des Feldmediziners Christoph von Ruoff an Fernemont nach traf ihn der Schuss so, „daß (er) in seim eigenen blütt, zumahl insonderheit propter defectum spiritum, alsbald erstickht ist“.[542] Montecuccolis Angaben zufolge wurde sein Leichnam in den Verhau gebracht und erst später nach Augsburg überführt.[543] Montecuccoli war mit sechzehn Jahren als Musketier in Habsburger Dienste getreten; 1675 sollte Turenne bei Sasbach[544] im Kampf gegen ihn tödlich verletzt werden.
Mit der ihm verbliebenen Infanterie und Kavallerie deckte Montecuccoli den Rückzug zur Hauptarmee, die sich unter Grons-felds Kommando jenseits des Flüsschens Schmutter am Sandberge aufgestellt hatte, um das weitere Vordringen der schwedisch-finnischen Kavallerie unter Königsmarck zu verhindern. Die kurbayerische Infanterie warf vom Ufer aus die gegnerische Reiterei durch massives Musketenfeuer[545] - das so genannte bayerische „Schnellschießen" - , das auf kürzere Distanz verheerende Wirkung hatte, zurück und stellte die Kampfstärke „altgedienter" Truppen - die 15- bis 30-Jährigen stellten ca. 87% der zwischen 1635 und 1648 angeworbenen Gedienten und Ungedienten[546] - eindrucksvoll unter Beweis. Wrangel versuchte nun, durch permanentes Feuer aus dreißig herangeführten Geschützen bis zum Einbruch der Nacht den Übergang zu erzwingen, was ihm aber wegen des erbitterten Widerstands nicht gelang. Im Schutz der Dunkelheit zogen sich die kaiserlich-bayerischen Truppen bis unter die Mauern von Augsburg zurück: Dort hatte der Stadtkommandant Adrian Wilhelm von Virmond zu der Neersen[547] - er kommandierte seit Dezember 1647 in Augsburg und wird als besonders unerfreulicher Vertreter des Soldatenstands apostrophiert[548] - durch seine Soldaten und das Bürgeraufgebot - dabei kann es sich nur um drei Kompanien katholischer Bürger, also ca. 450 Mann, gehandelt haben[549] - die Wälle hatte besetzen lassen und die nachsetzenden schwedischen Verbände durch Geschützfeuer zurückwarf.
Das Gefecht hatte auf kaiserlich-bayerischer Seite etwa 2.000 Tote und Verwundete gekostet; groß war allerdings die Desertionsquote[550] im kaiserlichen Heer, dessen Befehlshaber in diesem „Scharmützel“[551] gefallen war, was unter diesen Umständen zu allgemeinen Auflösungserscheinungen führte, wie Gronsfeld Maximilian I. gegenüber zugeben musste.[552] Über das Treffen berichtete er am 18.5. - an diesem Tag informierte der Kurfürst seinen kaiserlichen Schwager; dabei hatte Maximilian I. wieder einen möglichen neuen Waffenstillstand angedeutet;[553] überschritten Wrangel und Turenne die Schmutter und rückten nach Augsburg vor - aus seinem Feldlager vor Augsburg: „Es ist hart hergangen und hat das angreiffen des feindts und disseitige defension der Schmutter sine intervallo in die neun geschlagene stunde gewehret, in welcher occasion der Druckmüller,[554] I. F. Gn. von Württemberg,[555] Fleckenstein,[556] und der Junge Kolb,[557] wie auch alle andern, so darzue commendirt worden, sonderlich sich tapfer und wohl verhalten und competirt, und danke ich Gott, daß die beede armaden glückhlich anhero gebracht, so wohl nicht daß ansehen gehabt, wie der graf Holzappel todt bliben“.[558] Die bayerische Infanterie habe 40.000 Musketenkugeln und die Artillerie ungefähr 450 Schuss,[559] der Gegner aber nicht mehr als 1.000 Schuss aus den Geschützen abgefeuert, wobei gerade die genannten Regimenter, „so das ganze peso auf dem hals gehabt“, große Verluste erlitten hätten. Nach Mazarins Einschätzung war der Sieg über die kaiserlich-kurbayerische Armee nicht unbedingt militärisch, sondern politisch insofern bedeutungsvoll - auch im Hinblick auf die schwedischen Satisfaktionsforderungen; zumindest hatten Wrangels Erfolge die Satisfaktionszahlungen, zu denen die Reichsstände bereit waren, von drei auf sechs Millionen hochgetrieben, während Oxenstierna[560] seinerseits auf neun Millionen herunterging und durchblicken ließ, dass man sich auf acht Millionen einigen könnte;[561] - , als dadurch Wrangel überzeugt werden konnte, dass der schwedische Verdacht eines geheimen Einverständnisses zwischen Kurbayern und Frankreich hinfällig geworden war.[562]
Maximilian I. hatte seinem Feldmarschall neue Befehle zur „Conservation“ seiner Armee und zur Deckung Münchens zukommen lassen. Dieser glaubte daher die Annahme einer weiteren Schlacht nicht verantworten zu können. Von ausgesandten Patrouillen hatte er die falsche Nachricht erhalten die Konföderierten hätten einen Übergang gefunden und setzten bereits mit der Kavallerie über. Deshalb entschloss er sich nach der Anhörung der kaiserlichen und kurbayerischen hohen Offiziere[563] im Kriegsrat und der Verlesung eines Schreibens Maximilians an seinen Generalkriegskommissar Schäffer[564] vom 25.5.,[565] in der Nacht vom 26. zum 27. 5. den Lech kampflos aufzugeben und sich mit 14.500 Mann „in guter Ordnung“ an die Donau zurückzuziehen.[566] Fernemont hatte noch am 21.5. aus Friedberg[567] dem Kaiser versichert: „Was hernach die militaria angehen, seyn in selbigen seithero noch solche gute dispositionen beschehn, daß der freind hoffentlich in diesen orten uns schwerlich weiters etwas abnehmen wird können“.[568] Drei Stunden lang lagen sich die Heere unterhalb Freisings[569] in verschanzten Stellungen gegenüber. Allerdings hatten die Kaiserlichen zwei Geschütze am Lech „vergessen"; die Rate der Desertierenden stieg sprunghaft. Da der Wasserstand zu niedrig war, die Konföderierten sich zudem in einer besseren strategischen Position zum Übergang befanden, wurde der Rückzug nach Braunau[570] und Schärding[571] angetreten, obwohl Schäffer angedeutet hatte, man könne zur Verteidigung des Lechs 4.-5.000 (kaiserliche ?) Soldaten opfern, ohne den Verlust der eigenen Armee oder eine Schlacht zu riskieren. Der gegen den Willen der Generäle - der karrieresüchtige Fernemont, seit 30 Jahren Piccolomini treu ergeben, ein erklärter Gegner Maximilians, der sich bereits am 19.5. vergeblich um Holzappels Stelle beworben hatte[572] und nun bis zur Ankunft des noch in Prag weilenden Reuschenberg[573] interimistisch die kaiserliche Armee kommandierte,[574] und Wachenheim waren für den Rückzug,[575] während bei einer zweiten Abstimmung nur Hunolstein dagegen stimmte; Schäffer, Willeson[576] und Druckmüller hatten bereits die Seite gewechselt - eingeleitete Rückzug nach Ingolstadt[577] glich keinesfalls einer fluchtartigen Absetzbewegung. Das wurde jedoch später von Maximilian unterstellt, was Fernemont aus Sorge um seine Reputation bzw. Karriere gegenüber Piccolomini im Laufe der späteren Untersuchungen vehement in Abrede stellte: „Daß sich aber in der that befinden solle, alß wann des feindts gewaldt nichts veranlaßt hette, und es ein unzeittiger schrecken und flehen geweßen sei, kan ich in der wahrheit nicht sagen, daß bei so vielen ehrlichen generalspersonen, cavalliren und soldaten, die I. Ksl. Maj. und I. Kfl. Durchl. in Bayern so lange jahr bei so vielfeltigen schwehren occasionen ehrlich gedient haben, einzigen schrecken und unzeitige forcht, davor unnß Gott behütte, sondern vielmehr eine trewen ehrliche und wohlmeinende betrachtung unnser beiderseits und des gemeinen wesens wohlfahrdt gespühret; alßo ist viel mehrerß von allen mit großem hertzens wehemut protestiret und bedauert worden, wie schwehr es einem jedwedem vorkommen, wegen der reputation und des nachklangß zue einer retirada zue votiren, wiewohl nunmehr eine große gefahr vor augen stünde“.[578]
Auch dürften die Plünderungsaktionen und sinnlosen Zerstörungen in den bayerischen Klöstern,[579] Dörfern und Städten - angeblich waren nach einer Schadensaufstellung nach Kriegsende ca. 900 Städte, Marktorte, Dörfer und Flecken zerstört oder verwüstet[580] - die Erbitterung des Kurfürsten über seinen Feldmarschall noch gesteigert haben. Zunächst wurde die Schuldfrage den kaiserlichen Generälen zugeschoben. Am 28.5. verlangte Maximilian I. von Ferdinand III. die Verhaftung Fernemonts, der sich darauf berufen konnte, dem Befehl Gronsfelds unterstellt gewesen zu sein: „Wiewohl ich nun auf der Röm. Ksl. Maj. allergnedigisten gemeßen befelch schon bei zeitten des herrn veldtmarschalckens graffen von Holzappel bei Marburg empfangener wunden, wann er damalß mit todt abgangen wehre, mit meinem respect an den herren veldtmarschalckhen graffen von Gronsfeld in allem angewiesen und mir solches hernacher wiederumb von I. Kfl. Durchl. in Bayern selbsten, wie auch von dem herren reichsvicekanzler graff Kurz, durch unterschiedliche befelch erinnert worden, also bei lezter conjunctur gedachtes herrn graffens von Gronsfeld direction vollkommentlich unterworffen gewesen, und mir nicht bewußt, waß er von I. Kfl. Durchl. in Bayern für eigentliche befelch hette, deßwegen ich auch keine andere verantworttung auf mich zue nemben hette, alß waß meinen schuldigen gehorsamb und fleiß betreffen thut, an welchen hoffentlich auch durch seine eigene zeugniß der geringste mangel nicht erschienen sein wird.[581]
Fernemont wollte donauabwärts bis Plattling[582] und von dort aus jenseits der Isar nach Landshut[583] vorstoßen. Als Gronsfeld mit seiner Armee allein abmarschierte und Schäffer entsprechend Fernemont bearbeitete, gab dieser schließlich seine Absicht auf und rückte mit dem Grafen über Ilmendorf[584] am 29.5. mit der kaiserlichen Armee in Landshut ein.[585] Auch Wachenheim sollte verhaftet werden,[586] da er zusammen mit Fernemont den Feldmarschall zur Aufgabe des Lechs gezwungen habe.[587] Zwar wurde die Verhaftung angeordnet[588] - die Untersuchung der Vorfälle hatte Ferdinand III. Piccolomini übertragen[589] - , sie blieb aber ohne weitere Folgen für die beiden Generäle, die sich aus der Affäre heraus wanden, während der Kurfürst nach einem Schuldigen suchte und auch fand. Gronsfeld wurde für diesen Rückzug später inhaftiert und vor das Kriegsgericht gestellt, im Frühjahr 1649 jedoch nach eingehender Untersuchung wieder freigelassen.
Nach Maximilians Anweisung an seinen Beauftragten Georg Christoph von Haslang[590] sollte Druckmüller das Kommando über die Kavallerie und Holtz[591] das der Infanterie übernehmen; beide hatten jedoch als neuen Kommandierenden Hunolstein vorgeschlagen.[592] Haslang hatte mit Maximilians Billigung Hunolstein akzeptiert.[593] Am 31.5. hatte Reuschenberg[594] auf Wunsch Maximilians[595] den Befehl über das kaiserliche Heer[596] und den Oberbefehl über die Verbündeten übernommen, während die kaiserlich-bayerische Armee von Kronwinkel (früher Altenpreising)[597] nach Weipersdorf[598] marschierte. Der vergrätzte Fernemont hatte sofort seinen Dienst eingestellt. Einen Tag später hatte Ferdinand III. Fernemont und Wachenheim in Arrest nehmen lassen,[599] wahrscheinlich aber nur, um den auf einen baldigen Friedensschluss ohne Spanien oder allgemeinen Waffenstillstand hartnäckig insistierenden Schwager zu besänftigen. Allerdings wurde kein Kriegsgerichtsverfahren gegen beide Generäle eröffnet.
An diesem Tag hatte sich Fernemont aus dem Feldlager bei Freising[600] bereits bei Piccolomini angebiedert: Seit 30 Jahren diene er ihm als sein wahrer Gesinnungsgenosse und so wolle er mit ihm zusammentreffen, noch bevor er zur Armee komme, um ihn über die schmachvolle und gefährliche Lage der kaiserlichen Armee, in der sie sich infolge ihrer Unterwerfung unter Bayern befinde - noch kommandierte sie der bayerische Feldmarschall Gronsfeld - , zu informieren. Dieser Zustand werde sich nicht ändern, solange Maximilian I. auf die bisherige Weise gegen sie vorgehen und die eigene Armee auf ihre Kosten präferieren wird.[601] Ähnlich äußerte er sich am 5.9. aus Linz:[602] Der Widerstand Maximilians I. gegen die Abkommandierung von Hilfstruppen nach Böhmen beweise seine bösen Absichten, sein Warten auf den Niedergang des Kaiserhauses. Seit zwei Monaten spreche man am Ort von einer Niederlage der spanischen Armee in Flandern und von Turennes unmittelbar bevorstehendem Angriff auf die kaiserliche Armee. Zwar sei Pfalzgraf Karl Gustav nach Böhmen gekommen, aber man müsse sich fragen, ob ein Friedensschluss, den der Kaiserhof so sehr ersehnt und mit solchem Eifer betreibt - was nun doch übertrieben war - , in dieser traurigen Lage wohl möglich sein wird.[603] Äußerungen, die zeigen, wie gut Fernemont negative Piccolominis Meinung über Maximilian I. kannte. Am 22.9. schrieb er ihm: Während bei Hof Friedensstimmung herrsche, konnte Wittenberg[604] Krumau[605] einnehmen und bei Hohenfurth[606] die Bagage der Regimenter Puchheims erbeuten.[607]
Nach dem Krieg amtierte er als Gouverneur und Kommandant von Glogau.[608]
[13] Obristquartiermeister: Der Obristquartiermeister war der Dienstvorgesetzte der Regimentsquartiermeister. Bei Einquartierungen in Dörfern und Städten besorgte der Quartiermeister, in Abstimmung mit den lokalen Obrigkeiten, von den Bewohnern Unterkunft und Verpflegung für die Kompanie. Zunächst wurde der Stab einlogiert, dann wurden die Quartiere für die Hauptleute bestimmt. Die Kompanie des Obristen hatte die weitere Wahl, dann die des Obristleutnants, darauf die des Obristwachtmeisters. Die restlichen Kompanien spielten die übrig gebliebenen Quartiere unter sich aus. Das führte bei engen Quartieren teils zur Überbelegung bei den einzelnen „Wirten“, teils zum Kampieren unter freiem Himmel auf dem Markt, was zu Unruhen führen konnte. Dem Quartiermeister, der je nach Truppengattung zwischen 40 und 60 fl. Monatsold erhielt, war die Kriegskasse anvertraut. Dazu kamen allerdings erhebliche Nebeneinkünfte der meist korrupten Quartiermeister, die dieser mit dem Obristquartiermeister teilte.
[15] Generalfeldzeugmeister: Der Generalfeldzeugmeister war Befehlshaber der dritten, wenn auch teilweise gering geschätzten Truppengattung, der Artillerie; bei Beförderungen wurden die vergleichbaren Ränge bei der Kavallerie, dann der Infanterie bevorzugt: Der Rang umfasste das Kommando über Artillerie. Ihrem Befehlshaber fielen die sogenannten „Glockengelder" [Geld, womit eine eroberte Stadt, die sich vom groben Geschütze hat beschießen lassen, ihre Glocken und ihr Kupfergeschirr, welches alles herkömmlich der Artillerie des Eroberers heimfällt, wieder erkaufen oder einlösen muß. KRÜNITZ, Enzyklopädie Bd. 19, S. 192], zu, wenn man während der Belagerung etwa bei Sturmläufen hatte die Glocken läuten lassen, was nach dem „Recht“ des Siegers 12.000 fl. [zum Vergleich: 1634 wurde ein Bauernhof mit 8.-1.000 fl., ein kleines Schloss mit 4000 fl. veranschlagt; MATHÄSER, Friesenegger, S. 51] und mehr sein konnte. Vgl. auch HOCHEDLINGER, Des Kaisers Generäle. Ihm unterstanden die Schanzmeister und die Brückenmeister, zuständig für Wege-, Brücken-, Lager- und Schanzenbau sowie die Anlage von Laufgraben vor Festungen.
[18] Rambaldo [Reimbalt XIII, Rombald] Graf v. Collalto e San Salvatore [21.9. oder 21.12. (?) 1579 Mantua-19.11. oder 19.12.1630 Chur], kaiserlicher Geheimer Rat, Hofkriegsratspräsident, Kämmerer, Feldmarschall.
[19] Werbung: Der jeweilige Kriegsherr schloss mit einem erfahrenen Söldner (Obrist, Obristleutnant, Hauptmann) einen Vertrag (das so genannte „Werbepatent“), in dem er ihn eine festgelegte Anzahl von Söldnern (auch „Neugeschriebene“ genannt) anwerben ließ. Dafür wurde ihm ein der von Städten und Territorien wegen der Ausschreitungen gefürchteter => Musterplatz angewiesen. Zudem erhielt der Werbeherr eine vereinbarte Geldsumme, mit der er die Anwerbung und den Sold der Geworbenen bezahlen sollte (=> Werbegeld). Manchmal stellte der Werbende auch Eigenmittel zur Verfügung, beteiligte sich so an der Finanzierung und wurde zum „Gläubiger-Obristen“ des Kriegsherrn. Zudem war der Werbeherr zumeist Regimentsinhaber der angeworbenen Truppen, was ihm zusätzliche beträchtliche Einnahmen verschaffte. Manche Rekruten wurden von den Werbeoffizieren doppelt gezählt oder unerfahrene, z. T. invalide und mangelhaft ausgerüstete Männer als schwerbewaffnete Veteranen geführt, um vom Obristen eine höhere Summe ausgezahlt zu erhalten. Auch Hauptleute, meist adliger Herkunft, stellten Kompanien oder Fähnlein auf eigene Kosten dem Kriegsherrn bzw. einem Obristen zur Verfügung, um dann in möglichst kurzer Zeit ihre Aufwendungen wieder hereinzuholen und noch Gewinne zu erzielen, was zu den üblichen Exzessen führen musste. Teilweise wurde die Anwerbung auch erschlichen oder erzwungen. Auf der Straße eingefangene Handwerker wurden für Wochen ins Stockhaus gesteckt und durch die Erschießung von Verweigerern zum Dienst gezwungen; SODEN, Gustav Adolph II, S. 508. Wie schwierig Werbungen bereits 1633 geworden waren, zeigen die Aufzeichnungen des Dr. Molther aus Friedberg; WAAS, Chroniken, S. 141: „Im Junio [1633] hat die hiesige Stadt und allenthalben die Grafschaften und adeligen Örter Volk geworben, welches zu Heilbrunn [April 1633] ist beschlossen worden, und hat die Stadt alhier 24 Mann sollen werben. Es ist aber keiner zu bekommen gewesen. Man hat einem zu Fuß geboten 10, 20, auch 30 Thaler, wohl auch 40, und hat doch fast niemand bekommen können. Derowegen hat der Officier, so das Volk abholen sollen, die Soldaten, so die Stadt Wetzlar geworben, hero geführet, so 16 Mann sind gewesen, und so lang hier behalten, bis die Stadt ihre 24 Mann hat gehabt. Darbei noch gedrohet, er wollte, so sie nicht balde geworben, die Burger und deren Söhne mitnehmen". Für Anfang 1643 heißt es in den Aufzeichnungen aus Mühlhausen über die Werbemethoden des schwedischen Kommandanten in Erfurt, Caspar Ermes; JORDAN, Mühlhausen, S. 97: „In diesem Jahre legte abermals der Commandant von Erfurt einen Capitän mit einer Compagnie Infanterie in die Stadt, um Soldaten zu werben. Weil sie aber nicht viel Rekruten bekamen, so machten sie einen listigen Versuch. Sie warfen Geld in die Straße; wenn nun jemand kam und es aufhob, so sagten sie, er hätte Handgeld genommen, er müsse nun Soldat werden. Im Weigerungsfalle steckten sie solchen Menschen in den Rabenturm, wo er so lange mit Wasser und Brod erhalten wurde, bis er Soldat werden wollte". In einem Bericht aus Wien (Dezember 1634) heißt es: „Aus Schwaben und Bayern kommen wegen der großen Hungersnoth viele tausend Menschen auf der Donau herab, so dass man immer von Neuem werben und die Regimenter complettiren kann“. SODEN, Gustav Adolph III, S. 129. JORDAN, Mühlhausen, S. 90f. (1637) über den Werbeplatz Sporcks: „Den 4. April ist er wieder mit etlichen Völkern zurückgekommen und hat sich mit denselben hier einquartiret und seinen Werbeplatz hier gehabt, hat auch viel Volk geworben, wie denn die Eichsfelder und andere benachbarte häufig zuliefen und Dienst nahmen, nur daß sie ins Quartier kamen und die Leute aufzehren konnte. Viele trieb auch der Hunger. Als es aber ans Marchiren gehen sollte, so wurde aus dem Marchiren ein Desertieren". Für Anfang 1643 heißt es über die Werbemethoden des schwedischen Kommandanten in Erfurt, Caspar Ermes; JORDAN, Mühlhausen, S. 97: „In diesem Jahre legte abermals der Commandant von Erfurt einen Capitän mit einer Compagnie Infanterie in die Stadt, um Soldaten zu werben. Weil sie aber nicht viel Rekruten bekamen, so machten sie einen listigen Versuch. Sie warfen Geld in die Straße; wenn nun jemand kam und es aufhob, so sagten sie, er hätte Handgeld genommen, er müsse nun Soldat werden. Im Weigerungsfalle steckten sie solchen Menschen in den Rabenturm, wo er so lange mit Wasser und Brod erhalten wurde, bis er Soldat werden wollte". Vgl. RINKE, Lippe, S. 20f.; Die Hildesheimer Handwerksmeister berichteten dem Rat am 12./22.11.1638, dass „die Handwercksbursch [...] vor den Stadtthoren nicht allein angehalten und befragt worden, ob sie Lust haben, sich alß Soldaten gebrauchen zu laßen, sondern auch überredet werden, daß sie keine Arbeit allhier bekommen können [...] und wann sie sich deßen verweigern, die Werber [...] sie dahin nötigen, daß sie Geldt nehmen oder [...] ihnen die Bündel vom Halße schneiden undt anders, waß sie sonsten bey sich tragen, nehmen, biß sie sich zu der Soldaten Charge sich verstehen wollen". PLATH, Konfessionskampf, S. 482. Unter 1642 heißt es in Raphs Chronik von Bietigheim (BENTELE, Protokolle, S. 200) , dass der kaiserliche Obristwachtmeister Dusin 1642, weil er „mit Werbung eines Regiments und Musterung desselben gegen dem Bayerfürsten großen Falsch gebraucht, auch andere tyrannische Untaten in der Marggrafschaft Durlach und anderswo unerhört verüebt, hingegen mit Klaidungen Tractamenten und Dienern sich mehr als fürstlich haltend und hierdurch alles Geld, üppiglich vergeudet hat, zu Tüwingen [Tübingen; BW] uff der Burgstaig seinem Verschulden nach mit dem Schwert gerichtet worden. Sein Großvatter soll ein Großherzog zu Venedig gewesen sein". Der Schweriner Dompropst und Ratzeburger Domherr, Otto von Estorf [1566 - 29.7.1637], berichtet in seinem „Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium“ zum April 1623: „Dietrich von Falkenstein ein Mansfeldischer Werber, so vor wenig tagen zue Breslau eingezogen, ist gerichtet, der Andere, so catholisch geworden, ist beim Leben erhalten“. DUVE, Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium, S. 26. Vgl. auch ERB, Die Werber in Schwallungen 1620; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 275ff.
[20] KOLLMANN, Der Dänisch-Niederdeutsche Krieg, Nr. 433. KOLLMANN, Der Dänisch-Niederdeutsche Krieg, S. 427, 10 Kompanien wallonische Knechte. - Musterplatz: ein von den Städten und Territorien gefürchteter Platz zur Musterung und Einstellung von Landsknechten oder Söldnern im 16. und 17. Jahrhundert, dessen Einrichtung man nach Möglichkeit zu verhindern suchte. Der militärische Unternehmer richtete einen Platz, meist in der Nähe einer Stadt, in deren Wirtshäusern oder in Landstrichen ein, die wegen ihrer wirtschaftlichen Krisensituation als besonders geeignet galten, ein, an dem sich die von Werbern mit einem Handgeld geworbenen Söldner oder Rekruten einfanden. Wenn sie gemustert und für tauglich befunden wurden, wurden sie durch den Musterschreiber in Musterrollen eingeschrieben und an ihren Bestimmungsort verbracht. Die Heeresunternehmer hatten ein Werbepatent, das sie zur Stellung einer festgelegten Anzahl von Soldaten verpflichtete. Konnte die Anzahl nicht erreicht werden, mussten die Werbegelder vom Kriegsunternehmer aus eigener Tasche zurückgezahlt werden. Im Laufe des Krieges wurden so viele Neuanwerbungen notwendig, dass die Werbung trotz steigender Werbegelder immer schwieriger wurde, so dass sich erzwungene Werbungen häuften. BURSCHEL, Söldner, S. 126f.). LANGER, Hortus, S. 92f. Vgl. Die selbstkritischen Äußerungen des schottischen Söldners Sir James Turner [1615-1686; vgl. MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 63], Memoirs, S. 14: „I had swallowed without chewing, in Germanie, a very dangerous maximie, which militarie men there too much follow; which was, that so we serve our master honnestlie, it is no matter what master we serve; so, without examination of the justice of the quarrel, or regard of my dutie to either prince or countrey, I resolved to goe with that ship I first rencounterd”.
[21] Leopold Wilhelm Erzherzog v. Österreich [5.1.1614 Wiener Neustadt-20.11.1662 Wien], kaiserlicher Feldherr. Vgl. die ausgezeichnete Dissertation von SCHREIBER, Leopold Wilhelm; BRANDHUBER, Leopold Wilhelm; DEMEL, Leopold Wilhelm.
[22] Heinrich v. Schlick [Schlik, Šlik], Graf zu Bassano [Passaun] u. Weißkirchen [1580-5.1.1650 Wien], kaiserlicher Feldmarschall, Hofkriegsrat.
[24] Kompanie: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200 Mann, den Kaiserlichen 60 Mann, den Schwedischen 80 Mann. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett", „Fähnlein", „Leibkompanie".
[25] Knecht, gemeiner: dienstgradloser einfacher Soldat. Er hatte 1630 monatlich Anspruch auf 6 fl. 40 kr. Ein Bauernknecht im bayerischen Raum wurde mit etwa 12 fl. pro Jahr (bei Arbeitskräftemangel, etwa 1645, wurden auch 18 bis 24 fl. verlangt) entlohnt. Doch schon 1625 wurde festgehalten; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 92: „Ihme folgete der obrist Blanckhardt, welcher mit seinem gantzen regiment von 3000 fueßknechte sechß wochen lang still gelegen, da dann die stath demselben reichlich besolden muste, wovon aber der gemeine knecht nicht einen pfennig bekommen hatt". In einem Bericht des Obristleutnants des Regiments Kaspar von Hohenems (25.8.1632) heißt es; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 336: „daß sie knecht gleichsam gannz nackhent und ploß auf die wachten ziehen und mit dem schlechten commißbroth vorlieb nemmen müessen, und sonderlichen bey dieser kelte, so dieser orten erscheint, da mich, als ich an ainem morgen die wachten und posti visitiert, in meinem mantl und guetem klaidt gefrorn hat, geschweigen die armen knecht, so übel beklaidt, die ganze nacht auf den wachten verpleiben müessen. So haben sie auch gar kain gelt, das sie nur ain warme suppen kauffen khönnen, müessen also, wegen mangl der klaider und gelt, mit gwalt verschmachten und erkhranken, es sollte ainen harten stain erbarmen, daß die Graf hohenembsische Regiment gleich von anfang und biß dato so übel, und gleichsam die armen knecht erger alß die hundt gehalten werden. Es were gleich so guet, man käme und thete die armen knecht […] mit messern die gurgel abschneiden, alß das man sie also lenger abmatten und gleichsam minder als einen hundt achten thuett“. Gallas selbst schrieb am 25.1.1638 dem Kaiser; ELLERBACH; SCHERLEN, Der Dreißigjährige Krieg Bd. 3, S. 222: „Mochte wohl den Stein der erd erbarmen zuzuschauen, wie die arme knecht kein kleid am leib, keine schuh am fuße, die reiter keine stiefel oder sattel haben, auch den mehrerteil sich freuen, wenn sie nur die notdurft an eichelbrot bekommen können“. => Verpflegung.
[27] Dragoner (frz. dragon): leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. „Arbeiter zu Pferd" hat man sie genannt. Der Dragoner war im Prinzip ein berittener Musketier (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Teilweise führten die Dragoner am Sattelknopf kleine Äxte mit, um Hindernisse entfernen oder sich auch zeitweise selbst verteidigen zu können. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. Zu ihren Aufgaben gehörte auch Sicherung und Deckung von Konvois, Patrouillen, Angriffe aus dem Hinterhalt, Bildung der Vor- und Nachhut. Ausführlich dargestellt bei ENGERISSER, Von Kronach, S. 468ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123ff. Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. auch http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.
[28] Freikompanie: Kompanie (auch Freifahne), die keinem Regiment und keinem Regimentsstab unterstellt war. Bei den Kaiserlichen waren dies vor allem Hannemann, Unger und Augustin. Vgl. KONZE, Stärke, S. 34f.
[29] KOLLMANN, Der Dänisch-Niederdeutsche Krieg, S. 430, 434. - Arkebusier: Leichter, mit einer Arkebuse bewaffneter Reiter, eigentlich berittener Infanterist (der zum Gefecht absaß). Die Arkebuse (später Karabiner genannt) war ein kurzes Gewehr von ca. 1 m Länge, eine Waffe für bis zu über 100 g schwere Kugeln, die in freiem Anschlag verwendbar war; bei der Infanterie als Handrohr, Büchse oder Arkebuse, bei der Kavallerie als Karabiner oder Faustrohr (Pistole mit Radschloss). Der Karabiner war leichter als die Muskete, die Geschosse waren ebenfalls leichter, ihre Durchschlagskraft war auch geringer. Gerüstet war der Arkebusier mit einem Kürass aus schussfreiem Brust- und Rückenstück (dieses wurde mit 11 Rt. veranschlagt) oder auch nur dem Bruststück. Seitenwehr war ein kurzer Haudegen, in den Sattelhalftern führte er 1 - 2 leichte Pistolen. Er wurde zumeist in kleineren Gefechten oder für Kommandounternehmen eingesetzt. In den Schlachten sollten sie die Flanken der eigenen angreifenden Kürassiere decken und in die von ihnen geschlagenen Lücken eindringen. Er erhielt als Verpflegung die Hälfte dessen, was dem Kürassier zustand, zudem auch weniger Sold. Vgl. ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 464ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123, BEAUFORT-SPONTIN, Harnisch, S. 96. Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter, wenn die Mittel vorhanden waren, in Kürassierregimenter umgewandelt. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. auch http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.
[31] Kornett: Ein Kornett war die kleinste Einheit der Reiterei mit eigenen Feldzeichen, entspricht der Kompanie; 1 berittene Kompanie hatte in der kursächsischen Armee ca. 125 Pferde, 1 schwedische Reiterkompanie umfasste in der Regel 80 Mann. Der Kornett erhielt ca. 50 fl. Monatssold. => Fähnrich; Fahne.
[33] Obristleutnant: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 und 150 fl. bezog. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39' (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: ... „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde". Der Obristleutnant war zumeist auch Hauptmann einer Kompanie, so dass er bei Einquartierung en und Garnisonsdienst zwei Quartiere und damit auch entsprechende Verpflegung und Bezahlung beanspruchte oder es zumindest versuchte. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.
[34] Kompanie: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200 Mann, den Kaiserlichen 60 Mann, den Schwedischen 80 Mann. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett", „Fähnlein", „Leibkompanie".
[35] Kürassier: Kürisser, Kyrisser, Corazzen (franz. Cuirasse für Lederpanzer (cuir = Leder). Die Kürassiere waren die älteste, vornehmste - ein gerade daher unter Adligen bevorzugtes Regiment - und am besten besoldete Waffengattung. Sie gehörten zu den Eliteregimentern, der schweren Reiterei, deren Aufgabe im Gefecht es war, die feindlichen Linien zu durchbrechen, die Feinde zur Flucht zu nötigen und damit die Schlacht zu entscheiden. Sie trugen einen geschwärzten Trabharnisch (Brust- und Rückenharnisch, den „Kürass“), Ober- und Unterarmzeug, eiserne Stulphandschuhe, Beinschienen und Stulpstiefel mit Sporen, Schwert oder Säbel und zwei lange Reiterpistolen, die vor dem Aufsitzen gespannt wurden. Im späten 16. Jahrhundert wurde es in der schweren Reiterei üblich, einen knielangen Küriss ohne Unterbeinzeug zu tragen. Der Kürass wurde mit 15 Rt. veranschlagt. SKALA, Kürassiere; WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Nach LICHTENSTEIN, Schlacht, S. 42f., musste ein dänischer Kürassier mit einem mindestens16 „Palmen" [1 Palme = 8, 86 cm] hohen Pferd, Degen u. Pistolen antreten. Der Kürass kostete ihn 15 Rt. Er durfte ein kleineres Gepäckpferd u. einen Jungen mitbringen. Der Arkebusier hatte ebenfalls Pferd, Degen u. Pistolen mitzubringen, durfte aber ein 2. Pferd nur halten, wenn er v. Adel war. Für Brust- u. Rückenschild musste er 11 Rt. zahlen. Der Infanterist brachte den Degen mit u. ließ sich für das gelieferte Gewehr einen Monatssold im ersten halben Jahr seines Dienstes abziehen. Bei der Auflösung des Regiments erhielten die Soldaten sämtl. Waffen mit einem Drittel des Ankaufspreises vergütet, falls der Infanterist noch nicht 6 Monate, der Kavallerist noch nicht 10 Monate gedient hatte; andernfalls mussten sie die Waffen ohne jede Vergütung abliefern. Der Kürassier erhielt für sich u. seinen Jungen täglich 2 Pfd. Fleisch, 2 Pfd. Brot, 1/8 Pfd. Butter oder Käse u. 3 „Pott" [1 Pott = 4 Glas = 0, 96 Liter] Bier. Arkebusier u. Infanterist bekamen die Hälfte. Die tägliche Ration betrug 12 Pfd. Heu, Gerste oder Hafer je nach den Vorräten. An das Kommissariat musste der Kürassier für Portion u. Ration monatlich 7 Rt., an den Wirt im eigenen oder kontribuierenden Land musste der Kürassier 5, der Unteroffizier 4, der Sergeant 3, Arkebusier u. Infanterist 2 1/2 Rt. zahlen. Im besetzten Land, das keine Kontributionen aufbrachte, wurde ohne Bezahlung requiriert. Ein Teil des Handgeldes wurde bis zum Abschied zurückbehalten, um Desertionen zu verhüten, beim Tode wurde der Teil an die Erben ausbezahlt. Kinder u. Witwen bezogen einen sechsmonatlichen Sold. Zu den schwedischen Kürassierregimentern vgl. die Bestimmungen in der Kapitulation für Efferen, Adolf Theodor [Dietrich], genannt Hall => „Miniaturen". Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter in Kürassierregimenter umgewandelt, falls die notwendigen Mittel vorhanden waren.
[36] Einquartierung: Die kostenaufwendige Einquartierung von Truppen versuchten die Betroffenen oder ihre Vertreter nach Möglichkeit durch „Verehrungen“ bei den zuständigen Kommandierenden, Kriegskommissaren und Quartiermeistern abzuwenden. Gelang das nicht, so wurden je nach Rang, Vermögen und Steueraufkommen und auch der Religionszugehörigkeit der Betroffenen Mannschaften und Pferde in die Häuser eingelegt, wobei die Soldaten die besten Räume für sich in Anspruch nahmen. Billette (Einquartierungszettel) sollten zwar Unterkunft, Verpflegung (oder ersatzweise Geldleistungen) der Soldaten und Abgabe von Viehfutter durch ihre „Wirte“ regeln, was aber nicht nur zu Streitigkeiten in der Bürgerschaft selbst, sondern auch unter den Soldaten führen musste. Ausgenommen von der Einquartierung waren in der Regel bei eigenen Truppeneinlagerungen Kleriker (aber nicht deren Klöster), Bürgermeister, Ratsherrn, Apotheker, Ärzte und Gastwirte. Auf die Beschwerden der Bürgerschaft wurde die Einquartierung durch den Rat der Stadt „als eine gerechte und für eure vielfältigen Sünden wohl verdiente Strafe Gottes“ bezeichnet; BORKOWSKY, Schweden, S. 20. Nach dem Überlinger Dr. Pflummern; SEMLER, Tagebücher, S. 393 (1642); sind „dise völckher zu roß vnd fůß nicht darumb zu vnß kommen, vnß oder daß land vor dem feind zu sichern, oder gegen denselbigen sich im veld sehen zu lassen, sonder allein hinder den mauren oder vnderm tach den bauch vnd seckhel zu füllen vnd alßdan den weeg weitter zu nemmen vnd vnß dem feind zum raub zu hinderlassen“. In den Quartieren gab es zudem Mord und Totschlag unter den Mannschaften, gewalttätige Übergriffe gegen Bürger und Bauern waren trotz errichteter Quartiergalgen und hölzerner Esel alltäglich. Teilweise wurde sogar Quartiergeld für die von Offizieren mitgeführten Hunde verlangt; SODEN, Gustaph Adolph III, S. 359. Teilweise wurde auch der Abzug vorgetäuscht, um Abzugsgelder zu erpressen; TRÄGER, Magister Adrian Beiers Jehnische Chronika, S. 60. Der protestantische Schuhmacher Bellinckhausen über die kaiserlichen Truppen in Osnabrück (1630); BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 36: „Was denn inquartirten soldaten bey uns thut anlangen, ist ein gottlos diebisch und mordrisch volck, stehlenn jeymlich und rauben offenbar, saufen und fressen, dominirn tag und nacht, spielen und doblen, parten und beuten, ruffen und jautzen, schießen und morden sich unter andern, schlagen sich mit den burgern, verfuhrn der burger weiber und kinder und haben manig magd zur hurn gemacht. Die burger konnen bey abendts oder nacht zeyt nicht uber die straßen gehen. Sie schlagen dieselben, habe auch solchs zweymall von dem gesind leyden m mußen“. Eine längere Einquartierung konnte den Ruin ganzer Gemeinden und Städte bedeuten. Zudem wurden die Quartiere verwüstet. So der Abt Friesenegger von Andechs über die einquartierten katholischen „welschen“ Truppen Ferias (Winter 1634): „Das Dorf stand ganz in Unflat, und Wüste, alles zum Grausen, und für Menschen unbegreiflich. In den Häusern wie auf den Gassen lagen nichts als abscheuliche Lumpen, zerschlagener Hausrat, Köpfe, Füße, und Gedärme von verzehrten Pferden, Menschen Unrat, und mehrere Toten Körper. In den Häusern waren nur Stuben, Kammer und Kuchl bewahret, das übrige davon hatte ein Dach, keinen Mantel, keine Mittelwand, keinen Balken, und meistens standen dieselben nur auf vier Säulen. Die Zäune, Planken, und schönste Obstbäume in den Gärten waren alle verbrennet. Auch aller Hausrat von Bänken, Kästen, Bettstätten, Geschirren, und die Baufahrnisse von Wägen, Pflügen, und was immer von Holz war, ging in den Flammen auf. Selbst in beiden Kirchen war ein Greuel zu sehen. Türen, und auch Fenster waren zerbrochen. Alles, was darin aufbewahret, und zum Gebrauch war, wurde geraubet. In der Frauenkirche brannten sie wenigst die letzte Woche eines, und in der Pfarrkirche stets 2 Feuer. Alles hölzerne Kirchengerät mußte hierzu dienen. Das Gemäuer war voll Rauch und Ruß, und der Boden voll Unrat. Auf dem Friedhofe konnte man vor Menschen-Unflat keinen Fuß mit Ehren setzen, und die Sakristei brauchten sie für ihr geheimes Ort. In der Kirche zu U. L. Frau lagen auch 4 unbegrabene Toten-Körper, die man außer der Kirche auf der Nordseite, wo schon mehrere lagen, in ein Grab zusammen warf“. Auch der Abzug musste je nach Vermögen erkauft werden (1644): „Zum Abzuge mußte dem Obristen von jedem Pfluge 20 Rtlr. und das beste Pferd gegeben werden." WALCZOK, Barsbüttel, Gott und die Welt. Vgl. den Bericht der Kapitelherren in Zeitz (1635), BORKOWSKY, Schweden, S. 65: „Keine Brauerei, keine Krämerei ist mehr im Stift, keine Feldbestellung, kein Ackerpferd, keine Kuh, kein Kleinvieh. Hie und da müssen sich Manns- und Weibspersonen in die Pflüge und Eggen spannen - was sonst nur als barbarische Grausamkeit aus der Türkei berichtet war. Häuser und Hütten stehen ohne Dach. Die Menschen haben keine Kleidung mehr. Viele sind im Winter erfroren, andere an Hunger, Krankheit und Mangel an Arznei dahingestorben. Die Leichen liegen unbegraben. Weiber und Kinder fallen den Kommunen zur Last. Viele Bürger laufen zu den Soldaten über. Die Kirchen- und Schuldiener können nicht mehr besoldet werden. Die Jugend bleibt unerzogen. Hospitäler und Armenhäuser werden nicht mehr unterstützt. Viele Menschen sind so jämmerlich gekleidet, dass sie sich nicht getrauen, zum Gottesdienst und zum Abendmahl zu gehen …“
[39] Musketier: Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen". Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet den einzigen bisher bekannten Fall (1634), dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe. SCHLOTTER; SCHNEIDER; UBBELOHDE, Acta, S. 194. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht". Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics; EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.
[40] Obristwachtmeister: Der Obristwachtmeister mit einem monatlichen Sold von 50 fl. entsprach vom Rang her dem Major in der schwedischen Armee. Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte er für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht.
[43] Leutnant: Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Leutnant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompanie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-60 fl.
[44] Kornett: kleinste Einheit der Reiterei mit eigenen Feldzeichen, entsprach der Kompanie; 1 berittene Kompanie hatte in der kursächsischen Armee ca. 125 Pferde, 1 schwedische Reiterkompanie umfasste in der Regel 80 Mann. Der Kornett erhielt ca. 50 fl. Monatssold. => Fähnrich; Fahne.
[46] Obrist: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). . Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25. Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern - 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben - , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden". Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen", die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer', die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt - auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde - führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S. 388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Dazu beanspruchte er auch die Verpflegung. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. Zum Teil führte er auch seine Familie mit sich, so dass bei Einquartierungen wie etwa in Schweinfurt schon einmal drei Häuser „durch- und zusammen gebrochen“ wurden, um Raum zu schaffen; MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 504. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.
[48] Adam Philipp Freiherr, später Graf v. Cronberg [Cronberger, Kronberg, Cronburg] u. Hohengeroldseck [um 1600 - 3.8.1634 Regensburg], ligistischer Obrist.
[49] Salvaguardia: Ursprünglich kaiserlicher Schutzbrief, durch den der Empfänger mit seiner Familie und seiner ganzen Habe in des Kaisers und des Reichs besonderen Schutz und Schirm genommen wurde; zur öffentlichen Bekräftigung dieses Schutzes wurde dem Empfänger das Recht verliehen, den kaiserlichen Adler und die Wappen der kaiserlichen Königreiche und Fürstentümer an seinen Besitzungen anzuschlagen. Der Schutzbrief bedrohte jeden Angreifer mit Ungnade und Strafe. Im 30jährigen Krieg militärische Schutzwache; Schutzbrief (Urkunde, die, indem sie geleistete Kontributionen und Sonderzahlungen bestätigte, gegen weitere Forderungen schützen sollte, ggf. durch militärische Gewalt des Ausstellers); auch: sicheres Geleit; eine oft recht wirkungslose Schutzwache durch abgestellte Soldaten, in schriftlicher oder gedruckter Form auch Salvaguardia-Brief genannt, die meist teuer erkauft werden musste, und ein einträgliches Geschäft für die zuständigen Kommandeure darstellten. Teilweise wurden entsprechende Tafeln an Ortseingängen aufgestellt, „Salvaguardia“ an die Türen der Kirchen (HERRMANN, Aus tiefster Not, S. 55) geschrieben oder für die ausländischen Söldner ein Galgen angemalt. Die 1626 von Tilly erlassene Schultheißen-Ordnung hatte festgelegt: „Wer salua Guardia mit wortten oder that violirt, den solle niemandt zu verthädigen understehen, sonder welcher hoch oder nider Officir ein dergleichen erfahren mag, der solle den muthwilligen verbrecher sobalden zu dem Provosen schaffen, dem Schultheysen neben einandtwortung bey sich unrecht befundenen sachen und guetter hiervon berichten ohn einred, die Restitution und was bey der sachen underlauffen möcht dass Gericht entscheiden lassen, und welcher einem andern sein gewonnen beuth abnimbt oder an seinem freyen verkauff nachtheilig verhindert, den solle Schultheyss zur Restitution anhalten und noch darzu mit straffen hart belegen". ZIEGLER, Dokumente II, S. 986. Der Abt Veit Höser (1577-1634) von Oberaltaich bei Straubing; SIGL, Wallensteins Rache, S. 140f.: „Da die Schweden so grausam wüteten und sich wie eine Seuche immer weiter ausbreiteten, alle Dörfer mit Taub, Mord und Jammer heimsuchten, erbaten die Bürger ab und zu von den Kapitänen der Weimaraner eine Schutzwache, die bei ihnen meist Salva Guardia heißt. Erhielten sie diesen Schutz zugesagt, so wurde jeweils ein Musketierer zu Fuß oder zu Pferd in das betreffende Dorf, die Ortschaft, den Markt abgestellt. Dieser sollte die herumstreifenden Soldatenhorden, kraft eines vom Kapitän ausgehändigten schriftlichen Mandats, im Zaume halten, ihre Willkür beim Rauben und Plündern einschränken. […] Es ist aber nicht zu bestreiten, dass eine solche Schutzwache unseren Leuten oder den Bewohnern anderer Orte, denen auf ihre Anforderung eine Salva Guardia zugestanden wurde, keinen Vorteil brachte. Im Gegenteil, sie schlugen ihnen vielmehr zum Schaden aus und waren eine Belastung. Offensichtlichen Nutzen dagegen hatten nur die Kapitäne, denn ihnen mussten die Leute gleich anfangs die ausgehandelte Geldsumme vorlegen oder wenigstens wöchentlich die entsprechende Rate (pensio) entrichten. Kurz, wie Leibeigene oder Sklaven mussten sie blechen, was die Kapitäne verlangten. Ich habe nur einen Unterschied zwischen den Orten mit und denen ohne Salva Guardia festgestellt: Die Dörfer ohne Schutzgeleit wurden früher, jene mit einer Salva Guardia erst später ausgeplündert. Da nämlich die Schweden vom Plündern nicht ablassen konnten, solange sie nicht alles geraubt hatten, so raubten und plünderten sie entweder alles auf einmal (sodaß sie nicht mehr zurückkommen mußten) oder sie ließen allmählich und langsam bei ihren Raubzügen alles mitgehen, bis nichts mehr zu holen war. Obendrein haben diese eigentlich zum Schutze abkommandierten Musketiere und Dragoner gewöhnlich die Ortschaften, ihre Bewohner und deren Habseligkeiten - als Beschützer - ausspioniert und dann verraten. Wurde nämlich der bisherige Beschützer - und Spion - unvermutet abberufen, dann brachen seine Kameraden, Raubgesellen und Gaunerbrüder ein und raubten alles, was bislang durch den Schutz der Salva guardia verschont geblieben war, was sie in Wirklichkeit aber für sich selbst hinterlistig und heimtückisch aufbewahrt hatten, und wüteten um so verwegener (pro auso suo) gegen die jämmerlich betrogenen und enttäuschten Menschen, beraubten sie nicht menschlicher und marterten sie“. Auch war das Leben als Salvaguardist nicht ungefährlich. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 49f. (1629): „Eine Eingabe des Bauern Jacob Löffler aus Langenwetzendorf [LK Greiz] wegen der bei ihm einquartierten »Schutzgarde« schildert die Heldentaten der derselben ungemein plastisch: »Was ich armer Mann wegen anhero zweijähriger hiesigen Einquartierung für groß Ungemach ausstehen müssen, gebe ich in Unterthänigkeit zu vernehmen: Denn erstlichen habe berührte Zeit über 42 ganze 42 Wochen Tag und Nacht bei den Soldaten ich aufwarten, nicht allein viel Mühe und Wege haben, sondern auch welches zum Erbarmen gewesen, Schläge gewärtig zu sein und geprügelt werden zu müssen, 2. habe ich meine geringe Haushaltung wegen jetziger Unsicherheit beiseits setzen, meine Felderlein wüst, öd und unbesamt liegen lassen, daß seither ich im geringsten nichts erbauen, davon samt den Meinigen ich mich hätte alimentieren mögen, 3. haben die Soldaten mir die Gerste, so zu einem Gebräulein Bier ich eingeschüttet, aus den Bottichen genommen, zum Teil mutwilligerweise zerstreut, zum Teil mit sich hinweggenommen, verfüttert und verkauft, 4. haben sie mir das wenige Getreidig, so noch unausgedroschen vorhanden gewesen, mit dem Geströhde aus der Scheune in andere Quartiere getragen, ausgeklopft und ihres Gefallens gebraucht, 5. weil sie an meiner geringen Person sich nicht allzeit rächen können, haben sie mir die Bienen und derselben Stöcke beraubet, umgestoßen und zu Grund und Tode gerichtet, 6. sind von ihnen mir alle Hühner, Gänse und ander Federvieh erschossen, genommen und gefressen worden, meine Wiesen, Raine und Jagen mir dermaßen verödet, daß ich nicht eine einzige Bürde Heu und Grummet von denselben genießen kann, 7. endlich ist von ihnen mir eine Kuh aus dem Stalle, so meinen Geschwistern zuständig gewesen, gezogen, in ein anderes Losament getrieben, geschlachtet und gefressen worden.«
[50] Vgl. auch CATALANO, Ein Chamäleon; REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’.
[52] Kapitän (schwed. Kapten): Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden so genannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.
[54] Geleitsmann: I. Der Geleitsmann sorgte für Transport, Schutz und Zoll der Handelsgüter auf vorgeschriebenen Wegen innerhalb eines Gebiets und die Bestrafung der Zuwiderhandelnden. Das Amt wurde in der Regel gepachtet.
II. Beauftragter für das so genannte „große Geleite" für Fürstlichkeiten.
[55] Kapitänleutnant: Der Kapitänleutnant war der Stellvertreter des Kapitäns. Der Rang entsprach dem Hauptmann der kaiserlichen Armee. Hauptmann war der vom Obristen eingesetzte Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig und die eigentlichen militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.
[56] Knecht, gemeiner: dienstgradloser einfacher Soldat. Er hatte 1630 monatlich Anspruch auf 6 fl. 40 kr. Ein Bauernknecht im bayerischen Raum wurde mit etwa 12 fl. pro Jahr (bei Arbeitskräftemangel, etwa 1645, wurden auch 18 bis 24 fl. verlangt) entlohnt. Doch schon 1625 wurde festgehalten; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 92: „Ihme folgete der obrist Blanckhardt, welcher mit seinem gantzen regiment von 3000 fueßknechte sechß wochen lang still gelegen, da dann die stath demselben reichlich besolden muste, wovon aber der gemeine knecht nicht einen pfennig bekommen hatt". In einem Bericht des Obristleutnants des Regiments Kaspar von Hohenems (25.8.1632) heißt es; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 336: „daß sie knecht gleichsam gannz nackhent und ploß auf die wachten ziehen und mit dem schlechten commißbroth vorlieb nemmen müessen, und sonderlichen bey dieser kelte, so dieser orten erscheint, da mich, als ich an ainem morgen die wachten und posti visitiert, in meinem mantl und guetem klaidt gefrorn hat, geschweigen die armen knecht, so übel beklaidt, die ganze nacht auf den wachten verpleiben müessen. So haben sie auch gar kain gelt, das sie nur ain warme suppen kauffen khönnen, müessen also, wegen mangl der klaider und gelt, mit gwalt verschmachten und erkhranken, es sollte ainen harten stain erbarmen, daß die Graf hohenembsische Regiment gleich von anfang und biß dato so übel, und gleichsam die armen knecht erger alß die hundt gehalten werden. Es were gleich so guet, man käme und thete die armen knecht […] mit messern die gurgel abschneiden, alß das man sie also lenger abmatten und gleichsam minder als einen hundt achten thuett“. Gallas selbst schrieb am 25.1.1638 dem Kaiser; ELLERBACH; SCHERLEN, Der Dreißigjährige Krieg Bd. 3, S. 222: „Mochte wohl den Stein der erd erbarmen zuzuschauen, wie die arme knecht kein kleid am leib, keine schuh am fuße, die reiter keine stiefel oder sattel haben, auch den mehrerteil sich freuen, wenn sie nur die notdurft an eichelbrot bekommen können“. => Verpflegung.
[57] Kriegskommissar: Bevollmächtigter des Kriegsherrn zur Eintreibung von Kriegssteuern (Kontribution). Als QuartierKommissar legte er darüber hinaus die Einquartierungen der Soldaten fest. (Der Quartiermeister bzw. Fourier sorgte dann für deren praktische Umsetzung; vgl. s. v. „Fourier“.) Der Musterkommissar führte in landesherrlichem Auftrag die Musterungen durch und überwachte die Zusammensetzung des Heeres. Musterkommissare waren bei gemeinen Soldaten wie Offizieren gleichermaßen verhasst, da sie Manipulationen und Betrügereien auf den Musterplätzen zu unterbinden suchten: Söldner erschlichen sich vielfach Sold, indem sie sich unter verändertem Namen mehrfach mustern ließen, Offiziere führten zuweilen mehr Männer in den Soldlisten, als tatsächlich vorhanden waren, um die eigene Tasche mit den überschüssigen Löhnungen zu füllen (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 120ff.). Auch hatten sie die Abdankungen und die Zusammenlegung und Neuformierung kleiner Einheiten zu überwachen.
[58] Johann v. Metzgerat [Metzger, Metziger, Mötzger, Mitscher] [ -15./25.3. oder 15.4.1630 in Halberstadt hingerichtet] kaiserlicher Quartier-u. Generalkommissar
[59] Fränkischer Reichskreis: Der seit 1500 existierende Fränkische Reichskreis wurde von Bamberg und Kulmbach/Ansbach geführt und hatte folgende Mitglieder: Ansbach, Hochstift Bamberg, Bayreuth, Castell, Deutscher Orden, Eichstätt, Erbach, Henneberg, Hessen-Kassel, Hohenlohe, Kulmbach, Limpurg-Gaildorf, Nürnberg, Rieneck, Rothenburg, Schönborn, Schweinfurt, Seinsheim, Wertheim, Weißenburg, Windsheim und Hochstift Würzburg.
[61] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 ((offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obrist-Lieutenant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim von Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm von Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.
[64] Plünderung: Trotz der Gebote in den Kriegsartikeln auch neben der Erstürmung von Festungen und Städten, die nach dem Sturm für eine gewisse Zeit zur Plünderung freigegeben wurden, als das „legitime“ Recht eines Soldaten betrachtet. Vgl. die Rechtfertigung der Plünderungen bei dem ehemaligen hessischen Feldprediger, Professor für Ethik in Gießen und Ulmer Superintendenten Conrad Dieterich, dass „man in einem rechtmässigen Krieg seinem Feind mit rauben vnd plündern Schaden vnd Abbruch / an allen seinen Haab vnd Güttern / liegenden vnd fahrenden / thun könne vnd solle / wie vnd welchere Mittel man jmmermehr nur vermöge. [...] Was in Natürlichen / Göttlichen / vnd Weltlichen Rechten zugelassen ist / das kann nicht vnrecht / noch Sünde seyn. Nun ist aber das Rechtmessige Rauben / Beutten vnd Plündern in rechtmessigen Kriegen / in Natürlichen / Göttlichen vnnd Weltlichen Rechten zugelassen“. DIETERICH, D. Konrad Dieterich, S. 6, 19. Vgl. BRAUN, Marktredwitz, S. 37 (1634): „Welcher Teil ehe[r] kam, der plünderte. [Wir] wurden von beiden Teilen für Feind[e] und Rebellen gehalten. Ein Teil plünderte und schalt uns für Rebellen darumb, dass wir lutherisch, der andere Teil, plünderte darumb, ass wir kaiserisch waren. Da wollte nichts helfen – wir sind gut kaiserisch, noch viel weniger beim andern Teil; wir sind gut lutherisch – es war alles vergebens, sondern es ging also: ‚Gebt nur her, was ihr habt, ihr mögt zugehören und glauben wem und was ihr wollt’ „. Dazu kamen noch die vielen Beutezüge durch Marodeure, darunter auch von ihren eigenen Soldaten als solche bezeichnete Offiziere, die durch ihr grausames und ausbeuterisches Verhalten auffielen, die von ihrem Kriegsherrn geschützt wurden. Vgl. BOCKHORST, Westfälische Adlige, S. 16f.; KROENER, Kriegsgurgeln; STEGER, Jetzt ist die Flucht angangen, S. 32f. bzw. die Abbildungen bei LIEBE, Soldat, Abb. 77, 79, 85, 98; das Patent Ludwigs I. von Anhalt-Köthen: „Von Gottes gnaden“ (1635). Vgl. den Befehl Banérs vom 30.5.1639; Theatrum Europaeum Bd. 4, S. 101f. Vielfach wurden die Plünderungen auch aus Not verübt, da die Versorgung der Soldaten bereits vor 1630 unter das Existenzminimum gesunken war. KROENER, Soldat oder Soldateska, S. 113; DINGES, Soldatenkörper.
[65] Bagage: Gepäck; Tross. „Bagage" war die Bezeichnung für den Gepäcktrain des Heeres, mit dem die Soldaten wie Offiziere neben dem Hausrat auch ihre gesamte Beute abtransportierten, so dass die Bagage während oder nach der Schlacht gern vom Feind oder von der eigenen Mannschaft geplündert wurde. Auch war man deshalb darauf aus, dass in den Bedingungen bei der freiwilligen Übergabe einer Stadt oder Festung die gesamte Bagage ungehindert abziehen durfte. Manchmal wurde „Bagage“ jedoch auch abwertend für den Tross überhaupt verwendet, die Begleitmannschaft des Heeres oder Heeresteils, die allerdings keinen Anspruch auf Verpflegungsrationen hatte; etwa 1, 5 mal (im Anfang des Krieges) bis 3-4mal (am Ende des Krieges) so stark wie die kämpfende Truppe: Soldatenfrauen, Kinder, Prostituierte 1.-4. Klasse („Mätresse", „Concubine", „Metze", „Hure"), Trossjungen, Gefangene, zum Dienst bei der Artillerie verurteilte Straftäter, Feldprediger, Zigeuner als Kundschafter und Heilkundige, Feldchirurg, Feldscherer, Handwerker, Sudelköche, Krämer, Marketender, -innen, Juden als Marketender, Soldatenwitwen, invalide Soldaten, mitlaufende Zivilisten aus den Hungergebieten, ehemalige Studenten, Bauern und Bauernknechte („Wintersoldaten“), die während der schlechten Jahreszeit zum Heer gingen, im Frühjahr aber wieder entliefen, Glücksspieler, vor der Strafverfolgung durch Behörden Davongelaufene, Kriegswaisen etc. KROENER, „ ... und ist der jammer nit zu beschreiben"; LANGER, Hortus, S. 96ff.
[66] Ecce Homo: Sehet, welch ein Mensch: die Worte des Pilatus, mit denen er den Juden den gegeißelten, mit der Dornenkrone gekrönten und mit einem Purpurmantel bekleideten Jesus vorstellte (Joh. 19, 5).
[67] Fähnrich (Kornett): Rangunterster der Oberoffiziere der Infanterie und Dragoner, der selbst bereits einige Knechte zum Musterplatz mitbrachte. Dem Fähnrich war die Fahne der Kompanie anvertraut, die er erst im Tod aus den Händen geben durfte. Der Fähnrich hatte die Pflicht, beim Eintreffen von Generalspersonen die Fahne fliegen zu lassen. Ihm oblagen zudem die Inspektion der Kompanie (des Fähnleins) und die Betreuung der Kranken. Der Fähnrich konnte stellvertretend für Hauptmann und Leutnant als Kommandeur der Kompagnie fungieren. Bei der Kavallerie wurde er Kornet genannt. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 45f.
[69] Kontribution: Kriegssteuer, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfälischen als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist". Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) und Militärverwaltung erhoben. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militärischer Gewalt oder unter Androhung des Verlusts des Bürgerrechts, des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), und der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer und Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen" etc. auflistet. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 268, über die schwedische Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht" Die ausführlichste Darstellung der Erpressung von Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky.
[70] Philipp Christoph v. Sötern, Erzbischof v. Trier [11.12.1567 Kastellaun-7.2.1652 Trier]. Vgl. BAUR, Philipp von Sötern; ABMEIER, Der Trierer Kurfürst Philipp Christoph von Sötern.
[74] Kapitän (schwed. Kapten): Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden so genannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.
[77] Ausschuss: I. Bürgerwehr: (zumeist relativ wirkungslose, unzuverlässige und aufsässige) Miliz zur selbstständigen Landesverteidigung (vgl. Landwehr), die teilweise schon beim ersten Musketenschuss auseinanderlief oder als Kanonenfutter diente, wenn sie nicht unter dem Schutz von Soldaten eingesetzt wurde. Zum Dienst im Ausschuss konnten sowohl Bürger - meist kleine Handwerker und ärmere Bürger, reichere Bürger drückten sich vor diesem Dienst - als auch Bauern der städtischen Dörfer herangezogen werden. Üblich war die Stellung des 5. oder 10. Mannes. Die Erfurter Bürgerwehr soll aus 1.200 Mann bestanden haben; BEYER; BIEREYE, Geschichte der Stadt Erfurt, S. 537. Zur Nutzlosigkeit des Bürgerausschusses vgl. die Äußerungen des brandenburgischen Kanzlers Friedrich Pruckmann [1562-1630]; FADEN, Berlin, S. 144: Sie wurden „von ihrer zween angeführt, die ihr Lebetage wohl keinen toten Menschen im Felde gesehen. Da war ein Trommelschlagen, Platzen und Schießen, auch Schreien in beiden Städten [Berlin und Cölln] die ganze Nacht hindurch, dass ihrer wohl wenige dieselbe Nacht werden geschlafen haben. Denn es war alles besoffen, was da war. Da hätte man wohlbeschossene Musketiere sehen sollen; der eine schoß die Lunte mit hinweg; dem andern entfiel der Ladestecken, dem dritten die Forschett [Gabelstock]; dem vierten versagte die Muskete zwei- bis dreimal; der fünfte steckte die Nase gar in den Ärmel, wenn er schießen wollte, gleich den Mönchen, Pfaffen und Jesuiten, die vor etlichen Jahren zu Paris gassatim gingen, Die dann losgeschossen hatten, konnten zu keiner Ladung wieder kommen, also voll waren sie. Die Pikeniere trugen die Pike auch gar musterlich, zu geschweigen, dass sie solche sonsten zu gebrauchen sollten gewusst haben. Summa, man hat nur lauter Schimpf gehabt“. FADEN, Berlin, S. 153f. Teilweise wurde schon aus Kostengründen der Ausschuss von Städten abgelehnt; BRUNS, Hallenberg, S. 258f.; WALLHAUSEN, Defensio Patriae.
II. Ausschuss, fürstlicher: Truppen der Landstände.
[78] Kriegskommissar: Bevollmächtigter des Kriegsherrn zur Eintreibung von Kriegssteuern (Kontribution). Als Quartierkommissarius legte er darüber hinaus die Einquartierungen der Soldaten fest. (Der Quartiermeister bzw. Fourier sorgte dann für deren praktische Umsetzung; vgl. s. v. „Fourier“.) Der „Musterkommissarius“ führte in landesherrlichem Auftrag die Musterungen durch und überwachte die Zusammensetzung des Heeres. Musterkommissare waren bei gemeinen Soldaten wie Offizieren gleichermaßen verhasst, da sie Manipulationen und Betrügereien auf den Musterplätzen zu unterbinden suchten: Söldner erschlichen sich vielfach Sold, indem sie sich unter verändertem Namen mehrfach mustern ließen, Offiziere führten zuweilen mehr Männer in den Soldlisten, als tatsächlich vorhanden waren, um die eigene Tasche mit den überschüssigen Löhnungen zu füllen (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 120ff.). Auch hatten sie die Abdankungen und die Zusammenlegung und Neuformierung kleiner Einheiten zu überwachen. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51; vgl. auch PFEILSTICKER, Lang. In einer Landtagsbeschwerde des Gerichtes Hörtenberg wird geklagt, daß bei Durchzügen „auch tails beglaitcommissari den unntertonnen mehr sched- als nutzlich sein, in deme sy mer dem soldaten beifallen, unnd in ansuechenden unerzeuglichen sachen recht geben, als den unnderthonnen obhabennden gebierennden schutz erweisen“. SCHENNAT, Tiroler Landesverteidigung, S. 63. Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25.
[79] Wolf Rudolf Freiherr v. Ossa [Oßen] [ca. 1574-16.9.1639 Regensburg], kaiserlicher Generalkriegskommissar, Feldmarschall.
[81] Vgl. auch CATALANO, Ein Chamäleon; REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’.
[82] Liga: Die Liga war das Bündnis katholischer Reichsstände vom 10.7.1609 zur Verteidigung des Landfriedens und der katholischen Religion, 1619 neu formiert, maßgeblich unter Maximilian I. von Bayern zusammen mit den spanischen und österreichischen Habsburgern an der Phase des Dreißigjährigen Krieges bis zum Prager Frieden von 1635 (8026) beteiligt, danach erfolgte die Auflösung. Das bayerische Heer wurde Teil der Reichsarmee. Zur Liga-Politik vgl. KAISER, Politik und Kriegsführung, S. 152ff.
[84] Rudolf Freiherr v. Tiefenbach [Dieffenbach] [26.11.1582 Graz-4.3.1653], kaiserlicher Feldmarschall.
[88] Melchior Reichsgraf Hatzfeldt v. Gleichen [20.10.1593 Crottorf-9.11.1658 Schloss Powitzko bei Trachenberg/Schlesien], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. KREBS, Aus dem Leben.
[92] Prälat: Prälaten (auch Dignitäre) genannt, waren Mitglieder des Domkapitels, die durch ihren Rang und ihre Funktion hervortraten. Dazu gehörten der Propst, der Dekan, der Custos, der Scholaster und der Cantor. Ihre Wahl erfolgte ursprünglich durch das Domkapitel; sie besaßen mehr Rechte und bezogen höhere Einkünfte als die anderen Capitularen. Prälaten zählten zu den Kur- und Reichsfürsten, in den Ländern zu den Landständen.
[94] Matthias [Matteo] [di] Gallas [Galas, Galasso], Graf v. Campo, Herzog v. Lucera] [17.10.1588 Trient-25.4.1647 Wien], kaiserlicher Generalleutnant. Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.
[95] Rudolf Freiherr auf Hohenelbe, Eglitz u. Platten, Graf (1636) v. Morzin [Marazin, Marazini, Marrazino, Marzin, Marotzin, Morazin, Moritzin] [um 1585-1646 Prag], kaiserlicher Feldmarschall.
[98] Walter Graf v. Butler [Buttler, Büttler, Puttler] [um 1600-25.12.1634 Schorndorf], kaiserlicher Obrist.
[99] Musterplatz: ein von den Städten und Territorien gefürchteter Platz zur Musterung und Einstellung von Landsknechten oder Söldnern im 16. und 17. Jahrhundert, dessen Einrichtung man nach Möglichkeit zu verhindern suchte. Der militärische Unternehmer richtete einen Platz, meist in der Nähe einer Stadt, in deren Wirtshäusern oder in Landstrichen ein, die wegen ihrer wirtschaftlichen Krisensituation als besonders geeignet galten, ein, an dem sich die von Werbern mit einem Handgeld geworbenen Söldner oder Rekruten einfanden. Wenn sie gemustert und für tauglich befunden wurden, wurden sie durch den Musterschreiber in Musterrollen eingeschrieben und an ihren Bestimmungsort verbracht. Die Heeresunternehmer hatten ein Werbepatent, das sie zur Stellung einer festgelegten Anzahl von Soldaten verpflichtete. Konnte die Anzahl nicht erreicht werden, mussten die Werbegelder vom Kriegsunternehmer aus eigener Tasche zurückgezahlt werden. Im Laufe des Krieges wurden so viele Neuanwerbungen notwendig, dass die Werbung trotz steigender Werbegelder immer schwieriger wurde, so dass sich erzwungene Werbungen häuften. BURSCHEL, Söldner, S. 126f.). LANGER, Hortus, S. 92f. Vgl. Die selbstkritischen Äußerungen des schottischen Söldners Sir James Turner [1615-1686; vgl. MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 63], Memoirs, S. 14: „I had swallowed without chewing, in Germanie, a very dangerous maximie, which militarie men there too much follow; which was, that so we serve our master honnestlie, it is no matter what master we serve; so, without examination of the justice of the quarrel, or regard of my dutie to either prince or countrey, I resolved to goe with that ship I first rencounterd”.
[102] Ottavio Fürst Piccolomini-Pieri d’Aragona, Herzog v. Amalfi [11.11.1599 Florenz-11. 8.1656 Wien], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten von ELSTER (=> Literaturregister).
[103] Wilhelm IV. Herzog v. Sachsen-Weimar 11.4.1598 Altenburg-17.5.1662 Weimar], schwedischer Generalleutnant. Vgl. HUSCHKE, Wilhelm IV.
[110] Obrist: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). . Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25. Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern - 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben - , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden". Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen", die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer', die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt - auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde - führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S. 388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Dazu beanspruchte er auch die Verpflegung. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. Zum Teil führte er auch seine Familie mit sich, so dass bei Einquartierungen wie etwa in Schweinfurt schon einmal drei Häuser „durch- und zusammen gebrochen“ wurden, um Raum zu schaffen; MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 504. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.
[111] ligistisch: Zur (katholischen) Liga gehörig. Die Liga war das Bündnis katholischer Reichsstände vom 10.7.1609 zur Verteidigung des Landfriedens und der katholischen Religion, 1619 neu formiert, maßgeblich unter Führung Maximilians I. von Bayern zusammen mit spanischen und österreichischen Habsburgern an der Phase des Dreißigjährigen Krieges bis zum Prager Frieden (1635) beteiligt, danach erfolgte formell die Auflösung. Das bayerische Heer wurde Teil der Reichsarmada. Zur Liga-Politik vgl. KAISER, Politik und Kriegsführung, S. 152ff.
[112] sergeant général de bataille: (Generalwachtmeister] ranghoher Offizier, der die Truppen in Schlachtordnung aufzustellen hatte.
[113] Hans Wolf Freiherr v. Salis [1597-6.4.1640 Wismar], kurbayerischer Obrist, kurbayerisch-kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.
[118] Francesco [Antonio] Caretto [Carretto, Carretti, Caretti, Claretti], marchese di Grana [Marquis de Grande, Marqui de Grane, Gran, Grane v. Corretto, Coretto u. Grane] de Savona e Caretto, conte di Millesimo [1594/1590/1592-9.11.1651/1652], kaiserlicher Feldmarschall.
[120] Schändung: Auf Vergewaltigung stand schon in den Kriegsartikeln Gustav II. Adolfs von 1621 die Todesstrafe. THEATRUM EUROPAEUM
Band 3, S. 617: „So ist auch ein Polnischer Edelmann / welcher sampt seinem Knecht / ein Weibsbild geschändet / und deßwegen bey seinem Obristen angeklagt gewesen / zur Rede gestellt /
unangesehen er eine grosse Summa Gelts für sein Leben geboten / gleichwol anfangs der Knecht in Gegenwart und Ansehen deß Edelmanns / enthauptet / und hernach er folgenden Tags auch mit
dem Schwerd hingerichtet worden". Vgl. auch MAHR, Monro, S. 56f.; Denkschrift über den Ruin der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt infolge des Durchzugs, besonders durch die Kaiserlichen,
aus dem Dezember 1634; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 108ff.: „Das kaiserliche, hispanische und ligistische volk ist alles auf unsern gnädigen fürsten und herren gezogen, liegt auch dessen
noch ein namhafter anteil im land; jetzo ziehen wieder 4 regimenter hindurch, brauchen einen wunderlichen weg, nicht nach der straßen, sondern gar umschweifig nach einem circumflexu.
Wollen viel geld haben, dessen doch bei so vielfältigen, ganz grundverderblichen durchplünderungen keines vorhanden. Vieh, frucht ist alles weg; der wein, den man nicht austrinken können,
in die erde gelassen. Die besten flecken und dörfer liegen in der asch. Etlich tausend weibspersonen seind geschändet, - ja gar auch junge knaben, quod horrendum - in der schändung gar
getötet. Dem herrn kammerpräsidenten Karspach ist bei seiner lieben alten mutter begräbnis in unversehener behendigkeit eine trupp auf den hals kommen, haben 16 adeliche weibspersonen in
der trauer an der mahlzeit befunden, deren 8 sobald genotzüchtigt, eine adeliche jungfrau, so eine Schelmin von Bergen (eine einige tochter ihrer eltern) gar auf den offenen markt gelegt
und publice geschändet; 8 derselben adelichen damen seind entloffen, haben sich in ein hühnerhaus verkrochen, bis daß der sturm vorüber gewesen. Zween tag vor unsers gnädigen fürsten und
herrn wiederanlangung in dero landen ist ein jählicher einfall in dero flecken Oberrosbach [Ober-Rosbach/Kr. Friedberg; HHSD IV, S. 356f.; BW] geschehen, seind alle und jede sich darin
befindende weibsbilder (nur 4 ausgenommen) violento stupro vitiiert worden. Hin und wieder im land seind noch sehr viel weibspersonen verloren, von denen man nicht weiß, wohin sie
kommen". Sogar Reiterjungen waren an solchen Vorgängen beteiligt; BLUME; RUNZHEIMER, Gladenbach, S. 323: „2 Jungen / Reiterjungen / habenn Cuntzen heintzgenn Hansenn metgen notzüchtigen
wollen, habens uff die Erde geworffen undt das Maul zu gehalten. Sey ohngefehr 13 Jahr alt. Der Hoffmeister aber hab diese Jungen der maßen gezüchtigt, das sies nit wohl leugnen können".
Das Kriegstagebuch des Rüthener Bürgermeisters Christoph Brandis (ca. 1578-1658) über die hessische Einquartierung 1636 hält fest; CONRAD; TESKE, Sterbzeiten, S. 309f.: „Den 7ten April
geschah eine schaendliche That. Ein Soldat Namens Mathes quartirte in D-s Hause (c. Da der Name dieses Buergers noch wirklich in Ruethen existirt, so fand ich vor gut ihn hinweg zu
lassen.). Dieser Mathes hatte ihn schon vorher durch Einschlagung der Fenster, Thueren und Tischen, ja selbst durch schwere Pruegelsuppen viel molestiert [= belästigt], nun fehlte pro
coronide ceterarum crudelitatum [= als Krönung weiterer Gefühllosigkeiten] noch das schlimmste. Am 7ten Morgens, als mehrbesagter Mathes noch auf der Buehne [= dem Lagerboden] lag, rief
er herunter, man sollte ihm einen Pott voll Milch bringen oder er wollte alles zusammenhauen. D. schickt seine Tochter ein wackeres 17 Jahr altes Maedchen, ins Nachbarshaus, um welche zu
bekommen. Weil nun das Maedchen ein wenig lange ausgeblieben, hat der Mathes destomehr gelermt, bis sie endlich gekommen und ihr Vater ihr gesagt: Sie sollte es dem Soldaten hinauftragen.
Sie war iussu Patris [= auf Geheiß des Vaters] kaum heraufgekommen, als sie der Mathes zu seinem Willen haben wollte, sie wehrte sich, so gut sie konnte, und rief nach Huelfe, der Soldat
aber stak ihr die geknueffte (geballte) Faust ins Maul. Indeß hatte der Vater doch etwas davon gehoert, er eilte mit seiner Hausfrauen herauf, Mathes aber hatte die Thuer schon
zugeschallert [= zugeriegelt], und die armen Eltern mußten durch ein Loch, das Mathes schon einige Zeit zuvor in die Thuer gehauen hatte, ihr eignes Kind schaenden sehen ohne ihr helfen
zu koennen. Der Kerl hatte ihr benebens [= dabei] die rechte Brust (d. Im Original steht eine andere bloß in Westfalen uebliche Benennung.) weil es sich vermuthlich zu stark gewehrt
hatte, ganz und gar aufgerissen, so daß ein ganzes Stueck nachhero herausgefallen, und das Maegdlein ganz unmenschlich zugerichtet, unter unaufhoerlichen Schmerzen 14 Tage darauf
verstorben. Der Vater gieng heute mit mir zu dem Hauptmann, um sich wegen des mehr besagten Mathes zu beklagen; aber er gab uns trozig zur Antwort, wenn es einmal todt seye, koenne er
nicht mehr helfen. Er bestrafte auch den Mathes keinesweges, sondern ließ ihn, wie andere frei herumgehen. Der Vater ist untröstlich, und jedem dauert das arme Maegdlein, requiescat in
pace [= Möge es in Frieden ruhen !]". Die Einfügungen in eckigen Klammern stammen von den Herausgebern, in runden Klammern von dem 1. Hg. Cosmann (1789). Die Bestrafung wurde in der Tat
sehr unterschiedlich gehandhabt, vgl. etwa die Aufzeichnungen des Schmalkaldener Chronisten Pforr; WAGNER, Pforr, S. 141: „Den 22. 9br: [1636; BW] sollte ein [schwedischer; BW] cornet
gerichtet werden, weil er eine magd genotzüchtiget. Weil aber sein knegt die magd geehligt, dem er 2 pferd geben und 20 thlr in die kirchen gebüst, ist ihme das leben geschenckt worden".
WAGNER, Pforr, S. 133: „Den 27. Jan: [1635; BW] hat [ist] ein corporal von Mersinisch[en; Mercy, BW] regiment vollerweiße ins siechenhauß kommen, die arme leuht darin ubell
geschlagen und ein sichen magd genotzüchtigt. Deßwegen der cornet von hießiger compagnia hinaußgeschickt worden, den corporal dieser thatt wegen in arest zu nehmen. Weil sich aber der
corporal zur wehr gestellet, hat ihn der cornet todtgeschoßen". Vgl. auch THEIBAULT, Landfrauen, S. 32, über einen einzigen derartigen Fall in der Werra-Region. Auf Klagen bei
Kommandierenden hieß es z. T.; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 122: „es sei aus unterschiedenen regimentern kommandiert volk und unter denselben Spanier, Neapolitaner, Burgunder, Italiener
etc., die man nicht also in zaum halten könnte".Vergewaltigung gehörte auch zur üblichen Topik in zeitgenössischen Berichten oder bei Geburt unehelicher Kindern; vgl. GROßNER; HALLER, Zu
kurzem Bericht, S. 52. Im Taufregister der Kirche zu Wiesa wird als Vater eines am 7.8.1633 getauften Kindes eingetragen: „drey Soldaten", für den am folgenden Tag getauften Sohn einer
Witwe werden „zwene Soldaten" aufgeführt. Uhlig, Leidenszeiten, S. 11. SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, S. 58, die Schwängerung der Elschen Stovener, Amt Ravensberg (1631), die trotz Eides
den Verdacht nicht unbedingt ausräumt, dass der eigene Vater die Tochter geschwängert hatte: „Anno 1631, den 3ten Junij Johan Stovener mit seiner Tochter Elschen, so geschwengert,
gefenglich angenommen, und obwoll im gemeinen geschrey, alß sollte der vatter dieselbe geschwengert haben, so hatt doch die Tochter eidtlich beteuret, das ein soldate, so einen blauwen
rock angehabt, sie ubergeweltiget und sie also geschwengert. Weil dieselbige nun grob schwanger, alß ist sie biß dahin, der banden entbunden, erlaißen und hat Aloff Varenbruck und was er
an gelde alhie im lande hatt (38, 5 Rtl. bei 6 Schuldnern), zu burgen gestellett, diesergestaldt, das, wan sie ihrer weiblichen burde entbunden, sich jeder zeit widder einstellen soll.
Zeugen. Und ist g(enante)r Johan Stovener, eine urpheide zue thuen, aufferlagt, welche auch in gegenwart Jorgen Kraecks prestiert". Bei der Nonne Maria Anna Junius aus Bamberg, HÜMMER,
Bamberg, S. 222, heißt es ausdrücklich, dass sich die Schweden in der ganzen Zeit „züchtig und ehrerbittig“ verhalten hätten. Vgl. JANSSON, Soldaten und Vergewaltigung, S. 197; THEIBAULT,
Landfrauen; BERG, Administering justice; die Beschwerden der Pommern'schen Gesandten (1630); THEATRUM EUropaeum Bd. 2, S. 190, CONRAD; TESKE, Sterbzeiten, S. 309f.; HERRMANN, Aus tiefer
Not, S. 108ff. Der Schweriner Dompropst und Ratzeburger Domherr, Otto von Estorf [1566 - 29.7.1637], berichtet zu 1632; DUVE, DIARIUM BELLI BOHEMICI ET ALIARUM MEMORABILIUM 3, S. 22: „Im
Dorff Kienblad [Kühnblatt; BW] im Stift Wirtzburgk, wie ein Kais. Soldat mitt eines bauern Tochter zue grob scherzen wollen, ist Er von ihr vnd andern Weibern vbermeistert, castriret vnd
in ein Teich erseufft worden“.
[121] Kirchenraub: Kirchenraub galt als eines der abscheulichsten Verbrechen, in den Kriegsartikeln zumindest mit der Todesstrafe bedroht, und wurde nach Art. 172 der „Constitutio Criminalis Carolina" generell mit dem Tode durch Verbrennung bei lebendigem Leibe bestraft, im Militärstrafrecht mit dem Tod durch den Strang. Mithin war die Bezeichnung „Kirchenräuber", mit der die kaiserlich-kursächsischen Soldaten bei HAPPE apostrophiert werden, nach dem „Schelm" eines der schlimmsten Schimpfworte. Mit Befriedigung stellte z. B. der Stassfurter Pfarrer Möser fest, wie Banér Kirchenraub bestrafen ließ; WINTER, Möser, S. 50. Theatrum Europæum Band 3, S. 616f.: "Unter diesen Crabaten und Polacken ward eine scharpffe Kriegs-Disciplin und gute Ordnung halten / wie dann drey ihrer Soldaten / welche in einem Dorff auß einer Kirchen etwas gestohlen / und darüber ergriffen worden / eine harte Straff haben außstehen müssen / in deme sie alle drey an Pfählen angebunden / und lebendig im Feuer verbrandt worden".
[126] Rudolf [Rodolfo] Graf v. Thun [12.2.1597 Radstadt (Bundesland Salzburg) -31.3.1636 Brixen (Prov. Bozen)], kaiserlicher Obrist. Vgl. MOSCA, La Croce.
[132] Joab von Sequeville, Herr von Lande [ - ], französischer Marechal de Camp, außerordentlicher Gesandter.
[140] Friedrich Rudolf Graf v. Fürstenberg [23.4.1602 Stühlingen-26.10.1655 Datschitz], Reichshofrat, Reichshofkriegsrat, Oberfeldzeugmeister, Generalfeldwachtmeister und Oberstallmeister. Seit 1639 war er Landgraf von Stühlingen und wurde 1642 vom Kaiser vom Freiherren- in den Grafenstand des Deutschen Reichs befördert. In erster Ehe war er mit Maria Maximiliana v. Pappenheim [ -16.10.1635] verheiratet, in 2. Ehe mit Anna Magdalene von Hanau-Lichtenberg [14.12.1600 Buchsweiler (heute: Bouxwiller) oder Hanau ?-22.2.1673], Bruder von Wratislaw II. Vgl. auch die Erwähnung bei HARRACH, Diarien.
[143] Rudolf [Rudolfo] Graf Colloredo [Coloredo, Coloreto, Coleredo, Colredo, Kolloredo]-Waldsee [Wallsee] [2.11.1585 Budweis-24.2.1657 Prag], kaiserlicher Feldmarschall.
[145] Dr. jur. Reinhard Freiherr v. Walmerode [Walmerod, Walmerodt] [ - ], kaiserlicher Hofkammerrat, Obrist, Generalkriegskommissar.
[146] Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten von ELSTER (=> Literaturverzeichnis).
[147] Franz Freiherr v. Mercy [Merci, Merse], Herr zu Mandre u. Collenberg [zwischen 1580 u. 1590 Longwy (Lothringen)-3.8.1645 Alerheim], kurbayerischer Feldmarschall.
[154] Philipp Wilhelm v. Pfalz-Neuburg [4.10.1615 Neuburg a. d. Donau-12.9.1690 Wien]. Vgl. SCHMIDT, Philipp Wilhelm.
[155] Krankenversorgung: Kranke und verwundete Soldaten blieben zumeist in Städten und Orten zurück und fielen diesen zur Last - sofern sie keine Familie als Schutzgemeinschaft im Lager besaßen - , obgleich man dort zum Teil die Aufnahme der Kranken aus Furcht vor der Ausbreitung von Seuchen und vor den Kosten verweigerte. Johann Ernst von Sachsen-Weimar war einiger der wenigen, denen das Wohl der Soldaten am Herzen lag. LANGER, Heeresfinanzierung, S. 296: "Derselbe Fürst [Johann Ernst v. Sachsen-Weimar] und Heerführer sandte im Herbst des Jahres 1625 an seinen Kriegsherrn, König Christian IV. von Dänemark, ein Memorial, das die Unterbringung und Versorgung von 4.000 kranken Soldaten betraf. Die Finanzierung oblag der Kriegskasse. Johann Ernst schlug vor, je zehn Kranke einer Pflegerin gegen einen Wochenlohn von einem Gulden anzuvertrauen. Es mußten also vierhundert ‚Weiber' gewonnen werden, dazu noch drei bis vier Ärzte, ein Apotheker und ‚etliche Prediger', letztere für ein Monatsentgelt von 25 Gulden. Die Verpflegung sollten umherfahrende Marketender liefern gegen Barzahlung, die aus dem Pflegegeld abgezweigt wurde. Nach diesen Angaben war bei gleichbleibender Krankenzahl eine wöchentliche Ausgabe von weit über 400 Gulden nötig. Es scheint allerdings, daß ein solcher Aufwand mit untauglichen Söldnern eher selten war". Verwundete erhielten z. B. im Neumarkter (Oberpfalz) Lazarett 1647: ein gemeiner Soldat wöchentlich 1 fl. 30 kr.: ein Feldwebel oder Korporal täglich 18 kr.; RIED, Neumarkt, S. 106. Finanziert wurden die Spitalkosten über die erhobenen Kontributionen. Daher liegen die Kosten für die medizinische Notversorgung, für das Feldspital (ein studierter Arzt erhielt etwa 260 fl., der „Chirurgus“ 60 fl. monatlich), in der Hauptkostenrechnung nur bei 1 %. Allerdings sorgten die kranken Soldaten in den Städten auch für Unruhe; Aus dem Memorial der Paderborner Regierungskanzlei, 26.9.1636, für den kaiserlichen Obristen Wilhelm v. Westphalen; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 175: „Alhie verbliebene krancke soldaten und sonderlich von Rabischen [kaiserlicher Obrist Johann Raab; BW] regiment stellen sich fast mutwillig an, in deme dieselbe nicht allein ihr logament ruiniren, alles darin verbrennen, und [solchen fast groß = gestrichen] solche feur anlegen, daz auch die benachbarte [Nachbarn; BW] ja die gantze stadt daruber in gefahr kommen sollte, sondern sich auch so weit verkünnen, daz sie nicht schewen den burger die schweine abzunehmen und zu schlachten". MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Teil, S. 615: „Der Erzherzog [Leopold Wilhelm; BW] hatte, weil Zaradecky bey ihm anhielte, ein Schreiben an Lodron und Beierlein ausfertigen laßen, daß die Stadt über 500 kranke Soldaten einnehmen, verpflegen und mit Arzneyen versehen solle. Auf inständiges flehentliches Bitten D. Höfels versprach der Erzherzog die Stadt zu verschonen und die Kranken auf die Dörfer zu legen. Nichts destoweniger kam den 21. Mai ein Schreiben, daß die Stadt gedachte Soldaten in ihre Dörfer nehmen und sie 14 Tage lang obgedachter Maßen verpflegen sollte. Es blieb aber auch nicht bey den zu der Stadt gehörigen Dörfern, sondern täglich kamen welche in die Stadt, die man in das Waisenhaus und in die Bürgerscheune legte“.
[157] Winterquartier: Zugewiesenes Quartier, das in der Regel vom November bis zur Eröffnung der Sommerkampagne im Mai/Juni beansprucht wurde und in dem andere, höhere Verpflegungssätze galten. Natürlich versuchten die Magistrate und Stände, diesen Zeitraum zu verkürzen, indem man schon ab Februar das „Sommertraktament“ einzuführen versuchte, was wiederum zu Aufruhr bzw. einer Erhöhung der Beschaffungskriminalität unter den Soldaten führen musste. Vgl. die Versuche des Magistrats von Berlin im Januar 1641; FADEN, Berlin, S. 226.
[166] Johann Freiherr v. [der] Beck [Bec] [1588-21.8.1648 Arras], kaiserlicher Generalfeldmarschall.
[168] Don Fernando de Austria [16. oder 24.5.1609 Madrid-9.11.1641 Brüssel], spanischer Kardinalinfant.
[174] Leopold Wilhelm Erzherzog v. Österreich [5.1.1614 Wiener Neustadt-20.11.1662 Wien], kaiserlicher Feldherr. Vgl. die ausgezeichnete Dissertation von SCHREIBER, Leopold Wilhelm; BRANDHUBER, Leopold Wilhelm; DEMEL, Leopold Wilhelm.
[176] Johan Banér [Bannier, Banner, Panier, Panner] [23.6./3.7.1596 Djursholm-20.5.1641 Halberstadt], schwedischer Feldmarschall.
[177] Akkord: Übergabe, Vergleich, Vertrag: Vergleichsvereinbarungen über die Übergabebedingungen bei Aufgabe einer Stadt oder Festung sowie bei Festsetzung der Kontributionen und Einquartierungen durch die Besatzungsmacht. Angesichts der Schwierigkeiten, eine Stadt oder Festung mit militärischer Gewalt einzunehmen, versuchte die militärische Führung zunächst, über die Androhung von Gewalt zum Erfolg zu gelangen. Ergab sich eine Stadt oder Festung daraufhin ‚freiwillig', so wurden ihr gemilderte Bedingungen (wie die Verschonung von Plünderungen) zugebilligt. Garnisonen zogen in der Regel gegen die Verpflichtung ab, die nächsten sechs Monate keine Kriegsdienste beim Gegner zu leisten. Zumeist wurden diese Akkorde vom Gegner unter den verschiedensten Vorwänden bzw. durch die Undiszipliniertheit ihrer Truppen nicht eingehalten.
[183] Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie).
[184] Stück: Man unterschied Kartaunen [Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17,5 – 19 cm], verschoss 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette]; Dreiviertelkartaune: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 16-17faches Kaliber, schoss 36 Pfund Eisen. Vgl. MIETH, Artilleria Recentior Praxis; halbe Kartaunen [langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt].
Viertelkartaune: „ein stück, welches 12 pfund eisen treibt, 36 zentner wiegt, und 24 kaliber lang ist. man hält diese stücke in den vestungen für die allerbequemste“ [DWB]. Meist als Feldschlange bezeichnet wurde auch die „Halbe Schlange“: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt; die „Quartierschlange“: 40-36-faches Kaliber (6,5-9 cm), Rohrgewicht: 12-24 Zentner, Gesamtgewicht: 18-36 Zentner, Vorspann: 6-12 Pferde; Falkone: 39-faches Kaliber Rohrgewicht: 14-20 Zentner, Gesamtgewicht: 22-30 Zentner, Vorspann: 6-8 Pferde; Haubitze als Steilfeuergeschütz, 10-faches Kaliber (12-15 cm), zumeist zum Verschießen von gehacktem Blei, Eisenstücken („Hagel“) bzw. Nägeln verwendet; Mörser als Steilfeuergeschütz zum Werfen von Brand- und Sprengkugeln (Bomben). Angaben nach ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 575ff. Pro Tag konnten etwa 50 Schuss abgegeben werden. „Vom Nürnberger Stückegießer Leonhard Loewe ist die Rechnung für die Herstellung zweier jeweils 75 Zentner schwerer Belagerungsgeschütze erhalten, die auf den heutigen Wert hochgerechnet werden kann. An Material- und Lohnkosten verlangte Loewe 2.643 Gulden, das sind ca. 105.000 bis 132.000 Euro. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus diesen ‚Halben [?; BW] Kartaunen’ kosteten fünf Reichstaler - mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81; SCHREIBER, Beschreibung, bzw. Anleitung, 3. Kapitel.
[187] Albaxen, heute Stadtteil von Höxter [LK Höxter].
[188] Bresche, Breche, brescia, bresica: durch Geschützfeuer erreichte Sturmlücke in der Stadtmauer oder auch in einer Verschanzung. Die damals angewandte Methode, eine Mauerbresche zu schießen, sah so aus, daß man eine Geschützbatterie frontal auf die zu brechende Mauer richtete und zwei kleinere Batterien im Winkel von ca. 30-45 Grad zu beiden Seiten anlegte, durch welche die gelockerte Mauersubstanz zusätzlich herausgehebelt wurde. [ENGERISSER]
[193] Sack und Pack: Sack und Pack bezieht sich nicht auf Personen, sondern auf alles, was sich in Säcken und Packen verstauen lässt.
[196] Gottfried Huyn van Geleen, Freiherr u. Graf v. Amstenrade u. Geleen [um 1598-27.8.1657 Alden Biesen],bayerischer u. kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie).
[197] Annibale de Gonzaga [Cinzago] marchese di Mantova, principe di Bozzolo [1602 Bozzolo-2.8.1668 Wien], kaiserlicher Feldmarschall.
[198] Hans Ludolf [Rudolf] Freiherr v. Breda [Bredaw, Bredau, Brettau, Brede, Breda, Bredon] [um 1595-14.11.1640 bei Riebelsdorf gefallen], kaiserlicher Feldmarschall.
[199] Franz Freiherr v. Mercy [Merci, Merse], Herr zu Mandre u. Collenberg [zwischen 1580 u. 1590 Longwy (Lothringen)-3.8.1645 Alerheim], kurbayerischer Feldmarschall.
[200] Wilhelm Leopold Graf v. Tattenbach-Reinstein [1609-1661], kaiserlicher Gesandter u. Kämmerer des Erzherzogs Leopold Wilhelm.
[203] Eitel Friedrich II. Fürst v. Hohenzollern-Hechingen (auch Eitel Friedrich V. v. Hohenzollern) [Januar 1601 Hechingen-11.7.1661 Issenheim], kaiserlicher Obrist.
[204] Achilles Baron Precipiano de Soye [Soy, Hoye, Soiani, Sove] [ - 2.11.1642 bei Leipzig gefallen], kaiserlicher Generalfeldwachtmeister.
[206] Nicola [Nikol, Nicolai] Rajkovič [Radowitz, Ragowitz, Ragewitz, Rackewitz Rackenwitz, Rackonitz, Rackoniz, Radowitz, Raickowitz, Raikowitz, Rackowitz, Reckowitz, Reckewitz, Rejkowitz, Reickowitz, Rockowitz, Ritkowitz, Royckowitz, Rubenitz, Rübenitz, Renko ?] [ -17.4.1644], kaiserlicher Obrist.
[207] Wenzel [Václav, Wenzelslaus] Freiherr v. Zahrádecký [Zahradetzky, Saradetzky, Zaredek, Zaro, Zaroatz, Sarratetz, Sarratezca, Sarradeschky, Zaharadesky; Sarratesci, Zaradeck, Zaroatz, Sarradatesky] z Zahrádek [ -1647], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.
[211] Franz [François] Freiherr v. [de] Mers [de Mers, Mersch] [ - 1667], kaiserlicher Obrist, Generalwachtmeister.
[212] Tobias Freiherr v. Giesenberg auf Stephanshain [Gissenburg, Giesenburg] [ - ], kaiserlicher Obrist.
[213] Sebastian Peregrin Zwyer v. Evebach [Zweyer, Zweier] [1597-1661], kaiserlicher Obrist. Vgl. ZURFLUH, Sebastian Peregrin Zwyer von Evebach.
[214] Comitat: Anhang, Begleitung, Geleit, Gefolge, Hofstaat. Dieser mobile Hofstaat aller Offiziere, Unteroffiziere und ihrer Ehegattinnen trieb die Einquartierungskosten zusätzlich in die Höhe. Leone Cropello de Medicis hatte 1628 bei sich: einen Gesellschafter von Adel, Haushälter, Kornett, Hofmeister, Kammerdiener, Sekretär, Gestlichen mit Jungen, Tafeldecker, Aufwärter, 3 Pagen, Trompeter, Koch mit Jungen, Schneider, zwei Sattler und ein Pferdeschmied mit Frauen, Feuereinmacher, Aufwärter in der Küche, Küchenfrau, Domestiken und Musikanten, ingesamt 51 Personen; KELLER, Drangsale, S. 91, Anm. Auch Köche, Possenreißer etc. wurden mitgeführt. Am 24.5.1630 schrieb Maximilian I. von Bayern dem Obristen Cronberg, es sei ein „unverantwortliches procedere, da die Obersten sich den Fürsten gleich halten wollen, werden die Quartieer ruinirt und erschöpft“. OMPTEDA, Die von Cronberg, S. 521. Dass auch Offiziersfrauen selbst z. T. ein großes Gefolge (50 Personen und 50 Pferde) mit sich führten, erwähnt HELML, Oberpfalz, S. 59. Das Amtsprotokoll (1626 VIII 29), SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg , S. 281, täuscht hinsichtlich der Gesamtzahl: „Die Gravin von Ahnolt hat 9 pferdt, darzu wirdt außm ambt Stromberg contribuirt. Obrist Gallas hat 15 pferdt. Der ist nit hier. Der haubtmann hat 10 pferd, capitanleutenant 7, drey fendriche 12, cap(itan) S(t). Eloi 4, drei veltwaibell 9, drey furier 3, aventurier 12, ingenieur 5“. Dies waren lediglich die in Wiedenbrück stehenden Pferde. Die anti-kaiserliche „36. Extraordinari. 1634“ teilte unter dem 14./24.6.1634 mit; Archives Municipales Strasbourg AA 1065: „Mit Regenspurg hat es / Gott lob / kein Noth / wie deßwegen Ihre Fürstliche Gn. vor Forchheim von demselben Commendanten [Lars Kagge; BW] wider Schreiben bekommen / auch gestern glaubhaffter Bericht eingelangt / daß sich der Feindt darvor sehr ruinire vnd consumire / auch schon durch Gegenwehr / Absterben vnd Entlauffen in zehen tausendt Mann verlohren / gelte im Läger ein pfundt Roßfleisch acht Kreuzer / sey zwar grosse Zufuhr / weiln aber der Vngarische König eine grosse Hoffstatt von ohngefehr 3000. Vngar- Böhm- vnnd Oesterreichischen Herrn / welche widerumb ihre Diener haben / vmb sich hat / so alles zu sich ziehen / als kompt dem gemeinen Soldaten wenig zu theil“.
[217] Ernst Roland, Baron de Grysort [Grisart, Chrisom], Graf v. Suys [Soise, Soisse, Sois, Suis, Suise, Suisi, Soy, Suse, Suy, Suyss, Duys] u. Tourabel [ -1645], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.
[218] Gil [Gilles, Gilli, Chill, Schill, Aegydius, Wilhelm] de [di] Haes [Hasi, Haas, Haase, Haß, Hasa, Hass, Haaß, Haais, „Schillerhaas“, Gülde Haas, Güldinhas, Guldinhas, Gildehas, Gildhase, Schildhase, Schildehaas] [22.4./1.9. ? 1597-1657], bayerischer, kaiserlicher Feldmarschallleutnant. Vgl. http://www.schweinfurtfuehrer.de/persoenlichkeiten/militaerische-personen-des-30-jaehrigen-krieges-in-schweinfurt/haes-gil-de/.
[222] Melchior Reichsgraf Hatzfeldt v. Gleichen [20.10.1593 Crottorf-9.11.1658 Schloss Powitzko bei Trachenberg/Schlesien], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. KREBS, Aus dem Leben.
[223] Dragoner (frz. dragon): leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. „Arbeiter zu Pferd" hat man sie genannt. Der Dragoner war im Prinzip ein berittener Musketier (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Teilweise führten die Dragoner am Sattelknopf kleine Äxte mit, um Hindernisse entfernen oder sich auch zeitweise selbst verteidigen zu können. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. Zu ihren Aufgaben gehörte auch Sicherung und Deckung von Konvois, Patrouillen, Angriffe aus dem Hinterhalt, Bildung der Vor- und Nachhut. Ausführlich dargestellt bei ENGERISSER, Von Kronach, S. 468ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123ff. Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. auch http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.
[224] Verpflegung: PAPKE, Landsknechte, S. 22: „Ende 1618 wurden Reiter in Altendresden einquartiert. Ihre Verpflegung regelte ein kurfürstliches Mandat vom 8. November. Es sah für ein Frühstück Butterwecken vor sowie Brot, Butter, Käse und Bier. Zum Mittag sollte Suppe geben mit Rahm, Butter, Eiern, Muskatnelken und Semmeln, danach 5 Pfd. Rindfleisch mit Meerrettich, eine Hammelkeule, Zugemüse, Butter und Käse, Brot und Semmeln und pro Person 2 Kannen »hiehisches« Bier. Dazu wurden Salz, Würze, Essig, Schmalz, Holz für den Herd, Licht für Stuben und Ställe gerechnet, für 9 Personen insgesamt 2 Gulden, 11 Groschen, 6 Pfennige. Unkosten für Bett- und Tischwäsche wurden erwähnt, aber nicht berechnet“. Eigentlich durfte nur der übliche Servis gefordert werden: die dem oder den einquartierten Soldaten zu gewährende Unterkunft und Verpflegung, festgelegt in den jeweiligen Verpflegungsordnungen. „Servis" definiert sich als die Abgaben des Hauswirts an den/die einquartierten Soldaten an Holz, Licht und Liegestatt (Heu und Streu), im Niedersächsischen kam noch Salz dazu; Kleidung, Ausrüstung etc., wurden verbotenerweise verlangt; Essen und Trinken fielen auch nicht darunter, wurden aber trotzdem eingefordert. Stattdessen konnte auch die sogenannte „Lehnung" gegeben werden. Alle zehn Tage war diese Lehnung für die schwedischen Truppen zu entrichten, bei den unteren Chargen für Kapitän 12 Rt., Leutnant und Fähnrich 10 Rt., Sergeanten, Fourier, Führer, Musterschreiber und Rüstmeister zusammen 12 Rt., Trommelschläger, Pfeifer zusammen 6 Rt., Korporal 2 Rt., sowie den untersten Dienstchargen gestaffelte Beträge in Groschen. Für die Konstanzer Garnisonstruppen war 1633 festgelegt; BEYERLE, Konstanz, S. 35f.: „Jedem Hauptmann wöchentlich 1 ½ Eimer [1 Eimer = 293,92717 Liter; BW] Wein, 20 fl. Geld, täglich 6 Brote, sowie Unterhalt für 6 Pferde; der Leutnant erhielt wöchentlich 24 Quart Wein und 6 fl., täglich 3 Brote und Unterhalt für 1 Pferd; der Fähnrich wöchentlich 17 Quart Wein und 4 fl. Geld, täglich 2 Brote und Unterhalt für 1 Pferd; dem gemeinen Soldaten waren täglich 2 Pfd. Brot, eine Maß [1, 83 Liter; BW] Wein und wöchentlich 7 Batzen für das Fleisch zu verabreichen. Die große Schar der niederen Offiziere wie Feldwebel, Feldschreiber, Feldscherer, Fouriere und Korporale sollte ‚durch gemeine Bürgerschaft kostiert und nach eines jeden Hausvaters Vermögen unterhalten werden’ “. Nach der Verpflegungsordnung Gustav Adolfs II. vom 13.5.1632 für das Herzogtum Franken hatte ein Obrist Anspruch auf täglich 12 Mahlzeiten, bestehend aus je 12 Gerichten (im Wert von je 1/8 Rt). Im Oktober 1623 hatte Tillys Verpflegungsordnung für die Reiterei festgelegt: Rittmeister 4 Maß Wein, 20 Pfund Brot, 20 Maß Bier, 12 Pfund Fleisch, 2 Hennen und ein halbes Schaf. Ein reformierter Leutnant, Kornett oder Quartiermeister sollten 8 Maß Bier, 8 Pfund Brot und 4 Pfund Fleisch sowie ein Viertel von einem Schaf oder Kalb erhalten. Einem Jungen oder einem Weib standen 1 Pfund Fleisch, 2 Pfund Brot und 1 Maß Bier zu. BARNEKAMP, Sie hausen uebell, S. 42. Dazu kamen für den gemeinen Soldaten in der Regel täglich 2 Pfund Brot (zu 8 Pfennig), 1 Pfund Fleisch (zu 16 Pfennig) und 1 Kanne Einfachbier (2, 02 Liter zu 8 Pfennig). Statt Fleisch konnten auch Fisch, Butter oder Käse gegeben werden. Zwei Heringe entsprachen 1 Pfund Fleisch, eine Henne ersetzte 1, 5 Pfund Fleisch. Selbst diese Rationen wurden oft von den Offizieren noch unterschlagen. Der Erfurter Rat hält am 16.11.1641 die Klagen dreier gefangener Reiter des Regiments Hatzfeldt fest: „[Sie] berichteten [sie] wehren 5 tage von ihrem Regimente gewesen, undt nach einem Stücke brodts geritten, sie bekömen [sic] gantz nichts, wenn ihnen auch gleich Commiß[brot] zugesendet wehre, bekömen sie doch nichts: sondern die officirer behieltten solches alles vohr sich allein, [Sie] wussten auch nicht wo sie hin soltten, sie hetten deswegen von ihren officirern gantz nichts gehöret“. Zitiert bei BERG, Regulating war, S. 15; vgl. auch KUPER, Feuer, S. 104. So der kaiserliche Feldmarschall Melchior von Hatzfeldt 1642: „Denn arm und hungrig zu sein, macht schlechte Curagi - wo nit anderes, davor uns der liebe Gott behüte“. ENGELBERT, Hessenkrieg II, S. 43. Der Salemer Mönch Bürster (1644); WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 196: „Dan ehe muoß der burger sterben zehen mal, ehe der soldat verderben ainmahl“. Die Verpflegung erforderte dennoch riesige Mengen an Schlachtvieh, zumal die Soldaten nur schieres Fleisch verlangten, keine Innereien oder Füße wollten, und der genießbare Fleischanteil z. B. bei Ochsen zwischen 25 u. 55 % je nach Fütterung lag. Von Oktober bis Dezember sollen kaiserliche Truppen im kaisertreuen Hessen-Darmstadt neben 30 000 Pferden 100.000 Kühe und 600.000 Schafe erbeutet haben; PARKER, Dreißigjähriger Krieg, S. 250. In Tillys Verpflegungsordnung von 1627 wie auch in den anderen Ordnungen dieser Art war dagegen der umsichtige Umgang mit Einwohnern ausdrücklich festgelegt. KLOPP, Tilly, S. 546. Zweimal täglich ein Gericht mit zwölf Gängen für einen Obristen war üblich. Vgl. die kaiserliche Einquartierungsordnung Melchior von Hatzfeldts für Westfalen (1636 III 09): „Wirt ebenmeßigh geklagtt, daß nicht allein die officierer, sondern auch die soldat(en) mitt ubermeßigem banquitier(en), sonderlich mitt verschwendungh vieler weins und geträncks den armen mahn gentzlich außlaugen, derenthalb(en) ein jeder und alle hiemit erinnert, das, was sie dergestalt uppich verzehr(en), ihnen an der contribution abgehe". SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, S. 127. Bürgermeister und Rat von Büren schrieben an die kurfürstlich-kölnischen Beamten in Paderborn und an den Edelherren Moritz von Büren über Vorfälle der am 1.4.1626 erfolgten Einlagerung einer Korporalschaft der Leibgarde des ligistischen Generalwachtmeisters Timon von Lintelo, Büren, 1626 April 15; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, S. 185: „Bey Lübbertt Drevelnn ist ein reformirter corporal, so ein matresse bey sich gehapt, einlogirt gewest. Gleich wie der [Corporal; BW] einkommen, hat ihme der wirt nach zustandtt dieser orther unnd settigungh eines ehrlichen menschenn gnugsame speißenn, alß nemblich saurs krautt mit einer bratt- oder metwurst, ein schaffschinckenn, ein stück gerauchert rindtfleisch, ein außgeweßerten schweinenn potharst, dabei, dabei einen halben schaffenn käß nebenn butter aufgesetztt. Der corporal wirfft die speisenn mehrnntheilß zur dehl hinauß, unnd sagtt mit entrustungh zu seinem wirth, solche speisenn solte er einem hudler gebenn. Ob er meinte, das er ein hudler vor sich hette. (46) Er hette woll beßer speiß dem bettler vor die thuer gebenn etc., unnd will sich nicht stillen laßenn, biß ihme der wirth folgendenn tags nach seinem willenn schincken, hüner, kalbfleisch etc. aufzutragenn verpflichtet". Nach der schwedischen Kammerordnung, 1635 X 04 (Geheimes Staatsarchiv Berlin-Dahlem I - 34 -179 b) hatte Oxenstierna den Anspruch pro Monat und gemeinen Reiter auf 4 ½ Rt., 60 Pfd. Brot und 60 Feldmaß Bier festgelegt. Im Juni 1634 sollte Generalkriegskommissar Ossa Erzherzogin Claudia von Tirol raten, den nach besserer Verpflegung begehrenden hohenemsischen Soldaten gegebenenfalls durch das Landvolk „die Hälse entzwei schießen“ zu lassen, was Claudia nicht tat, um eine weitere Eskalation der Lage zu vermeiden; SCHENNACH, Soldat, S. 71. In einem Bericht des Obristleutnants des Regiments Kaspar von Hohenems (25.8.1632) heißt es; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 336: „daß sie knecht gleichsam gannz nackhent und ploß auf die wachten ziehen und mit dem schlechten commißbroth vorlieb nemmen müessen, und sonderlichen bey dieser kelte, so dieser orten erscheint, da mich, als ich an ainem morgen die wachten und posti visitiert, in meinem mantl und guetem klaidt geforn hat, geschweigen die armen knecht, so übel beklaidt, die ganze nacht auf den wachten verpleiben müessen. So haben sie auch gar kain gelt, das sie nur ain warme suppen kauffen khönnen, müessen also, wegen mangl der klaiser und gelt, mit gwalt verschmachten und erkhranken, es sollte ainen harten stain erbarmen, daß die Graf hohenembsische Regiment gleich von anfang und biß dato so übel, und gleichsam die armen knecht erger alß die hundt gehalten werden. Es were gleich so guet, man käme und thete die armen knecht […] mit messern die gurgel abschneiden, alß das man sie also lenger abmatten und gleichsam minder als einen hundt achten thuett“. PAPKE, Landsknechte, S. 22: „Ende 1618 wurden Reiter in Altendresden einquartiert. Ihre Verpflegung regelte ein kurfürstliches Mandat vom 8. November. Es sah für ein Frühstück Butterwecken vor sowie Brot, Butter, Käse und Bier. Zum Mittag sollte Suppe geben mit Rahm, Butter, Eiern, Muskatnelken und Semmeln, danach 5 Pfd. Rindfleisch mit Meerrettich, eine Hammelkeule, Zugemüse, Butter und Käse, Brot und Semmeln und pro Person 2 Kannen »hiehisches« Bier. Dazu wurden Salz, Würze, Essig, Schmalz, Holz für den Herd, Licht für Stuben und Ställe gerechnet, für 9 Personen insgesamt 2 Gulden, 11 Groschen, 6 Pfennige. Unkosten für Bett- und Tischwäsche wurden erwähnt, aber nicht berechnet“. 1619 mussten ins Lager bei Themar geliefert werden: Rindsmäuler, Gelüng, Rindsmagen, Gekröse, Sülze, Zungen, Rindsherz, Rindsfüße, Rehwild geliefert werden. Dazu kamen Konfekt, Mandeln, Rosinen, Feigen, Nürnberger Küchlein (Lebkuchen), Reis, Muskatblüten, Peffer, Nelken geliefert werden. Vgl. ERB, Die ersten Kriegsereignisse, S. 10f.
[225] Einquartierung: Die kostenaufwendige Einquartierung von Truppen versuchten die Betroffenen oder ihre Vertreter nach Möglichkeit durch „Verehrungen“ bei den zuständigen Kommandierenden, Kriegskommissaren und Quartiermeistern abzuwenden. Gelang das nicht, so wurden je nach Rang, Vermögen und Steueraufkommen und auch der Religionszugehörigkeit der Betroffenen Mannschaften und Pferde in die Häuser eingelegt, wobei die Soldaten die besten Räume für sich in Anspruch nahmen. Billette (Einquartierungszettel) sollten zwar Unterkunft, Verpflegung (oder ersatzweise Geldleistungen) der Soldaten und Abgabe von Viehfutter durch ihre „Wirte“ regeln, was aber nicht nur zu Streitigkeiten in der Bürgerschaft selbst, sondern auch unter den Soldaten führen musste. Ausgenommen von der Einquartierung waren in der Regel bei eigenen Truppeneinlagerungen Kleriker (aber nicht deren Klöster), Bürgermeister, Ratsherrn, Apotheker, Ärzte und Gastwirte. Auf die Beschwerden der Bürgerschaft wurde die Einquartierung durch den Rat der Stadt „als eine gerechte und für eure vielfältigen Sünden wohl verdiente Strafe Gottes“ bezeichnet; BORKOWSKY, Schweden, S. 20. Nach dem Überlinger Dr. Pflummern; SEMLER, Tagebücher, S. 393 (1642); sind „dise völckher zu roß vnd fůß nicht darumb zu vnß kommen, vnß oder daß land vor dem feind zu sichern, oder gegen denselbigen sich im veld sehen zu lassen, sonder allein hinder den mauren oder vnderm tach den bauch vnd seckhel zu füllen vnd alßdan den weeg weitter zu nemmen vnd vnß dem feind zum raub zu hinderlassen“. In den Quartieren gab es zudem Mord und Totschlag unter den Mannschaften, gewalttätige Übergriffe gegen Bürger und Bauern waren trotz errichteter Quartiergalgen und hölzerner Esel alltäglich. Teilweise wurde sogar Quartiergeld für die von Offizieren mitgeführten Hunde verlangt; SODEN, Gustaph Adolph III, S. 359. Teilweise wurde auch der Abzug vorgetäuscht, um Abzugsgelder zu erpressen; TRÄGER, Magister Adrian Beiers Jehnische Chronika, S. 60. Der protestantische Schuhmacher Bellinckhausen über die kaiserlichen Truppen in Osnabrück (1630); RUDOLF VON BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 36: „Was denn inquartirten soldaten bey uns thut anlangen, ist ein gottlos diebisch und mordrisch volck, stehlenn jeymlich und rauben offenbar, saufen und fressen, dominirn tag und nacht, spielen und doblen, parten und beuten, ruffen und jautzen, schießen und morden sich unter andern, schlagen sich mit den burgern, verfuhrn der burger weiber und kinder und haben manig magd zur hurn gemacht. Die burger konnen bey abendts oder nacht zeyt nicht uber die straßen gehen. Sie schlagen dieselben, habe auch solchs zweymall von dem gesind leyden m mußen“. Eine längere Einquartierung konnte den Ruin ganzer Gemeinden und Städte bedeuten. Zudem wurden die Quartiere verwüstet. So der Abt Friesenegger von Andechs über die einquartierten katholischen „welschen“ Truppen Ferias (Winter 1634): „Das Dorf stand ganz in Unflat, und Wüste, alles zum Grausen, und für Menschen unbegreiflich. In den Häusern wie auf den Gassen lagen nichts als abscheuliche Lumpen, zerschlagener Hausrat, Köpfe, Füße, und Gedärme von verzehrten Pferden, Menschen Unrat, und mehrere Toten Körper. In den Häusern waren nur Stuben, Kammer und Kuchl bewahret, das übrige davon hatte ein Dach, keinen Mantel, keine Mittelwand, keinen Balken, und meistens standen dieselben nur auf vier Säulen. Die Zäune, Planken, und schönste Obstbäume in den Gärten waren alle verbrennet. Auch aller Hausrat von Bänken, Kästen, Bettstätten, Geschirren, und die Baufahrnisse von Wägen, Pflügen, und was immer von Holz war, ging in den Flammen auf. Selbst in beiden Kirchen war ein Greuel zu sehen. Türen, und auch Fenster waren zerbrochen. Alles, was darin aufbewahret, und zum Gebrauch war, wurde geraubet. In der Frauenkirche brannten sie wenigst die letzte Woche eines, und in der Pfarrkirche stets 2 Feuer. Alles hölzerne Kirchengerät mußte hierzu dienen. Das Gemäuer war voll Rauch und Ruß, und der Boden voll Unrat. Auf dem Friedhofe konnte man vor Menschen-Unflat keinen Fuß mit Ehren setzen, und die Sakristei brauchten sie für ihr geheimes Ort. In der Kirche zu U. L. Frau lagen auch 4 unbegrabene Toten-Körper, die man außer der Kirche auf der Nordseite, wo schon mehrere lagen, in ein Grab zusammen warf“. Auch der Abzug musste je nach Vermögen erkauft werden (1644): „Zum Abzuge mußte dem Obristen von jedem Pfluge 20 Rtlr. und das beste Pferd gegeben werden." WALCZOK, Barsbüttel, Gott und die Welt. Vgl. den Bericht der Kapitelherren in Zeitz (1635), BORKOWSKY, Schweden, S. 65: „Keine Brauerei, keine Krämerei ist mehr im Stift, keine Feldbestellung, kein Ackerpferd, keine Kuh, kein Kleinvieh. Hie und da müssen sich Manns- und Weibspersonen in die Pflüge und Eggen spannen - was sonst nur als barbarische Grausamkeit aus der Türkei berichtet war. Häuser und Hütten stehen ohne Dach. Die Menschen haben keine Kleidung mehr. Viele sind im Winter erfroren, andere an Hunger, Krankheit und Mangel an Arznei dahingestorben. Die Leichen liegen unbegraben. Weiber und Kinder fallen den Kommunen zur Last. Viele Bürger laufen zu den Soldaten über. Die Kirchen- und Schuldiener können nicht mehr besoldet werden. Die Jugend bleibt unerzogen. Hospitäler und Armenhäuser werden nicht mehr unterstützt. Viele Menschen sind so jämmerlich gekleidet, dass sie sich nicht getrauen, zum Gottesdienst und zum Abendmahl zu gehen …“
[227] Johann Erhard Heberer [1.3.1604-29.12.1663] Vgl. http://www.sw.om-mohr.de/ratsh/hebererje.htm.
[228] Gochsheim [LK Schweinfurt]; HHSD VII, S. 239. Vgl. WEBER, Geschichte der fränkischen Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld.
[229] Mainberg, heute Ortsteil von Schonungen [LK Schweinfurt]; HHSD VII, S. 421f. Vgl. SATTLER, Das alte Schloß Mainberg.
[230] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee" bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee", die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen und Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern und Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“.
Zur Fehleinschätzung der schwedischen Armee (1642): FEIL, Die Schweden in Oesterreich, S. 355, zitiert [siehe VD17 12:191579K] den Jesuiten Anton Zeiler (1642): „Copey Antwort-Schreibens / So von Herrn Pater Antoni Zeylern Jesuiten zur Newstadt in under Oesterreich / an einen Land-Herrn auß Mähren / welcher deß Schwedischen Einfalls wegen / nach Wien entwichen / den 28 Junii An. 1642. ergangen : Darauß zu sehen: I. Wessen man sich bey diesem harten und langwürigen Krieg in Teutschland / vornemlich zutrösten habe / Insonderheit aber / und für das II. Was die rechte und gründliche Ursach seye / warumb man bißher zu keinem Frieden mehr gelangen können“. a. a. O.: „Es heisst: die Schweden bestünden bloss aus 5 bis 6000 zerrissenen Bettelbuben; denen sich 12 bis 15000 deutsche Rebellen beigesellt. Da sie aus Schweden selbst jährlich höchstens 2 bis 3000 Mann ‚mit Marter und Zwang’ erhalten, so gleiche diese Hilfe einem geharnischten Manne, der auf einem Krebs reitet. Im Ganzen sei es ein zusammengerafftes, loses Gesindel, ein ‚disreputirliches kahles Volk’, welches bei gutem Erfolge Gott lobe, beim schlimmen aber um sein Erbarmen flehe“. Im Mai 1645 beklagte Torstensson, dass er kaum noch 500 eigentliche Schweden bei sich habe, die er trotz Aufforderung nicht zurückschicken könne; DUDÍK, Schweden in Böhmen und Mähren, S. 160.
[231] Reinhold v. Rosen [Rosa, Rosau, Roß], der „Gute“, Herr v. Bollweiler u. Herrenstein [nach 1595, um 1604 Ninigall, Livland - 8./18.12.1667 Schloss Dettweiler, Kr. Zabern; Elsass], schwedisch-französischer Obrist, Generalmajor.
[238] Johann Pinquis [Pinquitz, Bingwitz, Bingweis, Bingweiß] v. Schletz [ - ], kaiserlicher Oberkriegskommissar.
[239] Ernst Roland, Baron de Grysort [Grisart, Chrisom], Graf v. Suys [Soise, Soisse, Sois, Suis, Suise, Suisi, Soy, Suse, Suy, Suyss, Duys] u. Tourabel [ -1645], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.
[242] Georg Christoph v. Taupadel [Tupadel, Tupadell, Taubadel, Toupadel, Tubal, Taubald, Thobadel, Dupadel, Dubald, Dubadell, Dubalt, „Raupartl“, Teupold] [um 1600 Fichtenberg - 12.3.1647 Basel], schwedischer Generalleutnant.
[253] Schanze: geschlossenes, auf dem Feld angelegtes Erdwerk, zur Belagerung und zur Verteidigung. Schanzgräber waren für die Anlage von Belagerungs- und Verteidigungswerken zuständige Arbeiter (Schanzbauern), die im Tross des Heeres mitzogen und dem Schanzmeister unterstanden. Sie waren weitgehend verachtete Menschen, die in der sozialen Hierarchie der Heere nur wenig über den Prostituierten standen und schlecht bezahlt wurden. Auch verurteilte Straftäter wurden zu Schanzarbeiten herangezogen. Diese „Condemnatio ad opera publica", die Verurteilung zu Schanzarbeiten, war als Todesstrafe in absehbarer Zeit gedacht. Bürger und Geistliche der besetzten Städte sowie Klosteruntertanen, die zu diesen Arbeiten verpflichtet bzw. dafür ausgelost wurden, empfanden diese schwere Arbeit als ehrenrührig und entzogen sich ihr durch die Flucht. Zum Teil wurden Kinder ab 12 Jahren zu dieser schweren Arbeit eingesetzt, ganze Schulklassen dazu getrieben. Vgl. auch die Beschreibung der Drangsalierung der Bürger Iglaus 1647 bei STERLY, Drangsale. Um seine eigenen Truppen zu schonen, zwang Johann von Götz bei der Belagerung der Feste Marienberg (Würzburg) eine große Anzahl von Bauern der Umgebung, Schanzarbeiten zu verrichten, ‚vnd die Stücke, die Er mit Pferden nicht dahin bringen konnte, hinauffzuziehen: Worüber dan viele todt geblieben, vnd daher die Bauren aller orten sich häuffig absentiret vnd verlauffen' (CHEMNITZ, Königlich Schwedichen […] II, S. 581). Auch eingeflüchtete Bauern wurden zu diesen schweren Arbeiten gezwungen. Im schwedischen Heer wurden dazu bevorzugt die ohnehin sozial deklassierten Finnen eingesetzt (vgl. auch TOEPPEN, Hoppes Chronik, S. 77). Reichskanzler Oxenstierna hatte auch den Frankfurtern die Verpflichtung der Bettler zum Festungs- bzw. Schanzenbau empfohlen. Im 17. Jahrhundert wurden zunehmend auch Soldaten durch die Aufnahme der Schanzpflicht in die Artikelbriefe für Schanzarbeiten herangezogen; ein Versuch der Fürsten, ein bisher ungenutztes Reservoir an billigen Arbeitskräften zu erschließen, eine Reaktion auf die neuen militärischen Erfordernisse (Belagerungs- und Grabenkrieg, Ausbreitung der Festungen) und Ausdruck des fürstlichen Willens, die Soldaten körperlich, geistig und sittlich zu disziplinieren (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 138, 255).
[254] General: Zumeist als Oberbegriff für alle Generalsränge verwendet, wenn eine genauere Zuordnung des Rangs dem Zeitzeugen nicht möglich war oder um in den schriftlichen Zeugnissen Papier zu sparen. Darunter fielen in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, „General(feld)wachtmeister“ („Generalmajor“ bei den Schweden). Etwa 20 % der bayerischen Generäle hatten sich „von der Pike auf“ hoch dienen müssen, während die Beförderung in der schwedischen Armee je nach Verdienst wesentlich schneller erfolgte. Sowohl in der kaiserlichen als auch in der kurbayerischen Armee spielten Herkunft, Gönner und verwandtschaftliche Beziehungen („Freundschaft“) eine entscheidende Rolle bei der Karriere. Bereits Anfang 1628 hatte Maximilian I. festgestellt: „An der fromen khaisers gueten intention ist zwar nit zu zweiflen; aber er ist seiner ministrorum bevorab denen, die daß kriegswesen dirigirn und füehren, so wenig mechtig alß dieselbige ihrer soldatesca; die experienz hat bißher gewisen, daß die generales des khaisers und die soldaten der generalen ordinanzen nur so weit in acht nemmen, alß es ihnen gelegen und gefellig. Daher alle ietzige confusiones.“ Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 218, fol. 63: Memorial für Richels Sendung nach Kurmainz, Januar/Februar 1628.
[255] fl. rhn. [Gulden rheinisch]: 1 Fränk. Gulden = 1 rhein. Gulden 15 Kreuzer = 6 Schreckenberger = 28 Schillinge = 3 Dreier = 6 Pfennige; 9 Schillinge = 24 rhein. Kreuzer. 1 Schreckenberger = 14 Dreier; 1 Dreier = 2 Pfennige; 1 Ortstaler = 6 altpreußische Groschen; 1 Reichstaler = 1 rhein. Gulden 30 Kreuzer. [http://www.schweinfurtfuehrer.de/geschichte/1700-1800/die-reichsstadt-schweinfurt-während-des-letzten-jahrzehnts-ihrer-reichsunmittelbarkeit/].
[256] Rittmeister (Capitaine de Cavallerie): Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte, bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.
[261] SCHMIDT, Der protestantische Aischgrund, S. 38 (Schmidt zitiert hier nach PASTORIUS, Kurtze Beschreibung).
[266] Franz Albrecht Herzog v. Sachsen-Lauenburg [10.11.1598 Lauenburg-10.6.1642 Schweidnitz], kaiserlich-kursächsischer Feldmarschall.
[267] Winterquartier: Zugewiesenes Quartier, das in der Regel vom November bis zur Eröffnung der Sommerkampagne im Mai/Juni beansprucht wurde und in dem andere, höhere Verpflegungssätze galten. Natürlich versuchten die Magistrate und Stände, diesen Zeitraum zu verkürzen, indem man schon ab Februar das „Sommertraktament“ einzuführen versuchte, was wiederum zu Aufruhr bzw. einer Erhöhung der Beschaffungskriminalität unter den Soldaten führen musste. Vgl. die Versuche des Magistrats von Berlin im Januar 1641; FADEN, Berlin, S. 226.
[270] Lennart Torstensson [Torstensohn, Torsten-Sohn], Graf zu Ortala u. Freiherr v. Virestad [17.8.1603 Forstena im Kirchspiel Västra Tunhem (Västergötland)-7.4.1651 Stockholm], schwedischer Feldmarschall.
[271] Torsten Stålhandske [Stolhanscha, Stahlhandschuh, Stahlhanndtschuch, Stalhans, Stallhans, Stalhansch, Stallhuschl, Stalhanß, Stallhaus] [1594 Porvoo/Borgå (Finnland)-21.4./1.5.1644 Haderslev/Nordschleswig], schwedischer Generalmajor.
[275] Cäcilia Renata Erzherzogin v. Österreich, Königin v. Polen, Großfürstin v. Litauen [16.7.1611 Graz-24.3.1644 Wilna], verheiratet mit Władyslaw IV. Wasa, König v. Polen [1595-1648].
[277] Ernst v. Burgsdorff [Burchsdorff] [1599-30.7.1674 Rathstock], kaiserlicher Obristleutnant, Obrist.
[280] Kapitänleutnant: Der Kapitänleutnant war der Stellvertreter des Kapitäns. Der Rang entsprach dem Hauptmann der kaiserlichen Armee. Hauptmann war der vom Obristen eingesetzte Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig und die eigentlichen militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.
[281] Wachtmeister: Unteroffiziersdienstgrad. Der Wachtmeister war zuständig für die Sicherheit des Lagers und der Truppen sowie für die Einteilung, Aufstellung, Beaufsichtigung der Wachen und Ausgabe der Losung. Selbst ein Wachtmeister hatte noch 3 Knechte, 1 Jungen und 5 Pferde, manchmal sogar noch einen Narren als Begleitung; WAGNER; WÜNSCH, Notabilia, S. 110. Mit der Einrichtung stehender Heere wurde die Bezeichnung „Wachtmeister“ synonym für Feldwebel verwendet.
[283] Jacques (Jacob) [Barrli; Robert; Karl ?] Freiherr v. Bornival [Borneval, Bornaval, Bonnival, B(o)urnevelli, Bornuel, Bornevika] d’Arlin [Barrli, Erlin] [ - ], kaiserlicher Generalmajor. Vgl. http://www.schweinfurtfuehrer.de/persoenlichkeiten/militaerische-personen-des-30-jaehrigen-krieges-in-schweinfurt/bornival/.
[284] Trompeter: Eigener gut bezahlter, aber auch risikoreicher Berufsstand innerhalb des Militärs und bei Hof mit wichtigen Aufgaben, z. B. Verhandlungen mit belagerten Städten, Überbringung wichtiger Schriftstücke etc., beim Militär mit Aufstiegsmöglichkeit in die unteren Offiziersränge.
[285] Generaladjutant: Der Generaladjutant war ein dem Stab des Regiments bzw. dem Generalquartiermeister oder dem Feldmarschall zugeordneter Adjutant und für die mündliche Befehlsübermittlung zuständig.
[293] Adolf Ehrenreich Graf v. Puchheim [Bucheim, Buchhain, Beiheim] zu Raabs u. Krumpach [ -27.10.1664 Wien], kaiserlicher
Generalwachtmeister.
[295] Annibale de Gonzaga [Cinzago] marchese di Mantova, principe di Bozzolo [1602 Bozzolo-2.8.1668 Wien], kaiserlicher Feldmarschall.
[296] DUDÍK, Schweden in Böhmen und Mähren, S. 59. - Generalwagenmeister: Er war Mitglied des Generalstabes und zuständig für die Marschordnung und die Bagage je nach Rang der Offiziere. Er stellte im Feld die Wagenburg auf.
[303] Schlacht bei Breitenfeld (nahe Leipzig) am 17.9.1631, in der das Heer der katholischen Liga unter Tilly durch die Schweden unter Gustav II. Adolf und die mit diesen vereinigte sächsische Armee unter Kurfürst Johann Georg I. eine vernichtende Niederlage erlitt. HAPPES Zahlen (vgl. mdsz.thulb.uni-jena.de) liegen deutlich zu hoch: Auf kaiserlich-ligistischer Seite dürfte von 8.000 Toten, 6.000 Verwundeten, 3.000 Gefangenen und 3.000 auf der Flucht Umgekommenen auszugehen sein, auf der Gegenseite waren 3.000 Sachsen und 2.000 Schweden ums Leben gekommen. RUDERT, Kämpfe, S. 49ff.; WALZ, Der Tod, S. 51ff.
[304] Johann 't Serclaes Graf v. Tilly [Feb. 1559 Schloss Tilly, Gemeinde Villers-la-Ville/Herzogtum Brabant; 30.4.1632 Ingolstadt], ligistischer Feldmarschall. Vgl. KAISER, Politik; JUNKELMANN, Der Du gelehrt hast; JUNKELMANN, Tilly.
[305] Schlacht bei Nördlingen am 5./6.9.1634 zwischen den kaiserlich-ligistischen Truppen unter Ferdinand (III.) von Ungarn und spanischen Kontingenten unter dem Kardinal-Infanten Fernando auf der einen Seite und dem schwedischen Heer unter Feldmarschall Gustav Horn, der in eine 7 Jahre dauernde Gefangenschaft geriet, und Bernhard von Weimar auf der anderen. Die Schwedisch-Weimarischen verloren nicht allein die Schlacht, etwa 8.000-10.000 Tote und 3.000-4.000 Verwundete - auf kaiserlicher Seite waren es 1.200 Tote und 1.200 Verwundete - , sondern mit ihr auch den Einfluss in ganz Süddeutschland, während der französische Einfluss zunahm. Vgl. die ausführliche Darstellung bei ENGERISSER; HRNČIŘĺK, Nördlingen 1634 (die detaillierteste Darstellung der Schlacht); STRUCK, Schlacht, WENG, Schlacht. Vgl. den lat. Bericht »Pugna et victoria ad Nordlingam«, der den protestantischen Ständen zuging; Staatsarchiv Bamberg B 48/145, fol. 74 (Abschrift). Zur französischen Sicht vgl. den Avis Richelieus, 1634 IX 11; HARTMANN, Papiers de Richelieu, Nr. 288.
[306] Kettenkugel: Kettenkugeln waren zwei mit einer Eisenkette verbundene Kugeln, die aus zwei Geschützen gleichzeitig abgefeuert wurden, was sehr schwierig war und zunächst im Kampf zur See eingesetzt wurden, um die Takelage herunterzuholen, das Schiff manövrierunfähig zu machen und die Mannschaft unter den herabgestürzten Masten und Segeln kampfunfähig zu machen. Zu Lande hatten sie mehr eine psychologische Wirkung, wenn sie sensenartig in die Reihen schlugen. Besonders verheerend waren die so genannten Kettenkugeln, die aus zwei mit einer Kette verbundenen Eisenkugeln oder zwei Halbkugeln bestanden, die sich nach Verlassen des Rohres teilten. Beim Verlassen des Rohres gingen die Kugeln auf Kettenlänge auseinander und flogen instabil um sich selbst rotierend bis zum Aufprall, bei dem sie ein fast doppelt so großes Loch verursachten wie eine Vollkugel. Durch das Flugverhalten wurde aber die Geschwindigkeit der Geschosse beeinträchtigt, so dass ihre Energieabgabe im Ziel deutlich geringer war. Bei Belagerungen im 16. Jahrhundert warf man Kettenkugeln auch oft aus Mörsern, da sie aufgrund der steileren Flugbahn eine höhere Geschwindigkeit erreichten als beim direkten Schuss und damit mit mehr Wucht einschlugen. Außerdem richteten sie in ungedeckten Zielen wie Dächern, Straßen, Plätzen und Geschützstellungen von oben mehr Schaden an. Da die Kettenkugeln im Flug rotierten, verursachten sie auch unter dichten Formationen äußerst schwere Verluste. Sie kamen z. B. 1642 in der zweiten Schlacht bei Breitenfeld zum Einsatz. Vgl. die Abbildung bei KUPER, Feuer an allen Ecken, S. 83.
[307] Karl X. Gustav König (1654) v. Schweden [8.11.1622 Nyköping-13.2.1660 Göteborg], schwedischer Generalissimus.
[308] Musketier: Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen". Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet den einzigen bisher bekannten Fall (1634), dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe. SCHLOTTER; SCHNEIDER; UBBELOHDE, Acta, S. 194. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht". Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics; EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.
[309] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1366. - Kriegsgefangene: Zur Gefangennahme vgl. die Reflexionen bei MAHR, Monro, S. 46: „Es ist für einen Mann besser, tüchtig zu kämpfen und sich rechtzeitig zurückzuziehen, als sich gefangennehmen zu lassen, wie es am Morgen nach unserem Rückzug vielen geschah. Und im Kampf möchte ich lieber ehrenvoll sterben als leben und Gefangener eines hartherzigen Burschen sein, der mich vielleicht in dauernder Haft hält, so wie viele tapfere Männer gehalten werden. Noch viel schlimmer ist es, bei Gefangennahme, wie es in gemeiner Weise immer wieder geübt wird, von einem Schurken nackt ausgezogen zu werden, um dann, wenn ich kein Geld bei mir habe, niedergeschlagen und zerhauen, ja am Ende jämmerlich getötet zu werden: und dann bin ich nackt und ohne Waffen und kann mich nicht verteidigen. Man Rat für den, der sich nicht entschließen kann, gut zu kämpfen, geht dahin, daß er sich dann wenigstens je nach seinem Rang gut mit Geld versehen soll, nicht nur um stets selbst etwas bei sich zu haben, sondern um es an einem sicheren Ort in sicheren Händen zu hinterlegen, damit man ihm, wenn er gefangen ist, beistehen und sein Lösegeld zahlen kann. Sonst bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich zu entschließen, in dauernder Gefangenschaft zu bleiben, es sei denn, einige edle Freunde oder andere haben mit ihm Mitleid“. Nach Lavater, Kriegs-Büchlein, S. 65, hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „wann ein Soldat ein eysen, zinne, in speck gegossen, gekäuete, gehauene oder gevierte Kugel schiesset, alle die gezogene Rohr und französische Füse [Steinschloßflinten] führen, haben das Quartier verwirkt. Item alle die jenigen, die von eysen geschrotete, viereckige und andere Geschröt vnd Stahel schiessen, oder geflammte Dägen, sollt du todt schlagen“. Leider reduziert die Forschung die Problematik der de facto rechtlosen Kriegsgefangenen noch immer zu einseitig auf die Alternative „unterstecken" oder „ranzionieren". Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. Der Benediktiner-Abt Gaisser berichtet zu 1633; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 415: „Der Bürger August Diem sei sein Mitgefangener gewesen, für den er, falls er nicht auch in dieser Nacht entkommen sei, fürchte, daß er heute durch Aufhängen umkomme. Dieser sei, schon vorher verwundet, von den Franzosen an den Füßen in einem Kamin aufgehängt und so lange durch Hängen und Rauch gequält worden, bis das Seil wieder abgeschnitten worden sei und er gerade auf den Kopf habe herabfallen dürfen“. Soldaten mussten sich mit einem Monatssold freikaufen, für Offiziere gab es je nach Rang besondere Vereinbarungen zwischen den Kriegsparteien. Das Einsperren in besondere Käfige, die Massenhinrichtungen, das Vorantreiben als Kugelfang in der ersten Schlachtreihe, die Folterungen, um Auskünfte über Stärke und Bewegung des Gegners zu erfahren, die Hungerkuren, um die „Untersteckung“ zu erzwingen etc., werden nicht berücksichtigt. Frauen, deren Männer in Gefangenschaft gerieten, erhielten, wenn sie Glück hatten, einen halben Monatssold bis zwei Monatssolde ausgezahlt und wurden samt ihren Kindern fortgeschickt. KAISER, Kriegsgefangene; KROENER, Soldat als Ware. Die Auslösung konnte das eigene Leben retten; SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Zu gleicher zeitt [August 1630] haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd nacher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächte sein sollen, dahero weiln rittmeister Gintfeld eine gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen worden“. Teilweise beschaffte man über sie Informationen; SEMLER, Tagebücher, S. 70 (1633): „Wie beschehen vnd seyn nahendt bei der statt [Überlingen; BW] vier schwedische reütter, so auf dem straiff geweßt, von vnsern tragonern betretten [angetroffen; BW], zwen darvon alsbald nidergemacht, zwen aber, so vmb quartier gebeten, gefangen in die statt herein gebracht worden. Deren der eine seines angebens Christian Schultheß von Friedland [S. 57] auß dem hertzogthumb Mechelburg gebürtig vnder der kayßerlichen armada siben jahr gedient vnd diesen sommer zu Newmarckht gefangen vnd vndergestoßen [am 30.6.1633; BW] worden: der ander aber von Saltzburg, vnderm obrist König geritten vnd zu Aichen [Aichach; BW] in Bayern vom feind gefangen vnd zum dienen genötiget worden. Vnd sagte der erste bei hoher betheurung vnd verpfändung leib vnd lebens, dass die schwedische vmb Pfullendorff ankomne vnd noch erwartende armada 24 regimenter starck, vnd werde alternis diebus von dem Horn vnd hertzogen Bernhard commandirt; führen 4 halb carthaunen mit sich vnd ettlich klainere veld stückhlin. Der ander vermainte, daß die armada 10.000 pferdt vnd 6.000 zu fůß starckh vnd der so geschwinde aufbruch von Tonawerd [Donauwörth; BW] in diese land beschehen seye, weiln man vernommen, dass die kayserische 8000 starckh in Würtemberg eingefallen“. Auf Gefangenenbefreiung standen harte Strafen. Pflummern hält in seinem Tagebuch fest: „Martij 24 [1638; BW] ist duca Federico di Savelli, so in dem letzsten vnglückhseeligen treffen von Rheinfelden den 3 Martij neben dem General von Wert, Enckefort vnd andern obristen vnd officiern gefangen vnd bis dahin zu Lauffenburg enthallten worden, durch hilff eines weibs auß: vnd den bemellten 24 Martij zu Baden [Kanton Aargau] ankommen, volgenden morgen nach Lucern geritten vnd von dannen nach Costantz vnd seinem vermellden nach fürter zu dem general Götzen ihne zu fürderlichem fortzug gegen den feind zu animirn passirt. Nach seinem außkommen seyn ein officier sambt noch einem soldaten wegen vnfleißiger wacht vnd der pfarherr zu Laufenburg neben seinem capellan auß verdacht, daß sie von deß duca vorhabender flucht waß gewüßt, gefänglich eingezogen, die gaistliche, wie verlautt, hart torquirt [gefoltert; BW], vnd obwoln sie vnschuldig geweßt, offentlich enthauptet; die ihenige fraw aber, durch deren hauß der duca sambt seinem camerdiener außkommen, vnd noch zwo personen mit růthen hart gestrichen worden“. Der Benediktoner-Abt Gaisser berichtet über die Verschiffung schwedischer Gefangener des Obristen John Forbes de Corse von Villingen nach Lindau (1633); STEMMLER, Tagebücher Bd. 1, S. 319: „Abschreckend war das Aussehen der meisten gemeinen Soldaten, da sie von Wunden entkräftet, mit eigenem oder fremdem Blute besudelt, von Schlägen geschwächt, der Kleider und Hüte beraubt, viele auch ohne Schuhe, mit zerrissenen Decken behängt, zu den Schiffen mehr getragen als geführt wurden, mit harter, aber ihren Taten angemessener Strafe belegt“. Gefangene waren je nach Vermögen darauf angewiesen, in den Städten ihren Unterhalt durch Betteln zu bestreiten. Sie wurden auch unter Offizieren als Geschenk gebraucht; KAISER, Wohin mit den Gefangenen ?, in: http://dkblog.hypotheses.org/108: „Im Frühsommer 1623 hatte Christian von Braunschweig, bekannt vor allem als ‚toller Halberstädter’, mit seinen Truppen in der Nähe Göttingens, also im Territorium seines älteren Bruders Herzog Friedrich Ulrich, Quartier genommen. In Scharmützeln mit Einheiten der Armee der Liga, die damals im Hessischen operierte, hatte er einige Gefangene gemacht. Was sollte nun mit diesen geschehen? Am 1. Juli a. St. wies er die Stadt Göttingen an, die gefangenen Kriegsknechte nicht freizulassen; vielmehr sollte die Stadt sie weiterhin ‚mit nottürfftigem vnterhalt’ versorgen, bis andere Anweisungen kämen. Genau das geschah wenige Tage später: Am 7. Juli a. St. erteilte Christian seinem Generalgewaltiger (d. h. der frühmodernen Militärpolizei) den Befehl, daß er ‚noch heutt vor der Sonnen vntergangk, viertzig dero zu Göttingen entthaltenen gefangenen Soldaten vom feinde, den Lieutenantt vnd Officiers außsgenommen, Laße auffhencken’. Um den Ernst der Anweisung zu unterstreichen, fügte er hinzu, daß dies ‚bei vermeidung vnser hochsten vngnad’ geschehen solle. Der Generalgewaltiger präsentierte daraufhin der Stadt Göttingen diesen Befehl; bei der dort überlieferten Abschrift findet sich auf der Rückseite die Notiz vom Folgetag: ‚Vff diesen Schein seindt dem Gewalthiger 20 Gefangene vff sein darneben mundtlich andeuten ausgevolgtt worden’. Der Vollzug fand also offenbar doch nicht mehr am 7. Juli, am Tag der Ausfertigung des Befehls, statt. Aber es besteht kaum ein Zweifel, daß zwanzig Kriegsgefangene mit dem Strang hingerichtet wurden. (StA Göttingen, Altes Aktenarchiv, Nr. 5774 fol. 2 Kopie; der Befehl an die Stadt Göttingen vom 1.7.1623 a.St. ebd. fol. 32 Ausf.)“. Teilweise wurden Gefangene auch unter den Offizieren verkauft; MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 607 (Schweinfurt 1645). Zur Problematik vgl. KAISER, Kriegsgefangene in der Frühen Neuzeit, S. 11-14.
[318] Ranzion, ranzionieren: Lösegeld zahlen, (sich) auslösen, (sich) freikaufen, auslösen von Personen, Gegenständen oder Vieh. Der organisierte Vieh-, vor allem aber Menschenraub stellte neben der Plünderung angesichts der fehlenden Soldauszahlung die wichtigste Einnahmequelle gerade der unteren Chargen dar, wurden doch pro Person je nach Stand und Beruf oft 300 Rt. und mehr erpresst. Vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 116; GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 29. Dieses Lösegeld erreichte trotz der zwischen den Kriegsparteien abgeschlossenen Kartelle z. T. enorme Höhen: So bot der ehemalige Kommandant von Hanau, Sir James (Jacob) Ramsay „the Black“ [1589-1639], 70.000 Rt. für seine Freilassung, die aber vom Kaiserhof abgelehnt wurde (KELLER, Drangsale, S. 357), da man von ihm wissen wollte, wo er die bei der Einnahme Würzburgs und Bad Mergentheims erbeuteten Schätze (KELLER, Drangsale, S. 355) verborgen hatte. Ramsays Kriegsbeute wurde auf 900.000 Rt. beziffert; KELLER, Drangsale, S. 361; GAIL, Krieg, S. 28f.; MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 3315. Auch die Leichname gefallener Offiziere mussten in der Regel vom Gegner ausgelöst werden. Im Mai 1633 war die kaiserliche Garnison in der Festung Lichtenau (bei Ansbach) so schlecht verproviantiert, dass Nürnberger Untertanen gefangen genommen wurden, die sich dann gegen Kartoffeln auslösen mussten; SODEN, Gustav Adolph III, S. 450. SEMLER, Tagebücher, S. 137 (1634): „Hierauff die Schwedische ihre gewohnliche straiff vnd raubereyen noch ferner vnd ernstlicher continuirt, also daß nicht allein auf dem land vnd dörffern sich niemandt betreffen, sonder auch gar in die reben (außerhalb was gegen Sipplingen hinab gelegen, dahin der feind niehmaln kommen) niemandt blicken lassen dörffen, inmaßen ettliche burger vnd salmanßweilische vnderthonen, so in den reben bei vnd gegen Nußdorf und Burgberg schaffen wollen, von denen hin vnd wider vagierenden reüttern aufgehebt, vnd nach Pfullendorf geführt, deren jeder biß auf 60 vnd mehr reichsthaler ranzion angezogen, vnd weilen sie, alß arme rebleütt sollche zu bezahlen nicht vermögt, volgendts mit der armada fortgeführt worden, wie benantlich ein veberlingischer gmainder vmb 68 thaler vnd zwen Nußdorffer jeder vmd 58 thaler ranzioniert, vnd vneracht diese bede für sich 40 thaler angebotten, ein mehrers auch im vermögen nit gehabt, seyn sie doch bei sollchem nicht gelassen worden“.
[323] Generalleutnant: Der Generalleutnant vertrat den General bzw. Feldherrn und war in der kaiserlichen, kurbayerischen, dänischen und schwedischen Armee der höchste Befehlshaber und Stellvertreter des Kaisers und des Königs/der Königin, mit weitgehenden politischen und militärischen Vollmachten. Über ihm stand nur noch der „Generalissimus“ mit absoluter Vollmacht. Als Rekompens erhielt er für seine Leistungen Landzuweisungen (zumeist aus eroberten Gebieten oder den sogenannten „Rebellengütern“) sowie die Erhebung etwa in den Grafen- oder Herzogsstand. Als Stellvertreter seines Dienstherrn führte er Verhandlungen mit den Ständen, erzwang die Depossedierung von Adligen und Absetzung von Territorialherrn in den besetzten Gebieten und lenkte durch seine Abgesandten auch Friedensverhandlungen. Wichtige Träger der gesamten Organisation des Kriegswesens waren dabei die Generalkriegskommissare und die Obristen, die in der Regel nach ihm oder nach seinen Vorschlägen bestallt wurden.
[324] Feldmarschall: Stellvertreter des obersten Befehlshabers mit richterlichen Befugnissen und Zuständigkeit für Ordnung und Disziplin auf dem Marsch und im Lager. Dazu gehörte auch die Organisation der Seelsorge im Heer. Die nächsten Rangstufen waren Generalleutnant bzw. Generalissimus bei der kaiserlichen Armee. Der Feldmarschall war zudem oberster Quartier- und Proviantmeister. In der bayerischen Armee erhielt er 1.500 fl. pro Monat, in der kaiserlichen 2.000 fl., die umfangreichen Nebeneinkünfte nicht mitgerechnet, war er doch an allen Einkünften wie Ranzionsgeldern, den Abgaben seiner Offiziere bis hin zu seinem Anteil an den Einkünften der Stabsmarketender beteiligt.
[325] Feldmarschallleutnant: Der Feldmarschallleutnant war ein militärischer Dienstgrad, der gleichzeitig mit dem des Feldmarschalls im 17. Jahrhundert aufkam. Der Kriegsherr pflegte einem Feldmarschall einen „Untermarschall“ oder „Leutnant“ beizugeben, der den Feldmarschall zu unterstützen und zu vertreten hatte. Zu seinen Pflichten gehörten u. a. die Aufsicht über Proviantplätze und -straßen, die Kontrolle der Wachen usw.
[326] Louis Raduit Graf de [Ludwig Freiherr Radwig de] Souches [Susa, Desouches, des Ouches] [1608-6.8.1682], kaiserlicher Feldmarschall.
[327] Moritz August Freiherr v. Rochow [Rochau, Rotau, Rotaw] [1609-25.8.1653 Dittmannsdorf], kaiserlicher Feldzeugmeister.
[332] Friedrich III. [Frederik III.] König v. Dänemark u. Norwegen [18.3.1609 Haderslev-9.2.1670 Kopenhagen].
[333] Lodovico [Luigi, Louis] Gonzaga di Bozzolo, principe de Castiglione, marchese di Mantova [1599 San Martino dall'Argine-1660], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.
[334] Raimondo Fürst Montecuccoli, Herzog v. Melfi [21.2.1609 Schloss Montecuccoli in Pavullo nel Frignano bei Modena-16.10.1680 Linz], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. SCHREIBER, Raimondo Montecuccoli; BARKER, The Military Intellectual.
[337] Annibale de Gonzaga [Cinzago] marchese di Mantova, principe di Bozzolo [1602 Bozzolo-2.8.1668 Wien], kaiserlicher Feldmarschall.
[340] Kornett: kleinste Einheit der Reiterei mit eigenen Feldzeichen, entsprach der Kompanie; 1 berittene Kompanie hatte in der kursächsischen Armee ca. 125 Pferde, 1 schwedische Reiterkompanie umfasste in der Regel 80 Mann. Der Kornett erhielt ca. 50 fl. Monatssold. => Fähnrich; Fahne.
[341] Rutger v. Ascheberg [2.6.1621 Gut Berbonen/Kurland-17.4.1693 Göteborg], schwedischer Kapitänleutnant.
[343] Arvid [Arwid, Ernst, Arfulch] Wittenberg [Wittenbergk, Wirtenberg, Wirtenburg, Württemberg(er), Württenberg] v. Döbern u. Nyborg [1606 Porvoo-7.9.1657 Zamość], schwedischer Generalmajor.
[344] Johann Graf v. Sporck [Sporgk, Spurgk, Spork, Sperckh] [um 1601 Westerloh-6.8.1679 Heřmanměstetz], kurbayerischer, kaiserlicher Feldmarschallleutnant.
[349] Hans Christoffer Graf v. Königsmarck [12.12.1600 Kötzlin-20.2.1663 Stockholm], schwedischer Feldmarschall.
[353] Jan [Johann, Jean] Freiherr van der Croon [de la Croon, Corona, Croen, Crona, Lacron, La Cron, von der Kron] [um 1600- 8.11.1665 Prag], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.
[359] Johann Christoph Freiherr Ranfft [Ranft] v. Wiesenthal [1599-1660], kaiserlicher Obrist, Generalfeldwachtmeister.
[370] Rudolf [Rudolfo] Graf Colloredo [Coloredo, Coloreto, Coleredo, Colredo, Kolloredo]-Waldsee [Wallsee] [2.11.1585 Budweis-24.2.1657 Prag], kaiserlicher Feldmarschall.
[372] Adolf Ehrenreich Graf v. Puchheim [Bucheim, Buchhain, Beiheim] zu Raabs u. Krumpach [ -27.10.1664 Wien], kaiserlicher
Generalwachtmeister.
[374] Jan [Johann, Jean] Freiherr van der Croon [de la Croon, Corona, Croen, Crona, Lacron, La Cron, von der Kron] [um 1600- 8.11.1665 Prag], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.
[375] Bartolomeo conte di Strassoldo [Strasoldo] [ - Ende November 1647 vor Iglau], kaiserlicher Obrist.
[382] Hauptmann: Der Hauptmann (schwed. Kapten) war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden sogenannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste. Jedoch muss man wohl davon ausgehen, dass nicht alle Offizierschargen in gleichem Umfang an diesen lukrativen Geschäften beteiligt waren. Die bei DAMBOER, Krise, S. 150, dargestellte „Schatzkammer" eines Hauptmanns ist nicht unbedingt typisch. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein. Jedoch muss man wohl davon ausgehen, dass nicht alle Offizierschargen in gleichem Umfang an diesen lukrativen Geschäften beteiligt waren. Die bei DAMBOER, Krise, S. 150, dargestellte „Schatzkammer" eines Hauptmanns ist nicht unbedingt typisch.
[384] Der Bilettierer war zuständig für die Einquartierung von Soldaten bei Bürgern und Bauern. Bilett (Bolett] war ein meist in Übereinkunft mit Stadtbeauftragten ausgestellter Einquartierungszettel, der genau festhielt, was der „Wirt“ je nach Vermögen an Unterkunft, Verpflegung (oder ersatzweise Geldleistungen) und gegebenenfalls Viehfutter zur Verfügung stellen musste, was stets Anlass zu Beschwerden gab. Ausgenommen waren in der Regel Kleriker, Apotheker, Ärzte, Gastwirte.
[388] Generalkommissar: Der General(kriegs)kommissar war das oberste Aufsichts- und Kontrollorgan für das gesamte Kriegswesen, Bevollmächtigter des Kriegsherrn zur Eintreibung von Kriegssteuern (Kontributionen) und zur Kontrolle der Kriegskommissare. Als Quartierkommissarius legte er darüber hinaus die Einquartierungen der Soldaten fest. (Der Quartiermeister bzw. Fourier sorgte dann für deren praktische Umsetzung). Der Generalkommissar, der entweder erfahrener Heeresverwaltungsbeamter oder selbst Obrist war, war der Dienstvorgesetzte aller dieser Kommissare, der wiederum seinen Anteil bei seinen untergebenen Kommissaren einforderte. Zudem waren die oft korrupten Generalkriegskommissare verpflichtet, alle Vorkommnisse im Feld und in der Garnison an den obersten Kriegsherrn einzuberichten, weshalb sie nicht zu Unrecht als die „Augen und Ohren“ etwa Maximilians I. bei der Truppe bezeichnet wurden. Sie besuchten bzw. kontrollierten die vom Hauptquartier entfernt operierenden oder liegenden Regimenter. Bei der Truppe waren sie aufgrund ihrer umfangreichen Kontrollfunktionen im Allgemeinen verhasst. Zudem hatten sie die Weisung, die Kosten der Kriegs- und Truppenfinanzierung zu senken und Reduktionen durchzuführen, was zu ständigen, teilweise handfesten Konflikten mit den Obristen als Kriegsunternehmern führen mussten, da die Generalkriegskommissare auch für den Transport und die Auszahlung des Soldes zuständig waren. Bei besonders unruhigen Truppenteilen waren sie auch für die Ausgabe der Munition zuständig. Der Generalkriegskommissar hatte zudem die Aufgabe, in den besetzten Gebieten nach lohnender Beutekunst (Altäre, Gemälde, Bücher etc.) Ausschau zu halten und gemäß seinen Weisungen zu beschlagnahmen. Der Generalkriegskommissar trat als Militärsachverständiger bei Liga-, Kurfürsten- und Reichstagen auf und war bei Friedensverhandlungen (z. B. beim Abschluss des Lübecker Friedens 1629) und Gesandtschaften beteiligt. Zum Teil kam er durch seine vielfältigen Aufgaben, Einnahmen (Sold etwa 5000 fl., Anteil an Kontributionen ca. 1800 fl. pro Jahr ohne diverse andere Einnahmen) und Belohnungen zu einem beträchtlichen Vermögen. Da die Generalkriegskommissare den Schriftverkehr mit der Kriegskanzlei bzw. dem obersten Kriegsherrn führten, gaben sie oft anders lautende, kritische oder auch gefälschte Berichte weiter.
[389] Wenzel [Václav, Wenzelslaus] Freiherr v. Zahrádecký [Zahradetzky, Saradetzky, Zaredek, Zaro, Zaroatz, Sarratetz, Sarratezca, Sarradeschky, Zaharadesky; Sarratesci, Zaradeck, Zaroatz, Sarradatesky] z Zahrádek [ -1647], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.
[395] Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten von ELSTER (=> Literaturverzeichnis).
[400] Ernst Graf Abensberg u. Traun-Meissau [26.3.1608-18.11.1668], kaiserlicher Obrist, Generalkommissar.
[401] Alessandro Freiherr (Graf) v. [del] Borri [Borro, Borrel, Bohre, Borey, Boery, Buori, Pori, Barre, Broy, Gory] [1600-1656], kaiserlicher Obrist, Feldmarschall.
[403] Don Diego de Aragón y Mendoza, Tagliávía y Pignatelli, duca di Terranova (Terra-Nova), principe di Castelvetrano ([-1674], spanischer Orator.
[404] Heinrich v. Schlick [Schlik, Šlik], Graf zu Bassano [Passaun] u. Weißkirchen [1580-5.1.1650 Wien], kaiserlicher Feldmarschall, Hofkriegsrat.
[405] Martin Maximilian Freiherr v. der Goltz [v. der Kron, v. Kranz ?; Golz, Goltzke, Golonitz] [1593-10.5.1653], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.
[406] Peter Melander Graf v. Holzappel [8.2.1589 Niederhadamar-17.5.1648 Augsburg], hessen-kasselischer, kaiserlicher Feldmarschall.
[408] Franz Albrecht Herzog v. Sachsen-Lauenburg [10.11.1598 Lauenburg-10.6.1642 Schweidnitz], kaiserlich-kursächsischer Feldmarschall.
[411] Otto Ludwig Freiherr v. Wachenheim [Wachheim, Wachenheimer, Wahlenheim] [ -24.1.1660 Monsheim], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.
[413] Wenzel [Václav] Eusebius Fürst v. Lobkowitz [z Lobkovic], Herzog v. Sagan [30.1.1609-22.4.1677 Raudnitz], kaiserlicher Obrist, Generalwachtmeister, Kriegsratsvizepräsident.
[416] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1647 II 7 ½: Fernemont an W. E. v. Lobkowitz, Hauptquartier Sulzbach 7.2.1647.
[417] Österreichisches Staatsarchiv Kriegsakten Allgemeine Feldakten 1657 II 7 ½, Ka. 124: Fernemont an Lobkowitz, Hauptquartier Sulzbach, 7.2.1647.
[418] Georg Adam Freiherr v. Traudisch [Trauditz, Trautzsch, Trautschen, Trautischz, Trauntitsch, Truntitsch, Trautniz, Tausch] [ - nach 1653], kursächsischer, kaiserlicher Feldmarschallleutnant. Vgl. http://www.schweinfurtfuehrer.de/persönlichkeiten/militaerische-personen-des-30-jaehrigen-krieges-in-schweinfurt/traudisch-trauditsch-hans-georg-freiherr-von/.
[424] Laufgraben: Graben, der bei der Belagerung einer Festung oder Stadt im Zickzackverlauf aufgeworfen wurde, in dem man sich möglichst ungefährdet nähern konnte. Approchen ist die Bezeichnung für die Laufgräben (Annäherungswege) bei der militärischen Belagerung von Festungen. Das Wort ist eine Eindeutschung des französischen Verbes s'approcher, sich nähern. Es handelt sich um eine Anlage, die der Angreifer einer Festung anlegen musste, bevor die Festung erstürmt werden konnte. Mit Hilfe einer Erdwalze (Sappe; vgl. dazu auch PIERER, Universal-Lexikon, Bd 14, S. 886-887) konnte sich der Angreifer an die Festungsmauern heranarbeiten, um sie durch ein anschließendes Unterminieren zum Einsturz zu bringen. Mit Hilfe der Approchen konnte der Angreifer das Vorgelände gedeckt überschreiten. Sappen wurden von den zu den ingenieurtechnischen Truppen gehörenden Sappeuren angelegt, die über besondere Ausrüstung wie z. B. Schanzkörbe verfügten oder den typischen, breitkrempigen Eisenhelm zum Schutz vor Geschossen, welche die Verteidiger von oben abschossen. Bei mittelalterlichen Burgbelagerungen wurden Sappen häufig eingesetzt, um das Mauerwerk der belagerten Festung aufzubrechen und die Mauer so weit auszuhöhlen, dass sie, evtl. durch Verbrennen des Stützgebälks, zum Einsturz gebracht werden konnte. Die Approchen bestanden aus einem Graben von etwa 2,5 m Sohlenbreite und etwa 1,25 m Tiefe, der bis zur 3. Parallele im Zickzack geführt auf der der Festung zugekehrten Seite mit einer etwa 1 m hohen Erdschüttung versehen war. Die einzelnen Approchenzüge legte man vor den einspringenden Winkeln der Festungswerke an und führte die einzelnen Schläge so, dass ihre Verlängerung mindestens 50 m vor dem weitest vorspringenden Festungswerk vorbeischlug. Jeder vorwärtige Schlag wurde bogenförmig über den rückwärtig hinaus nach hinten verlängert, was man Haken oder Crochet nannte. Diese Haken dienten als Ausweichstellen und der Aufstellung kleinerer Wachposten. Die zickzackförmigen Approchen wurden als einzelne Sappen ausgeführt. In geringerer Entfernung zur Festung, etwa von der zweiten Parallele an, kam die vom Sappeur mit Wälzkorb und sonstigem Hilfsgerät auszuführende völlige Sappe, später (ab etwa 1870) die einfache Erdwalze zur Anwendung. In nächster Nähe zur Festung, etwa vom Fuß des Glacis ab, hätten die Zickzacks allzu spitzwinklig werden müssen, um gegen bestreichendes Feuer geschützt zu sein. Man ging deshalb auf dieser Strecke von der Anwendung der Zickzacks ab und führte hier die Approchen derartig in gerader Richtung auf die Saillants der Angriffsfront weiter, dass sie durch Traversierung (Traversensappe, Würfelsappe) gegen bestreichendes Feuer geschützt wurden. Die Anlage von Approchen seitens der Angreifer wurde von den Verteidigern durch die langjährige Anpflanzung von tiefwurzelnden Pflanzen auf dem Glacis der Festung erschwert. [wikipedia]
[425] Bresche, Breche, brescia, bresica: durch Geschützfeuer erreichte Sturmlücke in der Stadtmauer oder auch in einer Verschanzung. Die damals angewandte Methode, eine Mauerbresche zu schießen, sah so aus, daß man eine Geschützbatterie frontal auf die zu brechende Mauer richtete und zwei kleinere Batterien im Winkel von ca. 30-45 Grad zu beiden Seiten anlegte, durch welche die gelockerte Mauersubstanz zusätzlich herausgehebelt wurde. [ENGERISSER]
[426] glühende Kugeln: Kugeln, die vor dem Abfeuern erhitzt wurden und die Dächer und Böden in Brand setzen sollten, an sich weniger problematisch, sobald die Dächer und Böden befeuchtet bzw. auf den Dachböden Sand aufgeschüttet wurden. Vor allem nachts hatten sie jedoch psychologische Wirkung.
[428] Vgl. Staatsarchiv Würzburg, Schönborn-Archiv 23; ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 37; WREDE, Wehrmacht III/2, S. 121.
[430] Adrian Graf v. Enckevort [Enckfurth, Enckefurt, Enquenfort] [20.8.1603 Diest-3.6.1663 Ledeč], kurbayerischer Feldmarschall.
[431] Feuerbälle: Karkassen: Brandgeschosse, die aus einem schmiedeeisernen, mit Leinwand ummantelten und mit einem Brandsatz gefüllten Gerippe bestehen.
[432] Granatkugel: eiserne Sprengkugel als „eine spezielle form der granate älteren gebrauchs, die auch in der feuerwerkskunst verwendet wurde“ [DWB].
[436] Kroaten (kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten), des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte. Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteyen“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Zum anderen handelte es sich bei „Freireutern“ um bewaffnete und berittene Bauern, die über Raubzüge Verwirrung hinter den feindlichen Linien schufen. Sie taten dies entweder mit Erlaubnis ihrer Kommandierenden, als integraler Bestandteil der kaiserlichen Kriegsführung, oder aber unerlaubter Weise – nicht ohne dabei z. T. drakonische Strafen zu riskieren. Diese „Freireuter“ stahlen und plünderten auf Bestellung der eigenen Kameraden sowie der Marketender, die ihrerseits einen Teil ihrer Einnahmen an die Obristen und Feldmarschälle abzuführen hatten. An Schlachten nahmen sie in der Regel nicht teil oder zogen sogar auch in der Schlacht ab. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder Fünfte war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) Theatrum Europaeum Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39; LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet“. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg als Erfahrung und Memoria.
[437] Wolf Christoph v. Crailsheim [Kreilsheim [8.1.1597 Hornberg-14.1.1647 Weißenburg], schwedischer Obristleutnant.
[438] Fähnrich: Rangunterster der Oberoffiziere der Infanterie und Dragoner, der selbst bereits einige Knechte zum Musterplatz mitbrachte. Dem Fähnrich war die Fahne der Kompanie anvertraut, die er erst im Tod aus den Händen geben durfte. Der Fähnrich hatte die Pflicht, beim Eintreffen von Generalspersonen die Fahne fliegen zu lassen. Ihm oblagen zudem die Inspektion der Kompanie (des Fähnleins) und die Betreuung der Kranken. Der Fähnrich konnte stellvertretend für Hauptmann und Leutnant als Kommandeur der Kompanie fungieren. Bei der Kavallerie wurde er Kornett genannt. Zum Teil begannen junge Adelige ihre militärische Karriere als Fähnrich. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 45f.
[439] Korporal: Der Korporal war der unterste Rang der Unteroffiziere, der einen Zug als Teil der Kompanie führte. Er erhielt in der kaiserlichen Armee (1630) 12 fl. Sold.
[440] Sergeant: Der Sergeant war Unteroffiziersdienstgrad. Der Feldwebel war ein vom Obristen oder Hauptmann eingesetzter Gehilfe in der Infanterie. Er wirkte zunächst an der Einteilung und Aufstellung der Schlachtordnung des Fähnleins mit. Im 17. und 18. Jahrhundert übernahm diese Funktion der Major/Obristwachtmeister, und im Zuge dessen beschränkten sich die Aufgaben des Feldwebels auf den inneren Dienst: auf Empfang und Ausführung der Kommandos der höheren Offiziere, die Abholung und Weitergabe der Losung an die Korporale und Gefreiten, die Aufsicht über die Disziplin der Compagnie und die Erfüllung der herrschaftlichen Dienstverpflichtungen, auf das Schreib- und Rechnungswesen. Der Feldwebel wurde teilweise auch Sergeant genannt, bei Artillerie und Kavallerie hieß er Wachtmeister. Im Schultheißengericht, der genossenschaftlichen und von den Kriegsherren weitgehend unabhängigen Rechtsinstanz in den Landsknechtsheeren (die im Laufe des Dreißigjährigen Krieges von den Unter[kriegs]gerichten abgelöst wurde) dienten Feldwebel als Gerichtsoffiziere.
[441] Marketender/Marketenderin: Dem Heer nachziehende Händlerin oder Händler, der oder die vom Obristen befugt war, den Soldaten Lebensmittel zu verkaufen. Dafür hatten sie ihm z. B. von jedem Eimer Wein oder Bier 2 Maß für die Küche abzugeben und zumeist 10 Prozent ihrer Einkünfte. Sie waren auch zum Kranken- und Munitionstransport verpflichtet, falls die üblichen Rüstwagen nicht ausreichten. Marketender und Marketenderinnen handelten auch mit Beutegut, wobei das Beutegut weit unter Wert angenommen wurde. Die Frauen unter ihnen waren nicht nur Händlerinnen, sondern auch Helferinnen, Partnerinnen, Krankenschwestern, häufig Prostituierte. Bei einem im April 1634 in Dinkelsbühl einquartierten Regiment fanden sich bei 950 Soldaten 11 Maketender, aber 26 Marketenderinnen; HEILMANN, Kriegsgeschichte S. 465 Anm. Obwohl bekannt war, dass kein Heer ohne Marketender existieren konnte, standen diese – wie die übrigen Trosser – in schlechtem Ansehen: Sie traten als Geldverleiher auf, und so mancher Söldner war bei ihnen verschuldet. Sie standen zudem in dem Ruf, für die materielle Not vieler Söldner verantwortlich zu sein, indem sie bei Nahrungsmittelknappheit und Ausbleiben der Soldzahlungen das Heer verließen und ihre Fahne in den Wind besserer Märkte hängten. Gewalttätige Übergriffe auf die Marketender durch Bauern, Bürger und eigene Soldaten waren vielfach die Folge, zumal diese z. T. zum 15fachen Preis Waren an die Bürger verkauften, die von diesen auf den Druck einquartierter Soldaten hin erstanden werden mussten (BRAUN, Markredwitz, S. 45). Vgl. KLUGE, Hofer Chronik, S. 163: "Das rauben und plündern war um diese zeit [April 1640] sehr arg, wie dann die kayßerlichen ihre eigenen marquetener, so zu Culmbach wein und vieh erhandelt und erkauft, ganz ausgeplündert, auch zugleich ein 800 thaler darzu an geld abgenommen“. Häufig wurden sie als Spione verdächtigt. Auch Juden wurden als Marketender geduldet; LOTZE, Geschichte, S. 80f. Die Aussicht auf großen Gewinn ließ Zivilisten oder Amtsträger (vgl. PFEILSTICKER, Tagebuch) häufig für einige Zeit zu Marketendern werden. REDLICH, Marketender; Continuatio Der Siegreichen Victorien, S. 4f.
[442] Stück: Man unterschied Kartaunen [Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17,5 – 19 cm], verschoss 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette]; Dreiviertelkartaune: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 16-17faches Kaliber, schoss 36 Pfund Eisen. Vgl. MIETH, Artilleria Recentior Praxis; halbe Kartaunen [langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt].
Viertelkartaune: „ein stück, welches 12 pfund eisen treibt, 36 zentner wiegt, und 24 kaliber lang ist. man hält diese stücke in den vestungen für die allerbequemste“ [DWB]. Meist als Feldschlange bezeichnet wurde auch die „Halbe Schlange“: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt; die „Quartierschlange“: 40-36-faches Kaliber (6,5-9 cm), Rohrgewicht: 12-24 Zentner, Gesamtgewicht: 18-36 Zentner, Vorspann: 6-12 Pferde; Falkone: 39-faches Kaliber Rohrgewicht: 14-20 Zentner, Gesamtgewicht: 22-30 Zentner, Vorspann: 6-8 Pferde; Haubitze als Steilfeuergeschütz, 10-faches Kaliber (12-15 cm), zumeist zum Verschießen von gehacktem Blei, Eisenstücken („Hagel“) bzw. Nägeln verwendet; Mörser als Steilfeuergeschütz zum Werfen von Brand- und Sprengkugeln (Bomben). Angaben nach ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 575ff. Pro Tag konnten etwa 50 Schuss abgegeben werden. „Vom Nürnberger Stückegießer Leonhard Loewe ist die Rechnung für die Herstellung zweier jeweils 75 Zentner schwerer Belagerungsgeschütze erhalten, die auf den heutigen Wert hochgerechnet werden kann. An Material- und Lohnkosten verlangte Loewe 2.643 Gulden, das sind ca. 105.000 bis 132.000 Euro. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus diesen ‚Halben [?; BW] Kartaunen’ kosteten fünf Reichstaler - mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81; SCHREIBER, Beschreibung, bzw. Anleitung, 3. Kapitel.
[444] Adrian Graf v. Enckevort [Enckfurth, Enckefurt, Enquenfort] [20.8.1603 Diest-3.6.1663 Ledeč], kurbayerischer Feldmarschall.
[449] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 169, fol. 351-357 (Ausfertigung): Holzappel an Ferdinand III., Leskau, 1647 IX 19.
[450] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 169, fol. 462-463 (Entwurf): Ferdinand III. an Holzappel, Prag, 1647 IX 23.
[455] Jan Freiherr v. Werth [Büttgen 1594-16.9.1652 Benatek], bayerischer, kaiserlicher General der Kavallerie. Vgl. LAHRKAMP, Jan von Werth.
[456] Johann Wilhelm Vogt Freiherr v. Hunolstein [Hundelstein, Hundtstein, Honolstein, Honoldstein] zu Dürrkastel [24.4.1599-29.9.1665], kurbayerischer Generalwachtmeister, Feldmarschallleutnant.
[457] Philipp v. der [genannt „Philipp“ oder „Philippi“] Beeck [ -1654 Neustadt], kaiserlicher Generalwachtmeister.
[458] Karl Friedrich v. Reich [Reiche, Reych] [vor 1618-20.12.1647 Gießen], kaiserlicher Generalfeldwachtmeister.
[459] Ernst Graf Abensberg u. Traun-Meissau [26.3.1608-18.11.1668], kaiserlicher Obrist, Generalkommissar.
[460] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 169, fol. 397-398 (Ausfertigung): Holzappel an Ferdinand III., Bela, 1647 IX 21.
[461] Blankenstein bei Gladenbach [LK Marburg-Biedenkopf]; http://www.stadt-gladenbach.de/gladen/schloss/schloss.htm.
[464] Pechkränze: Aus brennbarem Stoff geflochtener und mit Pech überzogener Kranz, verwandt, um zu leuchten oder in Brand zu stecken; er wurde bei Belagerungen an die Stadttore gehängt, um diese zu verbrennen.
[466] Georg II. Landgraf v. Hessen-Darmstadt [17.3.1605 Darmstadt-11.6.1661 Darmstadt]; „Hessen-Darmstadt, Georg II. Landgraf von“, in: Hessische Biografie <http://www.lagis-hessen.de/pnd/118884352> (Stand: 8.3.2012). Vgl. DIEHL, Georg II.; BECK, Die Neutralitätspolitik Landgraf Georgs II.; WACHENDORFER, Möglichkeiten und Grenzen.
[467] Peter Melander Graf v. Holzappel [8.2.1589 Niederhadamar-17.5.1648 Augsburg], hessen-kasselischer, kaiserlicher Feldmarschall.
[468] Amalia Elisabeth Landgräfin v. Hessen-Kassel [29.1.1602 Hanau-3.8.1651]. Vgl. BUCKREUS, Die Körper einer Regentin; PUPPEL, Amelie Elisabeth; BECHERT, Die Außenpolitik; PETRI, Das Militärwesen von Hessen-Kassel; BETTENHÄUSER, Familienbriefe.
[470] BLUME; RUNZHEIMER, Gladenbach und Schloß Blankenstein, S. 75f. Nach SIEGEL, Geschichte der Stadt Wolfhagen, S. 171, hatte Holzappel dagegen geplant, Kassel zu erobern, er habe dies jedoch angesichts der notwendigen langwierigen Belagerung wieder aufgegeben.
[472] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 172, fol. 323-324 (Ausfertigung): Gratulationsschreiben Georgs v. Hessen-Darmstadt, Dillenburg, 1647 XII 14, an den noch in Altena weilenden Holzappel; bzw. den Bericht Enckevorts an Holzappel, Reimlingen, 1647 XII 20; Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 172, fol. 69-74 (Ausfertigung).
[474] minieren: graben, untergraben: Anlegen von Untergrabungsgängen unter dem Mauerfuß einer belagerten Festung. Diese Minengänge zielten entweder auf den Einsturz der Mauer oder auf ein Eindringen in die Festung. Über die Unterhöhlung hinaus konnten sie mit einer Pulverladung versehen und zum Sprengen der Mauer benutzt werden. Da man die Arbeitsgeräusche bald hören konnte, wurden Gegenminen gelegt und zur Explosion gebracht. Teilweise wurden die Minen auch dem Gegner gezeigt, um ihn zum Aufgeben zu bewegen.
[475] Dr. iur. utr. Andreas Christian Pagenstecher [1612-1677], hessen-kassel. Generalauditor, Kriegsrat u. Geheimer Rat; MITTEILUNGEN, S. 275-282.
[476] Adolf v. Mey [May], Herr zu Brüntrup in der Grafschaft Lippe, 1623 Obrist unter Christian v. Braunschweig, dann hessen-kasselischer Obrist, hessen-kassel. Resident bei der schwedischen Hauptarmee, 1646/47 Bevollmächtigter bei Ulmer Stillstandsverhandlungen, 1649-1650 Gesandter auf dem Nürnberger Exekutionstag.
[477] Riksarkivet Stockholm E 8373 (Ausfertigung): Amalie Elisabeth an C. G. Wrangel, Kassel, 1647 XII 07 (a. St.); eingegangen Minden, 1647 XII 18 (a. St.); vgl. Statní oblastní archiv v Zámrsku Rodinny archiv Piccolominové 25.591 (ital. Original): Gronsfeld an Piccolomini, Hauptquartier Kitzingen, 1648 I 16.
[481] Profoss: Militärischer, vielfach gefürchteter Offiziant, der die Einhaltung der Kriegsbestimmungen und Befehle, der Lager- und Marschordnung überwachte. Der Profoss zeigte die Zuwiderhandelnden beim Befehlshaber an, nahm sie fest, stellte sie vor Gericht und vollstreckte das vom Kriegsrichter (dem Auditeur) gesprochene Urteil. Er ersetzte dadurch den Scharfrichter, der nicht immer beim Regiment vorhanden war. Dabei unterstützten ihn Knechte und Gehilfen wie der Profosslieutenant. Es gab einen Profoss für jedes einzelne Regiment und einen Generalprofoss (auch „Generalgewaltiger" genannt) für die gesamte Armee. Der Profoss hatte ferner die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel vor den Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Er überwachte gegen eine Abgabe der Händler oder Marketender den Lagermarkt. Zudem oblagen ihm die Einrichtung der Latrinen und die Reinigung des Feldlagers von den Fäkalien, die Entfernung toter Tiere. Einmal pro Woche wenigstens sollten die Quartiere durch die Huren und Trossbuben gereinigt werden, zur Aufsicht wurde auch der Hurenwebel (aufsichtsführender Organisator des umfangreichen Trosses) herangezogen. Mitglieder des Trosses, der immer wieder Gesindel aller Art anlockte, konnten zudem zu den kräftezehrenden und verachteten Schanzarbeiten und anderen Hilfsarbeiten herangezogen werden. Hier hatte der ihm unterstellte Hurenwebel die Aufsicht. Diese wichtige Funktion war für einfache Soldaten die wohl einzige militärische Aufstiegsmöglichkeit. Der Hurenwebel besaß einen eigenen Leutnant als Stellvertreter und wurde zudem vom Rumormeister unterstützt. Der Profoss und dessen Leutnant sollten zudem beim Verlassen der Quartiere die Huren und die Trossbuben aus den Quartieren vertreiben und dafür sorgen, dass alle Feuer gelöscht waren. Seine Aufgabe war es auch, die Gefangenen hinter dem Regiment herzuführen. Er erhielt monatlich 30 fl. (Kavallerie) bzw. 60 fl. (Fußtruppen). LAHRKAMP, Kölnisches Kriegsvolk; Schwedisches Kriegs-Recht; BERG, Administering justice, S. 6.
[482] Kontribution: Kriegssteuer, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfälischen als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist". Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) und Militärverwaltung erhoben. Teilweise wurde den Juden eine Sondersteuer auferlegt (HOCK, Kitzingen, S. 92), um sich selbst einer zusätzlichen Belastung zu entziehen. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militärischer Gewalt oder unter Androhung des Verlusts des Bürgerrechts (das in Erfurt seit 1510 ab dem 16. Lebensjahr erworben werden konnte), des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), und der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer und Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen" etc. auflistet. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 268, über die schwedische Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht". Der Flussmeister und Advokat Johann Georg Maul [? – nach 1656)] (1638), WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 121: „Weil ich nun zu dieser Contribut[ion] wöchentlich 7 f geben müssen und nicht allemahl sogleich bezahlet habe, bin ich und die Meinigen zu verschiedenen mahlen ohngewarneter Weisse überfallen worden, und man hat mich dermaasen gequälet und gemartert, dass es einen Steine in der Erdte erbarmen möchte, sonderlich in der Heilgen Zeit, am 5. Jan[uar] 1638, da ich eines kleinen Resto wegen von 6 vollgesoffenen Soldaten, der einer, der Berth genannt unter dem Obristen [Heinrich; BW] von Schleiniz, den Degen über mich gezogen, mein Weib, so dazwischen gelaufen, am Arme verwundet, den Gürtel von Leibe in drey Stücken gerissen und solche Grausamkeit verübet, dass es nicht zu beschreiben, vielweniger von Christlichen Menschen geglaubet werden kann, mitler weile, als dieser Berth also mit mir chargierte, haben die andern 5 Bösewichter gemauset, was sie angetroffen, unter andern mir einen Fisch Otter, so man an die Arme stecket, mein Kamm Futter mit aller Zugehör vor 5 f, allerhand Geräthe ohngefähr 8 f, so ich nicht wieder bekommen können". Aus der Stausenbacher Chronik des Caspar Preis für 1648, ECKHARDT; KLINGELHÖFER, Bauernleben, S. 69: „Im Jahr 1649 in dem Monadt October seind wir einmal der Hessischen Conterbutzion erleitigt worden. Dem allmächtigen, ewigen, barmhertzigen, liben, trewen Gott, dem Vatter aller Gnaden, sey ewigen Lob, Ehr und Preiß gesagt in alle ewigkeit. Amen. In dem schweren Joch der hesischen Conterbutzion seind wir gemartert, gepeinigt und gequället worden zwantzig gantzer Jahr. Ach du mein Gott und mein Herr, wie mancher armer redtlicher ehrlicher Man hatt doch das Seinige musen verlasen und mit dem Rück ansehen und sich in die Fremde begeben musen wegen der Conterbutzion und des gemarterten Bludtgelts. Es ist doch in Wharheit nichts anders dan der armen Leuth Schweiß und Blutt". Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. Die Kontribution wurde oft auch zweckentfremdet; vgl. SEMLER, Tagebücher, S. 23 (1633): „Man sagt, daß die von Bodman ohngefahr 30 thaler für ihre contribution dem obrist leüttenant [Edlinstetten; BW] alhie, alß ihrem vettern, zu hannden gestellt, darmit sie ihme genůgsambe satisfaction geben, er aber diß gellt dem apotegger zutragen laßen mit begeren, solle ihme darumb confect schickhen. Da man vnß aber bereden wollen, auß disem contribution gellt werde man die soldaten beklaiden vnd in daß veld ausstaffieren“. Die ausführlichste Darstellung der Erpressung von Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky in den „Miniaturen“.
[483] Galgen: Vorrichtung zum demonstrativen abschreckenden Vollzug der schimpflichen Todesstrafe durch den Henker und Wahrzeichen der „hochnotpeinlichen Gerichtsbarkeit“ des Gerichtsherrn. Er bestand aus zwei aufrecht stehenden Pfosten mit einem Querholz, bisweilen aus drei Pfosten mit Querhölzern oder aus einem Pfosten, in den ein Querholz rechtwinkelig eingelassen war. Man unterschied zwischen Kniegalgen, Schnellgalgen, Soldatengalgen (Quartiergalgen, der in der Regel zusammen mit einem hölzernen Esel von den Bürgern zwangsweise errichtet werden musste) und Wippgalgen (LAHRKAMP, Dreißigjähriger Krieg, S. 198. Die Galgen befanden sich zumeist außerhalb der bewohnten Orte in einem Waldgebiet auf dem Galgenberg. Die Errichtung oder Ausbesserung galt als anrüchig. Deshalb mussten alle beteiligten Zünfte Hand anlegen oder es entschied das Los. Galgen, mit einer kreisförmigen Untermauerung, auf der die Pfeiler mit den Querbalken standen, nannte man Hochgericht. Der Verurteilte musste mit dem Henker auf einer Leiter zu einem der Querhölzer hinaufsteigen, um zunächst aufgeknüpft, dann durch Wegziehen oder Umstoßen der Leiter getötet zu werden. Bei Einquartierungen wurde als drastische Abschreckung auf einem öffentlichen Platz der Quartiergalgen zur Schnelljustiz errichtet. Es lag im Ermessen des Henkers, ob der Tod durch Genickbruch rasch oder durch Strangulation langsam eintrat. Ihm stand auch die Verwertung des Körpers [Armesünderfett oder Blut als Heilmittel, Diebsfinger (vgl. WOLF, Niederländische Sagen, S. 364-365) etc.] zu. Der Hingerichtete blieb je nach Delikt oft lange sichtbar hängen, dem Verwesungsprozess bzw. den Hunden, Raben und den Witterungseinflüssen preisgegeben. Der abgefallene Leichnam wurde zumeist auf dem Galgenberg verscharrt.
[484] Brandschatzung: von der jeweiligen Armee festgelegte Summe, die die Einwohner aufzubringen hatten, um das in Brand Stecken ihrer Stadt, Gemeinde etc. zu verhindern. Bei den Armeen gab es seit dem Mittelalter so genannte Brandmeister, Spezialisten im Schätzen und bei Nichtbezahlung der Brandschatzung im Feuerlegen. Erzherzog „Leopold Wilhelm musste bereits zwei Monate [20.11.1645; BW] nach seiner ersten Weisung mit einem neuerlichen Befehl die Einhaltung der Disziplin und Abstellung der Exzesse energisch einfordern: Er verhängte ein komplettes Ausgangsverbot in seiner Armee, um Delikte wie Kirchenplünderung, Mord, Brandschatzung und die schendung der weibsbilder zu verhinden“. REBITSCH, Gallas, S. 218.
[485] Glockengelder: Geld, womit eine eroberte Stadt, die sich vom groben Geschütze hat beschießen lassen, ihre Glocken und ihr Kupfergeschirr, welches alles herkömmlich der Artillerie des Eroberers heimfällt, wieder erkaufen oder einlösen muß [KRÜNITZ, Enzyklopädie Bd. 19, S. 192], wenn man während der Belagerung etwa bei Sturmläufen hatte die Glocken läuten lassen, was nach dem „Recht“ des Siegers 12.000 fl. [zum Vergleich: 1634 wurde ein Bauernhof mit 8.-1.000 fl., ein kleines Schloss mit 4000 fl. veranschlagt; vgl. MATHÄSER, Friesenegger, S. 51] und mehr sein konnte. Wurde das Geld nicht aufgebracht, wurden die Glocken als Rohmaterial für den Geschützguss eingeschmolzen.
[486] Buschklepper: Strauchdieb. Zur Etymologie: Räuber verbergen sich in den Büschen oder sie „klopfen", wie Vogelsteller und Jäger, „auf den Busch". Eine andere Ableitung versteht kleppen als „schnell (weg)laufen": Der Buschklepper ist ein schnell durch den Wald laufender bzw. fliehender Räuber. Mit dieser Bezeichnung stellt z. B. der Protestant HAPPE [vgl. mdsz.thulb.uni-jena.de] die aus dem katholischen Eichsfeld kommenden marodierenden Truppenteile und Einwohner, die von Plünderung auf Bestellung anderer Bürger lebten, besonders negativ dar. [mdsz]
[489] Jacob Hoff [Schnorbein, genannt Hoff] [1598-1670], hessen-kasselischer Hofmarschall u. Offizier. Vgl. GIEBEL, Jacob von Hoff; BETTENhäuser, Familienbriefe.
[490] Carl Gustav Wrangel, Graf zu Salmis u. Sölvesberg [13.12.1613 Schloss Skokloster-25.6.1676 Schloss Spyker auf Rügen], schwedischer Feldmarschall.
[491] Riksarkivet Stockholm E 8373 (Ausfertigung): Bericht des Kommandanten von Ziegenhain, Hoff, an Amalie Elisabeth, 1647 XII 04 (a. St.), beigelegt ihrem Schreiben an Wrangel, Kassel 1647 XII 07 (a. St.). SAMBRAUS, Feldzug, 25, geht v. 400 Mann Verlust aus.
[493] VELTZÉ, Ausgewählte Schriften Bd. 3, S. 63; im italienischen Original bei DUDÍK, Schweden, 394. Nach SOLMS-LAUBACH; MATTHAEI, Wetterfelder Chronik, S. 307, habe die schwedische Armee am 26.1. (a. St.) „bey Wetter, Rauschenberg und Gemünden sich wieder movirt und die marche auff Homburg an der Ohm eingerichtet“.
[494] Jost Maximilian Graf v. Gronsfeld [6.11.1596 Rimburg-24.9.1662 Gronsveld], ligistisch-bayerischer Obrist, kurbayerischer Feldmarschall. Vgl. WARLICH, Für Bayern, Habsburg und Reich.
[495] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 174, fol. 149-150: Fernemont an Montecuccoli, Maar [heute Stadtteil von Lauterbach [Vogelsbergskreis]), 9.1.1648.
[497] Schon 1646 hatte Kurfürst Maximilian I. Erzherzog Leopold Wilhelm und dessen Armee als „Bärenhäuter und Straßenräuber“ tituliert. So jedenfalls der Erzherzog an seinen Bruder, Niederdorf, 30.11.1646. SCHREIBER, Leopold Wilhelm, S. 64, bzw. 66, Anm. 67.
[499] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 175, fol. 46-47 (Ausfertigung): Kaiserliches Hauptquartier Hammelburg, 5.2.1645 an Hunolstein u. die Kommandanten der berittenen Freikompanien. Kompanie (auch Freifahne), die keinem Regiment und keinem Regimentsstab unterstellt war. Bei den Kaiserlichen waren dies Hannemann, Unger und Augustin.
[503] Staatsarchiv Bamberg B 33/II/3/59 (Ausfertigung, teilweise chiffriert mit Dechiffrierung): Melchior Otto an Göbel, Bamberg, 1648 II 17. Staatsarchiv Bamberg B 33/II/3/52: Mertloch an Göbel, Bamberg, 1648 II 17.
[505] Vgl. die Bitte Holzappels an Melchior Otto, Hammelburg, 1648 II 04; Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 175, fol. 45 (Ausfertigung).
[506] Die Feste Forchheim war während des ganzen Krieges nicht erobert worden und Zufluchtsort des Bischofs Melchior Otto Voit von Salzburg wie auch seiner Vorgänger gewesen; KIST, Fürst- und Erzbistum Bamberg, S. 103f. Die Einlagerung kaiserlicher Truppen hatte er zu verhindern gesucht: „Welches wir gleichwohl ungern und doch entlich cum protestatione, daß wir uns deretwegen mit keiner verantworttung wolten beladen, zur verhutung allerhandt mißgedanckhen eingangen, müßen stehen lassen“. Staatsarchiv Bamberg B 33/II/ 3/59 (Ausfertigung, teilweise chiffriert mit Dechiffrierung): Melchior Otto an Göbel, Bamberg, 1648 II 07.
[509] Dass es an Bespannung (u. Munition) für die Artillerie fehlte, hatte Holzappel Maximilian I., Hauptquartier Arnstein, 1648 II 10, mitgeteilt; Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 175, fol. 174-181 (Ausfertigung).
[510] HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2, S. 60; HOYOS, Ernst von Traun, S. 81. Auf 1 Pfd. des Geschützkalibers wurde 1 Pferd gerechnet.
[511] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 175, fol. 259 (Ausfertigung): Kommandant von Forchheim an Fernemont, Forchheim, 1648 II 14.
[512] Staatsarchiv Bamberg B 33/II/3/52 (Ausfertigung): Mertloch an Göbel, Bamberg, 1648 II 17; Staatsarchiv Bamberg B 33/II/3/59 (Ausfertigung, teilweise chiffriert mit Dechiffrierung): Melchior Otto an Göbel, Bamberg, 1648 II 17; vgl. DIETZ, Hochstift, S. 40. Bis 1647 waren im Hochstift 8 Städte, 6 Marktflecken, 65 Dörfer, 7 Schlösser, 32 Kirchen, zahlreiche Höfe, Häuser, Spitäler, Mühlen etc. vernichtet worden. Vgl. die Darstellung Bambergs in der 50. Sitzung des Fürstenrats, Osnabrück, 1648 IV 26/V 06: „Es sey bekant, was das stifft Bamberg bey dem fast uf die 30 iahr sich erstreckenden krieg ausgestanden und das fast continuirlich der Schwäbische und Fränckische creiß überschwemmet gewesen. Viel städte, dörffer und kirchen weren zugrunde abgebrant. Das stifft habe continuirlich die starcke guarnisonen halten müßen, ohne einige abkurzung bey denen reichscontributionen. Sieder anno 1618 sey aus den Kernischen landen [Kärntner Besitzungen], soweit dieselbe dem stifft zustendig, eine ganze million paares goldes dem hause Österreich hergeben wordenn. Sage es allein zu dem Ende, weil in vorhergehenden votis das unvermögen remonstrirt worden“. REPGEN, Geschichtsschreibung, S. 77f.
[513] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 176, fol. 107 (Ausfertigung): Holzappel an Melchior Otto, Hauptquartier Kipfenberg, 1644 III 08.
[514] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 176, fol. 216-218 (Ausfertigung): Gronsfeld an Holzappel, Hauptquartier Beilngries, 1648 III 15; vgl. dagegen Wrangels Darstellung gegenüber J. Oxenstierna, Feuchtwangen, 1648 III 11/21; APW II C/4, 2, Nr. 178, 324.
[516] Vgl. den Bericht des Kommandanten von Rottenburg/Neckar an Wolf Ferdinand v. Fitsch, Kommandant von Glatz, Rottenburg, 1648 III 09; Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 176, fol. 112-114.
[517] Staatsarchiv Bamberg B 33/II/3/69 (Ausfertigung): Mertloch an Göbel, Bamberg, 1648 III 23; B 33/II/3/72 (Ausfertigung): Mertloch an Göbel, Bamberg, 1648 III 23; B 33/II/3/74 (Ausfertigung): Melchior Otto an Ges. in Osnabrück, Forchheim, 1648 III 29; B 33/II/3/75 (Ausfertigung): Mertloch an Göbel, Bamberg, 1648 III 31; B 33/II/3/76 (Ausfertigung): Mertloch an Göbel, Würzburg, 1648 IV 03: Man habe einen Bericht den ksl. Hof gesandt, an den auch Holzappel, „aber umbstendig und außführlich, den gantzen verlauf überschrieben habe, doch nicht wissen wir, waß daruf folgen werde, ärger alß wir biß dato ohne das tractirt worden, kan man unß fast hinführo auch nicht woll tractiren, man hatte uns in verpleibung der stuck extradition noch ein paar dutzet dörfer abgebranndt“. Melchior Otto verwies darauf, dass 3.000 Kavalleristen den Forchheimer Kdt dazu gezwungen hatten; Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 176, fol. 331-332 (Ausfertigung): Melchior Otto an H., Bamberg, 1648 III 24.
[520] Österreichisches Staatsarchiv Wien Alte Feldakten 1648/5/12 (Ausfertigung): Fernemont an Ferdinand III., Augsburg, 1648 V 19.
[521] Österreichisches Staatsarchiv Wien Alte Feldakten 1648/5/12 (Ausfertigung): Fernemont an Ferdinand III., Augsburg, 1648 V 19. Selbst nach HÖFER, Ende, S. 181, eine Fehleinschätzung Holzappels, obwohl dieser zumindest durch J. L. v. Nassau-Hadamar gut informiert gewesen sein muss; vgl. dessen Schreiben an Holzappel, Münster, 1648 IV 03, Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 177, fol. 15-16 (Ausfertigung); Münster, 1648 IV 21, Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 177, fol. 156-157 (Ausfertigung); 1648 IV 24, Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 177, fol. 185-186 (Ausfertigung).
[522] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2961, fol. 523 l (Ausfertigung): Gronsfeld an Maximilian I., Zusmarshausen, 1648 V 16.
[523] Langenau; HHSD VI, S. 446ff. Nach ZILLHARDT, Zeytregister, S. 35, lag das Hauptquartier v. Turenne, Wrangel u. Douglas dort.
[525] Das wird auch v. Fernemont bestätigt; Österreichisches Staatsarchiv Wien Alte Feldakten 148/5/12 (Ausfertigung): Fernemont an Ferdinand III., Augsburg, 1648 V 19. In Lauingen waren nach RÜCKERT, Lauingen I, S. 51, 166 Häuser verödet, 74 abgebrochen.
[526] Henri de La Tour d’Auvergne, vicomte de Turenne [11.9.1611 Sedan-27.7.1675 Sasbach], Marschall v. Frankreich.
[528] Nach seiner Auffassung war es bei Feldzügen wichtig, „nur wenige Belagerungen zu führen, doch viele Gefechte (nicht Schlachten) zu liefern“. Zit. bei JÄHNS, Geschichte, S. 1157.
[529] 1637 hatte Werth einmal versucht, seine Ausgaben für Boten u. Spione von Maximilian I. ersetzt zu bekommen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2450, fol. 347 (Ausfertigung). Maximilian I. schrieb ihm, er habe doch selbst den Vorteil davon gehabt, und lehnte eine Erstattung ab. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2450, fol. 350 (Entwurf): Maximilian I. an Werth, München, 1637 V 27.
[531] STECKZÉN, Arriärgardesstriden, S. 148, gibt die Zugordnung wieder: Die Nachhut sollte v. Montecuccoli u. den kaiserlichen0 Kroaten gebildet werden, während die gesamte bayr. Kavallerie u. Artillerie über Dinkelscherben, Häder, Agawang, Nessried (?), Rommelsried u. Biburg ins Lager vor Augsburg marschieren sollte. Er geht dabei von insgesamt 22.000 Mann vor dem Treffen aus, wobei er sich auf die bei SAMBRAUS, Feldzug, S. 93ff., gemachten Angaben stützt.
[532] Tross: Der Tross war der gesamte Begleitzug eines Heeres (ohne Anspruch auf Verpflegungsrationen) und bildete sich, neben den Offiziers- und Soldatenfamilien, aus Dienstpersonal, Feldpredigern, Feldchirurgen, Feldschern (vgl. s. v.), „Zigeunern“ als Kundschaftern und Heilkundigen, Köchen und Handwerkern, Händler/innen und Marketender/innen, Invaliden und Entwurzelten, Glaubensflüchtlingen, Soldatenwitwen und Kriegswaisen, Hunger leidenden Zivilisten und Bauern, Gefangenen, behördlicher Strafverfolgung Entflohenen und zum Dienst bei der Artillerie verurteilten Straftätern sowie Gauklern, Wahrsagern und in 4 Klassen eingeteilte Prostituierten („Mätressen“, „Concubinen“, „Metzen“ und „Huren“). Der schwer bewegliche Tross und die ambulante Lagergesellschaft waren z. T. doppelt bis viermal so groß wie das Heer, dem er folgte, und war somit zahlenmäßig größer als eine Großstadt wie etwa Köln. Während zu Anfang des Krieges der Tross etwa 30 % größer war als die kämpfende Truppe, war er am Kriegsende nach Aussage des bayerischen Feldmarschalls Gronsfeld unkontrollierbar angewachsen. Er erinnerte daran, dass man „in disen beiden armaden sicherlich über 180 000 seelen hat, welche, es sein gleich jungen, fuhrknecht, weiber und künder, doch alle sowoll alß soldaten leben müssen. Nun werden die beeden armaden ungefähr uf 40 000 mann proviantirt, und mehrer nicht, alß ein mensch in 24 stundt nöthig hat. Wie nun die übrige 140 000 menschen leben können, wan sie nicht hin und her ein stuckh brott suchen thun, solches ist über meinen verstandt“. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2961, fol. 29 (Ausfertigung): Gronsfeld an Maximilian I. von Bayern, Thierhaupten, 1648 III 31. In der Werbeinstruktion (1639 VII 04; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2624, fol. 4-5) war bestimmt worden, dass „taugliche knecht und nit solche, wie zum theil bei vorigen werbungen geschehen, geworben werden, die mit zu villen kindern beladen und sich allein wegen der quartier underhalten lassen, khonfftig aber wanns zum veldzug khombt, wider dauongehn, also werb: und lifergelt umb sonst angewendt wirdet“. Zum Teil wurden sogar Schiffsbrücken im Tross mitgeführt. Zudem unterlag der gesamte Tross der Militärjustiz, vgl. GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 35 (1633): „Haben 4 von dem Troß ins Feuer geworfen, wie man denn nach geschehenem Brand 2 Köpf, etliche Finger und einen halben gebratenen Menschen noch übrig gefunden“.Zur „Lagergesellschaft“ vgl. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“, S. 279-296; LANGER, Hortus, S. 96ff.; WAGNER, Ars Belli Gerendi. In Notsituationen wurden Trossangehörige, wenn auch erfolglos, als Kombatanten eingesetzt; BRNARDIC, Imperial Armies 1, S.19.
Der Aufwand für die eigenen Bedürfnisse Erzherzog Leopold Wilhelms und seinen Hofstaat scheint ziemlich groß gewesen zu sein. HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 230: „Bei dem Durchzug durch Heilbronn am 10. Oktober [1645; BW] hatte das Heer Leopolds so viel Troß bei sich, daß ‚2 Tage lang eine Kutsche ein Wagen, ein Troß auf den anderen folgte, und das Gesindel so zahlreich war, wie man es noch bei keinem Heere gesehen hatte' ".
[533] Zur Schlacht vgl. HÖFER, Ende, bzw. HÖFER, Schlacht, der alle Details nach den Wiener Akten wiedergibt, bzw. den Bericht eines Unbekannten an B. v. Schwanendal, 1648 V 22 (Riksarkivet Stockholm Diplomatica Germania A I 1: Westfaliska freden och des exekution 12, fol. 945-946 (A): Beilage zum Schreiben J. Oxenstiernas u. Salvius' an Christina, Osnabrück, 1648 V 22/VI 01; APW II C 4/2, 484; bzw. fol. 964-966': Wrangel an J. Oxenstierna, Feldlager bei Hennhofen, 1648 V 08/18.
[536] Österreichisches Staatsarchiv Wien Alte Feldakten 1648/5/12 (Ausfertigung): Fernemont an Ferdinand III., Augsburg, 1648 V 19.
[537] Vgl. Fernemonts Bericht; Österreichisches Staatsarchiv Wien Alte Feldakten 1648/5/12 a (Ausfertigung).
[538] Nach CORVISIER, Histoire Militaire, S. 366, dienten in der französischen Infanterie 1644 31 % Ausländer, 1651 44 %, so dass man wohl auch für 1648 ca. 40 % annehmen darf. Nach den Zahlenangaben von 1653 stellten die Iren vor den Deutschen und Schweizern den höchsten Anteil.
[539] Statní oblastní archiv v Zámrsku Rodinny archiv Piccolominiové 25.889 (Ausfertigung, dt.): Obrist des Regiments Gonzaga an F III, s. l., s. d.: Der Feind habe ihre gesamte Bagage erbeutet, das Regiment sei zersprengt u. vernichtet worden.
[542] Österreichisches Staatsarchiv Wien Alte Feldakten 1648/5/ad 12 (Ausfertigung): Ruoff an Fernemont, s. l., s. d. [wahrscheinlich Augsburg, 1648 V 18].
[543] Wie Montecuccoli Ferdinand III. berichtete; DUDÍK, Schweden, S. 394f. Bei VELTZÉ, Ausgewählte Schriften Bd. 3, S. 64f., ist der Verlauf des Treffens aus Montecuccolis Sicht detailliert beschrieben. Er berichtete in seiner Korrespondenz mit dem Prinzen v. Medici aus dem ksl. Feldlager bei Friedberg am 20.5.1648 über die Ereignisse: „Der Feind überschritt am 16. die Donau und suchte uns mit seiner gesammten Cavallerie und seinen Dragonern an den Leib zu rücken; am 17. Morgens, um 7 Uhr, kam er uns in Sicht und es war meine Aufgabe, als Commandant der Nachhut, welche aus 2500 Reitern, 800 Musketieren, sowie 4 Geschützen bestand, ihm die Stirne zu bieten. Der Kampf war sehr hartnäckig und schwierig, da wir uns Schritt für Schritt zurückziehen mussten und dauerte sechs Stunden; endlich hatten wir die zwei Meilen entfernte Hauptarmee, die eine vorteilhafte Stellung bezogen hatte, erreicht und der Feind begann nun mit Hilfe seiner eingetroffenen Infanterie den Haupt-Angriff. Es wurde bis zum Abend gekämpft und der Feind verlor 5-6000 Mann“. Nach HOGL, Andechs, S. 94 (unter Benutzung des Tagebuchs des Abts v. Andechs), dauerte die Schlacht neun Stunden.
[545] Muskete: Die 1, 5 - 2 mm dicken Brustharnische der Pikeniere boten keinen ausreichenden Schutz gegen Musketenkugeln, die mit 300 m/sec noch auf 40 Meter den Harnisch und seinen Träger durchschlugen und ihm meist tödliche Verletzungen zufügten. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 79, 156. Bei einer Schussentfernung von 100 m wird der Brustpanzer noch durchschlagen, in der Regel blieb aber die Kugel im Körper zurück und fügt dem Getroffenen schwere Verletzungen zu. Bei einer Entfernung von 200 m wird der Panzer zwar nicht mehr durchschlagen, der Getroffene erleidet aber schwere Prellungen. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 79f. Vgl. auch EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.
[546] Wie DAMBOER, Krise, S. 256f., 279, an Hand einiger bayerischer Regimenter zwischen 1634 u. 1647 aufzeigt, waren 1624 nur 15 % der Soldaten gedient, 1639 hatte sich ihr Anteil auf 30 % verdoppelt, 1643 waren es bereits 50 %, während ihr Anteil 1647 auf 66 % stieg. Nach RIED, Neumarkt, S. 106, fanden sich im Neumarkter Lazarett (1647) Soldaten im Alter v. 57 u. 60 Jahren, was jedoch nach KAPSER, Kriegsorganisation, S. 266ff., bei den zwischen 1638 u. 1648 geworbenen gedienten u. ungedienten Söldnern extrem selten ist. Bei den ungedienten Söldnern lag der Anteil derer, die praktisch nur den Krieg als Existenzform kannten, bei über 75 %. Nach HOLTZ, Unsicherheit, S. 135, Anm. 4, betrug die Lebenserwartung verheirateter Männer ab dem 20. Lebensjahr zwischen 1620 u. 1654 39, 4 Jahre; das Alter wird dabei mit 50 Jahren angesetzt.
[547] Adrian Wilhelm v. Virmond v. u. zu der Neersen (Nerß) u. Anrath [24.11.1613-15.6.1681], kurbayerischer Obrist, ab Dezember 1647 Kommandant v. Augsburg, später kaiserlicher Feldmarschallleutnant.
[549] KRAUS, Militärwesen, S. 122; vgl. ZILLHARDT, Teytregister, S. 222: „Nachdem die Schweden und Frantzoßen den sig erhalten und gewonen, alsdan sindt die Keyserischen und Bayrischen in einen grossen schreckh komen, voran weil der keysserische general und sein beste manschafft gefallen. Da sindt sie in die flucht komen und haben sich nach Augsburg geretteriert, welche sie inehaten. Die Schwedischen aber haben inen nachgesetzt büß an die stat, das man mit stuckhe unter die Schweden geschossen“.
[550] Desertion: Auf die unerlaubte Entfernung vom Regiment stand in den Kriegsartikeln die Todesstrafe, die nur nicht verhängt wurde, wenn Bedarf an Soldaten herrschte. Vgl. WINTER, Möser, S. 19f.: „Den 21. März [1628] läßt Hauptmann Föckler einen Reiter, so bei dem Merodischen Regiment, und einen Soldaten, so unter Hauptmann Kestgens, und einen, so unter seiner Compagnie ausgerissen, henken an die Justiz auf dem Markte. Den 2. April aber hat er einem Corporal zu Roß den Kopf, auch der Ursache halben abschlagen lassen". Teilweise ließ man Deserteure um ihr Leben würfeln; DOLZ, Versuch, S. 298. Zur Desertion trug auch die Praxis bei, untergesteckte Söldner „zue disem sturmb, wie andere mehr, wider wüllen [...] vornen an die spüz" als Kugelfang zu stellen, wie ein kaiserlicher Soldat, der bei der Belagerung Überlingens 1634 verletzt wurde, nach Mitteilung Bürsters über seine Dienste nach der zwangsweisen Untersteckung unter die schwedische Armee berichtete; WEECH, Bürster, S. 67. Vgl. KAISER, Ausreißer; KAISER, Lebenswelt der Söldner.
[551] So Schlick an W. E. v. Lobkowitz, Karlsbad, 1648 V 20; Statní oblastní archiv Litoměřice (Zitenice), Rodinny archiv Lobkovicové-LR, C 116 (Ausfertigung).
[552] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2961, fol. 564 l (Ausfertigung): Gronsfeld an Maximilian I., Scheuring, 1648 V 21.
[553] Österreichisches Staatsarchiv Wien Alte Feldakten 1648/5/10 (Ausfertigung): Maximilian I. an Ferdinand III., München, 1648 V 18.
[554] Georg Druckmüller [Truckmüller, Truckmiller] v. Mühlburg, Freiherr zu Prunn, Herr zu Roggenstein [ -27.4.1659], kurbayerischer Feldmarschallleutnant.
[555] Ulrich Herzog v. Württemberg in Neuenbürg [15.5.1617 Stuttgart-5.12.1671 Stuttgart], kaiserlicher Obrist.
[557] Hans [Johann] Jakob Kolb v. Kager [Reindorf, Rhaindorf], genannt „der junge Kolb“ [1604-1670], kurbayerischer Obrist.
[558] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2961, fol. 542 (Ausfertigung): Gronsfeld an Maximilian I., 1648 V 18.
[559] In der Nachhut waren dreipfündige Feldkanonen vorhanden; ihre Reichweite betrug zwischen 500 u. 1000 Metern; das Gewicht einer Kanone lag bei 600 kg. Theoretisch konnte man 3 Schuss pro Minute abfeuern, doch erhitzte dabei das Rohr sehr leicht.
[560] Axel Gustafsson Oxenstierna Greve af Södermore [16.6.1583 Fanö bei Uppsala-28.1.1654 Stockholm], schwedischer Reichskanzler. Vgl. FINDEISEN, Axel Oxenstierna.
[562] CHÉRUEL; AVENEL, Lettres III, S. 142: Mazarin an Turenne, Paris, 1648 VI 22: «M. Wrangel pourra maintenant cognoistre s'il a en tort quoy il nous a soupconnés d'entretenir des intelligences secrettes avec le duc de Baviere, et que vous aviez ordre de la cour de l'espargner». In einer Relation aus Osnabrück vom 18./28.5. heißt es: „Die von den Keyserlichen erlittene Niederlage, und Gefahr, darinn Chur-Bayern bey solcher Bewandniß begriffen, ist bereits vor etlichen Tagen allhier erschollen; Und wie es Ihrer Churfürstlichen Durchlauchtigkeit den Appetit zu denen zweyen Schwäbischen und Fränckischen Craysen, zu Contentirung dero Militiae, vermuthlich benehmen würde. Ob die von der Schwedischen und Frantzösischen Militia erhaltene Victorie das Friedens-Geschäfft hindern oder befördern werde, wird sich in Kürtze ergeben“. Nach Aussage der kaiserlichen Gesandten seien Schweden uund Frankreich jedoch fest entschlossen, in einer Allianz den Krieg fortzusetzen; MEIERN, APW V, 840.
[563] Vgl. den ausführlichen Bericht des Generalkriegskommissars Schäffer »Copia protocolli von herren general commissari Schäffer selbsten, auß dem mund der generaln aufgezeichnet und mir hernacher communicirt worden«, München, 1648 VII 13; Österreichisches Staatsarchiv Wien Alte Feldakten 1648/7/75 (Ausfertigung): „Also erstlichen hat Schäffer den churfrl. bevelch vom 25. may nochmahlen offentlich abgelesen und vermeldt, wan solchem gemeß der Lech ohne verluest der armada oder einiger haubtaction khönne defendirt werde, solle mans billich thuen, und solten auch 4. oder 5.000 man dariber verlohren werden (NB), wie aber die generalspersohnen vermainen, daß dies unmiglich, sollen die herrn generales ein anders consilio vorschlagen, oder NB. lassen, was vor ein besseres remedium sein möge“.
[565] Da dieses Schreiben in der Untersuchung gegen Gronsfeld von ausschlaggebender Bedeutung war, wird es hier in vollem Umfang wiedergegeben: „Wir haben Ew. bericht schreiben von gestrigem dato empfangen und darauß vernomben, wie sich deromahlen der kriegs status am Lech anzeigt, und daß der feindt seit Ew. vorigen berichts nichts vorgenomben, waß darbei theils generals personen vor discurß geführt, und daß sie vermeint, man werde den Lech in die lenge ohne gefahr eines großen besorgenden schadenß nicht defendiren können, wobei unnß zugleich von unseren damahln noch zu München hinterbliebenen geheimben und kriegsräthen bericht eingelangt, waß sie durch den obristen leutenandt Willeson dem veldtmarschalcken in unserem nahmen wegen manutenirung besagten Lechs bedeuten lassen. Nun wißen wir zwahr selbst, waß an conservation der ksl. und unßerer reichsarmada dem gantzen haus weßen gelegen und daß nicht rathsamb, wie dann auch unser intention nicht, solte sich ieziger zeidt zue einer haupt occasion obligiren zu laßen. Wir wollen aber nicht zweifeln, man werde den Lechstromb ohne der generalen von euch angeregte besorgender großer gefahr und extremitet defendiren können. Derowegen wir es bei angeregter unserer räthe, denen wir unsere intention zur genüge hinterlassen, durch ihme, obristen leutenandt Willeson, dem veldtmarschalcken intimirte resolution bleiben laßen, und ist zu ermeßen, wann der feindt schon nicht mehr intentionirt wehre, sein heill an dem Lech zu versuchen, daß er doch durch ein vorzeitige retirada selbst herbei gezogen würde, über den Lech zu setzen und dadurch sedem belli völlig in unser landt zu transferiren, zu geschweigen der auß einer dergleichen vorzeitigen retirada und gar ohne not verlaßung des Lechß der ksl. und unserer armada zuewachsender disreputation. So würde es auch, wann er einstmahls über den Lech, welcher strom ein schlüßell zue anderen strömen des landes ist, alleß dann darbei nicht verbleiben, sondern auch eß an der Isar versuchen. Derowegen ihr ihme, veldtmarschalckhen, und anderen generalspersonen neben vorweisung dieses, weilln wir sie mit schreiben dismahls nit distrahiren wollen, anzudeuten, daß wir unns versehen, sie werden den Lech ohne sonderbahre noth und augenscheinliche gefahr beeder armeen nicht verlaßen, und da solche vorzeitige verlaßung des Lechs unterdeßen von der generalitet wieder verhoffen schon geschehen, und, soweit es res integra, daß sie den posto am Lech, ehe dann der feindt herüber gesezt, wieder fassen können, solches unverlangt wieder zurücksetzen. Ihr sullet auch von dem ein und andermahl erzaigenden statu desto öfter und zumal ausführlicher alß bishero geschehen berichten, wie dann in diesem anderm iezigen und vorigen bericht nit vorkumbt, nicht herkumbt, waß, wie viel und wer von den unsrigen, von dem feindt in nechster occassion am Lech geblieben. Daß bißhero unterschiedliche unsere partei jenseits Lech geschlagen wurden, ist nicht zue verwundern, weiln sie am Lechfeld vor dem feindt und seinen wachten sich nicht bedecken können, sondern gleich bloß geben müßen, hingegen die schickung dergleichen parteien viel sicherer und beßer von Augsburg auß beschehen kan, wiewohln wir nicht zweifeln wollen, der veldtmarschalck und generalspersonen verdienst für selbst in obacht nehmen, habt ihr ihnen doch ein und anderst (.weiln wir dem veldtmarschalken seiner ietzigen occupation halber selbst nicht schreiben wollen:) craft diß in unserem nahmen anzudeuten“. Österreichisches Staatsarchiv Wien Alte Feldakten 1648/7/75 C 1 (Abschrift): Maximilian I. an Schäffer u. Kriegskommissar Christoph Albrecht v. Sazenhofen, Abensberg, 1648 V 25; Beilage zum Schreiben Fernemonts an Piccolomini, Vilshofen, 1648 VI 20; Österreichisches Staatsarchiv Wien Alte Feldakten 1648/7/75 c (Ausfertigung).
[572] Österreichisches Staatsarchiv Wien Alte Feldakten 1648/5/13 (Ausfertigung): Fernemont an Ferdinand III., Augsburg, 1648 V 19.
[573] Johannes Ernst Freiherr v. Reuschenberg [Rauschenberg, Ruischenberg] [29.3.1603 in Setterich getauft-5.3.1660 Köln], kurbayerischer, kaiserlicher Generalfeldzeugmeister, Feldmarschall. Vgl. REUSCHENBERG, „Jesus Maria und kein Quartier !“; EHRENPREIS, Feldmarschall Johann von Reuschenberg.
[575] Wie auch aus Schäffers Protokoll hervorgeht; Österreichisches Staatsarchiv Wien Alte Feldakten 1648/7/75.
[576] Georg Wilhelm Freiherr v. Anholt, genannt Willeson [Wilson, Willison] [ - Ende 1677/Anfang 1678]´, kurbayerischer Obristleutnant.
[578] Österreichisches Staatsarchiv Wien Alte Feldakten 1648/7/75 c (Ausfertigung): Fernemont an Piccolomini, Vilshofen, 1648 VI 20.
[581] Österreichisches Staatsarchiv Wien Alte Feldakten 1648/7/75 c (Ausfertigung): Fernemont an Piccolomini, Vilshofen, 1648 VI 20. Fernemont hatte bis zur Ankunft Reuschenbergs (nach Mitteilung Vorburgs war dieser am 27.5. zur Armee gegangen; Staatsarchiv Würzburg Korrespondenzarchiv Johann Philipp von Schönborn 319 (Ausfertigung, chiffriert mit Dechiffrierung): Vorburg an J. Ph. von Schönborn, 1648 VI 03) interimistisch die Armee zu führen u. ebenfalls den Befehl erhalten, „den Lech in keinerley Weg zu verlassen“. Zit. bei SAMBRAUS, Feldzug, S. 101; ferner Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2966, fol. 570 (Ausfertigung). Als Reuschenberg am 31.5. bei Weipersdorf [heute Ortsteil von Langenpreising (LK Erding)] zur kaiserlich-bayerischen Armee stieß, wollte Fernemont an den kaiserlichen Hof gehen, wurde aber in Passau von Piccolomini zurückgehalten.
[585] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2966, fol. 311, 312 (Ausfertigung).
[586] So der gut unterrichtete würzburgische Gesandte Vorburg an Johann Philipp v. Schönborn, 1648 VI 03; Staatsarchiv Würzburg Schönborn-Archiv Korrespondenzarchiv Johann Philipp von Schönborn 319 (Ausfertigung, chiffriert mit Dechiffrierung). Vgl. Otto Ludwig v. Wachenheims »Antwort auf die von der Röm. Ksl. Maj. bestelten generalleutenandt duca di Amalfi F. Gn., den übergang deß Lechs betrefend, mir zuegeschickte articul«, 1648 VI 21; Österreichisches Staatsarchiv Wien Alte Feldakten 1648/7/75 e-l (Ausfertigung).
[587] „Fernemont und Wachenheim haben, ob aus Zaghaftigkeit oder wegen anderer geheimen Dissegni ist nicht zu bestimmen, den Lech gegen seinen Befehl und die Majora im Kriegsrath verlassen, den Gronsfeld mitzugehen gezwungen und sich nicht einmal getraut, auf München sich zu reteriren, sondern sind bis Vilshofen gegangen“. Zit. bei DUDÍK, Schweden, S. 284.
[588] Am 1.6.1648 erging aus Prag Fs III. Befehl an Piccolomini: „Nach näherer Information seien die Feldzeugmeister Fernemont, bisheriger Interims-Commandant der kaiserlichen Armee, und Generalmajor Wachenheim in Arrest zu nehmen und weitere kaiserliche Befehle abzuwarten“. Zit. bei DUDÍK, Schweden, 284.
[589] Österreichisches Staatsarchiv Wien Alte Feldakten 1648/6/ad 1 a (Ausfertigung): Ferdinand III. an Reichsvizekanzler Kurz, Prag, 1648 VI 01.
[590] Georg Rudolf Freiherr v. Haslang zu Haslangkreit u. Großhausen [ -17.10.1676], kurbayerischer Obrist.
[591] Georg Friedrich v. Holtz zu Niederholtz [1.11.1597-10.8.1666], Obrist, Generalfeldzeugmeister. WÖLLPER, Georg Friedrich von Holtz, unter: http//www.koni.onlinehome.de; HOLTZ, Generalfeldzeugmeister Georg Friedrich vom Holtz.
[592] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2964, fol. 31-34 (Entwurf): Maximilian I. an Haslang, Braunau, 1648 VI 01.
[594] Johannes Ernst Freiherr v. Reuschenberg [Rauschenberg, Ruischenberg] [29.3.1603 in Setterich getauft-5.3.1660 Köln], kurbayerischer, kaiserlicher Generalfeldzeugmeister, Feldmarschall. Vgl. REUSCHENBERG, „Jesus Maria und kein Quartier !“; EHRENPREIS, Feldmarschall Johann von Reuschenberg.
[595] Österreichisches Staatsarchiv Wien Alte Feldakten 1648/5/10 (Ausfertigung): Maximilian I. an Ferdinand III., München, 1648 V 18, beigelegt der Meldung Albrechts v. Sazenhofen, Augsburg, „um 4 Uhr den 17. May Anno 1648“ (Österreichisches Staatsarchiv Wien Alte Feldakten 1648/5/10a).
[596] Dem in der »Instruction für den von Ruischenberg so zur haubtarmada voran verschickht wird, wessen er sich zu verhalten« (Österreichisches Staatsarchiv Wien Alte Feldakten 1648/5/ 23 (Kopie): Ferdinand III. an Reuschenberg, Prag, 1648 V 23) die „Conservation der armada“ anbefohlen wurde, wie zuvor bereits Montecuccoli; Österreichisches Staatsarchiv Wien Alte Feldakten 1645/5/22 (Ausfertigung): Ferdinand III. an Montecuccoli, Prag, 1648 V 20.
[599] So behaupten es jedenfalls SCHREIBER, Maximilian, S. 940, und SAMBRAUS, Feldzug, S. 115, Anm. 2. Allein aus der Tatsache, dass Fernemont freiwillig aus dem Dienst schied und nach Prag ging, Wachenheim bis zum Ende des Krieges seinen Rang behielt, lässt sich dies wohl nicht allein schließen. Aus den Akten heraus wird dies jedoch nicht eindeutig erkennbar.