Paykull Jöran

 

Der Text wurde freundlicherweise von Herrn Dr. Warlich aus Volkach, Historiker, zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank dafür!

 

Paykull [Paickel, Paijkull, Peikel, Peikul, Peykel, Patkul, Beckel, Beykel, Bickell, Pryckel, Poiquel, Putkul (Patrulius)], Jöran [Jörgen, Jürgen, Jyri, Georg]; Generalmajor [2.5.1605 Reval-1.2.1657 Stockholm] Jöran) Paykull,[1] Freiherr (1651) von Vöråberg (Österbotten), Sohn eines baltendeutschen Müllers aus Tallinn,[2] diente von 1630 bis 1635 bei den schlechter besoldeten finnischen Fußtruppen.[3] Er ist eines der wenigen Beispiele eines sozialen und militärischen Aufstieg im Dreißigjährigen Krieg.

Paykull hatte das Kriegshandwerk unter Horn[4] erlernt.[5] Er nahm wahrscheinlich an der Schlacht bei Lützen[6] am 16.11.1632 teil und führte nach der Teilung des Savolaxer Regiments[7] in eine Königshofer[8] Hälfte unter Obrist[9] Caspar Ermes[10] die für Schweinfurt[11] vorgesehene andere Hälfte als Major[12] in der Zeit vom November 1633 bis Juni 1634.[13] In Schweinfurt strich er nicht nur drei Viertel der Schutzgelder selber ein, sondern er begann gleich nach seinem Eintreffen in der Reichsstadt damit, Weg- und Flusszölle zu erheben. So verlangte er ein Kopfstück[14] auf jedes Pferd fremder Fuhrleute oder einen Taler für einen Schelch[15] nach Kitzingen,[16] obwohl Gustav II. Adolf aus seinem Augsburger[17] Hauptquartier unter dem 10. Mai 1632 ausdrücklich festgelegt hatte, „männiglich samt den Pferden und Geschirren und anderen Sachen zu Wasser und zu Land sicher und ungehindert und ohne einige Ranzionierung frei passiren und repassieren zu lassen“.[18] Er duldete den Sturm seiner Soldaten auf das Schweinfurter Rathaus und die Privatwohnungen der Bürgermeister an Silvester 1633. Paykull ließ es auch zu, dass sich eine ganze Kompanie[19] Ende Januar mit Gochsheimer[20] Bauern zu einem Raub- und Rachezug auf Ebersberg[21] und Donnersdorf[22] zusammenrotteten, der nicht ohne Blutvergießen ablief. „Ungefahr 70 Finnen von unserer Besatzung und 40 hiesige Bürger zu Pferd, mit welchen viele Bauern, besonders Gochsheimer, freywillig gingen, zogen am 28. Januar [1634; BW] kurz vor der Thorsperre aus der Stadt, um in der Frühe nach Ebersberg, einem Bambergischen Schloße, zu kommen, wo sich immer Kaiserlich-Forcheimische Soldaten[23] aufhielten. Sie kamen zur bestimmten Zeit da an, das Thor wurde mit einer Petarde[24] geöffnet. Man wollte bloß den dasigen Amtmann gefangen nehmen und hieher führen; aber ein Finne, der ihn nicht kannte, haute ihn fast den Kopf von einander, daß man ihn halbtodt liegen ließ. Nun wurde das Schloß ausgeplündert und der Rückzug angetreten“.[25]

Ende 1634/35 war Paykull in Augsburg[26] stationiert. „Unmittelbar nach dem Zusammenschluß brach das vereinigte Heer Horns und Bernhards[27] am 12. Juli 1634 von Augsburg, wo man sich gesammelt hatte, auf und nahm seinen Weg über Freising,[28] welches am 16.7. eingenommen wurde, nach Moosburg,[29] wo man die Brücke reparierte und an das rechte Ufer der Isar übersetzte. Im Augsburg ließ Horn das Regiment der Obersten (Thomas Sigmund von) Schlammersdorff[30] und die neuangekommenen ‚Finnischen Knechte' (8 Kompanien des Savolax-Regimentes unter Oberst Caspar Ermes und Major Jörg Paykull) zurück, nahm jedoch im Gegenzug die Regimenter der Obersten Forbus (Arvid Forbes)[31] und Schneidewin[32] mit. (Chemnitz II, S. 475, 479)".[33]

Paykull überlebte unter dem Kommando des Johann Georg aus dem Winkel[34] die Aushungerung Augsburgs im Winter 1634/35.

„Am gleichen Tag, an dem die Veste Coburg[35] übergeben wurde, fiel nach mehr als sechsmonatiger Belagerung auch die protestantische Hochburg Augsburg an die Kaiserlichen. Bereits am 12.9.1634, sechs Tage nach der Schlacht bei Nördlingen,[36] war die Stadt durch den Deutschordensmeister Kaspar von Stadion[37] zur Übergabe aufgefordert worden. Das Aufforderungsschreiben war jedoch nicht beantwortet worden.[38] Dessen ungeachtet hatten Kommandant und Bürgerschaft sämtliche Vorbereitungen zur Verteidigung der Stadt getroffen. Augsburg wurde anfänglich nicht förmlich belagert, sondern durch bayerische Truppen blockiert. Zu diesem Zweck wurden die Lechübergänge bei Augsburg, Rain[39] und Landsberg[40] besetzt und somit die Stadt von möglichen Versorgungslinien, vor allem aus Memmingen[41] und Ulm,[42] fast vollständig abgeschnitten.

Die Belagerungstruppen bestanden aus den bayerischen Regimentern Stephan Binder[43] (Arkebusiere),[44] Caspar Schnetter (Fußvolk),[45] Jan von Werth[46] (Dragoner),[47] Hans Wolf von Salis[48] (Dragoner und Kroaten[49]), Salzburg (Fußvolk, 1633 von Piccolomini[50] geworben, ab 1635 unter bayerischen Befehl) und Hans Heinrich von Haslang[51] (Fußvolk). Die Dragoner Werths wurden nach der Ankunft von Wahls Dragonern, welche aus der Oberpfalz anrückten, wieder abgelöst. Das Kommando über dieses Blockadekorps hatte seit dem 17. September der bisherige Kommandant der Oberpfalz, Feldmarschall-Leutnant Joachim Christian Graf von der Wahl,[52] unterstützt durch den Obersten Sebastian von Pörring.[53] Die Besatzung Augsburgs bestand aus dem Alten Blauen Regiment des seit April 1633 von Oxenstierna[54] zum Augsburger Gouverneur ernannten Oberst Johann Georg aus dem Winckel und dem finnischen Savolax-Regiment unter dem Kommando des Obersten Caspar Ermes und des Majors Georg Paykull. Letzteres war im Juli 1634 durch den schwedischen Feldmarschall Gustav Horn von Königshofen und Schweinfurt hierhin verlegt worden. In den zeitgenössischen Berichten wird Winckel stets als ‚Gubernator', Ermes als der Kommandant oder einfach nur Oberst genannt. Die beiden Fußregimenter wurden noch durch 300 Dragoner ergänzt.

Als bewährtes Mittel der Blockade wurden kroatische Streiftrupps eingesetzt, um die Stadt hermetisch abzuriegeln, Sabotageakte durchzuführen und die umliegende Bevölkerung zu terrorisieren. Am 28. September wagten sich die Kroaten bis dicht vor die Mauern von Augsburg und raubten das Vieh der nächstgelegenen Dörfer. Die Tatsache, daß man sie aus der Stadt beschoß, auch einen Ausfall auf sie machte, machte keinerlei Eindruck: am 1. Oktober brannten sie 2 Mühlen in Göggingen[55] nieder. Am folgenden Tag begannen 9 Kompanien beim sogenannten Ablaß (Stauwehr am Lech mit Ableitungskanal zur Wasserversorgung) die Wehre mit Kies zu verschütten, so daß von dort kein Wasser mehr in die Stadt fließen konnte. Der Besatzung gelang es jedoch, diese am Abend wieder in Stand zu setzen. Gleichzeitig brannte sie vorsorglich die Brücke oberhalb des Ablaß ab, um das Übersetzen vom anderen Ufer zu erschweren. Die Belagerer ließen sich aber davon nicht von ihrer Strategie abbringen, zumal ihnen Kurfürst Maximilian von Bayern[56] aufgetragen hatte, der Stadt ‚obverstandenermaßen das Wasser zu benehmen und sie dadurch verhoffentlich bald zur Ergebung zu bezwingen'. Man begann deshalb am 4.10. den Brunnenbach und die Sinkel abzugraben. Auch diese wurden von der Besatzung wieder in ihren ursprünglichen Stand versetzt. Am 5.10. fand ein Gefecht mit den Kroaten statt, welche erneut versuchten, die Wasserversorgung zu stören. Um weitere Zwischenfälle dieser Art zu verhindern, ließ der Kommandant den Ablaß beim Siechenhaus St. Servatius sowie die dortige Kapelle abbrennen. Den hohen Ablaß brannten die Kroaten selbst nieder.

Feldmarschall-Leutnant von der Wahl hatte am 3. und am 16. Oktober der Stadt einen Akkord[57] angeboten, worin er sich erbot, die Dinge dahin zu verhandeln, daß die Stadt bei ihren Privilegien und ihrer Religion belassen würde. Beide Schreiben Wahls wurden jedoch nicht beantwortet. Die Stadt hatte zu diesem Zeitpunkt Ursache, allen Übergabeangeboten kritisch gegenüberzustehen. Chemnitz erfaßt die Ausgangssituation wie gewöhnlich richtig, wenn er schreibt: ‚Zudeme war der Feind nach der Nördlinger Schlacht[58] so hochmütig und vermessen, das er in denen hernachmahls occupirten Plätzen fast niemahls accord gehalten, sondern die gvarnisonen, wider gegebene parole ruinieret: Das also, war vor promesse[59] und schriftliche Versicherung er geben könte oder möchte, auch mit was praetext Er es versprechen thete, der accord jedoch ohne völlige[n] ruin nicht würde abgehen'. (Bd. II, S. 656). Die Augsburger setzten im November des Jahres 1634 deshalb auf Unterhandlung mit dem sächsischen Kurfürsten, um eventuell mit in die laufenden Pirnaer Friedenstraktate einbezogen zu werden. Diese Hoffnung zerschlug sich allerdings, da innerhalb dieses Verhandlungsspielraumes die Forderungen Augsburgs nicht erfüllt werden konnten.

Mittlerweile hatte Wahl den Belagerungsring um die Stadt enger gezogen, so daß Hunger[60] und Infektionskrankheiten immer mehr um sich griffen. Gegen Ende des Jahres 1634 waren bereits 4664 Personen an Hunger und an der Pest[61] gestorben. Dies war dennoch erst der Anfang. Mit Beginn des Jahres 1635 verschlimmerten sich die Zustände dramatisch. Da die Wege nach Ulm und Memmingen blockiert waren, machte die Augsburger Garnison am 1. Februar 1635 einen Ausfall und überfiel das Städtchen Aichach.[62] Die Tore wurden mit Petarden[63] aufgesprengt und die dort liegende bayerische Besatzung vom Regiment des Obersten Friedrich von Schletz[64] unter dem Obristwachtmeister[65] Antonio Valtorto überwältigt. Der Major, sein Fähnrich,[66] alle Unteroffiziere und 84 Gemeine[67] wurden gefangengenommen. Der gesamte Proviantvorrat Aichachs wurde nach Augsburg transportiert. (Chemnitz II, S. 654). Dieser Vorrat war aber nur ein Tropfen auf einen heißen Stein und reichte nur wenige Tage. Als er aufgezehrt war, suchten die Menschen alles zusammen, was sie irgendwie verdauen konnten: ‚Hunde, Katzen, Mäuse und dergleichen waren nicht mehr zu bekommen. Das Pferdefleisch war bei den Vornehmsten ein allgemein, und das beste Gerichte. Der anderen Leute verschmachteten täglich viele vor Hunger, fielen und sunken auf freyer Gasse darnieder. Nicht nur die Todten, sondern mehr andere vnnatürliche Sachen[68] wurden angegriffen vnd, das Leben damit ein zeitlang aufzuhalten, hervorgesucht'. (Ebd. S. 655). Als auch hiervon nichts mehr zu bekommen war, kochten die notleidenden Menschen Leder, verzehrten Aas und menschliche Leichen.[69] Es gab sogar Berichte, nach denen Eltern ihre gestorbenen Kinder aßen. ‚Es wandelten menschliche Gerippe auf der Gasse umher und priesen das Glück der Todten. Gegen die letzte Zeit starben gewöhnlich hundert und mehr Menschen an einem Tag'. (Stetten, Geschichte von Augsburg II, S. 369). Nachdem schließlich auch die letzten Vorräte zur Neige gingen, trat man in Übergabeverhandlungen mit dem zu Stuttgart[70] weilenden Generalleutnant Matthias Gallas.[71] Zuvor hatte der weimarische Generalleutnant Lorenz von Hofkirchen,[72] der sich nach seiner am Vortag der Nördlinger Schlacht erhaltenen Verwundung immer noch in Ulm aufhielt, dem Augsburger Gouverneur Winckel den Vorschlag gemacht, sich mit der Garnison ohne Akkord und unbemerkt, samt Munition, Geschützen und unter Mitnahme der Münchener Geiseln, nach Ulm zu begeben. Dieses Ansinnen wurde jedoch von Winckel vernünftigerweise als undurchführbar und unehrenhaft abgelehnt. (Chemnitz II, S. 656). Nach langwierigen Verhandlungen kam schließlich am 13. März 1635 ein Übergabevertrag zustande. Es wurde vereinbart, daß Augsburg eine freie Reichsstadt bleiben konnte, hingegen mußte es in Bezug auf Religion und Kirchengüter bei den vom Kaiser im Jahr 1629 im Zuge des Restitutionsediktes[73] getroffenen Anordnungen bleiben. Die Stadt mußte 300.000 Gulden an den Kaiser und 80.000 Gulden zur Erstattung der Belagerungskosten an den bayerischen Kurfürsten zahlen. Die im Mai 1632 aus der Münchner Kunstkammer geraubten Schätze mußten zurückgegeben und die Münchner Geiseln ohne weitere Ansprüche freigelassen werden.

Am 28. März 1635 verließ die schwedische Garnison unter Winckel und Ermes die Stadt und marschierte nach Thüringen ab. Das finnische Regiment unter Caspar Ermes begab sich nach Erfurt.[74] In Augsburg rückte eine Garnison von 14 Kompanien kaiserlichen und 6 Kompanien bayerischen Truppen unter Caspar Schnetter[75] ein. Der bayerische Generalfeldzeugmeister Ottheinrich Graf Fugger[76] wurde zum neuen Gouverneur ernannt, dem die Stadt monatlich 2000 Reichstaler zahlen mußte. Auch die ursprünglichen Akkordbedingungen wurden, wie zu erwarten war, nicht eingehalten. Der evangelische Stadtrat wurde abgesetzt und für einige Zeit im Rathaus arrestiert, dafür ein katholischer eingesetzt. Sämtliche Kanonen, welche die Schweden aus München mitgenommen und im Augsburger Zeughaus eingelagert hatten, mußten bis Ende April auf Kosten der Stadt wieder nach München gebracht, auch Umgießungs- und Reparaturkosten in Höhe von 9000 Gulden bezahlt werden. Die Bürgerschaft wurde am 2. April entwaffnet, die Besatzung auf 5000 Mann verstärkt, jedoch nach einiger Zeit auf 2600 und nach acht Monaten auf 1000 Mann verringert. Die evangelischen Kirchen wurden, bis auf eine, gesperrt, so daß die Protestanten den Gottesdienst unter freiem Himmel halten mußten. Zudem wurden alle evangelischen Schulen geschlossen und die Schuldiener entlassen. Auch sonst hatte die Bürgerschaft noch lange zu leiden. Die Häuser wurden als frei erklärt, so daß nicht nur Garnisonssoldaten, sondern auch andere Personen sich nach Belieben einquartieren konnten. Schließlich waren von den 80.000 Einwohnern, die Augsburg zu Mitte des Jahres 1632 noch gezählt hatte, nur noch 18.000 Personen in 2400 Haushalten übrig. (Die Schilderung der Belagerung und Einnahme Augsburgs, wo nicht anders vermerkt, nach Chemnitz II, S. 653-663 und Heilmann II, S. 516-519)".[77]

Am 16.10.1635 hatte Johann Georg I.[78] seine ehemaligen schwedischen Verbündeten zu Feinden erklärt. „Auf der anderen Seite der Elbe stand der mittlerweile zum Generalwachtmeister erhobene Siegmund von Wolfersdorf[79] vor der Werber[80] Schanze und forderte den schwedischen Kommandanten Georg Putkul (Patrulius) zur Übergabe auf. Nach seiner Ablehnung erstürmten die Sachsen die Schanze und nahmen die gesamte Besatzung gefangen“.[81]

Der Hofer[82] Organist Jobst Christoph Rüthner [1598-1648] erwähnt für 1637 einen schwedischen Major „Beckel“, der wahrscheinlich mit Paykull identisch ist.[83]

Magister Jacob Klingsporn [1601- 1665] aus Wernigerode[84] berichtet in seinen Aufzeichnungen: „Den 11. April [1641; BW] Zwei Regiment schwedisch Fußvolk für die Stadt kommen, von welchen man den Obersten Georg Peikul, einen Ob[e]rst-Leutnant und die meisten Officiere hereingenommen, die Soldaten, denen man zuvor Bier und Brodt hinausgeschickt, sind gen Redeber[85] und Schauwen[86] gezogen, folgendes Tages aber auch alle hereinkommen, und hat man sich mit Oberst verglichen, daß man ihm in 10 Tagen 1600 Thaler[87] von der ganzen Grafschaft gegeben, so sollte er sich und die Soldaten davon selbst speisen. Ob sie nun gleich das Geld bekommen, haben doch die Leute vor wie nach, speisen müssen.

Am 12. April einer von des Obersten Knechten in Bürgermeister Kaltenborns Hause, ein Schneider, sich zu Tode gefallen. Ward ihm Schuld gegeben, er hätte einen Anschlag gehabt, eine Kuh zu stehlen. Ist ohne Schüler, Sang und Klang begraben worden, und hat ihm der Oberst selbst das Zeugnis gegeben, er wäre ein loser Schelm gewesen; als er auch voriges Tages mit hereinkommen, ist er auf der Heide fast, in alle Häuser gelaufen und viel Wesens gemacht.

Den 19. April ist ein Führer[88] von diesem Volk erstochen worden in Andreas Pauli Hause, von einem andern Soldaten, der sonst sein Freund und Kamerad gewesen. Sind zusammen kommen über einem Kruge, welchen der Thäter zerbrochen, deswegen der Entleibte ihm zugeredet, er solle es nicht thun, der Thäter aber ihn alsbald mit groben Worten anfähret und für den Degen fodert. Stehen bald im Hof zusammen, und als andere ihnen folgen, sie zu scheiden, und darzu kommen, lieget dieser schon auf der Erden, und als man ihn in einem Backtroge in sein Quartir tragen wollen, ist er unterwegs gestorben. Den 18. April sind die Völker mit dem Obr-Leutnant eines Theils nach Osterwick[89] gezogen. Den 24. dito sind sie wieder kommen und mit den andern zusammen weggezogen nach der Armee. In diesen 14 Tagen hat die Stadt ohn andere Unkosten, daß sie die Soldaten gespeiset und Proviant mitgeben müssen, allein an baarem Gelde geben müssen 1600 Thaler“.[90]

Wahrscheinlich war Paykull jener Obrist „Pryckel“, der am 29.6.1641 in der Schlacht vor Wolfenbüttel[91] verwundet wurde.[92]

Von 1642 bis 1645 war er als „Oberst Paickel Finlandus“ Kommandant in Olmütz.[93]

Der schwedische Hofhistoriograph Bogislaw Philipp von Chemnitz [9.5.1605 Stettin-19.5.1678 Hallsta, Gem. Västerås] berichtet: „Den ersten tag BrachMonats [11.6.1642; BW] ergriff der FeldMarschall[94] stand in der Vorstadt von Olmütz: Worin Obrister Miniati,[95] der sonst auch Keyserlicher KriegsCommissarius[96] in Mähren war, das commendo, vnd, ohne die Bürgerschafft, bey achthundert Man von des Obristen Crockawen[97] new-geworbenen darin zur Besatzung bey sich hatte. Der FeldMarschall fieng zur stund an, nachdem Er die Reuterey rings vmb die Stadt herumb campiren lassen, mit beyhabenden Knechten durch lauffgräben der Stadt zu nähern, Baterien zu verfertigen vnd, nach gepflantzten[98] Stücken,[99] selbige zu beschiessen; worüber der Obr. Lieutenant von der Artoleri, Plantingk,[100] indeme Er die beschaffenheit des orts zum gebrauch der Stücke absehen wollen, todt geschossen worden. Ein tapffer Soldat, so der Königin vnd seinem Vaterlande gute Dienste gethan gehabt vnd sie endlich mit seinem blut versiegelt; nebenst deme Er von jederman beliebet gewesee, dieweil Er sich in alle dinge zu schicken gewust: daher Er nicht nur vom FeldMarschall, sondern auch von andern vornehmen Cavallierern bey der Armée höchlich beklaget worden

Ob nun wol der FeldMarschall nicht fusvolck gnugsamb hatte, einen solchen ort anzugreiffen, gab doch Gott die Gnade, das die Belagerten sich länger nicht, als bis auf den vierten gehalten, da Sie accordiret, auch den fünfften (Juni) abgezogen und nacher Brinn begleitet worden. Die Stadt Olmütz ward dem Obristen Paickul anvertrawet, vnd anfangs achthundert commendirte Knechte zur Besatzung, wie auch Obrister Hammerstein[101] mit seinem Regiment zu pferde hieselbst gelassen, folgends auch Obr. Lieutenant Wancke[102] mit seinem vnterhabenden Regiment Dragoner dahin abgefertiget. Vnd ward, angesehen der FeldMarschall den ort nicht so leicht wieder zu quitiren gedacht, dergleichen anordnung von Ihm gemachet, das, über itztgemeldte zween Obristen, drey Obr. Lieutenants vnd drey Majors, so wol verschiedene Capitaine[103] sich darin befunden, deren jedweder nur fünffzig Musquetierer[104] vnter sich gehabt. Daher Er, wegen vielheit der Officirer, verhoffet: Wofern Sie nur, jedweder vor sich, ihre schuldigkeit theten, würde diese post, auf alle zutragende Fälle, zur genüge versichert sein“.[105]

Wie dies aussah, beschreibt ein schwedischer Historiker: „Eine schwedische Besatzung wurde in Olmütz einquartiert, für die die Bürger der Stadt anschließend bezahlen mußten: Jeder Offizier sollte in der Woche 150 Taler und drei Maß Wein bekommen, jeder Soldat einen Groschen. Die Stadt wurde sogleich für die Verteidigung hergerichtet, eine Arbeit, die mit gewohnter Rücksichtslosigkeit betrieben wurde: Männer und Frauen wurden gezwungen, die Wälle auszubessern, Die Bäume in den Gärten wurden zum Bau von Hütten für die schwedischen Mannschaften niedergehauen, und unnütze Esser wie Studenten, Kranke und Arme wurden aus der Stadt gejagt. Unter dem schwedischen Kommandanten Pajkull setzte anschließend ein hartes Regiment mit Drohungen, Hunger, Mißhandlungen und gewaltsamen Hausbesuchen als mehr oder weniger regelmäßigen Begleiterscheinungen ein. Als Olmütz kapitulierte, hatte die Stadt 30 000 Einwohner, und als die Schweden den schwer vandalisierten Ort verließen, waren es nur noch 1675".[106] So berichtet der Olmützer Stadtschreiber und Notar, Magister Flade: „Als nun Herr Obrist Miniati[107] morgens gegen 6 abgezogen mit den neuen krakauischen[108] Völkern, sind um 12 Uhr den 15. Juni zu Mittag gekommen Herr General Major[109] Wittenberg[110] und Obrist Dörffling,[111] begehren im Namen Ihrer Excellenz, des Schwedischen Feldmarschalls Torstensson, daß die Stadt alsbald 150 000 Reichstaler Ranzion[112] erlegen sollte. Solches als man nicht vermochte, hat man endlich nach Tag und nächtlicher Tractation und Bitten 30 000 und den Commissariis heimlich 4 000 Reichstaler zusagen und bis 4 000 Rest erlegen müssen. Herr Feldmarschall ist samt dem gegebenen Geld den 16. mit dem übrigen Volk nach Schlesien abgereist und hat 3 Regimenter, als das Hornische und Hammersteinische, beide zu Roß, und dann ein Regiment zu Fuß, so Obrist Königam[113] kommandiert, auch zum Kommandanten in der Stadt bestellt worden, zur Garnison gelassen.

Am Tage St. Johannis Baptistae ist Herr Obrist Königam abgefordert und statt seiner der Obrist Georg Paikul angekommen, welcher alsobald begehrt, wöchentlich neben dem Tractament 100 Reichstaler, so die Ratspersonen aus ihrem Säckel herschießen müssen. Den 1. Julii ist das Hornische Regiment zu Roß nach Ausplünderung vieler Herren Häuser von hier nach Schlesien abgegangen, hingegen Obrist Leutnant Wancke mit dem Leib Regiment[114] Dragoner angekommen. Die Herrenhäuser haben die Soldaten und vornämlich Officiere wider allen Accord beraubt, ansehnliche Schätze und in summa, was zu finden gewesen, weggenommen. Den 5ten hat auf ernstlichen Befehl des Kommandanten, Herrn Obrist Paikul, ein ehrsamer Rat das Proviantbrot und Bier, täglich 48 Metzen Mehl bloß auf die Musketiere und Dragoner auf 1 578 Personen backen lassen und täglich 14 Faß Bier auszuteilen anfangen müssen. Benebst ist des Herrn Kommandanten Begehren, für Fleisch täglich dem gemeinen Soldaten 1 Groschen Geld zu geben. Den 18ten hat der Kommandant nachfolgende Punkta überantwortet:

1. daß wegen der 4 000 Rtlr, so Excellenz bewilligt und zugesagt worden, dieselben hier, Mittwoch oder Donnerstag, unfehlbar erlegt werden sollen,

2. künftige Woche vom Rat sowohl als Geistlichen jedwedem Soldaten zu desto besserm Unterhalt einen Reichstaler zureichen,

3. wöchentlich einem jedweden Knecht zweimal und jedesmal 1/2 Feldmaß Wein zu geben“.[115]

Flade berichtet weiter: „Als Herr Kommandant den 24.ten 9bris 1643 abends gespielt und dabei durch die Nacht wohl gesoffen worden, ist er erstlich auf die Posten und in die Steinmühle geraten, hat den Müller aufgeweckt, welcher barfuß mit seinem Weibe ganze Stunde vor der Tür tanzen müssen und dabei mit Schlägen übel traktiert, wie auch der Mühlknecht von dem Kommandanten geschlagen worden, wonach er die Stücke auf allen Basteien[116] wie auch die Musketiere ihre Musketen[117] lösen müssen. Er ist endlich um 4 Uhr wiederum vor sein Quartier geraten, die Schneiderin samt ihrer Tochter, so in Herrn Berkens Grafen Haus wohnend, zum Tanz rufen lassen. Benebenst haben die Musketiere und Officiere des Mayerischen[118] Regiments zugegen sein, zu unterschiedlichen Malen Salve aus den kleinen vor seiner Tür stehenden 3 Stücken geben müssen. Insgleichen haben die Musketiere schießen müssen, als nun dieses bis nach 7 Uhr mit Tanzen, Saufen und Schießen gewährt, hat er den Kaiserrichter fordern lassen. Weil dieser seine Unpäßlichkeit vorgewendet, hat er den Herrn Köppel und Notarium Friedrich Flade abgeordnet. Diese sind von ihm, auf dem Platze vor der Tür sitzend, erstlich mit ziemlich rauhen Worten, wie man daher und ob man nicht wüßte, zu wem man komme, angenommen. Dan hat er vermeldet, daß er heute gerne mit dem Herrn Kaiserrichter reden wollte, würde vielleicht in keinem Jahr so lustig und Gelegenheit sein, mit ihm zu reden, so er jetzt in trunkener Weise erkläre, werde er nachher als ein ehrlicher Kavalier halten, sintemal er Gewalt hätte, denselben von hinnen zu lassen und zu behalten. Als wir den Kaiserrichter auf beste entschuldigt, ist er zufrieden gewesen und hat uns auf einem vor ihm stehenden Schlitten, allda ein Eimer Wein für ihn, anwesenden Officiere und Soldaten, eine Stunde sitzen lassen. Inmittelst hat Herr Obristleutnant Winther uns ernstlich zu tanzen angemutet, welches Kommandant also bald beliebt und zu tun auch anbefohlen. Als wir uns aber demütigst entschuldiget, wir wären nüchtern und in die Kirche gehen vorhabend, ist er mit höchster Furia aufgefahren, die drei Stücke zu wenden und uns beide niederzuschießend befehlend, dessen sich alle umstehenden Hauptleute und Officiere entsetzt, doch gleichwohl keiner nichts sagen dürfen, bis endlich Herr Obristleutnant Winther[119] ihm zugeredet. Worauf wir beide mit der Huren, der Schneiderin, Mutter und Tochter, tanzen müssen. Was hierinnen für andere Dixationes[120] und ludibria,[121] Spottfragen und schändliche Discursus und questiones aufgegeben worden, ist der Keusch- und Ehrbarkeit halber zu verschweigen“.[122]

Als die Lage 1644 kritisch wurde, so berichtet Flade, veranlasste Paykull, dass ein „gutter frommer Katholischer Corporal[123] von zühmlichen alter“ wegen defätistischer Äußerungen hingerichtet wurde.[124]

Das „Theatrum Europaeum“[125] berichtet unter dem 12.5.1644 über einen dänischen Teilerfolg während des sogenannten „Torstensson-Krieges“ gegen Wrangels Truppen: „Bey Eingang deß Maij Monats / den den Dänischen die Fortun / gegen die Schwedischen / nicht vbel favorisiret. Dann als die Dänischen / am 2. 12. dieses / mit einer ziemblichen Anzahl deß Morgens bey Anbrechung deß Tages / bey Coldingen[126] angesetzt / haben sie sich entschlossen / denen daselbst Quartierenden vier Schwedischen Regimentern / als deß General Major Wrangels / Obristen Lindens[127] / Obristen Plettenbergs[128] / vnd Obristen Paickels / vnversehens einzufallen. Nun ist nicht ohn / es were dieses Orts den Schwedischen ein ziemblicher Schaden zugefügt worden: Im Fall diese gantze Compagny der vier benanten Regimenter sich völlig in Coldingen befunden befunden hätten. Dieweilen aber die meisten dieser Völcker / vnd zwar zweyhundert nach Renßburg[129] / zweyhundert nach Hadersleben[130] / etliche hundert nach der Schantz Riepen[131] / vnd andere Oerter außcommandirt gewesen / auch viel in ihren zugeschriebenen Quartieren auff Salvaquardien / vnd also nur theils Officirer / mit dem Vberrest / sich zu Hauß befunden: Als haben die Dänischen ausser was in beykommender Specification vermeldet / weiter nichts erhalten / weilen die meisten sich eylends auff das Schloß / wo selbsten die Fähnlein gewesen begeben / vnnd also vnangefochten verblieben.

Folget ein Verzeichnuß der Officirer / vnd gemeinen Soldaten / so in dem Einfall zu Coldingen gefangen / beschädiget / vnd todt geblieben. Von General Major Wrangels Regiment gefangen / 3. Leutenants / 1. Fähnderich / 17. gemeiner Knecht. Todt / 1. Major Namens Luther / 1. Unter-Officirer / 5. Gemeine / etc. Von beschädigten aber hat sich niemand befunden.

Von deß Obristen Lindens Regiment gefangen / 1. Major genant Döring[132] / 1. Leutenant / 2. Fähnderich[133] / 3. Vnder-Officirer / 22. gemeine. Beschädigt / 1. Capitäin Leutenant / vnnd 4. Gemeine. Todte / Obrister Plettenberg / 1. Capitäin / 1. Leutenant / 3. Vnder-Officirer / 4. Gemeine.

Von deß Obristen Paickels Regiment gefangen / 1. Capitäin / 3. Vnter-Officirer / 6. Gemeine / etc. beschädigt / 1. Obrist Leutenant / Namens Lindy[134] / 6. gemeine. todt / 1 . Leutenant / 1. Fähnderich / vnd 5. Gemeine / etc“.[135]  „An einem Tage deß Morgens frühe fielen die Dähnischen Völcker mit hellem Hauffen in die Stadt Coldingen / in Jütland gelegen / und wollten der Schweden 4. Regimenter / als deß Herrn General Major Wrangels / Obristen Lindens / Obristen Plettenbergs / und Obristen Paickels ruiniren, aber weil theils von diesen Regimentern nach Riepen / theils nach Hadersleben außcommandiret / und theils auff Salva Guardien außgeleget waren / fanden sie wenig zu Hause / ohne die Officirer / die sich also bald auff das in der Stadt gelegene Schloß reterirten, also daß sie nur 137. Gefangene bekamen / 15. aber wurden beschädiget / und 34. todt geschossen“.

Im Juli 1644 dieses Jahres wurde in der Stadt Olmütz nach Aussage des Historiographen und Habsburg-Anhängers Wassenberg[136] eine Verschwörung entdeckt: „Gleicher gestalt hat sich in kurtz zuvor besagter Stadt Olmitz eine grosse vnd blutgierige Verrätherrey entdeckt; dann als die Bürger vnd Inwohner einhälliglich / doch auffs allergeheimste mit einander beschlossen / ein jeglicher seine inquartierte Soldaten / entweder mit Gifft / oder gewapneter Hand / wann sie mit dem Wein überladen / im Schlaffe hinzurichten / ist doch solcher Anschlag / wie heimlich er auch gewesen / nicht verschwiegen blieben / sondern durch ein Weibsbild / welche Liebe zu einem Soldaten getragen / alles eröffnet worden / welcher es dem Commendanten zu wissen gethan / der dann das Spiel rühren / die inligende Soldaten zusammen ruffen / das Rahthauß berennen / vnd nochmahls die Redlinsführer einziehen / auff gegebene Anordnung den Offizial mit vier Pferden zerrissen / die andern aber an der zahl vier vnd zwantzig enthäupten lassen“.[137]

Nach dem Kriegstagebuch des schottischen Kriegsteilnehmers William Forbes[138] nahm Paykulls Regiment an der Schlacht bei Jankau[139] am 6.3.1645 teil: „Marchirten dem nägst nach Böheimb, da wir den 24. Februar anno 1645 die Kayserliche undt Bayrische bey Janckow geschlagen, daß sieben Generalspersohnen todt geblieben undt gefangen worden. Ich mit meinem Regiment zwey Brigaden[140] vom Feindt aus dem Waldt geschlagen, viele gefangen, Fähnlein, Stücke, Munition, Wagen bekommen, daß ihrer viele das gewehr wegk werffen müssen, ihr Leben zu salviren. In Gegenwarth Herrn Feldmarschalls Torstensohns und General Mortaigne.[141] Ich mußte mit meinem Regiment uber einen Grund avanciren undt hatte keine Reuterey bey mir. Da kahmen 2 Esquadrons[142] Bayrische Curassier[143] mir in die flanque, darüber etliche Officirer und Knechte todt blieben und gefangen  wurden, auch Herr Obrister Seestedt blibe, dan wir seine Fahnen[144] und Picquen[145] bey uns hatten, auch von des Herrn Generalmayor Peykels Regiment zu uns gestoßen wehren“.[146]

1645 nahm er an der Belagerung Brünns durch Torstensson teil.[147]

Unter dem 15.8.1645 wird berichtet: „Auf dem Petersberge, als dem gefährlichsten Punkte, befand sich de Souches persönlich als Leiter der Vertheidigung, und hielt an der innern Seite oben an der Bresche, ihm zur Seite der Capitän Becker,[148] und ein irländischer[149] reformirter[150] Lieutenant mit 30 Dragonern und 30 Cavalleristen zu Fuß; an der andern Seite der Bresche hielt Obristlieutenant Gérarde,[151] die Hauptleute Lamberg[152] und Gordon[153] mit eben so viel Mannschaft. Im Graben und in einem daselbst während der Nacht angelegten Abschnitte waren 45 Musketiere unter dem Commando eines Fähnrichs vom Kron’schen[154] Regimente, dann eine Anzahl Bürger und lediger Burschen aufgestellt, und oben an der Bresche an einer Gartenmauer in einem zweiten Abschnitte 25 Musketiere und 1 Fähnrich, dann 30 der auserlesensten Bürger mit einem Lieutenant. Das Corps der Adeligen, als: Wilhelm Freiherr von Dubsky, Zdenko Přepitzky, Anton von Courtamble, Wolfgang Hätzner, von Liebensee, zwei Brüder Mathiaschowsky u. a. m. nebst ihrer Dienerschaft, unter der Leitung des mit Obristlieutenant Baron Bubna[155] und 80 Reitern in 2 Abtheilungen bei der Sct. Peterskirche nahe der der Bresche halten Obristlieutenant Grafen Wrbna,[156] vertheidigten die Häuser der Domherren[157] und die nebenanliegenden Häuser, von denen man in den Stadtgraben sehen konnte.

Schon Morgens hatte der Feind in die Herren- und Kunstmühle unter dem Petersberge 300 Musketiere pi

pstirt, welche mit Spottreden die Belagerten aufzureitzen versuchten. Abends in der obgenannten Stunde führte Obrist Paikul seine auserlesenen Schaaren, bei 600 Mann stark, theils deutsche rakotzysche[158] Völker, zum Sturm. Bis an den Fuß der Mauern drangen mit Wut die Schweden vor, aber von den Vertheidigern wohl empfangen, von den in den in dem Graben und hinter den Abschnitten postirten Schützen scharf gefaßt, und von den in den Domhäusern Befindlichen, ungeachtet des dahin gerichteten heftigen feindlichen Feuers, mit Handgranaten[159] und Steinen beworfen, mußten die Stürmenden mit großem Verluste stets zurückweichen. Viermal innerhalb zweiter Stunden wiederholte sich der Anlauf, und jedes Mal bedeckten eine Menge der Feinde den blutgetränkten Felsen; nur mit Widerstreben gehorchten am Ende die entmutigten Soldaten den Befehlen ihrer Führer“.[160]

„Es wurde bereits erwähnt, dass der schwedische Obrist Paikul, nach der Einstellung der Belagerung Brünn’s, von Torstensson beauftragt war, die Gemahlin des letzteren, nebst den übrigen schwedischen Frauen nach Olmütz zu bringen. Die unüberlegte Äusserung eines dortigen Jesuiten, Namens Georg Pelinza, welcher mit sehr unzeitigem Witze von einem Schatze im Werthe von mehreren Tausenden sprach, und darunter die kostbare Bibliothek des dortigen Jesuitenkollegiums meinte, hatte die Aufmerksamkeit Paikul’s erregt, welcher kurz darauf in Begleitung von einigen Offizieren die Bibliothek besuchte; und in der That – daran Gefallen fand. Und sieh ! nach einigen Wochen erscheint ein schwedischer Bibliothekar, welcher aus dieser, so wie aus den übrigen Klosterbibliotheken Mähren’s die besten gedruckten und handschriftlichen Werke, aus den Archiven aber, so namentlich auch aus henem des Olmützer Rathhauses, die werthvolleren Urkunden aussuchte, und bei 100 Wägen mit Büchern und Schriften aus ganz Mähren nach Schweden schickte.[161] Man suchte wohl in neuester Zeit Torstensson von diesen Plünderungen der Bibliotheken und Archive in Böhmen und Mähren freizusprechen und  derlei vaterländische Verluste bloss einem unliebsamen Sammelfleisse Königsmark’s,[162] Wrangel’s[163] und Paikul’s in die Schuhe zu schieben; allein ohne Vorwissen des obersten Kommandanten konnte doch Paikul literarische und archivalische Eroberungen in solchem Umfange nicht machen !?“.[164]

Die „Thomas-Chronik“ berichtet über die Ereignisse in der freien Reichsstadt Mühlhausen[165] 1646: „D. 1. März [11.3.1646; BW] ist vom Kommandanten Ermeß zu Erfurt[166] wegen aus Austeilung der schwedischen Hauptarmee in den Thüringischen Quartieren anhero nach Mühlhausen geschrieben worden geschrieben worden. - D. 10. März [20.3.; BW] bringt Oberstleutnant Bohner[167] mit bei sich habendem Comitat von Generalfeldzeugmeister Wrangel Order, daß die Stadt Mühlhausen vier Brigaden verpflegen soll. Inzwischen ist H. Georg Engelhardt, H. Georg Adam Strecker nach dem Reichszeugmeister [Torstensson; BW] geschickt, um Moderation zu bitten: Weil nun derselbe nicht anzutreffen und die Assignation an den H. Generalmajor Wittenberg und Generalmajor Beykel verwiesen, ist diese Sache peraccordiret auf 1000 Rtlr. an Gelde, 350 Mltr.[168] Hafer und 40 Faß[169] Bier, so man auf Abschlag in Erfurt liefern soll, denn sollte an Victualien 1500 Rtlr. gegeben werden, sollte für diesmal die Einquartierung abgestellt werden. – D. 14. März [24.3.; BW] ist Dr. Lehmann in dieser Sache nach Erfurt zum Kommandanten verschickt, Moderation zu bitten, weil aber das Werk im Hauptquartier veraccordirt, hat Dr. Lehmann[170] nichts ausgerichtet, sondern sind zugleich wiedergekommen den 16. März [26.3.; BW]“.[171]

Der Schmalkaldener[172] Chronist Johann Georg Pforr [1612 -1687] hält für 1646 fest: „Den 2. Novembr: haben die beyden general Schwedischen Generalcommissarios Eßcken[173] und Bickell sambt Graff Kintzki[174] in der statt uber nacht gelegen, ist ihnen von gemeiner statt wegen der wein geschencket worden, welches noch keinem krigsofficirer wiederfahren“.[175]

Im August 1647 scheint Paykull versucht zu haben, die abgefallenen Weimarer, die den Dienst für Frankreich nicht leisten wollten, für Schweden anzuwerben. So schrieb J. H. Garnier[176] an Piccolomini,[177] es sei zu Unstimmigkeiten zwischen Turenne[178] und den Weimarern gekommen, und als er sie mit Gewalt zum Gehorsam zwingen wollte, sei zwischen Königshofen[179] und Bischofsheim[180] ein Gefecht ausgebrochen, in dem 60 Weimarer und etwa 20 Turenne'sche Männer fielen. Die Weimarer hätten sich zerstreut, die etwa 1000 Reiter umfassende größte Gruppe sei durch den Thüringer Wald gezogen und angeblich verhandle der Kommandant von Erfurt mit ihr; eine andere Gruppe soll nach Weimar,[181] eine dritte nach Braunschweig[182] gezogen sein.[183]

Teilweise mussten schwedisch-finnische Truppen die würzburgischen Ämter wie Gerolzhofen,[184] das unter der Aufsicht Paykulls, der zuständig für den Fränkischen Kreis war - von seinen eigenen Soldaten »Pahi« (Oberspitzbube, im Deutschen wohl mit Schelm, dem wohl übelsten Schimpfwort der Zeit überhaupt, zu übersetzen) genannt[185] - stand und das nach Schweinfurt, Bergrheinfeld,[75] Königshofen und dem von Würzburgischen wieder besetzten Zabelstein[186] kontribuieren musste,[187] sogar vor den eigenen Konföderierten schützen.[188]

Am 16.5.1648 wurde ihm das Amt Verden[189] bei Bremen doniert.[190]

Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold [1603 - 1676][191] aus dem von Eger[192] abhängigen Marktredwitz[193] erinnert sich an die von Paykull befohlenenen Streifzüge: „Den 24.[6.1648, BW] dito - am Tag Johannis also - sind an die 20 schwedische Reiter von Erfurt herab[ge]kommen und haben den beiden Dörfern Wolfersreuth[194] und Pfaffenreuth[195] die Viehherden von der Weide weggenommen. Sie dann über das Lehen getrieben, beim Ochsenweiher durch das Wasser, auf Lorentzreuth (= Rodenzenreuth[196]) und gegen Hof.[197] Obwohl etliche von uns zu ihnen hinausgegangen sind, um sie wegen der Zurücklassung des Viehs der Pfaffenreuther anzuhalten, die ja neben uns in schwedischer Kontribution standen, haben sie dennoch nichts erreichen können. Wir haben es auch dem Kommandanten[198] zu Eger und dem Kommandanten auf dem Schloß zu Hof berichtet und sie um(b) Hilf[e] angerufen; es war aber alles vergeblich“.[199] [...] „Unterdessen sind auch viele schwedische Parteien von Erfurt hervor[ge]kommen und haben um Oberlorntzreuth (= Rodenzenreuth), Lochau,[200] Dreifüße(r)n[201] und vielen anderen Orten das Vieh (hin)weggenommen“.[202]

Paykull war vom Hauptmann und Verlegenheitskommandanten bis zum reichen Mann und Generalmajor aufgestiegen, als er 1648 noch einmal nach Schweinfurt zurückkehrte. Er überlebte den Krieg, gubernierte im ersten Friedensjahr von Erfurt auch den Fränkischen Kreis[203] und wurde in den ständigen Kriegsrat der schwedischen Krone berufen.[204] Am 20.9.1651 wurde er zum Freiherrn erhoben[205] und mit dem Kirchspiel Vörả[-Maxmo; finn. Vöyri-Maksamaa][206] in Österbotten [finn. Pohjanmaa] als Freiherrschaft begabt.

„Nachdem Kursachsen seinen Anteil an der Bezahlung zur Abdankung der Armee am 30. Juni 1650 vollständig beglichen hatte, übergab der schwedische Gouverneur zu Erfurt,[207] Georg Paykull, am Tag darauf die Stadt Leipzig[208] an Johann Georgs I. Abgesandten, Generalwachtmeister Wolf Christoph von Arnim.[209]

Der Abzug der Schweden erfolgte unter Oberst Nehren[210] ohne weitere Zwischenfälle“.[211] Am 20.9.1651 wurde er zum Freiherrn erhoben.

Von 1651-1654 war er Vize-Gouverneur von Wismar[212] und saß ab 1652 im Reichskriegsrat der Krone Schweden.



[1] HOFBERG, Svensk biografiskt handlexikon, Bd. 2, S. 257.

[2] Tallinn [Estland].

[3]Finnen, auch hagapells, hakkapeller genannt [nach hakkaa päälle: hau drauf]: Sammelbegriff für Finnen, Lappen und Finnlanddeutsche im schwedischen Heer. Bei den finnischen Verbänden wäre zu differenzieren zwischen Finnländern und Finnlandschweden (Soumen Ruotsalaiset), Deutschen in Finnland. Vgl. die zahlreichen Arbeiten von PLEISS. Zu den zahlreichen Bezeichnungen im deutschen Sprachraum vgl. auch SCHWEITZER, Zweihundert Jahre, S. 125f. In der schwedischen Propaganda wurden die Finnländer – als „Truppe des Schreckens" – als Pendant zu den in kaiserlichen Diensten stehenden Kroaten aufgebaut, die Gustav Adolf als des „Teufels neuen Adel" bezeichnete. Die Wirklichkeit jedoch sah anders aus, auch wenn sie von Zeitgenossen als wild und brutal beschrieben wurden. Zudem standen sie im Verdacht, Wetter machen zu können und den Teufel anzubeten. Vgl. WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 241 (1647): „So ist aber ein solches ungewüdter, luft, saußen und braußen eben zur selben zeit, wol 2 oder 3 tag und nacht lang, angestanden, daß vermaint, eß werde alle heyßer und palest zue haufen werfen, also und daß sich kain schüff von dannen sich möchte bewögen; hat man auch gänzlich dafürgehalten, haben solches (weilen diese Lapp- und Seeländer in dißer und dergleichen hexen- und unholden künsten wol erfahren und bey ihnen für ain freye kunst gehalten und paßirt) ungewidter selbsten gemacht und verzoberet. Dan man für gewiß gesagt, dass ain ganzes regiment under ihnen dem schwarzen Caspar ergeben und verschriben seye, welcher ihnen den weg naher dem Haagen als vorher geloffen und paßiert. Wie dan auch von Eyßne oder Kämpten wird bericht, daß sie ihnen den M. Hämmerlein in ainem glaß gezaiget: diß seye ihr obrister, deme seyen sie verlobt und geschworen, deßen seyen sie mit leib und seel versprochen, dere ihnen trewlich halt und sie ihme redlich dienen“. Auch in Zeitzeugnissen wurden sie als „gottlose, schändliche Menschen, Saumagen“ bezeichnet (so WINTER, Möser’s Aufzeichnungen, S. 46). Aus Staßfurt wird unter 1639 berichtet; GEIß, Chronik, S. 136: „Es war muthwilliges Gesindel, das sich nicht commandiren lassen wollte. Den 9. [19.; BW] zogen diese Finnen wieder nach Quedlinburg, weil der Fähndrich sich beklagt hatte, daß er sie weder mit Worten noch mit Prügeln zwingen könnte“.

Die Finnländer - „von Natur aus gesetzlose Viehdiebe“ (BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 56), die anfangs noch unzureichend montiert zum Teil mit Pfeil und Bogen in den Kampf zogen - standen sozial auf der untersten Stufe des schwedischen Heeres, wurden bei Angriffen als erste aufgeopfert und zu Arbeiten herangezogen, die der gewöhnliche Soldat ablehnte oder nur unter Zwang verrichtete. Sofern eine Entlöhnung überhaupt erfolgte, wurden sie regelmäßig vergessen, oder es wurden ihnen nie eingelöste Verschreibungen ausgestellt. Obwohl die Finnländer nur geringe Chancen hatten, sich in Deutschland in Sicherheit zu bringen, war ihre Desertionsquote mindestens doppelt so hoch wie diejenige der schwedischen Soldaten. Jeder 5. Finne desertierte. Finnische Reiterregimenter wurden z. B. schlechter besoldet als nationalschwedische. Vgl. die Äußerungen Axel Oxenstiernas über die in Königshofen im Grabfeld liegenden Finnen gegenüber dem schwedischen Statthalter in Franken, Krafft von Hohenlohe, Schleusingen, 1632 XI 27; PLEISS; HAMM, Dreißigjähriger Krieg, S. 49: „Wie ich vorgestrigen dages nahe Königshofen offen, befinde ich die wenige Finnen, so daselbst in Guarnison ligen, zimblich nackhendt und unbeklaidt, auch etwas verdrossen daß sie so gar übel accomodiret, dannenhero sie auch umb dimission, inn ihr vatterlandt widerumb zu ziehen, mir instendig nachgeruffen. Weil dann ich sie zur verdrossenheit ohnedem geneigt weiß, zumahlen sie eine so geraume zeit hero stets an selbigem ort inn guarnison gelegen, unnd nicht wie andere knechte, so zu felde gebrauchet werden, ihnen etwas profit machen oder unnterhalt verschaffen können ... bitte, die anordnung zu machen, daß von der regierung daselbst zu einem kleidigen ausgetheilet werde, damit sie gleichwol inn etwas contentement und ergetzlichkeit wider haben mögen". Vgl. auch BECK, Chronik, S. 26 [Schweinfurt 1631]: „Mit dem König war auch ein Regiment Finnen zu Pferde eingezogen, und hatte auf dem Markte Halt gemacht. Ihr schwaches und mattes Aussehen, ihre geringe, wetterfarbene Bekleidung, ihre kleinen und unansehnlichen Pferde ließen eben nicht viel erwarten, und hätte nicht die Welt von ihren Thaten zu Leipzig gehört gehabt, hätte man wohl fast zweifeln mögen, ob sie auch einen Marsch bis Würzburg auszuhalten im Stande seien. Aber die Bewunderung abnöthigende Schnelligkeit ihrer Bewegungen und die prompte Ausführung jedes Commando’s, ja jedes Winkes der Offiziere erweckte bald bessere Begriffe, die sich, da man noch nicht so ganz wußte, wie die Sache ablaufen werde, allmählig beinahe in Furcht verwandelten“. Vgl. auch die zeitgenössische Einschätzung; GOTTFRIED, ARMA SVEVICA, S. 72: „An den Finnen und Schweden hette der König diese Vortheil: 1. Könnten sie Frost vnd Kälte besser als Hitze vertragen. 2. Lieffen eher nicht / biß sie gleichsam mit der Natur fechten müsten. 3. Behülffen sie sich kläglich. 4. Ohne alle Meutenacion. 5. Weren vnverdrossen / vnd mit devallisiren fest nit zu erschöpffen / so weit es nicht leicht ein ander Herr mit seinen Vnterhanen gebracht“.

Zum Teil waren sie noch aus Mangel an Ausrüstung noch mit Bogen bewaffnet. Kommandierender der 1. Finnen-Schwadron war Torsten Stålhandske. Vgl. LANGER, Formen der Begegnung, S. 84f. Zum zeitgenössischen Bild der Lappländer (auch sarkastisch „Lippenländer“, etwa „gefräßige Personen“ genannt) vgl. OPEL; COHN, Dreißigjähriger Krieg, S. 242ff. Zu den zahlreichen Bezeichnungen im deutschen Sprachraum vgl. auch SCHWEITZER, Zweihundert Jahre, S. 125f. Nach dem Krieg wurden zerstörte Orte wie z. B. Torgelow [LK Uecker-Randow/Mecklenburg-Vorpommern] auf Befehl Christinas von Schweden mit Finnen und Livländern neu besiedelt. Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; 1625 soll Banérs Armee bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) meist als „schwedisch-finnische Armee" bezeichnet. Eine Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee", die von Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, und den von den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten bastanten Armeen erscheint jedoch überflüssig. Nach ENGLUND, Die Verwüstung Deutschlands S. 76, waren 1630 bereits jeder 10. Schwede und jeder 5. Finne desertiert. Nach LUNDKVIST, Schwedische Kriegsfinanzierung S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. 1651 wurde festgestellt, dass 50 % der Kavallerie und 41 % der Infanterie aus Finnen bestand; PLEISS; HAMM, Der Dreißigjährige Krieg, S. 41. Nach GUTHRIE, The Later Thirty Years War, S. 59, soll Banérs Armee im Juli 1638 um 9.000 Schweden und 5.000 Finnen verstärkt worden sein, was wohl zu hochgegriffen erscheint. Zu den Verlusten LINDEGREN, Frauenland, S. 145: „Grob gerechnet kann man behaupten, daß in der ganzen Periode von 1620 bis 1720 ca. 75 % aller Todesfälle auf Krankheiten und andere Entbehrungen zurückzuführen sind. Ca. zehn Prozent starben in Kriegsgefangenschaft. Die restlichen 15 Prozent fielen bei Kampfhandlungen. Ungefähr ein Drittel dieser direkt kampfbezogenen Todesfälle geschah im übrigen im Zusammenhang mit Belagerungen. Große Feldschlachten und kleinere Gefechte forderten im allgemeinen nicht besonders viele Todesopfer, vergleicht man sie mit dem Alltag des Krieges. [...] Die Zahl der toten Soldaten kann total auf 1,7 Millionen geschätzt werden. Von diesen starben gut eine Viertel Million im Feld oder infolge von Kampfhandlungen; gut eineinviertel Millionen fielen dem ‚Alltag des Krieges' zum Opfer". => Mortalität.

[4] Gustav-Carlsson Horn af Kanckas, Graf af Björneborg [22.10.1592 Örbyhus im Kirchspiel Vendel-10.5.1657 Skara], schwedischer Feldmarschall.

[5] WIESELGREN, De la Gardiska Archivet. Del XI, S. 34.

[6] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f. Schlacht bei Lützen am 16.11.1632 zwischen den Schweden unter Gustav II. Adolf (18.000 Mann) und den Kaiserlichen (16.000 Mann) unter Wallenstein. Die für die Schweden siegreiche Schlacht endete mit dem Tod Gustav Adolfs und dem Rückzug Wallensteins, der etwa 6.000 Mann verloren hatte, nach Böhmen. Nach Lützen schlug Wallenstein keine Schlacht mehr. Vgl. dazu HAPPES ausführliche Schilderung und Reflexion der Ereignisse auf den Blättern 295v-302r. Vgl. SIEDLER, Untersuchung; STADLER, Pappenheim, S. 729ff.; WEIGLEY, Lützen.

[7]Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.

[8] Königshofen im Grabfeld; HHSD VII, S. 368.

[9] Obrist: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). . Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25. Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern - 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben - , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden". Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen", die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer', die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt - auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde - führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S. 388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Dazu beanspruchte er auch die Verpflegung. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. Zum Teil führte er auch seine Familie mit sich, so dass bei Einquartierungen wie etwa in Schweinfurt schon einmal drei Häuser „durch- und zusammen gebrochen“ wurden, um Raum zu schaffen; MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 504. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.

[10] Caspar Ermes [Ermisch, Eermis, Emmes, Armes, Armis, Armiss, Evermes] auf Kochenberg [1592-12.5.1648 Erfurt], schwedischer Obrist.

[11] Schweinfurt; HHSD VII, 686ff.; vgl. auch SODEN, Gustav Adolph Bd. 2, S. 422.

[12]Major: Der Major war im Dreißigjährigen Krieg der Oberwachtmeister des Regiments (zunächst nur in der Infanterie). Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten, sorgte für die Instandhaltung ihrer Waffen, hatte die Aufsicht über die Munition und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte der Major für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht.

[13] JOKIPII, Suomen kreiri - ja vapaaherrakunnat 1, S. 46; MODÉER, Gerichtsbarkeiten, S. 195, 403. Bei BECK, Chronik, bzw. MÜHLICH; HAHN, wird seine Name nicht erwähnt.

[14] Kopfstück: 1 Gulden = 4 Kopfstücke (Schmalkalden), Kopfstück = 2 Groschen = 12 Pfennige.

[15] Schelch: früher auf dem Main üblicher Schiffstyp mit ungedecktem Laderaum und einer Länge von 12 bis 20 m.

[16] Kitzingen; HHSD VII, S. 357ff.

[17] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.

[18] Stadtarchiv Ochsenfurt Urkunde 370.

[19]Kompanie:Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200 Mann, den Kaiserlichen 60 Mann, den Schwedischen 80 Mann. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett", „Fähnlein", „Leibkompanie".

[20] Gochsheim [LK Schweinfurt]; HHSD VII, S. 239.

[21] Ebersberg: nicht identifiziert. Ebersberg, Siedlung der Stadt Tanna [Saale-Orla-Kreis] ?

[22] Donnersdorf [LK Schweinfurt].

[23] Es handelte sich um bayerische Truppen unter dem Obristen [Johann] Friedrich v. Schletz [Schlez, Schleuß, Schlentz] [ -1658]

[24]Petarde, petar:durch „Petardiere“ angebrachte Sprengladung, die am Tor oder an einer Brücke mit einem Brett angeschraubt oder aufgehängt und mit einer Lunte gezündet wird. Dabei kommen auf 50 Pfd. Metall 4 Pfd. Pulver. Damit wurden Festungsringe an Schwachstellen aufgesprengt, ohne die Wehranlage zu zerstören. Durch die Bresche drangen Sturmtruppen ein, während die aufgesprengten Eingänge zum eigenen Schutz schnell wieder geschlossen werden konnten, wenn der äußere Ring u. die Festung oder das Schloss erobert waren.

[25] MÜHLICH; HAHN, Chronik, S. 425f.

[26] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.

[27] Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst.

[28] Freising; HHSD VII, S. 209ff.

[29] Moosburg [LK Freising]; HHSD VII, S. 461f.

[30] Thomas Sigmund v. Schlammersdorff[ - nach 10.12.1637 oder 6.2.1641 ?], schwedischer Obrist.

[31] Arvid (Alexander, Artweh) Freiherr v. Forbes [Fin-Forbes, Finnesse-Forbes, Forbes den Aldre, Forbus, Forbusch, Vohrbuß, Vohrbris, Vorbusch, Forburg, „Sorbus“] [15.1.1598 Borgå, Finnland-20.1.1665 Stettin], schwedischer Generalmajor.

[32]Johann Schneidewind [Schneidewein, Schneidewin] [ - ], schwedischer Generalmajor.

[33] ENGERISSER, Von Kronach, S. 291; die zurzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung.

[34] Johann Georg aus dem Winkel [Winckel] [1596-18.2.1639 Hildesheim], schwedischer Obrist.

[35] Coburg; HHSD VII, S. 127f.

[36] Schlacht bei Nördlingen am 5./6.9.1634 zwischen den kaiserlich-ligistischen Truppen unter Ferdinand (III.) von Ungarn und spanischen Kontingenten unter dem Kardinal-Infanten Fernando auf der einen Seite und dem schwedischen Heer unter Feldmarschall Gustav Horn, der in eine 7 Jahre dauernde Gefangenschaft geriet, und Bernhard von Weimar auf der anderen. Die Schwedisch-Weimarischen verloren nicht allein die Schlacht, etwa 8.000-10.000 Tote und 3.000-4.000 Verwundete – auf kaiserlicher Seite waren es 1.200 Tote und 1.200 Verwundete - , sondern mit ihr auch den Einfluss in ganz Süddeutschland, während der französische Einfluss zunahm. Vgl. die ausführliche Darstellung bei  ENGERISSER; HRNČIŘĺK,Nördlingen 1634; STRUCK, Schlacht, WENG, Schlacht. Vgl. den lateinischen Bericht »Pugna et victoria ad Nordlingam«, der den protestantischen Ständen zuging;Staatsarchiv Bamberg B 48/145, fol. 74 (Abschrift.). Zur französischen Sicht vgl. den Avis Richelieus, 1634 IX 11; HARTMANN, Papiers de Richelieu, Nr. 288.

[37] Johann Kaspar Graf v. Stadion[21.12.1567 Belfort-21.11.1641 Ammern], Hochmeister.

[38] ROECK, Als wollt die Welt, S. 272: „Dem Deutschmeister Graf Stadion, der nach der Nördlinger Schlacht den Ausgleich zwischen der Reichsstadt und dem Kaiser vermitteln wollte, schrieb man: «Auf allen unverschuldeten und nicht hoffenden Fall aber sind wir alles dasjenige gewissenshalben zu erdauern gezwungen, was der liebe Gott in diesem schnöden Jammertal über uns in seinem göttlichen unwandelbaren Willen beschlossen: getrösten uns auch gegen Gott und eine ganze ehrbare Welt unserer Unschuld, und daß alle zeitliche Macht, Hab und Gut, Leid und Freud in dieser flüchtigen Zergänglichkeit gar bald ihre Endschaft gewinne, die Gewissensruhe und Seligkeit aber immerwährenden bestehe und rechtschaffener Christen ewiger Trost und erwünschtes Heil sei.»"

[39] Rain am Lech [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 599f.

[40] Landsberg a. Lech; HHSD VII, S. 385f.

[41] Memmingen; HHSD VII, S. 439ff.

[42] Ulm; HHSD VI, S. 808ff.

[43] Stephan Binder [Pinder] [ -April 1637], kurbayerischer Obrist.

[44]Arkebusier: Leichter, mit einer Arkebuse bewaffneter Reiter, eigentlich berittener Infanterist (der zum Gefecht absaß). Die Arkebuse (später Karabiner genannt) war ein kurzes Gewehr von ca. 1 m Länge, eine Waffe für bis zu über 100 g schwere Kugeln, die in freiem Anschlag verwendbar war; bei der Infanterie als Handrohr, Büchse oder Arkebuse, bei der Kavallerie als Karabiner oder Faustrohr (Pistole mit Radschloss). Der Karabiner war leichter als die Muskete, die Geschosse waren ebenfalls leichter, ihre Durchschlagskraft war auch geringer. Gerüstet war der Arkebusier mit einem Kürass aus schussfreiem Brust- und Rückenstück (dieses wurde mit 11 Rt. veranschlagt) oder auch nur dem Bruststück. Seitenwehr war ein kurzer Haudegen, in den Sattelhalftern führte er 1 - 2 leichte Pistolen. Er wurde zumeist in kleineren Gefechten oder für Kommandounternehmen eingesetzt. In den Schlachten sollten sie die Flanken der eigenen angreifenden Kürassiere decken und in die von ihnen geschlagenen Lücken eindringen. Er erhielt als Verpflegung die Hälfte dessen, was dem Kürassier zustand, zudem auch weniger Sold. Vgl. ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 464ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123, BEAUFORT-SPONTIN, Harnisch, S. 96. Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter, wenn die Mittel vorhanden waren, in Kürassierregimenter umgewandelt. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. auch http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.

[45]Caspar Freiherr v. Schnetter [Schmetter, Schnitter, Schneder] [ -Oktober ? 1644], kaiserlicher Generalfeldwachtmeister.

[46] Jan Freiherr v. Werth [Büttgen 1594-16.9.1652 Benatek], bayerischer, kaiserlicher General der Kavallerie. Vgl. LAHRKAMP, Jan von Werth.

[47]Dragoner (frz. dragon): leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. „Arbeiter zu Pferd" hat man sie genannt. Der Dragoner war im Prinzip ein berittener Musketier (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Teilweise führten die Dragoner am Sattelknopf kleine Äxte mit, um Hindernisse entfernen oder sich auch zeitweise selbst verteidigen zu können. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. Zu ihren Aufgaben gehörte auch Sicherung und Deckung von Konvois, Patrouillen, Angriffe aus dem Hinterhalt, Bildung der Vor- und Nachhut. Ausführlich dargestellt bei ENGERISSER, Von Kronach, S. 468ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123ff.  Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung.Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. auch http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.

[48] Hans Wolf Freiherr v. Salis [1597-6.4.1640 Wismar], kurbayerischer Obrist, kurbayerisch-kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.

[49] Kroaten (kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten), des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte. Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteyen“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Zum anderen handelte es sich bei „Freireutern“ um bewaffnete und berittene Bauern, die über Raubzüge Verwirrung hinter den feindlichen Linien schufen. Sie taten dies entweder mit Erlaubnis ihrer Kommandierenden, als integraler Bestandteil der kaiserlichen Kriegsführung, oder aber unerlaubter Weise – nicht ohne dabei z. T. drakonische Strafen zu riskieren. Diese „Freireuter“ stahlen und plünderten auf Bestellung der eigenen Kameraden sowie der Marketender, die ihrerseits einen Teil ihrer Einnahmen an die Obristen und Feldmarschälle abzuführen hatten. An Schlachten nahmen sie in der Regel nicht teil oder zogen sogar auch in der Schlacht ab. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder Fünfte war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) Theatrum Europaeum Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39; LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet“. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg als Erfahrung und Memoria].

[50] Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht.

[51]Georg Rudolf Freiherr v. Haslang zu Haslangkreit u. Großhausen[ -17.10.1676], kurbayerischer Obrist.

[52] Joachim Christian Freiherr, 1642 Graf v. der Wahl [1590-31.8.1644 Ingolstadt], kurbayerischer Feldmarschall.

[53] Sebastian v. Pöring [ - ], kurbayerischer Obrist.

[54] Vgl. FINDEISEN, Axel Oxenstierna.

[55] Göggingen [Stadt Augsburg]; HHSD VII, S. 239f.

[56] Vgl. ALBRECHT, Maximilian I.

[57] Akkord:Übergabe, Vergleich, Vertrag: Vergleichsvereinbarungen über die Übergabebedingungen bei Aufgabe einer Stadt oder Festung sowie bei Festsetzung der Kontributionen und Einquartierungen durch die Besatzungsmacht. Angesichts der Schwierigkeiten, eine Stadt oder Festung mit militärischer Gewalt einzunehmen, versuchte die militärische Führung zunächst, über die Androhung von Gewalt zum Erfolg zu gelangen. Ergab sich eine Stadt oder Festung daraufhin ‚freiwillig', so wurden ihr gemilderte Bedingungen (wie die Verschonung von Plünderungen) zugebilligt. Garnisonen zogen in der Regel gegen die Verpflichtung ab, die nächsten sechs Monate keine Kriegsdienste beim Gegner zu leisten. Zumeist wurden diese Akkorde vom Gegner unter den verschiedensten Vorwänden bzw. durch die Undiszipliniertheit ihrer Truppen nicht eingehalten.

[58] Schlacht bei Nördlingen am 5./6.9.1634 zwischen den kaiserlich-ligistischen Truppen unter Ferdinand (III.) von Ungarn und spanischen Kontingenten unter dem Kardinal-Infanten Fernando auf der einen Seite und dem schwedischen Heer unter Feldmarschall Gustav Horn, der in eine 7 Jahre dauernde Gefangenschaft geriet, und Bernhard von Weimar auf der anderen. Die Schwedisch-Weimarischen verloren nicht allein die Schlacht, etwa 8.000-10.000 Tote und 3.000-4.000 Verwundete - auf kaiserlicher Seite waren es 1.200 Tote und 1.200 Verwundete - , sondern mit ihr auch den Einfluss in ganz Süddeutschland, während der französische Einfluss zunahm. Vgl. die ausführliche Darstellung bei  ENGERISSER; HRNČIŘĺK,Nördlingen 1634 (die detaillierteste Darstellung der Schlacht); STRUCK, Schlacht, WENG, Schlacht. Vgl. den lat. Bericht »Pugna et victoria ad Nordlingam«, der den protestantischen Ständen zuging;Staatsarchiv Bamberg B 48/145, fol. 74 (Abschrift). Zur französischen Sicht vgl. den Avis Richelieus, 1634 IX 11; HARTMANN, Papiers de Richelieu, Nr. 288.

[59] promesse: Versprechen, Zusage.

[60] Hunger: Hungerkrisen traten durch Missernten, Wettereinflüsse, Truppendurchzüge, Einquartierungen, Erntezerstörungen, Pferde- und Viehdiebstahl immer wieder auf. Oftmals blieb nur die Flucht ins Heer oder der Anschluss an den Tross. So hatten sich 2.000 hungernde Eichsfelder Pappenheims Soldaten angeschlossen. Ein Berittener oder Knecht in der Musterung hatte immerhin noch zwei Pfd. Fleisch, drei Pfd. Brot, eine Maß Wein und drei Maß Bier pro Tag zu fordern – drei bis fünf Maß Bier je nach Geschlecht pro Tag galten auch sonst als üblich - , was zur raschen Auszehrung einer Landschaft führte, zumal die eingeforderten Naturalabgaben im Laufe der Zeit noch weiter anstiegen und von Jahr zu Jahr neue Verpflegungssätze erfordern. Vom Verpflegungsansatz her war dies eine gewaltige Kalorienmenge, entsprachen doch drei Pfd. (gutes) Brot allein bereits etwa 3.750 kcal. Rechnet man noch über 2.000 kcal für das Fleisch hinzu, ohne Bier und Wein, so wird eine Kalorienzahl zwischen 6.000-7.000 kcal erreicht, was dem Zweieinhalb- bis Dreifachen eines durchschnittlichen Tagesbedarfs entsprochen hätte. Das war wohl Anfang des 17. Jahrhunderts nur Privilegierten vorbehalten, während die Gemeinen nur unzureichend verpflegt wurden. HIPPEL, Bevölkerung, S. 422, schätzt den täglichen Nahrungsbedarf in Württemberg auf knapp 2.400 kcal pro Tag. Vgl. BEHRENDS, Chronik, S. 145f. (1636): „Man gab den Armen von jedem Backvorgang ein Brot, […] welches damals als Krieg, Pest und Hunger hieselbst gar übel hauseten, von armen Leuten nicht für eine geringe Gabe gehalten ward, sintemal man damals oft weder Brot noch Bier und Geld haben konnte, und viele, meistenteils aber die Soldaten Hunde und Katzen, Pferde- und Menschenfleisch fraßen und nicht einmal bekommen konnten". 1641 heißt es über die Prignitz: „So sind auch alle Dörfer so gar verwüstet, verödet, universaliter et particulariter in Brand gesteckt, die Untertanen Hungers und des milites immanitet [Unmenschlichkeit, Rohheit] halber gestorben und ins Elend [Ausland] verlaufen, dass man in dem ganzen Kreise nach angestellter fleißiger Inquisition bloß 373 Bauersleute, die doch etliche gar wenig ausgenommen, weder Hunde noch Katzen, weniger etliche Lebensmittel haben, besonderen sich vom Obste und wohl ganz unnatürlichen Speisen aufhalten müssen, gefunden worden“. HERRMANN, Ländliche Bevölkerung, S. 86. Der Bieberauer Pfarrer Minck (1635); KUNZ; LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 261: „Durch diesen Hunger verschmachteten viele Leut dermaßen, daß nichts als Haut und Bein an ihnen war, die Haut hing ihnen am Leib wie ein Sack, waren ganz schwarz-gelb, mit weiten Augen, gepläcketen Zähnen, grindicht, krätzig, gelbsichtig, dick geschwollen, febricht [= fiebrig], daß einem grauete, sie anzusehen". ZILLHARDT, Dreißigjähriger Krieg, S. 161f. (1635): „Dan auß diser teürung und hungersnot ist entstanden noch ein jamer uber alle jamer, nemlich ein sterbet und pestelentz, das vüll taußendt menschen sind zu grundt gangen durch hunger, krieg und pestelenz. Dan durch den hunger ist von denen armen menschen vüll greüwlich und abscheüliches dings auffgefressen worden. Alls nemlich allerley ungereimbten dings: hundt und katzen, meüß und abgangen vüch, roßfleisch, das der schinder und meister uff dem vassen sein fleisch von dem abgangne vüch, als roß, hundt und andere thier, ist hingenomen worden, und haben dannoch einander drumb gerißen und für köstlich gut gehalten. Es ist auch für gut gehalten worden allerley kraut uff dem feld: die distel, die nesle, schersich, hanefüeß, schmerbel, schertele. In suma allerley kraut ist gut gewessen, dan der hunger ist ein guter koch, wie man im sprichwort sagt". Vgl. auch  die Lebensbeschreibung des Gottfried Andreae (1637); DOLLINGER, Schwarzbuch, S. 321: „Doch im Jahr 1637 stieg das Elend auf's höchste, nachdem kaum 200 Bauern in der untern Pfalz mehr übrig waren, da die übrigen teils an Hunger und Pest bereits gestorben, teils von den Kaiserlichen erwürgt oder als Soldaten weggeschleppt worden waren ... Der Hunger aber zwang die Leute zu den unnatürlichsten Nahrungsmitteln: Gras, Kräuter, dürre und grüne Baumblätter, Felle von Tieren; Hunde, Katzen, Ratzen, Mäuse, Frösche und faulendes Aas waren gesuchte Bissen. Die Hungernden erschlugen einander selbst, verzehrten sie, durchwühlten Gottesäcker, erstiegen Galgen und Rad und nahmen die Toten zur Speise weg“. Notiz aus dem Pfarrbuch von Mauern (LK Neuburg/Donau) für 1648: „Viele haben aus Hunger Roßmist gegessen, der Feind hat alles fort; es ist nichts angebaut worden. Viele sind Hungers gestorben, die Überlebenden nähren sich von Wurzeln und Baumblättern und sind froh um die Häute der gefallenen Pferde". [frdl. Mitteilung von Herrn Fahmüller, Pfeffenhausen]. Der Kitzinger Pfarrer Bartholomäus Dietwar [1592-1670] über 1649; DIETWAR, Chronik, S. 91: „Etliche tausend bayerische Bauern bettelten mit Weib und Kind durchs Land. Darunter waren auch Mörder. Sie stahlen und raubten was sie konnten. Das war Gottes sichtbare Strafe dafür, dass der Kurfürst von Bayern im 30jährigen Kriege viele Tausend armer Leute gemacht hatte. Darum war sein Land im vorigen Jahre durch die Schweden und Franzosen wieder verdorben worden, also dass seine Leute von München und Landshut her das Frankenland durchliefen, das gebettelte Brot dörrten und heim nach Bayern trugen“. Aus Nördlingen wird anlässlich der Belagerung 1634 berichtet; KESSLER, Belagerung, S. 38: „Um diese Zeit sind die Rosse wegen Mangels an Futter so erkrankt und so matt geworden, daß sie häufig einfach hingefallen und verendet sind. Von dem S. H. Schinder Jörg Schmid sind hinter dem Feilturm 2 große Gruben gegraben und die Pferde darin verscharrt worden. Die Armen und Bettelleute aber haben sich auch dabei befunden und haben, wenn man die Pferde hat vergraben wollen, aus großem Hunger ziemlich große Stücke davon herausgeschnitten, das Selbige gekocht und von solchem ihren Hunger gestillt, und gebüßt. Die armen Leute sind zur Nacht, um 12 Uhr, über solches Aas gekommen und haben es davon getragen“. KESSLER, Belagerung, S. 63: „Die kaiserlichen, spanischen, welschen, französischen und deutschen Soldaten sind gleichsam aus dem ausgebrannten Turm herundergefallen und jämmerlich aufeinander gelegen. Die armen Tagelöhner haben die gebratenen Schulterblätter von den Achseln abgenommen und für gutes Schweinefleisch gefressen“. Auch Regimenter wie das des kurkölnischen Obristen Hugo v. Tyrell[i] lösten sich wegen Hunger auf. Der Salemer Mönch Bürster (1644); WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 196: „Dan ehe muoß der burger sterben zehen mal, ehe der soldat verderben ainmahl“.

 

[61] Pest: Eine während des gesamten Krieges immer wieder auftretende Seuche war die Pest (die „zur frühen Neuzeit wie das Amen in der Kirche“ gehörte, ULBRICHT, Seuche, S. 10) als demographische Katastrophe für einzelne Landstriche, von HAPPE [mdsz.thulb.uni-jena.de: I 87r] und seinen Zeitgenossen neben Krieg und Hunger zu den drei Hauptstrafen Gottes gerechnet; vgl. dazu auch LANG, Pestilentz, S. 133 f. Truppenbewegungen, Zerstörungen, Hungerkrisen bzw. chronische Unterernährung, mangelnde Hygiene etc. trugen zur Verbreitung der Pest bei, die in vier Formen auftrat: 1. die abortive Pest als „leichte“ Variante: Symptome waren leichtes Fieber sowie Anschwellen der Lymphdrüsen. War die Infektion überstanden, wurden Antikörper gebildet, die eine etwa 10 Jahre anhaltende Immunisierung gegen die drei anderen Formen bildete. Marx starb 10 Jahre nach der Pest von 1625 an der Pest von 1635. 2. die Beulenpest (Bubonenpest nach griech. bubo = Beule), die nach ca. 9 Tagen zum Tod führen konnte, wenn der Erreger ins Blut eintrat, die Letalität konnte zwischen 60-80 % liegen). Die Ansteckungszeit lag zwischen wenigen Stunden und etwa einer Woche, Symptome waren Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber, Benommenheit, Schlaflosigkeit, später treten Bewusstseinsstörungen und Ohnmachtsanfälle auf. Im Bereich des Flohbisses bildeten sich stark anschwellende und äußerst schmerzhafte Beulen am Hals, an den Leisten und Achselhöhlen. Diese Beulen erreichten eine Größe von ca. 10 cm und waren durch die die Blutungen in den Lymphknoten dunkelblau bis schwarz eingefärbt. Sie fielen nach Vereiterung in sich zusammen. Die Beulenpest an sich war nicht tödlich, da die Beulen von selbst abheilen konnten. Das Aufschneiden der Beulen war insofern gefährlich, da die Bakterien über das Blut in andere Organe gelangen konnten. Bei den unbehandelten Patienten kam es wohl bei 30-50 %r zur gefährlichen Lungenpest. Die Beulenpest verbreitete sich im Winter kältebedingt langsamer als im Sommer und erreichte ihren Höhepunkt im Herbst. 3. die Pestsepsis (Pestseptikämie), wenn die Bakterien in die Blutbahn eintraten, entweder über offene Wunden oder beim Platzen der Pestbeulen nach innen. Symptome waren hier hohes Fieber, Kopfschmerzen, Anfälle von Schüttelfrost, danach kam es zu größeren Haut- und Organblutungen. Der Tod trat bei Nichtbehandelten wohl spätestens nach 36 Stunden auf. 4. die Lungenpest, bei der die Erreger durch die Pestsepsis in die Lunge kamen oder von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion übertragen wurde, bei der der Tod angeblich in 24 Stunden, zumeist aber unbehandelt in 2 bis 5 Tagen eintrat und die eine Letalität von 95 % hatte. Angeblich konnte man sich in nur 1 bis 2 Tagen anstecken. Symptome waren eine starke Atemnot, Husten, blaue Lippen und blutiger Auswurf. Das führt zu einem Lungenödem, verbunden mit dem Zusammenbruch des Kreislaufs. MARX’ Angaben [mdsz.thulb.uni-jena.de]  lassen vermuten, dass es sich bei der Pest von 1625 um die Beulenpest gehandelt haben muss. Geschlecht, sozialer Status und Ernährung waren Determinanten, die über Ansteckung und Abwehrkräfte entschieden. Der Pestbazillus wurde durch Rattenflöhe, Wanzen, Läuse und andere Parasiten übertragen. Das Bakterium blieb z. B. in Flohkot, Staub, Kleidung, Pelzen, Wasser und Erde wochenlang virulent. Zumindest scheint man in Erfurt 1625 recht sorglos mit der Ansteckungsgefahr umgegangen zu sein, wie HEUBEL, S. 42 [mdsz.thulb.uni-jena.de] festhält. Möglicherweise hatte der Rat jedoch durch eine strenge Quarantäne von vierzig Tagen Versorgungsengpässe befürchtet und wollte die Handelsbeziehungen nicht gefährden. Allerdings scheint die in der Forschung vertretene Meinung, dass gerade die unteren Schichten die Angst vor der Pest beiseite geschoben hätten (ULBRICHT, Seuche, S. 44), so nicht stimmig. Mehr als 50 Pestheilige, angeführt von den Heiligen Sebastian und Rochus, wurden angerufen. Gebet, Frömmigkeit, Sittenreinheit und Liebe zu Gott galten aus theologischer Sicht als wirksamer Schutz vor der Pest. Man glaubte sich durch die Umwicklung mit Stroh auch der Leichen vor der Ansteckung mit der Pest schützen zu können. MÜHLICH; HAHN, Chronik 2. Theil, S. 375 (Schweinfurt 1627): „Von dem Rathe dahier wurde am 4. December beschlossen, dass alle an der Pest Gestorbene bey Nacht und ohne Procession begraben werden sollten“. Pestzeiten boten einen durchaus lukrativen Erwerb für die verachteten Totengräber, der von „ehrlichen“ Berufsgruppen ausgeübt wurde, da z. T. pro Begräbnis bis zu 20 Rt. (BRAUN, Marktredwitz, S. 52f.) verlangt wurde,  aber auch von Angehörigen der ärmeren Bevölkerungsschicht. RUTHMANN, „Was damals fruchtbar und gebauet“, S. 78f. II. Zum Teil wurden ansteckende Krankheiten seit dem Mittelalter als „peste“ (z. B. die „Ungarische Krankheit“) bezeichnet.

[62] Aichach [LK Aichach-Friedberg]; HHSD VII, S. 3.

[63] Petarde: durch „Petardiere“ angebrachte Sprengladung, die am Tor oder an einer Brücke mit einem Brett angeschraubt oder aufgehängt und mit einer Lunte gezündet wird. Dabei kommen auf 50 Pfd. Metall 4 Pfd. Pulver. Damit wurden Festungsringe an Schwachstellen aufgesprengt, ohne die Wehranlage zu zerstören. Durch die Bresche drangen Sturmtruppen ein, während die aufgesprengten Eingänge zum eigenen Schutz schnell wieder geschlossen werden konnten, wenn der äußere Ring u. die Festung oder das Schloss erobert waren.

[64][Johann] Friedrich v. Schletz [Schlez, Schleuß, Schlentz][ -1658], kurbayerischer Obrist.

[65]Obristwachtmeister: Der Obristwachtmeister mit einem monatlichen Sold von 50 fl. entsprach vom Rang her dem Major in der schwedischen Armee. Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte er für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht.

[66] Fähnrich: Rangunterster der Oberoffiziere der Infanterie und Dragoner, der selbst bereits einige Knechte zum Musterplatz mitbrachte. Dem Fähnrich war die Fahne der Kompanie anvertraut, die er erst im Tod aus den Händen geben durfte. Der Fähnrich hatte die Pflicht, beim Eintreffen von Generalspersonen die Fahne fliegen zu lassen. Ihm oblagen zudem die Inspektion der Kompanie (des Fähnleins) und die Betreuung der Kranken. Der Fähnrich konnte stellvertretend für Hauptmann und Leutnant als Kommandeur der Kompanie fungieren. Bei der Kavallerie wurde er Kornett genannt. Zum Teil begannen junge Adelige ihre militärische Karriere als Fähnrich. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 45f.

[67] Knecht, gemeiner: dienstgradloser einfacher Soldat. Er hatte 1630 monatlich Anspruch auf 6 fl. 40 kr. Ein Bauernknecht im bayerischen Raum wurde mit etwa 12 fl. pro Jahr (bei Arbeitskräftemangel, etwa 1645, wurden auch 18 bis 24 fl. verlangt) entlohnt. Doch schon 1625 wurde festgehalten; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 92: „Ihme folgete der obrist Blanckhardt, welcher mit seinem gantzen regiment von 3000 fueßknechte sechß wochen lang still gelegen, da dann die stath demselben reichlich besolden muste, wovon aber der gemeine knecht nicht einen pfennig bekommen hatt". In einem Bericht des Obristleutnants des Regiments Kaspar von Hohenems (25.8.1632) heißt es; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 336: „daß sie knecht gleichsam gannz nackhent und ploß auf die wachten ziehen und mit dem schlechten commißbroth vorlieb nemmen müessen, und sonderlichen bey dieser kelte, so dieser orten erscheint, da mich, als ich an ainem morgen die wachten und posti visitiert, in meinem mantl und guetem klaidt gefrorn hat, geschweigen die armen knecht, so übel beklaidt, die ganze nacht auf den wachten verpleiben müessen. So haben sie auch gar kain gelt, das sie nur ain warme suppen kauffen khönnen, müessen also, wegen mangl der klaider und gelt, mit gwalt verschmachten und erkhranken, es sollte ainen harten stain erbarmen, daß die Graf hohenembsische Regiment gleich von anfang und biß dato so übel, und gleichsam die armen knecht erger alß die hundt gehalten werden. Es were gleich so guet, man käme und thete die armen knecht […] mit messern die gurgel abschneiden, alß das man sie also lenger abmatten und gleichsam minder als einen hundt achten thuett“. Gallas selbst schrieb am 25.1.1638 dem Kaiser; ELLERBACH; SCHERLEN, Der Dreißigjährige Krieg Bd. 3, S. 222: „Mochte wohl den Stein der erd erbarmen zuzuschauen, wie die arme knecht kein kleid am leib, keine schuh am fuße, die reiter keine stiefel oder sattel haben, auch den mehrerteil sich freuen, wenn sie nur die notdurft an eichelbrot bekommen können“. => Verpflegung.

[68] Vgl. auch „unnatürliche Speisen“: GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 257f. (1637) „In diesem vorhergehend- und nachfolgenden beyden Jahren ist so eine elende und erbärmliche Zeit gewesen, daß es fast nicht zu beschreiben, und die Nachkommene kaum glauben werden. Krieg, Pestilentz und Hunger haben über alle massen überhand genommen, wie denn zumal in diesem und vorhergehendem Jahr es so theuer worden, daß das Maaß Korn biß auff acht und zwantzig Patzen gestiegen und ein Pfund Brod siebenzehen Pfennig gegolten. Und weil wegen des leidigen Kriegs-Wesen kein Geld mehr unter den Leuten war, musten die meisten sich mit Kleyen, Wicken, gemahlenen Eicheln, aus welchen sie Kuchen und Brey machten, It. gesottenem Graß, so weder gesaltzt noch geschmeltzt war, so wol von verstorbenen Pferd und Ochsen behelffen, wie denn die armen Leut, weil sie es in die Stadt nicht wol tragen durfften, draußen auff dem Obern-Rasen grosse Feuer gemacht, dasselbe gesotten und gebraten. Und hat man damals offt die Leute hinter den Zäunen, daß ihnen das Schind-Fleisch oder gekochtes Graß noch im Maul, tod gefunden, welches denn jämmerlich und elendiglich anzusehen war. Ja man hat erfahren, daß auff einer Seiten eines toden Aaß die Menschen, an den andern aber die Hunde genaget“.

[69] Unter den vielfachen zeitgenössischen indirekten Berichten über den Breisacher Fall kann der des Historiographen und Habsburg-Anhängers Wassenberg als typisch gelten: „Also hielten sich die elenden Brisacher / da sie aller hülffe beraubet waren / in der Trew vnd Armuth; vnd als es noch lenger anstundt / da giengen ihnen beydes die gewöhnlichen / so wol auch vngewöhnlichen Speisen allgemach ab; sintemal sie allbereit die Pferdt / vnd andere Thiere / so die schändliche Noth zum täglichen Gebrauch verwendet / verzehret hatten. Hernach haben sie Gartenstauden vnd Baumstämme / auch die zwischen den Steinen wachsende Kräuter außgerupffet / vnnd sind deß elends vnd der Gedult Exempel gewesen. Endlich aber als auch dieses ganz auff war / so ist die Trew in ein Wüten verwandelt worden / vnd hat einer den andern auffgefressen. Dann zu schweigen / daß sie 2000. Felle verzehret / vnnd die Menschen mit den Fingern den Kalck vnd Leimen an statt der Speise auß der Wand gegraben; auch etliche mit warmen Wasser ihr Leben biß in die fünfte vnnd sechste Woche gefristet / endlichen aber wann eine Geschwulst an den Füssen zugeschlagen / plötzlich gestorben. Diß alles / sag' ich / zu geschweigen / so will ich noch wol ärgere dinge / wovon man in den alten Zeitbüchern nichts findet / erzehlen; nemblich / daß vornehme Bürgerskinder auff einen tag verlohren / vnnd / zweiffels ohne mit den Zähnen zerrissen vnnd verzehret worden; daß die Leute / wann sie auff der Gassen einander begegnet / den Hunger zu stillen einander vmbgebracht; daß der vor etlichen Tagen begrabenen Menschen Eingeweide gekocht; ja auch der allererst gestorbenen Menschen rohes Fleisch / Adern vnnd Blut an statt der Speise gebrauchet worden" (WASSENBERG; Florus, 430f.). Auffällig ist, daß ein als Selbstzeugnis überlieferter Augenzeugenzeugenbericht des Adjutanten des Prinzen Bernhard von Weimar von Weimar, Johann Christoph von der Grün von der Übergabe der Festung durch den habsburgischen Kommandanten an Prinz Bernhard von Weimar diesen Fall von Anthropophagie zwar bezeugt, ihn zugleich jedoch als einen sehr viel eingeschränkteres und spezifischeres Geschehen darstellt, in dem nicht etwa wie in der Darstellung Wassenbergs lebende Menschen „einer den anderen aufgefressen“, sondern im Zustand äußersten Hungers (lediglich) die Leichname dreier verstorbener Kriegsgefangener von ihren Kameraden verzehrt worden seien: (Dem Bericht zufolge äußerte der Kommandant der Festung, Freiherr von Rheinach, bei Ihrer Kapitulation und Übergabe eine spezielle Bitte): „Es würde der mehrere Theil seiner verhungerten Soldaten nicht wohl über den Platz, geschweige durch die Stadt und das Thor zu den Schiffen marchiren können, daß sie nicht tott darnieder fielen! Und bäte er derowegen Ihro fürstl. Gnaden gar hoch, Sie wolten Ihme vor accordirtermassen bey der Stadt in die Schiff sitzen und abziehen lassen. Dieweilen aber Ihro fürstl. Gnaden ihme von Rheinach noch einmal durch mich anzeigen lassen, es wäre kein ander Mittel, er müße solcher Gestalt den Anzug nehmen, damit er sich aber keiner Arglist und Gefahr zu besorgen habe, so sollte er auf Ihro fürstl. Gnaden parole sich versichern, daß keinen Soldaten einiges Leid geschehen würde...“ [Auszug erfolgt mit 400 Gesunden und 50 kranken gemeinen Soldaten] „darvon etliche im Stehen und Marchiren, darnieder gefallen, mit 19 Fahnen gefolgt. Hier zwischen stund unsere Infanterie auf beiden Seiten in Schlachtordnung, und als der Generalfeldzeugmeister Freyherr von Rheinach Ihro fürstl. Gnaden Hertzog Bernhardten: welcher auf der Seiten bei dem Eisenberg zu Pferdt sitzend gehalten: ersahe, stieg er von seinem Pferdt, ging mit sehr tieffer und oftmals wiederholter Reverence gegen höchstgedacht Ihro fürstl. Gnaden und küßete deroselben die Stieffel, welche sich aber anfänglich nicht bewegt, sondern aufrecht zu zu Pferdt sitzend Ihro Autorität gehalten, und mit scharffen und harten Wortten zu ihm gesagt, daß sie wohl genugsam Ursach hetten, ihme seinen Accord nicht zu halten, indem er, wie Sie allererst vernommen, 30 von deroselben gefangenen Soldaten zu Breysach im Stockhauß sterben, und 3. dererselben von ihren anderen Cameraden, auß großer Hungersnoth aufzehren lassen, welches eine unerhörte, unverantwortliche und crudele That sey, so der Gerechte Gott nicht ungestraft würde lassen hingehen. ob nun zuvor der Freyherr von Rheinach viel Entschuldigung, warum er die Gefangenen übel tractiret und nicht loßgeben wollen, vorgewendet, sagend, daß seine Armuth so groß gewesen, welches denen Gefangenen bekandt, sie es im Hineinführen an seinen Wachten [Wachen], welche schlecht waren, gesehen, und nun herauf dieselbe wieder sehen würden, welches Ihme sehr nachtheilig gewesen: so hätten ja auch die Gefangenen so lang Rossfleisch gehabt, alß seine Knechte, biß endlich die Noth so groß worden, daß sie einander selbsten gefressen, wäre also einer wie der andere gehalten worden. Verhoffe deswegen Ihro Fürstl. Gnad. würde Ihme verzeihen, daß Er es auf die Extremität kommen lassen müßen, da er solches auch Unserseits vor diesem in Augspurg und mehr andern Orthen geschehen wäre. Er nun ausgeredt, und sich solcher gestalt, so gut er gekunt, entschuldiget, so ließen Ihro Fürstl. Gnad. Ihn von sich, da Er dan mit den Frauenzimmer und denen Soldaten zu Fuß biß an den Eisenberg gegangen, und alda in die Schiffe geseßen.“, aus: Des durchlauchtigsten Fürsten und Herrn Bernharden des Grafen Hertzogen zu Sachßen, Jülich, Cleve und Bergk höchst preißwürdigste Helden Thaten, welche Derselbe nach tödtlichen Abgang des Ehrwürdigsten Königs der Schweden, Gustavi Adolphi, biß an sein Seel. Ende, von Ao: 1632 biß 1639, verübet, wie solche von H. Johann Christoph von der Grün, Seel:; bey Höchstgedacht Sr. Fürstl. Durchl: gewesenen General Adjudanten, mit allen Fleiß auffgezeichnet, und auß dessen Annotatis in dieß Compendium verfaßet worden.“ Bl. 233 r, Forschungsbibliothek Gotha, Handschrift Churt. B 67. Vgl. auch FULDA, Gewalt gegen Gott.

[70] Stuttgart; HHSD VI, S. 768ff.

[71] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.

[72] [Wolf] Lorenz [Laurenz] (II.) Freiherr [Graf] v. Hofkirchen [ ?-Anfang 1656] schwedischer, dann kaiserlicher Generalleutnant, Feldmarschallleutnant.

[73] Restitutionsedikt vom 6.3.1629: „Das von Ferdinand II. erlassene Edikt sprach dem Kaiser das alleinige Recht zu, den Augsburger Religionsfrieden von 1555 authentisch zu interpretieren. In Ausübung dieses Rechts setzte der Kaiser die Calvinisten außerhalb der Augsburger Friedensbestimmungen. Zudem befahl er die Rückgabe aller nach 1552 von den Protestanten eingezogenen (säkularisierten) Kirchengüter. Davon betroffen waren 12 reichsunmittelbare Bistümer, 500 Klöster und Konvente. Proteste gegen das Restitutionsedikt erhoben sich nicht nur von protestantischer, sondern auch von katholischer Seite. Dass HAPPE den ganzen Text des Edikts aufnimmt, zeigt doch wohl, dass er die damit verbundenen oder potentiellen Gebietsveränderungen und deren Folgen wohl einzuschätzen glaubte. Allerdings zeigen kaiserliche Kostenberechnungen aus dem Niedersächsischen Kreis, dass die Kosten für die Restitutionen die tatsächlichen Einnahmen für das Haus Habsburg überstiegen“. [mdsz]

[74] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[75] Caspar Freiherr v. Schnetter [Schmetter, Schnitter, Schneder] [ -Oktober ? 1644], kaiserlicher Generalfeldwachtmeister.

[76] Vgl. HABERER, Ott Heinrich Fugger.

[77] ENGERISSER, Von Kronach, S. 419ff.

[78] Johann Georg I. Kurfürst v. Sachsen [5.3.1585 Dresden-18.10.1656 Dresden].

[79] Siegmund v. Wolframsdorf [Wolfersdorf] [6.12.1588 Bornsdorf-1.4.1651 Bornsdorf], kursächsischer Obrist, Generalwachtmeister.

[80] Werben (Elbe) [LK Stendal].

[81] KUNATH, Kursachsen, S. 200.

[82] Hof; HHSD VII, S. 302f.

[83] KLUGE, Hofer Chronik, S. 109.

[84] Wernigerode [LK Harz]; HHSD XI, S. 493ff.

[85] Reddeber [LK Harz].

[86] Schauen, heute Ortsteil von Osterwieck [LK Harz].

[87] 1 Reichstaler = 36 Mariengroschen = 24 gute Groschen je 12 Pfennige = 288 Pfennige.

[88] Wahrscheinlich ist hier Fourier gemeint: Der Fourier übte eine ähnliche Aufgabe wie der Quartiermeister aus, indem er vor allem die Verpflegung der Truppe und die Beschaffung von Viehfutter sicherstellen sollte.

[89] Osterwieck [LK Harz]; HHSD XI, S. 359f.

[90] NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 209f. Der Hg. dankt Herrn Peter Nüchterlein für die Erlaubnis zum Abdruck dieses Textteils.

[91] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.

[92] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 594.

[93] Olmütz [Olomouc]; HHSBöhm, S. 420ff.

[94] Lennart Torstensson [Torstensohn, Torsten-Sohn], Graf zu Ortala u. Freiherr v. Virestad [17.8.1603 Forstena im Kirchspiel Västra Tunhem (Västergötland)-7.4.1651 Stockholm], schwedischer Feldmarschall.

[95] Antonio Miniatti [Miniati, Migniatti] [ - 24.7.1644 in Wien hingerichtet], kaiserlicher Obrist.

[96] Kriegskommissar: Bevollmächtigter des Kriegsherrn zur Eintreibung von Kriegssteuern (Kontribution). Als Quartierkommissarius legte er darüber hinaus die Einquartierungen der Soldaten fest. (Der Quartiermeister bzw. Fourier sorgte dann für deren praktische Umsetzung; vgl. s. v. „Fourier“.) Der „Musterkommissarius“ führte in landesherrlichem Auftrag die Musterungen durch und überwachte die Zusammensetzung des Heeres. Musterkommissare waren bei gemeinen Soldaten wie Offizieren gleichermaßen verhasst, da sie Manipulationen und Betrügereien auf den Musterplätzen zu unterbinden suchten: Söldner erschlichen sich vielfach Sold, indem sie sich unter verändertem Namen mehrfach mustern ließen, Offiziere führten zuweilen mehr Männer in den Soldlisten, als tatsächlich vorhanden waren, um die eigene Tasche mit den überschüssigen Löhnungen zu füllen (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 120ff.). Auch hatten sie die Abdankungen und die Zusammenlegung und Neuformierung kleiner Einheiten zu überwachen. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51; vgl. auch PFEILSTICKER, Lang. In einer Landtagsbeschwerde des Gerichtes Hörtenberg wird geklagt, daß bei Durchzügen „auch tails beglaitcommissari den unntertonnen mehr sched- als nutzlich sein, in deme sy mer dem soldaten beifallen, unnd in ansuechenden unerzeuglichen sachen recht geben, als den unnderthonnen obhabennden gebierennden schutz erweisen“. SCHENNAT, Tiroler Landesverteidigung, S. 63. Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25.

[97] Joachim Ernst v. Krockow [Crakaw,Cracau, Crocko, Crockow, Crockaw, Cracou, Krackau, Krackaw] [1601 - Sommer 1646 Danzig], kaiserlicher Generalwachtmeister.

[98] pflanzen: (ein Geschütz) in Stellung bringen.

[99] Stück: Man unterschied Kartaunen [Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17,5 – 19 cm], verschoss 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette]; Dreiviertelkartaune: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 16-17faches Kaliber, schoss 36 Pfund Eisen. Vgl. MIETH, Artilleria Recentior Praxis; halbe Kartaunen [langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt].

Viertelkartaune: „ein stück, welches 12 pfund eisen treibt, 36 zentner wiegt, und 24 kaliber lang ist. man hält diese stücke in den vestungen für die allerbequemste“ [DWB]. Meist als Feldschlange bezeichnet wurde auch die „Halbe Schlange“: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt; die „Quartierschlange“: 40-36-faches Kaliber (6,5-9 cm), Rohrgewicht: 12-24 Zentner, Gesamtgewicht: 18-36 Zentner, Vorspann: 6-12 Pferde; Falkone: 39-faches Kaliber Rohrgewicht: 14-20 Zentner, Gesamtgewicht: 22-30 Zentner, Vorspann: 6-8 Pferde; Haubitze als Steilfeuergeschütz, 10-faches Kaliber (12-15 cm), zumeist zum Verschießen von gehacktem Blei, Eisenstücken („Hagel“) bzw. Nägeln verwendet; Mörser als Steilfeuergeschütz zum Werfen von Brand- und Sprengkugeln (Bomben). Angaben nach ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 575ff. Pro Tag konnten etwa 50 Schuss abgegeben werden.„Vom Nürnberger Stückegießer Leonhard Loewe ist die Rechnung für die Herstellung zweier jeweils 75 Zentner schwerer Belagerungsgeschütze erhalten, die auf den heutigen Wert hochgerechnet werden kann. An Material- und Lohnkosten verlangte Loewe 2.643 Gulden, das sind ca. 105.000 bis 132.000 Euro. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus diesen ‚Halben [?; BW] Kartaunen’ kosteten fünf Reichstaler - mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81; SCHREIBER, Beschreibung, bzw. Anleitung, 3. Kapitel.

[100] N Plantin [Plantingk] [ - 10.6.1642 vor Olmütz], schwedischer Obristleutnant.

[101] Friedrich Christoph Freiherr v. Hammerstein [Hamenstäm] [15.9.1608 Schloßböckelheim-12.10.1685 Oelentrup], schwedischer Generalmajor.

[102] Jacob Wancke [Wanke, Wank, Weerke, Weynecke] [ - ], schwedischer Dragoner-Obristleutnant, Obrist.

[103] Kapitän (schwed. Kapten): Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden so genannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste.  Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.

[104]Musketier:Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen". Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet den einzigen bisher bekannten Fall (1634), dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe. SCHLOTTER; SCHNEIDER; UBBELOHDE, Acta, S. 194. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht". Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics;  EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.

[105] DUDÍK, Schweden in Böhmen und Mähren, S. 38.

[106] ENGLUND, Verwüstung, S. 276. Vgl. DUDÍK, Tagebuch.

[107] Antonio Miniatti [Miniati, Migniatti] [ - 24.7.1644 in Wien hingerichtet], kaiserlicher Obrist.

[108] Joachim Ernst v. Krockow [Crakaw,Cracau, Crocko, Crockow, Crockaw, Cracou, Krackau, Krackaw] [1601-Sommer 1646 Danzig], kaiserlicher Generalwachtmeister.

[109]Generalmajor: Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant.

[110] Arvid [Arwid, Ernst, Arfulch] Wittenberg [Wittenbergk, Wirtenberg, Wirtenburg, Württemberg(er), Württenberg] v. Döbern u. Nyborg[1606 Porvoo-7.9.1657 Zamość], schwedischer Generalmajor.

[111] Georg v. Derfflinger [Derfling, Doerfling, Dörffling, Törfling, Dorflinger] [20.3.1606 Neuhofen/Österreich-14.2.1695 Gusow], schwedischer Obrist.

[112] Ranzion, ranzionieren: Lösegeld zahlen, (sich) auslösen, (sich) freikaufen, auslösen von Personen, Gegenständen oder Vieh. Der organisierte Vieh-, vor allem aber Menschenraub stellte neben der Plünderung angesichts der fehlenden Soldauszahlung die wichtigste Einnahmequelle gerade der unteren Chargen dar, wurden doch pro Person je nach Stand und Beruf oft 300 Rt. und mehr erpresst. Vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 116; GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 29.  Dieses Lösegeld erreichte trotz der zwischen den Kriegsparteien abgeschlossenen Kartelle z. T. enorme Höhen: So bot der ehemalige Kommandant von Hanau, Sir James (Jacob) Ramsay „the Black“ [1589-1639], 70.000 Rt. für seine Freilassung, die aber vom Kaiserhof abgelehnt wurde (KELLER, Drangsale, S. 357), da man von ihm wissen wollte, wo er die bei der Einnahme Würzburgs und Bad Mergentheims erbeuteten Schätze (KELLER, Drangsale, S. 355) verborgen hatte. Ramsays Kriegsbeute wurde auf 900.000 Rt. beziffert; KELLER, Drangsale, S. 361; GAIL, Krieg, S. 28f.; MURDOCH (Hg.),SSNE ID: 3315. Auch die Leichname gefallener Offiziere mussten in der Regel vom Gegner ausgelöst werden. Im Mai 1633 war die kaiserliche Garnison in der Festung Lichtenau (bei Ansbach) so schlecht verproviantiert, dass Nürnberger Untertanen gefangen genommen wurden, die sich dann gegen Kartoffeln auslösen mussten; SODEN, Gustav Adolph III, S. 450. SEMLER, Tagebücher, S. 137 (1634): „Hierauff die Schwedische ihre gewohnliche straiff vnd raubereyen noch ferner vnd ernstlicher continuirt, also daß nicht allein auf dem land vnd dörffern sich niemandt betreffen, sonder auch gar in die reben (außerhalb was gegen Sipplingen hinab gelegen, dahin der feind niehmaln kommen) niemandt blicken lassen dörffen, inmaßen ettliche burger vnd salmanßweilische vnderthonen, so in den reben bei vnd gegen Nußdorf und Burgberg schaffen wollen, von denen hin vnd wider vagierenden reüttern aufgehebt, vnd nach Pfullendorf geführt, deren jeder biß auf 60 vnd mehr reichsthaler ranzion angezogen, vnd weilen sie, alß arme rebleütt sollche zu bezahlen nicht vermögt, volgendts mit der armada fortgeführt worden, wie benantlich ein veberlingischer gmainder vmb 68 thaler vnd zwen Nußdorffer jeder vmd 58 thaler ranzioniert, vnd vneracht diese bede für sich 40 thaler angebotten, ein mehrers auch im vermögen nit gehabt, seyn sie doch bei sollchem nicht ge[S. 129]lassen worden“.

[113]N Königshaim [Königam, Kunigam] [ - ], schwedischer Obrist.

[114]Leibregiment: Als Leibregiment wurde im 17.Jahrhundert im Heiligen Römischen Reich, in Dänemark und in Schweden diejenigen Regimenter bezeichnet, deren Inhaber der regierende Landesherr war. Ihm standen zudem die sich daraus im Rahmen der Regiments- bzw. Kompaniewirtschaft ergebenden Einnahmen zu. Ein Leibregiment hatte daher eine grundsätzlich andere Funktion als die Leibkompanie eines Obristen.

[115] JESSEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 392f.

[116] Bastei: Veraltete Bezeichnung für ein Rondell mit u-förmigem Grundriss. In Österreich wird mit Bastei auch eine Bastion bezeichnet. http://de.wikipedia.org/wiki/Fachbegriffe_Festungsbau.

[117] Muskete: I. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I.

II. Es gab auch Jagdmusketen mit kleinem Kaliber und langem Lauf, die von Scharfschützen verwendet wurden.

[118] N Mayer [ - ] schwedischer Obrist.

[119] Johann Winter [Winther] [ - ], schwedischer Obrist.

[120] Spottreden.

[121] schlüpfrige Bemerkungen.

[122] JESSEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 395f.

[123]Korporal: Der Korporal war der unterste Rang der Unteroffiziere, der einen Zug als Teil der Kompanie führte. Er erhielt in der kaiserlichen Armee (1630) 12 fl. Sold monatlich. Das entsprach immerhin dem Jahreslohn eines Ochsenknechtes.

Korporalschaft: Zug einer Kompanie, die von einem Korporal geführt wurde. Der Korporal war der unterste Rang der Unteroffiziere, der einen Zug als Teil der Kompanie führte. Er erhielt in der kaiserlichen Armee (1630) 12 fl. Sold monatlich. Das entsprach immerhin dem Jahreslohn eines Ochsenknechtes.

[124] DUDÍK, Tagebuch, S. 470f.

[125] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum; SCHOCK; ROßBACH; BAUM, Das Theatrum Europaeum.

[126] Kolding [Vejle A, Jütland]; HHSDän, S. 99ff.

[127] Lorenz Freiherr v. der Linde [Linden] [30.7.1610 Stockholm-25.6.1671 Stockholm], schwedischer Obrist, Feldmarschall.

[128]Hieronymus v. Plettenberg [Plettenburg] [ -1675 oder 1676], schwedischer Obristleutnant.

[129] Rendsburg; HHSD I, S. 219ff.

[130] Hadersleben/Haderslev [Nordschleswig/Sønderjyllands A, Jütland]; HHSDän, S. 60ff.

[131] Ribe [Ribe A, Jütland]; HHSDän, S. 161ff.

[132] Dietrich v. Dühring [Düring, Döring, Döringk] [1611-11.1.1668], schwedischer Obrist.

[133] Fähnrich: Rangunterster der Oberoffiziere der Infanterie und Dragoner, der selbst bereits einige Knechte zum Musterplatz mitbrachte. Dem Fähnrich war die Fahne der Kompanie anvertraut, die er erst im Tod aus den Händen geben durfte. Der Fähnrich hatte die Pflicht, beim Eintreffen von Generalspersonen die Fahne fliegen zu lassen. Ihm oblagen zudem die Inspektion der Kompanie (des Fähnleins) und die Betreuung der Kranken. Der Fähnrich konnte stellvertretend für Hauptmann und Leutnant als Kommandeur der Kompanie fungieren. Bei der Kavallerie wurde er Kornett genannt. Zum Teil begannen junge Adelige ihre militärische Karriere als Fähnrich. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 45f.

[134] James [Jakob, Hans] Lundi [Lundy, Lundie, Lundidh, Lindy, Lundius][ - ], schwedischer Obristleutnant.

[135]THEATRUM EUROPAEUM Bd. 5, S. 382f.

[136] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.

[137] WASSENBERG, Florus, S. 494f.

[138] Vgl. MURDOCH, SSNE ID: 2262.

[139]Jankau [Jankov, Bez. Beneschau]; HHSBöhm, S. 226. ENGLUND, Verwüstung, S. 419ff. 6.3.1645: 16.000 Mann schwedische Truppen unter Feldmarschall Torstensson besiegten ein kaiserliches Heer von 18.000 unter Feldmarschall Johann von Götz, der in der Schlacht fiel. Die Kaiserlichen hatten 4.000 Tote und Verwundete zu beklagen, verloren 4.500 Gefangene (darunter auch Melchior von Hatzfeldt) und alle Geschütze. Die Schweden büßten 2.000 Mann ein.

[140] Brigade: Anfangs bestand die schwedische Brigade aus 4 Schwadronen (Squadrons) oder Halbregimentern, also 2016 Mann und 256 Offizieren, ab 1631 nur noch aus 3 Schwadronen Fußvolk zu je 504 Mann und 64 Offizieren. Die insgesamt 1512 Mann waren in 648 Pikeniere und 864 Musketiere eingeteilt, die in Rotten zu je 6 Mann aufgestellt waren.

Bubenstück: kleine Kartaune. Möglicherweise ist eine Viertelkartaune gemeint.

[141]Levin v. Mortaigne [ -1626], bayerischer, dann salzburgisch-ligistischer Obrist in kaiserlichen Diensten, Kommandant der salzburgischen Verbände; HEINISCH, Salzburg, S. 97; BEISEL, Bavarian Nobility, S. 348; die Erwähnungen bei KAISER, Politik.

[142]Schwadron: Im 16. Jahrhundert bezeichnete Escadre (von lateinisch exquadra Gevierthaufen, Geschwader) eine Stellungsform des Fußvolks und der Reiterei, aus welcher im 17. Jahrhundert für letztere die Eskadron, für ersteres das Bataillon hervorging. Ca. 210 Pikeniere sollten eine Schwadron bilden, 3 eine Brigade. Die Schwadron der Reiterei entsprach der Kompanie der Fußtruppen. Die schwedische Kompanie (Fußtruppen) bestand nach Lorenz TROUPITZ, Kriegs-Kunst / nach Königlich Schwedischer Manier eine Compagny zu richten, Franckfurt 1638, aus drei Schwadronen (zu Korporalschaften, eine Schwadron entsprach daher dem späteren Zug).

[143]Kürassier:Kürisser, Kyrisser, Corazzen (franz. Cuirasse für Lederpanzer (cuir = Leder). Die Kürassiere waren die älteste, vornehmste - ein gerade daher unter Adligen bevorzugtes Regiment -  und am besten besoldete Waffengattung. Sie gehörten zu den Eliteregimentern, der schweren Reiterei, deren Aufgabe im Gefecht es war, die feindlichen Linien zu durchbrechen, die Feinde zur Flucht zu nötigen und damit die Schlacht zu entscheiden. Sie trugen einen geschwärzten Trabharnisch (Brust- und Rückenharnisch, den „Kürass“), Ober- und Unterarmzeug, eiserne Stulphandschuhe, Beinschienen und Stulpstiefel mit Sporen, Schwert oder Säbel und zwei lange Reiterpistolen, die vor dem Aufsitzen gespannt wurden. Im späten 16. Jahrhundert wurde es in der schweren Reiterei üblich, einen knielangen Küriss ohne Unterbeinzeug zu tragen. Der Kürass wurde mit 15 Rt. veranschlagt. SKALA, Kürassiere; WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd.Nach LICHTENSTEIN, Schlacht, S. 42f., musste ein dänischer Kürassier mit einem mindestens16 „Palmen" [1 Palme = 8, 86 cm] hohen Pferd, Degen u. Pistolen antreten. Der Kürass kostete ihn 15 Rt. Er durfte ein kleineres Gepäckpferd u. einen Jungen mitbringen. Der Arkebusier hatte ebenfalls Pferd, Degen u. Pistolen mitzubringen, durfte aber ein 2. Pferd nur halten, wenn er v. Adel war. Für Brust- u. Rückenschild musste er 11 Rt. zahlen. Der Infanterist brachte den Degen mit u. ließ sich für das gelieferte Gewehr einen Monatssold im ersten halben Jahr seines Dienstes abziehen. Bei der Auflösung des Regiments erhielten die Soldaten sämtl. Waffen mit einem Drittel des Ankaufspreises vergütet, falls der Infanterist noch nicht 6 Monate, der Kavallerist noch nicht 10 Monate gedient hatte; andernfalls mussten sie die Waffen ohne jede Vergütung abliefern. Der Kürassier erhielt für sich u. seinen Jungen täglich 2 Pfd. Fleisch, 2 Pfd. Brot, 1/8 Pfd. Butter oder Käse u. 3 „Pott" [1 Pott = 4 Glas = 0, 96 Liter] Bier. Arkebusier u. Infanterist bekamen die Hälfte. Die tägliche Ration betrug 12 Pfd. Heu, Gerste oder Hafer je nach den Vorräten. An das Kommissariat musste der Kürassier für Portion u. Ration monatlich 7 Rt., an den Wirt im eigenen oder kontribuierenden Land musste der Kürassier 5, der Unteroffizier 4, der Sergeant 3, Arkebusier u. Infanterist 2 1/2 Rt. zahlen. Im besetzten Land, das keine Kontributionen aufbrachte, wurde ohne Bezahlung requiriert. Ein Teil des Handgeldes wurde bis zum Abschied zurückbehalten, um Desertionen zu verhüten, beim Tode wurde der Teil an die Erben ausbezahlt. Kinder u. Witwen bezogen einen sechsmonatlichen Sold.  Zu den schwedischen Kürassierregimentern vgl. die Bestimmungen in der Kapitulation für Efferen, Adolf Theodor [Dietrich], genannt Hall => „Miniaturen". Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter in Kürassierregimenter umgewandelt, falls die notwendigen Mittel vorhanden waren.

[144] Fahne: Fahne einer Kompanie; metonymisch die ganze Kompanie. Als Feldzeichen war die Fahne zur Unterscheidung von Freund und Feind unverzichtbar, da es im Dreißigjährigen Krieg kaum einheitliche Uniformen gab. Sieg und Niederlage wurden nach der Zahl der eroberten und verlorenen Fahnen ermittelt. Die Fahne wurde geradezu kultisch verehrt, Soldaten legten ihren Eid auf die Fahne, nicht auf den Kriegsherrn ab. BRNARDÍC, Imperial Armies 1, S. 38ff.

[145] Pike: Landsknechtspieß von 3 bis 5 m Länge, die entscheidende Waffe des in geschlossenen Haufen kämpfenden Fußvolkes. Die Pikeniere bildeten die unterste Klasse des Fußvolks. Bei einem Reiterangriff richteten die ersten beiden Reihen des Fußvolkes die Piken gegen die Angreifer. Die Pike war eher eine Defensivwaffe, da die Pikeniere den Rückhalt für die beweglicheren Musketiere bildeten (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, S. 89 f.). Hochrangige Offiziere wie Piccolomini behaupteten gern von sich, sie hätten das Kriegshandwerk „von der Pike auf“ („con una picca“) gelernt.

[146] PLEISS, Kriegstagebuch, S. 144.

[147] KOLLER, Die Belagerung, S. 22.

[148] Christian Becker [Beckert] [ - ], schwedischer Obristleutnant.

[149] Iren: „Während des Dreißigjährigen Krieges machten sich irische Soldaten erstmals einen Namen in der kaiserlichen Armee, insbesondere jene der Regimenter Tyrone und Preston. Bei der Verteidigung von Frankfurt an der Oder im April 1631 gegen ein schwedisches Heer zeichnete sich das irische Regiment durch besondere Tapferkeit aus und wurde dabei vollständig aufgerieben, jedoch unter dem Kommando von Walter Butler als Dragonerregiment neu aufgestellt. Walter Butler war es auch, dem in der Geschichte des Dreißigjährigen Krieges eine besondere Rolle zufallen sollte: Am 25. April 1634 tötete Butler im Auftrag Kaiser Ferdinands II. gemeinsam mit seinem Landsmann Walter Devereaux den kaiserlichen Generalissimus Albrecht von Wallenstein. Dafür wurde Butler vom Kaiser der Grafentitel verliehen und mit böhmischen Ländereien bedacht. Zur ersten Generation irischer Offiziere in der kaiserlichen Armee gehörte auch Oberst Wilhelm Bourke von Gallstown aus dem County Kilkenny, welcher 1633 in kaiserliche Dienste trat und als Oberst seines Kavallerieregiments der schwedischen Reiterei in der Schlacht bei Nördlingen schwer zusetzte. Für diesen Erfolg wurde er wie Butler in den Grafenstand erhoben, mit dem Gut Limberg belohnt und zum Kämmerer Kaiser Ferdinands III. ernannt“. [Wikipedia]. Vgl. auch CLARK, Irish Soldiers.

[150] reformiert: zur Disposition gestellt; außer Dienst; aufs Wartegeld (verringerter Sold, bis es zur Verwendung im Krieg kommt) gesetzt.

[151] Jacques [Jakob]Gérard [Gérarde] [ -gefallen vor Demmin 1676], kaiserlicher Obristleutnant.

[152] N Lamberg [ - ], kaiserlicher Hauptmann.

[153] N Gordon [ - ], kaiserlicher Hauptmann.

[154] Jan [Johann, Jean] Freiherr van der Croon [de la Croon, Corona, Croen, Crona, Lacron, La Cron, von der Kron] [um 1600- 8.11.1665 Prag], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.

[155] N Graf v. Bubna, [Bubna, Erbherr v. Senftenberg u. Lititz, Johann Heinrich Graf v. [ -13.4.1653 Glatz] ?] [ - ], schwedischer Obristleutnant.

[156] Jiří Śtépán Graf Bruntálský z Vrbna [Werba, Wrbna, Wirben, Wirbna, Würben, Wurby, Wolbrig, Wolbrink, Conte de] u. Freudenthal [ -1682], kaiserlicher Obrist.

[157] Domherr: Mitglied einer kollegial verfassten geistlichen Körperschaft an einer Bischofskirche oder als Kanonikerkapitel an einer Stiftskirche. Primäre Aufgabe war die Feier der Gottesdienste. Die Kanoniker waren zur Einhaltung der Statuten verpflichtet, die die Verfassung des Kapitels und die Rechte und Pflichten der Kanoniker festhielten. Die wichtigsten Rechte waren Bischofswahl und Regierung des Bistums in der Zeit zwischen dem Tod des alten und der Amtsübernahme des neuen Bischofs. Es stellte den vornehmsten Stand auf den Landtagen und war an der Regierung des Bistums beteiligt. Neben der Feier der Domliturgie, bei der sie ihrerseits von den Vikaren unterstützt wurden, zählte die Unterstützung des Bischofs zu den Aufgaben der Domherren. Die Domherren waren zur Einhaltung der Gelübde (Gehorsam, Armut und Ehelosigkeit) verpflichtet und widmeten sich der Seelsorge. Das Domkapitel war nur „Adligen" bzw. „Ritterbürtigen" bei den Vorfahren vorbehalten, die z. T. 8 oder sogar 16 Ahnen nachweisen mussten. Der Kanoniker konnte auch an anderen Domkapiteln Kanonikate besitzen und gegebenenfalls dort residieren. Aufnahmebedingungen waren in der Regel eheliche Geburt, die uneingeschränkte Ehrenhaftigkeit und das Fehlen körperlicher Mängel. Domherrnstellen wurden auf Lebenszeit verliehen und wurden so auch Versorgungsstellen für nachgeborene Söhne von Adligen. Die Übertragung der Präbende und die Aufnahme mit Sitz und Stimme in die Kapitelversammlung lagen zeitlich auseinander. Als Voraussetzungen zur Beförderung zum stimmberechtigten Kapitular galten die Vollendung des 24. Lebensjahrs und die Weihe zum Subdiakon. Dazu kam die sogenannte Residenzpflicht. Die Sicherung des Unterhalts erfolgte vorwiegend über Pfründen; die sie innehabenden Kanoniker wurden durch die mit einem Kanonikat verbundenen Besitzungen und Anrechte versorgt. Die Höhe der Pfründe hing von der Anzahl der Domherren (20-30) sowie vom Ertrag der Kapitelgüter ab. Die Einkünfte der Domherren in Mainz selbst sollen 2.000 Rt. im Jahr betragen haben. Domherren, Dompröpste und Domdechanten hatten in der Regel eigene Höfe, wenn sie nicht wegen der Knappheit der Wohnungen anderweitig untergebracht werden mussten. Das Domkapitel beinhaltet eine Reihe von Ämtern wie die beiden wichtigsten Dompropst und Dekan, sowie Domscholaster, Kantor und Kustos.

[158] Georg I. Rákóczi, Fürst v. Siebenbürgen [8.6.1593 Szerencs-11.10.1648 Sárospatak].

[159] Handgranaten: runde, mit Pulver gefüllte Eisenkugeln, die mit einer Lunte gezündet wurden. Granaten können, als selten erhaltene Beispiele damaliger Feuerwerkerkunst, noch heute in den Kunstsammlungen der Veste Coburg besichtigt werden. Während die Handgranaten aus runden, mit Pulver gefüllten Eisenkugeln bestanden und mit einer Lunte gezündet wurden, gab es auch schon Fallgranaten, die beim Aufschlag mittels eines Reibungszünders explodierten. Granadiere waren ursprünglich Soldaten, die Handgranaten gegen den Feind schleuderten. Bereits 1631 wurden sie bei der Eroberung Frankfurt a. d. Oder von den Iren eingesetzt; MAHR, Monro, S. 112. Als Generalmajor Lars Kagge 1634 in Regensburg belagert wurde, forderte er zu dieser gefährlichen Tätigkeit – ihre Splitter konnten bis zu 50 Schritte gefährlich werden – Freiwillige gegen höheren Sold auf und wurde so der Schöpfer der Granadiere. Chemnitz, S. 467, beschreibt bei dieser Gelegenheit erstmalig den Einsatz von Handgranaten: „Gebrauchte sich [der Gen. Maj. Kagg] hierunter zuforderst der handgranaten, den Feind in confusion zubringen, nachgehends, wann solches geschehen, der Kurtzen wehren [Helmbarten] zum niedermetzeln. Wobey er jennige, so die handgranaten zu erst geworffen, mit einer gewissen recompens [nach Heilmann 2 Reichstaler] zu einer so gefährlichen action angefrischet'. ENGERISSER, Von Kronach, S. 277.

[160] KOLLER, Die Belagerung, S.  77f.

[161] Vgl. auch DUDÍK, Forschungen.

[162] Hans Christoffer Graf v. Königsmarck [12.12.1600 Kötzlin-20.2.1663 Stockholm], schwedischer Feldmarschall.

[163] Carl Gustav Wrangel, Graf zu Salmis u. Sölvesberg [13.12.1613 Schloss Skokloster-25.6.1676 Schloss Spyker auf Rügen], schwedischer Feldmarschall.

[164] FEIL, Die Schweden, S. 454.

[165] Mühlhausen [Kr. Mühlhausen]; HHSD IX, S. 286ff.

[166] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[167] N Bohner [Bohn] [ - ], schwedischer Obrist.

[168] 1 Malter = ca. 500 kg.

[169] 1 Fass Bier = 174, 875 Liter [Mühlhausen].

[170] Dr. Matthias Lehmann, Syndikus von Mühlhausen.

[171] JORDAN, Chronik, S. 277.

[172] Schmalkalden [Kr. Schmalkalden]; HHSD IX, S. 387ff.

[173] Alexander [v.] Erskein [Esken, Eske, Erskeine, Eßkhen, Eschen] [31.1.1598 Greifswald-27.7.1656 Zamość], schwedischer Kriegsrat, Resident.

[174] Jaroslav Petr Freiherr Kinský [Kintzky, Kinscky, Kinßky, Kynsky, Kynski] v. Vchynice[ -1669], schwedischer Obrist.

[175] WAGNER, Pforr, S. 170.

[176]Jean Henri [Johann Heinrich] Freiherr v. Garnier[2.2.1614-9.8.1664 Augsburg], kaiserlicher Obristleutnant.

[177] Ottavio Fürst Piccolomini-Pieri d’Aragona, Herzog v. Amalfi [11.11.1599 Florenz-11. 8.1656 Wien], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten von ELSTER (=> Literaturregister).

[178] Henri de La Tour d’Auvergne, vicomte de Turenne [11.9.1611 Sedan-27.7.1675 Sasbach], Marschall v. Frankreich.

[179]Königshofen [Lauda-K., Main-Tauber-Kr.]; HHSD VI, S. 418f.

[180] Bischofsheim, heute Ortsteil von Tauberbischofsheim [Main-Tauber-Kr.]; HHSD VI, S. 788ff.

[181]Weimar; HHSD IX, S. 473ff.

[182]Braunschweig; HHSD II, S. 63ff.

[183] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1066, S. 341: J. H. Garnier an Piccolomini, Frankfurt/M., 1647 VIII 18.

[184] Gerolzhofen; HHSD VII, S. 233f.

[185] So übrigens auch in den genau geführten Salvagardarechnungen - Aufstellung der aus Schweinfurt abgestellten Soldaten;Stadtarchiv Gerolzhofen Salvagardarechnung 1648 III 17/18 (3 v); in Schlesien noch Anfang des 19. Jhs. „Generalmajor v. Beutel“ genannt; RICHTER, Historisch-topographische Beschreibung, S. 233, bzw. die Erwähnungen bei BECK, Schweinfurt, S. 87ff. Die Archivalien wurden freundlicher Weise v. Herrn Frey, dem ehemaligen Leiter des Stadtarchivs Gerolzhofen, zur Verfügung gestellt; z. T. verwendet bei PLEISS, Finnen, bzw. PLEISS; HAMM, Dreißigjähriger Krieg.

[186] Zabelstein; HHSD VII, S. 845.

[187] Stadtarchiv Gerolzhofen Kontributionsrechnungen 1648, p. 5ff.

[188] SIXT, Chronik, S. 164. Zu den Streitigkeiten schwedischer u. französischer Truppen um die Quartiere, die bis zu offenen Gefechten führten; THEATRUM EUROPAEUM Bd. 6, S. 649. In der Bürgermeisterrechnung, fol. 15 (Stadtarchiv Gerolzhofen) heißt es lakonisch: „Auß den fleischbenckhen nichts. Weiln alles durch die soldaten eingerissen und verbrönt worden“. 1634 dürfte Gerolzhofen ca. 900 Einw. gehabt haben; in den Dörfern des Amtes Gerolzhofen ist mit einem Rückgang v. 30-75 % des Vorkriegsbestandes an Herdstätten u. Familien zu rechnen; KOLB; KRENIG, Unterfränkische Geschichte Bd. 3, S. 544.

[189] Verden; HHSD II, S. 464ff.

[190] FIEDLER, Königin Christine, S. 141.

[191] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.

[192] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[193] Marktredwitz; HHSD VII, S. 429f.

[194] Wolfersreuth, heute Ortsteil von Waldershof [LK Tirschenreuth].

[195] Pfaffenreuth, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[196] Rodenzenreuth, heute Ortsteil von Waldershof [LK Tirschenreuth].

[197] Hof; HHSD VII, S. 302f.

[198] Johann [Hans Franciscus] v. Koppey [Koppy, Coppy, Copy, Copi, Copie, Copey][ -nach 1663], schwedischer Obristleutnant, Obrist.

[199] BRAUN, Marktredwitz, S. 342.

[200] Lochau, heute Ortsteil von Pullenreuth [LK Tirschenreuth].

[201] Nicht identifiziert.

[202] BRAUN, Marktredwitz, S. 342f.

[203] Fränkischer Reichskreis: Der seit 1500 existierende Fränkische Reichskreis wurde von Bamberg und Kulmbach/Ansbach geführt und hatte folgende Mitglieder: Ansbach, Hochstift Bamberg, Bayreuth, Castell, Deutscher Orden, Eichstätt, Erbach, Henneberg, Hessen-Kassel, Hohenlohe, Kulmbach, Limpurg-Gaildorf, Nürnberg, Rieneck, Rothenburg, Schönborn, Schweinfurt, Seinsheim, Wertheim, Weißenburg, Windsheim und Hochstift Würzburg.

[204] Vgl. Slg. 15: Autographensammlung des Königlichen Hausarchivs der Niederlande. Online verfügbar unter: sachsen-anhalt.de/fileadmin/Elementbibliothek/Bibliothek_LHA/FB/Slg_15_00_Findbuch.pdf, Nr. 197: Jürgen Patkul, schwedischer Militär, an die Stadt Zerbst, Erfurt 1650; Nr. 198:Jürgen Patkul, schwedischer Militär, an Fürst Friedrich von Anhalt-Harzgerode, Erfurt 1650.

[205] Adelswappen im Estnischen Historischen Archiv: eha.ee/vapid/index.php?act=vapp&id=706&lang=de.

[206] Die 1626 erbaute Kirche von Vörå ist die älteste noch in Gebrauch befindliche Holzkirche Finnlands. Ihr Kruzifix und das Altarschränkchen stammen aus dem 14. bzw. 15. Jahrhundert und wurden vermutlich in Lübeck geschnitzt; sie kamen wohl als Siegesbeute finnischer Söldner im Dreißigjährigen Krieg nach Finnland.[wikipedia]

[207] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[208] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.

[209] Wolf Christoph v. Arnim [Arnheim] auf Pretzsch [1601 oder 1607-1668], kursächsischer Obrist, Generalwachtmeister.

[210] Johann Nehren [ - ], schwedischer Obrist.

[211] KUNATH, Kursachsen, S. 296.

[212] Wismar; HHSD XII, S. 133ff.