Die Schweinfurter Fischer und die Eisenbahn
nach Gutermann
aus: Bayernheft Nr.21 Schweinfurt und Haßgau
Die Fischer von Schweinfurt hatten seit 1817 eine regelmäßige Schifffahrt nach Bamberg und nach den mainabwärts gelegenen Orten eingerichtet. Auf großen Kähnen beförderten sie Obst, Getreide, Holz, Kohlen und Gemüse. Starke Pferde mussten die schweren Lastschiffe auf dem Leinritt mainaufwärts ziehen. Die Fischer machten hierbei ein gutes Geschäft.
Nun wurde aber am 5. November 1852 die Eisenbahn nach Bamberg eröffnet. Wer jetzt etwas verschicken wollte, übergab es der Eisenbahn. Die Frachtschifffahrt mainaufwärts nahm von Monat zu
Monat ab. Wohl blühte noch die Schifffahrt nach Volkach, Kitzingen, Ochsenfurt und Würzburg. Aber auch hier nahte das Verhängnis. Die Schienenstrecke nach Würzburg ward gebaut, und am 1. Juli
1854 sollte auch auf dieser Strecke der erste Eisenbahnzug fahren.
Da versammelten sich am alten Schlachthaus beim Fischerrain, wo der Zug vorbeirollen musste, einige der erbosten Fischer und erwarteten den ersten Zug. Bald hörten sie das Dröhnen und Fauchen der Maschine, die langsam aus dem Tunnel herauskam und die Wagen hinter sich herzog. Sie war mit Kränzen und Fahnen geschmückt. Da erhoben die empörten erzürnten Fischer drohned ihre Fäuste und empfingen den Zug mit derben Flüchen. Wussten sie doch, dass nun auch dieser Teil ihres Erwerbes schwinden werde!
Jedoch die Maschine kümmerte sich nicht um ihre Verwünschungen und Zornworte, sondern fuhr ruhig und sicher ihres Weges dahin, auf Würzburg zu.
Eine neue Zeit war angebrochen.