Schweinfurter Grün
nach Bechstein (Kunst und Gewerbefleiß)
aus: Bayernheft Nr.21 Schweinfurt und Haßgau
Auf die Entwicklung Schweinfurts hat im 19. Jahrhundert wohl kein Mann so hervorragenden Einfluss genommen wie Wilhelm Sattler. Dieser rührige Schweinfurter Bürger war unablässig bemüht, seine Kenntnisse zu vervollkommnen. Wenn andere Bürger abends zu Wein und Bier gingen, saß er zu Hause bei Frau und Kindern und las alte und neue Bücher durch, besonders Werke über Chemie und Technik. In einem solchen fand er die Bemerkung, dass eine Verbindung von Grünspan und Arsenik eine schöne grüne Farbe gebe. Sattler ließ seinen Freund und Gehilfen Ruß diese Mitteilung lesen und forderte ihn zu Versuchen auf.
Ruß machte zwar den Versuch, aber als Sattler das gewonnene Farbenerzeugnis zu sehen verlangte, sagte dieser: " Es ist nichts damit, es gibt nur eine schmutzige, gelblichgrüne Farbe. Ich habe
das Zeug gleich weggeschüttet." - "Mache es doch noch einmal!" erwiderte Sattler, und dies geschah. Ruß hatte Recht oder schien doch Recht zu haben. Gleichwohl nahm Sattler das Ergebnis mit in
seine Schlafstube und versuchte weiter. Bald bemerkte er, dass die anfänglich gelblichen Niederschläge durch häufiges Umrühren immer reinere und lebhaftere grüne Färbung annahmen, ja in
trockenem Zustande geradezu leuchtend wurden. Nach mehreren Tagen zeigte Sattler diese Ruß, der sich erstaunt über die schöne Farbe, wie er noch nie eine gesehen, äußerte, worauf Sattler
ihm sagte: " Ruß, diese Farbe hast Du selbst gemacht." Ruß wollte das nicht glauben, wurde aber bald überzeugt. Nun wurden noch Hunderte von Proben gemacht, bis die neue Farbe in völliger
Vollkommenheit darstellbar wurde, und Sattler nannte sie seiner zweiten Heimatstadt zu Ehren "Schweinfurter Grün".
Ein weniger denkender Kopf hätte Rußens erste verneinende Äußerung ruhig und ohne weitere Prüfung hingenommen, und das Schweinfurter Grün wäre damals nicht erfunden worden.
Dieser Farbstoff trug den Namen Schweinfurts in alle Welt und brachte vielen Arbeitern aus Schweinfurt, Mainberg, Schonungen, Niederwerrn, Sennfeld, Gochsheim usw. lohnende
Beschäftigung.
Anmerkung: Was Sattler nicht wusste, war die große Vergiftung der Umwelt durch die bestandteile der Farbe, was heute die einige Schonunger, die im Bereich der Fabrikationshallen gebaut
hatten, nun zu spüren bekamen. Ganze Häuserreihen müssen beseitigt werden und kontaminiertes Erdreich muss abgetragen werden. Ein schweres Schicksal für die Betroffenen.....