Das verbotene Glücksspiel
Die Schonunger frönten einmal stark dem Glücksspiel. Wenn sich in andern Dörfern die Männer an den Feiertagen oder an langen Abenden mit Karten und einfachem Würfelspiel die Zeit vertrieben, wobei wenig zu gewinnen und zu verlieren war, pflegten die Schonunger eine viel einträglichere Beschäftigung. Sie setzten sich an einen runden Tisch, und wer da eine vorher bestimmte Karte zog oder eine hohe Zahl würfelte, konnte das Geld der anderen aus der Spielkasse einstreichen. Dabei machte mancher sein Glück, aber es verloren auch viele ihr sauer verdientes Geld und mancher setzte sein ganzes Hab und Gut dabei aufs Spiel.
Als die hohe Regierung von den Glücksspielern hörte, wurde das bei schwerer Strafe verboten, wie es sich gehört. Niemand durfte sich noch mit Karten oder Würfeln beim Glücksspiel erwischen lassen. Aber die Schonunger fanden einen Ausweg. Sie setzten sich wie früher an den Tisch und ein jeder legte Geld vor sich hin, Kreuzer auf Kreuzer und Groschen auf Groschen. Eifersüchtig wachten sie darüber, dass auch die andern alle ein ordentliches Häufchen vor sich aufschichteten. Und dann warteten sie. Der Besitzer des Häufleins nun, auf das sich zuerst ein Mücke setzte, konnte das Geld der übrigen Mitspieler einstecken.
Dieses Spiel mit den Mücken machte aber den Schonungern nicht lange Spass. Einmal konnte man dabei nur mit allergrößter Vorsicht eine Pfeife rauchen, was sie auch ganz gerne taten, weil das
die Mücken verscheucht hätte. Umd andererseits gab es im kalten Winter überhaupt keine Mücken mehr. Als noch ganz Schlaue ihre Kreuzer mit Honig oder Zuckerwasser einschmierten, um die Mücken
anzulocken, war dies den Schonungern doch zu unappetitlich geworden und die gaben mit der Zeit das neue Glücksspiel wieder auf und begnügten sich wie andernorts mit einfachem Karten und Würfeln,
um ihre Zeit zu vertreiben.