Die Haina-Eiche
Als St. Kilian am Ende des 7. Jahrhunderts das Frankenland christianisierte, hingen die Bewohner des Dorfes Hain noch zäh an ihrem alten Glauben. Ihre Lieblingsgöttin war Haina, nach der das Dorf benannt sein soll. Das überlebensgroße Standbild dieser Gottheit stand, so berichtete die Sage, unter einer mächtigen Eiche vor dem heutigen "Mästerholz". Das ist ein kleines Waldstück neben dem oberen Dorf in der Nähe eines Bauernhofs. Hier wurden Getreide- und Tieropfer dargebracht und um den Segen der Göttin Haina für Stall und Feld und alle Bauernarbeit gebeten.
Die christlichen Glaubensboten hatten es nicht leicht, die Leute von ihrem heidnischen Tun abzubringen und die rechte Lehre zu verkünden. Immer wieder pilgerten die Hainer zu ihrem Heiligtum. Eines Tages griffen beherzte Missionare zu. Sie fällten die Haina-Eiche und versenkten das Standbild in einem tiefen Brunnen. Aus dem Holz der Haina-Eiche soll die erste christliche Kapelle des oberen Werrngrunds gebaut worden sein, das Kreuzkirchlein auf dem Poppenhäuser Friedhof.
Trotzdem ließen sich die alten Leute nicht überzeugen. Immer wieder fanden sich Unumkehrbare zu nächtlicher Stunde im "Mästerholz" ein, um weiter ihren Götzendienst zu treiben. Damit nun
dieser "Heidenkult" endgültig ausgemerzt würde, entschloss man sich zu einer drastischen Maßnahme. Man richtete dort oben im "Mästerholz" ein Fallmeisterei ein. Wo die Göttin Haina verehrt wurde,
die Feldfrüchte und Tiere in ihren Schutz nehmen sollte, vergrub man alle gefallenen und krank verendeten, auf die sie offensichtlich also nicht aufgepasst hätte. Die üblen Gerüche der Kadaver,
die zuweilen von Waldtieren ausgescharrt wurden, brachten es auch fertig, die letzten Heiden von diesem Platz zu vertreiben. Noch durch viele Geschlechter hat dort ein eigens aufgestellter
Fallmeister sein Handwerk betrieben und davon hat das "Mästerholz" noch heute seinen Namen.