Die Henne auf dem Kreuzweg
Auf der Straße von Schwebheim nach Schweinfurt kommt man im Walde vor dem Spitalholz an eine Stelle, wo der Weg von Grafenrheinfeld nach Gochsheim die Straße kreuzt. An dieser Kreuzung muss man sich in Acht nehmen, denn da ist es nicht geheuer. Hier begegnete schon manchem um Mitternacht eine schwarze Henne. Es ist absonderlich, wenn einem weitab vom Dorfe mitten im Wald ein solches Tier in den Weg gerät. Die Henne gluckst und lockt, ob sich einer vom rechten Weg abbringen lässt in die unheimliche Finsternis des Waldes.
Einmal ließ sich ein später Wanderer zur Mitternachtsstunde verleiten, dem merkwürdigen Gackern nachzuforschen. Es war stockfinster. Er ging auf den Kreuzweg zu und da sah er zwischen die Bäumen die schwarze Henne. Erst dachte er, zu einem billigen Braten zu kommen, denn die Henne hatte offensichtlich keinen Besitzer. Plötzlich hörte er, wie sie zu sprechen anfing und sagte: "Reiß mir eine Feder aus, und kratze dich damit, bis Blut kommt; mit dem verschreibe dich mir, dann kannst du zaubern." Nun merkte r, dass es der Teufel war, der sich seiner Seele bemächtigen wollte und verschwand, so schnelle er konnte.
Zaubern zu können wünscht sich mancher; aber mit dem Teufel will keiner zu schaffen haben.