Die Kröte in der Kapelle
Den frommen Sinn der Grafenrheinfelder bezeugen die mancherlei Bildstöcke draußen in der Flur und auch die kleine, einsame Feldkapelle im Osten der Ortschaft, die ein Junggeselle und seine Schwester im Jahre 1886 errichten ließen. Es ist ein schöner Brauch während der Sommermonate dort einen Feldblumenstrauß aufzustellen und dabei ein stilles Gebet zu verrichten.
Einmal ging ein Mädchen in die Kapelle, um zu beten. Da sah sie darin eine Kröte sitzen. Verwundert schaute es das Tier an, das sich nicht von der Stelle bewegte. Die Kröte fing zu reden an und sagte zu dem Mädchen: "Wenn Du mich küssest, dann bin ich erlöst." Erschrocken darüber, dass eine Kröte reden konnte, wusste das Mädchen nicht, was es tun sollte. Da sprach die Kröte noch einmal: "Wenn Du mich küssest, dann bin ich erlöst." Doch das Mädchen küsste die Kröte nicht und darum sprach sie: "Jetzt muss ich warten, bis ein Vogel eine Kirsche vor der Kapelle fallen lässt; aus dieser muss ein Baum wachsen, und wer die erste Kirsche davon isst, der wird mich küssen." Und verschwunden war die Kröte.
Aber bis heute sieht man noch keinen Kirschbaum vor der Kapelle stehen. So wird es noch lange dauern, bis die Kröte erlöst wird, die vielleicht einen verschwundenen Schatz zu behüten
hat.