Die Sage um Judith von der Peterstirn

 

Diese Geschichte ist mehr als ein Sage, denn Judith gab es wirklich. Die folgende Geschichte wird sich jedoch wohl tatsächlich nicht so zugetragen haben, so dass sie unter den Sagen Schweinfurts einzuordnen ist.

Siehe dazu hier

 



Judith war die liebreizende Tochter des Schweinfurter Markgrafen Hezilo und Enkelin der frommen Eila. Ihre Mutter hatte sie für das Kloster bestimmt, doch das Schicksal hatte mit Judith etwas anderes im Sinne, denn Bretislaw, der Herzog von Böhmen hörte von der außerordentlichen Schönheit und Tugend Judiths und sein jugendliches Herz entbrannte in heißer Liebe zu ihr. Doch wusste Bretislaw um die Vorbehalte der Deutschen gegenüber den Böhmen und er fürchtete, als bittender Freiersmann vom Grafen Hezilo abgewiesen zu werden. Er entschloss sich deshalb, die Schweinfurter Prinzessin heimlich zu entführen.

Und so machte er sich mit seinen treuesten Dienern und Knechten auf den Weg zur Schweinfurter Burg auf der Peterstirn, doch nicht einmal diesen teilte er seinen Plan mit.

Eines Abends erreichte er nach fast rastloser Reise Schweinfurt und bat um ein Nachtlager im Vorhof des Klosters auf der Peterstirn, wobei er sich nicht als Herzog von Böhmen zu erkennen gab und auch seinen Begleitern strengstes Stillschweigen auferlegt hatte.

"Dem Wolf gleich, wie er um die Herde der harmlosen Lämmer schleicht", umschritt er das stille Kloster, um nach einer Gelegenheit zur Verwirklichung seines Planes zu suchen. Da ergab sich für ihn eine glückliche Möglichkeit, denn er war am Vorabend eines Feiertags angekommen und deshalb musste Judith zusammen mit anderen Klosterfrauen ihre Klosterzelle verlassen und in der Kirche zur Vesper läuten. Hierzu mussten diese den Vorhof des Klosters überqueren. Als so der böhmische Herzog die bezaubernde Judith erblickte, ergriff er die Gelegenheit beim Schopfe und umfasste die ahnungslose Prinzessin und schwang sich mit ihr auf sein Pferd und verlies im vollen Galopp das Kloster. Beim Verlassen desselben durchtrennte er mit seinem Schwerte das starke Mühlseil, das die Pforte absicherte. Glücklich verschwand er mit Judith in der dunklen Nacht.

Die verschreckten Klosterschwestern waren zunächst in Panik in die nächsten dunklen Ecken des Klostervorhofes geflohen und versteckten sich, doch als sie den Entführer entfernt wähnten, riefen sie laut um Hilfe. Sofort war das Kloster mit Lärm erfüllt und man sattelte die Pferde und nahm umgehend die Verfolgung auf; doch vergeblich! Und so rächte man sich an den zurückgebliebenen Knechten des Herzogs, die arglos zurückgeblieben waren, denn ihnen wurden Nasen und Ohren abgeschnitten. Und so wurde die Schweinfurter Prinzessin Judith Herzogin von Böhmen.

Bei der Entführung verlor Judith ihren roten Schuh und dieser wurde im Hof gefunden; man sandte diesen mit einem Boten zum Kaiser Heinrich mit der Nachricht, dass Judith entführt worden sei. Unterwegs ist jedoch dem Boten der Schuh  auf unerklärliche Art und Weise abhanden gekommen, so dass man dies als Gottesurteil wertete und die Verbindung Judiths mit dem Herzog von Böhmen als gottgefällig akzeptierte.


"Herzog Brzetislaw von Böhmen raubt seine Braut, die Grafentochter Judith" originale Kreide-Lithographie über Tonplatte nach einer Zeichnung von Peter Johann Nepomuk Geiger (1805 in Wien - 1880 )
"Herzog Brzetislaw von Böhmen raubt seine Braut, die Grafentochter Judith" originale Kreide-Lithographie über Tonplatte nach einer Zeichnung von Peter Johann Nepomuk Geiger (1805 in Wien - 1880 )

Zum Andenken an diese Sage ließ Karl Sattler über der Brunnenstube an der Peterstirn einen Schuh in Stein meißeln, der heute noch zu sehen ist.