Holzdiebe im Ellmus
In den Gemeinden Grafenrheinfeld und Röthlein hatte früher jeder Bürger wie auch andernorts ein gewisses Holzrecht. Alljährlich durfte einer je nach dem Anfall 20 bis 30 Reisigwellen machen und für seinen Haushalt holen. Bedingung war allerdings, dass er seinen Reißig selbst bündelte und fuhr. Wollte einer zudem ein neues Haus oder eine neue Scheune bauen, so erhielt er für das Fachwerk und den Dachstuhl aus dem Gemeindewald 100 Stämme gratis. Doch musste er hier nachweisen, dass er das andere dazu benötigte Bauholz schon bereit liegen habe. Später wurde dieses schöne alte Holzrecht in Geld aufgelöst; der Fond dafür fiel aber der zweimaligen Geldentwertung zum Opfer und so kann heute kein Zuschuss mehr gewährt werden.
Einem Nauern aus Röthlein war zu jener Zeit der Rechtlerholz viel zu wenig. Deshalb machte er sich zu seinen Lebzeitenoft heimlich auf, um im nahen Ellmus Holz zu stehlen. Viel Holz hatte er schon heimgeschleppt. Als er in einer gewittrigen Nacht, wo er niemandem zu begegnen hoffte, wieder einmal einen Baum im Ellmus fällte, erwischte es ihn. Der Stamm stürzte zu unglücklich, dass er den Holzdieb auf der Stelle erschlug. Am nächsten Morgern fand man den entstellten Leichnam und begrub ihn wie einen Selbstmörder hinten an der Friedhofsmauer. Seit jener zeit begegnet man im Ellmus öfters einem großen schwarzen Hund. Er schweift ruhelos umher und hält jeden an, der ihm begegnet, wobei er bettelt: "Bete drei Vaterunser und ich bin erlöst!" Aber niemand tat ihm diesen Gefallen. Oft wird der Hund wütend und dann fährt ihm Feuer aus Augen und Mund.
Ein anderer Mann ging ebenfalls in den Ellmus, um Holz zu stehlen. Er wollte es aber viel schlauer anfangen und wählte darum immer die finstere Nacht für seinen Holzdiebstahl. Ein paarmal
ging es gut; aber als er eines Nachts sich wieder einen Bündel gemacht hatte, kam ein Geist in schwarzem Gewand daher und sagte zu dem Dieb: "Weil du gerade des Nachts stiehlst, sollst du von nun
an immer nachts um 12 Uhr hier sein", und verschwand. Heute noch soll ein Mann ohne Kopf dort nachts um 12 Uhr sich aufhalten.