Um drei Laibe Brot
Die gesamte Wehranlage am linksseitigen Mainufer gegenüber der Stadt Schweinfurt soll einst in alten Zeiten einer Sage zufolge den Sennfeldern alleine gehört haben, was den Schweinfurtern so gar nicht gefiel.
Immer wieder hatten die Schweinfurter versucht, dieses Gebiet ihrer Stadtgrenze einzuverleiben. Doch vergeblich. Viele verlockende Angebote hatten sie den Sennfeldern unterbreitet, die jedoch stets standhaft blieben und eine Übertragung in städtisches Gebiet widerstanden. Und es ärgerte die Schweinfurter sehr, dass dieser wunderschöne Laubwald vor den Stadttoren nicht zum eigenen Gebiet gehörte.
Doch eines Tages trat ein Ereignis ein, das den Schweinfurtern die Chance bot, ihr Begehren Wirklichkeit werden zu lassen. Es kam ein schreckliches Hungerjahr über das Schweinfurter Land. Ohne Unterlass regnete es in einem fort und das Getreide verfaulte auf dem Halm. Überall war die Not groß, die Getreide- und Brotpreise stiegen ins Unermessliche.
Alle hofften auf das Folgejahr, das, so meinte man, nur besser werden konnte. Doch die Hoffnung erfüllte sich nicht. Die Not des Vorjahres wurde noch übertroffen. Zwar litten die Schweinfurter Bürger sehr unter diesen Verhältnissen, doch gelang es der Stadt als großes Gemeinwesen immer wieder, etwas Getreide von weiter her zu beschaffen. So konnte sie die Not für die Bürger einigermaßen lindern.
Anders war das in Sennfeld. Der Hunger wütete grausam im Nachbardorf und die Sennfelder waren verzweifelt.
Nun erschien dies den Schweinfurtern als die gegeignete Gelegenheit, die begehrte Wehr in ihr Eigentum überführen zu können. Sie schlugen dem Sennfelder Reichsschultheiß vor, ihnen die "gesamte Wärr" für drei große Laibe Brot zu überlassen. Dies wieden die Sennfelder mit großer Entrüstung zurück, nachdem sie sich in einer Versammlung beraten hatten. Die Schweinfurter jedoch warteten ab.
Indessen steig die Not weiter an und die Sennfelder wurden von Tag zu Tag in ihrer Hungersnot verzweifelter. Sie schnallten ihre Leibriemen um einige Löcher zurück, doch satt machte das nicht. Täglich lagen die Frauen den Männern in den Ohren und verlangten, doch die Wehr in Brot umzutauschen. Und ihre Bitten und das Klagen der Kinder brach den Sennfelder Männern fast das Herz. Schließlich wusste man weder aus noch ein und gab dem Wehklagen nach. Sie gaben die gesamte "Wärr" den Schweinfurtern für drei Laibe Brot hin.