Geschichte des Hauses Obere Straße 24 (Schopperhaus)

Das Haus wurde durch Johann Schopper ab 1588 erbaut. Dieser war ein wohlhabender Ratsherr, verheiratet mit Anna Wittstein aus Kaltenwinheim. Er wohnte dort ab fertigstellung bis zu seinem Tode im Jahr 1600.

Die Witwe Schoppers verheiratete sich 1602 mit dem Dr. Jakob Wilhelm aus Meiningen, einem Ratskonsulenten. Nach ihrem Tode heiratete dieser 1621 die ledige Tochter Rüffers, geb. 1603, gest. 1665. Wilhelm war bis zu seinem Tode im Jahr 1626 Eigentümer des Hauses. Seine Frau war Tochter des Hieronymus Rüffer und Enkelin des bedeutenden Balthasar Rüffer, der ehemalige Rechtskonsulent und Bürgermeister aus Würzburg, der 1561 starb und im Rahmen der Gegenreformation aus Würzburg ausgewandert war und so seine reiche Familie in Schweinfurt sesshaft wurde.

1627 verheiratete sich seine nun erst 27-jährige Witwe mit Dr, Johann Höfel, Ratskonsulent und Konsulent der Reichsritterschaft Werrn-Rhön-Steigerwald, einem bedeutenden Rechtsgelehrten der Region Franken. Johann Höfel zierte das Haus mit Malereien und Bildhauerarbeiten sowie originellen Inschriften. Heute noch ist im Hofeingang folgende Inschrift zu lesen: " Dies Haus ist mein... (siehe Foto)

Sieben Kinder sollen aus dieser Verbindung hervorgegangen sein.  1665 verstarb Anna Höfel, geb. Rüffer.

Dr. Johann Höfel verstarb im Jahre 1685, nachdem er zuvor 1667 im Alter von 67 Jahren die 20-jährige Margarethe Dienst, Tochter des Bürgermeisters aus Windsheim, in zweiter Ehe geheiratet hatte.

In Nischen des Hausvorplatzes fand man 2 Bilder als auch die Inschrift "Post mortem vertitur ordu". Über einem Bild stand "O Ewigkeit" über dem anderen Bild, das einen sitzenden Türken darstellte, "O Eitelkeit".

Höfels Erbe und damit auch das Schopperhaus ging zunächst an seine Witwe Margarethe, dann an den Schwiegersohn Höfels, Hernn Johann Wolfgang Gropp (12.2.1630 - 10.12.1703). 1685 heiratete Margarethe zum zweiten Mal und zwar den Johann Laurentius Praetorieus, genannt Schopper (da seine Mutter eine Enkelin des Johann Schopper war; sein Vater war kgl. schwedischer Feldprediger 1645 - 1705).

Praetorius war in Schweinfurt Ratsherr und Bürgermeister. Er lebte von 1645 bis zum 3.10.1705. Seine Frau Margarethe starb am 25.4.2703 im Alter von 56 Jahren.

Johann Wolfgang Gropp hatte 1660 Sophie Cordula Höfel geheiratet. Aus der Ehe ging Anna Sophia Gropp hervor, die sich mit Dr. Johann Kornacher vermählte. Anna Sophia starb bereits am 5.2.1701 im Alter von 37 Jahren. Sie soll 13 Kinder zur Welt gebracht haben, wovon 6 schon kurz nach der Geburt verstarben. Eines dieser Kinder, die Tochter Johanne Sophie Kornacher (1682 (?) - 1714) heiratete Dr. med. Adam Kirch. Aus dieser Ehe ging Wolfgang Adam Kirch hervor, später Ratskonsulent, Kanzlist und Registrator. Er wurde nachweislich Eigentümer des Hauses Obere Straße 24. Bei Umbauarbeiten des Gartenhauses im Jahr 1877 wurde in einem kupfernen Knopf eine Holzkapsel gefunden mit einem Schriftstück, das folgenden Text enthielt: "Poteritati in memoriam!" anno 1728 d. 27ten Marty, hat Wolfgang Adam Kirch J.U.C. und bey der ohnmittelbaren Reichsritterschaft Landes zu Franken hochw. löbl. Orthe Rhön- und Werra bestellten Ganzlist in Gottes Namen diesen neuen Knopf auff das neuerbaute Garttenhauss machen lassen."

Vor diesen nachgewiesenen Eigentumsverhältnissen dürfte das Haus im Besitz der Mutter Johanne Sophie und des Vaters Joh. Adam Kirch gewesen sein.

Wolfgang Adam Kirch heiratete am 15.1.1726 die "Jungfrau Rosina Margarete, weiland Herren Johann Friedrich Wolffens" (geb. Dez. 1671, gest. 1.8.1720), "vornehmen Handels- und Kaufmanns hier hinterlassene ehrb. Jgfr. Tochter". wohl einzige lebende Tochter und Kind. Sie war zum Zeitpunkt der Eheschließung 19 Jahre alt (geb. Juni 1707).

Als Wolfgang Adam Kirch im Jahre 1741 im Alter von 41 Jahren starb heiratete die Witwe nach einiger Zeit erneut.

Für diese Zeit sind folgende Ausführungen zu finden: " Am 14.9.1745 ist Johann Stör J.U. Cand., geb. 1719 und der unmittelbaren freien Reichsritterschaft Landes Franken hochlöbliche Kanzlist "Herrn Aegydii Friedr. Stöhrens, hochfreiherrl. Bobenhausischen wohlverdienten Pfarrers in Oppach, eheleibl. Sohn" und Frau Rosina Margarethe weild Herrn W.A. Kirchens J.U.C. d. inneren Rats dahier wohlaucht. Assessoris, wie auch der unmittel. frei Reichsritterschaft....Registrator hinterbliebene Frau Wittib im Haus von Herrn Subdiacon Englert copuliert worden."

Am 16.9.1763 starb Rosina Margarethe Stör.

Bereits am 10.1.1764 heiratete Johann Heinrich Stör im Alter von 45 Jahren Anna Margarethe Degner, die damals 26-jährige Tochter des Ratsmitgliedes und Zollverwalters Johann Friedrich Degner. Doch bereits 6 Jahre später, am 7.10.1771 starb Joh. Heinrich Stör.

Die Witwe heiratete im Alter von 36 Jahren Georg David Heunisch, geb. im Jahre 1724, Ratskollege und Assessor. Es war Heunischs zweite Ehe, nachdem seine erste Frau Mar. Susanne Haffner am 17.4.1733 verstorben war. Auch diese war übrigens eine Nachkommin des Wolfgang Adam Kirch.  Am 12.4.1795 abends 9 Uhr starb Anna Margarethe im Alter von 57 Jahren. Ihr Mann Georg David Heunisch, damals 71 Jahre alt, stieg im hohen Alter   noch zum Reichsvogt auf. Er wurde damals wohnhaft gemeldet in der Hausnummer 347, die frühere Hausnummer des Hauses Obere Straße 24. Er starb schließlich im April 1805 an "Entkräftung", wie sein Arzt Dr. Hofr. Stoll zu berichten wusste im Alter von 82 Jahren.

Nach dem  Tode seines Vater wurde Johann Friedrich Heunisch, Bottenmeister, neuer Eigentümer des Hauses Obere Straße 24. Am 9.4.1799 heiratete er Ros. Chr. Friedr. Hartlaub aus Schweinfurt. Am 11.1.1800 ging ein Sohn, Gg. Freidrich David Chr. Heunisch, aus der Ehe hervor. Großvater Georg David Heunisch war als damaliger Reichsvogt Pate bei der Taufe, ebenso der damalige Bürgermeister Chr. Freidrich Weselius. Johann Friedrich Heunisch war zunächst Bottenmeister, später Advokat.

Nachdem seine erste Ehefrau bei der Geburt des Sohnes verstorben war, heiratete er Anna Margarethe Lebküchner, geb. Cramer. Sie war 1769 geboren und verstarb bereits im Alter von 42 Jahren im Hause an der Ruhr (20.7.1811).

Heunisch überlebte seine beiden Ehefrauen und starb schließlich am 28.3.1850 im Alter von knapp 75 Jahren.

Mit der Übernahme des Eigentums durch Joh. Phil. Michal,  Fischer, Schiffsmann und Wirt z. Eichhorn kam 1812 die Gastwirtschaft "Zum Eichhorn" in die Erdgeschossräume. Michal starb jedoch bereits am 11.4.1815. Er war seit dem 9.9.1794 mit der "Jgfr. Joh. Ros.", Tochter des herzogl. Sächs. Pfarrers zu Holzhausen und Uffenhofen, Herrn Jog. Ang. Mesch, verheiratet. Aus der Kuppel des Hauses war bekannt, dass Michal das Haus "Nr. 347 in der Obern Gasse" am 14. August 1812 zum Preis von 7.000 Gulden erworben hatte.

Die Witwe Rosina Michal führte das Geschäft der Schifferei sowie die Wirtschaft unter Mitwirkung ihres ältesten Sohnes Athanas bis zum 1.8.1839 weiter. Zu diesem Zeitpunkt übertrug sie dann das Hauseigentum an ihren Schwiegersohn zum Kaufpreis von 15.000 Gulden. Baumann war Schweinfurter und stammte aus dem Anwesen Rückertstraße 11 (damals Hausnummer 78), der späteren Gaststätte "Zur Straßenbahn". Er tauschte dieses Haus gegen ein Aufgeld von 6000 Gulden mit dem in der Oberen Straße 24.

Johann Nikolaus Baumann, Sohn des J.M. Baumann und der Joh. Maria Baumann, geb. Tröger aus Schweinfurt (geb. 8.6.1774) wurde am 27.7.1820 mit Wilhelmine, der ältesten Tochter des Schiffsmannes Joh. Phil. Michal (geb. 9.2.1800) getraut.

J.N.Baumann hatte damals noch Bier im Gemeindebrauhaus gebraut. Doch erwarb er das Haus in der Oberen Straße, um dort ein eigenes Brauereigebäude zu errichten, was er durch Anbau des hinteren Flügels bewerkstelligte und dort einen Felsenkeller grub. Baumann war beruflich Bierbrauer und Garkoch sowie Gemeindebevollmächtigter und Hauptmann der Landwehr. Er verstarb 1851.

Seine Ehefrau Wilhelmine Baumann verkaufte alsbald im Jahre 1854 das Anwesen an Georg Christoph Glaser senior, der mit Magdalene Maria Welscher, Tochter eines Bäckers aus der Spitalstraße , verheiratet war. Dieser war zuvor Eigentümer der damaligen Gastwirtschaft Ecke Metzgergasse Nr.15/Judengasse. Von Beruf war er Bierbrauer und Büttner. Glaser senior blieb Eigentümer des Hauses bis 1862. In dieser Zeit ließ er in den unteren Räumen, im Garten und im Gartenhaus Gasbeleuchtung einrichten und einen Schacht in den Felsenkeller graben. Noch vor seinem Tod im Dezember 1865, und zwar im Jahre 1863, verkaufte Glaser senior das Haus zum Kaufpreis von 24.000 Gulden an Robert Roth, geb. 25.10.1828 in Heilbronn, seinem Schwiegersohn. Robert Roth hatte 1857 Magdalene Friederike Glaser, geb. 1834, geheiratet.

Robert Roth nahm im Jahr 1863 etliche Veränderungen an der Immobilie vor. Die beiden Wirtszimmer wurden zu einem Zimmer vereinigt, die Küche wurde zu einem Wirtsnebenzimmer, indem die dortige Wand weiter nach außen verlegt wurde, woran sich dann schließlich die neue Küche anschloss. Dort war zuvor eine Speise, von der man in einen Geheimraum gelangen konnte. das Brauhaus wurde komplett neu eingerichtet und 2 neue Keller entstanden und zwar ein oberer Keller, rechts vom großen Hauptkeller gegen den Garten und einen 40 Fuß tief, 85 Fuß lang vom Haustor längs der Grenze des Nebenhauses zum Garten hin.

1877 wurde der bis 1933 bestehende Verputz neu aufgebracht. Hierbei entstanden die Malereien, die unter Architekt Lieblein aus Frankfurt ausgeführt wurden. Bis 1874 führte Robert Roth die Gaststätte selbst, danach verpachtete er sie bis 1890. Im gleichen Jahr heiratete Ludwig Roth Marie L. Rosa, geb. 13.3.1869.

1890 ging das Anwesen mit Betrieb auf Ludwig Theodor Roth über. Er zig jedoch 1926 in das Haus Am Oberen Wall 21 um. Ab 1924 wurde der Betrieb gemeinsam von ihm und seinen beiden Söhnen Wilhelm und Dr. Ernst Roth geführt.

1891 wurde der im Hof gelegene Seitenbau mit einer neuen Abortgrube errichtet, ebenso der alte Brunnen wieder hergestellt, 1897/98 das massive Gartenhaus abgerissen und die Gartenwirtschaft auf die andere Straßenseite verlegt. An der Stelle der bisherigen Gartenwirtschaft wurde ein um die 14m tiefer Eiskeller mit einem daneben liegenden Gärkeller gebaut. Auf dem Eiskeller enstand ein Stockwerk und eine Mansardenwohnung. 1915 errichtete man auf der anderen Straßenseite das Eismaschinenhaus, 1925 die Autogaragen und 1928 den neuen Stall. An der Stelle des alten Stalles entstand die Flaschenfüllerei. 1925/28 wurde das Brauhaus komplett neu eingerichtet und 1929/31 wurde das Schieferdach neu eingedeckt. Die Vorderfassade des Hauses Obere Straße 24 wurde 1933 mit Steinen vollkommen erneuert, wobei der Giebel bis über den 1.Stock abgerissen werden musste und - dem vorherigen Zustand und Erscheinungsbild entsprechend - mit neuen Steinen wieder aufgebaut wurde. Ebenso wurden die Fensterrahmen erneuert und etliche Giebelbalken ausgetauscht.

Die Investitionen rentierten sich nicht, denn der Größenwahn des Nationalsozialismus stürzte auch dieses einzigartige Gebäude Schweinfurts ins Elend.

Am 24. Februar 1944 fiel eine Sprengbombe auf dieses wunderbare Renaissance-Haus und zerstörte alle Räume oberhalb der Erdgeschossdecke. Weitere Bombenschäden kamen in den kommenden Jahre hinzu, die die hinteren Gebäude ebenfalls stark beschädigten, so auch das Haus Am Oberen Wall 12/14. Im April 1945, kurz vor der Kapitualtion, traf erneut eine Sprengbombe die Brauerei und dies brachte den Betrieb völlig zum Erliegen, denn Dampfkessel und Kühlschiff wurden völlig zerstört. Auch das Sudhaus wurde zum großen Teil vernichtet.

Im den unbeschädigten Kellern versuchte man noch den Betrieb wieder aufzunehmen, indem man im Brauhaus das Bier braute und in der Oberen Straße Vergärung, Lagerung und Abfüllung vornahm.

Ab 1947 bis 1950 unternahm man große Anstrengungen und brachte den Betrieb wieder zum Laufen. Ein Wiederaufbau des Renaissance-Hauses unterblieb jedoch leider, da man den Brauereibetrieb in den Vordergrund der Bemühungen stellte. Weitere erforderliche finanzielle Mittel dafür waren nicht vorhanden, sodass lediglich das Erdgeschoss wieder betriebsfähig gemacht wurde, wodurch auch die frühere Gastwirtschaft wieder ins Leben gerufen werden konnte.

 

Heute wird hier das Balkan-Restaurant "Dalmatia" betrieben. Die Brauerei ist heute ein höchst modernes und anerkanntes Unternehmen, das durch die Roth Bier GmbH, den Geschäftsführern Edgar, Alexander und Mario Borst, mit großem Erfolg betrieben wird.

Quelle: "Materialien zur Geschichte der Brauerei Roth" Bibliothek der Städt. Sammlungen

Das verbliebene Erdgeschoss im Jahr 2007
Das verbliebene Erdgeschoss im Jahr 2007