Das Zeughaus
In der nördlichen Hälfte der Innenstadt, nördlich des innerstädtischen Busbahnhofes, finden Sie das Zeughaus. Gerade wurden hier Renovierungsarbeiten im Rahmen der Erweiterung der Altstadtsanierung durchgeführt, so dass es nun in neuem Glanz und in umgestalteter Umgebung um so mehr als ein Schmuckstück Schweinfurts bezeichnet werden darf.
Das Renaissancegebäude entstand in den Jahren 1589/90 in Zeiten wirtschaftlicher Hochkonjunktur nach dem sogenannten Zweiten Stadtverderben als Waffenarsenal der Reichsstadt Schweinfurt. Die Stadtbaumeister Urban Fend und Johann Holzapffel ließen das Bauwerk im Stil der Nachgotik bzw. Renaissance unter Mitarbeit der Steinmetze Sieber und Gabelmann erbauen. Eine Inschrift erinnert am Treppenturm an alle Ratsherren, die mit der Baugenehmigung einst befasst waren.
Im Zeughaus wurden auch Geschütze und ein Munitionslager untergebracht. Später im 19. Jhdt. diente es als Kaserne.
Zuvor stand an dieser Stelle ab 1437 die Roßmühle, die allerdings beim Zweiten Stadtverderben zerstört worden war.
Nachdem der Schweinfurter Industrielle Wilhelm Sattler es erwarb, führte dieser es einer industriellen Nutzung zu. Seit 1935 befand sich dieses Schmuckstück Schweinfurts im Eigentum der Schweinfurter Familie Helferich und ab dem 08. Oktober 1940 hatte das Schweinfurter Tagblatt dort seinen Sitz.
2010 erwarb es die Stadt Schweinfurt, die die von Wilhelm Sattler angebrachten Erweiterungsbauten wieder entfernen ließ und derzeit das Anwesen umfassend renoviert.
An der Westseite unter dem Giebel sind Kanonenkugeln eingemauert, die an die Belagerung und Eroberung Schweinfurts durch schwedische Truppen am Ende des 30-jährigen Krieges 1647
erinnern.
Beachtenswert ist insbesondere das repräsentative, teilweise vergoldete Wappen Rudolfs II. am Treppenturm. Rudolf II. war von 1567 bis 1612 Kaiser und in dessen Regentschaft ist der Bau des Zeughauses einzuordnen.
Der Schweinfurter Johann Caspar Bundschuh führt im Jahre 1802 zum Schweinfurter Zeughaus folgendes aus: „Das Zeughaus ist ein steinernes nicht unbeträchtliches Gebäude. Es enthielt ehemals Waffen und Rüstungen aller Art, alte Flinten, Doppelhacken, Mörser und Kanonen, worunter die meisten von Metall waren. Es waren in allem 12 Feldschlangen und Falconets, 8 Kanonen und Regimentsstücke von Metall. Die Geldnoth in dem geendigten Kriege nöthigte den Magistrat, auch diese Alterthümer anzugreifen und zu veräußern, um ihren Reichs- und Kriegsobliegenheiten nachzukommen. Noch sind 6 kleine metallene Kanonen übrig, die bey Freudenmahlen gebraucht werden. Die Böden dieser menschenfeindlichen Rüstkammer, wie die Böden des Rathhauses und Bürgerhofes werden zu äußert menschenfreundlichen Absichten gebraucht.“
Dass das Schweinfurter Zeughaus auch im 17. Jhdt. als Gebäude mit hohem Stellenwert zu sehen war, macht die Radierung nach einer Zeichnung von Georg Wilhelm Kleinsträtl aus dem „Theatrum Europaeum“ aus dem Jahr 1647 deutlich, die die Eroberung der Reichsstadt Schweinfurt durch die schwedischen Truppen zeigt. Dort sind nur die herausragenden Gebäude der damaligen Gebäude dargestellt, darunter auch das Schweinfurter Zeughaus.
Radierung 1647 Georg Wilhelm Kleinsträtl mit Inschrift: Verzeihnus der Statt Schweinfurt wie die selbe von Ihr EXCELL: den Herren Veldtmarschallen CARL GUSTAV WRANGELN den 15. Aprilis Anno 1647 mit accord eingenommen worden. (aus Matthäus Merian, Theatrum Europaeum, Band V; Eigenbesitz des Verfassers)
Nach einem Beschluss des Schweinfurter Stadtrats im Juli 2011 dient das Zeughaus nach seiner Renovierung als "Haus der Familien". Der Platz um das Zeughaus ist nach einem
Gestaltungswettbewerb neu gestaltet worden, sodass das Zeughaus einen diesem schönen Gebäude angemessenen Rahmen erhalten hat.