Die Schweinfurter Stadtmauer und Befestigung
Die erste Befestigung Schweinfurts dürfte aus dem 14. Jahrhundert stammen. Erst im Jahre 1984 fand man bei Ausgrabungsarbeiten in der Rosengasse Reste einer solchen Befestigung, die einst
lediglich die innere Kernstadt umfasst hat. Die Markierung können Sie in der Rosengasse erkennen.
Die allererste Befestigung – vielleicht auch nur mit Palisaden – gab es vielleicht um die Johanniskirche herum. Grabungen 1987 im Altarraum zeigten unter den Fundamentmauern der romanischen
Apsis einen alten, schräg verlaufenden Mauerrest. Ob der zu einer Vorgängerkirche gehörte, ist fraglich, aber nicht auszuschließen. Des Weiteren gibt es vereinzelte Hinweise, dass die
Johanniskirche in ihrer Frühzeit vielleicht von einer Gadenanlage umgeben war. Sollte es eine Vorgängerkirche gegeben haben, könnte die Gadenanlage vielleicht die erste Befestigung Schweinfurts
gewesen sein.
Auch bei Baggerarbeiten im Jahre 1972 auf dem Martin-Luther-Platz tauchten derartige Spuren auf.
Das erste Mal schriftlich erwähnt ist eine Stadtbefestigung in einem am 17. Februar 1258 zwischen den Grafen v. Henneberg und dem Würzburger Bischof geschlossenen Vergleich die
Rede.
Rekonstruktionen zu Folge führte der Stadtgraben damals vom Main aus gesehen entlang des Marienbachs über das Mühltor bis zum "Weißen Turm", von dort direkt nach Westen vorbei an der Brauerei Roth in die Obere Straße zum inneren Obertor (heute Haus Nr. 15/26/28). Von dort zog sich der Graben durch die heutige Straße "Am Graben" über den Georg-Wichermann-Platz bis in die Spitalstraße Nr. 41, wo ein weiterer Turm nachgewiesen ist. Von hier weiter südostwärts über Rosengasse und Petersgasse zur Kunstmühle.
Diese erste, gotische Stadtmauer bestand bis zur Stadterweiterung 1437.
Erwähnenswert ist hier noch die Burganlage, die wohl zu Beginn des 14. Jhrdts. erbaut wurde, denn 1310 erteilte Heinrich VII. dem Grafen Berthold die Erlaubnis, innerhalb der Stadt eine neue Reichsburg zu errichten. Diese war im Stadtteil Zürch im Bereich der St. Salvatorkirche angesiedelt. 1427 wurde sie jedoch abgetragen und das Material zur Verstärkung der Stadtbefestigung verwendet.
Im Jahre 1437 wurde befestigte Stadtgebiet deutlich erweitert. In den mauerbereich eingegliedert wurden der Kornmarkt, die Bauerngasse, der Zeughausplatz, die neue Gasse, der Rossmarkt, die
Manggasse, die Hadergasse, die Wolfsgasse, die Hirtengasse, der Jägersbrunnen, die Johannisgasse und der Alte Friedhof. So wurde in diesem Zusammenhang auch das Innere Obertor an das heute
bekannte Obertor, das am Kornmarkt 17 angebaut war, verlegt. Der gesamte zweite Mauerverlauf wurde 1554 stark zerstört und bis 1560 wieder neu errichtet.
Einen erheblichen Ausbau der Befestigungsanlagen erfuhr Schweinfurt dann im 30-jährigen Krieg und in der Zeit danach. Der Verlauf entsprach dann dem, wie er heute bekannt ist.
Nach den "Todsünden" in der Vergangenheit (z.B. Abriss der Stadtmauer mit Türmen im Westen zum Bau des Kaufhauses Horten, heute Kaufhof) hat eine äußerst lobenswerte Kehrtwendung der Stadtpolitik stattgefunden. Nunmehr wird Erhaltenswertes wirklich erhalten. Und man sollte künftig auch Wiederaufbau bzw. Rekonstruktionen ins Auge fassen, wo dies möglich ist. Alt-Schweinfurt wieder aufleben zu lassen, so wie dies z. B. am Ostwall (Marienbach) oder im Untergeschoss der Kunsthalle geschehen ist, bereichert Schweinfurt ungemein! Weiter so!
Versteckte Stadtmauer im Norden
Zwischen der "Neuen Gasse" und dem "Fichtelsgarten" sind noch einige Stücke der nördlichen Stadtmauer im Abschnitt Ehemaliges Obertor bis
ehemaliges Neutor gut erhalten. Und versteckt sind dort auch ein kompletter, relativ gut erhaltender Stadtmauerturm sowie zwei "halbe" Turmabschnitte. Dieser Bereich mit den alten
Befestigungsabschnitten soll der Öffentlichkeit in den kommenden Jahren zugänglicher gemacht werden, so die begrüßenswerten Pläne der Stadt.
Am Höpperle
im Bereich Hadergasse/Theater befand sich einst ein Wall. Teile davon verschwanden nach dem Zweiten Weltkrieg, der Rest des Walls wurde in Richtung Neutorstraße im Rahmen der Baumaßnahme "Hadergasse" leider beseitigt. Stehen blieb die äußere der beiden Stadtmauern. Diese wurde nun freigelegt und wird in den Jahren 2014-2016 restauriert.
Rechtsanwalt und Stadtrat Peter Hofmann hatte bereits im Jahre 2012 den Vorschlag gemacht, den im Zweiten Weltkrieg durch einen Bombentreffen zerstörten Turm "Am Höpperle" (richtiger Name:
Schweinehirtenturm) wieder aufzubauen. Nach langem Werben ist es ihm gelungen, dieses Projekt möglich zu machen. Durch Spenden und kostenfreien Bauunternehmerleistungen konnte der Schlüssel des
neu errichteten "Höpperles-Turms" am 26. September feierlich von Initiator Peter Hofmann an Oberbürgermeister Sebastian Remelé übergeben werden.
Hier noch ein Gesamtüberblick, wie einst die Schweinfurter Befestigungen verliefen:
bitte vergrößern!
Unter Stadtbesichtigung finden Sie 2 Vorschläge für die Besichtigung der Schweinfurter Stadtmauer mit ausführlichen Beschreibungen!
Ein kleines Stück Stadtmauer wurde im Jahre 2012 an der Ecke Rüfferstraße/Schultesstraße wieder hergerichtet. 170.000 € hat die Stadt inkl. erhaltener staatlicher Zuschüsse hier aufgewandt.
(siehe Plan oben Bereich A)
Dieses ca. 2 Meter starke Mauerwerk grenzte in reichsstädtischer Zeit den davor liegenden Wassergraben zur Spitalkirche ab. Der davorliegende Wassergraben, von dem heute nichts mehr zu sehen ist (Parkhaus) wurde einst von der Quelle an den Pfannäckern (unterhalb der Heeresstraße, Gartenstadt) gefüllt. Die Mauer umschließt heute den Pfarrgarten Heilig- Geist.
Die Mauer hatte bis Anfang des 19. Jahrhunderts starke hochragende Zinnen, die jedoch der damalige Pfarrer beim Anlegen des dahinter liegenden Gartens eigenmächtig abtragen ließ.
Weitaus schlimmer jedoch die Stadtpolitik der 60er-Jahre als der Stadtrat die gesamte Westmauer dem Kaufhaus Horten (heute Galeria Kaufhof) und dem daneben liegenden Parkhaus
opferte.
Weitere Fotos der renovierten Stadtmauer am "Höpperle" (2015) - Andreas Hedler
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