Seminararbeit von Zelal Tas - Schweinfurter Stadtbefestigung und der Denkmalschutz

Zelal Tas
Zelal Tas

Zelal Tas ist Schweinfurterin, wenngleich sie in der Osttürkei (Dersim, Tunceli) geboren wurde und hat ihr Abitur am Alexander-v.-Humboldt-Gymnasium absolviert. Sie studiert derzeit an der Universität in Passau business administration and economics.

 


 

 

Am Alexander-v.-Humboldt-Gymnasium in Schweinfurt hat sie eine interessante und fundierte Seminararbeit zum Thema "Schweinfurter Stadtbefestigung und der Denkmalschutz" geschrieben.

Dankenswerterweise hat sie ihre Arbeit zur Veröffentlichung im Schweinfurtfuehrer zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank an Zelal Tas!


Seminararbeit aus der Geschichte:

 

Schweinfurter Stadtbefestigung und der

Denkmalschutz

                    Verfasserin: Zelal Tas

Inhaltsverzeichnis:

 

 

1.      Vorwort  

 

2.      Definitionen  

 

3.     Organisatorische Aspekte des Denkmalschutzes in Deutschland  

 

4.      Schweinfurter Stadtbefestigung und der Denkmalschutz  

 

4.1    Von der Mainschanze bis zum Obertor 

 

4.1.1 Grünanlage Walltürme/Wallgraben 

 

4.1.2 Ausgrabungen am Obertor 

 

4.1.3 Wiesenhüterturm, Samtturm, Jungfernkuss, Jägersturm  

 

4.2    Spitaltor, Steinbrücke, Stadtmauer – Ausgrabungen an der Schultesstraße  

 

4.3     Ursachen der Verluste  

 

5.      Schlusswort  

 

6.      Anhang  

 

7.      Quellenverzeichnis  

 

 

 

 

1. Vorwort

 

Das Brandenburger Tor, die Pyramiden von Gizeh, das Kolosseum in Rom, der

Eiffelturm: Was haben diese berühmten Bauwerke gemeinsam?

Viele würden die Antwort auf diese Frage, nämlich dass diese unter Denkmalschutz stehen, nicht erraten können. Die meisten würden nicht einmal mit dem

Begriff “Denkmalschutz” viel anfangen können. Doch dabei ist das Gesetz, das diese Gebilde schützt, von großer Bedeutung.

Viele historische Bauwerke sind wertvolle und langlebige Kulturgüter, die für das

Erscheinungsbild einer Region prägend sind. Sie bieten den Menschen ein hohes Maß an Identifikation mit ihrer Geschichte, machen diese erlebbar und schaffen ein Heimatgefühl.

Zu Beginn möchte ich anhand eines Beispiels zeigen, wie wichtig der Denkmalschutz auch für die Stadt Schweinfurt ist.

Nach dem zweiten Weltkrieg, im Jahre 1960, wurde ein Stück Stadtmauer samt erhaltenem Mauerturm in Schweinfurt für den Bau des Horten-Kaufhauses (heute Galeria Kaufhof) abgerissen.

Wie konnte so ein gravierender Fehler der Stadt Schweinfurt unterlaufen? Der Horten-Konzern hatte zunächst den Plan eines riesigen fünfgeschossigen Kaufhauses mit Parkhaus im Bereich des Stadtgrabens zwischen Jägersbrunnen

und Schultesstraße ausgearbeitet. Die Stadt lehnte dies ab, aber nicht aus denkmalpflegerischen Gründen, sondern aufgrund von Widerständen der Einzelhändler, die für den Bau eines solchen Kaufhauses keinen Bedarf sahen. Als die Horten GmbH dann schließlich im Besitz des Geländes war, wies die Regierung von Unterfranken die Stadt darauf hin, die Fläche vor der alten Stadtmauer als Grünfläche zu gestalten. Der Konzern forderte die Stadt auf, bei ihrem Beschluss zu bleiben, und kritisierte die Regierung heftig:

 

„‘Eine an sich verständliche, weil historisch bedingte, konservative Denkweise muss gegenüber den baulich entwicklungsmäßigen Erfordernissen der Gegenwart zurücktreten. ‘ “[1]

 

Der Stadtrat genehmigte den Bau schließlich.

Zusammenfassend lässt sich über Schweinfurt sagen, dass nicht allein die Kriegszerstörungen das Bild des historischen Stadtkerns beeinträchtigt haben, sondern im großen Maße auch die Sanierungs- und Neubaumaßnahmen nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Denkmalschutzgesetz war in dringender Weise erforderlich, um solche schwerwiegenden Fehler zu verhindern.

 

 

 

 



[1] Lösch Edgar: Die Schweinfurter Altstadt, S.117

2. Definitionen

 

Im Folgenden werden einige wichtige Begriffe erläutert, um an das Thema heranzuführen.

a) Was ist ein Denkmal? Das Bayrische Denkmalschutzgesetz definiert Denkmäler als „von Menschen geschaffene Sachen oder Teile davon, die aus vergangener Zeit stammen und deren Erhaltung wegen ihrer geschichtlichen, künstlerischen, städtebaulichen, wissenschaftlichen oder volkskundlichen Bedeutung im Interesse der Allgemeinheit liegt.“[1] Die Schutzbestimmungen des Denkmalschutzgesetzes gelten für Baudenkmäler, Bodendenkmäler und bewegliche Denkmäler.

 

b) Baudenkmäler sind bauliche Anlagen oder Teile davon einschließlich ihrer historischen Ausstattungsstücke, zum Beispiel Schlösser, Burgen und Kirchen mit ihren Einrichtungen, wie etwa Möbel, Teppiche, Türen und Fenster. Auch Gartenanlagen gelten als Baudenkmäler.

 

c) „Das Denkmalschutzgesetz spricht aber nicht nur einzelne Gebäude als Baudenkmäler an. Die Bedeutung und Schönheit eines Gebäudes werden ganz anders klar, wenn es in einem Zusammenhang mit anderen ähnlichen Gebäuden steht.“[2] Deswegen kann auch zu den Baudenkmälern eine Mehrzahl von baulichen Anlagen gehören, und zwar auch dann, wenn nicht jedes Einzelgebäude schützenswert, aber das Orts-, Platz- oder Straßenbild insgesamt erhaltenswürdig ist: Diese Form als Baudenkmal wird nach Artikel 1 Absatz 3 DschG als „Ensemble“ bezeichnet.

 

d) „Bodendenkmäler sind bewegliche oder unbewegliche Denkmäler, die sich im Boden befinden oder befanden“ [3] beispielsweise „Gräber, Kultstätten, Reste von Befestigungsanlagen, aber auch Münzen und Gefäße.“[4]



[1] Bayerisches Denkmalschutzgesetz, Art.1 Abs.1

[2] Bayerisches Denkmalschutzgesetz „Text und Einführung“, S.7

[3]BDschG, Art.1 Abs.4

[4] BDschG, Art.1 Erl.26

Wer Bodendenkmäler auffindet, ist verpflichtet, dies unverzüglich der „Unteren Denkmalschutzbehörde“ oder dem „Landesamt für Denkmalpflege“ zu melden, damit von fachkundiger Seite entschieden werden kann, was an der Fundstelle weiter zu veranlassen ist.

 

e) Besonders wichtig erscheint mir die Existenz von Denkmallisten, die für die Allgemeinheit zugänglich gemacht werden müssen. Dies ist ein Verzeichnis, in dem alle Bau- und Bodendenkmäler einer Stadt aufgenommen sind.

 

f) Es gibt aber auch einen Unterschied zwischen Denkmalschutz und Denkmalpflege. „Denkmalschutz sind die auf die Erhaltung von Denkmälern abgestellten hoheitlichen Maßnahmen der öffentlichen Hand, insbesondere Anordnungen und sonstige Verfügungen, Erlaubnisse und Genehmigungen. Demgegenüber zählen zur Denkmalpflege Tätigkeiten und Maßnahmen nichthoheitlicher Art, die der Erhaltung von Denkmälern dienen, insbesondere Hilfe und fachliche Beratung bei Instandhaltung, Konservierung und Restaurierung von Denkmälern.“[1]

 

 

3. Organisatorische Aspekte des Denkmalschutzes in Deutschland

 

Bereits im Jahr 1946 verpflichtet die Bayerische Verfassung „Staat, Gemeinden und Körperschaften des öffentlichen Rechts, die Denkmäler der Kunst, der Geschichte und der Natur sowie die Landschaft zu schützen und zu pflegen“[2]. Um diesem Verfassungsauftrag, der sehr allgemein gehalten ist, entgegen zu kommen, hat der Bayrische Landtag im Jahre 1973 das Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Denkmäler verabschiedet, das am 1.Oktober 1973 in Kraft getreten ist und die grundlegenden Bestimmungen über Denkmalschutz und Denkmalpflege in Bayern enthält. „Zweck des Denkmalschutzes ist vor allem, die noch vorhandenen Denkmäler zu erhalten, zu pflegen, zu bergen, sie mit Leben zu erfüllen und der Allgemeinheit zugänglich zu machen.“[3]

In der Bundesrepublik Deutschland ist die Durchführung des Denkmalschutzes so geregelt, dass jedes Bundesland aufgrund seiner Kulturhoheit selbst dafür zuständig ist, d.h. es gibt in Deutschland insgesamt 16 eigene Denkmalschutzgesetze, die auf inhaltlich einheitlichen Grundprinzipien beruhen, aber die Begriffe Denkmalschutz und Kulturdenkmal jeweils unterschiedlich definieren. Daneben steht auch die Organisation des Denkmalschutzes in der Verantwortung der Länder. In Bayern ist diese so gegliedert:    


[1] Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: Gesetzliche Grundlagen des Denkmalschutzes, Online

[2] Verfassung des Freistaates Bayern, Artikel 141 Absatz 2

[3] Bayerisches Denkmalschutzgesetz „Text und Einführung“, Vorwort S.6

Die Unteren Denkmalschutzbehörden verkörpern die Kreisverwaltungsbehörden.

Hinzu kommt die staatliche Fachbehörde für alle Fragen des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege, nämlich das „Landesamt für Denkmalpflege. Es ist dem Staatsministerium für Unterricht & Kultus unmittelbar nachgeordnet“[1]. Zu den Aufgaben gehören die Denkmalpflege und die Mitwirkung beim Denkmalschutz. Außerdem bestimmen sie Richtlinien zu Pflege der Denkmäler, fertigen Inventare und Denkmallisten an und sind zuständig für die Konservierung und Restaurierung von Denkmälern.

Wichtig sind aber auch die Heimatpfleger, die bei der Durchführung des Gesetzes mitwirken. „Die Heimatpfleger beraten und unterstützen die Denkmalschutzbehörden und das Landesamt für Denkmalpflege in den Fragen der Denkmalpflege und des Denkmalschutzes. Ihnen ist durch die Denkmalschutzbehörden in den ihren Aufgabenbereich betreffenden Fällen rechtzeitig Gelegenheit zur Äußerung zu geben.

 

Der positive Aspekt an Heimatpflegern ist meiner Meinung nach die Unterstützung ihrer eigenen Region auf freiwilliger Basis und die damit verbundene Vertrautheit mit der Region, in der sie tätig sind.

 

4. Schweinfurter Stadtbefestigung und der Denkmalschutz

 

Heute sind viele Leute der Meinung, dass man alte Gebäude pflegen sollte. Wenn man ein Baudenkmal gut in Stand hält, kommen Besucher, die sich für seine Geschichte interessieren. Viele Burgen, Schlösser und Stadtmauern überall auf der Welt sind sorgfältig restauriert worden und können besichtigt werden.

Die Stadt Schweinfurt hat ebenfalls die noch erhaltenen Teile der Stadtbefestigung restauriert, um den Bürgern ihre Geschichte erlebbar zu machen. Einer dieser Orte ist die Grünverbindung vom Obertor bis zur Mainschanze, der im Folgenden näher erläutert wird.

Im Rahmen der Altstadtsanierung begann die Stadt in den 70er Jahren, alle Grundstücke entlang der erhaltenen Stadtmauer Stück für Stück aufzukaufen, nachdem man 1805 zur Geldbeschaffung viele Teile an die Bürger verkauft hatte. Aus der Zeit der französischen Kriege hatte die Stadt einen großen Schuldenberg, den sie durch den Verkauf der Stadtmauer mit Türmen, Schanzen und Stadtgräben zu begleichen versuchte. Nun werden diese Flächen nach und nach in die entlang der alten Stadtmauer verlaufende Grünverbindung Obertor/Main einbezogen. Die Bürger der Stadt Schweinfurt können sich glücklich schätzen, dass die Sanierungsgebiete so gelegen sind, dass es möglich ist, die Reste der Stadtmauer mit zu integrieren.

 

 



[1] BDschG Art.11

[2] Bayerisches Denkmalschutzgesetz „Text und Einführung“, S.26 Art.12 Abs.1

[3] a.a.O.: S.27 Art.13 Abs.1

Doch was versteht man eigentlich unter „städtischen Grünflächen“?

Zu Grünflächen zählt man in heutiger Zeit Parks, Kleingärten, Freisportanlagen, Friedhöfe, Spielplätze, Schulgrün, Verkehrsgrün und Wald, der nicht rein forstwirtschaftlicher Nutzung unterliegt. Unter „städtischen Grünflächen“ versteht man also die Gesamtheit der eben genannten Anlagen, die von der Stadtverwaltung betreut werden. „Die innerstädtische Grünverbindung vom Obertor bis zum Unteren Wall ist nach 20 Jahren Sanierung und Umgestaltung unter Leitung der Sanierungsstelle im Baureferat fertiggestellt.“[1]

Die Grünverbindung zwischen Oberer Wall und Main sollte in sieben Abschnitten entstehen. Diese sind in Abbildung 3 farbig gekennzeichnet. „Nach einer langen, ausführlichen Vorbereitung und Planung hat man mit der Grünanlage ‚Philosophengang‘ als erstem Abschnitt in den Jahren 1987-88 angefangen. Den zweiten Abschnitt bildet die Grünanlage ‚Am Oberen Wall‘ bzw. ‚Weißer Turm‘ in den Jahren 2001 und 2002. 2005 beendete man die Straßenumgestaltung ‚Mühltor‘ am Eingang zur Wallanlage. Schließlich wurde die Grünfläche am ‚Unteren Wall‘ am 23.Juni 2007 zu Ende geführt.“[2]

Die Kosten für die gesamten Abschnitte der Grünanlage betragen bisher rund 9 Millionen Euro. Hinzu kommt, dass es Gelder aus verschiedenen Städtebauförderungsprogrammen, wie z.B. EU-Ziel 2, Stadtumbau West, Bayerisches Programm und Bund-Länder Programm, in Höhe von insgesamt 5,8 Millionen Euro gab. Das Hauptziel der Sanierung ist die nachhaltige Verbesserung des Wohnumfeldes und damit der Verbleib und die Rückkehr von Familien in die Altstadt.



[1] Adressbuch Schweinfurt 2007/2008, S.32

[2] a.a.O.

4.1 Von der Mainschanze bis zum Obertor

 

4.1.1 Grünanlage Walltürme / Wallgraben

 

Die Grünanlage Walltürme / Wallgraben umschließt den Bereich von der Rückertstraße bis zum Anschluss an die Straßenbrücke des Paul-Rummert-Rings. Zu den eindrucksvollsten Überresten der Schweinfurter Stadtgeschichte gehören die Pulvertürme sowie die Wallgräben an der südöstlichen Stadtmauer. Schon bevor die Grünanlage fertiggestellt wurde, sah man das Interesse der Schweinfurter Bevölkerung.

„ ‚ Viele waren während der Bauphase kaum von der Baustelle fernzuhalten‘, so Karin Fuchs von der Sanierungsstelle. ‚Einige wollten live dabei sein, waren doch für viele Einheimische Jugenderinnerungen wachgerüttelt und plötzliche wieder Teile der Mauer zugänglich geworden. ‘ “[1] Die Bürgerinnen und Bürger können nun zwischen den alten Stadtmauern umher wandern und versuchen, sich vorzustellen, wie die Mauer wohl vor 700 Jahren ausgesehen haben mag. Dies trägt dazu bei, die Schweinfurter mit Stolz und Identifikationsgefühlen zu erfüllen. Doch bis die Mauer für die Bürger erlebbar gemacht wurde, musste sie zuerst gesichert und restauriert werden. Man begann mit dem Abriss einer Tankstelle und der Ring-Garagen. Diese waren nämlich direkt über die Stadtmauer gebaut. Auf Abbildung 4 sind diese deutlich zu erkennen. Die Planungen der Stadtmauer und Türme wurden über das Architekturbüro Stretz ausgearbeitet.



[1] Adressbuch Schweinfurt 2007/2008, S.32

Es gibt nun nach der Übergabe an die Stadt Schweinfurt viele Möglichkeiten, sich sportlich zu betätigen oder auch spazieren zu gehen und sich auszuruhen. Etwa in der Mitte der Stadtbefestigung am Unteren Wall erheben sich zwei Türme, die aus der Zeit um 1562 stammen. Der größere der beiden Pulvertürme wurde ausgebaut und bietet Raum für kulturelle oder gastronomische Nutzung, zum Beispiel in Form einer Weinstube, was für Touristen sehr interessant sind.

Naherholungsgebiete und Spielflächen für Kinder sind auch vorhanden. Der Wallgrabenbereich wird außerdem durch einen Holzsteg überbrückt. Alle Fußwegeverbindungen entlang der Äußeren Grabenmauer wurden beleuchtet und mit einzelnen Baumgruppen und einer Rasenfläche geschmückt. Nicht zuletzt gibt es eine Öffnung des Grünbereichs zur Altstadt durch eine Treppenanlage, die die Fußwegeverbindungen oberhalb und unterhalb der Stadtmauer verbindet.

Für die Jugendlichen in Schweinfurt ist die Skateranlage unter der Straßenbrücke Paul-Rummert-Ring interessant. Daneben gibt es einen Boule- und Petanque Platz, die ganzjährig genutzt werden können. Die Anlage wurde mit einer Arbeitsgruppe von Skatern unter Moderation des Jugendamtes ausgestaltet. „Interessant ist die Tatsache, dass dies eine der modernsten und größten Anlagen in Deutschland ist […].“[1] Eines der aktiv genutzten Elemente ist die Kletterwand des Deutschen Alpenvereins. „Somit dient die neue Anlage den jüngeren Schweinfurtern als Sport- und Erlebniswelt und den älteren Bürgern als Erholungsgebiet und Erinnerungsstück. Durch den Unteren Wall entstand ein Ort, der die Generationen zusammenführte



[1] Adressbuch Schweinfurt 2007/2008, S.33

4.1.2 Ausgrabungen am Obertor

 

Im Rahmen der Errichtung der Grünverbindung zwischen Obertor und Main wurde durch die Sanierungsstelle der Stadt Schweinfurt auch die nordöstliche Ecke der mittelalterlichen Befestigung der Reichsstadt teilweise archäologisch erfasst und anschließend saniert.

In den Jahren 1986 bis 1989 gab es erste Maßnahmen der Sanierung, so dass im Bereich Krumme Gasse / Oberer Wall eine „attraktive Naherholungsanlage

mit Spielmöglichkeiten für Kinder und mit einem Teich“[1] entstand. Doch im Jahre 2002 beabsichtigte die Stadt Schweinfurt „eine grundlegende Sanierung des teilweise desolaten Mauerbestandes vorzunehmen.“[2] Nach Absprache mit der

Sanierungsstelle Schweinfurt begann im September und Oktober 2002 unter fachlicher Aufsicht durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege die Ausgrabung. Hierbei wurden zwei Flächen archäologisch geprüft. Man konnte neben der Stadtmauer, die die Abgrenzung des Oberen Walls darstellte, zusätzlich gleichgerichtet zur Stadtmauer verlaufende Mauerzüge feststellen.

Am Anfang der Baumaßnahmen stand die Aufstellung der Nord-Süd-Stadtmauer. Diese hat eine Länge von 15 m und gliedert sich südlich an den Weißen Turm an. Weiterhin konnte man „nach Süden noch Teile der alten Stadtmauer unterhalb des Straßenniveaus beobachten, die jedoch nicht saniert werden konnten.“[3]

Die oben genannte zweite Mauer, die in der frühen Neuzeit entstanden ist, bildet eine Art Zwinger, denn sie richtete den Verlauf der Stadtmauer gerade und verstärkte diese zusätzlich.

„Der Stadtgraben konnte nur in seinen Ansätzen erfasst werden, da eine weitere Untersuchung des Grabens eine Ausdehnung der Untersuchungsfläche bis in die Grünanlage hinein erfordert hätte.“[4] Im 19.Jahrhundert wurde der Graben mit Lehm aufgefüllt um ihn abzudichten. Hier entstand später eine Grünanlage.

Das Kernstück dieser mittelalterlichen Stadtmauer ist jedoch der Weiße Turm. Er hat eine rechteckige Form, wodurch er sich von den anderen Stadttürmen, die meist eine runde bis halbrunde Gestalt besitzen, unterscheidet. Auf Abbildung 6 im Anhang kann man die rechteckige Form des Turmes sehr gut erkennen. „Der Name ‚Weißer Turm‘ gibt Hinweis auf eine damalige mit Blei besetzte Turmbedeckung.“[5]

Den Bau des Weißen Turmes datiert man Anfang des 15.Jahrhunderts. Aus den schriftlichen Quellen ist überliefert, dass man diesen nach Zerstörungen im Markgräfler Krieg 1553/54 in größerem Maße ausbesserte. 1588 legte man unterhalb des Turmes eine Schanze an, die heute als Erdwerk noch deutlich sichtbar ist. Später wurde er unter anderem als Brauereikeller genutzt. Erhalten geblieben sind sein in der Erde steckendes Fundament und ein aus der Erde ragender Stumpf. Der beim Bau der Grünanlage freigelegte Turmstumpf ist vom Graben aus begehbar und führt in ein unterirdisches Gängesystem und Kelleranlangen, welche sich bis zur Krummen Gasse hinziehen.



[1] Lösch Edgar: Die Schweinfurter Altstadt, S.369

[2] Frank Feuerhahn: Die archäologischen Untersuchung am Oberen Wall, S.25

[3] a.a.O., S.26

[4] a.a.O., S.28

[5] Schweinfurt.de: Sehenswürdigkeiten, Weißer Turm, Online

4.1.3 Wiesenhüterturm, Samtturm, Jungfernkuss, Jägersturm

 

Die ehemals freie Reichsstadt Schweinfurt war im Mittelalter und bis ins 19. Jahrhundert ebenfalls zu ihrem Schutz von einer Stadtmauer mit Schanzen, Türmen und Gräben umgeben.

Von zwei Türmen wurde bereits berichtet. Doch wie sieht es mit dem Rest der zahlreichen Türme aus, die die Stadt wie ein Kranz umgaben und schmückten?

Samtturm, Jägersturm und Wiesenhüterturm, aber auch der Jungfernkuss, gehören zu den noch vorhandenen Teilen.

 

Nach der Sanierung der Stadtmauer zwischen Mühltor und Weißem Turm trat auch der Stumpf des um 1806 abgetragen Wiesenhüterturmes zutage.[1] Der Turm lässt sich erstmals 1595 in einem Stadtplan nachweisen. Vermutlich dürfte er um 1400 zu datieren sein. Zusätzlich diente er außer zu Verteidigungszwecken, wie viele andere Türme auch, zumindest zeitweise städtischen Bediensteten als Wohnung, was seinen Namen erklären würde.

 

„Der Samtturm, ein Rundturm mit Haube, steht hinter dem Altenwohnheim der Arbeiterwohlfahrt am Kornmarkt.“[2] Er stammt aus dem Jahr 1561 und bildete einst die Nordostecke der Stadtbefestigung, sodass er an deren höchster Stelle steht. Die Baumaßnahmen in seiner Umgebung berührten ihn nicht.

 



[1] vgl. im Anhang Abbildung 7

[2] Lösch Edgar: Die Schweinfurter Altstadt, S.37

Der Samtturm am Kornmarkt trotzte den Baumaßnahmen in seiner Umgebung
Der Samtturm am Kornmarkt trotzte den Baumaßnahmen in seiner Umgebung
Der Samtturm heute
Der Samtturm heute

Nach den Sanierungsarbeiten an den Stadtmauerresten am „Alten Friedhof“ und der Entdeckung der Spitaltorbrücke kam im Jahr 2008 noch ein Zeugnis der Stadtgeschichte zu Tage. Der Schalenturm „Jungfernkuss“ wurde entdeckt.[1] Dieser ist eine in Teilen erhaltene Turmanlage, die die Südwestecke der Schweinfurter Stadtmauer markiert. Errichtet wurde er im Zuge des Baus der Stadtmauer 1561. „Ursprünglich bestand der Jungfernkuss aus zwei halbrunden Wehrtürmen, die in südlicher und westlicher Richtung aus der Stadtmauer heraustraten. Nur der nach Westen in den Stadtgraben ragende Turm ist noch erhalten.“[2] Dieser Zwillingsturm ist eine besondere Art von Befestigungsanlage, da er in verschiedene Richtung keine toten Winkel besitzt und somit die Feinde ohne weitere Probleme gesehen werden können.



[1] vgl. im Anhang Abbildung 10

[2] Informationstafel am Jungfernkuss, Schweinfurt

Der gesamte Innenraum war mit Schutt aus dem Weltkrieg gefüllt und war in einem äußerst schlechten Zustand. Außerdem existierte ein neu entdeckter Treppenabgang in ein mehrere Meter tiefes Gewölbe. Der Turm und die Treppenanlage, die größtenteils nicht mehr vorhandene waren, wurden anschließend neu ausgebaut. „Im August 2009 waren die Sanierungsarbeiten abgeschlossen.“[1]

 

Ein weiteres fertiggestelltes Projekt ist der Jägersturm. Dieser wurde 1564 am nördlichen Teil des Oberen Walls erbaut und war bislang kaum zu sehen. So wurde das Grabengelände um den Jägersturm lange als Garten genutzt. Der Turm selbst war umbaut und im Obergeschoss war eine Garage aufgesetzt.

Aufgrund der Bauaktivitäten von Juli bis Dezember 2009 wurde die Turmummauerung abgerissen und so der Turm selbst für die Sanierung freigelegt. Gemeinsam mit der dort angrenzenden Stadtmauer wurde er anschließend instandgesetzt. Der Jägersturm hat zusätzlich als neuen Aufbau ein Spitzdach erhalten, das zwar historisch nicht belegt ist, er aber so ausgesehen haben könnte. „Nachts sorgt eine Beleuchtung dafür, dass dieses Stück Stadtgeschichte erlebbar ist.“[2] Während der Bauarbeiten gab es überraschende Funde: Unter der Erde waren einige Pistolen aus dem Zweiten Weltkrieg vergraben.

Es werden im Zuge der Stadtsanierung noch weitere geschichtliche Funde vermutet.



[1] Informationstafel am Jungfernkuss

[2] Gerd Landgraf: Der Jägersturm ist freigelegt (2010), Online

4.2 Spitaltor, Steinbrücke, Stadtmauer – Ausgrabungen an der Schultesstraße

 

Ein besonders historischer Moment für die Stadt Schweinfurt war der Fund der gut erhaltenen Spitaltorbrücke von 1748 auf dem Gelände des alten Ämtergebäudes in der Schultesstraße.

Doch zuerst noch ein kurzer Einblick in die Vergangenheit. Das Spitaltor mit Türmen wurde im 19.Jahrhundert abgerissen, so dass eine breite Straßenverbindung nach Westen entstehen konnte. Dort hatten sich zu dieser Zeit Fabriken, Wohnhäuser und öffentliche Gebäude angesiedelt. Die Schultesstraße verband die Altstadt mit dem Hauptbahnhof im Westen.

Im Jahre 2007 war der Neubau eines „Büro- und Geschäftsgebäudes“ im Südwesten der historischen Altstadt von Schweinfurt geplant.

Dann geschah etwas Unerwartetes. Das Projekt machte archäologische Untersuchungen notwendig, da in diesem Bereich die spätmittelalterliche Stadtmauer mit Grabenwerk und nach Urkatasteraufnahmen (ein amtlich vermessenes Stück der Erdoberfläche) aus dem Jahre 1834 das Spitaltor sowie eine Brücke über das Grabenwerk sich befinden. „ Aufgrund der kurz vor Beginn der Rettungsgrabungen abgebrochenen Altbebauung sowie massiver Schuttauffüllungen des 19. und 20. Jahrhunderts wurde allerdings nur noch mit Resten der baulichen Anlage gerechnet.“[1]

Wie schon erwähnt, muss man bei einem Fund von Baudenkmälern das Landesamt für Denkmalpflege kontaktieren, damit die Ausgrabung fehlerfrei abläuft



[1] Michael Jandejsek: Spitaltor, Stadtmauer, Steinbrücke, S.48

Doch der Umgang mit historischen Resten oder Gebäuden erfordert auch ein hohes Maß an Sachkunde und Sensibilität.

Dies gilt für alle Beteiligten – Bauherr, Architekten, Ingenieure und Dankmalpfleger. Das Gelingen denkmalpflegerischer Maßnahmen setzt ein gut abgestimmtes Miteinander voraus, das in diesem Fall wunderbar funktioniert hat. Diese Unternehmung, um nur ein kleines Stück Geschichte zu retten, ist, wie man sieht, nicht alleinige Angelegenheit von amtlichen Denkmalpflegern, sondern stellt eine Gemeinschaftsaufgabe dar. „Während der Grabungsarbeiten zeigte sich jedoch, dass der bauliche Bestand (Spitaltor, Stadtmauer und Steinbrücke) noch sehr gut erhalten war.“[1]Ein Übersichtsplan des Grabungsareals befindet sich im Anhang.

 

a) Gleich zu Beginn hat man 2.70 m starke Mauerreste des Spitaltors entlang der Musikschule entdeckt. Das sogenannte Äußere Spitaltor – auch Basteiturm genannt– konnte in seiner ganzen Dimension erfasst werden. Auf Abbildung 12 im Anhang hat man einen Blick auf die freigelegten Fundamente. Das Spitaltor wurde im Jahre 1437 im Rahmen der Stadterweiterung erbaut. Es wurde 1554 jedoch schwer beschädigt, 1614 schließlich abgerissen und durch einen Renaissancebau des Ulmer Stadtbaumeisters Gideon Bacher ersetzt. Die ausgegrabenen Reste gehörten demnach zu dem Renaissancebau an.

Am Westabschluss der Südmauer kam außerdem der Sockelbereich einer Lisene zum Vorschein, die die Tordurchfahrt zur Brückenseite hin flankiert hatte. Unter Lisene versteht man eine Mauerblende, die die Mauer verstärkt. Diese ist auch auf historischen Bildquellen zu erkennen.

 

b) „An das Spitaltor anschließend fanden sich in Richtung Südosten - ebenfalls in geringer Tiefe unter dem Asphalt – Reste der spätmittelalterlichen Stadtmauer“.[2] Diese wurde im Baugrund auf einer Länge von rund 14,70 m mit einer Breite von 1,50 m freigelegt. In diese ist ein Schalenturm mit Außendurchmesser von 4,50 m eingebunden. Ein Schalenturm ist ein Wehrturm, der für seine offene Innenseite charakteristisch ist. Stadtmauer und Schalenturm gehören der

Stadterweiterungsphase ab 1437 an. Abgesehen davon wurde auch die innere Böschungsmauer – eine Stabilisierung des Grabenwerkes – des Stadtgrabens freigelegt, die an die Südostecke des Spitaltors anschließt. Abbildung 13 zeigt den Blick auf die spätmittelalterliche Stadtmauer und den Schalenturm.

 

c) Des Weiteren gab es nach Urkatasteraufnahmen noch die Steinbrücke. Man rechnete aber nur mit den Pfeilerresten der Brücke. Um die Reste zu finden, zog man einen Suchschnitt und fand in zwei Meter Tiefe Pflasterreste, „die sich bei weiterem Freilegen als ehemaliges Laufniveau der Brücke erwiesen. Für die Befunderhaltung bedeutet dies, dass mit einer vollständig erhaltenen Brücke zu rechnen war.“[3]

Bei weiterem Schuttabtrag entdeckte man unter den Schuttmassen des 19. und 20. Jahrhunderts lediglich die Nordhälfte der Steinbrücke mit einer Länge von 25m.[4] „Die Südhälfte ist durch einen Kanaleinbau des späten 19. Jahrhunderts […] zerstört worden.“



[1] Michael Jandejsek: Spitaltor, Stadtmauer, Steinbrücke, S.48

[2] Michael Jandejsek: a.a.O.,S.49

[3] a.a.O., S.50

[4] vgl. Abbildung 14 im Anhang

Die Steinbrücke stammt aus dem Jahr 1748, besaß laut Plan aus dem Pfarrarchiv Hl. Geist eine Länge von 35 m und hatte 5 Bögen mit Pfeilern (senkrechte Stütze einer Mauer). Der erste Bogen wurde ebenfalls durch einen Kanaleinbau zerstört und der letzte Bogen vor dem Spitaltor fällt durch seine kleinere Dimension auf.

Ein weiterer Fund ist die steinerne Inschrift, die 1870 an der Oberkante der Brücke angebracht war. Die zweizeilige Inschrift lautet:

„I.M. MAROLD CONS:/L:A.H.SCHMIDT“

„Freundlicherweise überlassenen Recherchen von Uwe Müller zufolge handelt es sich bei Johann Michael Marold (1680-1758) um einen Bürgermeister und

bei Licentiat Adam Heinrich Schmidt (1702-1779) um ein Mitglied des Inneren Rats der Reichsstadt Schweinfurt“[1] Als die Brücke gebaut wurde, waren beide Verordnete des Bauamtes und verewigten sich daher an einer geeigneten Stelle der Bücke.

 

Vor allem der Befund der Steinbrücke war für alle eine Herausforderung, da sie mitten durch das geplante Gebäude hindurch ging. Ursprünglich bestand kein Zwang, die Brücke zu erhalten. Nachdem zuerst eine Dokumentation des Fundes vorgesehen war und dieser danach wieder zugeschüttet werden sollte, entstand eine öffentliche Diskussion, wie die Brücke „sicht- und berührbar“ gemacht werden könne. Die Bürger wurden durch zahlreiche Artikel der lokalen Zeitungen sowie Rundfunk- und Fernsehbeiträge informiert. Das kulturelle Interesse der Bevölkerung und der Stadt Schweinfurt führte schließlich zum Erhalt der Brücke.

Nach Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege entschied man sich für die Variante im Untergeschoss des Neubaus ein sowohl vom Gelände als auch direkt von außen begehbaren, großen Raum mit der freigelegten Brücke zu schaffen.[2] Und nicht nur das: Tafeln mit den wichtigsten Informationen über die Stadtmauer, Steinbrücke, sowie ein aufschlussreicher Sieben-Minuten-Film klären über die Historie und die Ausgrabung auf. „Darüber hinaus wird die Stadt in ihre regelmäßig angebotene Führung ‚Neues Westliches Schweinfurt‘ mit Schillerplatz und Kunsthalle künftig auch diesen Bereich inklusive der frei gelegten Mauer und dem Jungfernkuss-Turm im Alten Friedhof einbauen.“[3]

 

Meiner Meinung nach zeigt dieser Aufwand, dass die Stadt Schweinfurt großen Wert auf den Denkmalschutz legt, da sie den Erhalt der Brücke übernommen hat. Sie beweist auch durch die Integration der ausgegrabenen Befunde ihren Einsatz für den Denkmalschutz.



[1] Michael Jandejsek: Spitaltor, Stadtmauer, Steinbrücke, S.50

[2] vgl. Abbildung 15 im Anhang

[3] Hannes Helferich, „Sensation“ kann berührt werden, Online

4.3 Ursachen der Verluste

 

Abschließend möchte ich noch auf die Gründe dieser großen Verluste der Stadtbefestigung eingehen.

Wie bereits erwähnt, diente diese zum Schutz und zur Verteidigung der Stadtbewohner. Doch als es keine bedrohlichen Situationen gab, brauchte man sie nicht mehr, da man die Stadt ungehindert betreten und verlassen konnte. Sie störten eher bei der Modernisierung und wurden von den Bürgern als finanzielle Belastung empfunden.

Man begann schon im 19. Jahrhundert, die Stadtmauer zu verunstalten und viele Teile zu verkaufen, um mit dem Geld aus dem Erlös die Schulden aus dem Französischen Krieg zu tilgen.

Zudem nahmen sie viel Platz ein, sodass man Häuser und Tiefgaragen direkt an die Stadtmauer baute, wie zum Beispiel in der Neuen Gasse, wo die Häuser auf der kompletten Innenseite der Mauer aufliegen.

Im Rahmen der massiven Bombardements auf Schweinfurt während des Zweiten Weltkrieges wurde auch die Stadtmauer sehr stark beschädigt bzw. zerstört.

Der Wiederaufbau zerstörte diese noch viel mehr. Die Industrie hat den ganzen Krieg über produziert und leistete immer noch, wodurch die Stadt Geld hatte und der Wiederaufbau sich relativ schnell vollzog. 1954 war die Stadt im Wesentlichen wieder aufgebaut.

Die Verwandlung in eine Industriestadt war für die Schweinfurter ein Ausbruch aus den alten Zeiten und ein Zeichen für den Fortschritt. Vieles, was es an historischen Denkmälern gab, wurde im Zuge der Industrialisierung abgebrochen oder verschüttet. Ein Beispiel dafür ist der Bau des Kaufhauses, welcher den Abriss des Turms am Jägersbrunnen und eines Stückes der Stadtbefestigung zur Folge hatte.

Die Stadtmauer geriet nach und nach ins Vergessen.

Doch nach einer Entwicklung von 30 Jahren entdeckte man diese überbauten und verschütteten Denkmäler wieder und begann mit der Altstadtsanierung. Auf einmal stellten die Bürger fest, dass es die Stadtmauer noch gab.

Als dann schließlich der Schrotturm mühevoll saniert wurde, entstand daraus das erste Stück Altstadtsanierung. Anfang der 80er Jahre wurden systematisch Teile der Stadtmauer abgekauft und saniert. Diese Planung wurde erfolgreich fortgesetzt, was man beispielsweise an der Ostseite der Mauer deutlich erkennen kann.

Es liegt demnach an uns, das Erhaltene zu pflegen, aber dabei die Fehler der damaligen Stadtväter zu vermeiden. Einerseits ist das Denkmalschutzgesetz eine große Hilfe. Andererseits auch die im Laufe der Jahre veränderte Meinung der Bürger bezüglich der Stadtgeschichte. So verwandelt sich die Industriestadt Stück für Stück in eine Stadt mit Geschichte.[1]



[1] vgl. Lösch Edgar: Die Schweinfurter Altstadt, S.36/37

5. Schlusswort

 

Mit dieser Arbeit habe ich versucht die lokale Bausubstanz Schweinfurts und die Grundlagen des Denkmalschutzes näher zu bringen. Nach reichlicher Überlegung kam ich jedoch zum Entschluss, dass auch einige negative Aspekte am Denkmalschutz anzuführen sind.

Kritisch sehe ich die manchmal überzogene Anwendung des Denkmalschutzgesetzes. Ich respektiere die Denkmäler, die viel über unsere Geschichte aussagen, wie zum Beispiel Kirchen, Konzentrationslager oder Gräber und unterstütze die Erhaltung dieser Art von Bauwerken. Aber auch einfache Wohnhäuser können uns etwas über ihre ehemaligen Bewohner, über ihre Gewohnheiten und Arbeitsweisen erzählen und diese am besten verdeutlichen.

Jedoch sind die jetzigen Eigentümer dieser Häuser dazu verpflichtet an den Gebäuden nichts zu verändern, was diese erheblich einschränkt.

Deswegen würde ich mir wünschen, dass man das Gesetz nicht zu engstirnig sehen und mehr mit den Bürgen und deren Prioritäten kooperieren sollte.

Schließlich ist das Denkmalschutzgesetz eines der wichtigen Aufgaben des Staates. Aber nicht nur er muss die Verantwortung dafür tragen, sondern alle, die in Deutschland leben. Meistens waren es übereilte Aktionen in der Vergangenheit, die den
Wert der Baudenkmäler erst später zeigten.

Durch die historischen Bauwerke bekommt man bekanntlich den besten Einblick in die Lebensverhältnisse früherer Zeiten, weil man die Geschichte „erleben“ kann. Sie bringen uns also zum Nachdenken über die Vergangenheit und bereichern unser Leben. Aber vor allem geben sie unseren Dörfern und Städten ihr eigenes Gesicht und machen sie vielfältig.

In den vorherigen Abschnitten wurden viele Beispiele der Stadtbefestigung aus der Stadt Schweinfurt aufgezeigt.

Doch wie sieht es grundsätzlich mit anderen Städten in Deutschland aus?

Die Stadtbefestigung in Rothenburg ob der Tauber beispielsweise ist noch sehr gut erhalten und bildet das Wahrzeichen der Stadt. Sie wurde 1172 erbaut und es stehen noch Bauwerke wie der Weiße Turm, Markusturm und der Röderbogen. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Rothenburg ebenfalls stark beschädigt, konnte aber durch zahlreiche Spendenaktionen unter anderem aus den USA wieder aufgebaut werden.

Heute ist die Stadt weltbekannt und begrüßt jährliche viele Touristen, welche die Stadtmauer im Norden und Süden besichtigen können.[1]

Man könnte folglich daraus schließen, dass Schweinfurt Rothenburg nacheifert und ihre Stadtbefestigung wegen des Tourismus aufbaue. Doch im Moment versuchen die Verantwortlichen nur, die Stadt attraktiver und erlebbarer zu gestalten und um denkmalpflegerische Rechte und Pflichten zu erfüllen.

 



[1] vgl. Broschüre: Stadtplan mit Rundgang, September 2009

6. Anhang

Abb. 6 Weißer Turm
Abb. 6 Weißer Turm
Abb. 7 Der Stumpf des Wiesenhüterturms
Abb. 7 Der Stumpf des Wiesenhüterturms
Abb. 10 Der Jungfernkuss
Abb. 10 Der Jungfernkuss
Abb.11 :Übersicht über das Grabungsareal an der Schultesstraße von Südwesten:  1 Stadtmauer 2 Schalenturm 3 Spitaltor/Basteiturm 4 Steinbrücke
Abb.11 :Übersicht über das Grabungsareal an der Schultesstraße von Südwesten: 1 Stadtmauer 2 Schalenturm 3 Spitaltor/Basteiturm 4 Steinbrücke
Abb.12: Blick auf die freigelegten Fundamente des Spitaltores und die innere Böschungsmauer des Stadtgrabens
Abb.12: Blick auf die freigelegten Fundamente des Spitaltores und die innere Böschungsmauer des Stadtgrabens
 Abb.13: Blick auf die spätmittelalterliche Stadtmauer und Schalenturm
Abb.13: Blick auf die spätmittelalterliche Stadtmauer und Schalenturm
Abb.14: Einblick in das Innenleben der Steinbrücke während der Ausgrabung
Abb.14: Einblick in das Innenleben der Steinbrücke während der Ausgrabung
Abb.15: Steinbrücke heute
Abb.15: Steinbrücke heute

7. Quellenverzeichnis

 

a)Literatur

- Lösch, Edgar: Die Schweinfurter Altstadt. Geschichte, Zerstörung, Erneuerung. Dokumentation zur Altstadtsanierung. Hg. Schweinfurt 2001

 

- Verfassung des Freistaates Bayern, Stand: 1.Oktober 2007, Hg. Bayerische

Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, München

 

- Bayerisches Denkmalschutzgesetz „Text und Einführung“,

Hg. Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus, München 1974

 

- Adressbuch Schweinfurt 2007/2008, 40.Ausgabe, S.32-33

 

- Feuerhahn, Frank: Die archäologischen Untersuchung am „Oberen Wall“ – ein Beitrag zur Entwicklung der Stadtbefestigung von Schweinfurt, S.25 In: Schweinfurter Mainleite 2000-2003, Nummer 2: Juni 2003

 

- Jandejsek, Michael: Spitaltor, Stadtmauer, Steinbrücke: Ausgrabungen auf

dem Areal Schultesstraße 19; 2008, ORT

 

- Stadtplan mit Rundgang, Rothenburg ob der Tauber, Tourismus-Service

 

b) bildliche Quellen

Abb.1

Lösch, Edgar: Die Schweinfurter Altstadt. Geschichte, Zerstörung, Erneuerung,S.36

S.4

Abb.2

a.a.O.

S.4

Abb.3

a.a.O., S. 369

S.7

Abb.4

Zugeschickt von der Sanierungsstelle

S.8

Abb.5

a.a.O.

S.9

Abb.6

Eigene Aufnahme

S.17

Abb.7

Lösch, Edgar: Die Schweinfurter Altstadt. Geschichte, Zerstörung, Erneuerung, S.37

S.11

Abb.8

a.a.O.

S.11

Abb.9

Eigene Aufnahme

S.17

Abb.10

a.a.O.

S.17

Abb.11

Jandejsek, Michael: Spitaltor, Stadtmauer, Steinbrücke, S.154 In: Das archäologische Jahr in Bayern, Hg: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, 2007

S.18

Abb.12

Jandejsek, Michael: Spitaltor, Stadtmauer, Steinbrücke: Ausgrabungen auf dem Areal Schultesstraße 19; 2008 , S.49

S.19

Abb.13

a.a.O., S.50

S.19

Abb.14

a.a.O.

S.19

Abb.15

Eigene Aufnahme

S.19

c) mündliche Quellen

 

- Gespräch mit Dr. Schneider am 12.Oktober 2010

 

d) Internet

 

Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: Gesetzliche Grundlagen des Denkmalschutzes (2010),

URL: http://www.blfd.bayern.de/hinweis_denkmaleigentuemer/000733/index.php (Stand: 25.09.2010)

 

Hannes Helferich: „Sensation“ kann berührt werden (19.04.2010),

URL: http://www.mainpost.de/lokales/schweinfurt/-bdquo-Sensation-ldquo-kann-beruehrt-werden;art742,5543418 (Stand:25.09.2010)

 

schweinfurt.de: Sehenswürdigkeiten, Weißer Turm am Oberen Wall,

URL: http://www.schweinfurt.de/kultur

tourismus/sehenswuerdigkeiten/782.Weisser_Turm_am_Oberen_Wall.html (Stand:09.10.2010)

 

Gerd Landgraf: Der Jägersturm ist freigelegt (20.01.2010),

URL: http://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/Der-Jaegersturm-ist-freigelegt;art742,5438449 (Stand:09.10.2010)

 

 

 

 

Schweinfurt, 05. November 2010 

Zelal Tas