Grafenrheinfeld

Geschichte Grafenrheinfelds

Grafenrheinfeld gehörte im frühen Mittelalter zusammen mit Bergrheinfeld, Röthlein und Oberndorf zu dem Ort Rheinfeld. Der Name könnte nach Meinung von Historikern von "Grabenrain" kommen, Röthlein von "Rodrain" (von roden), Bergrheinfeld von "Bergrain" und Oberndorf von dem Feld "am oberen Rain". 

Im Jahre 741 wird Grafenrheinfeld das erste Mal erwähnt, als der König Karlmann die als Fiskalzehnten von den beiden Rheinfeld zu leistenden Steuern an das Bistum Würzburg schenkte. Das Kloster Fulda hatte ebenfalls Beitztümer in diesem Bereich. Im Jahre 889 übertrug König Arnulf die "Basilika St. Stephan in Roumfeld", so wörtlich zitiert, an Würzburg. Es lässt sich daraus ableiten, dass vor dieser Eigentumsübertragung der Ort Rheinfeld bzw. das Gut als Zentrum des Ortes ein Königsgut gewesen sein muss.

Zu einem unbekannten Zeitpunkt gingen diese Besitztümer jedoch an die Grafen von Schweinfurt über, denn in späteren Urkunden des 10. und 11. Jahrhunderts  werden diese als Eigentümer genannt. Diesen folgten als Eigentümer die Grafen von Henneberg, von Castell und von Rieneck und ab 1179 gingen die Besitztümer auf das Domkapitel von Würzburg über, dem sie bis 1803 verblieben. In dieser Zeit hatte Grafenrheinfeld zusammen mit Röthlein ein Zehntgericht gebildet, welches im Namen des Domkapitels richtete. Bevor ab dem Jahre 1804 unter bayerischer Hoheit im Rahmen der Säkularisierung des Landgericht Schweinfurt die Gerichtsbarkeit übernahm, hatte das Domkapitel selbst durch das Hochstift die Halsgerichtsbarkeit (auch Blutgerichtsbarkeit genannt; Strafen, die mit Verstümmelungen oder Tod enden können) selbst ausgeübt (Mitte des 16. Jahrhunderts bis 1803).

Die nebenstehende Karte zeigt den alten Verlauf des Mains, der im Jahre 1823 begradigt wurde, und die damalige Lage der Siedlung Reinfeld mit der St. Stephanskirche, die später Bartholomäuskirche genannt wurde. Heute ist an diesem Ort lediglich noch ein Steinkreuz zu finden, das die Inschrift trägt: "Hier befand sich einst Mutterkirche und Gottesacker  der Pfarrei Rheinfeld: Grafenrheinfeld Bergrheinfeld Oberndorf Röthlein."

Die Kirche wurde durch Krieg zweimal zerstört, zuletzt im 30-jährigen Krieg. Sie wurde dann nicht mehr aufgebaut. Es wurde von nun an die Pfarrkirche im Dorf genutzt, die  dem "Heiligen Kreuz und unseren lieben Frauen" geweihte Kirche.

Die heutige Kirche wurde ab 1755 erbaut (durch Michael Fischer), zunächst mit einem Turm. Der zweite Turm folgte im Jahre 1863 (Ostturm).

Es wird jedoch auch behauptet, die doppeltürmige Pfarrkirche sei im Jahre 1775 von Balthasar Neumann erbaut worden.

In jener Zeit wurden weitere schöne Häuser im Bereich des Ortskernes gebaut, so dass Grafenrheinfeld mit Recht als eines der schönen Rokkoko-Dörfer Nordfrankens gilt.

Lehrerwohnhaus - erbaut 1781 und "Gasthaus zum Adler" erbaut um 1600
Lehrerwohnhaus - erbaut 1781 und "Gasthaus zum Adler" erbaut um 1600

Grafenrheinfeld hatte unter dem Zweiten Weltkrieg zu leiden. Die Nähe zur Industriestadt Schweinfurt wirkte sich im Februar 1944 zerstörerisch aus. Das Sperrfeuer der deutschen Flak war vor allem im Westteil der Stadt Schweinfurt positioniert, mit der Folge, dass viele Bomber ihre Last bereits vor Zielereichung abwarfen.

Viele Bauten wurden schwer beschädigt. Glücklicherweise blieb das Rathaus, ein Bau aus dem Jahre 1602 ebenso weitgehend verschont wie das Pflegerhaus aus dem Jahre 1604 sowie Amtsvogtei und das ehemalige Zehnthaus des Hochstifts, beide Bauten aus dem 17. Jahrhundert. Viele bauliche Kostbarkeiten, Bildstöcke und figurale Darstellungen gingen jedoch verloren. das Kirchendach der Pfarrkirche wurde ebenso durch Bomben zerstört und forderte noch nach dem Krieg seine Opfer. Zwei Steinmetzen kamen zu Tode, als sie in der Kirche arbeiteten und das Dach völlig einstürzte. Die Restaurierung danach kann man als gelungen bezeichnen. Die Pfarrkirche ist heute ein wahre Sehenswürdigkeit.

Portal des M. Schreiber'schen Stiftungsanwesens aus dem Jahre 1776. Am Haus interessante wasserspeier, Laternenhalter u. Fenstergitter im Rokokostil
Portal des M. Schreiber'schen Stiftungsanwesens aus dem Jahre 1776. Am Haus interessante wasserspeier, Laternenhalter u. Fenstergitter im Rokokostil

Zwei weitere Katastrophen hatte der Ort zu verkraften. 1871 richtete ein Großbrand großen Schaden an vielen Bauten an. Anfang des 19. Jahrhunderts suchten Grafenrheinfeld mehrere schwere Überschwemmungen heim. Dies hörte auf, als 1823 immense Verbesserungen am Flußbett des Mains vorgenommen wurden und damit das Wasser des Mains besser abfließen konnte.

Bildstock aus dem Jahre 1694
Bildstock aus dem Jahre 1694

Das ganz oben abgebildete Wappen führt Grafenrheinfeld noch nicht lange. Erst seit dem Gemeinderatsbeschluss vom 29.10.1980 führt die Gemeinde dies offiziell. Es hat seinen Ursprung in einem alten Steinwappen am Rathaus.

Die offizielle Beschreibung: "In Blau aus einem kleinen von Rot und Silber durch 3 Spitzen geteilten Schildchen wachsend, die silbern bekleidete, goldhaarige und -bekrönte Figur der Heiligen Helena mit ihren goldenen Sinnbildern: Das Zepter aufgerichtet in der Rechten, das Kreuz geschultert in der Linken".


Haus Nr. 21 u. 22
Haus Nr. 21 u. 22
Marktplatz 1932
Marktplatz 1932
Marktplatz 2
Marktplatz 2
Ehemaliges Klostergebäude Kirchplatz 7; das linke Gebäude wurde 1981 abgerissen, das rechte 1982 renoviert
Ehemaliges Klostergebäude Kirchplatz 7; das linke Gebäude wurde 1981 abgerissen, das rechte 1982 renoviert
Frau in Tracht im Jahre 1914
Frau in Tracht im Jahre 1914
1926 an der Kirche
1926 an der Kirche
Zeichnung auf Buch
Zeichnung auf Buch
Brückenzoll-Quittung für die Mainüberquerung zwischen Bergrheinfeld und Grafenrheinfeld
Brückenzoll-Quittung für die Mainüberquerung zwischen Bergrheinfeld und Grafenrheinfeld
Bildstock Grafenrheinfeld
Bildstock Grafenrheinfeld

Auch für Grafenrheinfeld erwies sich die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten nach der Reichstagswahl vom 5. März 1933 als fatal.

Nach dem Verbot der nicht-nationalsozialistischen Parteien bis Juki 1933 mussten die beiden SPD-Gemeinderäte am 14. August ihre Ehrenämter zur Verfügung stellen und wurden durch NSDAP-Gemeinderäte ersetzt. Das letzte Mitglied der Bayerischen Volkspartei stellte sein Amt am 29. Juni 1934 zur Verfügung.1935 wurden die Gemeinderatswahlen abgeschafft und Bürgermeister und Gemeinderäte von der NSDAP bestimmt.

 

Die Ortsmitte Grafenrheinfelds nach einem Bombenangriff in den 1940ern
Die Ortsmitte Grafenrheinfelds nach einem Bombenangriff in den 1940ern

 Die Kriegsbombadierungen trafen Grafenrheinfeld mit seiner Nähe zur Schweinfurter Industrie bald, nämlich am 17. August 1943 und am 14. Oktober 1943. Grafenrheinfeld wurde zunächst nicht getroffen, doch verstarben die ersten Grafenrheinfelder, die in der Industrie arbeiteten beim zweiten Angriff.

Zerstörung kam über den Ort beim Angriff vom 24./25. Februar 1944. IM Rahmen der drei Angriffswellen wurde Grafenrheinfeld weitgehend zerstört. Vom Fährhaus aus leistete eine Flakbatterie Widerstand, doch die Katastrophe konnte nicht verhindert werden. Stabbrandbomben, Sprengbomben. Luftminen und Phosphorbomben legten den Großteil des Ortes in Schutt und Asche. 35 Menschen verstarben; wie durch ein Wunder blieb - wie in Schweinfurt - das Rathaus weitgehend verschont.

Gauleiter Dr. Hellmuths Rede hierzu kam vielen wie blanker Zynismus vor, als dieser diese schwere Wunden des Krieges als Meilenstein auf dem Weg zum Sieg bezeichnete.

Nationalsozialistischer Wahn hatte auch Grafenrheinfeld ins Verderben geführt.

Marktplatz mit Schweinfurter Straße - Kriegsschäden
Marktplatz mit Schweinfurter Straße - Kriegsschäden
Marktplatz mit Kirche - Kriegsschäden
Marktplatz mit Kirche - Kriegsschäden
Trümmerfrauen in Grafenrheinfeld
Trümmerfrauen in Grafenrheinfeld
Notkirche nach 1945
Notkirche nach 1945
ca, 1965
ca, 1965

 

Die Brücke zwischen Grafenrheinfeld und Bergrheinfeld wird eingesetzt am 31. Januar 2009 11:30 - 13:30

Grafenrheinfeld heute:

Machen Sie ein Führung durch Grafenrheinfeld:




kleine Führung
(Dauer ca. 1 Stunde)     
restaurierte Kath. Pfarrkirche
mit Winterhalter-Orgel
  historischer Kirchplatz
  Museum "Schatzkammer"
  Gadenbau
  Gemeindebibliothek
 

Alte Amtsvogtei von 1626

 


Ortsrundfahrt
(mit dem Omnibus der Reisegruppe)

Naherholungsanlage "Altmainschleife Nord"
mit allen Sportstätten und Naturbadesee
  Altmain-Sporthalle
  Kulturhalle
  Rathaus von 1602
  Feuerwehrgerätehaus
  Bauhof



Bildstockwanderung Besichtigung der zahlreichen Bildstöcke mit kurzen Erläuterungen

Kontakt:

Gemeindeverwaltung      
Altbürgermeister
Robert Gießübel
Gästeführer

Tel. 09723 / 7217
R.Giessuebel@freenet.de

Herlinde Heinisch
Gästeführerin
Tel. 09723 / 75 55
info@med-tec.de

Erntedankfest 2011