Grettstadt
Einwohner 4.123 (Stand 31.12.2011)
Fläche 34,93 qkm
4 Ortsteile
Im Jahre 815 wird Grettstadt ertmals urkundlich nachgewiesen.
Die alten Bezeichnungen sind vielfältig:
Grazzestat, Grezzistat, Grezstat findet man in alten Schriften. Nach Ansicht von Geschichtsforschern ist der Ortsname auf den Personennamen Grado oder Grazzo zurückzuführen. Öller meint, ein solcher sei der Gründer Grettstadts gewesen.
Grettstadt ist vor allem bekannt, da die so genannten "Grettstädter Wiesen" zwischen Unkenmühle und den bekannten Sulzheimer Gipshügeln eine einmalige Tier- und Pflanzenwelt aufweist.
Bemerkenswert ist auch, dass der Bereich Grettstadt einmal vulkanischen Charakter gehabt haben muss, denn neben Dürrfeld sind hier Basaltvorkommen nachweisbar.
Einst war Grettstadt auch bekannt für seinen "Burkartsbrunnen", denn man entdeckte bei Untersuchungen eines Hausbrunnens, der 1921 gebohrt worden war, dass das Wasser, das Pflanzen nicht
belastete, hohe Mineralgehalte, die für Menschen mit Nieren- oder Gallenleiden heilsam gewesen sein soll. Das Mineralwasser wurde bis 1982 vertrieben. Hohe Auflagen der Gesundheitsbehörde machten
die weiterführung des Betriebs jedoch unwirtschaftlich.
Der ort war seit dem 10. Jahrhundert im Besitz der Markgrafen von Schweinfurt. Später ging er in den Besitz verschiedener Klöster, aber auch auf den Bischof von Bamberg und Würzburg sowie einige Adelige über, wobei der Ort geprägt wurde durch die Zeit der Abhängigkeit vom Bischof von Würzburg und dem Kloster Ebrach.
Gemeindeherr war der Bischof, der die hohe als auch die niedere Gerichtsbarkeit ausübte während das Kloster für seine Besitzungen die niedere Gerichtsbarkeit ausüben durfte.
Ein heute verschwundener Ort namens Karlsberg auf der Flur von Untereuerheim übte die Zent aus. Grettstadt durfte drei der vierzehn Zehntschöffen stellen. Die Grettstädter Bürger hatten die Pflicht, das Gericht mit Waffengewalt zu schützen.
Für Grettstadt übernahm im Jahr 1804 das Landgericht Gerolzhofen die Gerichtsgewalt. 1818 war es das Thurn- und Taxi'sche Herrschaftsgericht und ab 1851 das Landgericht Schweinfurt (bis heute).
Grettstadt wurde erst im Jahre 1814 als ein Teil des Großherzogtums Würzburg bayerisch. Während des dreißigjährigen Krieges gehörte es für 2 Jahre durch Schenkung des Schwedenkönigs Gustav Adolf's zu Schweinfurt.
Grettstadt litt wie andere Orte des Landkreises unter Kriegen und Unwettern, jedoch blieb er in den Kriegen des 17. Jahrhunderts bis zum Ende des 19. Jahrhunderts mit Ausnahmen finanzieller Lasten verschont.
Im ersten Weltkrieg verloren 27 Männer aus Grettstadt ihr Leben, im zweiten Weltkrieg waren es 41.
Im Jahre 1980 wurden durch einen Wirbelsturm einige schmucke alte Häuser leider völlig zerstört.
Grettstadt hat erst im Jahre 1981 ein neues Wappen angenommen, nachdem Dürrfeld und Ober- und Untereuerheim eingemeindet worden waren. Die Beschreibung:
"In Weiß über schwarzer, mit fünf Zinnen besetzter und mit einem goldenen Anker belegter Mauer, ein wachsender roter Keiler, der im Maule einen goldenen Schlüssel trägt"
DIe Symbole beziehen sich auf die geschichtliche Vergangenheit. So stammt der Keiler (Eber) aus dem Ebracher Klosterwappen, die farben Rot und Weiß sind die Farben des Hochstifts. Aus dem
alten Siegel Grettstadts stammt der Schlüssel des Kirchenpatrons St. Petrus; das Schloß Obereuerheim wird durch die fünf Zinnen angedeutet, eine frühere Fähre über den Main (Untereuerheim bis
1966) wird durch den Anker symbolisiert.
Dürrfeld
Dürrfeld wurde bereits 1971 nach Grettstadt eingemeindet.
Die erste urkundliche Feststellung des Bestehens von Dürrfeld stammt aus dem Jahr 1258; damals erwarb der Bischof von Würzburg, Iring von Reinstein, Güter in Dürrfeld, die dem Herren von Zabelstein dort gehörten.
Düürfeld nannte man früher auch Durnefeld, was auf eine Siedlung in einem trockenen Gelände hinweist (alte Bedeutung).
Die Kirche mit mächtigem Turm und das Rathaus aus der Renaissancezeit im Fachwerkbau bilden den Mittelpunkt des Ortes. Letzteres wurde 1594 erbaut. Im unteren Geschoss befindet sich eine offene Gerichtslaube.
Die Kirche ist ein Barckbau, der um 1700 herum entstand. Der Unterbau allerdings ist spätmittelalterlich. Der Turm steht auf dem Chor und wird durch eine etwas eigenartige Welsche Haube gekrönt.
Sehenswert ist die am Westende des Ortes befindliche Kreuzigungsgruppe unter zwei Linden.
Obereuerheim
Markantes Wahrzeichen Obereuerheims ist das mit drei großen Türmen ausgestattete Schloß, das den Ort überragt. Es stammt aus der Renaissancezeit, daneben die im 18. Jahrhundert Rokoko-Stil umgebaute Kirche, die bereits seit 1453 besteht und dem Hl. Laurentius geweiht wurde. Beeindruckend darin ist das Grabmal für Georg Christoph von Bibra. aus dem Jahr 1584. Das Schloß mit seinem mit Wappen geschmückten rechteckigen Innenhof wurde zu dessen Lebzeit erbaut.
Obereuerheim ist ein Ort, der später als Grettstadt entstanden ist. Erstmals wird es im Jahr 1152 in einer Würzburger Urkunde benannt mit dem Namen "Ureheim". Zu jener Zeit war ein Adelsgeschlecht oberhalb des Dorfes ansässig, das sich nach dem Ort benannt hatte. Man vermutet, dass der Name mit dem Ur-Auerochsen in verbindung zu bringen ist, der in dieser Gegend heimisch gewesen war.
Euerheim trennte sich namentlich erst im 13. Jahrhundert in Ober- und Untereuerheim.
Der erste bekannte Grundeigentümer von Euerheim ist König Heinrich VII, der im Jahr 1234 seine bestehenden Rechte im Ort an den Würzburger Bischof Hermann I. von Lodenburg abgetreten hat.
Unter den folgenden Besitzern, darunter Klöster und Adelige, sind die Herren von Heßberg und von Bibra hervorzuheben. Erstere haben noch heute ihren Sitz im Schloß.
1696 kam der Ort durch ein Tauschgeschäft an die Grafen von Schönborn, die auch die Vogtei und die Zehntgerichtsbarkeit übernahmen. Dies blieb so bis der Ort an Bayern fiel.
Die Gerichtsbarkeit ging Anfang des 19. Jahrhunderts wie die in Grettstadt zunächst an das Landgericht Gerolzhofen, dann von 1820 bis 1840 an das Schönborn'sche Parimonialgericht und endlich ab 1841 an das Landgericht Schweinfurt.
Untereuerheim
Mittelpunkt von Untereuerheim verfügt über schöne alte Gebäude mit interessant gestalteten Hofeinfahrten und einen schönen Ziehbrunnen aus alter Zeit, ergänzt um eine über 175 Jahre alte Dorflinde. Eine weitere Linde vor der Schule ist einst dem Fürsten Bismarck geweiht worden.
Die Dorfkirche St. Gallus wurde erst im 19. Jahrhundert in neugotischem Stil errichtet. Älter ist nur der von der Vorgängerkirche stammende Turm mit seinem unverkennbaren spitzen Julius-Echter-Helm.