Die Heldentat eines Sennfelders
aus: Geschichte der fränkischen Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld
veröffentlicht in: Bayernheft nr.21 Schweinfurt und Haßgau
nach Weber
Es war in den sogenannten Koalitionskriegen. Schweinfurt und Sennfeld waren von der französischen Division Lefevre besetzt. Am 1. September 1796 standen sich österreichische und französische Vorposten zwischen Gochsheim und Sennfeld gegenüber, und hier kam es auch am 2. September zu einem Gefecht, das den ganzen Tag anhielt und die Räumung Sennfelds zur Folge hatte. Während der Nacht mussten die Bewohner von Gochsheim, Schwebheim und Röthlein große Feuer unterhalten, um die Zahl der Österreicher bedeutender erscheinen zu lassen.
Am 3. September erlitt der französische General Jourdan, der bei Pleichfeld-Kürnach-Estenfeld stand, eine schwere Niederlage und musste sich über Arnstein, Brückenau und Fulda gegen die Lahn
zurückziehen, und damit war auch die Stellung der Division Lefevre unhaltbar. Sie räumte in der Nacht vom 3. auf 4. September und trat über Hammelburg den Rückzug an. Die Nachhut verließ
Schweinfurt nachts gegen 3 Uhr, gerade noch zur rechten Zeit; denn die Österreicher hatten eine Überrumpelung der Stadt für die gleiche Nacht geplant.
Um 12 Uhr nachts fragte ein österreichischer Husarenoffizier im Sennfelder Pfarrhause nach einem klugen und verlässigen Manne, der den Mut habe zu erkunden, wie es um die Schweinfurter
Brücken stehe und wie stark die französische Besatzung sei. Von dem Rückzug der Franzosen war noch nichts bekannt; so war nicht leicht jemand für das Wagnis zu finden. Da meldete sich der ledige
Gemeindehirt Jakob Werner und erklärte sich bereit, die Tat zu vollbringen.
In Begleitung dreier Husaren, die ihn auf freiem Felde Treue schwören ließen, kam er bis ans Weidenwehr, schlich sich dann zum Fahrhaus und überzeugte sich durch Steinwürfe, dass hier keine
Franzosen stünden. Dann kroch er unter der langen Brücke durch und watete weiter unten durch den Mainarm. Hier fand er die Gärten von Franzosen besetzt, die sich zum Abmarsche rüsteten. Werner
schlich jetzt wieder zurück und erstattete den in der ersten Wehr wartenden Husaren Bericht.
Als ihm für die gute Nachricht ein Laubtaler geboten wurde, sagte er: " Für Geld ist mir mein Leben nicht feil; gerne aber wage ich es für den Kaiser."